1896 / 98 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Apr 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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ändert habe. 7 Auch in dieser Beziehung handelt es sich um einen Versuch, festzustellen, was geschehen soll. Persönlich

bin ich keinen Augenblick zweifelhaft darüber, daß die reinen Silos

für das, was wir hier mit unserem inländischen Getreide wollen, eine absolut brauchbare Einrichtung nicht sind.

Dann hat Herr von Mendel die Frage gestreift: wo sollen die Ginrichtungen errichtet werden? Ich bin mit ihm darin einverstanden, daß der Versuch nur da gemacht werden soll, wo der Verkehr sich in gewisser Weise bereits zum theil konzentriert hat, zum theil konzen—⸗ trieren wird. J.

Dann ist darauf hingewiesen von Herrn von Mendel, daß in Süd⸗ deutschland die Anlagen zum theil verfehlt seien. Vielleicht hat mein Herr Kommissar nachher noch Gelegenheit, sich über die Wahrnehmungen zu äußern, die die Herren bei Besichtigung der süddeutschen Einrichtungen und derjenigen am Rhein gemacht haben. Sie befinden sich ebenso wie bei uns im Versuch, und ein abschließendes Urtheil darüber schon jetzt zu fällen, ob die süddeutschen Einrichtungen und Genossenschaften sich bewährt haben oder nicht, ist absolut unmöglich.

Dann hat Herr von Mendel sich geäußert über die Bedingungen, unter denen die Kornhäuser nur prosperieren können. Er hat dabei hervorgehoben, es sei nothwendig, daß ein billiger Lombard gegeben werde, er hat dabei auf die Reichsbank und Zentralgenossenschaftskasse verwiesen. Ich darf erwarten, daß vielleicht Excellenz Miquel über diese Frage demnächst sich äußern wird. Persönlich bin ich der Mei⸗ nung, daß die Zentralgenossenschaftskasse ausreichend ist, im Wege des Lombards den Kredit zu befriedigen, sofern sich die betreffende Korn⸗ hausgenossenschaft, welche den Lombardkredit bei der Zentral- genossenschaftskasse nachsucht, einem solchen Verbande eingetragener Erwerb. und Wirthschaftsgenossenschaften angeschlossen hat, welchem die Zentralgenossenschaft nach Bestimmung des Gesetzes überhaupt nur Kredit gewähren kann; während, wenn diese Voraussetzungen für die Gewährung von Darlehnen durch die Zentralgenossenschaftskasse nicht vorliegen, also keine genossenschaftlichen Bildungen mit einem Zentral⸗ verband angeknüpft sind, das nicht gehen würde.

Dann ist darauf hingewiesen, daß selbstverständlich der Staat billige Pachtbedingungen stellen müsse, darüber ist gar kein Zweifel. Ich glaube, wenn Sie mit Aufmerksamkeit die Vorlage sich angesehen haben, so werden Sie zugeben: wenn der Staat einen Versuch mit dieser Sache machen will, kann es doch unmöglich in der Absicht der Staats⸗ regierung liegen, nun eine Genossenschaft mit diesen Ein—⸗ richtungen, mit den Kosten der Verzinsung und Amortisation so zu belasten, daß sich wahrscheinlich dann überhaupt keine Genossen⸗ schaft finden würde, die auf solche Bedingungen eingehen könnte. Ich persönlich bin auch der Meinung, daß der Staat gar kein Interesse hat, bei der Einrichtung solcher Kornspeicher eine bedeutende Verzinsung und eine sehr rasche Amortisation zu fordern, weil, wenn diese Einrichtungen an den Konzentrationspunkten des Verkehrs, namentlich an den Bahnhöfen getroffen werden, sie immer noch ihren vollen Werth für andere Zwecke, für Magazine, für die Bahnver⸗ waltung u. s. w. behalten werden.

Dann ist ganz allgemein gesagt, eine Vorbedingung für die Aus⸗ führung dieses Versuchs sei die Erledigung einer richtigen Börsen—⸗ reform, ein Nichteintreten in die Warrantgesetzgebung das habe ich schon berührt und die Beseitigung der Zollkredite. Ueber die Börsenreform das erwiderte ich Herrn von Erffa werden wir wahrscheinlich in den nächsten 14 Tagen vollständige Klarheit haben; denn vielleicht schon morgen steht der Gesetzentwurf über die Börse auf der Tagesordnung des Reichstags und wird, wie ich die Hoffnung habe, zu einem der Land—⸗ wirthschaft nützlichen Ergebniß führen; denn das Vertrauen habe ich doch, daß alle Beschlüsse, die über die Börsenvorlage gefaßt sind, wesentlich den Zweck im Reichstag verfolgen, jedenfalls verfolgen müssen, mögen sie im übrigen ausfallen wie sie wollen, die Land⸗ wirthschaft von den gegenwärtig vorhandenen Mißständen in der Börsenorganisation zu befreien. Also, wie Herr von Erffa, dem doch diese Sachlage auch bekannt ist, zu dem Wunsch kommen kann, wir hätten noch ein Jahr die Sache hinausschieben sollen, ist mir voll⸗ ständig unverständlich.

