1896 / 114 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 May 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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Bahern. Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat an Seine in gkl! Hoheit den Prinzen Ludwig, als räsidenten des baherischen Landes- Comités für freiwillige ilfgthätigkeit im Kriege, ein Handschreiben gerichtet, worin öchstderselbe aus Anlaß der ährigen Friedensfeier allen denen, welche sich während des Feldzugs 1870ͤ771 in selbstleser Kin eng und mit aufopferndem Patriotismus den hohen ufgaben der werkthätigen Liebe gewidmet haben, insbesondere den zahlreichen Vereinen für freiwillige ö im Kriege, für ihren Opfermuth seine hohe Anerkennung und seinen Dank ausspricht. Sach sen.

Ihre Majestäten der Kön ig und die Königin sind am Sonntag Nachmittag von Dresden nach Sibyllenort zurück— gekehrt.

; Baden.

Der „Karlsr. Ztg.“ zufolge wird am Großherzoglichen Hofe der demnächstlgen . Seiner 0 Then Hoheit des Kronprinzen von Schweden und Norwegen ent⸗ gegengesehen. Voraussichtlich wird auch Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Noxr⸗ weg en noch in dieser Woche aus Italien in Karlsruhe ein⸗ treffen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist mit dem Erbgroßherzog am Sonntag in Paris eingetroffen und da⸗ selbst von Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großherzogin empfangen worden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die Fürstin von Bulgarien ist mit den Prinzen 26 und Cyrill gestern von Ebenthal nach Sofia ab⸗ ereist.

ö In der Theresignischen Militär⸗Akademie zu Wien wurde gestern die Millenniumsfeier . festlich begangen. Zugegen waren der Minister des . Graf Goluchowski, der österreichische Minister-Prä⸗ sident Graf Badeni, der Minister a laterée Baron Josika, der ö Unterrichts⸗Minister Wlassies, der Sektionschef Feldzeugmeister Freiherr von Merkl, als Vertreter des Reichs⸗Kriegsministers, der Statthalter Graf Kielmansegg und andere Würdenträger. Nach der Feler fand zu Ehren des Ministers Wlassies bei dem österreichischen Unterrichts⸗Minister Dr. Freiherrn von Gautsch eine Frühstückstafel statt. In Erwiderung auf einen Trinkspruch des Freiherrn von Gautsch dankte der Minister Wlassies für den liebenswürdigen Empfang und sagte, der todte Buchstabe solle nicht das einzige Band zwischen beiden Staaten sein, sondern auch die gegenseitige Achtung und Liebe ihrer Bürger.

Großbritannien und Irland.

Der Staatssekretär für Indien Lord Hamilton erklärte 86 im Unterhause, es sei beschlossen worden, die arnison von Suakin durch indische Truppen zu ersetzen; die Garnison von Suakin solle, mit Ausnahme eines Infanterie⸗Bataillons, nach dem Nilthal gehen.

Dr. Jameson und Major White haben ein Schreiben an die „Times“ gerichtet, worin sie nachdrücklich in Abrede stellen, von Cecil Rhodes am 29. Dezember 1895 oder zu einer anderen Zeit ein Telegramm erhalten zu haben, welches sie angewiesen hätte, ihre Streitkräfte nach Johannesburg in Bewegung zu setzen.

Frankreich.

Nach dem endgültigen Ergebniß der Gemeinderaths⸗ wahlen in Frankreich haben in 234 von 351 Arrondissements⸗ 3 die Republikaner, in 85 die Radikalen oder

ozlalisten, in 20 die Konservativen die Mehrheit; in 12 Hauptorten ist die Mehrheit zweifelhaft.

Die französischen Kriegsschiffe Neptun“ und, Cosmao“ haben den Piräus verlassen und werden sich vermuthlich nach Kreta begeben.

Rußland.

Der Khan von Khiwa, welcher sich zu den Krönungs⸗ feierlichkeiten nach Moskau begiebt, ist, wie W. T. B.“ be⸗ richtet, gestern in St. Petersburg eingetroffen. In der Be— gleitung des Khans befinden sich sein Sohn und vier Minister.

Der „Russischen Telegraphen-Agentur“ zufolge wird der Fürst Ferdinand von Bulgarien, trotz aller gegen— m. Gerüchte, den Krönungsfeierlichkeiten in Moskau bei— wohnen.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer be— 1. die Deputirten Aguglia und Cirmeni eine An⸗

age über das Gesuch Rußlands, einer Abtheilung des russischen Rothen Kreuzes den Marsch nach Abesfynien' über Massowah zu gestatten. Der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Bonin warf in seiner Erwiderung zunächst einen geschichtlichen Rückblick auf den Wunsch Rußlands, eine Ab⸗ theilung des Rothen Kreuzes zur Unterstützung der Italiener und Abessynier zu entsenden, und führte dann aus: das Gesuch, der Abtheilung den Marsch über Massowah zu gestatten, sei aus Gründen der Humanität gestellt worden und hätte im Prinzip angenommen werden müssen. Sobald aber bekannt geworden sei, daß die Zusammensetzung der Abtheilung ihr einen militärischen Charakter gebe, habe die italienische Re⸗ gierung, auch in Anbetracht der von den Abessyniern began— genen Grausamkeiten, über welche General Baldissera gerade damals berichtet habe, es für ihre Pflicht gehalten, die russische Regierung zu bitten, die Abreise der Abtheilung auf⸗ zuschieben, und später dann die russische Regierung zu k auf die Landung der Abtheilung in Massowah zu verzichten. Diese Erklärungen der italienischen Regierung seien in dem— ie, Geist aufgenommen worden, aus welchem ie hervorgegangen seien, und hätten in keiner Weise die uten, freundschaftlichen Beziehungen beeinträchtigt, welche ie italienische Regierung mik Rußland aufrecht zu erhalten wünsche. Der Deputirte Cirmeni entgegnete hierauf, in der Haltung der italienischen Regierung, welche i auf einen Be⸗ richt des Generals Kauffmann an das russische Rothe Kreuz stütze, liege ein Widerspruch, und dies könne nicht dazu bei⸗ 2 haben, die wenig herzlichen Beziehungen zwischen

