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und auch den Zutritt zu solchen Wegen Anderen möglichst abzuschneiden bemüht sein mäüssfe. Die Regierung sei sich der Pflicht bewußt, die Umwälzung oder Vernichtung der Gesellschafts⸗ ordnung zu verhindern. Die Erklärung betont sodann die Be⸗ deutung des religiösen Moments im Staatsleben und der Pflege der religiösen Gefühle und einer sitilich=religiösen Er⸗ ziehung, insbesondere der Jugend. Es würde aber eine jalsche Auffassung sein, dieses Bestreben auf reaktionäre Ten⸗ denzen zurückführen zu wollen. Die Regierung werde die wirthschaftlichen Fragen stets im Auge behalten, insbesondere die Pflege der wirthschaftlich schwächeren Länder, und zwar sowohl im Norden wie im Süden. In Bezug auf das Arbeitsprogramm der jetzigen Session betont die Erklärung die. Nothwendigkeit der Erledigung des Budgets noch in diesem Jahre, sowie als Hauptaufgabe die Erneuerung des Ausgleichs mit Ungarn. Die Erklärung . die Hoffnung auf die patriotische Mitwirkung aller
nicht betreten dürfe
arteien aus, kündigt die Vorlage eines Wahlreformentwurfs an und betont, daß derselbe frei von jeder Engherzigkeit sei und dem Hause als Ganzes zur Annahme werde empfohlen werden. Ferner werde die Regierung die soziale Lage der unteren Volksschichten thunlichst zu verbessern trachten; die Steuerreform solle mit mög⸗ lichster Benutzung der bisherigen Arbeiten fortgeführt werden. Weiter werden Gesetzentwürfe zur Einführung einer neuen Zivilprozeßordnung angekündigt. Zum Schluß sprach der Minister⸗Präsident die Hoffnung aus, daß seine Worte keine mißfällige Deutung erfahren würden und der. Weg zum Vertrauen der Parteien offen bleibe. Die Regierung appelliere an das Haus um Unterstützung; sie werde gegen keine Partei die Maxime „divide et impera“ an⸗ wenden, sie werde als erstes Prinzip stets die Gerechtigkeit be⸗ trachten; ohne Stolz und Ueberhebung, aber mit Zuversicht sage sie sich: in hoc signo vinces-“. — Die Rede wurde an mehreren Stellen von lebhaftem Beifall unterbrochen; nament⸗ lich waren die Beifallsbezeugungen zum Schlusse andauernd, Der Minister-Präsident wurde lebhaft beglückwünscht. Auf den dringlichen Antrag der Abgg. Graf Küenhurg und Herold auf Eröffnung der Debatte über die Regierungs⸗ erklärung in einer der nächsten Sitzungen beschloß das Haus im Einverständniß mit dem Minister⸗Präsizenten, die Debatte auf morgen anzusetzen. Hierauf wurde die Sitzung ge—
lossen. ; 23. Herrenhause gab der Minister-Präsident Graf Badeni eine gleichlautende progtammatische Erklärung wie im Abgeordnetenhause ab, indem er am Schlusse hinzufügte; eine Regierung, welche, wie die jetzige, von vornherein nicht auf eine bestimmte Partei zählen könne, sondern auf die Ge⸗
lgschaft aller besonnenen patriotischen Elemente angewiesen ei, dürfe auf die Unterstützung des Hauses zählen, an welches er in voller Zuversicht appellsere. Lebhaster Beifall folgte der Rede des Minister⸗-Präsidenten, der vielfach beglückwünscht wurde.
Die Wiener Blätter von heute besprechen die Erklärung des Minister⸗Präsidenten Grafen Badeni und heben nament—⸗ lich den Passus über das Verhältniß der Regierung zu den ,. hervor. Die „Neue Freie Presse“ erklärt, die
usführung des Programms abwarten zu wollen, er⸗ daß dasselbe vieles enthalte, wodurch Kompromissen, die Voraussetzung einer praktischen Politik, erleichtert werden konne. Das Programm, redlich durchgeführt, verspreche eine Periode inneren .. der Erstarkung der Staatsgrund⸗ lagen und der Mäßigung der Gegensäße. Die „Presse“ konstatiert den außerordentlichen Eindruck der Erklärung nach Form und Inhalt; die entschiedene Betonung des Staats⸗ gedankens und der Reichsidee werde die freudige Billigung jedes Patrioten finden. Das „Fremdenblatt? sagt, die Rich⸗ tigkeit des Grundsatzes einer führenden, nicht geführten Regierung werde in Oesterreich mehr denn je empfunden. Damit würden die öffentlichen Gewalten in das richtige Verhältniß gebracht. Die Klarheit der Erklärung ermögliche eine rasche Ver— ständigung und dauernde Freundschaft. Das „Neue Wiener Tagblatt“ erkennt dankbar die freundliche Stellungnahme des Minister-⸗Präsidenten zum deutschen Volke an. Graf Badeni habe sich mit seinem Regierungsprogramm auf einen Standpunkt gestellt, dem sich alle konstitutionellen, gut öster⸗ reichischen Patrioten nähern könnten.
