Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: infolge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu St. Johann g. d. Saar getroffenen Wahl den Re 8⸗ Baumeister Wilhelm Franz daselbst als besolderen i seordneten der Stadt St Johann a. d. Saar für die gesetz⸗ iche Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen.
Kriegs⸗Ministerium.
Der Premier⸗Lieutenant der Reserve von Kno bloch ist, unter Ueberweisung zu der Intendantur des VIII. Armee⸗ Korps, zum etatsmäßigen Militär-Intendantur⸗-Assessor er⸗ nannt worden.
Ju st i ⸗Minister ium.
Der Rechtsanwalt Fischer in Pritzwalk ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines Wohnfitzes in Pritzwalk, ernannt worden.
Königliches Ober-Verwaltungsgericht.
Bei dem Ober⸗Verwaltungsgericht ist der frühere Kreis⸗ sekretär Papius zum expedierenden Sekretär und Registrator ernannt worden.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 44 der Gesetz Sammlung enthält unter Nr. N94 die Verfügung des Justiz⸗-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Uslar, Münden und Reinhausen, vom 19. November 1895.
Berlin W., den 29. November 1895.
Königliches Gesetz-Sammlungs⸗Amt. Weberstedt.
Bekanntmachung.
Gemäß z 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14 Juli 1893 (GesetzSamml. S. I553) bringe ich hiermit zur öffent⸗ lichen Kenntniß, daß das im laufenden Steuerjahre kommunal⸗ abgabepflichtige Reineinkommen aus dem Betriebs jahre 1894/95
bei der Stargard⸗Küstriner Eisenbahn auf
. 292 500 6 festgestellt worden ist. Berlin, den 27. November 1895. Der Königliche Eisenbahn-Kommissar.
Nichtamtliches. Deu tsches Reich.
Preußen. Berlin, 29. November.
Seine Majestät der Kaiser und König trafen gestern Abend gegen 64 Uhr zur Jagd in Neugaktersleben ein und gedenken heute Abend um 11 Uhr nach dem Neuen Palais zurückzukehren.
In der am 28. d. M. unter dem Vorsitz des Vize⸗Präsi⸗ denten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretãrs des Innern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes raths wurden die Entwürfe der Etats fur das Auswärtige Amt und für die Reichsschuld auf das Etatsjahr 189697 genehmigt und die Gesetzentwürfe, be— treffend die Feststellung des Reichshaushalts-Etats und des Haushalts⸗Etats für die Schutzgebiete auf 1896597, sowie der Gesetzentwurf wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichsheeres, der Maxine und der Reichs⸗Eisenbahnen angenommen. Die Denk⸗ schrift über die Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegesetze wurde dem Ausschuß für Rechnungswesen Über⸗ de,. e, ne, e. * e, ,, . un ingaben, betreffend Zoll- un teuerangelegenheiten Beschluß gefaßt. .
Die Königlich Preußische Ordens-Liste 1895, auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs herausgegeben von der Königlichen General⸗-Drdenskommission, Erster Theil, enthaltend die Verzeichnisse der Mit⸗ lieder des Kapitels und der Ritter des Schwarzen Adler—⸗ rdens sowie der Ritter bezw. Inhaber des Ordens pour le mérite, des Rothen Adler-Ordens, des Königlichen Kronen⸗ Ordens, des Königlichen Haus⸗Ordens von Hohenzollern, des Johanniter⸗Ordens und des Luisen⸗Ordens, nehst alphabetischem . ist soeben in der Reichsdruckerei fertiggeftellt worden.
Görlitz, 28. November. Nachdem gestern seitens der drei Landtags⸗Ausschüsse die ihnen n, 3 vor⸗ berathen worden waren, fand heute unter dem Vorsitz des Landeshauptmanns und Landesältesten Dr. von Seydewitz
die zweite Plenarsitzung des Kommunal⸗-Landtags der Oberlausitz statt. Der Landtag bewilligte zunächst einige Urlaubsgesuche und trat dann in die Tagesordnung ein, deren erste Gegenstände die Berichte über das Oberlausitzer Kredit Institut, den le, ,,,. sfonds für Oberlaufißzer emeritierte Geistliche und Hinterbliebene von , . Geist⸗ lichen und die Woller sche Waisenanstalt in Schadewalde waren. Beschlässe waren auf diese Berichte nicht zu fassen. Sodann beschäftigte sich der Landtag mit der Rechnungslegung über die umfangreiche gesammte ständische e ,,,, 1894. Aus den von dem Ausschuß auf Grund eingehender Reyision erstatteten Berichten gewann der Landtag die Ueberze
der guten Ordnung im Kassen⸗ und
wesen der ständischen Verwaltung und e
bezüglich der Rechnungen und der Bankbilanz, ermächtigte er den Landeshauptmann zur Decharge—⸗ g. Aus dem Verwaltungabericht der Kommunalständischen Bank
entnahm der Landtag die günstigen Geschäfts⸗Ergebnisse dieses
den Verwal⸗
l 1895 fest. Sierauf kamen
tungskosten⸗ Etat pro eine Anzahl anderer Vorlagen zur athung und Beschlußfassung. Dieselben betrafen zumeist Gesuche um Bewilligung von Beihilfen zu gemeinnützigen und anderen Zwecken, insbesondere auch für Einrichtungen von Gemeinde⸗ pflege durch Schwestern u. s. w. Die meisten dieser Vorlagen fanden ihre Erledigung durch Bewilligung entsprechender Bei⸗ hilfen. Nach Erledigung der Tagesordnung schloß der Landes⸗ hauptmann die heutige Sitzung und beraumte die nächste Plenarsitzung auf morgen Vormittag an.
