1895 / 255 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Die im war . aufgestellte Uebersicht der Betriebs-Ergebnisse deutscher Eisen bahnen im Monat September 1895 ergiebt für 65 Bahnen, die schon im September 1894 im Betriebe waren, Folgendes: Gesammtlänge: 39 099,99 km.

im gegen auf gegen Ganzen das Vorjahr 1 Km das Vorjahr

s6 .

Einnahme MS, a og für alle Bahnen im September 1855

aus dem Per⸗ . sonenverkehre 36 982 192 2155 8866 9664 39 * 421 125 104 05

aus dem Güter⸗ ö verkehre OI 381 1861 442 für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. April —-31. März in der Zeit vom 1. April 1895 bis Ende September 1895 . aus dem Per⸗ 965 ö n sonenverkehre 182223370 14347 18 5 825 4 367 4 6,72 aus dem Güter⸗

deräehre ier, gaz 3 10 11950738 11 4583 4 189 4 1,56

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. Januar 31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1895 aus dem Per⸗ . ö sonenverkehre 54 225 645 1717 583 795 4 190 * 6,72 aus dem Güter⸗

verkehr **. gs 003 383 4 9,2564 13 2164. 5683 1,58

Eröffnet wurden: am 1. September die Strecken Helm⸗ stedt Oebisfelde 35,54 km (Königliche Eisenbahn⸗-Direktion in Magdeburg), Wulkow Stolzenhagen 23,73 km (Königliche Eisenbahn⸗ Direktion in Bromberg) und Striegau = Maltsch 36 28 km (Königliche Eisenbahn-Direktion in Breslau); am 7. September Endingen = Altbreisach 17,33 km (Kaiserstuhl⸗ bahn) und am 16. September Goldberg Schönau 15,381 km (Königliche Eisenbahn-Direktion in Breslau).

Der hiesige Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld-Köfering ist vom Urlaub nach Berlin zurück— gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.

Der hiesige Königlich sächsische Gesandte Graf von Hohenthal und Bergen ist vom Urlaub in Berlin ein— getroffen und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗-Anzeigers“ werden Nachrichten über den Stand der Herbstsaaten um die Mitte des Monats Oktober und die Ernte von Weizen, Spelz und Sommergerste im Jahre 1895, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht.

Die Ablösung für S. M. S. S. „Sperber“, „Hyäne“, „Cyclop“ und „Nachtigal““ ist unter Führung des Korvetten⸗Kapitäns Reincke mit dem Norddeutschen Lloyd⸗ Dampfer „Salier“ am 22. Oktober in Kamerun angekommen.

Sachsen.

Nach der am 28. Oktober zu erwartenden Rückkehr Ihrer Majestät der Königin aus Sigmaringen nach Dresden gedenken Ihre in sg t ten der König und die Königin Allerhöchstsich zu einem zwölftägigen Aufenthalt nach Sibyllen⸗ ort in Schlesien zu begeben. Die Abreise dahin erfolgt, dem „Dr. Journal“ zufolge, voraussichtlich am 29. d. M.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog ei, ,. Dienstag im ö zu Coburg den spanischen Botschafter in Berlin Don Felipe Mendez de Vigo in feierlicher Audienz. Nach Schluß derselben wurde der Botschafter auch von Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Herzogin 4 Später fand zu Ehren des Botschafters Gala⸗

tatt.

Oesterreich⸗Ungarn.

Gegenüber den Meldungen der Zeitungen über eine an⸗ geblich bevorstehende Reise des Erzherzogs Franz Ferdi⸗ nand nach Egypten konstatiert die „Politische Korrespondenz“, daß über den Winteraufenthalt des Erzherzogs definitive Be⸗ schlüsse noch nicht gefaßt worden seien.

Das dem Abgeordnetenhause heute von dem Finanz Minister Dr. von Bilinski vorgelegte Budget für 1896 weist ein Gesammterforderniß von 662 691 5823 Fl. und eine Gesammtbeckung von 662 902 808 Fl. auf; es verbleibt 84. ein Ueberschuß von 211 226 Fl., im Vergleich zum Jahre 1895 173 617 Gulden mehr. Aehnlich wie im Vor⸗ jahre, wird auch für 1896 die Heranziehung von 3 Millionen gen aus den laufenden Einnahmen behufs Tilgung der Staatsschuld in Aussicht genommen.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ hauses setzte die Opposition, nachdem die Tagesordnung in ruhiger Weise erledigt war, in Form von Interpella⸗ tionen ihre Angriffe gegen die , , wegen der Vorgänge in Agram fort. Zunaͤchst richtete der Abg. Franz Kossuth an die Regierung die Anfrage, warum sie nicht energische Genug⸗ * für die Beleidigung der nationalen Trikolore verlangt habe. Der Abg. Pazmandh beschuldigte die kroatische Regierung der Fonnivenz gegenüber den Ausschreitenden und verlangte Maß⸗— regeln, aus welchen erhelle, daß Kroatien bloß eine ungarische Provinz und der Banus der ungarischen Regierung unter⸗ geordnet sei. Ein anderes Mitglied des Hauses befragte sodann die Regierung wegen des angeblich rohen Vorgehens der Budapester Polizei gegen die Studenten, welche in der Haupt⸗ stadt Kundgebungen veranstallet hätten. Die Regierung wird die Anfragen morgen beantworten.

worin die Re

Türkei.