Die Deputation des Agramer Gemeinderaths, welche dem ungarischen Minister⸗Präsidenten Baron Banffy und dem Banus von Kroatien Grafen Khuen⸗Hédervaäry die Ehrenbürgerdiplome überbrachte, wurde gestern von dem Minister⸗Präsidenten im Unterhause empfangen. Der Führer der Deputation Bürgermeister Mosinsky richtete an den Minister⸗Präsidenten eine Ansprache, worin er dessen Verdienste um Agram, besonders durch seine Einwirkung auf den Besuch des Kaisers und die Kaiserliche Subvention für das Theater, hervorhob und fortfuhr, der Genieinderath habe beschlossen, die öffent⸗ liche Erklärung abzugeben, daß er den Zwischenfall, den einige Studenten gegen die Fahne der verbrüderten und ver⸗ bündeten ungarischen Nation vollführt hätten, bedauere und verurtheile. Der Minister-Präsident Baron Banffy dankte für die ihm gewordene Auszeichnung und besonders für die Verurtheilung der Kundgebung, welche, wenn sie ernst . nommen werden könnte, nur Kroatien und Agram bloßstellen würde. Der Beschluß des Gemeinderaths beweise, daß die Bürgerschaft Agrams die seitens unreifer Jin glng. begangenen Ausschreitungen bedauere und ein sprechendes Zeugniß für die Zusammengehörigkeit der Schwesternationen ablegen wolle. Hierauf kam es im Hause zu einer erregten Debatte. Der Abg. Franz Kossuth interpellierte die Regierung wegen der Vorgänge in Agram, für welche er dieselbe verant⸗ wortlich machte. Der Abg. Ugron bemerkte, daß das Par⸗ lament über nichts Anderes verhandeln dürfe, so lange nicht die Modalitäten der Genugthuung für den Schimpf, welchen die un⸗ garische Fahne in Agram erlitten habe, besprochen seien. Der Minister⸗Präsident Baron Ban ffy und der Minister für Kroatien Josipovic ermahnten zur Mäßigung, da die Schuldigen ohnehin bestraft werden würden; die Opposition jedoch erreichte es durch andauernd lärmendes Verhalten, daß über ihren An⸗ trag, bereits heute die Debatte über die Vorgänge in Agram zu eröffnen, namentliche Abstimmung erfolgte. In dieser wurde der Antrag des Präsidenten, heute den Gesetzentwurf über den Strafgerichtshof in Budapest zu be⸗ rathen, in namentlicher Abstimmung mit 133 gegen 94 Stimmen angenommen. Hierauf folgten Interpellationen. Der Abg. Graf Apponyi brachte eine dringliche Interpellation ein, indem er den Minister-Präsidenten fragte, welche Schritte er unternommen habe, um der
kennt aber an, die Bildung von
—
beleidigten ungarischen Fahne Genugthuung zu verschaffen; . ob er 9 e n gen des Königs in Agram sowie auf das Handschreiben Allerhöchstdesselben an den Banus den verfassungsmäßigen Einfluß geübt habe. Redner erklärte, die Genugthuung könne nur in der . der Fahne in die gesetzlichen Rechte bestehen, die Regierung sei elnzig für die
Ansprachen des Kaisers und Königs verantwortlich. Die Sache sei wenn möglich mit, wenn nöthig ohne den Minister⸗Präsidenten sa ordnen.
Der Minister des Innern Perczel beantwortete odann eine Interpellation wegen der vorgestrigen Demon⸗ stration der Siudenten, hob dabei hervor, daß seitens der Polizei keine Gesetzwidrigkeit vorgekommen sei und erklärte, wenn sich die Demonstrationen wiederholen sollten, vertraue er auf die Nüchternheit und den Patriotismus der Universitäts⸗ jugend und baue auch auf die Energie der Polizei. wort wurde zur Kenntniß genommen. ö
Der Finanzausschuß des Unterhauses hat gestern den Voranschlag des Finanz⸗Ministeriums angenommen. Der Finanz-Minister Lukacs erklärte vor dem Ausschuß: die Valukaregelung schreite auf dem begonnenen Wege nach dem Programm fört. Er hege die Hoffnung, daß in nächster Zeit bereits ein bedeutender Schritt vorwärts werde gemacht werden. Die Aufnahme der Baarzahlungen hänge von der Lösung der Bankfrage, der Gestaltung des Wechselkurses, der Einziehung der 6. umlaufenden 117 Millionen Gulden Staatsrenten und der Lösung der Angelegenheit der Salinen— scheine ab. Der Minister erklärte, er 9 ohne einen be⸗ stimmten Zeitpunkt für die Aufnahme der Baarzahlungen be— stimmen zu können, bestrebt, in möglichst kurzer Zeit alles zu thun, was dem erwünschten Ziel nahm führe.
Gestern zogen in Budapest abermals Studenten, nach einer behufs , der Agramer Vorfälle abgehaltenen Versammlung, vor die Klublokale der Unabhängigkeits- und der Nationalpartei, um zu dem onstrieren. Unterwegs schloß sich ihnen eine große Menschenmenge an; die Polizei konnte indessen die Demonstranten ohne Widerstand zerstreuen.
Frankreich.
In dem gestern im Elysée abgehaltenen Minist er rath machte der Minister des Auswärtlgen Hanotaux die Mit—⸗ theilung, die spanische Regierung sei damit einverstanden, die Angelegenheit, betreffend die Regelung der Ursprungs⸗ zeugnisse, zu vertagen und ein Abkommen mit den be⸗ . Mächten zu treffen. ö
Die Kammern sind gestern zu einer a ußerordent— lichen Session zusammengeireten. Im Senat hielt der Praͤsident Challemel-Lacour eine Ansprache, worin er das nach Madagaskar entsandte Expeditionskorps beglückwünschte und demselben dankte. Darauf vertagte sich das Haus auf morgen. In der Deputirtenkammer gedachte der Präsident Brisson gleichfalls mit ehrenden Worten der auf Madagaskar für das Vaterland gestorbenen Soldaten und sprach dem Expeditionskorps, dessen Tapferkeit und Disziplin alle Hindernisse überwunden hätten, lobende Anerkennung aus. Nachdem sodann das Haus beschlossen hatte, von den einge⸗ gangenen Interpellatio nen morgen diejenigen zu berathen, welche Carmaux betreffen, wurde die Sitzung aufgehoben.
Der Deputirte Pelletan hat auf das dringende Er⸗ suchen der Mitglieder der Budgetkommission seine Entlassung als Berichterstatter für das Marine-Budget wieder zurück—
gezogen. Rußland.
Der Kaiser besichtigte, wie ‚W. T. B.“ aus St. Peters— burg erfährt, gestern . der Kronstädter Rhede die Panzer— ne „Nowarin“ und „Admiral Uschakow“ sowie die Kreuzer „Rjurik“ und „Dimitry Donsky“ und das Kanonenboot „Grosiastschy“„“. Die drei letzteren Schiffe werden sich in das Ausland begeben.
Spanien.
Der Ministerrath hat, dem „W. T. B.“ zufolge, be⸗ — 5 drei Torpedoboote nach Cuba zu entsenden und ie verlorenen Kriegsschiffe Reina Regente“, „Colon“ und „Barcaiztigui“ durch einen Kreuzer und zwei Torpedojäger zu ersetzen, welche dieselben Namen tragen sollen. Ebenso wurde der Ankauf von 1500 Mausergewehren für Cuba beschlossen.
Türkei.
Der neuernannte italienische Botschafter Pansa trifft, nach einer Meldung des W. T. B.“, heute in Kon— stantinopel ein.
Rumänien.
