1895 / 294 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Re , , n. von Wersebe in Tecklenburg ist der Königlichen . zu Merseburg zur weiteren dienst⸗ lichen Verwendung überwiesen worden.

Sigmaringen, 9. Dezember. Prinz Em anuel von Orleans, der Verlobte der Prinzessin Henriette von Belgien, ist heute hier eingetroffen.

Bahyern.

In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeord⸗ neten brachte der Abg. Grillen berger (Sozialdemokrat) folgende Interpellation ein: Welche Stellung nimmt die Staatsregierung zu der dem Bundesrath zugegangenen Zuckersteuervorlage ein, und ist die Staatsregierung ge⸗ willt, vor der endgültigen Festlegung des genannten Entwurfs im Bundesrath die Meinung des gegenwärtig versammelten Land⸗ tags hierüber entgegenzunehmen? Der Staats⸗Minister Freiherr von Crailsheim gab für sich und im Namen der be— theiligten Minister folgende Antwort: Das Reichsgesetz vom 9. Juni 1895 sei namentlich mit Rücksicht auf das Vorgehen anderer Länder und in der Hoffnung erlassen worden, daß in Bezug auf die Prämiengewährung eine Vereinbarung mit den hier hauptsächlich in Betracht kommenden Staaten erzielt werden könne. Diese Vereinbarung habe sich bisher nicht erzielen lassen, und es liege daher die Erwägung nahe, ob es sich nicht empfehle, durch andere reichsgesetzliche Maßnahmen auf die Herbeiführung einer Ver⸗ ständigung bezüglich der Prämiengewährung hinzuwirken, um die Gefahren, welche der deutschen Zuckerindustrie von außen drohten, abzuwenden. Abgesehen hiervon, seien Bestimmungen angeregt worden, welche einerseits die Erhaltung der Kon⸗ kurrenzfähigkeit der kleinen und mittleren Betriebe mit den großen Fabriken, sowie die Verhütung einer übermäßigen Vermehrung der Zuckerproduktion und andererseits die Sicher⸗ stellung der Reichskasse gegen Mindereinnahmen erzielen sollten Schon die einfache Erwähnung dieser Fragen, mit denen sich der zur Zeit bei dem Bundesrath eingebrachte, aber noch nicht durchberathene Entwurf einer Zuckersteuernovelle befasse, lasse die außerordentliche, in dem Widerstreit der verschiedensten Interessen liegende Schwierigkeit der legislatorischen Auf⸗ abe erkennen, und es sei daher klar, daß die bayerische egierung heute noch nicht in der Lage sei, sich definitiv über ihre Stellung zu dem in Frage stehenden Gesetz⸗ entwurf zu erklären. Die bayerische Regierung sei bis— her, und zwar nicht bloß zum Zwecke der ungeschmälerten Erhaltung der Reichseinnahmen, sondern auch im Interesse einer Erleichterung und Steigerung des inländischen Zucker⸗ verbrauchs immer thunlichst für die Herabminderung und Be⸗ seitigung der Prämien eingetreten und werde dieses Ziel auch ferner im Auge behalten. Sie erachte sich aber im Hinblick auf die große und weitreichende wirthschaftliche Bedeutung der deutschen Zuckerindustrie gieiche ig für verpflichtet, an Erörte⸗ rungen, ob und inwieweit Maßnahmen zu Gunsten derselben räthlich und möglich erschienen, allen Ernstes theilzunehmen und sie werde zugleich in Betracht zu ziehen haben, daß, wenn Bayern auch an der deutschen Rübenzuckerproduktion nicht in hervor— ragendem Maße betheiligt sei, doch die bayerischen Interessen, und insbesondere auch die bayerische Landwirthschaft und Vieh⸗ zucht indirekt unter einem empfindlichen Zurückgange der Rübenzuckerindustrie zu leiden haben würden. Hinsichtlich der weiten Frage erkläre er, daß die Staatsregierung gern 6 sei, die innerhalb des Landtags bestehenden An—

en fg über . zu vernehmen und in den

Kreis ihrer Erwägungen zu ziehen, daß sie aber auf die ihr verfassungsmäßig zukommende Selbständigkeit und Freiheit der Entschließung in Bundesraths⸗Angelegenheiten nicht ver⸗ zichten und zu einer Verschiebung der diesbezüglichen Kom— petenzen nicht die Hand bieten könne. Der Abg. Freiherr von Stauffenberg (ib) bekämpfte eingehend alle drei Theile der neuen Vorlage; die Prämienerhöhung sowohl wie die Erhöhung der Verbrauchssteuer und die Kon⸗ tingentierung, als ein gefährliches Experiment, aus welchem der Zuckerindustrie kaum ein Vortheil, dagegen weiten Volks⸗ kreisen eine ernste Schädigung erwachsen werde. Der Prämien⸗ erhöhung würden andere Staaten in gleicher Weise nachfolgen. Das schließliche Ergebniß werde nur das sein, daß die Zucker⸗ preise im Auslande sinken und im Inlande steigen würden. Abg. Dr. Ratzinger polemisierte gleichfalls gegen die neue Vorlage. Der Finanz-Minister Dr. Freiherr von Riedel wies für die bayerische und die Reichsregierung den aus⸗ gesprochenen Vorwurf zurück, daß die Vorlage zur Be— reicherung der Zuckerindustriellen gemacht sei. Auch habe er nie eine Sekunde daran gedacht, dem Entwurf wegen der ein— schlägigen Reichskassenerträgnisse Wohlwollen entgegenzubringen. Seit 15 Jahren habe die bayerische Regierung auf Be— d,. und Herabsetzung der Prämien hingewirkt und eine

ö. des ganzen Besteuerungssyslems herbeizuführen gesucht. Die Sache sei auch für die bayerische Landwirthschaft wichtig: weniger wegen der verhältnißmäßig kleinen Betheili⸗ gung an der Rübenproduktion, als vielmehr deshalb, weil 538 000 ha, die in Deutschland mit Rüben bepflanzt seien, nach Wegfall der Ausfuhr zur Hälfte mit anderen landwirth= schaftlichen Produkten bestellt werden würden, wodurch die Konkurrenz eine größere werden müsse, und weil die bayerischen Viehmärkte an dem Export nach den norddeutschen Zuckerfabriken stark betheiligt seien. Die bayerische Regierung halte sich verpflichtet, an dieser wichtigen Materie ernstlich mitzuarbeiten, um dabei das irn g. des Landes und der bayerischen Landwirthschaft zu wahren. Nachdem noch der Abg. Orterer Zentr.) die Vor⸗

ation erledigt.

