1895 / 286 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Nov 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Im Deutschen Theater kommt in nächster Woche Grill⸗ parzer's Jüdin von Toledo“ vier Mal zur Aufführung, und zwar außer am morgigen Sonntag Abend noch am Montag, Mittwoch und Donnerstag. ergen Nachmittag, sowie am Dienstag Abend und nächstfolgenden Sonntag Nachmittag finden Wiederholungen der Weber“ statt. Am Freitag werden Die Mütter“ gegeben. Am Sonnabend geht neu einstudiert Molisre's fünfaktiges Schauspiel „Der Misanthrop in der Uebersetzung von Ludwig Fulda zum ersten Mal in Scene. Ihm folgt, ebenfalls von Ludwig Fulda 6 ein nerer poetischer Einakter von Felice Cavallott; Das Hohe Lied“; dieselbe Vorstellung wird am nächstfolgenden Sonntag Abend wiederholt.

Im Berliner Theater geht morgen Nachmittags Der Pfarrer von Kirchfeldꝰ und Abends das neue Schauspiel Pan Cezar“ von A. Weber in Scene; letzteres Stück wird außerdem noch am Dienstag und Sonnabend wiederbelt. Auf Montag, . und Sonntag, den 8. Dezember, sind Wiederholungen des Volks⸗ stũckk Hasemann's Tochter! von Adolph LArronge angesetzt. Die Ganghofer ⸗Neuert'sche Bauernkomödie Der Herrgott⸗ schnitzer von Ammergau' wird am Donnerstag zum ersten Mal aufgeführt und am Freitag wiederholt. Am Sonntag, den 8. Dezember, Nachmittags, geht Grillparzer's Liebestragödie Des Meeres und der Liebe Wellen in Scene. Die erste Aufführung des Zaubermärchens Prinzejsin Goldhaar“ ist auf Dienstag, den 10. Dezember, Nach⸗ mittags, festgesetzt.

Felix Schweighofer wird nunmehr sein fünf Abende umfassendes Gastspiel im Lessing⸗Theater am nächsten Donnerstag beginnen, und jwar in dem Volksstück 's Nullerl' von C. Moore. Der Künstler wird außerdem nur noch in dem Schwank Fifi von Meilhae und Halsvy auftreten. Der weitere Spiel- plan ist folgendermaßen Fer nr! Der Schwank Wettrennen“ von Victor Léon und H. von Waldberg wird morgen, am Dienstag, Mittwoch und Freitag wiederholt. Am Montag wird die „Venus von Milo“ in Verbindung mit den Romantischen“ꝰ ge⸗ geben, während 's Nullerl! mit Felix Schweighofer am Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag in Scene geht. Für die Nachmistagsvorstellung ist sowohl am morgigen wie am nächsten Sonntag Nathan der Weise' mit Gustav Kober als Gast angesetzt. Der Vorverkauf für alle fünf Gastspielabende von Felix Schweig⸗ hofer beginnt am Montag an der Tageskasse des Theaters.

Im Schiller-Theater kommt morgen Abend der Schön than'sche Schwank „Der Raub der Sabinerinnen' zur Aufführung. Am Montag wird Das Käthchen von Heilbronn“, am Dienstag „Der Raub der Sabinerinnen“ꝰ wiederholt. Auf Mittwoch, den 4. Dezember, ist die Erstaufführung des Moser'schen Schwanks Reif Reiflingen' angesetzt. Am Donnerstag und Freitag wird diese Vor⸗ stellung wiederholt. Am Sonnabend findet die vorletzte Wochentags vorstellung von Wilhelm Tell“ statt.

Im Residenz⸗Theater erlebt der Schwank Der Raben⸗ vater morgen seine letzte Sonntagsaufführung; am Sonnabend, den 7. Dezember, geht Bisson's in Paris mit großem Erfolg gegebener Schwank „Hals über Kopf“ erstmalig in Scene. In Begleitung dieses Schwanks erscheint auch ein einaktiges Stück von Benno Ja cobson ‚Frosch' zum ersten Male.

Im Friedrich ⸗Wilhelmstädtischen Theater findet morgen eine Aufführung der Operette Die Chansonnette“ statt. Am Montag und Dienstag bleibt das Theater geschlossen. Am Mittwoch, den 4. Dezember, beginnen unter Leitung des Kaiserlich russischen Hof schauspielers Herrn Julius Fiala die Vorstellungen zu er— mäßigten Preisen. Herr Fiala kommt mit einem Schauspiel⸗ Ensemble hierher, welches er bereits mehrere Jahre leitet und mit dem er bisher an anderen Orten Deutschlands gastierte. Zur Darstellung sind folgende Stücke in Aussicht genommen: Lorbeerbaum und Bettelstab⸗, Sie ist wahnsinnig', Das bemooste Haupt“, ‚Der Bajazzo und seine Familie, „Kean“‘, „Der Königs

lieutenant', Der Sohn der Wildniß “. „Zriny ', Gefallene Engel“, Die Reifenkönigin , Hamlet“, Othello“, Die Grillen. Don Carlos. Die Räuber. Maria Stuart. Als Ober⸗Regisseur wurde Herr Thies vom Königlichen Hoftheater in Cassel engagiert.

Im Theater Unter den Linden bleibt Sullivan's Mikado“ auch in der kommenden Woche auf dem Spielplan. Inzwischen sind jedech 2 zu der Ausstattungs⸗Operette König Chilperich“ in vollem Gange.

Im Konzerthaus gelangen am Montag die 4. Symphonie, F-moll, von Tschaikowsky (zum ersten Mal in Berlin), sowie Werke von Berlioz. Raff, Schubert, Beethoven, Smetana, Wagner und Nicodsé zur Aufführung.

Mannigfaltiges.