talien und Rußland zu verbessern. Der Unter⸗Staats⸗

ekretär Bonin betonte nochmals seine Erklärungen und fügte zu: wenn die guten Beziehungen Italiens zu Rußland jemals ahr liefen, in 6 welcher Weise gestört zu werden, so werde das sicher nicht durch Handlungen der Regierun welcher diese Beziehungen sehr am Herzen lägen, sondern viel⸗ mehr durch den Fehler geschehen, eine solche Diskussion, wie die jetzige, zu verlängern. . ich . gen feng 10 Uhr fand in Rom in der Kirche San Lorenzo in Lucing die Todtenmesse für den Kardinal Galimberti statt. Derselben wohnten das beim Vatikan accreditierte diplomatische Korps und viele italienische und fremde ö . bei. Die Goerres⸗Gesellschaft und das preußische Historische Institut hatten prachtvolle Kränze am Sarge niedergelegt. Spanien.

Die Cortes wurden gestern von der Königin⸗Regentin im Beifein des Königs, der die Uniform der Militärschule trug, eröffnet. In der Thronrede heißt es, wie W. T. B. berichtet: Zur Herstellung des Gleichgewichts sei es nöthig, bei dem Entschlusse, die Einnahmen zu vermehren, zu verharren, obgleich die Umstände dafür nicht günstig seien. Neue Opfer würden von den Steuerzahlern verlangt werden, diese Opfer würden aber . Entwickelung des Reich⸗ thums beitragen. Die Regierung sei entschlossen, energisch den e lichen Kredit aufrecht zu erhalten, und werde die eingegangenen Verbindlichkeiten, besonders die mit dem a sem, Kapital, gewissenhaft respektieren, ohne die Entfaltung des nationalen Reichthums zu vergessen. Bei der Ankündigung von Reformen für Cuba wird gesagt: Der Auf⸗ stand auf Cuba sei ausgebrochen, nicht weil die , ,, . eine lokale Autonomie, sondern weil sie die Una e . Cubas wollten. Ein Triumph der Ausständischen würde die Zivilisation zurückdrängen und den Wohlstand des Landes ge⸗ sährden: das könne Spanien nicht dulden. Spanien reiche den Reuigen die Hand, sei aber vor keinem Opfer zurückgeschreckt, um seine Autorität aufrecht zu erhalten, und werde auch vor keinem solchen Opfer zurückschrecken. Die Reformen würden im geeigneten Augenblick zur Anwendung kommen. Der Aufstand nehme ab und würde schon unterdrückt sein ohne die Hilfe des über die Lage auf Cuba getäuschten Aus⸗ landes und ohne die chimärische Hoffnung der Auf⸗ ständischen, den Schutz einer Großmacht zu erlangen, Die Enttäuschung, welche den Aufständischen in dieser Beziehung werde zu theil werden, werde zur Herstellung des Friedens beitragen. Die Thronrede kündigt alsdann einen Gesetzent⸗ wurf an, betreffend die Schaffung einer lokalen Finanzver⸗ waltung auf den Antillen, in welcher die Rechte Spaniens würden aufrecht erhalten werden. Die Be⸗ ziehungen zu dem Auslande seien vortreffliche; in der korrekten und freundschaftlichen Xl ang der amerika⸗ nischen Republiken könne ein enges Band erblickt werden, welches deln mit Spanien verbinde. Der . und die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika hätten, trotz der Opposition eines Theiles des Landes, sich nicht der Freundschaft begeben, welche die beiden Länder seit dem Beginn der Republik verbinde. Die Thronrede kündigt ferner eine Erklärung bezüglich der Abgrenzung der Besitzungen a Spanien und Japan an und spricht sich obend über das Heer und die Marine, welche in Cuba kämpfen, aus. An Gesetzesvorlagen werden in der Thron⸗ rede angekündigt: eine Reform des Rekrutierungsgesetzes und der Bestimmungen über die Munizipal⸗ und Provinzial⸗ verwaltung, die Vervollständigung der Ausrüstung und die Vermehrung der Flotte, die Einbringung eines außerordent⸗ lichen Budgets her Erwerbung neuer Schiffe und die Re⸗ formierung der Arsenale.

Silsvela und die konservativen Dissidenten werden das Ministerium bekämpfen, während Sagastg und die Liberalen dasselbe in den Cuba betreffenden Maßnahmen unterstützen werden.

In Madrid glaubt man, daß, wenn General Weyler auf seiner Absicht zurückzutreten beharren sollte, der Gouverneur der Philippinen Blanco y Arenas Marquis von Penna⸗ Blata an seine Stelle treten werde.

Amerika.

Aus Washington erfährt „W. T. B.“, die spanische Regierung werde auf Ersuchen der Regierung der Vereinigten Staaten die Vollziehung der Todesurtheile der an Bord des „Compeditor“ festgenommenen Amerikaner verschieben, bis die Ansichten der Unionsregierung über die Anwendbarkeit des Vertrags von 1795 und des Protokolls von 1877, auf ge Fälle erwogen werden könnten. Der Austausch der Anschauungen zwischen den beiden Regierungen über die Auslegung der bezüglichen Vertrags⸗ bestimmungen werde einige Wochen in Anspruch nehmen.

