1895 / 295 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Glocke des Prãsidenten.)

der ruhige Bürger bedarf des Schutzes, und es ist nothwendig, daß die Gesege zur Anwendung kommen, welche bestehen und die Mittel gewähren, um Staat und Gesellschaft zu schũtzen. (Zuruf links. Selbstverstãndlich können hierdurch die weiteren Erwägungen, ob die vorhandenen gesetzlichen Mittel zur Erhaltung des gewollten Zweckes ausreichen, nicht ausgeschlossen werden. (Hört, hört! links.)

Wenn sich die sozialdemokratische Partei in ihrer Presse über die jleßige Anwendung der Gesetze beklagt, so möchte ich sie doch darauf aufmerksam machen, daß die Partei selbst daran schuld ist. Die Partei und die sozialdemokratische Presse waren es, die in diesem Sommer, als die deutsche Nation sich der Erinnerung an die großen Errungenschaften und die Siege des Jahres 1870 71 freute und mit Dank und Stol; des ehrwürdigen Kaisers dachte, dessen Muth und Weisheit wir die Gründung des Deutschen Reichs verdanken lleb- haftes Bravo) diese Partet war es, die jene nationale Bewegung mit Hohn und Spott überschüttete (hört, hört!), getreu dem Grundsatz ihres Führers, daß Vaterland in unserem Sinne ein kulturwidriger, reaktionäter Begriff sei. (Bewegung.) Ich beschränke mich auf dieses Zitat; es genügt, um zu zeigen, welcher Geist jenen Angriffen zu Grunde liegt. Das alles hat tief verletzt, und sehr oft ist an mich die Frage gerichtet worden: wie lange soll das noch geduldet werden? Die Herren Sozialdemo⸗ kraten dürfen nicht vergessen, daß Grundsätze, wie sie in dem System des Kollektivismus, Kommunismus und anderen ähnlichen Systemen zu Tage treten, bei dem ruhigen Bürger nicht den Eindruck der wissenschaftlichen Erörterung machen. Der friedliche Bürger sieht darin kulturfeindliche, vaterlandswidrige, vaterlandslose Bestrebungen; es sind nicht Wenige, die in dem Zukunftsstaat der Sozialdemokraten nicht einen Rechtsstaat, sondern einen Raubstaat erblicken. Daß hierbei das Gefühl der Sicherheit vermindert wird, ist natürlich, und daß man infelge dessen sich bei der Staatsgewalt nach Schutz umsieht, ebenfalls. Wenn wir seit diesem Sommer die Zügel etwas straffer angezogen baben, so sind wir den Gefühlen aller Wohlgesinnten im Deutschen Reiche gerecht geworden. (Bravo! rechts.)

Abg. Enneccerus (ul.). In der großen Unruhe des Hauses gingen die ersten Worte des Redners verloren. Er schien sich gegen die Ausführungen des Fürsten Hohenlohe zu wenden und zu bemerken, daß die Maßregeln gegen die sozialdemokratischen Vereine vielleicht derartige seien, daß sie Sympathien für die Sozialdemokraten erwecken. Gegen den Abg. Richter bemerkte der Redner, daß dieser das Urtheil über die drei Herren und Hospitanten, welche den Antrag Kanitz unterzeichnet haben, der Fraktion überlassen möge. Die Mebr⸗ beit der Fraktion, fährt Redner fort, ist gegen den Antrag; sie hält den- selben für sehr bedenklich und für ein sehr gefäbrliches Agitationsmittel. Das sollten auch die Herren bedenken, welche für ihn eintreten. Der Antrag soll gegen die Handelsverträge verstoßen: Wie denkt man sich das? Solche Dinge müũssen auch denen, welche noch Anhänger des Antrags Kaniß sind, die Augen öffnen über seine Unausführbarkeit. Herrn von Marschall sind wir für seine Erklärung dankbar. Wir erkennen daraus, daß die Regierung mit aller Besonnenheit und nachdrücklich der Frage näher treten wird, daß sie bei aller Festigkeit den berechtigten Interessen des Auslands nicht zu nabe treten wird. In Amerika wird der deutsche Handel vielfach be⸗ läftigt. Dem Importeur deutscher Waaren wird der Eid abverlangt, daß die Waarendeklarationen den amerikanischen Preisen wirklich ent⸗ sprechen. Das ist eine große Beläftigung. Ich bitte, die Beseitigung derselben bei den Unterbandlungen zu versuchen. Wir wünschen die Freundschaft mit Amerika aufrecht zu erhalten, namentlich aus volks- wirthschaftlichen Gründen. Den Etat sehe ich günstiger an als Herr Richter. Ich stimme nicht ein in seinen Tadel, daß mit Rücksicht auf die Steuervorlagen die Einnahmen zu gering eingeschätzt waren. Sie sind nach den allgemein gültigen Grundsätzen veranschlagt. Wenn der Reichstag eine Aenderung beschlossen hat so beruht das darauf, daß zwischen der Feststellung des Etats im Oktober und der Beschluß⸗ fassung des Reichstags eine lange Zeit verflossen ist, deren Ergebnisse der Reichetag berücksichtigen konnt. Man kann sich aber nicht ju sehr auf die Zukunft verlassen, man muß nach festen Grundsätzen ver⸗ fahren, und wenn Herr Richter etwas bessern will, dann soll er neue Normen für die Etatsaufftellung vorlegen. Aber das hat er aus Höf⸗ lichkeit verschweige ich, aus welchem Grunde bis jetzt immer unter⸗ lassen. Die Anleihe hat sich sehr vermindert, aber gegenüber der stetigen Steigerung der Schulden müfsen wir organische Einrich⸗ tungen treffen. Dafür ift meiner Meinung nach gerade jetzt der richtige Moment. Rechnet man die Aversen ab, so bleibt zwischen Matrikularbeiträgen und Ueberweisungen eine Spannung von 126 Millionen; wir befinden uns also jetzt in einem Moment, wo der Etat ziemlich balanciert. Gerade in diesem Augenblick müssen wir mit der Reichs⸗Finanzreform vorgehen. Das ist allerdings im vorigen Jahre gescheitert, aber nicht weil eine entschiedene Mehrheit gegenüber den Brundsätzen vorhanden gewesen wäre, sie ist eigentlich garnicht zur Verhandlung gekommen. Verschiedene Parteien wollten von der Finanzreform nichts wissen wegen ihrer Verbindung mit der Tabachteuer. Wird die Reform allein vorgelegt, so wird sie eine bessere Beurtheilung finden. Ich trete für die Reform ein, nicht bloß wegen der Einzelstaaten, sondern auch im Interesse der Steuerzahler.

