Regierungs- Rai Prosessor Br.
rofessor Dahl von der Universität zu Kiel wird D. Kol. Bl. mittheilt, uu diesem Zweck dampfer sich nach Ralum begeben um
nöthigen , Fischer worden; die Räumlichkeiten stellt der Plantagenbesitzer Verfügung.
arkin Das Unternehmen wird durch eine
gebiete unter stützt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗
Maßregeln.
Laut Bekanntmachung der Königlich schwedischen Medizinal— verwaltung vom 3. Januar 1896 darf die Einfuhr seewärts ö. e 8
Wiederkäuern und Schweinen, sowie von Thieren Pferdegeschlechts bis auf weiteres nur nach den Städten Isingborg, Malmö, ernösand, Stockholm, Kongelf (via Gothenburg), Sundsvall, Landskrona, Söderhamm und Lulen, Umen stattfinden.
Theater und Musik.
Lessing⸗Theater.
Frau Hedwig Niemann trat am Sonnabend in der Titelrolle des Sardou'schen Lustspiels Madame Sans-⸗Gsner auf. Ihre Auffassung der Rolle lie, wie zu erwarten war, mehr auf eine kraftvolle, naturwahre und lebendige Menschengestaltung hinaus, als auf das Bemüben, die schöne Ferm und das Gefällige der Sardeu'schen Figur, wozu Kostüme und seenische Umgebung verlocken, in den Vordergrund zu rücken. Die Sardou'sche Madame Sans⸗ Göne ist so stark auf rein äußerliche, theatralische Wirkungen egründet, daß nur eine Darstellerin ersten Ranges darauf verzichten ann, sich der geläufigen äußeren Mittel auch thatsächlich zu bedienen. Die grohe schauspielerische Kraft der Frau . Niemann, ihre sonnige Heiterfeit, ihr fröhliches Lachen, ihre tiefe Empfindung ver— mochte sich fast in allen Scenen siegreich zu bewähren; aber auch ihrer klaren und reinen Erfassung der künstlerischen Aufgabe blieb ein Rest von dichterischen Hemmungen des einheitlichen Charakterbildes unüberwindbar. Herr Suske gestaltete den Napoleon durch seine sonderbar kurzen Bewegungen, die kleinen Laufschritte im Zimmer And ähnliche Aeußerlichkeiten in der That zu einer Lustspielfigur. In den übrigen Rollen hatten keine bemerkenswerthen Neubesetzungen stattgefunden. Der Beifall galt verdientermaßen zumeist der Gastin, die nach allen Alten wiederholt hervorgerufen wurde.
Der Leiter der zoologischen Station in Neapel, Geheime Dohrn beabsichtigt in Ralum eu- Pom mern) eine G zu begründen. wie das
mit dem nächsten Post · ch zunächst einen umfassenden Ueberblick über die Faung der Gazellenhalbinsel zu verschaffen. Die sind bereits in Neapel . on zur
eihilfe aus dem Fonds zur Förderung der Erschließung Afrikas und anderer Länder—⸗
dem Konzert hatte der durch seine Jugendschriften bekannte Schrift steller und Dichter Herr Dr. Julius Lohmeyer mit „Erinnerungen an 1870771. übernommen. Auch seinem Vortrag wurde lebhafter Beifall zu theil.
An demselben Abend gab im Saal der Sing⸗Akademie die junge Violin⸗ 3 Marie . aus Frankfurt a. M. ibr erstes Konzert. Ihr Geigenton ist zwar kein großer, doch besitzt sie eine anerkennenswerthe technische Fertigkeit, spielt sauber und trägt mit Empfindung vor. Dies machte sich in der A-dur-Sonate von
Brahms für Klavier und Violine und in kleineren Piecen von Spohr, Vieuxtempt, . und Anderen angenehm bemerkbar.
Die ianistin Martha Hornig, welche sich ling, in einem eigenen onzert mit Erfolg hören ließ, unterstützte die Violinspielerin in der obengenannten Songte sowie durch den wohlklingenden Vortrag einiger bekannten Klavierstücke von Mendelssohn, Chopin und Liszt. Am Sonnabend ließ sich Fräulein Marignne Millde, eine junge Sängerin aus Stockholm, im Saal Bechstein zum ersten Mal hierselbst hören. Ihre wenn auch nur kleine Stimme ist recht wohlklingend; eine größere Sicherheit im Tonansatz muß die Künstlerin noch durch fortgesetzte Studien zu erreichen sich bemühen. Interessant war es, unter den gewählten Liedern auch einige hier noch nicht bekannte skandinavische Gesänge zu hören. „IL drömmen“ und „Jahrlang möcht' ich so dich halten“ von E. Sijögren, sowie „Mit jertes Pronning“ von Bacher Gröndai und ein schwedisches Voltslied „Pehr Svinaherde“ wurden mit besonders lebhaftem Beifall aufgenommen. Der Violinist Herr Alfred Meyer, Mitglied der Neuen Berliner Symphonie⸗ kapelle‘, spielte mit weichem und vollem Ton, technischer Sicherheit und gutem Ausdruck einige Piscen von Spohr, Rehfeld und Spendsen und erntete gleich der Sängerin reichen Beifall.
Zu derselben Zeit traten in der Sing ⸗Akademie der Baritonist Alexander Heinemann und der Violoncellist Joseph Horwitz auf. Beide haben ihre Studien am Stern'schen Konservatorium ge—= macht und zeichnen sich durch gediegenes Können aus. Der Sänger bewährte dieses in der Arie Es ist genug' aus Mendelssohn's „Elias“ sowie in Liedern von Schubert und einem Liede eigener Komposition. Der Violoncellist bekundete seine technische Fertigkeit und warme Empfindung in Kompositionen von Beethoven, Goltermann, Bach und Popper. In der zu Anfang gespielten Acdur-Sonate ven Beethoven führte Herr G. Freudenberg seinen Klavierpart recht befriedigend aus. .