Der Großvezier Kia mil Pascha hat, wie das „Reuter sche Bureau“ erfährt, an Schakir 3 ein Schreiben gerichtet, ormprojekte für die Vilajets Erzerum, Biltis, Siwas, Mam uret⸗Aziz, Wan und Diarbekr enthalten sind. Das Schreiben lenkt die ernste Aufmerksam keit Schakir Pascha's auf die Reformen und weist ihn an, deren Ausführung streng zu überwachen und darüber nach Kon⸗ stantinopel zu berichten. Ein ähnliches Schreiben ist den Gouverneuren der genannten Provinzen übermittelt worden. Die Botschafter Großbritanniens, Rußlands und Frankreichs beriethen vorgestern über das Memoran⸗ dum der Pforte bezüglich der Reformen und beschlossen, der Pforte eine Note zu übermitteln, worin sie erklären, von der Bestimmung über die Ernennung kompetenter Gouverneure Kenntniß zu nehmen, und sich das Recht vorbehalten, unfähige Gouverneure zu beanstanden. . . Haussuchungen bei höheren Hofbeamten im Jildiz⸗ Kiosk sowie Verhaftungen unter der Palastdiener⸗ schaft in Verbindung mit einigen außerordentlichen Sicher⸗ heitsvorkehrungen haben neuerdings in Konstantinopel be⸗ unruhigende Gerüchte hervorgerufen, von denen sich, dem „W. T. B.“ zufolge, nur das eine vielleicht bestätigen dürfte, daß im YJildiz-Kiosk beschimpfende Pamphlete gefunden worden seien. Das Palais des Marine⸗Ministers ist seit Dienstag militãärisch besetzt. Die aus den Provinzen eingetroffenen Nachrichten lauten andauernd beunruhigend. Wie es heißt, wären in Kerasor Unruhen ausgebrochen, doch fehlen alle Einzelheiten; aus dem Distrikt Mudania wird gemeldet, daß die Türken das armenische Dorf Seulus angegriffen hätten. 24 Personen seien auf beiden Seiten getöͤdtet oder verwundet worden.

Serbien.

Wie die Belgrader Abendblätter von gestern melden, ist die Pensionierung des serbischen Gesandten in Wien Simic vollzogen werden. Tas Amtsblatt veröffentlicht zahlreiche Ver⸗ änderungen in höheren Militär-Kommandostellen.

Bulgarien.

Die Eröffnung der Sobranje, welche am Sonntag erfolgen sollte, ist infolge der durch Hochwasser verursachten Schäden auf der Linie der orientalischen Eisenbahn auf Donnerstag verschoben worden, damit die Deputirten recht—⸗ zeitig eintreffen können.

Dänemark.

Die Prinzessin von Wales mit den Prinzessinnen Victoria und Maud sowie der Prinz Nikolaus von Griechenland haben gestern Nachmittag Schloß Bernstorff verlassen, um sich an Bord der Königlichen Jacht „Osborne“ durch den Kaiser Wilhelm⸗Kanal nach London zu begeben. Die Kaiserin-Wittwe von Rußland wird heute Nach⸗ mittag von Kopenhagen abreisen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen trafen . . in Kopenhagen ein und setzten alsbald die Reise, nach Baden⸗Baden via Korsör-Vamdrup fort.

Amerika.

Die Regierung der Vereinigten Staaten hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid, von neuem die Anweisung ertheilt, die Einschiffung von Frei— willigen und die Sendung von Waffen nach Cuba durch thätige Verfolgung zu verhindern.

l Afrika.

Die „Agenzia Stefani“ berichtet aus Massowah von gestern, der General Baratieri habe aus Adua telegraphisch gemeldet, daß die Befestigungen von Makale und die Organi⸗ sation des Landes in Angriff genommen seien. Er habe Ras Sebat zum Chef von Enderta, Degigcali zum Chef von Edda Moheni ernannt. Jenseits der Grenze herrsche große Verwirrung. Er sei in Adua festlich empfangen worden; der rr ghrieffcf Theophilos Ecceghie sei ihm mit großem Gepränge entgegengekommen. Heute werde er sich nach Asmara begeben.

Parlamentarische Nachrichten.

Eine Uebersicht über die Verhandlungs-⸗Gegenstände des Herrenhauses in der Session vom 15. Januar bis 10. Juli 1895 ist von dem Bureau-⸗Direktor Reißig zusammengestellt und den Mitgliedern des Hauses übermittelt worden.

Bei der heutigen Landtagswahl im 8. Liegnitzer Wahl⸗ bezirk (Lauban, Stadt⸗ und Landkreis Görlitz) wurde der Landesälteste von . in U , mit 406 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt.

Nr. 45 der ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge— sundheitsamts“, vom 23. Oktober, hat folgenden Inhalt: Ge— sundheitsstand und Gang der Volkekrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera zc. Gesundheitsverhältnisse in Stuttgart, 1895,94. Infcektionekrankheiten in Italien, 1394. Sterblichkeit in Athen, 1394. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich) Geheim⸗ mittel. (Preußen.) Gewerbliche Anlagen. (Hessen.) Puerperal⸗. fizeber. (Sachlen Altenburg) Weinverfälschungen. Apotheker lehrlinge. (Desterreich. Bukowina Trachom. (Belgien.) Tuberkulose. Gang der Thierseuchen. Maul. und Klauen⸗ seuche im Deutschen Reich, 1894. Rinderpest und sibirische Pest in Rußland, 2. Vierteljahr. Rinderpest in der Türkei. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Egypten). Vermischtes. (Hamburg). Chemisches Staats laboratorium, 1894. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. 32 in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Ein! und Landbezirken. Witterung.

