1896 / 173 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 22 Jul 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Mülholtzer v. Mülholtz auf Kirchenreinbach ptm. von der been gen ii en,. sher kommandiert ,,, n, des Königl. preuß. Großen Generalstabs, unter Stellung à la suite det Ingen. Korptz, jum EisenbahnlinienKommissar in Ludwigshafen, Steyrer, Hauptm. des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, Babinger, Pr. Lt. des 10. Inf. Regtz. von der Tann, Hertin ger, Pr. Lt., bisher Ala suite des 13. Inf. Regts. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich und Vorstand der Arbeiter ⸗Abtheil., letztere beiden unter . zu Hauptleuten ohne Patent, sämmtlich in ihren Truppenthellen zu Komp. Chefs, Hei ders berger, Pr, Lt. des 13. Inf. Regts Kaiser Franz . von Oesterreich, unter Stellung 2 la suite dieses Truppentheils, zum Porstand der Arbeiter Abrheil,, ernannt. Frhr. Reichlin v. Meldegg, Oberst (mit dem Range eines Brig. Kommandeurs), bisher à la suite des Inf. Leib— Regts., n, ,, ,. in Berlin und , ,, zum Bundesrath des Deutschen Reichs, unter Versetzung zu den Offizieren Ala suite der Armee, Frhr. v. Schacky auf Schsnfeld, Oberst, bisher à la suite des 1. Schweren Reiter ⸗Regts. Prinz Karl von Bayern, Kommandeur der 1. Kav. Brig., zugleich mit Wahrnehmung der Geschaste des Inspekteurs der Hirsch Strafanstalten beauf⸗ tragt, zu Gen. Majoren, Graf v. Seinsheim, Oberst Lt. à la guite der Armee, zum Obersten, Engelhardt, Sec. Lt. im 19. Inf. Regt, Krafft, Sec. Lt. im Eisenbahn⸗Bat.,, zu Pr. LTtz. ohne Patent, befördert.

Abschtedsbewilligun gen. Im aktiven Heere. 17. Juli. Hoffmann, Oberst und Kommandeur des 6. Inf. Regts. Kaiser ilhelm, König von Preußen, unter Verleihung des Charakters als Gen. Major, Hflaumer, Aberst und Kommandeur des 19 Inf. Regts. Prinz Ludwig, unter Ertheilung der Erlgubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den bestim mungs mäßigen Abzeichen, mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt.

Nichtamtliches.

Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich, wie „W. T. B.“ aus Molde meldet, gestern früh an Land und machten einen längeren Spaziergang.

Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher ,. im Monat Juni 1896 ergiebt für 62 Bahnen, die schon im Juni 1895 im Betriebe waren, Folgendes:

Gesammtlänge: 39 799,18 km.

im gegen auf gegen Ganzen das Vorjahr 1 km das Vorjahr

46 . 46 46 9g

für alle Bahnen im Juni 1896 aus dem Per⸗ sonenverkehre 36 364 789 4 001 464 932 123 11,66

aus dem Güter⸗ verkehre . 71 977 067 47 009799 18144 144 S, 62

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. April 31. März in der Zeit vom 1. April 1896 bis Ende Juni 1896

Einnahme

aus dem Per⸗ sonenverkehre 88 834 167 44099542 27284 774 2.90

aus dem Güter⸗ verkehre . 182779141 411915905 55650 4 265 4 5,01

für die Bahnen mit dem k

1. Januar 31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Juni 1896

aus dem Per

sonenverkehre 31 793 692

41724 394 4862 4 1514 3, 21 aus dem Güter⸗

verkehre . 65 322 254 46100 020 9841 4 6944 7,59

Im Jahre 1896 fiel das Pfingstfest in den Mai, im Jahre 1895 in den Juni.

Eröffnet wurden: am 1. Juni die Strecke Geestemünde— Cuxhaven 43,27 km mit der Abzweigung von Speckenbüttel nach Bederkesa 1761 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion in ,, am 8. Juni der Änschluß von Rixderf nach

iederschönweide⸗Johannisthal 5,7 km (Königliche Eisenbahn⸗ Direktion in Berlin).