Reichs Schatz

Der Automat ist nur ein Gespenst; es dahinter, als daß das Reich auf sich selber angewiesen werden soll. Herr Fritzen will einen Theil der bei der Konvertierung ersparten Zinsen zur Schuldentilgung verwenden; er findet darin keinen Wider⸗ ruch gegen die Franckenstein'sche Klausel. Das ist richtig. Diese rage muß in der Budgetkommission gründlich erwogen werden. Im tat ist 1 Million Mark Ueberschuß aus dem Münzwesen ein estellt. Ich möchte dabei die Regierung fragen wegen der Be⸗

bungen auf Aenderung unserer Währung. Der Reichstag hat! die Regierung aufgefordert, eine Münzkonferenz einzuberufen. Die Gründe für die Annahme dieses Antrags waren verschieden. Einige wollten dadurch die Doppelwäbtung fördern, andere wollten aber nur eine Tlärung schaffen. Ich möchte fragen, welche Antworten auf die Anfrage der deutschen Regierung von den verbündeten und von den auswärtigen Regierungen eingegangen sind. Ich stelle die Frage nur zur Aufflärung; die Mehrzahl meiner Freunde will an mnserer Währung nichts ändern. Die CFinnahmen des Kaiser Wilbelm-= Kanals decken nicht vollstäöndig die Ausgaben. Das muß untersucht werden in der Kommission, weil leitende Handelskreise die Meinung haben, daß die niedrigen Einnahmen veranlaßt sind durch die hoben Tarife und die falsche Anordnung derselben. Ich hoffe, daß die Re⸗ gierung bereit sein wird, die Materialien dazu zur Verfügung zu stellen.

Die Ausgaben des Reichs für die Invalidenversicherung steigen; es steigen aber auch die Kapitalansammlungen den Invaliden versicherungsanstalten, und da die Jnvalidenrenten schneller erlöschen, als man angenommen hat, so werden Al frei, die man anderweitig ver⸗ wenden könnte, zur Verminderung der Beiträge oder jzur Gewã

von Theilrenten oder vorübergehenden Renten an bedürftige bezw. vor- übergehend erwerbsunfähige Versonen. Ich würde auch die Wittwen⸗ und Waisenversicherung empfehlen, die freilich nur durch Aenderung des Gesetzes eingeführt werden kann. Wir wollen die gesunde Fort- entwickelung der Arbeiterversicherung; aber deswegen verlangen wir eine Vereinfachung der Organisation, denn die Klagen sind hauptsäch lich auf die Belästigungen zurückzuführen, nicht auf die Verf g selbst. Es sind schon Erwägungen darüber im Gange; ich bitte den Herrn Staats sekretãr, das Material darüber baldigst zu veröffentlichen. Die öffentliche Kritik würde, wie es sich beim Bürgerlichen 38 gezeigt hat, sehr zur Förderung des Werkes beitragen. Im Militär- Etat ist eine technische Inspektion nen wvorgeseben für die artilleristischen Institute und für die Fürsorge für die Arbeiter dieser Institute. Diesem Versuche gehört unsere volle Sympathie; ich möchte den Kriegs ˖Minister bitten, sich nicht irre machen ju lassen in diesem Versuche durch das überall ver⸗ urtheilte Gebahren der Sozialdemokratie bei der Feier der vor 25 Jahren erfochtenen Siege. Ueber den Stand der Militär⸗Straf⸗ prozeßordnung können die Erklärungen wohl nur in der Budget- kommission gegeben werden. Der Indiensthaltungẽplan der Marine wird einer genauen Prüfung unterzogen werden mässen. In Süd⸗ Amerika, wo große Interessen zu vertreten sind, ebenso in Oft ⸗Asien ift das Deutsche Reich nicht genügend vertreten, weil es keine geeigneten Kreuzer hat. Nächst England kann das Deutsche Reich am aller⸗ wenigsten einer präsentationsfähigen Flotte entbehren. An unserer Küste liegen die großen Handelsftädte, unser Handel ist nach dem englischen der ausgebreitetfte. Herr Richter meint, wir sollten gute Waaren liefern; aber damit i es allein nicht gethan, das bestãtigen alle Sachverftãndigen. Vorbebaltlich der Einzelprufungen, können wir die Forderungen für die Marine nicht für zu ᷣ3 halten. Die Ueberschüsse des Post Etats sind in erfreulicher Weise geftiegen. Das legt uns die Frage nahe, ob nicht für die Unter- eamten dieser Verwaltung etwas geschehen kann. Erfreulich ist es, daß eine geringe Aufbesserung der Minimalgehälter stattgefunden hat. Der Reichs ⸗Fustiz Stat enthält einige Posten, die sich auf das bürger⸗ liche Gesetzbuch beziehen. In der Freisinnigen Zeitung“ ist ein Angriff gegen das Gesetzbuch daraus hergeleitet worden, daß das Vereinsrecht darin nicht geregelt ist. Wir wollen nicht, daß diese Materie mit diesem Gesetzbuch verquickt wird. Die meiften Juristen haben sich für die Annahme des Bürgerlichen Gesetz - buches erklärt. Die große Bedeutung dieses Gesetzbuches ift für den Einzelnen kaum zu übersehen. Jeder, der einen einzelnen Punkt des Gesetzbuches bekämpfen will, sollte daran denken, daß dadurch das große nationale Werk geschädigt werden kann. Die Zuständigkeit des Reichs ist obnebin nicht sebr ausgedebnt. Die Frage der Kunst und Wissenschaft gehört den Einzelftaaten; am so nothwendiger ist es, daß das Reich wenigstens die äußere Rechtseinbeit herbeiführt. Der Bundesrath hat das Bürgerliche Gesetzbuch woblwollend aufgenommen. Der Reichstag sollte sich vom Bundesrathe nicht an Patriotismus übertreffen lassen. Deshalb richte ich die Bitte an alle Juriften, das Bürgerliche Gesetzbuch nicht, wie wir wünschen würden, en bloc anjunehmen, sondern nur bezüglich der Abänderung vorschlãge sich ãußerfter Entbaltsamkeit zu befleißigen. Ich schließe mit der Hoffnung, daß der Reichstag das sein möge, was er sein soll und als was er ror 25 Jahren begründet wurde: die Grundlage der Einheit des Reichs. Das würde die befte Feier des 25 jährigen Bestehens des Reiches sein.