Der britische Dampfer „Laurada“ ist am Sonnabend von New-York mit unbekanntem Bestimmungsort in See ge⸗ gangen. Dem „W. T. B.“ zufolge wird in New⸗JYork ver⸗ muthet, daß eine Flibustier⸗Expedition, bestehend aus 1099 Cubanern mit Kaen Munition und Dynamit, in Schleppschiffen bei Montauk⸗Point auf Long⸗Island auf den Dampfer „Laurada“ übergeführt worden sei.

Afrika.

Die Verkündung des Urtheils in der Angelegenheit der Kasse der , Schuld ist, wie das „Reuter⸗ sche Bureau“ aus Kairo erfahrt, neuerdings bis zum 1. Juni vertagt worden.

ie Lage in Massowah ist, der „Agenzia Stefani“ zu⸗ folge, unverändert; der General Baldissera setzt die Unter⸗ handlungen mit Ras Mangascha wegen Auslieferung der in Tigre befindlichen italienischen Gefangenen fort. An Bord des „Archimedes“ sind gestern die ersten Truppen von Massewah nach Italien in See gegangen. Jacobus de Wet, der britische Vertreter in Prätoria, ist von seinem Posten zurückgetreten.

Der Präsident Krüger hat in einer Unterredung mit dem Vertreter des Reuter'schen Bureaus“ in Prätoria sein Erstaunen über die am Freitag im englischen Unterhause von amtlicher Seite erfolgte Vertheidigung von Cecil Rhodes ausgedrückt und erklärt, er hätte gewünscht, anwesend zu sein, um persönlich die Ausführungen einiger Redner wider— legen zu können. Transvaal begehre mit Allen in Freund⸗ schaft zu leben, aher für das letzte Unternehmen gebe es keine Vertheidigung. Diejenigen, welche es ausgeführt hätten, müßten auch bestraft werden.

Australien.

Der in San Francisco eingetroffene Dampfer ‚Monowai“ hat die Nachricht berbracht: Eingeborene auf dem britischen

eil der Salomont⸗Inseln hätten mehrere Kau

. Missionare ermordet. Die Wilden auf ö 3 5 Malaita hätten die Besatzung einer zu der 4 lischen gg „Riologe“ gehörigen Schaluppe geibdtet. * Pubiana . mehrere Kaufleute getödtet worden, darunler zwei Franzosen und ein Amerikaner. Zwei englische Missionare würden vermißt. Man befürchte, daß sie ermordet worden ö. Die Missionsstation auf der Insel Tunan sei verlassen worden.

Varlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrige Sitzung des Reichtz— tages und über die gestrigen Sitzungen des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (89.) Si ö. des Reichstaggz welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Gra von Posadowsky und der Minister für Landwirthschaft . Freiherr von Hammerstein beiwohnten, gab der Präsident Freiherr von Buol zunächst den 25 zweier Re— gierungsvorlagen bekannt und zwar des Gesetzentwurfs betreffend die Abänderung der Gesetze von 1891 und 1895 über die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch— Ost⸗ und Südwest⸗-Afrika und Kamerun, und ferner des Handels- und Schiffahrtsvertrages mit Japan. Hierauf wurde die zweite Berathung des Zucker— steuergesetzes bei 8 70, der von den Ausfuhrzuschüssen handelt, fortgesetzt.

Das Wort nahm zunächst der Abg. Dr. Barth, dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.

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Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (70) Sitzung, in welcher der Finanz-Minister Dr. Miguel und der Minister für K 2c. Freiherr von Hammerstein zugegen waren, zunächst die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend das Anerben— recht bei Renten- und Ansiedelungsgütern, fort und wiederholte die Abstimmung über den zu 3 24 gestellten Antrag des Abg. Görke, bei welcher sich 6 die Beschluß⸗ unfähigkeit des Hauses herausgestellt hatte.

Der Antrag Gorke wurde gegen die Stimmen der beiden konservativen Parteien und eines Theils des Zentrums an— genommen. Danach hat 8 24 eine Fassung dahin erhalten, daß eine Rentenbankrente, soweit sie getilgt ist, auf Antrag des Eigenthümers im Grundbuche gelöscht wird.

Hierauf wurden die gestern abgebrochene Erörterung über die Resolution der Abgg. von Arnim (kons.) und Gen. und die dazu gestellten Anträge der Abt Herold, Wille— brand (Zentr) und Gen. und der ÄÜbgg. Dr. Arendt (fr. kons. und Gen. fortgesetzt.

Der Abg. Freiherr von Huene , , brachte noch folgenden Antrag dazu ein: Den Eingang der Resolution von Arnim folgendermaßen zu fassen: „Die Regierung zu ei— suchen, Gesetzentwürfe vorzulegen, welche für Landguͤter da, wo bereits entsprechende provinzielle Gewohnheiten vor— handen sind ...“

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch fr. kons.) wollte die Resolufion Arnim und das Amendement Herold der Regierung zur Erwägung überweisen; ein weiterer Meinungsaustausch über diese Materie empfehle sich schon deshalb nicht, weil sich keine Partei dar⸗ über bis jetzt eine feste Meinung gebildet habe.

Abg. Pr. von Heydebrand und der Lasa (kons.) widersprach dieser Ansicht und wünschte die 56 der Debatte.

Die Abgg. Freiherr von Huene (Sentr.) und Knebel (nl) schlossen sich dem Antrage Zedlitz an.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch erläuterte seinen Antrag dahin, daß er den Schluß der Diskussion wünsche, und daß darauf über den Äntrag selbst abgestimmt werden soll.

Der Antrag auf Schluß der Besprechung wurde abgelehnt.

Abg. Freiherr von Eynatten (Zentr.) wandte sich unter wachsender Unruhe des Hauses gegen die einzelnen Punkte der Re— solution Arnim.

Abg. Lotichius (ul.) sprach sich gegen die weitere Ausdehnung des Anerbenrechts aus. Wenn dasselbe der Landwirthschaft besonders nützen würde, so müßten doch die Landestheile, wo dasselbe bereits durch provinzielle Gewohnheit besteht, in Bezug auf die Landwirth— schaft nn dastehen, und das sei nicht der Fall.

