1896 / 162 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Jul 1896 18:00:01 GMT) scan diff

w

In einem gestern Abend von den Pariser Handelg⸗ und Gewerbekreisen gegebenen Festessen hielt Waldeck⸗Rousseau eine Rede, worin er, dem W. T. B.“ zufolge . daß das allgemeine Stimmrecht die gegenwart en . keiten lösen könne; es sei nicht zu 1 ten, da die kollektivistischen Lehren in Frankrei ie Ober⸗ hand gewönnen. Redner fürchtete nur, daß die falschen Versprechungen der . die Arbeiter verleiten würden, vom Staat zu viel zu erwarten; . des Staats ei es im Gegentheil, die Bestrebungen des Einzelnen zu unter⸗ stützen. Frankreich leide an einem Mangel an Thatkraft; die

egierung müsse im Nothfall zum allgemeinen ,,, reifen, dem doch das letzte Wort zukomme. Das Stimmrecht ei eine ausgleichende Maßregel, durch welche man die zwischen der Mehrheit des Landes und der Kammer möglicherweise entstehenden Schwierigkeiten lösen könne.

Nuß land.

Die deutschen Schulschiffe „Stosch“ und „Stein“ sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag in St. Peters⸗ burg eingetroffen und bei der Nikolaibrücke vor Anker ge⸗ gangen. Der deutsche Marine⸗Attachs, Korvetten⸗ Kapitän Kalau vom Hofe war den Schiffen bis Helsingfors entgegengefahren. Der deutsche Militär⸗Attachs, ö t⸗ mann Lauenstein, und der deutsche General⸗Konsul Maron begaben 6 alsbald an Bord. Nachdem die Schiffe vor Anker gegangen waren, begaben sich die beiden Kommandanten, Kapitäne zur See Thiele und von Ahlefeldt in Begleitung des Marine⸗ und des Militär⸗ Attachés zum deutschen Botschafter Fürsten Radolin und statteten hierauf dem Vertreter des abwefenden Marine Minister Vize⸗Admiral von Kremer, dem Kontre Admiral Avellan, dem Chef der Garde⸗Equipage Fürsten Schachowskoi, dem Stadtkommandanten von St. Petersburg, General Adelson und dem Stadthauptmann General Kleigels Besuche ab. Der Großfürst Alexis Alexandrowitsch, Ober⸗-Befehls⸗ haber der Marine und Großadmiral, wird die beiden Kom⸗ mandanten heute Vormittag empfangen und hat seinen Besuch auf beiden Schiffen angesagt.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wurden die zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Einsetzung eines Zivil⸗Kommissars in ö eingebrachten Tages⸗ ordnungen von den betreffenden Antragstellern begründet.

Spanien.

Der Senat hat gestern die Vorlagen, betreffend die Reform der Rekrutierung der Armee, angenommen und das Handelsabkommen mit Deutschland genehmigt. Die Deputirtenkammer lehnte ein bei Berathung der Antwort auf die Thronrede von karlistischer Seite ein⸗ gebrachtes Amendement ab, welches den Beitritt Spa⸗ niens zur französisch⸗ russischen Allianz verlangt. Der Deputirte Silvela kritisierte dabei die Politik der Regie⸗ rung auf Cuba und die Isolierung Spaniens. Der Minister⸗Präsident Canovas del Castillo erwiderte, das Charakteristische des Feldzugs auf Cuba sei das Streben nach Unabhängigkeit; aber Spanien werde es verstehen, alle Hinder⸗ nisse zu ,. Er glaube, Cuba werde, wenn es sich vom Mutterlande trenne, eine Beute anderer Nationen werden. Bündnisse müßten nicht nur den Sympathien der Völker ent⸗ sprechen, sondern ihren gemeinsamen Interessen.

Belgien.

Der Vize⸗König Li⸗Hung-Chang ist gestern Nach⸗ mittag in Brüssel eingetroffen. Auf dem Za wurde er von einem Flügel⸗Adjutanten des Königs und den Spitzen der Zivil⸗ und Militär⸗Behörden empfangen. Eine Kompagnie Grenadiere war zum Ehrendienst auf dem Bahnhofe auf⸗ gestellt. Zwei Schwadronen Guiden bildeten die Eskorte bis zum Hotel, in welchem der Vize König abgestiegen ist.

Türkei.

Von amtlicher türkischer Seite wird, wie „W. T. B.“ meldet, die Nachricht von dem Sieg der Au fslandtfchen auf Kreta vom 2. Juli entschieden dementiert mit dem

inweis darauf, daß zu dieser Zeit die Operationen bereits eingestellt gewesen seien.

Aus Athen wird berichtet, die unerwartete Wahr⸗ nehmung, daß sämmtliche Mächte ohne Ausnahme sich an⸗ schickten, für Wiederherstellung friedlicher Verhältnisse in Kreta energisch nach beiden Seiten hin einzutreten, habe die dortige Partei des Kampfes um jeden Preis, welche noch vor wenigen Tagen die Oberhand gehabt habe, ent⸗ muthigt. Die griechische Regierung bemühe sich nach Kräften, bei der Bevölkerung von Kreta das Zutrauen zu den europaischen Mächten zu befestigen. Die Mohamedaner auf Kreta seien sehr aufgebracht über die von der Pforte den Christen gemachten Konzessionen; mehrere türkische Deputirte hätten Kaneg verlassen, um in ihre Heimath zurückzukehren.

Dem „Daily Chronicle“ wird aus Konstantinopel vom 7. d. M. gemeldet, daß sich 60 000 Kurden des Diarbekr⸗ . empört und die Dörfer ohne Unterschied geplündert

ãtten.

Die türkischen Truppen haben außer in Djeddah auch in Mekta und Tgif den Gehorsam verweigert. Man befürchtet, daß die Ausschreitungen auch auf die Haltung der Beduinen zurückwirken werden. Der General-Gouverneur und der Großsherif von Mekka haben für diesen Fall strenge Instruktionen erhalten.

Gestern passierte das türkische 3 „Scheref“ mit Truppen aus den Hafenstationen des Schwarzen Meeres den Bosporus; sein Bestimmungsort ist Djeddah.

Griechenland.

Der türkische Gesandte hat, dem W. T. B.“ zufolge, der Regierung Vorstellungen wegen der von einigen Kretern gegn den türkischen Militär-Attachs Seifullah Bey und

en Kavaß der Gesandtschaft gerichteten Bedrohungen gemacht. Die Kreter sollen über die ihnen von selten des Militär⸗Attaches zu theil gewordene böswillige Behandlung aufgebracht gewesen sein.

Schweden und Norwegen.