Sachsen.
Die Zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung den Gesetzentwurf wegen Abänderung des S1 des g. über Gewährung von Entschädigungen für die wegen Milz⸗ brand gefallenen oder getödteten Rinder ohne Rl undtr g angenommen. Auf eine Anregung des Abg. Zeidler stellte der Staats⸗Minister von Metzsch einen Gesetzentwurf, der die Viehversicherung auch auf andere Krankheiten ausdehnen soll, in Aussicht. Gegen die Ausdehnung der zwangsweisen Viehversicherung sprach der Abg. Kockel, für die Ausdehnung die Abgg. Uhlemann⸗Görlitz, Zeidler und Kluge. Sodann wurden ohne Debatte die Kapitel 102 und 103 des Etats (Ministerium des Auswärtigen und Gesandtschaften) . die Stimmen der Sozialdemokraten nach der Vorlage ewilligt.
Lippe.
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ist heute früh von Rumpenheim in Detmold eingetroffen. Am Bahn⸗ hof fand offizieller Empfang durch die Behörden des Landes und die städtischen Behörden statt. Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche . die Prinzessin Adelf zu Schaumburg-Lippe ermarteten Ihre Majestä am Bahnhof. Auf der Fahrt durch die festlich geschmückte Stadt, in welcher die Kriegervereine, die Schulen, die Schützenvereine und die Feuerwehr Spalier bildeten, wurde Ihre Majestät mit leb⸗ haften Hochrufen begrüßt.
DOefterreich⸗Ungarn.
Der Budgetausschuß des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses erledigte gestern mit dem Kapitel „Mittelschulen ; das Budget des Unterrichts-Mini⸗ sterium s. Im Laufe der Debatte ergriff der Unterrichts⸗ Minister Freiherr von Gautsch wiederholt das Wort. Die von den Abgg. Bareuther und Menzer gestellten Resolutionsantrãge, das Unter⸗Gymnasium mit slovenischer Unterrichtssprache in Cilli aufzuheben oder nach einem Ort mit slavischer Bevölkerung zu verlegen, wurden abgelehnt. Das Gesetz, betreffend die freie Religi onsüb ung, ist vorgestern in Budapest amtlich veröffentlicht worden.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer berieth gestern das Budget des Ministeriums des Innern. Der Minister⸗Präsident Bourgeois stimmte der Streichung von 200 900 Fr. von der Position geheime Fonds“ zu, worauf diese Positlon mit 360 ae 90 Stimmen angenommen wurde.
ie Stadt Bre st gab gestern dem Admiral Kal ageras und den Offizieren des russischen Geschwaders einen Ehren⸗ punsch. Die Mufik spielte die russische Nationalhymne. Der Maire von Brest, der Admiral Barbera, der Seepräfekt, der Präfekt des Departements Finistère, der Admiral Kalageras und der zweite Offizier des russischen Geschwaders Kniageff brachten Trinksprüche aus. Der Admiral Kalageras gab in seinem Trinkspruch seiner Sympathie für Frankreich Ausdruck: , von Kronstadt und Toulon seien ein Vermächtniß r Geschichte der beiden Groß⸗ mächte, deren Vereinigung so stark sei, daß nichts dieselbe zer⸗ reißen könne. Frankreich und Rußland seien in denselben Ideen verbunden durch brüderliches Zusammenwirken für den allgemeinen Frieden. Der Admiral trank zum Schluß auf den Präsidenten Faure und die französische Nation. Der Trinkspruch wurde mit lebhaftem Beifall und den Rufen „Es lebe Rußland!“ aufgenommen.
Italien.
Die Deputirten kammer setzte in ihrer gestrigen Sitzung die Berathung der bezüglich der . . inneren Politik des Kabineis eingebrachten In ter⸗ pellationen fort. Nach dem Bericht des, W. T. B.“ erklärte der Minister⸗Präsident Crispi unter großer Auf⸗ merksamkeit des Hauses, er werde trotz der heftigen An⸗ griffe gegen seine gesammte Politik volle Ruhe be⸗ wahren, und ging sodann auf die Affaire Guy ein. . Verhältnisse der öffentlichen Sicherheit führte der Minister-Präsident aus; dieselben seien zwar nicht olche, wie man sie wünschen könne, aber seit dem Jahre 1894 mache sich eine forischreitende Besserung wahr⸗ nehmbar. Das Räuberunwesen sei in Sardinien nahezu aus⸗ . Die Polizei und die Carabinieri hätten dort wahre
tunder an Geduld und Muth verrichtet. Die Ausnahme—⸗ gesetze, welche die Kammer im vorigen Jahre beschlossen habe, seien durch die Thatsachen gerechtfertigt. (3wischen⸗ rufe und Unterbrechungen auf der äußersten Linken) Der Sozialismus sei, wie man denselben gewöhnlich verstehe, die Verneinung jeder 3 wie die Anarchie der permanente Krieg sei. Sozialismus und Anarchie unter⸗ schieden sich in der Praxis nicht. (Zwischenrufe auf der äußersten Linken) Der Minister-Präsident Crispi besprach hierauf eingehend die Frage des Zwangsdomizils, widerlegte die r, ne, e. Behauptungen und kündigte die Vorlegung eines Gesetzentwurfs an, durch welchen die Gesetzgebung ver⸗ bessert werden solle. Die Deputirten Co lajanni und An konio Gaetani, welche den Redner wiederholt unterbrachen, wurden vom Präsidenten zur Ordnung gerufen. Der Minister⸗ Präsident wies sodann die Beschuldigung eines Widerspruchs in seiner Kirchenpolitik zurück: Diese sel immer die gleiche geblieben. Wenn man das Garantiegesetz ändere, könnten daraus Unruhen im Innern und Mißtrauen gegen die Po—⸗ litik Italiens im Auslande entstehen. Der Vatikan gebe zwar vor, das Gesetz nicht anzunehmen, mache es sich aber zu nutze und würde seine Stimme er „wenn man es verletze. habe einst dem Vatikan nahe . das Garantiegesetz anzunehmen, weil es die Freiheit Kirche wahre und die Rechte des Staats, auf welche derselbe nicht
