1896 / 136 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Jun 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Hamburg, 8. Juni. - Amerika -Linien hat angesichts des Erfolgs, welchen die drei

r ,

W. T B.) Die Hamburg versuchsweise unternommenen Dampfer⸗Fahrten zwischen Hambur . Galveston in Texas ergeben haben, 8e Errichtung einer regel⸗ eh en Linie für die Passagier⸗ und Frachtbeförderung . Hamburg und Galveston beschlossen.

Theater nad Mu sik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen C. M. von Weber's „Oberon. unter Kapellmeister Sucher's Leitung in Scene. Die Rezia singt . Reinl, die Fatime Fräulein Rothauser, den Hüon Herr Gudehus und den Scherasmin Herr Lieban.

Im Königlichen Schauspiel bau se wird morgen Shakespeare's Komödie der Irrungen‘ gegeben. Die Herren Ludwig, Mattowsky, Vollmer, Oberländer, Purschian, Hartmann, Link, Eichholz, Heine, die Damen von Hochenburger, Lindner. von May— 4 und Abich sind darin beschäftigt. Hierauf folgt; Roderich Benedix' Genrebild Die Dienstboten'. Die Besetzung ist folgende: Köchin; Frau Schramm; Milchmädchen? Frau Conrad; Kammerjungfer: Fraͤulein Abich; Stubenmädchen: Fräulein Krause; . Herr Eichholz; Reitknecht: Herr Purschian; Bäcker:

err Hertzer.

Im e Theater geht am Donnerstag Ernst von Wildenbruch's „König Heinrich! zum hundertsten Mal in Scene.

In den nächstwinterlichen Symphonie Abenden der König⸗ lichen Kapelle, welche wieder unter Leitung des Kapellmeisters Weingartner stattfinden, werden neben klassischen Meisterwerken unter anderen folgende neueren Kompositionen aufgeführt werden: Rimsky⸗Korsakow: „Scheherazade; Bruckner:; Fünfte Symphonie; Glazounoff: Vierte Symphonie; Cornelius: Ouvertüre zur Oper Der Barbier von Bagdad; Reznicek: „Lustspiel⸗ Duvertüre; Dvorak: D- dur - Symphonie; Brahms:; C-moll— Symphonie; ferner Werke von Raff, Lisit, Berlioz. Am 17. De— zember werden ausschließlich Kompositionen von Beethoven, am 29. Januar als Vorfeier zu Schubert's 100. Geburtstag nur Werke von Schubert und im letzten Konzert, am 17. April, wie alljährlich, Beethoven's Neunte Symphonie aufgeführt werden.

Mannigfaltiges.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten gestern dem Großen Armee-Jagdrennen in Hoppegarten bei. Den Sieg erstritt Lieutenant von Eynard auf seiner Fuchs stute ‚Aubépine'. Der Ehrenpreis bestand aus einem silbernen Humven von reicher getriebener Arbeit, welchen Seine Majestät der Kaiser dem Sieger perfönlich überreichte.

Die Besichtigung des 1. und des 3. Garde-Ulanen— Regiments fand . Vormittag auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam statt. Der Begian der Besichtigung war auf Allerhöchsten Befehl auf7 Ubr früh verlegt worden. Die Besichtigungen der übrigen Garde⸗Kavallerie Regimenter werden am 10. d. M. Regiment der Gardes du Corps und Leib, Garde⸗Husaren⸗Regiment und am 12. d. M. 1. und 2. Garde. Dragoner⸗Regiment eben⸗ falls um? Uhr früh, und am 13. d. M. Garde⸗Kürassier⸗Regiment und 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiment um 6 Uhr früh beginnen.

Der Zentralvorstand des Evangelischen Vereins der Gu stav Adolf⸗Stiftung macht bekannt, daß die diesjährige 49. Haupt- versammlung des Gesammtvereins in den Tagen vom 15. bis 17. September 1896 in Dessau stattfiaden werde, und ladet die Mitglieder und Freunde des Vereins zu zahlreichem Besuche ein. Anträge, welche auf der Versammlung zur Berathung gelangen sollen, sind spätestens bis 15. Juli, beabsichtigte Vorträge bis spätestens 1. September bei dem Zentralvorstand in Leipzig, Thomaskirchhof Nr. 25 II, anzumelden.

Das Programm für den am 26. Juni in Berlin stattfindenden

X. ordentlichen Berufsgenossenschaftstag ist nunmehr

definitiv festgestellt und zur Versendung gelangt. Es steht zu er- . e . Beruftgenossenschaftstag diesmal besonders zahlreich befucht sein wird; denn abgesehen von den wichtigen Fragen, die auf der Tagesordnung stehen, wird die Berliner Gewerbe Aus—⸗ stellung auf diejenigen gewerblichen Kreise, welche in den Berufs— enosfenschaften vertreten sind, ibre Anziehungskraft nicht verfehlen. ie end ist denn auch am Tage nach der Versammlung eine ge— meinfame Besichtigung der Ausstellung in Aussicht genommen. Die

wiegend trüben Witterung mit sinken der Temperatur und Gewittern demnächst wahrscheinlich.