Der , erschienene „Monitorul official“ veröffentlicht ein Königliches Dekret, durch welches der Chef des General⸗ stabs, General Jakob Lahovary im Disziplinarwege in Disponibilität versetzt wird. Diese Entlassung wird, dem „W. T. B.“ zufolge, auf einen mehrere Monate zurück⸗ liegenden Zwischenfall in Sinaia zurückgeführt, bei welchem zwischen dem General Lahovary und dem rumä— nischen Gesandten in St. Petersburg Catargiu eine Differenz beim Spiel entstand, welche ein Duell zur Jalße hatte. — Ein gleichzeitig mit der Entlassung des Generals Lahovary veröffentlichter Bericht des Kriegs⸗Ministers besagt, daß der Zwischenfall in Sinaia für die Armee ein böses Beispiel gegeben habe und daß, wenn Handlungen, wie General Lahovary sie begangen, ungeahndet blieben, dies eine Aufmunterung zu ähnlichen , sein würde.
Nr. 42 des Zentralblatts für das Deutsche Reich', herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 18. Oktober, hat fol⸗ enden Inhalt: Konsulatwesen: Ermächtigungen zur Vornahme von ivilstandsakten. — Todesfall. — Handels, und Gewerbewesen: Kündigung des Freundschafts., Handels. und Schiffabrtsvertrags zwischen den Staaten des deutschen Zollvereins und der Republik 5 — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs⸗ gebiet.
Nr. 42 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“, vom 16. Oktober, hat folgenden Inhalt: Ar— beiten a. d. Kais. Gesundh.⸗A., XII. Bd. Heft 1. Ankündigung. — Jahresber. über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich, 1894. — Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. — Desgl. gegen Pest. — Aus dem Verwaltungsberichte Wiens, 1889,93. — Gesetzgebung u. J. w. (Deutsches Reich) Pockeneinschleppung. — Impfagesetz. — (Preußen.) Wagen und Gewichte in Apotheken. — (Regierungsbezirk Breslau.) e und Pferdemärkte ꝛc. — (Bavern.) Maul⸗ und Klauenseuche. — n, Diphtherieserum. — (Sachsen⸗Altenburg. ) Tuber⸗ ulin. — (Oesterreich) Bewegung der Bevölkerung. — (Schweiz, Kanton Schwyj.) Absonderungshäuser. — Debammenwesen. — Groß⸗= britannien.) Lungenseuche. (Schluß) — Gang der Thierseuchen
in Rumänien, 2. Vierteljahr. — Desgl. in Bulgarien 24. Marz
Die Ant⸗
bis 30. Juni. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen,
(Bayern, Oldenburg) — Vermischtes. (Belgien. Aus den Berichten der Provinzial. Gesundheite kommissionen c. für 1893. — Geschenkliste — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desggl. in größeren Städten dez Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt. und Landbezirken. — Witterung. — Beilage:! Gerichtliche Entscheidungen jum Nahrungsmittelgeser (Kranke Thiere: Trichinen, Finnen, Hälsenwürmer, Leberegel ꝛc. Knochenbrüchigkeit 1c, Wassersucht).
Nr. s des. Ministerig!⸗Blatts für die gesam mte in nere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“, herausgegeben im Bureau des Ministeriums deg Innern, vom 30. September, hat folgenden Inhalt: I. Organisationssachen: Be⸗ hörden und Beamte. Zirkular, betr. die Auszahlung von Gehalig. theilen an suspendierte Beamte. — Zirkular, betr. die Nichtanrechnung der Dienstzeit von freiwillig ausscheldenden Beamten bei demnächstiger Wiederanstellung im Bereich der Allgemeinen Bauverwaltung. — II. Medizinal-Angelegenheiten: Zirkular, betr. die Erweiterung der Vorschriften über Einrichtung und Betrieb von Apotheken. — Be— kanntmachung über die Prüfung der Waagen und Gewichte in den Apotheken. — III. Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute: Technische Anleitung jur Wahrnehmung der den Kreis. und Stadtausschüssen hinsichtlich der Genehmigung gewerblicher Anlagen übertragenen Zuständigkeiten. — IV. Militär und Marine Angelegen⸗ heiten: Allerhöchste Ordre, betr. die Anlegung von Eichenblättern zum Bande des Eisernen Kreuzes von 1870/71. — Allerhöchste Ordre und Ausführungsbestimmungen, betr. die Anbringung von Spangen zc. am Bande der Kriegs⸗Denkmünze von 1870/71. — Verfügung, betr. die Behandlung von Anträgen wegen Unterstützung auf Grund des Gesetzes vom 22. Mai 1895.
Nr. 50 des ‚Eisenbabn⸗ Ver ordnungs- Blatts, heraue⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom I5. Oltober, hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Ostrowo nach Skal⸗ mierzyce für Rechnung des Kreises QOstrowo, vom 28. September 18395. — Bekanntmachung des Reichskanzlers, betr. die dem inter nationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste, vom 3. Oktober 1895. — Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 5. Oktober 1895, betr. Bestellung des Kommissars für die Ausübung des staatlichen Aufsichtsrechts über die Eisenbahn von Ostrowo nach Skalmierzyce; vom 8. Oktober 1895, betr. Vorlage der Sonder Nachweisungen; vom 8. Ottober 1895, betr. Einreichung von Uebergangs⸗Kilometerzeigern; vom 8. Oltober 1895, betr. Be— setzung der den Militäranwärtern im Privateisenbahndienst vorbe—⸗ haltenen Beamtenstellen; vom 12. Oktober 1895, betr. zweckmäßige Gestaltung der Fahrrläne; vom 12. Oktober 1895, betr. Nachweisung der zur Lieferung vergebenen Betriebsmittel. — Nachrichten.
Nr. 42 des Zentralblatts der Bauverwaltung, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom J9. Oktober, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst⸗Nachrichten. — Nicht⸗ amtliches: Erweiterungsbau des Reichs-Postamts an der Leipziger— und Mauerstraßen⸗Ecke in Berlin. — Von der Deutsch⸗Nordischen Handels. und Industrie ⸗Ausstellung in Lübeck. — Die Ober bau— Anordnungen der preußischen Staatseisenbahnen. — J. eines Blitzschlags. — Vermischtes: Preisbewerbung um eine Ruhmeshalle in Barmen. — Wettbewerb für ein Denkmal Ludwig Richter's in Dresden. — Preisbewerbung um das Rathhaus in Jauer. — Wett bewerb für ein Diakonissen· und Krankenhaus in Freiburg i. Br. — Die Wiederherstellungsarbeiten am Parthenon in Athen. — Grabmal für Karl Freiherrn von Hasenauer in Wien. — Elektrische Untergrund— bahnen in London. — Blöcherschau.
