des Verkehrs nicht Schritt haltende Vermehrung des Wagen⸗ parks der Staats⸗Eisenbahnen zurückgeführt worden.
Die Staats⸗Eisenbahnverwaltung ht bei der Ver⸗ anschlagung der Wagenbeschaffung von Grundsatz aus, daß ihr . nicht bloß dem durchschnittlichen darf, sondern auch den gesteigerten Anforderungen, die erfahrungs⸗ mäßig bei dem großen Verkehr der Herbstmonate gestellt werden, . muß. Es würde aber mit den Grundsätzen einer richtig geleiteten Wirthschaftepolitik nicht wohl in Einklang zu bringen sein, darüber hinaus den Wagenbestand so zu bemessen, daß er auch ausreicht für außer⸗ ordentliche Anforderungen, die nach den sorgfältig angestellten Beobachtungen im Ganzen selten und nur auf kurze Zeit, meist infolge elementarer Ereignisse, Betriebsstörungen u. s. w. ein⸗ treten . ö ö
Nun hält sich zwar bis jetzt der vorzugsweise in Betracht kommende Versand von Kohlen und Koks nur auf der Höhe des vorigen Jahres; dagegen ist bei der unverkennbaren, günstigen Entwickelung bedeutender Industriezweige gegenwärtig eine erhebliche Zunahme des Verkehrs in anderen Gütern wahrnehmbar. Dazu tritt der Umstand, daß die schiffbaren Flüsse in diesem Herbst einen so nie⸗ drigen Wasserstand haben, wie dies seit 4. als 10 Jahren nicht der Fall gewesen, und infolge de en der Schiffahrtsverkehr übexaus eingeschränkt worden ist. Selbst wenn nur ein kleiner Theil des maͤchtigen, durch die Wasser⸗ straßen vermittelten Verkehrs in der Herbstzeit den Eisen⸗ bahnen zugeführt wird, so wächst der Wagenbedarf damit ganz erheblich. Während beispielsweise der Wagenumschlag dei den Kohlensendungen nach den Rheinhäfen Duisburg und Ruhrort sich in 48 bis 60 Stunden vollzieht, nimmt die Be⸗ förderungsdauer der jetzt ganz von der Eisenbahn nach Süd⸗ deutschland und den Niederlanden auszuführenden Verfrach⸗ tungen mit der Rückleitung der leexen Wagen 5 bis 6 Tage in Anspruch. Es steigt zwar nicht die Zahl der beförderten Tonnen, wohl aber die der Tonnenkilometer und der Wagen⸗ tage und damit die Zahl der erforderlichen Wagen, die für jenen Verkehr fast ausschließlich von der preußischen Staats⸗ bahn zu stellen sind. . l
Unwirthschaftlich und unbillig zugleich würde aber das Verlangen sein, daß die Eisenbahnen sich auch auf die Be⸗ wältigung eines Verkehrs einrichten sollten, der sonst in dieser * und zwar in immer zunehmendem Maße von den
asserstraßen vermittelt wird.
Der Bestand an offenen Wagen betrug:
gegen das Vorjahr mehr Proz.
Stück
121 565 129 164 140 062 143 309 149443 150 345
. 1894 154 430
1894 gegen 188883. 32 865
Zieht man noch das Ladegewicht der Wagen in Vergleich, so ergiebt sich sogar eine Zunahme von 47,6 Proz.
Das Ladegewicht der offenen Güterwagen betrug nämlich:
am 1. Oktober 1888 1216996 t, ö . 1ẽ796449 t.
Die Staats-Eisenbahnoerwaltung hat mit nicht geringen Kosten in den letzten Jahren bei rund 35 0900 offenen Wagen das Ladegewicht von Jost auf 125 t erhöht und an neuen Wagen nur noch solche von 15 t Ladegewicht beschafft.
Einen ziemlich zuverlässigen Maßstab für die Vermehrung des in offenen Wagen zu bewältigenden Güterverkehrs bietet der Kohlen⸗ und Koksversand aus dem Ruhr⸗ und dem ober— schlesischen Bezirk. Derselbe stellte sich, wie folgt:
ͤ
1. Oktober 1888 1 1889 . 1890 4 1891 1 1 1
XG C 0
D oe do
1892 1893
o On
——
8 ö.
gegen das Vorjahr mehr / weniger Proz.
im Jahre Tonnen
37 703 420
33 037530
41 465 810
43 4891 910
42 130 880
44442970 1894 16366 650 .
1894 gegen 1888 8665250 23,0 Demnach weist der Kohlenverkehr eine Zunahme von 23 Proz, der Bestand der offenen Wagen eine solche von 2A Proz. und das Ladegewicht sogar von 47,6 Proz. auf.
Es darf hierbei daran erinnert werden, daß der Bestand an offenen Wagen im allgemeinen genügt hat, um den Ver— kehr in den beiden letzten Jahren abzuwickeln, ohne daß im Verhältniß zu der Zahl der gestellten Wagen sich ein nennens⸗ werther Ausfall gezeigt hätte.
Die Zunahme des Kohlenversands von der Ruhr betrug
im Jahre 1893 gegen 1899. 5,4 Proz. 18 w
1888 1889 1890 1891 1892 1893
. Or Ce . G C & der- O de di
—
tt lt *
. 2 2
In den vier Monaten September bis Dezember wurden
1893 1894 bei einer Gestellung von. 1151 522 1191276 Wagen nicht rechtzeitig gestelltt. 9969 1 d. i. arbeitstäglich im September 194 . Oktober 168 November 168 Dezember 48 , ür
z Oberschlesien gelang die Wagenstellung noch besser.