Hegrũůßung der Theilnehmer am Berufsgenoslenschaftstage findet am 25. Juni Abends im neuen Residenz⸗- Hotel, Wilhelmstraße 62 / s, die Versammlung selbst am 26. Juni, Vormittags 10 Uhr, im iser · hof statt. An diese wird sich das übliche Festmahl im Refiaurant des Zoologischen Gartens anschließen.

er * männern hält seine TXXVI. Jahres versammlung am 16. 17. und 18. Juni in Berlin ab. Die Sitzungen finden an den ge⸗ nannten Tagen im Hörsal des Chemiegebäudes statt ; den Vgrsitz führt der General⸗Direktor W. von Dechelhau er. De fsau. Vor⸗ träge haben u. A. angemeldet: Geheimer Bergrath . Dr. Wedding⸗Berlin, Direktor Dr. C. Schilling München, Direktor Beer Berlin, Professor Dr. Bunte ⸗Karlsruhe. ür die Dauer der Versammlung sind eine Reihe festlicher Veranstaltungen in Aussicht genommen. Die da ff ne der Theilnehmer und Gäste geht am I5. Juni, Abends 79 Uhr, in der Philharmonie vor sich; das neh: Festmahl in der Flora zu Charlottenburg ist auf den 18. Juni, Nach⸗ mittags 5z Uhr, angesetzt. Im Programm sind ferner besonders um⸗ fassende Besichtigungen der Gewerbe ⸗Augstellung vorgesehen.

In „Alt- Berlin“ herrschte gestern Vormittag ein reges und frohes Treiben. Von der Einladung der Direktion an sämmtliche Waisen⸗Anstalten Berlins hatten zuerst die 350 Zöglinge des städtischen Waisenhauses in , Gebrauch gemacht, die unter Führung ihrer Lehrer und Erzieher Alt Berlin“ Hesichtigten. Die Kinder wurden nicht nur bei allen Sehenswürdigkeiten herum— i. sondern auch im Rathhause mit Kuchen und Limonade be— wirthet.

Prinz Mebemed Ali Pascha, der einzige Bruder des Khedive von Ezypten Abbas II. Hilmi, welcher am Sonnabend aus Paris hier eingetroffen ist, um die Berliner Gewerbe⸗Aus⸗— stellung, insbesondere die kunstvolle Nachbildung der egvptischen Hauptstadt zu sehen, stattete gestern Nachmittag gegen 53 Uhr der Ausstellung ‚Ka ino“ einen Besuch ab. Ueber das Programm det großen orientalischen Festes, welches unter dem Titel eine o ientalische Nacht“ am nächsten Freitag in Kairo“ stattfindet, wird Folgendes mitgetheilt: Bei eintretender Dunkelheit werden alle Bauten und besonders die Minarets der Moscheen mit echt orientalischen Beleuchtungskörpern illuminiert; in der Areng findet um 85 Uhr Abende eine große Festvorstellung mit Beduinenkämpfen und Fantasias statt, welche von 500 Personen mit Pferden, Dromedaren, Eseln, Gazellen und anderen Thieren ausgeführt wird. Diese Aufführungen währen eine Stunde. Den ganzen Abend über konzertieren vier Ka⸗ pellen: die Kapelle des Khedive in Uniform, eine Kavallerie ⸗Kapelle, eine Infanterie, und eine rumänische Kapelle. Das Fest beginnt um 7 Uhr Abends (Eintrittspreis 1 ). ;

In der Kolonial ⸗-Ausstellung treffen in den nächsten Tagen Hottentotten und Herero ein, die in der Sansibar⸗ Stadt untergebracht und sich dort produzieren werden.

Im Haupt-Industriegebäude hat man neuerdings an ver— schiedenen Stellen der Länge halle und der Seitengänge elegante Dioans, Bänke ꝛ. aufgestellt.

Nürnberg, 9. Juni. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr trafen, wie W. T. B. meldet, etwa 100 Mitglieder der bayerischen Abgeordnetenkammer, sowie die Staatt⸗Minister Frhr. von Crailsheim, Frhr. von Feilitzsch, Frhr. von Leonrod und Frhr. von Asch zum Besuch der hiesigen Landes- aus stellung ein. Nach der Besichtigung derselben fand um 7 Uhr die Begrüßung der Gäste bei einem schwedischen Buffet durch den Ober-Buͤrgermeister von Schuh statt. Der Kammer-Präsident von Walter antwortete mit einem Hoch auf die Leitung der Aut stellung. Nach Eintritt der Dunkelheit wurde der Ausstellungepark festlich beleuchtet. Heute Vormittag wird eine aber⸗ malige Besichtigung der Ausstellung stattfinden.

Hamburg, 8. Juni. Der Schnelldampfer „Fürst Bismarck“, welchen die Hamburg Amerikanische Packetfahrt ⸗Aktiengesellschaft zur Ueberfahrt der Mitglieder der „1nstitutign of Naxal Architects“ von London nach Hamburg zur Verfügung gestellt batte, ist heute früh 2 Uhr in Cuxhaven eingetroffen. Am frühen Morgen fuhr ihm der Dampfer „Blankenese! auf welchem sich die Hamburger Empfangedeputation befand, entgegen. Die Mitglleder der „Institution? begaben sich alsdann an Bord der Blankenese⸗, welche sie nach Hamburg brachte. Heute Mittag gegen 12 Uhr landeten die Gäste in Sankt⸗ Pauli, wo mehrere hundert Equipagen in Bereitschaft standen, um dieselben in ihre Quartiere zu bringen. Die am Landungẽplatz auf gestellte Militärkapelle des 31. Infanterie Regiments spielte: „God

Deutsche Seewarte.