Der König hat sich, wie ‚W. T. B.“ aus Christ ia nia erfährt, geweigert, den vom Storthing angenommenen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die rein , Flagge, zu 1 lige Minister 8

er ehemalige Minister Bang ist zum Bischof von Christiania⸗Stift ernannt worden. 861 1

Amerika.

Der Unterausschuß der demokratischen National⸗ Konvention hat, wie dem ,W. T. B.“ aus Chicago be⸗ richtet wird, einen großen Theil des de mokratis . Pro⸗ . ms festgestellt. Dasselbe verlangt die sofortige

iedereinführung der unbeschränkten, freien Silberprägung auf der Grundlage des Paritätsverhält⸗ nisses von 16:1, ohne die Mitwirkung oder Zustimmung irgend einer anderen Nation abzuwarten; das Programm spricht 1 weiter gegen die Emission von Kreditbillets durch die Banken aus und fordert, daß alles Papiergeld direkt von der Regierung ausgegeben werde. Ferner verlangt das⸗ selbe, daß Zollgebühren nur für die Zwecke der öffent⸗ lichen Einnahmen erhoben werden sollen, und verurtheilt die Drohungen mit der Wiederherstellung des Me. Kinley⸗Gesetzes. Die Resolutions-Kommission nahm mit 33 gegen 14 Stimmen das von der Subkommission entworfene Pro⸗ gramm an mit der Abweichung, daß der Monroedoktrin keine Erwähnung gethan wird. Das Programm giebt der Sym⸗ athie mit der Bevölkerung Cubas in ihrem heroischen Kampf n Freiheit und Unabhängigkeit Ausdruck. Die Kommission gab ferner ihre Zustimmung zu der Aufnahme eines Zusatz⸗ passus, worin erklärt wird, daß die Konsolidierung der Haupt⸗Eisenbahnsysteme und die Bildung von . und Pools eine schärfere Kontrole durch die Bundesregierung erheischten.

In der gestrigen Sitzung der National⸗Konvention legte die Kommission zur . der Mandate den Bericht vor, welcher die derzeitige Liste der Delegirten, mit Ausnahme derjenigen von Michigan und Nebraska, anerkennt. Der Be⸗ richt spricht sich für die Zulassung der Silber-Delegation aus Nebraska aus und verlangt eine weitere Frist, um sich über die Delegation aus Michigan zu entscheiden. Der Bericht wurde angenommen. Nach einer später eingegangenen Mit⸗ theilung wurde die Silber⸗Delegation von Michigan

ugelassen, mit Ausnahme von sechs Fällen, in denen

nhänger der Goldwährung aufgenommen wurden. Die Delegirten des Staates New-⸗Hork beschlossen nach einer er⸗ regten Besprechung, sich nicht von der Konvention zu entfernen.

Nach einer in Madrid eingetroffenen amtlichen Depesche aus Cuba haben daselbst mehrere unbedeutende Gefechte stattgefunden, in denen die Aufständischen geringe Verluste

erlitten. Asien.

Nach einer Depesche des Amsterdamer „Handelsblad“ aus Batgvig ist der Kommandant von Atchin, General de Moulin, auf einem militärischen Marsch an der Westküste von Atchin infolge Hitzschlags gestorben.

Afrika.

Die aus Madagaskar heute in Marseille eingetroffenen Zeitungen melden, daß in allen von den Aufständischen besetzt gehaltenen Bezirken der Belagerungszustand verkündet worden sei.

Aus Fort Salisbury ist, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, in Kapstadt die telegraphische Meldung eingetroffen, daß 40 . und 100 Zulus die Hh go? bei Brie coesfarm zurückgeschlagen hätten; die Aufständischen hätten dabei 25 Mann verloren. Noch andere Metzeleien würden ge⸗ meldet. In einigen Fällen sei die . des Maschona⸗ Gebiets, nachdem sie ihre . getödtet, auf die Seite der Rebellen getreten. Marendellas sei von den Auf⸗ ständischen niedergebrannt worden.

Aus Prätoria erfährt die a Havas“, der Volks⸗ raad des Oranje⸗Freistaats ha e beschlossen, daß die der Kapregierung gehörenden Lokalbahnen vom Oranjestaat wieder zurückgekauft werden müßten. Die Zurücknahme solle am 1. Januar 1897; stattfinden.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Nach 5 41 Abs. 2 und 3 des preußischen Eigenthumerwerbs⸗ gesetzes vom 5. Mai 1872 wird der Veräußerer eines hypothe⸗ karisch belasteten Grundstücks von seiner persönlichen Verbind— lichkeit frei, wenn der Gläubiger nicht innerhalb eines Jahres, nachdem ihm der Veräußerer die Schuldübernghme bekannt gemacht und die Hypothek kündbar geworden, die Hypothek dem Eigenthümer des Grundstücks gekündigt hat. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, V. Zivilsenat, durch Urtheil vom 22. Januar 1896 ausgesprochen, daß, wenn beim Verkauf des Grundstücks in dem Kaufvertrage oder neben demselben der Hypothekengläubiger mit dem Käufer vereinbart hat, die künz bare Hypothek längere Zeit festst ehen zu lassen, dadurch nicht ohne weiteres die Verhaftung des Verkäufers auf eine längere, als die aus der ursprünglichen Eintragung sich ergebende Dauer er⸗ streckt wird, selbst wenn jene Vereinbarung zwischen dem Gläubiger und dem Käufer auf Betreiben des Verkäufers geschehen ist. „Wenn der Gläubiger einer vom Käufer des Pfandgrundstüäcks über- nommenen Hypothek, statt sie zu lündigen, sich dem Käufer gegen⸗ über verpflichtet, nicht zu kündigen, so thut er das Gegen theil von dem, was das Gesetz ihm zum Zweck der Erhaltung seiner Forderung an den Verkäufer auferlegt. Bas wäre ganz zweifel⸗ los, wenn es geschähe, nachdem die Schuldübernahme des Käufers durch Auflassung und Benachrichtigung des Gläubigers in jeder Richtung perfekt geworden; es it aber nicht abzusehen, weshalb es nicht von gleicher Wirkung sein soll, wenn Ler Gläubiger schon im voraus dem Käufer für den Fall, daß er kaufen und die Hypothek übernehmen möchte, die Zusicherung giebt, nicht kündigen zu wollen. Folgerecht kann es aber auch keinen Unterschied machen, daß vorliegend der Gläubiger den Verzicht auf die Kündigung schon in dem Kaufpertrage, aber eben nur dem Käufer gegenüber, erklärt hat. Durchaus un⸗ schlüssig ist die Ausführung des Revisionsklägers, weil die Festlegung der Hypothek bis zum 1. April 1896 auf Betreiben des Ver⸗— käufers geschehen sei, der dem Käufer die Hypothek als bis dahin unkündbar bezeichnet habe, so habe das Berufungsgericht die Ver⸗ einbarung über den Ausschluß der Kündigung bis zum Jahre 1896 als zwischen dem Hypothekengläubiger und dem Verkäufer ge— schlossen ansehen müssen, dergestalt, daß auch der Verkäufer auf die i ich freie Kündbarkeit sich nicht mehr berufen könne ... .“ 23195.