Im Königlichen Opernhause werden morgen Rossini's Oper „Der Barbier von Sevilla“ mit Herrn Bulß in der Titelrolle und das Ballet ‚Phantasien im Bremer Rathskeller gegeben. Am Donnerstag, dem Tage der Beisetzung von Ambroise Thomas, wird des französischen Meisters Oper Mignon“ aufgeführt. Das Werk geht an diesem Abend zum 103. Mal in Berlin in Scene.
Im Königlichen Schauspielhause ist die Aufführung von Friedrich Hebbelis „Judith“ auf nächste Woche verschoben worden. —
Im Konzerthause wird am Mittwoch, den 19. d. M 5 Professor Dr. Carl Reinecke, der langjährige Dirigent fe. Gewandhauß-⸗Kapelle in Leipzig, seine neue Symphonie in (. md persönlich dirigieren. Außerdem wird Herr Dr. Reinecke, der sich 26 bedeutenden Rufs als Mozart⸗Spieler erfreut, das lahr. Canzetin⸗ Bedur von Mozart vortragen. Auch gelangt gn diesem AÄben .
neues Violin⸗Konzert von Major zum ersten Mal zur Auffũhrun
Mannigfaltiges.
Berliner Gewerbe usstellung 1836. Der unter de Vorsitz des Afrikaforschers Grafen von Schweinitz thätige Arbe zusschuß der, Sonderausstellung deutscher Kolonte— (Gruppe XXIII des Gesammtunternehmens) hat jetzt sein Prograueñ sestgesetzt und folgende Eintheilung getroffen: 1 Darstellung der Handelsbeziehungen zu den Kolonien, Produkte, Maschinen, sowie Artikel aller Art;: 2) Darstellung sonstiger Erzeugnisse aus dem Pflanzen, und Thierreich, der mineralischen Schätze aus den Kolonien Sammlungen zoologischer, ethnographischer, botanischer, mineralogischer Art; 3) Darstellung des Lebens der Eingeborenen, ihrer Wohnungen Festungen, häuslichen Einrichtungen, ihrer Arbeit und Vergnügungen z theilweise durch Aufbau von. Dörfern und Vorführung von? Ein. geborenen mit ihren Familien; 4) Darstellung des Lebens der Europäer in den Kolonien, ihrer häuslichen Einrichtungen; 5) Dar. stellung der Ausrüstungen, Formation der Karawanen ꝛe. für orschungt⸗ reisen ins Innere Afrikas; 6) Porträts hervorragender Forscher Neisewerke, kartographische und photographische Darstellungen, wisfen⸗ schaftliche Instrumente u. a; 7) Abtheilung für Tropenhygiene, — Das Bureau befindet sich , 3, 2 Treppen, wohin auch alle geschäftlichen Anfragen zu richten sind.
Der Erfolg, den hier und anderwärts die Idee der Ausgabe von ‚Ausstellun gs-⸗Marken“ gehabt hat, hat auch den geschaftz⸗ führenden Ausschuß. der im nächsten Jahre zu Leipzig statt— findenden Sächsisch⸗Thüringischen Gewerbe⸗ und In— dustrie⸗Ausstellung“ bewogen, Marken herstellen zu lassen welche die Bestimmung, haben, die Kunde von dem Unter, nehmen zu verbreiten. Dieselben sind von dem Professor M. Hon, negger geschmackvoll entworfen und werden durch das typographische lg von Gieseckeund Devrient in Leipzig und Berlin vertrieben. Ein Exemplar der Marke liegt uns vor. Auf mosaikartig gehaltenem Geldgrund thront hoheitsvoll eire Lipsia; ihr linker Arm stützt sich auf einen Schild mit dem Stadtwappen, der rechte hält Lorbeerkran und Palme. Die unteren Ecken zeigen Attribute der Industrie und des Gewerbes; nach außen zu umschließt ein blauer Rand die In— schrift: Sächsisch⸗Thüringische Industrie, und Gewerbe. Ausstellung — Leipzig 1897. Der untere freie Raum ist dem Aufdruck von Firmen—⸗ namen vorbehalten.
Die bekannte Blumenhandlung von J. C. Schmidt in
Konzerte.
Im Saale der Königlichen Kriegs Akademie fand am Freitag zu einem wohlthätigen Zweck ein Musikalisch⸗deklamatorischer Abend statt, welchen die wohlbekannte Konzertsängerin Frau Anna Das Duett „Ung sera d'amore“ welches die Damen Emmy Lampe und die
Goldbach veranstaltet hatte. von Campana,
Konzertgeberin vortrefflich vortrugen, machte den Anfang. r Frau Ida Klee, deren Konzert— Vorträge in der Aula des Falk. Realfhmnasiums jüngst so großen Beifall fanden, brachte hierauf ihre klangvolle Stimme und sinnige Schattierungsweise in zwei Liedern von W. von Woikowski⸗ Biedau und Franz sowie in Rubinstein's ö Vöglein“ wirksam
Barby (Sopran) und ; (Violine) Schwarz (Bariton) durch wohl unge r trier, die von eifällig wurden. Die Klavierbegleitung befand sich in den geschickten Händen Die deklamatorische Betheiligung an
Altistin und Gesanglehrerin
zur Geltung. Außerdem erfreuten Frau von
die Herren Soma ck ⸗ Steiner
erschienenen Publikum
dem zahlreich
der Frau Marie Reschke.
Matkowsky. — Im März wird i König Heinrich der Vierte“ Die
fein, führung. Die . lautet:
Königin: Fräulein Poppe;
und Karl
aufgenommen
Außer dem Schwank „Die Höllenbrücke wird daselbst auch Georg Engel's Schauspiel Hadasa' zur Aufführung gelangen. Die Haupt⸗ rollen befinden sich in den Händen des Fräulein Lindner und des Herrn
als 2. und 3. Abend des Cyelus von Shakespeare's Königsdramen n in der ,,. von Schlegel ⸗Tieck, bearbeitet von Wilhelm Oechelhäuser, gege Morgen gelangt Shakespeare's König Richard der Zweite“, über setzt von Schlegel, bearbeitet von Wilhelm Oechelhäuser, zur Auf— König Richard: Herr Matkowsky; e; Herzog von Lancaster: Herr Molenar; Herzog von Vork: Herr Klein; Bolingbroke: Herr Ludwig. Hedwig Niemann wird auf besonderen Wunsch Ernst von Wilden⸗ bruch's in der einaktigen Schauspiel⸗Noyität „Jungfer Immergrün“, welche am nächsten Sonnabend im Lessing⸗Theater zur ersten Aufführung gelangt, die weibliche Hauptrolle spielen. Sans⸗Göne“ wird die Künstlerin nur noch zweimal auftreten, und zwar am morgigen Dienstag sowie am Freitag.
mit vollständig neuer Ausstattung
Bestellung der en werden.