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Cork, Queens; town... 753 Cherbourg 747 6 . ö 755 mburg .. 755 Swinemünde 7J7h7 Neufahrwasser 759 Memel ... 759

Pars. ... 745 Müůnster... 751 Karlsruhe. 750 Wiesbaden. 750 1 München.. 752 Chemnitz.. 753 Berlin... 755 Wien.. 7565 Breslau I57 65 764 sti 758

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höchften, über 766 mm, ist der Luftdruck über dem nördlichen Rußland. Während in Frankreich allent⸗ balben trübe Witterung mit Regenfall eingetreten ist, herrscht in Deutschland, außer an der Westgrenze,

heiteres und trockenes Wetter. Die Temperatur liegt 467 6 7 n. . aun a,, u

Abonnements Vorstellung): Zum ale: Der letzte Brief. d.

in Deutschland an der Küste bis zu 9, im Mittel-

erstag: land bis zu 6 Grad über dem Mittelweith; in den tg 6s.

nordöstlichen Gebietstheilen haben stellenweise Gewitter erffen mit Regenfällen stattgefunden. Ausbreitung der vor⸗

Königliche Schanspiele. Mittwoch: Opern- ) ,, 5er, , r, , . per in ufzügen. usik von Carl Maria von Lautenburg. Mittwoch: als über Kopf. n n. Weber. Die Recilative von Franz Wüllner. Ballet . .

von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober- Alexandre Bisson, deutsch von Paul. Block. Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom

eden, Sucher. Anfang 7 Uhr. bedeckt Neues Opern⸗Theater (Kroll). Geschlossen.

8 Schauspielhaus. 157. Vorstellung. Die Komödie beiter , Imhardiisme

illiam Shakespeare. Für die Bühne eingerichte 30ar zb. M 2 ö dedert , ,, Friedrich Wilhelmstüdtischer Konzert Park. Ober · Regisseur Max Grube. Die Dienfstboten. dedeckt Genrebild in 1 Aufzug von Roderich Benedix. heiter In Scene et vom Ober⸗Regisseur Max Grube.

v.

Donnerẽ tag: Opernhaus. 159. Vorstellung. Wil⸗ helm Tell. Große romantische Oper in 4 Akten Text nach dem Französischen von

helm Tell: Herr Theodor Reichmann, K. u. K. n,, . von der Hofoper in Wien, als Gest.) Pictor Leon und F. Zell, nach Bilhaud und Barrs. hr. Musik von Antoine Banés. In Scene gesetzt von K een, , e. r 107. e m. Sl um , ,., Kapellmelster Gustad Wanda. eiter er Trompeter von Säkfkingen. er in nfan r. . Eälten nebst cinem Vorfpiel von Nictor C. Feßler. gi Anfang 76 Ubr. Schauspiel haus. 158. Vorstellung. Wallenstein' s Lager. Schauspiel in 1 Aufzug von Friedrich von Schiller. Die

Regen j. n

z 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Anfang

n gkas. 3 Nocte Feen. n Gefteen Gewitter üs d

und Regen. 9 Gestern Gewitter und Regen.

Uebersicht der Witterung.

Die Witterung West⸗ Europas stebt unter dem Ein⸗ ;

fluß einer Devression, deren Kern mit eima 746 mm vagabundns

Barometerstand über der Kanalgegend liegt; am Palmra.

Freitag: umpacivagabundus. Berliner Theater. Mittwoch: König Hein Thomas.

73 Uhr. Donnerktag: Waldmeister.

Nesidenz · Theater.

Theater.

Lustspiel in 3 Aufzügen von

allet von Paul Taglioni. (Wil,. Nenes Theater.

Donnerstag: Tata⸗ Toto. Freitag: Tata ⸗Toto.

iccolomini. Schauspiel in Unterwelt.

Anfang 7 Uhr.

Jacobson und Benno Jae F. Roth. Anfang 8 Uhr.

Verein von Gas und Wasserfach⸗

Lessing · Theater. Mittwoch: Waldmeister. Opereite in 3 Akten von Gustav Davis. Musik von Johann Strauß. Ferenczy⸗Ensemble vom Carl em e, man Schultze Theater in Hamburg, mit Julie Kopaczw⸗ Karezag und Eduard Steinberger als Gästen. Anfang

Theater Unter den Linden. Julius Fritzsche. Mittwoch:; Orphens in der Burleske Oper in 4 Bildern von , . er e re , Han. 5

usik von Jacque enbach. rigent: Dentsches Theater. Mittwoch: Lumpaci Fapellmelfter Federmann. Regie: Anfang 8 Uhr.

Donnerstag: Zum 25. Male: Der Meister von Donnerstag: Orpheus in der Unterwelt.

Adolph Ernst Theater. Mittwoch: Char⸗ ley's Tante. Schwank in 3 Akten von Branden Repertoirestück . , . in

ö ö.. rust. ö. ö . we ng . Bajazzi. sowie die Inhaltsangabe zu Rr, des ff ent arodistische Posse mit 3.

on.

save the Queen. Die Schiffe im Hafen, die Docks und Schiffs werften, sowie die Speicher am Quai und zahlreiche Häuser am Hafen vrangen in buntem Flaggenschmuck. Nachmittags unternahmen die Mitglieder auf dreh, großen Dampfern eine Fabrt durch den Hafen. Sie besichtigten die Lade, und Löscheinrichtungen und bewunderten den lebhaften Schiffsverkehr und die überall herr⸗ schende Thätigkeit. Alle Schiffe hatten über Topp geflaggt, die deutschen Schiffe trugen meist die 6 Flagge im Vorkopp. Dann ging die Fahrt an den verschiedenen Werften vorüber. Bei der Werft von Blohm u. 2 wurden sämmtliche Abtheilungen, die sich in vollem Betriebe befanden, besichtigt. Die Einrichtungen daselbst fanden allgemeine Anerkennung. Nach Beendigung der Hasenfahrt kehrten die Mitglieder in die Hotels zurück. Abends um 10 Uhr fand der Empfang der Gäste durch den Senat im Rathe⸗ weinkeller statt.

Lemberg, 9. Juni. In Delatyn sind gestern 50 Häuser abgebrannt, darunter zwei Hotels.

