mütze, glg Herrngichsch. Chäntebnghsn ü ⸗ n ortugie isenbahngesell⸗ in Lis . 23 38125 e fn, für . rrkarten zu G 50m X G32 m X O0 m jedes und in neun sarben. Näheres in den Räumen der Gesellschaft, 28 rue de Chäteaudun in Paris Niederlande. 4. Februar. Gesellschaft für den Betrieb der Staatseisenbahnen
in Utrecht: Abbruch der gegenwärtigen Glasbedachung des Bahn
hofs in Rotterdam und Ersetzung derselben durch ein Dach aus gal⸗ vanisiertem Wellblech.
18. Februar. Le Landon wgsreeniging in Zuidlaurdervsen. Lieferung von 106 Ballen Chile⸗Salpeter. Bedingungen bei dem Sekretär genannter Gesellschaft.
Rumänien. 29. Februar. General ⸗ Direktion der Staatsmonopole in Bukarest: Folgende Lieferungen: Olivenöl, Bindfaden, Kohle,
Blei, Petroleum, Seife, Holzkohle u. s. w. für die Staatssalinen.
ypten. 3. Februar. Sinan · Sekte l im Kriegs⸗Ministerium in Kairo: Lieferung von 3009 Otka Kerzen. Verdingungsheft bei obengenanntem Beamten an Wochentagen, ausgenommen Freitag, von 9 bis 1 Uhr.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 29. Januar, (B. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer H. H. Meyer“ hat am 27. Januar Vormittags Do ver passiert. Der Postdampfer Aachen“ ist am 27. Januar Nachmittagßg in New⸗YPork angekommen. Der Postdampfer . ist am 28. Januar Nachmittags auf der Weser an⸗
ommen. z — 50. Januar. (W. T. B.) Der Schnelldampfer Werra“ ist am 28. Januar Abends in Genua angekommen. Der Pestdampfer „»Weser' ist am 28. Januar von Bahia nach der Weser ab— gegangen. Der Postdampfer Krefeld ist am 27. Januar von Buenos Aires nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗-Post - dampfer Darmsta dt ist am 28. Januar Abends in Ne ape an⸗ ekommen. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 28. Januar ittags von New⸗-NYork nach der Weser abgegangen. Der Schnell⸗ dampfer Aller! und der Postdampfer Weimar? haben am 29. Januar Vormittags Lizard passiert. Der Schnell dampfer „Spree hat am 29. Januar Nachmittags die Reise von Southampton nach NewYork fortgesetzt.
Triest, 29. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Semi⸗ ramis ' ist, von Alexandrien kommend, heute Mittag hier eingetroffen.
Rotterdam, 29. Januar. (W. T. B.) Niederländisch—⸗ Amerikanische Dampfschiffahrts. Gesellschaft. Der Dampfer Maasdam ' ist heute Nachmittag in Rotterdam an⸗ gekommen.
Theater nnd Musik.
Konzerte. .
Zu dem »Lieder⸗ und Balladen; Abend“, den der Königliche Kammersänger en Gura am Dienstag im Saal der Sing- Akademie gab, hatte sich ein sehr zahlreiches Publikum eingefunden. Das Programm enthielt zunächst Lieder von Franz Schubert, dessen „Wanderers Nachtlied! wiederholt wurde, und drei Lieder von R. Strauß, von denen der Sänger Schlagende rzen! und das öfter gehörte Ach, weh' mir unglück— aftem Mann mit so hinreißendem Vortrag zu Gehör brachte, daß seichfalls ein Dacaporuf erfolgte. Von den drei Liedern von Alexander Ritter gefielen am meisten Treuenꝛ und Nimm's mit;. Den Schluß mechten vier Balladen von Karl Löwe, in deren Vortrag err Gura bekanntlich bisher unerreicht dafteht. Für seine Stimme, die sich mehr durch. Wohlklang als durch Kraft auszeichnet, war die Akustik der Sing ⸗ Akademie günstiger alt die der Philharmonie. Stürmischer Beifall folgte am Ende des sehr intereffanten Konzerts. Die Klavierbegleitung des
. verdient noch besonders lobend her⸗
Zu gleicher Zeit gab die Pianistin Elise Pekschen aus Riga (unter Leitung Anton Rubinstein's ausgebildet) im Saal Bechstein einen Klavier⸗ Abend, mit welchem sie zum ersten Mal Lor dem hiesigen Publikum erschien. ge⸗
hlte Programm ließ eine ernste Richtung ihres Kunst⸗ strebens erkennen. Außer den 32 Variationen von Beethoven kamen bekannte Klavierstücke von Chopin, Schumann's Karneval“, „Der Lindenbaum? von Schubert ⸗Lisit, Widmung! von Schumann . Liszt und eine kleine Pièce von Rubinstein zum Vortrag. Ihr Spiel hat den Vorzug einer meist objektiven iedergabe des Inhalts der Weike, auch paart sich die zuverlässige Technik mit derstãndni valle Auffassung; nur bliebe eine sparsamere Ber. wendung des Pedals zu wünschen, da dieses bei Tonleiterpassagen, welche die ganze Klaviatur um fassen, und beim Harmoniewechsel das Spiel unklar macht. Aufmunternder Beifall folgte ihren Vorträgen.
Gestern veranstalteten die Mezzosopranistin Gertrude Lucky und der Baritonist Reinhold Hoffmann in der Singaka demie einen ‚Lieder⸗ und Duett⸗Abend‘. Sie eröffneten denselben mit zwei Duetten von, Cornelius und. Haydn, denen im weiteren Verlauf noch solche von Cimarosa und Hildach sich anreihten. Der Baritonist, der eine klangvolle und gut geschulte Stimme besitzt, trug ferner mehrere Lieder von Schubert, Loewe, Henschel und Andern vor, unter denen am meisten gefielen: Jung Dieterich von Henschel und Der Liebsten Preis“, ein Volkslied, das auf Verlangen wiederholt wurde. Der Sängerin, die ebenfalls mit einer wohlklingenden und ausgiebigen Stimme begabt ist, gelangen am besten Schubert's Mein“, „Raft song“ von Nevin, „Feldeinsamkeitö von Brahms und „Der Zeisig' von Gound; letzteres Lied wurde dacapo gewünscht und gewährt.
