1895 / 259 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

sei, die Einnahmen der Kolonie allmählich zu erhöhen, sodaß zu hoffen fiehe, daß nach nunmehr erfolgter Herstellung fried⸗ licher . auch das finanzielle Ergebniß der Verwaltung ch ern werde. Besondere Beachtung fanden die von Major Leutwein gemachten Vorschläge, Eingeborene zum Waffendienst heranzuziehen, und seine Anregung, den im Schutzgebiet wohnenden Deutschen die Erfüllung der Wehr⸗ pflicht daselbst zu ermöglichen.

Nach den im Reichs-Versicherung samt gefertigten Zusammenstellungen, welche auf den Angaben der orstãnde der Versicherungsanstalten und der , Kassenein⸗ richtungen beruhen, betrug am 1. Oktober 1895 die Zahl der seit dem Inkrafttreten des Invaliditäts- und Altersversicherungs—⸗ gesetzes erhobenen Ansprüche auf Bewilligung von Alters—⸗ rente bei den 31 Versicherungsanstalten und den 9 vor— handenen Kasseneinrichtungen 331 422. Von diesen wurden 263 037 Rentenansprüche anerkannt und 57 428 zurückgewiesen, 3085 blieben unerledigt, während die übrigen 7872 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. .

Von den erhobenen Ansprüchen entfallen auf Schlesien 39 701, QOstpreußen 23 270, Brandenburg 24 897, Rheinprovinz 21 587, Sachsen⸗Anhalt 19 028, Hannover 18 459, Posen 17003. Schleswig⸗Holstein 12 622, Westpreußen 12 24. West⸗ falen 11 650, Pommern 19 683, Hessen⸗Nassau 7117, Berlin 3828. Auf die 8 Versicherungsanstalten des Königreichs Bayern kommen 32708 Rentenansprüche, auf das Königreich Sachsen 19447, auf Württemberg 7209, Baden 6217, Groß⸗ herzogthum Hessen 4933 beide Mecklenburg 6860, die Thürin⸗ gischen Staaten 7051, Oldenburg 1188, Braunschweig 2298, Hansastädte 2511, Elsaß⸗Lothringen 9103 und auf die 9 zu⸗ gelassenen Kasseneinrichtungen insgesammt 5028.

Die Zahl der während desselben Zeitraums erhobenen Ansprüche auf Invalidenrente betrug bei den 31 Ver— sicherungsanstalten und den 9 Kasseneinrichtungen insgesammt 201 694. Von diesen wurden 1412502 Rentenansprüche an⸗ erkannt und 0 654 zurückgewiesen, Q43 blieben unerledigt, während die übrigen 9295 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. .

Von den erhobenen Ansprüchen entfallen auf Schlesien 28 210, Rheinprovinz 16 155, Ostpreußen 14092, Branden—⸗ burg 11 251, Hannober N74, Sachsen⸗Anhalt 9081, Posen S331, Westfalen 375, Pommern 7189. Westpreußen 6686,

essen⸗Nassau 1838, Schleswig⸗Holstein 3708 und Berlin 3535. luf die 8 Versicherungsanstalten des Königreichs Bayern kommen 21 980 Ansprüche, auf das Königreich Sachsen 8422, auf Württemberg 5224, Baden 5619, Großherzogthum Hessen 2626, beide Mecklenburg T44, die Thüringischen Staaten 3829, Oldenburg 549, Braunschweig 1390, Hansestädte 1688, Elsaß⸗Lothringen 3758 und auf die J Kasseneinrichtungen ins⸗ gesammt 14147. . ;

Unter den Personen, die in den Genuß der Invaliden⸗ rente traten, befanden sich 2774, die bereits vorher eine Altersrente bezogen. ,,, ö.

Im letztverflossenen Vierteljahr sind ferner infolge Ablaufs der Wartezeit von B5 Wochen die ersten Ansprüche auf Er— stattung von Beiträgen für weibliche Versicherte, die in die Ehe getreten sind, und für die a verstorbener Versicherter (368 30, 31 des Invaliditäts- und Altersversiche— rungsgesetzes) geltend gemacht worden. Die Zahl der im Ganzen bisher erhobenen Ansprüche dieser Art betrug für das ganze Reich 50os9. Davon sind 1931 Ansprüche anerkannt, 1757 abgelehnt, 148 anderweitig erledigt und 1244 unerledigt geblieben.

Der General-Lieutenant von Hoffbauer, Inspekteur der Feld⸗Artillerie, ist hierher zurückgekehrt.

Der Kaiserliche Gesandte in Stockholm, Wirkliche Geheime Rath Graf von Bray-Steinburg hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des⸗ selben fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Kaiser⸗ lichen Gesandtschaft von Pilgrim-Baltazzi als Geschäfts⸗ trãger

Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Marine wird S. M. S. „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Ingenohl, am 30. Oktober von Shanghai nach Swatow in See gehen.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten ging in ihrer gestrigen Sitzung, . Ablehnung der Anträge auf Abänderung des Wahlgesetzes für den Landtag, zur Berathung des Etats des Ministeriums des Königlichen Hauses über, der unverändert zur Annahme gelangte. Bei der darauf folgenden Berathung des Etats des Ministeriums des Aeußern griff der 2 Grillenberger (Soz.) die Regierung wegen ihrer Stellung zur Umsturzvorlage lebhaft an und kritisierte unter heftigen Ausfällen die ö der Bundes⸗ staaten im Bundesrath gegenüber der Präsidialmacht. Der Minister⸗Präͤsident und Minister des Aeußern Freiherr von Crailsheim erwiderte: es sei begreiflich, daß die monarchischen Grundlagen und monarchischen Stützen des Reichs den Sozialdemokraten ein Dorn im Auge seien. Er könne aber nur mit größtem Dank konstatieren, daß es zum theil nur durch das Eingreifen der höchsten Spitze des Reichs