Nach § 1 Ziffer 5 des preußischen Gesetzes vom 31. März 18335 wegen Einführung kürzerer , , verjähren mit dem Ablauf von jwei Jahren die Forderungen der Fabrik⸗ arbeiter, Handwerksgesellen, Tagelöhner und anderer gemeiner . wegen rückständigen Loh neg. In Bezug auf dlese Be⸗ timmung hat das Reichsgericht, VI. Zivilsenat, durch Urtheil vom 18. April 1896 ausgesprochen, daß darunter auch fallen die Lohn“ forderungen der Werkmeister, Fabrikmeister, Brau— meist er u. s. w, überhaupt aller, die von der neueren Gesetzgebung (gl. die Ueberschrift des Tit, 7 der Gewerbeordnung nach der Fassung des Gesetzes vom 1. Juni 1891: Gesellen, Gehilfen, Lehrlinge, Betriebs⸗ beamte, Werkmeister, Techniker, ,, e, als gewerbliche Arbeiter“ bezeichnet werden. „Bei allen diesen gewerblichen Ar⸗

beitern handelt es sich, was nach den Eingangsworten des Gesetzes vom 31. März 1838 . ist, um Lohnforderungen, die soglelch oder in kurzer Zeit berichtigt zu werden pflegen und bei denen au der langen Dauer der ordentlichen Verjährungsfristen eine Unsicherheit des Rechts entsteht. (421 / 95.)

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Wird ein zu Spe kulationszwecken erworbener Grund. stücskomplex nicht im Ganzen, sondern in Parzellen wieder veräußert, so ist nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungegerichts, V. Senats, 1. Kammer, vom 22. November 1895 für die Ver anlagung des Spekulanten zur Einkommensteuer nach den Größen« und Werthsverhältnissen der einzelnen Parzellen zu be— stimmen, welcher Antheil von dem für den ganzen Komplex perausgabten un en rg, nebst den Meliorations⸗, Er⸗ haltungs⸗ und Bewirthschaftungskosten auf, jede dieser Par— zellen entfällt. Insoweit jeder der bei der Veräußerung der einzelnen Parzellen erzielten Erlöse hinter dem so ermiktelten Kostenantheil der betreffenden Parzelle zurückbleibt oder diesen über steigt, ist ein Spekulationsverlust oder Gewinn erzielt. und dieser letztere ist vereinnahmt, sofern er haar bezahlt oter kreditiert ist. Von dem erzielten Erlöse sind die Verluste bei derartigen Geschäften abzusetzen (65 124, 14 zu 3 des Einkommensteuergesetzes). Falls der Erlös nicht in bgar, sondern durch Konstituierung von Forderungs—⸗ rechten berichtigt ist, können die Ausfälle an den letzteren als solche Ver- luste unter Umständen in Betracht kommen. War die Spekulation ge⸗ werbsmäßig betrieben, so kann die Absetzung der Ausfälle so lange erfolgen, als der Gewerbebetrieb dauert. Bei nicht gewerbsmäßigen spekulativen Veräußerungen sind die Ausfälle an in Zahlung gegebenen Forderungsrechten als Kürzung der Gewinne anderer derartiger Geschäfte nur so lange abzugsfähig, wie sie inner halb der für die Eimittelung des steuerpflichtigen Gewinug maß- gebenden drei Jahre entstanden sind, während später enistehende Aus—⸗ faͤlle nach dem allgemeinen Grundsatz des Gesetzes als Kapital verlust und als nicht abzugsfähig zu behandeln sind. (V A. 1278/94.)

—. Einem außerhalb Preußens domizilierten ge— werblichen Unternehmen, welches in Preußen eine Zweig niederlgssung hat, steht nach einem Urtheil des SOber⸗Verwältungs« gerichts, VI. Senats, 1. Kammer, vom 28. November 1895 hinsichtlich seiner Veranlagung zur preußischen Gewerbesteuer die Ver muthung zur Seite, daß in Preußen ein Zehntel des Ertrags durch die außeipreußische Geschäfisleitung erzielt und daß dieser Betrag von dem gewerbesteuerpflichtigen Ertrage der preußischen Filiale in Abzug zu bringen ist; dagegen hat der Gewerbesteuerpflichtige, wenn er behauptet, daß mehr als ein Zehntel des preußischen Ertrags auf die ausländische Geschäftsleitung entfalle, dies zu beweisen. „»Der § 21 des Gewerbesteuergesetzes vom 24. Juni 1891 behandelt unmittelbar nur den Fall, daß eine in Preußen domizilierte Unternehmung in anderen Bundetstagten eben falls ihr Gewerbe betreibt. Wollte man diese preußische Gesetzes⸗ bestimmung nicht auch, wie es im Art. 191 der Aussührungsanweisung vom 19. April 1892 geschieht, auf den umgekehrten Fall anwenden, so würde der Beschwerdeführerin die Vermuthung, es sei in Preußen ein Zehntel des Etrtrags Lurch die außerpreußische Geschäftsleitung erzielt, nicht zur Seite stehen; sie würde also, wenn sie überhaupt irgend einen Theil des in Preußen erzielten Ertrags für die Geschäfts—⸗ leitung beanspruchen wollfe, genöthigt sein, den Nachweis auch für die Erzielung des Erktrags bis zu einem Zehntel zu fuhren. Die Be⸗ weislast würde dann eine ungleich schwerere sein wenn der Auslegung der 2 und 21 des Gewerbesteuergesetzes durch Art. 191 der Aus- führungsanweisung nicht gefolgt werden därste. Die Beschwerde⸗ führerin hat aber kein Material beigebracht, durch welches thatsächlich der Nachweis gesührt werden könnte, daß mehr als ein Zehntel des preußischen Ertrags auf die Geschärtsleitung eatfalle. Sie behauptet nur, daß dies der Fall sei; dies ist aber kein Nachweis.“ (VI. G. 488/95.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Anbauflächen und der Ernteertrag in Preußen 1895.