Der Aufführung von Arthur Schnitzler's „Liebelei', die das Deutsche Theater am Dienstag, den 4. Februar, giebt, geht neu einstudiert Kleisi's Lustspiel Der zerbrochene Krug“ voraus. Hermann Müller spielt darin den Dorfrichter Adam.
In Kroll's Theater wird am Sonntag Nachmittag Ignaz Brüll's Oper „Das goldene Kreuz mit Fräulein Rothauser als Christine, Herrn Philipp als Gontran und Herrn Krolop als Bom⸗ bardon gegeben. Alends geht Gutzkow's Urtel Acosta“ mit Herrn Matkowsty in der Titelrolle und Fräulein Lindner als Judüh in Scene. Vielfachen Wünschen entsprechend, ist für die Folge der Be⸗ ginn der Nachmittags⸗-Vorstellungen auf 14 Uhr, der der Abend⸗ Vorstellungen auf 18 Uhr festgesetzt. Die Preise der Plätze sind die⸗ selben wie bisher.
Im Konzerthause veranstaltet Herr Kapellmeister Meyder morgen einen historischen Wagner⸗Abend“. Das reichhaltige Pro⸗ gramm enthält u. A. die Sonate in B-dur, die Ouvertüre zu der romantischen Oper Die Feen“, den „Matrosentanz“ aus der Oper Der fliegende Holländer‘, die Polonaise' in D-dur, das . Siegfried⸗ Idyll‘, die Introduktion des fünften Akts und das Gebet aus‚Rienzi', den „Kaisermarsch! und das Vorspiel zu den „Meistersingern von Nürnberg“. K
In dem VII. Phil harm onischen Konzert unter Arthur Nikisch's Leitung am kommenden Montag spielt Frau Teresa Carrenfio Beet⸗ hoven s Es-dur-Konzert, und zwar zum ersten Mal in Deutschland. Das Philharmonische Orchester wird an diesem Abend wieder auf neunzig Künstler verstärkt sein.
Mannigfaltiges.
Die Trauerfeier für den verstorbenen Botschafter der Ver— einigten Staaten, General Runyon hat heute Mittag in der eng“ lischen Kapelle im Parke von Monbijou stattgefunden. Die Kapelle war in einen großen Trauerraum verwandelt; zu beiden Seiten des Altars las man in Silberschrift: „Blessed are the Dead which die in the Lord“. Vor dem Altar erhob sich der Katafalk. Derselbe war geschmückt mit. den Kränzen und Palmen der nächsten Angehörigen, dem prächtigen Kranz, den der Präsident
der Vereinigten Staaten hatte niederlegen lassen, den Kränzen der Herren der Botschaft und vielen Blumenspenden. Das Aus. wärtige Amt hatte einen Kranz mit Schleifen in den deutschen Farben am Katafalk niederlegen lassen. Die Mehrzahl der Kräͤn war bereits am Dienstag mit dem Sarge nach dem Matthäͤl= Kirchhof überführt worden und sind mit der Leiche dort verblieben. Im Auftrage Seiner Majestät des Kaifers überbrachte der Kommandant des Hauptquartiers, General Lieutenant von Plessen einen palmengeschmückten Kranz, der sich durch auserlesene Pracht der Veilchen, Rosen und Maiglöckchen auszeichnete. Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers wohnten außerdem die Chefs des Zivil“, des Militär, und des Marinekabinets, Wirklicher Geheimer Rath Dr. von Lucanus, General von Hahnke und Kontre Admiral . Senden ⸗Bibran, der Feier bei. Für Fhre Malestät die
aiserin erschien der Kammerherr Graf von Keller mit einem duftigen Blumengewinde. Auch die Ober ⸗Hofmeisterin Gräfin Brockdorff und Gräfin von Keller nahmen an der Feier theil. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ließ Sich durch den Ober⸗Hofmeister Grafen von Seckendorff und den Kammerherrn von Wedel vertreten. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold erschien versönlich mit dem Adjutanten Major von Krosigk, ebenso Seine Großherzogliche 6 der Prinz Max von Baden und Seine Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern. Die obersten Reichs-! und Staatsbebörden waren durch den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst und mehrere Staatssekre täre und Staats, Minister repräsentiert. Zahlreich vertreten waren ferner die Hofgesellschaft und die Generalität. Das diplomatische Korps war nahezu vollzählig erschienen, die meisten der Herren von ihren Damen begleitet. Es waren zugegen die Botschafter von Frankreich, Italien, Ruß⸗ land, Spanien, Oesterreich und sämmtliche Gesandten. Nur der englische Botschafter wurde durch den Botschafts⸗Rath vertreten. Die ernste Feier begann mit einer Hymne, während der Rev. Fry an den Altar trat, um Glaubens- und Sündenbekenntniß und das Vaterunser zu beten. Der Gesang des 90. Psalms lestete sodann zur Schrift verlesung über, welcher weiterer Gesang folgte. Die Gedenkrede hielt Rev. Dr. Dickie. Nach Gebet, Gesang und Segen schloß die Feier mit dem Trauermarsch aus Saul“).
Norderney. Am Badestrande ist die vorgenommene Ver⸗ breiterung des Klinkerpflasters oberhalb des Schutzwerks und der Bau einer kleinen Futtermauer daselbst nunmehr bis nahe an die Warte kalle am Damenstrande (ea. 300 m vom Ende) fertiggestellt. Im Frühjahr soll dieselbe binnen 3 bis 4 Wochen bis ans Ende weiter⸗ geführt werden. .
Aurich. Die Beleuchtungsfrage beschäftigt zur Zeit in unserer Stadt wie in dem benachbarten Norden das öffentliche Interesse in hervorragendem Maße. Hier wie dort kann man nicht zu einer Entscheidung darüber gelangen, ob die jetzige Petroleum V durch Gasglühlicht oder durch Elektrizität ersetzt werden soll.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Wien, 30. Januar. (W. T. B) Der Prinz Ferdinand von Sa chfen⸗Eoburg ist hier eingetroffen. — Der italienische Botschafter Graf Nigra ist aus Rom hierher zurückgekehrt.