Staatssekretãr des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:

Obwohl ich weiß, daß dem hohen Hause bereits ein Vertagungs⸗ antrag vorliegt, so möchte ich doch in der Absicht, Ihre Aufmerksamkeit nur noch auf einige Minuten in Anspruch zu nehmen, mir die Bitte gestatten, daß Sie mich hören wollen über zwei von dem Herrn Vor⸗ redner berührte Punkte, die meinem Ressort angehören, und die in der öffentlichen Meinung augenblicklich im Vordergrund der Er⸗ örterung stehen. Der eine Punkt bezieht sich auf die Revision unserer Arbeiterversicherungẽegesetze, der zweite Punkt auf den Tarif für den Kaiser Wilhelms⸗Kanal.

Was die Arbeiterversicherung anlangt, so haben wir in der Meinung,

5 es sich empfehle, die Korrektur unserer Gesetzgebung in derselben

sind, zunächst, wie Sie alle wissen, die Revision des Krankenkassen⸗ esetzes vollzogen. Sie ist beendigt, das Resultat ift in dem Gejetz m 10. April 1892 niedergelegt, und diese Novelle bewährt sich, so⸗ weit meine Beobachtungen reichen, ausgezeichnet. Der zweite Theil unserer Versicherungsgesetzgebung, die Unfallversicherung, ist ebenfalls der Revision unterzogen, und bereits im vergangenen Jahre sind dem Bundesrath Entwürfe bezüglich der Korrektur der geltenden Unfall versicherungsgesetzgebung und ihrer Ausdehnung auf noch nicht davon berührte Betriebe vorgelegt worden. Diese Entwürfe sind ver⸗ öffentlicht, die Kritik bat sich ihrer bemächtigt, und wenn ich die Stim⸗ mung in den interessiecten Kreisen richtig beurtheile, fo muß ich an—⸗ nehmen, daß an diesen Entwürfen doch manches auszusetzen ist, was dazu auffordert, eine Nachrevision vorzunehmen, der sich ja demnächft der Bundesrath unterziehen wird. Wir sind nun, weil vorzugsweise über die Invaliditãts. und Alterz⸗ versicherung Klagen erhoben werden, dazu übergegangen, auch noch vor Beendigung der Revision der Unfallversicherungs⸗Gesetzgebung die Korrekt: r Invaliditãäts, und Altersversicherungs. Gesetzgebung in Es liegt ein Entwurf vor, der darauf abzielt,

den Ausbau des Gesetzes, über das

Marken system, üb die Drganisation, über das Ver⸗ fahren gerecht zu werden. Dieser Entwurf sollte nach der Meinung des Reichsamts des Innern zunächst einer Vorberathung von Verwaltungsbeamten, die mit der Versicherung zu thun haben, und von Sachverstãndigen aus dem Kreise der Arbeitgeber unterzogen werden (Zuruf links) die Arbeiter werden erentuell auch noch gehört werden. Es ist keineswegs die Absicht, sie mit ihrem Urtheil auszuschließen, man hat nur zunächst in verwaltungẽtech⸗ nischer und versicherungstechnischer Beziehung eine Vorprüfung des Entwurfs vornehmen wollen. Als die Konferenz, die zu diesem

Zweck berufen war, zusammentreten sollte, erhob sich in der Preffe,

und zwar in der Presse verschiedener Parteien, der Ruf, man möge doch gleichzeitig die Frage untersuchen, ob nicht durch eine organische Revision unserer gesammten Arbeiterversicherungs.· Gesetzgebung eine Ver⸗ einfachung hergestellt werden könne, die dazu führe, die Erfüllung der gesetzlichen Pflichten und die Ausübung der gesetzlichen Rechte für die Interessenten, sowohl für die Arbeitgeber wie für die Arbeitnehmer, zu erleichtern.

Ein Hauptbeschwerdepunkt besteht für die betheiligten Kreise darin, daß bei der Vielgestaltigkeit der Versicherungsgesetzgebung der Verkehr der Interessenten mit denjenigen Stellen, mit denen sie zu Zwecken der Durchführung der Versicherung verkehren müssen, zu un⸗ bequem sei. Der Gedanke einer Vereinfachung der Organisation, einer Zusammenlegung der drei Zweige der Arbeiterversicherung,

dem ja auch heute der Herr Vorredner Ausdruck gegeben hat, ist schon frũber vielfach in der einschläglichen Literatur erörtert worden. Eg schien uns, ungeachtet des naheliegenden Einwandes, daß es vielleicht noch ju frͤh sei, jener Idee eine Folge zu geben, doch zweckmäßig, eine Aussprache über den Plan einer Zusammen⸗ legung eintreten ju lassen, namentlich deswegen, weil daran die Hoffnung geknüpft werden durfte, daß auch die Theilnehmer an der Besprechung selber durch die gegenseitige Aussprache ihre Wöänsche und ihre Anschauungen würden korrigieren können. In der Konferenz sind, wie dies auch bereits durch Mit⸗ theilung im Reichs Anzeiger bekannt geworden ist, ver. schiedene Vorschlãge nach der Richtung einer Vereinfachung und Zusammenwerfung der Arbeiterversicherungs⸗Gesetzgebung vorgebracht, ich kann aber nicht behaupten und die Mitglieder dieses hohen Hauses die der Konferenz angehört haben, werden mich nicht einer Unwahrheit zeihen daß irgend einer dieser Vorschläge den unge⸗ theilten oder auch nur überwiegenden Beifall der Mit- glieder der Konferenz; gefunden hätte. Und, meine Herren, es ist dies auch ganz natürlich; die Wünsche auf eine solche Vereinfachung, auf eine Zufammenlegung der verschiedenen Ver⸗ sicherungszweige lassen sich außerordentlich leicht aussprechen; je tiefer man aber in die Materie einsteigt, je mehr man sich damit be⸗ schäftigt, um so mehr erkennt man die erheblichen Schwierigkeiten, die der Durchführung entgegenstehen. Und wenn uns Vorschläge ge⸗ macht sind, die äußerlich so aussehen, als ob sie eine Verbesserung des gegenwãrtigen Zustands berbeizuführen im stande wären, so ift bei ihrer Prüfung doch vielfach der Zweifel auf⸗ getaucht, ob ihre Durchführung wirklich von der Wirkung begleitet sein werde, daß sich das Versicherungsgeschäft für die Arbeit⸗ geber, Arbeitnehmer, Versicherungsanstalten und sonst Betheiligten leichter und bequemer abwickeln würde. Eine solche Gewähr ist zu⸗ nãchst in diesen Vorschlägen, wie sie liegen, nicht enthalten. Ich habe aber doch geglaubt, diese Vorschläge nicht ad acta legen zu dürfen. Im Gegentheil, ich bin gesonnen, die Frage weiter zu erörtern und nach Mitteln und Wegen ju suchen, wie dem an sich durchaus be⸗ rechtigten Gedanken einer Vereinfachung unserer Versicherungs⸗ gesetzgebung näher getreten werden kann. Zu diesem Zwecke habe ich gegenwärtig dem Königlich preußischen Staats- Ministerium ein Votum vorgelegt, es wird deshalb die Berathung diefer Frage zunächft im Staats⸗Ministerium erfolgen. Sollte man z. Z. keinen Weg finden, der die Gewähr der Herstellung eines besseren Zuftandes durch eine Vereinigung der Versicherungszweige giebt, der also eine wesentliche Vereinfachung der Organisation berbeiführt, so darf ich doch das versprechen, daß wir dann auf dem einmal einge⸗ schlagenen Wege fortfahren werden, und daß wir in einer Novelle zu dem Invaliditãtẽ⸗ und Alters versicherungsgesetz eine ganze Reihe von Vorschlägen machen werden, welche dazu geeignet sind, das Gesetz, wie ich hoffe, auch der Bevölkerung erheblich schmackhafter zu machen, als dies jetzt der Fall ist.