Dann hat Herr Herold sich über verschiedene Punkte aus⸗ gesprochen, die ich, wie ich glaube, schon vollständig in meinen bis⸗ herigen Ausführungen berührt habe. Herr von Tiedemann hat dann dargelegt und in der Beziehung unterschreibe ich jedes Wort, was er gesagt hat —, daß die Vorlage nicht besonders im Interesse des Großgrundbesitzes, sondern gerade des Kleingrundbesitzes liegt. (Sehr richtig! rechts) Diese Ansicht ist absolut unwider⸗ leglich richtig. Gerade aus den Zahlen, die Herr von Erffa Ihnen vorgelegt hat, aus denen er aber meiner Meinung nach zu einem unrichtigen Schlusse gekommen ist, geht das gerade hervor. Weshalb sind wir denn mit unserem einheimischen Getreide am großen Weltmarkt oft in einer so schwierigen Lage? Namentlich der kleine und mittlere Grundbesitz! Wir bauen eine große Masse verschiedener Sorten Getreide. Der eine baut Seeländer Roggen, der andere Probsteier, der dritte diesen, der vierte jenen. Die Roggenqualitäten sind alle außerordentlich verschieden. Er wird auch in sehr verschiedener Verfassung eingeheimst, sehr verschieden behandelt und gereinigt u. s. w. Das macht sich am meisten bei dem kleinen Grundbesitz geltend. Und ich habe das, glaube ich, schon bei anderer Gelegenheit hier im Hause hervorgehoben während der Herr Kriegs⸗Minister sehr gewillt ist, direkt von dem Produzenten zu kaufen, wird ihm das unmöglich gemacht, weil gerade in den west⸗ lichen Landestheilen das beweisen auch wieder die Zahlen, die Herr von Erffa angeführt hat die Qualität, die Reinigung, die Trocken⸗ heit u. s. w. eine außerordentlich verschiedene ist, die Sorten ver⸗ schieden sind und es für eine große Verwaltung schwierig ist, den Ge⸗ sammtbedarf von 100 verschiedenen Verkäufern zu entnehmen, während man es im Osten bei den großen Gütern meistens nur mit einem oder doch nur wenigen Verkäufern zu thun hat. Gerade der genossen⸗ schaftliche Zusammenschluß der zahlreichen kleinen Produzenten zu Korn⸗ verkaufsgenossenschaften wird auch im Westen, wo der Grundbesitz mehr zersplittert ist, dazu führen, daß der günstige Prozentsatz, der im Osten bei dem direkten Bezug von den Produzenten seitens der Militär⸗ verwaltung erzielt ist, auch auf den Westen übertragen wird, wenn auch hier die Proviantämter, statt mit vielen kleineren Besitzern, wie jetzt, in Verhandlung treten zu müssen, in Zukunft ihren Bedarf aus den Kornhäusern werden decken können, wohin die bäuerlichen Besitzer ihre Vorräthe eingelagert haben. Deshalb unterschreibe ich jedes Wort, was in der Beziehung gesprochen worden ist. Ich konstatiere aber aus diesen Darlegungen, daß Herr von Erffa einen ganz verkehrten

Schluß aus seinen Zahlen gezogen hat. Im Gegentheil, ich glaube das Gegentheil nachgewiesen zu haben.

Meine Herren, ich habe geglaubt, wie ich im Eingang darlegte, schon jetzt das Wort ergreisen zu sollen, um nach verschiedenen Rich- tungen hin die Ziele, die die Regierung verfolgt, klar zu stellen, und ich schließe jetzt mit dem weiteren Wunsche, daß die Vorlage hoffent⸗ lich auch bei den übrigen Herren Rednern, die sich noch zum Wort melden werden, dieselbe wohlwollende Beurtheilung finden möge als bei denjenigen, die bisher gesprochen haben.

Abg. Broemel (fr. Vgg.): Alle Redner haben die Vorlage von den verschiedensten Seiten betrachtet, nur die Motive derselben gehen von einem einseitig agrarischen Standpunkt aus. Dem Plan der Errichtung von Kornhäusern an sich stehe ich nicht feindlich gegen über, im Gegentheil sogar freundlich, insofern er zeigt, daß die Land⸗ wirthschaft sich der Selbsthilfe zu befleißigen beginnt. Die Ent⸗ wicklung des landwirthschaftlichen Genossenschaftswesens ist einer der Glanzpunkte in der Entwicklung unseres Vaterlandes überhaupt. Aber dieser Versuch hier stellt sich ganz anders dar, wenn die Staats⸗ mittel in Anspruch genommen werden und die Sache eine fiskalische Unterlage erhält. Um die Gedanken der Vorlage durchführbar zu machen, müßte die ganze Grundlage des internationalen Getreide handels anders werden, sonst wird die Produktion ihren Einfluß auf die Preisbildung immer ausüben, selbst den waghalsigsten Speku⸗ lanten gegenüber. Herr von Mendel macht natürlich die inter⸗ nationale Ci nefation für die niedrigen Preise verantwortlich. Der internationale Getreidehandel ist aber garnicht eine so blindwüthige Spekulation, die von der Produktion ganz unabhängig wäre. So haben nur die Produktlonsverhältnisse die, jetzigen niedrigen Preise veranlaßt. Eine Liebesgabe kann man die Vorlage allerdings nicht nennen, denn wir sind bisher an so erhebliche Zuwendungen an die Agrarier gewöhnt, daß man diese Vorlage höchstens als ein kleines Trinkgeld bejeichnen kann. Die 3 Millionen, wird man aber bald sagen, sind garnichts, die Regierung ist knauserig gewesen, 300 Mil⸗ lionen müssen es sein, wenn die Maßregel wirken soll. Wenn andere Berufszweige etwas von der Regierung fordern, heißt es: Ja, Handwerker, das ist ganz was Anderes! Ein Redner nur hat gefühlt, daß diese Sache hier auch einmal schief gehen könnte; die Motive lesen sich aber nicht wie die Begründung einer Regierungsvorlage, sondern wie eine Agitationsrede über alle die Schönheiten der Sache; sie leiden an einer unübertrefflichen n , n,. Das Ganze läuft auf eine blinde Spekulation à ja hausse hinaus. An der Börse ist man viel vorsichtiger. Die Gefahren dieser Maßregel sind noch in viel höherem Maße vorhanden, als Herr von Mendel⸗Steinfels annimmt. Mit welcher Solidität und Ümsicht hat sich nicht der deutsche Getreidehandel in schwierigen Zeiten bewährt und hat den Getreidemarkt vor Katastrophen bewahrt! Die Kornhäuser ziehen auch den kleinen Bauer in die Spekulation in einer Weise hinein, die seinen Vermögensverhältnissen und seiner Sachkenntniß nach nicht für ihn geeignet ist. Die internationale Spekulation ist nur ein Schlag⸗ wort. Wilhelm Roscher schrieb vor Jahren, daß nur ein lebhafter, , . intelligenter Kornhandel einen Preisdruck verhindern

nne.