. in längerer Ausführung bekämpft hatte, war die Inter⸗ pe

Sachsen. Dem Landtag ist eine en betreffend den Ankauf der preußischen Staatgseisenbahnstrecke Zittau Nikrisch und der Altenburg⸗Zeitzer Privateisenbahn, zugegangen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Die „Meckl. Nachr.“ veröffentlichen folgendes Telegramm aus Cannes vom 9. d. M.: Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist seit dem 2. . M. an einer leichten Erkältung erkrankt, die sich in . und verstärktem Asthma außeri. Höchstderselbe hutet seitem das Beit, doch ist das Befinden seit gestern ein, besseres. Für die weiteren Maßnahmen gegen die asthmatischen Beschwerden ist der Spezialarzt Dr. Brügel⸗ mann, Direktor der Kuranstalt Inselbad bei Paderborn, zur Konsultation und Mitbehandlung hierher gebeten; derselbe wird zu Anfang nächster Woche in Cannes erwartet.

Die Regierung hat bei dem Landtage beantragt, 2AM Millionen ark Landeshilfe für den Kanalbau Wismar Schwerin, durch den eine Verbindung der Ostsee mit der Elbe hergestellt würde, zu bewilligen. Die Vorlage wurde einer Kommitte zur Prufung überwiesen, die bis zum nächsten Landtag berichten soll.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus begann gestern die Generaldebatie über das Budget. Der Abg. Stransky (Jungczeche) beklagte sich über die Bedrückung der N Nation und erklärte, wenn der Minister⸗Prãsident ein treuer Rathgeber der Krone sein wolle, so könne er dem Kaiser zu dessen 50 jährigem Regierungs⸗Jubiläum keine . Freude bereiten als durch Maßnahmen, welche das

öhmische Volk staatsrechtlich befriedigen. Der kon⸗

servative Abg. Treu enfels sprach fuͤr das Budget und hob die Nothwendigkeit stärkeren religiösen Lebens hervor. Der Abg. Schlesinger (Antisemit) griff auf das heftigste die ungarische Regierung an und erhielt einen Ordnungsruf vom Präsidenten, welcher den rohen Ton“ bedauerte. Der deutsch— liberale Abg. De mel bezeichnete die Bewilligung des Budgets als Staatsnothwendigkeit; die Bewilligung könne nur verwei ert werden, wenn man der Regierung Mißtrauen entgegenbringe. Die Partei des Redners habe kein Mißtrauen gegen die Regierung und stimme daher für das Budget. Nachdem der Abg, Gregor cic (Slovene) dagegen gesprochen und sich über die Zurücksetzung der slovenischen Sprache beklagt hatte, hob der Abg. Milewski (Pole) hervor, daß , ,, e der Voranschlag zum achten Mal mit einem Ueberschuß abschließe, und besprach eine Reihe finanzieller Fragen. Die Debatte wurde sodann abgebrochen.

Im ungarischen Unterhause wurde gestern der Antrag der Nationalpartei: die von der Regierung in— folge des Agramer Fahnenfrevels getroffenen Maßnahmen für inkorrekt und unzulänglich zu erklären, nach fünftägiger er— regter Dehatte mit uͤberwiegender Majorität abgekehnt. Heute hat sich das Haus wegen der bevorstehenden Neuwahl der Munizipalbeamten bis zum 9. Januar vertagt.

Rußland.

Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen sind, der Darmst. Zig.“ zufolge, gestern Abend mit dem Großfürsten und der Großfürstin Sergius von St. Petersburg nach Moskau abgereist.

Italien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massowah: Der General Baratieri habe aus Baraschit telegraphiert, daß die aus 5 Kompagnien bestehende Kolonn« des Majors Toselli, welche sich bei Ambalagi befunden habe, am Sonntag plötzlich von der ganzen schoanischen Armee angegriffen und umzingelt worden sei. Der General Avimondi habe mehrfach an den Major Toselli den Befehl geschickt, sich zurückzuziehen; der Befehl scheine aber nicht angekommen zu sein. Der General Avi⸗ mondi, welcher vorwärts marschiert sei, um den Major Toselli zu unterstützen, sei auf der Mitte des Weges zwischen Makalle und Ambalagi auf den Feind gestoßen, worauf sich ein Gefecht entsponnen habe. Der General Apimondi habe sich dann mit den Offizieren und 300 Askaris vereinigt, welche von Ambalagi zurückgekommen seien, und alle seine Truppen in größter Ordnung bei Makalle zusammengezogen; sodann sei er nach Adagamus marschiert, nachdem er in Makalle eine starke, gut mit Munition versehene Besatzung zurückgelassen habe. Die italienischen Offi iere Bodrero, Pagella und Bazzani hätten sich ihm an een. Das Bataillon Toselli habe aus 1200 ingeborenen, 20 italienischen Offizieren und 40 italienischen Unteroffizieren nebst einer Batterie Gebirgs⸗Artillerie bestanden. Vom Major Toselli, 17 Offizieren seines Bataillons und 9g00 Askaris fehlten Nachrichten. Selbst wenn die Schoaner auf Makalle vorrüͤcken sollten, so sei dieser Platz doch so gut vertheidigt, daß er der ganzen Armee des Negus widerstehen könne. Makalle sei für drei Monate mit Munition und Lebensmitteln versehen. Die schoanische Armee werde auf 20 000 Mann geschätzt. Augenzeugen erklärten, die Verluste der Schoaner seien sehr groß gewesen. Der General Baratieri befinde sich auf dem Marsch nach Adigrat. .