Meine Herren, was den Kaiser Wilhelm Kanal anlangt, so ist ja die Thatsache nicht zu bestreiten, daß die Einnahmen des Kanals hinter unseren bei Aufftellung des geltenden Etats gehegten Erwartungen zurückgeblieben sind. Es haben freilich seit der Eröffnung bis zum Monat November die Einnahmen eine steigende Tendenz gezeigt. Im Monat November ist nach den mir beute vorgelegten Zusammen⸗ stellungen eine kleine Abminderung gegenüber den Einnahmen des Oktober zu verzeichnen. Mich überrascht diese Erscheinung keineswegs. Es ist außerordentlich schwer, auch auf diesem für uns voll⸗ ständig neuen Gebiet von vornherein das Richtige zu treffen, und der Reichstag selbst hat ja auch diese Schwierigkeit dadurch anerkannt, daß er der Absicht, die er in dem Gesetz über den Bau des Nord⸗Osftsee⸗Kyanals dabin niedergelegt hat, auch bei der Festftellung des Tarifs mitzuwirken, für das erste Jahr keinen Aus—= druck gegeben hat, daß er vielmehr dem Bundesrath für das erfste Jahr die volle Freiheit über die Festsetzung des Tarifs gelassen hat. Der Tarif ist nun unter voller Benutzung des vorhandenen Materials was ja freilich nicht aus Erfabrungen im eigenen Lande genommen werden konnte, das aber aus Erfahrungen gewonnen wurde, die bei Be⸗ nutzung fremder Kanäle gemacht worden sind aufgestellt worden. Man hat die sachverftändigen Personen, deren man habhaft werden konnte, über den Tarif gehört, und hat ihn im Bundesrath erst festgestellt, nachdem man sich davon überzeugt hatte, daß. wenn die Rechnungen, die diesem Tarif zu Grunde liegen, richtig sind, aus dem⸗ selben für diejenigen Rheder, welche durch ihre Schiffe den Kanal benutzen lassen, ein wesentlicher Vortheil gegenüber der Umfahrt um Skagen erwächst. Daß der Kanal bisher nicht in dem erwünschten Maße frequentiert wird, hängt, wie ich glaube, einmal damit zu⸗ sammen, daß ein jedes neue Unternehmen erst in die Gunst des be⸗ theiligten Publikums sich hineinleben muß.

Man kann nicht erwarten, daß vom ersten Tage an jeder die neue Fahrstraße benutzt, der die alte gewohnt ist. Es liegt auch daran, daß vielleicht nicht alle Einrichtungen am Kanal so vollfstãndig und so gut von vornherein funktioniert haben, wie das zu wünschen ist. Aber auch dies ist erklärlich, denn ein solcher Kanal hat, wie ahnliche Unternehmungen, seine Kinderkrankheiten durchjumachen, und von einem vollstãndig neuen und wenig geschulten Personal kann man keine untadelhaften Leistungen von vꝛrnherein verlangen.

Der dritte Grund aber und diesen halte ich für den Haupt⸗ grund ist folgender: Die Rbeder, welche es sonst in ihrem Inter⸗ esse erachten würden, den Kanal zu benutzen, sagen sich gegenüber der Vorschrift des Gesetzes über den Bau des Kanals, wonach der Reichs tag den Tarif nach Ablauf eines Jahres festftellen soll: wenn jetzt der Verkehr auf dem Kanal flott geht, dann dürfen wir auf eine Herabsetzung des Tarifs auf keinen Fall rechnen, deshalb wollen wir lieber im ersten Jahre uns der Benutzung des Kanals noch möglichst enthalten. (Sehr wahr! rechts Heiterkeit. Ob die Vorschrift in dem Gesetz, welche dem Reichstag die Feststellung des Tarifs vorbebãlt, gerade eine sebr praktische gewesen ist, möchte ich bei aller Bescheidenheit gegenüber dem Gesetzgeber bezweifeln. Ich bin der Mei- nung, der Tarif einer solchen Fahrstraße, wie es der Kanal ist, muß sich nach den Konjunkturen, nach den Frequenzwverhältnissen modulieren lassen, man muß unter gegebenen Umständen die Möglichkeit haben, in Bezug auf die Erhebung der Gebühr Aenderungen vorzunehmen.

Das sind aber alles Fragen, die uns demnächst beschäftigen werden, wenn wir an das Gesetz herangehen, welches die Verwaltung Ihnen ja vorzulegen auf Grund der früheren gesetzlichen Bestimmung verpflichtet ist. Ich will aber nicht mit der Ansicht zurückhalten, daß

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es meines Ermessens richtiger wäre, wenn man auch in dieser Be⸗ zjiebung, meinetwegen unter Theilnahme einer Kommission des Reichs. tags oder unter Festsetzung irgend einer anderen konstitutionellen Garantie der Verwaltung demnãchst einen etwas freieren Spielraum ließe, als er gegeben sein würde, wenn man den Tarif durch Gesetz festlegt.

Nun, meine Herren, babe ich diese Punkte beleuchtet, und ich boffe, den Herrn Vorredner zufriedengeftellt, wenigstens ihm die Ueberzeugung gewährt zu haben, daß in beiden Beziehungen nichts versãäumt worden ist bejw. nichts versäumt werden wird.

