1895 / 300 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Dampfer Hobhenstau fen! bat am 16. Dezember Morgen s St. Bin cent vassiert. Der Reiche⸗Postdampfer Prinz Hein rich ift am 16 Nachmittags in Antwerpen angekommen.

Trie st, 16. ber. (W. T. B.) Der Lloyd fer Medea“ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Zondon, 16. Dezember. (W T. B) Der Union⸗Da mpfer Goth ist Sonnabend auf der Ausreise von Southampton ab⸗

gegangen. Theater und Musit.

Königliches Opernhaus. . Das gestrige vierte ö , , der König lichen Kapelfe, das am 125. Geburtstage des größten deutschen Tondichters stattffand, war nur aus Komwpositionen Sudwig van Beethoven! s zufammengesetz. Der Abend begann mit der dur Symphonie op. 21, nn folgten das Konzert für Pianoforte, Violine und Nöolencells mit Begleitung des Orchesters, 9p. 56, und die dritte Deonoren. Suvertũre. op. 72; den Beschluß machte die achte Symphonie in Fädur, op. 93. Die Kapelle schien an diesem Gedächtnißtage von einer besonders welhevollen Stimmung beherrscht zu sein, sodaß die klassi⸗ schen, Seele und Gemüth bewegenden Orchesterstücke, die unter der be währten Leitung des Herrn Kapell meisters Weingartner prãnis und verständnißvoll ausgeführt wurden, den Hörern einen reinen und tiefen Kunstgenuß bereiteten. Der Vor⸗ trag der Leonoren⸗ Ouvertüre, die als ein Probestũck fur die Tüchtigkeit und vornehme Schulung eines Orchefters gelten kann, gab aufs Neue Zeugniß von Weingartner s Dirigentengeschic. In dem Trio mit Klavier und Orchester, das seit einer Reihe von Jahren nicht Don der Königlichen Kapelle aufgeführt worden ist, hatte Herr Professor Barth die Klaviervartie überncmmen, die er mit feinstem Verständniß und sicherster Technik zu Gehör brachte. Herr Professor Halir verhalf durch die Zartheit des Tons und edlen Vortrag der Biolinstimme zu rechter Geltung, und Herr Kammermusiker Dechert bewies seine virtuose . auf dem Cello; die bedeutenden technischen Schwierigkeiten, besonders in dem Rondo alla pol scca, überwand er trotz? des gewählten schnellen Tempos leicht und sicher. Auch das Zusammenspiel war tadellos, sodaß das wenig gekannte Werk, das mehr durch die Feinheit der kompositorischen Arbeit als durch Melodienreichthum erfreut, die Hörer dauernd fesselte. Die F-dur-Symphonie verlieh dem Gedächtnißtag in der ausgezeich⸗ neten, auch im Tempos überall gelungenen Ausführung einen wür⸗

digen Abschluß. Neues Theater. .

Es ist erfreulich, daß auch einmal die französische Tragödie über die deutschen Bühnen wandelt: man vergißt in Deutschland zu leicht, daß neben den modernen Gesellschaftsdramen, den Operetten und Schwänken, die uns von Paris aus überfluthen, dort an der alten Jlafsischen Stätte des Theatre Frangais auch die Verstragödie noch ihre Heimath hat und daß auch dert noch neue Tragödien höheren Stils gegeben werden. Moderne Dramatiker. welche die dichterischen Ruhmesthaten der Nation von der Bühne verbannen wollen, giebt es in Frankreich nicht, oder sie sind wenigstens gänzlich einfluß und machtlos. Eines jener klassischen franjösischen Dramen, PhSédrs“ von Racine, hat uns gestern Abend Madame Segond Weber vom Theatre Franggis vorgeführt. Die Wahl war insofern eine glückliche, als dieses Trauerspiel durch die Schiller'sche Uebersetzung in Deutschland bekannt ist und die Titelrolle öfters auch von deutschen Schauspielerinnen gespielt wurde. Die Phedre der Frau Segond Weber war eine Leistung, der es nicht an tiagischer Bedeutung und Größe fehlte. Die Gestalt der Künst⸗ lerin, schlank und hoch, in ihren wechselnden Stellungen an plastische Bildwerke erinnernd, nahm von vornherein für sie ein; ibr Organ, das an sich nicht besonders wohllautend und modulationsfähig ist, weiß sie so zu behandeln, daß es den verschiedensten Gemüths⸗