Aus der gestrigen Magistratssitzung ist Folgendes mitzu⸗ theilen: Der Siadtrath Marggraff hat an den Ober⸗Bürgermeister Zelle das Ersuchen gerichtet, ihn von dem Dezernat für elektrische An gelegenheiten und von dem Vorsitz in der gemischten Deputation für Verkehrtangelegenheiten zu entbinden und aus der Gas,, Kanalisa—⸗ tions-, Stiftungs⸗Deputation sowie aus dem Kuratorium der Heim- stätten für Genesende zu entlassen. Zur Errichtung des Kinder⸗ asyls Schmidt. Gallisch⸗ Stiftung sollen nach Beschluß des Magistrate⸗· Kollegiums die beiden Grundstücke Kürassierstraße 21 und 22 angekauft werden. Bei den Neu und Umpflasterungen der Straßen ist von den im Etat bewilligten Gesammtkosten die Summe von 25 0090 Æ erspart worden. Da die für den Ankauf von Pflastersteinen in früheren Jahren im vor⸗ aus bewilligten 800 000 ½Æ½ nur jedesmal aus den Ueberschüssen des Vorjahres entnommen wurden, für das Verwaltungsjahr 1895ñ96 solche Ueberschüsse aber nicht zu erwarten sind, so hat das Magistrats⸗ Kollegium beschlossen, bei der Stadtverordneten⸗Versammlung zu bean⸗ tragen die oben genannte Summe jon 275 000 e zum Ankauf von Pflastersteinen für das Verwaltungsjahr 189697 zu ver⸗ wenden. Mit dem Abhruch der Alten Post' in der Königstraße soll gleich nach dem 1. Januar begonnen werden, sodaß die Frei⸗ legung der Königstraße daselbst bis zum Frühjahr, zur Zeit der Fertig⸗ stellung der Langen (Kurfürsten.) Brücke, erfolgt sein muß.

Die polizeiliche Abnahme der neugebauten Pferdebahn⸗ linie Alexanderplatz —-Neu⸗Weißensee durch die Prenzlauer⸗ ftraße und die Prenzlauer Chaussee hat gestern Vormittag statt⸗ ö Die Eröffnung der Linie wird morgen am 1. Dezember, erfolgen.

Der Wissenschaftliche Zentralverein hielt am 28. No⸗ vember seine ordentliche Generalversammlung ab. In dem Thätigkeitsbericht des General⸗Sekretärs wurde statistisch das stetige Wachsthum der vom Zentralverein begründeten und verwalteten Hum boldt⸗ Akademie dargethan; in dem Berichtsjahre 1834 / 95 wurden an derselben 111 Vortragscyelen aus fast allen Wissens⸗ gebieten gehalten und von zusammen 2893 eingeschrie⸗ benen Hörern besucht. Im gegenwärtigen Quartal habe auch die neuerrichtete dritte Lehrstätte in der Luisenstadt sich bewährt, die Hörerzahl gegen vorigen Herbst wiederum um nahezu 500 zu⸗ genommen. Nachdem alsdann der Rechnungsbericht erstattet und dem Schatzmeister Decharge ertheilt worden, wurden die ausscheidenden Vorstandsmitglieder durch Acelamation einstimmig wiedergewählt.

Im Zirkus Renz läßt der nachhaltige Erfolg, welchen das glänzende militärische Schauspiel 1870,71 errungen hat, und der sich durch den stürmischen Jubel des Publikums in jeder Vorstellung von neuem bethätigt, angesichts des stets gefüllten Hauses auf eine längere Repertoiredauer schließen. Doch sorgt. Herr Direktor Renz nach anderer Richtung für fortdauernde Abwechse⸗

lung in den Programmen, we vermöge des reichen und kostbaren Marstallbestands und durch . gro Künstlerkreis fast jeden Abend ein neueg Gepräge erhalten. Für die morgige Sonntag · Nachmittags Vorftellung ist wieder ein augerlesener bumoristischer Spielplan, dem auch die große chinesische Ausstattungs⸗ Pantomime Ein Neujahrsfest in Peking“ eingefügt wurde, zusammen⸗ gestellt worden, wegegen im ersten Theil der Abendvorftellnng den Koryphäen der Reitkunst und den effettvollsten Dressurproduktionen das Feld eingeräumt ist; den Beschluß bildet wieder 1870/71.

München, 29. November. Der hiesige Ma gi strat bewilligte heute, gemäß dem Antrage des ö Borscht, 80 000 4 6. zur Errichtung eines Friedensdenkmals auf der Luitpold Terrasse.

Straßburg, 29. November. Heute Vormittag 11 Uhr fand die Einweihung des neuen Gebäudes der Universitäts⸗ und Landesbibliothek statt; , beging die Bibliothek das Jubiläum ihres 25 jährigen Bestehens. An der Feier nahmen theil der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe⸗Langenburg sowie die Spitzen der Zivil und Militärbehörden, Vertreter des Landesausschusses, der Universitat und Stadtverwaltung. Ein vom Straßburger Gesangverein vorgetragenes Quartett eröffnete die Feier. Der Direktor der Bibliothek Dr. Barack schilderte die Entwicklungsgeschichte der Bibliothek, Pro⸗ sessor Neckelmann⸗ Stuttgart die Geschichte des Baues, der Rector magnificus Dr. Fittig überreichte dem Dr. Barack im Namen der Universität eine Glückwunschadresse; der Statthalter Fürst zu Hohen⸗ lohe dankte ihm im Namen des Landes.

Paris, 29. November. Alexandre Dum as wird morgen, wie . W. T. B. meldet, bürgerlich auf Kosten der Familie auf dem Montmartre⸗Kirchhof beerdigt werden. Reden werden bei dem Be- gräbniß nicht gehalten werden. Der Munizipalrath lehnte nach lebhafter Berathung auf Grund der Broschüre Dum as gegen die Kommune den Antrag ab, einer Straße von Paris den Namen Alexandre Dumas⸗Straße“ zu geben.

Odessa. Wie die Kölnische Zeitung aus Odessa erfährt, sollen bei dem letzten Unwetter in Südrußland etwa 500 Menschen umgekommen sein, theils durch Ertrinken, theils durch Erfrieren. Die Noth sei sehr groß.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Paris, 30. November. . T. B), Wie die Blätter melden, soll Laroche, der Präfekt des Departements „Haute⸗ Garonne“, in außerordentlicher Mission nach Tananarivo gesandt werden, um den modifizierten Vertrag unterzeichnen zu lassen. Laroche, welcher früher Marine-Offizier war, soll er zum General-Residenten in Madagaskar ernannt werden.