Dover, 8. Juni. Die Jacht Seiner Majestät des Deu tschen Kaisers Meteor“ hat heute in einem 50 Meilen Rennen wiederum gesiegt; an zweiter Stelle erreichte die Yacht Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen von Wales „Britannia“ das Ziel.

Barcelona, 9. Juni. Ueber die Bomben ⸗Exvlosion in der Straße „Nuevos Cambios' gelegentlich einer Prozession (gl. Nr. 136 d. Bl.) theilt W. T. B.“ noch folgende Einzelheiten mit: Die Monstranz war gerade vorübergetragen worden, als die Bombe explodierte. Sehr viele Personen h. zur Zeit, fünf wurden so—⸗ gleich, getödtet. Die Polizei ließ das Hotel, welches in der Straße, wo die Explosion stattfand, sich befindet, schließen; niemand durfte da⸗ selbe verlassen. Der Zivil ˖ Gouverneur und der Bürgermeister riethen dem General Despujols, den Belagerungszustand zu erklären. Zablreiche Haussuchungen werden von der Polizei vorgenommen. Der Polizei⸗ Chef begab sich nach dem Lekal, wo der anarchistische Klub der Fuhr— leute sich befindet, fand dort aber niemand, während sonst alle Sonntage das Lokal voll Measchen ist. Der Anblick des Unglücke⸗ orts war schrecklich: Gliedmaßen, Stücke von Schädeln lagen überall herum. Zahlreiche Verwundete wurden in die in der Straße „Nuevos Cambios“ liegenden Häuser geschafft. Die Bombe war nach dem System der Orsinibomben hergestellt und hatte mehr als 23 Kapseln. Man glaubt, dieselbe sei von dem Balkon eines Miethshaufes geworfen worden, und vermuthet, das Attentat seti gegen den General Despujels gerichtet gewesen, welcher die Fahne vor dem Baldachin trug. Soweit bisher festgestellt ist, wurden 8 Personen getödtet und 327 verwundet. Unter den verwundeten Personen befinden sich ein Journalist und mehrere Soldaten. Zwei Kinder und drei Arbeiter. welche bei der Explosion verwundet wurden, sind inzwischen gestorben. Die zahlreichen aus⸗ ländischen Anarchisten, welche namentlich in den Vorstädten wohnen, werden streng überwacht.

Konstantinopel, 8. Juni. . W. T. B. meldet: Der lleine Dampfer der deutschen Botschaft, mit dem Botschafter Frei⸗ herrn von SaurmaJeltsch und den Herren und Damen der deutschen Botschaft an. Bord, stieß auf der Fabrt von Therapia bei Dol ma— bagdsche infolge der Versagung des Steuers an ein Segelschiff und erlitt starke Haparien. Sämmtliche Infaffen wurden gerettet, ein Matrose wurde verwundet. Gestern wurden die Schwe ster und die Nichte des Dragomans der serbischen Gesandtschaft Terkhan und eine Französin auf dem Wege nach dem den Prinzen-Inseln gegenüber liegenden Badeorte Jelova, jzwei Stunden vom Marmarameer ent⸗ fernt, von einer Räuberbande überfallen und der Mann, der die Damen begleitete, getödtet. Die erstgenannte Dame wurde mit dem Auftrage zurückgesandt, binnen fünf Tagen ein Lösegeld von 109090 Pfund zu beschaffen. Die Pforte hat sofort die nothwendigen Maßregeln angeordnet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Massowah, 9. Juni. (W. T. B.) Nachdem im Prozeß gegen den General Baratieri gestern das Verhör der Ve . beendet worden ist, wird nunmehr morgen die Vernehmung der Entlastungszeugen beginnen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Donnerstag: Charley's Taute. Vorher: Die Bajazzi.

Familien Nachrichten. lis an

Den gestern Abend 8 Uhr erfolgten sanften Tod unseres geliebten jüngsten Sohnes Axel zeigen statt

Direktion: Sigmund jeder besonderen Meldung an.

Münster i. W., den 8. Juni 1896. Negierungs⸗RNath Brandt

Coup de TSte.) Schwank in 3 Akten von und Frau.

Vorher: Der neue Ganymed. (Cars Legat.) Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister . in 1 Akt von nn depeau, deutsch von Verlobt: Frl. Emma von der Hagen mit Hrn. Heinrich Langer. Anfang 74 Ubr.

Donnerstag und folgende Tage: Hals über Kopf. Vorher: Der nene Gauymed.

rem. Lieut. d. R. Hans von der Hagen (Züllichau— Schmie deber). Miß Gwendoline Peel mit di. Lieut. Victor von Müller (Berlin). Frl. Johanna von Bose mit dem Senioratsherin und Sec Lieut. d. R. Guido von Bose⸗Breitingen zehoe J. S. Ober⸗Rudele dorf b. Seidenberg

ĩ Chausseestraße 26 -= 26. 'n Fꝛil. Gertrud Mohr mit Hrn. Fabrik- Direktion: Julius Fritzsche. ö besitzer Franz Lat (Breslau Berlin). Mittwoch: Spezialitäten⸗Vorftellung. Kräfte * erh, Hr. Prem. Lieut. Hang zur Megede ersten Ranges. Anfang des Konzerts 6 Uhr. Anfang der Vorstellung 7 Uhr. Bei einbrechender Dunkel- heit: Feenhafte Illumination.

