1896 / 157 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Jul 1896 18:00:01 GMT) scan diff

München. Themnitz.

1

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

10. August, 1 Uhr. Direccion General de Obras publicas (Ministerio de Fomento) zu Madrid: Anlage einer Eisenbahn von Betanzos nach Ferrol (Provinz Coruna). Voranschlag 4 922 674 Pe⸗ setas 72 Ceéntimos. Provisorische Kaution 49 227 Pesetas. Vor⸗ 2 Bedingungen und Pläne bei der ausschreibenden Behörde und beim Zivilgoupernement zu Coruna zur Einsicht. Angebote auf Stempelpapier 12. Klasse bis 5. August, 5 Uhr Nachmittag, an die ausschreibende Behörde oder eines der Zivilgouvernements der Halb⸗— insel. Formulare dazu in spanischer Sprache beim Reichs. Anzeiger“.

Verkehr s⸗Anstalten.

Laut Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion Hannover tritt auf der Neubaustrecke Lage Lemgo, welche am 9. Juli dem Betrieb übergeben wird, an Stelle des be⸗ reits veröffentlichten 5 ein veränderter Fahrplan in Kraft, der im beutigen Inseratentheil d. Bl. veröffentlicht wird. Deckblätter zum Aushang: und Taschenfahrplan werden vom Tage der Aenderung an von den Verkaufstellen auf Wunsch unentgeltlich verabfolgt.

Bremen, 3. Jull. (W. T. B.) Norddentscher Lloyd Der Schnelldampfer Tra ven ist am 2. Juli Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer Lahn“ sst am 1. Jul Nachmittags in New Nork angekommen. Der Postdampfer Salier“ ist am 1. Juli Nachmittags von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer H. H. Meier“ ist am J. Juli Abends auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer Kasfer Wil elm II. ist am 1. Jull Morgens in Reapel angekommen. Der Postdampfer Stuttgart ist am 2. Jull Morgens in Ant werpen angekommen. Der Postdampfer Crefeld“ ist am 2. Juli Morgens in Baltimore angekommen.

3r hg 2. Juli. (W. T. B.) am burg ⸗Ameri. kanische Packetfabrt⸗ Aktien ⸗Gesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer Fürst Bismarck“ hat heute früh Lizard passiert. Der n . Fürst Bismarck“ ist heute Nachmittag von Cher⸗ urg abgegangen. Der Postdampfer Palatia“ ist heute Abend in Cuxhaven eingetroffen.

London, 2. Juli. (W. T. B.) Der Untiondampfer Mexican ist auf der Heimreise gestern von Kapstadt abgegangen.

3. Juli. (W. T. B.) Nach einer bei Lloyds eingegangenen Meldung aus Suez ist der egyptische Postdampfer . Rama—⸗ nieh. mit gebrochener Welle von dem Dampfer Duke of Buckingham in Suez eingeschleppt worden (vgl. Rr. 149 d. Bl. unter Mannigfaltiges).

Theater und Musik.

Neues Königliches Opern ⸗Theater.

Der Kaiserlich Königliche Kammersänger rf Theodor Reich⸗ mann beendete gestern sein ausgedehntetz Gastspiel an der hiesigen Königlichen Oper als Werner Kirchbofer in Ne ßler's Oper Ber 266 von Säkkingen.“ Trotz der schlechten Zensur, welche mustkalische Giferer dieser Oper ausgestellt haben, behauptet sie sich noch immer siegreich auf dem Spielplan aller Bühnen und in der Gunst des Publikums. Das liegt einerseits in der Popularität des behandelten Stoffs, andererfeits aber auch in der volksthümlichen Kompositionsweise Neßler'z. Daß das Werk den höchsten Ansprüchen der Kunst nicht genügen kann, mag zugegeben werden, jedenfalls hat es aber so gut seine Daseine⸗ berechtigung wie das Lied, das , w Schlichtheit im Volke länger besteht als mancher . ang. Auch gestern war das Haut bis auf den letzten Platz besetzt und der gespendete Beifall war so stürmisch, als gelte er einer erfolgreichen Novitaͤt. Von diesem Beifall ist naturgemäß ein e , Theil der hinreißenden Leistung des Gastes zuzuschrelben, dessen vollklingende sym— pathische Baritonstimme bei der günstigen Akustik des Saal vortrefflich zur Geltung kam. Es war jast wie in früheren Tagen, als der Sänger Oberbauser, der erste Jung Werner, die Hörer ent⸗ zückte. Reick mann's Stimme hat mit derjenigen Oberhaufer z im Timbre viel Aehnlichkeit, obwohl sie weit kräftiger ist; in der Er— scheinung war er indessen für den jugendlichen Trompeter ein weni

zu behäbig. Auch Fräulein Hiedler, ehemals dag Ideal der Maria, ist äußerlich uber diese Mädchengestalt hinautgereift, fiimmlich war sie in⸗

dessen vorzuüglich dizponiert. Herr Riechmann reiherrn ag und die Herren Drewes und Lieban . räulein oh , . das treffliche Ensemble. Im Maifest thaten bie Damen Dell Frg. und Urhgngzka. besonders hervor. Das rchester war unter Musikdirektor Steinmann's Leitung von lobens.

werther Decenz. Berliner Theater.