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Vertrauten trat die Denone der Madame Messager am meisten hervor. 1 ö und zahlreiche Hervorrufe wurden der Frau Segond zu

Im Theater Unter den Linden bleibt Zeller's , Qbersteiger“ bis zur Erstauffũhrung der burles ken Operette König Chilperich“, welche am Sonnabend stattfindet, auf dem Spielplan.

Zwei Phantasiestücke für Klavier von W. Pfeiffer, betitelt Traumbild und Das Erwachen“, sind soeben bei C. A. Challier hierselbst erschienen. Erstere Piece ist melodiös gehalten, während in der jweiten das Streben nach rhythmischer und modu⸗ latorischer Belebtheit unverkennbar ist. Beide Stäcke bieten keinerlei wesentliche technische Schwierigkeiten.

Mannigfaltiges.

Das Königliche Polizei⸗-Präsidium bat dem Magistrat die revidierten Pläne für die von der Firma Siemens u. Halske zwischen der Warschauerftraße und dem Nollendorfplatz zu erbauende elektrische Hochbahn, soweit dieselben das Berliner Weichbild betreffen, mit dem Ersuchen übersandt, nunmehr die durch das Gesetz über Kleinbahnen vorgeschriebene Offenlegung derselben zu bewirken und sich demnãchst ũ etwaige, von Interessenten erhobene Ein⸗ wendungen gutachtlich zu äußern.

Das Standbild der Berolina“ auf dem Alexanderplatz ist heute feierlich entbüllt worden. Hohe, mit Flaggen geschmückte Masten umstanden den durch goldglänzende Gehänge abgeschlossenen Festplatz. Die Hülle, welche das 15 m hohe Standbild umgab, zeigte das Wappen der Stadt Berlin. Zur Theilnahme an der Feier waren erschienen der Polizei⸗Präsident von Windheim mit dem Geheimen DOber⸗Regierungs Rath Friedheim und dem Polizei⸗Obersten Krause, der Ober · Bürgermeifter Zelle, die Stadt ⸗Baurãthe Hobrecht und Blanken stein, Geheimer Regierungs⸗Rath Friedel, die Stadträthe Borchard, Wagener, Voigt, Heller, Mielentz, Mugdan, Schäfer und Stadt- Schulrath Fürftenau, der Stadtverordneten · Vorsteher Dr. Langerhans mit zahlreichen Stadtverordneten, ferner Baurath Seek und andere Ehren gäste. Kurz nach 10 Uhr fiel die Hülle von dem imposanten Stand- bild. Der eigentliche Festakt volljog sich nach der Enthüllung in dem mit Fahnen und Wimreln reich geschmuüͤckten Bogen 6 des Restaurants zum

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F iu m e, 1g. Dezember. Unter den Trümmern des am 13. d. M. eingestürzten Hauses (vgl. Nr. 298 d. Bl) wurden noch zwei weitere Leichen hervorgezogen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Lon don, 16. Dezember. (W. T. B) Das Reuter sche Bureau“ meldet aus Sansibar: Eine Karawane von 1200 Personen passierte auf dem Rückweg nach der Küste die Schlucht von Eldo ma, wo sie am 25. No er Abends ein⸗ traf. Auf dem Wege dorthin kam die Karawane an einigen Kraals der Massais vorüber. Die Massais, welche selbst fürchteten, angegriffen zu werden, fielen über die Karawane her etwa 1000 Personen. Die Ueberlebenden, bei denen sich auch zwei Franzosen befanden, trafen auf dem Zuge nach dem Rudolph⸗See den Händler Dick, der sich ihnen , Beim Marsch durch das Kedong⸗Thal sahen sie, wie die Massais sich mit ihrem Vieh zurückzogen, sie gingen zum Angriff vor und nahmen den Massais das Vieh weg. Die Massais suchten das Vieh wiederzubekommen; bei dem sich entspinnenden Kampf wurde der Händler Dick getödtet. Die Franzosen kehrten na Kikuyn zurück.! Dem Reuter schen Bureau“ zufolge muͤsse die Karawane eine k gewesen sein, die nach der Küste zurückkehren wollte. Die beiden Franzosen seien wahrscheinlich riester aus Uganda. Hierzu wird bemerkt: Der Vorfall habe sich in der englischen Interessensphäre zugetragen und betreffe wahrschein⸗ lich die Karawane zweier französischer Forschungsreisender, die im Mai d. J. über Mombassa nach dem Vickoria⸗See auf⸗ gebrochen sei. Es könne aber auch sein, daß es sich um eine englische Regierungskarawane handele, welcher sich die Priester angeschlossen haben könnten.

