Für das abgelaufene Etatsjahr haben aus den im Etat der Staats, Gifen bahn verwaltung a , ,,, nützlicher Erfindungen vorgesehenen Mitteln zwölf Beamten Prämien im . von 3900 M6 für Er⸗ ö bewilligt werden können, welche in wirthschaftlicher eziehung oder für die Erhöhung der Sicherheit im Eisen⸗ bahn⸗ und Werkstättenbetrieb von besonderem Werth sind.
Der Präsident des Ober⸗Landeskulturgerichts Rintelen ist nach Bad Nauheim abgereist.
In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebs-Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat April d. J. veröffentlicht, auf welche am Sonnabend an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.
Baden.
Wie die „Karlsruher Zeitung“ meldet, wird sich Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen mit ihren beiden Söhnen heute von Karls⸗ ruhe nach Honnef und von dort nach . begeben.
Der Kaiser von Rußland hat dem Erbgroßherzog und dem Prinzen Max von Baden den St. Andreas⸗
Orden verliehen. Anhalt.
Der Anhaltische Staats⸗Anzeiger“ veröffentlicht nach—⸗ stehenden Dankes erlaß Seiner Hoheit des Herzogs:
Durch die festlichen Veranstaltungen zur Feier Meines fünfund⸗ zwanzigjährigen Regierungs⸗Jubiläums und durch die aus allen Theilen des Landes und weit darüber hinaus von Behörden, Gemeinde vorständen, Korporationen, Vereinen und Privatpersonen in Schrift und Wort durch Deputationen, Adressen, Telegramme und andere Widmungen Mir nue ger, zahlreichen Beweise treuer Anhänglich⸗ keit und warmer Liebe und Theilnahme, insbesondere auch durch die glänzende Ausschmückung und Illumination der Stadt und den reichen und wohlgelungenen Festzug., sind Meine Gemahlin, die Herzogin, und Ich ö worden.
Alle diese erhebenden Kundgebungen haben Unseren Herzen wahr— haft wohlgethan, und Ich spreche, dafür allen Betheiligten Meinen
tiefempfundenen, wärmsten Dank hiermit aus. Dessau, am 25. Mai 1896. Friedrich.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser empfin gestern. Nachmittag den russischen Militärbevollmächtigten, Oberst⸗ Lieutenant Woronin in Privataudienz.
Großbritannien und Irland.
Dem „Reuter'schen Bureau“ ist von der Admiralität die Mittheilung gemacht worden, daß das Kriegsschiff Hogad“, dessen Eintreffen in Kanea gestern erwartet wurde, gegenwärtig das einzige nach Kreta beorderte britische Kriegsschiff sei.
Frankreich.
Der Präsident Faure hat von Tours aus folgendes Telegramm an den Kaiser von Rußland gerichtet:
„Es drängt mich, Ihnen die herzlichen Wünsche auszudrücken, welche ganz gra ch für das persönliche Glück Eurer Majestät sowie für den Ruhm und das Gedeihen Rußlands erfüllen. Ich lege Ihrer Majestät der Kaiserin die ehrerbietige Versicherung meiner Hochachtung zu Füßen und bitte Sie, an meine tiefe Zuneigung zu glauben. Faure.“
Der Kommandant des Nordgeschwaders in Brest, Admiral Regnault, richtete aus Anlaß der Krönung Glückwünsche an den russischen Konsul und erließ gleichzeitig einen Tagesbefehl an das Geschwader, worin er an die Ruß— land und Frankreich vereinigende Freundschaft sowie an die Wünsche erinnert, welche ganz Frankreich für das Gedeihen der Herrschaft des Zaren sowie für den Ruhm und die Größe Rußlands erfüllten.
Aus Anlaß der Krönungsfeier in Moskau fand gestern in der russischen Kirche zu Paris n,, , di enst statt, welchem der Präsident Faure, der Minister des Auswärtigen 5 sowie die übrigen Minister, der Präsident der
eputirtenkammer Brisson, die Generale Saussier und Davoust, der König Milan sowie mehrere Mitglieder des diplomatischen Korps beiwohnten.
Wie die „Agence Havas“ mittheilt, sagte Präsident Faure bei dem gestrigen Festgottesdienst in der russischen Kapelle zu dem russischen Botschafts-Rath von Giers: er habe sich nicht darauf beschränken wollen, von Tours aus dem Kaiser Nikolaus telegraphisch seinen Glückwunsch zu übermitteln, er freue sich, auch durch seine Anwesenheit in der Kapelle seinen Gesinnungen für Rußland und dessen Kaiser an dem Tage Ausdruck zu geben, an welchem die Freunde des großen chen Volks in Moskau ver⸗ sammelt oder vertreten seien.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrath unter⸗ zeichnete der Präsident Faure die Ernennung des Marquis von Noailles zum Botschafter in Berlin. Der Ministerrath Ee die Berathung über die Vorlage, betreffend die Reform
er direkten Steuern, fort.
Rußland.