Die Posse Fiddicke und Sohn“ von Julius Keller und Louis Hermann, die letzte Novität des Theaters Alt- Berlin in der Gewerbe⸗Ausstellung, fand gestern Abend bei ihrer ersten Auf⸗ führung im Berliner Theater den regen Beifall des gut gefühlten 2 Anfänglich klang der derbe Ton im Geschmack der alten

erliner Posse etwas fremdartig durch den weiten Raum; aber die NUeberraschung war bald äuͤberwunden, und dann herrschte Behaglichkeit und. Heiterkeit. Jede lustige Wendung ves Dialogs, . Anspielung auf lokale Berliner Verhältnisse, besonders auf die GewerheAusstellung., fast sede Strophe der zahlreichen, wenigstens zum theil humorvollen Kuplets wurde mit Jubel be rüßt. Die harmlose Genügsamkeit des Berliner Publikums auß den n, . Jahren schien neu erwacht zu sein. Dle Darsteller hielten fich im Rahmen des Stückes recht wacker, besonderg die Herren Rohkand, Löwe, Halm, welche die drei Generationen der Famllie Fiddicke ver⸗ traten. Unter den Damen traten Frau Wenk als ehrbare, rührselige Waschfrau und Fräulein Gallus in der Rolle der resofuten und schlag⸗ fertigen Wirthschafterin Hulda Stengel verdienstlich hervor.

b einen 6 wle

Im Neuen Königlichen Opern⸗-Theater (Krolh setzt morgen Herr Francegeo d'Andrade fein Gastspiel als Tonio in Leoncapasfs o' „Bajazzi, fort; die Nedda singt Frau Herzog, Kapellmeister Profesfor Kleffel dirigiert. Hierauf folgt das Ballet „Bie Puppenfee“ mit den Damen Dell Era und Ürbanska in den Hauptrollen. Der Kaiserlich Königliche Kammersänger Herr Theodor Reichmann aus Wien wird auf vielseitigen Wunsch noch einmal am Montag als i Kirchhofer in Neßler's Oper Der Trompeter von Säkkingen“ auftreten.

Mannigfaltiges.

Der Ober⸗Hof⸗ und Domprediger D. Dr. Rudolf Kögel ist gestern früh, kurz nach Uhr, gestorben, nachdem derselbe bereits seit 1892 infolge körperlicher Leiden sich von seiner amtlichen Thätig⸗ keit hatte zurückziehen müssen. Kögel war am 18. Februar 1829 in Birnbaum (Probinz Posen) geboren, studierte in Halle und Berlin Theologie und Philologie bejw. Philosophie, promovierte in Leipzig jum Dr. phil., war kurze Zeit in Dresden Lehrer, 1854 Seminar lehrer in Berlin und von 1854 in der Provinz Posen Geistlicher. 1867 nahm er die Stellung als Seelsorger der deutschen Gemeinde im Haag an, von wo er wegen seiner hervorragenden Begabung als Kanzel⸗ redner 1863 als Hof. und Domprediger nach Berlin zurückberufen wurde. Schon im nächsten Jahre wurde er zum Ober · Konsistorial⸗ Rath und vortragenden Rath im Ministerium der geistlichen 2c. An⸗ , ernannt; 1873 folgte seine Ernennung zum Königlichen Schloßprediger und Eyhorut des Drin len feln fe Nachdem er 1878 Mitglled des Ober -Kirchenratbs geworden war, wurde er 1875 General · Superintendent. der Kurmark, ein Jahr später Ober ⸗Hof⸗ Prediger und 1884 Mitglied des Staatzraths. Nach furzer aluter Krankheit erlöste ihn ein Schlaganfall von seinen Leiden. Die . findet am Montag, den 6. Juli, Nachmittags

r, statt.

Seine Hobeit der Erbprinz Bernhard von Sachsen⸗ Meiningen. beehrte gestern die Berliner Gewerbe⸗Aus⸗ stellung mit seinem Besuch.

Seine Königliche Hoheit der n Ludwig von Bayern besichtigte bei seinem vorgestrigen Besuche der Ausstellung mit be⸗ sonderem Interesse die in „Kairo“ befindlichen Sammlungen von, Alterthümern und Ausgrabungzsrefuttaten des Archäologen Dr. Oh nefalsch⸗Richt er. Sie bestehen aus Vafen mit seltenen und charakteristischen Malereien, Schmuckfachen in Silber und Geld, welche der Genannte theils in Egypten, theils in Griechen⸗ land gefunden hat und die einen Begriff von der hohen Kustur⸗ entwickelung der genannten Länder vor mehreren Tausend Jahren zu geben geeignet sind.

Am Abend des gestrigen Elitetages fand der angekündigte große , de. streich staft, bei welchem gegen 500 Musiker mitwirkten.

ie Leitung lag in den Händen des Königlichen Mustkdirektors Carl Frese vom Harde Füsilier Regiment. Punkt 9 Ühr fetzte fich der Zug ron Vergnügungt park aus, wo er vor dem Hagenbeck'schen Zirkus sich in Reihen von acht Mann aufgestellt hatte, in Bewegung. Mitglieder des Festcomstés schritten voran, Pundert Mann vom dritten Garde Regiment mit. Wachsfackeln folgten, und Gendarmen, Feuerwehrleute und Aufsichtsbeamte begleiteten den Zug. Ueber die große Brücke ging es zuerst nach Alt- Berlin, dann nach dem Neuen See und dem entf n e, wo sich die Be⸗ leuchtung injwischen in schönstem Glanz entfaltet hatte, und endlich nach der Alpenwiese. Unterwegs wurden Armee, und Parade mãͤrsche gespselt; auf der Alpenwiese kam nach der Preußenhymne der große Zapfenstreich nebst Gebet zu vollendeter Ausführung. Dann löste sich um 105 Uhr das Ganze auf.