Die Zunahme des Kohlenverkehrs stellte sich dort im Jahre 1893 gegen 1892 auf 7,7 Proz. , .
Bei einer Gestellung in den Monaten September bis Dezember 1893 1894 I I -)) 8 255 ö d. i. arbeitstäglich im September —
Oktober 246 38632,
Der Bestand an gedeckten Wagen betrug:
gegen Stück das Vorjahr mehr Proz.
1. Oktober 1888 46 337 1. . . 47 461 1 i 50 973 1 . 52 680 1 1892 53 512 1 1893 53 453 1894 53 700
1894 gegen 1888 7363
Seit dem 1. Oktober 1894 sind hinzugetreten
an offenen Wagen 3560 Stück — 2.3 Proz. „gedeckten 9
sodaß am 1. d. M
15,9
157 998 offene Wagen,
58 675 gedeckte vorhanden waren. Aus abgeschlossenen Verträgen sind noch 4063 offene Güterwagen zu liefern. ] In den 4 letzten Jahren sind überhaupt 24993 Güter⸗ wagen im Werthe von 65115 438 6 neu beschafft, abgesehen von den für ausgemusterte Wagen neu beschafften 11 310 Stück im Werthe von 34 096 100 M6 Neben der Vermehrung des Wagenparks sind auch be⸗ sonders in den großen Kohlenbezirken die erforderlichen Gleis— erweiterungen vorgenommen. Für die 3 von Doppel⸗ gleisen, Gleiserweiterungen auf den Bahnhöfen, Herstellung von Aufstellungsgleisen u. s. w. sind in den letzten 4 Jahren
Bezirk 12 Millionen Mark verausgabt. .
Bei der Beurtheilung des Wagenmangels werden vielfach die Schwierigkeiten, die der Eisenbahn aus einer gleichmäßigen gerechten Wagenvertheilung erwachsen, unterschätzt. m wenigstens ein annäherndes Bild zu gewinnen, welche Auf— gabe der Eisenbahnverwaltung hierbei gestellt ist, vergegen⸗ wärtige man sich nur, daß im Bereich der preußischen Staats⸗ bahnen zur Herbstzeit täglich mehr als 60 999 Güterwagen zur Beladung gestellt werden, wobei die durchschnittliche Um— laufszeit zwischen Beladung und Wiederbeladung sich auf 31 / bis 4 Tage stellt. Ferner ist nicht außer Betracht zu lassen, daß erheblich mehr preußische Staatsbahnwagen auf den Strecken fremder Bahnen den Verkehr vermitteln, als um⸗ gekehrt fremde Güterwagen auf preußischen Linien benutzt werden.
Von den erwähnten 60 000 Wagen werden in dem engen Umkreis des Ruhrreviers allein nahezu ein Drittel der offenen Wagen mit rund 14000, in dem oberschlesischen Bergrevier 4800, im Saarbezirk 2000 offene Wagen täglich verwendet. Es muß also fast die Hälfte der täglich zu gestellenden offenen Wagen aus dem ganzen Staatsbahnbereich nach jenen räumlich eng begrenzten, aber von der Mehrzahl der Entladeorte weit entlegenen Bezirken zugeführt werden. Verschiebungen in der Richtung des Verkehrs, Auftreten neuer Versandorte, selbst geringfügige Störungen des Betriebs 2c. vermehren die Schwierigkeit der rechtzeitigen Gestellung.
Schon bei den im September zu Tage getretenen Schwierigkeiten in der Wagengestellung wurden seitens der Eisenbahnverwaltung alle zur Verhütung oder wenigstens Linderung eines Wagenmangels geeigneten Maßregeln ergriffen, die auch von dem gewünschten Erfolge begleitet waren. Bei der jetzt wieder außerordentlich 3 Nachfrage ist die pünktlichste Befolgung der gegebenen Vorschriften aufs neue eingeschaͤrft. Zur schleunigen Abfuhr der beladenen und leeren Wagen werden erforderlichenfalls Sonderzüge ein⸗ gelegt, der Nachtdienst auf ausgedehnten Strecken eingerichtet, die Wagenreparaturen beschleunigt u. s. w. Auch die Sonntagsruhe hat für den Güterverkehr wesentlich eingeschränkt werden müssen. Ihre Einführung beruht nicht auf gesetzlicher Ver⸗ pflichtung — nach der Gewerbe⸗Ordnung § 1051 finden die Bestimmungen über die Sonntagsruhe auf das Verkehrsgewerbe keine Anwendung. Bei der vor zwei Jahren erfolgten Aus—⸗ dehnung der Sonntagsruhe war von vornherein, wie dies seiner gen auch in der Mittheilung an den Landtag zum Ausdruck gebracht war, damit gerechnet, daß zu Zeiten des stärkeren Verkehrs eine Einschränkung bezw. Aufhebung der Sonntagsruhe sich als nöthig erweisen werde.
Von dem sonst beliebten Mittel zur Bekämpfung des Wagenmangels, das z. Zt. von anderen Eisenbahnverwaltungen noch zur Anwendung gebracht werden wird — der Kürzung der Ladefristen — ist seit dem Jahre 1889/90 von der Staats⸗ e , , ,, kein Gebrauch mehr gemacht worden. Sie hegt auch ig ie bestimmte Hoffnung, hierzu nicht durch die Gewalt der Verhältnisse genöthigt zu werden; sie glaubt aber auch, auf die thatkräftige Unterstuͤtzung der Betheiligten — möglichst schnelle Be⸗ und Entladung der Wagen, recht⸗ zeitige, dem wirklichen Bedarf ö Bestellung und thunlichste Ausnutzung des Ladegewichts — rechnen zu duͤrfen.
