1895 / 271 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Nov 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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St. Petersburg, 12. November. (W. T. B.] Heute wurde eine Verordnung veröffentlicht, durch welche die Verwendung der Kupons von Zertifikaten der vierprozentigen Staatsrente zu Zahlungszwecken gestattet wird, wenn die Zeit bis zur Helisfet dieser ons nicht länger als sechs Monate sst, auch wird der Um⸗ lauf der Zertifikate selbst gestattet, von welchen solche Kupons ab- getrennt sind

Konstantinopel, 11. November. (W. T. B.) Die Börse feiert. Die Anstrengungen zur Festftellung der Kompensationekurse ö. Lokalwerthe waren bisher resultatlos. Die „Otteman⸗Bank

. die Veröffentlichung ihrer Bilanz, um das Publikum zu be⸗ ruhigen.

Verdingungen im Auslande.

Rumänien.

11. Dezember. Ministerium für öffentlichen Unterricht und Kultus in Bukarest: Bau des Alumnats der theologischen Fakultät zu Bukarest. Voranschlag 250 99 Fr. . .

14. Dezember. Ministerium für öffentlichen Unterricht und Kultus: Bau des . in . Voranschlag 800 000 Fr. Fgrypten.

30. November, Mittags. Direktor der Saljverwaltung in Kairo: Lieferung einer Lokomotive von 4 t. Bedingungsheft und Plan im Salzwerk zu Mex (Alexandrien) erhältlich an den Werktagen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Von dem Postbuch zum Gebrauch für das Publikum in Berlin und Umgegend“, welches im Auftrage der Kaiserlichen Ober⸗-Poftdirektion in Berlin herausgegeben wird, ist soeben eine neue Auflage erschienen, die bei allen Postanstalten des Bezirks Berlin, sowie durch die Briefträger zum Preise von 1 M bezogen werden kann. Dag Postbuch enthält die Bestimmungen über den Poft, Rohrpost⸗ Telegravhen. und Fernsprechdienst im Bezirk Berlin, sowie über den Post⸗ und Telegraphenverkehr mit dem In, und Auslande, nebft Tarifen, Verzeichnissen u. s. w., insbesondere ein Verzeichniß aller Deutschen Reichs · Poftanstalten mit Angabe der Zone zur Be⸗ . des Portos für Packet, und Werthsendungen von und nach

erlin.

Theater und Mufik.

Konzerte.

Das gestrige dritte Pbilharmonische Konzert, nter Arthur Nikisch's Leitung, wurde mit Liszt's ymphonischer Dich⸗ tung Les Prèludes- nach Lamartine (18590) eröffnet. Diesem hier öfter gehörten, sehr beliebten und inhaltreichen Werke des Meisters folgte das Violinkonzert op. 206 von J. Raff, das von dem Solisten des Abends, dem jugendlichen Violinxirtuosen Willy Burmefster, mit großer technischer Sicherheit und Wärme des Ausdrucks vorgetragen wurde. Die Klarheit der im rapidesten Tempo mit spielender deichtig . keit ausgeführten Passagen, selbst in den höchsten Lagen des Flageolets, war eine bewundernswerthe. Anhaltender Beifall folgte diesem Vor⸗ trag. Als Novität erschien hierauf eine Orchester Suite von dem zu Zille geborenen Komponiften Eduard Lalo, dem Freunde Franz Lit s. Dieses Werk enthält mehrere kurze, aber sehr effektvoll geschriebene Sätze aus dem Ballet Namouna“, unter welchen Erslude*, „Pa- rades de Foiree und -Eete foraine- als die wirkungsvollsten bervorzuheben sind. Den Beschluß des Konzerts machte Beethoven's V. Symphonie (moll). Der in jeder Beziehung vollendeten Auf⸗ führung folgte enthusiastischer Beifall und Hervorruf des Dirigenten.

Im Königlichen Opernhause wird morgen die Gesammt= nr ng von Richard Wagner 's Bühnenfestspiel mit dem dritten Abend, Götterdämmerung“ fortgesetzt. Die Besetzung lautet: Sieg. fried: Herr Gudehus, Brüännhilde; Frau Sucher, Gutrune: Fräulein Egli, Hagen; Herr Mödlinger, Gunther: e ch lberich:

dt, Waltraute: Frau Götze, Rheintöchter; die Damen

og, Rothauser, Lammert. Kapellmeister Weingartner dirigiert.

Herr Emil Götze tritt zunächst nur noch an zwei Abenden auf,

und jwar am Freitag in Stradella“ und am Sonntag als Edgar in Lucig von Lammermoor .

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Schiller's Trauerspiel Wallenstein'' Tod? in folgender Besetzung gegeben: Wallenstein; Herr Molenar, Herzogin: Frau Stollberg, Thekla: . Lindner. Octavio: Ludwig. Max: Herr Mat⸗ owsky, Graf Terzky: Herr Arndt, Gräfin Terzky: Fräulein Poppe, Buttler: Herr Rahle, Illo: Herr Keßler, Isolani: Derr Vollmer. Eine Neueinstudierung mit vollständig neuer Ausstattung von Shakespeare's Richard II. mit Herrn Matkowsly in der Titelrolle wird vorbereitet. Kurz darauf werden die beiden Theile von König „Heinrich 1I7.. folgen. Der Cyclus der Königs-⸗Dramen wird noch in der laufenden Spieljeit in Scene gehen.

