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der hemischen Technologie bietet das Werk ganz Hervorragendes; wir 2Wwähnen unter den umfangreicheren Artikeln Befonders jenen von Häutzermann über Brennstoffe. Selbstverftän? lich nebmen die eigent- lich technischen Abhandlungen, entsprechend der Zabl der hierfãr vor⸗ handenen Stichworte, den größten Raum ein Den Hauptantheil an den Architekturartileln hat bis jetzt von Schubert⸗Soldern, und seine Darlegungen sind ebenso interessant wie lebrreich, auch mit vielen und guten Figuren ausgestattet. Hervorzuheben auf diesem Gebiete sind ferner die Artikel von Guz⸗ mann, Hacker. Stoeving, Tiedemann und in den neueren Heften die knapp und klar geschriebenen von Weinbrenner. Möalichste Kürze im Ausdruck hat offenbar auch der Herausgeber in den von ibm ge— zeichaeten Artikeln Bad, Bewegung des Wassers', Brunnen“ c. gefucht, die in das Bauingenieurwesen gebören. Letzteres ist sehr aut vertreten durch die umfassenden Artikel von Goering über Bahnbofs⸗ anlagen, durch verschiedene Abhandlungen von Drach und Lubberger über Fulturtechnik, von Frühling und Ischokke über Wasserbau u. A. Einen sehr guten, ausführlichen Artikel lieferte Brix über Bedürfniß— aastalten. Die Abhandlungen von Melan, Ritter und Weyrauch aus dem Gebiete des Brückenbaues und der Ingenieurmechanik sind jo wissenschaftlich gründlich, daß das Lerikon hierin andere Werke ganz entbehrlich macht. Das Maschineningenieurwesen und die mechanische Technologie erhielten bis jeßt den diesen wichtigen Zweigen gebührenden Raum; die Haupt⸗ stichworte dieser Gebiete sind aber noch nicht zur Bebandlung ge— kommen, sodaß ein Urtheil noch nicht möglich ist. Mehrere treff ⸗ liche Artikel aus der Maschinen⸗Kinematik lieferte Burmester; ebenso seien hervorgehoben die Artikel von Arndt. Boßhard (Baumwoll pinnereih, Frank, Gutermuth, Hermann (größere Artikel über Blech, Blechbearbeitung, Böͤttcherei, Bohrmaschin en), von Ibering, Kraft (größere Artikel über Buntwapier Fabrikation), Lindner, Rudeloff größere Artikel über Biegeprobe, Blegeversuch ꝛc.). Elektrotechnik haben Heim, Peukert und Fein behandelt. Die Technik der Gewerbe spielt selbstverständlich eine Hauptrolle in dem Lexikon. Landwirth⸗ schaftliche Maschinen vertritt Strebel, Fischerei Sieglin, Bierbrauerei in einem sehr umfassenden Artikel Herzfeld, Zeugdruck. Wäscherei, Bleicherei und Färberei Kielmeyer und Weckerlin. — Es sei hiermit auf dieses verdienftliche, deutschem Fleiß und deutscher Arbeit zur Ehre gereichende Unternebmen, welches dereinst ein erschörfendes Kompendium des gesammten technischen Wissens zu werden verspricht, wiederholt aufmerksam gemacht.
Weihnachts⸗Publikationen.
— Die vortreffliche und billige Sammlung von Meyer's Klafsiker⸗Ausgaben (Verlag des Bibliographischen Instituts in TWeideig und Wien) hat eine weitere Vermehrung erfahren und zwar durch Platen's Werke, mit Platen's Leben, Porträt und Faksimile, Ein- leitungen und erläuternden Anmerkungen, herausgegeben von G. A. Wolff und V. Schweizer (2 Bände, geb. Preis je 2 6). Die Herausgeber haben nicht nur das reiche gedruckte, sondern auch vieles ungedruckte Material berücksichtigt und auch die Aufgabe der Erläute⸗ rung mit Fleiß und Geschick gelöst. Denn überaus häufig sind gerade bei Platen die Anspielungen auf längst vergessene Zeitereignisse und entlegene Gebiete des Wissens. Die Anmerkungen unter dem Text wie auch die alles Wichtige bequem zusammenfassenden Einleitungen zu den einzelnen Werken bieten dem Leser alle erwũnschte Aufklärung, deren er bedarf., und ermöglichen ihm so erst ein genuß⸗ reiches Vertiefen in die Schönheiten der Dichtungen. Auf dem Weibnachtshũchertisch dürfte diese neue, auch äußerlich gediegen aus⸗ geftattete Platen⸗Ausgabe gewiß vielen Literaturfreunden will⸗ kommen sein.
— Nordland⸗ Sagen. Nordisch / germanische Lieder und Mären, für das deutsche Haus bearbeitet von Emil Engelmann. Mit vielen Bildern nach Zeichnungen von G. Cloß, C. Häberlin, Th. Hoff mann, R. E. Kepler u. a. Pr. geb. J 6 Stuttgart, Paul Neff, Verlag. — Dieses gelegentlich des Erscheinens der einzelnen Lieferungen bereits mehrfach empfoblene Werk liegt nunmehr vollständig vor und bestätigt das darüber ausgesprochene günstige Urtbeil im ganzen Um fange. Der Verfasser, der sich durch seine Bearbeitungen des Nibelungen und des Gudrunliedes, des Parzival, des Frithjof und namentlich auch durch das schöne Werk Germania's Sagenborn“ in den weiteften Kreisen vortheilhaft bekannt gemacht hat, giebt in dem vorliegenden neuen Werk eine Darstellung der nordischen Sagen, die sich gleich seinen früheren Schriften durch Einfachheit der Sprache und durch gefällige Darstellung auszeichnet. Die vielen guten Illustrationen sind nach Zeichnungen namhafter Tünstler hergestellt und gereichen dem Werke zum schönsten Schmuck. Eltern seien auf dieses preiswerthe, gediegene und künstlerisch aus— gestattete Buch als auf eine empfeblenswerthe Festgabe für die reifere Jugend besonders aufmerksam gemacht.