Nun möchte ich aber noch eine Bemerkung zu den Ausfũhrungen des Herrn Abg. Richter machen, der gesprochen hat von einer Ver⸗ bökerung amtlicher Schriftstũcke, und der dabei gesagt hat, daß diese Verhökerung ju Zwecken des Nebenverdienstes von Beamten betrieben werde. Meine Herren, die Regierung ift ebenso ent- rüstet, wie irgend jemand anders es in diesem Saal sein kann, darüber, daß amtliche Schriftstũcke, die nicht zur Veröffentlichung durch die Presse bestimmt sind, ohne Genehmigung der betreffenden Ressort. stelle in die Presse übergeben und es ift ganz unzweifelbaft, daß ein solches Verfabren nur möglich ist, entweder unter Verletzung einer Amtspflicht von seiten eines Beamten oder unter Verletzung der Diskretien, die denen, welchen diese Schriftstũcke zugeben, obliegt. Es ist seitens der Regierung alles geschehen und wird auch ferner geschehen, um diesem Unfug, der ein sehr grober ist, zu steuern; aber dazu wird es wesentlich beitragen, wenn der Herr Abg. Richter die Güte haben wollte er braucht es hier nicht öffentlich im Reichstag zu thun aber mir privatim die Spuren zu zeigen, auf die seine Worte hinweisen. Geiterkeit links) Solange diese Spuren von ihm nicht angegeben sind, muß ich die Bezichtigung, daß ein Kaiserlicher oder Königlicher Beamter aus der Verhökerung von amtlichen Schriftstäcken sich einen Nebenverdienst schafft, als unberechtigt zurückweisen. (Brabo rechts und aus der Mitte.)

Darauf wurde um 5 Uhr die weitere Berathung auf Mittwoch 12 Uhr vertagt.

Stati stik und Volkswirthschaft.

Bewegung der Bevölkerung des Deutschen Reichs im Jahre 1894.

6 1, . Amt zusammengestellten Nach⸗ weise ü ie Bewegung der Berölkerung ergeben, daß im Deutsch Reich stattgefunden haben: 3 ö

im Durch⸗ auf 1000 der

ö schnitt von Bexõlkerung . 1885 94 1894 1885/94 Ebeschließungen. A408 066 3833 04 794 2892 Seburten einschließ lich 1804287 1851851 3707 3 Sterbꝛfãlles Todtgeburten 1 207 423 12419775 233560 Mebr Geburten als Sterbefãlle 696 874 602 076 13.57

Die Zahl der Eheschließungen war demnach im vergangenen Jabr absolut größer, relatid nabezu dieselbe wie im Durchschnitt der zebnjãhrigen Periode von 1885 bis 1894; bei den Geburten flellte sich die absolute Zahl höher, die relative niedriger, während die Zahl der Sterbefälle sowobl ablolut wie relati niedriger, der Geburten. überschuß höher als der Durchschnitt der zehn Vorjahre war. Unter den Geborenen waren: im Durchschnitt Prozent

R von der Geborenen 1885/94 1894 1885.94 178 298 I 6856 936 9.27 63 092 h4 9g07 3,31 3,50

Unehelich Geborene. Todtgeborene

Nach den im letzten Vierteljabrsbeft zur Statistik des Deutschen Reichs veröffentlichten Ueberfichten über Saljiproduktisn und Salijbestene rung waren innerhalb des deutschen Zollgebiets während des Etats jahres 1894/95 abgeseben don einigen Fabriken, welche Salj als Nebenprodukte gewannen = 78 Saljwerke im Betriebe, nämlich 13 Bergwerke mit Steinsalz⸗ Gewinnung und 53 Salinen (gegen 1883 94 1 Steinsalwwerk und 1 Saline mehr. An Steinsal; sind 589 309 t und an Siedesal; 521 021 t gewonnen worden, im Vergleich zu 1893/94 21 404 t Steinsalz weniger, dagegen I8 753 t Siedesalf mehr. Die Finfubr von ausländischem Sal; ist seit 1888 89, in welchem Jahre sie 28 057 t betrug, von Jahr zu Jahr etwas zurückgegangen und bezifferte sich 1854/95 auf 25 155 t, darunter 20 96563 t aus Großbritannien und 2032 * aus Portugal. Die Ausfuhr von Salz aus dem deutschen Zoll⸗ gebiet betrug 192 9858 t und ist gegen 189385 um 35 589 t zurückgegangen, und jwar hat hauptsächlich die Ausfubr nach Britisch Indien abgenommen, wohin 1893 94 82182 t, 189485 aber nur 53 269 t ausgeführt worden sind (fast ausschließlich Steinsal y. Der Gattung nach bestand die Ausfubr 1854595 aus 10 5835 Siede- ahh lwovon 10 064 t nach den deutschen Zollausschläsen, 0693 nach Schweden, S688 t nach Norwegen, 3169 t nach Großbritannien und 4947 t nach Dänemark gegangen sind) und 1526955 Stein sal; nächst Britisch Indien kommen bei der Ausfuhr dieser Sali gattung haupt ãchlich DefterreichAngarn, die Niederlande und Bel en in Betracht). Innerhalb des Jollgebiets bat der Verbrauch an Sxeise⸗ salz 1894/95 betragen 398779 t oder 7,7 kg auf den Kopf der Be— völkerung, und sind zu anderen als Speisezwecten abgabefrei abgelassen werden 537548 t Sal; oder 10.4 Eg auf den Korf der Berölkerung. Von der letzteren Menge sind verwendet worden 110 135 * zur Viek. fütterung, 3402 t zum Düngen, 317120 t zur Bereitung von Soda und Glaubersalz 44 167 t in anderen chemischen Fabriken und zur

ellung von Farben, 20 365 t in der Lederindustrie, 18 551 t in der Metallwaareninduftrie und 759 t zur Herstellung von Seifen und Kerzen.

. Zur Arbeiterbewegung.

Sier in Berlin wird, wie die Berliner Volka⸗-Ztg. berichtet, . , . , I . nächfte Frühjahr auch von den

ontenren, jowie Metallarbeitern der elektrotechnische Branche gerlant. ö . In Glagggw trat gestern, wie W. T. B. meldet, die Kon— Eren; der Schiffs bauer Arbeitgeber und Arbeiter vom Clyde und aus Belfast unter dem Vorsttz des Lord James zufammen. Etwa 30 Delegirte waren anwesend. Ein entscheidender Beschluß irn, ed noch nicht gefaßt. Die Berathung sollte beute fortgesetgzt

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Wasbingt en, 10. Dejember. (W. T. B. Der Ackerbau— de richt für den Monat Dee m ber giebt den Durchschnittspreis ab arm fũr Baum wolle auf 59 Cents per Pfund an; die gesammte Strnte beträgt 6 373 09. Ballen; die Quantität ist gering, aber die Dralttũt außergewöhnlich gur. Die Preise für die anderen Früchte ctragen für Weizen 53 2, Mais 267. Roggen 37, Hafer 20 5, ite 32344 Cents per Bushel. Der Durchschnittestand des Winter weizens ift 81,4 geschätzt; die besate Fläche beträgt 104 6 0/0 derjenigen des Vorjahres. .