elungen sei, Fragen von einschneidendem Interesse fur 66 in einem den bayerischen Wünschen günstigen Sinne zu lösen. Die Aeußerungen des Vorredners über die Stellung der Mitglieder des Bundesraths müsse er auf das entschiedenste zuruͤckweisen. Erfreulicher Weise herrsche im Bundesrath selten Opposition, da wichtige Vorlagen nur ein⸗ ebracht würden, nachdem über die Prinzipien ein Einvernehmen 6. estellt sei. Die Stellung der Regierung zu der Frage einer ** ärfung der Strafgesetzgebung sei unter anderem dadurch bedingt gewesen, daß auch in Bayern die anarchistische Be⸗ wegung, allerdings nicht selbständig, aber doch in sozialdemokra⸗ tischen Versammlungen in sch bemerkbarer Weise zu Tage ge⸗ treten sei. Im übrigen habe das bayerische Strafgesetz⸗= buch von 1861 viel schärfere Bestimmungen als die sogenannte Umsturzvorlage enthalten. Die Frage, ob die Umsturzvorlage eine vollständige Abhilfe gewesen sein würde, glaube er aller⸗ dings verneinen zu müssen, da erst die bürgerlichen Parteien aus ihrer Indolenz aufwachen müßten. Freilich dürften sie ihre

Kräfte nicht in gegenseitigem Kampf aufreiben, sondern müßten sich zum gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen nd zusammenschließen. Der Abg. Aub ul) trat dem g. Grillenberger entgegen. Er meinte: die bürgerlichen Par⸗ teien müßten zusammenhalten, aber sie erwarteten, daß von oben her nicht Dinge geschähen, welche die Un⸗ zufriedenheit im Volke vermehrten. Die Regierung möge von den Gesetzen und ihren Disziplinarbefug⸗ nissen Gebrauch machen, um Unzufriedenheiten zu beseitigen. Dann würden die bürgerlichen Parteien das ihrige thun können. Er hoffe, daß der Zusammenschluß der Bundesstaaten seine nach außen bewiesene Stärke auch nach innen nicht ver⸗ sagen werde, wenn der Anarchismus weiter um sich greife. Der Abg. Dr. Daller Gentr,) erörterte die Haltung des Zentrums in der Umsturzvorlage und beklagte sich, daß die Klerikalen von der Regierung im Kampf gegen die Sozial⸗ demokraten zu wenig unterstützt würden. Wer gegen das Zentrum auftrete, werde vom Bureaukratismus in Schutz ge⸗ nommen. Redner erörterte die Gefährlichkeit des Umsturzes von oben und sprach gegen die Universitäts⸗Professoren, deren Lehren der Sozialdemokratie Nahrung gäben, gegen scham⸗ lose Bilder in den Ausstellungen und ähnliches, was zer⸗ setzend und vergiftend wirke.

Sachsen. Ihre Majestäten der König und die Königin haben sich heute Nachmittag nach Schloß Sibyllenort begeben. J Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August ist von Dresden nach Lichterfelde abgereist, um an der heute und morgen dort seitens des Gardeschützen⸗Bataillons statt⸗ findenden Feier der Schlacht bei Le Bourget theilzunehmen.

Baden.

Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen sind am Sonnabend Nachmittag in Baden-Baden eingetroffen. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin waren Höchstdenselben bis Dos entgegen⸗ gefahren.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog wird sich morgen

von Coburg nach London begeben.

Anhalt.

Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sind gestern Nachmittag von Ballenstedt zu ständigem Aufenthalt in Dessau eingetroffen.

DOesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser ist heute früh aus Budapest wieder in Wien eingetroffen. . .

Der „Politischen Korrespondenz“ zufolge wird sich der Botschafter bei dem Quirinal Freiherr von Pasetti in den nächsten Tagen zur Ueberreichung seines Beglaubigungs⸗ schreibens nach Rom begeben und sodann noch für kurze Zeit nach Wien zurückkehren. ;

Bei der gestern im österreichischen Abgeordneten⸗ ö fortgesetzten Debatte über das Programm des

inisteriums sprach der Abg. Kaizl in oppositionellem Sinne und beklagte es, daß der Streit zwischen Deutschen und Böhmen auch die Entfaltung liberaler Ideen und freiheit— licher, fortschrittlicher Bestrebungen hindere. Der Abg. Kro— nawetter sprach gleichfalls oppositionell und erblickte in der Stelle des Programms, die Regierung lasse sich nicht führen, eine Proklamation des reinen . Der Minister⸗ Präsident Graf Badeni erklärte, er könne nicht behaupten, daß dem Programm der Regierung ein mit demselben ganz unvereinbarer Sinn untergelegt worden sei; er müsse im Gegen⸗ theil dankend anerkennen, daß sich bereits von einigen Seiten des Hauses ermunternde Worte, wenn auch nur bedingten Vertrauens, hören ließen. Er könne selbstverständlich nichts von dem, was er gesagt habe, zurücknehmen, auch nichts be— richtigen, umsoweniger, als er sich ausdrücklich gegen den Eindruck der Ueberhebung verwahrt habe. Er habe geglaubt und sei durch die Debatte nicht davon ab— gebracht worden, daß es im Interesse des . wie er darin vertretenen Bevölkerung liege, wenn versucht werde, in der von ihm, dem Minister⸗Präsidenten, angedeuteten Weise vorzugehen. Nach seiner Ueberzeugung biete eine kräftige, an keine Parteiformel gebundene Regierung nicht nur keine Ge— fahr für das Parlament, sondern sogar eine Gewähr für die Stärkung des Ansehens desselben, da ja der Erfolg des einen Faktors durch die Mitwirkung und die Hilfe des andern bedingt sei. Deshalb vermöge er in seinen Worten keine Schädigung des parlamentarischen Prinzips zu erblicken, glaube vielmehr, daß, wenn die Regie⸗ rung ihren Aufgaben nachkomme, ganz bestimmt in Konsequenz des eben Gesagten auch eine Stärkung des Hauses zu Tage treten werde. Das Haus habe noch bis zum Schluß der laufenden Legislaturperiode einen genügenden eitraum vor sich, um durch 6 so oft bewährte patriotische siüwirkung seine volle Leistungsfähigkeit zu beweisen und dadurch jene Anschauungen zu entkraͤften, die sich heraus— genommen hätten, zu behaupten, daß sich das Haus hierzu nicht eigne. Wenn das Haus diese schwebenden Fragen in der von ihm, dem Redner, angedeuteten Richtung der Dbjek⸗ tivität, des Entgegenkommens und der Gerechtigkeit lösen und dadurch auch seine volle Kraft erweisen werde, wenn es dringende wirthschaftliche . in einer für den Staat und alle Schichten der Bevölkerung günstigen Weise zum Austrage bringe, dann werde ganz bestimmt dieser Erfolg auch auf das Verhältniß zwischen den Vertretern der Bevölkerung und dieser selbst befruchtend zurückwirken. Wenn das Haus gewillt sein werde, fuhr der Minister weiter fort, auf die von der Regie⸗ rung kundgegebenen Absichten loyal und ohne Voreingenommen— heit einzugehen, dann werde weniger von Anmaßung, von Herunterdrücken des Parlamentarismus oder gar von einem Protektorat über die Parteien die Rede sein. Gegen eine Regierung, welche ihre Absichten in Bezug auf die Nationalitäten mit voller Klarheit im