Der Kassenabschluß an ve r Billets für den Monat Juni ergab, wie die „Offiziellen Augfteslun gs, Nachrlchten“ melden, ein sehr jufriedenstellendes Resultat. Es sind verkauft worden: 1 Ian den Kassen der Autzstellung, der Cisenbahnen und Dam pfschlffe Billets für ea. 58 000 . (im Mal 5I0 00 „), an Dauerkarten. Billets für ca. 12 000 M (im Mal 90 099 M), in Summa ca. 570 6500 4 7 Mail 600 9000 M6) Die 57 der zahlenden Besucher übertraf iernach diejenige des Monats Mal um etwa hunderttausend Personen. Die zehn Berliner Unfallstationen wurden im Monat Juni d. * in 1384 Fällen für erste Hilfe in e n enommen, und zwar 1198 mal bei Unfällen und 1835 mal bel piö ö Er⸗ krankungen. In den Stationen wurden 1226, au erk derselben 1658 Personen behandelt.

u dem schweren Unglück, das am Mittwoch Nachmittag durch das Gewitter auf dem neuen Luisen irchho/ in Westend verursacht wurde (ogl. Nr, 176 d. Bl), erfaͤhrt die Nat., Itg. noch folgendes Weitere: Fräulein Ida Klos, die zunächst am schwersten verletzt zu sein schien, aber noch vorgestern Abend zu ihrer Mutter, der Wittwe Klos in, der Grolmanstraße Nr. 11 gebracht werden konnte, hat bereits gesternn Morgen das Bett wieder verlassen. Sie ist an beiden Füßen und am Halse nicht gefährlich ver⸗ letzt, fühlt sich, aber noch sehr schwach. Von den vier

ersonen, die sich im Charlottenburger Krankenhause befinden, t am schwersten verletzt der Knahe Karl Schmidt aus der Goethe—⸗ straße Nr. 68. Er hat eine Gehirnerschütterung davongetragen und ist erst gestern Morgen zum Bewußtsein zurückgekommen; aber auch bei ihm scheint eine Lebensgefahr nicht vorzuliegen. Seine Schwester Velene soibie der 10 jährige Knabe Otio iepert und Fräulein Kasprich sind vorgestern Abend wieder zu fich gekommen und befinden sich den Umständen nach wohl; man hofft, daß sie, wenn sie auch jetzt noch körperlich schwach und mitunter wie geistesabwesend sind, in etwa vierzehn Tagen wiederhergestellt sein werden.

Unter dem TitelWie kommt man mit Wenigem aus?“ hat Julie Ravit eine kleine instruktive Schrift erscheinen lassen, welche praktische Anleitung zur häuslichen Geldwirthschaft und Buch⸗ führung giebt (Verlag von Lipsius u. Tischer in Kiel; Preis 50 3, 10 Exemplare 3 6). Die Verfasserin ist seit Jahren Leitern einer städtischen Haushaltungsschule. Aus ihrer dabei gefammelten Erfahrung theilt, sie das . der Haugwirthschaft mit und bietet so den Wegweiser zu einer geordneten Big⸗ position über Einnahmen und Ausgaben. Das Büchlein ent⸗ hält den Voranschlag für Ginkommen von 2560 6 und 290 M bei einem anfangenden Hausstand sowie für die Be— schaff ung einer. Autsteuer zur ersten Einrichtung zu 3600 6, ferner Voranschläge für alleinstehende Personen, für Dienstboten und 66 die Einrichtung für eine geregelte Buchführung. Befonders werthvo sind die in einem Anhang beigegebenen Muster für Aussteuern zu 3000 1 und 800 4, sowie die Anlage eines vom Hausherrn zu führenden Hauptbucht und eines von der Hausfrau geführten Wirth⸗ n,. Der kleinen Schrift ist die weiteste Verbreitung zu

ünschen. .

Leipzig, 2. Juli. Der vereinigte Zweite und Dritte Straf⸗ senat des Reichsgerichts verurthellte heute den angeblichen Handlungsreisenden Johann Schmidtkonz aus Stadtambof in Bapern wegen Verbrechens gegen den 5 3 des Reichsgesetzes über den Verrath militärischer Geheimnisse in zwei Fällen zu 10 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Vol hzeiaufsicht. Der Angeklagte wurde für überführt erachtet, militärische Geheimnisse sich verschafft zu haben, um sie an eine aus- wärtige Regierung weiterzugeben.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 2 Juli. (W. T. B.) (Meldung des Wiener K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz-⸗Bureaus) Gestern wurden in Konstantinopel Plakate mit armenischem und türkischem Texte folgenden Inhalts aufgefunden: „Geliebte Brüder! Erschreckt nicht über die Grausamkeiten der Regie—⸗ rung; auch die Bulgaren erduldeten unter Midhat⸗Pascha Ungerechtigkeiten, erlangten aber schließlich doch die Unabhängig⸗ keit. Unter den Armeniern wurden neuerdings m n. Verhaftungen vorgenommen. Zwölf Redif-Bataillone des III. Armee⸗Korps in Salon icht erhielten die Mobilmachungs⸗ ordre; es ist jedoch noch nicht festgestellt, ob sie für Kreta oder für Hauran bestimmt sind. Der Vali von Adrianopel ist zum Divisions⸗General, Aarif⸗Pascha anstatt des erkranklen Mahmud⸗Pascha zum Marschall und Kommandanten des II. Armee-Korps in Adrianopel ernannt worden. Seitens der Kur den sind neuerdings wieder Plünderungen, Metzelesen und Grenzüberschreitungen nach Persien vorgekommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

———

Uebersicht der Witterung.

Sonnabend: Ferenczy⸗

Budapefter dentschen Operetten ⸗Gesellschaft. Tas

. 6. .

T ) Gestern und Nachts Regen. geg ewitter 39 9 7 5 3 Gestern Regen. ) Gestern Regen.