Wie in den Vorjahren hat auch für das Erntejahr 1895 in Preußen die endgültige Ermittelung der Ernteerträge nach einzelnen Gemeinden und Gutsbezirken, und zwar in annähernd 55 O06 der⸗ selben, vom 1, bis 19. Februar d. J. stattgefunden. Die jetzt vor⸗ liegenden endgültigen Ziffern über die 1895 er Ernte beruhen infolge des weit hinausgeschobenen Erhebungsteimtas nur selten auf Schätzungen, sondern meist auf den Erdruschzahlen der einzelnen Früchte. deren Gesammtertrag nach den betreffenden Anbauflächen berechnet wurde. Bezüglich der letzteren waren im Erhebungs⸗ formular ziffermäßige Angaben über etwaige Anbauveränderungen verlangt, sodaß die gegen das Vorjahr vorkommenden Abweichungen ersichtlich wurden. Bie Ergebnisse dieser Ermittelungen sind jetzt in der „Statistischen Korrespondenz“ veröffentlicht, der wir dir nach⸗ stehenden Zahlen entnehmen.

Angebaut wurden im Jahre 1895 mit Winterwelzen 10303342 ha gegen das Vorjahr 37 767,2), Sommerweizen 89 264,7 (4 420789), Winterroggen 4 414795,9 ( 84903355), Sommerroggen 79 31065 ( 1117, S), Sommergerste 882 253,9 (4 36 133,9), Sommermeng⸗ getreide 194 2412 (4 11 525,8), Hafer 2 651 0189 (4 70 890,6), Buchweizen 141 957,5 (— 6611, 4), Erbsen 258 M77, 0 ( 10 054,9), Ackerbohnen 1176417 C 651, 8f, Wicken 113 851,9 (— 397.9), Misch⸗ frucht 174219, 9 ( 13431, 6), Lupinen zum Drusch 123 296,5 (— 4694, 0, Kartoffeln 2078 399,5 (4 15 550,0), Zuckerrüben 324 305, 22 910,2), Runkelrüben als Futterrüben 236 332,1 ( 9113, 9),

öhren 295 9425 ( 17435), weiße Rüben als Hauptfrucht 34512, 4 100, als Nachfrucht 115 936, (— 4833, 1), Kohlrüben 112133, ( 2763, 2), Winterraps und Rübsen b8 480,1 ( - 5330, 7), Sommer raps und Rübsen 2841, (— 208,27), Hopfen 23991, (- 45,7), Klee 11104132, ( 26136, 1), mit anderen . . (Lupinen, Luzerne. Esparsette, Serradella, Mais und Grassaat aller Art) 489 016,9 ha (- 8672, 7).

Die nicht unerhebliche Abnahme der Anbaufläche bei den wichtigsten Getreidearten, nämlich dem Winterweizen und Winterroggen um 3,6 bezw. 1,9 v. H., wird annähernd wieder ausgeglichen durch die Zu— nahme der Anbauflächen bei dem Hafer, der Sommergerste und dem Sommermenggetreide um 2, bezw. 433 und 6,3 v. H. Bemerleng⸗— werth ist ferner der stärkere Anbau der Mischfrucht und des Sommer⸗ weijens um 58, 4 bezw. 459 v. H.; das Areal der Wintergerste und der Ackerbohnen nahm gleichfalls um 3,0 bezw. O, 6 v. H. zu. Dagegen weisen die übrigen Getreidearten und Hülsenfrüchte einen Rückgang ihrer Anbauflächen auf, der beim Winterspel; und Emer 3,0, dem Sommerspelz und Emer 22,2, dem Sommer roggen 1,4, dem Wintermenggetreide 1,3, dem Buchweizen 45, den Erbsen 37, den Wicken G3 und den Lupinen 3,7 v. H. beträgt. Weiterhin haben von den Hackfrüchten die Zuckerrüben, dle Möhren und die als Nachfeucht gebauten weißen Nüben 656 bezw. G6 und 40 v. 5. ihrer früheren Anbaufläche eingebüßt, dagegen die Kartoffeln, die Runkelrüben, die weißen als Haupfftucht gebauten Rüben und die Kohlrüben dieselbe um 08 bezw. 40, O, und 25 v. H. erweitert. Von den , , mfg verloren der Winter und Sommerrapß bezw. der Rübsen sowie der Hopfen 8,4 bejw. 6,8 und 15,5 v. H. ihrer bisherigen Anbaufläche. Von den Futterpflanzen weisen Klee, Lupinen (zum Futter) und Lapinen eine Zunahme um 2,4 bezw. O5 bezw. O4 v. H, dagegen Esparsette, Serradella, Mais und Grassaat aller Art eine Abnahme um 1,0 bejw. 45, 6,5 und 1,5 v. ö nach. Der Gebietzumfang der Wlesen und Weinberge, die 1894 3272 495 bezw. 17 292 ha bedeckten, nahm endlich um 323 bezw. 78,5 ha (0, 9001“ und O,5 p. H.) .

Wat die Vertheilung der Anbaufläche für die wichtigsten Feld⸗ früchte auf die einzelnen Provinzen anlangt, so zeigt der Winter—⸗

Ii ert Die Schmelser und ĩ

izen, abgesehen von Schleswig⸗Holstein und Ostpreußen, wo dem—= ih im Vergleich mit 1884 eine um 7,5 bezw. 6,4 v. H. größere säche bei der Bestellung eingeräumt wurde, einen von 11,7 v. H. in osen biz 1,5 v. SO. in Rhesnland schwankenden Rückgang. Am be— beutendsten war derselbe nächst Posen mit 7.5 bezw. 69, h, 1, Hz,

4,5 und 42 v. H. in Hohenzollern, Hessen⸗Nassau, Sachsen, West⸗ preußen, Brandenburg und Pommern, denen sich mit je 26 v. H. Schlesten und Hannover, mit 2,4 v. H. Westfalen und mit 1,5 v. H. Rheinland anschließen. Auch der Winterroggen beanspruchte nur in Posen, Schleswig -Holstein und Rheinland . Anbauflächen von 1,6 bejw. G4 und O, Lv. SG. In den sämmtlichen übrigen Provinzen wurden