Geist der Staatsgrundgesetze zur Kenntniß gebracht und die

Gerechtigkeit zu ihrer Devise gemacht habe gegen eine solche Regierung könne unmöglich der Vorwurf der Hintansetzung . eines Volksstammes oder der Außerachtlassung der Gleichberechtigung der Nationalitäten erhoben werden. Das Ministerium nehme seine Aufgabe ernst. Das Interesse der Selbsterhaltung liege ihm fern; es habe seine ll! nicht

* nur vor Augen, sondern habe sie tief in die Her eingeprägt. eshalb werde es sich auch von der * füllung derselben durch keine theorelischen Ausein⸗ andersetzungen abhalten lassen. Es werde vielmehr mit gutem Gewissen, festem Glauben, festem Willen, mit muthigem Sinn und mit Energie vorwärtsschreiten, und da sein Ziel klar und deutlich vorgesteckt sei, werde es auch mit voller Ueberzeugung bei dem Ideengange bleiben, den er vor drei Tagen auseinanderzusetzen . die Frei⸗ heit genommen habe. Wenn man sich nur in Allgemeinheiten bewege, könne man Besonderes nicht leisten. Er bitte, ihm zu glauben, daß das Ministerium und das Haus sich ein⸗ ander nähern würden, sobald sie das Feld der Abstraktion und der generellen Prinzipien verließen, und daß das Leben, seine Bedürfnisse, die lebendige Politik., und Noth⸗ wendigkeit beide ganz gewiß zusammenführen werde. Darum möge es ihm gestattet sein, daß er den pofitiven und der auf⸗ bauenden Thätigkeit fähigen Parteien zurufe: „Höher als die Meinung steht die Pflicht, die Tag um Tag an uns heran⸗ tretende Pflicht. Trotz aller Losungsworte der Parteien wünsche und hoffe ich, daß wir uns auf dem Gebiet der konkreten Arbeiten finden werden“. Nach der Rede des Minister⸗Präsidenten ließ sich eine Anzahl Abgeordneter von der Rednerliste streichen. Die Abgg. Fournier und Engel (Olmütz) besprachen die Erklärung des Grafen Badeni, daß er das Parlament nicht herabdrücken und über die Parteien kein Pro⸗ tektorat ausüben wolle, in anerkennender Weise. Fournier trat für die Bedeutung des deutschen Volkes bei der ö des nationalen Friedens zwischen Deutschen und Czechen ein. Der Abg. Romanczuk brachte unter Protestrufen der Polen Klagen über Unregelmäßigkeiten bei den galizischen Landtagswahlen und über die für die Ruthenen nachtheilige, von dem Grafen Badeni als Statthalter befolgte, Regierungs⸗ politik vor. Nachdem der Abg. Hauck, welcher in dem Programm der Regierung den Schutz des Gewerbes des kleinen Mannes ver⸗ mißte, gesprochen hatte, wurde die Debatte geschlossen. Der . Ackerbau⸗Minister Graf Falken hayn erklärte gegenüber dem Abg. Marchet, daß die auf dem sozialdemokratischen Kongreß zu Breslau gefallene Behauptung: das Agrarprogramm sel thell⸗ weise aus seinen (Redners) Vorlagen entnommen, nicht zur Empfehlung des Programms aufgestellt worden sei, sondern um zu betonen, daß dieses Programm den Bauernstand heben würde. Daher sei es unrichtig, daß in seinen Vorlagen ein sozialistischer Zug vorhanden sei. Die nächste Sitzung findet heute statt. Zur Berathung steht der Gesetzentwurf über die Verfälschung von Lebensmitteln. ö