Kamerun, 29. November. (W. T. B.) Die unter Führung des Premier⸗-Lieutenants Besser eingesetzte Grenz⸗ kommission, welche mit dem Abgesandten des englischen Oelflußgebiets die Grenze zwischen den beiden Kolonien fest⸗ 3 hatte, ist nach vollendeter Grenzvermessung zurück⸗ gekehrt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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t vom 30. November r Morgens.

Wind. Wetter.

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3 halb bed. 2 wolkenlos 2 bedeckt 4 bedeckt 3 bedeckt

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) Nachts Regen. 3) Reif. Nebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Maximum liegt über dem südwestlichen Rußland, gegenüber einer Deyression über den Britischen Inseln, unter deren Wechsel⸗ wirkung die südliche bis östliche Luftströmung über Zentral⸗ Europa sortdauert. Der Einfluß der Depression hat sich über das westdeutsche Binnen land erstreckt, wo allenthalben meist truͤbes Thau⸗ wetter herrscht; im übrigen Deutschland dagegen ist die Witterung kalt und heiter; in den östlichen Ge⸗ bietstheilen liegt die Temperatur bis zu 114 Grad unter dem Gefrierpunkt. In Süddeutschland ist überall Regen gefallen, am meisten, 19 mm, zu Friedrichshafen. In Südrußland herrscht strenge Kälte. Langsame Ausbreitung des Thauwetters nach Osten hin ist demnächst wahrscheinlich.

Deutsche Seewarte.

Theater.

Känigliche Schauspiele. Sonntag: Opern baus. 174. Vorstellung. Jvanhoe. Romant ische Drer in 4 Akten von Arthur Sullivan. Nach Walter Scott's gleichnamigem Roman bearbeitet

Geo G GG e eg

von Julian Sturgis, deutsch von H. Wittmann. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Qber⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 79 Uhr.

Schauspiel haus. 266. Vorstellung. Besonderer Umstände halber. Lustspiel in 1 Aufzug von QAlga Wohlbrück. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Frauenlob. Lustspiel in 3 Auf⸗ zügen von Rudolph Lothar. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 73 Uhr.

Montag: Opernhaus. 175. Vorstellung. Zar und Zimmermann. Komische Oper in 3 Atten von Albert Lortzing. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 78 Uhr.

Schauspielhaus. 267. Vorstellung. Doktor Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolph L'Arronge. Anfang 74 Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag, Nachmittags 2 Uhr: Tie Weber. Abends 75 Uhr: Die Jüdin von Toleda.

Montag: Die Jüdin von Toledo.

Dienstag: Die Weber.

Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags 2 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld. Abends 75 Uhr: Pan Cezar.

Montag: Hasemann's Töchter.

Dienstag: Pan Cezar.

Lessing · Theater. Sonntag, Nachmittags 23 Uhr: Nathan der Weise. (Gustav Kober als Gast.) Abends 75 Uhr: Wettrennen.

Montag: Die Venus von Milo. Die Romantischen.

Dienstag: Wettrennen.

Residenz · Theater. Direttion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Der Nabenvater. Schwank in 3 Akten von H. Fr. Fischer und Josef Jarno. Vorher: Aber die Che! Komödie in 1 Akt von P. Linsemann. Anfang 74 Uhr.

Montag und folgende Tage: Der Rabenvater. Vorher: Aber die Ehe!

Friedrich Wilhelmfüdtisches Theater. Chausseestraße 25 - 26.

Sonntag: Bei, ermäßigten Preisen: Einmalige Aufführung. Die Chansonnette. Operette in 3 Aufzügen von Victor Léon und H. von Waldberg. Musik von Rudolf Dellinger. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Herrn Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 75 Ubr.

Ch fn und Dienstag bleibt das Theater ge⸗ ossen.

Mittwoch: Gastspiel des Kaiserlich russischen Hof schauspielers Herrn Julius Fiala mit seiner Gesellschaft.

Volksthümliche Vorstellung. Lorbeerbaum und . Schauspiel in 4 Akten von Carl von oltei.

Neunes Theater. Schiffbauerdamm 44. / 5. Tournse Indic. Direktion: Theodor von Glaser.

Sonntag: Zweiter Abend. Niniche. GComèédie- Vaudeville! en 3 Actes de Mrs. Hennequin et Milland. Musique de M. Boullard. Anfang 76 Uhr.

Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltungen.

Montag: Dritter Judic⸗Abend. Lili.

Alle freien Entrées sind aufgehoben.

Der Vorverkauf für sämmtliche Vorstellungen findet täglich statt.

Theater Anter den Linden. Direktion: Julius Fritzsche. Sonntag: Neu einstudiert: Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipu. Burleske Opereite in 2 Akten von W. S. Gilbert, deutsch von Julius Fritzsche. Musik von A. Sullivan. Dirigent: Herr Kavellmeister Federmann. Hierauf: Großes Ballet ·˖ Divertifsement, arrangiert und entworfen vom Balletmeister Jean Reisinger. Anfang 75 Ubr. .

Montag: Der Mikado. Hierauf: Großes Ballet ˖ Diverti ssement.

Adolph Ernst Theater. Sonntag: Der kleine Lord. Lebensbild in 3 Akten, nach dem gleichnamigen Roman von Mrs. Hodgsen Burnett, übersetzt von Bolten-Bäckers. Hierguf: Die ewige Braut. Operette in 1 Akt von W. Mann⸗ städt und Jean Kren. Anfang 74 Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Bentral Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G.

Sonntag: Eine tolle Nacht. Große Aus- stattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Seene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Die Tanz ⸗Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 71 Uhr.

Montag: Eine tolle Nacht.

Konzerte.

Konzert Gaus. Karl Mender . Tonzert. Sonntag Anfang 6 Uhr. Montag Anfang 7 Uhr. Ouvertüre Carneval romain* von Berlioz. Vor⸗ spiel zu ‚Lohengrin! von Wagner. Symphonie Nr. I F-moll von Tschaikowsky (erste Auf⸗ führung in Berlin).