eringere Flächen angebaut. Fast auf gleicher Höhe hielt sich die

bnahme in . Pommern und Westfalen (H5 bezw. H,7 und

6.1 v. H.); sie sank auf 3.7 und 3,1 v. H. in Hessen. Nassau und Sachsen, schwankte zwischen eins bis zwei vom Hundert in West— preußen, Hohenzollein, Schlesien und Ostpreußen (i, 9 bezw. 1,5, 1,2 und 1,1) und betrug in Brandenburg 0,6. v. H. Der Som mer« gerste wurden durchweg in allen Provinzen größere Flächen ein geräumt, schwankend zwischen 13,0 und 1.4 b. H. in Hannover und Rheinland. Nächst Hannover sind mit größeren Anbauflächen von 8,3 bezw. 7,8, 5, 6, 4,1, 3,8, 2,, und 2,? v. H. Pommern, Sachsen, Westpreußen, Hessen⸗Nassau, Brandenburg und Ost⸗ , , zu verzeichnen, denen sich Posen, Hohenzollern, Schleswig—⸗ Holstein und Westfalen mit 15,8 bezw. 1,5, 0,7 und 0,2 v. H. anreihen. Der Ha fer beanspruchte gegen 1894 mit Ausnahme der Provinz Schlewig⸗Holstein, wo der Anbau um 1,1 v. H. abnahm, gleichfalls in allen Provinzen größere Flächen, schwankend zwischen 6,9 und O, v. H. in Hannover und Hohenzollern. Die erheblichste Zunahme nächst Hannover wurde mit 5,9 bezw. 5,7, 4,6 und 3,7 v. H. für Westfalen, Prnömern, Hessen⸗Nassau und Sachsen nachgewiesen. Hieran reihen sich mit 25, 2.0, 1.8 und 1,1 v. H. die Provinzen Westpreußen, Brandenburg, Schlesien und Ostpreußen. Weniger denn eins vom Hundert wurden für Possen und Rheinland mit je E68 und schließlich mit 0.3 v. H. für Hohenzollern ermittelt. Der Anbau der Kartoffeln hat gleichfalls in allen Provinzen zu⸗ genommen, Brandenburg ausgenommen, wo derselbe um O, 1 v. H. jurückging. Die größte Ausdehnung mit 2.5 und 23 v. H. wurde für Sachsen und Hohenzollern nachgewiesen; ihnen folgen Hannover und Schlesien mit je 1,1 v. H. Weniger denn eins vom Hundert, schwankend zwischen 0, in Westpreußen und 0,2 in Ostpreußen, be⸗ trug die Vermehrung des Anbaus in den übrigen Provinzen.

Wendet man sich der gewonnenen Fruchtmenge zu, so ergiebt sich für den gesammten Staat folgendes Bild: Der Winter. weizen wie Winterroggen bleiben 1895 in ihrem Grdruschertrag⸗ wohl mit bedingt durch den Rückgang der Anbaufläche, gegen das Vorjahr um 2,8 bejw. 19 v. H. zurück; dagegen zeigen Hafer und Sommer- gerste (bedingt durch den stärkeren Anbau) erhebliche Mehrerträge von 25 bejw. 5,5 v. H.; höhere Erträge werden ferner noch nach— gewiesen bei dem Sommerweizen, dem Sommerroggen, der Winter.

erste, dem Sommermenggetreide, den Ackerbohnen und der Misch— rucht von 2,2 bezw. O, 8, 9.3, 1ů,, 1,4 und 98 v. H., während die übrigen Getreide, und Hülsenfrüchte, der Winter! und Sommer. spelz, das Wintermenggetreide, die Erbsen, Wicken und

Druschlupinen mehr oder weniger erhebliche Ausfälle zeigen. Mit Ausnahme der Zuckerrüben und der als Nachfrucht gebauten weißen Rüben war die Einte der Hackfrüchte, insbesondere die der Kartoffeln, erheblich beßer als im Vorjahre. Dieselbe stellte sich bei den Kartoffeln um 147 v. H. höher. Hinzu kam, daß durch Krankheit im Vergleich mit dem Vorjahre eine um 55,0 v. H. ge— ringere Menge derselben geschädigt wurde. Von den Handels gewächsen erlitten der Sommerrapf und Rübsen sowie der Hopfen einen Ausfall von 4.1 bezw. 8,0 v. 7 für Winterraps und Rübsen wurde dagegen ein Mehrertrag von 7,8 v. H. nachgewiesen. Die Futterpflanzen und Wiesen ergaben, mit Ausnahme der Lupinen Gur Deu⸗ und Strohgewinnung), sowie der als Hauptfrucht gebauten Serradella, überwiegend Mehrerträge, die sich bei dem als Futter ge⸗ bauten Klee, der Luzerne und der Esparsette, dem Mais, der Gras— saat aller Art und den Wiesen auf 42,8 bezw. 17,7, 15,4, 10,7, 27,3 und 13,8 v. H. beliefen.

Zum besseren Verständniß der 1896er Ertragszahlen stellen wir hierunter die Ergebnisse der letzten fünf Jahre für die wichtigsten Feldfrüchte zusammen. Es wurden geerntet:

an 1891 1892 18393 1894 1895

Tonnen zu 1000 kg

Winterweizen 1057 417 1558591 1672789 1592 084 1555 254 Winterroggen 3 0660 507 4610116 5263251 4946176 4852266 Sommergerstel 162 005 1132136 949765 1163 231 1227224 Hafer .... 3 216 547 2 889 854 2068 758 3 251 609 3 333 632 Kartoffeln . 11 302 920 16 899 996 20 668 747 18 917 593 21 731513 dav. krank v. H. 6,8 12 2, 2 6,1 2,4 ,. 2936729 3143197 3632863 4419 664 4717 854

interrapß. 63 889 79 525 76975 71 9814 77410 Kleeheu . .. 2926 807 2564268 1736 425 2305053 3291796

Wiesenheu . . 7 251 245 6603 563 5 308942 7523 288 8559 394

Sind auch, wie in den Vorjahren, die endgültigen Ermittelungen des Ernteertrags nicht unerheblich hinter jenen der Saaten! und Erntestands. Berichterstatter zurückgeblieben, so ergaben dech immerhin auch die in den einzelnen Gemeinden und Gutsbezirken vorgenom⸗ menen endgültigen Erhebungen sür die wichtigsten Halmfrüchte mehr als eine Durchschnittsernte, insbesondere für die Futterrüben und Kartoffeln einen außerordentlich hohen Ertrag. Ueberschritt doch das Gesammtergebniß der 1895er Ernte für die vorbezeichneten Feld⸗ früchte den für die vorangegangenen sünf Jahre 1890 bis 1894 be— rechneten Durchschnitteertrag bei den Futterrüben um 56,2, bei ven Kartoffeln und dem Kleehen um je 32,5, bei dem Wiesenheu um 235, bei dem Hafer und der Sommergerste um 16,2 bezw. 13,1. beim Winterroggen und Winterweizen um 11,6 bezw. 6,9 und beim Winter⸗ rapß um 1,5 v. H.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Frankfurt a. M. berichtet die Frkf. Ilg. zum Aus stand der Schmiedegehilfen (vgl. Nr. 169 d. Bl.), daß jetzt bei 14 Firmen von 70 Gesellen zu den neuen Bedingungen gearbeitet werde; etwa 40 Gesellen sind noch ausständig. .