Nr. 51 des Eisenbahn ⸗Verordnungs⸗ Blatts“, heraus⸗ rr im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 23. Ottober, at folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 14. Oktober 1895, betreffend Befähigungs nachweis der Zivil⸗ Supernumerare; vom 14. Oktober 1895, betreffend telegraphische Be⸗ stellung zusammenstellbarer Fahrscheinhefte; vom 15. Oktober 1895, betreffend Gewinnung der für die bevorstehende Volkszählung er—⸗ forderlichen Zähler; vom 16. Oktober 1895, betreffend Verrechnung

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e. von Verkaufskosten; vom 17. Tktober 1595, betreffend Unterweisung bes Perfongls aus Anlaß der durch Seibftverschu ben oder Under. sichtigkeit herbeigeführten Unglücksfälle; vom 17. Oftober 1895, be—⸗ treffend Verausgabung ron Materialien aus den Magazinen; vom 17. Ot. tober 1895, betreffend Freifahrtordnung; vom 18. Oktober 1895, be— treffend Verwendung von Buchenholß; vom 18. Oktober 1895, be- treffend Muster 2 und 3 zur Dienstvorschrift für die Revision und bergabe der Stations und Abfertigungskassen. Nachrichten.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Ein Wohnungsmiet her, welcher bei dem Miethen einer Wohnung dem Vermiether oder . Vertreter gegenüber falsche Angaben über den Personenstand seiner Hausgenossen macht, um den Vermiether zur Eingehung des Miethsvertrags zu be= stimmen, macht sich, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Straf- senats, vom 19. März 1895, dadurch nicht eines Vergehens in Bezug auf den Personenstand ( 163 des Strafgesetzbucht) schuldig. . hatte beim Miethen einer Wohnung die mitanwesende unverehelichte G. dem Hausverwalter gegenüber als seine Ghefrau ausgegeben. Als solche wurde sie sodann von dem Hausverwalter polizeilich angemeldet und darauf hin in das polizeiliche Melderegister eingetragen. Auch haben X. und die G. längere Zeit in der gemietheten Wohnung zusammen ge⸗ wohnt, und sie sind von den Mitbewohnern des auf allgemein für Eheleute gehalten worden. . wurde wegen Verände⸗ rung des Personenstandes der G. aus §5 169 Str. G.-B. angeklagt. Die Strafkammer sprach ihn frei, und die Revision des Staatz⸗ anwalts wurde vom Reichsgericht verworfen, indem es begründend ausführte: Die Handlungen des Angeklagten würden den Thatbestand des 5 169 a. a. O. nur dann erfüllen, wenn sie darauf gerichtet waren, die durch den Personenstand gegebenen rechtlichen Beziehungen dauernd als an dere erscheinen zu lassen, als sie in Wahrheit sind. Diese Voraussetzung aber hat der Vorderrichter verneint, indem er als erwiesen annimmt, daß der Angeklagte die falsche Angabe bezüg⸗ lich der G. nur deshalb gemacht hat, um dadurch den Hausverwalter zur Eingehung des Miethsvertrags zu bestimmen.“ (510 /95.)

Die Veranstalter einer Lotterie, welche die gesetzliche Stempelabgabe nicht entrichtet haben, sind, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 4. April 1895, zur Stempel hinterziehungsstrafe nur im einmaligen Betrage, jedoch unter Haftbarkeit jedes Einzelnen als Gesammtschuldner, heranzuziehen. Die sieben Angeklagten haben ein ‚Comitsé“ gebildet, in dieser Eigenschaft die Loose ausgefertigt und vertrieben. Danach sind sie präsumtiv, was den zwischen ihnen und den einzelnen Loosabnehmern zu stande gekommenen Lotterie⸗ oder Spielvertrag anlangt, als „ge⸗ meinschaftliche Kontrahenten' anzusehen und kommt ihnen die zerade auf solche Fälle berechnete Bestimmung des § 35 Abs. J letzter Satz des Reichsstempelgesetzes vom 27. April 1894 zu statten. (912,95.

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Die Landwirthschaftlichen Zentralvereine in Preußen gehören, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 24. April 1895, nicht zu den dem Staat untergeord⸗ neten Korporationen im Sinne des § 69 Theil 11 Tit. 10 des Allgemeinen Landrechts, und die von ihnen angestellten Beamten, insbesondere die Lehrer an ihren Landwirthschaftsschulen, sind demnach keine mittelbaren chinsichtlich der Heranziehung zu Gemeindelasten den unmittelbaren Staatsbeamten gleichgestellten) Staatsheamten. Durch dasselbe Urtheil hat das Ober⸗Verwal⸗ tungsgericht auch ausgesprochen, daß dem Art. 235 Abs. 2 der preußischen Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1859:

„Die öffentlichen Lehrer haben die Rechte und Pflichten . der Staatsdiener“ eine weitergehende Bedeutung, als die eines allgemeinen, erst noch des Ausbaues durch die Gesetzgebung bedürfenden Grund- satzes überhaupt nicht zukommt, Der Direkter der Landwirth⸗ schaftlichen Winterschule zu Sch. in K beanspruchte, daß ihm, wie den Direktoren und Lehrern anderer staatlicher oder kommunaler Lehranstalten, die Hälfte der Gemeindeeinkommensteuer zu erlassen sei, mit der Begründung, daß diese Winterschule seitens des Landwirth⸗ schaftlichen Zentralvereins für Schlesien errichtet und unterhalten werde, und daß er von dem Verein als Direktor angestellt worden sei, unter Hinweis auf 5 69 11 10 Allgemeinen Landrechts und auf Art. 23 Abs. 2 der Preußischen Verfassungsurkunde. Die Klage des Direktors wurde vom Bezirksausschuß abgewiesen, und auf die von ihm eingelegte Revision wurde die Vorentscheidung vom Ober⸗ Verwaltungsgericht bestätigt, indem es begründend ne, Unter den Begriff einer dem. Staat untergeordneten Korporation fällt nur diejenige, welche organisch in die Verfassung des Staats eingreift, welche also zur Erfüllung staatlicher Aufgaben durch den Staat be⸗ rufen ist. Diese Voraussetzung trifft bei den Landwirthschaftlichen Vereinen, in Ansehung deren Organisation auf den Immediatbericht über Preußens landwirthschaftliche Verwaltung in den Jahren 1875, 1876, 1877 S. 274 ff. hingewiesen werden mag, nicht zu. Ihrer Ver⸗ bindung mit dem Landes⸗Oekenomie. Kollegium unerachtet, bleiben sie freie, außerhalb des Staatsorganismus stehende Ver⸗ einigungen, sind sie weder Behörden, wie vermöge gewisser besonderer Aufgaben die kaufmännischen Korporationen, noch vom Staat zur Erfüllung sein er Aufgaben gesetzlich berufene Hilfsorgane, wie nach einzelnen Richtungen hin die Handelskammern. Die Bezugnahme des Klägers auf Art. 23 der Verfassungsurkunde endlich ist verfehlt... II. 635.)