In Madame
Erfurt, Hoflieferant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, ver, sendet zum herannahenden Frübjahr ihre geschmackvoll ausgestatteten, umfangreichen Samen ⸗ und Pflanzenkataloge und ihr R und Baumschulen⸗Verzeichniß. Beide sind reich illustriert und so übersichtlich geordnet, daß den Kunden die Auswahl und
o sen⸗
gewünschten gärtnerischen Erzeugnisse so leicht wie
möglich gemacht ist.
Friede berg (Neum.. welche im hiesigen Kreise bestehen, werden, dem Beschlusse des Kreis tages vom 10. Dezember v. J. gemäß, mit dem 1. April d. gehen, da ihr Weiterbestehen. nachdem die Stationen in den Nachbar kreisen schon seit längerer Zeit aufgehoben sind, zwecklos erscheint.
Die vier Verpflegungsstationen,
J. ein⸗
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
Stationen. Wind. Wetter.
Meeressp.
red. in Millim. in 6 Celstus
Bar. auf 0 Gr. Temperatur 56 C. — 40 R.
36 u. d.
Belmullet .. Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. ) bedeckt aparanda. wolkenlos t. Petersburg — 2 wolkig Moskau ... 3 Schnee n)
4 bedeckt L bedeckt 6 bedeckt 2 Dunst
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Cork, Queens⸗ bedeckt
town ... Cherbourg. halb bed. K wolkig . bedeckt Nebel bedeckt Dunst
Neufahrwasser heiter
Memel
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wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenl. ) wolkenl. ) heiter bedeckt Nebel Nebel
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1 Gestern und Nachts Schnee. ) Reif, Dunst. 3) Nebel. 3 : t f
Uebersicht der Witterung.
Eine breite Zone hohen Luftdrucks erstreckt sich von den Britischen Inseln ostsüdostwärts über Zentral⸗Europa hinaus nach der Balkanhalbinsel, wogegen Nordost . Europa von einer umfan . Depression überdeckt wird, deren Kern am Kr en Meer liegt, In Deutschland ist das Wetter im Norden bei schwachen Westwinden mild und trübe, im Süden bei schwacher östlicher Luftströmung kalt und trübe; Niederschläge werden nicht ge— meldet. Chemnitz und Bamberg melden z, . . . . vlt das anze Küstengebiet frostfrei. In rußland herrscht . Kälte, Charkow minus 24 Grad. nh
Deutsche Seewarte.
JJ 77; Theater.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 43. Vorstellung. Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in 2 Aufzügen von
—— — O O M0 F K , — — d — C — m 0
—
Gioachimo Rossini. Dichtung nach Beaumarchais, von Cesar Sterbini, übersetzt von Ignaz Kollmann. Dirigent: Kapellmeister Sucher. — Phan⸗ tafien im Bremer Rathskeller. Phantastisches Tanzbild, frei nach Wilhelm Hauff, von Emil Graebh. Musik von Adolf Steinmann. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 74 Uhr. Schauspielhaus. 49. Vorstellung. König Richard der Zweite. Trauerspiel in Aufzügen von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Wilhelm Dechelhäuser. In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Anfang 79 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 44. Vorstellung. Ca- vallerin rusticama. (Bauern ⸗Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem , , . Volksstück von G. Verga. — Bajazzi. Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leonecavallo, deuts von Ludwig Hartmann. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 50. Vorstellung. Ein Sommer⸗ nachtstraum von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Musik von 6 Mendelssohn⸗Bartholdy. Tanz von Emil raeb. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Dienstag: Liebelei. Vorher: Der zerbrochene Krug. Anfang 79 Uhr.
Mittwoch: Neu einstudiert: König Heinrich der Vierte von Shakespeare. Anfang ?7 Uhr.
Donnerstag: Liebelei. — Vorher: Der zer⸗ brochene Krug.
Gerliner Theater. Dienstag: König Hein ⸗ rich. Anfang 74 Uhr.
Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Donnerstag: König Heinrich.
Lessing Theater. Dienstag: Zweites Gast⸗ spiel von Hedwig Niemann. Madame Sans⸗ Gene. Anfang 74 Uhr.
Mittwoch: Comtesse Guckerl.
Donnerstag: Der Thron seiner Väter.
Residenz · Theater. Direktion Sigmund Lautenburg. Dienstag: Hotel zum Freihafen. ¶ L HGOtel du Lipre Echanke.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, übersetzt und bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 79 Uhr. z 6 und folgende Tage: Hotel zum Frei⸗
afen.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 – 26. Dienstag: Mit großartiger Ausstattung an
Kostümen, Dekorationen und Reguisiten: Der Hungerleider. Ausstattungs⸗Komödie mit Gesang
und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und
Louis Herrmann, mit theilweiser Benutzung einer
Idee des Mark Twain. Musik von Louis Roth.
In Scene r von Julius Fritzsche. Dirigent:
Herr Kapellmeister Winns. Anfang 795 Uhr. Mittwoch: Der Hungerleider.
Neunes Theater. Schiffbauerdamm 4. / 5. Dienstag: Gastspiel des Herrn Franz Tewele vom K. u. K. priv. Carl Theater in Wien. Der Herr Direktor (Honsienr 18 Directeur). Lustspiel in 3 Akten von Alexandre Bisson und 9 Carr. Deutsch von Ferdinand Groß. n Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. — Vorher: Cin Zündhölzchen zwischen zwei Feuern. Schwank in 1 Aufzug nach dem 53 hen des H. Honors von Georg Hiltl. Anfang r
Mittwoch, Donnerstag und Freitag: Der Herr Direktor. — Vorher: Ein Zündhölzchen zwischen zwei Feuern.