Konstantinopel, 380. Januar, (W. T. B.) In Ain tab, Ama sig und einigen Orten der Vilajets Wan und Bitlis ist die Stimmung erregt; man befürchtet Gewaltthätigkeiten gegen die Armenier.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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vom 30. Januar, Morgengtz.
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Belmullet .. SSW 3 bedeckt Aberdeen. 779 W 2 wolkig Christiansund 757 WSW g Regen Kopenhagen. W Dunst Stockholm. 757 W b bedeckt randa . 737 still bedeckt Moskau ... 755 2 bedeckt )
Cork, Queens⸗ ging, ( rbourg. eiter er. . . Nebel ylt 777 bedeckt Nebel
mburg .. 780 winemünde 774 bedeckt?) Dunstẽ)
Neufahrwasser 768 Memel... 763 bedeckt Paris.... 785 bedeckt after 183 Regen wolkig)
Karlsruhe.. 785 Wiesbaden. I78h bedecktꝰ) ü bedeckt
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784 bedeckt 779 bedeckt 783 wolkig bedeckt
718 751 wolkenlos 7 wolkenlos 776 halb bed. 1) Gestern und Nachts Schnee. ) Böig. 3) Abends Regen. 9 Reif. 5) Gestern Schneeflocken. Uebersicht der Witterung.
Ein barometrisches Minimum unter 737 mm liegt über Nordskandinavien in Wechselwirkung mit einem Hochdruckgebiet über 785 mm, welches sich von Irland nach dem nordöstlichen Frankreich er—⸗ streckt, vielfach stürmische westliche Winde über Skandinavien und dem Ostseegebiet verursachend.
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paintner. Max Grube.
grin. Wagner.
Anfang 7 Uhr. Zeit.
von Venedig.
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F dòů R — N K L — N — C Q W — . P-, , o dòů O M = ——
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Sonnabend:
Sonnabend: Wittwe.
von Smetana. 2) Tyll Eulenspiegel von R. Strauß. 3) Aufforderung zum Tanz von Weber. für Orchester von F. Weingartner. von Wagner. Nr. 2 von Beethoven. Anfang 76 Uhr.
Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe. ö 6 zu 2 16 14 . 3 i , andlung von Ed. Bote un Bock, Leipziger⸗ i. ; straße 37, sowie an der Tageskasse zu haben. Idee des Markt Twain.
⁊7Z. Symphonie Abend am L4. Februar 1896.
Schauspielhaus. Abonnement B. 5. Vorstellung. ang von Goethe. . zur Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lind⸗ In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur vom K. u. Derr Direktor (RHHonsieur le Directeur). Lustspiel in 3 Atten von Alexandre Bisson und Ferdinand Groß. Siegmund Lautenburg. vom Direktor Fr. Renz.
Dekorative Inspektor Brandt. Sonnabend: Qpernhaus. 29. Verstellung. Lohen⸗ Romantische Oper in 3 Akten von Richard 9 (Lohengrin: Hr. Heinrich Vogl, König⸗ Anfang 79 Uhr. Sonnabend: Der Herr Direktor. Sonntag: Der Herr Tirektor.
Theater Unter den Linden.
durchaus neuer
licher Kammersänger aus München,
Schauspielhaus. Lustspiel Skowronnek. Anfang 74 Uhr.
gGerliner Theater. Freltag (20. Abonnements⸗
Vorstellung): 6 Anfang 75 Uhr. aust. Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: Der Hergott⸗ schnitzer. — Abends 77 Uhr: König Heinrich.
Lessing · Theater. Freitag: Comtesse Guckerl.
Anfang 75 Uhr. NUntreu.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu volksthümlichen
4) Eine Faust⸗
's) Symphonie Bdur „Freitag: Mit
Kostümen, Dekorationen Hungerleider.
großartiger
31. Vorstellung. Sonder Faust von Wolf⸗ Der Tragödie erster Theil. Freitag: Gastspiel des Linrichtung vom Ober⸗ Anfang 7 Uhr. r abrice Carrs. Deutsch von in Scene gesetzt von
als Gast.)
Die kranke
32. Vorftellung. l von Richard
in 4 Aufzügen
Julius Fritzsche. Freitag: In
— 74 Uhr.
K. Millöcker.
M. Willner.
Mittwoch, den 5. Februar:
— Hierauf: Fränlein Maskenball.
Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 26 — 26. Ausstattung an . . i m, e,, Ausstattungs Komödie mit Gesang : ; und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und fkriptious · Ball. Louis Herrmann, mit theilweiser Benutzung einer Musik von Louis Roth. In Scene gesetzt von Julius Fritz sche. Herr Kapellmeister Winns. Anfang 77 Uhr.
Sonnabend: Der Hungerleider.
glän zender Ausstattung an , . Fang es. DJeutsches Ihe gter, gs, ser Kaufmann ard hte this Chsserih gie ub, , daberd: Ein Käustherlest. Nene Finlage: Anfang r.
Sonnabend: Weh dem, der lügt!
Sonntag, Nachmittags 21 Uhr: Die Mütter. — Abends 75 Uhr: Romeo und Julia.
(5 Bildern) von Hervs und Paul Terrien deutsch bearbeitet von centia! Eduard Jacobson und Wilhelm Mannstädt. Musik Sonntag: 2 Vorstellungen: Nachmittags 4 Uhr
von Herv6. In Seene gesetzt von Julius et e., . n ñ ; Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. ,, Preise und 1 Kind unter 10 Jahren
Sonntag, den 2. Februar, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Rund um Wien. Panto⸗ mimisches Ballet in 9 Bildern von . Gaul und A. Musik von J. choreographische Theil von Josef Haßreiter. — Abends 73 Uhr: Der Bettelstudent.
Dritter großer
Freitag:
Konzerte.