Ueber den 6 der gestrigen ,, . in Moskau liegt noch
olgender ausführlichere Bericht des „W. T. B.“ vor:
Von 8 Uhr früh an begann die Uspenski⸗Kathedrale sich zu . Die geladenen Personen: die Großfürstinnen, die ausländischen Fürstlichkeiten und deren ff e, die Groß⸗ fürstinnen ebenso wie die Hofdamen in russischer National⸗ tracht mit verschiedenfarbigen Kokoschniks (Kopfputz, und die Mitglieder des diplomatischen Korps nahmen ihre Plätze rechts und links der Thronsessel ein. Die althistorischen goldenen , waren auf einer erhöhten Estrade egenüber dem Allerheiligsten aufgestellt, rechts etwas ab⸗ eils der Thron der KaiserinWittwe. Die Estrade war mit purpurrothem Tuch *. und von einem vergoldeten Ge⸗ länder umgehen. Die Thronsessel des Kaisers und der Kgiserin waren zwischen vier gewaltigen, die Decke tragenden Säulen errichtet. Rechts von den Majestaäͤten nahmen die Großfürstinnen,
links die ausländischen if keiten Platz, an der rechten, stufen⸗ weise erhöhten Seite saßen die Hofdamen, auf der linken das diplo⸗ matische Korps und die Mitglieder des Senats. Im Rücken der Majestäten standen die Vertreter der Behörden und Stände. Das Innere der Kathedrale, deren Wände und Säulen von oben bis unten mit Gold, Silber und Coelsteinen besetzt sind, machte mit der glänzenden Versammlung und der mit dem reichsten Ornat bekleideten Geistlichkeit einen blendenden Ein⸗ druck. Gegen 9 Uhr traf die Kaiserin-Wittwe ein, mit . und der National⸗Hymne begrüßt, von der ihr entgegenkommenden Geistlichkeit mit dem Kreuz und geweihtem Wasser empfangen. In der Kathedrale angelangt, bestieg die Kaiserin⸗Wittwe, welche das National- kostüm aus Silberbrokat und auf dem Haupt die mit Brillanten besetzte Kaiserinnen⸗Krone trug, die Thronestrade und nahm den für sie bestimmten Thronsessel ein. Gegen 'n Uhr verkündeten erneute Hurrah⸗Rufe, Glockengeläulke und das Spielen der National⸗Hymne das Herannahen der Majestäten. Unter großem Vortritt betraten die höchsten Würden⸗ träger, welche die Reichsinsignien trugen, die Kathedrale. Die Insignien wurden auf dem links von dem Thron aufgestellten Tische niedergelegt; der Träger des Reichs⸗ banners pflanzte dasselbe auf den Stufen der Thronestrade links vom Throne auf. Chevaliergarden übernahmen die Ehrenwache. Die gesammte Geistlichkeit ging dem Kaiser⸗ paar mit Weihrauchfaß und. Weihwasser entgegen. Der Metropolit von Moskau empfing die Majestäten mit einer Ansprache, der Metropolit von St. Petersburg reichte ihnen das Kreuz zum Kusse dar, der Metropolit von Kiem besprengte sie mit geweihtem Wasser. Alle in der Kathedrale Anwesenden erhoben sich von ihren Sitzen, als der Kaiser und die Kaiserin , und an die Heiligenbilder herantraten, um dieselben zu küssen. Der Kaiser trug die Uniform eines Obersten des Preobraschenskischen Regiments mit dem Bande des St. Alexander⸗Newsky⸗Ordens und der Kette des Andreas⸗Ordens. Die Kaiserin trug das Nationalkostüm aus Silberbrokat, auf dem Haupt keinerlei Schmuck, das Haar gelockt über die Schultern auf die Brust herabfallend. Als der Kaiser und die Kaiserin, sichtlich ergriffen, auf den Thronsesseln Platz genommen hatten, stimmten die gesammte Geistlichkeit und der Sängerchor die getragene Weise eines Psalmes an. Nachdem der Gesang verhallt war, stieg der Metropolit von St. Petersburg Palladius die Estrade zum Throne empor, verneigte sich vor dem Kaiser und forderte ihn auf, vor allen Rechtgläubigen den Glauben zu bekennen. Darauf verlas der Kaiser bei lautloser Stille mit deutlich ver⸗ nehmbarer, fester Stimme das orthodoxe Glauhens⸗ bekenntniß. Nach dem Empfang des Segens und Verlesun des Evangeliums befahl der Kaiser, ihm den Purpurmante umzulegen. Die Metropoliten von St. Petersburg und Kiew unter Assistenz der Großfürsten legten den Purpurmantel um die Schultern des Kaisers. Hierauf neigte der Kaiser das aupt, der Metropolit legte segnend seine Hände auf das gan des Kaisers und verlas mehrere Gebete. Nunmehr war der Augenblick der eigentlichen Krönungshandlung gekommen. Der Kaiser ergriff die ihm auf . Befehl dargereichte Krone, setzte sich dieselbe auf das Haupt und nahm alsdann die Ansprache des Metropoliten von St. eters burg entgegen, welche den Kaiser an seine hohen ö gemahnte. 6 nahm der Kaiser das cepter in die rechte, den Reichsapfel in die linke Hand und ersuchte so, mit allen Zeichen der irdischen Macht ausgestattet, die Kaiserin heranzutreten. Der Kaiser legte Scepter und Reichsapfel auf Kiffen nieder; die Kaiserin ließ sich alsdann vor dem Kaiser auf einem goldverbrämten rothen Kissen in die Knie, und der Kaiser nahm die Krone vom Haupte, be⸗ rührte damit das Haupt der Kaiserin, um anzu deuten, daß sie an der höchsten irdischen Macht theil habe, und setzte sich die Krone wieder auf. Sodann setzte der Kaiser eigen⸗ händig die kleine, reich mit Diamanten besetzte Krone seiner Gemahlin auf das Haupt. Tiefen Eindruck rief es nunmehr bei allen Anwesenden hervor, als der Kaiser seine Gemahlin an den Händen ergriff, sie zu sich emporhob und ihr einen Kuß auf die Lippen drückte. Nun wurde auch die Kaiserin mit dem Purpurmantel bekleidet. Der Chor fiel mit Gebeten um langes Leben des Kaiserpaares ein. Alle Glocken begannen zu läuten, und 1015 Kanonenschüsse verkündigten dem Volke, daß die Krönung vollzogen sei. Die