Finanz⸗Minister Dr. Miquel:

Meine Herren! Ich werde zuvörderst mich bemühen, die Fragen, welche Herr von Mendel namentlich an mich gerichtet hat in Be⸗ ziehung auf die finanzielle Seite des Antrages der Staatsregierung, kurz zu beantworten. Er fragt an, zuerst, ob die Staatsregierung bereit sei, den Genossenschaften oder sonstigen Verwaltern oder Pächtern der herzustellenden Lagerhäuser eine billige Pacht zu gewähren. Darauf kann ich nur erwidern mit seinen eigenen Worten; denn er selbst sagte: wir Landwirthe wollen hier keine kleine Liebesgaben haben. Das verstehe ich dahin: der Staat soll hier nichts weg⸗ schenken, sondern die Kosten, die er durch Herstellung von Lagerhäusern übernimmt, zurückvergütet haben in einer an⸗ gemessenen Pacht, ohne irgendwie die Absicht zu haben, dabei einen eigenen Gewinn zu machen. Wenn der Staat also seine Konsols mit 30, unterbringen kann, so wird er zufrieden sein mit einer Pacht, die der Verzinsung des Anlagekapitals und der ihm erwachsenen Kosten entspricht. Weiteres wird auch Herr von Mendel nicht verlangt haben. Das wird ja immer noch eine sehr billige Pacht sein gegen—⸗ über der Pacht, die ein Privatunternehmer, der daraus einen Gewinn ziehen will, fordert. Aus diesem Grunde, weil wir hier einen mäßigen Ersatz unserer staatlich aufgewendeten Kosten erwarten, ist es be⸗ rechtigt, daß wir die Kosten nicht aus dem laufenden Etat ent⸗ nehmen, sondern aus Anleihen. Wenn der Staat anders verfahren würde, so würde auch von vornherein nach meiner Ueberzeugung einer möglichen erheblichen Entwicklung dieseßs Plans ein Riegel vorgeschoben werden. Der Staat würde garnicht in der Lage sein, allen Anforderungen in Beziehung auf die Herstellung von Lagerhäusern selbst der begründeterweise ge⸗ stellten zu genügen, wenn er dabei genöthigt wäre, Geschenke zu machen. Es muß dieses Unternehmen aber ein wirthschaftliches Unternehmen sein, ein wirthschaftliches Unternehmen durch Korporation der länd⸗ lichen Genossenschaften und des Staats; es kann nur dann eine Aus—⸗ sicht auf eine große Entwickelung gewinnen, wenn es eben wirth⸗ schaftlich ist.

Dann hat der Herr Abgeordnete gefragt, ob die Zentralgenossen⸗ schaftskasse wohl in der Lage wäre, die hier erforderliche Lombardierung ihrerseits zu übernehmen. Er hat bemerkt, zur Reichsbank habe er in dieser Beziehung nicht übermäßig viel Vertrauen; er würde lieber diese Geschäfte machen mit der Zentralgenossenschaftsbank. Darauf erwidere ich, daß das geringe Vertrauen auf die Aktion der Reichs⸗ bank bezüglich der Lombardierung von Getreide, wenn die nöthigen Bedingungen gegeben sind, doch aus der Erfahrung nicht wohl be⸗ gründet erscheint. Die Reichsbank ist auch bisher bereit ge— wesen, bei Getreide, Spiritus, Zucker und derartigen Natu⸗ ralien, wenn die erforderlichen Voraussetzungen der nöthigen Sicherheit in der Verwaltung namentlich vorhanden sind, entgegenzukommen. Aber davon abgesehen, wird die Frage, ob die Zentralgenossenschafts⸗ kasse, deren Aufgabe durchaus auf diesem Gebiete liegt, in der Lage sein wird, den nöthigen Lombardkredit zu gewähren, abhängen von jwei Voraussetzungen: einmal von der größeren oder geringeren Entwickelung, die die Sache nimmt und demgemäß der größeren oder geringeren Inanspruchnahme der der Ge— nossenschaftskasse zu Gebote stehenden Mittel, andererseits von der Höhe dieser Mittel. Das hohe Haus wird Gelegenheit haben, noch in dieser Session in dieser Beziehung mitzuwirken und die hilf⸗ reiche Hand zu leisten, wenn seitens der Staatsregierung beantragt werden sollte, entsprechend den bisherigen Erfahrungen der Entwicke⸗ lung der Genossenschaftskasse das Grundkapital derselben erheblich über den bisherigen Betrag zu erhöhen. Je bereitwilliger in dieser Beziehung das hohe Haus entgegenkommt, um so mehr wird die Ge⸗ nossenschaftskasse in der Lage sein, den Wünschen, die hier in diesem hohen Hause geäußert sind, zu entsprechen. .

Herr Abg. von Tiedemann, mit dessen Ausführungen ich im übrigen ebenso wie mein Herr Kollege von der Landwirthschaft im Großen und

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Ganzen durchaus einverstanden bin, hat aber einen Satz ausgesprochen, der

sich unmittelbar an die berührte Frage anschließt, mit dem ich nicht gan einverstanden bin. Er sagt: diese Lombardierung ist sehr bedenklich; man muß dem kleinen Landwirthe namentlich nicht zu viel Kredit geben. Das wäre vollkommen richtig, wenn man von den bestehenden Zuständen absieht, wenn man heute glaubt, der kleine Landwirth brauche keinen Kredit. Wenn das wahr wäre, so würde ich ihm gewiß keinen unnöthigen Kredit aufdrängen. Aber leider steckt doch der Land- wirth schon jetzt zuplel im Kredit, und die Frage wird sich nicht so stellen, ob man ihm neuen Kredit giebt, sondern ob man ihm einen anderen Kredit giebt, ob der Händler ihm Kredit und Vorschüsse oder ob eine Vereinigung von Landwirthen selbst den Kredit giebt und unter billigeren Bedingungen und mit größerer Sicherheit ge— währen kann.

