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Großbritannien und Irland.
Der Ober⸗Hof⸗Marschall des Deutschen Kaisers Graf zu Eulenburg, welcher sich, wie W. T. B.“ meldet, ahr. England begeben hat, um den Kaiser bei dem Begräbni Sir Henry Ponsonby's in Whippingham, Insel Wight, zu vertreten, wird heute in Windsor erwartet, wohin er von der Königin eingeladen worden ist. .
Der Befehlshaber der Expedition gegen die Aschantis Sir Francis Scott hat sich Freitag Nacht mit seinem Stabe, dem sich auch der Prinz Ehristian Victor zu Schleswig⸗
olstein und Kapitän Donald Stewart, der zum Re⸗ denten für Kumassi bestimmt ist, angeschlossen haben, von London nach Liverpool begeben, um sich dort 3 Die Nachricht, daß auch der Prinz Heinrich von Batten⸗ berg an der Expedition theilnehmen werde, bestätigt sich nicht.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer beschloß vorgestern mit 228 gegen 183 Stimmen die Dringlichkeit für den Antrag des Eee nnen Coutant, welcher dahin geht, die Arbeitgeber zu verpflichten, diejenigen Arbeiter, welche nach der Ableistung ihrer militärischen Dienstzeit in der Reserve zurückkehren, wieder einzustellen. Sodann wurde die Berathung über das Budget fortgesetzt. Nach einer Rede des Deputirken Dubost wurde die weitere Berathung auf heute vertagt.
Der frühere Minister des Auswärtigen Barth élsmmy de Saint-Hilaire ist gestern Abend plotzlich gestorben.
Rußland. In dem Zeremonial für die am Dienstag stattfindende
Taufe der Großfürstin Olga werden, wie „W. T. B. berichtet, als Taufpathen aufgeführt: die Kaiserin⸗ Wittwe, die Königin von Großbritannien und Irland, die Kaiserin Friedrich, die Königin von Griechenland, der König von Dänemark, der Groß— herzog von Hessen und der Großfürst Wladimir.
Der italienische Botschafter Marquis Maffei hat am Sonnabend dem Kaiser sein Beglaubigungsschreiben überreicht. Italien.
Der König empfing gestern Nachmittag den bisherigen Militär⸗Attachs bei der deutschen Botschaft Obersten von Engelbrecht in Abschiedsaudienz.
Alle Bureaux der Deputirtenkammer, mit Ausnahme eines einzigen, welches die Wahl erst heute vornehmen wird, ö am Sonnabend Kommissare gewählt, die , aben, über die Akten des ö gegen Giolitti un Andere wegen Beiseiteschaffung von Urkunden Bericht zu erstatten. .
Der Papst hat, wie ‚W. T. B.“ berichtet, infolge einer durch das am Sonnabend eingetretene starke Sinken der Tempe⸗ ratur hervorgerufenen Erkältung beschlossen, das für den 25. November angesetzte geheime Konsistorium auf den 29. November und das für den 28. November anberaumte öffentliche Konsistorium auf den 2. Dezember zu ver⸗ schieben. Gestern empfing der Papst zur Erledigung der laufenden Geschäfte einige Prälaten, darunter den Stellvertreter des Kardinals Rampolla, Rinaldini. Der Leib⸗ arzt des Papstes Dr. Lapponi erklärte, daß der Gesundheits⸗ zustand des Papstes zu einer Beunruhigung durchaus keinen Anlaß gebe. Die Verschiebung der Konsistorien auf nur kurze Zeit beweise, daß wenige Tage genügen würden, um die Er⸗ kältung zu beseitigen.
Belgien.
Gestern haben in 29 Gemeinden mit über 20 000 Ein⸗ wohnern die Ergänzungswahlen zu den Gemeinde— räthen stattgefunden, bei denen die Gemeinderäthe aus der Reihse der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer zu wählen waren. Diese Räthe werden von den zum Industrie- und Arbeitsrath Wahlberechtigten gewählt. In drei bedeutenden Gemeinden, Antwerpen, Tournai und Schaerbeck, wo die Katholiken die Mehrheit zu erlangen hofften, siegten die Liberalen mit einer Stimme Majorität. Von den Arbeiterkandidaten haben mit wenigen Ausnahmen fast überall die Sozialisten gesiegt. In Brüssel wird der Gemeinderath aus 15 Liberalen, 12 Katho⸗ liken und 12 Sozialisten bestehen. In Antwerpen werden die Liberalen über 20, die Katholiken über 19 Stimmen ver— fügen. Der Gemeinderath in Lüttich wird aus 13 Liberalen, 14 Katholiken und 12 Sozialisten zusammengesetzt sein, der von Namur aus 17 Katholiken, 8 Liberalen und 1 Sozialisten.
Türkei.
Der großbritannische Botschafter Sir Ph. Currie ist vorgestern wieder in Konstantinopel eingetroffen.
„W. T. B.“ berichtet: Alle bisherigen Besprechungen der Botschafter hätten ein volles Einvernehmen betreffs der vorläufig zu beobachtenden Haltung er— geben. Das ö den zweiten Stationsschiffen die Durchfahrt durch die Dardanellen zu ge— statten, sei nunmehr von allen Botschaftern gestellt worden, die thatsächliche Beorderung der Schiffe nach Konstantinopel werde jedoch als eventuelle Vorsichtsmaß⸗ regel nur im Falle etwaigen Bedarfs erfolgen. — In diplo⸗ matischen wie in allen politischen Kreisen verfolge man die Durchführung der türkischen Beruhigungsmaßregeln mit großer Aufmerksamkeit und gebe sich der Sefflun hin, daß das Pazifizierungswerk von Erfolg sein werde, falls es gelinge, die mit der Durchführung desselben betrauten Organe von dem Ernste der an sie ergangenen Weisungen zu über⸗ eugen. Die neuesten Berichte stellten fest, daß eine theilweise
eunruhigung und Gewaltthätigkeiten geringeren Umfangs fortdauerten. Die in türkischen Kreisen ausgesprochene Hoffnung einer raschen Erstickung der Bewegung gelte allseitig als allzu optimistisch; vielmehr dürfe das Beruhigungswert, auch ohne Eintritt unvorhergesehener Erschwerungen, einige Wochen und die vollständige Beruhigung der Stimmung noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Der starke Schneefall, welcher aus einigen Vilajets gemeldet werde, trage jedenfalls zur Förderung der 7 nn bei, verschärfe jedoch zugleich die allgemeine Nothlage.