Majestäten nahmen die Glückwünsche der Geistlichkeit sowie der anwesenden Fürstlichen Persönlichkeiten entgegen. Nach⸗ dem der Gesang, das Glockengeläute und der Kanonendonner verhallt waren, kniete der Kaiser nieder und verlas das herkömmliche Gebet, in welchem er die Gnade Gottes herabrief, damit er nach dem Willen Gottes und zum Wohle der ihm anvertrauten Völker deren Geschicke lenke. Die Stimme des Kaisers war in dem ganzen Raum der Kathedrale deutlich vernehmbar, sodaß das Gelübde von weit über tausend Ohrenzeugen verstanden wurde. Nach dem Gebet des Kaisers knieten der Metropolit von St. Petersburg und mit ihm alle Anwesenden nieder, während der Kaiser allein in aufrechter Haltung verharrte. Der Metropolit sprach im Namen des ganzen Volks das Gebet für den Zaren, an welches er die Glückwunschansprache an den Kaiser schloß. Unter dem Klange der Glocken stimmte darauf der Chor ü an, nach welchen die , . Liturgie begann. Während derselben legte der Kaiser ie Krone ab, und die gesammte Geistlichkeit zog sich in das Allerheiligste zurück, dessen Thorflügel alsdann geschlossen wurden, so daß die dort stattfindenden vorgeschriebenen ö zur Vorbereitung für die Spendung des akraments der heiligen Salbung den Blicken der im Kirchen⸗ raume Anwesenden ie, . waren. Nach geraumer Zeit, während welcher die die Liturgie abhaltenden Geistlichen das Abendmahl genommen hatten, öffneten sich die Thorflügel wieder, und zwei Erzbischöfe meldeten dem Kaiser, w ie Zeit zur heiligen Salbung gekommen sei. Der Kaiser stieg darauf mit seinem ce cr zum Altar hinab, das elf trat zur Seite, der Kaiser kniete nieder, während die Kaiserin , dem Thron und Altar stehen blieb. Der Metropolit von St. Petersburg vollzog alsdann mit einem kleinen oldenen Stäbchen die Salbung des Kaisers an Stirn, Augen, ase, Mund, Ohren, Brust und Händen, worauf der Kaiser zur rechten Seite des Altars trat, um der nun vor den Altar tretenden Kaiserin Raum zu geben, deren Salbung unmittelbar darauf vollzogen wurde, bei der . die Stirn mit dem heiligen Oele benetzt wurde. ie Zeremonie der , Salbung hatte sich unter ununterbrochenem feierlichen esange vollzogen, der erst verstummte, als abermaliges Läuten der Glocken und Donnern der Geschütze verkündeten,
daß der Kaiser als Haupt der russischen Kirche gesalbt worden
sei. Nach der Salbung trat der Kaiser in das Aller⸗ heiligt, um dort das Abendmahl in, beiderlei Gestalt, wie dies für Geistliche vorgeschrieben ist, zu empfangen. Da Frauen das Allerheiligste 37 betreten dürfen, blieb die Raiserin an der Schwelle desselben zurück, wo sie das Abendmahl in der für Laien festgesetzten Weise empfing. Als nach der heiligen Handlung das Kaiserpaar ö die Throne zurückgekehrt war, huldigten die gesammte Geistlichkeit und alle anderen Anwesenden demselben durch ein dreimaliges ehrfurchtsvolles Verneigen. Nach der darauf folgenden Verlesung der Gebete für das Herrscherpaar und das Herrscherhaus beendigte ein stimmungsvoller Gesang die Feier. In der festgesetzten Ordnung verließen sodann die Masjestäten in feierlichem Zuge die Uspenski⸗Kathedrale, um in der Verkündigungskirche und der Archangel-Kathedrale die herkömmlichen Gebete zu verrichten.
Nach Abschluß der Krönunggsfeierlichkeiten fand ein Fest— mahl für das diplomatische Korps statt. Nachmittags 3 Uhr begann in der Granowitaja Palata das Festmahl der Kaiser⸗ lichen Majestäten, an welchem nur der Kaiser, die Kaiserin und die Kaiserin⸗Wittwe theilnahmen. Der Kaiser nahm zwischen den beiden Kaiserinnen Platz, und zwar saß die ö zur Rechten, die Kgiserin zur Linken des Kaisers. Gegen 4¶ Uhr fand ein Festmahl fuͤr die geladenen Gäste statt. U
In allen von dem Festzug berührten Theilen des Kreml waren Truppen in Spalier aufgestellt, auch die für die Pro⸗ zession erbauten, mit rothem Tuch beschlagenen Stege vom Kreml⸗Palais zur Kathedrale und zu den anderen, von dem Kaiser und der Kaiserin besuchten Kathedralen waren von Chevaliergarden mit gezogenem Pallasch besetzt. Die Tri⸗ bünen waren von einem zahlreichen Publikum, die Damen in reichem Nationalkostüm, angefüllt; die umliegenden Thürme, sämmtliche Fenster und selbst die Dächer waren von Schaulustigen besetzt. Auf den frei gebliebenen Plätzen stand eine dicht gedrängte Menschenmenge, darunter über 600 Dorfälteste aus allen Theilen des Reichs. Sobald der Kaiser und die Kaiserin aus dem Schlosse heraustraten, begannen die Trommler zu schlagen, die Truppen präsentierten, die Musik spielte die ,,, . sämmtliche Glocken begannen zu läuten, und die Menge hrach in brausende Jubelrufe aus, bis die Majestäten ihren Blicken ent⸗ schwunden waren. Diese Scenen wiederholten sich, als die Majestäten nach der Krönung aus der Kathedrale heraustraten, und jedes Mal, wenn sie dem Volk sichtbar wurden. Den Höhepunkt erreichte der Juhel, als die Majestäten nach dem Schluß der Feierlichkeiten die freiliegende, weithin sichtbare Rothe Treppe zum Kreml hinaufgestiegen waren . dem obersten Absatz sich umwandten, dort stehen blieben und durch wiederholtes Verneigen dem Volke für die dar— gebrachten Huldigungen dankten. — Auch in den anderen Theilen der Stadt herrschte Feststimmung. Als Kanonenschüsse und Glockengeläut die vollzogene Krönung und Salbung an⸗ kündigten, brachen die Massen in begeisterte ern . aus.