Dieses Kornhaus und dessen Verwaltung wird allerdings vor die Frage kommen: soll ähnlich, wie Herr von Mendel das geschildert hat, operiert werden, daß das Kornhaus und dessen Verwaltung bezw. die Genossenschaft, die die Verwaltung führt, das Getreide, das von den Einzelnen gebracht wird, ankaufen auf Grund einer stattgefundenen Klassifikation? In diesem Falle ist ja ein Lombardkredit nicht nöthig, oder doch er tritt in den Hintergrund. Ob das durchführbar ist und wie weit das durchführbar ist, ist mir zweifelhaft. Wir haben ja einige Fälle, beispieltz= weise an der Mosel, wo die Weinbauern so verfahren, wo gemeinsame Keltereien die Trauben klassifizieren, kaufen und daraus Wein machen und die betreffenden Weinbauern nachher einen Quotenantheil an dem Verkaufserträgniß des Weins haben. Dort hat sich das meineg Wissens bewährt. Aehnliche genossenschaftlichen Verbindungen sind uralt. Wenn Sie nach der Schweiz oder nach Tirol gehen, so finden Sie, daß der Hirte mit den Kühen der ganzen Gemeinde auf die Alp zieht, daß er feststellt, wie viel Milch an den verschiedenen Tagen die einzelne Kuh giebt. Aus dieser Milch macht der Hirte Käse, und der Käse wird verkauft auf gemeinsame Rechnung, und dann kommen die Erträgnisse nach Maßgabe der Literzahl der Milch, die die Kuh jedes einzelnen gegeben hat, zur Vertheilung. Das ist eine Ein— richtung, die besteht wahrscheinlich seit Hunderten von Jahren.

Wenn wirklich so operiert wird oder operiert werden könnte, würde das gewiß heilsam sein. Aber daß darin eine große Schwierig⸗ keit liegt, namentlich im Anfang, wo die Verwaltung noch nicht das hierzu nöthige Vertrauen hat, wo es noch immer zweifelhaft ist, ob die einzelnen Landwirthe sich das gefallen lassen, ift wohl nicht zu bezweifeln. In diesem Fall aber wird es heilsam sein, wenn die Verwaltung in der Lage ist, namentlich unmittelbar nach der Ernte für diejenigen Grundeigenthümer, die kein genügendes eigenes Be—⸗ triebskapital haben und das ist ja leider fast die Regel, wenigstenz in vielen Landestheilen —, das Getreide zu lombardieren, Vorschüsse darauf zu geben und nachher das Getreide auf Rechnung der einzelnen zu verkaufen. In Süddeutschland hat man, wenn ich nicht irre, hier und da das gemischte System eingeführt, beide Systeme, und das mag vielleicht das Gerathene sein. Soviel über die Frage der Lombardierung!

Nun sagt Herr von Tiedemann mit vollem Recht, daß der Groß⸗ grundbesitz weniger Interesse habe als der kleine. In dieser Beziehung stimme ich ihm in jeder Weise bei. Hier kann man jedenfalls nicht behaupten, daß es sich nur um eine Liebesgabe an den Großgrundbesitz handelt. (Sehr richtig! rechts) Wenn es sich überhaupt um eine Liebesgabe handelt, so handelt es sich wesentlich um eine Liebesgabe an den Kleinbesitzer. Dies führt mich dahin, meine Anschauung mit— zutheilen, wie ich mir die ganze Entwickelung der Sache denke.

Meine Herren, mit großem Recht hat man sich hier im Hause gehütet, die Sache zu überschätzen, und es ist vielleicht ein guten Zeichen, daß man ohne Illusionen an die Sache herangeht. In der Regel wird aus den Sachen mehr, die man im Anfang klein be— handelt (sehr richtig! rechts) und sich allmählich entwickeln läßt, als aus denjenigen Sachen, an welche man mit gewaltigen Illusionen herangeht, sie gleich im großen Stil angreift, denen man keine ruhige Entwickelung gewährt und bei denen man nicht eine allmählich klarer werdende Erfahrung eintreten läßt, und ich freue mich daher, daß das Haus diese Sache mit einer solchen kaltblütigen Ruhe betrachtet.

Meine Herren, ich stelle mir die erste Entwickelung in folgender Weise vor. Wir haben erlebt und ich habe die Klagen auch hier im Hause gehört, namentlich aber sehr vielfach außer dem Hause, daß der Kleinbesitzer häufig überhaupt nicht in der Lage ist, sein Korn zu verkaufen. (Sehr wahr! rechts.) Er hat nur sehr kleine Quanti⸗ täten, der Händler muß sie im Kleinen aufkaufen, mit großen Schwierigkeiten, in der verschiedensten Qualität auch; da ist es dem Händler leichter und bequemer, von Großgrund— besitzern zu kaufen, die eine gleichartige Qualität haben und gleich größere Quantitäten verkaufen können, als wenn er in ein Dorf gehen soll zu kleinen Besitzern und von ihnen verschiedenartig gereinigtes, verschieden behandeltes und in verschiedenen Sorten dargebotenes Ge— treide im kleinen aufkaufen soll. Diesem Uebelstande tritt nun in solchen Gegenden unzweifelhaft ein Genossenschaftshaus entgegen. Der Kleinbesitzer wird wissen, er hat eine bestimmte Stelle, wo er ver— kaufen kann. In solchen Gegenden, wo die kleinen Mühlen auf dem Lande noch sehr entwickelt sind, was leider vielfach nicht mehr der Fall ist, ist das Bedürfniß zweifellos ein geringeres; da ist noch ein fester, sicherer Lokalabsatz vorhanden. Aber hier vermittelt das Lagerhaus den schwierigen Ab— satz in loco. Das ist schon ein großer Vortheil. Der zweite Vor—⸗ theil, der namentlich auch dem Kleinbesitzer entsteht, ist der, daß er gleich nach der Ernte das Ganze nicht à tout prix zu verkaufen braucht, daß er nicht unter dem Druck des Händlers steht, der ihm Vorschüsse vielleicht früher und vorzeitig auf das Getreide gegeben hat. Das ihm vielfach mangelnde Betriebskapital kann ersetzt werden durch eine Genossenschafts verbindung, und das ist überhaupt die Aufgabe der Kredit⸗ genossenschaften, daß sie dem Kleinbesitzer den Mangel an eigenem Kapital dadurch ersetzen, daß eine Gesammtgarantie an die Stelle der Nicht⸗ garantie, die der Einzelne leistet, tritt. Insofern stehen wir hier ganz auf genossenschaftlichem Boden. Es kann ja gar nicht geleugnet werden, daß in manchen Fällen auch den Großgrundbesitzer dieselben Bedürfnisse drücken, daß er auch Vortheile hat; daß aber im wesent⸗ lichen der Kleinbesttzer hier in Betracht kommt, das ist wohl klar.

