1896 / 39 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Feb 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtliches Dentsches Reich. Preußen. Berlin, 13. Februar.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestät en.

besuchten . Abend den Subscriptionsball im Königlichen Opernhause, verweilten etwa eine Stunde daselbst und zogen Sich kurz nach 10 Uhr zurück. Seine Majestät der Kaiser begaben Sich vom Gpernhause nach dem Stettiner . von wo um 10 / Uhr die Abreise nach Hubertusstock er , Heute Morgen sind Seine Maßsestät der Kaifer und König in bestem Wohlsein im Jagdschloß Hubertus stock eingetroffen. Ihre Majestät die Kaiserin und . er⸗ theilten vorgestern dem bisherigen rumänischen esandten Gregor J. Ghika die erbetene Abschiedsaudienz und empfingen en außer Anderen die Gräfin von Schwanenfeld und die räsin. Arnim⸗Boitzenburg. Nachmittags besuchten Ihre Majestät die Kaiserin mit Ihrer Hoheit der Herzogin Friedrich ö inand zu Schleswig⸗Folsteln⸗Sonderburg⸗Gluͤcksburg die unstausstellung von Guruͤtt.

In den glänzend renovierten Räumen des Königlichen Opernhauses fand am gestrigen Abend der alljährlich ab⸗ gehaltene Subskriptionsball sftatt. Bühne und Zuschauer⸗ raum, welche in gleicher Weise, wie in früheren Jahren, in einen großen parquettierten Tanzsaal verwandelt waren, zu dem von der großen mittleren Hofloge aus eine breite, teppich⸗ belegte Freitreppe hinabführte, strahlten in verjüngter Schönheit und wiesen reichen dekorativen Schmuck in Form von grünlich⸗ schimmernden Muschelgrotten mit plätschernden Fontänen, Palmen⸗ und Blattpflanzengruppen auf; zwischen den Logen⸗ brüstungen und über der großen Saaltreppe verbreiteten blühende Maiglöckchen, Tulpen und Flieder einen köstlichen Duft; die Korridore waren mit einem Netzwerk von Laub— gewinden überzogen, welche die elektrischen eleuchtungskörper wirkungsvoll umrahmten.

Kurz nach 9 Uhr gab der General-Intendant der König⸗ lichen Schauspiele Graf von Hochberg mit dem Stabe das

eichen von dem Nahen der Kaiserlichen und Königlichen

ajestäten. Der übliche Rundgang des Hofes fand nicht statt; das Orchester intonierte einen Walzer, bei dessen Klängen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in den linksseitig gelegenen drei Prosceniumslogen des ersten Ranges sich ö. um dem nun beginnenden Tanze zuzuschauen. Während Seine Majestät der Kaiser und König, welcher die Uniform Allerhöchstseines Leib⸗ Garde⸗Husaren⸗Regiments angelegt hatte, in lebhaftem Gespräch im Hintergrunde verweilte, nahmen vorn an der Brüstung der, mittleren Loge Platz: Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Ihre Köͤnig— lichen Hoheiten die Prinzessin Friedrich Leopold, die Prinzessin Hermann zu Sachsen⸗Weimar und Ihre Hoheiten die Prinzessinnen Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin und Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Glücks⸗ burg. In der linksseitigen Loge saßen Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin 5 Karl von Hessen und Ihre Durchlaucht die Prinzessin Aribert von Anhalt, während im zintergrunde Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold und Ihre r, die Herzoge Ernst Günther zu Schleswig-⸗Holstein und Friedrich Ferdinand zu Schles wig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗ Glücksburg und andere Fürstlichkeiten sichtbar wurden. In der rechtsseitigen, der Bühne zunächstliegenden Loge erschienen Seine Hoheit der Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar in Dragoner⸗Uniform und Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Max von Baden. Gegen 9i/ z Uhr wurde den Allerhöchsten und e Herrschaften in den Logen der Thee gereicht. Der onst übliche Besuch Seiner ajestät des Kalsers in den egenüberliegenden Logen, wo das diplomatische Korps mit . Damen Platz genommen hatte, unterblieb mit Rücksicht auf die Abreise Seiner Majestät zur Jagd und den dadurch bedingten frühen Aufbruch des Hofes, der bald nach 10 Uhr erfolgte. Der Ball, welcher von allen Gesellschaftsklassen außerordentlich stark besucht war, nahm darauf den üblichen Verlauf und endigte gegen 2 Uhr.

Der Bundesrath versammelte sich heute Plenarsitzung. Vorher beriethen die vereinigten desselben für Justizwesen und für Elsaß⸗Lothringen.

zu einer Ausschüsse

Einer im Reichs-Cisenbahnamt aufgestellten Nachweisung über die im Vierteljahr Oktober / Dezember 1835 auf den größeren deutschen Eisenbahnen (ausschließlich der bayerischen) bei den fahr planmäßigen Zügen mit Per⸗ sonenbeförderung vorgekommenen Verspätungen ist Folgendes zu entnehmen:

Anzahl der in Vergleich gezogenen Bahn—

k 42 deren Gesammtlänge Ende Dezember 1895 38 957 km davon zweigleisig JJ 14272

Befördert wurden Schnellzüge. 68 111 Personenzüge 679775 gemischte Züge 298 096

Geleistet wurden

. auf 1 km im Tages⸗ Betriebslaͤnge

itt im Vierteljahrs⸗ durchschnitt durchschnitt bal 831 1231 Zügen mit Personenbeförderung

im Ganzen

47 962 42

ahrplanmaͤßigen pätet:

Zugkilometer

Von den haben sich ve

cd und zwar durch Abwarten verspäteter Anschlußzüge n nl bei den verspäteten Zügen Von den Verspätungen der letzteren Art entfallen auf:

Nach der Anzahl der auf 1 Million Zugkilometer entfallen⸗ den Verspätungen nehmen die Main⸗Neckarbahn, die Reichs Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen und die 6 Eisenbahn⸗ Direktion zu Bromberg die ungünstigsten Stellen ein.