Statiftik und Volkswirthschaft.

Verunglückungen der Arbeiter an den einzelnen Wochentagen.

Bisher hat man im allgemeinen angenommen, daß die hei weitem meisten Unfälle sich an Montagen ereigneten, wegen der Nach⸗ wirkung der Sonntagsfeier und außerdem beim Bergbau wegen Ansammlung von Gasen. Von anderer Seite dagegen wird behaupiet, die meisten Unfälle kämen am Ende der Woche vor, weil da die Aufmertsamkeit sowohl wie die Kräfte des Arbeiters durch die an⸗ strengende Thätigkeit nachgelassen hätten. Nach der vem Reichs ⸗Ver⸗ sicherungsamt aufgenommenen Statistik für das Jahr 1887 kamen allerdings auf den Montag die meisten Unfälle, nämlich 1674 0 aller Unfälle; es folgten hierauf der Feitag und der Sonnabend mit je 16,38 o, dann der Mittwoch mit 1631 ͤ0, hierauf der Dienstag mit 15,61 09, dann der Donnerstag mit 15,47 o,o und zuletzt der Sonntag mit 2,66 0/ g. Nach dem Verwaltungsbericht der Knappschafts: Berufsgenossenschaft für 1894 bestätigt sich dagegen für deren Gebiet keine der beiden vorstehenden Annahmen; denn nach diesem liegt beim Bergbau der Schwerpunkt in der Mitte der Woche. Es ent⸗ fallen nämlich bei der Knappschafts ⸗Berufsgenossenschaft im Jahre 1894 auf den Dienstag 1689 60 aller Unfälle, auf den Donnerstag 16,84 9, auf den Mittwoch 16,82 os9, auf den Freitag 16,32 1, auf den Sonnabend 15,99 ,, auf den Montag 15,24 sso und auf den Sonntag 1,90 . Auch im Jahre 1893 ent⸗ fielen bei der Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft die meisten Unfãlle weder auf den Montag noch auf den Sonnabend. Die höchste Ziffer kam vielmehr auf den Mittwoch, nämlich 16,74 0½, es folgte dann der Sonnabend mit 164400, dann der Dienstag mit 16,41 00, hierauf der Freitag mit 16, 35 Co, der Donnerétag mit 16,190 /o, der Montag mit 15, 84 5 / und der Sonntag mit 2,03 do.

Die Brutto. Sinnab men bel der Zollverwaltung für

Deutsfch · Dst afrika en im Monat Juni d. J. 94535 e hen Juli dagegen 133 824 6 An diesen Einnahmen ic

rie fechs Haupt⸗Zollämter mit folgenden Summen betbeiligt:

im Monat Juni 1895

im Monat Juli 1895 17917 7 . 34h

12 847,39

7244,86 64 914,97 19 864 62

Bagamoyo Dar es · Salam. Kilwa 13 687 63 Lindi d

Der Werth der Ausfuhr bei sämmtlichen Stationen Deutsch⸗ Ostafrikas belief sich im Juni d. J. auf 241 755,29 e, im Juli dagegen auf 488 404 83 60 während der Werth der Einfuhr im Jun! 694 79881 und im Juli d. J. 473 186 35 * betrug.

Im Schutzgebiet Togo hatte nach den Handelsausweisen die Ausfuhr im zweiten Quartal d. J einen Werth von 821 985 „, die Einfuhr einen solchen von 506143 ½ Unter den Ausfuhr⸗ artikeln standen obenan Palmkerne und Palmöl im Werthe von 351 479 und 404 993 M. An dritter Stelle kommt diesmal Gummi im Betrage von 32544 4, während bisber die Gummiausfuhr Togos ganz unbedeutend war. Sehr erfreulich ist, daß jetzt auch Kaffee und Kopra unter den Exportartikeln sich befinden. Sind sie auch vor der Hand nur mit 473 und 187 bewerthet, so werden sie bei dem stetigen Fortschreiten und guten Gedeihen der Pflanzungen doch voraus- sichtlich bald das Bild der Ausfuhr Togos bedeutend beeinflussen. Im ,, Quartal des Vorjahres betrug die Ausfuhr nur 733 027 A

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig fand am Dienstag eine Versammlung der Mauxer statt, in der die Abrechnung über den beendeten Aus stand vorgelegt wurde. Es ergab sich, wie die ‚Lpz. Ztg. berichtet, daß die Aus⸗ gaben mit 15 597 M hinter den Einnahmen mit 18 910 6 um 3332 46 zurückblieben. Der Ueberschuß wurde in den Unterstützungs⸗ fonds zurückgeleitet. Der Abrechnung folgte der Bericht über die Ergebnisse der Erhebungen, die nach dem Aucstande über die Tariftreue der Arbeitgeber angestellt worden waren. Vom 5. Oktober an sollten die Arbeitgeber nach der Entscheidung des Einigungsamtes einen Mindeststundenlohn von 43 3 gewähren. Von 1077 Gehilnen hatten 741 diesen Mir destlohn, 104 einen böheren Lohn und 32 einen niedrigeren Lohn (42, 40 und 38 ) erhalten. Mit diesem Ergebniß war man sichtlich zufrieden. Die PValer⸗ und Lackierergehilfen Leipzigs hielten gleichfalls am Dienstag eine Versammlung ab, in der die Abrechnung über den letzten Aus—⸗ stand borlag. Auch hier wurde in der Ausstandskasse ein Ueberschuß pon 400 M gefunden. Die Unterstützung der Ausständigen hatte z600 1 gekostet.

Aus Mons meldet . W. T. B.: In dem Kohlenbergwerk Levant du Flenu haben 509 Grubenarbeiter die Arbeit eingestellt;

sie verlangen höheren Lohn.