Sonntag Nachmittag: Zu halben Preisen: Der Militãrstaat.
Theater Unter den Linden. Direktion: Julius Fritzsche. Dienstag: Letzter Ball in dieser Saison. roßer Fastnachts Maskenball. Vier Musikkorps (200 Musiker): Das Theater ⸗Orchester, die russische Hauskapelle des Hotel Monopol, die vollständige Kapelle des Kaiser Franz ⸗Garde. Grena—⸗ dier Regiments Nr. 1, Musik⸗Dirigent: Herr John, das vollständige Korps des 1. Garde ⸗Dragoner⸗ Regiments Königin von England, Musik⸗Dirigent: . Voigt. Zum ersten Male: Walzer⸗Reigen.
roßes Ballabile, arrangiert vom Balletmeister J. Reisinger.
Mittwoch: Gastspiel der Fran Petterson⸗ Norrie. Die schöne Helena. — Hierauf: Mausikalische Scherze.
Adolph Ernst Theater. Dienstag: Char— ley's Tante. Schwank in 3 Akten von Thomas Brandon. Repertoirestück des Globe⸗Theaters in London. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. — Vorher: Die Bajazzi. Parodistische Posse mit Gesang und Tanz in j Akt von Ed. Jacobson und Benno Jacobson. Musik von F. Roth. Anfang
75 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Bentral Theater. Alte Jakobstrahe Nr. 86.
Dienstag: Emil Thomas a4. G. Eine tolle Nacht. 1 2 mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. 9) Scene gesetzt vom Direktor Richard Schultz.
ie Tanz⸗Arrangementß vom Ballet meister Gund—« lach. Anfang 77 Uhr.
Mittwoch: Eine tolle Nacht.
Konzerte.
Konzert ⸗Haus. Dienstag, den 18. Februm: Fastnachts⸗Snbskriptions⸗Ball. Karten à 3 4 im Bureau des Hauses.
Mittwoch, den 19. Februar: Großes Extra⸗ Symphonie⸗Konzert, unter gütiger Mitwirkung der Herren Professor Major, Lauboeck (Violine Lingen (Gesang, Alt), Professor Dr. Reinecke.
Sing-⸗Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uh: II. Klavier- Abend von Ferruccio B. Busoni.
Saal Berhstein. Linkstraße 42. Dienktun Anfang 7 Uhr: III. letzte Abonnements⸗Soirer des Böhmischen Streich Quartetts.
Birkus Renz. Karlstraße. Dienettag, Abemd⸗ 73 Uhr: Außerordentliche Vorstellung. Groh artiger Erfolg! Ein Künstlerfest. Auf dag Glaäͤnzendste inseeniert vom Direktor Fr. Reni Außerdem: Auftreten von nur Künstler⸗Spezialitäten allerersten Ranges. Vorführung der berühmten Original ⸗Dressuren des Direktors Fr. Renz. Auftreten sämmtlicher Clowns und des beliebten Original August Mr. Lavater Lee. Alles Nähere aus Plakaten ersichtlich.
Mittwoch: Ein Künstlerfest. .
Seit 5 Monaten befindet sich in Einstudierung und scenischer Vorbereitung: Lustige Blätter!
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ö . ma =
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: . Margarethe Wittmack mit Hm. Dr. phil. Friedrich Krüger (Berlin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs, au meister Goldschmidt (Berlin. — Eine Tochter Hrn. Pfarrer Ernst Heffter (Rohrbeck b. Jüterbog) = Irn. Lieut. Ernft von Eickstedt Stargard Pomm.). — Hrn. Regierungs⸗Assessor Dr. von Obernitz (Liegnitz
Gestor ben? Hr. Rittmeister g. D. Hans Gebhand Dräseko von Kröcher (Charlottenburg). — Mr. Bürgermeister Ludwi Hr. Oekonomie ⸗Direktor a. M wald 3. Bressaus. = Hr. Rektor a. D. Wil helm Kittel (Breslau). — Fr. Postsekretär Johanna Altmann geb. Posner (Breslau).
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Verantwortlicher Redakteur: Si emenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Anstalt Berlin Sör., Wilhelmstraße Rr. 32.
Acht Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).
(286
e, (Schoönlanke⸗
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
n 42.
Berlin, Montag, den 17. Februar
k
Deutscher Neichstag. 41. Sitzung vom 15. Februar 1896, 1 Uhr.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der Nummer d. Bl.