Statistik und Volkswirthschaft.
Wohlfahrtseinrichtungen. ⸗
Das von dem verstorbenen Mitbegründer der Höchster Farb⸗ werke Herrn Karl Friedrich Wilhelm Meister mit einem Kaxital von 100 000 4 gestiftete und von dem gegenwärtigen Vorsitzenden des Aufsichtsraths der Farbwerke Herrn Dr. Eugen Lucius durch Hinzu— fügung einer gleichen Summe kürzlich erweiterte Arbeiterheim der Farbwerke soll, wie aus Höchst a. M. berichtet wird, demnächst wiederum eine erhebliche räumliche Ausdehnung erfahren. Die hierzu in Höhe von 100 000 4 erforderlichen Kosten werden der Direktion der Farbwerke namens der Erben des Herrn Meister von seiten der Wittwe Meister zu Frankfurt a. M. in Erfüllung eines Wunsches ihres verstorbenen Gatten zur Verfügung gestellt werden. Durch Beschluß der letzten Generalversammlung der Farbwerke wurden für Arbeiterunterstuͤtzung und Arbeiter ⸗Wohlfahrtseinrichtungen 400 000 S bewilligt und hiervon seitens des Aufsichtsrarhs 247 409,06 S6 der Kaiser Wilhelm und Augusta⸗Stiftung für Ar⸗ beiter⸗Invaliden,⸗Wittwen und Waisen überwiesen.
Der Hüttenbesttzer Fritz Frank zu Nievernerhütte bat zur Errichtung eines Kaiser Wilhelm Heims für alte Leute im Kreise St. Goarshausen 10 000 M gezeichnet.
Zur Arbeiterbewegung. .
Aus Amsterdam meldet W. T. B.“: In der gestrigen Versammlung der aus ständ igen Diamantarbeiter wurde die Wiederaufnahme der Arbeit beschlossen. (Vgl. Nr. 241 d. Bl) Die Arbeiter mußten auf ihre Forderung, nur Mitelieder der Arbeiterunion einzustellen, verzichten, setzten indessen unter anderem einen Maximal ⸗-Arbeitstag von elf Stunden und die Ernennung einer stäöndigen Kommission durch, die zur Hälfte aus Arbeitgebern, zur ö aus Arbeitern bestehen und die eventuell en künftigen Streitfälle schlichten soll. Die Arbeit wird wahrscheinlich am Donnerstag wieder aufgenommen. .
In Gent dauert, wie der ‚Voss. Ztg. aus Brüssel ge— schrieben wird, der Ausstand der Metallarbeiter und die i, . aller Konstruktionswerkstätten unverändert fort. Alle Bemühungen der Behörden, einen für beide Theile annehmbaren Ausgleich herbeizuführen, sind gescheitert. Die ausständigen Arbeiter sind um so hartnäckiger, als, seitdem die Sozialistenführer den Aus— stand unter ihren Schuß genommen haben, alle Arbeiterverbände des Landes Hilfe senden. Auf Einladang des Gouverneurs Ostflanderns begob sich der Ausschuß der Ausständiger am Montag nach dem Provinzial⸗ gebäude, um die Vorschläge des Gouverneurs über Einsetzung eines Schiedsgerichts zu hören, doch haben die Ausständigen beschlossen, daß, falls ein Schiedsgericht angenommen werden sollte, die Arbeit vor der Fällung des Schiedsspruchs nicht aufgenommen werden dar!. (Vgl. Nr. 243 und 250 d. BJ.)
Kunst und Wissenschaft.
Der russische Architekt Herr Sergius Andre jewitsch Iwanow hat bei seinem Ableben in Rom im Jahre 1877 das Kaiserlich deutsche archäologische Institut zum Erben eingesetzt, mit der Bedingung, daß die Zinsen des Kapitalvermögens zunächst auf eine würdige 66 der Werke seines vor ihm verstorhenen Bruders, des Historienmalers Alexander Andrejewitsch Iwanow, sodann seiner eigenen architektonischen Studien⸗ blätter verwendet werden sollten. .
Die Erfüllung dieser Bedingung rückt jetzt nahe. Die Darstellungen aus der heiligen Geschichte Alten und Neuen Testaments von Alexander Jwanom liegen als eine stattliche, meist in Farbendruck ausgeführte Publikation von über 200 Tafeln lang fertig vor, begleitet von einer 2 des eigenartig bedeutenden Künstlers aus der Feder Michae Bodkin's in St. Petersburg.
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Von Sergius Iwanow's eigenen Arbeiten, Studien antiker Architektur, ist das erste Heft mit einem Text von Richard Bohn im Jahre 1892 erschienen; es hat griechische, namentlich attische Bauwerke zum Gegenstande. Das zweite Heft ist soeben ausgegeben; es enthält pompejanische Studien⸗ Flätter, die Erläuterungen hat der beste Kenner Pompesis, August Mau, geliefert. Es bleibt jetzt noch ein drittes Heft herguszugeben, welches aus den von Iwanow für eine Dar⸗ stellung der Caracalla⸗ Thermen in Rom vorbereiteten Tafeln bestehen wird. Es ist bereits in Arbeit und dürfte etwa in
Jahresfrist erscheinen.
