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Zwangs ⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 3. Mär das Grundstück Swinemünderstraße 76. dem Archi⸗ tekten Em il Machledt gehörig, zur Versteigerung; Fläche 8 54 a; Meiftbietender blieb der Rentier und Gutsbesitzer Gustav Mack, Schönbauser Allee 5, mit dem Gebot von 145 900
Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin stand das zu Dieders dorf, angeblich Blankenfelderstraße 12 und an der Chausser nach Blantenfelde belegene, dem Arbeiter Reinhard Schul ze zu Diedersdorf gehörige Grundstück zur Versteigerung. Flächen raum 31,79 a; mit 462 6 Nutzungswerth zur Gebäude⸗ steuer veranlagt; mit dem Gebot von 2000 „ blieb der Buffetier Hermann Hundertmark zu Groß Lichterfelde, Berliner= straße 138, Meistbietender. — Eingestel lt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung unter Aufrechterbaltung ö regeln auf drei Monate wegen des Grundstücks zu Wil mers dorf, Hobrechtstraße 6, Ecke Boothstraße 6, dem Maurermeifter Friedrich Gutschmidt gehörig.
Beim Königlichen Amtsgericht zu Charlottenburg ift das Verfahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von Charlottenburg Band 124 Blatt Nr. 4526 auf den Namen des Zimmermeisters Gustav Schu lz zu Charlottenburg eingetragene, Straße 312. Nr. 5 in Charlottenburg belegene Grundstück aufge⸗ hoben worden. . . ᷓ .
Beim Königlichen Amtsgericht zu Rixdorf ist das Verfahren der Zwangeversteigerung des im Grundbuche von Rixrdorf Band 67 Blatt Nr. 2043 auf den Namen des Maurermeisters und Bauunternehmers Wilhelm Wieczorek zu Berlin und Emil Jagow zu Rirdorf eingetragenen, zu Rixdorf belegenen Grundstücks aufgehoben worden. Die Termine am 11. März d. J. fallen fort.
Ausweis über den Verkebr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 4. März 1896. Marktpreise nach Schlachtgewicht; nur Schweine werden nach Lebendgewicht
handelt. Rinder. Auftrieb 397 Stück. (Durchschnittspreis ür 100 kg.) I. Qualität —— 4. II. Qualitãt — — Mu, III. Qualitat 90 - 96 υτς, IV. Qualität 80 - S8 6. — Schweine. Auftrieb 7803 Stück. (Durchschnittspreis für 100 g.) Mecklenburger 90 0, Landschweine: a. gute 86 – 88 α, b. geringere S0 -= 84 M, Galizier —— „, leichte Ungarn — — * bei 20 * /g Tara, Bakonver — 6 bei — Eg Tara vro Stück. — Kälber. Auftrieb 1739 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg) J.. Qualität Li- 20 M. II. Qualitat 1652 -= 1.16. 0, III. Qualität O92 100 M — Scha fe. Auftrieb 970 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualitãt 0, 90 - 100 A, II. Qualität O, S- 0. 88 A, III. Qualitãt — — M
— Die Betriebseinnahmen der Ostpreußischen Südbahn im Februar 1896 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personen verkehr 54 768 66, im Güterverkehr 283 058 6, an Extra- ordingrien 20 100 16, zusammen 357 927 41, darunter auf der Strecke TFischhausen = Palmnicken 4915 , im Februar 1895 nach vorläufiger Ieststellung 261 080 M½½, mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres mehr 96 847 , im Ganzen vom 1. Januar bis 29. Fe⸗ bruar 1896 708 241 6 (vorläufige Einnahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen vorläufig 612 924 ½ im Vorjahre, mit- hin gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres mehr 95 317 ., gegen die endgültige Einnahme mehr 59 876
Verkehrs⸗Anftalten.
Thorn, 4. März. (W. T. B.) Die Weichsel ist eisfrei⸗ der Wasserstand ist normal, die Eröffnung der Schiffahrt steht bevor.
Bremen, 4. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampser Aachen“ hat am 2. März Nachmittagt Pra wle
oint passiert. Der Poftdampfer Habsburg“ ist am 2. März in ö angekommen. Der Dampfer „Speeialist “ ist am 1. März in Montevideo angekommen. Der Reichs ⸗Postdampfer „Oldenburg“ bat am 3. März Vormittags die Reise von Peort Said nach Neapel fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer Karls— ruhe“ hat am 3. März Morgens die Reise von Neapel nach na fortgesetzt. . 331 (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Havel bat am 4. März Morgens Hurst Ca stle vasfiert. Der Dampfer Riverdale“ hat am 3. März Abends die *.
Reise von Antwerpen nach dem La Plata fortgesetzt. Der Schnell dampfer Labn' ift am 3. März Mittags von New⸗York nach der Wefer abgegangen. Der Schnelldampfer Saales hat am 4. März Vormittags Dover passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Karlsruher ist am 4. März Morgens in Genug angekommen. Der Reichs Postdampfer Gera“ bat am 4. März Nachmittags die Reise von Adelaide nach Colombo fortgesetzt.
London, 4. März. (W. T. B) Ver Union⸗Dampfer Trojan“ ist beute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.
Rotterdam, 4. März. (W. T. B.) Niederlaͤndisch⸗ Amerikanische Dampffschiffahrts . Gesellschaft. Der Dampfer Veendam“ ist heute Nachmittag von Rotterdam ab⸗ gegangen.
Theater und Mufik.
Gchiller Then tes; .