Belgrad, 17. Dezember. (WB. T. B) Die Königin Natalie ist heute Vormittag hier eingetroffen und am Bahnhofe von dem König, den Ministern, . zahlreichen Würden⸗ trägern und den Abgeordneten empfangen worden.

Der Kriegs⸗-Minister brachte eine Vorlage, betreffend die Landesbefestigungen, in der Skupschtina ein. Ferner wurde eine Vorlage eingebracht, betreffend die Gewährung von Staatspensionen für serbische Schriftstelhler und

Künstler, die auf ö der Akademie der Wissenschaften

durch den König erfolgen so (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUPzeiger.

Berlin, Dienstag, den 17. Dezember

M 300.

Erste Beilage

1895.

Den tsches Reich.

Nachwei s ung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1 April 1895 bis zum Schluß des Monats November 1895.

3.

5.

Dber⸗⸗Postdirektions⸗ Bezirke

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Sierzu Einnahme

Vormonaten

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25) Aachen

26) Koblen;

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2g Sres den- 30) Leipzig 31) Karlsruhe. 37) Konstan;

35) Darmstadt

34 Schwerin i. M. 35) Qldenburg 36 Braunschweig 37) Bremen 35 Vamburg. 39 Straßburg i. G. 40) Mey...

L Im Reichs⸗Postgebiet.

3636 9634

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9) Nachts Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Das gestern erwähnte barometrische Minimum ist südwärts fortgeschritten und liegt jetzt vorm Kanal einem , , über Nordrußland.

ementsprechend sind über Zentral⸗Europa schwache Winde aus östlicher Richtung vorherrschend, unter deren Einfluß die Temperatur herabgegangen ist. Ueber fast en Europa ist das Barometer 2 sehr stark im Nordwesten. In Deutschland ist das Wetter vielfach neblig, theilweise heiter, obne nennenswerthe Nieder- schläge; die Morgentemperaturen liegen etwas unter dem Gefrierhunkt. In Südrußland berrscht ziem. lich starke Kälte. Ruhiges, theils heiteres, theils nebliges Frostwetter für ganz Deutschland wahr⸗ scheinlich. Deutsche Seewarte.

*

Theater.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern baus. 190. Vorstellung. er Cyclus. X * an r, . ö 363 N

2 2 m er E. . Tristan.· Herr Heinrich Vogl, Königlich kaven , fare. e m sr. 1 8

Schauspielhaus. 283. Vorstellung. 1812. Schau⸗ iel in 5 Aufzügen von Otto don der Pfordten. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 191. Vorstellung. Der Evangelimaun. NMusikalisches Schauspiel in 2 Aufzügen, nach einer von Dr,. Leopold Florian Meißner erzählten wahren Begebenheit, von Wilhelm Kienjzl. Phantasien im Bremer Rathskeller. Phantastisches Tanzbild, frei nach Wilhelm . garn. Graeb. Musik von Steinmann. Anfang

6.

Schauspielhaus. 284. Vorftellung. Das Leben ein Traum. Dramatisches Gedicht in 5 Akten. Nach dem Spanischen des Calderon de la Barca, für die deutsche Bühne bearbeitet von Karl August

West. Anfang 78 Uhr.