Die nächste Schauspielnsvität des Berliner Theaters wird das dramatische Erstlingswerk eines Autors (A. Weber) sein, dessen Name auf anderen literarischen Gebieten schon vortheil haft bekannt geworden ist. Das Drama, das den Titel Pan Cezar - führt, spielt in Polen zur ft des rreußischõsterreichischen Feldjugs. Die weib⸗ liche Hauptrolle der Novitãt wird Auguste Prasch⸗Grevenberg, die Titelrolle Otte Som merstorff darstellen.

Für die Aufführung des in Berlin noch unbekannten Werks von Richard Voß „Die neue Zeit‘, das am Sonnabend im Neuen Tbeater jum ersten Mal in Scene geht, hat Seine Hoheit der Herzog von Sachsen Meiningen die gesammten Dekorationen, die für die Meininger Aufführung des Stücks neu angefertigt wurden, der Direktion des Neuen Theaters zur Verfügung gestellt. .

Im Theater Unter den Linden geht morgen Sullivan's Operette Der Mikado“ in neuer Einstudierung in Scene. Den Schluß des Theaterabends macht ein großes Ballet⸗Divertissement. Die Vorstellung beginnt um 15 Uhr. .

Die Sängerin Fräulein Hemiiette Liebert giebt am Sonnabend, den 23. November, Abends 77 Uhr, in der Marienkirche ein Wohlthätigkeits-Konzert zum Beften der Armen und Kranken der Gemeinde. Außer der Konzertgeberin wirken darin mit die Herren Kaiserlicher Regierungs⸗Rath Chrzescinsti (Tenor), Musikdirektor Otto Dienel (Orgel, sowie die Kammermusiker Felix Meyer Vieline), Fritz Maneke (Violoncello), Franz Pönitz (Harfe) und Carl Höbne (Cornet Eiston). Einlaßkarten zu 3, 2 und 1 46 und zu 50 A sind zu haben bei Bote und Bock, Leirzigerstraße 37, HDerrn Lehmann, Bischofstraße 5, und in der Sakristei er Kirche.

Die Gesellschaft deutscher Dramatiker“ veranstaltet am Freitag dieser Woche im Klubbause, Krausenstraße 106, einen mit Üiterarischen und musikalischen Vorträgen verbundenen Gesellschafts abend. Eine Reihe bekannter Schriftsteller wird eigene Arbeiten im Manuskript zum Vortrag bringen, während der musikalische Theil des k durch die Konzertsangerin Fräulein Asta Casperschock,

errn Opernsänger Robert Trappe und Herrn Musikdirekter Battte zur Ausführung gelangt. Karten (1 M) sind im Bureau der Gesell⸗ schaft, Luisenstraße 36, zu erhalten.

Mannigfaltiges. Eine Sitzung der Stadtverordneten findet in dieser Woche nicht statt.

Im Verein deutscher Ingenieure (Berliner

hielt am 6. d. M. im . der Profeñor schen Hechschule zu Berlin. Herr Riedler, einen r Di Ziele der Technischen len.. Unter den etwa 400 Zuhörern bemerkte man die Staats · Minifter r. Miquel und Dr. 2. den Minifterial · Direktor Schultz, die Geheimen Rätbe Dr. ; Dr. Wehrenpfennig, Stambke, Dr. Bertram, Brix und Andere, mehrere Professoren und eine große Anzahl hiesiger und auswärtiger nam. hafter Ingenieure und Industrieller. Di des Vortragenden gipfelten in dem Satze; fachwissen jchaftliche Unterricht habe alle Bedingungen der Wirklichkeit zu beräcksichtigen, Anwendung für den besonderen Fall und die en. * lehren, die Brücke herzustellen zwischen allgemeiner Erkenntniß und Anwendung und Ausführung. Allez im Sinne wahrer Praxis und Wirthschaftlichkeit. Daher sollten an den Technischen Hochschulen nur fachwissenschaftliche Lehrer wirken, welche die Wirklichkeit aus eigener Thätigkeit kennen, welche die Kunst, die sie zu lehren unternehmen, auch augzuüben im stande seien. An den Vortrag schloh sich eine lebhafte Diskussion. Hierauf fand die Nen⸗ wahl des Vorstandz für das Jabr 1896 statt. Der bisherige Vor. stand, bestehend aus dem Verfitzenden Gebeimen Regierungs. Rath Free fg Rietschel und den Ingenieuren Kommerzien⸗Rath Henne— erg, Fehlert, Hausbrand, Knoll, Krause und Scharowsky, wurde wiedergewählt.

Der Verein für Deutsches Kunstgew er be feiert sein dies jãbtiges , am Sonnabend, den 16. November, durch Abendessen und Ball in den Festfälen des Architekten⸗Hauses. Ein trittekarten zum Preise von 4 A (einschl. Abendessen) werden bis Donnerstag, den 14. d. M, bei dem Schatzmeister Herrn L. P. Mitterdorfer, W. Kronenstr. 17, und bei Herrn Louis Schluttig, W. Friedrichstr. 169, abgegeben.

Köln, 11. November. Wie die KRlnische Volkszeitung meldet, wurden heute in der Grube „Schwabach“ an der Saar mei Bergleute durch fallendes Gestein erschlagen.