In dem soeben im Verlage der hiesigen Mittler schen Hofbuchdruckerei erschienenen, vom Auswärtigen Amt heraus⸗ Le, . amtlichen Verzeichniß der Kaiserlich

eutschen Konsulate wird auch diesmal im Interesse des Publikums darauf hingewiesen, daß es sich empfiehlt, Schreiben, in denen die amtliche Thätigkeit einer Konsular⸗ behörde in Anspruch genommen wird, an das betreffende Konsular amt (die Adresse in lateinischer Schrift: Dentsches General-, Vize] Konsulat) und nicht an die Person des Stelleninhabers zu richten. n g.

Die Nichtbeachtung dieses Hinweises kann zur Folge haben, daß Schreiben mit persönlicher Adresse, welche einem aus dem Amt ausgeschiedenen oder für längere Zeit beurlaubten Konsul nachgesandt werden, erst eine verspätete oder überhaupt keine Erledigung finden.

In Fällen, wo das Verzeichniß Konsularämter als zur Zeit vakant bezeichnet, sind die Schreihen dennoch an die betreffende are Te hölh⸗ zu richten, damit sie von dem zuständigen, wenngleich in dem Verzeichniß nicht namhaft gemachten Verweser erledigt werden können.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine beabsichtigt S. M. S. „Prin zeß Wilhel m', Kommandant Korvetten⸗Kapitän von Holtzendorff, heute von Shiakwan in See zu gehen.

Nach d . 6 d Hess

ach dem Staatsvertrag zwischen Preußen un essen vom 23. Juni d. hat 3 r g te Regierung übernommen, die gesetzlichen Bestimmungen über die Pensio⸗ nierung der im Dienst der Gemeinschaft verwendeten hessischen Beamten und über die Versorgung ihrer

vorläufigen

Hinterbliebenen mit den bezüglichen Bestimmungen der preußischen Gesetze in Einklang zu bringen. ur eurtheilung der hieraus sich ergebenden Aende⸗ rungen hat, wie die „Darmst. Itg.“ meldet, das Großherzog⸗ lich Staats⸗Ministerium beiden Kammern der Stände zwei . zur einstweiligen Kenntniß⸗ nahme mitgetheilt, deren verfassungsmäßige Verabschiedung im übrigen, da sie noch die letzten Durchberathungsstadien in den Ministerien und eine schließliche Verständigung mit der preußischen Regierung zu durchlaufen haben werden, dem nächsten Landtage vorbehalten bleibt.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Minister des Aeußeren Graf von Goluchowski begab sich gestern zum Besuch des Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe nach Alt-Aussee, von wo er am Abend nach Ischl zurückkehrte. Heute früh ist der Minister wieder in Wien eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

Die Königin kam gestern Nachmittag von Windsor nach London, um der Vermählung der Prinzessin Maud von Wales mit dem Prinzen Karl von Dänemark bei⸗ zuwohnen. Bevor sich die Königin nach dem Buckingham⸗ palast begab, sprach Allerhöchstdieselbe in Marlborough⸗House vor, begrüßte den Prinzen und die Prinzessin von Wales, sowie die Fürstlichen Gäste und besichtigte dann die Hochzeitsgeschenke der Prinzessin Maud. Dem Kronprinzen von Dänemark verlieh die Königin den Hosenband⸗Orden und dem Prinzen Karl von Dänemark den Bath⸗Orden.

Gestern Abend gab der Prinz von Wales in Marl⸗ borough⸗House ein glänzendes Festmahl, an welchem die dänischen Prinzen, sowie beinahe sämmtliche Mitglieder der britischen Königlichen Familie und die ausländischen Fürstlich⸗ keiten, welche zur Vermählungsfeier in London weilen, theil⸗ nahmen.

In einer am Montag unter dem Vorsitz des Herzogs von Westminster abgehaltenen Versammlung des Fenn, comités für Kreta wurde beschlossen, eine Kommission zur Vertheilung von Unterstützungen nach Kreta zu entsenden und zu einem JZusammenwirken der amerikanischen und europäischen Völker behufs Erleichterung der wachsenden Noth auf Kreta aufzufordern.

Frankreich.

Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein ministerielles Rundschreiben, betreffend die Regelung der Lage der ausländischen Studierenden der Medizin. Die Lehranstalten sollen den Medizinern offen stehen, welche zu ihrer weiteren Ausbildung eintreffen. Die Studieren⸗ den sollen in zwei Kategorien getheilt werden; diejenigen Studierenden, welche die ärztliche Thätigkeit in Frankreich ausüben wollen, müssen ein französisches Baccalaureatsdiplom oder ein gleichwerthiges Diplom beibringen, die übrigen Studierenden sollen von der Baccalaureatsprüfung befreit sein, das von ihnen aber erworbene Diplom soll ihnen nicht k geben, die ärztliche Thätigkeit in Frankreich aus⸗ zuüben.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer verlas der Minister⸗Präsident di Rudini eine Erklärung, worin er darauf hinwies, daß er die Ursachen der Demission des Kabinets, als er dieselbe dem Hause mitgetheilt, ohne Rückhalt dargelegt habe. Die Ursache der letzten Krise bezeichne daher den einzigen Punkt, bei welchem das Programm der Regierung jetzt abgeändert werde. Die Regierung habe sich nach Prüfung der Lage über⸗ zeugt, daß die legislativen Dekrete vom November 1894, betreffend die Reorganisation des Heeres, nicht zur Anwendung gelangen könnten, und daß es außerdem nicht angebracht sei, andere radikale Veränderungen im Heeresbestande einzuführen. Es sei daher nöthig, die Dinge wieder auf den Stand zu bringen, auf dem sie sich im wesentlichen infolge der Geseße von 1887 und 1892 . hätten. Die Regierung halte es jedoch für unumgänglich nöthig, in das Kriegsbudget für 1897/98 die Summe von 230 Millionen Lire, abgesehen von den Ausgaben für Afrika, einzusetzen; die Regierung ver⸗ traue, sie werde, wenn der Friedenszustand fortdauere, letztere in die Grenzen, in denen sie sich seit 1393 hefunden hätten, zurück⸗ bringen können. Die Regierung behalte sich vor, wenn es nöthig werde, bei der Wiederaufnahme der parlamentarischen Arbeiten Maßnahmen vorzuschlagen, welche die Konsolidierung des Budgets und die Sicherung des Gleichgewichts degs⸗ selben bezweckten. Das Kabinet lade nunmehr die Kammer ein, ihre Arbeiten fortzusetzen und die Berathung der Vorlagen, betreffend Sizilien, wieder aufzunehmen, welche ohne Nachtheil für die öffent⸗ lichen Angelegenheiten nicht in der Schwebe bleiben könnten. Nach dem Minister⸗Präsidenten di Rudini sprach der Depu⸗ tirte Imbriani, welcher ausführte, die Art und Weise, wie die Kabinetskrisis vor sich gegangen sei, sei nicht korrekt ge⸗ wesen. Der Minister⸗Präsident habe sich von Ricotti getrennt, um einen Programmwechsel vornehmen zu können. Redner erklärte, er sei von dem Wiedereintritt Visconti Venosta's in die Regierung nicht befriedigt; letzterer werde, wie er ehemals Napoleon unterthan gewesen sei, jetzt dem Deutschen Kaiser und dem Kaiser von Oesterreich ,, . sein. Auf eine Anfrage des Deputirten Sanguinetti erklärte der Minister⸗Präsident di Rudini, die Regierung beabsichtige, den Entwurf, betreffend eine Eisenbahn-Enquéte, in Ueherein⸗ stimmung mit dem Votum der Kammer aufrecht zu halten. Die Sitzung wurde sodann auf kurze Zeit vertagt, da die Minister sich in den Senat begaben. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde die Berathung der Vorlage, betreffend das hin n err, für Sizilien, beendet. .

Im Senat verlas der Minister⸗Präsident di Rudini dieselbe ir . Erklärung. Eine Interpellation Vitel⸗ leschi's über die letzte ministerielle Krisis wird am nächsten a zur Berathung gestellt werden. Der Senat nahm so⸗ dann den Gesetzentwurf, betreffend die Prämien zu Gunsten der Handelsmarine, an.

Spanien.

Die „Gaceta de Madrid“ von gestern veröffentlicht ein Dekret, wonach vom 25. Juli ab die zweite Kolumne des n für die deutschen Produkte in Anwendung ommt.

Eine am Montag abgehaltene Versammlung von liberalen Senatoren und Deputirten beschloß, alle finanziellen Gesetzentwürfe mit Ausnahme desjenigen, be⸗

treffend die Pachtverlängerung der Taback-Kompagnie, zu be⸗

kämpfen. Der gestern zusammengetretene Ministerrgth beschloß jedoch, troß der Obstruktion der Liberalen und Carlisten die Finanzgesetzentwürfe aufrecht zu erhalten.

Gestern begann der Senat die Berathung der Vorlage, betreffend die Eisenbahnsubventionen.

Türkei.