Wetter

*

richt vom 3. Juli,

r argen.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres sp red. in Millim

bedeckt 4 Regen 2 bedeckt 2 heiter 2 wolkig I heiter

balb bed.

Torf Queens town...

2 wolkig Cherbourg.

2 Nebel

Regen

Neufahrwasser LUwolken Nemel . 758 E 2 heiter

3 halb bed.

h h bedeckin) 4 bedeckt?

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2 wolkig Tarlsruhe .. Wiesbaden

2 bedeckt bedeckt

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2 Regen

4 bedeck! ?) I bedeckt? 3 Regen?

3 halb bed.

4 wolkig still wolkig I wolkig

stern Regen.

lern

Regen.

Durch anhaltendes Sinken des Luftdrucks über Irland und Schottland ist die Druckvertheilung er— heblich verändert und das Maximum nach Spanlen verdrängt; dennoch liegt das mehrerwähnte Mini⸗ mum noch über Dänemark, und dauert das schlechte Wetter an der Elbmündung fort. Auch im übrigen Deutschland ist wiederum sast überall Regen ge⸗ allen, und hält die Kälte an, während die Wärme m Jorden sich westwärts nach Finmarken aus⸗

gedehnt hat. Deutsche Seewarte. Amr m eder em eee e e e e mm e , r e, . Theater.

Königliche Schanspiele. Sonnabend: Neues Qpern . Theater (Kroll). 128. Vorstellung. Bajazzi. Fasglincci.) Oper in 2 Akten und einem

olog. . und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig n, . In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Professor Kleffel. (Tonio: Herr Francesco d' Andrade, König⸗ lich Bayeris n , als Gast.) Die Puppen see. Pantomimischeg Ballet ⸗Dbyertisse. ment von Haßreiter und Gaul. Mussk von Joseph Bayer. In Scene gesetzt vom Balletmeister Emst Graeb. Dirigent: trektor Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Tas

Steinmann.

eimchen am Heerd. er in

3 Abtheilungen gr r en,; 6 Er⸗

Hilben von A. M. Willner. Musik von Carl oldmark. Anfang 76 Uhr.

Nentsches Theater. Gesammt Gaftspiel des

Lessing Theaterg: Sonnabend: Die Großsfstadtluft. . in 4 Akten von Ogcar r en 16

Gustav Kadelburg. Anfang 75 Uhr. onntag: Das Glück 4. Me.

Lessing Theater. Operetten ⸗Ensemble mit Julie Kopaczy ⸗Karczag und Gd. Steinberger a. G. Das Modell. Operette in 3 Aufzügen von Lon und Held. Musik von Franz von Supp6é. Anfang 71 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Tas Modell.

Residenz · Theater. Virektlon Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Der Stellvertreter. Le KRemplagant,.) Schwank in 3 Akten von Willtam Butznach und Georges Duval. Deutsch von Max Schönau. Vorher: Erlauben Sie, Madame! Luftspiel in 1 Akt nach dem i f des Labiche, von Fr. Lichterfeld. Anfang 71 Uhr.

Sonntag: Der Stellvertreter. Vorher: Erlanben Sie, Madame!

Friedrich Mithelmstüdtischer Konzert Part. Chausseestraße 265 26. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Spezialitäten · Vorstellung. Zum Schluß des Programmz: Der n Fakir. osse mit '. und Ballet in 1 Att von Leo rjberg. Anfang des Konzertz 6 Uhr. Anfang der orstellung 7 Uhr. Bel einbrechender Dunkerheit: Feenhafte Illumination des Parks.

Neunes Theater. Schiffbauerdamm 4 a. / b.

Sonnabend: Gast ig der Budapester deutschen Dperetten. und Ballet. Gesellschaft. Das Damen duell. , , n 1 Akt von Carl Somossy. Musik von Wilbelm Rosenzweig. lerauf: Das Franenbataillon. Außstartunge⸗ , in 1 Akt von Carl Somossy. Muslk von Wilhelm Rosenzweig. Anfang 73 Uhr.

Montag: Comtesse Gnckerl.

Sonntag und folgende Tage: Gastspiel der

Damenbnell. Das Franenbataillon.

Adolph Ernst. Theater. Sonnabend: Das flotte Beilin. Große Ausstattungs. Gesangsposse in 3 Akten von Leon Treytom und Ed. Jacobson. Kuplets und Quodlibets von G. . Musik von G. Steffens. 2. Akt: Alt Berlin. Anfang 77 Uhr.

Sonntag: Das flotte Berlin.

11 ;

Familien Nachrichten.

Verlobt: Frl. Eleonore von Knobelsdorff⸗Brenken⸗= hoff mit Hrn. Sec. Lieut. Kurt Wenzel (Berlin Groß Lichterfelde).

Vierehelicht: Hr. Berg ⸗Assessor Friedrich Stock⸗ fleth mit Frl. Clara Flgge (Witten).

Geboren; Ein Sohn: Hrn. Oberlehrer Dr. Paul Knötel (Tarnowitz O. S) Hrn. Generalland⸗ schafts · Syndikus Grützner . Hrn. ö von Ferentheil und Gruppenberg

Breslau). Eine Tochter: Hrn. Ernst Grafen inck von Finckenstein (Köckte). Gestorben: Hr. Superintendent 4. D. August Höhne lee,, a. W.). Hr. Bürgermeister 4. D. duard 7 (Rostoc). ö erichtz⸗

Rath Koehlisch, geb. Rosemann (Schweldnttz)

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholi) in Berlin.

Druck der 6, Buchdruckerel und Verlagz⸗ Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (elnschließlich Börsen⸗ Bellage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 157.