Deutsches Theater. Mittwoch: Samlet. Anfang 74 ÜUhr.

Donnerstag: Die Jüdin von Toledo.

Freitag: Der Misanthrop. Hierauf: Das Sohe Lied.

Berliner Theater. Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Prinzessin Goldhaar. Abends 75 Ubr: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Donnerstag: Pan Cezar.

Freitag (16. Abonnements. Vorftellung): mann s Töchter.

Sase⸗

Lessing Theater. Mittwoch: Gastspiel von Felix Schweighofer. Fifi. Anfang 746 Uhr.

Donnerẽtag: Letztes Gastspiel von Feliz Schweighofer. 6 Nullerl.

reitag: Gräfin Fritzi.

Residenz · Theater. Direltion: Sigmund Lautenburg. Mittwoch: Hals über Kopf. (Conp de tete.) Schwank in 3 Akten von A. Bisson. Vorher: In doppelter Bekehrung. Plauderei von Paul Linsemann. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag und folgende Tage: Hals über Kopf. In doppelter Bekehrung.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. 4 Chausfeestraße 2.5 26.

Mittwoch; Bei bedeutend ermäßigten Preisen. Volksthümliche Vorstellung unter Leitung des Kaiser⸗ lich rufsischen Hofschauspielers Herrn Julius Fiala: Othello, der Mohr von Venedig. Schauspiel in 5 Akten von Shakespeare. Neberfetzt von Schlegel und Tieck. Regie: Gustar Thies. Anfang 71 kh

Donnerstag: Das bemooste Haupt.

Nenes Theater. Schiffbauerdamm 42. /6.

Mittwoch: Gastspiel der Madame Segond Weber vom Thsatre Frangais (Paris) Le Gid. Tragédie en 5 actes en vers de Corneille.

Anfang 71 Uhr.

Donnerstag: Drittletztes Gastspiel der Madame ond Weber. Ekhedre. . n Vorbereitung: Bruder Martin. Volksstück mit Gesang in 4 Akten von Carl Costa.

Theater Unter den Linden. Direktion: Julius Fritzsche. Mittwoch:; Der Obersteiger. ee. Großes Ballet · Divertissement. Anfang

2

Donnerẽtag: Der Obersteiger. Hierauf: Großes Ballet · Divertissement.

Sonnabend, den 21. Dezember: Mit durchaus neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen und Requisiten. Zum ersten Male: König Chilperich. Burleske Ausstattungs⸗Operette in 3 Akten (5 Bil⸗ dern) von Hervs und Paul Ferrier, deutsch von Ed. Jacobson und W. Mannstãdt. Musik von

Adolph Ernst Theater. Mittwoch: Letzte Auffũhrung. Der kleine Lord. Lebensbild in 3 Akten, nach dem gleichnamigen Roman von Mrs. Hodgsen Burnett, übersetzt von Bolten ⸗Bäckers. Hierauf: Die ewige Brant. Operette in g ren W. Mannstãdt und Jean Kren. Anfang

.

Donnerstag und Freitag: Wegen Vorbereitun zur Novität keine Vorstellung. !

Sonnabend, den 21. Dezember, zum 1. Male: Fran Lohengrin. Gesangsposse in 3 Akten, nach dem Französischen bearbeitet von Ed. Jacobson und W. Mannstaädt. Kuplets von Gust. Görß. Musik von Gust. Steffens. (Nopitãt.)

Der Billet⸗Vorverkauf findet von heute ab statt.

Bentral . Theater. Alte Jakobstraßhe Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Emil Themas a. G.

Mittwoch: Eine tolle Nacht. Große Aus. ft ofse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern don Mannstädt und Julius Freund. Muftk von Julius GEinödshofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Die Tanz Arran vom Balletmeister Gundlach. Anfang 71 Uhr.

Donnerstag: Eine tolle Nacht.