Der Graf von Ham merstein“, ein historisches Schauspiel in 5 Akten von Adolf. Wilbrandt, welches in den 70er Jahren im Königlichen Schauspielhause seine Erstaufführung hierselbst erlebt hat, gelangte gestern Abend am Schiller ⸗Theater zur Darstellung. Es ist ein auf hill ien Untergrund aufgebautes Ritterschauspiel im besten Sinne: Kühne Thaten, edle Begeifterung, scharfe Gegensãtze ziehen in einer für unser realistisches Zeitalter zwar etwas pathetischen jedenfalls aber edlen und beredten Sprache am Zuschauer vorüber. Es ist ein Werk, wie geschaffen für das . Gemüth der Besucher einer Volksbühne, denen der Sinn für Romantik noch nicht verloren ging, und es fand denn auch gestern eine so warme Aufnahme, wie sie lbm früher nicht zu tbeil wurde. Wie eine dramatisierte Ballade muthet die Handlung an: Durch einen kühnen, bei Nacht und Sturm vollführten Klosterraub gelangt der Graf von Hammerstein in den Besiß feines ihm heimlich angetrauten Weibes Irmgard. Ob dieser That vom Kaiser Heinrich II. in die Acht und von der Kirche in den Bann erklärt, barrt er mit der Geliebten in den Mauern seiner Burg muthig aus, bis diese in die Hände der Feinde fällt. Kaum rettet er das nackte Leben und Irmgard und zieht mit ihr hinaus in Noth und Elend, bis Heinrich's Tod und die Wahl seines Freundes Konrad von Franken zum Kaiser wieder eine Wandlung zum Besseren in den Schicksalen des fast zum Bettler gewordenen Ritters herbeiführt. So klingt das Stück in einer wirkungsvollen Schlußscene versöhnend aus. Die Inscenierung machte dem Ober Regisfeur Herrn Adler alle Ehre, und die Darstellung war vortrefflich. Das Liebespaar wurde von Herrn Winterstein und Fraͤulein Pauly mit Wärme und Verständniß gespielt. Mit Geist und, wo es noth that, auch mit Humor zeichnete Herr Froböse die edle Gestalt Konrad's von Franken, die, einen interessanten Gegensatz zu dem körperlich gebrochenen, gert aber starrsinnigen Kaiser Heinrich bildete, welchen letzteren Herr Pategg eindrucke voll darstelltc. Mit scharfer Charakteristik gab Herr Pauly den fanatischen Diener feiner Kirche, den Bischof von Paderborn, während Herr Bach einen weichherzigen jungen Priester, Eckard. glaubhaft gestaltete. Auch die übrigen Mitwirkenden füllten ihre Plätze bestens aus. Die Kostüme und Dekorationen waren geschmackwoll und gediegen. Das zahlreiche Publikum nahm das Werk, wie schon oben erwähnt, sehr beifällig auf und rief die Hauptdarsteller mehrmals vor den Vorhang.
Im Königlichen Opernhause gelangt, morgen Heinrich Marschner's Oper Der Vampyr“ unter Kaxellmeister Weingartner's Leitung zur Aufführung. Der Kaiserlich Königliche Kammersänger Herr Theodor Reichmann von der Hofoper in Wien eröffnet während des Urlaubs des Herrn Bulß ein Gastspiel in der Titelrolle. Die übrige Besetzung ift nachstehende: Sir Humphrey: Herr Mödblinger; Malwina: . biedler; Edgar Aubry: Herr Sommer; Berkley: Verr Schmidt; Janthe, seine Tochter: Fräulein Egliz Dibdin: Herr Tieban; Jobn Perth: Herr Michaels; Emmw, seine Tochter: Fräulein Krainz; Tandleute: die Herren Krolop, Philipp, Alina, Krasa; Meister der Vampyre: Herr Fränkel. . .
Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Otto von der Pfordtenis 1812. in folgender Besetzung gegeben; Napo⸗ leon J.. Herr Kahle; General, Hort; Herr Molenar; Johanna: Frau Serbach; Tuise: Fräulein Lindner; Reichsfreiherr vom Stein: Herr Grube; Rittmeister Hertling: Herr Purschian. — Der am Sonnabend zum ersten Mal in Scene gehende dreiaktige Schwank „Die Höllenbrücke: von Richard Jaffés und Wilhelm Wolff ist folgendermaßen besetzt: Fritz Schwendemann: Derr Vollmer; F. Schwendemann: Herr Molenar; Dr. Rennert:
Herr er; Kommerzien⸗Rath Nötel: Oberlãnder; Nötel: 3 .
räulein Abich; Hermine, Leonie, beider Töchter: die Damen
Hautner, von Mayburg; Mister Tobias Brooks: Herr Oberg; Miß Keddy Brooks: Frau von Hochenburger; Edroard T. Horthlay: Herr Keßler; Sir Reginald Putter: Herr Arndt.
Am Dienstag nächster Woche bringt das Neue Theater ein Schauspiel von Dreyer, betitelt Win fn fhlaft zur ersten Aufführung. Der Erk'sche Männer⸗Gesangverein veranstaltet morgen
im Konzerthause eine Aufführung, in welcher Frau Altmann, Frau Krüger⸗Ehun, Herr A. Pfitzner und die Meyder'sche Kapelle mit- wirken werden. nummern bestehen; im zweiten Theile gelangen die ‚Scenen aus der Frithjofsage' von Max Bruch zum Vortrag.
Der erste Theil wird aus Lieder⸗ und Orchester⸗
Mannigfaltiges.
Der hierselbst verstorbene Rentier Simon Blad bat, die Stadtgemeinde Berlin in Gemeinschaft mit den Stadtgemeinden
Mainz und Bingen zu Universalerben seines, nach oberfläch⸗
licher Schätzung mindestens 17 Millionen Mark betragenden Nach. lasses eingesetzt, und zwar dergestalt, daß Berlin die eine Hälfte und Mainz und Bingen die andere Halfte erhalten sollen. Der Erblasser hat be⸗
stimmt, daß der Nachlaß zur Gründung einer Stiftung zwecks
Belohnung von hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Kunst, der Wissenschaft und des Handwerks verwendet werden soll.
Die zehn Berliner Unfallstatio nen wurden im Monat Februar in 1133, also täglich in 40 Fällen für erste Hilfe in An⸗ spruch genommen, und zwar 1012 mal bei Unfällen und 121 mal bei plötzlichen Erkrankungen. In den Stationen wurden 1052 außerhalb derselben 81 Personen behandelt.