gänzlich verzichten könne, aufrechterhalte. Das Anwachsen der
katholischen Bewegung, welche einen 0 großen il der Welt ergriffen habe, sei geeignet, Besorgaiß für die Zukunft des menschlichen Forischritts zu erregen. Nur eine weise Gesetz⸗ gebung und die Einmüthigkeit der ganzen liberalen Partei könne m Ziele führen. Bei der Besprechung seiner äußeren Politik sagte der Minister⸗Präsident: Wir en tsenden unsere Flotte in den Drient. aber nicht mit der Bestimmung, jemandem zu dienen Die sechs Mächte sind gegenwärtig einig. an dem Werke des Friedens und der Zivilisation mitzuwirken. und man kann volles Vertrauen haben, daß der Friede nicht gestört werden wird. Sollte dies aber bedauerlicher Weise geschehen, so werden wir nicht in den alten Fehler ver⸗ fallen, r. unser Recht zu wahren wissen.“ — Im weiteren Verlauf der Sitzung beantwortete der Minister des Aeußeren Baron Blanc die auf Afrika bezüglichen Interpellationen und besprach eingehend die Lage in der erythräͤlschen Kolonie. Die Thätigkeit Italiens in Afrika sei jetzt eine systematische und praktisch geregelte, ohne daß man sich kostspieligen und unfruchtbaren Unternehmungen aussetze. Baron Blanc beantwortete sodann eine Interpellation über die auswärtige Politik Italiens, namentlich über die im Orient befolgte Politik. Nach einem Hinweise auf die vorangegangenen Er⸗ klärungen des Minister⸗Präsidenten sagte der Minister: Die erste Phase der Unterhandlungen in den . Ange⸗
legenheiten, diejenige, in welcher sich Rußland und Frankreich an England in den offiziellen Unterhandlungen mit der Türkei angeschlossen hätten, habe ihren Abschluß durch die offiziellen Mütheilungen gefunden, welche die Pforte successive den sechs Mächten bezüglich der Reformvorschläge gemacht habe. In der folgenden und , Phase hätten sich die sechs Groß⸗ mächte bemüht, die zur Wiederherstellung der Ruhe geeigneten Maßnahmen mit der Pforte zu vereinbaren. Dieses Ein⸗ vernehmen habe die Bestimmung, den europäischen Frieden zu sichern. „An unser Vertrauen, daß sich dieser glückliche Erfolg erhalte, knüpfen sich unsere Hoffnungen, daß das Ein⸗ vernehmen der Mächte sich nicht als unwirksam für die Verbesse⸗ rung der Lage im Orient erweisen wird. Der Minister verlas hierauf einige Schriftstücke, aus denen hervorgeht, daß es der aufrichtige Wunsch Italiens gewesen sei, der Aktion Eng⸗ lands. Fan eg, und Rußlands in dieser Angelegenheit kein Hinderniß zu bereiten, und daß sich Italien unausgesetzt bemüht habe, den Uebergang der Aktion der drei genannten Mächte zu derjenigen der sechs Mächte zu begünstigen. Es sei thöricht anzunehmen, daß Italien sich zu Versuchen eines gesonderten Vorgehens anschicke. Wenn die Lage in Europa, dank dem mehr als jemals beträftigten Einvernehmen der sechs Mächte, eine gute sei, so sei sie zwischen der Ottomanischen Regierung und den Völkern der Türkei eine getrübte. Die Pforte würde einen Irrthum begehen, wenn sie glaubte, die Lage könne durch diplomatische Diskussion über die Vor⸗ gänge gelöst werden. Es sei ein Zeichen besserer Zeiten für die allgemeinen Bedürfnisse des Friedens, der bürgerlichen, religiösen Freiheiten und der sich fortschreitend entwickelnden Autonomien, daß alle Geschwader in jenen Meeren anwesend seien, deren Häfen die offenen Thore der Zivilisation und des wohlthätigen Einfluses für diejenigen dunklen Regionen seien, in denen die gemischten Rassen noch jener Garantien beraubt seien, welche ihnen die Türkei und Europa versprochen hätten. Die Pforte würde einen Fehler begehen, wenn sie den eigenen Verantwortlichkeiten für die Unruhen noch die hinzufügte, den Schutz der Stationsschiffe. welcher den fried⸗ lichen Interessen der Mächte diene, einzuschränken. Die Rede des Minister⸗Präsidenten Criepi sowohl wie die des Ministers des Aeußeren Baron Blanc wurden mit lebhaftem Beifall auf⸗ genommen. Ersterer wurde nach Schluß seiner Rede von vielen Deputirten umringt und beglückwünscht. Nach einer Replik der Interpellanten wurde die Debatte geschlossen und die Sitzung aufgehoben.