(Schluß in der Dritten Beilage.)

Dritte Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 9G.

(Schluß aus der Zweiten Beilage.)

Meine Herren, daran kann ja garnicht gedacht werden, daß wir diese Kornhäuser vergleichen können mit den entsprechenden Organisationen in Rußland oder Amerika; diese sind alle auf den Großhandel eingerichtet. Die Exportverwaltungen in anderen Ländern haben ganz andere Aufgaben, verfolgen andere Zwecke und haben auch andere Organisationen. Hier kann es sich doch nur um die Regelung und Verbesserung des lokalen Absatzes handeln unter gesicherten Be⸗ dingungen für die Grundbesitzer und höchstens um den Verkauf in Deutschland selbst. Da bin ich nun auch der Meinung, daß nicht bloß ein Verkauf an die Armeeverwaltung erleichtert werde, sondern daß die Kornhausverwaltung im Norden oder Osten aller⸗ dings auch in der Lage sein wird, unter Wahrung des vollen Bortheils der Betheiligten beispielsweise Ge— treide von Sachsen oder Schlesien oder Posen nach dem Süden, nach dem Königreich Sachsen, nach Süddeutschland zu ver— senden, fefte Kunden in dieser Beziehung zu gewinnen, Garantien den Abnehmern für eine regelmäßige Erfüllung der Verträge bet einer bestimmten Qualität der Waare zu bieten.

Das glaube ich, kann aus der Sache unbedingt herauskommen, und wenn nur diese Vortheile aus dem Versuch sich ergeben, so würde ich darin allerdings schon einen sehr erheblichen Vortheil erblicken.

Daß diese Kornhäuser den Weltmarkt nicht beeinflussen könnten, daß also die ganze Frage, die Herr Broemel hier eben entwickelt hat, über den Welthandel und die segensreichen Wirkungen des Getreide⸗ handels im Weltverkehr hier garnicht in Frage kommt, liegt klar auf der Hand. Aber es liegt ein anderes auch auf der Hand gegenüber einigen Einwendungen, die ich gehört habe. Man hat gesagt: ehe nicht der Welthandel saniert ist, ehe die Frage nicht gelöst ist, ob der Terminhandel, der wesentlich nur ein Differenzspiel ist, einen fingierten Standard bildet, der niedriger ist wie der individuelle Standard für das Getreide, wie es in Deutschland wächst, eher könnten auch nicht diese Kornbäuser nutzen. Das sind die Einwen— dungen, die ich von der anderen Seite gehört habe.

Nun bin ich der Meinung: was man über diese Frage auch hört, wie man über die Wirkung des Terminhandels auch denkt, selbst wenn man glaubt, daß der Terminhandel in Zeiten, wo die Tendenz naturgemäß nach unten geht, diese Tendenz potenziert und verstärkt, und umgekehrt auch in den Zeiten, wo die Tendenz naturgemäß à la hausss geht, in gleicher Weise wirkt, das hängt mit dieser Frage hier garnicht zusammen. Diejenigen selbst, die in dem Terminhandel schwere Mängel erblicken, müssen zugeben, daß diesen nachtheiligen Folgen, wie sie sie ansehen, nur entgegen gewirkt wird durch Belebung des reellen Lieferungsgeschäfts, und daß diese Kornhäuser dazu angethan sind, das reelle Lieferungsgeschäft zu fördern und zu bessern. Das kann doch garnicht bestritten werden.

Ja, meine Herren, wenn diese Kornhäuser sich zu Lagerhäusern für fremdes importiertes Getreide ausbildeten, dann wäre ja die Frage eine ganz andere. Hier haben wir es aber doch nur mit Kornhäusern zu thun, die die Produkte inländischer Produzenten zusammenfassen und für den Handel aptieren sollen.

Meine Herren, nun hat der Herr Abg. Broemel und das war lediglich wohl an meine Adresse gerichtet gewarnt vor dem Prinzip. Er sagt: was hat der Staat sich darum zu bekümmern? Wenn die Landwirthe die Lagerhäuser haben wollen, so mögen sie sie selbst bauen, und wenn der Staat einmal anfängt, wo hat das ein Ende? Heute giebt er 3 Millionen, nächstens werden 300 Millionen verlangt werden. Meine Herren, wir wollen diese 300 Millionen erst mal abwarten und dann erst wollen wir uns davor fürchten. Es wird keine Sache so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Dies ist ein Prinzip, welches in der Praxis des Lebens auch von denjenigen, welche ihm theoretisch anhängen, nie befolgt werden wird und auch nie wird be— folgt werden können. Wenn z. B. jedenfalls mit voller Zustimmung des Herrn Abg. Broemel, die Stadt Stettin für den Handel 16 Millionen bewilligen will, so kann man auch sagen: was geht die Stadt Stettin das an, Häfen zu bauen, Lagerhäuser herzustellen, schwere Risiken zu übernehmen? Möge das doch der Handel thun! (Sehr richtig! rechts) Aber der Ober Bürgermeister von Stettin würde mir erwidern: das ist kein einseitiges Interesse des Handels, sondern das ist im Interesse der ganzen Stadt Stettin. So sage ich auch hier. Ob es gelingt, in dieser Beziehung der Land— wirthschaft zu helfen, das ist kein einseitiges Interesse einzelner Grundbesitzer, das ist ein allgemeines, öffentliches Interesse. Wir haben dieselben Einwendungen gehört, als wir das Rentenprinzip hier einführten und die Rentengüter etablierten mit Staatskredit. Da hieß es auch: überlastet den Staat nicht, überlaßt die größeren Güter dem freien Verkehr. Wir haben unter dem Minister Camp— hausen einen solchen Versuch gemacht, wo die Domänen verkauft werden sollten in Neu⸗Vorpommern, wo der einzelne Käufer das Kapital haben mußte, um den Kaufpreis zu zahlen, wenigstenß um großen Theil baar, das Haus zu bauen, Feld, Vieh und Inventar sich anzuschaffen aus eigenen Mitteln, bis zur nächsten Ernte zu leben aus eigenem Vermögen. Und was ist denn aus diesen Güterbiltungen geworden? Gerade weil der erste Anfang so schwer ist, da muß der Staat in geeigneten Fällen helfen. Und gerade die Kräftigung, die daraus hervorgeht, wird schließlich den Staat von dieser Aufgabe befreien.