Nonzert aus. Karl Menyder Konzert. Freitag: Historischer Wagner ⸗Abend. Diensfag, den 18. Februar: Fastnachts⸗Sub⸗ Billets à 3 S im Bureau des Hauses.
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Freitag, Anfang 75 Uhr: IH. Konzert des Cellovirtuosen Friedrich Grützmacher.
Dirigent:
Zirkus Renz. Karlstraße. Freitag, Abends
errn Franz Temele 71 Uhr: Große humoristische Extra Vorstellung. K. prip. Carl Theater in Wien. Der Auftreten sämmtlicher Clowns und des beliebten
Original- August Mr Lavater Lee in ihren wirkungs⸗ vollsten Entrées und Jhtermezzi. Großartiger Erfolg. Ein Künstlerfeft. Auf das Glänzendste insceniert ; Neue Einlage: Die Katastrophe des Riesendampfers „Cireentia“. Außerdem: Der irische Wall mit 4 korsikanischen Ponys, vorgeführt von Miß Fiori. Auftreten des Schulreiters ersten Ranges Mr. Gaberel mit seinem Schulpferde Chicago. Der Hund Jacque als Retter, Original⸗-Dreffur des Mr. G. Loyal. Auftreten von nur Künstler⸗ Spezialitäten allerersten
Direktion:
Die Katastrophe des Riesendampfers „Cir⸗
Anfang
rei: 870/714. — Abends 75 Uhr: Ein
Küinstlerfest.
Sonnabend: Der Bettelstudent. Operette in ö. 3 Akten von F. Zell und R. Gene.
Musik von
Familien: Nachrichten.
Verlobt: Frl. Erna Rittscher mit Hrn. Sec.“ Lieut. Ernst von Behr (Hamburg — Wandsbek. — Frl. Else Schwanitz mit Hrn. See. Lieut. Frhrn. Lerpold Schilling von Canstatt (Berlin). — Frl. Clara von Helldorff mit Hrn. Paul Rodatz (Meseritz = Politzig). .
Geboren; Eine Tochter: Hrn. Pastor Lüpke (Neumühl ⸗Kutzdorf). — Hrn. Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Carl Negenborn (Magdeburg).
eyer. Der
Bei im Norden lebhaften westlichen Winden, im Süden schwacher Luftbewegung ist das Wetter in Deutschland vorwiegend trübe und mild, Nord⸗ deutschland ist frostfrei, in Süddeutschland herrscht noch leichter Frost; nennenswerthe Niederschläge werden nicht gemeldet. Mildes, trübes, windiges Wetter demnächst wahrscheinlich. Deutsche Seewarte.
ö . Theater.
önigliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗
baus. 6. Symphonie⸗Abend der Königlichen
Lapelle. Dirigent: Herr Felix Weingartner. Programm: 1) Durch Böhmens Hain und Flur
Preisen: Die Haubenlerche. — Abends 71 Uhr: Comtesse Guckterl.
Residenz· Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Letzte Woche! Hals über Kopf. Schwank in 3 Atten von Alexandre Bisson, deutsch von Paul Block. — Vorher: In doppelter erf drang. Plauderei von Paul Linsemann. Anfang
.
Son nabend und folgende Tage: Hals über Kopf — In doppelter Bekehrung.
Mittwoch, den H. Februar: Zum ersten Male: Hotel zum Freihafen. (L H Stel du Libre Eehane.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, deutsch von Benno Jacobson.
Adolph Ernst . Theater. Ma dame Suzette. Vaudeville⸗Posse in 3 Akten von Sylvane und Ordonneau, bearbeitet von Ed. Jacob⸗ son und Jean Kren. Musik von Edmond Audran. In Seene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Bentral - Theater. Alte Jakobstraße Ni. 30.
Freitag: Wiederauftreten des Herrn Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Große Aus—= siattungsposse mit Gesang und Tanz in 5. EBildern von Wilh. Mannstäßt und Julius Freund. Musik von Jullus Einödshofer. 33 Seene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Die Tanz⸗Arrangemente vom Balletmelster Gundlach. Anfang 75 Uhr.
Sonnabend: Eine tolle Racht.
Gestorben;: Verw. Fr. General Clara von Trotha, eb. von 366 (Gotha). — Hr. Korvetten⸗ apitän a. D. Richard Schloepke (Berlin). —
Hr. Superintendent Richard Geisler (Oppeln). —
6. Pfarrer Werth (Schalke). — Hr. Pastor
eodor Köhler (Siebenhufen).
Verantwortlicher Redakteur: Siem enroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagd⸗ Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (ei nschließlich Börsen⸗Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 27.
Berlin, Donnerstag, den 30. Januar
1896.
— —
Deutscher Reichstag.
26. Sitzung vom 29. Januar, 1 Uhr.
Tagesordnung: Erste event. zweite Berathung des Antrags Barth⸗Rickert, betreffend Abänderung des Wahlgesetzes fur den Reichstag.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer des Blattes berichtet.
Nach dem Abg. Dr. Schädler nimmt das Wort der
Abg. Freiherr von Stumm (Rp.). Redner bestreitet, daß der Antrag die volle Wahlfreiheit garantiere. Gewisse Elemente würden nach wie ver auch die pin ichs ᷣ der Wahl zu durchbrechen wissen. In sehr vielen Fällen handelte es sich nicht um böswillige Unter⸗ schiebung, sondern um unabsichtliche Verwechselung von Stimmzetteln, und diese letztere könne nach Ausführung des Antrags Barth leicht ngch viel häufiger eintreten. Ferner brauche man bloß die nicht mit allen Förmlichkeiten vertrauten Arbeiter u. dergl. zu veranlassen, auf den Stimmzettel auch ihren eigenen Namen zu fetzen, um ganz genau zu erfahren, wie dieser oder oder jener Wähler gestimmt habe“ Eive absolute Sicherung des Wahlgeheimnisses sei also auch auf diesem Wege nicht zu erreichen. Besser wäre es, zu dem ursprunglichen Vor⸗ schlage der Regierung von 1866 zurückzukehren und die offene Stimm. abgahe einzuführen, also die geheime abzuschaffen.