Wird nach der Anzahl der . 1 Million Zugkilometer entfallenden Anschlußversäumnisse geordnet, so treten die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗-Direktlon zu Essen, Elberfeld und Köln an die ungünstigsten Stellen.

Die erhebliche Vermehrung der Zahl der verspäͤteten Züge gegenüber dem Vorfahre sst in der Hauptsache darauf zurück⸗ in. daß . statt 11 preußischer Staatseisenbahn—

lrektionen deren 20 errichtet worden sind, ein verspäteter Zug aber, der mehrere Direktionsbezirke 6 von jeder ein⸗ zelnen Direktion als verspätet gemeldet wird.

Der Regierungs⸗Assessor Eis mann aus Breslau, welcher die große Staatsprüfung am 25. v. M. bestanden hat, ist bis uuf weiteres dem Landrath des Kreises Pillkallen zur Hilfe—⸗ leistung zugetheilt worden.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Prin zeß Wilhelm“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän von Holtzendorff, gestern in Hongkong angekommen.

Hannover, 12. Februar. Der Pro vinzial⸗Landtag lehnte in seiner heutigen Sitzung den Antrag des Provinzial— Ausschusses auf Erhöhung des Gehalts des Zweiten Vorstands⸗ beamten der Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalt Hannover ab und ging sodann zur Berathung der zurück⸗ gestellten Titel des Etats, betreffend die Beträge für den

andstraßenbau, über. Die Wegekommission beantragte, die im Etat eingestelltle Summe von 506 000 Y. zu be⸗ willigen und für die Vertheilung von Landstraßenbauzuschüssen u. a. die folgenden Grundsätze festzustellen: Der Provinzial⸗ Landtag beschließt alljährlich, ob und in welchem Umfange Mittel zur Gewährung von Zuschüssen an die Kreise der Provinz zum Neubau von Landstraßen und deren Zubehörungen in den Haushaltsplan der Provinz eingestellt werden sollen. Die ordentlichen Neubauzuschüsse richten sich nach der Höhe der für das betreffende Jahr von dem Provinzial⸗Landtage in den Haushaltsplan eingestellten Summe und nach den von dem Kreise in demselben Jahre aufzuwendenden Neubaukosten. Daneben kommt in Betracht die Leistungs⸗ fähigkeit des Kreises und die Belastung der Angehörigen desselben durch die Ausgaben, welche regelmäßig für die Unterhaltung der Landstraßen und die Förderung des Gemeindewegebaues von dem Kreise geleistet werden. Aus⸗ gaben von Nebenanlageverbänden für letztere Zwecke werden ebenso angerechnet wie Ausgaben des Kreises. Als regel⸗ mäßige Ausgaben im Sinne des vorstehenden Absatzes gelten die Ausgaben, welche im Durchschnitt der drei dem betreffen⸗ den Baujahre vorhergegangenen Jahre geleistet sind. Als Grundlage für die Bemessung der Neubauzuschüsse wird hier⸗ nach folgende Scala . Bei einer Belastung des Kreises mit den vorstehend bezeichneten Ausgaben; von 75 Proz. und mehr beträgt die Beihilfe 25 Proz. der Neubauleistung, von 50 Proz. und mehr 30 Proz, von 25 Proz. und mehr 15 Proz, von 10 Proz. und mehr 10 Proz. Reichen die von dem Provinzial⸗Landtage in den Haushaltsplan eingestellten Mittel zur Gewährung von Beihilfen, wie sie nach den Sätzen der vorstehenden Scala gewährt werden müßten, nicht aus, so werden die . der Beihilfe in entsprechendem Maße reduziert. Der Abg. Tramm stellte dazu das Amendement, daß die innerhalb der nächsten fünf Jahre zur Unterstützung des Landstraßen⸗ und Gemeindewege⸗ baues durch die Provinzialsteuer aufzubringenden Mittel jährlich 500 000 M nicht übersteigen dürften. Der Abg. Idenhoff beantragte, siatt der verlangten 50h 005 MS nur 300 000 6 zu bewilligen. Nach längerer Debatte wurden der Antrag der Kommission und das Amendement des Abg. Tramm verworfen, der Antrag Idenhoff dagegen mit großer Majorität angenommen und ebenso der ganze Etat.

Damit schlossen die Berathungen der Session. Der Abg. Dr. Möllmann dankte unter lebhafter Zustimmung des eue dem Präsidenten Grafen zu Inn⸗- un Knyphausen ür seine umsichtige, sachkundige und liebenswürdige Leitung, worauf letzterer mit Dankesworten erwiderte und bemerkte, daß es ihm eine Ehre und Freude gewesen sei, auch in dieser Session wieder das Präsidium führen zu dürfen.