Berlin, Freitag, den 3. Juli

1896.

Dentscher Reichstag. 119. Sitzung vom 2. Juli 1896, 11 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die dritte Berathung des , betreffend den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmitteln.

Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer des Blattes berichtet.

In der Generaldiskussion nimmt nach dem Abg. Rettich (d. kons.) das Wort der

Abg. Benoit (fr. Vgg.): Redner weist u. A., darauf hin, daß von den . die doch zuerst berufen wären, über die Margarine zu urtheilen, noch nicht eine einzige Petition für die Vorlage ein⸗ gegangen sei. Er spricht seine Verwunderung darüber auß, daß die Regie⸗ rung es unterlassen habe, irgend eine Statistik über diesen Gegenstand vorzulegen, und hält es für unmöglich, daß die nothwendigen Kontrol⸗ ö durchgeführt werden könnten. ;

Abg. Dr. Schultz ⸗Lupitz (Rp.) spricht sich für das Gesetz aus, vermißt aber, daß man konsequent vorgegangen sei; man hätte viel weiter gehen müssen. Das einzige Müittel zur Feststellung, ob Margarine oder Butter vorliege, sei das Phenolphthalein, das nicht gesundheitsschädlich und nur . wieder zu entfernen sei. Wenn es sich als wahr erweise, daß Abdeckereiabfälle zur Bereitung der Margarine verwendet würden, dann müsse die Regierung im In—⸗ teresse der arbeitenden Bevölkerung, welche die , n,. stelle, einschreiten. Man habe von dem Interesse der Arbeiterfrau gesprochen; die ordentliche Arbeiterfrau müsse aber gerade dagegen geschützt werden, daß ihr dieser schreckliche Kram aufgehängt werde; denn es würde rie ch aus schlechtem Material hergestellt, und die Herren aus Süddeutschland hätten noch mehr Ursache hierauf, achtzugeben, als die aus Norddeutschland. In anderen Ländern sei die Margarine ganz verboten oder einer strengen Kontrole unterworfen. Wenn man nun nicht strenge vorgehe, dann werde Deutschland schließlich die Abladestätte aller minderwerthigen Fette der Erde werden. Die Regierungen möchten sich nicht einschüchtern lassen, sondern furchtlos vor der ganzen Welt vorgehen. Das Stearin könne aus der Margarine nicht herausgebracht werden, und je mehr Stearin darin stecke, desto unverdaulicher werde die Margarine. Er betrachte das Gesetz nur als ein probisorisches. Die Wissenschaft werde weiter arbeiten, und mit ihrer Hilfe könnten dann andere Maßregeln getroffen werden. Vorläufig bitte er um Annahme seines Antrags, betreffend den Zusatz von Phenolphthalein.

Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Ham mer⸗ stein:

Meine Herren! Das Gesetz über Margarine, welches im wesent⸗ lichen zunächst in der preußischen landwirthschaftlichen Verwaltung ausgearbeitet wurde, ist später an das Reichsamt des Innern über⸗ gegangen, schließlich als Antrag Preußens an den Bundesrath ge⸗ bracht worden und hat somit, streng genommen, den Charakter eines Gesetzes, welches die preußische Verwaltung zu vertreten hat, ver⸗ loren. Wenn ich also jetzt das Wort ergreife, so thue ich das nicht als preußischer Landwirthschafts⸗Minister, sondern als Vertreter der verbündeten Regierungen; denn ich glaube, es würde vielleicht nicht richtig verstanden werden, nachdem ich bei der zweiten Lesung die Stellung der verbündeten Regierungen vertreten habe, wenn ich gegen⸗ wärtig mich still zu den ganzen Verhandlungen verhielte. Meine Herren, eine Bemerkung, die der erste Herr Redner über den Besuch verschiedener höherer Staatsbeamten in der Mohr'schen Fabrik gemacht

hat, der schon einmal Gegenstand der Erörterung hier im Hause ge—⸗

wesen ist, will ich im wesentlichen übergehen. Ich will zu dieser Be—⸗

merkung nur die Gegenbemerkung machen, daß ich glaube, daß es Pflicht der höheren Staatsbeamten ist, in solchen Fragen durch eigene Information und Besichtigung sich ein klares Bild über die realen Verhältnisse zu verschaffen, und daß es absolut verkehrt ist, an die Ausübung einer solchen Pflicht Aeußerungen oder Bemerkungen zu knüpfen, die darauf hindeuten, als wäre das geschehen, um eine sympathische Stellung gegenüber der Margarinefabrikation zu über⸗ nehmen. Der Herr Abg. Rettich schüttelt mit dem Kopfe. Die Bemerkung war vielleicht nicht so gegen ihn gerichtet, wie gegen Bemerkungen, die in der Presse wiederholt hervorgetreten sind.

Nun, meine Herren, muß ich die Diskussion doch wieder auf den Grundgedanken zurückführen, von dem das gegenwärtig vor⸗ liegende Margarinegesetz ausgegangen ist; und der Grundgedanke ist bei den bisherigen Diskussionen von allen Parteien des Hauses, auch von der Rechten, als der für die Kritik über dieses Gesetz maßgebende anerkannt. Der Grundgedanke im Gesetz ist der: man beabsichtigt, die unlautere Konkurrenz der Margarine gegen die Butter im Handel, im Verkehr, in der Benutzung u. s. w. auszuschließen. (Sehr richtig! rechts.)