Aus Görlitz wird der ‚Voss. Ztg. vom gestrigen Tage ge⸗ schrieben: Die Arbeitgeber der Konfektionsbranche kündigten den kürzlich vereinbarten Lohntarif. Der Ortsverein der Bauhand— werker leitete eine Agitation zur Unterstützung der Arbeitnehmer ein.

Aus Herne wird der ‚Rhein-Westf. Ztg.“ gemeldet: In der Ziegelei der Firma Schmidt u. Bleckmann zu Sodingen legte der größte Theil der Arbeiter wegen Lohnstreits die Arbeit nieder.

In Darmstadt haben, einer Mittheilung des Vorwärts“ zufolge, die Roller und Wickelmacher in der Lampe'schen Zigarrenfabrik wegen Lohnstreits gekündigt.

Aus Berlin theilt die Berliner Volksztg. zum Ausstande der selbständigen Mützenmacher (vgl. Nr. 159 d. Bl.) mit, daß sich inzwischen die Fabrikarbeiter mehrerer Großfirmen der Be⸗ wegung angeschlossen haben.

In London ist, wie . W. T. B.“ meldet, gestern das Ver⸗ mittelungsamt für die Kohlenindustrie zusammengetreten. Die bk lang der Grubenarbeiter weigerte sich, die Vorschläge der Grubenbesitzer über den Weiterbestand des Vermittelungsamts anzu—⸗ nehmen, und die Grubenbesitzer lehnten die Gegenvorschläge der

Arbeiter ab. Eine Krisis win befürchtet.

on. Ztg. vom gestrigen Tage tele⸗ Meodelleure der hiesigen engießereien sind andauernd im Ausstande, Die Zahl der eiernden hat erheblich ge nne, Die Unternehmer wie die Ar- eiter halten zahlreiche Berathungen, um die Lage zu prüfen. Bis 3. haben die Unterne hmer nicht nachgegeben, und die Arbeiter ihrerseits haben einstimmig beschlossen, den Autstand ie,, In Rou⸗ baix haben die Eisenmodelleure gleichfalls einen Ausstand ö mit der Forderung, daß die Stücklöhnung und die Lohnprämien ab⸗

Aus Lille wird der

geschafft, die Löhne für Ueberstunden um 50 / erhöht werden. Wie

W. T. B. meldet, verläuft der Auëstand in Roubaix völlig ruhig.

Kunst und Wissenschaft.

Der Bildhauer Professor Erdmann Encke, der Schöpfer des Denkmals der Königin Luise im Thiergarten, des Jahn Denkmals in der Hasenhaide und der Sarkophage des Kaisers Wilhelm J. und der Kaiserin Augusta im Mausoleum zu Charlottenburg, ist in der Nacht vom Dienttag zum Mittwoch auf seiner Villa in Neu— Zabel sberg einem langjährigen Lungenleiden erlegen. In Rom, wo, er zuletzt weilte, nahm die Krankheit einen so akuten Charakter an, daß der Patient auf schleunige Deimreise drang; bereits einen Tag nach seiner ier r! ereilte ihn der Tod in seinem 54. Lebensjahre. Encke war am 6. Januar 1843 zu Berlin geboren und erhielt auf der Königlichen Akademie der Künste im Atelser Albert Wolff's seine künstlerische Ausbildung. Schon in jungen Jahren lieferte er alg erste größere Arbeit die Bronzestatue von Friedrich Ludwig Jahn, welche 1877 in der Hasenhaide enthüllt wurde. Bald darauf schuf er ferner die Brenzestatuen des Großen Kurfürsten und Friedrich's des Großen für, das Zeughaus, sowie daz Bronze⸗Standbild des Kurfürsten

riedrich l., für eine der Portalnischen des Berliner Rathhaufes. Im bekanntesten wurde indessen sein Name durch das 18580 enthüllte Marmorbild der Königin Luise im Thiergarten (ein Seitenstück zu der Statue Friedrich Wilhelm's III. von Drake), das mit einem reichen Figurenrelief Deutschlands Leidens. und Befrelungezeit dar⸗ stellend, geschmückt ist, Im Jahre 1890 fertigte Encke das Spandauer Denkmal des Kurfürsten Joachim 1I. zur Erinnerung an die Ein— führung der Reformation und die anmuthige Gruppe der Kur— fürstin Elisabeth von Brandenburg, ihren Sohn Joachim in der Religion unterrichtend. Der Bronzeguß dieser Gruppe befindet sich in der National Galerie. Endlich vollendete er 1394 die oben erwähnten Sarkophage Wilhelm's J. und der Kalserin Augusta für das Charlottenburger Mausoleum. Auch die Marmorstatue deg Erz⸗ engels in der Vorhalle des letzteren ist ein Werk seiner Hand. Außer- dem modellierte der Künstler eine große Anzahl von Porträtbüsten, bei welchen er mit Glück die Polychromie anwandte, und mehrere anmuthige Genrefiguren.