Aus amtlicher türkischer Quelle verlautet: Auf Verlangen der Ephoren der armenischen Kirche in Niksar hätten die Lokalbehörden dreizehn verdächtige Armenier ver haftet. In Hafik () seien, dank den von den Behörden getroffenen Maßregeln, Marodeure verhaftet worden, welche dort Plünde⸗ rungsversuche unternommen hätten; die Einwohner hätten ihre Geschäfte wieder eröffnet. Die anläßlich der Unruhen in Aintab angeordnete Untersuchung habe festgestellt, daß dieselben auf die Ermordung dreier Mohamedaner seitens armenischer Auf⸗ ständischer zurückzuführen 'i. Gegenwärtig herrsche in Aintab volle Ordnung. ährend der in den Gemeinden
Kourlikinid () und Koyhoungr im Vilajet Siwäs statt⸗ gehabten Schlägereien seien zwei Türken und ein Armenier getödtet und drei Türken und ein Armenier verwundet worden. Auf die seitens der türkischen Behörden ertheilten Rathschläge seien die in Tchoukmeryemen C) angesammelten Armenier in ihre Wohnungen zurückgekehrt. Die Ordnung sei wieder⸗ hergestellt worden.
Wegen der in Sam sun herrschenden Beunruhigung und einiger kleineren Vorfälle ist ein russisches Kriegsschiff, das bisher in der Nähe von Trapezunt verweilte, dorthin be⸗ ordert worden, um die russischen Unterthanen zu schützen, falls dies nothwendig werden sollte. .
Dem in Athen erscheinenden Blatt Asty“ ist aus Kreta eine Depesche zugegangen, wonach zwischen den türki⸗ schen Truppen und den Mitgliedern des revolutio⸗ nären Comités ein Zusammenstoß stattgefunden habe, bei welchem etwa 10 Soldaten und einige Aufständische getödtet oder verwundet worden seien. Eine weitere, in Athen ein⸗ gegangene Nachricht bestätigt, daß es auf Kreta zu Ruhe⸗ törungen gekommen sei. Die Zahl der bei denselben ge⸗ tödteten Soldaten wird auf 30 angegehen, während auf Seiten der Aufständischen nur ein Mann gefallen sei.
Griechenland. Der türkische Gesandte in Athen Schakir Pascha ist, dem „W. T. B.“ zufolge, nach Konstantinopel zurückberufen worden. Zu seinem Nachfolger ist Assim Bey bestimmt.
Serbien.
Die Skupschtina wurde gestern von dem Alters—⸗ Präsidenten Rajcie eröffnet und wählte einen Ausschuß zur Verifikation der Mandate von drei neuernannten Krondeputirten. Die nächste Sitzung findet morgen statt.
Bulgarien.
In der vorgestrigen Sitzung der Sobranje richtete der Deputirte Dossew an den Minister-⸗Präsidenten Stoilow die Frage, in welcher Lage sich das Territorium, welches kürzlich von der Türkei abgetreten sei, dem Fürstenthum gegen⸗ über befinde und wann er die Nationalversammlung ein berufen werde, um dieses Territorium dem Lande einzuver⸗ leiben. Der Deputirte Sa wow fragte, welche Maßnahmen die Regierung zwecks Wiederherstellung der Rechte der Bul⸗ garen unter türkischer Herrschaft nach dem Berliner Vertrag getroffen habe. Weder die eine noch die andere Frage wurde auf die Tagesordnung gesetzt.
Dänemark.
Im Folkething fand am Freitag die erste Lesung der von dessen früherem Präsidenten Abg. Krabbe eingebrachten Gesetzentwürfe, betreffend die Aenderung der bestehenden Verfassung und die Verantwortlichkeit der Minister, statt. Nachdem mehrere Redner gegen die Vorlagen gesprochen hatten, ergriff der Minister-Präsident das Wort und be— tonte, daß die Zeit wohl noch nicht gekommen sei, diese Frage abschließlich zu ordnen. Der Abg. Krabbe vertheidigte seine Vorschlage ausführlich. Bezüglich des Ministerverantwortlich⸗ keitsgesetzes wies der Justiz-⸗Minister darauf hin, daß die Voraussetzung für ein solches Gesetz eine Aenderung der Ver⸗ fassung sei; erst dann! könne man über die Frage sprechen. Die Gesetzentwürfe wurden einem aus 15 Mitgliedern be⸗ stehenden Ausschuß überwiesen.
Amerika.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Lima, daß die Beziehungen zwischen der dortigen Regierung und dem Kongreß zur Zeit gespannte seien. Die Deputirten hätten Reformen bezüglich der Einnahmen der Klöster beantragt, was die Klerikalen in Unruhe versetzt habe. Eine Anzahl der letzteren habe sich an den Eingängen der Deputirtenkammer versammelt und die hinauskommenden Deputirten angegriffen. Der Kongreß habe darauf ein gegen die Regierung gerichtetes Ta delsvotum wegen Vernachlässigung ausreichenden Schutzes der Volksvertreter angenommen.
Das neue chilenische Kabinet ist gebildet: das Porte— feuille des Innern übernimmt Osvaldo Renjifo, das des Aeußern Adolfo Guerrero; Finanz⸗-⸗Minister ist Perez Arce, Kriegs-Minister Barros Borgono.
Asien.
Aus Peking meldet das „Reuter sche Bureau“, die ab⸗ lehnende Haltung Chinas besonders bezüglich der Likin-Zölle und anderer Spezialzölle erschwere die Verhandlungen über den Handelsvertrag zwischen China und Japan. — Die Japaner würden Ligotong am 30 d. M. räumen.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, sind, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 30. April 1895, wegen Bankerutts zu bestrafen, wenn sie durch Spiel en in Staats- oder anderen Lotterien übermäßige Summen ver— braucht haben. — Ein Konkursifex hatte übermäßige Summen da⸗ durch verbraucht, daß er in den letzten 2 Jahren vor der Konkurs— eröffnung für den Ankauf von Loosen zur Mecklenburgischen Staats⸗ lotterie mindestens 2009 M verausgabt hatte. Wegen Bankerutts verurtheilt, machte der Verurtheilte in der Revision geltend, daß die Aufwendungen für Ankauf von Lotterieloosen nicht unter den Begriff des „Spiels! im Sinne des 5 210. Nr. 1 der Konkurs⸗Ordnung fallen. Die Revision wurde vom Reichsgericht verworfen, indem es ausführte: .. . . Die Lotterie erscheint nur als eine besondere Art des Spielvertrags, und als solche wird sie auch im ,. Zivil⸗ recht behandelt. Das Strafrecht schließt sich dieser Auffassung an, indem es in den S5 284 bis 286 des Strafgesetzbuchs Glücks spiele, Lotterien und Ausspielungen nebeneinander stellt, während das preuß. Gesetz vom 29. Juli 1885 das „Spiel“ in außerpreußischen Lotterien mit Strafe bedroht. ( 1092/95.)