Saal PBechstein. Linkstraße 42. EHI. Abend von Amalie Joachim. Müllerin“.

Birkus Renz. Karlstraße. Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr: Große brillante Vorstellung mit besonders zur 18e ustigung der

Sonntag: Schöne

Jugend gewähltem Programm. Lijo Ni En mit dem beliebten Schellenspiel. Preise der PläFe zur Nachmittags⸗Vorstellung: Logensitz 4 M, Sperr⸗ 55 2 * 50 . Tribünensitz 2 S, Kinder unter 10 Jahren in Begleitung Erwachsener auf den drei vorgenannten Mätzen 1 M Erster Rang⸗Balkon 2M Zweiter Platz 1 . Dritter Platz (Galerie- Stehplatz) 50 3. Inhaber von ersten Rang- Balkon⸗, zweiten und dritten (Galerie) Platz⸗Billets haben das Recht, ein Kind unter 10 Jahren unent. geltlich einzuführen. Jedes weitere Kind zahlt auf dem ersten Rang Balkon und zweiten Platz die Hälfte. Abends 7 Uhr: Außerordentliche Vor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise,. 1870 71. Großes militärisches Ausstaitungsstück., In beiden Vorstellungen: Auftreten sämmtlicher Künstler⸗ Sxezialitäten. Komische Entrées von sämmtlichen Clowns.

Montag, Abends 77 Uhr: Extra⸗Vorstellung. 1870.71. Erstes Auftreten des Mr. . Immaus mit seinen zehn Kolossal⸗Pracht⸗ hunden.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Dorothea Wendorff mit Hrn. Hauptmann Hermann Koenig (Idziechowa). Frl. Emily von Bohlen und Halbach mit Hrn. Sec. Lieut. Göler von Ravensburg (Karls. ruhe). Frl. Martha von Schuckmann mit Hrn. Lieut. Wilhelm von Schuckmann (Gottes- gabe Militsch). .

Verehelicht: Hr. Prem.Lieut. Mar Wendland mit Frl. Editha Gutbier (Berlin). Hr. Sec.; Lieut. Stavenhagen mit Frl. Maria Jentsch (Berlin). Hr. Militär ⸗Intendantur . Assessor und Prem. -Lieut. d. R. Edgar von Knobloch mit Frl. Käti von Waldow (Frankfurt a. O.) Hr. Baumeister Emil Schwarz mit Frl. Ida Wolter Berlin).

Geboren: Ein Sohn; Hrn. Hauptmann Otto von Knobelsdorff (Zerbst). Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieut. Thümmel (Groß ⸗-Lichterfelde). Hrn. Prem. Lieut. Szmula Neisse).

Gestorbenz Hin. Prem -Lieut. a. D. Ewald Tochter Margarethe (Waren). Hr. Vize Admiral z. D. Wilhelm von Wickede (Berlin). Hr. Ritterguts⸗ und Fabrikenbesitzer Dr. phil. Paul von Kulmiz (Arnsdorf i. Rieseng.).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen leinschließlich Börsen· Beilage),

und ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung von Schall . Grund zu Berlin, betr. Krieg und Sieg“, ein Gedenkbuch 1870 —71.

AM 286.

zum Deutschen Reichs⸗An

Er st e Beilage

Berlin, Sonnabend, den 30. November

zeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1895.

2

Per sonal⸗Veränderungen.

Röniglich Breuß ische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛE., Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 26. November. Gisevius, Oberst und Abtheil. Chef im Kriegs⸗Ministerium, unter Stellung à la suite des Kriegs— Ministeriums, mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der Gewehr⸗ und Munitionsfabriken beauftragt. Bahn, Oberst⸗Lt. mit dem Range eines Regts. Kommandeurs, Direktor des Feuerwerks⸗ Laboratoriums in Spandau, unter Belassung à la suite des Rhein. Fuß Art. Regts. Nr. 3. zum Abtheil. Chef im Kriegs- Ministerium ernannt. Kronisch, Major à la suite des Fuß⸗Art. Regts. Encke (Magdeburg) Nr. 4 und Direktor des Feuerwerks- Laboratoriums in Siegburg, in gleicher Eigenschaft zum Feuerwerks⸗Laboratorium in

Spandau versetzt. Kähler, Hauptmann à la suite des Nieder⸗

schlesischen Fuß ⸗‚ Art. Regiments Nr. 5 und Unter-⸗Direktor des k in Siegburg, zum Direktor dieses