Kunft und Wissenschaft.

Seit dem Besteben der Königlichen National. Galerie bat es die Direktion derselben sich stets angelegen sein lassen, die in der Galerie vereinigten Werke der Malerei durch gediegene Reproduktion zum Gemeingut aller Kunstfreunde zu machen. Zunächst war die Photographische Gesellschaft mit der Vervielfältigung der Hauptstücke betraut, dann folgte die Publikation einzelner Radierungen. Besenders erwünscht aber erschien eine Wiedergabe, welche den farbigen Reiz der Driginale zu veranschaulichen vermöchte. Diese Aufgabe wurde nun, wie die gelieferten Proben bewiesen, in vorzüglicher Weise durch das Farben lichtdruck⸗Verfahren des Herrn Ad. O. Troitz sch bierselbst gelöst, und die Direktion entschloß sich daher, die Re—⸗ produktion der Kunsischätze der Galerie in dieser Technik zu veran⸗ sassen. Durch den Beifall, den die auf diese Weise bergestellten Kopien fanden, wurde die Direktion bewogen, vor nunmehr 12 Jahren anter der geschäftlichen Leitung des Herrn Troitzsch die Ver⸗ einigung der Kunstfreunde ins Leben zu rufen. Diese Ver ; einigung hat die Ehre, Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin, Ihre Maßjestät die Kaiserin Friedrich sowie andere Fürstlichkeiten zu shren Mitgliedern ju zäblen. Ferner gehören ihr Magistrate, Museen, Kunstvereine ꝛc. an. Ihr Zweck ist, dem oben Gesagten entsprechend, hervorragende Werke der Malerei, insbesondere die der Königlichen National Galerie, in der farbigen Lichtdruck-Manier allgemein zu⸗ gänglich zu machen, um hierdurch den Sinn und das Verständniß für die Kunst zu heben und zu fördern. Die Kunstblätter, welche sich sowohl für die Mappe als auch zum Wandschmuck eignen, werden in den Räumen der National- Galerie, diejenigen auswärtiger Museen an Ort und Stelle, unter Aufsicht der Direktion her⸗ gestellt und mit dem Stempel der National. Galerie versehen. Nach dem Statut wird die Mitgliedschaft erwerben durch Zahlung eines jährlichen Beitrags von 20 A6, welcher bei Beginn des Ver— einsjahres bezw. beim Eintritt des Mitglieds in die Vereinigung zu entrichten ist. Das Vereinsjahr beginnt mit dem 1. Oktober, und das hinzutretende Mitglied verpflichtet sich, auf die Dauer von mindestens 2 Jahren der Vereinigung anzugehören. Jedes Mitglied erhält für seinen Jahresbeitrag ein Vereinsbild nach freier Wahl unter allen bereits publizierten Vereinsblättern zu 20 4 (Normalbild), oder zwei Halbbläͤtter zu je 19 , 8 e, oder gegen Nachzahlung von 29 * ein Doppelblatt. Die Mitglieder find außerdem berechtigt, die von der Vereinigung“ hergestellten Bilder in beliebiger Anzahl zum Preise von 5, 16, 20 und 40 Æ für das Exemplar zu erwerben, während der Ladenpreis der Mappenblätter 7,50 , der Halbblätter 15 A, der Normal blätter 306 M und der Doppelblätter 60 ist. In jedem dritten Jahre der Mitgliedschaft erhalten die Mitglieder ein weiteres Blatt der erschienenen Publikationen zu 20 1 als Prämie. Die technische Leitung hat im Laufe der Jahre keine Opfer gescheut und kein Mittel unverfucht gelassen, um ihre Publikationen immer mehr zu vervoll⸗ kommnen. Das beweist wieder die Serie von 21 Farbendrucken, welche der Katalog der Vereinigung (Nachtrag) für das Jahr 1895/ñ96 ver⸗ zeichnet. Es befinden sich darunter hervorragende Werke bekannter Meister, von denen speziell genannt seien: Ferdinand Keller's Apo⸗ lheofe Kaiser Wilhelm's des Siegreichen z; das Gemälde von Carl Saltzmann „Kaiser Wilhelm II. an Berd des „Duncan Grey' auf der Wal⸗Fagd'; Anton von Werner's Genrebild aus dem deutsch⸗ ranzösischen Kriege Im Etappenquartier vor Paris“; Ernst ilde⸗ brand'sz Historienbild . Königin Luise auf der Flucht nach Memel; dolf Menzel: . Trockenplatz; Karl Müller: . Die Madonna vor der Grgtte ; ferner eine große Reihe anziehender Landschaftshilder, Seestücke, Archi- tekturen von Gduard Hildebrandt, G. von Canal, Eduard Fischer, Carl Graeb und von Schennis. Die bereits früher publizierten Blätter weisen nicht minder berühmte und hochgeschätzte Namen auf; wir nennen nur: Murillo. Reni, Battoni, Calame, von Lenbach, von Angeli, Knaus, Pafsini, Defregger, Gabriel Max, Andreas Achen kach

arl Becker, Julius Schrader, Benjamin Vautier, Bernhard Pleckhorst, Mathias Schmidt ꝛc. Die vollendet repro— dujierten Originale gehören den verschiedensten Stoffgebieten an: der religiösen und Geschichts. Malerei, dem Porträt dem enre, der Architektur, Landschafts. und Stillleben alexei. a es, wie schon oben gefagt, den neu hinzutretenden Kunstfreunden srei steht, auch aus diesen äkteren Beständen beliebig nach Geschmack

lätter auszuwählen, so erhalten dieselben damit die Gelegenheit, für

sich oder zum Geschenk für Ändere eincn schönen edlen Zimmeischmuck unter wohlfeilen Bedingungen zu, erwerben. Besonders käinge— wiesen sei dabei auf die große Reihe, vorzüglicher Porträts Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, des Kaisers Wilhelm 1, der giserin Augusta, des Kaisers und der Kaiserin Friedrich in den ver, h edensten Größen. Zu sämmtlichen Bildern werden je nach Wunsch und Wahl auch Rahmen in reicherer oder einfacher Aus— hrung bezw. gefällige Mappen geliefert. Anmeldungen zum eit itt zu der Veremigung der Kunstfreunde“ werden erbeten bei er Dirertion der Königlichen National. Galerie oder in den Geschäfts⸗ taumen: Berlin W., Hie raf fr. 57 und Potsdamerstraße 23.