Der König stattete gestern nach dem Eintreffen der Nachrichten aus Massowah dem Minister⸗Präsidenten Crispi, der wegen eines leichten Unwohlseins das Zimmer hütet, einen Besuch ab, um mit ihm über die Lage in Afrika zu berathen.

In der Deputirtenkammer ersuchten die Abgg. di Rudini und Torrgca die Regierung um Mittheilung der Nachrichten aus Afrika. Der Kriegs⸗Minister verlas darauf die oben mitgetheilte Depesche des Generals Baratieri und fügte hinzu, die Regierung habe in ihrer Antwort auf diese Depesche dem General Baratieri ihr Vertrauen ausgedrückt und ihn aufgefordert, alles zu verlangen, was er für die Kriegsoperationen benöthige. Die Reglerung sei überzeugt, hierin der Dolmetsch der Kammer zu sein. Der Minister erklärte dann, die italienischen Positionen seien sicher. Das bei Ambalagi Geschehene sei ernst, könne aber in weitest ehender Weise wieder ausgeglichen werden. Vorläufig * kein Zoll, der italienischen Besitzungen von dem Feinde besetzt. Lebhaste Zustimmung, Lärm auf der äußersten Linken. Die Abgg. Torracg und di Rudin i sprachen hierauf unter dem Beifall des . den Kämpfern in Afrika warme Anerkennung und

ertrauen aus und erklärten; es dürfe keine Anschuldigun erhoben werden, im Unglück müsse man sich männli ann Der Kriegs⸗Minister dankte den beiden orrednern und erklärte: die nöthigen Maßregeln zum Schutz der Würde sowie des Ansehens der italienischen Waffen und des italienischen Namens würden getroffen werden. Der Abg. Branca ließr den Soldaten in Afrika volle Würdigung widerfahren, erklärte aber, der Zwischenfall sei kein Grund, auf einer nicht richtigen Polini zu ver⸗ arren. (Lärm.), Der Abg. Imbriani protestierte gegen die

olitik der Regierung. (Lebhafter Lärm, Zustimmung auf der äußersten Linken) Der Zwischenfall war damit erledigt.

Die „Tribuna“ und die „Jialia militare“ erklären, der k darüber einig, dem General Baratieri die nothwendigen Mittel zu einem raschen und energischen Vor— gehen zu gewähren, um ein für allemal zu einem glücklichen Ende zu gelangen.

den Mu nizipalrath 1

Spanien. In Madrid wurden gestern anläßlich einer Kundgebung,

durch welche der Regierung der Wunsch der Einwohner aus- gedrückt werden sollte, eine Untersuchung gegen

bereits um 2 UÜhr Nachmittags alle Geschäfte ge 64 Gendarmerie und zwei Regimenter Kavallerie hielten die Straßen und Plätze besetzt. Sagasta, Armijo, Leon Castillo, Deputirte, Senatoren und Mitglieder aller politischen Parteien waren zugegen. Die Kundgebung, während welcher der Ministerrath versammelt war, nahm einen sehr ruhigen Verlauf. .

Portugal.

Bei den am Sonntag vorgenommenen Mu nizipal—⸗ wahlen wurden, nach einer dem W. T. B.“ aus Lissabon sugegangenen Mittheilung, die Regie rungskandidaten in

en meisten Gemeinden und fast allen Departements haupt⸗ städten gewählt, so namentlich in Praga, Porto und Viseu. Die Wahlen verliefen in vollkommener Ruhe.

Schweiz.

Wie „W. T. B. aus Bern erfährt, hätte der Bundes—⸗ rath bezüglich des Gesetzes über das Rechnungswesen der Eisenbahnen beschlossen, einige Konzefsionen zu machen welche mit dem Wesen des Gesetzes nicht in Widerspru ständen. Dagegen verlange der Bundesrath in (einem Schreiben an den Ständerath, daß das Gesetz noch in dieser Session berathen werde.

Türkei. Wie das „Reuter 'sche Bureau“ aus Konstantinopel meldet, ist Said Pascha in seine Wohnung zurückgel. hrt.

Serbien.

Das Budget weist 66 695 200 Fr. Einnahmen gegen⸗ über 66 079 612 Fr. Aus gaben auf.

Der Kriegs⸗Minister FrangssowiF unterbreitete der Skup schtina den Gesetzentwurf, betreffend die Heeres⸗ arganisation, zu dessen Vorberathung die Skupschtina einen Sachverständigen⸗Ausschuß wählte. Die Stimmung der Skupschtina ist der Verstärkung der Heeresmacht günstig.

Bulgarien.

Den in Sofia erscheinenden Blättern zufolge hat der Präses des macedonischen Zentral⸗Comités ufer chi ew einen Kongreß aller Lokal-Comitéès zum 15. d. M. nach Sofia einberufen.

Es wird versichert, daß der Ministerrath neue Vor— schläge für die Handelsvertrags-Verhandlungen mit Oesterreich⸗Ungarn, deren Wiederaufnahme bevorstehe, festgestellt habe.

Amerika.

Der New-⸗York Herald“ berichtet aus Was hing ton: der Staatssekretär Olney habe am Sonntag eine mehrstuͤndige Konferenz mit dem Gesandten von Venezuela Andrade ge⸗ habt. Wie verlaute, rathe die Regierung der Vereinigten Staaten Venezuela dringend, die Forderung Englands in Her— söhnlichem Geiste zu behandeln.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (4) Sitzung des Reichstags, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staaäts— sekretär des Innern, Staats⸗Minister Pr. von Bo ett icher, der Staatssekretär des Auswärtigen, Staats-Minister Freiherr von Marschall, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Graf von Posadowsky, sowie der Bevollmächtigte zum Bundesrath, preußische Staats-Minister Bronfart von Schellendorff beiwohnten, genehmigte das Haus zunächst ohne Debatte den Antrag wegen Einstellung des gegen den Abg. Brühne schwebenden Strafverfahrens während der Dauer der Session und setzte darauf die erste Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1896 97 fort.