— Ein zwischen einer Firma und ihrem Agenten bezw. Verkaufskommissionär bestehendes vertragliches Dienstverhältniß kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IJ. Zivilsenats, vom 17. Sep⸗ tember 1895, von der Firma wegen Vertrauens mißbrauchs des Agenten bezw. Kommissionärs ohne weiteres aufgehoben werden. (131 /95.)
— Der Generalbevollmächtigte mit unbeschränkter Voll⸗ macht ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Zivilsenats, vom 18. September 1895, im Gebiet des Preuß. Allgem. Landrechts zur Bestellung einer Wan delpön unter allen Ümständen befugt; er bedarf bier zu keiner Spezialvollmacht. Während bei der Konventional⸗ strafe für den Fall der verschuldeten Nichterfüllung oder der ver⸗ zögerten Erfüllung eine Strafleistung vereinbart wird, macht die Verabredung einer Wandelpön die Obligation nur zu einer resolutiv bedingten; der Verpflichtete erhält dadurch das
Recht, sich gegen Uebernahme einer Strafe von feiner Verbindlichkeit lIoszumachen; die Verpflichtung zur Zahlung der Strafe tritt für ibn erst dann ein, wenn er von dem Recht der Auflösung Gebrauch macht. Der Bevollmächtigte, der im Vertrage seinem Machtgeber eine Wandelpön auferlegt, verschafft diesem hier, nach in erster Reihe nur Rechte; die damit korrespondierende Pflicht ist von dem freien Willen des Machtgebers abhängig und kann ohne diesen Willen nie zur Entstehung gelangen. Die Bestellung einer Wandelpön fällt nach alledem nicht unter die Handlungen, für die das Gesetz eine Spezialvollmacht vorschreibt. (58 / 95.)
—Unterläßt der Arbeitgeber das Einkleben der erforder⸗ lichen Marken in die Quittungekarte für die In validitäts, und Altersversicherung eines bei ibm beschäftigten Arbeiters, obwohl er bei der Lohnzahlung die von dem Arbeiter zu leistenden Antheils- beträge abgezogen hat, so kann er, nach einem Urtheil des Reicht gerichts, J. Strafsenats, vom 29. April 1895, deshalb nicht wegen Unterschlagung kestraft werden; sein Verhalten berechtigt nur gemäß S§ 145 des Ju validii dz ersicherungs. Gefezet vom 22. Juni 1889 den Vorstand der Versicherungsanstalt zur Festsetzung einer Ordnungsstrafe. „Der Angeklagte machte sich durch die Ver⸗ fügung über Geld, welches er dem Arbeiter nur in generse schuldete, keiner Unterschlagung schuldig. ( 1217/95.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Bei der Einkommensteuer⸗Veranla gung von Aktiengesell⸗ schaften, juristischen Personen und dergleichen anderen Verbänden aus ihrem Grundvermögen können, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungs⸗ gerichts, II. Senats, vom 18. September 1895, die Zinsen nicht⸗ eingetragener Schulden dann abgerechnet werden, wenn die Schulden ihrer Ratur und Entstehung nach zu dem Besteuerungs— obiekt in erkennbarer, unmittelbarer Beziehung stehen und deren Zinsen wirthschaftlich von dem Ertrag abgeben, bevor derselbe als Reineinkommen erscheint; ein derartiger wirthschaftlicher 6 bang existiert jedoch nicht mehr ohne weiteres, nachdem behufs Ab⸗— tragung der das Grundstück wirthschaftlich belastenden Schuld ein neues Darlehn aufgenommen worden ist. — Behufs Beschaffung der zur Errichtung der Provinzial-Irrenanstalt für die Rheinprovin; erforderlichen Mittel waren seitens der Rheinprovinz ursprünglich Obligationen auf den Inhaber ausgegeben worden. Im Jahre 1886 fand die Tilgung der Obligationen, soweit diese damals noch im Um lauf waren statt, und es wurde zugleich um die gekündigten Papiere einlösen zu können, ein Darlehn von drei Millionen . bei der Landes⸗ bank der Rheinpropinz aufgenommen. Für das Steuerjahr 1894/95 wurde der Provinzialverband der Rheinprovinz als Eigenthümer der in der Stadt M. belegenen Irrenanstalt von der Stadtgemeinde M. zu einer Gemeinde Einkommensteuer von 912 M herangezogen, und zwar unter Zugrundelegung eines Einkommens von insgesammt 19 400 , sich zusammensetzend mit 2600 6 aus landwirthschaftlichem Betriebe, mit 15 300 M aus der eigenen Benutzung des Anstaltsgebäudes und mit 1500 1½ι aus einem in diesem Gehäude sich vollziehenden Gewerbebetriebe. Der Provinzialverband erklärte sich zur Versteuerung der letztbezeichneten Summe von 1500 M bereit, erhob dagegen wegen des Mehrbetrags nach fruchtlosem Einspruch Klage bei dem Bezirksausschuß zu T., welcher dem Verlangen auf Abrechnung der Zinsen jenes oben erwähnten, bei der Landesbank aufgenommenen Darlehns in Höhe von 31 987 4 entsprach. Auf die Revision des beklagten Bürgermeisters der Stadt M. hob das Ober⸗Verwaltungsgericht die Entscheidung des Bezirke⸗ ausschusses auf und wies die Klage im ganzen Umfange ab, indem es die oben erwähnten Rechtssätze aussprach und des weiteren ausfübrte: „Falls eine Anleihe zum Erwerb eines Grundstücks, zum Bau eines Vauses oder zur Melioration eines Landguts aufgenommen worden ift, so hat solche die eingetretene Vermehrung der Aktiva erst berbeigeführt, sodaß auf ihr die Erzielung des Einkommens beruht. Dieser Zustand des Aktivpermögens bleibt aber bestehen, mag nach geschehener Kündigung der Anleihe ein zweites Darlehn auf⸗— genommen werden oder nicht. Die früheren Einnahmen laufen also ohne weiteres fort, werden nicht erst durch das neue Darlehn er⸗ möglicht. Hiergegen darf auch nicht geltend gemacht werden, daß durch die Aufnahme der zweiten Schuld das Erworbene erhalten werde. Denn es fehlt an der Voraussetzung, daß der erste — etwa nicht befriedigte und zur Zwangsvollstreckung Übergehende — Gläubiger behufs Eintreibung seiner nicht eingetragenen Forderung sich gerade an das Grundstück halten werbe, zu dessen Erwerb oder Verbesserung das erste Darlehn verwendet worden ist. Da diesem Gläubiger das ganze Vermögen des Schuldners gleich— mäßig e en ber teh so schützt der letztere, falls er behufs Vermei⸗ dung der Exekution ein neues Darlehn aufnimmt, nicht nur das er— worbene oder meliorierte Grundstück, sondern in gleichem Maße sein sonstiges Eigenthum. Hiernach kann nicht anerkannt werden, daß die neue Schuld in der hier fraglichen Hinsicht der ursprünglichen Schuld suecediere und ohne weiteres derjenigen, für die Besteuerung entschei⸗ denden Eigenschaften theilhaftig werde, welche dieser älteren beige wohnt haben.“ ¶ II. 1390.)