Dieselbe Frage ist bei dem Schutzzoll und dem Frelhandel. Der Schutzloll ist ein Schutz für die Industrie und die produktive Arbeit. Dieser leiht der Staat auch seine Hand, und man wird es fast in allen Ländern erleben, daß unter dem Schutzzoll die Industrie aufblüht, und daß man nachher die Zölle reduzieren kann. Ich kenne noch eine Schrift aus der Zeit, wo die Zuckerindustrie in Deutschland anfing, wo wir anfingen, den inländischen Zuckerbau zu schützen, wo auch gesagt wurde: das ist gegen alle Grundsaͤtze; wenn die Zucker-

industrie existleren kann, dann mag sie existieren und sich entwickeln;

wenn nicht, nicht. Man hat sich glücklicherwelse in Dentschland daran nicht gekehrt; man hat große Opfer lange Zeit aus der

Berlin, Freitag, den 24. April

allgemeinen Staatskasse für die Zuckerindustrie gebracht, und diese Opfer sind längst dem Staat hundertfältig zurückgezahlt; ganze Provinzen sind reich und wohlhabend, und der Zucker ist billig geworden. (Sehr richtig! rechts Ich glaube, vor solchen Schreckmitteln brauchen wir uns nicht zu ängstigen. Es hat keine Zeit gegeben, wo die entgegengesetzten Anschauungen, wie weit der Staat überhaupt auf wirthschaftlichem Gebiet eingreifen darf, zur vollen reinen Geltung gekommen sind. Die Praxis und die Thatsachen sind immer stärker geblieben wie die reine Theorie. Was nun aber gerade dieses Gebiet betrifft, so begreife ich eigentlich gar nicht, wie der Herr Abg. Broemel dabel gar so aͤngstlich sein kann, denn der Staat bat doch schon eine große Anzahl derartiger Lagerhäuser auch für die Industrie und den Handel hergestellt. (Sehr richtig! rechts) Haben wir denn nicht eine große Anzahl Lagerhäuser, die die Eisenbahn gebaut hat? Das sind doch auch öffentliche Organisationen; wie man hier also ein so großes Bedenken haben kann, das ist mir vollkommen unverständlich. Das Bedenken würde begründet sein, wenn der Staat selbst die Ver⸗ ö übernähme. Das würde ich auch in keiner Weise für möglich alten.

Das führt mich auf die Frage der Verwaltung. Ja, meine Herren, ich halte ein großes Lagerhaus zu verwalten, welches schon mit größerer Rücksicht auf den allgemeinen und größeren Handels⸗ verkehr behandelt werden muß, für sehr schwierig; ein solches Lager- haus kann aber auch tüchtige Verwalter bezahlen, und es muß an der Spitze einer solchen Verwaltung eln Mann stehen, der mit dem Ge— treidehandel genau vertraut ist; denn es kann sich ja nicht darum handeln, den Getreidehandel zu beseitigen oder unmöglich zu machen, davon ist ja garnicht die Rede. Ich habe in dieser Beziehung versönlich einige Erfahrungen, da wir in Frankfurt ein großes Lagerhaus bauten, welches sich sehr gut entwickelt hat. Kleinere Lagerhäuser allerdings, die mehr für den unmittelbaren lokalen Verkehr bestimmt sind und für den lokalen Konsum, die müssen vor allem darauf sehen, daß sie billig sind in der Verwaltung, daß die Verwaltungskosten nicht alle Vor⸗ theile verschlingen, da muß namentlich auch die ehrenamt— liche Thätigkeit mitwirken. Die Genossenschaftsverwaltung darf nicht zu viel kosten, das wird die Hauptsache sein. Daß aber diese Thätigkeit, die wir hier entwickeln und fördern wollen, sich an die ganze Genossenschaftsbewegung naturgemäß anschließt, das wird gar— nicht bestritten werden können. Die Genossenschaft ist zuerst natur⸗ gemäß eine Kreditgenossenschaft, dann entwickelt sie sich zur Einkaufsgenossenschaft für unmittelbare Bedürfnisse der Ge— nossen. Dann entwickelt sie sich zur Verkaufsgenossenschaft und endlich auf vielen Gebieten auch nützlich zur Produktiv—⸗ Genossenschaft beispielsweise in der Milch⸗ und Butterwirthschaft. Wenn also die Zentral⸗Genossenschaftsbank mehr und mehr sich zum Vermittler dieser großen Aufgabe macht, die sich ja nur sehr all mählich entwickeln kann, wo man sich durchaus nicht die Illusion machen muß, daß das gleich von heute auf morgen Wunder wirkt, im Gegentheil es wünschenswerth ist, daß die Entwickelung nicht zu schnell und nicht zu rapide geht, weil sie da— durch von den soliden und festen Grundsätzen, die unbedingt innegehalten werden müssen, sich entfernen können, so, sage ich, wird sich allmählich ein Ineinandergreisen dieser verschiedenen Richtungen des Genossenschaftswesens in der Hand der Zentralverbände und unter der Mitwirkung der preußischen Zentral⸗Genossenschaftskasse bilden, welches dann eist alle vollen Früchte trägt. Ich möchte in dieser Beziehung nicht prophezeien, ich weiß ja auch nicht, inwiefern die genossenschaftliche Einsicht und Bewegung stark genug ist, inwiefern das Verständniß der Land wirthe und das gegenseitige Vertrauen, was zu diesen Operationen gehört, energisch genug ist, um große Ziele zu ereichen. Aber wollen wir dies Ziel erreichen, so dürfen wir uns auch nicht scheuen vor Maßnahmen, welche in der vorsichtigsten Weise auch in der Beziehung hat, glaube ich, der Herr Vorredner den Motiven die unbegründetsten Vorwürfe gemacht, denn die Motive drücken sich so vorsichtig aus, wie nur irgend möglich, was man gerade in der Presse den Motiven zum Vorwurf gemacht hat ich sage, wir dürfen uns nicht scheuen, energisch den Weg zu betreten, den wir zur Erhaltung von Klein, und Mittelbesitz vor allem für nothwendig halten. (Bravo! rechts.)