Vorgestern fand in dem Gebäude der Deputirtenkammer unter dem Vorsitz Colombo's eine auf Initiative der Abgeord⸗ neten Luzzatti, Mussi und Donati einberufene Versammlung von Deputirten statt, welche gegen das der Kammer vorgelegte Gesetz über die Inh ibierung der Einschätzung der Grundrente protestieren wollten. Die Versammlung, welcher 84 Deputirte, meist aus Ober⸗Italien, beiwohnten, beschloß folgende Tages⸗ ordnung: „Die Versammlung beauftragt ihren Präsidenten, eine Kommission zu bilden, welche gemeinsam mit dem bereits gebildeten Comité sich bestreben soll, das bestehende Gesetz auf⸗ recht zu erhalten und den mit den Provinzen geschlossenen Verträgen Achtung zu verschaffen“.
Dpanien. Die Prinzen Ferdinand und Karl von Bourbon, die ältesten Sohne des Grafen von Caserta, haben das Ge⸗ such gestellt, als Artillerie⸗Offiziere im Heere auf Cuba dienen zu dürfen.
Schweiz.
Bei der gestrigen Beerdigung des deutschen Gesandten Dr. Busch folgten dem Sarge, wie ‚W. T. B. aus Bern berichtet, auch, als Vertreter des Deutschen Kaisers, der Flügel⸗Adjutant Oberst Freiherr von Seckendorff, welcher einen von Seiner Majestät gespendeten kostbaren Kranz am Sarge niedergelegt hatte, sowie die deutschen Konsuln in der Schweiz. Die deutschen Studierenden in Zürich sowie die deutschen Hilfsgesellschaften in Basel, Bern und Zürich hatten ebenfalls Kränze gespendet. Am Grabe sang der Berner deutsche Männerchor zwei Lieder.
Türkei.
Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Konstantinopel unter dem 2. d. M., daß trotz der Zusicherungen Tewfik Paschas an den großbritannischen Botschafter Sir Philip Currie die Fermane für die zweiten Stationsschiffe noch nicht ertheilt worden seien. Diese age bilde den Gegenstand zahlreicher Konferenzen der Minister.
Aus Erzerum wird gemeldet, daß daselbst am Mittwoch neue Gewaltthätigkeiten verübt und dabei fünf Armenier getõdtet und sieben verwundet worden seien.
Serbien.
Die Dissidenten der liberalen Partei der Skupschtina haben, dem W. T. B.“ zufolge, einen beson⸗ deren Klub gebildet und den Wiedereintritt in den liberalen Klub abgelehnt.
Amerika.
Der Kreuzer der Vereinigten Staaten Minneapolis“ ist nach der Turkei abgegangen. ;
Aus Mexiko erfährt das „Reuter sche Bureau“, daß die Deputirtenkamm er die Vorlage, betr die Errichtung
einer Vize⸗Präsidentschaft, angenommen habe.
; Afrika. Das egyptische Budget für 1896 weist 10 260 009 Pfund und 2 gg Pfund Ausgaben, demnach einen
Ueberschuß von 630 000 Pfund auf.
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massowah: Am Atbara herrsche fortdauernd Ruhe; die Stimmung der Derwische sei auch infolge der schlechten Ernte er⸗ schũttert. Ambaam bara, der letzte der nach Tamba geflüchteten Rebellen, habe sich ohne Kampf er⸗ geben. Die Räuber seien von den italienis Truppen bei
Azbili angegriffen worden und hätten schwere Verluste erlitten.
Ras Mangascha habe alle Hoffnung aufge Tigre wieder zu erobern; er habe an den Negus Menelik ein Schreiben gerichtet, worin er die Bitte ausspreche, ein anderes
Gebiet zugewiesen zu erhalten, damit er daselbst leben könne.
Nr. 48 des Zentralblatts fär das Deutsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 29. November, bat fol⸗ genden Inhalt: Konfulatwesen: Ernennung. — Kolonialwesen: Er⸗ mächtigung zur Vornahme von Zivilstandsakten im Schutzgebiet der Neu-Guinea Kon pagnie (Bismarck Archipel und Kaiser Wilhelms land) = Zoll · und Steuerwesen: Bestellung von Stations Kontroleuren. — Polijeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Stati stik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Hier in Berlin wurde, wie die Pofst“ berichtet, in einer Ver⸗ sammlung der Gürtler am Mittwoch über den Erfolg der letzten Lohnbewegung zu Gunsten der Erhöbung des Lohnes für Nachtarbeit um 25 00 verhandelt. Es wurde berichtet, daß die Bewegung resultat⸗ los verlaufen ist. Für das nächste Frühjahr wird eine umfangreichere Bewegung gerlant. z
Aus Bern meldet W. T. B.: Die Lohnbewegung der Ar⸗ beiter der schweizer Bahnen nimmt größere Ausdehnung an. Etwa 4109 Arbeiter der Nord ⸗Ostbabn haben die Forderung einer Lohnaufbesserung unterzeichnet. Bei den Vereinigten Schweizer Bah⸗ nen betbeiligen sich 93 / des Personals an der Lohnbewegung, bei der Zentralbahn 900 0. Ungefäbr gleich stark ist die Be⸗ tbeiligung bei der Jura⸗Simplonbahn. Bei der Gotthardbahn ist die Bewegung rasch im Steigen; wahrscheinlich wird sie sich auch auf die Kleinbahnen ausdehnen. — Der Betriebs. Ingenieur der Jura⸗Simplon⸗Bahn in Lausanne batte an die Lokem otivführer und Heizer die Aufforderung gerichtet, zwei Delegirte zur Be⸗ svrechung der Lohnfrage zu bejeichnen. Nach Rücksprache mit dem Initiatip⸗Comits wurde von den Lokometivfübrern und Heizern das Begehren abgewiesen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
In der Königlichen Landwirthschaftlichen Hoch schule zu Berlin werden vom 10. bis 15. Februar Unterrichts⸗ kurse für praktische Landwirthe stattfinden. Theilnebmer baben gegen Zablung des Honorars, welches für die einzelnen Vortrage kurse jwischen 3 und 10 4 beträgt, Karten für die zu börenden Vorträge zu lösen. Es ist gestattet, die erste Stunde zu bospitieren. Meldungen nimmt entgegen und Auskunft ertheilt der Rechnungs- Rath Müller im Sekretariat der Landwirthschaftlichen Hechschule, Invalidenstraße 42; die Kasse ift von 19 Uhr ab geöffnet.