Nun, meine Herren, was hat der erste Herr Redner gethan? Er hat in seinem einleitenden Vortrag uns im wesentlichen darzulegen versucht, daß die Margarine ein absolut gemeingefährliches Nahrungs⸗ mittel sei. Wenn der Beweis wirklich erbracht würde und erbracht werden könnte er ist jedenfalls auch durch die Aeußerung in der Begründung der Vorlage noch nicht erbracht so könnte ich mit Herrn Abg. Rettich darin einverstanden sein, denn dann würden die verbündeten Regierungen verpflichtet sein, nicht ein Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vorzulegen, sondern ein Gesetz, welches das absolute Verbot der Margarine enthält. Der Beweis ist aber noch nicht erbracht. (Sehr richtig! links.) Trotzdem daß die Fabrikation der Margarine in den letzten Jahren kolossal zugenommen hat, hat sich noch nicht herausgestellt, daß bei denjenigen Bevölkerungöklassen, bei denen hauptsächlich die Benutzung der Margarine stattfindet, irgendwie bedenkliche sanitäre Erscheinungen hervorgetreten sind, ob—⸗ gleich auch unter der Margarine in ihrer Qualität ein ganz wesent⸗ licher Unterschied besteht und obgleich auch geringwerthige Qualitäten von Margarine bigher aufgetreten sind. Also, meine Herren, die erste Deduktion, glaube ich, erledigt sich damit. Es handelt sich hier nicht darum, gegen ein gesundheitsschädliches Nahrungsmittel vorzu⸗ gehen, sondern man steht auf dem Standpunkt, daß, bisher wenigstens, die Gesundheiteschädlichkeit im allgemeinen sich nicht erwiesen hat, und daß man nur die fraudulöse Konkurrenz ausschließen will.

Hält man nun, meine Herren, diesen Standpunkt ehrlich fest, so fragt es sich, ob mit den Bestimmungen der Vorlage der verbün— deten Regierungen dieser Zweck erreicht wird. Ich unterschreibe das letzte Wort, welches der Herr Abg. Schultz Lupitz

hier ausgesprochen. Er sagte, jedes Margarinegesetz wird ein provisorisches Gesetz sein. Je nach dem Fortschritt der Chemie, je nach dem Fortschritt der Erfahrungen werden wir ein ab⸗ schließendes Gesetz in dieser Materie heutzutage überhaupt noch nicht machen können, und als solches ist auch die gegenwärtige Vor⸗ lage nicht anzusehen. Daß aber, wie der Herr Abg. Rettich ange⸗ kündigt hat, das Gesetz, wenn gewisse Gesichtspunkte, auf die ich späterhin noch kommen werde, nicht berücksichtigt werden, absolut unnütz ist, dieser Behauptung muß ich auf das aller⸗ entschiedenste entgegentreten. Ich habe bei früheren Verhandlungen schon darauf hingewiesen: nicht allein in dem, was in dem Gesetz steht, sondern auch, wie das Gesetz ausgeführt und gehandhabt wird, darin liegt der Schwerpunkt, und vielleicht liegt ein gewisser Schwerpunkt auch in den Strafbestimmungen, die, wenn das Gesetz reell ausgeführt wird, geeignet sind, einen gewissen Schreck vor Fälschungen u. s. w. herbeizuführen, und nach beiden Richtungen hin ist in den Intentionen der Reichsregierung, welche das neue Gesetz strenger ausgeführt hat, als es bisher mit dem alten Gesetz geschehen ist, auch in den materlellen Bestimmungen des Gesetzes nach meiner Ueberzeugung abgesehen von den Punkten, auf die ich später noch kommen werde ein so wesentlicher Fortschritt gegen das Bestehende zu erkennen, daß ich, ehrlich gesagt, es nicht verstehen würde, wenn man, weil man nicht alles erreichen kann, was man für richtig oder zweckmäßig hält, das Gesetz auf der rechten Seite des Hauses oder von denjenigen Parteien, welche die landwirthschaft⸗ lichen Interessen vertreten wollen, pure ablehnen würde.

Meine Herren, ich halte mich auch verpflichtet, hier im Hause darauf aufmerksam zu machen, daß der Beweis, der für diese Stellungnahme der Vertretung der agrarischen Interessen nothwendig wäre, daß dieses Gesetz absolut nutzlos sein würde, nach meiner Ansicht nach keiner Richtung hin erbracht ist und auch nicht erbracht werden kann; denn den kann man erst erbringen, wenn man eine längere Zeit mit dem Gesetz gearbeitet und es ehrlich ausgeführt hat. Ich gebe mich also der Hoffnung hin, daß nach dieser Richtung hin die Er⸗ klärung, die Herr Abg. Rettich abgegeben hat, selbst, wenn nicht alle Wöünsche, die in der zweiten Lesung zum Ausdruck gebracht sind, erfüllt werden, keine endgültige Stellungnahme bedeutet. Ich bitte Sie, in dieser Beziehung die Erklärungen abzuwarten, die später von der Reichsregierung erfolgen werden, und trotzdem mit dem Gesetz, wie es sich gestalten wird, vorlieb zu nehmen und wenigstens einen Versuch zu machen, ob der Zweck des Gesetzes, die Begegnung der fraudulösen Konkurrenz, dadurch zu erreichen ist.