Abg. Freiherr von Huene (Zentr.) bemerkte, daß ihm die Fassung in der Resolution von Arnim „unter Wahrung der pro— vinziellen Gewohnheiten“ nicht genüge; man könne das Anerbenrecht nur da gesetzlich einführen, wo es bereits aus provinzieller Gewohnheit bestehe. Es sei bedauerlich, daß nicht eine eingehende Kommissions⸗ berathung stattgefunden habe. Mit einem Votum nach der Resolution könne die Regierung gar nichts anfangen, weil sie nicht wissen könne, ob sie für die bezüglichen Gesetzentwürfe Entgegenkommen im Hause finden werde. Dem Punkte der Resolution, der sich auf die Feststellung einer Verschuldungsgrenze beziehe, könne er nicht zustimmen, darin gingen die Ansichten weit auseinander. Wenn der Antrag Gorke nicht angenommen wäre, würde jeder Käufer eines Rentenguts allerdings genau wissen, unter welchen Be— dingungen er das Gut übernehme, nach diesem Antrag könnten aber wieder beliebig neue Hypotheken aufgenommen werden; die Festsetzung einer Verschuldungsgrenze sei wohl angemessen, aber in dieser all⸗ 8. Fassung könne er diesem Theil der Resolution nicht zustimmen.

n Bezug auf den letzten Punkt wegen der Bildung von Fidei⸗ kommissen müsse man einen Mittelweg finden, der die entgegen stehenden Interessen versöhne. Er stimme für diesen Punkt, wenn dazu der Antrag Herold und sein eigener Antrag angenommen werde.

(Schluß des Blattes.)

Dem Herrenh au se ist der Entwurf eines Gesetzes, be. treffend die Errichtung eines Amtsgerichts in der Stadt Znin, zugegangen.

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

ANicht jeder Gesangs- und deklamatarische Vortrag in Schanklokalen, der eines höheren Kunstinteresseg entbehrt und gewerbsmäßig veranstaltet wird, fällt, nach einem Urtheil des Ober Verwaltungs gerichts, IJ. Senats, vom 6. Nobember 1806, unter den Begriff Tingeltangel“, sondern nur und erst bei dem Vorhandensein eines gewissen, vom Publikum des betreffenden Orts schon bei der Namengebung empfundenen Gesammtchargkter g. N. ver⸗ anstaltet in seinen Schantlotalitäten gewerbsmäßig Singspiele, Gesangè⸗ und deklamatorische Vorträge sowie Schaustellungen von Personen und theatralische Aufführungen, ohne I,, ies Interesse der Kunst oper Wissenschaft dabel obwaltet. egen einer solchen unter Mitwirkung von Sängerinnen gebotenen Vorstellung wurde er von der Ortsgemeinde zu einer Lustbarkeitssteuer von 40 M herangezogen,

und jwar auf Grund der am . Mai 1895 in Kraft getretenen

. erordnung, nach welcher zu entrichten sind: 1 für Gesangs⸗ oder deklamatorische Vorträge (sogenannter

Tingel ⸗Tange l) und für Theaterporftellungen in Schanklokalen insofern Frauenspersonen mitwirken 40 S6 Der Klageantrag, die Steuer guf den für Vorstellungen von Gym

aftikern n. I. w. vorgesehenen Satz von 15 6 herabzusetzen, wurde

pom Bezirksausschuß abgewiesen, weil nach dem Minssterialerlaß pom 13. Janugr 1895 als sogenannter Tingel-⸗Tangel die gewerbs— mäßige ,, von Singspielen, Gesangs⸗ und deklamatori⸗ schen Vorträgen, Schaustellungen von ,. oder theatralischen Vorstellungen ohne höheres wissenschaftliches oder Kunstinteresse anzu. sehen sei, demgemäß auch der Gewerbebetrieb des Klägers.“ Auf die Revision des Klägers hob das Ober⸗Verwaltungsgericht die Vorent⸗ scheidung auf, indem es begründend ausführte: „Allerdings mag sich eine bessimmte, allgemein gültige Definition dieses Begriffes schon unter dem Gesichtspunkte nicht geben laͤssen, daß mit dem Worte nicht an allen Orten dieselbe Bedeutung verbunden sein wird; wenn aber der Vorderrichter annimmt, daß allgemein und überall jeder Gesangt⸗ und deklamatorische Vortrag in Schanklokalen, sobald er nur eines höheren Kunstinteresses entbehre und gewerbzmäßig ver anstaltet werde, unter jenen Vegriff falle, so ist das gewiß zu weit gegangen. Derartige Darbietungen erhalten die gedachte Be—= zeichnung keineswegs; allgemein ohne weiteres, sondern nur und erst bei dem Vorhandensein eines gewissen, vom Publikum schon bei der Namengebung empfundenen Gesammtcharakters, dann, freilich aber auch ohne die vom Kläger gewollte Beschränkung auf ine besonders niedrige, etwa gerade sitt⸗ lich anstößige Gattung. Lediglich von jener falschen Begriffs- bestimmung ausgehend, ohne erst zu untersuchen und festzustellen, ob unter den besonderen hier vorhandenen Umständen und nach dem Sprachgebrauche des Orts, für den die Steuerordnung gegeben, und an welchem sie erlassen ist, die Veranstaltung vom 12. Mat als Tingel⸗Tangel“' zu gelten habe, hat der Vorderrichter sie als solchen hingestellt, und das führt zur Aufhebung seiner Entscheidung. Dabei kann der Umstand, daß die zu weit reichende Definition sich an einen Ministerialerlaß anlehnt, die Entscheidung ebensowenig stützen, wie jener Erlaß etwa von bindender Bedeutung für den Vorderrichter war.“ (II 1709.)