Folgende Vorträge werden stattfinden.
D Landwirthschaft, Forstwirthschaft., Gartenbau. Prof. Dr. Fleischer: Die Moorkultur als Mittel zur Minderung der landwirthschaftlichen Notblage. Prof. Dr. Lehmann:; Ueber Auf⸗ zucht und Mästung der Schweine. Geh. Regierungs⸗Rath, Prof. Dr. Orth: Welche Anforderungen stellt die gegenwärtige Landwirth⸗ schaft an Bodenkultur. Pflanzenbau und Düngung? Privatdozent Dr. Schmoeger: Forischrifte auf dem Gebiete der Milch⸗ wirthschaft. Gutsbestzer Dr. Schultz ⸗Lupitz; Ueber Grün⸗ düngung. Derselbe: Ueber die soziale 6 auf dem Lande. Dr. F H. Vogel; Die Pflege des Stallmistes. Derselbe: Die neuesten Erfabrungen über die Duͤngung mit Kalisalzen. Prof. Dr. Werner: Die Heutige Landwirthschaft im Lichte der neueren Naturwissenschaft und Volkewirthschaft. Geb. Regierungs Rath, Prof. Dr. Wittmack: Ueber die neuesten Erfabrungen bei der Züchtung der Kulturpflanzen. Derselbe: Ueber die Beurtheilung des Heues, unter Vorführung der wichtigften Wiesenpflanzen. Geh. Rechnungs- Rath, Prof. Schotte: Die Schutvorrichtungen an landwirthschaft⸗ lichen Maschinen. Garteninspektor Lindemuth: Obstbau auf Land⸗ gũtern. . .
7 Naturwissenschaften. a. Botanik und Pflanzenphvsio⸗ logie. Prof. Dr. Frank: Neue Erfahrungen auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes. Frivatdoient Dr. Carl Müller: Die praktische Bedeutung der Bakterienkunde für die Landwirthschafts betriebe. b. Bodenkunde. Prof. Dr. Gruner Die in Norddentschland verbreiteten Bodenarten und die daselbfst auftretenden Melio- rations Materialien, ibte Auffuchung und rationelle Ver werthung. Derselbe: Die geologische Entwicklung Norddeutsch⸗ lands (mit Demonstrationen). . Zoologie, Thierbeilkunde. Prof. Dr. Nehring: Die Geweibbildung der europäischen Hirscharten und ihrer Verwandten smit zahlreichen Demonstrationen). Dr. G. Rörig: Die wichtigsten landwirthschaftlich schädlichen Insekten und die zweckmãßigsten Mittel zu ibrer Bekämpfung. Derselbe: Was ver mag der Landwirth zum Schutze der nützlichen und zur Verminderung oder Vertreibung der 6 Vögel zu thun? Prof. Dr. Schütz: Wesentlichstes aber Thierseuchen und Impfugg. 6.
3 Volkswirthschaft. Prof. Dr. Sering: Die Agrarfrage der Gegenwart.
10 Auf 10090 t Versicherungs ˖ 72 ö 274 Æ im Durchschnitt der
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
De ft ch⸗ U * 193 den, dem „Dest esterreich⸗Ungarn. alizien wurden, . . San. W. zufolge, vom 12. bis 18. November 18 Erkrankungen (und
14 Todesfalle) an darunter in 4 Gemeinden des Bezirks Trembowla 5 (6), in 3 Ortschaften des Benirks Hu siatyn 4 (3) und in je 1 Orts st der Benitk? Bors ziczow ? G), Bucz as 1, Ciortkow 3 E), Jar os lau (1), Famtionka strum il owa 1. Ru ßla nd. Nach einer Bekanntmachung des Medizinal ⸗Departe. wentg sind in St. Petersburg vom 22. Oktober ab vereinzelte
alle choleraähnlicher Erkrankungen zur Beobachtung gekommen. wurden festgestellt vom 22. Oktober bis 6. November 27 Er⸗ krankun mit 13 und vom 7. bis 135. November 38 Erkrankungen mit 18 ällen. Einer anderweitigen Mittheilung zufolge wurden bei allen diesen Erkrankungen Cholerabibrionen nachgewiesen. Ostin dien. Kalkutta. Vom 6. bis 12. und rom 13. bis 19. Oktober starben 59 (21 und 35) Personen an Cholera und 427 (207 und 220) Personen an Fiebern. 4 Marokko. In Tanger wurden am 12. November wieder 2 Erkrankungen (mit tõdtli Ausgang) festgestellt J Hawaii. Giner Mittheilung vom 21. Oktober zufolge sind Er⸗ krankungen seit dem 3. Oktober nicht feftgestellt worden. Gelbfieber. In Rio de Janeiro wurden, den Abstr. f san, reꝶ. zufolge, vom 22. His 28. Seytember 7, vam 29. September bis 5. Oktober 2 Todesfälle festgestellt in San Juan (Portorico) inner- balb der gleichen Zeiträume 5 und 1, in Vera Cruz vom 18. bis 24. Oktober , in St. Jobns (Antigua) vom 293. September bis 26. Oktober 3, ferner auf Cuba in Cienfuegos dom 15. bis 27. Oktober 2 in Sagug la Grande vom 15. bis 28. Oktober 1. in Santjago vom 14. bis 26. Oktober 50 und in Havanna vom 18. bis 24. Okteber 23, vom 25. bis 31. Oktober 16 bei etwa 83 bejw. 60 Neuerkrankungen. Verschie dene Erkran kungen. , Pocken: St. . 