Meine Herren, ich will nach diesen allgemeinen Bemerkungen auf die einzelnen Bestimmungen eingehen, zunächst auf das Faͤrbeverbot. In der Beziehung kann ich vollständig unterschreiben, was der Herr Abg. Schultz Lupitz gesagt hat. Es ist zweifellos, daß, wenn dat Färbeverbot erlassen wird, auf allen zulässigen Wegen Surrogate des In und Auslandes, die in Form von gebrannten Oelen oder von farbreichen Oelen hineinkommen, angewendet werden und das Färbe⸗ verbot vollständig illusorisch gemacht wird, weil ste geeignet sind, der Margarine eine Färbung zu geben, wie sie jetzt durch Färbemittel erreicht wird. Daneben glaube ich aber auch, wenn Sie loyal und ehrlich an dem Standpunkt festhalten, den Sie bei der Kritik dieses Gesetzes festhalten wollen, dann würden Sie auch nicht beabsichtigen, durch das Verbot der Färbung der Margarine, die an sich ungefärbt ein nicht sehr appetitliches Aussehen hat, ein Aussehen zu geben, welches das Nahrungsmittel der großen Klasse der ärmeren Bevölkerung unappetitlich oder widerlich macht. Ich will bei der Gelegenheit eine Aeußerung aus dem Hause streifen, die dahin ging: wenn das Färbeverbot an sich nicht annehmbar ist, so wollen wir es auch für die Butter anwenden. Da möchte ich von meinem persönlichen Standpunkt dringend warnen, eine solche Bestimmung zu treffen. (Sehr richtig!) Ich halte es für zweifellos, daß Sie dadurch einen großen Theil der Butterproduktion schädigen. (Sehr wahr! links und in der Mitte.) Es steht fest, daß unser Export an Butter nach solchen Gebieten hingeht, wo die Färbung verlangt wird (sehr richtig), und nun wollen Sie sich ver⸗ gegenwärtigen, wie kann man den Großhandel darauf zwingen, daß er nur Butter kauft, wenn er seinen Absatz mit dieser Butter nach den⸗ jenigen Gegenden hinbringen will, wo nicht gefärbt oder wo nur gefärbt werden kann. Der Großhändler muß, wenn er einen guten Preis für die Butter zahlen soll, immer beide Konjunkturen frei haben (sehr richtig! rechts), er muß in der Lage sein, die Butter hinzubringen auf den englischen Markt, wo Färbung ist, nach Spanien u. s. w., kann sich aber nicht auf den Ankauf von Butter einlassen, wenn er sie nur auf den Berliner Markt bringen kann. Ich habe die persönliche Ueberzeugung, daß Sie durch eine solche Maßnahme das Gegentheil von dem erreichen werden, was Sie er⸗ reichen wollen, daß Sie der Landwirthschaft nicht nützen, sondern ihr schaden.

Wie die verbündeten Regierungen zu einem solchen Antrag des Verbots auch der Butterfärbung sich ftellen würden, darüber kann ich mich jetzt nicht äußern.

Meine Herren, dann komme ich auf einen zweiten Gegenstand: die Trennung in den Verkaufsläden, die auch bereits gestreift ist. Auch hier, meine Herren, abgesehen von dem Umstande, daß sie schwer durchführbar sein wird, daß sie sehr schwierig zu kontrolieren sein wird, möchte ich darauf hinweisen, daß es sehr wohl denkbar ist, daß nicht die Margarine dadrrch geschädigt wird, sondern daß die Butter dadurch geschädigt wird. Wenn ich mir einmal denke, daß beispielsweise in den westlichen Industriebezirken die kleinen Ver⸗ käufer von Fettwaaren, von Speisefetten u. s. w. jetzt / Mar⸗ garine ich greife eine beliebige Zahl und nur 110 Butter verkaufen, und Sie bringen den Mann, der sich übrigens nicht im Besitz so ausreichender Lokalitäten befindet, daß er eine voll⸗ ständige Trennung vornehmen kann, in die Lage, zu wählen, wa er nun verkaufen will, so wird er sich wahrscheinlich dafür entschließen, das⸗ jenige beizubehalten, worin er den größeren Absatz hat, und gerade in den westlichen Landestheilen wird man dann aus den kleineren Läden die Butter im Tauschhandel und im Verkauf verdrängen, und

wird die Leute zwingen, sich auf den ausschließlichen Verkauf von Margarine zu legen. Das würde also nicht der Margarine schaden, wohl aber dem Absatz der Butter und zwar vorzugsweise dem Absatz der geringwerthigeren Butter, die heutzutage im Preise schon gedrückt ist, die aber von den mittleren Landwirthen in ziemlich umfangreicher Weise im Tauschhandel oder im direkten Verkauf zu Markte ge⸗ bracht wird.

Also Sie sehen doch daraus, meine Herren, daß alle solche Dinge ein doppeltes Gesicht haben, und daß es doch recht zweifelhaft ist, wenn Sie lediglich im Interesse der Butterverwerthung solche Bestimmungen treffen wollen, Bestimmungen, die gerade in dem Interesse, das Sie vertreten wollen, bedenklich sind.

Meine Herren, dann ist das Phenolphthalein von Herrn Dr. Schultz ⸗Lupitz gestreift worden. Es haben, soviel mir bekannt ist wahrscheinlich wird der Herr Vertreter des Kaiserlichen Gesundheitzamts sich darüber eingehender zu äußern in der Lage sein neuerdings anderweitige Untersuchungen stattgefunden, und es hat sich der Zweifel herausgestellt, ob, wenn man den Pbenolphthaleinzusatz in das Gesetz aufnimmt, man dadurch nicht ein rascheres Verderben der Margarine herbeiführt. Herr Dr. Schultz ⸗Lupitz hat behauptet, das trete nicht ein. Meine Herren, die Sache liegt so, daß bei den ausgeführten Versuchen in einzelnen Fällen ein sehr viel rascheres Verderben ein⸗ getreten ist, in anderen Fällen ist es unterblieben. Die Frage ist noch nicht abgeschlossen; sie gehört zu den Fragen, aus denen ich nur die Folgerung ziehen kann: wir experimentieren auf diesem Gebiet der Gesetzgebung; wir machen heute kein Margarinegesetz, welches für eine lange Dauer bestehen soll; wir wollen einen Versuch mit dem Gesetz machen, und wenn die chemischen Versuche abgeschlossen sind, wird es ein Leichtes sein, wenn das Margarinegesetz gegen die frau⸗ dulöse Konkurrenz nicht ausreichend ist, und die Chemie festgestellt hat, ob dieses oder ein anderes Zusatzmittel wirklich geeignet ist, die fraudulöse Konkurrenz zu verhindern, dann wird es ein Leichtes sein, einen entsprechenden Zusatz zu dem Gesetz im Reichstag zu er⸗ zielen. Jetzt aber schon einen Beschluß zu fassen zu einer Zeit, wo die Frage noch nicht abgeschlossen ist, und die Versuche noch zu keinem definitiven Resultat geführt haben, das würde ich, mindestens gesagt, für eine Unvorsichtigkeit halten.