— Der von Dr. Hans Nehry berausgegebene Zitaten schatz', enthaltend geflügelte Worte sowie Sprichwörter und Sen⸗ tenzen aus den Werken neuerer und älterer Dichter und Denker, ist bei Fr. Wilh. Grunow (Leipzig) in zweiter, vermehrter und verbesserter Auflage erschienen. Von anderen Büchern ähnlicher Art unterscheidet sich diese Sammlung durch ihre alvhabetische Ordnung nach den Anfangs worten, knappe Fassung der Erläuterungen und kurze Angabe der Fundstellen. Das schnelle Auffinden erleichtert ein besonderes Verzeichniß der den Gedanken des betreffenden Spruchs kennzeich⸗ nenden Worte. Die neue Auflage ist auf 6000 Zitate vermehrt. In seiner praktijchen Einrichtung bietet das Buch ein vortreffliches literarisches Hilfsmittel und dürfte sich auch als -Weihnachtsgabe des Beifalls der damit Beschenkten erfreuen.
— ‚Der Lehnsmann vom Liebenstein“. Historische Er— zäblung aus dem 16. Jahrhundert von H. Brand. Stuttgart, Paul Neff. Pr. geb. 6 M — Diese Erzählung gebört zu der anerkannt vortrefflichen Serie historischer Erjählungen, welche der Verfasser unter dem Titel ‚Aus der Geschichte eines deutschen Volksstammes“ in dem obengenannten Verlage hat erscheinen lassen. Der neue Band reibt sich den früheren durch kulturgeschichtlich getreue, warme, Her; und Gemüth erfreuende Schilderung und sütliche Haltung gleichwerthig an. Der Held, Ritter Arcmus vom Stein zum Liebenstein, wird durch seine versönlich naben Beziebungen zu Johann Friedrich dem Mittleren von Sachsen, sowie durch seine eigentümlich verwickelten Lehnsverhbältnisse ohne Verschuldung seinerseits und lediglich durch die gewissenbafte Er= füllung seiner Lehnepflicht tief in die traurigen Händel Wilhelm von Grumbach 's verwickelt. Die Erzäblung beruht auf strenger Wahr⸗ beit, denn vieles darin ist dem Freiberrlich von Stein'schen Archiv und anderen Familienpaxieren entnommen. In dem gefaäͤlligen Ein⸗ bande eignet sich das Buch zum Festgeschenk für Freunde einer gediegenen hiftorischen Unterhaltungs. Lektüre.
— Von Carl Preser, der sich bereits durch verschiedene Bände lvrischer und exischer Dichtungen bekannt gemacht hat, liegt aus dem Verlag? von Baumert und Ronge (Großenhain und Leipzig) jetzt ein neues Epos mit dem Titel Das Armins lied vor. Dasfelbe ist im Nibelungenderemaß geschrieben und schildert in 21 Gesängen die Taten urd Schicksale des Befreiers Germaniens von seiner Jugend bis zum Tede. Der Dichter bekundet eine sichere Beberrschung der Spra ce, die Verse sind flüssig und die Darstell ung häufig von packender Lebendigkert, so namentlich in der Schilderung des Gladiatoren kampfes im römischen Zirkus und, der Varusschlacht. Da sich das Epos im Ganzen getreu an die geschichtliche lleberlieferung hält und namentlich auch das tulturgeschichtliche Beiwerk interessant und mit eingehender Kenniniß behandelt ist, so kann die Dichtung in dieier fesselnden Form wobl dazu dienen, den spröden, fernliegenden Stoff der beatigen Generation wieder näber zu bringen und daz Andenken des nationalen Helden neu zu beleben. Das elegant ausgestattere Bändchen eignet sich zum Weihnachtsgeschenk.
— Aus Fortunie's Erinnerungen. Ven Enmile Erhard. Illustriert von Hertba von Warburg. Preis 3 , elegant gebunden 4 M Stuttgart. Deutsche Verla 6. Anstalt. — Die wobl bekannte Autorin kieter in diesem neueften Bändchen einen ganz ungewöhnlichen, originellen Einfall, nämlich die Lebens geschichie eines berübmten Hengstes, von ihm selbst erzählt. Fortunio weiht den
Leser selbst in die einzelnen Denkwürdigkeiten seines Lebens ein und
versteht es die Aufmerksamkeit vom Anfang bis jum Ende wach zu erhalten. Fortunio ist übrigens kein erdachter Roman held, sondern bat wirklich gelebt: die angeführten Daten und sonstigen Angaben über seine Absttammung sind dem oldenburgischen Gestütbuch entnommen, wie auch die Illustratioaen nach Gemälden der Großherzoglichen Bildergalerie kopiert werden durften. Das eigenartige Buch wird namentlich Spertsfreunden viel Vergnügen bereiten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Oel und Weinernte in Süditalien und Sizilien.
Nach den bisher vorliegenden Nachrichten scheint die diesjährtge Oelern te in Süditalien nicht den anfänglich gehegten Erwartungen zu entsprechen und nur einen Viertelertrag, bestenfalls eine balbe Ernte zu ergeben. Günftiger sind die Aussichten in Sizilien, wo bei vorzüglicher Qualität, eine ⸗Ernte erwartet wird.