Konzerte.

e, ,. Mittwoch: Karl Meyder⸗ zert. Weber⸗Feier. unter freundlicher Mit- wirkung der Sängerinnen Fräulein nn. end r, Ohm. Arie aus Oberon, gesungen von

räulein Burkhardt. Arie aus Der Freischũtz‘, gesungen von Fräulein Ohm.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Mittwoch, Anfang 74 Ubr: Konzert des Violinvirtuosen Rudolf Kemény, unter gütiger Mitwirkung der Altistin Fräulein Agnes Nettekoven.

Lieut. Car

Birkus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends

7E Uhr: Große Extra⸗Vorstellung. Aufführung des großen mintärischen Ausstattungsftückes 18276 71 mit Tãnzen, Gruppierungen. Gefechten ꝛc. von Direktor Fr. Reni. Außerdem: Auftreten des Schulreiterẽ Gaberel mit seinem Schulpferde Chicago. Grande Quadrille royal, geritten von 8 Damen und 8 Derren. Gdinburgb, oastvreuß. gst (Driginal⸗Dreffur). Hierauf: Die Spazier⸗ ahrt eines Jagd herrn, ausgeführt von 5 Rapp. bengsten. Sammtliche Pferde dressiert und vor⸗ gefn'hrt von Herrn Rob. Renz. Die weltberühmten Vochturnkũnftler The Silbons. Auftreten der Schul⸗ reiterin Frl. Wally Renz mit dem Schulpferd Cromwell und dem Steiger Aley. Herr W. Immans mit seinen zehn loffal⸗Pracht Hunden. Die renommierte Künstler⸗Familie James Jee. Auf⸗ treten sämmtlicher Clowns und des beliebten Driginal Auguft Mr. Lavater Lee. Alles Nähere aus Plakaten und Austragezetteln ersichtlich. Donnerstag, Abends 77 Uhr: 1870/71.

Familien Nachrichten. Berlobt: Freiin Ella von Toll mit Hrn. Sec. . 95 3 Oldenburg 5 Gr.)

Else Intze mi Regierungẽ⸗Baumeister Nicolaus Holj (Aachen). ö Verehelicht: Hr. Landrath Frhr. von Ledebur mit 6. Vincke (Freiburg i. B. Hr. Major a. D. von Usedom mit . Frieda von Richter Zirmoi fel = Hr. Adolf Lohrer mit Frl. Auguste von Wilcke (Choroszcz, Rußland). Geboren: Ein Sohn: Ernst von Bolten⸗

k b. von Herberg Dresden). = Hr. e, geb. von den) Major if von Zastrow 49

dorf). Hr. Marine. Ober⸗Sta

Johannes

merzien⸗ Rath I Frie . eMer. rode a. H.).

Verantwortlicher Redakteur: Siem enroth in Berlin.

Verlag der Eppedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließ lich Börsen⸗Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent.

lichen Anzeigers ( Ktommanditgesell

schaften auf Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 9. bis 14. Dezember 1898.

und die Besondere Beilage Nr. 3.

62 660 22 495

II. Bayern LI. Württemberg.

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434 487 155 370

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Neberhaupt Berlin, im Dezember 1895.

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Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts.

Biester.

Dentscher Reichstag.

9. Sitzung vom 16. Dezember 1895, 12 Uhr.

Tagesordnung: Erste Berathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Errichtung von Handwerks kam mern.

Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet.