Ich kann also nur empfehlen, nach dieser Richtung abzuwarten, wie die Verhältnisse sich gestalten werden. Meine Herren, darin bin ich allerdings mit Herrn Dr. Schultz Lupitz vollständig ein⸗ verstanden, wenn er sagt: rundum in den Nachbarstaaten, in den auswärtigen Staaten werden sehr scharfe Bestimmungen gegen die Margarine angewandt; wenn Deutschland nun unzulängliche Be⸗ stimmungen erläßt oder den berechtigten Anforderungen in dieser Hinsicht nicht Genüge leistet, so laufen wir Gefahr, daß wir der Abladeplatz für eine Masse minderwerthiger Fette werden. Diesem Grundgedanken kann ich vollständig zustimmen; aber, meine Herren, wir sind doch jetzt schon in der Lage, auf Grund der bestehenden reichsgesundheitlichen Bestimmungen und das geschieht ja auch und wird vielleicht in noch viel größerem Umfange geschehen müssen gesundheitsschädliche Fette uns vom Halse zu halten. Dagegen sind wir nicht in der Lage, auf Grund der Handelsverträge und der bestehenden wirthschaftlichen Verhältnisse nichtgesundheit⸗ schädliche Fette auf diesem Wege abzuweisen. Das liegt in der gegenwärtigen wirthschaftspolitischen Lage. Also das Ziel würden Sie nicht erreichen, während wir die bedenklichen Fette jetzt schon ab⸗ zulehnen und von der Hand zu weisen vollständig in der Lage sind.

Zum Schluß, meine Herren, es sind noch eine Reihe anderer Bemerkungen gefallen, auf die ich hier speziell noch nicht eingehen will, weil sie wahrscheinlich bei der Spezialdiskussion den Gegenstand viel eingehenderer Besprechung bilden werden bitte ich Sie: prüfen Sie sorgfältig, ob nicht das gegenwärtige Gesetz, selbst wenn Bestim⸗ mungen, die Sie wünschen, nicht in dasselbe aufgenommen werden, doch gegen das bestehende Gesetz einen außerordentlich großen Fort- schritt bedeutet, und beachten Sie dabei, daß es der ernste Wille der Reichsregierung sowohl wie der Einzelstaaten ist, dieses neue Gesetz unter Berücksichtigung aller Erfahrungen, die auf dem Gebiet der Chemie und der Wissenschaft überhaupt gemacht werden, streng durchzuführen und auszuüben, und weisen Sie nicht ein Gesetz ab, weil es nicht allen Forderungen entspricht, die man im Interesse der Landwirthschaft augenblicklich für geboten erachtet, ohne daß man einen Beweis dafür erbringen kann, daß sie absolut nöthig sind. Weisen Sie nicht aus einer gewissen Verstimmung das Gesetz zurück; denn damit würden Sie, meiner Ueberzeugung nach, der Landwirth⸗ schaft keinen Dienst erweisen, sondern Sie würden die Interessen der Landwirthschaft dadurch schädigen.

) ): Die Margarine ist ein gutes Nahrungs- , . . Din. zu . n. Eine Gesundheitsschädigung durch die Margarine ist nicht nach- ewiesen, und wenn gesundheitsschädliche Materlalien verwendet werden, o kann man solche gewissenlosen Fabrikanten schon mit dem . Nahrungsmittelgesetz treffen. Die Regierung sagt, sie wolle die . garine nicht unterdrücken zu Gunsten der Butter. Aber Derr von . sagt: die Bestimmungen über die getrennten Verkaufsräume önnen wir nicht entbehren. Das ist einfach das Verbot des Ver⸗ kaufs der Margarine. Die Sozialdemokraten beantragen deshalb die Beseitigung des Färbeverbots und der m, über die getrennten Vell e e'. Der Margarinefabrikant Mohr hat allerdings an die Soialdemokraten telegraphlert, daß sie hier zur Berathung erscheinen möchten. Wir brauchen dazu Herrn Mohr nicht.

Abg. Weber Bayern (Zentr. ): Da ich durch die Verhandlungen des bayerischen Landtags verhindert war, bei der zweiten Berathung anwesend zu sein, so gestatten Sie mir jetzt einige Worte, da die Vorlage über die Margarine für meinen Wahlkreis von der größten Bedeutung ist. Die Margarine macht der Naturbutter einen un lauteren Kellbewẽrl deshalb ist das Gesetz dringend nothwendig.

Darauf wird die Generaldebatte geschlossen. In der Spe hn werden die 88 1 und 2 ohne Debatte ge⸗

nehmigt. h u 3 3 (bisher 2a), welcher das Färbeverbot enthält, liegt ein Antrag der Sozialdemokraten vor, den 3 ganz

u ft hehhgg Dr. Schultz Lupiz, Dr. Pa asqhe al) mn