Abg. Richter (fr. Volksp.): Die gestrige Rede des Schatzsekretärs begann mit einer Entschuldigung, daß die Rechnungsergebnisse soviel günstiger ausgefallen seien, als seine Anschläge; er hat alle Ver⸗ anlassung, eine Entschuldigung in dieser Richtung zu versuchen. Er hat in seiner gestrigen Rede mehrmals an die älteren itglieder appelliert. Allerdings hat an seiner Stelle noch niemand ge= standen, der so ungluͤcklich in der Aufstellung des Etats gewefen sst. Für das erste Jahr 1894/95 wurde uns ein Etatsentwurf vorgelegt, der eine Spannung von 2 Millionen Mark enthielt; nach der Rech—⸗ nung hat sich diese Spannung auf 3 Millionen Mark er⸗ mäßigt. Daran ist die Börsensteuer nur mit 15 Millionen Mark be⸗ theiligt. Für das zweite Jahr 1895596 veranschlagte der Staatssekretär die Spannung auf 37 Millionen Mark, und jetzt erklärt er, 4; noch 20 Millionen herausgezahlt werden, also im Ganzen in zwei Jahren 92 Millionen Mark! Da kann man kein rechtes Vertrauen haben zu der Etateseranschlagung des Herrn Schatz⸗ sekretärs. Diese Zahlen machten im ei. solchen Eindruck, daß der Abg. Schädler einen Schreck bekam und sich zur Taback⸗ fabrikatsteuer bekannte, Es hat ja weiter keinen Schaden gethan. Hätten die Tabackfabrikanten es mit Freuden gesehen, wenn die ganze Steuerbelastung nur erfolgt wäre, um Konsols zurück⸗ zukaufen? Der Schatzsekretär glaubt sich auf ungünstige Konjunkturen einrichten zu müssen. Auf Konjunkturen baut man überhaupt keine Steuern. Die richtigere Schätzung des Reichstags hat sich niemals so glänzend bewährt wle diesmal. Wir könnten eingreifen auf Grund unseres Etatsrechts, deshalb sollten wir uns., hüten, einen Automaten einzurichten, der unsere Thätigkeit einengt. Wenn die Einzelstaaten einen Automaten haben wollen, fo sind sie im stande, sich aus dem Gelde, welches sie bekommen, einen Privataulomaten einzurichten. Sie brauchen nur das Geld, welches sie bekommen, zurückjulegen, um damit die Schwankungen der Matrikularbeiträge auszugleichen. Herr Fritzen hat einige Anschauungen entwickelt, denen ich zustimmen kann; aber er mag sich hüten, dieselben automatisch anzu— wenden, z. bezüglich der Schuldentilgung durch die bei der Konvertierung ersparten Zinsen. Man kann Schulden tilgen, ohne daß man sich bindet durch Gesetz eder durch Gewohnheitsrecht. Wenn in Finanzsachen etwas nothwendig ist, o ist es das Gesetz über die Einnahmen und Ausgaben des Reichs, welches vor zwanzig Jahren schon angeregt worden ist; da es bis jetzt nicht erlassen, ist unfere ganze Rechnungslegung nur eine provisorische. Wir müssen verlangen, daß die alte Forderung auf Erlaß dieses Gesetzes endlich erfüllt wird. rr Fritzen hat mit Recht hervorgehoben, daß die Veranschlagung der Zölle viel zu niedrig ist, das zeigt sich schon daran, baß der Anschlag niedriger ist,

als die in den letzten Jahren wirklich erzielten Zolleinnahmen. Das Extraordinarium zeigt in der Militärverwaltung nicht weniger als 41 erste Raten; es fehlt uns aber jede Uebersicht darüber, inwie⸗ weit die einzelnen Positionen den Reichstag verpflichten. Es fehlt uns auch jede Uebersicht über die Kasernierung der Truppen; wir können die Bauten garnicht kontrolieren, zumal der Regierung mebr bewilligt wird, als sie in Wirklichkeit verbauen kann, sie verfügt noch über zahlreiche Millionen. Das Srdinarium des Militär-Etats ist in diesem Jahre um 7 Millionen Mark höher, als bisher; für die Hälfte der Summe hat sich die schöne Ueberschrift ge⸗ funden: „Für organische Fortbildung des Heeres. Der Reichstag ist freigebig gewesen gegenüber der Militärverwaltung, diese aber ist dem Reichẽtag nicht entgegengekommen. Herr Fritzen hat schon vrn der Militãr⸗Strafvrozeß ordnung gesprochen; ich will etwas hinzufügen, dielleicht nimmt dann der Kriegs Minister Veranlaffung, darauf eine Antwort zu geben. Im nãchsten Jahre feiern wir das 25 jährige Jubiläum des Reichs. Die 25 jährige Nichtbewilligung der Militär. Strafprozeßordnung hätten wir schon früher feiern können, denn schon 1870 bat der Norddeutsche Reichstag sich für eine Reform der Militär⸗Strafprozeßordnung ausgesprochen. Herr von Köller soll ja der Stein des Anstoßes für die Reform ge⸗ mwesen sein. Feierlich hat der Kriegs. Minister erklärt, wenn es ikm nicht gelingen sollte, diese Reform mit dem Reichstag zu vereinbaren, so. werde er Seine Majestät um einen Nachfolger bitten. Wir möchten gern wissen, ob wir nun endlich einer Erfüllung diefer . näher sind. Jetzt wird wieder in offiziösen Blättern der

uf laut, vor der Reform der Militãr⸗·Strafprozeß ordnung müffe erst die Strafgesetznovelle berathen sein. Der Kriegs⸗Minister müßte uns doch wenigstens das Programm darlegen kännen, auf Grund dessen die Reform ausgearbeitet werden sell. Wir könnten dann erkennen, ob den Hauptforderungen des Reichstags Rechnung getragen werden soll. Der Interpellation des Abg. 33 wegen der vierten Bataillene muß ich mich mit einigen kleinen Ver— schärfungen anschließen. Seit einiger Zeit heißt es, die kommandieren« den Generale hätten sich ungünstig über die vierten Bataillone genßert sodaß man zu einer Umgestattung derfelben übergehen mũsse.