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Breslau wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Da viele Maurermeister auf den Lohntarif, den die ausständigen Maurer und Bauarbeiter fordern, eingehen wollen, beschlossen die Aus⸗ ständigen, am gestrigen Montag die Arbeit bei allen Meistern aufzu⸗ nehmen, welche die Forderungen bewilligen.

In Dortmund wurde der Ausstand der Schreiner für beendet erklärt, da, wie die Blätter melden, die Forderungen der Arbeiter theilweise bewilligt wurden und weitere Erfolge nicht zu erzielen sind.

In Dresden haben die Hutmacher der „Vereinigten Hut—⸗ fabrik“, wie im ‚Vorwärts“ mitgetheilt wird, wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt.

In Leipzig sind der „Leipz. Ztg.“ zufolge die Sattler⸗ gehilfen in eine Lohnbewegung eingetreten und haben eine Kom— mission zur Aufstellung eines Lohntarifs eingesetzt. In einer Ver⸗ sammlung am Sonntag legte die Kommission ihren Tarifentwurf vor. Darnach wird gefordert: 18 ½ Mindestwochenlohn, 9rstündige Arbeits⸗ zeit, 15 bis 20 Zuschlag für Stuckarbeiten, 25 bis 50 o Zuschlag für Ueberstunden und Sonntagsarbeit 2c.

In Wien wurden gestern, wie, W. T. B.“ meldet, 12 Arbeiter⸗ versammlungen abgehalten zur Besprechung der Vorgänge vom 1. Mai sowie der vom Abgeordnetenhause angenommenen Wahlreform. Die Versammlungen verliefen ruhig.

In Rotterdam dehnt sich, einer Meldung des W. T. B.“ zufolge, der Ausstand weiter aus; einige Schiffsentlader arbeiten unter dem Schutz der Polizei. Gestern Vormittag ist eine Abtheilung Seesoldaten requiriert worden, um drohenden Ruhestörungen vorzubeugen. Das Kanonenboot „Dufa“ und die Offiziere der Bürgerwehr halten sich für alle Eventualitäten bereit. Der Bürgermeister hat eine Bekanntmachung erlassen, nach welcher Ansammlungen von mehr als fünf Personen verboten werden. Auf Anfrage der Liga der Schifftentlader hat ein Arbeitgeber erklärt, er werde die alten Löhne weiter zahlen, wenn die Arbeit gestern wieder aufgenommen würde; anderenfalls werde er, und zwar vielleicht für immer, die Schiffe nach anderen Häfen dirigieren. Die Schiffs⸗ entlader von Vlaardingen und Maaßluis haben sich mit denen von Rotterdam für solidarisch erklärt.

Aus Stockholm wird der „Voss. Ztg. geschrieben: Der größte Theil der Hafenarbeiter hat die Arbeit eingestellt; anstatt wie bisher 35 Oere verlangen sie jetzt 50 Oere für die Stunde. Für den Augenblick wirkt dieser Ausstand lähmend auf den gerade jetzt sehr lebhaften Schiffsverkehr; die Schiffsbesatzungen helfen einander jetzt gegenseitig, um nicht zum Feiern gezwungen zu sein. .

Aus Bruüssel meldet, W. T. B.“, daß der belgische Sozialister⸗ führer Jean Volders nach langer Krankheit gestorben ist.

Kunst und Wissenschaft.

Die gegenwärtig in der National⸗Galerie ausgestellten Werke des verstorbenen Malers Robert Warthmüller (s. Nr. 102 d. Bl.) haben durch das im Besitze Seiner Majestät des Kaisers be⸗ findliche Bild „Preußische Generale, Vorposten inspizierend“ noch eine werthvolle Vermehrung erfahren. Das interessante Gemälde bleibt nur bis jum 20. Mai ausgestellt. Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß ein Theil der Bilder zu verkaufen ist und der Erlös aus diesen Verkäufen dem Nachlasse zugute kommt.

Im Verein für deutsches Kunst gewerbe wird am Mitt⸗ woch, den 13. Mai, Herr Professor E. Doepler d. J. einen Vortrag über „Ziele und Zwecke der Glasmalerei für moderne Profanbauten“ halten. Die Sitzung findet im großen Saale des Architektenhauses, sz Uhr Abends, statt. z

Im Königlichen Palast zu Venedig wurde, wie W. T. B.“ meldet, gestern eine Auzstellung von Bildern Tiepolo's, welche aus allen Theilen Italiens gesammelt worden sind, feierlich

eröffnet. Land⸗ und Forstwirthschaft.

Am Königlichen pomologischen Institut zu Pros kau findet in diesem Jahre wiederum für praktische Gärtner, Landwirthe, Forstmänner und sonstige Interessenten in der Zeit vom 15. bis 20. Juni ein Kursus über das Wesen und die Bekämpfung der verbreitetsten Krankheiten unserer Kulturgewächse statt. Gegenstände der Besprechungen und Demonstrationen sind: L. Nichtparasitäre Erkrankungen: Verwundungen, Behandlung und Heilung derselben, Folgen von Ernährungsstörungen und Witterunge—« einflüssen (Frost, Dürre). 1I. Parasitäre Krankheiten: Phanerogame Parasiten (Mistel, Kleeseide, Kleeteufel ꝛc) und Pilze. Bau und Leben der Pilze. Durch Pilze veranlaßte Krankheiten der Obstbäume und Reben, des Getreides (Rost, Brand ꝛc.) und sonstiger gärtnerischer und landwirth⸗ schaftlicher Kulturpflanzen (Rosen, Veilchen, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen ꝛe.), sowie Leben und Entwickelung der Krankheitserreger, Bekämpfung und Verhütung der Krankheiten. III. Erkrankungen und Beschädigungen derselben Kulturpflanzen durch thierische Feinde (Blattläͤuse, Blutlaus, Reblaus, rothe Spinne, Getreide⸗, Obstbaum⸗ schädlinge ꝛc.). sowie Bekämpfung und Vernichtung dieser Feinde. Die Theilnahme an diesem Kursus ist unentgeltlich. Die Aufenthalts. kosten in Proskau sind bei n ö. Ansprüchen mit 3 täglich bequem zu bestreiten. Vorherige nmeldung ist erwünscht und an die Direktion des pomologischen Instituts zu richten.