Kattowttz, 5. März. W. T. B. meldet: Der Brand in
der Kleophasgrube (ogl. Nr. 56 d. Bl.) dauert noch an. Die Leiter und Belegschaften benachbarter Gruben sind zur Hilfeleistung
gekommen. Die Baulichkeiten über Tage sind vom Feuer nicht er⸗ griffen. Der Betrieb der Grube ist voraussichtlich auf Monate hinaus gestört. Bis heute früh sind einundsiebenzig Leichen geborgen worden, darunter die von vier Rettungsmannschaften. Das Verhalten der Beamten ist bewundernswürdig. Der Regierungs = Präsident Bitter ist hier eingetroffen. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben Bericht über die Anzahl der Hinterbliebenen ein gefordert. .
Christiania, 4. März. Der schwedisch ⸗norwegische Gesandte in St. Petersburg von Reuterskjöld tbeilt telegraphisch eine Unterredung mit Baron Toll anläßlich der aus Irkutsk eingetroffenen Depesche über Nansen mit. Baron Toll finde, daß das in der De- pesche angegebene Datum vom 20. November die Wahrscheinlichkeit des Gerüchts vermindere, da Nansen und dessen Gefährten gleichzeitig auf dem Festland eingetroffen sein müßten, und in diesem Fall schon längst direkte Nachrichten eingetroffen wären. Die Mittheilung Kuchnarew's scheine zu unsicher und positiver Grundlage entbehrend.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Wien, 5. März. (W. T. B.) Aus Konstantinopel wird gemeldet: In einem Ort des Vilajets Angora sind zwei Armenier getödtet worden. Im Distrikt von Gentich, im Vilajet Bitlis, haben Gewaltthätigkeiten der Kurden gegen die Armenier, welche früher Mohamedaner waren und zum Christenthum , . sind, stattgefunden. Auch aus anderen Orten werden Gewaltthätigkeiten gemeldet.
Peking, 4. März. (Meldung des Reuter'schen Bureaus“.) Der Vize⸗König Li⸗Hung-Tschang und die Mitglieder der Gesandtschaft and gestern zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Moskau abgereist.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
icht vom 5. März, r Morgens.
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frostfrei. Veränderliche böige und etwas kältere Witterung wahrscheinlich.
Benno Jacobson.
Deutsche Seewarte.
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Stationen.
Bar. auf 0 G; d. Meeressr
Königliche Schauspiele. baus. 660. Vorstellung. Der Vampyr. Roman⸗ tische Oper in 3 Aufjügen von Heinrich Marschner.
Residenz · Theater.
Lautenburg. Freitag: Hotel
Theater.
bearbeitet von Benno Jacobson.
Abends 7 Ubr: Zum ersten Male; Fräulein Tizian. Berliner Schauspiel in 5 Aufzügen von
Direktion: zum Fra, . e LHötel du Libre Eehange.) Schwan ; iger. , . 9 3 Akten von Georges Feydegu, übersetzt und lach. Anfang ? Uhr. Anfang 79 Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Hotel zum Frei⸗
Zentral- Theater. Alte Jatobstraße Nr. 30. Freitag: Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Groze Ausstattungspofse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannftädt und Sigmund Julius Freund. Mesik von Julius Einödshorer. In Scene gesetzt vem Direktor Richard Schultz. Die Tanz⸗Arrangementß vom Balletmeister Gund
Sonnabend und folgende Tage: Eine tolle Racht.
Belmullet .. Aberdeen. Chriftiansund Kopenhagen. Stockholm.
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egen. 5 Nachts Regen. ) Gestern ö. Reif. ) Nachts Regen.
Nebersicht der Witterung.
Ein tiefes
barometrisches Minimum liegt über
der norwegischen See, einen Ausläufer nach der
dentschen Inseln ift bei
Nordsee entsendend.
Ueber den Britischen frischen westlichen und nordwestlichen
Winden das Barometer stark gestiegen, sodaß Aus—
breitung der
westlichen und nordwefstlichen Luft⸗
strömung zunächst über Weftdeutschland wahrschein⸗ lich ist. Eine Depression ist jenseits der Alpen in
der Entwickel Wetter trübe
ung begriffen. In Deutschland ist das und ziemlich mild, bei meist südlicher
Luftströmung; fast überall ist Regen gefallen. Ham⸗ burg und Cassel hatten gestern Nachmittag Gewitter,
Magdeburg Hagelschauer.
Ganz Westrußland ist
Tert von Wohlbrück. In Scene gesetzt vom Qber⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein gartner (Lord Ruthwen: Herr Theodor Reichmann, FR. u. K. Kammersänger, von der Hofoper in Wien, als Gast.) Anfang 73 Ubr.
Schauspielhaus. 66. Vorstellung. Sonder ˖ Abonne⸗ ment B. 10. Vorstellung. 1812. Schauspiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Scene geseßt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 76 Ubr.
Sonnabend: Opernhaus. 61. Vorstellung. Die Nürnberger Puppe. Komische Over in 1 Akt von A. Adam. Tert von Leuven und A. von Beaur lan. Deutsch von Ernst Patqué. — Laurin. Pbantastisches Ballet in 3 Aufzügen (6 Bildern), nach einer Dichtung Emil Taubert's, von Emil . Musik von Moritz Moszkowski. Anfang 73 Uhr.
Eckauspielbaus. ß7. Vorstellung. Zum ersten Male Die Höllenbrücke. Schwank in 3 Aufzügen von Richard Jaffs und Wilhelm Wolff. In Scene gesetzt vom Dber⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7I Uhr.
Deutsches Theater. Freitag: Don Carlos. Anfang 71 Uhr. ; ;
Sonnabend: Zum ersten Male: Die junge Frau Arneck. Lustspiel von Hugo Lubliner.
Sonntag, Nachmittags 25 Ubr: Die Weber. — Abends 77 Uhr: Zum ersten Male wiederholt: Die junge Frau Arneck.