Eine nachdruͤckliche und erfolgreiche Ueberwachung des Wagenverkehrs und der Durchführung der zur Beschleunigung des Wagenumlaufs getroffenen Maßregeln ist durch die neue Verwaltungsordnung im weitesten Umfange gesichert. Die Betriebs-, Verkehrs-, Maschinen⸗Inspektoren sind mit den Ver⸗ hältnissen ihrer engeren Bezirke auf das genaueste vertraut und in der Lage, rasch Abhilfe bei vorkommenden Mißständen zu schaffen. Die in ihrer Zahl vermehrten, nunmehr mit der unmittelbaren Betriebsleitung betrauten Direktionen können zur Erzielung eines raschen Wagenumlaufs das zweckdienlich Erscheinende ohne weiteres selbst— ständig anordnen und ins Werk setzen. Abgesehen von der Vermehrung der Zahl der Wagenbureaux als Folge der Ver— mehrung der Direktionen, ist an der Vertheilung der Güter— wagen auf die verschiedenen Gruppen⸗Versandbezirke durch die neue Verwaltungsordnung nichts geändert. Aus genau abgegrenzten Gebieten kehren alle ent—⸗
behrlichen offenen, zum Kohlen- und Koksversand eeigneten Wagen soßun nach der Entladung, ohne Verfügung des Wagenbureaus abzuwarten, nach dem ober⸗ schlefischen, dem Ruhr⸗ bezw. Saarbezirk zurück. Das Wagen⸗ bureau zu Kattowitz und Saarbrücken, das Wagenamt zu Essen besorgen ganz in demselben Umfange und mit denselben Befugnissen wie bisher die Vertheilung der im Bezirk vor⸗ handenen und der zurückkehrenden leeren Wagen auf die einzelnen Verladestellen. In den mittleren Bezirken
November 154 149 Dezember — —
liegt die Wagenvertheilung der Direktion Magdeburg
im Ruhr⸗Kohlenbezirk fast 13 Millionen und im oberschlesischen —
*
ob. An der Aufgabe und an den Befugnissen des dieser Direktion beigeordneten Zentral-⸗Wagenbureaus ist ebenfalls nichts geändert. Es hat die Aufgabe, zwischen dem Bedarf und dem Ueberschuß der verschiedenen Direktionsbezirke den Ausgleich herbeizuführen, während die be, , ee. der einzelnen Direktionen die Vertheilung der erforderlichen Wagen auf die verschiedenen Stationen des Bezirks vorzunehmen aben.
h Die große Bedeutung einer pünktlichen und schnellen Versorgung der Verladestellen mit leeren Wagen wird in allen Kreisen der Staats⸗Eisenbahnverwaltung vollauf ge⸗ würdigt. Bei der so oft erprobten Pflichttreue und dem Diensteifer aller betheiligten Beamten darf eine baldige Besserung in der Gestellung der verlangten, Wagen erwartet
werden.
Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts und . Angelegenheiten Dr. Schneider ist nach der Provinz Schlesien abgereist.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser ist gestern Nachmittag von Budapest wieder in Gödöllö eingetroffen.
Der „Pester Lloyd“ meldet: die Kaiserin befinde sich nicht ganz wohl; es habe sich bei Allerhöchstderselben infolge des naßkalten Wetters ein hartnäckiges Ischiasleiden wieder fühlbar gemacht und sich gestern derart gesteigert, daß zu ernsten Linderungsmitteln habe gegriffen werden muͤssen. Infolgedessen sei die Kaiserin gezwungen, statt am Ende des Monats bereits in dieser Woche nach Wien zu reisen, um einen Arzt für Massagekuren zu konsultieren.
Das „Vaterland“ veröffentlicht ein Antwortschreiben des Papstes auf die Adresse der österreichischen Bischöfe anläßlich der Feier des 20. September. In dem Schreiben hebt der Papst hervor, daß es anläßlich dieser Feier sich von neuem gezeigt habe, wie kräftig die Ergebenheit der Völker dem römischen Pontifikat gegenüber sei und daß über die Reklamation der Rechte des Heiligen Stuhls unter den Katholiken volle Uebereinstimmung herrsche. ee, heißt es in dem Schreiben, daß die Verbindung und Uebereinstimmung mit dem Papst ein großes Prinzip des Heils enthalte und heute besonders wichtig sei, wo der päpstliche Stuhl einen so heftigen Sturm seiner Feinde erleide.
Prinz Karl zu Schwarzenberg hat sein Mandat zum Reichsrath aus privaten Beweggründen niedergelegt. — Bei der Er an r wa, der Görzer Handelskammer zum Reichs⸗ rath erhielt Prinz Egon zu Hohenlohe sämmtliche Stimmen.
Die Wiener deutschnationalen Blätter melden aus Prag, daß die Versammlung der Vertrauens männer der deutsch⸗ nationalen Partei Böhmens einmüthig die Bildung einer deutschen Volkspartei für Böhmen beschlossen und das betreffende Programm angenommen habe. Hinsichtlich der . Landtagswahlen sei beschlossen worden, an der für den 27. Oktober ausgeschriebenen Versammlung der Vertrauensmänner der liberalen Parteileitung nicht theilzu⸗ nehmen, wohl aber bedingungsweise an den Berathungen des deutschen Landtagsklubs. In mehr als 20 Bezirken würden eigene Kandidaten aufgestellt werden.