Schiffbauerdamm 42. / 6. Mittwoch: Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten von

mit Frl. Annie Grospenor Heaceck (Berlin). Hr. Richard Frhr. Weber bon Rosenkrantz mit Frl. Maria von Schrader (Rosenkrantz). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hans Hermann Grafen von Schweinitz (Berlin). Hrn. Magistrats. Assessor Alberti (Steglitz). rn. Fabrik- Direktor Adelf Guder (Ratibor). Mn. Professor Hermann Süskind (Stuttgart). Eine Tochter: Hrn. Bodo Frhrn. von Maltzahn (Chemnitz b. Neubrandenburg). Gestorben: Frl. Ida von Kuylenstjerng e, Fr. Pastor Helene von Lieres u. Wilkau, geb. Gräfin Lüttichan (Greisswald⸗ Hr. Major a. D. Ferdinand Kunze (Gr. Bölkau). Stifte; dame Freiin Elisabeih von Gfug = Voller dorff (Breslau). Frl. Elise von Holleuffer (Eiegnit).

Direktion:

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Schol) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage⸗ 12. Bre 3 Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

Herr Hanno.

n I Ri bon lichen Anzeigers (Komm anditgefellschaften auf Attien Il ten) für vie Woche n. . von * ien * , . ‚— .

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 136.

Dentscher Reichstag. 98. Sitzung vom 8. Juni 1896, 2 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Berathung des Handel⸗ und ö mit Japan. 9 Graf von Kanitz (8. kons.): Deutschland darf nicht zurück bleiben bei dem Abschluß von Handelsverträgen; es muß den inter⸗ nationalen Verkehrsverhältnissen Rechnung getragen werden, meine 6 werden daher dem Vertrage zustimmen. Der japanische andelsvertrag liefert den Beweis dafür, daß die Staaten immer mehr danach streben, ihre Industrie , , und unab⸗ bangt vom Auslande zu machen. Der deutsch- japanische Vertrag verweist ausdrücklich auf den englisch⸗japanischen Vertrag. Es ie, aber eine Differenz zwischen dem englischen und dem deutschen Ver⸗ trage. Im deutschen Vertrage ist nur von dem Erwerb beweglichen Vermögens die Rede, nicht von dem des unbeweglichen Vermögens. Im englischjapanischen Vertrage ist aber nach der Veröffentlichung im Handelsarchiv von dem Erwerb beweglichen und unbeweglichen Vermögens die Rede. Der linguistische Sachverständige des Aus⸗ wärtigen Amts scheint mit dem englischen Text nichts anzufangen ewußt zu haben. Der englische Text ist aber nach dem . . bei der Entscheidung von Streitigkeiten maßgebend. Welche bedenklichen Folgen Uebersetzungsfehler haben können, beweist der russische Handelsvertrag und dessen Auslegung bezüglich der Getreide⸗ frachten. Redner bittet um Auskunft, ob im Falle von Streitig—⸗ 6 ö. deutsche, der japanische oder der englische Text maßgebend ein solle. Staatssekretär des Augwärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr Marschall von Bieberstein:

Der Herr Vorredner ist in seinen Ausführungen von zwei irrigen Voraussetzungen ausgegangen. Er glaubt einmal, daß neben dem deutschen Text noch ein japanischer bestehe, Das ist ein Irrthum. Der deutsche Text ist der einzige Text, nur er kann der Interpretation zu Grunde gelegt werden. 0

Der Herr Vorredner ist auch in so fern von einer irrigen Vor⸗ aussetzung ausgegangen, als er glaubt, daß der Ausschluß des Erwerbs von Grundeigenthum seitens Ausländer in Japan etwas Neues sei gegenüber dem bestehenden Rechtszustande, während umgekehrt es nur die Erhaltung des bestehenden Zustands ist (Widerspruch rechts),

während es nur eine Bestätigung des bestehenden Rechtszustands

ist. Der englische Vertrag, auf den der Herr Vorredner sich bezogen hat, enthält genau dieselbe Bestimmung wie unser Vertrag. Der Herr Vorredner hat ganz richtig ausgeführt, daß die englische Sprache unterscheidet zwischen personal estate und real estate, und daß nur unter dem letzten Grundeigenthum verstanden sei. In dem amtlichen Text des englischen Vertrags, wie er mir von der deutschen Botschaft in London mitgetheilt ist, ist genau übereinstimmend mit unserem Vertrage nur von „succession to personal estate“ die Rede, es ist also nach dem englischen Vertrag der Erwerb von Grundeigenthum seitens der Engländer genau so ausgeschlossen, wie seitens der Deutschen.