Am Sonntag hat in Prag eine Ver sammlung der deutsch-böhmischen Vertrauensmänner unter dem Vorsitz Schlesinger's stattgefunden. Die zahlreich besuchte Versammlung, an welcher viele Landtags- und Reichsraths⸗ Abgeordnete, Bürgermeister, Bezirks -Obmänner sowie Vertreter der deutschen Handelskammern und der Landwirthschaft theilnahmen, genehmigte nach kurzer Debatte einen Wahlaufruf an das deutsche Volk in Böhmen, worin betont wird, daß die Deutschen Böhmens an dem Kerngedanken der Wiener Vereinbarung vom Jahre 1890 unerschüͤtterlich fest⸗ hielten, unausgesetzt für die nationale Selbstverwaltung des deutschen Volksstamms einträten, den berechtigten Bestrebungen der slavischen Landesgenossen zwar nicht entgegenträten, aber die Forderung eines selbständigen böhmischen Staats⸗ wesens auf das entschiedenste bekämpfen würden. Der Wahl— aufruf entwickelt des weiteren die für die Deutschen Böhmens maßgebenden nationalen und politischen Grundsätze und hebt die Zustimmung zu dem Aussiger Agrarprogramm und die Nothwendigkeit erhöhter Fürsorge für die landwirthschaftliche und gewerbliche Bevölkerung hervor. Nach Zustimmung zur Kandidatenliste genehmigte die Bersammlung einstimmig und ohne Debatte eine Resolution, welche die Erwartung ausspricht, daß die deutsch-vöhmischen Abgeordneten im Reichsrath entschieden für die nationalen, staatsrechtlichen, freisinnigen und fort⸗ schrittlichen 2 eintreten würden. Die Resolution erklärt ferner: die deutsch⸗böhmischen Vertrauensmänner billigten die Absicht der Regierung, in den Grenzen der bestehenden staats rechtlichen Ordnung, unter Förderung der Pflege des österreichischen Geistes und unter Anerkennung der traditio⸗ nellen Stellung der langjährigen Kultur des deutschen Volks, die geeigneten Mittel zur Herbeiführung friedlichen Zusammen⸗ lebens der Nationen ergreifen zu wollen. Schließlich wird in der Resolution die Erwartung ausgesprochen, daß die deutsch⸗ böhmischen Abgeordneten bei der Erneuerung der Ver⸗ träge mit Ungarn die Interessen des deutschen Volks ent⸗ schieden vertheidigen, an der Ausdehnung des Wahlrechts auf die breiten Volksschichten unter Wahrung des politischen Besitzstandes der deutschen Bürger und Bauern festhalten, das Schulwesen vor jeder xrückschrittlichen Aenderung mannhaft schützen und nöthigen Falls für die verfassungsmäßigen Grund⸗ lagen und Rechte der Reichsverfassung 2 würden.

Wie die „Budapester Korrespondenz“ erfährt, ist dem Ab⸗ J Friedrich Harkanyi und dessen Bruder, dem (n, n,, Paul Harkanyi, die Baronie mit dem Rechte eines Mitgliedes des Oberhauses verliehen worden.

Frankreich.

Das Ministerium Ribot hat infolge eines gestern von der Deputirtenkammer abgegebenen Mißtrauensvotums seine Demission eingereicht, die von dem Präsidenten der Re⸗ publik Faure angenommen worden ist.

Ueber die Vorgänge in der Kammer, die zu dem er⸗ wähnten Votum führten, liegt folgender Bericht des, W. T. B.“ vor: Der sozialistische Deputirte Rouanet brachte eine Interpellation über die Südbahn-Angelegenheit ein und verlangte, daß die Regierung über die Sache völlige Klarheit verbreite und den Verdacht beseitige, der über mehreren Mitgliedern des Parlaments schwebe. Der Justiz⸗ Minister Trarieux erklärte, sämmtliche Schuldige seien gerichtlich verfolgt; es sei, außer den bekannten Sengtoren und Deputirten, welche sich regelmäßig an den Emissions⸗ Syndikaten betheiligt hätten, kein Name eines Deputirten in den Akten gefunden worden. Nach einigen Gegenreden wurde die Diskussion geschlossen. Das Haus nahm dann mit Stimmeneinheit bei 518 Abstimmenden eine von dem Depu⸗ tirten Habert eingebrachte Tagesordnung an, worin es heißt, daß es geboten erscheine, den Mitgliedern des Parlaments die Theilnahme an Finanz⸗Syndikatenzuuntersagen. Der Abg. Rouanet brachte hierauf eine Tagesordnung ein, worin volle Klarheit über die Südbahn⸗Angelegenheit verlangt und der Minister ersucht wird, alle diejenigen zu verfolgen, die verantwortlich seien, und dem Hause den Bericht des Sach⸗ verständigen Flory mitzutheilen. Der Minister⸗Praäͤsident Ribot erklärte, daß es ihm nach der heutigen Debatte nicht

Kabinets zu uͤberreichen.

. *

nützlich erscheine, den vollständigen Bericht zu veröffentlichen. Was die Verfolgungen betreffe, ö habe die Justiz ihre Pflicht erfüllt; diese Frage sei daher erledigt. Die Tagesordnung Rouanet wurde nunmehr mit 3260 gegen 211 Stimmen ange— nommen, worauf die Minister den Saal verließen und sich in das Elysse begaben, um dem Präsidenten die Demission des Die * wurde sodann aufge⸗ hoben, und die Kammer vertagte sich bis zum 4. November.

Die gemäßigten republikanischen Pariser Zeitungen beklagen die Abstimmung der Kammer und werfen derselben len e ha Slosigkeit und Leichtfertigkeit vor; einige von ihnen, o besonders „Siecle“, Matin“ und „Petit Journal“, sehen die Möglichkeit einer Auflösung der Kammer voraus, falls dieselbe im Zustande der * röckelung und der Anarchie beharre. Die radikalen und sozialistischen Zeitungen bezeichnen die gesirige Abstimmung als Revanche für Carmaux. Rappel“ und „Lanterne“ . ein radikales, in sich gleich⸗ artiges Ministerium. Die konservativen Zeitungen stellen fest, daß das Ministerium über eine Frage der öffentlichen Moral gefallen sei. Alle Blätter konstatieren übereinstimmend die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage für den Präsidenten der Republik und das zukünftige Kabinet. Der „Matin“ glaubt an ein Ministerium Bourgeois— Cavaignac, indessen sei es unmöglich, etwas Bestimmtes voraus—⸗ zusagen. In den Kreisen der Kammer herrscht die Ansicht vor, daß Bourgeois die Bildung des Kabinets übernehmen werde.