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungẽõ⸗ Maßregeln.

Sterblichkeits⸗ und Ggesundheitsverhbältnisse während des Monats Dktober 1895.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundbeitsamts sind wãhrend des Monats Oktober er. von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 165, in Breslau 23 2. in Altong 16,4 in Frankfurt a. M. 181, in Hannover 179, in Caffe 127, in Köln 47, in . in Magdeburg 176, in Stettin ö in Bies baden 169, in Mũnchen 2M, in Nürnberg 18,5, in Augsburg 23 5. in Dresden 182, in Leipzig 1957, in Stuttgart 165, in Karlsruhe 168, in Braunschweig 17.5 in Hamburg 157, in Straß; burg 204, in Meg 184, in Amsterdam 155, in Briüffel 21. in Budarest 21,8, in Christiania 13.3, in Dublin 24 7, in Cdinburg s, in Glasgow 15, in Fexenkagen is?, in Krakau 5,9, in Liverpool 29,9, in London 179, in Sdon 184, in Moskau 25,65, in Ode ssa Wb, in Paris 185, in St. Petersburg 23 4, in Prag 251, in Rem (September) 183, in Stockholm 175, n Triest 27 4. in Turin Stember) 15 8. in Venedig 174, in Warschau 265, in Wien 193, in Nem Jork 15,9. (Für die nichtdeutfche Starte ist der Jeitraun von 5 Wochen, vom 29. September bis 2. November, zusammengefaßt worden. Der Geslundheit? stand im Monat Oktober gestaltete sich in der überwiegenden Mebrzabl der deutschen sowohl wie der nichtdeut⸗ schen Orte noch erbeblich günsti ger als im Vormonat. und auch die Sterblichkeit war fast allgemein eine niedrigere als im Seytember Die Zahl der deutschen Orte mit fehr geringer Ster? lich keit (Sterblichkeit siffer unter 15 0 vro Mille) war gesteigert; sie ftieg von S im Vormonat auf 27. und zwar erfreuten c die Orte Barmen, Celle Elberfeld, Grünberg, Hagen, Gaffel, Küstrin Neiffe, Neumünster, Potsdam, Remscheid, Si. Johann, Stegen. Solingen Trier. Bilbelmshasen, Bayreuth, Glauchau, Gmüänd, Heilbronn, Lin

igsburg, Ulm, Offenbach. Roftock. Weimar, nübe Hamburg und von nicht deutschen Städten Christiania, Stodkholm einer ol niedrigen Sterblichkeit Dagegen ging die Zabf der deutschen Orte mit bober Sterblichkeit Sterblichkeit ier aber 359 pro Mille) von 6 im September auf 5 herab, und jwar zeigten Bocholt, Herne. Rixdorf, Ueckendorf und Zaborze eine solch kehe Sterblichkeit. Das Sterblichkeitsmarimum, das im September 479 betrug, erreichte im Oktober Bocholt mit 5I,5 vro Mill', wo infolge eine? Grubenunglũckẽ 22 Personen verunglückten. Die Zapf der deutschen Orte mit günstiger Sterblichkeit Sterblichkeitẽ-· ziffer jwischen 15.0 und 29.5 pro Mille) sieg von 55 im Ser⸗ tember auf 103, und erwähnen wir aus der großen Zahl derselben hier nur Aachen, Altona. Berlin mit den Vor?rte Schõne⸗ berg und Weißensee, Bielefeld. Bochum, Bran den urg Bromberg Charlottenburg., Dortmund, Düffeldorf, Duisburg, Erfurt, Frank furt a. M., Halle, Hannover, Infterburg, Koblenz, Krefeld, Maade= burg. Minden, Osnabrück, Thorn. Wiesbaden, Amberg. Bamberg Furth, Kaiserslautern, Nürnberg. Paffau, Bauten, Chemnitz Grim mitschau, Dresden. Leipzig. Reichenbach, Zwickau, CGannstart, Reut. lingen, Stuttgart, Karlsruhe, Konftanz. Mannheim, Gießen, Darmstadt, Main; 3, Gästrow,. Schwerin i. M. Bismar,. Apolda. Kis t Braun schweiz. Altenburg Gotha, Dessau. Grein, Bremen, Met und ven nicht eutfschen Städten Amsterdam. Edinburg, Glasgow, Kodenkagen, London, Thon, Paris Venedig, Wien, New. Jork. Auch die Zabl der deutichen Srt? mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeits iffer bis 23 5 pro Mille) war etwa? größer als im Sevtember. 55 gegen 54, und nennen wir aus der Zahl derselben bier nur Beuthen D. S., Danzig, Elbing Flensburg., Frankfurt a. O., Gleiwis, Görsttz, Greifz wald, Kiel. Keot bus Kreuznach, Liegnig, Memel. Münster, Nordhaufen, Pader.· born, Srandau, Stendal, Stettin, Hof, Rempten, PVirmasens, Regens burg. Speder, Anngberg, Döbeln, Löbtau, Meerane, Plauen, Eplingen Pforzheim Bernburg, Sera. Colmar und Straßburg i. F. und von nichtdeutschen Städten Brüffel, Budapest. Ddeffa. -Die Theil. nabme des Säuglingsalters an der Gefamm tfferksichkeit wareine allgemein geringere als im September? von je 10600 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Dresden 46, in Berlin 30, in Stutt— gart 58, in Hamburg 62, in München 135 Säuglinge. Diese Ab— nahme beruhte guf dem fast allgemein selteneren Vorkommen don akuten Darmkrankheiten mit tödtlichen Ausgängen, die in fast allen größeren Orten des In und Auslands (Berlin. Breslau, Danzig. Düsse dorf. Elberfeld, Frankfurt a. M. Hann oder, Kies, Köln. Font berg, Magdeburg, Stettin, Augsburg, Mänchen, Närnberg. Dresden, Tipiig. Stuttgart, Mannbeim, Braunschweig, Bremen. Hamburg, Straßburg, Budapest, Kopen bagen. Liverpool, ondon, yon, Moskan Paris, St. Petersburg, Prag, Stockbolm, Wien, New. Jork u 2 weniger, und nur in wenigen Drten (Mülbausen i. E,. Amfterdam,

t i. Brüssel, Glasgow) mehr Opfe rderten, als im September. estorbenen befanden sich fast