oder 4 Mappenblätter zu je

Aus Rottweil (in Württemberg) wird dem Schwäbischen Merk. unter dem 17. Oktober . Die von der Reichs⸗ Limeskommission im biesigen ömerlager veranstalteten Ausgrabungen sind jetzt beendigt. Das große Gebäude zwischen dem christlichen und israelitischen Friedhof wurde weiter aufgedeckt und nach drei Seiten ein vollständiger Grundriß gewonnen; gegen Westen scheint es sich in den christlichen Friedhof hineinzuzieben. Die Funde an Legionsstempeln, Münzen, Gefäßen gebören sämmtlich einer frühen an. Mit. dieser frũhen Zeit steht die Robheit und Unpünktlichkeit des Mauer- werks in merkwürdigem Widerspruch. Diese Mauern können keinen Monumentalbau, sondern nur Fachwerk getragen haben, worauf u. a. auch die Weite der Thüröffnungen hinwesst. Immerhin ist ju bedenken, daß nur die untersten Schichten der Fundamente erhalten sind. Zur Orientierung für eventuelle spätere Grabungen wurden an mehreren geeigneten Stellen Einschnitte gemacht. Das Rottweiler Lager bat eine ganz ungewöhnliche Größe. Während die eigentlichen Limes kastelle selten mehr als 6 bis 8 Morgen einnehmen, beläuft sich das Rott. weiler Areal auf über 100 Morgen, und seine genauere Untersuchung würde eine längere Reihe von Jahren und ganz erbebliche Mittel er⸗ fordern. Dazu kommt die durchgängig sehr schlechte Erhaltung, die ihren Grund in der Lage des Kastells hat. Das heutige Niveau ist bier nicht oder kaum böber als das römische; es hat nicht, wie gewöhnlich, ein Auftrag von Terrain stattgefunden. Anschwemmung war von keiner Seite her möglich; im Gegentheil war der allen Winden offene Platz eher einem Verlust von Boden ausgesetzt. Somit ist im günstigsten Fall die Auffindung der Fundamente zu erwarten; allein bei der Trockenheit des Untergrunds wurden diese nicht tief gelegt und sind jetzt von den Feldeigenthümern vielfach entfernt. An mehreren Stellen, wo die bis zu 2 m starke Umfassungsmauer verlaufen sein muß, wurde auch nicht mehr ein einziger Stein angetroffen. Hier muß der vor der Umfassungsmauer gelegene Graben aushelfen, der sich in Rottweil aus dem gewachsenen hellen Lehm mit großer Deutlich— keit herausschälen läßt. Auf diese Weise gelang es, die Frontlinie des ummauerten Lagers aufzufinden und ihrer ganzen Aus— dehnung nach festzustellen. Innerhalb des umwallten Lagers, dessen . Wälle größtentheils heute noch vorhanden sind und z. B. ei der Ziegelhütte am Wege nach Altstadt 3 m hoch aufragen, liegt konzentrisch ein reduziertes ummauertes Kastell. Dessen Frontseite (dem Babnhof zu) mißt 260 m und ist von einem von 2 großen Thürmen flankierten Thor unterbrochen Auf dieses führt vom Kastellinnern eine im Mittel 7 m breite Straße zu. Das Thor liegt nicht in der Mitte der Frontseite, sondern ist stark östlich verschoben. Mit Hilfe des Grabens wurden auch Stücke der rechten und linken Flanke festgestellt: es konnte die Form des ganzen ummauerten Lagers gewonnen werden. An Fundstücken kamen im Ganzen 11 Fragmente von gestempelten Ziegeln der locgio XI Claudia pia fideélis, 11 Bronzemünzen, darunter eine halbe, wie sie in der frühen Kaiserzeit im Umlauf wgren, 12 Töpferstempel, mehrere Schlüssel, Perlen aus Thon und Glas, Radeln, Löffel, Nägel, 1 Glöckchen, 1 Messer, 1 Dolchgriff, eine Lanzenspitze und allerhand Scherben zu Tage. Der werthvollste Fund ist ein Okulistenstempel mit der Inschrift: M. VLPI. THEObDGRI. CROCO0bkES. Crocodes ist ein nicht selten genanntes Mittel gegen Augenkrankheiten. Theodoros war offenbar ein griechischer Arzt, dessen Bürgerrecht, wie der Name Ulpius zeigt, vom Kaiser Traian stammt. Es mag hierzu der egvptische Arzt Harpocras verglichen werden, der den jüngeren Plinius von einer schweren Krankheit heilte und auf dessen Bitte ven Trajan das Bürgerrecht erbielt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Portugal.

Durch Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen der Provinz Canton sowie Hongkong und Macao für rein von Beulenpest erklärt worden. (Vergl. R. Anz.“ Nr. 189 vom 10. August d. J.)

Tür kei.

.Zufolge Beschlusses des Internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel, sind die noch bestehenden Quarantänemaßregeln gegen die Küstenstrecke des Marmara⸗Meeres zwischen Boz⸗Bonraon und Kara Bogha sämmtlich aufgehoben worden. (Vergl. . R. Anz.“ Nr. 242 vom 8. d. M.) ( .

Dagegen ist für Herkünste aus Damiette ( Egppten) seit dem 14. d. M. eine zehntägige Quarantäne angeordnet.

Griechenland.

Infolge des Ausbruchs der Cholera in Damiette, hat die König lich griechische Regierung eine fünftägige Beobachtungsquarantäne für alle aus Egypten kommenden Schiffe angeordnet.

Chole ra.