Türkei.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Konstantinopel, dort eingetroffenen Privatnachrichten zufolge habe in Bai⸗ burt, an der Straße von Erzerum nach Trapezunt, ein ,,, zwischen mohamedanischen Lasen und

rmeniern stattgefunden. Auch aus Trapezunt werde von einem Konflikt der Türken und Armenier von Gumbet— Dagh berichtet.

Rumänien.

Bei der vorgestern in Bukarest erfolgten Einweihung des Justizpalastes hielt der König eine Ansprache, worin er, dem W. T. B. zufolge, hervorhob, daß in jüngster Zeit fast gleichzeitig zwei bedeutende Werke fertiggestellt worden seien; das eine, im Interesse Europas geschaffen, sei die Brücke über die Donau bei Czernawoda, das andere sei das Justizgebäude, dessen Errichtung beweise, daß es sein Wunsch gewesen sei, der Justiz ein ihrer würdiges Heim zu geben. Dieses neue Denk⸗ mal sei geeignet, in den Gefühlen Aller die schuldige Ehrfurcht vor der höchsten menschlichen Institution zu wecken. Zu Beginn der christlichen Aera, fuhr der König fort, seien die mächtigen, der Justiz gewidmeten Basiliken von den Christen in Kirchen umgewandelt worden. Der Justizpalast, welcher der Ausübung der Gesetze geweiht sei, solle, ähnlich wie eine Kathedrale, Gefühle erwecken, würdig der großen Institution, deren Heim er sei. Die Freiheit bestehe nur durch die Gesetze, und das Gesetz bleibe ein leeres Wort, wenn nicht eine stets unparteiliche Justiz Allen gleiche Achtung und das gleiche Bewußtsein der Verantwortlichkeit einpräge. Eine gerechte Anwendung der Gesetze set demnach die mächtigste Garantie für die Freiheit, und in des Richters . liege diese Garantie. Nachdem der König sodann der icheren Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, daß die Richter sich von diesen Ideen leiten laͤssen würden, versicherte er, daß er, wie früher, alles thun werde, um das Ansehen der richterlichen Macht stets zu heben. Zum Schluß nach der König: er vertraue das Gebäude den richterlichen Advokatenstande an mit der vollen Ueberzeugung, daß beide immer von der Bedeutung ihrer hohen Aufgabe durchdrungen sein würden.

Bulgarien. Der Prinz und die Prinzessin Ferdinand von Sachsen-Coburg sind gestern nach Sofia zurückgekehrt.

Dänemark.

Gestern ist in Kopenhagen die Verlobung der Prinzessin Maud, jüngsten Tochter des Prinzen von Wales, mit dem Prinzen Karl von Dänemark, zweitem Sohn des Kronprinzen, offiziell proklamiert worden.

Der Kronprinz ist gestern Abend von Kopenhagen abgereist, um dem Prinzen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe einen Besuch zu machen.

Amerika.

Das spanische Kanonenboot „Cgridad“, welches bei 36 (Cuba) aufgelaufen war, ist wieder flott gemacht worden.

Afsien.

Aus Hongkong berichtet das „Reuter sche Bureau“, es verlaute daselbst, daß ein ausgebreiteter Aufstand egen die Ausländer in Canton bevorstehe. Vierhundert kampf— fertige Eingeborene seien in Hongkong durch den Vizekönig an— geworben worden, um sich nach Canton zu begeben.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Er sa ir zum Reichs tag im 7. Oppelner Wahlkreise ist, dem W. T. B.“ zufolge, der Rechtsanwalt Radwansky-Pleß (Pole) mit 12447 Stimmen gewahlt worden.

Itr. 43 des Zentralblatts für das Deutsche Reich‘, herausgegeben im Reichgamt des Innern, vom 25. Oktober, hat fol⸗ Deen: Konsulatwesen: Ermächtigungen zur Vornahme von

enden n, l. . Nachweisung der Einnahmen des

Reich vom 1. April 1895 bis Ende September 1895. Marine und Schiffahrt: Erscheinen eines weiteren Hefts der Entscheidungen des Qber⸗Seeamts und der Seeämter. Polijeiwesen: Ausweisung don Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Das Oktober Heft des Zentralblatts für die ge— sammte Unterrichtt Verwaltung in Preußen“, heraug— Eden in dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗

, ,. (Verlag von Wilhelm Hertz, Berlin), hat folgenden Inhalt: A. Anwendung des Porto. Aperstonierungzvermnerkzz seitenzs der einzelnen Mitglieder und Heamten der Staatsbehörden ꝛc. Erlaß vom 25. Juli d. J. Verrechnung der Remunerationen und Löhne für persönliche Lelstungen der im Unterbeamtendienste befchäftigten Hilfs— arbeiter, der Kopialien 2c. Erlaß vom 4. September d. J. B. Empfang und steuerfteie Verwendung des zu Heil und , . Zwecken bestimmten nicht denaturlerten Branntweins bei den Universitäts,

eamten und dem.