Saatenstand in Ungarn.

Wie der Wiener Abendvost‘ aus Bu dapest gemeldet wird, besagen die beim ungarischen Ackerbau. Minssterium einge ga: genen Be⸗ richte, daß das Wetter während des ganzen Monatg Apr und anfangt dieses Monats für die Vegetation nicht gut gewesen sei; der häufige Regen, kühler Wind und Reif hätten die Entwickelung der Pflanzen verhindert; besonderg langsam entwickelten sich die udn enn welche noch zumeist klein seien. Der Stand des Win ter“ weizens sei mit Ausnahme einzelner Orte mittel und gut. mittel; stellenweise sei der Winterweijen infolge der Kälte vergibt: am schwächsten stehe derselbe links der Donau und in einigen Gegenden des Alföld. Der Verlust sei aber im all gemeinen nicht bedeutend. Beim Roggen werde schon ein größerer , beobachtet, da er die Kälte nicht in dem Maße wie der Weijen habe ertragen können; doch dürfe der Stand desfelben im allgemeinen auch als mittel bezeichnet werden. Die Wintergerste feime an vielen Orten erst . empor; wo sie schon aufgegangen sei, sei der Stand trotz des kühlen Wetters befriedigend; an einigen Orten sei die Wintergerste infolge des starken Regens gelb. Etwa besser stehe der Hafer, welcher sich heuer gut halte. Raps habe viel gelitten, er stehe kaum mittel.

Saatenstand in Nord: Amerika.

Nach dem amtlichen Saatenstandsbericht des Acker bau-⸗-Depar⸗ tements betrug, wie dem W. T. B. aus Washington ge— meldet wird, der Durchschnittsstand des Winterweizens am 1. d. M. S2, 79/0 gegen 77,1 0/9 am 1. April d. J., des Winterroggens 87,7 0/o gegen 32,39 am 1. April d. J., der Wintergerste 89g. 20 / g. Der Durchschnittsstand des Winterweizens hat sich mit Ausnahme einiger Distrikte allgemein gebessert. Die mit Baumwolle bepflanzte Fläche beträgt 87,9 o / g und die angegebene zu bepflanzende Gesammtfläͤche im Vergleich mit der letzten Ernte 1146/3 0 /.

Handel und Gewerbe.

In England besteht seit längerer Zeit die Streitfrage, ob und unter welchen Voraussetzungen ausländische Firmen, welche durch Agenten in England vertreten sind, für den aus ihren englischen Geschäften erzielten Gewinn zur englischen Einkommensteuer herangezogen werden können oder nicht. In dieser Sache ist in einem Spezialfall unlängst eine wichtige Entscheidung getroffen worden.

Das Champagnerhaus Louis Roederer in Reims ist in London durch die Agenten Grainger & Son vertreten. Der geschäftliche Verkehr 6 sich derart ab, daß die Agenten in England Bestellungen auf Champagner der Firma Roederer suchen und die von den Kunden ertheilten Aufträge brieflich an die Firma in Reims übermitteln. Hier erfolgt die Prüfung der Bestellungen und die Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung derselben. Die Versendung der Weine geschieht ab Reims auf Kosten und Gefahr der Be⸗ steller und mit einer auf den Namen der letzteren nicht der Agenten lautenden Faktura. Die ö erfolgt entweder direkt an die Firma Roederer in Reims, oder sie wird von den Agenten in London für Rechnung der genannten Firma in Empfang genommen.

Die Firma Roederer wurde vor einigen Jahren in der Person der genannten Agenten von dem englischen Steuerfiskus ur Einkommensteuer herangezogen. In dem von den Agenten . beschrittenen gerichtlichen Verfahren wurde in zwei Instanzen zu Gunsten des Steuerfiskus entschieden, da auf seiten der Firma Louis Roederer der Betrieb eines Gewerbes in England für vorliegend erachtet wurde. Die nunmehr in letzter Instanz von dem House of Lords, als oberstem Gerichtshof, gefällte Entscheidung ist jedoch zu Gunsten der klagenden Agenten ausgefallen. Der Gerichtshof ging hierbei von der Ansicht aus, daß in dem hier vorliegenden 3 auf seiten der Firma Roederer von dem Betrieb eines Hewerbes in England nicht die Rede sein könne, da sowohl der Abschluß der Verkaufsgeschäfte, wie die Erfüllung derselben nicht in England, sondern in Frankreich in Reims er⸗ folge. Man könne hier daher nur von einem Handelsbetrieb der Firma mit England sprechen, welcher nach der englischen Steuergesetzgebung in England nicht steuerpflichtig sei.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Dberschlesien.

An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 11 8657, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. .

In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 3362, nicht recht ˖ zeitig gestellt keine Wagen. . Zwangs ⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 11. Mai die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Kreuzberg straße 23, dem Fuhrherrn Ernst Voß gehörig; Fläche 14,56 a, Nutzungswerth 23 250 M; mit dem Gebot von 360 100 blieb die Frau Zimmermeister E. Trache zu Schöneberg, Erdmann⸗ straße 13, Meistbietende. —Rathenowerstraße 75, dem Schneider⸗ meister Chr. Kupfer gehörig; Fläche 9p28 a; Nutzungswerth 12320 S; mit dem Gebot von 198 400 MS, blieb der Direktor Reinh. Solitander, Wilhelmshöhe 8, Meistbietender. Quitzowstraße 117, dem Bauunternehmer ga Kun ow gehörig; Hach 3.28 a; Nutzungswerth 46090 S; Meistbietender blieb der Rentier Ed. Rickm amn, Siemensstraße d, mit dem Gebot von 2 600 A .