— Werden bei der Einkommensteuer-Veranlagung von dem Einkommen die regelmäßigen jährlichen Absetzungen für Ab nutzung von Gebäuden, Maschinen, Betriebsgeräthschaften u. J. w. in Abzug gebracht. so dürfen, nach einem Urtheil des Ober— Verwaltungsgerichts, VI. Senats, 1. Kammer, vom 11. Juli 1895, nicht die Kosten für die Erneuerung der verbrauchten Gegenstände unter den Betriebsausgaben eingestellt werden. Die nach 59 15 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891 zugelassenen regel—⸗ mäßigen jährlichen Absetzungen für Abnutzung von Gebäuden, Ma— schinen, Betriebsgeräthschaften u. s. w. sollen dazu dienen, entweder that⸗ sächlich oder im Enderfolg eine Rücklage im Werth des betreffenden Gegenstands zu beschaffen, die zu dessen Erneuerung, zur erneuten Be⸗ schaffung des Gegenstands nach seinem im Laufe der Zeit naturgemäß eingetretenen Verbrauch, ausreicht und verwendet werden soll. Schon der Begriff der Abschreibung schließt es demnach aus, daß die Kosten für die Erneuerung der verbrauchten Gegenstände unter den Betriebs⸗ ausgaben eingestellt werden. Venn es würde dadurch eine und die⸗ selbe Ausgabe für die Erneuerung desselben Gegenstands doppelt: einmal nach und nach in den Einzelbeträgen und das zweite Mal in der k zum Abzug vom Roheinkommen gelangen. (VI. A. I.
Stati stik und Volkswirthschaft.
Die deutsche Seeschiffahrt zu Beginn des Jahres 1895.
Am 1. Januar 1895 betrug die Zabl der deutschen Seeschiffe 3665 mit einem Nettoraumgebalt von Ü Bz goz t und einer regel= mäßigen Befsatzung von 46 584 Mann. Davon waren 2622 Segel schißt? mit 569 856 t und 15 785 Mann Besatzung und 1083 Dampf schiffe mit 93 046 t und 25 199 Mann Besatzung. Auf das Nord- seegebiet entfallen von der Gesammtzahl 2645 Schiffe (1992 Segel⸗ und 653 Dampfschiffe) mit 1275 9686 und 32342 Mann Besatzung, auf das Sstseegebiet 1020 Schiffe (630 Segel- und 3966 Dampf, schiffeh mit 77 904 4 und S647 Mann Besatzung. Der Antheil Preußens an der Gesammtzabl beträgt 1617 Segelschiffe mit s28 2st und 59H67 Mann Befatzung und 415 Dampfschiffe mit
164479 t und 5130 Mann . zufammen 2036 Schiffe mit
253 551 t. und 11 097. Mann Besatzung. Von der Gesammizahl, der 2627 Schiffe waren ihrem Hauptmaterial nach von Eisen 29h, Stahl 113. Gifen und Stabk 5, Fartem Holz 2661. weichem Hol 10, hartem und weichem Holz 151, hart m Holz und Eisen 12, weichem Holz und Stahl 1, Partem ünd weichem Hol; und Eisen 3 Schiffe.
Der Bestand der als Seeschiffe registrierten deutschen Fischer⸗ fahrzeuge mit mehr als 50 ebm Brutto,Raumgehalt betrug ö. 1. Januar 1895 im Nordseegebiet 282 Fahrzeuge mit 11 945 t un? 1657 Mann Besatzung gegen 260 Fahrzeuge mit 10 8i1t und 16
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Mann Besatzung am 1. Januar 1894; im Ostscegebiet 9 Fahrzeuge mit 346 t und 58 Mann Besatzung gegen 8 Fahrzeuge mit 301 t und 49 Mann Besatzung. Die Fahrzeuge des Ostseegebiets waren sämmtlich Dampffahrzeuge, von denen des Nordseegebiets waren 217 Segelfahrzeuge mit 7697 t und 961 Mann Besatzung gegen 198 Segecfahrzeuge mit 6874 t und 849 Mann Besatzung und 65 Dampf⸗ fabrzeuge mit 4248 t und 656 Mann Besatzung gegen 62 Fahrzeuge mit 4037 t und 621 Mann Besatzung.
Die Anzahl der Schiffsunfälle an deutschen Küsten während des Jahres 1894 betrug 458. Hierbei sind gestrandet 115, gekentert 7, gesunken 18, zusammengestoßen 217 und anderen Unfällen zum Opfer gefallen 101 Schiffe. Tie Ladefähigkeit der verunglückten Schiffe, soweit deren Größe bekannt ist, was bei 51 Schiffen nicht der Fall war, betrug 148 171 t, die Besatzung 5979 Mann. Gänzlich verloren infolge der Unfälle sind 50 Schiffe, Personen sind dabei umgekommen 45. Von den verunglückten Schiffen waren 325 deutsche, 5 russische. 9 schwedische, 12 norwegische, 22 dänische, 56 britische, 24 niederländische, 3 französische, 1 spanisches und ein Schiff unter unbekannter Flagge.