Instituten. Erlaß vom 4 Seytember d. J. C. Rechnungsmäßige Behandlung der Bedürfnißzuschüsse der vom Staat und von Anderen n, ju unterhaltenden böheren Lehranstalten. Erlaß vom

Juli d. J. Dispositionsfonds zur Deckung der durch Ver⸗ tretungen erkrankter, zu militärischen Dienstleistungen einberufener oder aus nicht in ihrer Person liegenden Gründen beurlaubter Lehrer an den staatlichen höberen Unterrichtsanstalten ent— stehenden Kosten. Erlaß vom 30. Juli d. J. Entschädigung der Direktoren der höheren Lehranstalten für die Anfertigung der e schriften dienftlicher Schriftstücke und für den Verbrauch von Schreib. materialien. Erlaß vom 24. Auqust d. J. D. Uebersicht von der e, der staatlichen Schullebrer⸗ und Lehrerinnen Seminare der

onarchie im Sommer⸗Semester 1895. Uebersicht von der Frequen; der staatlichen Präparandenanstalten der Monarchie im Sommer Semester 1895. Turnlehrerprüfung zu Berlin im Jahre 15395. Bekanntmachung vom 9. September d. J. Termin für wissen⸗ schaftliche Prüfung der Lebrerinnen. Bekanntmachung vom 24. Sep— tember d. J. Nichtamtliches: Uebersicht über die von dem Deutschen Verein zur Förderung der Luftschiffabrt in Berlin auggeführten wissenschaftlichen Ballonfahrten. Verleihung von Orden ꝛc. Personalien. Berichtigung.

Nr. 53 des Eisenbabn⸗Verordnungsblatts“, her rus— 6a im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 28. Oktober, zat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 23. Oktober 1895. betr. Aenderung der Staatsbahn⸗Wagen— vorschriften; vom 23. Oktober 1895, betr. Heberegister über die Bei⸗ träge auf Grund der Beamten Pensionskassensatzungen; vom 24. Ok— tober 1895, betr. Unterstellung der außerhalb des preußischen Staats⸗ bahngebiets beschäftigten Regierungs Bauführer des Eisenbahnbaufaches unter den Präsidenten der Königlichen Eisenbabn⸗-Direktion in Berlin; vom 24. Oktober 1895, betr. Aenderung der Wagenkontrol⸗Ordnung. Nachrichten.

Kunst und Wissenschaft.

Die sogenannte Bunte Kapelle‘ am Dom zu Branden burg, ein an der Nordseite des Chors belegener Bau, wird, wie das „Zentralblatt der Bauverwaltung“ berichtet, gegenwärtig einer umfäng⸗ lichen Wiederherstellung unterzogen. Die aus der Zeit des romanischen Uebergangsstils stammende Kapelle ist zweigeschossig angelegt und enthält in jedem Stockwerk einen von vier Kreuzgewölben überdeckten, in der Mitte durch eine Säule gestützten Raum von 9.20 m Länge und 7,20 m Tiefe, der durch zwei Paar kleine geluppelte spitzbogige Fenster spärlich erleuchtet wird. Der Raum des Obergeschosses, der jetzt als Sakristei benutzt wird, ist in seiner Ausstattung schlicht gehalten. Der untere Raum hingegen, die eigentliche. Bunte Kapelle“, zeigt Reste einer reichen ornamentalen Bemalung der Wände aus der romanischen sowie nicht minder reicher Uebermalungen und figürlicher Zuthaten an den Wänden und Gewölbekappen aus früh. und spätgothischer Zeit. Von den figürlichen Darstellungen, die sich auf den ee sn geschlossenen Obertheilen der Wände befinden, sind leider nur d. sehr spärliche Reste vorhanden. Gekrönte Engelsfiguren, deren eine vermuthlich die heilige Agnes vorstellt, tonsurierte männliche Heilige, geflügelte Evangelistenzeichen und einige knieende Donatorenfiguren sind sichtbar, deren eine ein Spruchband mit der Inschrift Joachim Dammaker“ trägt. Da ein Mann dieses Namens, wie urkundlich nachgewiesen, in der Zeit von 1489 bis 14981 Prior des Domkapitels gewesen ist, so kann angenommen werden, daß die Gemälde aus dieser Zeit stammen. Schon im Jahre 1893 hatte der Maler Grimmer die ersten Aufnahmen und Vorstudien zu einer würdigen Wiederherstellung begonnen, wurde aber durch seine bald darauf erfolgte schwere Erkrankung an der Fortsetzung der Arbeiten gehindert. Nach dem im Frühjahr dieses Jahres, für die Kunst leider zu früh, erfolgten Tode dieses trefflichen Kenners mittelalterlicher Malweise wurde seitens des Konservators der Kunst⸗ denkmäler der Maler August Oetken, ein Schüler des Professors Schaper in Hannover, mit den malerischen Wiederherstellungsarbeiten betraut. Zunächst wurde die Trockenlegung der feuchten östlichen Außenwand mit Erfelg betrieben; dann trat Oetken mit Eifer an seine interessante Aufgabe heran, und es gelang ihm, nachdem die Uebermalungen aus gothischer Zeit gewissenhaft aufgenommen und dann sehr behutsam entfernt worden waren, die ursprüngliche romanische Wandbemalung, theils unter dickem Putz verborgen, ziemlich vollständig wieder aufzudecken. Die alte Formen und Farbengebung fand sich, dank der soliden al frosco-Malweise, großen⸗ theils portrefflich erhalten vor, und so wurde es möglich, den Wänden ihr ursprüngliches farbenprächtiges Gewand mit unbedingter Treue wiederzugeben. An den Gewölbeflächen, an denen keinerlei Reste einer Bemalung aus romanischer Zeit vorhanden waren, mußte das leider wenig schöne spätgothische Rankenwerk, das sich auf einer der Kappen vollständig erhalten hat, auch auf den anderen Gewölbe kappen wiederholt werden. An die Wiederherstellung und Ergänzung der figürlichen Malereien kann zur Zeit nicht herangetreten werden, da die Mittel hierzu noch nicht vorhanden sind. Die alten Reste sind aber unberührt belassen und nur einer vorsichtigen Reinigung unterzogen worden, um bei einer hoffentlich in nicht allzu ferner Zeit vorzunehmenden Wiederherstellung dieser interessanten Gemälde einen werthvollen Ausgangspunkt zu bilden. Die Kapelle soll in der Zukunft als Si e h des Domkapitels Verwendung finden. Sie wird zu diesem Zweck mit einem Fußboden aus ornamenlierten Fliesen und mit Fenstern in gemusterter Bleiverglasung ver— sehen, die der möglichst ausgiebigen Beleuchtung wegen in Gri— saillemalerei mit . Verwendung farbiger Scheiben her— gestellt ist. Der Raum wird durch einen in einer vorhandenen Wand nische untergebrachten und durch ein verziertes, schmiedeeisernes Gitter verdeckten eisernen Ofen heizbar hergerichtet und erhält ein in früh— gothischen Formen gehaltenes Gestühl von dunkel gebeiztem Eichenholz, bestehend aus einem mittleren, reich verzierten Stuhl für den Vor— sitzenden sowie zwei je siebensitzigen Stuhlreihen für die Domherren. Das Gestühl wird nach Entwürfen des Professors Schaper in Han— nopber durch die Kunstanstalt von G. Kuntzsch in Wernigerode aus. geführt. Es ist, wie das ‚„Ztrlbl. d. Bauv. hinzufügt, anzunehmen, daß die „Bunte Kapelle! nach ihrer Fertigstellung für die Befucher des Brandenburger Doms einen Haupfanziehungspunkt bilden wird.