0 Die an diesen Krankbeitsformen G ausschließlich im Alter von noch nicht 2 Jahren. Dagegen stiegdie Sterblichkeit in den höheren Astersklaffen* etwas durch zahlreichere Sterbefälle an akuten Entzündungen der Athmung s⸗ organe, deren Zabl in Berlin, Barmen, Breslau, Braun schwẽig, Dortmund, Dresden, Frankfurt 4. M., Köln. Königsberg. München, Amsterdam, Brüssel, Budavest, Kopenbagen, London, yen, Moskau, Odessa, Paris, St. Petersburg, Prag, Rom (September, Stockkolm Triest. Warschau. Wien, New Jork u. a. größer war als im Vor! monat. Auch Erkrankungen und Sterbefälle an Grippe kamen etwas mehr zur Mittheilung; doch blieb die Zabl der Todesfalle meint dereinzelt, nur aus Frankfurt a. D., Badavest und Stockbolm wurden je 2. aus Braunschweig 3, aus Hamburg und Berlin je 5, aus Meskau 9, aus London 29 Sterbefälle an Grippe berichtet. Die Zabl der Todesfälle an Sungen schwindfucht war gleichfallz etwas größer als im Sertember. Unter den Infektionskrankheiten blieb Vorkommen der Cholera in Guropa ein nktes. alizien betrug die era in der Zeit vom Oktob Todesfälle 130. Sie be⸗ trafen die Bezirke Tarncpvol, Trembowla, Czortkom, Kamionka strumi= lowa, Soal, Prjempsl, Husiatyn und Borsjcjow. In der Stadt Tarnopol kamen in der beregten Zeit 14 Eckrankungen mit 10 Todes. fällen zur Anzeige. In Rußland berrschte die Seuche in den Gouvernements Wolhynien. Podolien und Kiew. Im Küstengebiet Sibirien) kamen Ende September eine nicht große Zahl von holera. fällen zur Beobachtung. In der Tür kei jeigte fich die Swidemie in den Vilajets Adalia. Diarbeklir, Hudavendkiar und Solms Syrien) Anfang Oktober in wenigen Fällen. In Konftantinorei kamen in den Stadtrierteln Balat und Salata bis Mitte Oktober vereinzelte Fälle zur Kenntniß. In Egvpten zeigte sich die Eridemie in der iweiten Oktoberhälfte in Damiette in größerer Ausdehnung, sowie in den Ortschaften Manzaleh, Malurich, GSheit el. Naffar, el. Naffaimia, Bonsrate, el. Turdi, Agirah, Ahmadieh, Manfurah und Ezibet el⸗ Borg. In Marokko forderte die Seuche in Tanger und Tetuan zahlreiche Opfer; doch sind seit dem 29. Oftober in Tar ger keine weiteren Erkrankungen zur Meldung gekommen. Ja Kaltutta er— lagen in der Zeit vom 1. September bis 2. Oktober 95 Perfonen der Cholera. In Singapore (Straits. Settlement? war die Epidemie seit Anfang Seytember erloschen; in Hawai (Honolulu) seit Ende Sxtember. Das Gelbfieber herrschte im September in Dara na, Santjago, Cienfuegos, Vera Cruz, Sagua la Grande, la Paz (Mexiko), Rio de Janeiro; um Mitte Oktober war die Exidemie in Cienfuegos, Santjago, Habana, Sagua la Grande noch nicht erloschen. Von den anderen Infektions krankheiten kamen Sterbe⸗ fälle an Scharlach, Diphtherie, Keuchhusten und Unter leibstyphus mehr, an Masern und Pocken weniger jur Bericht⸗ erstattung. So waren Sterbefälle an Masern in Berlin, Mänchen, Budapest, Liverpool, London, New. Jork, St. Petersburg, Wien ver mehrt, in Altendorf. Malstatt⸗ Burbach, Parls, Rom vermindert. Erkrankungen an Masern haäͤben in Berlin, Budapest, Wien ab⸗ genommen, während sie sich in den Regierungsbezirken Arnsberg und

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Trier noch häufiger zeigten. Todesfälle an Scharlach waren in

Berlin, Breslau, Hörde, Dres den, Hamburg, Posen, Budapest, Glasgow. Lxixerpool, London, Mogkau. Odessa. St. Petersburg. Warschau, Wien gesteigert, dagegen in Königsberg, Leipzig vermindert. Erkrankungen kamen aus Berlin, Haren Edinburg, London, Paris, St. Peters. burg. Wien und aus dem Regierungeberirt ĩ jur Anzeige. -Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin. Bocholt, Essen. Halle, Insterburg, Köln, Königsberg, Magdeburg. Spandau. Stettin. Chemnig, Leipzig, Mannheim, Dessau, Budapest. London, Lyon, Moskau, Odessg, Paris, St. Peterz-= burg, Triest, Warschau. Wien, New-⸗JYJork gefleigert, dagegen in Brandenburg, Breslau, München, Krakau, Prag vermindert und blieb in Dresden, Hamburg, Amsterdam nahezu die gleich große wie im Sextember. Gekrankungen kamen in den meisten der genannten Städte sowie aus dem Regierungsbezirk Düseldorf in großer Zabl zur Mel⸗ dung. Sterbefälle an Unterleibstyphus waren in Essen, Köln, Budapest, Dublin, Kopenhagen, Krakau, Liverpool, London, Lyon, Odessa. Paris, St. Petersburg, Rom (Sep- tember Warschau, New⸗Jork häufiger, in Berlin, Moskau, Paas seltener. An Flecktyd bus kamen aus Paris und St. Peters⸗ urg je 1, aus Krakau und London je 2 Todesfälle, aus St. Peters burg 1, aus den Regierungsbezirken Düsseldorf und Posen je 3, aus dem Regierungsbezirk Marienwerder 5 Erkrankungen zur Anjeige. An Genickstarre wurden aus Prag 1, aus New. Jock 17 Todesfälle, aus Breslau, Gffen, München, Nürnberg. Dessau. Kopenhagen und den Regierungsbezirken Düsseldorf, Erfurt, Posen vereinzelte Erkran= kungen mitgetheilt. Dem Keuch husten erlagen in Berlin, Glasgow, Liverpocl mehr, in London und Paris weniger Kinder als im Schtember. Todesfälle an Pocken wurden aus Berlin, St. Petersburg, New Jork je 1, aus Budapest und MoZkau je 2, aus Dublin und Odessa je 3, aus London und Warschau je 4 gemeldet. Erkrankungen ge⸗ langten aus München 1, aus Antwerpen 3. aus Wien 4, aus Berlin b, aus Budapeft 7, aus Paris und dem Regierungsbezirk Posen je 9, aus St. Petersburg 26, aus London 76 zur Anzeige. Ferner kamen an Tollwuth aus Moskau und St. Petersburg je 1 Todesfall, an Milzbrand aus Wien 1 Erkrankung und 1 Todesfall, an Trichi⸗ 16 aus dem Regierungsbezick Posen eine Erkrankung zur Mit⸗ theilung.