nstituts ernannt. Mieß ner, Hauptm. à la suite des Fuß ⸗Art. Regts. von Hindersin (Pomm.) Nr. 2 und Unter ⸗Direktor der Pulver- fabrik in Spandau, in gleicher Eigenschaft zum Feuerwerks-Labo⸗ ratorium in Siegburg, Riensberg, Hauptm. à la suits des 1. Pomm. Feld ⸗Art. Regts. Nr. 2 und Unter Direktor der Pulver- fabrik bei Hanau, in gleicher Eigenschaft zur Pulverfabrik in Spandau, versetzt. Eschborn, . à la suite des Feld ⸗Art. Regts. Nr. 36 und Direktions ⸗Assist. bei den technischen Instituten der Art., zum Unter⸗Direktor der Pulverfabrik bei Hanau, Preuß, Pr. Lt. vom Posen. Feld Art. Regt. Nr. 20, unter Stellurg à la suite dieses Regiments, zum Direktions⸗Assist. bei den technischen Instituten der Art. ernannt. Neu fang, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30, kommandiert zur Dienstleistung bei dem Rhein. Train⸗Bat. Nr. 8, in dieses Bat., Frhr. Senfft v. Pilsach, Sec. Lt. vom Leib-Kür. Regt. Großer Kurfürst (Schles.) Nr. 1, in das Kür. Regt. Graf Geßler (Rhein) Nr. 8, Graf v. Westphalen, Sec. Lt. vom Kür. Regt. von Driesen (Westfäl. Nr. 4 in das Regt. der Gardes du Corps, versetzt. Trit tel, Sec. Lt. vom Feld⸗ Art. Regt. Nr. 35, à la suite des Regts. gestellt. Die Zeug. Pr. Lts.. Glantz von der Pulverfabrik bei Hanau, Dieterich von dem Art. Depot in Spandau, Hausmann von dem Art. Dep. in Neubreisach, Frickert von dem Art. Depot in Wittenberg, zu Zeug⸗Hauptleuten befördert. Die Zeug⸗Lts.: Lederer von dem Art. Depot. in Diedenhofen, Koerber von dem Art. Depot in Straßburg i. E., Rulniewiez von dem Art. Depot in Köln, Waschke von dem Art. Depot in Metz, zu Zeug⸗Pr. Lts.; die Zeug⸗Feldwebel: Thelen von der Art. Werkstatt in Spandau, Pappe von dem Art. Depot in Danzig, Stoffregen von der 1. Art. Depot⸗Insp., Kappes von dem Art. Depot in Karlsruhe, zu Zeug ⸗Lts., befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 26. November. v. Flotow, Gen. Major und Inspekteur der Gewehr und Munitionsfabriken, in Genehmigung seines Ab⸗ schiedsgesuchs mit Pension zur Disp. gestellt. Den Sec. Lts.: v. Knoblauch J. vom Inf. Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Brandenburg.) Nr. 20, Moeger vom 4. Großherzogl. Hess. Inf. Regt. (Prinz Carl) Nr. 118. Theune vom Inf. Regt. Nr. 128, Zarnke vom Inf. Regt. Nr. 135, Lüttich, à la suite des 2. Hannov. Drag. Regts. Nr. 16. mit Pension, Boe sr, Zeug⸗Hauptm. vom Art. Depot in Köln, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, Meier, Zeug⸗Hauptm. von der Art. Werkstatt in Danzig, Blanke, Zeug⸗Hauptm. von der 1. Art. Depot-Insp., beiden mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und ihrer bisherigen Uniform, der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. Neues Palgis, 26. November. v. Schoeler, Sec. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks 1 Braunschweig, der Abschied bewilligt. v. Saldern, Rittm. a. D., zaletzt Pr. Lt. der Res. des 2. Brandenburg, Ulan. Regts. Nr. 11, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Res. Offiziere des genannten Regts. ertheilt. .

Im Sanitäts⸗Korps. Neues Palais, 26. November. Die Alssist. Aerzte 2. Kl. Dr. Franz vom Festungsgefängniß in Spandau, Dr. Gotthold vom Feld⸗Art. Regt. von Scharnhorst (1. Hannov.) Nr. 10, zu Assist. Aerzten 1. Kl., Dr. Jeschke, Unterarzt vom Inf. Regt. Herzog Karl von Mecklenburg⸗Strelitz (6. Ostpreuß) Nr. 43, unter Versetzung zum Westpr. Feld. Art. Regt. Nr. 16, zum Assist. Arzt 2. Kl, Pr. Schmidtmann, Stabsarzt der Landw. J. Aufgebots vom Landw. Bezirk III Berlin, zum Ober⸗ Stabsarzt 2. Kl., . Dr. Siemerling, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw. Bezirk Donaueschingen, zum Stabsarzt; die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Specht vom Landw. Bezirk St. Johann, Dr. Hölscher vom Landw. Bezirk Deutz, Dr. Sam uel vom Landw. Bezirk 111 Berlin, Dr. Orth vom Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Heidemann vom Landw. Bezirk Anklam, Dr. Sträter, Br. Sachs vom Landw. Bezirk III Berlin, Dr. Haine bach vom Landw. Bezirk Worms, Dr. Goldstein vom Landw. Bezirk Wehlau, Dr. Poelchau vom Landw. Bezük Magdeburg, Dr. Francksen vom Tandw. Bezirk LJ Oldenburg, Dr. Bersch vom Landw. Bezirk Marburg. Dr. Krause vom Landw. Bezirk 1 Cassel, Schenk vom Landw. Bezirk Meiningen. Dr. v. den Velden vom Landw. Bezirk Frankfurt a. M., Dr. Kaude witz vom Landw. Bezük Lörrach, r. Pod dey vom Landw. Bezirk Gumbinnen, Dr. Hustedt vom Landwehr⸗ Bezirk 1 Braunschweig,. Dr. Duncker vom Land⸗ wehr. Bezirk St. Wendel. Hr. Petrick vom Landwehr⸗ Bezirk Görlitz, Dr. Torley vom Landwehr Bezirk Soest, Dr. Fritzsche vom Landw. Bezirk Woldenberg, Dr. Sim on vom Landw. Gi Hamburg, Dr. Lambertz vom Landw. Bezirk Eikelenz, Dr. Brauner vom Landw. Bezirk Guben, Dr. Gerhardi vom Landw. Bezirk Dortmund, Dr. Arns vom Landw. Bezirk Andernach, Pr. v. Gu rard vom Landw. Bezirk Düsseldorf, Dr. Beckmann vom Landw. Bezirk Geldern, Dr. Unverfehrt vom Landw. Bezirk Wachen, Dr. Fock vom Landw. Bezirk Kiel, Dr. Wolf vom Landw. Bezirk Köln, Dr. Gerwe vom Landw. Bezirk Soest, Dr, Marck⸗ scheffel vom Landw. Bezirk Bitterfeld; die Assist. Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Selmair vom Landw. Bezirk Heidelberß, Br. Jumg vom Lankw. Be— zirk Aachen, Dr. Köhler vom Landw. Bezirk Lüneburg, Dr. Müller vom Landw. Bezirk Köln, zu Assist. Aerzten 1. Kl.; die Ünterärzte der Ref.:: Kob vom Landw. Bezirk Königsberg, Pr. Sem ke vom Landw. Bezirk Lötzen, Dr. Will, Dr. v. Jan“ kowßki vom Landw. Bezirk Königsberg, Dr. Pitt ius vom Landw. Berk Schlawe, Dr. Heydemann bem Landw. Bezirk Anklam, Br. Stra uch vom Landw. Bezirk III Berlin, Dr. Hentschel vom Landw. Bezirk Neusaljz a. O., Dr. Buddee vom Landw. Bezirk Anklam, Dr. Kahl vom Landw. Bezirk Samter, Dr. Heidenhain, Dr. Schubert vom Landw. Bezirk 1 Breslau, Demnau er vom Tindw. Bezirk II Berlin, zu Üssist. Aerzten 2. Kl, befördert. Die ÜUnterärzte der Res.! Bloch vom Landw. Bezirt Gnesen, Dr. Stallmann vom Landw. Bezirk 1 Münster, Dr. Weischer vom Landw. Bezirk Köln. Dr. Schaefer vom Landw. Bezuk 1II Berlin, Pr. Mobr vem Landw. Bezirk Schwerin, Dr. Ham pe vom Landw. Bezirk 1 Braunschweig, Dr. Seipp rom Landw. Bezuk Gießen, Pr Groskurth vom Landw. Bezirk L Darmstadt, Dr. Sell vom Landw. Bezirk Friedberg, Dr. Kiefer vom Landw. Bezirk Freiburg, Pr. Seelig vom Landw. Bezick Straßburg, Dr. Weiß vom