Wie die amtliche Wiener Zeitung“ meldet, ist der außer⸗ ordentliche Professor an der Berliner Universitãt Johannes Gad zum ordentlichen Professor der. Physiologie an der deutschen Universität zu Prag ernannt worden.

Sandel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 13 004, nicht recht⸗ k 0e sind 26. d. M. gest 6, nicht rech er esien sind am 26. d. M. gestellt 4536, t⸗ zeitig gestellt 958 Wagen. .

Zwan gs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 265. und 26. Oktober die nachbezeichneten Grundftücke zur Versteigerung: Wollinerstraße 35, dem Maurermeister E. Mud rack gehörig, Fläche 842 a; Nutzungswerth 11 6090 6; mit dem Gebot von 165 309 A blieb der Kaufmann Max Knopf, Kurfürstenstraße 23, Meistbietender. Grüner Weg 120, dem Kaufmann Richard Meim ert gehörig; Fläche 6 84 a Nutzungswerth 15 380 ; mit dem Gebot von 25 Co9 n blieb der Rentier Carl n,. Freienwalde a. O. Meistbietender. Greifswalderst r. 197, Ecke Christburgerstra ße, dem Zimmermeister Carl Bartsch ge⸗ hötig; Fläche 665 a, Nutzungswerth 10290 ; Ersteher wurde der Kaufmann Carl Zechelius, Köpnickerstr. 147, mit dem Gebot von 166 000 4

Beim Königlichen Amtsgericht 1 zu Berlin standen serner am 28. Oktober die nachbejeichneten Grundstücke zur Ver- steigerung: Hennigs dorferstraße 25, der Frau D. Koch gehörig; Fläche 5 a; Nutzungswerth 4900 ; mit dem Gebot von 106 000 4 blieb der Gutsbesitzer Fried. Tietz zu Müncheberg Meift⸗ bietender. Kulm straße 23, den Geschwistern Kujath gehörig; Vutzungswerth 13 070 A; Meistbietender blieb der Rentier Wil hel m Jäger, Jorkstraße 39, mit dem Gebot von 194050 M Arndt⸗ straße 15 und 19, dem Fräulein H. L. A. A. Hinrichs gehörig; Nutzungswerth 5290 4 und 5300 MÆ; mit dem Gebot von 86 000 A und 85 500 M wurde die Aktiengesellschaft für Grundbesitz und Hypotheken-⸗Verkehr zu Berlin Ersteherin.

Beim Königlichen Amtsgericht IL Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Groß— Lichterfelde, Holbeinstraße 17 belegen, dem Privatier Franz ro l gehörig; Flächenraum 10,20 a; Nutzungswerth zur Ge⸗ bãudesfteuer 1560 1M; Meistbietende blieb das Fräulein Helene Brunnemann zu Berlin, Puttkamerstraße 15, mit dem Gebot von 298 000 1 Grundstück zu Hoben-Schön—⸗ hau sen, der verebelichten Unternehmerfrau Louise Kafelitz, geb. Schulje, gehõrig; Flächenraam 2 ha 25 a 389 adm; mit dem Gebot don 12 415 6 blieb der Bärmehändler Ernst Woldt zu Berlin, Frankfurter Allee 1412, Meistbietender. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen der nach⸗ benannten Grundstücke: Zu Steglitz, Albrechtstraße 39, dem Rentier Friedrich Louis von Knobloch gehörig: die Termine am 19. und 23. November d. J. fallen fort. Grund⸗ stücke im Gemeindebezirk Boxhagen Rum melshurg, dem Ge—⸗ schãfts führer Otto Stein zu Rummelsburg gehörig. Grundstäck zu Neu⸗Weißensee, i fn ef, 14 belegen, dem Schneidermeister August Porath zu Berlin gehörig. Eingestel kt wurde das Verfahren wegen des Grundstücks zu Groß Lichterfelde, Ecke Soethe⸗ und Schillerstraße, dem Bautechniker Paul Knauff zu Deutsch Wilmersdorf gehörig.

Beim Königlichen Amtsgericht zu Charlottenburg wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von der Stadt Charlottenburg Band 168 Blatt *. 5h auf den Namen des Putzermeisters Carl Petrick zu Berlin eingetragenen, zu Char lottenburg an der Goethestraße und Straße ha belegenen Grundftücks aufgehoben. Der Versteigerungs- und Zuschlagstermin am 56. De— zember d. J. fällt fort.