Abg. Blos (Soz.): Wenn auch die badische Regierung auf den Boden des Antrags trift, so lehren uns doch die Vorgaͤnge in Sachsen, wessen wir uns unter Umständen von den Reglerungen zu versehen haben. Daher ist es von Werth, wenn sich die ge Mehrheit des Reichstags für den Antrag ausspricht. Freiherr von Stumm legt heute eine Sanftmuth an den Tag, die an ihm neu ist. Abänderungk⸗ anträge, die die Basis des Reichswahlrechts erschüttern würden, hat er wohl bloß deshalb bisher nicht gestellt, weil dieselben ganz aus— sichtslos sind; er hat aber doch erst vor kurzem feine Ansicht dahin ausgesprochen, daß jedem Sozialdemokraten das Wahlrecht ab—⸗ gesprochen werden müsse. Es ist uns mit dem Antrage nicht um eine Demonstration zu thun, oder doch nur um eine solche gegen das Demagogenthum draußen im Reiche, welches auf gewaltsamen Umsturz des geltenden Wahlrechts hinarbeitet.
Abg. Dr, Förster⸗Neustettin (Reform⸗P.): Wir wollen nicht, daß der Volkswille, wie bisher oft geschehen, gefälscht werde, und stimmen deshalb für den Antrag, der aber vielleicht noch redaktioneller Aende= rungen bedarf und nach der Seite des passiven Wahlrechts ergänzt werden sollte, auch die Frage der Abgrenzung der Wahlkreise be— handeln könnte. Wir sind für Vorberathung des Antrags durch die Wahlprüfungskommission.
Abg. Beckh (fr. Volksp.) ist gegen diese Erweiterungen, die den Zweck des Antrags leicht vereiteln, ja seine Annahme gefährden könnten. Freiherr von Stumm habe bei seinen Ausführungen die Ueber⸗ wachung der Stimmabgabe durch die Sozialdemokraten im Auge; diese sei aber noch lange nicht so schlimm, wie die vielfach vor— kommende Thatsache, daß die Fabrikherren sich die Stimmzettel ihrer Arbeiter vorweisen ließen.
Abg. Dr. von Wolszlegier-Gilgenburg (Pole): Auch wir werden für den Antrag stimmen, bor allem auch, damit dem polnischen Volke die Wahlfreiheit gewahrt werde.
Nachdem der Abg. Gröber (Sentr.), entgegen den Abgg. Blos und Förster, für schleunige unveränderte Annahme des Antrags gesprochen und für das allgemeine, direkte, gleiche und geheime Wahlrecht als das am meisten in politischer Hinsicht erzieherisch wirkende Wahl⸗ recht eingetreten ist, auch das Urtheil des Fürsten Bismarck über das Dreiklassenwahlsystem als das widersinnigste Wahlverfahren zitiert und schließlich darauf hingewiesen hat, daß auch in Württemberg die Regierung damit umgehe, in der Richtung des Antrags den Kammern eine Vorlage zu machen, sucht
Abg. Bindewgld (Reform⸗P.), indem er angebliche Wahl⸗ beeinflussungen amtlicher Kreise bei den letzten Ersatzwahlen in Meseritz⸗Bomst und Oels-⸗Wartenberg zur Sprache bringt, die Nothwendigkeit des Antrags darzuthun, der ohne Kommissionsberathung sofort zum Beschluß erhoben werden müsse.
Abg. Dr. Schön lank (Soz.): Thatsachlich beabsichtigen in Sachsen die Konfervaiien und Nationalliberalen im Bunde mit der Regierung ein unerhörtes Attentat auf das dortige Wahlrecht, indem sie dasfelbe durch das vreußische Dreiklassenwahlsystem ersetzen wollen. Früher haben dieselben Parteien und die Regierung sich gegen ein indirektes Wahl⸗ 6 und gegen eine Klasseneintheilung erklärt; heute ist die
timmung umgeschlagen; aus bleicher Furcht vor den Sozial⸗ demokraten proklamieren die Ackermann, Mehnert und Schill den Umsturz des bestehenden Wahlrechts, und die Regierung stimmt ihnen zu. Bei den sächsischen Ordnungeparteien hat Freiherr von Stumm mit seiner Schleifsteinpolitik gelehrige Schüler gefunden. Präsident Freiherr von Buol mahnt von weiteren Abschweifungen ab, worauf der Redner mit der Aufforderung, den Antrag einstimmig anzunehmen, schließt.
Sächsischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Gesandter Dr. Graf von Hohenthal und. Bergen: Der Herr Präsi— dent hat dem Herrn Vorredner schon bemerkt, daß die Ange⸗ legenheit der Aenderung des sächsischen Wahlgesetzes, über die ich übrigens nichts weiß, nicht hierher gehört. Ich möchte aber dem Herrn Vorredner noch das Eine bemerken: wenn das sächsische Wahl- gesetz abgeändert werden sollte, dann ist seine Partei schuld und nie⸗ mand anders. Der Herr Vorredner hat vorhin gesagt, das sächsische Wahlgesetz sei ein solches, das die Ausübung des Wahlrechts unter ganz günstigen Bedingungen ermögliche. Wer hat das sächsiche Wahl. gesetz in der sächsischen Kammer zuerst angegriffen? Die Partei des Herrn Vorredners. Weiter habe ich nichts zu fagen.
Abg. Graf zu Lim burg⸗Stirum (d. kons. ) wendet sich gegen den Abg. Bindewald, der von ungesetzlicher Wahlbeeinflussung der Amts⸗ borsteher und Großgrundbesitzer gesprochen. Es sei doch selbstver⸗ ständlich, daß die Ansässigen im Kreise Oels. Wartenberg lieber ihren berdienten langjährigen Landrath von Kardorff als einen hergelaufenen Agitator wählten. Landtags⸗ und Reichstagswahlrecht ergaͤnzten sich gegenseitig; man dürfe nicht einseitig eins von beiden in Angriff ö wodurch die bestehenden Machtverhältnisse in Staat und Reich einseitig verschoben werden würden. Der Antrag Barth sei auch an sich unpraktisch. ; ⸗ ;
Abg. Br. Schönlank; Graf Hohenthal weiß also hier in Berlin nicht, was in Dresden geschieht. Ich habe das sächsische Wahlrecht nicht als das Ideal, auch nicht als etwas Vorzügliches, aber doch als etwas Erträgliches angesehen.