Das Musęum für Raturkunde hat, der ‚Nordd. Allg. Ztg. zufolge, im Jahre 1895,95 nur 26 019 Besucher gehabt, gegen 32954 im Vorjahre. Ende März hatten die Generalkataloge der zoologischen Sammlung die Schlußnummer 312510 erreicht; die Vermehrung im letzten Jahre betrug insgesammt 5707. Außer— ordentlich zahlreiche Personen und Institute benutzten die zoologische Sammlung zu wissenschaftlichen Zwecken. Die wissenschaftlichen Beamten arbeiteten , eine „Anleitung zum Sammeln, Kon— servieren und Verpacken von Thieren“ aus, welche auf Kosten des Museums gedruckt und Beamten und Reisenden in den deutschen Kolonien zugesandt wurde.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Den beim ungarischen Ackerbau⸗Ministerium bis zum 1. Juli eingegangenen Berichten über den Saatenstand entnimmt die Wien. Itg.“‘ Folgendes: Die Ertragsaussichten haben sich im Durch⸗ schnitt nicht geändert. Der durch Insekien verursachte Schaden ist unbeden⸗ tend, der Hagel schadete nur sporadisch. Die mit Weizen bebaute Fläche wird nach Abzug des durch Elementarereignisse verursachten Schadens auf 5 345 g00 Katastraljoch geschätzt, der zu erwartende Ertrag per Joch im Durchschnitt aaf 7,41 M.„Itr., der zu erwartende Gesammt⸗ ertrag auf 39 618154 M. -Ztr. gegenüber dem Endresultat des Vorjahres mit 39 270 876 M.⸗-Ztr. Die Ernte⸗Arbeiten waren von dem Regen⸗ wetter , Die mit Roggen bebaute Fläche wird nach Abzug für Elementarschäden auf 2014979 Katastraljoch, der zu erheoffende Ertrag per Joch auf 651 Mtr., der zu erhoffende Gesammt⸗ ertrag auf 13 169 157 M.Ztr. geschätzt gegenüber dem Endresultat des Vorjahres mit 10999033 M.Ztr. Der Roggen wird wohl einen etwas kleineren Durchschnittsertrag liefern als der Weizen, aber der Ertrag wird qualitativ ein ausgezeichneter sein. Der Roggen wird an vielen Orten schon geerntet, doch werden die Ernte ⸗Arbeiten durch das schlechte Wetter behindert. Die mit Gerste bebaute Fläche beziffert sich nach Abzug der Elementarschäden mit L806 753 Katastraljoch, der Ertrag per Joch auf 670 M.⸗HZtr. Es läßt sich demnach ein Gesammtertrag von 12109 195 M.„Itr. erwarten gegenüber dem des Vorjahres mit 10 905751 M. Ztr. Im Gegensatz zum Vorjahre dürfte 1895 Export⸗ gerste in vorzüglicher Qualität reichlich vorhanden sein. Das mit Hafer bebaute Areal umfaßt nach Abzug der Elementarschäden 1740 984 Katastraljoch; per Jech läßt sich ein Ertrag von 6,41 M.⸗Ztr. und ein Gesammtertrag von 11 155 865 M.⸗Itr. erwarten gegenüber dem des Vorjahres mit 10 2646598 M. Ztr. Der Hafer verspricht sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht einen sehr guten Ertrag. Der Raps wurde zum . Theil schon geerntet, jedoch mit meistentheils ungenügendem Resultat. Der Mais steht im allgemeinen zufriedenstellend und gut.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Kairo, 5. Juli. Insgesammt sind gestern, wie W. T. B.“ meldet, 377 weitere Erkrankungen und 28 Todesfälle an Cholera gemeldet worden; davon entfallen 7 bezw. 3 Fälle auf Alexandrien, 8 bezw. 5 Fälle auf Kairo, 32 bezw. 17 Fälle auf die egyptische Armee in Wadyh alfa. In der britischen Armee in Wadyhalfa sind bisher 5 Todesfälle an Cholera vor⸗ gekommen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberxschlesien. . An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 12136, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. . In Lienen sind am 7. d. M. gestellt 4672, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwang Versteige rungen.

Beim Königlichen Amtsgericht IJ Berlin standen am 2. Juli die nachbezeichneten nnn ch zur Versteigerung: Grundstück zu Friedenau, Kirchstraße 15, dem Tischlermeister Robert Der zog zu Friedenau, Handlerystraße 52 wohnhaft, gehörig; Flächen—⸗ raum 7,39 a, Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 300 6; Meist⸗ bietender blieb der dentier Fritz Heyl sen. zu Schöneberg, Bahn traße 12, mit dem Gebot von 91 bo0 4M Grundfstück zu 6 ichterfelde, Manteuffelstraße 3, dem Lieutenant a. D. Leopold Siemens gehörig, Flächenraum 9,87 a; Nutzungswerth zur Ge⸗ bäudesteuer 1350 M; mit dem Gebet von 19 900 M wurde der Geheime expedierende Sekretär Gustav Schicke zu Berlin, , n n. 27, Meistbietender. Grundstück zu Steglitz, Birk uschst g 14, dem Maurermeister Christlan Balz˖er ehörig; Flächenraum 5,25 a, Nutzungswerth zur ebãude⸗ . I3600 ; mit dem Gebot von 50 000 M blieb die Frau Maurermelster Luise Balx́er, geb. Bernhardt, zu Steglitz, Meist⸗ bietende. Grundstück zu Groß ⸗Lichterfelde, Mantenffelstraße 5, dem Lieutenant a. D. Leopold Siemens gehörig; Flãchenraum 11,12 a, Nutzungewerth zur Gebäudesteuer 3750 S; mit dem Gebot von 4353 200 0 blieb der Kaufmann Hugo Minuth zu Berlin, Lothringerstraße 17, Meistbietender. Aufgehoben wurde das 6 der Zwan nn, , wegen deß zu Deutsch⸗ Wilmersdorf, Achenbachstraße 6, belegenen Grundstücks, dem Kauf⸗

mann Gustap Kranz gehörig. l

Die „Köln. Ztg.“ meldet: In das Kölnische , . ister wurde die Deutsche n,, , aft in Köln eingetragen, welche die Legung und den Betrieb eines unterseeischen dale von Deutschland nach Spanien bezweckt in der e. der späteren Verlängerung des Kabels nach Amerika, gemäß einer der Firma Felten u. Guillaume in Mülheim a. Rh. ertheilten Ge⸗

nehmigung. Das vorläufige Aktienkapital beträgt 3 569 009 S , eiligte sind Felten u. Gulllaume und die mit der neuen esellschaft in Verbindung tretenden bestehenden Telegraphen⸗Gesell. schaften, die Gaftern. Telegrapb-Companv u. f. w. ie die -N. Bad. Ldeztg. meldet, beschloß der Aufsichts⸗ taih der Zellstoff- Fabrik aldhof in seiner vorgestrigen Sitzung, eine außerordentliche Generalbersammlung der r, auf den 28. Juli einzuberufen, um die Grhöhung des Aktienkapitals um 2 090 00 0 vorzuschlagen. . soll besonders zur Sicherung genügenden Rohmaterials, zur Bezahlung gelauster Kal an gen sowie zur Einlösung der Genußscheine dienen. Bon der Leipziger Monatsschrift fär Textil In du st rie, die von Theodor Martin in Leipzig herausgegeben wird, bringt das vorliegende sechste Heft des XI. Jahrgangs wieder eine große Zahl fachwissenschaftlicher Aufsätze, die zum theil durch Abbildungen erläutert sind. Die weitverzweigten Gebiete der Spinnerei, Weberei, Wirkerel, Färberei, Appretur u. . w. finden hier eingehendste Berůũcksichligung; auch diese jüngste Nummer legt Zeugniß ab von dem Bestreben der Redaktion, die Zeltschrift interessant und für jeden Fachmann werthvell zu gestalten.

Stettin, 8. Jull. (B. T. B) Getreidemarkt. Weizen geschãftslos, loko per Juli⸗August per Sept. Oktober er. Roggen geschästs los, loko per Juli-August pr. September. Okt. 111,50. Pommerscher Hafer loko 118—- 121. Räbzl loko unverändert, per . 16,79, per Sept. Okt. 46, 00. Spiritus ö, loko mit 710 M6 Konsumsteuer 33,59). Petroleum oko 109,75.

Breslau, 8. Juli. (W. T. B) Getreide, und Pro— duktenmarkt. Spiritus per 1090 1 106 0,μ= exkl. H0 4M Verbrauchs⸗ abgaben yr. Jull 53,30, do. do. 0 S. Verbrauchtzabgaben pr. Juli 33. 30.