London, 11. November. te früh fand in einem Keblen— bergwerk in Blackwell bei Alfreton (Jorksbire) eine Exvlosion statt. Von den in der Grube befindlichen 23 Mann wurden, W. T. B.“ zufolge, 7 getödtet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 12. November. (W T. B.) In einem heute abgehaltenen Ministerrath sind weitere militärische Maßnahmen im Bereiche des vierten und fünften Armee⸗Korps beschlossen worden. Das Trans portschif Babel“, welches mit Munition und Ausrüstungsgegen—⸗ ständen für die zu den Operationen in Zeitun und Marasch bestimmten Streitkräfte abgegangen ist, wird von Smyrna aus für die erwähnten Punkte neue Verstär— kungen nach Alexandrette überführen. Die bisherigen Sicherheitsmaßnahmen in Konstantinopel haben eine bedeutende Ausdehnung erfahren. Gestern wurden hier einige türkische Einwohner verhaftet.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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k vom 12. November U

Stationen.

emperatur in O Celsius

59 C. 48 R.

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Bar. auf 06r u. d. Meeressp red. in Millim

733 Anfang 7 Uhr. 733 739 748 61 St. Petersbrg. 769 Moskau... 776

Cork. Queens 738

745 746 7144 7148 751 756 759 750 747 754 753

Der Diener 1Aufjug, nach d von Emil Pohl.

Od tk O M -.

von Palmyra. Donnerstag:

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Anfang 74 Uhr.

Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗ r . Inspektor Brandt. Anfang 74 Uhr. .

Donnerstag: Oprnhaus. 160. Vorstellung. Der Federmann. fang 74 Ubr. . Donnerstag: Der Mikado. Hierauf: Großes 2 Aufzügen, nach einer von Dr. Leopold Florian Ballet ⸗Divertissement. Meißner erzählten wahren Begebenheit, von d

antastis Tanzbild, frei nach Wilhelm Hauff,

von Emil Graeb. bummler.

Evangelimann.

Schauspielhaus. 250. Vorstellung. Frauenlob. ; . Lustspiel in 3 Aufzägen von Rudolph Lothar. gin, age Garl Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. 3 ee gen, , nn. r: Zum ersten Male wiederholt: Der kleine Rei j 8 Lord. Kinder in Begleitung Erwachsener zahlen 2

Veutsches Theater. Mittwoch: Der Meister die Hälfte.

Bentral Theater. Alte Jatobftraße Rr. 30. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G. Mittwoch: Eine tolle Nacht. stattungsvosse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesetzt vom . 1 5 , . vom Balletmei undlach. Anfang t.

rn, , Donnerẽtag: Eine tolle Nacht. (

Komödie von Ernst Rosmer. Freitag: Romeo und Inlia.

Berliner Thegter. Mittwoch. Nachruhm.

Donnerstag: Hasemaun's Töchter. Freitag (II. Abonnements. V mann ' s Töchter.

Jean Reisin Dirigent:

Musikalisches Schauspiel in ilbelm

zweier Herren. ossenspiel in em Italienischen des Carlo Goldoni, Anfang 7 Uhr.

Sonnabend,

Anfang 73 Uhr.

um ersten Male: Tedenm.

arrangiert und entworfen vom Balletmeister Herrn . Herr Kapellmeister Tjo Ni En nit dem beliebten Schellensriel.

Adalyh Ernst . Theater. Mittwoch: Parade; Musik von Adolf Steinmann. ö K 366. Ernst, Julius Eyben, Hugo Haßkerl, Richard Jürgas, Weiß, Georg Worlitzsch.

Sonntag: T Vorstelnugen. Nachmittags 4 Uhr: Abends 71 Uhr: 1870/71.

Familien⸗Nachrichten.

ö Nachruf.

Heute früh verschied nach kurzer Krankbeit im Alter von 61 Jahren und im beinahe vollendeten 40. Dienstjahre der Kaiserliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath und vortragende Rath beim Rechnungshofe

Ritter des Eisernen Kreuzes und anderer Orden

Herr Wilhelm Oskar gritze.

Wir beklagen tief den unerwarteten Verlust dieses reichbegabten, durch unermüdliche Pflicht ˖ treue und edlen, hochherzigen Charakter aus- gejeichneten Mitarbeiters und Freundes, dessen verehrungswürdige Persönlichkeit unter uns und in weiten Kreisen in gesegnetem Andenken bleiben wird.

Potsdam, den 10. November 1895. Der Chef⸗Präfident und die Mitglieder der Ober⸗Rechnungskammer und des

Große Aus⸗

757 755 752 27 stib Ne 706 2 wolkenlos 751 Regen 760 bedeckt 4 763 bedeckt 14

1) Gestern Nordlicht.) Gestern und Nachts Regen. 3) Abends und Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ueber fast ganz Europa ist der Luftdruck in Ab.˖ nahme begriffen. Ein tiefes barometrisches Minimum liegt westlich von Schottland, in Wechselwirkung mit einem Maximum über dem Innern Rußlands lebhafte, meist südliche und südwestliche Luftströmung über West Europa hervorrufend, welche im mittleren Ostseegebiet einen stũrmischen Charakter angenommen hat. In Deutschland ist das Wetter mild, trübe und vielfach regnerisch; faft überall ist Regen ge—⸗ fallen, 29 mm zu Kaiserslautern. Auf Helgoland wurde Wetterleuchten beobachtet. Fortdauer der milden, trüben, windigen Witterung mit Regenfall demnächst noch wahrscheinlich.

Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schanspiele. Mittwoch: Opern-; 3 159. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. 3. Abend: Götterdämmerung in 3 Aufzügen und 1 Vorspiel. insffet: Kapellmeister Weingartner. Anfang

r. Schausvielhaus. 249. n , Wallen⸗ Tod. Trauerspiel in 5 Aufzügen von

Lessmng · Thrater. Mittwoch: Ein Tropfen Gift. Anfang 7 Uhr.“

Donnerstag: Die Venns von Milo. Die Romantischen.