Das aus Anlaß der Krönung gestern erlassene Manifest des Kaisers lautet:
„Wir thun kund und zu wissen allen Unseren getreuen Unter— thanen: Nachdem Wir durch den Willen und die Gnade des All— mächtigen Gottes heute die heilige Krönung vollzogen und die heilige Salbung empfangen haben, knien Wir am Throne des Herrn der Herrscher mit der inbrünstigen Bitte nieder, die Dauer Unserer Re— gierung zum Heile des geliebten Vaterlandes zu segnen und in der Erfüllung Unseres heiligen Gelübdes Uns zu bestärken, treu und un entwegt das von den gekrönten Vorfahren übernommene Werk des Ausbaues des russischen Landes und der Befestigung des Glaubens, der guten Sitte und der wahrhaften Erleuchtung fortzusetzen. Indem Wir erkennen, was allen Unseren getreuen Unterthanen noth thut, und in— sonderheit Unsere Blicke lenken auf die Mühseligen und Beladenen, seien sie dies auch aus eigener Schuld oder Pflichtvergessenheit, folgen Wir dem Drange Unseres Herzens, auch ihnen die möglichsten Er⸗ leichterungen zu gewähren, damit sie an diesem denkwürdigen Tage Unserer Krönung, den Pfad eines neuen Lebens beschreitend, freudig an dem allgemeinen Jubel des Volks theilnehmen können.“ Es folgen eine Anzahl Strafnachlasse und Amnestierungen. Erlassen werden Steuer⸗ rückstände für das europäische e, ,. und für Polen, die Grundsteuer wird für 10 Jahre auf die Hälfte herabgesetzt, Geldstrafen werden erlassen oder ermäßigt, Forderungen des Staats verschiedener Art werden nieder geschlagen. Ferner werden erlassen Verurtheilungen für leichtere Vergehen, welche mit Ermahnung, Verweis, Geldstrafe bis zu 300 Rbl. oder mit entsprechender Haft bezw. Gefängniß bedroht sind; aus— genommen sind Diebstahl, Unterschlagung, strafbarer Eigennutz, Wucher, n, , leichtsinniger Bankerott, Vergeben gegen Ehre und Ge⸗ sundheit. Die nach Sibirien Verbannten können nach Ablauf von zwölf Jahren nach dem Eintreffen daselbst, die nach entfernteren außersibirischen Gouvernements Verbannten nach zehn Jahren einen freien Aufent⸗ haltsort wählen, mit Ausnahme der Hauptstädte und hauptstädtischen Gouvernements und ohne Wiederherstellung ihrer Rechte. Verbrecher, welche in Sibirien oder in entfernteren Gouvernements interniert oder an bestimmte Wohnorte gefesselt sind, erhalten ein Drittel Straf⸗ ermäßigung. Die zur Ansiedelung Verschickten sollen nicht nach zehn, sondern schon nach vier Jahren Bauern werden. Die zu Zwangsarbeit Verurtheilten erhalten ein Drittel Straferlaß. Die Strafe einer lebens⸗ länglichen Zwangsarbeit wird in zwanzigjährige herabgemindert. Ferner werden eine große Reihe anderer Strafmilderungen und eine Ab⸗ kürzung der Verjährung befohlen. Der Minister des Innern ist er— mächtigt, im Einverständniß mit dem Justiz⸗Minister über die Strafen der Staatsverbrecher, welche nach Art ihrer Schuld oder wegen guten Betragens oder Reue eine Strafmilderung verdienen, die über die allgemeine Amnestie hinausgeht, besonders zu berichten ebenso der Kaiserlichen Entscheidung Gesuche um Wiederherstellung der Geburtsrechte solcher Verschickten, welche nach Ver⸗ büßung der Verbannung sich durch makelloses und arbeitsames Leben ausgezeichnet haben, zu unterbreiten. Der Minister des Innern wird ferner ermächtigt, die Kaiserliche Entscheidung anzurufen über das Schicksal der wegen Staatsverbrechen auf administrativem Wege Be— straften, welche durch ihr Betragen, die Art ihrer Vergehen oder durch ihre Reue Nachsicht verdienen. Staatsverbrechen, welche nach dem Gesetz nicht verjähren, werden außer Verfolgung gesetzt, wofern seit der Strafthat fünfzehn Jahre verflossen sind. Flüchtlinge aus dem Zarthum Polen und aus den Westgouvernements, welche keine Todtschläge, Mißhandlungen, Raub oder Brandstiftung zur Unter— stützung des polnischen Aufstandes begangen haben, werden, wenn sie in das Vaterland zurückkehren und den Eid der Treue leisten, von der durch Manifest vom 15. Mai 1883 angeordneten Polizeiaufsicht be— freit; denselben wird freie Wahl des Aufenthaltsorts gewährt.