den Wein anlangt, so wird die Qualität des geernteten
Mostes sowie die Hallbarkeit des Stoffes gelobt, quantitati ist in. dessen die Weinernte in Süditalien nur spärlich ausgefallen. Namentlich in Nord⸗Apulien ist die Ernte durch die Peronospora schwer geschädigt worden. Auch Sizilien schätzt seinen diesjãhrigen Derbst geringer als den des Vorjahres, doch wird auch hier die Qualitãt als hervorragend schön bezeichnet.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Portugal. Durch Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern ist der Hafen von Parä seit dem 15. v. M. für rein erklärt worden. (Vergl. R. Anz.“ Nr. 27I vom 12. v. M)
Der Gesundheitsstand in Berlin blieb im allgemeinen in der Weche vom 24. bis 30. November ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (159 pro Mille und Jahr). Unter den Toresurfachen traten akute Entzündungen der Athmungsorgane in an— sebnlich gesteigerter Zahl zu Tage und führten auch in zablreicheren Fällen zum Tode. Erkrankungen an Grippe kamen gleichfalls wieder häufiger zur Beobachtung, auch wurden 2 Todesfalle infolge von Grippe berichtet. Dagegen zeigten sich akute Darmkrank— beiten in beschränkter Zabl und führten nur in mãßiger
ahl (wie in der Vorwoche) zum Tode; die diesen Krank— itsformen erlegenen Personen befanden sich ausschließlich im Alter von unter 2 Jahren. Die Betheiligung des Säuglings⸗ alters an der Sterblichteit blieb eine geringe; von je 10 006 Lebenden starben, auf's Jahr berechnet, 42 Säuglinge. — Von den Infektions- krankheiten blieben Erkrankungen an Typhus vereinzelt, Erkrankungen an Masern haben zu, an Scharlach und Diphtherie etwas abgenommen. Erkrankungnn an Masern kamen aus dem Stralauer Viertel und aus dem Wedding, an Scharlach aus dem Stralauer⸗ und Königsviertel, der Rosenthaler Vorstadt und Moabit, an Diphtherie aus der Friedrichstadt und Schöneberger Vorstadt, der jenseitigen Louisenftadt, dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt sowie aus dem Wedding am zablreichften zur Anzeige. Weitere Erkrankungen an Pocken kamen 3 (2 aus der Friedrichstadt und Schöneberger Vorftadt und 1 aus dem Königsviertel; und 1 Todes fall an Pocken zur Mel— dung. Erkrankungen an Kindbettfieber sind nur 2 bekannt geworden. Rojenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden wenig beobachtet. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 12 Fällen tödtlich endeten, gelangten wieder zablreicher zur ärztlichen Behandlung. 1 Beschwerden aller Art riefen zahlreiche Erkrankungen ervor.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. In Oberschlesien sind am 10. 8. M. gestellt 5347, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht J 1 Berlin sftanden am 11. Dezember die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Guttmannstraße 15, der Frau Zimmermeister Marie Stephan, geb. Reichert, zu Berlin, gehörig; Fläche 8,89 a; Nutzungswerth 11295 ; für das Meistgebot von 164 500 ½½ wurde der Rentier Carl Lip pelt, Marienburgerstraße 1, Ersteber. — Schliemann⸗ straße 5, dem Bautechniker Paul Schul gebörig; Flache 1144 a; für das festgesetzte geringste Gebot von 1000 M wurde die Aktien gesellschaft für Grundbesitz und Hypothekenverkehr, Dorotheenstraße 5. Ersteherin. ;
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin wurde das Verfabren der Zwangs versteigerung des im Grundbuch von Weißen⸗ see Band 36 Blait Nr. 1012 auf den Namen des Maurermeifters Otto Riedel eingettagenen, zu Weißen see, Friesickestraße 7, be= legenen Grundstücks auf gehoben. Die Termine am 7. und 12. Fe⸗ bruar 1896 fallen fort.
Beim Königlichen Amtsgericht zu Charlottenburg wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuch von der Stadt Charlottenburg Band 126 Blatt Nr. 4594 auf den Namen des Architekten Gastav Mutzenbach eingetragenen, zu Char⸗ lottenburg, Marburgerstraße 14, belegenen Grundstücks aufge. hoben.
— Wie die ‚Rhein.⸗Westf. Ztg.“ meldet, findet am 28. De⸗ zember in Essen eine Sitzung des Beiraths des Kohlen yndikats statt zur Feststellung der Entschädigungen nach 55 Abf. 2 des Statuts und zur Entscheidung des Einspruchs der Magdeburger Bergwerks ⸗ Aktiengesellschaft gegen die Festsetzung der Einschätzungzs⸗ kommission.
— Aus Wien wird der Frkf. Ztg.“ gemeldet, daß die Ver— handlungen zwischen der Verwaltung der österreichischen Nord- west bahn und dem Vertreter der Regierung zum Abschluß ge⸗ kommen seien.
Breslau, 11. Dezember. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produttenmartt. Spiritus vr. 100 1 100 , erkl. 50 Æ Ver⸗ brauchsabgaben pvr. Dezember 49 809, do do. 70 60 Verbrauchs abgaben pr. K do. do. Rüböl pr. Dezember 45,00, pr. Ma; — —. Zink —
Magde burg, 11. Dejiember. (W. T. B.) Zugerbericht Kornzucker exkl., von 829, — —, neue — —. Kornzucker kl 88 Rendem. 10,75 — 11,00, neue 10,89 — 11,05. Nachorodukte erkl. 75 o,, Rendemm. 7,79 — 8.70. Ruhig, stetig. Brétraffinade 1 25. 25. Broꝛrcafnnade 11 23,00. Gern Raffinade mit Faß 23 25 — 23 50. Sem. Meligz ] mit Fatz 2.50 - 22 623. Ruhig. Rohzucket J. DProbutt Tranf. f. a. J Hamburg pr. Dezen ber 10 726 Gd., 10,50 Br., pr. Zanuar⸗ März 11.90 Gd. 11,05 Br. 0 Axril 11,174 Gd., 11,224 Br. vr. Juni⸗-Juli 135 Gd., 11425 Br Ruhig, stetig.
Frankfurt a. M.. 11. Dezember. (W. T. B) In einer hier abgehaltenen Sitzung der deutschen Blech-⸗Emalllierwerke wurde der günstige Beschäftigungsgrad aller Werke sestgestellt. Der Preisaufschlag von 5e / ist glatt durchgesührt worden. AÄngesichts der weiter aufstcebenden Konjunktur wurde beschlossen, Abschlüsse über das erste Vierteljahr 1896 binaus zu den gegen wärtigen Preisen nicht mehr einzugeben. Eine weitere Preiserhöhung um 23 respektive 50/0 erscheint gesichert. Auch die in der Attiengesellschaft Austria vereinigten österreichischen Werke waren in der Versammlung zar Unterstüßung der Preisbewegung auf dem internationalen Martt vertreten. Die nächste Versammlung zur Feststellung der Preisfrage wird anfangs Februar 1895 stattfinden.