Um 3 Uhr Nachmittag wurde der Landtag sodann durch den Ober⸗Präsidenten Dr. von Bennigsen mit folgender Ansprache geschlossen:

Hochgeehrte Herren! Sie stehen am Abschluß Ihrer Verhandlun verhältnißmäßig kurzer Zeit eine Reihe zum R Beschlüsse über die weitere Entwickelun Förderung wirthschaftlicher wie kulture stande gekommen sind. Dle im allgemeinen günstige Lage der Finanzen der Provinz hat Ihnen die Bewilligung erheblicher Summen gestattet, insbesondere zu der beabsichtigten Vergrößerung der hiesigen Hebammen⸗Lehranstalt, sowie zu den Wieder le nn en für angestellte Hebammen, zu den Erweiterungsbauten der Anstalten für Eplleptische in Rotenburg und Bielefeld, für die projektierte Brücke über die Elbe zwischen Harburg und der Insel Wilhelmsburg, sowie für die der Vollendung nahen Weserbrücke bei Stolzenau. Anerkennenswerthe Fürsorge haben Sie der Landwirthschaft zu⸗ gewendet, welche auch in manchen Theilen der hiesigen Provinz mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Wiederum haben Sie die jährlich ausgeworfenen Summen für die sich rasch entwickelnden, den jungen bäuerlichen Landwirthen über⸗ aus wichtigen Winterschulen bedeutend erhöht, vor allem aber dem Verkehrswesen und der Verbilli ung der Transportkosten für land— wirthschaftliche Pꝛrodukte wie Hilfsmittel Ihre ganz befondere Auf⸗ merksamkeit zugewendet. Zum ersten Mal erscheint in dem Etat eine beträchtliche Summe für die Erbauung von Kleinbahnen. Durch die weiteren technischen Vorbereitungen solcher Unternehmungen und durch die feste Anstellung ines höheren Baubeamten zu diesem Zweck geben Sie, wie ich hoffe, die feste Gewähr, 6 in gciner nicht zu langen Reihe von Jahren ein n,. ntes Netz von Kleinbahnen in der Prodinz der Landw rthschaft wie dem Gewerbe zu Hilfe kommen wird. Den vollen Nutzen können aber die Kleinbahnen für den Verkehr nur dann gewähren, wenn in ausgedehntester Weise durch den weiteren Bau von Landstraßen und besteinten Gemeindewegen eine immer leschtere Verbindung aller, auch

en, durch welche in eil höchst wichtiger Ihrer Verwaltung und die er Interessen der Provinz zu

1 Million Zugkilometer Anzahl der versäumten Anschlüsse

der bislang weniger gut ausgestatteten Theile der rovinz geschaffen wird. Sie haben zur Erreichung diefes Zwecks . die Er⸗

des Baues von Landstraßen und Gemein .

zu bewilligen. gebe der Erwartung Ausdruck, daß Sie *

, . Bedürfniß und wachsenden Anforderungen in den folgenden

Jabren leinen Anstand nehmen werden, diese zunaͤchst besr he e

Summe in Ausführung des vom Provinzial⸗Landtage früher gefaßten Beschlusses zu erhöhen.

Seit dem Beginn der provinzialständischen Verwaltung hat ö

und Gr.

ehess Mhterst e r lub,

leider die Nothwendigkeit erheblicher Vergrößerungen weiterungen der bestehenden Irrenanstalten immer mehr heraus gestelst Es verdient daher Ihr Entschluß volle Anerkennung, mit dem Bau einer großen vierten Anstalt nicht länger zu zögern, vielmehr die sehr erheblichen Kosten für dieselbe im Prinzip zu bewilligen und die Mittel für die Erwerbung der erforderlichen, auch umfangreichen landwirthschaftlichen ren m fte für dieselbe zu genehmigen.

Dem von Ihnen beschlossenen Gefetzentwurf Über Adjazenten. und Koppelfischerei, bestimmt, Fischerei und . zu erhalten und zu fördern, kann ich die sorgfältigste Prü ung seitens der Staatz.

regierung zusichern.

Daß Sie neben finanziellen und wirthschaftlichen Interessen auch bedeutende Kulturaufgaben nicht aus den Augen verlieren, beweist di eifrige Förderung der im vorigen Jahre bereits grundsätzlich genehmigten Erbauung eines großen Provinzial⸗Museumg, ? zu dessen rascher Ausz. führung Sie nunmehr eine Anleihe von So 066 beschlossen haben.

Pilit dem Wunsche und der Zuversicht, daß Ihre diesjährigen Berathungen der Provinz zum Segen gereichen werden, erkläre ich kraft der mir ertheilten Allerhöchsten Vollmacht den 29. Provinzial Landtag für geschlossen.

Der Präsident Graf zu Inn- und Knyphausen brachte zum Schluß ein Hoch auf Seine Majestätden Kaiser und König aus, in welches das Haus begeistert einstimmte.

Sach en.