lüchtlinge, welche sich der genannten Verbrechen schuldig gemacht haben, unterliegen einer dreijährigen Polizeiaufsicht an einem vom Minifter bestimmten Srt.= 4
Durch Kaiserlichen Befehl vom 14. 26. Mai ist der Großfürst Sergius, Gouverneur von Moskau, zum General⸗Lieutenant, unter Beibehaltung aller seiner Aemter, ernannt worden. Die Großfürsten Nikolaus Nikola—⸗ jewitsch und Dmitri Konstantinowitsch sind zu General⸗ Majors, die Großfürsten Peter Nikolajewitsch, Georg Michailowitsch und der Herzog Georg von Mecklenburg⸗ Strelitz zu Obersten, der Großfürst Sergius Michailo⸗
witsch zum Kapitän 2. Klasse und der Prinz Peter
von Oldenburg zum Adjutanten des Kaisers ernannt worden. Der Khan von Khiwa ist mit dem Range eines General⸗Lieutenants in das Korps der Orenburgischen Kosaken eingereiht. Auch zahlreiche andere Beförderungen in der Armee haben stattgefunden. Zu Mitgliedern des Reichs⸗ raths sind ernannt worden unter Beibehaltung ihrer bisherigen Aemter; der General Sturler, der Gouverneur von Warschau Graf Schuwalow, der mit der Leitung des Marine⸗Ministe⸗ riums heauftragte Admiral Tschichatchow, der Herzog Alexander von Oldenburg und der Chef des Haupt-Marine⸗Stabes von Kremer. Im Ministerium des Aeußern sind zu dem Range eines Wirklichen K Raths befördert worden: der außerordentliche Botschafter bei dem König von Italien Vlangali und der außerordentliche Botschafter beim Deutschen Kaiser Graf von Osten⸗Sacken; zum Range eines Geheimen Raths der Botschafts⸗Rath Krupensky in Rom und der Dragoman Marimom in Konstantinopel. Ferner ist durch Kaiserlichen Ulas zur Erinnerung an die Krönung für die Geistlichkeit ein aus einem silbernen Kreuze bestehendes Abzeichen gestiftet worden, welches auf der Brust zu tragen ist, Der Metropolit von St. Petersburg Palladius hat ein Kaiserliches Handschreiben und ein Kreuz von Diamanten erhalten, welches auf der Mitra getragen werden soll; dieselbe Auszeichnung erhielten der Metropolit von Kiem Johannikius und der Metropolit von Motkau Sergius. Für die Erzbischöfe sind elf Handschreiben mit . ergangen und den Bischöfen und dem Klerus zahlreiche Auszeichnungen verliehen worden. Für die Armee hat der Kaiser folgende Gnadenakte an⸗ geordnet: 1) eine jährliche Unterstützung der Militär⸗-Pensions⸗ asse von 1 209 000 bl, 2) 1090 000 Rbl. jährlich, um die Zahl der Pensions-Freistellen für Töchter von Militärs zu vermehren, 3) die Erhöhung der jährlichen Summe für die Ernährung der Soldaten um 3 Mllllonen Rubel, ) die Be— förderung aller Fähnriche in der Armee und bei den Kosaken, 5) beschleunigte, Beförderung der Aelteren der Grade vom Kapitän (inklusive abwärts bei der Infanterie, Kavallerie, bei den Kosaken und dem Ingenieur⸗Korps.
Ueber die Feier des gestrigen Tages in St. Peters⸗ burg liegt folgender Bericht des, W. T. B.“ vor: Mittags gaben die von der Festung herüberdröhnenden Salutschüsse der in den Straßen wogenden jubelnden Menge die in der Uspenski⸗Keathedrale zu Moskau erfolgte Krönung des Kaiser⸗ Paares, kund. Das. Festgeläute der Kirchen aller Konfessionen rief. die Andächtigen zum Dankgebet zusammen. Zahlreiche Equipagen der zur Führung der laufenden Geschäfte in. St. Petersburg zurückgebliebenen hohen Militär- und Zivilbeamten sowie endlose Keihen von Privatfuhrwerken und unübersehbare Volksmassen drängten nach der Isaakt⸗Kathedrale zur offiziellen Kirchenfeier. Ab⸗ serrungsmaßregeln verhinderten jedoch der festlich gestimmten Menge den Zutritt zur Kirche. Nur den Spitzen der Be⸗ hörden war der Zutritt gestattet. Aehnlich war es bei den meisten Kirchen orthodoxer Konfessioon. Ohne jede Be—⸗ schränkung waren nur die evangelischen und katholischen Kirchen geöffnet, Nach Aufhebung der Absperrungsmaß—⸗ regeln füllten sich die Jsaaks⸗Kathedrale und die anderen Kirchen der Hauptstadt mit einer dicht gedrängten, festlich ge⸗ stimmten Menschenmenge, welche nach der kirchlichen Feler u, den verschiedenen fur Volksbelustigungen hergerichteten Plätzen in der Stadt und in den Vororten strömte. Ueberall r, unentgeltliche Schauspiele, Konzerte und Bewirthungen tatt, bei welchen das Publikum eine musterhafte Haltung bewahrte. Die Thätigkeit der Polizei beschränkte sich nach Beendigung der offiziellen Feiern auf den nothwendigsten Ordnung. und Sicherheitsdienst. Die Illumination der Stadt in den Hauptstraßen und zahlreichen Nebenstraßen bis in die entferntesten Stadttheile war prachtvoll. Durch ge⸗ schmackvolle Ausschmückung und reiche Illumination zeichneten sich alle großen Banken, Hotels, Theater 2c. aug. Die glanz vollsten Anziehungspunkte waren die Newsky⸗ und Morskaja— Straße, der Newa⸗Qugi, der Admiralitäts⸗ Square, das Stadthaus, das Kriegs-Ministerium, das Finanz-Ministerium, die Stadt⸗Hauptmannschaft, die Admiralität, die Kunst= Akademie, das Generalstabs⸗ Gebäude, die Kriegs⸗Akademie u. a. Auf der Newa hatten zahllose Schiffe Flaggenparade angelegt und waren Abends durch bunte Lampion erleuchtet. Jubelnde Volksmassen umstanden mit entblößten Häuptern die zahlreichen Musikbanden auf den öffentlichen Plätzen und sangen die Nationalhymne mit.
Italien.
„Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung über das Armeebudget fort. Bel dem Kapitel „Ausgaben für Afrika“ beantragte, wie, W. T. B. berichtet, der Deputirte Imbriani die Streichung einer halben Million Lire, als BDestätigung der Absicht, die Kolonie zu räumen. Der Minister⸗Präsident di Rudini brachte eine Vorlage ein, durch welche das Gesetz, betreffend die politischen Wahlen, in dem Sinne abgeändert wird, daß die höheren Offiziere des Heeres und der Flotte ihr Mandat zur geseßgebenden Körperschaft ver= lieren und auch nicht gewählt, werden können, sobald sie zu den in Kriegszeiten mobilisierten Truppen gehören. Der Kriegs-Minister General Ricotti erklärte auf die An⸗ fragen verschiedener Redner das Gerücht, baß die Regierung an der Expedition eines Geistlichen Wersoweß) nach Schog betheiligt sei, fir eine reine Fabel; die Reglerung beabsichtige, den gefangenen Itallenern durch ,. Hilfe zukommen zu lassen. Der Kriegs⸗ Minister erklärte ferner, die Regierung nehme den Antrag Imbriani nicht an; denn die Regierung gedenke die Kolonie nicht aufzugeben, sie wolle sich . daselbst innerhalb der von ihr erklärten e. in militärischer Beziehung wie auch hin⸗ ichtlich der Zivilverwaltung befestigen; die Regierung be— absichtige auch, für den Augenblick Kassala zu behalten unter em orbehalt, daß sie einen endgültigen Beschluß
d hierüber in einigen Monaten fassen werde. Der Präsident theilte mit, daß der General⸗Advokat der Armee um bie
mächtigung zur Strafverfolgung des Generals Bara tieri er iht . Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde der Antrag Imbriani in namentlicher Ab— immung mit 169 gegen 21 Stimmen abgelehnt.
Infolge der Nachrichten aus Kreta ist dat Kriegsschiff „Piemonte“ von Messina nach der Suda-Bucht ab⸗ K. 66 : zer sirafrechtlich
er Antrag auf Genehmigung der strafrechtlichen der o ahh des Generals ern g ist heute Vormittag beröffentlicht worden. In demselben wird die Ueherweisung
und 88 des Militär⸗Strafgesetzbuchs und wegen der An⸗ klagen zu verantworten a. daß er am 1. März 1896 aus unentschuldba ren Gründen einen Angriff unternommen, obwohl die damalige Lage eine Niederlage unvermeidlich gemacht, und daß er ferner den Oberbefehl in der Zeit vom 1. Marz 1896, 121½ Uhr Mittags, bis zum 3. März, 9 Uhr Vormittags, nicht dusgeübt und es ebenso unterlaffen habe, geeignete Instruktionen zu geben, um die Folgen der Nieder- lage abzuschwächen.
Türł ei
Der Sultan hat anläßlich der Krönung ein Glück— wunschschreiben an den Kaiser von Ruß land gerichtet.
In Paris ist aus Athen die Nachricht eingetroffen: Augenzeugen, welche am ö Kan ea verlassen hätten, erzählten, daß Benghags, weiche von Vamos zurück— gekommen und Kawassen des griechischen und russischen Kon⸗ sulats begegnet seien, diese getödtet hätten. Die Benghags hätten außerhalb Kaneas den Leichnam eines der Ihrigen gefunden, ihn in die Stadt gebracht und den Erschlagenen gerächt, indem sie die ihnen ent— gegenkommenden Personen getödtet hätten, darunter den Agenten einer griechischen Schiffahrtsgesellschaft mit Familie und mehrere hristliche Einwohner, welche den Angegriffenen zur Hilfe geeilt seien. Auch reguläre Soldaten hätten sich an dem Blukbade unter der christlichen Bevölkerung betheiligt, welche in die sihlser geflohen sei und sich, söo gut sie gekonnt, vertheidigt
Dem „W. T. B.“ wird aus Athen berichtet, nach Meldungen aus Kreta hätten Soldaten in Rethym on auf die in die Häuser geflüchteten Christen weitere n fill gemacht. Aller telegraphischer und postalischer Verkehr auf Kreta fei untersagt und nur den Konsuln gestattet. Als Grund für die Viedermetzelungen gäben die Türken an, daß etwa e Soldaten in Vamos in die Hände von Christen gefallen eien.
Griechen lan d.
Die Minister versammelten sich gestern, wie W. T. B.“ ö erfährt, zu einer gemeinsamen Berathung über ie Lage.
In einer gestern in Athen abgehaltenen, von etwa 2000 Kretensern besuchten Versammlung wurde eine Ab⸗ ordnung ernannt, welche die Regierung auffordern soll, ener⸗ gische Ma¶ßregeln zu ergreifen, üm der lebhaften Gãaͤhrung entgegenzutreten, die unter den in Athen und im Piräus wohnenden Kretensern herrsche. Der Minister⸗Präsident Delyannis beschränkte sich bei dem Empfang der kreten sischen Delegirten auf die Versicherung, daß die Regie⸗ rung ihre Pflicht thun werde. j
Ein griechisches Geschwader ist bereit, nach Kreta abzugehen.
Serbien.
Aus Anlaß der Krönung des Kaisers und der Kaiserin von Rußland wurde gestern in Belgrad ein Tedeum zele⸗ briert, welchem der König, das diplomatische Korps, Mit⸗ glieder der Regierung und hohe Würdenträger beiwohnten. Der König übermittelte dem Kaiser von Rußland telegraphisch seinen Glückwunsch.
Amerika.
Aus Havann g wird gemeldet, die Kolonne Suarez Valdez habe eine starke, zu den Trüppen Mace o's gehörige Abtheilung in der Nähe von Consolacion geschlagen. Die Insurgenten seien nach einem Verlust von 30 Todten ge⸗ flohen. Die. Spanier hätten 27 Verwundete gehabt. Su arez . sei an einem Arm und an der gi verwundet worden.
Afrita.
Das „Reuter sche Bureau“ berichtet aus Buluwayo vom Montag: die Streitmacht unter Oberst Plumer, welche am Sonntag um Mitternacht von Buluwayo abgegangen sei, habe am Morgen um 2 Uhr, zwölf Meilen von der Stadt entfernt, die Matabeles getroffen. Die Singeborenen hätten ent— schiedenen Widerstand geleistet, seien jedoch schließlich in die . geschlagen und verfolgt worden. Auf britischer Seite eien zwei Mann verwundet worden.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Landrath a. D. Freiherr von Los, Mitglied des Hauses der Abge ordneten für den 7. Düsseldorfer Wahl— bezirk (Kleve), ist gestern Nachmittag gestorben.
Statistik und Bolkswirthschaft.
Zur Arbeiter bewe gung.