Landw. Bezirk Bonn, Dr. Kamps vom Landw. Bezirk Straßburg, Luch ting, Unterarzt der Marine Res. vom Landw. Bezirk Kiel,. zu Assist. Aerzten 2. Kl., befördert. Dr. Kolbe, Ober ⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 2. Garde⸗Drag. Regt., ein Patent seiner Charge verliehen. Dr. Schroeder, Ober Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom Kolberg. Gren. Regt. Graf Gneisenau (2. Paerim) Nr. 9, mit Pension, dem Charakter als Gen. Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform; den Stabs- und Bats⸗Aerzten: Dr. Qstmann vom 2. Bat. des Gren. Regis. König Friedrich III. (J. Ostpreuß.) Nr. 1, Lr. Weiden hammer vom 2. Bat. 4. Großherzogl. Hess. Inf. Regts. (Prinz Car) Nr. 118, Dr. Härtling vom 3. Bat. des Inf. Regts. Graf Werder (4. hein. Nr. 30, allen Dreien mit Pension, Dr. Germelmann, Stabsarzt der Res. vom Landw. Bezirk Hannoper, Dr. Simon, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Gleiwitz, diesem mit seiner bisherigen Uniform, Dr. Sche ffer, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Flensburg, der Abschied bewilligt. Dr. v. Lingelsheim, Assist. Arzt 1. Kl. vom Schles. Train ⸗Bat. Nr. , aus dem aktiven Sanitäts⸗Korps ausgeschieden und zu den Sanitäts- Offizieren der Res. übergetreten.

Stati stik und Volkswirthschaft.

Die Untersuchung der wirthschaftlichen Verhältnisse in 24 Gemeinden des Königreichs Bayern.

Am 26. Oktober 1894 beschloß das Königlich bayerische Staats ⸗Ministerium, in Ergänzung der im Jahre 1899 veranstalteten Erhebungen über die Gesammtlage der bayerischen Landwirthschaft noch eine außerordentliche Untersuchung der gesammten landwirth- schaftlichen Lage einiger typischen Landgemeinden durchzuführen. Diese Untersuchung erstreckte sich nach einem im Einvernehmen mit dem Generalcomits des landwirthschaftlichen Vereins aufgestellten Programm auf 24 Gemeinden, 3 in jedem Regierungsbezirk. Bei der Auswahl der Erhebungsgemeinden kam es hauptsächlich darauf an, solche Gemeinden auszumitteln. welche nach ihren natür⸗ lichen Verhältnissen, nach, den Verhältnissen des Anbaues und der Grundbesitzvertheilung je für eine größere Anzahl anderer Gemeinden der betreffenden Gegend als typisch gelten konnten. Die Auswahl wurde vom Landrath vorgenommen. Die als Erhebungskommission aufzuflellenden Personen wurden von den Königlichen Regierungen im Einvernehmen mit den Kreiscomités des Landwirthschaftlichen Ver⸗ eins in Vorschlag gebracht und von dem Königlichen Staats. Ministerium des Innern bestätigt. Sämmtliche von den Kreiscomités in Vorschlag gebrachten Persönlichkeiten sind ohne Ausnahme von der Königlichen Staatsregierung zu Erhebungskommissaren ernannt worden. Im Ganzen sind 22 Erhebungs kommissionen aufgestellt worden, eine davon hat für 3 Gemeinden fungiert. Unter ihnen befinden sich 12 Besitzer landwirthschaftlicher Anwesen, 2 Gutspächter, 1 Gätsverwalter, 1 Inspektor einer landwirthschaftlichen Lehranstalt mit Oekonomie⸗ betrieb, 1 landwirthschaftlich gebildeter Güterinspektor, 1 Oekonomie⸗ Rath, der bisher Landwirthschaft betrieb, 3 landwirthschaftlich gebildete Kreissekretäre und 1 der Landwirthschaft kundiger Kulturingenieur. Mit der Vornahme der Erhebungen wurde überall im Laufe des Winters 1894/95 begonnen. Die ersten Erhebungsberichte gingen im Mai, die letzten im Juli 1895 ein.

Bei der jetzt vorliegenden Veröffentlichung hat man von einer Stellungnahme zu dem eingegangenen umfangreichen Material und zu den zahlreichen gutachtlichen Vorschlägen Abstand genommen und sich darauf beschränkt, die sämmtlichen von den Erhebungskommissaren erstatteten Berichte ihrem vollen Inhalt nach wiederzugeben. Nur eine Uebersicht des Immobilienschuldenstands und seiner Vertheilung auf die einzelnen Besitzgruppen ist als Anhang beigefügt worden.

Der Schatz von Belehrung, welchen die Erhebungsberichte bieten, ist ein ungemein reicher, seine Verwerthung aber für einen weiteren Kreis der daran Interessierten, wie dies bei der Veröffentlichung solcher Er⸗ hebungsberichte im Originalwortlaut immer sein wird, schwierig, und es bleibt zu wünschen, daß eine für diese weitere Kreise berechnete, übersichtliche, sachkundige Bearbeitung des reichen Belehrungsstoffs nicht unterbleiben möge. Der Mangel einer solchen populären Er⸗ schließung statistischer und anderer Erhebungsergebnisse wird je länger je mehr empfunden. ö

In Nachstehendem können die Hauptergebnisse der vorliegenden Untersuchung nur kurz angedeutet werden.