Die nur im Auszuge mitgetheilte einleitende Rede des Staatssekretãrs des Innern, Staats⸗Ministers Dr. von Boetticher hatte folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Wenn ich es unternehme, Ihre Berathungen über den vorliegenden Gesetzentwurf mit einigen Worten einzuleiten, so werde ich dazu wesentlich durch die Erwägung bestimmt, daß sich an diesen Entwurf eine Reihe von Mißverständnissen und Besorgnissen geknüpft hat, die zu berichtigen resp. zu zerstreuen ich für meine Pflicht halte. Ich habe in einer vorjährigen Sitzung des Reichs tags ich glaube am 15. Januar dem Hause bereits ange⸗ kündigt, daß unter den Wegen, auf denen man die Lösung der sehr wichtigen Frage der Organisation des Handwerks in Angriff nehmen wolle, auch der sich befinde, daß man zunächst mit der Bildung von Handwerkskammern vorgehen wolle. Ich habe damals darauf hingedeutet, daß es die ernste Absicht der ver⸗ bündeten Regierungen sei, dem Bedürfniß, welches unlengbar für das Handwerk bestehe, eine geordnete Vertretung ju baben und so organisiert zu werden, wie es seinen Zwecken und Aufgaben entspricht, näherzutreten, und daß diese Aufgabe mit allen Mitteln gefördert werden müsse. Schon dieser Absicht würde es nicht entsprechen, wenn mit dem vorliegenden Gesetzentwurf, wie ihm das in der Presse mehrfach zum Vorwurf gemacht worden ist, die Absicht verfolgt würde, die Organisationsfrage hinaus zuschieben oder ihr zu präjudijzieren. Wir würden nicht die Wahrheit gesprochen haben, wenn auch nur entfernt der Gedanke, die Haudwerkerfcage auf die lange Bank zu schieben, bei uns aufgekommen wäre. Und, meine Herren, ich insbesondere, der ich mich des Gedankens, diesen Weg zu betreten, durchaus nicht schäme, der ich auch heute noch diesen Weg für den förderlichften halte., würde mit meiner ganzen Vergangenheit und Anschauungsweise in Widerspruch getreten sein, wenn mir auch nur entfernt der Gedanke gekommen wäre: dies ist ein Weg, auf dem sich die Regierungen zunächst von der Lösung der Handwerkerfrage befreien kõnnten. Nein, meine Herren, im Gegentheil, dieser Gesetz⸗ entwurf verfolgt die Absicht, zunächst eine wirksame und praktische Handhabe für die Lösung dieser Frage zu gewinnen.

Man hat an den Gesetzentwurf in der Presse eine angebliche Meinungsverschiedenhelt Jwischen meinem Königlich preußischen Kollegen, dem Herrn Minister Freiherrn von Berlepsch, und mir an—⸗

geknüpft; man ist so weit gegangen, daß man von einem großen Siege auf meiner Seite gegenüber dem Herrn von Berlepsch ge⸗ sprochen hat; und man hat daran allerhand pikante Bemerkungen über Uneinigkeiten im preußischen Staats. Miniflerium geknüpft. Nun meine Herren, über solche Dinge soll man nicht empfindlich sein. Wir wissen recht gut, daß es die Aufgabe einer gewissen Presse ist, einem hohen Adel und hochverehrlichen Publikum“ um in der Sprech⸗ weise gewisser fragwürdiger Schaustellungen zu reden gewisse pikante und sensationsartige Notizen zu bringen; und was kann bequemer sein, als wenn man von Konflikten unter den Leitern des Staatswesens spricht, und wenn man daran die Erwartung oder mindestens die Mög⸗ lichkeit einer Veränderung in den regierenden Kreisen knüpft. Meine Herren, wir beide, die wir eng mit einander befreundet sind, haben, wie ich es schon in der Sitz ang vom 15. Januar betont habe, in der Hand⸗ werkerftage bisher einen und denselben Strang gezogen, und wenn eine gewisse Meinungsverschiedenheit zwischen uns in Bezug auf die Opportunitãt der Maßregel, die Sie jetzt beschäftigen wird, obge⸗ waltet hat, so sind doch hieraus absolut nicht die Schlüsse zu ziehen, welche die Presse geogen hat; im Gegentheil, wir werden noch weiter einen Strang ziehen, und wir werden darüber bin ich keinen Augenblick im Zweifel wenn es sich darum handelt, dem Reichs tage den Plan einer definitiven Organisation für das Handwerk vor- zulegen, vollständig einer Meinung über die Ausgestaltung dieses Plans sein. .