Abg. von Bockelberg (kons.) wendet sich gegen die Aus führungen des Abg. Broemel und bekämpft namentlich die Ansicht, daß die Preisbildung sich nach den Produktionsverhältnissen richte. Diese Vorlage, welche von der Regierung in wohlwollender Absicht gemacht sei, dürse überhaupt nicht vom parteipolitischen Standpunkt aus, sondern nur rein sachlich beurtheilt werden. Es handle sich hier weniger um eine Preissteigerung, als um eine Regelung des Getreide⸗ verkaufs, wobei eine Ausnutzung günstiger Konjunkturen für den einzelnen Genossenschafter garnicht ausgeschlossen zu werden brauche. Es werde dann auch möglich sein, Qualitätsgetreide in größeren Mengen nach dem Auslande zu exportieren. Ein weiterer Vortheil werde es auch sein, daß die kleineren Landwirthe leichter Geld in die n, . würden. Diese Vorlage sei der erfte Schritt zur

rganisation des landwirthschaftlichen Gewerbes. Bei der Anlage von Getreidespeichern 16 zunächst, diejenigen Gegenden berücsichtigt werden, in denen die Produktion die Konsumtion überwiege. Er bitte, die Vorlage im Interesse der Landwirthschaft anzunehmen.

Abg. Sieg (ul.) bestreitet, daß die frre Westpreußen an den Kornhäusern ein hervorragendes Interesse habe. Der 33 besitze schon viele Speicher, die den Silos gleichkommen, jetzt leer stehen und leicht zu diesen Zwecken verwendet werden könnten. Er wolle aber einem solchen Versuche nicht widersprechen, unter der Voraussetzung, daß die Kornhäuser nicht etwa zu Spekulationsjwecken verwendet würden. Sollten die Versuche einen Zweck haben, so 1 sie an vielen Stellen errichtet und Staffeltarife oder andere, billige Tarife zur a,. des angestauten Getreides eingeführt werden. Von Trinkgeldern! hätte der Abg. Broemel hier doch lieber nicht sprechen sollen. Die Vorlage enthalte einen gesunden Kern infofern, als sie Sammelstellen für den kleinen Besitzer schaffe, wo er sein Getreide vortheilhaft unterbringen könne. Die Selbsthilfe solle aber nicht ganz in den Hintergrund gedrängt werden. Seine Freunde wollten gern mitarbeiten, um etwas Brauchbares zu stande ju

bringen. . Abg. Möller (ul.) will auch den kleinen Besitzern durch diese

1896.

Vorlage zu Hilfe kommen; die Kornhäuser könnten recht segeng rei wirken, wenn sie den lokalen und provinziellen Verhältniffen angehen und sachkundig verwaltet würden. Auf diese Welse werde auch die wucherische Wirkung der jetzigen Vorschußwirthschaft paralvstert werden. 3 Millionen seien allerdings wenig; aber sie reichten für das ge, e, . aus. Glücke dies, so würden sich schon andere Kapitalien finden, ohne daß der Staat mit seinen Mitteln einzu— treten hrauche. Dann werde auch der Militärfiskus seinen Bedarf in diesen Kornhäusern decken können. Als Induftriellet stimme er gern wirklich praktischen Vorschlägen zum . der Landwirthschaft zu.

„Abg. Gothein (fr. Vg) erklärt, daß er es keinem 1 verübele, wenn er die Preise seiner Produkte heben wolle, voraus—⸗ geseßzt, daß er dazu nicht Staatsmittel in Anspruch nehme. Deffent⸗ liche Speicher halte er für ein öffentliches Bedürfniß; er werde auch nichts dagegen haben, wenn der Staat sie errichte, dieser müsse sie dann aber nicht bloß den Landwirthen, sondern auch Müllern und Anderen verpachten. Es dürfe nicht einseitig ein einziges Gewerbe bevorzugt werden. Auch dagegen lasse sich nichts ein. wenden, daß die Eisenbahnverwaltung größere Speicher errichte, aber erfahrungsmäßig würden diese Speicher ganz einseitig verwerthet. Der Bau von Privatspeichern sei sehr riskant, weil man gar nicht wissen könne, ob nicht ein neuer Tarif die ganze Unternehmung un⸗ rentabel machen könne. Die Genossenschaften seien zu Trägern der Kornhäuser die ungeeignetsten Organe. Die jetzigen Lagergenossen⸗ schaften werfen kaum 3 0 Dividende ab. Bei starker Mißernte, wo wenig inländisches Getreide lagert, würden die Kornhäufer leer stehen und kaum die Verwaltungskosten aufbringen. Man müsse also mindestens auch ausländisches Getreide zur Mischung zulassen. Auf die Verwaltung der Kornhäuser komme Alles an, und die intelligente— sten Köpfe seien schon bisher an einer richtigen Schätzung der Kon— lunkturen, der Ernteverhältnisse u. s. w. gescheitert. Möge der Gisenbahn⸗ Minister einige größere Lagerhäufer an geeigneten Verkehrsorten er— richten und der Allgemeinheit eröffnen, das werde besser sein, als ein Experiment mit den Produzenten zu machen.