Freitag: Gräfin Fritzi.

Residenz Theater. Direktion: Sigmund Tautenburg. Mittwoch: Der Rabendater. Schwank a 8 ie; von Fr. Fischer und Josef Jarno. Vorher: die Ehe! Komödie in 11kt von P. Linsemann. Anfang 74 Uhr.

er folgende Tage: Nabenvater. Vorher: er die Ehe!

Friedrich Wilhelmstãdtisches Theater. gha 26 26.

eeftrahe Mittwoch: Gastspiel der Liliputaner. Jeden Abend 77 Uhr: Die Reise nach dem Mars.

Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4a. / 6.

Mittwoch: Seine Gewesene. Schwank in 3 Akten von Fritz Brentano und Carl Tellbeim. Vorher: Illusionen. Plauderei in 1 Akt von Arpad von Berzik. Deutsch von Josef Jarno. Antkang 78 Ubr.

Dannerstag und Freitag: Seine Gewesene. Vorher: Illusionen.

Sonnabend: Zum ersten Male: Die nene Zeit. Schauspiel in 4 Akten von Richard Voß.

Theater Anter den Linden. Direktion: Julius ige. Mittwoch: Neu einstudiert: Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipn. Burleske Operette in? Akten von W. S. Gilbert.

Konzerte.

Konzert gans. Mittwoch: Karl Mender⸗ Konzert. Duv. Horatius Cocles'“, Méhul. Die diebische Elfter. Rossini. Das eherne Pferd, Auber. Phantasie aus Die Stumme von Portici“, Auber. „Goldregen, Waljer von Waldteufel. Troubadour · Phantasie fũr Violine von Alard (Herr Carnier). Lieb Mütterlein ade! f. Piston von Rüble (Herr Werner).

Sing Akademie. Mittwoch, Anfang 8 Uhr: Lieder⸗Abend von Amslie Gmür-⸗Harloff.

Saal Fechstein. Linkstraße 42. Mittwoch, Anfang 77 Uhr: Konzert (Vorträge auf zwei Klavieren) von Charles Roß und John Moore.

Birkus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 76 Uhr?! Anßerordentliche Vorstellung. 1870s 71. Großes militärisches Ausstattungsftuͤck mit Tänzen, Gruppierungen, Gefechten zu Fuß und zu Pferde in zwei Abtheilungen vom Direktor Fr.

hippidue mit 12 Freiheitspferden. 1) Edin burgh, ostyreuß. Hengst. 2) 6 Trakehner Rapp⸗ bengfte. 3) Spazierfahrt eines Jagdherrn, aus⸗ geführt von 5 Rapphengsten. Sämmtliche Pferde in Freiheit dressiert und vorgefübrt von Herrn R. Renz. Auftreten der außerordentlichen Schul⸗ reiterin Mlle. Dudley, Miß Amalie und Mr. James Jee, Doppel Jockeys. Povero, 4jähr. Vollblut Rapphengst, in allen Gangarten der bohen Schule dressiert und geritten von dem anerkannt besten Schulreiter der Welt Mr. James Fillis. Auf⸗ treten der weltberühmten Hochturnkünstler The Sil⸗ bons, sowie sämmtlicher Clowns und des beliebten

Deutsch von Julius Fri Musik von A. Sulli⸗ dan. ige en, z vi m,. Federmann.

Friedrich von Schiller. Regie: Ober⸗Regisseur

Sierauf: es Ballet · Divertissement,

Augen Mr. Lavater Lee. onnerstag, Abends? Uhr: 1870/71.

Renz. Außerdem besonders herdorzuheben: Jon jon

Rechnungshofes des Dentschen Reichs.

Verlobt: Frl. Gertrud Schottländer mit Hrn. Kammergerichts⸗Referendar Dr. Walter Sobern⸗ beim (Breslau Berlin).

Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. d. E. Adalbert von Arnim mit Frl. Margarete Koetz (Breslau= Nicolai). Hr. Hauptmann Wilhelm Meckel mit Frl. Constanze Schroeter (Posen Breslau)

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dberst⸗Lieut. von Natzmer (Anklam). Hrn. Frhrn. von Schrötter (Gr. Wohnsdorff. Eine Tochter: Hrn. Paster Ernst Schlappe (Brands bagen). Yrn. Amtsgerichts⸗Sekretãr H. Kübnaff Jutroschin). . 3 Regierungs und Forstrath Fißau (Gum ˖

innen).

Gestorben: Frl. Anna von Koseritz Breslau) Hrn. Paftor Baethcke Tochter Alice (Ultrũdnig. Fr. Hedwig von Brandenstein, geb. Freiin von . (Steinbrücken b. Köstritz!.— Di Rittergutsbesitzer Franz von Bockum⸗Dylffs (Paus Sassendorf). Hr. echnungs⸗Revisor und e e n R. Gegrg Podratz (Berlin. Verw. Fr. Geheime Justiz⸗Rath Augrste Otten,

eb. Zahn Qsnichen. Bez. Dresden. N. ustiz⸗ Rath Siegfried Hammerfeld (Berlin).

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Verantwortlicher Redakteur: Siem enroth

in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin 8Ww., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent. lichen Anzeigers Gem men ditgfie nichts; *.

Aktien und Aktiengesellschaften) für die vom 4. bis 9. November 18935.