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlacht viehmarkt vom 9. Mai 1896. Auftrieb und Marktpreise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebend⸗ gewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 4277 Stück. (Durch⸗ schnittsyreis für 100 kg.) 1. Qualität 108 114 6, II. Qualitat 96 - 106 S, III. Qualität 84 - 94 S6, IV. Qualität 70 - 80 M Schweine. Auftrieb 7301 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 80 S0, Landschweine: a. gute 76—- 78 S6, b. ge⸗ ringere 72 74 4M, Galizier —— KA, leichte Ungarn 44, be 20 5/0 Tara. Bakonyer —— S bei kg Tara pro Stück. = Kälber. Auftrieb 1377 Stück. (Durchschnittspreis für 1 Eg.) J. Qualität 108 —- 1,18 4A, II. Qualität O, 90 - 106 S6, III. Qua- lität 0,78 - 0,88 M Schafe. Auftrieb 11273 Stück. (Durch⸗ schnittepreis fär 1 kg.) J. Qualität 6,556 - 55 A, Jf7. Quasitat O 80 - 0, Sa AM, III. Qualitãt 6

Verkehrs⸗Anstalten.

Breslau, 11. Mai. (W. T. B.) Der seit dem 5. d. M. auf der Strecke Deutsch⸗Wette Groß⸗Kunzendorf eingestellte Betrieb wird am 14. d. M. wieder aufgenommen.

Kattowitz, 11. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird bekannt ge⸗ macht: Morgen, den 12. Mai, wird um 10 Uhr Vormittags der Vollbetrieb von Ratibor bis Kuchelna wieder aufgenommen werden. Wiederaufnahme des Betriebs auf der übrigen Strecke bis Troppau ist voraussichtlich am 16. d. M. möglich.

München, 11. Mai. (W. T. B.) Zwischen dem . Gisenbahn⸗Ministerium und der General Direktion der bayerischen Staatsbahnen ist nunmehr eine Vereinbarung getroffen, wonach vom 1. Juni ab am ersten und dritten Sonnabend jeden Monats Ver⸗ günstigungen für den Besfuch der Ausstellungen in Berlin und Nürnberg gewährt werden. An den genannten Tagen sollen

Rückfghrtkarten mit zehntägiger Gültigkeit zum einfachen Fahrpreise nach Nürnberg bezw. Berlin ausgegeben werden. .

Bremen, 9. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Reichs ⸗Postdampfer 4 ist am 7. Mai Abends auf der Weser angekommen. er Schnelldampfer Werra“ ist am 8. Mai Morgens in 56 angekommen. Der Pot er Wittekind? hat am 8. Mai Mittags Prawle Po it t. Der Reichs Postdampfer Darmstadt' hat am 8. Mai . die Reise von Genug nach Southampton fortgesetzt. Der R * Postdampfer Sach sen ist am 8. Mai Nachmittags in Colom bo angekommen. ;

J12. Mai. (W. T. B) . Der Postdampfer Roland ist

Abends in Baltimore angekommen. Der Reichts⸗

*. Karlsruhe“ ist am 10. Mai Nachmittage in

H i angekommen. , H. H. Meier ist

am 9. Mai Mittags von New⸗Pork nach der Weser abgegangen.

Der ,, n, . Prinz Heinrich“ ist am 11. . or⸗ mittags in Suez angekommen.

Hamburg, 9. Mai. (W. T. B.) am burg ⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗ Aktien ⸗Geellschaft. Der Schnell⸗ . Normannia“ ist gestern Nachmittag in New⸗Jork eingetroffen.

Triest, 11. Miri. (W. T. B.). Der Lloyddamp fer Achilles“ ist heute Abend aus Konstantingpel hier eingetroffen.

London. 98. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer »Lismore Castle“ ist Donnerstag auf der Heimreise von Kap⸗ stadt abgegangen.

London, 11. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ ist heute auf der Heimreise in London angekommen. Der Castle⸗Dampfer Doune Gastle“ ist Sonn⸗ abend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Uniondampfer „Gaul ist gestern auf der Aus af? in Kapstadt angekommen. Der Uniondampfer Mexican“ ist Sonnabend auf der Heimreise in Plymouth angekommen. Der Uniondampfer Athenian“' ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Uniondampfer ‚Guelph ist gestern auf der irn. von den Kanarischen Inseln ab⸗ gegangen. .

otterdam, 19. Mai. (W. T. B.) Niederländisch⸗ Amerikanische Dampfschiffahrts⸗ Gesellschaft. Der Dampfer ‚Edam * ist Sonnabend Nachmittag in New⸗Pork angekommen. Der Dampfer Wer kendam ist Sonnabend früh von New⸗York ab engen,

11. Mai. T. B.) Der Dampfer Spaarn dam“ ist gestern früh in New⸗YPork angekommen.

12. Mai. (W. T. B.) Die Dampfer Maas dam“ und Schiedam“ haben heute früh Lizard passiert.

Konstantinapel, 9. Mai. (W. T. B.). Auf dem Ergänzungg⸗ netz der Angtolischen Eisenbahn Eskischehir —Konia ist heute die Strecke Akschehir Ilghin, 57 km, eröffnet worden. Daz gesammte Betriebsnetz der anatolischen Bahnen beträgt demnach jetzt FSoß km. Die Eröffnung der Endstrecke bis Konia mit etwa 110 km wird für Monat Juli erwartet.