In Rom ist gestern der sechste interngtionale Kongreß für innere Medizin eröffnet worden. Nachdem der Unterrichts- Minister Baccelli die Versammlung begrüßt hatte, entspann sich, wie W. T. B. berichtet, eine längere Berathung über die Serum therapie. Maragliano entwickelte die Gesetze der Anwendung der Serumtherapie auf den Menschen und theilte die namentlich durch seine Methode zur Heilung der Lungenschwindsucht er⸗ zielten Ergebnisse mit. Er besprach im einzelnen die jur Impfung der Thiere benutzten Stoffe, sowie die Ergebnisse, welche verschiedene Aerzte Italiens und des Auslandes an 119 Kranken erhielten. Die Berichte dieser Aerzte bestätigen die aus der ersten Gruppe von Beobachtungen gezogenen Schlüsse, über welche Maragliano auf dem Kongreß in Bordeaux berichtet hatte. Ver⸗ schiedene durch die Serumtherapie geheilte Tuberkulöse wurden den Kongreßtheilnehmern vorgeführt und von denselben untersucht.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Gesundheitsftand in Berlin war in der Woche vom 6. bis 12. Oktober ein wenig besser als in der vorangegangenen Woche, auch blieb die Sterblichkeit eine niedrige (164 pro Mille). Es kamen unter den Todesursachen akute Darmkrankbeiten in etwas größerer Zahl als in der Vorwoche zum Vorschein, führten jedoch nur in fast gleicher Anzahl zum Tode (527 gegen 81 der Vorwoches. Die Gestorbenen befanden sich fast ausschließlich im Alter von unter 2 Jahren. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterb⸗ lichkeit war eine geringe; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 53 Säuglinge. — Etwas häufiger als in der Vorwoche führten akute Entzündungen der Athmungsorgane zum Tode; auch ein weiterer Todesfall an Grippe kam zur Mittheilung. — Dagegen zeigten die Infektionskrankheiten meist eine Abnahme der gemeldeten Erkrankungen, obwohl die Zahl der letzteren an Scharlach und Diphtherie noch immer eine größere war. Erstere kamen aus der diesseitigen Louisenstadt, dem Stralauer und Königs⸗ viertel, der Rosenthaler Voistadt und dem Wedding, letztere aus der Tempelhofer Vorstadt, der jenseitigen Louisenstadt, dem Stralauer Viertel und der Königsstadt, der Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt und aus dem Wedding in nennens—⸗ werther Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Masern und Unterleibstvphus kamen in keinem Stadttheil in größerer Zahl zur Meldung, Erkran—⸗ kungen an Kindbettfieber wurden 7 bekannt; rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden etwas seltener beobachtet. Er= krankungen an Keuchhusten, wiewehl noch zahlreich, baben erheblich abgenommen, auch wurde der Verlauf ein milderer (es erlagen dem⸗ selben 9 Kinder gegen 20 der Vorwoche). Rheumatische Beschwerden aller Art kamen häufig in ärztliche Behandlung.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. . In Oberschlesien sind am 21. d. M. gestellt 5755, nicht recht⸗ zeitig geftellt 36 Wagen.
Z3wangs⸗Bersteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 22. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Oranienstraße 38, dem Möbelfabrifanten Wilh. Richter ge⸗ börig; Nutzungswerth 19 150 6; mit dem Gebot von 290 000 6 blieb der Kaufmann Gustav Cohn, Vorkstraße 17, Meistbietender. — Kl. Auguststraße 6 und Koppenplaßtz 5, der Wittwe R. R. Possin und Genossen gehörig; Nutzungswerth 12880 4A; mit dem Gebot von 233 110 4 blieb der Kaufmann Josef Labaschin, Elsasserstraße 90, Meistbietender. — Aufgehoben wurde das Ver⸗ fahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von der Stadt Charlottenburg Band 118 Blatt Nr. 4180 auf den Namen des Kaufmanns F. Regenstein und des Destillateurs K. Regen ste in einge⸗ tragenen, zu Charlottenburg, Kantstraße 147, belegenen Grundstäcks. Die Termine am 29. November d. J. fallen fort. — In dem Verfahren der Zwangkversteigerung des dem Kaufmann Dagobert Roth ge⸗ börigen, im Grundbuche der Stadt Charlottenburg Band 77 Blatt Nr. 2979 verzeichneten Grundstücks wird der durch Bekannt⸗ machung vom 9. September 1895 auf den 29. Oktober 1895, anbe⸗ raumte Termin aufgehoben. Ein neuer Termin zur Versteigerung des Grundstücks wird auf den 11. Dezember 1895 und ein neuer Zu⸗ schlagstermin auf denselben Tag festgesetzt.
— In der gestern in Essen abgehaltenen Sitzung des Beirgths des Rheinisch⸗Westfälischen Kohlensyndikats kam die Frage der Richtpreise des Kohlensyndikats für 1896 zur Erledigung, indem die von dem Sonderausschuß aufzestellten Richtpreise einstimmige Annahme fanden. Der Ausschuß hatte sich in seiner gestern Morgen abgehaltenen Sitzung entschlossen, bei der Feststel⸗ lung der Richtpreise nicht, wie in Aussicht genommen war, in erster Linie auf die inneren Verhältnisse des Syndikats, also die Feststellung der Verrechnungspreise Rücksicht zu nehmen, sondern auf die Verkauft preise. Er hatte demnach bei seinen Vorschlägen, wie bereits gelegentlich der letzten Beirathssitzung erwähnt wurde, für die nicht aufbereiteten Sorten durchweg eine mäßige Erböhung eintreten zu lassen, um das Mißverhältniß, welches zwischen den Preisen dieser Sorten und denen der hochbewertheten aufbereiteten Sorten bestand, zu beseitigen. Der von ihm vorgeschlagene Aufschlag betrug in Fett- kohlen für Fördergrußkohle, Förderkohle, bestmelierte und Schmiedekohlen je 50 3 für die Tonne, für Gastflamm-⸗Förder⸗ kohle 2 3 für die Tonne und bei Eß⸗ und Magerkohlen für Sieb gruß, Fördergruß⸗, Förderkohle und bestmelierte Kohle je 50 3 sür die Tonne. Andererseits batte man aus dem gleichen Grunde für Stückkohlen wie für gewaschene Nußkohlen i und 11 eine Ermäßigung um 50 3 bis 1 Æ für die Tonne vorgeschlagen. Nach dieser Festsetzung betragen die Richtpreise einiger baupt⸗ sächlichen Sorten Fettförderkohle mit ungefähr 25 ο Stücken 83. , bestmelierte Feitkohle mit ungefähr 0 d, Stücken 9 „, Fett. stücke 10,50 , Gasflammförderkohle 8, 5 S, Gasförderkohle 16 Es sind jedoch, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, diese Preise nicht etwa als Verkaufspreise, zu denen der Abschluß der nächstjährigen Verträge erfolgen wird, anzusehen. Es wird vielmehr an der Hand dieser Richtpreise vom Vorstand die Feststellung der Verkaufspreise für die einzelnen Sorten noch erst erfolgen müssen, ebensowohl wie die Feststellung der Verrechnung preise. . .
— Wie die „Köln. Volksztg.“ meldet, beschloß die Hauptver- sammlung des Siegerländer Roheisen“ Synditats am Montag die Verlangerung desselben (vgl. Nr. 253 d. Bl.) bedingangs⸗ weise, da die Vertrefer dreier Hochofen werke nicht endgültig zustimmen konnten. Denselben warde die Zusage bis Mittwoch offen gelassen.
— Die Steinkohlenförderung im Ober⸗Berg⸗ amtsbezirk Dortmund beträgt, wie die „Rhein. Westf. Ztg.“ meldet, im 3. Quartal 1895 10514291 t (16337 835 t im Vor⸗ iahre), der Absatz 109523 111 t (10323 709 t im Vorjahre).