Oesterreich⸗Ungarn. Aus Galizien wurden vom & bis 14. Oktober 26 Erkrankungen (und 13 Todesfälle) dem „Oest. San.“ W.“ gemeldet, darunter in 2 Gemeinden des Bezirks Kamionka strumilowa 5 (ch, in 6 Ortschaften des Bezirks Trembowla 13 (8), in Byszow im Bezirk Sokal 3 (O), in Stadt und Bezirk Tarnopol 1 (ID. Seit dem 23. Auguft sind in Galizien ins gesammt 139 Erkrankungen und 91 Todesfälle festgestellt worden.

Frankreich. In Paris wurde dem „Bull. hebd. de stat., mun.“ vom 5. bis 12. Oftober in 4 Stadtvierteln je 1 Erkrankung an „alfections cholériformes“ gemeldet.

Türkei. Am 7. Oktober wurde in Fonstantinopel (Stadtpiertel Balat) 1 Erkrankung festgestellt, im übrigen war die Stadt seit dem 26. September cholerafrei. In Adalia wurden am 2. und 3. Oktober 2 Erkrankungen (mit 1 Todesfall) gemeldet, in der Umgegend von Diarbekir am 29. September 3, in Erdek (Vilajet Hudgvendkjar) am 7. Oktober J. In Mossul haben sich seit Ende September neue Erkrankungen angeblich nicht gezeigt.

Egypten. Laut Meldung vom 15. Oktober sind in Damiette 4 Todesfälle festgestellt worden. .

Kairo, 23. Oktober. (W. T. B.) Am Montag und Dienstag sind in Menzaleh und Umgegend 23 Personen an Cholera erkrankt und 19 gestorben.

Marokko. In Tanger wurden vom 2. bis 10. Oktober 138 Erkrankungen (104 Todesfälle) festgestellt, in Tetuan vom

28. September bis 7. Oftober 1680 (3945; 51 (28) bezw. 619 (116)

derselben betrafen die nichtarabische Bevölkerung.

Ostindien. Kalkutta. Vom 8. bis 14. September sind 9 Personen an Cholera und 168 an Fiebern gestorben.

Straits Settlements. Laut Mittheilung vom 16. Sep— tember sind in Singapore seit dem 9. d. M. weitere Erkrankungen

nicht bekannt geworden. Gelbfieber.

In Vera Eruz wurden, dem „Abstr. of sanit . zufolge, vom 13. bis 19. September 5. Todes fälle festgestellt, in Santjago (Cuba) vom 165. bis 21. September 19, in Rio de Janeiro vom 18. bis 31. August 12. Aus La Paz in Mexiko sind am 24. Sep tember 3 Erkrankungen gemeldet worden.

Verschiedene Erkrankungen.

Pocken: London, Warschau je 2 Todesfälle; Reg.-Bez. Posen 9, London 9 (Krankenhäuser), St. Petersburg 5 Erkrankungen; Rückfall. fieber: Petersburg 37 Erkrankungen; Genickstarre;: New. Jork 4 Todesfälle; Milzbrand: Wien 1 Todesfall. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Sch arl ach (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881s 909: 1,38 , ; in Posen Erkrankungen kamen vor in Berlin 113, Breslau 72, im Reg. Bez. Posen 159, in Hamburg 41, Budapest 50, Edinburg 87 London 337 (Krankenhäuser), Paris 47, St. Petersburg 60, Wien 107

an Diphtherie und Croup (1851/80: 4,490 /o); in Beuthen und Solingen Erkrankungen ö gemeldet in Berlin 170, Bres⸗ lau 24, im Reg.⸗Bez. Düsseldorf 112, in München 43, Hamburg 41, Budapest 48, Kopenbagen 33, London 102 (Krankenhäuser) Paris 61, 2 38, Wien 70 desgl. an Masern in Bres lau 29. im Reg.-Bez. Arnsberg 991, in München 97, Budapest 50, Wien 91 destgl. an Unterleibstvphus in Kopenhagen 39, Paris 44, St. Petersburg 92.

Handel und Gewerbe.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen am 23. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grund⸗ stück zu Friedenau, Saarstr. 2a, dem Bauunternehmer Qerr⸗ mann Pählchen zu Friedenau gehörig, welches mit einer Fläche

von 5, ig a und 4560 6 Nutzungswerth, zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Meistbietender blieb der Ziegeleibesitzer Wil⸗ helm Rusch zu Berlin, Mansteinstr. 13, mit dem Gebot von 78 100 M. Grundstück zu Friedenau, Saarstr. 2, belegen, dem Bauunternehmer Pählchen gehörig, welches mit einer Fläche von 3,57 a und 3300 Nutzungswerth zur Gebäudesteuer ver- anlagt ist; mit dem Gebet von 60 090 M blieb der Zimmermeister Albert Lucas zu Berlin, Mansteinstraße 5, Meistbietender. Grundstück zu Friedenau, Wilhelmstraße 1, belegen, dem Bau⸗ unternehmer . gehörig, welches mit 708 a und 1155 4 Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist; mit dem Gebot von 18 000 M blieb die Frau Johanna Pählchen, . Wolf, zu R Rheinstraße 23, Meistbietende. Grundstück zu Friedenau, zilhelmstraße. belegen, dem Bauunternehmer Pählchen gebörig; mit 1500 1 Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt; Flächen⸗ raum 9,05 a; mit dem Gebot von 25 185 blieb der Kaufmann Ferdinand Poetters zu Friedenau, Fregestraße 63, Meistbietender.

Essen a. d. Ruhr, 23. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung der ‚Rhein.⸗Westf. Ztg. ist das Siegerländer Roh⸗ eisen⸗ Syndikat durch die nachträgliche Erklärung zweier Hütten⸗ werke, welche vorgestern noch ausstanden, endgültig gesichert.