Der Herr Vorredner hat dabei die allgemeine Bemerkung ein fließen lassen, daß das Auswärtige Amt in der Uebersetzung aus fremden Sprachen nicht immer sorgfältig zu Werke gehe, und hat sich dafür auf den bekannten Paragraphen im Schlußprotokoll im deutsch⸗russischen Handelsvertrage berufen. Mir scheint, es handelt sich bei diesem Paragraphen weniger um einen Uebersetzungsfehler seitens des Auswärtigen Amts als um einen Zitierungsfehler seitens des Herrn Vorredners. Denn der Herr Vorredner hat diesen Para⸗ graphen nicht richtig zitiert, wenn er die Behauptung aufstellt, daß wir uns ganz allgemein und unbedingt verpflichtet hätten, nach den Städten Memel, Königsberg und Danzig unser Getreide unter allen Umständen genau zu dem Tarif zu führen, welchen die russische Regierung allgemein vorschreibt. Es ist in dieser Beziehung lediglich erhalten, was vorher schon bestand, daß nämlich die Durchgangs⸗ tarife von russischen Plätzen nach den genannten Hafen— orten nach den russischen Tarifen gerechnet werden sollen, die Rußland in dem Verkehr nach Libau und Riga eingeführt hat und einführen wird. Auch der Herr Vorredner wird wohl wissen, daß der Paragraph einen dritten Absatz hat, in dem bestimmt ist, daß diese ganze Bestimmung lediglich davon ab⸗ hänge, ob die betreffenden Privatgesellschaften gesonnen sind, diese russischen Tarife anzunehmen es handelt sich hier namentlich um die Ostpreußische Südbahn und die Marienburg⸗Mlawkaer Bahn und wenn denen die Tarife zu niedrig wären, sie jeden Augenblick sagen können, wir fahren nicht zu dem Tarif. Dann enthält derselbe Absatz die Bestimmung, daß auch die Staatsbahnen nicht mehr verpflichtet seien, zu diesen Tarifen zu fahren. (Zuruf) Es sind meines Wissens diese russischen Durchgangstarife nach den drei ge⸗ nannten Häfen heute genau dieselben wie vor dem Vertrage. Das ist richtig, daß nach dem jetzigen Wortlaut der betreffenden Bestimmung das Getreide in Königsberg, Danzig und Memel in den freien Verkehr gebracht werden kann, während früher die Bestimmung an die Vor⸗ autsetzung zur Ausfuhr zu See geknüpft war. Nach den amtlichen Statistiken hat sich aber ergeben, daß durchaus in keiner Weise eine Schädigung eingetreten ist. (Widerspruch rechts.) Meine Herren, einmal ist es ganz unmöglich, daß dieses Getreide, welches die Durch⸗ gangstarife bezahlt hat, wieder zur Bahn ins Innere des Landes be—⸗ fördert werde; auch weist die Statistik nach Sie begreifen, daß ich dieselbe nicht bei mir habe —, daß der Konsum von inländischem Ge⸗ treide in Königsberg, Danzig und Memel seit Einführung dieser Bestimmung nicht nachgelassen, sondern im Gegentheil sich erhöht hat. Ich werde vielleicht in der Lage sein, bei anderer Gelegenheit das des näheren nachzuweisen.

Also wenn der Herr Vorredner gegen das Auswärtige Amt den allgemeinen Vorwurf erhebt, daß wir es mit der Uebersetzung fremd⸗ ländischer Texte nicht genau nähmen, so kann ich das mit aller Ent⸗ schedenheit zurückweisen. Es ist überhaupt in dem ganzen russischen Vertrag auch nicht ein einziger Uebersetzungefehler enthalten; wir waren ung genau dessen bewußt, was wir beiderseits wollten, und haben auch jeweils den richtigen Ausdruck sowohl in französischer wie in deutscher Sprache dafür gefunden. (Bravo! links.)

Abg. Müller⸗Fulda (Zentr.): Ich halte die Bedenken des Grafen Kanitz für nich . Der japanische Vertrag hat keine

Berlin, Dienstag, den 0. Juni

Gefahr für Deutschland, namentlich nicht für die Landwirthschaft, denn wir führen landwirthschaftliche Produkte, Hopfen, , . Milch und Zucker nach . aus, und nur eine geringe Menge von Reis wird nach Deutschland eingeführt. An der ö Außs⸗ fuhr nach Japan ist hauptsächlich die Industrie interessiert, die Textil⸗, Eisen und chemische Industrie. Ein besonders großer Fortschri ist es aber, daß wir jetzt schon den gleichen Her hi genießen sollen wie England.

Abg. Graf von Kanitz weist darauf hin, daß eine Erhöhung der ,,,, Zollsätze stattgefunden habe. Trotzdem werde er für den Vertrag stimmen. Der englisch⸗japanische en rt g sei im Auswärtigen Amte falsch übersetzt worden; dieser Fehler sei J nach⸗ träglich anerkannt worden. Auch in Bezug auf den ufer ertrag habe der Staatssekretär ihn nicht widerlegt. Das russische Getreide werde zu enorm billigen Tarifen nach den Ostseehäfen gefahren, und mindestens der Konsum der Hafenstädte gehe für die deutsche Land⸗ wirthschaft verloren, und deshalb habe man die niedrigen Getreide⸗ preise in Ostdeutschland.

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr Marschall von Bieberstein:

Meine Herren! Ich bin außerordentlich gern bereit, die Verant⸗ wortung für alles zu übernehmen, was im Auswärtigen Amt geschieht, und werde niemals einen Fehler beabreden, wenn wirklich ein solcher vorgekommen ist. Wenn aber der Herr Vorredner das Auswärtige Amt für das, was im Handelsarchiv steht, verantwortlich machte, so muß ich das dankend ablehnen, denn wir haben keinerlei Verantwortung dafür; insbesondere ist die Uebersetzung nicht im Auswärtigen Amt angefertigt worden. Wir haben es hier lediglich mit dem amtlichen Exemplar des englisch⸗japanischen Vertrages zu thun, der hier vorliegt auf Grund eines Berichts des deutschen Botschafters in London; und hier ist genau dasselbe enthalten, was in unserem Vertrage steht.