nom Sonnabend berichtet. Tagesordnung: Fortsetzung der Berathung des Reich s⸗ haushalts⸗Etats, und zwar des Militär Etats beim Titel: „Gehalt des J Abg. Bebel (Soz): er Kriegs-⸗Minister hat gestern in langerer Ausführung mich zu widerlegen gesucht, gelungen ist es ihm nicht. Er sagte in Bezug auf die Soldatenmißhandlungen: Herr Hebel hat wohl selbst den Eindruck gewonnen, daß dieses Repertgire nicht mehr die nöthige Zugkraft hat. Für mich ist etz gleichgültig, wie stark das Haus hier besetzt ist im Saal und auf den Tribünen. Wir haben zu sprechen, wenn der Gegenstand auf der Tagesordnung sseht, und bei den Millionen draußen finden meine Ausführungen nehr Anklang wie hier im Hause. Der Kriegs⸗Minister hat mich für leichtglaͤubig gehalten. Das bin ich keineswegs. Es handelt sich hei den Mißständen, deren Abstellung wir verlangen, garnicht um giialdemokratische Forderungen; alles, was wir wollen, kann auf dem hien der jetzigen Gesellschaftsordnung geschehen, und wenn Sie die ver⸗ morschte Ordnung noch aufrechterhalten wollen, müssen Sie die Klagen ab⸗ stelen, die wir vorbringen. Was ist mir denn Falsches nachge⸗ viesen? Ich habe Briefe verlesen von einem jungen Mann, der ich wegen Mißhandlungen das Leben nehmen wollte. Der zunge ann hat sich aber nachher das Leben nicht genommen. Dafür hin ich doch nicht verantwortlich. Die . ist, daß der unge Mann überhaupt zu diesem Entschluß kommen konnte. Uebrigens gat der Kriegs⸗Minister bei diesem Fall zugestanden, daß die Kameraden einen Mann, den man besonders peinigen will, überfallen und miß— handeln. Das kann doch von der Behörde nicht gebilligt werden, aber der Kriegs-Minister scheint das ganz in der Ordnung zu finden. Durch solche Thatsachen schlagen Sie ja fortwährend der Religion, der Moral, der sittlichen Ordnung ins Gesicht. In einem andern Fall soll der Rücken nicht vereitert gewesen sein. Ich habe gegen militärärztliche Zeugnisse ein großes Mißtrauen; wenn die Militärärzte alles das, was sie nn, müssen, beim jüngsten Gericht vertreten sollen, dann wird es ihnen schlecht gehen. Der Mann soll bestraft in, weil er die Mißhandlungen zuerst abgeleugnet hatte, Barum hat er denn gelogen? Weil er fürchtete, bei luͤsage der Wahrheit noch schlimmer behandelt zu werden. Nan kann solchen Aussagen, wie ich an einzelnen illen beweisen kann, nicht immer trauen, selbst wenn sie beeidigt u (Präsident Freiherr von Bu ol: Ich nehme an, daß der Redner nicht im allgemeinen von militärischen Eiden spricht, sondern nur bon einzelnen Fällen.) Ich bitte den Herrn Präsidenten, vom steno—⸗ graphischen Bericht Kenntniß zu nehmen, derselbe wird ergeben, daß sch nicht das gesagt habe, was einzelne Herren gehört zu haben ver— meinen. Im Fall von Strombeck ist allerdings der Mann, der die Behauptung aufgestellt hatte, wegen Verleumdung angeklagt, aber er ist doch nicht verurtheilt worden. Im Hamburger Fall sprach der Kriegs⸗Minister von einem Denkzettel. Darin lag eine gewisse Ge⸗ njugthuung. Das Kriegsgericht hat anders geurtheilt; es hat den Major von Schulze⸗Klosterfelde zu zwei Monaten Gefängniß, ver— ntheilt. In Bezug auf die Duelle hat der Kriegs ⸗Minister geschwiegen. G6 ist seltsam, daß alle bürgerlichen Parteien, trotzdem sie doch das Duell nicht vertheidigen, schweigen, wo sie sprechen sollten. Das ist n Zustand, der auf die Untergrabung der Moral hinwirkt, nmentlich wenn von der höchsten Stelle ein solch gemein kfährlicher Unfug geduldet wird. Leider hat Lassalle die dummheit gemacht, sich in ein Duell einzulassen. Kein Sozial⸗ kenokrat wird das entschuldigen. Wenn Lassalle heute noch lte, würde er wahrscheinlich anders denken. Die Ordens⸗ belleihungen sollen wegen der militärischen Stellung erfolgt und des⸗ helb der militärische Rang dem bürgerlichen Beruf vorangestellt än. Es war jedenfalls ein Novum, daß dies bei den diesjährigen Drdensverleihungen zum ersten Mal geschah. Vielleicht ist es nur ne Nachahmung der Sucht, den Reserve Lieutenant auch im bürger= lichen Leben hervorzukehren. Eigentlich geht uns die Sache nichts w, denn wir Sozialdemokraten kommen nicht in die Lage, uns wegen Didencherleihungen Kopfschmerzen zu machen; das wäre Sache der biryerlichen Parteien gewesen, aber ich wußte, daß es von dieser Sele nicht gerügt werden würde. Die Presse ist manchmal noch ther, in den Landesvertretungen aber spricht man nicht von solchen Sichen. Die Broschüren, die mir der Kriegs⸗Minister anbot, besitze ih längst; ich könnte dem Kriegs-⸗Minister vielleicht manche aus meinem Vorrath anbieten. Die Verfasser der Broschüren haben doch manche Erfahrungen gemacht, die man sehr gut verwerthen knn. Daß ein Tauf« und Trauzwang geübt wird, findet der Kriegs, Minister ganz begreiflich. Er schreibt den Verzicht uf die kirchlichen Akte einer schlechten Erziehung und verderb= lichen Einwirkung zu. Es handelt sich darum, ob die Militärbehörde berhaupt eine Befugniß zu einem solchen Zwang hat. Der Kriegs Minister scheint garnicht zu wissen, daß wir ein Zivilstandegesetz haben. Die Statistik weist nach, daß die Kriminalität bei den Dissi⸗ denten am geringsten ist, daß sie also sittlich am höchsten, minde⸗ stens denen, die fich Christen nennen, gleichstehen. Luther betrachtete die Ehe als ein rein weltliches Ding, in welcheg die Kirche nicht eingreifen soll. Mit den wissenschaftlichen Vorträgen in den Jünglings⸗ dereinen ist es nicht weit her; es wird mit der Wissenschaft sehr diel Unfug getrieben. In den Jünglingsvereinen wird sehr viel über öffentliche. Angelegenhesten gesprochen und Politik getrieben. In erster Linie wird natürlich die Sozialdemokratie bekämpft. Die ommandierung von Soldaten in eine Gerberei entschuldigt, der Kriegs⸗Minifter mit einem Nothstand; einen solchen Nothstand
des Unternehmers benutzen die Arbeiter, um ihre Forderungen durch⸗