*

zum Deutschen Reichs⸗Anz

3 271.

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 12. November

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗-A1nszeiger.

1895.

Deutsches Reich.

Bekanntmachung.

Nachdem die Ersatzwahlen für die am 1. Oktober d. J. nach dem Dienstalter ausgeschiedenen Beisitzer der Schieds⸗ gerichte der Sektionen JI bis V der Knappschafts⸗ Berufsgenossenschaft und deren Stellvertreter sämmtlich stattgefunden haben, wird die neue Zusammensetzung dieser Schiedsgerichte auf Grund des 8 W des Unfallversiche⸗ rungsgesetzes vom 6. Juli 1884 hierdurch bekannt gemacht.

Schiedsgericht der Sektion Tzu Bonn.

. Königlicher Ober Bergrath Haßlacher zu Bonn. Stellvertreter: Königlicher Ober Bergrath Loerbroks daselbst. ;

Beisitzer und deren Stellvertreter.

f en.

tellvertreter: Bergwerks ⸗Direktor 8. Roth zu Wetzlar. tellvertreter: Bergberwalter Kempf zu Großfeifen, Post erg (Regierungsbezirk Wiesbaden).

b. Von den Arbeitervertretern gewählt: Beisitzer: Hauer Mathias Holzer II. zu Eppelborn (Kreis Ottweiler). 23

1. Stellvertreter: Hauer Johann Altmeyer 15. zu Engelfangen (Kreis Saarbrücken).

2. Stellvertreter: Zimmerhauer Wilhelm Link zu Hamm a. d. Sieg (Kreis Altenkirchen).

Beisitzer: Bergmann Friedrich Groß zu Offenbach, Amt Herborn (Nassau).

1. Stellvertreter: Schachtpumpen Vorarbeiter August Gier⸗ lich zu Strempt bei Mechernich.

2. Stellvertreter: Oberhauer Karl Böhmer zu Ems Unterlahnkreis).

Schiedsgericht der Sektion U zu Bochum.

Vorsitzen der: Königlicher Ober⸗Bergrath Reuß zu Dortmund. L. Stellvertreter: Königlicher Ober ⸗Bergrath Heyder

daselbst. Königlicher

2. Stellvertreter: daselbst. . Beisitzer und deren Stellvertreter. ; a. Bon der Sektion gewäblt: *

Beisitzer: Bergwerks⸗Direktor Adriani zu Werne bei Langendreer. . ö.

1. Stellvertreter: Berg ˖ Assessor a. D. Duisberg zu Uecken⸗ dorf (Landkreis Bochum). an Stellvertreter: Bergwerks⸗Direktor Vietor zu Watten⸗ scheid. = Bergwerks Direktor Ruppel zu Eickel (Kreis Gelsen⸗ irchen).

1. Stellvertreter: Bergwerks ⸗Direktor Lindenberg zu Dortmund. .

2. Stellvertreter: Berg⸗Assessor a. D. Wind möller zu Hordel (Landkreis Bochum).

b. Von Len Arbeitervertretern gewählt:

Beisitzer: Knappschaftsältester Har n g Rittenbruch zu Gelsenkirchen. ö

1. Stellvertreter: Knappschaftsältester Mathias Winzen zu Bruch bei Recklinghausen.

2. Stellvertreter; Knaprschaftsältester Heinrich Kalt« hoff 2 zu Frohnhausen bei Essen.

Beisitzer: Knappschaftsältester Peter Bruchhagen zu Vogel⸗ heim bei Bergeborbedchch⸗

L. Stellvertreter: Knappschaftsältester Johann Schlüsener zu Ueberruhr. . ö

2. Stellvertreter: Knaprschaftsältester Heinrich Woer⸗ mann zu Dortmund.

Schiedsgericht der Sektion M zu Klausthal a. Harz. Vorsitzen der: Königlicher Geheimer Bergrath Engels zu Klausthal. . Königlicher

Stellvertreter: Beisitzer und deren Stellvertreter. a. Von der Sektion gewählt;

Bei( itzer: Freiberr Waitz von Eschen zu Cassel.

1. Stellvertreter: Königlicher Hütten Inspektor Ey zu Altenau.

2. Stellvertreter: Königlicher Bergwerks Direktor Walther zu Zellerfeld.

Beisitzer: Königlicher Bergrath Meinicke zu Klausthal a. Hatz.

1. Stellvertreter: Königlicher Bergrath Szumski zu Lautenthal.

2. Stellvertreter: Königlicher Berg⸗Inspektor Ehring zu Klausthal.

b. Von den Arbeitervertretern gewählt:

ö Beisitzer: Bergmann Friedrich Blume jun zu Barsing⸗ ausen. 1. Stel lpertreter: Bergmann Wilhelm Hartmann zu Stadthagen (Schaumburg ⸗Lippe). ö

2. Stellvertreter: Bergmann August Koch zu Schöningen Braunschweig).

Beisitzer: Ausrichter Karl Bergmann zu Klausthal.

1. Stellvertreter: Kunstknecht August Paulmann zu Goslar.

2. Stellvertreter: Flausthal.

Schiedsgericht der Sektion IV zu Halle a. d. Saale.

Vorsitzender: Königlicher Ober-Bergrath Mehner zu Halle. Stellvertreter: Königlicher Wirklicher Geheimer Ober⸗Berg⸗ rath und Berghauptmann Freiherr von der Heyden⸗Ronsch

daselbs

9e

2*

Marien

Ober Bergrath Larenz

. Ober Bergrath Banniza daselbst.