Leipzig, 11. Dezember. (WB. T. B. J am mzug⸗Termin
an vel. La Plata. Srundmußster B. vr. Dejember 3,178 n, pr. Januar 3,20 3 pr. Februar 3.22 Æ, vr März 3,25 Æ, vr April 3,27 A, vr. Maj 3,27 66, pr. Juni 3.30 4, pr. Juli 3.323 A, . August 33324 K. vr. September 3.321 1, yr. Oltober 3,323 M, . Wr benmber 33325 MÆ Umsatz 20 000 kg. Ruhig.
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Mannheim, 11. Dejember. (B. T. B) Produkten marki. Weizen vr. Mär; pr. Mai 1495. Ron gen pr, Mär 1279 pr. Mai 12,75. fer pr. März 1275, pr. Mai 1275. Mais pr. März 1000, pr. Mai 10 00.
Bremen 11. Dezember. (B. T. S Börsen⸗Schlußbericht Raffiniertes Petroleum. ¶ Offizielle Notierung der Bremer
etroleum Börse.) Höher. Loko 7,20 Br. Russisches Petroleum.
ko 6,89 Br. — Schmalz. Matt. Wilcor 30 *. Armour shichd BV m, Gudahr 308 *, Choice Grocerv 30 8, White label 307 4, Fatrbanks 23 4. — Speck. Matt. Sort clear middling lot 24 3, Extralongs 2 3. — Reis ruhig. Kaffee rubig. — Baum wolle Steigend. Upland middl lot 444 3. — Wolle Umsatz: 105 Ballen. .
Ham burg, 11. Dezember. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittage. bericht) Goos aderage Santos Dr. Dezember 73, pr. März 693, vr. Mai 677 vr. Septemłer 634. Kaum behamtet. — Zu ckermarti Schlußbericht. Räͤben⸗Rohzucker L. Produkt Basis 88 0/ Rende, ment neue Nance, frei an Bord Hamburg vr. Dezember 10,771, pr. März 1112 ver Mai 1125, vr. August 11,50. Stetig.
Pest, 11. Dejember. (W. T. B) Produkten mar kt. Weizen loko ruhig, vr. Frühjahr 6,87 Gd., 6.38 Br., pr. Herbst I4 Gd. UIß Br. Roggen pr. Frübjahr 6147 Gd., 618 Br. Hafer pr. Frübjabr 6.07 Gd., 609 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 446 Gd. 4,48 Br. Kohlraps pr. August. September 109,75 Gd., 10,80 Br.
London, 11. Dezember. (W. T. B.) Wollaut tion. Schluß sest. Feine auftralijche Merino einen halben bis einen Penny höher, Croßbreds einen halben bis einen Penny niedriger. Kapwolle ungefähr einen halben Penny niedriger als auf der letzten Auktion.
An der Küste 1 Weizenladung angeboten.
2b 7 Javazucker 123 stetig, Rüden ⸗Robzucker loko 10 stetig. — Chile Kupfer 424, pr. 3 Monat 432/16.
Am sterdam 11. Dezember. (W. T. B.] Java ⸗Faffee good ordinarr 54. — Bancazinn 37.
New⸗JYork, 11. Dezember. (B. T. B.) Nach unregelmãß iger Eröffnuag herrschte im weiteren Verlauf der heutigen Börfe träge Stimmung vor. Der Schluß wat schwankend. Der Umsatz in Aktien betrug 203 00 Stck. ö .
Heute gelangte eine Million Dollar Gold zur Verschiffung nach Deutschland. ö. .
Weizen anfangs schwach, dann fallend infolge von lokalen Ver⸗ käufen und weichenden Kabelmeldungen während des ganzen Börsen⸗ derlaufs mit wenigen Reaktionen. Der Schluß blieb schwach. — Mais eröffnete schwach und fiel auf bedeutende Ankünfte und Ab— gaben der Baiffiers während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen.
Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗Jork Sy, do. do. in Nem - Orleans 8, Petroleum Stand. white in New-⸗Jork 8 75, do. de. in Philadelpbia S0. do. rohes (in Cases) — do. Pipe line Certific. vx. Januar 156, Schmalz Western fleam 5,45, do. Robe u. Brothers 5,70. Mais per Dejember 341, do. ver Januar 344, do. ver Mai 35. Rotber Winterweizen Ss80z, Weizen per Dejember 664, do. per Januar 664, do. TI März 685, do. ver Mai 8.7. Getreidefracht nach Liverpool 3, Kaffee fair Rio Nr. 7 14, do. Rio Nr. J per Januar 13770, do. do. per März 13, 56,
Mebl. Spring · Wbeat clears 2.60, Zucker 3. Kupfer 10,50.
Shieago, 11. Dezember. (W. T. B) Weizen infolge von reichlichem Angebot und friedlicheren Aussichten während des ganzen Börsenverlaufs im Preise weichend mit wenigen Reaktionen. Mais nach Eröffnung einige Zeit im Preise anjiehend auf Käufe der Baissiers., spãter Reaktionen, entsprechend der Mattigkeit in den Weizen mãrkten.
Weizen pr. Dezember 575, pr. Januar 57z. Mais ver De⸗ zember 253. Schmalz ver Januar 520, do. per Mai 5,421. Speck short elear nom. Pork per Januar 8.30.
Verkehrõ⸗Anstalten.
Nach einer Bekanntmachung der Kaiserlichen General⸗Direktion der Eisenbahnen in Elsaß Lothringen werden vom 15. Dezember 1895 ab in den Binnen- Ausnabme-⸗-Tarif 12 (Transit-Tarif) für den Straßburg⸗Baseler Umschlagsverkehr noch folgende Artikel mit ermäßigten Sätzen aufgenommen: Felle und Häute, rohe, gesalzene und getrocknete, Schmal; (Schweinefett), Kaffee, Pfeffer, Piment, Cassia, Terpentinsél, Rohtaback, Talg, Thran, Leinöl, Speck, Deringe, Gambir, Catechu, Farbholzextrakt, robe Baumwolle, Reis, rober und geschälter (auch Bruchreis). Weitere Auskunft ertheilt das Tarifbureau.
Dres den, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Internationale Fahrplankon ferenz (vgl. Nr. 295 d. Bl.) hielt heute Vor⸗ mittag Gruppensitzungen ab. Die nächste Konferenz wird am 10. und II. Juni 1896 in Genf stattfinden.