In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer stand die allgemeine Vorberathung der Gesetzentwürfe wegen Abän de⸗ rung des Gesetzes vom 3. Dezember 1868, betreffend die „Wahlen für den Landtag“ und die Wahlen für die Zweite Kammer der Ständeverfamm lung“ auf der Tages ordnung. Zunächst ergriff der Staats-Minister von Metz sch das Wort, um von vornherein den Standpunkt der Staatsregierung kundzuthun. Der Minister gab zunächst eine Geschichte des jetzt bestehenden Wahlrechts und ging dann zu der Erörterung über, ob und inwieweit eine Modifikation dieses Wahl⸗ rechts angezeigt erscheinen müsse. Die sächsische Staatsregierun habe niemals, auch bei Einführung des jetzt bestehenden Wahl⸗ rechts nicht, das allgemeine, gleiche, direkte Wahlrecht als für Sachsen geeignet gehalten. Sie habe deshalb auch einen Zensus eingeführt. Das jetzige Wahlrecht habe eine Reihe von Jahren gut gewirkt, insbesondere auch in dem Sinne, daß die Stände das gewesen seien, was sie sollten: eine Körperschaft, die die Treue zu ihrem Landesherrn zum Ausgangspunkt ihrer Thätigkeit genommen und das. unzertrennbare Wohl des Königs und Valer— landes gefördert, gegentheiligen Bestrebungen Schranken zu setzen sich stets bemüht habe. Seit einer Reihe von Sessionen habe die Animosität der stets wachsenden Opposition die ge⸗ wünschte Objektivität leider vermissen lassen. Dennoch hätien die Ordnungsparteien mit dem Wunsch nach einer diese Opposition zurückdrängenden Abänderung des Wahlrechts zurückgehalten. Dagegen sei die Sozialdemokratie im vorigen und in diesem Landtag mit Anträgen gekommen, die eine an ungeheure Erweiterung des jetzigen Wahlrechts gefordert ätten, und habe auch angekündigt, daß sie diesem Ziele bis zur Durchführung nachstreben werde. Dagegen habe die Regierung ganz im Einklang mit der Majorität des Hauses Stellung nehmen müssen und habe im Einklang mit den von der Majorität des Hauses gewünschten Grundsätzen die Vorlage eingebracht. Wenn der. Entwurf auch noch nicht das Ideal eines Wahlrechts sei, so trage doch keine mensch— liche Einrichtung den Stempel der Vollkommenheit. Die Regierung sei bei Vorlegung des Entwurfs davon aus— gegangen, daß auch in Zukunft selbst die äußerste Opposition nicht aus dem Hause hinausgedrängt werden, vielmehr unter dem Schutze der parlamentarischen Im⸗ munität jede Ansicht fortgesetzt zum Ausdruck kominen solle. Er empfehle den Entwurf elner wohlwollenden Berathung und hoffe, daß daraus ein Erfolg ersprießen werde. Nach der Rede des Ministers stellte der Abg. Dr. Mehnert fest, daß die Regierungsvorlage den Grundsätzen entspreche, die er namens seiner Partei in der Sitzung vom 16. Dezember 1896 für eine Abänderung des Wahlrechts aufgestellt habe Seine Partei gebe mit Ausnahme eines einzigen Mi gliedes, welches sich seine Stellungnahme noch vorbehalt, einhellig der Vorlage ihre Zustimmung. Der Ab Geyer sprach namens der Sozialdemokratie gegen die Vot— lage. Der Abg. Nietham mer bezeichnete die . Geyer als eine solche voller Drohungen und voller Versuche, die Parteien gegen die Regierung zu verhetzen. Beides werde nicht gelingen. Der Wahlrechtsentwurf sei kein Werk der Rache gegen die Sozialdemokratie, sondern er sei aus der festen Ueberzeugung hervorgegangen, daß es höchste Zeit sei, etwas gegen die Sozialdemokratie zu thun. Nachdem noch mehrere Abgeordnete theils für, theils gegen die Vorlage gesprochen hatten, wurde die weitere Berathung auf heute

vertagt. Baden.

Der Badischen Landeszeitung“ zufolge brachte die national= liberale Fraktion der Zwelten Kammer einen Antrag auf Wahlreform ein, wonach die Zahl der Abgeordneten von 63 auf 73 erhöht werden soll. Das Großherzogthum soll danach in 58 Wahlbezirke eingetheilt werden, welche je einen Ab⸗ geordneten auf Grund des direkten allgemeinen Wahlrechts zu wählen haben, wobei die relative Mehrheit entscheiden soll. Außerdem sollen in 13 Städten zusammen 15 Abgeordnete durch einen aus Klassenwahlen hervorgegangenen Bürger⸗

ausschuß gewählt werden. Sessen.

Die Zweite Kammer nahm gestern den Antrag auf Aufhebung der Weinsteuer mit 29 gegen 16 Stimmen an und genehmigte sodann einstimmig den Antrag des Aus⸗ schusses, an die Regierung das Ersuchen zu richten, bei dem nächsten Budget die Kosten für die Fortbildungsschulen in die „Ordentlichen Ausgaben“ einzustellen.

Braunschweig. ö Dem Landtag ist der Voranschlag für den a attz⸗ haushalts⸗Etat zugegangen. Danach soll von 1897/98 ab, unter Beibehaltung der Grund⸗ und Gewerbesteuer, die mit 300 000 M jährlich veranschlagte Personalsteuer wegfallen und

an deren Stelle eine auf 1 305 060 6 jährlich veranschlagte

Staats einkommensteuer treten. 19 Proz. der Grund⸗ und Gewerbesteuer sollen den Gemeinden bezw. den Gemarkungen

hebung einer Abgabe von 366 050 M in dem Gtats jahr 1896/97

überwiesen werden. Das Defizit des Etats für 1896 97 beträgt 00 000 4

vuberufen worden.

Sachsen⸗Meiningen. 3. Der Landtag ist auf den XW. d. M. nach Meiningen

Sach sen⸗Altenburg. er g hat sich gestern zu kurzem Be⸗

it der Seine Hohei en Hofes nach Oldenburg begeben.

scche des Großherzogli

Oesterreich⸗ Ungarn.