Vorarbeiter Hermann Breyel zu

Beisitzer und deren Stellvertreter.

Beisitzer: ebe f, . 9 ö 3. ö . ungshũtte 3 ö Bergrath a. D. Neubauer zu Leovolds⸗ ball bei Sta urt. . 86 Stellvertreter: Hättenmeister Dr. Steinbeck zu Eis⸗ Sale is itz er: Bergwerks Direktor Ziervogel zu Halle a. d.

1. Stellvertreter: Bergwerks ⸗Direktor Jungha Neindorf bei Oschers leben. ; H Stellvertreter: Berg⸗Inspektor Siemens zu Leopolds⸗ hall bei Staßfurt. E- Von den Arbeitervertretern gewählt: Beisitzer: Hauer Friedrich Herzog zu Teutschenthal. 1. Stellpertreter: Maschinenwärter Wilhelm Starke zu Edderitz bei Cöthen. Stellvertreter; fehlt. ö Beisitzer: Knappschaftsältester Reinhold Fahnert zu Eis— en. . 346 Stellvertreter: Knappschaftsältester Karl Rische da— selbst. 2. Stellvertreter: Knappschaftsältester Friedrich Wagner

zu Hettstedt. Schiedsgericht der Sektien V zu Waldenburg i. Schl.

Vorsitzender: Königlicher Ober-⸗Bergrath Ziemann zu Breslau. Stellvertreter: Königlicher Ober⸗Bergrath Dr. Fuhrmann daselbst (zur Zeit in Berlin). Beisitzer und deren Stellvertreter. a. Von der Sektion gewählt: Beisitzer: Gutsbesitzer Julius Sprotte zu Hermsdorf (Regierungsbezirk Breslau). ö 1. Stellvertreter: Werksbesiger Ernst Völkel daselbst. 2. Stellrertreter: Bergwerkäbesitzer Rudolf Härche zu Frankenstein (Schlesien). Beisitzer: Gutsbesitzer Wilhelm Elsner zu Weißstein (Kreis Waldenburg). 1. Stellvertreter: Gutsbesitzer Heinrich Tost daselbst. 2. Stellvertreter: Betriebsführer Arnold Huisgen zu Rothenbach (Kreis Landeshut). b. Von den Arbeitervertretern gewählt?: Beisitzer: Jauer Jo bann Menzel zu Ober Hermsdorf. 1. Stellvertreter: Hauer Heinrich Stiller zu Hermsdorf. 2. Stellvertreter: Hauer Adolf Scharf zu Dittersbach (Kreis Waldenburg). Beisitzer: Hauer Ernst Schenk zu Gottesberg (Kreis Valle l 1. Stellvertreter: Hauer Josef Rudolph zu Waldenburg. 2. Stellvertreter: Hauer Gottlieb Ludwig zu Hartau (Kreis Waldenburg) .] Schiedsgericht der Sektion VI zu Tarnowitz O.⸗Schl. Vorsitzender: Königlicher Ober ⸗Bergrath Ziemann zu Breslau. ö. Stellvertreter; Königlicher Ober⸗Bergrath Dr. Fuhrmann daselbst (zur Zeit in Berlin). Beisitzer und deren Stellvertreter. a. Von der Sektion gewählt: Beisi zer: Bergwerks ⸗Direktor Otto Menzel zu Samuels⸗ glückgrube bei Beuthen. 1. Stellvertreter: Bergwerks⸗Direktor Gerhard Mauve zu Ratibor. 2. Stellvertreter:; Berg⸗Inspektor Herrmann Kocks zu Florentinegrube bei Ober⸗Lagiewnik Kreis Beuthen). Beisitzer: Berg⸗Inspektor Hugo Scheller zu Borsigwe rk (Kreis Zabrze). . 1. Stellvertreter: Bergwerks⸗Direktor Paul Eckert zu Michalkowitz bei Laurahũtte (Kreis Kattowitz). 2. Stellvertreter: Bergwerks. Direktor Johann Janik zu Paulusgrube bei Morgenroth (Kreis Beuthen). b. Von den Arbeitervertretern gewählt: Beisitzer: Hauer Karl Mielchen zu Neu⸗-⸗Heyduk (Kreis Beuthen). ; 1. Stellvertreter: Zimmerhauer Alexander Ziemba zu Kattowitz . 2. Stellvertreter: Zimmerhauer Fohann Kurzieden zu Emanuelẽsegen (Kreis Ples). Beisitzer: Hauer August Schade zu Ober⸗Lagiewnik (Kreis Beuthen). ‚! . 1. Stellvertreter: Hauer August Neumann zu Beuthen. 2. Stellvertreter; Maschinenwärter Anton Wypior zu Bogutschũtz (Kreis Kattowitz). Berlin, den 7. November 1885. Der Minister für Handel und Gewerbe. Freiherr von Berlepsch.

Kunft und Wissenschaft.