2 Todesfälle; Berlin 1 (Königliche Charité, aus wel gleickzeitis 1 Todesfall mitgetheilt wird), London 23 (Krankenhäuser), Paris 17. St. Petersburg 7 Erkran⸗ kungen; Rückfallfieber: St. Petersburg 2 Todesfälle; Reg Bez. Arnsberg 3, St. Petersburg 69 Erkrankungen; Genickstarre: New⸗ Vork ? Todesfalle; To llwuth;: St. Petersburg und Wien je 1 Todes- sall; Milzbrand: Reg-⸗ Bezirke Arnsberg und Königsberg (Kreis Mohrungen), Wien je 1 Eikrankung; Influenza; Berlin 3, London II Todesfälle. — Mebr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern Durchschnitt aller deutschen Berichts orte 1381 30. 1.300): in Karlsrube — Frkrankungen sind vorgekommen in Berlin 62, in Reg. Bezirken Arneberg 240, Hildesheim 196, Stettin 172, München 242, Hamburg 47, Budapest 184. St. Petersburg 68, Wien 308 — an Scharlach (1881 80: 139 69: in Königebütte — Erkrankungen sind gemeldet in Berlin 12, Breslau 303, im Reg.⸗ Bez. Posen 68, in Hamburg 21, Budapest 31, Edinburg S3, Kopenhagen 35. London 288 (Krankenhäuser), Paris 45, St. Petersburg 75. Wien 95 — an Diphtherie und Croup (1881/90: 449 oo09): in Dessau, Gera, Leipzig. Solingen — Er⸗ krankungen kamen vor in Berlin 150, Breslau 37, in den Regierungs⸗ benirken Arnsberg 106, Düsseldorf gs, Wiesbaden 93, in Nürnberg 30, Hamburg 37, Budavest 35, Christiania 26, Kopenhagen 41, London 104 sKrankenhäuser), Paris 1092. St. Petersburg 74 Wien 66 — an Unterleibstyphus (188130: 1, M d): in Efsen — Erkrankungen wu:den gemeldet in Budapest 20. Paris 36, St. Peters burg 89 — desgl. an Keuchhusten in Kopenhagen 68, Wien 52.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagen geftellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 12686, nicht recht ˖ zeitig geftellt 7 Wagen. . . In Oberschlesien sind am N. d. M. gestellt 5675, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
In der gestrigen Generalversammlung der Dortmunder Union waren 14 Aktionäre zugegen, welche 1 444 Aktien mit 4343 Stimmen vertraten. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichts- raths;, wurden wiedergewählt und Regierungs ⸗Rath Mexer von der Dortmund Gronauer Eisenbahn neu in den Auf⸗ sichtsrath gewählt. Beschlüsse über Geldbeschaffung wurden nicht ge⸗ faßt, doch ergab sich die Uebereinstimmung der Verwaltung mit den Aktionären uber die Art der Beschaffung, nämlich durch Zuzablung oder Ausgabe neuer Vorzugsaktien. Zur Beschlußfassung bierüber wird im Fanuar eine außerordentliche Generalversammlung stattsinden.
Wien, 29. November. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 19. Norember kis 25. November S565 979 Fl., Mehreinnahme 4638 Fl.
Verdingungen im Auslande.
Niederlande.
5. Dezember, 11 Uhr. Der Schout-by-nacht, Kommandant der Marine: Lieferung von weißem und getheertem Tauwerk, Stahl drahttau, Bramsegeltuch, Grautuch, Segeltuch, Kattunsegeltuch, Laternen ꝛc. Bedingungen liegen zur Einsicht im Marine⸗Ministerium im Haag und bei der Marine⸗Direktion in Amsterdam aus und sind bei Franko Anfrage gegen Bezahlung von 20 Ct. für jedes Bedin⸗ a 3beft erhältlich bei den Chefs für Reichswerft⸗ Ausrüstung da—⸗ elbst.
Verkehrs⸗Anftalten.
Brem en, 29. Nodember. (B. T B) Norddeutschet Lloyd. Der Postdampfer Pfa lj ist am 27. November von Buenos ˖ Aires nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer Sꝑreen hat am 28. November Morgens Lizard passiert. Der Schnelldampfer Havel“ ift am 28. November Nachmittags auf der Weser ange⸗ kommen. Der Schnelldampser Fulda“ bat am 28. November Vormittags die Reise von Neapel nach Genua fortgesetzt. Der Post⸗ dampfer Bonn hat am 28. November Vormittags Dover passiert. Der Postdampfer München“ ist am 28. November Morgens in New⸗York angekommen.
am burg, XW. November. (W. T. B.) Der Hamburger Schnelldampfer Fürst Bismarck, welcher heute früh 5 Ubr 30 Minuten von New. Jork in Plymouth eintraf, bat damit den von der Hamburg⸗Amerika · Linie ins Leben gerufenen abgekürzten Passagier ; und Pefstdienst zwischen New -⸗ Pork und London eröffnet. Die Post und die Fabrgäste des HFürst Bismarck waren bereits um II Uhr 458 Minuten beute Vormittag in London und haben die Reise dahin 12 Stunden schneller zurückgelegt, als die Passagiere des neuen amerikanischen Schnelldampfers St. Louis.).