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Ober— hauses erklärte der Kultus-Minister Wlassiecs bei der De⸗ batte über den Gesetzentwurf, betreffend die freie Religions⸗ übung, gegenüber dem Grafen Ferdinand Zichy, der die Streichung des 5 22 verlangt hatte: die Regierung halte entschieden an diesem Paragraphen fest, damit die Parität
der israelitischen Religion expressis verbis in der Vorlage
enthalten sei. Der Paragraph wurde sodann mit 126 gegen 113 Stimmen angenommen.
Die Nationalpartei und die Unabhängigkeits— partei beschlossen, wegen der Vorfälle in Agram heute zu interpellieren.
Vor dem Klublokale der Nationalpartei und der Unab⸗ hängigkeitspartei erschienen gestern ungefähr 200 Studenten, welche außer Hochrufen auf den Grafen Apponyi und ein un⸗ abhängiges Ungarn auch Rufe „Abzug Banffy“, „Abzug Kroaten“ ausstießen. Die Polizei zerstreute die Manifestanten und ver⸗ haftete drei von ihnen, die aber nach Abgabe ihres Nationale wieder freigelassen wurden.
Der Gemeinderath von Agram hat den Minister⸗ räsidenten Baron Banffy und den Banus Grafen Khuen⸗ éderväry zu Ehrenbürgern gewählt und außerdem be—
schlossen, daß die gesammte Bürgerschaft ihrer Entrüstung und ihrem tiefen Bedauern über die von einem Theile der Universitätsjugend hervorgerufenen Skandale Ausdruck geben und dies dem Minister⸗-Präsidenten Baron Banffy zur Kenntniß bringen solle.
Großbritannien und Irland.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, Lord Salisbury habe angesichts der Thatsache, daß die Regierung von Venezuela wegen der Vorgänge im Januar, bei denen die englische Fahne heruntergerissen, sowie englische Unter⸗ thanen festgenommen und mißhandelt worden seien, weder um Entschuldigung gebeten, noch Genugthuung angeboten habe, nunmehr der Regierung von Venezuela mitgetheilt, welche Genugthuung England verlange. Siehe die gestrige Nr. d. Bl.) Diese englische Mittheilung sei an dem Ort der Bestimmung noch nicht angelangt, auch weder durch
den Konsul von Venezuela in London noch durch irgend
welche andere diplomatische Vermittlung übergeben worden. Dieselbe sei in einem sehr energischen, durch die Umstände gebotenen Tone gehalten. England werde Venezuela nicht gestaiten, die durch die Flüsse Cuhuni und Amascura gebildete Grenze zu überschreiten, sei jedoch geneigt, die Frage wegen des über diese Grenze hinaus von England beanspruchten Gebiets einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Frankreich.
In der Budgetkommission, welche gestern Abend zu einer Sitzung zusammengetreten war, berichtete der Marine Minister Besnard, daß das Programm für die Vergroöhe— rung der Kriegsmarine dahin abgeändert sei, daß nicht. mehr als jährlich 8H, Millionen Francs zu bewilligen sein würden; indessen sei es unerläßlich, daß Frankreich seine Stellung im Mittelmeer und im Norden behaupte. Hierauf lehnte die Koem— mission den Antrag des Berichterstatters Pelletan ab, dann sein Amt niederlegte.
Italien.
Ein Telegramm der „Agenzia Stefani“ aus Lissabon meldet, der Minister des Auswärtigen Soveral habe dem italienischen Geschäftsträger Cariati erklärt, daß der spontane
ute Wille Portugals durch die offizielle und öffentliche An⸗ ündigung des Besuchs des Königs von Portugal beim Quirinal seitens des Gesandten in Rom de Carvalho e Vas⸗ concellos bewiesen worden sei. Man habe aber angesichts der Wahrscheinlichkeit der Abberufung des Nuntius vor der Gefahr innerer Verwicklungen vielleicht der schwersten Art Halt machen müssen. Der italienische Geschäftsträger Cariati habe, nach seinen Instruktionen, erwidert, daß die italienische Regierung die peinliche Lage, in der Portugal sich zu be— finden erkläre, anerkenne und den freundschaftlichen Wunsch ausspreche, es möge die Unabhängigkeit seiner Politik wieder erlangen. Inzwischen werde sich die italienische Gesandtschaft in Lissabon auf die Erledigung der lau⸗ fenden Geschäfte beschränken. Die „Tribuna“ erfährt, der portugiesische Gesandte beim Quirinal Carvalho e Vasconcellos sei bisher von seiner Rezierung nicht beauftragt worden, dem Minister des Aeußern Baron Blanc irgend welche Mittheilung über die zukunftigen Be— iehungen der portugiesischen Gesandtschaft zu der italienischen . zu machen. Das Blatt fügt hinzu, die italienische Regierung werde gegenüber dem portugiesischen Gesandten in Rom dieselbe Haltung einnehmen, die der italienische Ge— sandte in Lissabon der portugiesischen Regierung gegenüber zu bewahren beauftragt sei. Es werde daher gewiß irgend eine Erklärung erfolgen.
Der Papst empfing gestern Mittag den Groß fürsten Konstantin van Rußland sowie die Herzogin Wera nebst den Herzoginnen Elsa und Olga von Württemberg. Die feierliche Audienz währte dreiviertel Stunden. Darauf begrüßten die Fürstlichen Herrschaften den Kardinal Ram— polla, welcher den Besuch am Nachmittag erwiderte.
Spanien. .