Bremen, 11. Dezember. (W. T. B) Wie Boesmann's Telegr. B. erfährt, hat sich der Norddeutsche Llovd entschlossen, infolze der in England vorbandenen starken Nachfrage nach einer guten Verbindung mit Madeira seinen am 10. Januar 1896 von Bremen nach Brasilien abgehenden Salondampfer Hohenstaufen“, Kapitän Groß, auch Madeira anlaufen zu lassen. Dieser Dampfer wird außer über Antwerpen auch über Southampton abgefertigt.
Bremen, 12. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer Havel‘ hat am 11. Dezember Vormittags Beachy⸗Head passiert. Der Schnelldampfer Saale hat am 11. Dezember Nachmittagꝛs Seilly passiert. Der Postdampfer Crefeld ' ist am 11. Dezember Vormittags in Corunna an⸗ gekommen. Der Postdampfer Braunschweig“ hat am 11. De⸗ jember Vormittags Lizard passiert. . .
Hamburg, 11. Dezember. (W. T. B.) Der Post dampfer Phönicia“ hat beute früh Lizard passiert. Der Postdampfer Palatia' ist heute früh in New⸗York eingetroffen. .
Sofia, 11. Dezember. (W. T. B) Die telegraphische Verbindung zwischen Pbilippopel und Sofia ist wieder- hergestellt.
Mannigfaltiges.
Heute Abend um 6 Ubr findet eine gemeinschaftliche Sitzung des Magistrats und der Stadtverordneten statt bebufs der Wahl von 8 Mitgliedern und 8 Stellvertretern des Steuerausschusfes der Gewerbesteuerklasse Lfür den Beranlagungs⸗ bezirk Berlin.
München, 11. Dejember. W. T. B. meldet: Der An⸗ führer der Räuberbande, welche seit einiger Zeit die Umgebung von Mainburg in Niederbayern unsicher machte und im November unter anderem einen Karriol. Postwagen beraubte, ist bei Mainburg festgenommen worden; sein Name ist Johann Leidig.
London, 11. Dezember. In der Koblengrube Dungannon in Irland ertranken beute infolge Durchbruchs von Wasser sechs Bergleute, welche mit der Bohrung eines neuen Schachtes be⸗ schäftigt waren.
Liverpool, 11. Dezember. Der Da mpfer Germanic“ der White Star-Linie, welcher heute nach New-⸗York abging. stieß, wie W. T. B. meldet, an der Mündung des Mersey⸗Flusses mit einem schottischen Küsten⸗Dampfer zusammen; die . Ger⸗ mani? wurde hierbei stark beschädigt und mußte nach Liverpool zurũckkehren.
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käni
7E 296. .
Zweite Beilage
Ber lin, Donnerstag den 12. Dezember
glich Preußischen Stants⸗Anzeiger.
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Deutscher Reichstag. 5. Sitzung vom 11. Dezember 1895, 12 Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Berath ung des Reichs haushalts⸗Etats für 189697.
Die gestern nur im Auszuge wiedergegebene Rede des Staatssekretãrs des Reichs Schatzamts Dr. Grafen von Pofa⸗ do ws ky hatte folgenden Wortlaut:
Meine Herren! Der Herr Abg. Richter hat gestern eine Anzabl Ausführungen gemacht, die mich zu einer Antwort nöthigen. Ich will aber diese Antwort nicht in die Form versõnlicher Angriffe kleiden, die der Herr Abg. Richter anzuwenden beliebt. Auf diese Blattform folge ich ihm nicht.
Der Herr Abg. Richter hat ausgeführt, im Jahre 1894 95 hätten wir ein Defizit von 53 Millionen ausgerechnet; das habe sich that sächlich reduziert auf 2 Millionen. Im Jahre 1895/85 sei ein Defizit von 33 Millionen im Etatsentwurf gewesen; und ich schãtzte jetzt, es würden die Bundesstaaten noch 20 Millionen heraus- gezahlt erbalten. Welch ungeheuere Summe bedeute das an er- sparten Steuern! Herr Abg. Richter ist zunächst sehr kurz über die Thatsache fortgegangen, daß diese Differenzen zum theil be—⸗ ruhen in den Einnahmen, daß die Einnahmen von den verbündeten Regierungen auch für das Jahr 1894,95 veranschlagt worden sind nach den Grundsätzen, die bestanden haben, seit ein deutscher Reichs- Etat aufgestellt wird, mit Aus— nahme von ganz unbedeutenden vorübergehenden Abweichungen in drei Jahren; daß ferner für 1894395, entgegen der bisherigen Veranschlagungspraxis, vom Reichstag die Einnahmen erheblich er⸗ häht und daß endlich für die Schätzung der Einnahmen aus der Betriebs verwaltung selbstverstãndlich nicht eine Schätzung der Reichs Finanzverwaltung maßgebend sein kann, sondern nur die Angaben, die von den sachkundigen Chefs der Betriebs verwaltungen gemacht werden. Demnächst hat der Reichstag auch durch sehr erhebliche Streichungen in den Ausgaben die Spannung vermindert auf 30 Millionen. Die Spannung hat sich weiter vermindert dadurch, daß nachträglich das Börsensteuergesetz ergangen ist, daß diese Börsensteuer wesentlich höhere Erträge gleich im erften Jahre erbracht hat, als man angenommen hatte; schließlich ist den Bundesstaaten eine unerwartete Mehrüberweisung von 12 bis 13 Millionen zugeflossen. Im Jahre 1895/95 ferner wurde gerade seitens der Reichs ⸗Finanzverwaltung, entsprechend den in der Budget⸗ kommission geltend gemachten Wünschen, ein Veranschlagungs⸗ verfahren für die Einnahmen gewäblt, was geeignet war, dieselben in höherem Betrage wie bisher einzuftellen. Aber auch entgegen dieser Praxis bat der Reichstag für 1895/95 die Einnahmen weiter er= höht, er hat wesentliche Streichungen vorgenommen, und schließlich ist nur eine