London, 28. November. (B. T. B.) Der Union ⸗Da mpfer WTartar! ist gestern auf der Ausreise von Madeira abgegangen. Der Union⸗Dampfer Arab ist gestern auf der Heimreise von den ö In seln abgegangen.
St. Peters burg, 28. November. Aus Schlüsselburg wird 2. 96 B. gemeldet, daß Eis aus dem Ladogasee in die
ewa .
Kronstadt. 28. November. (B. T. B.) Hier sind 7 Grad Kälte. Die Rhede bedeckt sich mit Eis. Der Dampferverkebr zwis Kronstadt und St. ö eingestellt.
ew Jork, 28. November. (W. T. B) Dem Vernehmen nach haben mehrere transgtlantische Dampferlinien ein Syndikat gebildet zu dem Zwecke, die Zw ischendeckpreise vor dem 4. r . und später auch die Passagierpreise der 1. und 2. Klasse zu erhöhen.
Theater und Mufik.
an die Höhe
lung steht Mãdchen rũckender nbeit, berechnender g und voll glühender, verzebrender Leidenschaft, deren . Liebeskünfte ein treues Bruderpaar, Cejar und Julius
Grawinski, polnische Edelleute, erst entzweien und dann in den Tod treiben. Naschkas Liebe kennt kein Gesetz, kein Gebot und keinen Eid; sie ickt erst den jängeren Bruder Julius, den sie für reich hält, in ihre Netze; auf die Nachricht aber, daß Pan Cezar alleiniger Erbe und Besitzer von Grabowo ist, wendet sie sich diesem zu und umgarnt. während der jüngere Bruder in den Krieg zieben muß, den älteren so vollständig, daß er sein bis dahin un- erschütterliches Ehrgefãhl und seine . vergißt und schließ⸗ lich dem Bruder die ibm anvertraute Braut raubt. Als Julius wider Erwarten aus dem Kriege heimkehrt, lockt ihn seine Braut, bevor er das Vaterbaus betreten hat, in ein gefãbrliches Torfmoor, um ihn zu verderben. Naschka theilt ihrem Geliebten Pan Cezar den teuflischen Plan mit. In Reue und Verzweiflung stärzt er, um ihn zu retten, dem er⸗ tfrinkenden Bruder nach und findet dabei gleichfalls seinen Tod. — Es ist schwer, an ein solches Uebermaß von Leichtsinn, Bösartig⸗ keit und wild leidenschaftlicher Liebe, wie es in den Charakteren der beiden Hauptpersonen stecken soll überhaupt iu glauben. Die Dichterin hat es aber verstanden, die Handlung durch die dramatische Steigerung der Eindrücke spannend zu erhalten. Durch den geschickten Aufbau des Schauspiels wird dann manche Uebertreibung und mancher Mangel der pfrychologischen Gestaltung der beiden Hauytcharaktere leichter überwunden. Für ein bloßes kokettes Spiel gebt Naschka s Verhalten zu dem jüngeren Bruder zu weit; man mißtraut daher mit Recht ibrer neuen, scheinbar starken Liebe zu Cejar; auch Pan Cezar's plötzliche Wandlung aus der edlen Heldennatur in den selbstergessenen Ver⸗ räther bleibt unbegreiflich. Sehr wesentlich für die Gesammtwirkung ist das bervorragende Vermögen der Verfasserin, durch zablreiche kleine Einzelheiten den Hintergrund der Handlung zu beleben und so das rechte Milieu und die zutreffende Stimmung zu schaffen.
Um die Darstellung machte sich in erster Linie Frau Prasch⸗ Grevenberg verdient, welche als Naschka das leidenschaftliche Tempera⸗ ment in seiner Entwicklung glücklich zeichnete und das Sprunghafte des Charakters geschickt zu verdecken oder wenigsten⸗ 341 mildern wußte. Herr Sommerstorff jeigte in der Titel- rolle die Vornehmbeit und würdevolle Haltung des Edel- manns, ließ aber auch den innern Seelenkampf in ergreifender Weise offenbar werden. Im übrigen ragte unter den Darftellern Heir Formes bervor, der in einer kleinen Rolle ein Kabinetstückchen von feiner Charafteristik lieferte.
Konzerte.
Der Violinvirtuose Arrigo Serato aus Bologna ließ sich gestern im Saal der Sing ⸗Akademie unter Mitwirkung des von Professor Mannstä dt geleiteten Pbil barmonischen Orchesters bören. Seine weiche Art der Tonbildung, die geräuschlose Bogen⸗ führung und die unübertreff liche Sicherbeit und Klarheit des Spiels kamen dem Vortrag des ersten Satzes aus dem Beethoven'schen Konzert sehr iu statten; auch war die feinsinnige Schattierungsweise in einer Elegie von Bazzini, einer Polonaise von Vieurtemps, sowie in Paganini s D-dur-onzert sehr zu loben. Das Drchester erfreute außerdem noch durch Cherubini's Duvertüre zu Medea“ und das Scherzo aus Mendelssohn's Musik zum Sommer- nachtstraum. Sowobl der Konzertgeber wie das Orchester ernteten reichen und wohlverdienten Beifall.
