1895 / 254 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Deutscher Reichs ˖ Anzeiger

und

Königlich Preußischer Staats⸗A Anzeiger.

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M 2Z54.

Berlin, Mittwoch, den 23. Oktoher, Abends.

1895.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem General⸗Lieutenant z. D. von Mertens he Pfaffen⸗ dorf bei Koblenz den Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub,

dem Landes⸗Baurath der Provinz Sachsen Driesemann zu Merseburg den Rothen Adler-Orden vierter Klasse,

dem General⸗Lieutenant z. D. von Hoffmann zu Dres den, zuletzt von der Armee, den Königlichen Kronen⸗Orden erster Klasse,

dem Ober⸗Inspektor a. D. Lag es zu Hannover, bisher bei dem Königlichen Theater daselbst, dem emeritierten Schul— rektor Anders zu Zeitz, dem emeritierten Lehrer und Orga⸗ nisten Laufkötter zu Lippspringe im Kreise Paderborn, dem FüCürstlich stolbergischen Forstkassen⸗Rendanten Posnansky zu Kolonnowska im Kreise Groß⸗Strehlitz und dem Werft⸗Ober⸗ Bootsmann a. D. Richard Bensem ann zu Hannover den Königlichen Kronen⸗Orden vierter Klasse, ;

dem evangelischen Ersten Lehrer, Kantor und Organisten Thi nius zu Heldrungen im Kreise Eckartsberga und den emeritierten Lehrern ꝛc. Binder zu Hassel im Kreise Hoya, Leitzke zu Damerow im Kreise Naugard, Esperstedt zu Pehritzsch im Kreise Delitzsch, Voigt zu Hettstedt im Mans— felder Gebirgskreise, Hügelmann zu Zetzsch bei a m im Kreise Weißenfels, früher zu Frohndorf im Kreise Eckarts⸗ berga, und Bublitz zu Silberberg im Kreise Arnswalde den . der Inhaber des Königlichen Haus-Ordens von Hohen⸗ zollern,

dem Vollziehungsbeamten Carl Schäfer zu Soltau und dem Graͤflich Werthern'schen Schloßverwalter Brencke zu ng, im Kreise Eckartsberga das Allgemeine Ehren⸗ zeichen in Gold, .

dem Förster a. D. Gutzmann zu Galow im Kreise Neustettin, dem Gutsförster Hildebrandt zu Schönrade im Kreise Friedeberg N⸗M., dem Steuer-Aufseher a. D. Koeppen zu Bromberg, früher zu Neustadt bei Pinne im Kreise Neu⸗ tomischel, dem Krankenwärter und Diakon Bonin in der Diakonissen⸗Krankenanstalt zu Posen, dem bisherigen Schul⸗ diener und Ockonomen am Schullehrer⸗Seminar zu Reichen⸗ bach O-L. Blümchen, jetzt wohnhaft in Sagan, und dem Viehschaffer Johann Langer zu Krieblowitz im Kreise Breslau das Allgemeine Ehrenzeichen, sowie

dem Kunstmaler Hugo Jaeckel zu Spandau die Rettungs⸗-⸗Medaille am Bande zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem General⸗Major und Militär⸗Bevollmächtigten bei der Kaiserlich und Königlich österreichisch-ungarischen Botschaft an Allerhöchstihrem Hofe Freiherrn von Steininger den Stern zum Rothen Adler-⸗Orden zweiter Klasse zu verleihen.

Deutsches Reich.

Seine Majestät der Kaiser haben heute, den 23. Oktober, Nachmittags ein Uhr, im Neuen Palais zu Potsdam den bisherigen Königlich großbritannischen außer⸗ ordentlichen und bevollmächtigten Botschafter an Allerhöchst⸗ ihrem Hofe Sir Edward B. Malet in feierlicher Audienz zu empfangen und aus dessen , ein Schreiben Ihrer ajestät der Königin von Großbritannien und Ir⸗ land entgegenzunehmen geruyt, durch welches der genannte Bot⸗ schafter von diesem Posten abberufen wird. Der Audienz wohnte der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister Freiherr von Marschall bei. AUnmittelbar nach der Audienz wurde Sir Edward Malet die 5 des Empfangs bei Ihrer Majestät der Kaiserin zu theil.

Königreich Preußen.

Angekommen:

Seine Excellenz der General der Kavallerie Graf von Schlieffen, Geageral-Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Chef des Generalstabs der Armee.

Abgereist: Seine Excellenz der Staats⸗-Minister und Minister der Kistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗-Angelegenheiten D. Dr. Bosse, nach Hannover. .