Spannung von 10 Millionen übrig geblieben, während nach meiner Schätzung im laufenden Rechnungsjahre die verbündeten Regierungen voraussichtlich eine Herausjahlung von 20 Millionen erhalten würden. Wenn der Abg. Richter gegenüber diesen Thatsachen glaubt auch seinerseits auf die Erinnerung der älteren Mitglieder dieses Hauses exemplifizieren zu können, so kann ich nur annehmen, daß ihm selbst die Erinnerung an die Bergangenheit verloren gegangen ist, und daß er solches auch bei den älteren Mitgliedern des hohen Hauses annimmt. Denn ich habe bereits nachgewiesen, daß wir unerwartete Mehrüberweisungen an die Bundesstaaten in drei⸗ bis vierfachem Betrage in früheren Jahren gehabt haben. Durch schnittlich haben die Mehrüberweisungen an die Bundes staaten gegenüber dem Etatsoll seit dem Jahre 1879/80 16bis 17 Millionen jährlich betragen. Dann muß ich doch noch auf Eines hinweisen: wenn sich die Angriffe des Abg. Richter gegen die Reichs Finanzverwaltung richten, so glaube ich, muß er doch mit in Rechnung ziehen, daß die Schwankungen nicht vorkommen bei den eigenen Einnahmen des Reichs, sondern bei den Ueberweisungen, die durchlaufende Posten des Reichs baushalts⸗Etats sind, und daß bei der Höhe der Ueberweisungen die Reichs⸗Finanzverwaltung als solche immer erst ein sekundäres Inter⸗ esse hat. Es ist überhaupt überraschend, wenn eine Reichs⸗-Finanz= verwaltung deshalb angegriffen wird, weil der Abschluß günstiger war, wie vorausgesagt. Es wäre mir verständlich, wenn sich heftige Angriffe gegen die Reichs⸗Finanzverwaltung deshalb richteten, weil wir die Einnahmen zu günstig geschätzt hätten, die Einahmen gingen nicht ein, die Ausgaben sind gemacht, und wir hätten ein Defizit. Wenn aber die Reichs⸗Finanzverwaltung vorsichtig veranschlagt und der Abschluß ist ein günstigerer, wie wir vorausgesehen haben — daraus Angriffe herzuleiten, ist geradezu unverständlich. Der Abg. Richter sagt, bei der Veranschlagung soll die Schablone nicht maßgebend sein. Nun, meine Herren, wie nothwendig eine gewisse Schablone bei der Veranschlagung der Einnahmen ist, ergiebt sich daraus, daß wir selbst bei der Veranschlagung nach dreijährigem Durchschnitt Fehlbeträge gegen den Etat aus der eigenen Wirthschaft des Reichs von 23 Millionen und bei den Ueberweisungen von 14 Millionen zu ver⸗ zeichnen gehabt haben.
Der Herr Abg. Richter hat auch weiter eingewendet, man solle nicht nach Konjunkturen veranschlagen. Nun, wenn ich gestern seine Ausführungen richtig verstanden habe, will er sogar nach der Konjunktur des laufenden Rechnungsjahres veranschlagen (Sehr richtig! rechts, was noch gar nicht einmal abgeschlossen ist. Hätte er diese Absicht nicht, so vermöchte ich mir in der That nicht zu er⸗ klären, wie er monieren kann, daß die Schätzungen der Einnahmen für das laufende Jahr schon höher sind, wie die Etatansätze für das Jahr 1896/87. Meine Herren, das ist ja ganz umweifelhaft, daß, wenn der günstige Aufschwung, in dem wir uns mit unseren Finanzen zur Zeit befinden, anhält, nicht nur nicht für das Jahr 1896/97 die Bundesstaaten 121 Millionen zuzuzahlen haben, sondern daß sie wahrscheinlich eine ebenso hohe Auszahlung bekommen werden (Hört, hört! links), wie ich für das laufende Jahr gerechnet habe, ja vielleicht noch eine erheblich höhere Ueberweisung. (Hört, hört! lint) Aber hierin, meine Herren, liegt der g rundsätz liche
Unterschied der finanziellen Auffassung zwischen dem Herrn Abg. Richter einerseits und der Reicht Finanzverwaltung und der Mehr- beit des bohen Hauses andererseits. Der Herr Abg. Richter will die Einnahmen einstellen, die voraussichtlich ein⸗ gehen können; die Reichs-Finanzverwaltung will die Einnahmen einstellen, von denen sie mit Sicherheit an⸗ nimmt, daß sie einge hen werden. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, ich habe gestern aus den Ausfũhrungen des Herrn Abg. Richter wirklich viel gelernt; ich habe daraus ersehen, daß er die gesammte Etataufstellung von den etatz⸗ techn isch bewährten Grundsätzen loslösen und den Etat nach vorübergehenden parteipolitischen Gesichts punkten auf stellen will. (Sehr richtig! rechts.) Ich habe mich in der Vergangenheit häufig gefragt: aus welchen Gründen ist der Herr Abg. Richter und warum sind diejenigen, die hinter ihm steben, Gegner der Finanzreform? Denn daß wenigftens bei der Reichs- Finanzverwaltung der Grund, warum sie die Reichs ⸗ Finanzreform be⸗ fürwortete, auch der war, einen gewissen Hemmschuh den wachsenden Ausgaben anzulegen, die Ausgaben möglichst zu bemessen nach der wachsenden Steuerkraft des Landes, darüber, glaube ich, hat auch der Herr Abg. Richter nicht zweifelhaft sein können. Aber ich babe gestern erseben: der Herr Abg. Richter will, aus parteitaktischen Gesichtepunkten, auch auf dem Gebiete des Finanzwesens die Politik der freien Hand führen, und deshalb ist ibm eine Norm, wie sie mit dem Reichsfinanz Reformgesetz verbunden ist, oder, wie sie mit einem billigen Schlagwort genannt wird: mit einem Automaten !, unsympathisch.