Berliner Theater. Freitag (25. Abonnement. Vorstellung) Zum ersten Male: Freund Fritz. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: König Heinrich.
Sonntag, Nachmittags 2 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld. — Abends 79 Uhr: Fönig Heinrich.
Lessing · Theater. Guckerl. Anfang 73 Uhr. Sonnabend: Comtesse Guckerl.
Freitag: Comtesse
hafen.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Cbausseestraße 26 — 2168.
Freitag: Mit großartiger Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten: Der Dungerleider. Ausstattungs⸗Komödie mit Gesang und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und Louis Herrmann, mit theilweiser Benutzung einer Idee des Mark Twain. Musik von Louis Roth. In Scene gesetzt von Julius Fritz sche. Dirigent: Derr Kapellmeister Winns. Anfang 76 Ubr.
Sonnabend: Der Hungerleider.
Neunes Theater. Schiffbauerdamm 4a. / 6.
Freitag: Baumeister ⸗ Gastspiel. Fünfter Abend: Der Erbförster. Trauerspiel in 5 Akten von Otto Ludwig. Anfang 75 Ubr. :
Sonnabend und Sonntag: Baumeister⸗Bast⸗ spiel. Hans Lange.
Theater Unter den Linden. Direktion: Julius Fritzsche. Freitag: Gastspiel der Frau Petterson⸗Norrie. Die schöne Helena. Komische Sperette in 3 Akten von Meilhac und Halsvby, deutsch von Julius Hopp. Musik von Jacques Offenbach. BDirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗ mann. — Hierauf: Divertissement, grrangiert vom Balletmeister J. Reisinger. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Neu in Scene gesetzt: Columbia. Ausstattungs ⸗Ballet in 4 Abtheilungen von O. Regel. Mufik von Josef Bayer. Der choreographische Theil von J. Haßreiter. Insceniert vom Balletmeister J. Reisinger.
Adolph Ernst Theater. Freitag: Char— ley's Tante. Schwank in 3 Akten von Thomas Brandon. Repertoirestück des Globe⸗Theaters in London. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. — Vorher: Die Bajazzi. Parodistische Posse mit Gesang und Tanz in 1 Akt von Ed. Jacobson und 3 Jacobson. Musik von F. Roth. Anfang 73 Ubr.
Konzerte.
Konzert ⸗HKaus. Freitag: Konzert des Erk— schen Männer ⸗ Gesang · Vereins. Dirigent: Th. Hauptstein.
Zirkus Renz. Karlstraße. Freitag, Anfang präzise Abends 75 Uhr: Novität! Lustige Blätter! Novität! Eigens vom Direktor Franz Renz und dem Großherzoglich hessischen Hof ⸗Balletmeister August Siems für Berlin komponierte, mit gänzlich neuen technischen Apparaten und Beleuchtungs⸗ Einrichtungen inscenierte Original Vorstellung in 2 Abtheilungen mit den Ausstattungs Diver , Weltstadtbilder! Anfang präzise Abends 7 ö
,. Anfang präzise 77 Uhr: Novität! Lustige Blätter! Novität!
Sonntag, den 8. März: Zwei Vorstellungen: Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren freih:! 1870 71. Abends 77 Uhr: Novität! Lustige Blätter! Novität!
Familien⸗Nachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieut. Mathieu (Görlitz). = Hrn. Bergwerke ⸗ Direktor. Berg ˖ Assessor a. d. Lüthgen (Herne. — Eine Tochter: Hrn. Staatsanwalt Dr. Keil (Breslau).
Gestorben: Hrn. Houptmann Frhrn. von Gregory J. Sohn Friedel (Oldenburg i. Gr.). — Hr. Ritter gutsbesitzer Hans Wolf von Schönberg (Dresden). — Fr. Professor Julie Dehn (Berlin). — Hrn. Carl von Zeddelmann Tochter Senta (Berlin). — Hedwig Gräfin von Rittberg (Berlim.
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtz⸗ Anftalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: volksthũm ;
lichen Preisen: Der Pfarrer von
irchfeld. —
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
leinschließ lich Börsen⸗Beilage).
M 57.
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 5. März
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
189.
Deutscher Reichstag. 51. Sitzung vom 4. März 1896, 1, Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Zuckersteuer.
Abg. Götz v. Olenhusen (Zentr.): Der Minister hat einen warmen Appell an alle diejenigen gerichtet, welche der Landwirth⸗ schaft, der durch den Antrag Kanitz nicht geholfen werden konnte, helfen wollen, auf diesem Wege Hilfe zu bringen. Wir sind bereit, auf den Boden der Vorlage zu treten, damit die Zuckerfabriken, mit deren Bestand die Landwirthe rechnen müssen, erhalten werden. Wir betrachten die Vorlage als ein Kampfgesetz gegenüber einem un— haltbaren Zustand. Das Steigen der Preise hängt zusammen nicht mit dem Rückgang des Rübenbaues, sondern nur mit dem Fehlen des cubanischen Zuckers. Wenn die Vorlage zu Fall kommen sollte, so werden die Preise wieder erheblich fallen. Die billigen Zuckerpreise sind entstanden durch die deutsche Zuckerindustrie, welche kräftig genug war, sich auszudehnen, trotz der ausländischen Konkurrenz. Wenn die Zuckerindustrie Deutschlands einmal ruiniert sein wird, dann werden die Preisss noch ganz anders steigen. Ich bin ein großer ,, der Materialsteuer gewesen, sie hat den Export gefördert. Redner verweist auf eine Zuckerfabrik in seinem Wahl⸗ kreise, und zwar in dem katholischen Theile desselben, welche in Gefahr schwebe. Die Bevölkerung des Kreises bestebe zum theil aus Hausierern, zum theil aus Tabackarbeitern und aus Landarbeitern. Wenn das Zentrum den Hausierhandel beschränke, wenn die Taback⸗ fabrikatsteuer die Tabackindustrie bedrohe, so müsse wenigstens der Landwirthschaft geholfen werden dadurch, daß die Prämie für den Zucker⸗ export aufrecht erhalten werde. Dann komme es wirklich nicht darauf an, ob die eine oder andere Fabrik etwas mehr oder weniger Prämie erhalte. Redner weist auf die Petition des hannoverschen landwirthschaftlichen Zentralvereins hin und empfiehlt die Annnahme der Vorlage als Landwirth, nicht als Mitglied des Bundes der Land⸗ wirthe, dessen Agitation ihm oft gefährlich erschienen sei. Die Land⸗ wirthe in Braunschweig und Hannover, fährt er dann fort, stehen nicht auf dem Boden dieser Agitation, die nicht nach deutscher Art ist, trotzdem das Organ des Bundes die Devise an der Stirn trägt: Für Kasser und Reich, für deutsche Art, für deutsche Arbeit in Stadt und Land. Trotz aller Artistenkunststücke kann ich die Agitation des Bundes nicht billigen, weil sie der Landwirthschaft nicht nützt. Ich hoffe, daß die Vorlage die 8m g des Hauses finden wird.