Sächsischer Bevollmächtigter zum Bundetzrath, Gesandte Dr. Graf von Hohenthal und Bergen: Ich muß dabei stehen bleiben, daß der geehrte Herr Vorredner sich in einen Gegen⸗ satz zur Vertretung seiner Partel im fächsischen, Landtag gestellt hat. Der Herr Vorredner hat vorhin das sächsische Wahlgesetz als ein solches bezeichnet, mit dem sich recht wohl auskommen ließe. Aber die sozialdemokratische Partei des fächsischen Landtags hat, obwohl sie genau wußte, daß der Antrag gänzlich aussichtslos fei, in zwei oder drei auf einander folgenden Landtagen einen Antrag auf Abänderung dieses Wahlgefetzes . Darauf ist die Antwort in der denk— würdigen Sitzung der Zweiten Kammer im vorigen Monat fehr deutlich gegeben worden. Ob diefe Antwort eine weitere Folge haben und ein neues Wahlgefetz eingeführt werden wird, das weiß ich noch nicht. Sb Herr Schönlank das glaubt oder nicht, ist mit einerlei ] . ö
Die im Wahlkreise Oels. Wartenberg auf⸗ Partei waren keine hergelaufenen Männer; e stolz sein kön
Abg. Graf zu Lim burg-Stirum entgegnet, daß man erst den Effekt der Steuerreform in Preußen abwarten müsse, ehe man an eine eventuelle Aenderung des Wahlrechts gehe. Für das Landtags⸗ wahlrecht sei noch keineswegs die behauptete Verschlechterung bewiesen, sondern zunächst nur bezüglich des Kommunalwahlrechts. Die Kon— servativen seien sehr bereit, in eine Revision einzutreten, aber nicht bloß nach einer Seite.
Abg. Fuchs (Zentr.) entnimmt den Ausführungen des Vorredners, daß die Konservgtiven einem erneuten Antrage des Zentrums auf ÄAb⸗ änderung des Wahlgesetzes in Preußen freundlich gegenüberstehen würden. Die „Revisionꝰ des Grafen Limburg heiße nichts Anderes als Abschaffung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts. In gewissen Kreisen schrecke man jn selbst nicht vor einem Staatsstreich zu diesem Zweck zurück; für die heutige Offenheit des Abg. Grafen Limburg könne man nur dankbar sein.
Abg. Graf zu Limburg-Stirum: Die beiden verschiedenen Wahlrechte konstruieren die Interessen⸗ und Machtverhältnisse in den einzelnen Staaten. Aendert man einseitig, so werden diese verschoben. Wir wollen diese Verschiebung nicht; unfere Forderung ist also auch nicht der Ausdruck einer direkten Feindschaft gegen das geltende Wahlrecht. .
Abg. Dr. Lieber (Zentr.):; Das Ausgleichs system des Vorredners soll sich auf alle Einzelstaaten beziehen; wie gleichen sich denn diese Machtverhältnisse in Württemberg aus, wo beide Wahlsysteme das direkte Wahlrecht enthalten? Sie sprechen von „allen“ und meinen doch nur Preußen. Sie wollen uns verhindern, in Preußen eine Wiederherstellung des status quo ante anzustreben, und drohen uns, das Reichswahlrecht anzugreifen, wenn wir in Preußen am Wahlsystem irgend etwas ändern. Es ist ganz willkürlich, daß die beiden Wahl systeme begrifflich oder geschichtlich irgendwie sich ausgleichen. Nach der Einführung des Reichswahlrechts hat man im Gegentheil ange— nommen, daß nun auch in den Einzelstaaten die Tage des indirekten Wahlsystems gezählt seien. In Preußen wurde sofort von Windt⸗ horst und Mallinckrodt der bezügliche Antrag gestellt. Zur Zeit rühren wir nicht an dem indirekten Wahlsystem; wir wollen nur feine Wir⸗ kungen zurückführen auf, den Zustand, in dem es sich vor der Steuer⸗ reform befand. Das ist keine Verschlechterung des Dreiklassenwahl⸗ systems. Daß die Verschlechterung im Gegentheil durch die Steuerreform herbeigeführt ist, ist heute schon klar, wenn auch die Statistik darüber noch nicht vorliegt. Weiß man nicht, daß in Berlin Minister in der dritten Klasse wählen? Der Widerstand gegen den Antrag zeigt, welche Absichten die Herren rechts mit dem allgemeinen Wahlrecht überhaupt haben.
Abg. Fuchs: Sie bezweifeln, daß man mit Staatsstreich⸗ gedanken umgeht? Steht der Graf Mirbach Ihnen nahe oder nicht? Dieser Graf Mirbach hat im Herrenhause erklärt, daß das Volk in weiten Kreisen es mit Jubel begrüßen würde, wenn die Fürsten sich entschlössen, einen neuen Reichstag auf Grund eines neuen Wahlgesetzes zu berufen. Das nennen wir einen Staatsstreich.
Damit schließt die Diskussion.
Nach einem Schlußwort des Abg. Dr. Barth wird der An— trag auf Kommissionsberathung zurückgezogen. Das Haus tritt sofort in die zweite Lesung ein und nimmt die einzelnen Paragraphen des vorgeschlagenen Gesetzentwurfs ohne Debatte an. Ein Antrag der Abgg. von Strombeck und von Hodenberg, daß Beweiserhebungen in Wahl— prüfungssachen von den Behörden als Eilsachen zu be⸗ handeln sind, wird angenommen.
Es folgt die erste Berathung der von den Sozialdemo⸗ kraten, Abgg. Auer u. Gen., und von der freisinnigen Volks⸗ partei, Abgg. Ancker u. Gen, eingebrachten Gesetzentwürfe, betreffend die Gewährung eines vollständig freien Vereing⸗ und Versammlungsrechts.