. Zur Arbeiterbewegung.
., in Berlin wird, wie die Zeitungen melden, von den in der Wäschebranche beschäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen eine Lohnbewegung vorbereitet. In der letzten Versammlung wurde eine Kommission gewählt, welche einen Mindest⸗Stücklohntarff ausarbeiten und der nächsten öffentlichen Versammlung vorlegen soll. — In der Kassettenfabrik von Arnheim sind, der Berliner ‚Volksztg. zufolge, Streitigkeiten zwischen der Firma und den Arbeitern wegen einer vor kurzem vorgenommenen Lohnkürzung ausgebrochen. Die Arbeiter ver. langen auch die Entlassung eines Werkführers.
Aus Belfa t berichtet ein Londoner Telegramm des W. T. B.“, daß infolge des Ausstandes im Schiffbau nach gegenwärtiger Berech⸗— nung mindestens 10 9090 Leute außer Arbeit sind. Unter den Aus— ständigen herrsche große Noth.
In Gent ist, wie W. T. B.“ meldet, der Ausstand der Metallarbeiter, der zwei Monate hindurch währte, auf Grund gegenseitiger Zugeständnisse beendigt worden. (Vgl. Nr. 256 d. Bl.)
Kunst und Wissenschaft.
Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe wird am Mitt⸗ woch, den 27. d. M., Herr Bildhauer Robert Schirmer die Entwürfe für die Konkurrenz um einen Holzsarg besprechen, welche der Verein auf Veranlassang der Sargfabrik von H. Schul; zum 1. November d. J. ausgeschrieben batte. Herr Ziseleur Otjo Bommer wird über Kupferschmiede⸗ und andere Treibarbeiten im Anschluß an ausgestellte neuere Erzeugnisse dieser Art sprechen. Die Sitzung findet statt im großen Saale des Architektenhauses, 85 Uhr Abends.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Rußland.
Die Witterung ist während des Monats Oktober den Saaten im allgemeinen günstig gewesen. Infolge dessen lauten auch zie Nach⸗ richten aus dem europäischen Rußland fast durchweg recht befriedigend. Nur in dem Gouvernement Cherson soll anbaltende Dürre den Saaten, insbesondere dem Roggen, Schaden verursacht haben.
Dies jähriges Ernteergebniß in Südwest⸗Rußland.
Ueber das quantitative Ergebniß der diesjährigen Getreideernte in Südwest⸗Rußland liegen nunmehr genauere Daten vor. Nach den bei dem Statistischen Bureau des General⸗Gouvernements in Kiew eingegangenen Berichten ist das Ergebniß in den einzelnen Gegenden sehr ungleich, im Ganzen etwas — in Weizen und Roggen um etwa 5o½9 — geringer als im Jahre 1894. Die beste Weizenernte hat das Gouvernement Podolien, besonders die Kreise Jamgol und Winniza, wo die Desjatine (1,0925 ha) durchschnittlich 118 Pud (1 Pud — 16,38 kg) gegen 102 Pud im vorigen Jahre lieferte, ge⸗ habt; am schlechtesten ist sie in Wolhynien, ganz besonders dürftig in den Kreisen Rowno und Dubno (ungefähr um 30 0 geringer als 1894), ausgefallen. In Roggen, welcher in Südwest⸗Rußland weniger als Weizen angebaut wird, haben die ergiebigste Ernte die im Bereich des Nowoselizer Zweiges der russischen Südwest-Eisenbahn gelegenen Gegenden (116 Pud gegen 98 Pud pro Desjatine im ver⸗ gangenen Jahre) aufzuweisen; am wenigsten gut ist die Ernte in den Gouvernements Wolhynien und Kiew ausgefallen. Der Ertrag der Gerstenernte schwankt in den einzelnen Gegenden des Südwestgebiets zwischen 118 und 45 Pud, derjenige der Haferernte zwischen 103 und 40 Pud pro Desjatine. Erstere hat im Durchschnitt 179, letztere 1960/0 weniger als das Vorjahr ergeben. Nach den Berechnungen des genannten Statistischen Bureaus beläuft sich die für den Markt verfügbare Menge Getreide in dem zu den Südwesibahnen gehörigen Gebiet auf über 15 Millionen Pud Weizen, ungefähr 63 Millionen Pud Roggen, über 8 Millionen Pud Gerste und 4 Millionen Pud Hafer.
Saatenstand in Rumänien.
Im vergangenen Monat ist gleich wie im September nur wenig Regen gefallen, sodaß die Wintersaaten stellenweise Schaden erlitten haben. Der Raps ist infelge der Dürre größtentheils nicht auf⸗ gegangen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
St. Petersburg, 24. November. (W. T. B.). Nach dem amtlichen Ausweis erkrankten in St. Petersburg an Cholera und unter choleraartigen Erscheinungen vom 20. bis 23. November 14 und starben 7 Personen, im Gouvernement Wolhynien vom 27. Oktober bis 2. November 439 resp. 176 Personen, vom 3. bis 9. November S368 resp. 160 Personen, im Kreise Berditschew vom 27. Oktober bis 2. November 41 resp. 16 Personen, vom 3. bis 9. November 77 resp. 36 Personen.
Handel und Gewerbe.