zusetzen. Das ist auch jetzt beim Ausstand der Konfektionsarbeiter der Fall; sie wissen, daß die Unternehmer Bestellungen haben. Wenn das Angebot von Arbeitskräften groß ist, dann drücken die Unternehmer die Löhne. Dabei darf ein Eingriff der Hehörden nicht vorkommen; am allerwenigsten seitens; der mee. Der Kollege Schall hat meine Rede sehr ernsthaft gezommen; denn er hat zur Widerlegung die laͤngste Rede gehalten, die er bisher je gehalten hat. Da ii streng objektiv U sprechen versucht habe, wird mir allgemein bestätigt werden. Herr all hat sich in seinem Urtheil über meine Rede Uebertreibungen
lu Schulden kommen lassen. ch bin allerdings nicht Soldat ewesen, aber ich bin Soldatenkind, in der Kasematte geboren und abe . ein lebhaftes Interesse für militärische Dinge gehabt. abe nicht gesagt, daß Herr Schall das Duell vertheidigt hat, hat es aber gerechtfertigt im Jahre 139 am 3. März und zwar s daß der Abg. Lieber dagegen Protest erhob. Kenn er und seine mtzkollegen das Duell verurtheilen, dann ist ihr Einfluß in der Armee ein außerordentlich schwacher. Die Sozialdemokraten sind n ft Armee ebenfo gute Soldaten — das hat der Reichskanzler raf. Caprivi anerkannt — wie sie gute Arbeiter sind. Herr Schall rach von der religiösen Gesinnung' des Heeres, von seiner sittlichen altung. Ich wollte darauf nicht eingehen, weil ich ohnehin schon böses Blut ng erregt habe. Ich weise nur auf einen Vortrag des Pastors Wagner it dem Kongreß der Sittsichkeitgvereine über die et ge er⸗ H a. auf dem Lande hin; danach ist der Ausdruck „Unschuld vom; . Wein, durchaus unfntreffender. Gs wird in diesem Vortrag Heer als eine Schule der Üinzucht bezeichnet; die Soldaten würden
durch da Beispiel der Vorgesetzten verleitet. Wenn es so schlimm in der Armee autsieht, dann kann man sich nicht wundern, daß die Folgen sich im bürgerlichen Leben zeigen. Pastor von Bodelschwingh
schildert die traurigen Feste der Kriegervereine, wo es so herging, daß
er sich sagte: Einmal und nicht wiede e er iligt. Sehen Sie die k ö Wenn das am duͤrren Holze, den alteren Leuten, passiert, wie wird es dann erst beim grünen Holze aussehen? Wenn ich einmal Zeit habe, eine Broschüre zu schreiben, dann werde ich nicht den von Herrn Schall mir angerathenen Titel wählen, sondern den folgenden: Kapi⸗ talismus und Militarismus, die Zwillingskinder einer untergehenden Gesellschaft. Und das Material dazu werden mir Herr Schall und seine Genossen geben.
Kriegs⸗Minister Bronsart von Schellendorff:
Meine Herren! Wenn ich sechs oder sieben Mal dem Herrn Abg. Bebel nachgewiesen habe, daß er sich geirrt hat, daß er Un— recht hat, dann behauptet er acht oder zehn Mal, er habe Recht. Auf mich macht das absolut keinen Eindruck. Ich glaube, es macht auch keinen Eindruck auf die nichtsozialdemokratischen Mitglieder des hohen Hauses, die gewohnt sind, sich ihr Urtheil selbst zu bilden und nicht auf unbeglaubigte Angaben des Herrn Bebel hin. (Sehr richtig! rechts, Im übrigen muß ich sagen, es besteht im ganzen Lande auch nicht der allergeringste Zweifel darüber, daß von der Allerhöchsten Stelle herab bis in die unterste Instanz unserer Vorgesetzten die Mißhandlungen aufs schärfte verurtheilt werden und daß sie, dank der sorgsamen und scharfen Einwirkung der Kommandobehörden, von Jahr zu Jahr mehr abnehmen. Welchen Zweck hat es, daß der Herr Abg. Bebel hier einige Fälle alljährlich vorträgt, sie breit tritt und sie so darzustellen sucht, als wären sie der schlagende Beweis dafür, daß in der Armee ganz verrottete Zustände herrschen? Der Zweck ist: zu agitieren nach bekannten Rezepten gegen die Armee. (Sehr richtig! rechts) Väter und Mütter der Wehipflichtigen sollen mit Haß und Verachtung gegen das Heer erfüllt, den Wehrpflichtigen selbst soll noch, bevor sie in den Dienst treten, der Dienst verleidet werden. (Sehr richtig) Das ist der ganze Zweck der Sache. Ich will hier nicht näher auf Details eingehen, die der Herr Abgeordnete vorgebracht hat; mir kam seine lange Rede wie ein langsamer Rückzug vor, bei dem er nur mit den Heckgeschützen feuerte. Im übrigen muß ich bemerken, der Herr Abgeordnete be⸗ findet sich zuweilen in großem Irrthum, wenn er, ohne den Zusammen⸗ hang zu kennen, Argumente vorbringt und denkt, die haben ganz erschütternd gewirkt. Ich habe gestern nämlich vergessen, hervor zuheben, daß auch die von ihm ganz haltlos aufgestellte Behaup⸗ tung, Mißhandlungen und schlechte Behandlung von Soldaten bei dem Regiment in Aachen hätten zahlreiche Desertionen daselbst zur Folge gehabt — mit diesen Desertionen verhält es sich wieder, wie mit dem Musketier in Lübeck. (Heiterkeit rechts) Die Leute, die dort desertiert sind, gehören der Klasse der unsicheren Heerespflichtigen an, die man, meiner Ansicht nach, allerdings nicht in einer Grenzgarnison hätte einstellen sollen; diese unsicheren Heerespflichtigen sind in der Regel Landstreicher, sogenannte Stromer, die einen sehr scharf ausgebildeten Wandertrieb besitzen und im Nichtsthun die angenehmste Beschäftigung suchen. (Zuruf links.) — Diese unsicheren Heerespflichtigen, auch unsichere Kantonisten genannt, werden natürlich in der Nähe der Grenzgarnison es sehr verlockend finden, einmal hinüberzugehen, um inkognito längere Zeit dem Natur⸗ genuß und der Bettelei zu leben. (Heiterkeit Seitdem in dem Orte die unsicheren Heerespflichtigen nicht mehr eingestellt werden, haben wir dort auch keine Fahnenflüchtigen mehr in besonders großer
ahl. ö Der Herr Abgeordnete hat weiter von den militärärztlichen Zeugnissen abfällig gesprochen, anknüpfend an einen Fall, in dem ihm nachgewiesen ist, daß er eine unrichtige Behauptung aufgestellt hatte. Nun, ich muß sagen, die militärärztlichen Zeugnisse halte ich für glaubwürdiger und praktisch weit bedeutender als alle Reden, die der Herr Abg. Bebel gehalten hat und noch halten wird, und seine sämmtlichen Kollegen mit inbegriffen. (Heiterkeit rechts, Zuruf links — Was er ferner noch über den Werth des Eides hier ge⸗ sprochen hat, so hat schon der Herr Präsident die nöthige Korrektur eintreten lassen, deshalb versage ich es mir, weiter darauf einzugehen.