Der sozialdemokratische Entwurf schließt die Mitwirkung oder Einflußnahme amtlicher Behörden in jeder Form aus und stellt diejenigen, welche die Ausübung der hier gewaähr— leisteten Rechte zu verhindern suchen, unter die Androhung einer Strafe von bis zu 3 Monaten Gefängniß. Der Antrag Ancker will dagegen die ö, die Reichs⸗ Militärgesetze und die Bestimmungen der Landesgesetze über die Ueberwachung von Zusammenkünften unberührt lassen.
Abg. Auer (Soz.): Die weitesten Kreise sind über die Noth wendigkeit einer Aenderung der derzeitigen Bestimmungen über das Vereins- und Versammlungswesen in Beutschland einig. Die Zu⸗ ständigkeit der Reichsgesetzgebung geht aus Art. 4 Nr. 16 der Wer. fassung klar hervor. Am J. Mai 18565 haben die Redner aller Par⸗ teien sich in diesem Sinne ausgesprochen, fanden aber doch, daß die jetzige Zeit zu solchen Aenderungen nicht angethan sei. Wann soll nun diese rechte Zeit kommen? Das Reich hat sein 25 jähriges Jubi⸗ läum gefeiert; noch immer ist die Verheißung der Verfassung nicht erfüllt. Das Königreich Württemberg hat schon heute ein Vereinz⸗ und Versammlungsrecht, welches sich nicht weit von dem, was wir verlangen, unterscheidet. Wir wären bereit, auf unseren Antrag zu verzichten, wenn das württembergische Recht Gemeingut für ganz Deutschland würde. Damit ist auch die Meinung des Herrn von Marquardsen widerlegt, daß ch mit einem solchen Gesetz nicht aus⸗ kommen lassen würde. Die Meinung, daß solche Bestrebungen doch aussichtslos seien bei dem Widerstand der verbündeten Regierungen, verdient keine ernste Beachtung, denn sonst hätten wir auch die mehr⸗ stündige Arbeit, die wir soeben gethan haben, unterlassen können. Und ist der immer und immer wieder zurückgewiesene Befähigungsnachweis nicht immer und immer wiedergekehrt und zwar zuletzt mit Erfolg? Ist eine Aenderung unseres Vereinswesens nothwendig, dann können solche Rücksichten nichts verschlagen. Dasselbe gilt von dem Einwande der nivellierenden Gleichmacherel, den damals der Abg. Bachem erhob. Warum will man Minderjährige von der politischen Erziehung aus⸗ schließen, da doch dieselben Minderjährigen ev. die Waffen bereits tragen müssen? Gerade die n, dieser politischen Er⸗ ziehung hat doch vorhin der Abg. Gröber vom Zentrum besonders betont. Was das Vereinsrecht für die Frauen betrifft, so will ja das Zentrum ihnen das Koalitionsrecht zur Wahrung ihrer wirth⸗ schaftlichen Interessen geben; dieses wäre aber nur das bekannte Messer ohne Heft und ohne Klinge, wenn die Frauen nicht gleichzeitig das Vereing⸗ und Versammlungsrecht erhalten. In dieser k ist auch in neuerer Zeit ein gewaltiger Umschwung in der öffentüichen Meinung vor sich gegangen; ich erinnere nur an den letzten evangelisch⸗ sozialen Kongreß, wo zum ersten Male eine , ür diese Forde⸗ rung eintrat, und nach dem Zeugniß des Professors Delbrück mit dem
hervorragendsten Erfolg. Bereits anfangs der 70er Jahre hat Moritz Wiggers gin allgemeines deutsches Vereins und Versammlungsrecht be⸗ antragt. Dieser Antrag sollte aber wesentlich bloß das preußische Vereing⸗ recht auch auf das Reich ausdehnen. Damals war das begreiflich denn die schlimmen polizeilichen Erfahrungen hatte man —— icht emacht, und Wiggers war ein Mecklenburger, der für sein Vater= and ein Vereins- und Versammlungsrecht erst schaffen wollte. CTinen Stein auf Mecklenburg will ich keineswegs werfen, denn ich wurde unter dem Sozialistengesetz zwar aus Preußen und Hamburg, aber nicht aus Mecklenburg ausgewiesen. Dah wir uns jetzt auch noch immer nicht allzuweit von dem preußischen Vereinsrecht entfernen sollen, wie Herr von Marquardsen andeutete, kann man uns wirklich nicht zumuthen. Was auf dem Gebiet des Vereinsrechts in den verschiedensten Bundesstaaten noch heute zu Recht besteht, wird den meisten Mitgliedern des Hauses garnicht geläufig sein. In mehreren Staaten besteht noch heute die bundestägliche Bestimmung, daß Arbeitervereine überhaupt nicht gegründet werden dürfen, so in Hessen und Oldenburg, wo sonst ganz liberale vereinsgefetzliche Be⸗ stimmungen vorhanden sind. In Anhalt dürfen nur AÄnhaltiner Mitglieder eines politischen Vereins sein; diese Vorschrift ist durch alle Instanzen hindurch als gesetzliches Recht anerkannt worden. Weimar hat kein Vereins⸗ und Versammlungsgesetz; diesen Zustand haben sich die Behörden dort jetzt dahin zu nutze , daß sie ihr eigenes Belieben entscheiden laͤssen, und das if bekanntl ; gegen unsere Partei weidlich ausgenutzt worden. Die reichsländischen Verhältnisse sind ja bekannt, sie werden auch wohl noch von anderer Seite heute näher beleuchtet werden. Mecklenburg hat auch
kein Vereins⸗ und Versammlunggrecht; Vereine bedürfen daselbst der ministeriellen Genehmigung. Gerade die mecklenburger Verhältnisse Hinterwäldler sind, trotz 25 eh en,