„Politische Korrespondenz“ erfährt, dem Wiener gabinet a die . der Pforte bezüglich der Aner⸗ enn ung des Prinzen Ferdinand als Souverän von e larien bereits am Dienstag überreicht worden. Der böhmische Landtag nahm gestern mit 130 gegen Stimmen die Resolution der Budgetkommission an nach pelcher künftighin der Landtag nach Beendigung der Jahres ssion nicht geschlossen, sondern nur vertagt werden soll; die hen stimmten dagegen. .

m ungarischen Unterhause erklärte gestern vor Eintrltt in die Tagesordnung der Abg. August Pulszky, her Bruder von Karl Pulszkh und ehemaliger Staatssekretär hes Kultus⸗Ministeriums, er habe diese Stellung seinerzeit nur unter der Bedingung angenommen, daß er auf die Lei⸗ ung des Museums und der Bildergalerie keinen Einfluß

Die

n üben habe, und er habe einen solchen auch niemals

übt. Der Abg. Johann Zelenyak (Volkspartei) erklärte, hr ö . . des Kultus-Etats stimme, und beanstandete ferner, daß der Minister des Innern Perczel seine Stellung in der Direktion der slavonischen Bahnen beibehalten habe. Der ehemalige Kultus⸗Minister Graf Czaky führte aus, ir habe zu den vorgestrigen, in jeder Hinsicht zutreffenden Er⸗ flarungen des Abg. Br. Wekerle nichts hinzuzufügen. Er wolle die Verantwortung für seinen Theil tragen und mit niemandem theilen. Die ersten Summen seien durch ihn flüssig gemacht vorden; auch gehörten derartige unpräliminierte Ausgaben nicht zu den Seltenheiten. Die Ausgabe sei auch durch den damaligen Minister-Präsidenten dem Hause signalisiert worden. Hätte man, fragt der Redner, vielleicht gar die Liste ber zu kaufenden Bilder veröffentlichen sollen? Die gekauften Filder seien unter Beobachtung der weitgehendsten Umsicht ert nach vorgenommener Schäßzung durch, Sachverständige übernommen worden. Die Rechenschaftsablegung für diese lusgaben habe aber in dem Gesetzentwurf erfolgen sollen, velchen die Regierung für 1896 in Aussicht gestellt hatte. Er erwarte in aller Seelenruhe das ÜUrtheil eh Hauses und der öffentlichen Meinung. Der Minister des Innern Perczel erklärte sodann in Erwiderung auf die Bemerkungen des Abg. Zelenyak, er habe sogleich nach seiner

Ministerernennung, noch ehe er den Ministereid geleistet habe,

sämmtliche von ihm innegehabten Stellen niedergelegt. Der Abg. Helfy erklärte sich für den vom Grafen Apponnyi ein⸗

. . . .

. .

aus, er habe nie Millenniumskommission ; Kontrole eingesetzt worden sei.

gebrachten Antrag. Falls derselbe abgelehnt werde, stimme er für den Antrag des Grafen Szapary, ohne übrigens mit der Begründung desselben rn zu kund r 1 .

nüber führte schließlich der Minister⸗Präsident Baron . r Anderes behauptet, als daß die zum Zwecke der Berathung und Die Regierung habe die Aus⸗

gaben unter eigener Verantwortung gemacht. Diese Ausgaben

Folgen seines ganz ungesetzlichen Vorgehens persönlich ver⸗ antwortlich erachtet werden.

selen nicht dem gegenwärtigen Budget zur Last. Er habe nie Kran gedacht, die Verantwortung mit der Landeskommission theilen.

Großbritannien und Irland.

Ein gestern ausgegebenes Blauhuch über die Trans— , eine Reihe von Depeschen, aus denen sich ergiebt, daß Sir Herkules Robinson und die englische Regierung sehr dringende Befehle an Dr. Jameson richteten, in welchen letzterem erklärt wurde, er werde für die

Der Staatssekretär für die

Kolonien Chamberlain telegraphierte an Sir Herkules Robinson,

M

nichts zu versäumen, um eine Ruhestörung zu verhindern. der englische Agent in Prätoria benachrichtigte am 31. De⸗ nber Sir Herkules Robinson, daß infolge des Cinbruchs Hin fond unter englischer Flagge Präsident Krüger die Ver⸗ nittelung . und Frankreichs nachgesucht hahe. Am selben Tage erfuchte Chamberlain Sir Herkules Robinson, er möge Sir Cecil Rhodes den wahren Charakter der Handlungs⸗ veise Jameson's, der sich der Freibeuterei schuldig gemacht habe, vorstellen; Chamberlain fügte hinzu, wenn bewiesen werde, daß die Chartered Company das Vorgehen Jameson's

ingeordnet oder Kenntniß von den Absichten desselben gehabt

habe, so werde an die Regierung das Verlangen gestellt werden, die Charte zu widerrufen, und Sir Cecil Rhodes würde sich in die Nothwendigkeit versetzt sehen, Sir Herkules Robinson lu helfen, das, was Jameson ö. habe, wieder gut zu nachen. Jedenfalls aber werde die Kompagnie eine Ent⸗ shäbigung für die Verletzung von Eigenthum zu zahlen haben. Im J. Januar telegraphierte Sir Herkules Robinson, er habe Sir Cecil Rhodes gesehen; derselbe habe ihm mitgetheilt, Mmeson habe ohne selne Rhodes Ermächtigung gehandelt. hamberlain telegraphierte darauf an demselben Tage an Sir

kules Robinson, es sei ihm angenehm, daß Sir Cecil hodes Dr. Jameson, der von Sinnen sein müsse, des avouiert abe, Eine weitere Depesche Chamberlains an Sir Herkules obinson vom 11. Januar enthält die Antwort Cham⸗ erlain s auf eine Anfrage des Präsidenten Krüger über k. Bestimmung des englischen fliegenden Geschwaders. amberlain ersucht in dem Telegramm Sir Herkules obinson, dem Präsidenten Krüger. mitzutheilen, daß rei englische Kriegsschiffe den Befehl erhalten hätten, nach der Delagoa⸗Bal zu gehen, wo sich schon Schiffe anderer Under befänden. Da? fliegeride Geschwader Folie für alle ille bereit sein; die Regierung ir aber durchaus nicht die