Der „Agence Havas“ wird aus Athen berichtet, die kretische Nationalversammlung sei am Montag wieder zusammengetreten. Die Versammlung, der auch die mohame⸗ danischen Abgeordneten beigewohnt hätten, habe die Ernennung verschiedener Kommissionen vorgenommen, werde aber bis zum Eintreffen der Antwort der Pforte auf die Reklamationen der Kreter nur der Form nach tagen. Seit Sonnabend sei kein Zusammenstoß zwischen den türkischen Truppen und den Aufständischen vorgekommen.

Griechenland.

Ein Trupp von 180 Mann, welcher in Macedonien eindringen wollte, um bulgarischen Umtrieben entgegenzutreten, wurde, der „Agence Hava“ zufolge, durch die thessalischen Behörden aufgelöst. Die Regierung hat energische Maßregeln ergriffen, um ähnliche Bewegungen zu verhindern.

Asien.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Peking, der Handelsvertrag zwischen China und Japan sei gestern unterzeichnet worden. Derselbe en hf r 29 Artikel und fuße auf dem Vertrage von Shimonoseki. China gestehe Japan die Rechte der meistbegünstigten Nation zu, Japan verweigere diese Be⸗

ünstigung China gegenüber. Japan erhalte die Erlaubniß, in China . anzulegen, jedoch seien die Erzeugnisse steuerpflichtig.

ezüglich der Faktoreien selbst sei noch nichts bestimmt. Die Export⸗ und Likin⸗Zölle blieben unverändert.

Der „Times“ zufolge sind in Singapore Berichte über Aufstände der Eingeborenen auf Formosa eingetroffen.

Afrika.

Aus Buluwayo wird dem „Reuter'schen Bureau“ ge⸗ meldet, daß der General Carrington am Montag die erste befestigte Stellung der Matabeles angegriffen habe. Der Kampf sei sehr heftig gewesen und habe bis Mittag edauert. Die Matabeles hätten hartnäckigen Wider⸗ . geleistet, ihre Stellung sei jedoch . und ihr Kraal verbrannt worden. Die Aufständischen hätten 60 Todte, die Engländer 3 Todte und 11 Verwundete ver⸗ loren; unter letzteren befinde sich ein Lieutenant, der jedoch nur leicht verwundet sei.

Der „Daily Telegraph“ berichtet aus Prätoria vom 20. d. M., die Regierung der Südafrikanischen Republik werde, wie man glaube, der Chartered Com⸗ pany in dieser Woche ihre Entschädigungsforderung für den Einfall Jam eson's vorlegen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Jugendliche Arbeiter in Preußen.

Die Zahl der Kinder und jungen Leute, welche im Jahre 1895 in den der Gewerbeaufsicht unterstellten Betrieben beschäftigt waren, ist bereits in Nr. 170 des R. u. St.A. mitgetheilt worden. Auf die verschiedenen Gewerbezweige vertheilen sie sich, wie folgt: Es wurden in den vreußischen Aufsichtsbezirken insgesammt beschäftigt:

junge Leute von 14 bis 16 Jahren weiblich zusammen 1895 189 1895 1894

Kinder unter 14 Jahren

1896 1894

in den Industrie⸗ zweigen

männlich 1895 1894

Bergbau, Hütten und Salinenwesen, Torfgräberei .. Industrie d. Steine und Erden .... Metall verarbeitung Maschinen, Werk⸗ zeuge, Instrumente, Apparate Chem. Industrien. Forstwirthschaftl. Nebenprodukte, Leuchtstoffe, Fette, Oele und Firnisse 306 246 249 555 436 Textllindustrie ... 10h14 9654414532 25046 225856 r und Leder. 3210 2863 2792 6002 5282

ndustrie der Holz⸗ 4512 4618 696 208 5273

16491 10741 14296

9933 1265

und Schnitzstoffe. Nahrungt⸗ und Genußmittel ... 6761 6417 5136 189711175 Reinigung .... 1607 1465 3709 3636 5316 5101 Polygraphische Gewerbe 4303 3891 1140 1015 5483 4906 Sonstige Industrie ·

Die größte Zunahme an jugendlichen Arbeitern weisen demnach im preußischen Staat auf die Textilindustrie, die Industrien der Metallverarbeltung, der Steine und Erden, der Nahrungs und Genußmittel, die ha ier⸗ und Lederindustrie, die polvgraphischen Ge⸗