Bezüglich des Immobiliarschuldenstandes muß die nach— stehende kleine Zahlentabelle zu Hilfe genommen werden, da nur in dieser Ferm in der gebotenen Kürze die nöthige Orientierung möglich ist. Wir beschränken uns dabei auf die Angabe des Gesammtareals, welches der Erhebung in den Gemeinden zu Grunde lag sowohl des land⸗ wie des forstwirthschaftlich benutzten —, des Gesammswerths dieses Areals und des Prozentsatzes der Immobiliarverschuldung. Als Anhaltspunkte für die Er- mittelung des Werths baben instruktionsgemäß die Kauf. und Uebernahmspreise gedient, ferner die e gen Pachtpreise und die Grundsteuerverhältnisse. Im Zweifelsfalle ist die Gemeindevertretung, welcher überhaupt das gesammte Werthergebnitz durch die Erhebungs—⸗ kommission bekannt zu geben war, zu Rathe gezogen worden.

Es hat sich dabei Folgendes ergeben:

Reg. Bez. Oberbayern Areal Werth Immobilien⸗ 16 schuld

Gemeinde Wollomoos ... 1169159 11,60 0/9

3 Eberfing zl, 1586 655 16,35 0/90

ö . ; . k 1359 920 29, 92 0υG

Reg.“ Bez. Niederbayern 1627390 39,52 0/o

1453 336 23, 74 0/o 771 390 35, 82 0 /

328 404 12,24 0 / 4873 470 1338 960 700 730 13, 10 0so

1382508 bõ7 917 212 771

1985953 777985 337 275

1053 968 1484164 1287 290

573 677 2065 814 459 553

20, 93 o / 39,72 0⸗ 76, 04 o/

23, 64 0 / 22,52 0/ 36, 73 O /

ö , ö Sollbach Reg.“ Bez. Oberfranken Gemeinde Gesees . Mönchsambach t Bobengrün .... Reg. ⸗Bez. Mittel franken Gemeinde Hartershofen . . etersaurach ö Vorra. ö Reg. Bez. Unterfranken Gemeinde Qbereßfeld ... . Mainbernheim ‚. Rothenbuch... Reg. Bez. Schwaben und Neuburg Gemeinde Nassenbeuren ... Genderkingen.

13,3 1 0/9 17,25 0/9 28,78 0 /o

904 830 1164715 1479200

37, 45 0/ 34,78 0/9 28, 17 0/

Eine derartig genaue Feststellung war natürlich nicht möglich bezüg⸗ lich des Personalkredits, der sogenannten Kurantschulden“. Das Resultat der auf die Höhe der letzteren gerichteten Erhebungen verdient aber eine ganz besondere Beachtung wegen der bedeutenden Summe, zu denen die Erhebungskommissionen trotz der einer vollen Erfassung dieser Schulden entgegenstehenden Schwierigkeiten gelangt sind. Den Berichten zufolge weisen die beiden dem Hypothekenstande nach am günstigsten situierten Gemeinden Hartershofen (Hypotheken- stand: 54 835 ) und Wollomcos (135 589 S6) Kurantschulden auf im Betrage von 99 016 41 bezw. 167 000 4 Kondrau hat 146 053 4 Hypotheken und 212 676 6 Kurantschulden, Obereßfeld 76 364 be- fiehungsweise 54 333 M, in 7 Gemeinden betragen die Kurantschulden 10 bis 50 o 9 der Hypothekenschulden, in 4 Gemeinden etwa 30 bis 40 0, in weiteren 4 Gemeinden etwa 20 bis 30 9,ο und nur in 5 Ge⸗ meinden unter 20 0,0, wobei das hypothekarisch am meisten über⸗ lastete Sollbach den absolut und relativ geringsten Kurant⸗ schuldenstand aufweist. Diese scheinbar ganz übermäßige Be⸗ lastung durch den Personalkredit wird am besten er⸗ klärt durch nachstehende Bemerkung des Berichterstatters für Schalldorf (Niederbayern): Die Darlehen kommen offenbar zum größten Theil aus Freundeskreisen und wurden aus den nämlichen Ursachen aufgenommen, wie die Hypotheken, nämlich: zum Anwesens⸗ und Grund⸗Ankauf, Hausbau, zum Hinausbezahlen von Geschwistern 6, zum andern Theil auch zum Viehankauf oder zur Beschaffung von Ge⸗ täthen. Die Kurantschulden stehen somit nicht den Immobiliarschulden gegenüber, sondern bezeichnen die Schulden, welche aufgenommen wurden, ohne hypothekarische Sicherheit bieten zu müssen. Auch der Berichterstatter für Kondrau (Oberpfalz und Regensburg) betont scharf den Unterschied zwischen den eigentlichen Kurantschulden und den Schulden auf Handschein“. Die letzteren, welche ganz allgemein den Hypotheken⸗ schulden gleich gerechnet werden, betragen in Kondrau 142 001 4, während die eigentlichen Kurantschulden nur 4052 1 ausmachen. Ein ähnliches Verhältniß dieser Schulden auf Handschein“ zur ge⸗ sammten Verschuldung wird in der Mehrzahl der übrigen Berichte fest⸗ estellt und giebt ein Bild von dem Personalkredit der bayerischen da man sich in gewissem Sinne gar nicht besser vorzustellen vermag und welches jedenfalls der Bauernschaft zur höchsten Ehre gereicht. Nur aus der Pfalz und Unterfranken wird über diesen, in der Hauptsache von Verwandten, Nachbarn und Freunden gewährten Kredit auf Hand- schein (ohne Bürgen und für sehr mäßige Zinsen) nichts berichtet.