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König besichtigten estern Nachmittag 3 / Uhr auf dem Platz vor dem Neuen alais das e gn later Ben ih .

Heute Vormittag hörten Seine Majestät von 9 Uhr ab die Vorträge des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen 6 Dr. von Lucanus und des Ministers des Königlichen Hauses von Wedel. Um 1 Uhr empfingen Seine Majestät den Königlich , Botschafter Sir Edward Malet in Abschiedsaudienz.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich haben sich heute Vormittag im Neuen Palais verabschiedet und sind mit dem fahrplan⸗— mäßigen Zuge um 11 Uhr 50 Min. von der Wildparkstation nach Kiel zurückgereist.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für andel und Verkehr und für Justizwesen, sowie die vereinigten usschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und

Verkehr hielten heute Sitzungen.

Der . Gesandte in Bukarest Graf von Leyden hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Ahwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations⸗-Sekretär der Kaiserlichen Gesandtschaft, Legations⸗ Rath von Schloezer als Geschäftsträger.

Der Königliche Gesandte in Darmstadt, Wirkliche Geheime Rath Graf Otto von Dönhoff ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Regierungs⸗-Assessor Graf zu Dohna in Cassel ist dem Königlichen Ober⸗Präsidium zu Breslau, der Regierungs⸗ Assessor Korth zu Hildesheim der e, . Regierung zu Cassel, der Regierungs⸗Assessor Dr. Lembke zu Düsseldorf dem Königlichen Ober-Präsidium zu Koblenz, und der zur Zeit mit der kommissarischen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Mörs betraute Regierungs⸗Assessor Dr. Schultz der Re⸗ gierung in Düsseldorf zur weiteren dienstlichen Verwendung uͤberwiesen worden.

Der bisher kommissarisch im Ministerium des Innern be⸗ schäftigte Regierungs⸗Assessor von Laer aus Koblenz ist mit der kommissarischen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Mörs, Regierungsbezirk Düsseldorf, beauftragt worden.

Der Regierungs⸗Assessor von Puttkamer aus Köslin ist dem Landrath des Kreises Niederung, Regierungsbezirk Gumbinnen, der Regierungs⸗Assessor öde aus Köslin dem Landrath des Kreises Inowrazlaw, der Regierungs⸗ Assessor Schlegelberger aus Gumbinnen dem Land⸗ rath des Kreises Goslar, der Regierungs⸗Assessor Schmidt aus Frankfurt dem Landrath des Kreises Marburg, der Regierungs⸗Assessor von und zur Mühlen aus Posen dem Landrath des Kreises Mayen und der Regierungs⸗ Assessor Bergmann dem Landrath des Kreises Mülheim a. d. Ruhr bis auf weiteres zur Hilfeleistung zugetheilt worden.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗ Kommando der Marine, ist S. M. S. „Arcona“, Kommandant Kapitän zur See Sarnow, gestern in Amoy angekommen; S. M. . „Bussard“, Kommandant Korvetten⸗-Kapitän Winkler, wird am 24. d. M. von Sydney nach Apia in See gehen.

Baden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat am Montag Nachmittag, wie die, Karlsr. Ztg.“ meldet, auf Schloß Baden den bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am württembergischen Hofe Frei⸗ herrn von der Pfordten in besonderer Audienz empfangen und aus dessen Händen ein Schreiben Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten von Bayern entgegengenommen, durch welches derselbe in gleicher Eigenschaft am Großherzog⸗ lichen Hofe beglaubigt wird. Der Audienz wohnte der 8 herzogliche Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Brauer bei. Der Gesandte wurde darauf von Ihrer König⸗ lichen Hoheit der Großherzogin empfangen und zur Groß⸗ herzoglichen Tafel gezogen.

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Sessen. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben heute ihre Residenz von Jagdschloß Wolfsgarten nach Darmstadt verlegt.

Lübeck.

Der König und die Königin von Griechenland sind von Kopenhagen gestern früh in Travemünde gelandet und haben nach kurzem Aufenthalt ihre Reise fortgesetzt.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Der Großherzog von Sachsen traf aus Heinrichau in Schlesien gestern inkognito in Wien ein und fuhr alsbald nach Venedig weiter.

Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von 9. aden sind gestern von Baden bei Wien nach Baden-Baden abgereist. . . ;

Die Session des österreichischen Reichsraths ist gestern eröffnet worden. Im Ab geordnetenhause widmete der Präsident Freiherr von Chlumecky zunächst dem ver⸗ storbenen Erzherzog Ladislaus einen warmen Nach⸗ ruf, den das Haus stehend anhörte, worauf er die Bildung des neuen Kabinets mittheilte. Sodann ergriff der Minister-Präsident Graf Badeni das Wort und erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, nicht etwa ein weitgehendes Programm, wohl aber das zur Drientierun weck⸗ dienliche vorbringen zu wollen. Die Regierung wolle keinen Zweifel lassen über die einzuschlagende Richtung, welche Irr⸗ wege sie zu meiden gedenke und mit welchen Mitteln sie zu arbeiten beabsichtige, um zum Ziele zu gelangen. Die Regie⸗ rung habe sich die Aufgabe gestellt, vor allem Bedingungen zu schaffen, unter denen der Gang der großen Maschine der Staatsverwaltung ein ungestörter, regelmäßiger und zeit⸗ gerechter bleiben könne. Da dies nur dann möglich sei, wenn ein friedliches Zusammenleben der zu einem Ganzen vereinigten Nationen Oesterreichs gesichert sei, so werde die Regierung allen Erscheinungen entgegenwirken, welche diesen Frieden zu beeinträchtigen geeignet seien, und durch ein ebenso entschiedenes wie wohlwollendes Vorgehen diesen Frieden herbeizuführen suchen. Die Regierung werde das Staatsinteresse, die österreichische Tradition und den österreichischen Geist thatkräftig fördern; sie vertraue ö e. darauf, daß die Völker Oesterreichs unter diesem Banner einer einigen, zielbewußten, wohlwollenden, aber ent⸗ schiedenen Regierung folgen würden. Zwei leitende Grundsätze seien hierbei . das Parlament ebenso wie für die Regierung maßgebend. Aktuell berechtigte, dem jeweiligen , der Entwicklung entsprechende Ansprüche, soweit sie sich in den Grenzen der staatsrechtlichen, finanziellen und wirthschaftlichen n. bewegten, sollten stets gerechte und wohlwollende

ürdigung finden, wenn sie auf gesetzlichem Wege geltend gemachk würden; dies könne und solle aber nur in der Art geschehen, daß die auf dem historischen Moment beruhende kraditionelle Stellung und langjährige, allen anderen Völkern voranleuchtende Kultur des deutschen Volks gebührende Beachtung finde. Diese künftige Gestaltung erscheine nicht als Gegen⸗ satz zur Vergangenheit; die Regierung wolle vielmehr, der histe⸗ rischen Vergangenheit treu, den Forderungen der Zukunft ö. werden. Die Erklärung präzisiert sodann die Stellung

es Kabinets zur böhmischen Frage. Die Regierung bringe der czechischen Nation volles Vertrauen entgegen, verzichte auf jede Rekrimination und habe, auf den glänzend erprobten Patriotismus des böhmischen Volks bauend, den ersten Ver⸗ trauensbeweis geliefert. Die Aufhebung des Ausnahme⸗ zustandes in Prag sei keine Konzession, sondern die Basis zur Schaffung normaler r Die Regierung rechne in dieser Beziehung auf die Mitwirkung des böhmischen Volks und seiner Vertreter. Gegenüber den Parteien des Hauses stehe die Regierung vollkommen frei da und gedenke es auch weiter zu bleiben. Dies sei jedoch nicht so zu verstehen, als ob die Regierung bald der einen, bald der anderen a,,, sich accommodieren wolle, sondern diese Worte bedeuteten, da die Regierung zu führen und nicht sich führen zu lassen ge⸗ denke. Darin liege keine Ueberhebung, sondern ein theoretisch und praktisch richtiges Prinzip. Unter Voraussetzung un⸗ bedingter Aufrechterhaltung dieses Prinzips hätten er und seine Kollegen die Mission übernommen. Die Regierung trage die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Gesetze und der Ordnung, deshalb habe sie das Recht und die Pflicht, zu führen. Ein mächtiges, patriotisches, solidarisch vorgehendes Oesterreich sei das Ziel des Ministeriums. Die Regierun appelliere hauptsächlich an die Parteien, die, 2. ethischer Grundlage gebildet, ideale Ziele, wenn auch mit praktischer Unterlage, anzustreben befähigt seien. Die Regierung behalte sich aber vor, ihr Verhältniß zu den Parteien nicht bloß nach deren Zielen, sondern auch nach ihren eigenen Mitteln und Wegen zu gestalten, weil eine ernste und ehrliche Regierung unfruchtbare, von der Zivilisation ablenken de, zur Vernichtung der menschlichen Gesellschaft führende Wege