Dem Madrider „Imparcial“ ist aus Washington die telegraphische Meldung zugegangen, daß die Anhänger des Präsidenten Cleveland, um seine Popularität zu sichern, bei den nächsten Wahlen die Anerkennung der cubanischen Au fständischen als kriegführende Partei vorschlagen würden. Weiter heißt es in der Meldung, daß der Kongreß in seiner nächsten Tagung darüber beschließen werde, und daß der Präsident die Eigenschaft der cubanischen Aufständischen als kriegführende Partei anerkennen werde. Dem gegenüber hat, dem „W. T. B.“ zufolge, der Gesandte der Ver⸗ einigten Staaten dem Minister des Auswärtigen erklärt, es berechtige nichts zu dem Glauben, daß die Ver⸗ einigten Staaten daran dächten, die cubanischen Insurgenten als kriegführende Macht anzuerkennen.
Türkei.
Der britische Botschafter Sir Ph. Currie wird am Donnerstag Konstantinopel mit einem mehrwöchigen Urlaub verlassen.
Die Pforte bestätigte gestern den Interventions— mächten in einer Note die vereinbarten Reformen unter Beilage eines türkischen Memorandums. In der gestern in den türkischen Blättern veröffentlichten amtlichen Mitthei— lung fehlen, wie ‚W. T. B.“ berichtet, die separat vereinbarten Punkte, welche in dem Kundmachungs-Dekret aufgeführt werden sollten, und zwar: die Ernennung und die Mission des Ober⸗Kommissars und seines Adlatus, die Ausdehnung der Amnestie vom 253. Juli auf die freie Rückkehr der ausge⸗ wanderten und ausgewiesenen Armenier, und die Anwendung der Reformen auf ganz Anatolien. Ferner fehlen folgende Punkte des angenommenen Reformreglements: die Ernennung christlicher Beiräthe bei den Gouverneuren und Kaimakams, die Bestimmungen, betreffend die Auswahl dieser Beiräthe, einige nähere Bestimmungen über die Organisation der Bezirks- und Gemeinderäthe, der Ortsgerichte, der Polizei und Gendarmerie, schließlich die Errichtung der Kontrolkommission, bestehend aus christlichen und mohamedanischen Mitgliedern, mit welcher die Botschafter unmittelbar durch ihre Dragomane im Rahmen der festgesetzten Reformen verkehren können, und welche eventuell aufgelöft werden kann.
In allen armenischen Kirchen Konstantinopels wurden beruhigende Kanzelreden gehalten und bekannt gegeben, daß viele Wünsche der Nation ersüllt seien; auch vom Patriarchen wird ein beruhigender Hirtenbrief erwartet.
Nach einer in Tiflis eingetroffenen Meldung aus Erzerum habe das Irade über die armenischen Reformen unter den Armeniern große Freude hervorgerufen. Es seien strenge Maßnahmen zum Schutze der Armenier gegen die Kurden und Türken getroffen worden. Gerüchtweise verlaute, Schakir Pascha sei nach Konstantinopel berufen.
Die Meldung der „Times“ von bereits erfolgten und anderen in der Vorbereitung begriffenen Verstärkungen der Garnison von Konstantinopel ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, unbegründet. Diese und andere derartige Meldungen seien wohl darauf zurückzuführen, daß gegen⸗ wärtig in allen Garnisonorten die Rekruten des diesjährigen Jahr⸗ gangs einträfen. Wenn auch unverkennbare Anzeichen vorhanden seien, daß die Erregung der mohamedanischen Bevölkerung noch nicht . sei, so könnten doch andererseits die Meldungen der englischen Presse über eine große, in der mohamedanischen Welt sich bemerkbar machende Gaͤhrung als starke Uebertreibung bezeichnet werden.
Schweden und Norwegen.
Der norwegische Ministerrath hat, wie W. T. B.“ aus Christiania erfährt, gestern das Universitäts⸗Budget angenommen, ohne daß jedoch dabei die konstitutisnelle Macht⸗ vertheilung rücksichtlich der Besetzung der Professorenämter geändert worden sei.
Asien.
Eine Depesche der New⸗Yorker „World“ aus Fu⸗tschou dom 20. d. M. besagt, daß 14 Gefangene, welche an den Metzeleien in Kutscheng betheiligt gewesen seien, am nämlichen Tage hingerichtet werden sollten. Vier verurtheilte Rädels⸗ führer würden Mittwoch von Kutscheng nach Fu⸗tschou gebracht werden, um dort hingerichtet zu werden.
Die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ erfährt von authen⸗ tischer Seite, der russische Gesandte in Korea habe keine amtlichen Schritte bei der koregnischen Regierung unter⸗ nommen, obgleich der ungesetzliche Zustand Koreas von Ruß⸗ land nicht anerkannt oder gebilligt werde. Der New⸗YJorker, World“ wird aus Tokio gemeldet, die lapanische Regierung gebe zu, daß die Japaner sich in
Korea Unregelmäßigkeiten hätten zu Schulden kommen lassen, und daß sie — die Regierung — durch die ersten Berichte der bei den Unruhen, an denen die Soshi nicht theilgenommen hätten, be— theiligten Beamten getäuscht worden 9 Die japanischen Truppen, welche Tai⸗Won⸗Kun in den Palast begleitet, hätten es unterlassen, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Der Vicomte Miura werde grober Nachlässigkeit beschuldigt, welche den Gegenstand einer Untersuchung bilden werde. Mehrere Verhaftungen seien bereits vorgenommen worden, andere stünden noch bevor. Die e . Regierung wolle nichts verheimlichen, sondern wünsche über die Vorgänge, ohne Rücksicht auf die dabei Betheiligten, volles Licht zu verbreiten. — In der Depesche heißt es ferner, der Marquis Ito habe am Sonnabend Ok uma einen 6 abgestattet und ihn ersucht, wieder in das Ministerium einzufreten.
Afrika. Aus Tanger ist in Paris die Nachricht eingetroffen, daß der Sherif von Uesan *r Mohamed, ein Bruder des Sultans, gestorben sei.