Abg. Dr. Paasche (nl): Die Bedeutung der Zuckerindustrie für die Landwirthschaft darzulegen, ist wohl nicht nothwendig; es ist eigentlich nur nöthig, einige Einwendungen zu machen. Ich wi mich mit der Person des Herrn Richter nicht beschäftigen. Ich werde mich im allgemeinen an die schärfere Tonart halten, die durch Herrn Bock zum Ausdruck gekommen ist. Es ist nicht wahr, daß es sich nur um ein einziges Jahr des Rückganges handelt, son⸗ dern um einen dauernden Rückgang handelt es sich. Ich habe die Ergebnisse von einer ganzen Reihe von Zuckerfabriken, welche das beweisen. (Zuruf des Abg. Richter: Vorlegen) Ich kann doch die mir diskret anvertrauten dien nicht hier offen bekannt machen. Die Zuckerpreise sind erheblich zurückgegangen (Redner giebt die Zahlen bis 1894). Daß die Preise jetzt hoch sind, das weiß ich; das bestreite ich auch nicht. Der Minister hatte vollständig recht, wenn er Herrn Richter das Verständniß für landwirthschaftliche Dinge bestristt. (Zuruf des Abg. Richter: Aber Sie haben es!) Ja, als gelernter Landwirth habe ich das Verständniß. Die Preise des
uckers sind niedrig, und wenn sie etwas höhere geworden sind, so ist das den Betheiligten wohl zu gönnen. Die n . ist nahezu werthlos geworden. Darauf ist die Gesetzgebung nicht ohne Einfluß ewesen. (Zuruf links: Die Gesetzgebung haben Sie selber gemacht!) 6 Prämien haben die Konkurrenz auf dem Weltmarkt aufrecht erhalten; da kann man nicht von der Belastung des armen Mannes sprechen. Das kann man als ehrsamer Schuhmacher⸗ meister wohl leicht ausrechnen, aber mit der Wirklichkeit hat das nichts zu thun. Beim Entstehen der Zuckerindustrie mußte der Zucker in großen Massen exportiert werden; es wurde damals keine Prämie gezahlt und trotzdem war der Zucker so theuer, daß er nicht ein Nahrungsmittel für den armen Mann, sondern ein Luxusartikel für den Reichen war. Die Prämien haben die Ueberproduktion ge— shaffen und damit den Zucker verbilligt für den armen Mann. Vor 25 Jahren war die Industrie noch nicht in der Lage den Zucker bedarf zu decken. Da kamen die technischen Fortschritte der Diffusion, der Melasseentzuckerung u. s. w. welche Steuervortheile mit sich brachten, und die deutsche Zuckerindustrie konnte exportieren. Die Preise wurden so billig, daß das Pfund feinste Raffinade heute unverzollt billiger ist als Roggenmehl. (Zuruf: Ohne Prämien würden die Preise noch billiger ah Das ist nicht wahr! Wenn die Prämien aufhören, dann würde die Produktion in ihre natürlichen Grenzeu zurückkehren, d. h. nur den einheimischen Bedarf decken und damit würden die Preise steigen und eine große Industrie würde zerstört. Die Prä mien sind bis auf den letzten Pfennig den Konsumenten zu gute gekommen. Das paßt in Ihr a A⸗B⸗C-Buch nicht hinein, deshalb bestreiten Sie das. Wer behauptet, daß die Liebesgaben an die Branntweinbrenner aus der Tasche des armen Mannes gezablt seien, der muß die Preisentwickelung nicht kennen, denn der Spirituspreis ist vor der Branntweinsteuer höher gewesen als nach, derselben. Wenn eine Liebesgabe bestände, dann würde sie nur ein Ersatz sein für eine vom Staat erzwungene Einschränkung der Produktion. Die Prämien kommen nicht immer den Produzenten zu gute, sondern drücken die Weltmarktpreise (Zuruf: Dann nützen sie nichts ); dann drücken sie aber auch den armen Mann nicht. Weshalb ängstigt man ch in Frankreich und Oesterreich um unsere Prämie? Doch nur, weil sie den Weltmarktpreis drücken wird. (Zuruf: Erhöhung der Ver—⸗ kbrauchgabgabe um 6 !) Die kommt auf der anderen Seile. Halten Sie mich denn für einen so schlechten Rechenmeister? Ich will Ihnen ja nur vorrechnen, daß Sie falsch gerechnet haben, daß Sie etwas abstreichen müssen von der berechneten Belastung. Deutschland soll die Prämienwirthschaft nicht so lange aushalten können wie Frank⸗ reich. Da kennt man die französische Gesetzgebung schlecht; denn in Frankreich giebt es keine Exportprämie, sondern eine Fabritations⸗ prämie, welche dem gesammten produzierten Zucker, auch dem Kolonial⸗ zucker zu gute kommt. Frankreich wird sich also wohl besinnen, ehe es die Prämien erhöht, die sich jetzt auf 7,18 ½ berechnen und den Produzenten besser zu gute kommen als bei uns, wo die Prämie nur im Inlandspreise steckt. Derjenige, der den billigsten Preis stellt, be⸗ stimmt die Höhe des Preises. Sie werden mir diese ökonomische Lehre nicht ausreden. Die Raffinadeure sind gezwungen, den billigen Preisen der Melasseentzuckerer sich anzubequemen. (Widerspruch des Abg. De Barth. Herr Barth hat früher im praktischen Leben gestanden und hätte sich dasselbe wohl besser ansehen können. Daß wir niemals zu einer Beseitigung der Prämien kommen werden, wenn wir allein unsere Prämien aufheben, darin stimme ich den Vertretern der Re⸗ gierung zu. Man spricht von einer ungesunden Ausdehnung der In— dustrie, aber nur bei der Zuckerindustrie; wenn die Eisenindustrie oder eine andere Industrie sich ausdehnt, trotzdem hin und wieder zine Krisis eintritt, so spricht man von einem technischen Fortschritt. Aber bezüglich der Zuckerindustrie sagt man: warum dehnen die thö— richten Landwirthe diefe Industrie fo aus; mögen sie sich selbst helfen. Verr Richter wollte einen Zwiespalt zwischen Süden und Norden, Dsten und Westen konstruieren. Es ist ihm nicht gelungen. Noch