Die Diskussion wird geschlossen und die Kreditvorlage

an die Budgetkommission verwiesen.

Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung Freitag 11 Uhr. (Handelskammer⸗Vorlage.) z . ;

Handel und Gewerbe.

Ham burg, 23. April. (W. T. B.) Weizen loko fest, holsteinischer loko mecklenburger loko neuer 128 151,

lo ; iger

lol fefter, 83-84. Hafer fest. Gerste fest. Rübsi lunverzollt) still, loto 47. Spiritus ruhig, per Aprll⸗ Maj 163 Br., pr. Mai⸗Juni 166 Br., pr. Juni Jul 166 Br.. per September Oktober 176. Kaffee fest. Umsatz 4000 Sack. Petroleum behauptet, Standard white loko 5,60.

Kaffee. (Rachmittagsbericht) Good average Santos pr. Mai 674, pr. September S3t, pr. Dezember 59g, pvr. März 55. Behauptet. Zuckexrm arkt. (Schlußbericht. Räben⸗ Rohzucker J. Produkt Basis S8 0/o Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. April 12,24, pr. Mai 12,75, pr. Just 12 974, pr. August 13, 10, pr. Dezember 11,92, vr. März 12,15. Stetig.

London, 23. April. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen la dungen angeboten.

96 u Javazucker 14stetig, Rüben⸗Rohzucker loko 1211s stetig. Chile⸗Kupfer 44158, pr. 3 Monat 45.

Liverpool, 23. April. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz 10 009 B., davon für Spekulation und Export 500 B. Stetig. Amerikaner In höher,. Middl. amerikanische Lieferungen: Stetig. April ⸗Mai 416 0 Verkäuferpreis, Mai- Jun 45, 3 Käuferpreis, Jun Juli 4 Verkaͤuferpreis, Juli. August 15/6 do., August. September Ai / es —– 4 / is do,, September Oktober 4 / g. 41 1 Käuferpreis, Sftober- Nopember 3316. 36/6 Verkäuferpreis, November ⸗Dezember Zi ns zores dor, Dezember⸗Januar Zis / is Zeig, do., Januar Februar 3651 / s d. do.

Liverpool, 23. April. (W. T. B.) Dfftzielle Notierungen. Ameriean good ordin. 4 /i, do. low middlin 45 16, do. middling 413/a, do. good middling 43, do. r mug fair 47,½n, ö fair 43, do. good fair 43, Ceara fair 4, do. good air 44, Egyptian brown fair 5, do. do. good fair 6, do. do. . st. Peru rough good fair 6ösis, do. do. good / i, do. do. fine 6s, do. moder. rough fair HJ, do. do. good fair Huus, do. do. good 6, do. fmooth fair 49116, do. do. good fair 4u ng, M. G. Broach good id /soꝛ, do. fine 132, Dhollerah good z, do. fully good sz, de. fine ⸗3issis, Oomra good 35 /ig, do. fullv good u ns, do. fine 36, Sceinde good fair 24, do. good 24, Bengal fully good 2M, do. fine 35 / ga.

ö . . * 3 T. 3 . Ef Garne ruhig, inner halten an ihren Forderungen fest; in Stoffen gutes Geschäst für das Inland. ? . ;

Paris, 23. April. (W. T. B.) Schluß) Rohzucker ruhig, 880 o loko 32 E 321. Weißer Zucker behauptet, Nr. 3, pr. 100 . April 334, pr. Mai 34, pr. August 34, pr. Ja—⸗ nuar 28.

Zürich, 23. April. (W. T. B.) Die außerordentliche General- ,,. der Aktionäre der Schweizer Nordost bahn findet am * * 96. 23. April 8 *

msterdam, 23. April. (W. T. B.) Java⸗ Kaffee good ordinary 515. Baneazinn 36. fte

New York, 23. April. (W. T. B) Die Börse eröffnete . und geile . im renz Verlauf in unregel⸗ mäßiger Haltung. Der war ruhig. Der Umfaßz in Aktien . 281 000 ,. n st 8 ; .

Weizen eröffnete in stetiger Haltung, nahm aber dann infolge des nassen Wetters und der ungünstigen Ernteberichte eine e Tendenz an. Auch im weiteren Verlaufe zogen die 6 infolge der reichlichen Deckungen noch weiter an. Mais verlief im Einklang mit dem Weizen in allgemeiner fester Stimmung.

Waaren bericht. Baumwolle Preis in Nem . York Sine do; do. in New⸗Orleans /ig, Petroleum Stand. white in New. Yo b, 09 do. do. in Philadelphia 6756, do. rohes (in Cases) 770, do. Pipe line Certif. pr. Mair 121, Schmal Western steam 5,165, do. Rohe & Brothers 5,37, Mais pr. April 367, do. pr. Mal Jz6z, e br. gelen, Rother Winterweizen .]. Weizen pr. Aprit zit. do. pr. Mai 714, do. pr. Juli 714, do. pr. September 71, Getreide fracht nach Liverpool 14, Kaffee fair Rio Nr. 7 151, do. Rio Nr. 7 pr. Mai 13, 90. do. do. pr. Juli 1260, Mehl, Spring Wheat elears 365, Zucker Zis ig, Zinn 13,30, Kupfer 10 35.

Chieago, 23. April. (W. T. B.) Weizen setzte schon etwas böher ein und nahm, da das Wetter für die Aussaat nicht günstig ift, eine een Haltung an. Unbedeutende Ankünfte im Nordwesten und Käufe der Haussiers sowie der Baissiers bewirkten ein weiteres Anziehen der ß Mais allgemein fest während des ganzen . in * 6 , ug eng

eizen pr. Apr do. pr. Ma ; ais pr. ril 298. Schm alzj pr. April 482. do. pr. Mai 4.82. ö 5

Getreidemarkt. neuer 154 - 155. Roggen

elear 4 50. Pork pr. April 8,92. .