Bekleidung und zweige 23 680 6560 329 267 1009 917 werbe und die Industrie der Maschinen, Werkzeuge, Instrumente und

Apparate, während in der Industrle der Holz und Schnitzstoffe sowie

in der chemischen Industrie die Zahl der beschäftigten jugendlichen Arbeiter elwaß gefunken ist und in dem Bergbau, Hütten, und Salinenwesen dich lb⸗ sogar einen 9 erheblichen Rückgang erfabren hat. Dies gilt indessen nicht auch für alle Provinzen und Regierungs- bezirke in gleichem Maße. Im Bezirk Merseburg z. B. hat in der Induftrie der Steine und Erden eine wesentliche Abnahme der Be⸗ schäftigung junger Leute nach der Ansicht des Autsichtsbeamten in⸗ folge des wenig günstigen Geschäftsganges stattgefunden; in Hh es i. So stthn weist die Tertilindustrie und im Bezirk Minden die Zigarrenfabrikation einen erheblichen Rückgang der Kopfah! der beschäftigten jugendlichen Arbeiter auf. Ja, in mehreren i . bejw. Regterüngsbeztrken war nicht nur in einem ein zelnen Industrie. weig, sondern überhaupt eine mehr oder weniger betrachtliche . an jugendlichen Arbeitern zu konstatieren: so in Ssipreußen ( 77 Köpfe, PSeaDemern (— 49), Posen ( 12), den Regterungsbezirken Breslau (— 278), Oppeln (— 246), den bereit genannten Hir den Merseburg -= 155) und Schleswig ⸗-Holstein (— 71), ferner in den zu einem Inspektionsbezirk verein r. Re⸗ ierungäbezlrken Hannober, Stade, Aurich, Dznabrück (— S6) sowie den Bestrken Hildesheim (— 90), Trier (— 133) und Sigmaringen

(- 7. In anderen Aufsichtsbezirken, wie z. B. Magdeburg, hat zwar ine Zunahme, an ae Arbeitern stattgefunden, fie ist aber kei weitem nicht rasch vor sich gegangen, wie die Mehrein⸗ stellung erwachsener Arbeiter und Arbeiterinnen. Diese Erscheinung ührt die große Mehrjahl der Aufsichtsbeamten darauf zurück, daß die Grfülung der Bestimmungen über die Arbeitszeit der jugendlichen Arbester nach Ansicht vieler Gewerbetreibenden zu lästig und mit zu viel Störungen für den Betrieb verbunden sei, weshalb viele Unter⸗ nehmer die Beschäftigung jugendlicher Personen überhaupt zu ver meiden bestrebt seien. Bemerkenswerth sind hier nech die folgenden Beobachtungen au zwei schlesischen Regierungsbezirken: „Die Zu—⸗ nahme an männlichen jugendlichen Arbeitern ist eingetreten bei der Metallverarbeitung, bei. der Maschinenfabrikation, in der Textilindustrie und bei der Fabrikation von Nahrungs⸗ und Genußmitteln, also in Betrieben, wo eine mehr handwerks« mäßige Augbildung des Arbeiternachwuchses angestrebt wird. Cine Vermehrung der Arbeitsgelegenheit an solchen Stellen ist im Interesse der jungen Leute nur erwünscht. Der Rückgang bei einem Theil der Hüttenindustrie und bei den Industrien der Holz. und Schnitzstoffe, wo die Jungen überwiegend ziemlich schwere Handlagger⸗