Kunst und Wissenschaft.
Im Verein für deutsches Kunstgewer be werden morgen, Mittwoch, Fabrikate von Steinpappe und Vergolder⸗Arbeiten zur Aus- stellung gelangen, deren Fabrikation Herr Carl Röblich erläutern wird. Die Sitzung findet im großen Saale des Architektenhauses Abends 87 Ubr statt.
Aus der für ein Denkmal Ludwig Richters in Dresden ausgeschriebenen Wettbewerbung gingen als Sieger hervor die Bildhauer E. Kircheisen in Braunschweig (1. . P. Pöppel mann in Dresden (2. Preis) und G. Albertshoser in München (3. Preis). Zum Ankauf für je 300 16 wurden die Arbeiten der Herren B. Fischer, z. 3. in Florenz, A. Lehnert und R. Lange in Leipzig, P. Reuter und J. Wefing in Berlin empfoblen. Die 33 eingegangenen Entwürfe sind bis zum 25. d. M. im Königlichen . der Gipsabgüsse (Albertinum) zu Dresden öffentlich aus— gestellt. =
— Aus Darmstadt meldet W. T. B.“, daß die Jury zur Beurtheilung der für das Denkmal des Großberzogs Ludwig 1X. in Darmstadt eingesandten Modelle dasjenige des Professors Schaper in Berlin als zur Ausführung am geeignetsten bezeichnet habe.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand und Ernteschätzung in Preußen um die Mitte des Monats Oktober 1895.
Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistischen Bureaus berechtigte um die Mitte des Monats Oktober die Ernte in Kartoffeln und Klee sowie der Stand der jungen Saaten in Preußen zu fol⸗ genden Erwartungen (Note Nr. 1: sehr gut, Nr. 2: gut, Nr. 3: mittel (durchschnittlich, Nr. 4: gering, Nr. 5: sehr gering): Kar⸗ toffeln 24 (im September 26), Klee (auch Luzerne) 8 (im Sep— tember 2,9), junger Winterweizen 2,6 (im September 2.8), Winter— spelz 3,0 (im September 2,7), Winterroggen 2,6 (im September 2,8), junger Klee 2,9 (wie im September). Der Ertrag der letzten Ernte wird auf. Grund von Probedrüschen für Winterweizen auf 1769 kg (im vorigen Jahre 1694, wäbrend eine Mittelernte zu 1589 kg vom Hektar anzunehmen ist), fär Sommerweizen auf 1564 kg (gegen 1649 im vorigen Jahre), für Winterspel auf 1353 kg (gegen 1474 im vorigen Jahre) und für Sommergerste auf 1743 kg vom Hektar geschätzt (im vorigen Jahre 1814 kg, während eine Mittelernte zu 1493 kg vom Hektar anzunehmen ist). .
Erläuternd wird hierzu in der Stat. Korr.“ bemerkt
Auf anhaltende Trockenheit folgte zu Anfang Oktober in den meisten östlichen Provinzen Regen; nur in den Regierungsbezirken Posen und Oppeln feblt es in einzelnen Berichtsgebieten auch jetzt noch an genügenden Niederschlägen. Im westlichen Theil des Staatsgebiets haben insbesondere die Provinzen Sachsen, Hessen— Nassau, das Rheinland und Hohenzollern bis in die jüngste Zeit trockenes Wetter gehabt, und erst in den letzten Tagen ist auch dort der für die Wintersaaten überaus nöthige Regen gefallen. Ueber zu große Nässe kommen Klagen aus der erk Schleswig⸗ Dolstein. — Während nach den Septemberberichten der durch die Mäuse angerichtete Schaden sich nur auf die Regierungsbezirke Liegnitz, Merseburg und Erfurt beschränkte, zeigen sich dieselben jetzt auch in den übrigen Landestheilen, jedoch in geringerer Anzahl als in den oben genannten, wo sie in einzelnen Gegenden in solchen Mengen auftreten, daß sie aller Vertilgungsmaßregeln spotten. Auch im Ober- amtsbezirk Sigmaringen haben dieselben dermaßen überhand ge⸗ nommen, daß ihre Vertilgung durch die Polizeibehörde angeordnet werden mußte.
Die Kartoffeln konnten zum größten Theil bei gutem Wetter geerntet werden; nur auf großeren Besitzungen hat die Ernte, zum theil aus Mangel an genügenden Arbeitskräften, zum theil auch wegen der in der letzten Zeit eingetretenen starken Niederschläge, noch nicht zu Ende geführt werden können. Beim Ausnehmen der⸗ selben hat sich herausgestellt, daß der Ertrag ein besserer war, als man erwartete, und zwar gilt dies in höherem Maße für den Osten als für den Westen. Sind die Knollen auch vielfach klein geblieben, so wurde durch die Menge derselben der Ausfall gedeckt. Insonderbeit in Ost⸗ und Westpreußen ist die Ernte eine überaus reichlichh gewesen. Aus dem fünften Berichtsbezirk des Kreises Preußisch⸗Stargard wird mitgetheilt, daß die diesjährigen Erträge die höchsten gewesen sind, welche in den letzten zwanzig Jahren erzielt wurden; einzelne Sorten haben Erträge bis zu 20 000 kg und darüber vom Hektar ergeben. Noch höhere Erträge, bis zu 29 500 kg vom Hektar, werden aus dem Kreise Halle in Westfalen gemeldet. Auch die Beschaffenbeit der Kartoffeln ist in diesem Jahre eine ungleich bessere als im Vorjabre. Der Antheil der erkrankten Kartoffeln an der Gesammternte ist besonders im Osten ein geringer; im Westen neigen dieselben infolge der häufigen Niederschläge mehr zur Fäule, und zwar die frühen Sorten in höherem Grade als die späten. Be— mängelt wird mehrfach der geringe Stärkegehalt der Kartoffeln. Auch die Haltbarkeit wird insbesondere in den Gegenden bezweifelt, wo die Kartoffeln zweimüchsig und infolge dessen nicht reif geworden sind.