Aus Aachen berichtet W. T. B. über die Verhandlungen des Interngtionalen Bergarbeiter-Kongresses: Gestern wurde durch Prüfungen der Mandate die Vertretung von 57 Dele— girten für 1087 090 Bergleute festgestellt. Der österreichische Delegirte Stark verlangte eine über den Achtstundentag weit hinausgehende Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit und Erkämpfung der Arbeiterforderungen durch Ha feng u fta de Der Belgier Cavrot führte aus, wenn durch die Regierungen eine Besserung berbeizuführen sei, solle man ihre Lilfe verlangen. Bei der Abstimmung gelangten die Anträge der Miners ⸗Federation, Deutschlands, Frankreichs und Belgiens auf Einführung des Achtstundentags für alle unter oder über Tage arbeitenden Bergleute mit 960 395 gegen 126 000 Stimmen zur. Annahme. In der heutigen Nachmittags Sitzung wurde eine von der Miners-Federation und den Deutschen Belegirten eingebrachte Entschließung, nach welcher alle Frauenarbeit in der Bergbhauindustrie kee lich zu verbieten sei, einstimmig angenommen. Die Berathung über die Versöhnungskommission und den Arbeitslohn wurde bis morgen vertagt.
Zur Lohnbewegung der Buchdrucker berichtet die Lpz. Ztg.“, daß der aus Vertretern der Arbeitgeber und Gehilfen zusammengesetzte Tarifausschuß in Fortsetzung der in Teipzig begonnenen Ver— handlungen vom 15. bis 19. Mai in Berlin den von der Kom— mission gusgearbeiteten Entwurf über die Tarkforganisation der deutschen Buchdrucker berathen und , . hat. Die wesentlichsten Bestimmungen 6 folgende: Der Tarif ift der anerkannte Ausdruck dessen, was hinsichtlich der gegenseitigen Seziehungen und Lei tungen zwischen den Prinzipalen und Gehilfen im Deutschen Reich allgemein als gerecht und billig festzuhalten ift. Die fer Tarif hat Geltung auf 5 Jahre, also bis J. Juli 1901. Wenn ch aber nach Ablauf von 3Jahren (bis 1. Juli 1399) herausstellen sollte, daß die Anzahl der den Tarif anerkennenden Prinzipale, sowie der nach dem Tarif arbeitenden
des Generals Baratieri an ein Kriegsgericht fern vor dem er sich wegen Vergehens gegen Re Art. 7]
—
berathungen und ⸗Festsetzunzen, sowie für die Berathung und Be schlußfassung über Maßnahmen zur Durchführung des Tarifs wird als 1 Organ ein aus neun Prinztpalen und neun Gehilfen zusammengestellter Tarifausschuß der deutschen Buch⸗ drucker! eingesetzt, der seinerseits wiederum zur Ausführung feiner Beschlüfse und zur Besorgung des Verkehrs zwischen den Tarif⸗ Kontrahenten ein Tarifamt der deutschen Buchdrucker gründet, das aus drei Prinzipalen und drei Gehilfen besteht. An allen Kreigvororten und an allen größeren Druckorten werden Schiedsgerichte etabliert, be= stehend aus jwel Prinzipalen und jwei e e. welche für die Schlichtung von Streitigkeiten hinsichtlich der Auslegung des Tarifs J ö n Dortmund hat der „Köln. Ztg.“ zufolge eine kleine Za
der dortigen Mtaurer gestern die Arbeit Ing li ö
In Leipzig fand am letzten Freitag eine Versammlung der Sattlergehilfen statt, in welcher der ‚Lpz. Ztg. zufolge über den Verlauf der zwischen den Meistern und den Gehilfenvertretern gepflogenen Verhandlungen berichtet und hierbei mitgetheilt wurde, daß im allgemeinen sich die Meister den Gehilfenforderungen — namentlich 18 1 Mindestwochenlohn und neunstündige Arbeits⸗ zeit ꝛe. — gegenüber nicht direkt ablehnend verhalten hätten. Gleichwohl beschloß die Versammlung; in den Ausstand einzutreten und am 7. Juni d. J. in allen Werkstätten, deren Inhaber die Gehilfen forderungen nicht bewilligen, die Arbeit niederzulegen. Es würden hierbei etwa 1090 Arbeitgeber mit etwa 300 Gehilfen in . , . e,. y von , . mit allein
ehilfen, von denen allerdings zu vermuthen steht, daß sie Ausstand nicht betheiligen werden. t ö
Aus London berichtet die A. K. zum Ausstand der dortigen Bauhandwe rker: Die Bauzeit ist da, und beide Parteien wi en, daß es nicht in ihrem Interesse liegt, den Sommer zu feiern. Um Sonnabend unterhandelte der Zentralverband der Baumeister wieder mit dem Gewerkverein der Zimmerleute und Tischler. Beide sehnen sich nach Frieden. Die Meister haben längst die Forderung von 14 Lohnerhöhung für die Stunde zugestanden, die sofort in Kraft treten soll. Nur auf die , der Nichtgewerkvereinler wollen sie nicht ein- gehen; 133 Meister aben auch diesen Punkt bewilligt. Die Mehr⸗ zahl von diesen sind kleine Geschãftsleute. — Der Gewerkverein der Seele ute und Heizer fordert eine Lohnerhöhung von 10 sh pro Monat für den Heizer; bis jetzt betrug der Lohn 3 X.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
. Portugal.
Durch Verfügung des Köoͤniglich portugiesischen Ministeriums des Innern sind der Hafen von Cearä sowie alle übrigen Häfen der be= treffenden Provinz seit dem 1. Mai d. J. für rein“ von Gelbfieber erklärt worden (vergl. . R.Anz.“ Nr. 164 vom J. d. M.
Theater und Mufik.
Königliches Schauspiel haus.