zeigen, daß wir immer noch Bestehen des Reichs. In Reuß ä. L. sind politische Vereine ü 1 verboten. In Deutschland haben wir 26 Vereinsgesetze. Was in n, erlaubt ist, ist in Altona ein Vergehen und Verbrechen. n Württemberg dürfen die Frauen an Vereinen und Verfamm⸗ lungen theilnehmen; jenseits von dessen Grenze fuchen die Polizei- beamten nach der Anwesenheit von Frauen in Vereinen und Ver⸗ sammlungen, um die letzteren dann, als ungesetzlich aufzulsösen. . Vereine dürfen nicht miteinander in Verbindung treten. uf Grund dieser Bestimmung hat die Polizei die sozialdemokratische Organisation, auch den Parteivorstand und die einzelnen Vertrauenz⸗ männer, aufgelöst und uns angeklagt, und wir werden aller Voraus- icht nach auch verurtheilt werden. Fünf Jahre lang haben wir diese
rganisation gehabt. Dem Minister von Köller war es beschieden, einen großen Schlag gegen uns zu führen; er führte ihn und 16ste unsere Organisatien auf. Wir haben unseren Partelvorftand einfach nach Hamburg geschickt. Dort funktioniert er ruhlg weiter. Wir hätten auch nach Wuͤrttemberg gehen können. Aber sind diese Zuftände nicht Deutschlands höchst unwürdig? Alle anderen . sind auf diesem Gebiete viel schlimmere Sünder als wir. Nur die Kon⸗ servativen haben bei der Maßregelung unserer Organisation zu⸗ stimmende Aeußerungen verlauten lassen; alle übrigen Parteien, selbfst die Nationalliberalen, brachten das nicht fertig. Bas Organifationg⸗ statut der Konservativen verstößt viel stärker gegen das Gesetz, als das unsere angeblich thut. (Redner theilt den Wortlaut der Be—⸗ stimmungen, die Zusammensetzung des weiteren und engeren Aus schusses, die Zirkulare des letzteren an die Provinzial. und Lokal⸗ organisationen, sowie an die Vertrauensmänner u. a. mit.) halte das alles für selbstverständlich, aber was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig. Wie das Vereins und Versammlungs⸗ recht in Sachsen gehandhabt wird, ist unerhört. Die Wahlrechtsliga, die sich dort gebildet hat, um gegen die Absicht der Verschlechterung des Wahlgesetzes Front zu machen, und schon 25 060 Mitglieder zählte, hat die Polizei auf Grund eines offenbaren Mißbrauchs ihrer Gewalt aufgelöst; eine Versammlung mit dem Thema Dag Attentat auf das sächsische Wahlrecht! wurde wegen schwerer Be⸗ leidigung der Ständekammermitglieder durch diese Tagesordnung ver⸗ boten. Das Rezept des preußischen Herrn JustizMinifters: Wenn Zwei dasselbe thun, so ist es nicht dasselbe, ist thatsaͤchlich zur obersten Richtschnur geworden. Unsere Vereine dürfen, bei schwerer Ge fängnißstrafe für die Leiter, nicht in Verbindung treten; vor drei Tagen haben hier in Berlin neun konserpative Vereine eine feier⸗ liche Zusammenkunft gehabt, ohne daß sich die Polizei darein gemischt hätte. Wo bliebe auch der Bund der TVandwirthe, wenn sich die Polizei der gesetzlichen Bestimmungen gegenüber seinem Treiben erinnerte. Aber das ist eben das Unerhörte, daß die Polizei mit zweierlei Maß mißt. In dem „Verein mit dem langen Namen“ sind zahlreiche Vereinsvorstände der Großindustrie zur Verfolgung politischer Zwecke vereinigt; auch sie müßten verurtheilt werden, aber unsere Stimme ist gerade so ohnmächtig, wie die dieser Herren all⸗ mächtig ist. Und da klagt Freiherr von Stumm noch über un genügendes Koalitionsrecht der Arbeitgeber. Wo blieben auch die Katholiken gegenüber dem 8 38 des preußischen Vereinsgesetzes, wo die Berufsvereine, die sich zu Petitionen an den Reichstag zufammen—⸗ thun. Wandel zu schaffen ist noth; freie Bahn auch auf dem Gebiete des Vereins⸗ und Versammlungsrechts gehört zu den Voraug— setzungen gedeihlicher Entwickelung sozialer Verhältnisse, ganz ab⸗= gesehen von der Parteistellung des Cinzelnen. Was den Unternehmern recht ist, muß den Arbeitern billig sein. Der Zusatz Huzug fernzuhalten!“ bei der Ankündigung von Strikes in Ärbeiterblättern hat zu Anklagen und zu BVerurtheilungen wegen groben Unfugs geführt. Die schwarzen Listen der Arbeitgeber aber haben für keinen Staatsanwalt irgend etwas Auffälliges. Man will die Arbeiter in einer Ausnahmestellung erhalten, und gewiffe Leute hätten, wie die Artikel der Hamburger Nachrichten“ beweisen, ihre Freude daran, wenn diese fortdauernde Knechtung die Arbeiter zu einer Verzweiflungsthat triebe, damit dann wieder die Blut- und Eisenpolitik gegen sie Oberwasser erhielte. Aber die Arbeiter werden sich schön dabor hüten. Wollen Sie die fozialen Gegenfätze nicht versöhnen, so müssen Sie den Kampf führen, wie er dort in dem Blatt vorgezeichnet ist. Aber nur mit einem Kampfmittel kommen Sie vorwärts: üben Sie Gerechtigkeit, und das shun Sie, wenn Sie unseren Antrag annehmen.
ierauf wird ein Vertagungsantrag angenommen. chluß if Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr.
(Etats des Reichsamts des Innern und der Reichs ⸗Justiz⸗ verwaltung.)
Preuszischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
7. Sitzung vom 29. Januar 1896.
ö den Beginn der Sitzung ist gestern berichtet worden.
Das Haus setzt die zweite Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats für 1896/97 beim Etat des Ministe⸗ riums des Innern fort. ;
Beim Kapitel „Landräthliche Behörden und Aemter“ weist
9 Brandenburg (Zentt.) darguf hin, daß die imparitätif Behandlung der Katholiken auch bei Besetzung der Landrgtheämter sich zeige; es empfehle sich die Besezung der Landrathsstellen in