Magdeburg, 8. Juli. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn- zucker exkl. von S2 ½. —, Kornzucker erkl. S8 O Rendement =, Nachprodukte exkl. 75 o Rendement 7,10 —– 8, 0. Geschästslos. Brotraffinade 1 —. Brotraffinade I Gem. Rafsfinade mit 6 24,25 —-25.50, Melis 1 mit Faß —. Still. Roh⸗ zucker J. Produkt Transito f. a. B. 3 per Juli 970 bez., M26 Br., pr. August 8,827 bez. und Br., pr. September 9, 99 Go., db Bre pr. Oktober ⸗Dezember 10 26 Gd., 1025 Br, pr. Januar März 10,424 bez, 104145 Br. Flau.

Leipzig, 8. Juli. (W. T. B. Kammzug-⸗-Terminhandel. La Mata. Grundmuster B. pr. Juli 322 M, pr. August 3.25 46, vr. September 3.25 M, pr. Oktober 3, 235 Y, pr. = 3, 274 A, pr. Dejember 3,27 , pr. Januar z, 30 , pr. Februar z, 30 3 pr. März 3,326 , pr. April 3,35 M, pr. Mai 3,35 S, pr. Juni 3, 39 66 Umsatz 30 000 kg. Ruhig.

Mannheim, 8. Juli. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. Juli 14,45, yr. November 1420. Roggen rr. Jusi 11,60, pr. November 1150. Hafer pr. Juli 12,50, pr. November 12,15. Mais pr. Juli 8, 30, pr. November 8,70.

Bremen, 8. Juli. (W. T. B.) Börsen⸗ Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der remer , Fest. Loko. 6,30 Br. Russtsches Petroleum. Loko 6, 10 Br. chmalz. Ruhig. Wilcor 25 3, Armour shield . Z, Cudahy 23 4, Choice Grocery 235 3, White label 23 3. Falrbanks 21 3. Speck. Ruhig. Short clear middl. loko 25 3. Reis unverändert. Kaffee unverändert. Baumwolle. Willig. Uyland middl. loko 371 . Ta back. 32 Faß Kentucky, 26 Faß Maryland, 15 Faß Stengel, 100 Seronen Ambalema.

Ham hurg, 8. Jull. (W. T. B.) Ge treidemarkt. Weizen loko ruhig, holsteinischer leko neuer 145 155. Roggen lokg rubig, hiesiger —, mecklenburger lolo neuer 122 -= 136 russischer loko ruhig, 74— 78. Hafer ruhig. Gerste ruhig. Rübsi (unverzollt) ruhig, loko 47. Spiritus still, pr. Juli-⸗August 175 Br. pr. August · September 175 Br., pr. September⸗Ottober 173 Br., pr. Oktober November 171 Br. taffee fest. Umsatz 3000 Sack. Petroleum fest. Standard white loko 6 35.

Kaffee. (Nachmittagsbericht. Good average Santos pr. September 58, pr. Dezember 564, pr. März 8e pr. Mai 56. Ruhig. uckerm arkt. (Dchlußbericht.) üben · Rohzucker L Produkt Basis 88 0/9 Rendement neue Usance, fret an Bord Hamburg pr. Juli 9, 825, pr. August 9.92, pr. September 1000, pr. Oltober 10174, pr. Dezember 10 35, pr. März 1050. Behauptet.

Wien, 8. Juli. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen pr. Herbst 6,58 Gd., 6,50 Br., pr. Frühjahr Gd., Br., Roggen pr. Herbst 5.59 Gd., 5, 61 Br., pr. Frübjahr Gd., Br. Mais pr. Juni⸗Juli 405 Gd., 4,07 Br., pr. Juli⸗August Gd. Br., pr. August⸗September Gd, Br., pr. September⸗ Oktober 419 Gd, 4.21 Br,, pr. Mal-⸗Juni Gd, Br., Hafer pr. Herbst 5.53 Gd., 5.h5 Br., pr. Frübjahr Gd., Br.

Pe st, 8. Juli. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko flau, pr. Herbst 6,27 Gd., 628 Br., rr. Frühjahr 661 Gd. 6,63 Br. Roggen pr. Herbst 5,18 Gd., 5.20 Br. Hafer pr. Herbst bio9 Gd., 5, 19 Br. Mais pr. Juli. August 371 Gd., 3,72 Br., pr. Mai. Juni 1897 3,99 Gd., Gol Br. Kohlrapt pr. August⸗September

10,46 Gd., 10,55 Br. (W. T. B.) Getreidemarkt. Sc

London, 8. Juli. Weijen sehr stil, d sh. niedriger, Hafer flauer, übriges ruhlg. Schwim mendes Getreide ruhig, Gerste mehr angeboten.

Wollauktion. Tendenz stramm. Croßbreds begehrt, mitunter theurer, Scoureds unregelmäßig.

96 9υC Javazucker 12 träge, Rüben⸗Rohzucker loko 9 stetig. Chile Kupfer 49, pr. 3 Monat 4911 /.

Liverpool, 8. Juli. (W. T. B.) Baum wolle. Umsatz 12 009 B., davon für Spekulation und Export 1000 B. Stetig. Amerikaner 1, niedriger. Middl. amerikanische wer,. . nahe Termine ruhig, entfernte stetig. Juli⸗August 3*½ν Verkäuferpreis, August.· September 340 ½½ Käuferpreis, eptember Oktober 34 /e Verkäuferpreis, Ottober November 30/9 Werth, November ˖ Dezember i /e i' /s Käuferpreis Delember Januar 37 eg— sen Werth, Januar⸗Februar 326 /g. Verkäufe preis, Februar⸗März 32/3 Käufer. preis, März April 34/eé= 3M do., Aptil Mai 3a / g 3* /e d. do.

Paris, 8. Juli. (W. T. B.) (Schluß) Rohzucker ruhig, 88 o, loko 288. Weißer Zucker fest, Nr. 3, per 100 Eg, pr. en 30, pr. August 303, pr. Oktober⸗ Januar 30, pr. Januar⸗

. Börsenverlau

(Schluß · Kurse) für andere

I. Denver & Rio Grande reren red as. Illinois Mentkal Ketten gat, zale Shore Shareg 14, muigville & Nashville Aktien 484. NewYork Lake Erie Shareg . New. Jork Zentralbahn 54, Northern Paeifie Preferred 166, Norfo n, , r m a, and e d dio J. Inc. ds. Union e en 6t, 40,½ Verein tagten Bondz d. Ln Silber, Commercial Barg 687. Tenden eld: Le

.