Der vorjährige Klee wird in den meisten östlichen Provinzen noch als mittel“ bejeichnet. Ungünstiger lauten dagegen die Angaben aus den Regierungsbezirken Posen, Bromberg und Breslau, sowie aus den Regierungsbezirken Wiesbaden, Koblenz und Sigmaringen, während im ganzen übrigen Westen die Noten über das Mittel hinausgehen.
Wenig erfreulich lauten die Berichte zum theil über den jungen Klee, wenngleich auch hier gegen den Vormonat eine kleine Besserung eingetreten ist. In den Regierungsbezirken Posen, Bromberg und Breslau haben große Flächen umgepflügt werden müssen. Die Note für Klee bleibt hinter der des Vorjahres im gleichen Berichtsmonat um neun Zehntel zurück. J
Die Befstellung des Ackers zur Wintersaat wie die Vorbereitung der Felder zur Frühjahrsbestellung hat, nachdem es fast überall aus⸗ reichend geregnet hat, im wesentlichen zu Ende geführt werden können. Mehrfach zurückgeblieben ist dieselbe noch in Theilen von Sachsen, Hessen⸗Nassau und der Rheinprovinz. Der Stand der jungen Saaten ist, zumal in den östlichen Provinzen, gegen den Vormonat besser ge⸗ worden. Infolge der Hitze im September waren die zur Saat bestimmten Felder, insbesondere in Gegenden mit leichtem Boden, zu trogten, in Gegenden mit schwerem zu hart und stückig geworden, sodaß die Winter⸗ saaten zunächst nur e, ,. aufgingen; aber die späteren reich lichen Niederschläge halfen vielen Pflanzen nach. Besonders in Ost⸗
und Weftpreußen stehen die Saaten gut und gehen kräftig in den Winter. Der Winterweizen, welcher in den rechtselbischen Bezirken bereits eine kräftige Entwicklung zeigt, hat in den linkselbischen zum theil noch nicht gesäet werden können. Die Aussaat des Winter⸗ roggens ist überall beendet. Im allgemeinen steben die Roggensaaten in den öftlichen Provinzen kräftiger als in den westlichen. Hin und wieder werden dieselben von Schnecken und Maden beschädigt.
Was die Ernteschätzungen der bei der Oftoberermittlung in Frage kommenden Halmfrüchte anbetrifft, so hat eine Anzahl von Be⸗ richterstattern Angaben über die zu erwartende Ernte nicht machen kõnnen; zum ti? fehlte es zum Dreschen an Zeit, da die Bestellung der Wintersaaten alle verfügbaren Arbeitskräfte in Anspruch nahm, zum theil wollte man bei den niedrigen Getreidepreifen eine güũnstigere . für den Verkauf abwarten. Die Schätzungen wurden meist unter dem ausdrücklichen Vorbehalt abgegeben, daß dieselben sich nur auf einen kleinen Theil der Ernke bezögen. Am Winterweizen wurde besonders in Ostpreußen viel Brand beobachtet. Englische Sorten haben zumeist sehr hohe Erträge gegeben; doch wurden dieselben, weil sie dem Winter weniger gut wider⸗ stehen, bisher nur in geringem Umfang angebaut. In 2491 ein- gegangenen Berichten liegen 1897 Schätzungen des Ertrags nach Probedrüschen vor. Der Regierungsbezirk Schleswig hatte mit 2414 kg den höchsten, der Regierungsbezirk Gumbinnen mit 1292 Eg den niedrigsten Hektarertrag. Letzterer geht in den meisten Regierungs⸗ bezirken über eine Mittelernte hinaus; er übertrifft im Staatsdurch. schnitt den des Vorjahres um vier, den einer Mittelernte, wie solche für den Staat nach den kreisweise aufgestellten Schätzungen der land⸗ wirthschaftlichen Vereine aus dem Jahre 1892 unter Berũcksichtigung der Ankauflächen der einzelnen Regierungsbezirke nach zehnjãhrigem Durchschnitt ermittelt worden ist, um elf Hunderttheile.
Der Ertrag des Sommerweizens ist in vielen Bezirken hinter der 1394er Ernte zurückgeblieben, im Staatsdurchschnitt um sechs vom Hundert. Dasselbe gilt vom Winterspelz, dessen Minderertrag gegen das Vorjahr neun Hunderttheile beträgt. Die Sommergerste hat, wenige Regierungsbezirke ausgenommen, geringere Erträge ergeben als 13894. auch ist die Beschaffenbeit derselben messtens gering. Ueber die Erträge liegen 1801 Schätzungen vor; hiernach schwankien diefelben zwischen 2533 kg im Regierungsbezirke Magdeburg und 1319 Eg im Regierungsbezirke Gumbinnen. Der Hektarertrag stellt sich um vier Hunderttheile niedriger als im Vorjahre, übertrifft aber eine Mittel ernte noch um sechzehn Hunderttheile.,
J Saatenstand in Dänemark. In Dänemark hat die Wintersaat, infolge der reichlichen Nieder⸗ schläge während der letzten Wochen, allem Anschein nach sich faßft überall gut entwickelt.
Handel und Gewerbe.
. Zwangs Berfteigerung en.