icht, dasselbe zur Zeit in die füdafrikanischen Gewäffer zu enden. Am 13. Januar telegraphierte Chamberlain an Sit Herkules Robinson bezüglich der friedlichen Regelung der zrangvaal⸗ Angelegenheit. Solange die Beschwerden der tlanders bestehen blieben, heißt es in der Depesche, werde die

fahr innerer Unruhen bestehen. licherweise sei Präsident küger überzeugt, daß er sich auf irgend eine auswärtige Macht län könne, Um ' dem erlangen nach Reformen zu wider⸗ ehen oder um orderungen an England zu stellen. „Ich be, Sie angesichts kiifer Möglichkeit benachrichtigen zu len daß England sich um jeden Preis der Einmischung en Einer fremden Macht in die Angelegenheiten der Transvaal⸗ ef uli widersetzen wird. Um für alle Fälle vorbereitet zu iin, hat die Regierung ein fliegendes Geschwader mit zwölf

Torpedobooten in Dienst stellen lassen, außerdem liegt eine Anzahl anderer Schiffe berelt. Die Regierung hat gegen⸗ wärtig keinerlei Grund, einen Interessenkonflikt mit den auswärtigen Mächten vorauszusehen; ich glaube aber, Sie wissen lafsen zu sollen, daß England keine Aenderung in seinen Bezlehungen . Transvaal⸗Republik dulden wird. England achtet loyal die den Verträgen unter⸗ liegende innere Unabhängigkeit Transvaals, wird jedoch seine Stellung als dominierende Macht in Süd⸗Afrika und be⸗ sonders die Bestimmungen in Artikel 4 der Konvention von 1884 aufrecht erhalten˖ Am 14. Januar telegraphierte Chamberlain an Sir Herkules Robinson ; Es wird Ihre Pflicht sein, dem Präsidenten Krüger in fester Sprache zu erklären, daß die Unterlassung der Abhilfe gegen die Beschwerden der Uitlanders, welche durch das förmliche Versprechen Krüger's, billige Zugeständnisse zu machen, anerkannt sind, auf die Aussicht einer dauerhaften, be⸗ friedigenden Regelung eine verhängnißvolle Wirkung aus⸗ üben würde.“ Sir Herkules Robinson antwortete hierauf, die Zeit sei der Fortsetzung der Verhandlungen nicht gerade günstig, worauf Chamberlain erwiderte, er werde mit den kelegraphischen Instruktionen aufhören und auf dem Postwege eine Depesche schicken, in welcher die Politik Englands auseinandergesetzt werde. Diese Depesche ist vom 4. Februar datiert und in der vergangenen Woche veröffentlicht worden.

Das Unterhaus setzte gestern die Berathung der Adresse fort. Dillon beantragte ein Amendement, worin erklärt wird, die Verweigerung von Homerule für Irland ver⸗ mehre die Verwickelungen und Schwierigkeiten, die aus der auswärtigen und der kolonialen Politik der Regie⸗ rung entstanden seien. John Redmond unterstützte das Amendement. Der Chef⸗Sekretär für Irland Ger ald Balfour bekämpfte das Amendement Dillon s und erklärte, auswärtige und koloniale Schwierigkeiten würden die Regie— rung nicht veranlassen, ihre Haltung der Homerule gegenüber zu aͤndern. Er glaube, die guten Beziehungen beider Länder würden durch die klare Einsicht, daß die Regierungsanfichten über Homerule unverändert seien, nur gefördert werden.

Das „Reuter sche Bureau“ erfährt, es gelte als fast gewiß, daß infolge eines Rathes der Vereinigten Staaten ein Ver⸗ treter der Republik Venezuela nach London gesandt werden dürfte, um direkte Verhandlungen mit England zu eröffnen.

Italien. sind auf den 5. März

Die einberufen

worden.

Kammern

Belgien.

Die Trauung der Prinzessin Henriette mit dem Herzog von Vendésme ist gestern in Brüssel mit großem Glanze vollzogen worden. Zugegen waren: der König, die Königin, die Königin von Sachsen, die Prinzessin Clementine von Belgien, der Graf und die Gräfin von Flandern, der Fürst und die Fürstin⸗Mutter von Hohenzollern, der Buh Alfons von Bayern, der Prinz Albert von Belgien, der päpstliche Nuntius, das diplomatische Korps, die Minister, der Adel, die hohen Be⸗ amten und Vertreter der hohen Behörden. Der Kardinal Goossens vollzog die Trauung.

Türkei.

Den Botschaftern in Konstantinopel sind, dem „W. T. . zufolge, Telegramme der nach Zeitun entsandten Konsuln der Mächte zugegangen, wonach die Vermittelungsver⸗ handlungen zu einem befriedigenden Ergebniß ge— ührt haben. fah 60 Irade des Sultans verfügt die Formierung einer neuen, dritten Lin ien-Division bei dem IV. Armee⸗ Korps und befiehlt die successive Entlassung der im Herbst einberufenen 15 0909 Reservisten, insoweit sie nicht zu Neuformationen nöthig sind, sowie die Demobilisierung von 27 Redif⸗Bataillonen des Nö. Korps. Die mobil bleibenden 90 Redif⸗Bataillone sollen entsprechend redu⸗ iert oder gänzlich entlassen werden. Das Operations⸗ . im Hau ran wurde aufgelöst; die dorthin entsendeten macedonischen Bataillone befinden sich auf dem Rückwege.