Sandel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 12 955, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 5360, nicht recht- zeitig geftellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 10. Dejember die nachbereichneten Grundstãcke zur Versteigerung: Kleine Markusstraße a., dem Schriftst⸗ller Paul Reichard gebörig; Fläche 4812; Nutzungswerth 7280 ; wit dem Gebot von 117000 6 blieb der Architekt Stegemann zu Berlin, Meist⸗ bietender. Raumerstraße 21, den Kaufleuten Karl Roefeler und Otto Roeseler gebörig; Fläche 5.85 a; Nutzungswerth 7140 ; mit dem festgesetzten geringsten Gebot von 1405 M blieb die Aktiengesellschaft für Srundbefitz und Hypotheken- verkebr zu Berlin Meistbietende. .

Wie aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, hat die gestrige außerordentliche Generalversammlung der Baggonfabrik zu Ludwigshafen die Liguidation der Gesellschaft beschlossen. Die Einnahmen der Lübeck · Büchen er Eisen bahn betrugen im November 1835 nach vorläufiger Feststellung 410 554 gegen 48 083 C im November 189, mithin weniger 17 318 66 Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis ultimo November 1895 be= trugen nach vorläufiger Feststellung 4921 071 6 gegen 4631 181 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin mebr 259 857 4

In Paris wurde gestern der Kongreß der Bimetal— listen -⸗Lig a eröffnet. Loubet bewillkommnete als Präsident die englischen und deutschen Delegirten und setzte die Ziele des Kon= gresses auseinander. Graf Mirhach wird, wie W. T. B. meldet, die Währungsftage vom deutschen Standpunkt aus beleuchten. Zu Ebren der fremden Delegirten sollte gestern Abend ein Bankett stattfin den.

Königsberg, 10. Dejember. (W. T. B. Getreidemarkt. Weizen matt, Roggen lebhaft, do. vr. 2600 Pfd. Zoll⸗ gewicht 199. Gerste ruhig, Hafer behauptet, do. loko vr. 2Wod Pfd. Zollgewicht 106.00. Weiße Erbsen vr. 2000 Pfd. Zollgewicht 1065. Spiritus pr. 1090 Liter 100 loko 31,55, do. pr. De- zember 31,60, do. vr. Frühjahr 32.20.

Danzig, 10. Dejember. (W. T. B) Getreidemarkt. Weizen loko gefragter, Umsatz 200 t. do. inland. hochbunt und weiß 14 17 do. inländ. bellbunt 140 00 do. Transit bochbunt und weiß 116 do. bellbunt 106 00, do. Termin zu freiem Verkebr pr. April Mai 146,50, do. Transit pr. April⸗Mai 112350, Regulierungsvpreis zu freiem Verkebr 144. Roggen loko fester, do. inland? 113 do. rufsischer und polnischer zum Transit 77, do. Termin pr April Mai 118.50, do. Termin Transit pr. Wril Mai

ien Verkebr 112. Gerste, große kleine (625 - 66560 Gramm) 105. Erbsen, in Sviri

N 8 Vor dem . M; gegen den Dir

Gib sone.

1 und unrichtige Sachlage zu verdunkeln. Ehrverlust und boo0 40

Breslau, 19. Dezember. (W. T. B.) Getreide und Pro2zuktenmarkt. Spiritus pr. I00 1 100 o erl. 50 M Ver= brauchsabgaben pr. Dezember 49, 90, do do. 70 6 Verbrauchs abgaben vr. Dejember 30 40, do. do. Rüböl pr. Dezember 45, 00, pr. ö in . 9

agdeburg, 10. Dezember. (W. T. B.) Zucerberi

Kornzucker erkl., von 92 0 nene 11,50 - 11.70. ae . erl. 36 Rendem. 10.890 - 1115, neue 10,95 1129. Nachvrodukte exkl. SoM Rendem. 785 8, 85. Schwächer. Brotraffinade J 23325 Brotrafsnade II. 23, . Gem. Raffinade mit Faß 23 235 335. Sem. Melis 1 mit Faß 2250-26275. Rubig. Robrucker 7. Produkt Tranf. f. a. B. Hamburg vr. Dezember 10,70 Gd. 16577 Br., vr. Januar · März 1995 Gd. 11,00 Br., pr. April 11,123 Gd., 11,15 Br., vr. Juni⸗Juli 1130 Gd, 11,35 Br. Matt. j

Leipzig, 10. Dezember. (W. T. B.) F am mju g⸗Termin« ban del, La Plata. Grundmuster B. pr. Dejember 3. 177 A, pr. Januar 3. 20 Æ. pr. Februar 3 227 , vr. Mär; 3223 *, pr. Aprii 325 6, vr. Mai 3271 6, vr, Juni 3.30 M, br. Juli 3.306 A, pr. August 3.30 . pr. September 3.325 M, pr. Okfober 3,324 , pr. November 3,323 6 Umsatz 10 000 Eg.

Börsen⸗Schlußbericht.

Bremen 10. Dezember. W. T. B.) Raffiniertes Petroleum. Offizielle Notierung der Bremer , , . Fest. Loko 707 Br. Russisches Petroleum. oko 6,50 Br. Sch ma lz. Niedriger. Wilcor 305 3, Armour shield 2 S, Gudaby 305 3, Choice Grocery 309 4, White label zor Z, Fairbanks 2653. Speck. Flau. Short clear middling lots 24 A. Extralongs 25 3. Reis ruhig. Kaffee unverändert. Baumwol le. Fest. Upland middl. loko 435 J. Wolle. 3 134 Ballen.

Ham burg, 109. Dejember. (W. T. B.) Kaffee. Nachmittags bericht; Good average Santos pr. Dejember 735, vr. März 692,

pr. Mai 67, vr. September 64. Ruhig. Zu cermarti⸗

Posen in größerer Zahl

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