unrichtiger ist die Konstruktion eines Gegensatzes zwischen Fabrikanten und Rübenbauern. In einzelnen Fällen mag ein Mißbrauch vorgekommen sein, aber im allgemeinen ist fast weiter an den Zuckerfabriken betheiligt als die Attien, und Kaufrübenbauer; dem Kapital fällt gar kein Gewinn zu. Man hat es geleugnet, daß die Preise durch spekulative Thätigkeit gesteigert sind. Im Februar 1896 war ein Weltvorrath von Zucker vorbanden von 2 800000 t, 1395 von nur 2 500000t, 1894 von nur 1800000 t und 1893 von nur 1600009 t, also jetzt 1000 009 t mebr als in normalen Jahren. Was will dagegen der Ausfall in Cuba von 700 000 t bedeuten? Dieser Ausfall kann auch noch verschwinden; denn die Ankünfte in den cubanischen Häfen sind durchaus nicht so klein. (Zuruf rechts: 20 900 t im Januar.) Wenn bei diesen Ver⸗ hältnissen die Preise steigen, so muß das einen anderen Grund haben. Ob die Vorlage unverändert angenommen werden kann, ist allerdings zweifelhaft. Wenn das Kontingent erhöht wird auf den normalen Stand, dann wird keine Einschränkung des Anbaus eintreten; damit würden die Bedenken des Ostens beseitigt werden. Eine Er⸗— mäßigung der Verbrauchsabgabe und der Prämie wird ja wohl nach der Stellungnahme des Zentrums eintreten müssen. Ich wünsche, daß die Kommission das Gesetz zu stande bringen möge, und zwar mög⸗ lichst schnell; denn die Fabriken zögern, ihre Kontrakte abzuschließen. Deshalb sollte die Kommission rasch arbeiten und ein Gesetz zu stande bringen, welches wirklich helfen kann.
Abg. von Komierowski (Pole): Ich bin gegen das Gesetz. Im Osten sind die Zuckerfabriken erst in den letzten Jahren entstanden, weil der Körnerbau nicht mehr lohnend war. Die Fabriken mußten in großartigstem Maßstab angelegt werden, um über die finanziellen Schwierigkeiten hinweg zu kommen. Für die Fabriken mußten meist erst Eisenbahnen und Chausseen gebaut werden, um die Rüben und den Zucker zu⸗ und abzufahren. Die Betriebe des Ostens würden durch die Betriebssteuer ihre ganzen Prämien wieder verlieren. Jetzt hat sich die Landwirthschaft auf den Rübenbau eingerichtet, und nun soll alles wieder umgestürzt werden. Wir wollen uns der Kommissions⸗ berathung nicht entziehen, aber wir haben wenig Hoffnung, daß etwas Brauchbares zu stande kommen wird.
Abg. Meyer⸗Danzig (Rp.): Meine Freunde werden die Vor— lage unterstützen, wie sie alles thun wollen, was für die Landwirth⸗ schaft und namentlich für die Zuckerindustrie Nutzen bringen kann. Die Belastung des Verbrauchs wird als eine unerträgliche dargestellt. Aber gerade die geschützte Industrie hat die billigen Preise erst zu Wege gebracht. Das hat Herr Paasche recht deutlich klar gemacht. Die Wichtigkeit der Erhaltung des Exports ist vom Grafen Bismarck schon richtig betont. Bedauerlich war es, daß Herr Richter von dem Landes ⸗ Oekonomie ⸗ Kollegium und dem Landwirthschaftsrath, den obersten Korporationen der deutschen Landwirthschaft, sagte, sie machten Schaustellungen für die Vorlage. Schaustellungen haben sie nicht gemacht; sie haben der Landwirthschaft ihre f leit er, ,. — was Herr Richter aber für die Landwirthschaft geleistet at, ist mir noch nicht bekannt. Wenn wir erst die Landwirthschafts⸗ kammern haben, dann werden diese hoffentlich mit ihren Beschlüssen ebenso viel Eindruck machen wie die Handelskammern. Meine Freunde halten eine Kontingentbemessung auf 17 Millionen Doppel⸗ zentner mindestens für nothwendig; ein Kontingent von nur 14 Millionen würde eine Zurückschraubun unferer Industrie sein. Die Fabriken 666 dazu über, den Rübenbauern Grundpreise zu gewähren von O bis 759 , und die Preise werden erst gesteigert nach den Zuckerpreisen, die sie erzielen. Also ist die Vorlage eine Hilfe für die Landwirthschaft in erster Linie, nicht für die Fabriken. Daß die Zuckerfabrik⸗Aktien über pari steben, ist selbstverstaͤndlich; denn es werden ja nur die Aktien der beften Fabriken an der Börse gehandelt. Freunde und Bekannte haben mich gebeten, Herrn Richter ihre Aktien an Zuckerfabriken zu 40 0/9 zur Verfügung zu stellen; er kann also ein gutes Geschäft damit machen. Die . begann mit dem Bekanntwerden der cubanischen Ernte und wurde beeinflußt durch die Vorlage, mit deren Zustandekommen die Spekulation natürlich rechnet. Aber für die Dauer der ganzen Kampagne wird der höhere Preis nicht gelten. Kommt die , zum Ausdruck im Weltmarkt⸗ preise, so haben wir einen höheren Preis; geschieht das nicht, so werden die Konkurrenten beeinträchtigt und schränken ihre Produktion ein. Ohne Kontingent können wir die Prämie nicht erhöhen, ohne eine ungemessene Ausdehnung der Industrie herbeizuführen. Wir wünschen ferner, daß wir zur Abschaffung der Prämien kommen mögen, natürlich nur pari passu mit anderen Staaten. Wir wün⸗ schen ferner, daß bei Ermäßigung der Prämien auch die Konsum⸗ abgabe ermäßigt wird. In anderen Punkten gehen unsere An⸗ schauungen auseinander. Wir hoffen aber zu einer annehmbaren Vereinigung zu kommen. Eine Prämie von 4 M halten wir für unbedingt nothwendig für die Moͤglichkeit des internationalen Wett- bewerbs. Wir werden eifrig in der Kommission arbeiten, um die Vorlage zu stande zu bringen.
Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Ham mer⸗ tein:
Meine Herren! Herr Goetz von Olenhusen hat vorhin mit— getheilt, daß in einem verbältnißmäßig kleinen Bezirke zwei land wirthschaftliche Fabriken zu Grunde gegangen sind.
Ich habe gestern, um zu beweisen, welch große Kapitalien durch das Zugrundegehen solcher Fabriken verloren werden, auf ein Beispiel hingewiesen, wo ich ausführte, daß eine Fabrik, die 600 000 6 ge⸗ kostet habe, zwei Jahre im Betriebe gewesen sei, dann für 75 000 verkauft sei. Inzwischen ist mir noch ein drastischeres Beispiel zu Händen gekommen. Die Fabrik Tapiau in Ostpreußen koftete im Neubau 1 200 000 6 Dazu kam eine Anlage, die 200 000 4 kostete für eine Raffinerie. Die ganze Fabrikanlage kostete also 1 400 000 4 Es ist das diejenige Zahl, die ich für die größeren Fabriken als den Erbauungspreis gestern angegeben habe. Die ist vor zwei Jahren verkauft für einen Kaufpreis von 300 000 M, also an dieser einen Fabrik ist ein Verlust von 1 200 000 M eingetreten.
Ich habe dann in den gestrigen Darlegungen — und der Herr Abg. Richter sagte, es sei das der rothe Faden meiner Darlegungen gewesen — stets betont: ich glaube, daß der allergrößte Werth darauf zu legen sei, daß die Rübenindustrie als eine landwirthschaft⸗ liche Industrie erhalten werde. Meine Herren, in Oesterreich Ungarn — das ist Ihnen schon länger bekannt gewesen — hat sich eine andere Entwickelung vollzogen. Dort ist die Rübenindustrie im wesentlichen, soviel mir bekannt ist, eine kapitalistische. Heute Morgen ist mir vom Auswärtigen Ministerium ein Ausschnitt aus dem Pester Lloyd“ mit⸗ getheilt. Dieser behandelt die ungarische Landwirthschaft im Jahre 1895, und aus diesen Mittheilungen glaube ich eine kurze Darlegung, welche ich für von großem Interesse halte, hier vorlesen zu dürfen. Es heißt dort:
Vor nicht langer Zeit haben die Landwirthe des Neutraer Komitats ein umfangreiches Memorandum der Regierung und dem
niemand
Zackerindustriellen Repressivmaßregeln verlangen. In Anbetracht der wichtigen Stellung, welche die Zuckerindustrie und Zuckerrüber⸗ produktion in unserer nationalen Wirthschaft einnehmen, halten wir es für unumgänglich nothwendig, daß die zwischen den In⸗ dustriellen und Produzenten eingetretenen Friktionen je eher beseitigt werden. ;
Friktionen zwischen Industriellen und Rübenbauern sind dort, wo die Rübenbauer auch Aktionäre der Fabriken sind, ausgeschlossen, und man sieht wieder hieraus, wie gefährlich es ist, wenn die Verbindung der Rübenindustrie mit der Landwirthschaft aufhören und sich eine kapita⸗ listische Ausbildung der Industrie herausstellen und welche Gefahren das für unsere Landwirthschaft herbeiführen würde. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, auf die Debatte und die Darlegung der heutigen Herren Redner weiter einzugehen, halte ich nicht für nothwendig. An die Herren von der polnischen Fraktion möchte ich aber die Bitte richten — und ich habe auch geglaubt, annehmen zu sollen, daß diese Bitte gewährt wird —, an den Verhandlungen in der Kommission theilzunehmen und zu den Verhandlungen eine möglichst objektive Stellung einzunehmen und zu prüfen, ob nicht doch die Anschauung die richtigere ist, daß im Grunde die Interessen der östlichen Industrie mit denen der mitteldeutschen und der westlichen identisch sind. Meine Herren, ich warne davor, auf diesem Gebiet eine Interessen⸗ theilung, die sachlich nach meiner Meinung nicht begründet ist, herbeizuführen. Ich möchte dabei an die Geschichte von den beiden Löwen erinnern, die sich gegenseitig aufgefressen haben und wo schließlich nichts weiter als die beiden Wedel übrig geblieben ist. (Heiterkeit; Das wäre ein bedauerlicher Vorgang, wenn darüber die Herren Interessenten unter sich, weil der eine glaubt, bei der gegenwärtigen Sachlage etwas günstiger gestellt zu sein, es länger aushalten zu können, und sich deshalb ablehnend gegen eine solche Gesetzgebung verhält, auseinandergeben. Im günstigsten Falle kann dann eintreten, daß die günstiger Gestellten etwas länger leben. Aber schließlich folgt nach ihnen der Untergang auf dem Fuße nach, und so gebe ich mich der Hoffnung hin, daß alle die⸗ jenigen, die sich für die Landwirthschaft hier in Deutschland inter⸗ essieren, objektiv an die Verhandlungen in der Kommission heran treten. Dann ist meine persönliche Ueberzeugung die, daß es gelingen wird, in der Kommissionsberathung eine durchaus alle Interessen, soweit das möglich ist, berücksichtigende Konstellation der Vorlage herbeizuführen, die denn auch von der Staatsregierung angenommen wird. (Bravo!)