Ein gewisser Leopold Levison in Athen, der neben Korrespondenzen für auswärtige Zeitungen die Geschäfte eines Handelsagenten betreibt, hat sich in wiederholten Fällen der UÜnterschlagung schuldig gemacht und dadurch deutsche Kaufleute empfindlich h n. . Der Genannte, welcher vollkommen mittellos ist, bezieht sich bei seinen Gesuchen um Aufträge in der Regel auf mehrere deutsche Firmen, deren Geschäfte er anscheinend glatt ab⸗ gewickelt hat und welche ihm deshalb im guten Glauben die besten n ertheilen.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 13 356, nicht recht. zeitig gestellt 9 Wagen. k—— In Oberschlesien sind am 22. 8. M. gestellt 5584, nicht recht . zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 22. November die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstücke zu Reu⸗Weißen fee am Heinersdorfer Wege, der ver wittweten enn, Luise Henriette Lenz, geb. Luß, dem Fuhr⸗ herrn Robert Lenz, der Frau Fuhrherr Anna Mil ster, geb. denz, dem Fuhrherrn Hermann Lenz, dem Droschkenkutscher Wilhelm Len; und dem Paul Lenz, fämmtlich zu Weihensee, gehörig; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 585 Æ; Meistbietender blieb der , Rudolph Krug zu Neu—⸗Weißensee, danghant tra e 5. mit dem Gebot von 13 096 6. — Grundftüc zu
6. ee, Straßburgstraße 29, dem Schlächtermeister Ma ö Stolle zu Berlin, Christburgerstraße 56, gehörig; Nutzungswert
zur Gebäudesteuer 2789 „6; Meistbietende blieb die Attiengesellschaft in Firma; Baugesellschaft für Mittelwohnungen in Liquidation zu Berlin, , . 16, mit dem Gebot von 25 000 M. — rundstück zu Reinickendorf, Bürgerstraße 13, der verwittweten Fuhrberr Albertine Rackwitz, geborene Dowe, zu Reinickendorf gehörig; Flächen raum 20,20 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 932 M; Meistbietende blieben der Restauratur Wilhelm Sandhagen zu Reinickendorf, Hauptftraße 32, der Kriminal⸗Polizeibeamte Au gust Reinhold zu Berlin, Lortzingstraße 8, der Destillateur Franz Rasch zu Reinickendorf, Bürgerstraße 2, mit dem Gebot von 253 001 6 = Grundstück zu Weißensee, Parzelle 1142., dem Kaufmann Wilhelm Lesser zu Berlin gehörig; Flächenraum 3304 a; Meistbietender blieb der Handelsmann Augu st Yan ler zu Neu⸗Weißensee, Charlottenburgerstr. 1, mit dem Gebot von S860 46. — Grundstück zu Weißen see, Straßburgstraße 28, dem Schlächtermeister Max Stolle zu Berlin, Christburgerstra ze 56, gehörig; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 2500 n; mit dem Gebot von 25 0909 S blieb die Aktiengesellschaft in Firma: Baugesell— schaft für Mittelwohnungen in Liguidatian zu Berlin, Französischestraße 16, Meistbietende. — Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen der Grundstücke zu Groß— Lichterfelde, Ringstraße ol und 102, dem Architekten Carl Hoffmann gehörig.
Berlin, 253. November. (Wochenbericht für Starte, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersty, Berlin W. 41). (a. Kartoffelmehl 144 — 15 4, 1a. Kartoffelstärke 145 — 15 , lla. Kartoffelmehl 115 — 12 6, feuchte Kartoffelstärke Fracht ⸗ varität Berlin 7.50 6, gelber Sprur 16—165 . Kap. Spyrup 17 — 17 1, Kap. Export 18 — 185 1M, Kartoffelzucker gelber 16 - 163 4A, do. Kay. 17— 175 . Rum -⸗Kuleur 31—32 , Bier⸗Kuleur 50-32 46, Dextrin, gelb und weiß, Ja. 20 —21 4, do. sekunda 17 -= 198 . Weizenstärke (tleinst. 30-32 , Weizenstärke , 35— 36 K*, Hallesche und Schlesische 36— 37 S, Reisstärke (Strahlen) 47-48 6, do. (Stücken) 1647 J, Maisstärke 32— 34 6, Schabestärke 32— 33 , Viktoria ⸗Erbsen 15—19 8, Kocherbsen 14——19 9 grüne Erbsen 14 — 19 A, Futtererbsen 114 —13 6, inländische weiße Bohnen 24— 25 M, weiße Flachbohnen 24 2s Æt, ungarische Bohnen 21 — 22 M. galizische und russische Bohnen 18—20 M, große Linsen, neue 26 – 36 S, mittel do. neue 18 — 24 4M, kleine do. neue 13-17 16, Mohn, blauer 24-32 46, do weißer 40-50 ,, Hirse, weiße 18— 20 , gelber Senf 12 — 20 66, Hanfkörner 173 bis 19 „, Winterrübsen 185— 19 , Winterraps 19195 AM, Buchweizen 133 — 15 , Wicken 124 —136 6, Pferdebohnen 12— 122 6, Leinsaat 20-214 , Mais loko 104 - 11 , Rümmel 50 = 58 A, Leinkuchen 12— 14 S, Rapskuchen 94 — 191 , pa marseill. Erdnußkuchen 124 — 135 , pa. doppelt gesiebtes Baum ⸗ wollensamenmehl 58 — 62 0½υ 123 —13 6, pa. helle getr. Biertreber 28 bis 30 ,υά St — 9 „M, ra. getr. GetreideschlemZpe 31—340/9 114 —125 , pa. getr. Mais⸗Weizenschlempe 35— 40/9 124 —13 A1, va. getr. Maisschlempe 40-420 121 - 13 ½6, Maljkeime 8f = 94 , Roggen kleie 8-8 ½ ,. Weizenkleie 8-8 M (Alles per 100 Kg ab ö Berlin bei Partien von mindestens 19 000 kg).
— In der ordentlichen Generalversammlung der Warsteiner Gruben und Hüttenwerke wurde die vorgelegte Bilanz mit der vorgeschlagenen Gewinnvertheilung von 3 υ genehmigt und der Ver— waltung Entlastung ertheilt. Die Direktion berichtete, daß der Eisen⸗ hammer bis Ende des Geschäftsjahres bei leidlichen Preisen voll beschäftigt ist, und die Werke in Warstein und Holzhausen noch auf mehrere Monate. .
— Die Königlich bayerischen Staatseisenbahnen vereinnahmten im Oktober d. J. 11 094 441 (4 848 600) S6 und vom 1. Januar bis Ende Oktober 98 038 079 (4 2915 855). 4
Breslau, 23. November. (W. T. B.) Getreide und Produ ktenmar kt. Spiritus pr. 100 1 100 0½ exkl. 50 S Ver⸗ brauchs abgaben pr. November 50, 30, do do. 70 4 Verbrauchsabgaben pr. November 30, 8, do. do. Rüböl pr. November 45,50, pr. Mal — —. Zink —.
Magdeburg, 23. November. (W. T. B.) Zuckerhericht. Kornzucker exkl., von 92 9½9 —, nene 10,95 — 11,05. Kornzucker exkl. S8 ½ Rendem. 1940 — 10 55, neue 10,49 — 10,55. Nachprodukte exkl., 7bose Rendem. 60 — 8,30. Matt. Brotraffinade 1 2300. Brot⸗ rafflnade 11 22,55. Gem. Raffinade mit Faß 23,00 — 23,25. Gem. Melis 1 mit Faß 22,00. Ruhig. Rohzucker J. Produk Trans. f. a. B Damburg vr. November 10,32 Gd., 19,374 Br., pr. Dezember 10,40 bez. und Br., rr. Januar⸗Maärz 10,66 Gd., 10,65 Br., pr. April Mai 10,77 Gd., 10,825 Br. Matt.