lles, was ich darüber gelesen habe, sagt mir, daß die vierten Bataillone das geleistet haben, was man bei ihrer Einrichtung erwartete, und daß sie das nicht geleistet haben, waz man damals auch nicht hon ihnen erwarten konnte. Ich bin allerdings weit entfernt, die Aeuße⸗ rungen der sogenannten militärischen Schriftstesler in der Presse zu überschätzen. Eine Anzahl pensionierter Sffzziere, die mit der aktiven Militärverwaltung, wie es jüngst in einer offiziõsen Zeitung hieß, nur noch am Büchertisch und am Biertisch in Ver— kindung stehen, schreibt immer für Vermehrung der Fadres und Offizierstellen, weil ihren Verwandten in der Armee das NWancement nicht rasch genug geht und weil sie neben ibrer Pension durch die Zeitungsschreiberei einen Nebenerwerb haben. Deshalb wird fortgesetzt über die vierten Bataillone geschrieben. Dieses Rütteln an der Dryganifation, dieses Infragestellen, ob diese Formationen der Umformung entgegensehen, Illeichtert nicht die Erfüllung der Aufgaben derselben, und der Kriegs. Minister hätte also auch vom militärischen Stand- vunkt Veransassung. diese Frage in der Oeffentlichkeit klarzuftellen. Soll vielleicht bezüglich der vierten Bataillone ein Nachtrags.- Etat kemmen? Dann waͤre uns ja die Grundlage für die Etats berathung überhaupt entzogen. Der baverische Landtag hat den Militär- Eta! bereits berathen; er hat sich einstimmig für eine Verminderung der Pensionierungen gusgesprochen. Der Pensions- Etat ist von 47 auf S4 Millionen Mark gestiegen. Die Zahl der pensionierten vpreußischen Offiziere beträgt jetzt 890, das ist beinahe die Hälfte der aktiven Offiziere. Es muß unkersucht werden, ob der Grundsatz, daß der im Apancement Uebergangene seinen Abschied nehmen muß, nicht bedenkliche finanzielle Konsequenzen nach sich zieht. Bei der Marine geht die Pensionierung noch hastiger; wir haben schon 37 pensionierte Admirale bei 13 aktiven. Bei der Marine ist eine Mehrausgabe von? Millionen hauptsächlich wohl dadurch entstanden, daß das ostafrikanische Ge⸗ schwader aus größeren, also kostspieligeren Schiffen zusammengesetzt ist. Ueber die Politik in Ost Asien giebt uns vielleicht die Regierung Auskunft, weil sie nicht übereinzustimmen scheint mit den Erklãrungey᷑ nelche in der Budgetkommission gegeben sind, und weil diefe Interven⸗ üonspolitik nicht den wirthschaftlichen Interesfen Deutschlands entspricht. Herr Fritzen bat sich für Abstriche bei den Schiffsneubauten ausge—⸗ Prochen; das ist erfreulich gegenüber der Freigebigkeit im vorigen Jahre, die nur den Anlaß gegeben hat, noch mehr zu fordern. Herr von Kardorff hat gemeint, in der Marine dürfe überhaupt nicht gespart werden; wir gäben nicht einmal 5 Go des Werths der vorhandenen Schiffe für Neubauten aus. Diese 5 umfasfen doch aber nur dasjenige, was aus laufenden Mitteln für Schiffs⸗ bauten ausgegeben wird, während es doch, wenn man die ganze Vermehrung ins Auge faßt, ganz gleichgültig ist, ob die Kosten der Schiffe aus laufenden oder Anleihemitteln gedeckt werden. Das, was aus Anleibemitteln gebaut worden sst, ielt in der Rechnung des Abg. von Kardorff nicht mit. Ich wundere mich, wie dem Vorsitzenden der Budgetkommission ein solcher Lapsus begegnen konnte. In diesem Jahre erreicht das Extra⸗ ordingrium der Marine schon die Hälfte des Ertraordinariums des Militär Etats! Bei, diesen Neuforderungen kommt es doch nicht sowohl auf die ersten Raten an, sondern auf das, was, nachkommt. Das große Panzerschiff, welches wir vor zwei Jahren bewilligt haben, kostet 20 Millionen. Sie Schiffe, für die wir im vorigen Jahre erste Raten bewilligt haben, losten 40 Millionen, und die jetzt geforderten Schiffe würden eben falls 40 Millionen kosten. Das sind im Ganzen 100 Millionen, 80 oo des Werths der vorhandenen Schiffe.

(Bei Schluß des Blattes spricht der Redner fort.)

Der Abg. Lenzmann hat im Reichstag einen Antrag eingebracht, wonach die verbündeten Regierungen erfucht werden sollen, baldigst die Aufnahme und Unterbringung von Patienten in Heil“ anstalten für Geisteskranke reichsgesetzlich zu regeln.

Bei der Reichstags⸗Stichwahl im 2. Mindener Wahlkreise (Herford-Halle) erhielten nach der amtlichen ählung Quentin, Buͤrgermeister in Herford (lib. 85658 timmen, Weihe, Amisgerichts-Rath in Bünde (konf) S626 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.

Statistik und Voltswirthschaft.

Im derzeitigen Stadtgebiet von Frankfurt a. M. ist als Er⸗ ge e. der Volkszählung vom 2. Dezember d. J. eine orts— nwesende Berölkerung van 10s 530 männlichen und 120 220 weib. lichen, zusammen 235 J0 Personen ermitteit worden. Am J. Juni

betrug sie 223 25 und am 1. Dezember 1590 195 695 Per⸗ onen. Zwischen den Volkszählungen von 158566 und 895 ist, die Bevölkerung Ffomit? um. 36 55 Personen oder br. dis, gewachsen. Die Einwohnerzahl Frankfurts Ohne Bockenheim ist von 180 020 auf 207 819 (um 15,5 /, jene Bocken· Reims von 18 675 auf 20 931 lum 12,1 0/0) gestiegen. In der Periode zs 8s und 1885596 hatte sich Frankfurt um 2,5 Fejw. fö,b dso, Bockenheim um 13,4 bezw. 7,0 o vermehrt; unter Berücksichtigun der Ergebnisse der diesjährigen Berufszählung kann nunmehr n 6 angenommen werden, daß . zu denjenigen Städten zählt, welche in den letzten fünf Fahren am staͤrksten gewachsen sind.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Berlin berichtet die Post“ zur Lohnbew egung der Schn eider: Die Zentralorganisation beginnt für den kee fan t sonds in großem Maßffabe zu sammeln. Ueber die Fest⸗ legung des Lohntgrifßs, welcher neben der Forterung ker Gi führhn