( 3m San p ekt se wurde gestern zur Erinnerung an die vor IJ5. Jahren begangene Eröffnungsfeier des von Schinkel neu erbauten Bühnenhauses. Iphigenie aufgeführt. G oeth eis klassisches Schau⸗ spiel gab auch damals, da sein genigler Schöpfer noch lebte, dem neu= erbauten Kunsttempel die Weihe. Der Dichter selbst, an welchen eine Cinladung zur Eröffnungsfeier ergangen war, hatte die beschwerliche Reise von Weimar nach Berlin zum großen Bedauern Aller nicht unternehmen können. Ivhigenie wurde am 26. Mai 1821 in folgender Besetzung gegeben: Iphigenie: Mdme. Wolff; Thoas, König der Taurier: Herr Lemm; Drest: Herr Wolff; Pylades: Herr Krüger; Arkas: Herr Wauer. Der Beginn der Vorstellung war damals 6 Uhr. Die Tags zuvor ausgegebene Voranzeige lautete wörtlich: Zu der am Sonnabend den 26. May auf Allerhöchsten Befehl stattfindenden Eröffnung des Königlichen neuen Schauspielhauses sind bereits so viele Meldungen zu Billets eingegangen, daß bei Be⸗ schränkung des Raumes solche unmöglich alle für Einen Abend baben berücksichtigt werden können, und sollen diejenigen respektiven Personen, welche in der eisten Vorstellung keine Plätze erhalten, zur zweiten und den nächstfolgenden Vorstellungen notiert werden. Da am Tage der Einweihung, zur Vermeidung des Zudranges und der dadurch entstehenden persönlichen Gefahr, keine Tages kasse stattfinden soll, so werden zu der ersten Vorstellung sämmtliche Parterre⸗ und Amphitheater ⸗Billets Freitag, den 25. d. R., Vor= mittags von 10 bis 1 Uhr, im Königlichen Opernhause an der ge—⸗ wöhnlichen Tageskasse verkauft. Benennungen und Preife der verschiedenen Plätze: Ein Billet im Parterre 12 Gr. Ein Billet im Parquet 16 Gr. Ein Billet zu einer Parquet⸗Loge, zu einer Loge des Königlichen Ranges und zum Bafkon des Königlichen Ranges J Rthlr. Ein Billet zum Balkon des ersten Ranges 16 Gr. Ein Logen-Billet des ersten Ranges 12 Gr. Ein Logen Billet des zweiten Ranges 19 Gr. Amphitheater 6 Gr.“ — Die gestrige Aufführung ging in der hier bekannten vorzüglichen Be⸗ setzung mit Fräulein Poppe als Iphigenie und Herrn Matkoweky als Orest vor einem durch die Weihe des Tages andächtig gestimmten Publikum in Scene.
Im Königlichen Opernbause gebt morgen Richard Wagner's Oper „Der fliegende Holländer unter Kapellmeisser Dr. Muck'z Leitung und in folgender Besetzung in Scene: Holländer: Herr Bulß; Senta: Frau Pierson; Erik: Herr Sommer; Daland⸗ Herr Krolox; Mary; Frau Goetze; Steuermann: Herr Lieban.
Im Neuen Königlichen Overn⸗Theater wird am 84 Flotow's Martha“ gegeben. Herr Emil Goetze gastiert als Lionel.
Im Königlichen Schau spielbause findet morgen eine Aufführung von Friedrich Hebbel's Judith‘ statt. Die Judith spielt Fräulein Poppe, den Holofernes Serr Matkowsky.
Im Berliner Theater geht Schillers Wilhelm Tell am
Freitag zum ersten Mal in Scene. Die neuen Dekorationen sind vom Theatermaler Bukaez entworfen und gemalt. Der Künstler ist bemüht gewesen, statt der konventionellen Gebirgsdekorationen die Bilder der Landschaft, in welcher sich die Handlung des Dramas ab⸗ spielt, so insbesondere den Vierwaldstätter See, das Rütli, Zwing⸗ Ury, Altorf und die Tellsplatte, möglichst naturgetreu wiedermmgeben. Die dekorative Einrichtung bat der Ober Maschinenmeister Emil Weinschenk besorgt. Infolge der glänzenden finanziellen Resultate der Sy mphonie⸗ Abende der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Wein⸗ gartner's Leitung sind die Pensionen der Kammermusiker⸗Wittwen erhöht worden.
Mannigfaltiges.
Der 25. Kongreß der deutschen Gesellschaft für Chirurgie hat beute Mittag mit einer Festsitzung im Langenbeck⸗ hause seinen Anfang genommen. Schon vorber, um 10 Uhr, batte auf dem Mattbäiktrchbof ein feierlicher Gedenkakt an den Gräbern der dahingeschiedenen großen Cbirurgen von Langenbeck und von Barde⸗ leben stattgefunden. Mit kurzen Ansprachen hatten Gebeimer Medizinal· Rath, Professor von Bergmann für den Kongreß, Pro- fessor Ollier für die französischen, Sir Spencer Wells für die eng lischen Chirurgen, sowie die Vertreter der Berliner Medizinischen Gesellschaft daselbst Kränze niedergelegt; auch aus Schweden und Dänemark wurden Kräne gewidmet. — Die Festsitzung selbst nabm einen glänzenden Verlauf. Der Saal war mit der Han gen beck und den Bildern von 15 anderen berühmten Chirurgen geschmückt. Zu Seiten des Vorstandstisches er⸗ hoben sich zwei Obelisken, deren einer die Namen der verstorbenen, der andere die der noch lebenden des ersten Kongresses trug. Im Auftrage Ihrer Kaiserin und Königin 6 der Kammer von dem
Gehilfen sich nicht fortgesetzt vergrößert, so ist am 1. Jul 1899 di Kündigung des Tarifs fᷣl den 1. Oktober 1899 2 Für Lan
der ebeck. Das Ministerium der gel wer 2c. Angelegenbeiten wurde d den Staats. Minister D. Dr. Bosse und die Gebeimen Ober ⸗Reglerunge⸗˖