Theater und Mufik.

Königliches Schauspielhaus.

Herr Aloys Weyrauther, der als Gast der Königlichen Bühne am Freitag den ‚Nareiß“ in Brachvogel“s gleichnamigem Trauer⸗ spiel erfolgreich dargestellt hat, gab gestern den Franz Moor in Schiller's Räubern“ im Ganzen mit achtbarem Gelingen; denn auch gestern bewies der Gast, daß er ein viel⸗ seitig beanlagter und überlegender Schauspieler ist. Die Ausdrucksfähigkeit seines Mienenspiels und seiner Stimme kam ihm bei der Verkörperung des Franz gut zu statten. Die Rolle war einheitlich erfaßt, aber nicht überall eigenartig herausgearbeitet. Weise Mäßigung ist bei der Verkörperung einer k on figur, wie die des Franz Moor, gewiß geboten, aber immerhin hätte die daͤmonische Ruchlosigkeit, Tücke und Hinterlist, die in seiner Seele hausen, äußerlich schärfer gekennzeichnet werden können. Sehr glücklich traf der Darsteller den Ton des e, e, rr, grübelnden und philosophi⸗ renden Bösewichts, und erschütternd war die Charakteristik des in seiner Gewissensnoth Hilflosen und Verzweifelnden. Herr Matkowsky als Darsteller des Karl Moor und Fräulein Poppe als Amalia ver⸗ dienen für ihre bedeutenden künstlerischen Leistungen aufs neue be⸗

sondere Anerkennung. ; Schiller Theater.

Franz von Schönthan's vieraktiges Lustspiel Das letzte

Wort“ schien bei seiner Erstaufführung im Schiller ⸗Theater am estrigen Abend dem Publikum vortrefflich zu gefallen. Viel läßt sich über dieses lediglich dem Unterhaltungsbedürfniß dienende Stück nicht sagen, der Faden der Handlung ist recht dünn, und die Figuren sind mehr oder minder nach der Schablone gearbeitet. Aber nach den ansprucht⸗ volleren klassischen Dramen verlangt das Publikum einer Volksbühne auch nach einer leichteren literarischen Kost, und solange diese von Fri⸗ volstät frei bleibt, dürfte gegen ihre Verabrei ung nichts einzu⸗ wenden sein. Die Sache in dlesem Sinne aufgefaßt, hat die Direk⸗ tion auch hier wieder die rechte Wahl zu treffen gewußt, Die mit- wirkenden Damen Laniug, Levermann und Kraus lösten ihre Aufgaben aufs beste, ebenso die Herren Laurence, Walden, Felix, Winterstein und Reimann. Ein s , Charakterzeichnung schuf Herr Paul Pauly als Kanzlei⸗Rath Gerlach. Residenz⸗ Theater.

Vorgestern Mittag fand die mehrfach hinausgeschobene fünfte Versuchsaufführung des Vereins Probebühne statt, welcher, wie der zahlreiche Besuch zeigte, großes Interesse entgegengebracht wurde. hir Aufführung gelangte zunächst eine Plauderei in einem Att Die

eiden Doktoren! von Edel Rüst, ein zwar an sich anspruchsloses Werk, das aber durch die Kunst der Darsteller Blut und Leben genug gewinnen könnte, um den e eine Weile recht angenehm zu unterhalten. Unter den dazu auserkorenen Darstellern wäre nur dem Fräulein Illing vom Schiller⸗Theater e Kunst nachzurühmen; sie spielte die Rolle des Fräulein Dr. Hedw Nauen, praktischen Lerztin, mit Anmuth und Gewandtheit und, wo es erforderlich war, mit Herzenswärme. Leider wurde sie von den übrigen Mitwirkenden gar nicht unterstützt. Dem Einakter folgte eine dreiaktige Studie aus dem Leben der wandernden Schauspieler Die Faxe n⸗ macher, das Erstlingswerk von Karl Werckmeister, einem, wenn wir nicht irren, für das Theater des Westens verpflichteten jungen Schauspieler. Das Stück erwies sich als eine Talentprobe ersten Ranges; wenn nicht alle Zeichen trügen, so haben wir später von seinem Verfasser noch Bedeutendes zu erwarten. Hier zeichnete der Griffel des Realisten mit sicheren Umrissen wirklich einmal Zustände, wie sie thatsächlich existieren: das Elend und die Verkommenheit einer wandernden Schauspielertruppe. Keine künstlich jufammengefügte und mit einem Schein der Wirklich- keit umkleidete Theorie bildet die Grundlage, auf welcher sich die interessante und spannende Handlung aufbaut, sondern die unübertriebene Wahrbeit. Jenes Komsdiantenthum ist schon oft Gegenstand literarischer Bearbeitung gewesen, meist aber in humo⸗ ristischer oder karritierker Form; den tiefen Crnst, der in dem Stoffe siegt, hat noch keiner so wie Werckmeister erfaßt, außer Ginem, und jener Cine ist kein Geringerer als Goethe in seinem Roman . Wilhelm Meister . Etwas jenem un⸗ vergleichlichen Werke Verwandtes steckt in dieser neuen Arbeit, ja .

in den Gestasten, die der Dichter uns vor Augen führt, ohne daß er sich vielleicht felbst deffen bewußt wurde. Sein jugendl Liebhaber Hans Feyerabend, der aus Liebe zur Kunst und mit ihren dealen erfüllt zur Bühne geht, trägt manche von den 36 des oetbe'schen Helden; Mitzi Fischer, die SCubrette, ähnelt der Philine, und felbst Mignon, das in einer lüderlichen und lasterhaften Um ebung unverdorben gebliebene Naturkind, tritt uns in der Tochter der hier entgegen. Gespielt wurde zum größten Theil aus. gejeichnet. Herr Fricke gab den Hans Feyerabend mit Verständniß