Leipzig, 23. November. (W. T. B.) Kam mzug-Termin« handel. La Plata. Grundmuster B. pr. November 3,07 MS, pr. Dezember 3,07] Æ, vr. Januar 3,10 M, pr. Februar 3, 124 MS, pr. Maͤrz 3,15 A, pr. April 3,17. KM, pr. Mal 3, 17 4, vr. Juni 3, 20 M, vr. Juli 3.20 S, pr. August 3,20 n, vr. September 3,22 A, vr. Oktober 3225 6 Umsatz 75 000 kg. Behauptet.
Mannheim, 23. November. (W. T. B). Produkten marki. Weijen vr. November 1475, vr. März 14,70, pr. Mai 14,75. Roggen pr. November 12,60, vr. März 12,70, pr. Mai 12,70. Hafer pr. November 12,50, pr. März 12,60, pr. Mai 12,55. Mais pr. November 10,10, vr. März 10,00, pr. Mai 10,00.
Bremen, 23. November. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer w Ruhig. Loko 7, 0 Br. Russisches Petroleum.
oko 720 Br. — Schmal. Ruhig. Wilco 39t 3, Armour sbield 30 , Cudahy 316 , Choice Grocerv 314 3, White label 316 3, Fairbanks 26 4 — Syeck. Ruhig. Sbort elear middling loko 26 3, Extra longs 27 3. — Reis williger. — Kaffee unverändert. — Baum wolle. Fest. Upland middl. loko 433 3. — Taback. Umsatz: 20 Faß Bay.
Ham burg, 23. November. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittaga— bericht) Good average Santos pr. Dezember 755, vr. März 70t, pr. Mai 69, pr. Juli 663. Behauptet. — Zuckermarti. (Schlußbericht Rüben ⸗Robzucker J. Produkt Basts 8806/9 Rende— ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. November 10,273, pr. Dezember 10,35, vr. März 10665, per Mai 10,82. Behauptet.
Wien, 24. November. (W. T. B. Ausweis der öster reich isch⸗ . Staatsbahn ,. Netz) vom 11. bis 20. November 856 498 Fl., Mindereinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 4030 Fl.
— 265. November. (W. T. B.) Die Brutto- Einnahmen der Drientbahnen betrugen in der 45. Woche (vom 5. November bis 11. November 1896) 264 837 Fr, Zunahme gegen das Vorjahr 33743 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 1I. November 1895) betrugen die Brutto. Einnahmen 9 824 399 Fr., Zunabme gegen das Vorjahr 389 897 Fr.
Pest, 23. November. (W. T. B.) Produ ktenmar kt. Weizen loko ruhig, pr. Frühjahr 6,966 Gd., 6, 7 Br. Roggen pr. Frühjahr 634 Gd., E36 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,22 Gd., 624 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 452 Gd. 4353 Br. Kohlraps pr. August⸗ September 10,35 Gd., 10,90 Br.
London, 23. November. (W. T. B.) 96 0½ Javazucker 123 ruhig, Rüben ⸗Rohzucker lolo 10 ruhig.
— 25. November. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 16 November bis 22. November: Engl. Weizen 2890, fremder 57 956, engl. Gerste 2561, fremde 16864, engl. Malzgerste 11 117, fremde — engl. Hafer 1530, fremder 97 708 Qrts., ig Mehl 22 689 Sack, fremdes 52 2832 Sack.
Paris, 23. November. (W. T. B.) Von der Börse wird berichtet: Das Geschäft ist sehr zusammengeschrumpft; die Spekulanten verhalten sich abwartend. Das Angebot ist zwar minder stark, aber schon die geringen Umsätze bewirkten größere Kursveränderungen.
St. Petersburg, 24. November. Ein Gesetz, wonach die Kassen der Regierungsinstitute und Eisenbahnen 9. alle Zahlungen Goldmünze zum Kurse anzunehmen haben, ist heute veroffentlicht worden.
Bern, 23. Rovember. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath da JTura⸗ Sim plon⸗Bahn setzte heute die durch das Gesetz über das Stimmrecht der Eisenbahn . Aktionäre nothwendig gewordenen Statuten⸗ veränderungen fest. Die staatliche Vertretung in dem Verwaltungs- rath wurde nicht geändert. Die Generalversammlung der Aktionäre wird auf den 12. Dezember nach Lausanne einberufen zur Annahme der revidierten Statuten. Die Mitglieder der Direktion wurden wieder gewäblt. .
Am sterdam, 23. Nevember. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 55. — Bancazinn 39.
Konstantinopel, 24. November. (W. T. B.) Die Wiener Meldung aus Konstantinopel vom 20. d. M., wonach der Ver⸗ waltungsrath der öffentlichen Schuld während einiger Zeit nicht in der Lage sei, Einnahmen⸗Ausweise zu veröffentlichen (vergl. Nr. 278 d. Bl.), ist falsch. Die durch das Muharrem⸗Dekret vor⸗ geschriebenen monatlichen Ausweise werden nach wie vor regelmäßig veröffentlicht werden. Uebrigens weichen die diesjährigen Einnahmen nur unwesentlich von den vorjährigen ab. .
New-⸗Jork, 23. November. (W. T. B.) Die Börse eröffnete träge und verblieb auch im weiteren Verlauf in träger Haltung. Der Schluß war lustlos. Der Umsatz der Aktien betrun 60 000 Stäck.
Weizen eröffnete in stetiger Haltung und wurde im weiteren Verlaufe infolge der geringen Ankünfte und Deckungskäufe der Baissiers im allgemeinen fest. — Der Handel in Mais verlief durch- weg, entsvrechend der Festigkeit in den Weizenmärkten, in ziemlich fester Haltung. Der Schluß blieb stetig.
Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 85 / is, do. do. in New⸗Orleans 83, Petroleum Stand. white in New-⸗York 8 25, do. do. in Philadelphia 8,20. do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certifie. pr. November 163, Schmalz Western steam 5,77, do. Rohe u. Brothers 6,090. Mais per November 351, do. per Dezember 35, do. per Mai 356. Rother Winterweizen 685, Weizen per Dezember 643, do. per Januar 654, do. v. März —, do. ver Mai 663. Getreidefracht nach Liverpool 34, Kaffee fair Rio Nr. 7 153, do. Rio Nr. 7 ver Dezember 1435, do. do. per Februar 14,16, Mehl. Spring Wheat elears 2.40, Zucker 3, Kupfer 11,00.
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9174 141 Doll., gegen 9 949 904 Doll. in der Vor⸗ woche, davon für Stoffe 2 023 879 Doll., gegen 2292 502 Doll. in der Vorwoche.
Chicago, 23. November. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig, schwächte sich dann etwas ab. Später trat infolge reger Kauflust und geringer Ankünfte Erholung ein. — Mais allgemein fest während des y. ö im Einklang mit dem Weizen. Der Schluß war stetig.
Weizen pr. November 55g, pr. Dezember 564. Mais per No⸗ vember 273. Schmalz per November 5, 5, do. per Januar 5,50. Speck short clear nom. Pork ver November 7,85.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Herbesthal sind die zweite und dritte —ᷣ Post über Ostende vom 23. November ausgeblieben. Grund: Sturm auf See. Ferner ist die erste und die dritte englische Post über Ostende vom 24. November gleichfalls wegen Sturms im Kanal ausgeblieben.
Laut Telegramm aus Goch ist die erste englische Post über Vlissingen vom 24. November ausgeblieben. Grund: Sturm auf See.
Bremen. 24. November. (W T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Reichs Postdampfer „Gera“ hat am 22. November Nach⸗ mittags Gibraltar passiert. Der Reichs Postdampfer Prinz⸗ Regent Luitpold ist am 23. November Vormittags in Colom bo angekommen. Der Schnelldampfer Fulda“ hat am 22. November Nachmittags Punta del Gada passiert. Der Schnelldampfer Ems ist am 23. November Morgens in NewYork angekommen.
London, 23. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Gaul“ ist Freitag auf der Heimreise von Kapstadt, und der Union⸗Dampfer Pretoria“ Sonnabend auf der Auzreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
Theater und Mußsit.
ö. Deutsches Theater.
Am Sonnabend wurde nach der Neueinstudierung Grill⸗ parzer's historisches Trauerspiel Die Jüdin von Toledo“ mit schönem Erfolg dem Spielplan wieder eingereiht. Die Gestaltungskraft des Dichters, seine tiefe Leidenschaftlichkeit und sein psychologische. Feingefühl, die sich in dem geschickt entworfenen und klar durchgeführten Bau des Dramas ent— falten, vereinigen sich zu einer erschütternden Wirkung. Die be⸗ deutenden Personen, die im Mittelpunkt der Handlung stehen: Alfons VIII. und Rahel, die Jüdin von Toledo, sind mit all. ihrem Wankelmuth, ihrer Selbstsucht und ihrem . nicht verstandesmäßig erdachte Helden, sondern lebenswahr und darum fesselnd gezeichnete Gestalten. Leuchtet der Sinn für das Erhabene und Große und wabrer Adel der Gesinnung in ihren Charakteren nur blitzartig auf, so wirkt ge—⸗ rade durch diese Gemüthsanlage das Schicksal der Helden natürlich, überzeugend und menschlich rührend.
Für die Darstellung des Königs Alfons besitzt das Deutsche Theater in Herrn Kainz einen ausgezeichneten Vertreter, der die nöthige darstellerische Kraft, aber auch den durchdringenden Geist be⸗ sitzt, den die Rolle verlangt. Besonders der vierte Akt giebt dem Darsteller Gelegenheit, sich als Meister der Schauspielkunst zu bewähren. Vas stete Schwanken der Seele zwischen dem kühlen Pflichtbewußtsein und dem flammenden Gefühl seiner verbrecherischen Neigung, die geist⸗ vollen Reflexionen und Selbstbetrachtungen des jungen Königs wurden zu lebendiger Wirkung gebracht; den Höhepunkt der Darstellung bildete aber der Moment, in dem die Nachricht vom dem geplanten Morde der Geliebten in dem König alle Leidenschaften, seinen verletzten Stolz, Rachsucht und Haß gegen die Mörder zu einem gewaltigen Sturm treibt. In Frau Sorma fand Kainz eine ebenbürtige Darstellerin der Rahel; sie wußte den kindlichen Uebermuth derselben mit ihrem koketten Selbstbewußtsein und ihrer weiblichen Schlauheit einheitlich und geistvoll auszugestalten. In den Nebenrollen fanden sich Herr Müller (Manriquez) und Herr Fischer (Isaak) gut mit ibren Auf⸗ gaben ab. Fräulein Sandow gab die Ester mit sinniger Einfachheit sympathisch; dagegen hätte Fräulein Sauer als Königin würdevoller und vornehmer im Wesen sein können.
Konzerte.
Am gestrigen Sonntag, dem Tage der kirchlichen Feier zum Ge⸗ dächtniß der Gestorbenen, veranstaltete die Sing ⸗ Akademie Abends in ihrem Saale als zweite Aufführung 1895,96 ein geistliches Konzert unter Leitung ihres Direktors, des Professors Dr. Martin Blumner. Eine zahlreiche Zuhörerschaft füllte den Raum bis auf den letzten Platz und folgte andächtig den von dem vortrefflich . Chor unter Mitwirkung des Philharmo⸗ nischen Orchesters, des Musikdirektors Kawerau (Orgel) und der Solisten Fräulein Johanna Beck, Fräulein Meta Geyer, Herrn Pinks und Herrn Rolle mit großer Präzision ausgeführten vier Vorträgen, welche aus den folgenden drei Kantaten von Sebastian Bach: ‚Bleib' bei uns, denn es will Abend werden“, „O Jesu Christ, mein's Lebens Licht“ (figurierter Chorah, Wachet und betet, seid bereit? und dem Requiem von Mozart be⸗ standen. Ernst und würdig, fast wie eine kirchliche Feier, verlief das Konzert, ohne Beifallsäußerung von seiten der Hörer, in dessea Mienen aber der tiefe Eindruck zu lesen war, den das Gebotene hervorgerufen hatte. .
Am Sonnabend gab die Klaviervirtuosin Fräulein Adele aus der Ohe, die soeben von einer längeren Kunstreise zurückgekebrt ist, in demselben Saal ein Konzert unter Mitwirkung des von Professor
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