Das Jahrbuch der Königlich preußischen Kunst⸗ sammlungen! (Berlin, G. Grote ' sche Verlagsbuchhandlung) bringt an der Spitze des Doprelhests 34 XXI. Bandes eine interessante Untersuchung von Wilbelm Bode über Bertoldo di Giovanni und seine Bronjebildwerke. Der Berfasser weist darauf hin, daß seit einigen Jahren die Kunstsammler sich mit leidenschaftlicher Vorliebe den ikalienischen Bronzestatuetten zugewandt haben, sodaß auf Versteigerungen Preise von 20 bis 560 000 Frances für einzelne Figuren oder Gruppen gezablt worden sind. Das Interesse der wissenschaft⸗ lichen Forschung hat mit diesem Sammeleifer nicht gleichen Schritt gehalten, obgleich die meisten größeren Museen seit Jahrhunderten eine reiche und mannigfache Auswahl ere, ,. Arbeiten dieser Art besitzen und neuerdings auch das Berliner Museum durch Ankäufe und Geschenke eine sebr ansehnliche Sammlung solcher Bronzen erhalten bat.) Die Gründe dafür liegen in der ungewöhnlich schwierigen Bestimmung der Künstler für die einzelnen Arbeiten. Zu diesen Erschwerungen sind zu rechnen: das Vorhandensein von mehr oder weniger geringen Nachbildungen aus verschiedenen Zeiten, der ab- sichtliche Anschluß an antike Vorbilder und die Beschäftigung einer Reihe sonst wenig oder garnicht bekannter Künstler als Bronzebildner. Ferner trägt auch der Umstand viel dazu bei, daß durch des berühmten Florentiner Bildbauers Donatello langjährige Thätigkeit in Padua ein und derselbe Meister sowobl in Toscana wie in Ober Italien der Begründer der größten Gießhütten Italiens geworden ist, deren Werke dadurch von vornherein manche Verwandtschaft unter- einander besitzen. Wenn diesen kleinen Bildwerken daher gern Namen wie Donatello, Pollajuolo, Riccio, Jacopo Sansovino, Benvenuto Cellini beigelegt werden, so stellen sich bei näherer Betrachtung diese Bezeichnungen meist als haltlose Gattungsnamen heraus. Um einer gründlichen Bestimmung dieser Bronzefigũrchen allmäblich näher zu kommen, ist es nöthig, die gleichartigen Stücke in

) Dieselbe bat in einem besonders dazu eingerichteten Raum im Neuen Museum Platz gefunden (oᷣgl. Nr. 232 d. Bl.).

Gruppen abzusondern und diese dann entweder auf bekannte Künstler zurückiuführen zu suchen oder, wo das noch nicht angeht, sie unter Gruppennamen zusammenzuftellen und zu charakterisieren. Den Anfang in dieser Richtung macht die vortreffliche Studie W. Bode s, welche zunächst für einen dieser Kleinkünftler, und zwar einen der be⸗ deutendsten unter ihnen, dessen Name sicher feststeht, für den Floren-= tiner Bertoldo di Giovanni, den Schüler Donatellos und Lehrer Nichelangelo's, der dem engsten Kreife Lorenzo's de Medici angehörte, eine Reihe von Bronzestatuetten und anderer kleinere Bronzearbeiten nachweist. Aus der Berliner Sammlung spricht der Verfasser dem genannten Künstler drei (auf einer beigegebenen Lichtdrucktafel abgebildete Bronzeftatuetten zu, welche sämmtlich in England erworben wurden. Sie eine, welche schon seit einigen Jahren dem Museum gehört, stellt Herkules dar;: nackt, stehend, in der Linken die auf den Boden ge— stüßte Keule, die Rechte mit der herabhängenden Töwenhaut auf die Hüfte gestemmt, den Blick scharf zur Seite gekehrt. Das Werk zeigt die ganze Eigenart des Künstlers und ist eine der stattlichsten aller Figuren, die von Bertoldo bekannt sind. Zwei andere erst in neuester Zeit angekaufte Bronzefiguren tragen ebenfo alle Merkmale seiner Kunst. Faft von gleicher Größe wie der Her- lules ist ein knieender Hieronymus, der in der Linken das fetzt fehlende) Kruzifix bält, auf das sein schmerzer füll ter Blick geheftet ist, wahrend die Rechte einen Stein umfaßt, mit dem er sich zu kasteien im Begriff ist. Die dritte Figur galt in England für einen Sklaven oder Gladiator, jedoch ohne genügenden Grund. Sie ist etwas kleiner als die vorige und stellt einen nackten jungen Mann mit kurzem lockigen Backenbart und schönem vollen Haar dar, der flehend nach oben blickt, indem er die linke Hand betheuernd auf die Bruft legt und in der vorgestreckten Rechten einen rundlichen, oben abgeplatten Gegenstand hält. Stellung und Ausdruck lassen auf den ersten Blick auf einen Adam schließen. aber der Gegenstand in der Hand ist jweifellos kein Apfel; er hat eber die Form eines schlecht behauenen Steins, und ein Loch darin macht, es wahrscheinlich. daß ein eingezapftes Stück fehlt. Vorläufig ist die Figur nicht zu deuten, denn die Erhöhung Über dem Knöchel des rechten Fußes ist wahrscheinlich kein Ring (in diefer An- nahme hatte man auf einen Sklaven gedeutet, sondern ein herab= gefallener Lederstrumpf. Die Anatomie des schönen weichen Körpers weist das Schema Bertoldo's auf, aber ohne die sonstige Schärfe und Uebertreibung. Auch der Kopf zeigt den dem Künstler eigenen Typus, ist aber edler und individueller und dazu belebt durch einen innigen Ausdruck. Ferner bemerkt man an dem Körper die für Bertoldo's Figuren charakteristisch Drehung des Leibes, sodaß Unter und Oberkõrper nach ver. schiedenen Richtungen stehen; bier ist dies aber in einer den Ausdruck und das Motiv der Figur verstärkenden und zugleich sehr gefälligen Weise gescheben. Ob eine andere Gruppe der Berliner Sammlung, darstellend einen Kentauren mit erhobenem Schwert und Schild, auf seinem Rücken ein nacktes Weib tragend, für Bertoldo in Anspruch zu nehmen ist, läßt Bode unentschieden. Der ziemlich steife Pferde⸗ leib und der volle Körper der Frau sprechen nach seiner Ansicht da⸗ gegen; jedoch ist der Typus der Köpfe, die Behandlung von Haar und Bart ganz ähnlich wie in den beglaubigten Arbeiten des Fũnftlers. . .