Beim Königlichen mts gericht 1 Berlin stand am 19. Oktober das Grundstück in der Blücherstraße 61, der Stifts⸗ dame Fräulein Wanda von Daum gehörig, zur Versteigerung; Fläche 11,63 a; Nutzungswerth 22 340 ½ ; Ersteher wurde mit dem Gebot k O00 * der Stadtrath Caspar Lachmann, Thiergarten⸗ straße 17.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen ferner am 21. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Rathhausstraße 4, Ecke Jüdenstraße 10.111, dem Architekten Emil Vollstaedt gehörig; Fläche 426 a; Nutzungswerth 13 350 ; mit dem Gebot von 240 160 S blieben die Kaufleute Max Kall⸗ mann zu Charlottenburg und Paul Sohns zu Berlin Meist— bietende. — Adolfstraße 16, dem Agenten Sie gm. Hau ck gehörig; Nutzungswerth 6200 Æ; mit dem Gebot von 95 006 S½ wurde die Frau Clara Nordmann zu Charlottenburg Ersteherin. — Stephanstraße 12, dem Maurermeister August Habel gehörig; Nutzungswerth 10 090 ; Ersteherin wurde die Frau Wwe. Mertz, Liegnitzerstraße 21, mit dem Gebot von 162700 6 — Bredow⸗ ge e, dem Schlossermeister Au gu st Kemnitz gehörig; Fläche 7,38 a; Meistbietende blieb die Handelsges. Max Priester zu Berlin mit dem Gebot von 78 000 66
Beim . Amtsgericht IL Berlin standen die nachbezeichneten rundstũcke zur Versteigerung: Grundstück Zu Deutsch⸗Wilmersdorf, Güäntzelstraße 26, Ecke Holsteinischestraße, dem Kaufmann ö. Pax zu Berlin gehörig; Flächenraum 11,99 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 12660 . Mit dem Gebot von 2185260 6 blieb der Kaufmann Louis Schleich zu Berlin, Lands⸗ bergerstraße 52 / 53, Meistbietender. — Grundstück zu Groß⸗Beeren, Dorfstraße 85 a, dem Pantinenfabrikanten Hermann Streichert gehörig; Flächenraum 746 a; Nußungswerth zur Gebäudesteuer 345 6; Meistbietender blieb der Federhäaͤndler Ludwig Heinrich zu Görlitz, Klosterstraße 1, mit dem Gebot von 7805 (6 — Grund stück zu Pankow, dem Zimmerpolier Wilhelm Rothhaar zu Berlin gehörig; Flächenraum 6,38 a; das geringste Gebot wurde auf 1584,90 ½ festgesetzt; mit dem Gebot von 1584,90 M blieb die Aktien⸗Gesellschaft für Grundbesitz und Hypotheken Verkehr zu Berlin, Dorotheenstraße 95, 96, Meistbietende. — Grund⸗ stück zu Weißen see, der Frau Makler Anna Hommel, geb. Koch, zu Grünau gehörig; Flächenraum 4,92 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 3020 M; mit dem Gebot von 48 500 6 blieb der Restaurateur Otto Zeppenfeld zu Berlin, Spandauerstraße 31, Meistbietender. — Grundstück zu Weißensee, dem Bauunternehmer Carl Rother in Bartelshof bei Fürstenberg in Mecklenburg gehörig; Flächenraum 645 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 23060 ; mit dem Gebot von 33 600 Se blieb der Tischlermeister Hermann Arendt zu Friedrichsberg, Rummelsburgerstraße 71, Meistbietender. — Grundstück zu Lübars, dem Kistenfabrikanten Eduard Seidel zu Berlin gehörig; Flächenraum 26,67 a; mit dem Gebot von 150 0 blieb der Rentier Karl Ihde zu Waidmannslust an der Nordbahn Meistbietender.
Verkehrs⸗Anfstalten.
Bremen, 22. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Fulda ist am 20. Oktober Abends in Southampton angekommen und hat die Reise nach Bremen fort⸗ gesetzt; er überbringt 94 Passagiere und volle Ladung. Der Schnell—⸗ dampfer Trave hat am 29. Oktober Nachmittags die Reise von Southampton nach New⸗Nork fortgesetzt. Der Schnelldampfer Ems ist am 19. Oktober Nachmittags von New⸗Jork nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer Hohenstaufen“ hat am 19. Oktober Nachmittags die Reise von Lifsabon nach Brasilien fortzeseß Der Postdampfer Wittekind‘ ist am 19. Oktober in Montevideo angekommen. Der Postdampfer Pf als ist am 20. Oktober Nachmittags in Antwerpen anze⸗ kommen. Der Postdampfer Weser“ ist am 20. Oktober Vormit⸗ tags von Antwerpen nach Bremen abgegangen. Der Reichs⸗Post⸗ dampfer Preußen“ ist am 20. Oktober Morgens in Genua an⸗ gekommen. Der Reichs Postdampfer Sachsen' ist am 20. Oktober Morgens in Genua angekommen. Der Reichs. Postdampfer Karls⸗ ruhen hat am 20. Oktober Nachmittags die Reise von Singapore nach Colombo fortgesetzt. ü
London, 21. Otftober. (W. T. B.) Der Union dampfer Trojan“ ist Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castledampfer Dunottar Castle“ ist Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Caftledampfer Hawarden Castle ist Sonnabend auf der Heim⸗ reise in Plymouth angekommen. Der Castledampfer Lismore Castle“ hat heute auf der Heimreise Madeira passiert.
Theater und Mufik.
Im Theater Unter den Linden haben die Proben zu Weinberger's (Komponisten der ‚Lachenden Erben“) Operette Die
Karlsschülerin' begonnen.