werden die gewählten Delegirten noch in dieser Woche beschließen. Der Zwist zwischen den zentral. und lokalorganiflerten Schneidern und Schneiderinnen Berlins (vgl. Nr. 299 d. 86 gewinnt an Ausdeh⸗ 9 Die Berliner Sewer kschafts kom mifsion umfaßt o1 Gewerkschaften, von denen 2 mehr und 22 weniger als 20 on ihrer Einnahme, 1s gar nichts und die übri 20 0,9 zahlen. Die Kupferschmiede haben nun vorgestern 5 nicht mehr, wie bisher, feste 20 obe der Gesammteinnahme der Gewerkschaft an die Ge chaftskommissien zu zahlen, sondern je nach dem Stand der Kasse Beiträge in verschiedener Höhe. Eine Lohnbewegung bereiten, gleich den Malern, die Barbiere für nächstes Fräbjahr vor; sie haben ihre Forderungen bereits der Organisation der Innungẽmeister unterbreitet.

Aus Pest wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 8. d. M. tele— graphiert: Der Ausstand der Setzer dauert fort, umsomehr, da alle Angeklagten die Arbeit ohne Kündigung verlaffen haben; zwei⸗ hundert Setzer sind bereits mit Geldstrafen belegt; hundert sind fũr die nächste Woche vorgeladen. (Vgl. Nr. 288 BI.)

Aus Bern meldet W. T. B.“: In der vorgestrigen Delegirten⸗ versammlung der Angestellten der Fura? Sem plonbahn waren 135 Personen zugegen und alle Sektionen mit Ausnahme derjenigen von La Chaur⸗ de Fonds und Alpnach Stadt ver⸗ treten. Es wurde einstimmig der Anschluß an die allge⸗ meine Lohnbewegung des Personals der schweizerischen Eisen⸗ ahnen im Sinne der am 15. vorigen Monats gemeldeten Luzerner Vesolution beschlossen (ogl. Nr. A6 d. Bl). Die Direkt on der Jura⸗Simplonbahn wurde aufgefordert, bis zum 15. Januar 1896 die Eingabe der Angestellten zu beantworten.

Kunst und Wissenschaft.

.. Es war ein glücklicher Gedanke der Münchner Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft (vormals Friedrich Bruckmann), als Festgabe zum achtzigsten Geburtstage Adolf Menzel's eine verkleinerte W des von dem Künstler autori⸗ sierten dreibãndigen enzel-⸗Prachtwerks zu veranstalten, die in vortrefflicher Reproduktion nicht weniger als einunddreißig Vollbilder und nahezu neunzig Textabbildungen von Gemälden, Lithographien, Hol schnitten, Gouachen und Zeichnungen des gefeierten Meisters vereinigt. Der Tert aus der Feder Max Jordans schildert in knappen, aber prägnanten Zuͤgen die Entwickelung Menzel s und giebt zum Schluß ein nach der Zeitfolge geordnete Verzeichniß aller seiner Werke mit Angabe ihres derzeitigen Aufbewahrungsortes. Das Schaffen Menzel's wendet fich zumal in den Friedrich dem Großen und seiner Zeit gewidmeten Werken an das deutsche Volk; wie kein Anderer hat dieser große Realsst es aber auch verstanden, der eigenen Zeit den Spiegel vorzuhalten. Damit besitzen seine Schilderungen neben ihrer künstlerischen Meister⸗ schaft eine eminente sittengeschichtliche Bedeutung. Mit Recht betont Richard Muther, daß sie gewissermaßen eine Encyklopädie von Typen des neunzehnten Jahr hunderts“ der Zukunft überliefern; in diesem Sinne setzt Menzel das Werk Chodowiecki s fort, dem er überhaupt in vielen Sticken ver wandt erscheint. Mit ihm hat er auch die Volksthümlichkeit gemein. Gerade die Festtage der letzten Woche haben gezeigt, wie weite Kreise die Verehrung Adolf Menzel's zieht. Möge auch die Verbreitung der genannten Publikation, deren Preis (46 „) im Verhältniß zu dem Reichthum des Gebotenen ein niedriger genannt werden darf, ein beredtes Zeugniß dafür ablegen, daß das deutsche Volk das Vermächtniß seines großen Meisters als kostbarsten Hausschatz zu wahren weiß.

Einen Wettbewerb um Entwürfe für zwei Gruppen von Thür und Fensterbeschlags. Garnituren in Bronze hat der Verein für deutsches Kunst gewerbe auf Veranlassung der Bronze⸗ waarenfabrik G. H. Speck für alle deutschen Künftler ausgeschrieben. Ausgesetzt sind drei Preise von 400, 250 und 150 Einlieferungs⸗ termin ist der 31. Dezember d. J. Gedruckte Preisausschreiben fowie die allgemeinen Bedingungen sind bei der Geschäftsstelle des Vereins, W Wilhelmstraße 92/93, oder bei dem Schriftführer Herrn W. Quehl, SVW., Ritterstr. 51, unentgeltlich zu haben.

Die Académie des sciences zu Paris erkannte, wie W. T. B. meldet, den Alberto Levy Pre rs von 0 000 Francs je zur Hälfte dem Dr. Behring und dem Dr. Roux fur das Diphtherie⸗Heilserum zu.

Sandel und Gewerbe.

Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 7. Dezember zeigt der gesammte Kassenbestand im Betrage von 28 993 050 * der Vgrwoche gegenüber eine Abnahme von 8 236 000 ; der Metall. bestand allein hat sich um 4053 000 S6 vermindert. Der Bessand an Wechseln hat sich um 47 225 0003 auf 528 323 000 , und der Be⸗ stand an Lombardforderungen um 7325 000 S6 auf 33 Gh0 ermäßigt; auf diesen beiden Anlagekonten zusammen ist also ein Rückgang um 54 550 000 6 eingetreten. Auf paffiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten mit 1093 734 000 eine Abnahme um 55 021 900 M, auch die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten haben bei einem Betrage von 439 841 050 ½ um S8 539 000 M ab- genommen.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 12 766, nicht recht ˖ zeitig geftellt keine Wagen. . In Oberschlesien sind am 7. d. M. gestellt 60os, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 3. Dezember die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Gubenerstraße (Umgebg. Band 147 Blatt Nr. 66315), dem Kaufmann Adolf Loewe gehörig; Fläche 21.23 a; mit dem Gebot von 92 909 M blieb der Kaufmann Georg Göttling, Kronen⸗ straße 53, Meistbietender. Köslinerstraße 21, dem Fabrikanten Julius Schau der gehörig; Fläche 497 a; Nutzungswerth 7320 ; für das Meistgebot von 115 000 * wurde der Fabrikant Ferdinand Prehn zu Berlin Ersteher.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 7. Dezember 1855. Marktpreife nach Schlachtgewicht; nur Schweine werden nach debendgewicht ehandelt. ö Auftrieb 2114 Stück. (Durchschnittspreis 6 100 kg.) I. Qualität 120 - 124 M, II. Qualität 104 bis 114 1M, III. Qualität 94 - 100 M, IV. Qualität 809 - 90 υς Schwein e. Auftrieb 4995 Stück. (Durchschnittspreis für 109 Rg.) Mecklenburger 4 96 1, Landschweine a. gute 99-92 , b. geringere 80 = 88 M, Galizier —— 4, leichte Ungarn —— ** bei 20 7 Tara, Bakonyer S9 bei Eg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 694 Stück. (¶urchscknit ein für 1 kg) I. Qualität 1,13 = 1,28 166, II. Qualität 1, 98 l, 16 , 1II. Qualität O, 96 - 106 6 Schafe. Auftrieb 3500 Stäck. ( Durchschnittspreis für 1 Rg J. Qualitãt l, 06 - 1,16 A, II. Quasttãät 0, 90 - I, 0 , III. Qualitãt 40

Die Einnahmen der Marienburg ⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im November 1895 nach vorläufiger Feststellung 215 509 . gegen 218 4090 1 nach vorläufiger Feststellung im November 1894, mithin weniger 2900 4 - ,, —= In der Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Ma schinenpapierfabrikation in .. nburg vom 7. d. M. wurde der Mindestbetrag für die im Januar 1896 aus— zugebenden 300 000 66 neuer Aktien auf den Rominalbetra von 1500 M für jede Aktie festgesetz. Der vom Aussichtsrath mit einem Garantiekonsortium abgeschlossene Vertrag, wonach letzteres die neuen Aktien 1L 9/9 unter dem am 15. Januar 1596 an der Frank-

n von Bene be rtr, als Grundlage der Bewegung dienen soll.

furter Börse für die Aktien der Maschinenpapierfabrik notierten Kurfe

sest übernimmt und zu gleichem Kurse den Aktionären im Verhãltniß von 1 zu 5, resp. einer neuen Aktie zu 1500 M auf 7500 s des bie herigen i,. anbietet, bleibt in Kraft.

Breslau, 5. Dezember. (W. T. B) Getreide, und ier , markt Spiritus pr. 100 1 1090 0 exkl. 50 4 Ver⸗

rauchsabgaben pr. Dezember 49, 90, do do. 70 . Verbrauchsabgaben 9 5 do. do. Rüböl pr. Dezember 45, 00, pr. ai —. Zink —.

Magde burg, 9g. Dejember. (W. T. B.) Zucerbericht. Kornzucker exkl., von 92 9 neue 11,40 - 1,60. Rornzucer erl. S885, Rendem. 10,80 - 11, 19, neue 16 95 —- 17,15. Nachprodukte exkl. o/ Rendem. 7IS80- 8709. Fest. Brotraffinade J 23,25. Brotrafinade II 25,09. Gem. Rafsinade mit Faß 23, 25 33.56. Gem. Melis] mit Faß 22.50. FZest. Rohzucker J. Produkt Trans. f. a. B. Hamburg pr. Dezember 10, 873 bez. und Br., pr. Januar · März 11125 Gd, 11K 15 Br., pr. April 11,27 Gd., 11,30 Br. pr. Juni⸗Juli 11,477 Gd., 1I,523 Br. Fest.

Leipjig, g. Dezember. (W. T. B) Kammzug⸗ Termin⸗ han del, La Plata. Grundmuster B. pr. Dejember 3, 17 AÆ, pr. Januar 3.174 6, pr. Februar 320 , vr. Mãärz 3,224 4A, pr. April 3, 25 66, vr. Mai 3, 25 M6, vr. Juni 3273 4M, pr. Juli 3277 6, pr. August 3,390 . pr. September 3, 39 , pr. Drtober 3,30 A,

pr. November 3, 323 410

Bremen, 9g. Dezember. W. T. B.) Börsen Schlußbericht. Raffinierte, Petrol eum. (Offizielle Notierung der Bremer , ,, . Besser, Loko 6,90 Br. Russisches Petroleum.

oko 6,50 Br. Sch mal;j. Ruhig. Wilcor 307 3, Armour shield

30. , Cudahy 31 3, Choice Grocery 3. , White label 31 3, Fairbanks 286 3. Speck. Ruhig. Sborn clear middling 16s 244 . Extralongs 26 4. Reis großes Geschäft, . unverändert. Kaffee geschäftslos. Baum wolle uhig. Upland middl. loko 13. Wolle. Umsatz: 178 Ballen. Taback. Umsatz: 2040 Packen Brasil.

HSamburg, 9. Dezember. (W. T. B) Kaffee. Nachmittag? bericht Good average Santos pr. Dejember 7314, vr. März 70, pr. Mai 68. pr. September 641. Ruhig. Zuckermarkt— Schlußbericht Ruüͤben⸗Rohzucker J. Produkt Basis 880/45 Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Dezember 10,823, pr. März I, 17, per Mai 1130, vr. August 1, 553. Ruhiger.