Die Form von Annuitäten für die Immoebiliarschulden hat zwar in 17 Gemeinden bereits Eingang gefunden, aber nur in 1 oder 2 Gemeinden scheint sie die Regel zu bilden, in den übrigen ist sie Ausnahme; in den meisten Gemeinden bilden jedoch noch Private, und zwar vorwiegend gute Freunde, Nachbarn und Verwandte, selten n ,, Gelddarleiher, einen großen Theil der Hypothekengläubiger und begnügen sich mit einem ver⸗ hältnißmäßig niedrigen Zinsfuß im Vergleich mit Kredit⸗ anstalten, auch wohl Stiftungen, Sparkassen und dergleichen, welche im übrigen sehr zahlreich als Hypothekengläubiger figurieren. Nur in einem Bericht wird die Umwandlung der Privathypotheken in Bankbypotheken des niedrigeren Zinsfußes wegen gutgeheißen. Der Zinsfuß bei Privatgläubigern ist im allgemeinen 3 bis 40̃0, bei den Sparkassen, Stiftungen und dergleichen 4, bei den Banken 4 bis 50 o.

Bezüglich des Personalkredits sind die Bauern ganz über⸗ wiegend auf private Gläubiger angewiesen. DOertliche Dar⸗ lehnskassen⸗Vereine scheinen nur in acht Gemeinden, und auch dert zum theil erst seit kurzer Zeit, vorhanden zu sein. Ihr Wirken wird nur als segensreich geschildert. Von wucherischer Ausbeutung des Personalkreditbedürfnisses ist er⸗ freulicher Weise nur in verschwindendem Maße die Rede. Das Un⸗ wesen des Vieheinstellens seitens der Händler ist in der großen. Mehrzahl der Gemeinden ganz unbekannt, in einigen Gemeinden hat man sich davon loszumachen verstanden; nur in etwa 4 Gemeinden scheinen noch ähnliche Geschäfte, und zwar zum ausgesprochenen Unsegen der Betroffenen, im Schwunge zu sein.

Bieten so die Verschuldungsverhältnisse von ver⸗ schiedenen Gesichtspunkten aus ein recht erfreuliches Bild, so ist doch nicht zu leugnen, daß vielfach eine Schuldenlast besteht, welche mit den Ertragsverhältnissen sich nicht verträgt, zum tbeil sogar den Charakter eines entschiedenen Nothstands angenommen hat und fast durchweg eine Lebenshaltung bedingt, wie sie kärglicher kaum ge⸗ dacht werden kann. Ausnahmslos muß den Bauern das Lob größter Sparsamkeit zuerkannt werden, sowohl im Haufe wie 25 halb desselben. Ebenso ist es mit dem Fleiß, bei den Be—⸗ sitzern selbst wie bei den Angehörigen. Lob verdient ferner fast aus nahmslos das Verhältniß jwischen Bauer und Gesinde. Tagelöhner werden im allgemeinen wenig verwendet. Auch die Klagen über schlechtes Verhalten des Gesindes oder über Mangel an solchem sind sehr selten. Die Löhne freilich sind im Vergleich mit der Lebens⸗ baltung des Bauern recht hoch. Wir mössen uns versagen, auf diese Verhältnisse näher einzugeben. Jedenfalls kann man nur die höchste Achtung vor dem ganzen Menschenschlag, dessen soziale Beriehungen uns hier entgegentreten, beim Studium der Berichte gewinnen.

Doppelt drängt sich deshalb der Wunsch, der Noth abzuhelfen, wo sie besteht, und die Frage, wie sie entstand, dem Leser auf, und hierüber sei noch einiges aus den Berichten kurz mitzutheilen gestattet.

Nicht wird die Schuld an den gedrückten Verhältnissen dem bäuerlichen Erbrecht beigemessen, auch nur in verschwindendem Maße einer ungünstigen Grundbesitzvertheilung. Es sind in der Hauptsache zwei Momente, die aus der Gesammtheit der Berichte be⸗ sonders klar hervortreten, denen die schlechte Lage entsprungen ist: erstens die sogenannten guten Jahre“ in den siebziger und ersften achtziger Jahren, und zweitens die schlechten Jahre 1893 und 1894. Die guten Jahre hatten die ungesunde Höhe der Kauf und Uebernahmspreise des landwirthschaftlichen Grundbesitzes und damit die Ueberschuldung gezeitigt; das Jahr 1893 hat durch die Futternoth den Viehstand ruiniert und das Jahr 1894 durch die beispiellose Gedrücktheit der Produktenpreise dem Faß den Boden ausgeschlagen, nachdem schon frühere Jahre, wenn auch in minderem Grade, die Reinerträge stark reduziert hatten.

Zu diesen unmittelbar wirksamen Momenten kommt hinzu die in fast überraschendem Grade in den Berichten festgestellte veraltete Betriebsweise. Wer die großen Fortschritte und Leistungen der modernen landwirthschaftlichen Kunst? wie sie Autoritäten seit Jahren wiederholt genannt haben kennen und bewundern gelernt hat, der glaubt sich beim Lesen der Berichte in eine andere Welt, in ein anderes Zeitalter versetzt. Man vergißt über den Eindrücken, die jene großen Fortschritte auf uns machen, eben nur zu leicht, welche Masse tüchtiger Leute unberührt davon weiter wirthschaften, weiter sich abmühen. Die Berichte der baverischen Erhebung kommission können hier zu einem unendlich verdienstvollen Weckruf werden.

Daß die in ihnen geschilderten Zustände so dringend verbesserungs⸗ bedürftig und zugleich so überaus verbesserungsfähig sind, darin ist die Hoff nung auf die Zukunft vor allem sicher begründet: nicht nur für die Landwirthschaft der bayerischen Bauerngemeinden überhaupt, sondern auch noch für die beute im Besitz befindlichen Bauern selbst, abgesehen natürlich von so manchem boffnungslos zu Grunde gehenden Einzelnen. Und diese Hoffnung kann auch die leider duich den Verlauf der letzten Jahrzehnte naturgemäß bedingte Thatsache, daß den baverischen Bauern nichts weniger zur Verfügung steht als das zu jeder nennenswerthen Verbesserung unerläßliche Betrie bskapital, nicht vernichten. Trotz mancher Divergenz im einzelnen weisen die