Von Ferdinand Lassalle hat er auch gesprochen. Der Herr Abg. Bebel sagt, es wäre eine große Dummheit von ihm gewesen, daß er sich geschlagen hätte. Meine Herren, wer Dummheiten von Ihren Führern begeht, müssen Sie selbst am besten beurtheilen, darüber maße ich mir ein Urtheil hier auch garnicht an. (Heiterkeit Jeden⸗ falls habe ich stets die Auffassung gehabt, daß Ferdinand Lassalle der Meinung war, er sei es seiner Manneswürde und Mannesehre schuldig, mit seiner Person einzutreten. (Sehr richtig Der ganze Unterschied ist bei Ihnen der, daß Sie anderer Meinung sind und das für eine Dummheit halten! Ich glaube, das hohe Haus wird es gern sehen, wenn ich weiter darauf verzichte, die 16 bis 17 Nummern, die der Herr Abgeordnete nochmals vorgebracht hat, heute von neuem zu widerlegen (sehr richtig!, sonst würde die Sache endlos werden und wir könnten bis übermorgen uns bloß mit der einen Rede des Herrn Abg. Bebel beschäftigen. Es sind noch mehr Kollegen von ihm vorhanden, die noch reden wollen, denen darf man die Zeit nicht weg⸗
nehmen. (Bravo! Heiterkeit.)
Abg. Stadthagen (Soz): Ich bin doch zweifelhaft, ob der eg? rn fel für den Ernstfall die Stellung aus⸗ füllen kann, für die er 36 009 erhält, wenn er ernsthafte Dinge in so scherzhafter Form behandelt. Redner geht bann auf den Fall des Hauptmannsß von Strombeck ein, in welchem jetzt der elfen Dommatzsch wegen Verleumdung verklagt sei; dem Beklagten sei es gelungen, nachdem bisher nur Zeugen benannt waren, welche im militärischen Dienstverhäͤltnisse stehen, andere Zeugen zu finden, welche nicht mehr im Dienste seien. Der Abgeordnete könne nur für das eintreten, was ihm mitgetheilt ist; 3 Bebel habe in diesem Fall seinen Gewährsmann genannt. Redner weift auf einen Fall hin, wo ein Ulan in Saarburg, wie seine Angehörigen glaubten, infolge einer Mißhandlung ums Leben gekommen sei. Der Rittmeister habe bestritten, aß eine Mißhandlung statt⸗ efunden hätte. Aus den Privatbriefen des Verstorbenen gehe aber — daß er mißhandelt worden sei, daß er verhindert worden sei, in das Lajareth zu gehen, und als er es doch gethan, wiederum miß⸗
1896.
handelt worden sei. Redner verliest die Briefe, wobei er mehrfach durch Gelächter unterbrochen wird. Er bemerkt: Wenn es Ihnen lächerlich ist, daß ein Vater sich darüber beschwert, daß sein Sohn beim Militär umgekommen ist, so bitte ich, sagen Sie das bei den Wahlen. Der . zeigt, wie die , Mißhandlungen nicht verhindern können und schließlich an die Mißhandlungen nicht lauben wollen. Die Militärverwaltung scheint keine Mittel zur Ver⸗ . zu haben, deshalb stellt man es etwas scherzhaft dar. Der Redner führt einen anderen Fall eines zum Krüppel gewordenen Klempners Kümmert an, der beim 2. Westfälischen Infanterie⸗ Regiment Nr. 15 gedient habe und nach zwei Jahren als absolut unheilbar entlassen worden sei. Er wurde, fährt Redner fort, dem Landarmenhause zu Geseke überwiesen, da ihn seine Heimaths⸗ emeinde nicht übernehmen wollte. Erst auf Betreiben des Landes ö von Westfalen wurde eine kriegsgerichtliche Untersuchung angestellt und der mißhandelnde Sergeant verurtheilt, aber es wurde die Mißhandlung nicht als die Ursache des Siechthum festgestellt. Dem Manne sind 15 Æ monatlich im Gnadenwege bewilligt; aber er will nicht Gnade, er will sein Recht haben. Die TListe der Mißhandlungen, ließe sich ins Ungeheuere steigern. Die Be⸗ hauptungen meines Freundes Bebel sind ja zum uͤbergroßen Theile bewiesen. Ich hatte erwartet, daß der Minister anerkennen würde, daß das System nicht beibehalten werden könne. Wenn er aber annahm, daß wir Haß und Verachtung gegen die Armee haben, so irrt er sich. Haß und Verachtung gegen die Armee müssen die⸗ jenigen haben, welche solche 5 dulden. Für jeden Denkenden ist offensichtlich, daß der Zweck ist: Abstellung der Mängel und auf den Kriegs⸗Minister und die anderen Parteien einzuwirken, daß die Mißstände abgestellt werden. Redner beantragt schließlich, dem Kriegs⸗Minister das Gehalt zu streichen.