Bulgarien.

Die Abgesandten des Sultans, General Muzafer Pascha und Kostaki Karatheodori Pascha trafen gestern Nachmittag in Sofia ein; in ihrer Begleitung befand sich der neu ernannte ottomanische Kommissar in Sofia Yazi Bei. Die Gesandtschaft wurde auf dem Bahnhofe von dem Flügel⸗Adjutanten Marko, den Ministern, dem bul⸗ garischen Agenten in Wien Stanciown und dem Bureau der Sobranje empfangen. Außerdem hatten fich zahlreiche Mitglieder der Sobranje, darunter alle mohamedanischen Abgeordneten, zum Empfang der Abgesandten des Sultans eingefunden. Bald nach ihrer An⸗ kunft statteten die türkischen Abgesandten dem Prinzen Ferdi⸗ nand einen Besuch ab und verweilten etwa eine Stunde im Palais. Karatheodori Pascha überreichte ein Hand⸗ schreiben des Sultans, welches ihn als auß erordentlichen Gesandten bei dem Prinzen accreditiert. Sodann machte der Prinz den Delegirten einen Gegenbesuch. .

Der französische diplomatische Agent Lacgu— hat der bulgarischen Regierung angezeigt, er sei von dem Minister des Aeußern in Paris beauftragt worden, bei dem Uebertritt des Prinzen Boris Frankreich offiziell zu vertreten. . .

Der „Agence Balcanigue“ zufolge begannen die Festlich⸗ keiten anläßlich des Uebertritts des Prinzen Boris gestern mit einer Soirse im Palais des Prinzen Ferdinand zu Ehren des Exarchen. Morgen wird voraus sichtlich ein großes Diner im Palais und am Tage darauf ein Ball in der Milttärschule stattfinden. Schon jetzt find zahlreiche Depu⸗ tationen aus dem Lande ae . ür deren Unterkunft die Stadtverwaltung umfassende Fürsorge getroffen hat.

Amerika. . In Peru ist, wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Lima gemeldet wird, eine Ministerkrisis ausgebrochen. A sien. . i ufständischen in Koreg haben, wie das w , n 14 Yokohama berichtet, einen kleinen

sapanischer Soldaten, welche Telegraphenlinien n , r. Rußland habe 100 Mann und ein

Geschuͤtz in Chemulpo gelandet. Afrika. ; Aus Prätoria berichtet das „Reuter sche Bureau“, der

be am Dienstag begonnen. Offiziere der britischen Frei⸗ e, tte gan! Zeugen ausgesagt, daß die Korps lediglich zum Schutz von Leben und Eigenthum gebildet worden 3 Die weitere Verhandlung wurde auf unbe⸗

stimmte Zeit vertagt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bexicht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (39.) Sitzung des Reichstags, welcher . Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillings⸗ fürst, der 6 des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister Freiherr von Marschall und der Staats⸗ sekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky⸗ Wehner beiwohnten, wurde die zweite 2 des Reichshaushalts⸗Etats für 1896/97 beim Etat des Aus⸗ wärtigen Amts fortgesetzt. Beim Titel . des Staatssekretärs“ Wort der Berichterstatter

Abg. Prinz . Arenberg (Zentr. ). Redner kemerkte, daß aus dem Etat des Auswärtigen Amts diesmal alle ö ausgeschleden seien, welche sich auf die Kolonien beziehen. n Bezug auf die Verhandlungen der Kommission könne er sich kurz fassen, weil über dieselben in der Presse ausführlicher als, sonst, berichtet sei. Redner wies nur darauf hin, daß hauptsächlich die angekündigten neuen Forderungen für die Flotte und die Vorgänge in Trans vaal erörtert worden seien, und verlas in Bezug auf die erstere Frage die schon bekannten Erklärungen der Regierungsvertreter.

Darauf, nahm der Abg. Dr. Hammacher (nl. Wort zu einer längeren Rede, die bei Schluß des noch fortdauerte.

nahm das

das lattes

Kunst und Wissenschaft.

Untersuchungen über die technischen Eigenschaften des ö. 6 bei der Forst⸗Akademie Eberswalde.