Meine Herren, ich glaube, der Herr Abg. Enneccerus hat gestern treffend ausgeführt, wie eine gesunde Finanzwerwaltung, eine auf soliden Grundfãtzen beruhende Finanzverwaltung, garnicht bestehen kann, obne eine feste Norm der Veranschlagung. Wie man die Norm wählt, darüber, gestehe ich zu, kann man zweifelhaft sein, und wenn der Herr Abg. Richter Vorschläge machen sollte, eine andere Norm zu wählen, so würden die verbündeten Regierungen gern bereit sein, mit ihm die Frage sachlich und unparteiisch zu prüfen; ich erinnere aber den verehrten Herrn Abgeordneten daran, daß man in den Jahren 1877 bis 1879 den Versuch gemacht hat, eine bessere Norm zu finden in der Weise, daß man zu den Durchschnittssãtzen gewisse Prozente nach Maßgabe der wachsenden Bevölkerung hinzu⸗ geschlagen hat, daß man aber diese neue Norm, welche der gegen⸗ wärtigen Konjunktur mehr Rechnung tragen sollte, als unvraktisch sehr bald aufgegeben hat. Es hat sich geftern auch ein interessanter Gegensatz geltend gemacht zwischen den Auffassungen des Herrn Abg. Richter und denjenigen des Herrn Abg. Dr. Enneccerus. Der Herr Abg. Dr. Enneccerus hat mit Recht auf die große Gefahr hingewiesen, die in dem unbeschränkten Besteuerungsrecht der Matrikularbeitrãge liegt. Er will also die Einnahmen gewissermaßen knapp halten. Der Herr Abg. Richter hat aber in seiner ganzen Rede die Tendenz ver⸗ treten, die Einnahmen möglichst hoch zu veranschlagen, und ferner hat er auch wiederum die große Belastung des Ordinariums be- mängelt — mit anderen Worten, der Schuldentitel soll wiederum höher belastet, die Steuerkraft der lebenden Generation weniger in Anspruch genommen werden. Wenn die Reichsverwaltung diesen Weg gehen wollte, so könnte der Staatssekretär des Reichs⸗Schatz amts wirklich einmal ein paar ruhevolle, vergnügte Jahre verleben. Der Schulden⸗ titel wird erhöht, man wird sich da auch mit den Ressorts, die alljähr— lich mit erheblichen Neuforderungen an die Reichs verwaltung heran—⸗ treten, unendlich viel leichter einigen, die Aussicht auf neue Steuern wird möglichst in die Ferne geschoben. In diesem Falle würde wahr—⸗ scheinlich auch der Herr Abg. Richter weniger scharfe Angriffe gegen die Reichs⸗Finanzverwaltung richten, wie er gestern gethan bat, und wir könnten alle ein paar Jabre ein ziemlich ruhiges und sorgenloses Leben zusammen führen. Meine Herren, wenn man in Pessimismus arbeiten wollte, müßte man eigentlich diesen Rath—⸗ schlägen folgen; denn einer solchen Finanzpolitik würde das Defizit auf dem Fuße folgen, und aus dem Defizit würde sich die zwingende Nothwendigkeit zu neuen Steuern ergeben, ob Sie wollen oder nicht wollen; denn schließlich sind die Thatsachen immer stãrker wie alle partei⸗; politischen Gründe. (Sehr richtig! rechts.) Und meine Herren, das ist doch auch nicht jweifelhaft — auch das hat der Herr Abg. Enneccerus treffend nachgewiesen, daß, je höher die Einnahmen — und darin nähere ich mich der Auffassung des Herrn Abg. Richter — desto mehr die Ausgaben fteigen. Das läßt sich nicht verhindern. Es ist keine Macht der Welt stark genug, da einen Hemmschuh anzulegen, und wie Herr Abg. Enneccerus nachgewiesen hat, daß in den Einzelstaaten die höheren Ausgaben die Folge der überreichen Ueberweisungen gewesen sind, so würde auch eine künftige höhere Ansetzung der Einnahme⸗ titel im Reichshaushalts Etat eine schnellere Steigerung der Ausgaben ganz unzweifelhaft herbeiführen. Meine Herren, wenn man der Aus⸗ führung des Herrn Abg. Richter folgen wollte, so wäre es doch wohl das Allereinfachste, wenn man die Schätzung der Einnahmen abwartete, die sich auf Grund der Dezemberabschlüsse ergeben werden und etwa Ende Januar oder Anfang Februar in der Budgetkommission von mir mitgetheilt werden werden, und wenn Herr Richter dann beantragte, daß diese Schätzung des voraussichtlichen Einnahmesolls des lau⸗ fenden Jahres einfach als Einnahme in den Gtatsentwurf für 1896/97 eingestellt werde: dann würden wir doch der Gegenwart am allernãchsten kommen. Ich glaube aber, daß eine Majoritãt im hohen Hause für ein solches Verfahren sich nicht finden würde; denn das ist eben die Differenz zwischen den finanziellen Grundsätzen des Herrn Abg. Richter und den bisherigen Grundsätzen der Reichsverwaltung und der Mehrheit des hohen Hauses, daß wir durch eine Veranschla⸗ gung der Einnahmen nach Durchschnittssätzen günstige und ungünstige Jahre, sowie Mindereinnahmen und Mehreinnahmen zwischen den einzelnen Einnahmetiteln begleichen wollen. Darin liegt allerdings eine gewisse stille Reserve, indem wahrscheinlich die Thatsachen günstiger sein werden wie die Annahme im Etat; aber in dieser stillen Reserve liegt doch auch ein gewisser Ansporn zur Sparsamkeit, und
wir reservieren uns damit Mittel, nn künftig neuen Ausgaben Stand halten zu können, ohne sofort neue Steuern verlangen zu müssen.
Ueberhaupt muß ich namens der Finanzverwaltung bei dieser Gelegenheit auf das allerentschiedenste gegen die Annahme Einspruch erheben, als ob die Finanz ⸗Minister stenerlustig wären; es ist uns nichts unangenehmer, als an den Reichstag mit neuen Steuerforde⸗ rungen beranzutreten; denn schließlich müssen wir die neuen Steuer- forderungen doch vor dem Lande vertreten. Aber wir miũssen unter Umstãnden neue Steuern fordern, um den nothwendigen berechtigten Forderungen der Ressorts nachkommen zu können, ohne zu einem Defizit zu gelangen.