— Die Einnahmen der Königlich baverischen Staats⸗ bahnen betrugen im September d. J. 11272503 (4 bod 275) 4 und seit dem j. Januar d. J. 86 9435 638 (4 2067 255) ,
* sischen Staats⸗Eisenbahnen vereinnahmten im Juni d. J. 64 (4 926 004) S und vom 1. Januar bis Ende Juni 43 877 833 (4 2118014) 1 — Die Einnahmen der Zittau ⸗ Reichenberger Eisenbahn betrugen im Juni d. J. 79 789 (4 13 323) A und vom 1. Januar bis Ende Juni 396481 (4 25 019) 44 — Die Einnahmen der Altenburg-⸗
eitzer Eisenbahn-⸗Gesellschaft betrugen im Juni 77 555 4 1558) S und vom 1. Januar bis Ende Juni 481128 ( 36 236) M — Die Einnahmen der Zittau⸗Oybin⸗Jons⸗ dorfer Eisenbahn betrugen im Juni 16925 (4 6524) ƽ und seit dem 1. Januar d. J. 41 611 (4 2184) 4
— Einer Mittheilung der Hamb. Börsenh.“ zufolge hat ein Konsortium, bestehend aus der Nationalbank für Deutschland sowle den Bankbhäusern L. Behrens u Söhne und H. Mayer jr. u. Comp. in Hamburg, drei große und ertragreiche Kaffee ⸗ Plantagen in Gua temg la erworben, nämlich die Plantagen von Herrera. San Andres-Ossuna und La Rochella, die für 41 Millionen Mark ange⸗ kauft wurden, wogegen von den früheren Besitzern eine dies— jährige Ernte von 18009 Quintals Kaffee garantiert wurde. Das Blatt kann feststellen, daß sich nunmehr etwa der fünfte Theil aller Kaffee Plantagen in Guatemala in Hamburgischem Besitz befindet. Von der gesammten Kaffee ⸗Ernte Guatemalas gelangt etwa die Hälfte zum Verkauf am Hamburger Markt. — Die „New Porker Hols.-Ztg.! vom 12. Oktober äußert sich in ihrer wirthschaftlichen Wochenschau über die allgemeine Geschäftslage folgendermaßen: Flauheit und Apathie sind die charakteristischen Merkmale des Marktes. In den Detailgeschäften
— Die Königlich
war der Umsatz zwar lebhaft, aber der Engrosmarkt nimmt daran
nicht theil. Die hohen Preise von Baumwollwaaren lassen vorläufig noch keine ermuthigende Nachfrage aufkommen. Auch in Wollstoffen für Herrenkleider ist eine Ebbe eingetreten, mit Ausnahme von billigen Waaren, welche in mäßiger Nachfrage stehen. Der Stillstand im Textil⸗ markt sowie auch in anderen Branchen beweist, daß der Konsum hinter den Erwartungen, welche man vor mehreren Wochen hegte, erheblich zurückbleibt. Der innere Grund des augenblicklichen Stillstandes ist lediglich in der noch immer nicht zu voller Reife gediehenen Ver— brauchskraft des Volks zu fuchen. Mit dem Beginn des vor einem balben Jahre wiedererwachten Vertrauens hat eine Ueberstürzung stattgefunden, welche in keinem gesunden Verhältniß zu dem wirk— lichen Vermögen der Masse stand. Der Rückschlag mußte daher eintreten. Doch liegt kein Grund vor für die Annahme einer neuen (kleinen Krisis“; für eine solche spricht keine Thatiache des wirthschaftlichen Lebens. Bedauerlich ist der von neuem entbrannte Frachtenkrieg der westlichen Eisenbahnen. Die großen Konkurrenzlinlen baben ihre Frachten und Passagesätze auf einen Punkt herabgesetzt, welcher sie finanziell ernstlich bedroht. Dies ist um so auffallender, als gerade jetzt die große Frachtenbewegung beginnt, auf deren Erträgnisse die verschiedenen Bahnsysteme als die Grundlagen ihres Wiederaufblühens gerechnet haben. — Das Sinken des Wechselkurses, dessen jetziger Stand Goldverschiffungen ausschließt, ist das natürliche Ergebniß einer Abundanz von Frachtentratten, welcher man mit Ungeduld ent⸗ gegengesehen hat, ebenso einer geringen Nachfrage nach fremden Devisen. Dieser Umschwung im Wechselmarft bat die Stimmung in der Handels und Finanzwelt wesentlich gebessert. Auch das Schatz amt befindet sich in einer ruhigeren Lage, da im Monat September die Einnahmen eine starke Zunahme und die Ausgaben eine erhebliche Verminderung aufweisen. Dies gilt abet freilich nicht von den ersten sieben Geschäftstagen des laufenden Monats. In dieser kurzen Periode überschritten die Ausgaben die Einnahmen um 8 515 331 Doll.
Königsberg, 22. Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen behauptet. Roggen steigend, do. pr. 2000 . Zollgewicht 111. Gerste unentschieden. Hafer unverändert, do. loko pr. 2060 Pfd. Zollgewicht 107 — 10ꝗ. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht Io6, 00, Spiritus pr. 1099 Liter 100 00ο loko 345 bez., do. pr. Oktober 35 Br., do. pr. November 35 Br.
Danzig, 22. Oktober. (W. T. B) Getreidemarkt. Weizen loko unverändert, Umsatz 150 t, do. inländ. hochbunt und weiß 141 — 143. do. inländ. hellbunt 136, 00, do. Transit hochbunt und weiß 108 — 109, do. hellbunt 105 — 106, do. Termin zu freiem Verkehr pr. April⸗Mai 145,09, do. Transit pr. April⸗Mai 111,00, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 140. Roggen loko unverändert, do. inländischer 110, do. russischer und polnischer zum Transit T0, do. Termin pr. April⸗Mai 118,509, do. Termin Transit pr. April Mai S560, do. Regulierungsvreis zum freien Verkehr 110. Gerste, große 660 - 709 Gramm) 116,99. Gerste, kleine (625 — b60 Gramm) 96. Hafer, inländischer 104-107. Erbsen, inländische 115, 00. Spiritus loko kontingentiert 52,25, nicht kontingentiert 32,25.