Abg. Dr. Barth (fr. Vg.): Als der Staatssekretair die Ver⸗ handlungen eröffnete mit der Bemerkung, er werde sich anatomischer Ruhe befleißigen, sah ich darin ein günstiges Omen. Da Angtomen sich nur mit Leichen beschäftigen, so sah ich die Vorlage als eine Leiche an. Gestern hielt er aber die Vorlage wieder für sehr lebendig; er gab sogar seine Ruhe auf und wandte sich gegen die schlechten Menschen, die von dem Schutz der nationalen Arbeit nichts wissen wollen. Von dem Schutz der nationalen Arbeit haben namentlich die Agrarier profitiert, aber niemals ist so viel gejammert worden, wie gerade jetzt, wo das Schutzzollsystem herrscht. In Eng⸗ land klagt man nicht so viel als bei uns; es sind dort wie hier haupt⸗ sächlich die Großgrundbesitzer, welche auf die Pachtrente angewiesen sind. Das sind einflußreiche Leute, die der jetzigen englischen Re⸗ gierung sehr nahe stehen. Da ist denn eine Deputation empfangen worden, und Lord Salisbury hat ihnen einige 6 Worte gesagt, aber er hat bedauert, daß er ihnen nicht helfen könne. Das möchte ich unseren Ministern auch empfehlen. Unsere Minister erklären aber immer:; Wir wollen auch helfen, soweit es in unseren Kräften steht. Im Parlament hat Lord Salisbury jede Protektion für die Landwirthschaft aber weit von sich gewiesen. Es steht mit der Landwirthschaft in England gar nicht so schlecht, die landwirthschaftliche Produktion steht der deutschen ziemlich gleich. (Redner verweist auf die Angaben in Statesman's Tesarbook.) Die Zuckerproduzenten sollen günstigere Preise erzielen. Bietet denn aber die Entwickelung der Preise Veranlassung, mit einem so wuchtigen Mittel einzugreifen? Ein Preisrückgang hat statt⸗ gefunden; aber die jez gen Preise entsprechen schon wieder den Preisen vor der Krisis. Die Behauptung des Staatssekretärs, daß die Speku⸗ lation die Preise beeinflußt habe, hat nicht an sich unsere Heiterkeit hervorgerufen, sondern nur in dem Zusammenhang, daß die Speku⸗ lauten die Preistreibereien veranstaltet haben sollen, um die Vorlage zu Falle zu bringen. Glaubt der Staatssekretär wirklich, daß die Spekulanten wirklich mit Absicht Geld verlieren wollen? Das würde doch aber der . sein, wenn sie das a. des Gesetzes herbeiführen wollen und trotzdem höhere Preise machen. Die Vorgange in Cuba sind ein wahres Glück für die deutschen Rübenproduzenten, weil dadurch gegenüber der Ueber- produktion wieder normale Zustände geschaffen wurden. Herr Paasche hat bestritten, daß die Prämie den Zucker vertheuern wird. Wenn allerdings die Weltmarktpreise um die Prämie gedrückt werden, dann verliert sie auch ihre preissteigernde Wirkung im Inlande, dann haben aber auch die Produzenten gar keinen e fen von der Prämie. Die Konsumenten zahlen keinen höheren Preis, aber die Steuerzahler müssen die Prämien aufbringen und die ausländischen Konsumenten haben den Vortheil der billigen Preise. Ist es nicht ein wahrer Ab- deritenstreich, für einen 1 weck überhaupt eine Vorlage ein- zubringen! Die einzige Entschädigung ist, daß diese Wirkung nicht erwartet wird, daß man vielmehr eine Steigerung der Preise erhofft und zwar durch die Kontingentierung. Diese hat den Zweck, das Angebot auf dem Weltmarkt zu beschränken. Aber wenn das deutsche Angebot beschränkt wird, dann werden die anderen Konkurrenten erst recht vorgehen, es wird die Produktion erweitert werden, in Frankreich z. B., und die Preise werden erst recht gedrückt auf dem Welt markt, während durch die Steigerung der Verbrauchsabgabe der in⸗ sändische Konfum Deutschlands vermindert wird. Die perniziöse Wirkung der Vorlage wird für die Konsumenten lange nicht so groß sein, wie für die Zuckerindustrie selbst. Die Stellungnahme des Jentrums entspricht durchaus dem, was der Abg. Orterer im bayerischen Landtag bereits im Dezember 1894 ausführte, als er von der Mittellinie sprach, die man suchen müsse. Will man einer kleinen Prämienerhöhung wegen die Gefahr der Kontingentierung auf sich nehmen? Lohnt es sich deshalb, die Zuckerproduzenten und die ganze Bevölkerung zu belästigen? Es ist nicht richtig, daß der senige, der am billigsten produziert, die Preise bestimmt; sondern jeder nimmt, so viel er bekommen kann. Die Nachfrage entscheidet den Preis auf dem Weltmarkt, wie auf dem offenen Markt. Das sind die Anfangsgründe der Volkswirthschaft. Bei dieser zweifel
haften Wirkung der Vorlage muß der Reichstag prüfen, ob er dem Volk eine Belastung mit 50 Millionen Mark auferlegen kann. Ich
Abgeordnetenhause überreicht, in welchem sie gegen das Kartell der lehne die Verantwortung für einen solchen Zweck durchweg ab.