Der Herr Vorredner hat die Behauptung aufgestellt, ich hätte ihn bezüglich seiner Ausführungen betreffs des Art. 19 des deutsch⸗russischen Vertrages in keiner Weise widerlegt. Ich habe gesagt: es liegt kein Uebersetzungsfehler vor; wir waren uns vollkommen klar, was der französische und deutsche Text enthält, wir waren uns aller Konse⸗ quenzen der betreffenden Bestimmungen bewußt. Trotzdem behauptet der Herr Vorredner einfach: es liegt ein Uebersetzungsfehler vor. Ich bemerke, daß der deutsche Text garnicht maßgebend ist, vielmehr der französische Text, und die Russen sowie wir vollkommen klar darüber waren, was damit gemeint war. Der Herr Vorredner sagt, es würde jetzt russisches Getreide zu billigeren Tarifsätzen nach Königs⸗ berg, Memel und Danzig gebracht. Ich habe ihm schon erwidert: das ist nicht richtig; die jetzigen Tarifsätze sind genau die⸗ selben wie diejenigen vor dem deutsch⸗russischen Handelsvertrag. Das nennt der Herr Vorredner keine Widerlegung!“ (Heiterkeit links.) Er sagte dann: diese Tarifsätze sind enorm billig‘. Das ist wiederum nicht richtig! Diese Tarifsätze sind auf kleinere Distanzen sogar erheblich höher als die deutschen Tarifsätze. Sie werden allerdings ich glaube, auf eine Entfernung von 180 km jenseita der russischen Grenze billiger und zwar mit einer sehr rasch abfallenden Skala. Daraus folgt, daß, wenn russisches Getreide auf so große Distanzen nach den genannten Häfen gelangt ist, dort den Zoll bezahlt hat, dort umgeladen ist, es doch unmöglich noch auf eine nennenswerthe Distanz die deutsche Eisenbahnfahrt tragen kann. (Zuruf rechts.) Es bleibt in Königsberg. Der Herr Vor⸗ redner hat seine Behauptung wiederholt, daß infolge dieser russischen Tarifsätze nach Inkrafttreten des deutsch russischen Handelsvertrages diese Stadt dem Konsum für das innere Getreide verloren sei. Ich habe vorhin unter dem Ausdruck des Bedauerns, die Statistik nicht bei mir zu haben, ihm bereits erwidert: das ist nicht richtig. Der Konsum des deutschen Getreides in jenen Hafenstädten hat seit Inkrafttreten des deutsch-russischen Vertrages nicht abgenommen, sondern zugenommen. Auch das ist wieder keine Widerlegung im Sinne des Herrn Vorredners! (Heiterkeit links.) Ich weiß dann in der That nicht, in welcher Weise man Behauptungen widerlegen soll!

Der Herr Vorredner hat dann trotz meines Hinweises auf den dritten Absatz des Art. 19 gesagt, Deutschland habe sich damit ver⸗ pflichtet, einfach die russischen Tarifsätze zu adoptieren, mögen sie hoch, mögen sie noch so niedrig sein; und wenn die Privatbahnen nicht wollen, so müssen die Staatsbahnen herhalten. Ich will dem⸗ gegenüber den betr. Satz, auf den ich vorhin schon hingewiesen habe, vorlesen:

Sollten sich jedoch trotzdem die am Verkehr in einer der bezeichneten Richtungen betheiligten Privatbahnen diesen Grundsätzen der Tarifbildung und Verthei— lung nicht unterwerfen, so sollen diese Grundsätze auch für die Staatsbahnen der vertragschließenden

Theile nicht mehr bindend sein. —ᷣ

Das ist ungefähr genau das direkte Gegentheil von dem, was der Herr Vorredner gesagt hat! (Heiterkeit links.)

Abg. Graf von Kanitz: Ich muß mich darüber wundern, daß der Staatssekretär behauptet, daß der Zustand derselbe ist wie früher; das ist nicht der Fall. Das Getreide aus Rußland mußte früher zur See exportiert werden, während es jetzt auf den inländischen Konsum einwirkt. Es wäre zu wünschen, wenn die ver⸗ bündeten Regierungen, welche den östlichen Provinzen einen erheblichen Schaden zugefügt aben, diesen Schaden auf irgend eine Weise wieder gut zu machen e, .

Art. JI des Vertrages wird genehmigt. Bei Art. V, welcher 363 den e. en . nach Deutschland die Gleichstellung mit den anderen Staaten vorschreibt, wovon nur auf Grund sanitärer und anderer Verbote, welche durch die öffticLe Gesundheit, die Erhaltung des Vlehes oder der der Landwirthschaft nuͤtzlichen Pflanzen begründet sind, eine Aus⸗ nahme gemacht werden kann, kommt

Abg. ö. von Ka nitz f eine Debatte im Januar d. J. zurück, in welcher ihm der Staatssekretär Freiherr von Marschall ent⸗ egengehalten habe, daß man ohne den russischen Handelgvertrag zwar

. Getreidezslle, aber niedrigere Getreidepreise haben würde. Er habe damals nicht antworten können 4 des Schlusses der Debatte, müsse aber darauf hinweisen, daß die russische Industrie immer mehr erstarke und dadurch der Vertrag von geringerer Bedeu⸗

1896.

tung für die deutsche Industrie werde. Aus amerikanischen Berichten gehe hervor, daß die japanische Industrie immer mehr erstarke, und zwar hauptsächlich infolge der niedrigen Silherpreise. Die japanische Baumwollenindustrie dehne namentlich in China und ihren Absatz aus auf Kosten der Textilindustrie der europätschen Kultur. staaten. Es Ei aber an der aufrichtigen Gesinnung Japans wohl 6 zu zweifeln und deshalb sei das Beste von dem Vertrage zu offen.

Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Hahn (b. k. F.) erklärt der

Direktor im Auswärtigen Amt, Wirkliche Geheime Rath Reichardt: Meine Herren, die beiden Fragen des Herrn Vorredner beantworten sich ganz einfach dahin: unter w werden vom Auswãärti n Mut verstanden und können nach den? e,, e. die darüber bei den Vertragsverhandlungen stattgefunden haben, auch nur verstanden werden die im einzelnen Geschäftsfall in die 3 eingetragenen Engrospreise da läßt sich also keine generelle

finition geben, sondern im jedesmaligen Einzelfalle wird der in die Faktura eingetragene Engrospreis als der wirkliche Preis an g , von dem der Vertrag spricht. Was die Kommissionsspesen betrifft, die, wie es im Text ausdrücklich heißt, nur eventuell in Anrechnung kommen, so können solche nur in Hlechnung estellt werden, wenn überhaupt die Dazwischenkunft eines Kommissionärs stattgefunden hat, Entfällt diese Dazwischenkunft, dann giebt es auch keine Kom- missionsspesen.