Breslau, 22. Oltober. (W. T. B.). Getreide und Produkten markt. Spiritus pr. 100 1 100 0, exkl. 50 M Ver—⸗ brauchsabgabe pr. Oktober 51,80, do. do. 70 S Verbrauchsabgabe pr. . 31,20, do. do. Rüböl pr. Oktober 43, 50, pr. Maj — —. Zink —.
Magdeburg, 22. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 0½ —, neue 11,30 — 11,40. Kornzucker exkl. S8? Rendem. 10,0 — 10,90, neue 10,75 — 10, 95. Nachprodukte exkl. 7ho / Rendem. I-60 — 8,50. Matt. Brotraffinade 1 23,50. Brotraffi. nade 11 23,25. Gem. Raffinade mit Faß 23, 75 — 24, 00. Gem. Melis ] mit Faß 22,75. Matt. Roßbzucker J. Produkt Trans. f. a. B. Hamburg pr. Oktober 10,55 Gd, 10, 0 Br., pr. November⸗ Dezember 10,67 Gd., 10,70 Br., pr. Januar März 10,95 bez., 10,977 Br., pr. April Mai 11,15 bez. u. Br. Flau.
Leipzig, 22. Oktober. (W. T. B.) Kam mzug-Termin . handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3, 10 M, pr. November 3, 10 , pr. Dezember 3,125 4, pr. Januar 3, 15 S6, pr. Februar 3, 15 S, pr. März 3,174 „S, pr. April 3,17 S, pr. Maj 3.20 , vr. Juni 3,229 4A, pr. Jul! 3,25 M6, pr. August 3,273 , pr. September — M Umsatz 115 000 kg. Ruhig.
Bremen, 22. Oktober. (W. T. B.) Börsen - Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Ruhig. Loko 6,20 Br. — Baumwolle. Besser. Upland middl. leko 455 3. — Sch mal. Matt. Wileox 318 , Armour shield 300 , Cudahy 321 A, Fairbanks 269 3. — Speck. Flau. , elear middling loto 27. — Taback. Umsatz: 225 Packen
araguay.
Bam burg, 22. Oktober. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittag ⸗ bericht. Good average Santos pr. Oktober 75, pr. Dezembhei 744, vr. März 724, pr. Mai 713. Ruhig. — Zuckermarkt. Schlußbericht) Rüben Rohzucker J. Produkt Basis S8 0/0 Rende ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Oktober 10523, pr. Dezember 10,55, pr. März 1097, per Mai 11,10. Matt.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen lad ung angeboten.
S6 ö Javazucker 13 matt. Rüben⸗Robzucker loko 103 matt. — Chile⸗Kupfer 458, pr. 3 Monat 46.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) Wie die. London Gazette. meldet, ist Baron Tauch nitz zum englischen General⸗Konsul für das Königreich Sachsen sowie Sachsen⸗Weimar - Eisenach, Sachsen⸗ Coburg und Gotha, Sachsen⸗ Meiningen, Sachsen ⸗Altenburg und die Fürstenthümer Reuß ernannt worden.
Manch ester, 22. Ottober. (W. T. B.) 12 Water Taylor 6, z0r Water Taplor 76. 20r Water Leigh 6t, 30r Water Clapton 73, 32. Mock Brooke 73, 40r Mavoll 78, 40r Medio Wilkinson 83, 32r Warpcors Lees — 36r Warpcops Rowland 71, 386r Warpcope Wellington 8, 40r Double Weston 95, 60r Double courante Qua- 14. 32 116 vards 162 16 grey Printers aus 32 46r 164. — Stetig.
St. Petersburg, 22. Oktober. (W. T. B.) Produkten markt. Weizen loko 7.75. Roggen loko 4590. er loko 3,10. Leinsaat loko 109409. Hanf lotto — =. Talg loko 4700.
Bern, 22. Oktober. (W. T. B. Der Diskont für Bank⸗ wech fel ist heute auf 4 G erhöbt worden.
Am sterdam, 22. Oltober (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 55z. — Bankazinn 391. ;
Antwerpen, 22. Oktober. (W. T. B.). Wollau tion. Angeboten wurden 1378 Ballen Buenos Aires, 983 Ballen Monte
vide, 2 Ballen Rio. Daren verkauft 481 Ballen Buenos Aires. 283 Ballen Monterideo. 2 Ballen Rio. Das Augebot war gering, Feine Buenos 5 — 10 höher, geringere mitunter 5 niedriger.
Belgrad, 22. Oktober. (W. T. B) Die Meldung der Blätter von dem Mißerfolg der Anleihe und von der hierdurch veranlaßten Demission des Finanz⸗Ministers Popowic ist eine Erfindung.
New⸗Jork, 22. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest; sväter wurde die Haltung unregelmäßig, der Schluß war schwach. Der Umsatz der Aktien betrug 1160900 Stäck.
In Weizen trat nach fester Eröffnung alsbald infolge von Liverpooler Kabelmeldungen eine allgemeine Steigerung ein, welche fast während des ganzen Börsenverlaufé stetige Fortschritte machte, da sowohl umfangreiche Käufe für ausländische Rechnung als auch solche für den Export auf spätere Lieferung stattfanden. Auch Berichte über trockenes Wetter im Westen unterstützten die Aufwärtsbewegung wesentlich. Gegen Schluß wurden jedoch Realisierungen vorgenommen, die einen Rückgang der Preise zur Folge hatten Schluß träge. — Mais infolge von Exportkäufen durchweg fest. Waaxenbericht. Baumwolle⸗Preis in New Jork 83, do. do, in New. Orleans St, Petroleum Stand. white in New⸗Jork 7.16 do. do. in Philadelphia 705, do. rohes (in Cases) — do. Pipe line Certific. pr. November 1239 nom, Schmalz Western steam 5, o, do. Robe u. Brothers 6,10. Mais per Oktober 374, do. ver November 374, do. per Dezember 353. Rother Winterweizen 681. Weizen per Oktober 66, do, per Nopember 66k, do. per Dezember 67, do. pr. Mai 708. Getreidefracht nach Liverpool 32, Kaffee fair Rio Nr. 7 153, do. Rio Nr. 7 per November 165,20 do do. ver Januar 14, 86. Mehl, Spring ⸗Wheat elears 270, Zucker 38, Kupfer 12,40.
Weizen : Verschistungen der letzten Woche von den ztlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Groß britannien 67 0090, do. nach Frankreich — do. nach anderen Däfen des Kontinents 89900, do. von Kalifornien und Dregon k 107 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents
Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 9 382 834 Dollars gegen 5. 883 033 Dollars in der Vorwoche.