Preußischer General⸗Lieutenant von Spitz: Es ist der Militär- verwaltung nicht möglich, auf die einzelnen Fälle, die der Herr Vorredner angeführt hat, einzugehen, weil die Akten nicht zur Stelle sind. Auch über den letzten, der wohl der Hauptbeweis des Herrn Vorredners gewesen ist, haben wir die Akten nicht hier. Zu den Anführungen möchte ich doch einiges bemerken. Ein Soldat, der in⸗ folge der Mißhandlungen eines Vorgesetzten invalide wird, ist ver⸗ sorgungsberechtigt. Er hat eine Dienstbeschädigung erlitten. Das ist begründet durch die militärischen Einrichtungen; der Mann ist wehrlos dem Vorgesetzten gegenüber. Es ist also allgemein anerkannt, daß das eine Dienstbeschädigung ist. Wenn es dem Herrn Vorredner nun lediglich darum zu thun gewesen wäre, dem Manne zu seinem Rechte zu verhelfen, so wäre es meiner Ansicht nach richtig gewesen, wenn er die Klagen des Mannes oder des Vaters an die Petitions⸗ kommission des Reichstags geleitet hätte. Wie die Erfahrung zeigt, stellen sich dort diese Sachen ganz anders heraus, als sie hier ohne Gegenbeweis ins Land hinausgeworfen werden. Die Sache steht mir als einem Sachkenner von solchen Verhältnissen ziemlich klar vor Augen. Die Versorgungsansprüche des Mannes sind untersucht worden, gewissenhaft, wie ich überzeugt bin, und wenn die Angelegenheit noch an die Petitionskommission gelangen sollte, wird es sich dert bestätigen. Ich bin überzeugt, es ist auf das genaueste recherchiert worden, ob der Mann in der That invalide geworden ist, d. h. ob er in den leidenden Zustand gerathen ist durch die Mißhandlungen des Vorgesetzten. Hätte sich dies heraus⸗ gestellt, so würde er seine gesetzliche Pension bekommen haben. Es wird sich dies aber nicht herausgestellt haben durch die ärztlichen Atteste, durch die Vernehmung der Zeugen, das Alles wird in den Akten sein, daran zweifle ich nicht Der Mann hat auch nicht auf dem Gnadenwege, wie der Herr Vorredner meinte, eine Beihilfe erhalten. Wenn der Herr Vorredner das Pensionsgesetz ansehen will, nämlich den § 110, so wird er finden, wie es im Gesetz vorgesehen ist, daß, wenn eine Dienstbeschädigung sich nicht nachweisen läßt, der Mann aber aus irgend einem Grunde, der mit dem Dienst nicht zusammenhängt, krank oder erwerbsunfähig geworden ist und entlassen wird und in bedürftiger Lage ist, daß es dann gestattet ist — fakultativ, ist es dort ausgedrückt —, ihm eine ö auf Zeit zu gewähren. Das ist hier der Fall gewesen, und ich bin überzeugt, wenn die Akten durchgesehen werden, wird es sich ganz anders herausstellen, als es der Herr Vorredner hier vorgetragen hat.
Abg. Graf Roon (d, kons): Der heroische Entschluß des Herrn Stadthagen, das Gehalt des Ministers nicht zu bewilligen, wird auf das Haus und den Kriegs⸗Minister keinen Eindruck machen. Wir sind das ja gewohnt, die Herren langweilen uns mit ihren Reden beim Etat, und c k, lehnen sie den ganzen Etat ab. Die Herren haben ja allerdings das Recht, über den Etat zu reden, aber eigent⸗ y,. das ungehörig, da sie ja von dem ganzen Etat nichts wissen wollen.
Vize⸗Präsident Schmidt-⸗Elberfeld: err Abgeordneter, ich muß Sie ersuchen, nicht in das Amt des Präsidenten einzugreifen. Welche Reden hier ungehörig sind und welche nicht, unterliegt ganz ausschließlich meiner Beurtheilung. .
Abg. Graf Roon e nn,, Ich füge mich dem bemerke aber, daß die gestrigen Ausführungen des Abg. einen abgehenden Oberst auch ungehörig waren. .
Vize ⸗Präsident Schmidt ⸗Elberfeld: Es ist ein Unterschied, ob ein solcher Ausdruck gebraucht wird gegen einen Abwesenden oder gegen ein Mitglied dieses .
Abg. Graf Roon: Ich muß das anerkennen; schön ist es aber auch nicht, wenn man gegen einen abwesenden Obersten der Armee solche Aeußerungen fallen läßt. Die ,, des Abg. Bebel sind auch als Mißhandlungsreden dieses Hauses zu betrachten. Ich kann mich nicht ganz zu dem Humor des Kriegs, Ministers auf- schwingen; ich muß es doppelt, bewundern, daß ein so viel be⸗ lasteter pen wie der Kriegs. Minister noch die Möglichkeit und Frische hat, auf solche Dinge mit solchem Gleichmuth zu antworten. Ich denke daran, daß solche Agitation dem Vaterlande und der Armee schädlich ist. Herr Bebel hat dapgn gesprochen, daß die Soldaten sektionswelse in den Verein junger Männer geführt werden, wo Politik getrieben wird. Wir wollen keine Politik in der Armee; ich würde der letzte sein, der das billigt. Aber womit beweist er denn, da im christlichen Verein lunger Männer Politik getrieben wird? All⸗ monatlich giebt der Verein einen Anzeiger mit seinem Programm beraus. Der Verein bietet den jungen Leuten obne . ienanhang ein . Heim, in welchem Vereinszimmer, Kegelbahnen ze. vorhanden sind. Jedermann hat Zutritt, Anhänger jeder Partei und jeder Konfession, auch die Juden haben ü. ie Herren thun ein . Werk, die dazu Beiträge liefern; von allen guten
räsidenten, ebel gegen
Christen sind Beiträge willkommen, auf die der Heiden und Juden verzichten wir. (Redner verliest das y, g des Vereins ebruar, in welchem von keiner 2 die Rede sei.) Die oldaten sind noch niemals hingeführt worden; höchstens können sie einmal in großen Trupps zusammen hingegangen sein. Namentlich gehen die zahlreichen Burschen der hierher kommandierten Offiziere in diesen Verein. Herr Stöcker hat mit ihm nichts zu thun 8. abt; er hat nur 1. Vorträge dort gehalten über kirchliche Binge und Missionen. Der Vorsitzende des Vereins ist ein Oberförster a. D. von Rothkirch, stellvertretender Vorsitzender ist unser Kollege Graf Bernstorff. Derr Bebel glaubt, daß die zweijährige . die Selbstmorde vermindert habe; ich schreibe es der größeren Sorgfalt der Vorgesetzten zu. Uebrigens sind doch mit der 5 Dienstzeit aug schlechte Erfahrungen gemacht worden. Die ch⸗ verständbigen find der Meinung, daß wir zu der Organisation