Art. V wird genehmigt.

Zu Art. XVII, der den Patent⸗ und Musterschutz be⸗ trifft, weist ;

Abg. Münch ⸗Ferber (nl) darauf hin, daß die Berner Kon⸗ vention, welcher Japan beitreten solle, nur von dem Schutz des keiten Eigenthums handle, nicht aber von dem Schutz des gewerb⸗ ichen Eigenthums. Redner stellt eine Resolution in Aussicht, in welcher die Regierung aufgefordert werden soll, dem use Mit⸗ , . zu machen über die japanische Patent und usterschutz gesetzgebung.

Abg. Freiherr Heyl zu Herrnsheim (nl) tritt dem Vorredner bei und weist darauf hin, daß der deutsche Import nach Jayan haupt- sächlich von den erhöhten Zöllen getroffen werde, daß der japanische Import nach Deutschland meist aus zollfreien Gegenständen bestehe. Der deutsche Export werde überall zurückgedrängt. Redner will aber trotzdem für den Vertrag stimmen.

Staatssekretãr des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr Marschall von Bieberstein:

Daß der Weltmarkt Deutschlands bereits jetzt erheblich ein⸗ geschränkt ist, kann ich nicht zugeben. Aus der Statistik des letzten Jahres entnehme ich beispielsweise, daß im Jahre 1895 gegen das Jahr 1894 unsere Ausfuhr um mehr als 350 Millionen Mark zu⸗ genommen hat. (Hört, hört! links Richtig ist allerdings, daß wir vor der Gefahr stehen, daß unser Weltmarkt eingeschränkt werden könnte, und mit Recht hat der Herr Vorredner auch sein Augenmerk auf die Vereinigten Staaten von Amerika und die zu⸗ künftige Zollpolitik derselben gewendet. Angesichts der Grkenntniß der Gefahr wundert es mich nur, daß der Herr Vorredner ein so entschiedener Gegner unserer Handelsvertrãge gewesen ift; denn ich meine: gerade durch unsere Handelsverträge haben wir, soweit möglich, der Gefahr gesteuert, daß dauernd der dentsche Welt⸗ markt und die deutsche Ausfuhr beschränkt werden könnten. Ich freue mich um so mehr, daß der Herr Vorredner, wenigstens in diesem Fall, mit den verbündeten Regierungen geht und für den japanischen Handelsvertrag stimmen will.

Was nun den Art. XVII betrifft, so habe ich mich vorgestern Abend bereits darüber ausgelassen allerdings unter einer etwas ungünstigen äußeren Situation —, und ich muß befürchten, daß die mannigfachen elementaren Erscheinungen außerhalb und innerhalb dieses Hauses vielleicht meinen Ausführungen nicht die volle Auf- merksamkeit gesichert haben.

Was die japanische Gesetzgebung betrifft, so kennen wir dieselbe vollkommen, und wenn das hohe Haus wünscht, davon Kenntniß zu nehmen, so bin ich bereit, eine Uebersetzung davon anfertigen zu lassen. Ich kann heute sagen: die japanische Gesetzgebung stammt vom Jahre 1888 und beruht wesentlich auf den Grundsätzen der deutschen Gesetzgebung, nur mit dem Unterschied, daß dem japanischen Handels Minister ein weit größerer Spielraum bei der Entscheidung gewährt ist, als das bei uns der Fall ist. Der jetzige Zustand in dem Ver⸗ hältniß mit Japan ist so unbefriedigend, wie überhaupt möglich; denn wir genießen dort für unser gewerbliches Eigenthum bis jetzt absolut gar keinen Schutz, sodaß die Japaner in der Lage sind, nicht nur deutsche Erfindungen für sich patentieren zu lassen, sondern auch deutsche Muster und Marken mit der Wirkang eintragen lassen, daß die eigentlichen Inhaber, die Deutschen, don der Führung dieser Muster und Marken ausgeschlossen find. Giae dauernde Remedur dieses unbefriedigenden Zustands kann natrlich nur ge- schaffen werden im Wege von speziellen Kerzdentionen mit Japan. Deshalb ist in dem englischen Vertrage dorgeseben, daß die japanische Regierung sich verpflichtet, vor dem Außerkrafttreten der Konfular⸗ gerichtsbarkeit der internationalen Nondention don Madrid bein treten, welche den Schutz des gewerblichen Gigenthums jum Gegen- stande hat. Eine äbnliche Stipulation konnten wir nicht treffen, weil wir jener Konvention nicht angebören. Wir baben desbalb im Art. TVM, beziehungsweise Nr. 4 des Schluswrotokolls, die Be- stimmung aufgenommen, daß Japan sich verpflichtet, mit ung im Wege von Separatverbandlungen ein besonderes Abkommen über den Schutz des gewerblichen Eigenthums abzuschließen.

Inzwischen war es aber durchaus nothwendig, auch schon vor läufig dem völlig unbefriedigenden Zustand ein Ende zu machen. Das hat der englische Vertrag in der Weise gethan, daß er die Engländer vollkommen den Japanern gleichstellt; analoge Be- stimmungen finden sich in unserem Art. XVII. Nur sind wir in jwei Beziehungen einen Schritt weiter gegangen: Wir haben in Ziffer 4 des Schlußprotokolls bestimmt, daß, sobald ein Deutscher die gesetzlichen Bestimmungen in Japan erfüllt hat, der betreffende Schutz ihm gewährt werden muß. Diese Bestimmung schien uns nöthig, eben weil die japanische Gesetzgebung dem Handels- Minister in dieser Beziehung freies Ermessen einräumt.

Wir sind ferner einen Schritt weiter gegangen als der englische Vertrag, indem die Bestimmung im Art. TVI nicht erst, wie es