Also, meine Herren, diese Nachricht war falsch; eine Differenz zwischen dem Verrn Handels⸗Minister und mir besteht nicht, und es ift der einmüthige Vorschlag der verbündeten Regierungen, den ich hier zu vertreten die Ehre habe. Daraus aber, daß es der ein⸗ mäüthige Vorschlag der verbündeten Regierungen ist, werden Sie schon entnehmen, daß bei der Einbringung der Vorlage keinerlei Bosheit oder schädliche Absicht vorgewaltet hat; denn es würde anderenfalls doch wenigstens eine Regierung im Deutschen Reich gewesen sein, die diesen Vorschlag verworfen hãtte, wenn sie wirklich eine Gefahr für die definitive Organisation des Handwerks daraus abzuleiten vermocht hãtte.

Nun bin ich Ibnen aber noch eine Darstellung schuldig über die Entwicklungsgeschichte dieses Entwurfs. Daß ich ihn im vergangenen Jahr in Aussicht genommen batte, habe ich Ihnen bereits bei der letzten Besprechung des Gegenstandes dargelegt. Ich war auf die Idee gekommen, weil mir aus der Unterbaltung mit zahlreichen Handwerkern bekannt geworden war, daß man über die Ausgestal⸗ tung der Handwerkerorganisation in Handwerkerkreisen durchaus nicht einig ist, und es mir nützlich erschien, daß man zum Zwecke der Feststellung, was nun eigentlich das gesammte Handwerk wünscht,

nicht nur eine Partei höre, sondern dem ganzen Handwerk Gelegenheit schaffe, sich gutachtlich zu ãußern. Ich dachte dabei, wie ich das gleichfalls schon früher betont habe, an eine ähnliche Organisation, wie die der Landwirthschaftskammeen in Preußen. Da hat man auch zunächst nicht einen Unterbau geschaffen, sondern man hat die Kammern auf der Grundlage einer durch das Gesetz bestinmt vorgeschriebenen Zusammensetzuag ein⸗ gerichtet und sich vorbehalten, in ihnen alle Fragen, die zum Nutzen und Frommen der darniederliegenden Landwirthschaft erörtert werden sollten, einer Berathung und Prüfung zu unterziehen. Aehnlich habe ich mir die Organisation der Handwerke kammern gedacht. Daß dieser Vorschlag kein ganz thörichter ist, werden Sie daraus er⸗ messen, daß andere Länder in ähnlicher Weise vorgegangen sind. In Desterreich waren, als man die Durchführung der genossenschaftlichen Organisation begann, bereits Gewerbekammern eingeführt. Gerade diese Einrichtungen sind es gewesen, welche bei Durchführung der Organisation der Genossenschaftsbildung ganz außerordentliche Dienste geleistet haben.

Also, meine Herren, im Januar konnte ich Ihnen sagen, daß der Weg im Kreise des preußischen Staats⸗Ministeriums er⸗ örtert würde. Der Gesetzentwurf wurde ausgearbeitet, die Sache konnte aber damals nicht so gefördert werden, daß es noch rathsam erschien, dem Reichstag in der letzten Session eine Vorlage zu machen. Ich selbst bin derjenige gewesen, der im preußischen Staats- Minifterium den Antrag gestellt hat, diesen Gesetzentwurf nicht allein zunächst nicht zur Vorlage zu bringen, sondern ibn auch für den Fall ganz fallen zu lassen, daß es gelingen werde, dem Reichs⸗ tage bis zur nächsten Session einen vollständigen Organisationsplan für das Handwerk vorzulegen. Nun, meine Herren, das letztere ist nicht eingetreten. Die Herren wissen, daß der preußische Herr Handels⸗Minister im Verein mit mir eine Untersuchung über die Bewährung der Zwangsorganisation in Desterreich angestellt hat. Sie wissen weiter, daß zum Zwecke der Vorbereitung und der Prüfung über die Durchführbarkeit einer Zwangsorganisation in Deutschland eine Stichprobenenquäte über die Verhältnisse des Yandwerks, ine⸗ besondere über seine örtliche Vertheilung in den verschiedenen Be- zicken des Reichs, vorgenommen worden ist. Diese Gaquste ver- langte naturlich Zeit und so konnte sie nicht so frũbieitig beendigt werden, daß es möglich gewesen wäre, Ihnen ein definitives Orga⸗ nisationsgesetz bei Beginn der Berathungen vorzulegen. Die Enquste ist aber nunmehr abgeschlossen und dem Reichstag bereits mitge⸗ theilt worden, und diejenigen Herren, welche sich dafür interessieren und sie studieren wollen, werden sich überzeugen, daß es ein aus⸗ gezeichnetes Werk ist, welches unserem Statistischen Amt zur Ehre gereicht.