FChieggo, 22. Qltober. (W. T. B.) Festere ausländische Märkte und trockenes Wetter veranlaßten die Verkäufer von Weizen, höhere Forderungen zu stellen, die sie anfangs auch bewilligt erhielten, doch, die Zunahmen der Visible supply und der auf dem Ozean schwimmenden Zufuhren drückten die Preise wieder herab; als gegen Schluß die Baissiers zu Deckungen schritten und Berichte über Ernte⸗ schäden bekannt wurzen, zogen die Preise wieder an. — Mais infolge geringer Ankünfte durchweg fest.
Weizen pr. Oktober 59, pr. Dezember 605. Mais pr. Okto—⸗
ber 306. Schmalz per Oktober 50, do. per Januar H. h. Speck short elear nom. Pork per Oktober 8, 065.
Verkehrs⸗Anftalten.
An dem Austausch geschlossener direkter Postbeutel zwischen dem Maxine-Postbureau in Berlin und einer Anzahl von Schiffen der deutschen Kriegs- Marine in aus—Q— ländischen Gewässern nimmt vom 1. November ab auch das auf der australischen Station befindliche Vermessungsschiff S. M. ; Möwe“ theil, sodaß auch im Verkehr mit der Besatzung dieses Schiffs, außer den bisher gegen ermäßigte Taxen zugelassenen Briefen bis 690 g., schwerere Briefe, Postkarten, Drucksachen aller Art und Geschäftspapiere — sämmtlich unter der Voraussetzung der Fran⸗ kierung — zu den Bedingungen und Portosätzen des Weltpostvereins abgesandt werden können.
Brem en, 23. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Fulda“ ist am 22. Oktober Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer Saale“ hat am 21. Ottober Nachmittags die Reise von Gibraltar nach New⸗ Vork fortgesetzt. Der Reichs Post«eampfer „ Sachsen“ hat am 21. Oktober Abends die Reise von Genua nach Southampton fort⸗ gesetzt. Die Postdampfer Croft“ und Mark‘ haben am 22. Oktober Morgens Las Palmas passiert. Der Reichs-Post⸗ dampfer Prinz Heinrich“ ist am 21. Oktober Nachmittags in Hongkong angekommen. Der Postdampfer Weimar“ hat am 21. Oktober Nachmittags Beachy Head passiert.
London, 22. Oktober. (W. T. B. Der Castledampfer Hawarden GCastle“ ist heute auf der Heimreise in London angekommen.
— 23. Oktober. (W. T. B. Der Uniondampfer „Spartan“ ist gestern auf der Ausreise von Southampton abgegangen.
Theater und Musik.
Konzerte.
Der auch als Komponist und Musikschriftsteller thätige Konzert⸗ sänger Ernst Otte Nodnagel gab am Montag im Saal Bech⸗ stein einen Lieder⸗Abend. Er hatte dazu eine stattliche Anzahl be— kannter und unbekannter Lieder und Duette auserwählt, bei deren Ausführung er durch die Kammersängerin, Frau Professor Marie Schmidt-⸗Köhne aufs wirksamste unterstützt wurde. Sind auch die Stimmmittel des Konzertgebers nicht hervorragend, so waren doch die Reinheit der Intonation, die Deutlichkeit der Aussprache und vor allem die lebendige Vortragsweise lobenswerth. Am meisten gefielen die noch ungedruckten Lieder von F. Weingartner, M. Schilling, M. Marschalk, H. Wolf und E. O. Nodnazel, zumal sie als Novi⸗ täten interessierten. Frau Schmidt Köhne zeichnete sich in den Duetten durch ihre schöne Scpranstimme und durch die anziehende Ausdrucks⸗ weise aus. Beiden Vortragenden wurde reicher Applaus zu theil.
Das Konzert, welches der Violinvirtuus Carl Prill am Montag im Saal der Sing-Akademie unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters reranstaltete, warde mit dem in letzter Zeit allzu häufig gespielten Violinkonzert G- moll von M. Bruch eröffnet. Diesem folgte als Novität ein vom Komponisten selbst dirigiertes Konzert D-dur op. 68 von dem Hof-⸗Kapellmeister . Klughardt in Dessau, welches, klassischen Vorbildern folgend, zugleich manchen originellen Gedanken enthält. Herr Prill spielte das Konzert mit Ueberwindung aller technischen Schwierigkeiten und beseeltem Vortrag. Ein gleiches Lob verdient die Ausführung der beiden Romanzen F-dur und (-dur von Beethoven, sowie der Othello⸗
hantasie von Ernst, in welchen zugleich sich das Orchester unter rofessor Mannstädt, der auch das Bruch'sche Konzert dirigierte, vortrefflich bewährte. 3
Das hier bereits sehr vortheilhaft bekannte Böhmische Streichquartett der Herren Hoffmann, J. Suk, ; Nedbal und Professor H. Wihan aus Prag gab gestern im Saal Bechstein seine erste Soirée in dieser Saison. Den Anfang machte Schubert's melodiereiches Aà-moll. Quartett. Hierauf folgte als Novität ein Quartett op. 119 von dem böhmischen Komponisten C Bendl, das den hervorragendsten Werken neuerer Kammermusik beizuzählen ist. Un⸗ erklärlich bleibt es, daß der Komponist, der zahlreiche Opern und Orchefterwerke geschrieben, erst jetzt in Berlin bekannt wird. Bendl, 1839 in Prag geboren, war in verschiedenen Städten als Kapellmeister thätig. Sein Werk hat die mittlere Schöpfungsperiode Beethoven's als Vorbild. Die beiden Hauptsätze lassen große Selbständigkeit der Themata und geschulte Burchfühtung erkennen; der Andantesatz, der elegisch gehalten ist, enthält einige Längen, während der Scherzosaß mit seinen national-⸗böhmischen Rhythmen einen munteren Charakter hat. Der Beifall war so stürmisch, daß der anwesende Komponist vor⸗ trat und sich dankend verneigte. Den Beschluß machte Havdn's herr⸗ liches D-dur-Quartett, das von den Ausführenden mit musterhafter Präzision und Feinheit der Schattierung gespielt wurde.
Im jweiten Philbarmonischen Konzert unter Artbur Nikisch's Leitung, am 28. November, gelangen zum ersten Mal Prä- ludium, Adagio und Gavotte für Streichorchester von J. S. Bach (in der Instrumentation von Bachrich) zur Ausführung. Goldmark's
Sakuntala“ Ouvertüre und Brahms' D-dur-Symphonie bilden den