Wien, 9. Dezember. (W. T. B. Eine gestern unter dem Vorsitze des Börsenraths Steinhübel abgehaltene, zahlreich besuchte Versammlung von Börsenbesuchern beschloß im Prinzip die Sründung. einer Genossenschaft mit beschränkter Haf⸗ tung, der sich auch Mitglieder der Coulisse anschließen sollen. Der in Aussicht genommene Garantiefonds soll eine Million Gulden be- tragen, wovon zunächst 1000 Antheilscheine zu 5600 Fl. eingezahlt werden sellen. Zu den Vorarbeiten wurde ein Comit? bon 7 Mit- gliedern eingesetzt.

Pest, 10. Dezember. „(W. T. B) Da der Gold bedarf Ungarns nunmehr ausgeprägt ist, übernimmt die Kremnitzer Münze wieder Aufträge auf Goldprägungen für Private.

Lo ndon, 9. Dezember. (W. T. B; Wollauk tion. Preise fest, Tendenz behauptet, namentlich für Feinwölle

An der Küste ? Weizenladungen angeboten.

66 o/o Favajucker 127 stetig, Rüben, Rohzucker lotko 103 fest. Chile⸗ Kupfer 424, pr. 3 Monat 433/16.

Glasgow, 9. Dezember. (B. T. B7 Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4134 Tons gegen 5600 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 9. Dezember. (W. T. B.) Wolle fest, feine Kolonig lwolle theurer; Garne thätiger, fester; in Stoffen gutes Geschäft, Preise theurer.

An sterda m. 9. Dezember. (W. T. B.) Java⸗Kaffee gord ordinary 54. Bancazinn 373.

Verkehrs⸗Anstalten.

Zur beguemen Einlieferung von Packeten ist in Berlin, abgesehen von den zahlreichen Stadt -⸗Postanstalten, auch durch die Pa cket · Bestelleinrichtungen und Packetwagen der Post Gelegenkeit geboten. Sãmmtliche im Dienst befindliche Packetbefsteller find zur Entgegennahme gewöhnlicher Packete behufs Weiterbesorgung zur Post verpflichtet. Sie nehmen , . entweder innerhalb der Häuser selbst, welche sie zum Zwecke der estellung oder Abholung betreten, oder an i egen entgegen. Auf schriftliche Bestellung mittels Be— stellschreibens oder Bestelllarte an das Kaiferliche Packet · Postamt in Berlin N. (Oranienburgerstraße 70) findet dis Abholung von Packeten auch aus den in den Verlangschreiben bezeichneten Woh nungen statt. Die Bestellschreiben und Bestellkarten werden un⸗ entgeltlich befördert; für die von den Packetbestellern auf ihren Bestell⸗ fahrten eingesammelten Packete kommt außer dem Porto allgemein eine Gebühr von 10 3 zur Erhebung.

Bremen, 10. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm Ii. ist am 7. Dezember Abends von New⸗Jork nach Genua abgegangen. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 8. Dezember Nachmittags auf der Wefer angekommen. Der Postdampfer München“ ist' am 7. Dezember Abends von New⸗Fork nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗ Postdampfer Darm stadt ) ist am 38. Dezember Nachmittags in Su ez angekommen. Der Reichs Postdampfer Prinz Heinrich“ ist am 8. Dezember Nachmittags in Genug angekommen. Der Reichs. Postdampfer Preußen“ ist am J. Dezember Nachmittags in Hongkong angekommen. Der Postdampfer Bonn“ ist am 9. Dezember Nachmittags auf der Wes er angekommen. Der Vost⸗ dampfer Crefeld! hat am 8. Dezember Abends S over passiert.

Flensburg, 9. Dezember. W. T. B.) Sie Eisenbahn⸗ Betriebsdirektion Flensburg theilt mit, daß die direkte Beförde⸗ rung von Waarenladungsgütern über den Oddesund, der infolge Hochwassers unterbrochen war, von heute ab wieder auf⸗ genommen ist.

Lon don, 9. Dezember. (W. T. B.) Der Union ⸗Da mpfer Pretoria ist heute auf der Auzreise in Ka psta dt angekommen. Der Union. Dampfer Trojan“ ist am Sonnabend auf der Seim reise von Kapstadt abgegangen.

Wie dem R. B.“ aus Peting von gestern gemeldet wird, dürfte mit dem Bau der Eisenbahn Peking Tient fin der Eng⸗ länder C. W. Kinder, Direktor der Tientsinbahn, betraut werden.

Theater und Masik.

Friedrich Wilhelm städtisches Theater. Die unter der Leitung des Kaiserlich russischen Hofschauspielers Julius Fiala stehende S auspielergesellschaft brachte gestern Abend Roderich Benedir' Schaufpiel . Das bemooste Haupt oder Der lange Israel“ zur Aufführung. Die Studentenscherze, die den ersten Akt füllen, ferner die Lobpreifung des altmodischen und klein⸗ städtischen Studententhums, das durch den langen Israel repräsentiert wird, fanden freundlichen Beifall. Als der lange Israel alle seine Ge⸗ treuen, von denen er widriger Geschicke wegen schon unter Thränen Abschied enommen hatte, in einer ihm er bescheerten Pfarre wieder um . sammelt, und als er dann dankbaren Gemüths das Wirken eines gütigen Geschicks preist, ging wirkliche Rührun durch viele Gemüther. Die Darstellung konnte im allgemeinen 2 An⸗ sprüchen wohl genügen. Konzerte.

Das gestrige (7) Philharmonische Konzert, unter Leitung von Arthur Nikisch, wurde mit einer neuen Suvertüre In der Natur von Dvofäk eröffnet. Wie Mendelsfohn's Sunpertärs zu den „Hebriden? und .Melusine‘ nur als Stimmungebilder aufgefaßt werden können, so ist dies auch bei dem Werk von Drokäk der ö welches durchweg Selbständigkeit der thematischen Erfindung und stilgemäße Durchführung mit effektvoller, tonmalerischer Behandlung

des Orchesters vereinigt. Nach dieser Suvertäre trug die Konzert⸗ sängerin Marcella Pregi aus Paris Gounod's Stances aus