Unter der Firma Osuna-Rochela - Plantagen-⸗Gesell—⸗ schaft in Hamburg ist am Sonnabend in Hamburg eine neue Aktiengesellschaft gegründet worden, deren Bestimmung der Betrieb zweier in Guagtemala belegenen Kaffee⸗Plantagen San Andres Osuna“ und La Rochela, ist. Vgl. Nr. 254 d. Bl.) Das Aktien- kapital im Betrage von 3 000 0090 6 ist, wie die Hamb. Börs. H.“ berichtet, von dem Bankhause L. Behrens u. Söhne und der Firma H. Meyer jr. u. Co. in Hamburg und der Nationalbank für Deutsch⸗ land in Berlin übernommen worden. Die Gesellschaft wird 1.500 009 M in Prioritäts⸗Obligationen ausgeben nach Eintragung einer entsprechenden Hypothek auf die Plantagen. Die Emiffion' der Aktien wird erst später erfolgen.

Das „‚Gewerheblatt aus Württemberg“, welches von der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart herausgegeben wird, hat in der Nr. 43 des JN. Jahrgangs vom 26. Oktober d. J. folgenden Inhalt: Offenhaltung der Bibliothek der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel an Winterabenden. Ueber den Begriff Zeichenunterricht'. Amerikanische Zolltarif⸗ Entscheidungen. Zentralamt für Arbeiterstatistik in Frankreich. Ueber das Austrocknen der Nutzhölzer. Verschiedene H gen. (Kann ein Gebrauchsmusterschutzgegenstand nachtraglich noch patentiert werden? Vorrichtung zur Verhütung des Platzens von Wasser⸗ leitungsröhren. Blitzapparat. Gewerbliche ꝛc. Rezepte. Ausstellungswesen. Mittheilungen aus den Handels, und Gewerbe—⸗ kammern. Mittheilungen aus dem Vereins leben. Die Jahres. berichte der Handels und Gewerbekammern für das Jahr 1394. Leistungen der Modellierwerkstätte im III. Quartal 1595. Submission.

Am sterdam, 28. Oktober. (W. T. B.)

. 1st ; Java ⸗Kaffee good ordinary 55. Baneazinn 3893.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

h. November, 3 Uhr. Artillerie⸗Direktion des Feuerwerks, Labo= ratoriums in Bologna: Lieferung 1) von 30 000 Kg Stangenblei, 2 von 5009 kg Antimonium. Voranschlag zu 1) g600 Fr., zu 2 bo00 Fri; Kaution zu 1) 9660 Fr., zu 2 500 Fr. Lieferungsfrist zu I) und 2) 60 Tage.

7. November, 1 Uhr. Stadtverwaltung in Mailand: Kanali⸗ sationsarbeiten längs des Corso Vercelli. Voranschlag 180 00 Fr. Kaution 20 0090 Fr. Der Termin des endgültigen Zuschlags wird später festgesetzt werden. S. November, 11! Ubr. Stadtverwaltung in Genua: Um— pflasterung mehrerer Straßen. Boranschlag 110 000 Fr. Kaution 11000 Fr., Kosten 20090 Fr. Endgültiger Zuschlag am 23. No—⸗ vember, Mittags. Ausführungsfrist 90 Tage.

Spanien.

30. Nobember, 1 Uhr. General Direktion der öffentlichen Arbeiten in Madrid: Konstruktion des eisernen Theils der Barca— Brücke, für die Straße Pontevedra nach Grove, Probinz Pontevedra. Muthmaßlicher Voranschlag 127 409,28 Peseten. Kaution 6500 Pe- seten. Ausführungsfrist 2 Jahre.

Por tugal.

16. November, 1 Uhr. Königlich portugiesische Eisenbahn⸗ gesellscaft in Lissabon (Rocio): Lieferung und Aufstellung des eisernen Oberbaues der Vouga⸗Brücke, am Kilometer 279, Sᷓ der Nordlinie. Näheres bei der Zentral⸗Direktion des Wege und Arbeitsdienstes, Station Lissabon (Santa Apolonia).

Bulgarien.

1. November, 19 Uhr. Verwaltungs⸗Sektion des Kriegs- Ministeriums in Sofia: Lieferung von 150 000 m Hemden und Unterhosenleinwand, 200 000 m Leinwand für Turnhemden und Hosen, sowie von 50 000 m Futterleinwand. Kaution 5 o des an— gebotenen Werths. Endgültiger Zuschlag den 5. November. Ueber- gabetermin den 27. Februar 1896. Bedingungshefte (auch wegen Art der Uebergabe), technische Beschreibung und . bei obiger Behörde.

Britische Besitzungen.

1. Januar. Castries Town Board in Santa Lucia, Antillen: Errichtung einer Wagen⸗ und Fußgängerbrücke, ganz aus Eisen oder aus Tt; Länge 40 Fuß, Breite I7 Fuß, Tragkraft 20 t.

Egypten. (

2. Dejember. Präsident des Verwaltungsraths der Eisenbahnen in Kairo: Lieferung von 150 0090 Eg farbiger Baumwollabfälle nach dem in den Magazinen von Gabbary niedergelegten Muster; daselbft auch Abschrift des Verdingungshefts erhältlich.

Verkehrs⸗Anfstalten.

Laut Telegramm aus Köln hat die zweite eng⸗ lische Post uber Ostende vom 28. Oktober in Köln den Anschluß an den Zug 31 nach Berlin über , en. nicht erreicht; Grund: Zugverspätung infolge Zollabfertigung in Herbesthal.

Die Zeitschrift für den internationalen Eisenbahn⸗ transport, welche von dem Zentralamt in Bern berausgegeben wird, hat in der Nr. 10 des III. Jahrgangs vom Oktober 1895 folgenden Inbalt: Amtlicher Theil. Internationales Uebereinkommen. Aenderungen in der Liste der Eisenbahnen. Gesetze und Vollzugs- Verordnungen. Erleichternde Vorschriften für den Verkehr zwischen