Dortmund, 23. Oktober. (W. T. B.) ie Strafkammer des Landgerichts verurtheilte den hiesigen Kohlenhändler Tromp wegen des am 6. Juli vorigen Jahres an eine Berliner Bankfirma abgesendeten unwahren Telegramms über die Harpener Bergbau⸗ Aktiengesellschaft zu 500 M Geldstrafe und Tragung der Kosten; die Verurtheilung erfolgte wegen Vergehens gegen das Aktiengesetz unter Annahme mildernder Umstände.

Bern, 23. Oftober. (W. T. B) Der Verwaltungsrath der Jura⸗ Simplon ⸗Ba hn genehmigte sämmtliche Anträge der Direktion, betreffend die Nachkredite für Erweiterungsarbeiten, ferner die anti⸗ zipierte Bestellung von 24 Personenwagen und die Wiederwahl des Dienstchefs für 6 Jahre. Er wählte außerdem Chappaz⸗Wallis zum Mitglied des Verwaltungsausschusses und beschloß noch den Abschluß einer neuen Tarifkonvention mit der Zentralbahn. Der kommerzielle Be⸗ richt über die Simplon. Bahn wurde den Mitgliedern gedruckt zugestellt In Bezug auf den alljährlichen Rückkauf von Genußscheinen der Jura.. Simplon ⸗Bahn verfügte der Bundesrath, daß sämmtliche Bons am eventuellen statutarischen Jahres zewinn fernerhin theilnehmen sollen. Die zurückgekauften Stücke würden nicht zerstört, sondern durch Aufdruck entwerthet und in der Kasse der Gesellschaft ver⸗ bleiben. Abgestempelte Bons in den Händen Dritter seien werthlos.

Verdingungen im Auslande.

Dänemark.

28. Oktober, 2 Uhr. Staats bahn⸗Verwaltung (Statsbane- anlaegenes Gontoir, Reventlowsgade 10) openhagen: Lieferung von 565 Stück Rundpfählen zum Bau der Strandmühlen brücke auf der Klampenborg-Helsingör⸗Eisen bahn. Bedingungen an Ort und Stelle und beim Reichs ⸗Anzeiger! (in dänischer Sprache).

J. November, 2 Uhr. Staatsbahn Verwaltung (Stats ban e- anlasgenes Contoir, Rs ventlorwsgade 19) Kopenhag en: Lieferung für den Bau der Kolding Egtved⸗Eisenbahn. 37 000 Stück Eisen⸗ bahnschwellen 2440 laufende Meter Weichenhölzer. Bedingungen an Ort und Stelle, beim Landinspektor Pingel in Kolding und beim Reichs Anzeiger‘ (in dänischer Sprache).

Egypten.

1I. November. Verwaltung der Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: 5000 Kisten Gu je 2 Blechkisten) amerikanisches Petroleum. Lieferfrist ab 15. Januar 1896 franko Magazin Alexandrien. Näheres beim „Reichs⸗Anzeiger ..

18. November. Dieselbe Verwaltung: 200 000 Eg Olivenöl. Lastenheft beim „Reichs⸗A Anzeiger“. ;

25. November. Dieselbe Verwaltung: 200 000 kg Lampensl. Lastenheft beim „Reichs⸗Anzeiger“.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 24. Oktober. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer Graf Bismarck‘ ist am 22. Oktober von Santos nach Bahia abgegangen. Der Reichs ⸗Postdampfer „Preußen“ ist am 22. Oktober Nachmittags in Neapel an⸗

gekommen. 23. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer

Hamburg, Prussia“ hat heute Morgen Lizard passiert.

Der Castle da mpfer Madeira

London, 25. Oktober. (W. T. B.) „Dunottar Castle“ hat heute auf der Ausreise passiert. .

Sofia, 23. Oktober. (W. T. B.) Die durch das Hoch⸗ wasser auf der Linie der orientalischen Eisenbahn verursachten Schäden sind so groß, daß der Verkehr nicht 0 bald wiederbergestellt werden wird; Brücken sind demoliert, an drei Stellen sind die Dämme

weggerissen worden.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus. ö.

Gestern Abend wurde mit der sehr gelungenen Aufführung von Beethoven's „Fidelio!“ das prächtig renevierte Haus) seiner Be⸗ stimmung wieder übergeben. Ein festlich geschmücktes Publikum füllte den glänzend erleuchteten Raum in allen seinen Rängen und wartete mit Spannung auf die Wirkungen, die besonders das Orchester nach erfolgtem Umbau hervorbringen sollte. Unter Kapellmeister Weingartner's Leitung wurde die dritte Leonoren Ouvertüre mit Kraft und klarer künstlerischer Empfindung eindruck voll zu Gehör gebracht, und rauschender Beifall folgte der Leistung. Die Klangwirkung des Orchesters hat sich in der That bedeutend erhöht; dieselbe machte sich aber weniger auffällig bei dem rein orchestralen Vortrag bemerkbar, als in dem Verhältniß des Orchesters zu dem von der Bühne tönenden Gesang. Die Solostimmen klangen dem Glanz der Instrumente gegenüber häufig etwas gedämpft. Fräulein Hiedler, die zum ersten Mal die Partie der Leonore sang, entwickelte im Gesang und Spiel rührende Innigkeit und schlichte, warme Empfindung; der Ausdruck der Leidenschaft jedoch kam stimmlich nicht überall groß und machtvoll zur Geltung. Das Organ des Herrn Sylva zeigt für die Rolle des Florestan zu wenig Srsẽ ne digt und herzbewegende Weichheit. Den Pizarro sang Herr Mödlinger mit markigein, düsterem Ton, und Herr Stammer bewährte in der Partie des Rocco seine klare Vortrags weise. Fräu⸗ lein Dietrich und Herr Philipp zeigten als Marcelline und Jacgquino die diesen Rollen entsprechende . und jugendliche Munterkeit. Die neuen Dekorationen schließen sich stimmungsvoll und harmonisch den Situationen der Oper an. . 2 Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten der Vorstellung bis zum Schlusse bei.

Vgl Nr. 262 d. Bl.