Die technischen Eigenschaften des Holzes und die hierauf Einflu üben den Verhäͤltnisse sind trotz aller Fortschritte der ge n erbe, und Technologie noch immer nur in sehr ungenügender Weise bekannt. Gewisse Erfahrungssätze über die zulässigen Mindestmaße der Kon⸗ struktionshölzer sind die einzigen Anhaltspunkte für den Architekten; im Holzhandel und bei den sonstigen Verwendungen des Holzes spielen häufig unbegründete Vorurtheile die Hauptrolle. So ist z. B. die Weißtanne im Handel weit weniger beliebt als die Fichte, obwohl exakte vergleichende Versuche über die Güte beider Holzarten noch kaum vorliegen und die vorhandenen zu Gunsten des Weiß⸗ tannenholzes bei der Verwendung als Kantholz sprechen. Ob das Harzer Fichtenholz besser sei als das Böhmische, bildete vor etwa 10 Jahren den Gegenstand eines lebhaften Streits, ohne daß es möglich gewesen wäre, ihn in beweiskräftiger Weise zu entscheiden. Unfersuchungen über die technischen Eigenschaften des Holzes wurden allerdings schon seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts ausgeführt; allein sie haben bis vor etwa 10 Jahren kein befriedigendes Resultat ergeben, weil einerseits die Untersuchungsmethoden koch nicht genügend ausgebildet waren, sowie andererseits das Zusammenwirken forstlicher und mechanischer Sachverständiger nothwendig ist, um die in Betracht kommenden Fragen systematisch in Angriff zu nehmen. Weiter er⸗ schwert der Umstand, daß die Baume als organische Natur produkte selbst bei anscheinend ganz gleichen äußeren Be⸗ dingungen (. B. iwei Bäume desselben Bestandes) große individuelle Schwankungen aufweisen, diese Arbeiten noch be— deutend, denn es wird hierdurch nothwendig, mit großen Zahlen zu arbeiten, um die zu Grunde liegenden Gesetze zu erforschen. Für den einzelnen Forscher entstehen hierdurch fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Schließlich ist noch hervorzuheben, daß man vielfach auf Abneigung ftößt, sich mit diesen Fragen zu beschaͤftigen, indem behauptet wird, daß Holzhandel und Technik sich schon längst ihre Ansichten gebildet hätten, gegen welche man doch ni t. auf kommen könne. Erscheint dieser Pessimismus schon an und für sich nicht gerechtfertigt, so wäre es doch noch mehr zu bedauern, wenn man sich mit solchen Untersuchungen nicht beschãftigen wollte, weil diese jedenfalls im Lauf der Arbeit für Wissen⸗ schaft und Praxis gleich wichtige Ergebnisse liefern können und werden. So haben z. B. die noch zu berührenden preußischen Untersuchungen gezeigt, daß das Rothbuchenholz das Maximum seiner Güte etwa im 100 jährigen Alter erreicht und von da ab rasch und erheblich nach— läßt. Hieraus ergiebt sich u. a. für die brennende Frage der Ver⸗ wendung des Rothbuchenholzes zu Schwellen die wichtige Folgerung, daß man nicht, wie es vielfach geschieht, zu diesem Zweck die über⸗ alten 180 bis 209jäbrigen Bäume, sondern vorwiegend mittelalte Höljer verwenden soll. Die Konstruktion der Material · Hrũfungs⸗· maschinen, die von Professor R. Hartig und Bauschinger in München nach⸗ ewiesene Thatsache, daß das spezifische Trockengewicht einen vorzüglichen Maßstab für die Festigkeit des Holzes bietet, und daß die Druckfestig⸗ keit einen Rückschluß auf die übrigen Arten von Festi keit gestattet, sowie die Organisation der forstlichen und mechanisch technischen Ver⸗ suchsanstalten haben ermöglicht, in neuester Zeit die Lösung dieser Fragen energisch und mit Aussicht auf Erfolg in Angriff zu nehmen. Der beste Beweis für die praktische Bedeutung dieser Arbeiten dürfte wohl darin zu finden sein, daß in den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika eine umfassende Untersuchung der zahlreichen dort vorkom⸗ menden Holjarten geplant wird. Außer dem vorzüglichen Plan für diese Untersuchungen ist bis jetzt das Ergehniß der Erbebungen über das Pitch ⸗pine⸗Holz (Pinus australis) veröffentlicht worden. Professor Hartig in München arbeitet eifrig an diesem Themg vom vorwiegend wissenschaftlich⸗ anatomischen Standpunkt aus. In Oesterreich hat die forstliche Versuchsanstalt zu Mariabrunn im letzten Jahre die Unter- suchungen über die technischen Eigenschaften des Holzes in umfassender Kan in Angriff genommen. Innerhalb Deutschlands hat man bisher in Preußen der praktischen Seite dieser Frage die größte Aufmerk⸗ samkeit zugewendet. Bei der Hauptstation des forstlichen Versuchs .; wesens zu Eberswalde beschäftigt sich der Dirigent der forstlichen Abtheilung, Professor Dr. Schwappach ereitz seit dem Jahre 1889 eifrig mit solchen Untersuchungen, vom Jahre 1891 ab betheiligt sich auch die mechanisch technische Verfuchs« anstalt zu Charlottenburg unter Leitung der Professoren Marteng und Rudeloff an den Untersuchungen. Jwischen beiden Anstalten ist eine Arbeitstheilung in der Weise durchgeführt, daß die forstliche Ver⸗ suchßanstalt das Untersuchungsmaterial bei ihren sonstigen Arbeiten sammelt, die nöthigen Beschreibungen des Standorts 2c. liefert und spezifische ,, , vornimmt, während die mechanisch- technische Versuchsanstalt von den ihr übergebenen Probestücken die Druckfestigkeit ermittelt. Bis jetzt baben sich diese Arbeiten ha t sächlich auf die Kiefer, als die wichtigsfte Holzart des preußi⸗· schen Staat erstreckt. . 150 Stämme aus den verschiedensten Waldgebieten der östlichen Provinzen sind untersucht worden und werden die Resultate im Laufe des Jahres 1896 veröffentlicht werden. Ebenso liegen die Ergebnisse der Untersuchungen über die Eigen⸗ schaften des gothic e fen aus Hannover und Westfalen bereits vor. Im Gange befinden sich die Ermittelungen für mouthe . kiefer und Fichte. Für Fichte kommt. die Vergleichung der wichtigsten Waldgebiete Schlesien, Thüringen und den n Betracht, außerdem soll auch der Vergleich mit dem h⸗ tannenholz durchgeführt werden. Für die Weymgut e, . eine waldbaulich außerordentlich werthvolle und aussichtsvolle Holza 2.

Prozeß gegen die Mitglieder des Reform⸗Comités

haben die ausgedehnten Altbestände in Schlesien Untersuchungsmate