Meine Herren, der Abg. Richter ist wieder auf einen Ginwand zurückgekommen, den er bereits im vorigen Jahre erhoben hat. Er hat gesagt, die Spannung im vorigen Jahre wäre gerade auf die Tabackfteuer zugeschnitten gewesen, d. h. mit anderen Worten, man hätte die Ausgaben um den Betrag erhöht, um den man die Taback⸗ steuer erhöhen wollte, und man hätte jetzt auch den Betrag, den man von den Bundesstaaten fordert, netto auf die Summe bemessen, um die man die Ausgaben im Etatsentwurf für 1895/95 höher berechnete. Wenn ich in der Lage wäre, sekretes amtliches Material her— auszugeben, würde ich dem Herrn Abg. Richter den schlagenden Gegenbeweis führen können, und hier am Bundesrathstisch steht eine ganze Anzabl klassischer Zeugen dafür, daß diese Behauptung unrichtig ist. Die Forderungen seitens der Resforts waren sowohl im Jahre 1894 35 wie 1895/96 und für das Jahr 1896,97 ganz erheblich bõher, und erst infolge langwieriger ernster Verhandlungen ist es schließ lich in den vergangenen Jahren und für das Jahr 1896,97 gelungen, die Spannung auf den Betrag herunterzudrücken, den Sie im Etat gefunden haben.
Der Abg. Richter sagt ferner, die einmaligen Ausgaben des Ordinariums wären wieder wesentlich höher als im vorigen Jahre, so hoch wie noch nie. Das ist richtig, es trifft nicht nur auf die ein⸗ maligen Ausgaben des Ordinariums zu, sondern auch auf die fort— dauernden Ausgaben; es ist aber leider eine Erscheinung in allen Kulturstaaten, daß mit der wachsenden Bevölkerung von Jahr zu Jahr die Ausgaben steigen, und ich würde bereit sein, den zahlenmäßigen Nachweis zu führen, daß im vorliegenden Etats entwurf die Ausgaben um einen wesentlich geringeren Prozentsatz gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind als in den früheren Etats entwürfen, sodaß der vorliegende Etatsentwurf jedenfalls schon eine Wendung zum Besseren darstellt.
Der Abg. Richter hat auch moniert, es befänden sich im Ordi⸗ narium des Militär- Etats 141 Forderungen erster Raten, ohne daß sich ergäbe, welche Belaftung der Zukunft daraus folge. Ich glaube, der Abg. Richter kann nur überhört haben, daß ich ausdrücklich — und ich berufe mich auf das Stenogramm — die Zahlen angegeben habe, die es Jahr allerdings zum ersten Male, wie sich aus den Forderungen des Ordinariums und des Extraordinariums im Gebiete der Militär⸗ verwaltung die Belastung für die Zukunft, für den Etat von 1897, 98 ab stellt.
Der Herr Abg. Richter hat demnächst auch geglaubt, jetzt schon von einer neuen Zuckersteuer sprechen zu sollen. Ich könnte mich zunächst darauf beschränken, zu antworten: der Entwurf der Zucker⸗ steuer ist auf illegitime Weise in die Oeffentlichkeit gekommen, auf die Art und Weise, die gestern vom Herrn Staatssekretär des Innern gekennzeichnet worden ist. Der Entwurf liegt dem hohen Hause noch nicht vor und ich hätte keine Veranlassung, auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Ich glaube aber, wenn der Abg. Richter bei den Angriffen auf die Zuckersteuer exemplifiziert auf die Bedenken, die gegen den bekannt gewordenen Entwurf in den öͤstlichen Provinzen erhoben sind, so wird er vielleicht, wenn das Gesetz an den Reichstag kommen wird, eine falsche Rechnung machen. Denn die verbündeten Regierungen werden eventuell bereit sein, sowohl über die Form der Kontingen⸗ tierung wie über die Entwicklung der Betriebssteuer mit sich sprechen zu lassen, und ich bin fest ũ berzeugt, daß ein Modus sich finden läßt, um auch die Bedenken, die im Osten gegen den Gesetzentwurf erhoben worden sind, zu beseitigen.
Der Herr Abg. Dr. Enneccerus hat gestern gefragt, ob die Be⸗ willigungen, die wir neu aus dem Reichs⸗Invalidenfonds erbeten hätten, auch ausreichen würden gegenüber den Bedürfnissen zur Unterstützung von nicht anerkannten Militärinvaliden. Ich gestatte mir, dem Herrn Abgeordneten darauf zu antworten, das über die Grundsätze, nach denen diese Unterstũtzungen stattfinden, zwischen der Reichs ˖ Deeres verwaltung bezuglich den einzelnen Kontingents derwal⸗ tungen und der Reichs⸗Finanzverwaltung eine Einigung erfolgt ist und daß diese Grundsätze individuell angewendet werden nach Maß⸗ gabe der Erwerbsfähigkeit und Bedürftigkeit der einzelnen Kriegt— theilnehmer. Gewähren Sie uns den Mehrbetrag von 300 000 4, so heffen wir auch im kommenden Jahre allen berechtigten Anforderungen genügen zu können. Der Beharrungszustand ist noch nicht erreicht; vielmehr wächst das Bedürfniß von Jahr zu Jahr.
Meine Herren, ich kann aus der ganzen Finanzdebatte einen tröstlichen Gedanken herauslesen, der sowohl aus den Erklärungen des Herrn Abg. Enneccerus, wie aus denen des Herrn Abg. Fritzen her⸗ ausklingt: daß die Parteien, welche von den beiden Herren vertreten werden, geneigt sind, ernster an die Frage der Schuldentilgung heran- zutreten, und daß Sie in Verbindung mit der Lösung dieser Frage auch nicht abgeneigt sind, zu einer Finanzreform, vorbehaltlich aller Einzelheiten, die Hand zu bieten; ich gebe mich der Hoffnung hin, daß trotz des Widerspruchs des Herrn Abg. Richter auch ein derartiges Gesetz, wie so viele andere segensreiche wirth- schaftliche Gesetze, mit der Majorität des hoben Hauses später vereinbart werden wird. (Bravo! rechts)
Im weiteren Verlauf seiner Rede, deren Anfang bereits gestern mitgetheilt wurde, äußerte der
Abg. Bebel (Soi): Wir sind als vaterlandslos bezeichnet Aber das Streben nach Einigung Denĩschlands e n.
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