Im Saal Bechstein fand zu gleicher Zeit ein Lieder⸗Abend der Ronzertsängerin Gertrud Grunow statt. Ihr Menosopran hat wenig Kraft und Umfang, auch ist die Ausbildung der Stimme für ein öffentliches Auftreten noch nicht weit genug vor⸗ geschritten. Der Vortrag der Gesänge von Wagner, Franz, Schubert, Jensen und Anderen litt daher unter dem Mangel an Reinheit der Intonation und unter anderen Unebenbeiten. Der Pianift Staniskaus Severin Eisen berger, deffen Leistungen bereits vortheilhaft bekannt sind, unterstützte das Konzert durch den wohlgelungenen Vertrag der Beethoven schen XW dur-Sonate, op. 101, die gleich einer Fuge von Händel und jwei modernen Stücken von Chopin und Liszt beifällig aufgenommen wurde.
Im Konzertsaal ./ Potsdamerstrafe 9, batten sich die Pianistin Fräulein Magdalene Voigt und der Tenorist Hert Hans Krünitz gestern zu einem Konzert vereinigt. Die erstere ließ im Vortrag der Sonate von Schumann, op. 22 eine weit entwickelte technische Fertig⸗ keit erkennen, der jedoch noch die Kraft des Anschlags fehlt, wäbrend ihr die jarte und feinsinnige Behandlung der Piècen von Grieg und Chopin besser gelang. Der Sänger besitzt bei aller Anerkennung seiner klang⸗ vollen Stimme zu wenig Freibeit in der Verwendung derselben. Am besten trug er die beiden Schubert 'schen Lieder Der Wanderer“ und Aufenthalt“, sowie Hildach's Zieh' mit mir hinaus“ vor.
Das Berliner Theater bereitet eine Aufführung der be⸗ kannten Ganghofer ⸗Neuert'schen Bauern ⸗ Komödie Der Herrgett⸗ schniger von Ammergau vor. . .
Im Schiller-Theater wird morgen das Kleift'sche Schau spiel Das Käthchen von Heilbronn“ wiederbolt. — Im Bürgersaale des Ratbbauses findet am Sonntag zum zweiten Male ein Scheffel Abend statt. .
In das Programm des nächsten 7.) Philbarmonischen Konzerts (am 9. Dezember) bat Arthur Nifisch Beethoven s B-dur-Symphonie aufgenommen. Außerdem gelangen Vorspiel und Liebestod aus ‚Triflan und Jiolder und ferner als Nowvität die Duvertũre In der Natur von Dvokäk zum Vortrag. Solifsten sind der bekannte belgische Geiger Cssar Thomson und die Sängerin Mlle. Marcella Prege aus Parie.
Mannigfaltiges.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten ließ der Rechnungs- Ausschuß durch den Stadtoerordneten Liebermann Bericht über eine Anzabl Rechnungen erstatten, für welche vom Ausschuß die Entlastung beantragt und von der Versammlung ertheilt wurde. Ferner beantragte der Ausschuß, von dem Jahrbuch der Stadt Berlin für das Rechnungsjahr 1. April 1893/94 Kenntniß ju nehmen und dem Magiftrat Abschrift des Protokolls des Rechnungs⸗Ausschusses zur Kenntnißnahme und Rückäußerung auf die darin geftellten An= fragen und CGrinnerungen zu übersenden. Auch dieser Antrag wurde ohne ¶ Debatte angenommen. Das Lagerbuch ergab, daß sich die Aktiva des Kämmereivermögens in dem angefübrten Rechnungsjahre von 510 514231 6 auf 536 838 2198 6, also um 25 5246 988 vermehrt haben. Die Pafsiven sind aber gleichfalls gestiegen von 266 480 898 Æ auf 284 664 474 6. sodaß der wirkliche Vermögensstand der Stadtgemeinde am 1. Ayrril 1834 278 830 413. 6 272 279 224 6 im Vorjahre) betrug. Die Gesammtgröße des
ädtischen Grundbesiges betrug am Schlusse des Rechnungejabres 11000 ha 77 a und 84 qm gegen 10260 ha 26 a und 12 4m im Vorjahre. — Weiter erstattete der Rechnungs⸗Ausschuß Bericht üder den Jabresabschluß der Hauptkasse der städtischen Werke per 1. Axril 189195 und über die einzelnen Jahresabschlüsse der städtischen Wafferwerke und der flädtischen Gaswerke. Die Ist. Einnahme der r der städtischen Werke betrug 69 190 706.838 C, die Ist⸗
usgabe 64 948 321,389 Der Baarbestand der Hauptkasse belief sich Ende März 1885 auf 4 954 605,53 6 Die Gesammteinnahme der stãdtischen Wasserwerke betrug 13 444 380,41 *, die Gesammt⸗ ausgabe 13 262 005,42 6 Bei den städtischen Anleihen waren die Wasferwerke noch mit 53 894 317,36 * betheiligt. Die Gas⸗ werke produzierten 103 789 0900 cbm Gas und schlossen in Ein⸗ nahme und Auszabe mit 20 201 978. 30 6 ab. Der Rechnung Ausschuß beantragte, auch von diesen Jabresabschlũssen Kenntniß ju nehmen und die in dem Rechnungsjabre vorgekommenen Etatsüber - schreitungen vorbehaltlich der bei der Rechnungsprüfung sich etwa ergebenden Frinnerungen zu genehmigen. Die Versammlung beschlo auch hier ohne Debatte nach dem Antrag des Ausschusses. — Hier wurde die Wabl eines besoldeten und zehn unbesoldeter Stadträãthe vorgenommen. Als besoldeter Stadtrath wurde Stadtratb Voigt K welche gleichfalls in gesonderten Wahlgängen erfolgte, wurden die Stadträthe Bail, Borchardt, Heller,
bner Dann. Marg⸗ Ees Dr. Straßmann und Struve w Bien 83 tadtraths Dr. Krause, welcher sein Amt aus Gesundheiterücksichten