Aber wenn auch die Enquste zur Klärung der thatsächlichen Ver- hältnisse wesentlich beigetragen hat, so hat doch noch keine endgültige Entscheidung erfolgen können; es wird vielmehr jetzt nothwendig, die Ergebnisse der Enquste sorgfältig zu Rathe zu ziehen, und dann eine definitive Entscheidung über das zu treffen, was als das Zweck⸗ mãßigste erscheint.

Nun komme ich zu dem vorliegenden Gesetzentwurf. Der⸗ selbe wünscht die Errichtung von Handwerkskammern, und nach der Aufnahme, welche dieser Gedanke im vorigen Jahre im Reichstag und hier und da auch in den Handwerkerkreisen gefunden hat, habe ich ge⸗ glaubt, daß der Reichstag wohl geneigt sein möchte, diesen Entwurf. vorbehaltlich etwaiger Aenderungen im einzelnen, zu acceytieren. Als ich im vergangenen Jahre von dem Gedanken sprach, zunächst mit der Errichtung von Handwerkskammern vorzugehen, habe ich mir er- laubt, meine Freude darüber auszudrücken,

daß diese Idee sowohl von dem Yerrn Redner aus dem Zentrum, wie von dem Herrn Redner der konservativen Partei sympathisch aufgenommen worden war. Ich glaube allerdings, meine Herren,“

fügte ich hinzu

daß wir auf diesem Wege am kürzesten zu einem heilsamen

Ziele gelangen werden. (Bravo! rechts und aus der Mitte.) (Hört! hört! und Heiterkeit links) Das war für mich keine Auf⸗ forderung, den Gedanken fallen zu lassen; im Gegentheil: ich glaubte, wenn derselbe praktische Gestalt angenommen haben würde, auch auf die Zustimmung derselben Herren rechnen zu dürfen, welche ihn damals als einen sympathischen bezeichnet haben.

Weiter, meine Herren! Als in diesem Sommer hier eine Ver⸗ einigung von Handwerkern damit befaßt war, die Gedanken meines verehrten preußischen Herrn Kollegen, des Handels⸗Ministers Frei⸗ berrn von Berlepsch, einer Würdigung und Besprechung zu unter- ziehen, und ich auf die Bitte der Leiter der Konferenz dieser auch den Entwurf über die Errichtung von Handwerkskammern mittheilte, da ist die Aufnahme meiner Vorschläge keineswegs eine völlig ab⸗ lehnende gewesen. Es lautet in dem von den Herren veröffentlichten Protokoll folgendermaßen:

Bei der Frage der Einrichtung der Handwerkskammer wurde es als eine große Hauptsache erachtet, daß die gesetzliche Möglichkeit gegeben werde, den Bezick einer Kammer erforderlichenfalls auch über mehrere Bundesftaaten ausdehnen zu können, und man zollte in dieser Beziehung den Bestimmungen Beifall, wie sie in dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Errichtung von Handwerks kammern, vorlagen.

Der Entwurf, von dem da die Rede ist, meine Herren, ist der jenige, der Ihnen vorliegt. Weiter heißt es:

„Die Konferenjzmitglieder konnten sich nicht der Ueberzeugung verschließen, daß, wenn man den Rahmen der Zwangsorganisation und zumal denjenigen der Handwerkekammern feststelle, man auch vorbereitende Maßregeln für das Inslebenrufen der neuen In- stitutionen treffen müsse. Hierfür wurden in dem Gesetzentwurf des Herrn Staatesekretärs Dr. von Boetticher, betreffend die Ein-⸗ richtung von Handwerkekammern, die geeigneten Unterlagen ge⸗ funden, indem diese letzteren einen provisorischen Charakter tragen und zu dem Zweck hauptsächlich errichtet werden sollen, bei der