In einem anderen Beitrag erwähnt W. Bode einer Mittheilung von Dr. Jan Six in Amsterdam über Rembrandt's Bildniß des Mennoniten Predigers Anzlo im hiesigen Museum. Danach giebt es in Amsterdam noch ein „Anslohofie⸗', und hätte die auf dem Bilde dargestellte Frau nach den daselbst aufbewahrten Akten, die aber freilich erst aus dem vorigen Jahrhundert (1766) datieren, dort für die Frau des Predigers . Aus verschiedenen Gründen glaubt jedoch Bode seine früher ausgesprochene abweichende Ansicht vorläufig fest⸗ balten zu dürfen, bis urkundliche Mittheilungen aus der Zeit der Entftebung des Bildes zum Vorschein kommen.

An weiteren kunstwissenschaftlichen Aufsagen enthält das Doppel- heft noch eingehende Studien zu Leonardos Entwickelung als Maler von Josef Striygomski und eine Untersuchung über die Entstehung des Freskobildes „Der Durchzug durchs Rothe Meer- in der Six tinischen Kapelle (in Lichtdruck reproduziert) von E. Steinmann. Letzterer sucht die Ansicht Schmarsom's, daß nicht Cosimo Rosselli, sondern sein Schüler Piero di Cosimo, wenn er nicht auch selbst den Karton gezeichnet, jedenfalls die linke Seite des Bildes ausgeführt habe, stilkritisch zu bekräftigen. Ferner weist er eingehend die Beziehungen der Komposition und der Porträts zu den Zeit. ereignissen unter Papst Sixtus IV. nach und glaubt in dem Bildniß des jüngeren Mannes gleich hinter Moses (in schwarzer Kappe und kurzem Kittel, der Tracht der Akademiker von San Luca) das Selbstporträt Piero di Cosimo's zu erkennen.

Adolf Goldschmidt schildert die Ruinen des Prachtbaues der Fapara', des Lustschlosses König Roger's von Sizilien, an der Hand einer Reihe von Ansichten, nebst Plan und Grundriß. Richard Förster prüft die Art der Auffassung und Behandlung des anmuthigen Märchens von Amor und Pspche seitens der Maler, welche bor Raffael lebten und wirkten. Von V. von Loga enthält das Heft gründliche, stilkritisch vergleichende Beitrãge zum Holzschnittwerk Michel Wolgemuth s.

m Schluß theilt Max J. Friedländer den bisher unbekannten Entwurf zu einer Wanddekoration von Albrecht Dũrer mit. Dieses Blatt, welches auf einer beigegebenen Doppeltafel in der Größe des Originals (aber obne Farben) reproduziert ist, befindet sich im Besitz des Sir J. C. Robinson in London. Die mit Feder und Tusche aus- eführte Zeichnung ist mit Dürer's Monogramm und der Jahreszahl 1521 signiert. Aus einer Tagebuchnotiz über Dürer's niederländische Reise schlieht der Verfasser, daß das Blatt für den Genuesen Tomaso Bombelli bestimmt war, damit dieser sein gastfreies Haus in Ant- werpen danach schmücken könne. Die dabel verwandten Pflanzen⸗ motive erinnern an den Schmuck des Gebetbuchs Kaiser Maximilian's J.; die Säulenäfte, Weinblätter, Kränze, Laubgehänge sind symmetrischer der Architektur angepaßt, aber im übrigen der jwischen Gothik und Renagissance vermittelnde Dekorationsstil festgehalten. Der leicht und gleichmäßig über die Mauerfläche gezogene Schmuck verwandelt das i in eine Laube. Die Fenster einrahmend, steigen doppelte, schlanke

ebensãulen empor, Blätter, Ranken und Aeste mit Trauben seitwärts aus⸗ sendend. In der Höhe, wo die Fenster spitzbogig zulaufen, sind Medaillons mit figürlichen Darstellungen zwischen den Fenstern ein⸗ gefügt. Ven diesen Medaillons geht die übrige Dekoration aus, indem die Füllungen der Mauerstreifen als Gehänge gedacht sind, die von der Umrahmung der Kreisflächen herniederfallen, während oben flach gespannte Guirlanden die Medaillons mit einander verbinden. In den letzteren sieht man folgende, das Thema von der Macht und List des Weibes behandelnde. im Mittelalter beliebte Darstellungen: David und Bathseba; Delila, den Simson seines Lockenschmucks beraubend; Phyllis auf dem Rücken des auf allen Vi kriechenden, den Zaum im Munde haltenden Pbilosophen reitend und die Geißel schwingend. Die Darstellungen unterhalb der Medaillons, in der Mitte der Gehänge, haben keine Beziehung zu dem oben variierten Themg: links öffnet der Pelikan, im Nest stehend, seine Brust; in der Mitt spielt ein Pan auf der Hirtenflöte; rechts nährt ein Panweibchen ihr Junges. Db die Vorlage für Fagadenmalerei oder Innendekoration bestimmt war, läßt Friedländer unentschieden.