arbeit zu verrichten haben, ist mit Genugthuung zu begrüßen. Eine

erhebliche Abnahme der weiblichen Jugendlichen ist im Hütten wesen (von 421 im Jahre 1893 auf 381 im Jahre 1894 und 199 im Berichtsjahre) und zwar in erster Linie bei den Zinkhütten und noch mehr auf den Kokzanstalten zu beobachten. Abgesehen von der srschwerung durch Führung der Verzeichnisse und Arbeits⸗ bücher hat die Erkenntniß, daß die Arbeit auf den Hüttenwerken für die im Uebergangsstadium der Entwickelung begriffenen Mädchen von 14 bis 16 Jahren zu anstrengend ist, viele Werksleitungen veranlaßt, pon ihrer Einstellung abzusehen. Ueberhaupt wird jetzt bei Anlegung von Arbeitern ihre körperliche Leistungssähigkeit und ihr Gesundheits. justand eingehender wie früher in Rücksicht gezogen; infolgedessen ist auch für die jugendlichen Arbeiter eine günstige Verschiebung aus schwererer in mehr bekömmliche, leichtere Thätigkeit wahrnehmbar.“ Oppeln) Im allgemeinen werden Mädchen, wo sie nur irgend verwendbar sind, egen, und daher dürfte es auch gekommen sein, daß die Zahl der maͤnnlichen jugendlichen Arbeiter um 3592 ab⸗, die der weiblichen um 68 zugenommen hat. In den⸗ senigen Betrieben, in welchen in Tag und Nachtschicht gearbeitet wird, wie in den Zuckerfabriken, sind die jugendlichen Arbeiter schon wegen des Schichtwechsels unbequem und n., fast ganz verschwunden. Nur in drei Zuckerfabriken sind noch einige, in einer sogar 10 in der Nacht angetroffen worden. Da bei zwei Fabriken die Verwarnung nicht geholfen hatte, ist das gerichtliche Strafverfahren eingeleitet worden.. (Breslau.)

Der Frage, in welcher Weise etwa jugendliche Personen und besonders Kinder, die in Fabriken keine Aufnahme fanden, anderwärts beschäftigt worden sind, ist eine Anzahl von Aufsichts beamten näher getreten und dabei mehrfach zu dem , gelangt, daß in manchen Industriezweigen ein Abströmen jugendlicher Personen in kleingewerbliche und hausindustrielle Betriebe stattgefunden hat, und daß bier ihre Beschäftigung, weil den Schutzbestimmungen der §§ 135 flg. der Gewerbeordnung nicht unterworfen, sich in einer für die geistige und körperliche Entwickelung der jugendlichen Personen ungünstigeren Weise vollziehe. Es liegt hierzu eine größere Reihe interessanter Beobachtungen vor, deren Besprechung indessen einem besonderen Ar⸗ tikel vorbehalten bleiben soll.

Zuwiderhandlungen gegen die zu Gunsten der jugendlichen Arbeiter erlassenen Schutzbestimmungen sind während des Berichts—⸗ jahres in noch zablreicheren Fällen festgestellt worden als 1894. In hervorragendem Maße sind hierbei die , betheiligt. Wie im Vorjahre, handelt es sich in erster Linie um Verstöße mehr for⸗ maler Art, wie nicht vorschriftsmäßige Führung der Arbeitsbücher, Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen über die Verzeichnisse und Aushänge u. dergl. Vielfach ist aber auch eine verbots—⸗ widrige Beschäftigung von Kindern in Fabriken, eine äüber⸗ . lange Beschäftigung junger Leute sowie die Nicht- einhaltung der für jugendliche Personen vorgeschriebenen Arbeitszeiten und Arbeitspausen beobachtet worden. So berichtet . B. der Regierungs⸗ und Gewerbe Rath für den Bezirk Breslau: „Die Führung der Arbeitsbücher läßt in vielen Fällen noch zu wänschen übrig, immerhin ist aber eine allgemeine Besserung gegen das Vorjahr erkennbar. Falsche Umschläge, alte, nicht den vorge⸗ schriebenen Formularen entsprechende Arbeitsbücher wurden noch mehr⸗ sach gefunden, auch solche, in denen die Unterschrift des Amtsvorstehers fehlte. Zwei Arbeitsbücher waren von jungen Leuten unter 16 Jahren Elscht um älter zu erscheinen. Von den Gewerbeaussichts- eamten sind in 253 Anlagen Zuwiderhandlungen gegen die gesetzlichen Bestimmungen, betreffend jugendliche Arbeiter, festgestellt worden. S Personen wurden, soweit bekannt geworden, wegen der Zuwiderhandlungen bestraft. Hervorzuheben ist, daß im Bezirk der Gewerbe ⸗Inspektion Breslau in 26 Fabriken 91 junge Leute länger als 10 Stunden beschäftigt waren und in 23 An⸗ lagen jungen Leuten die vorgeschriebenen Pausen nicht gewährt wurden. In 13 Ziegeleien und einer Weberei wurden schulpflichtige Kinder angetroffen. In den Steinbrüchen um Striegau wurden n. Arbeiter mit den erwachsenen Arbeitern elf Stunden beschäftigt. Ein Steinbruchbesitzer, welcher gleichzeitig Steinmetz meister ist, weigerte sich, eins Aenderung eintreten zu lassen, weil er behauptete, seine jugendlichen Arbeiter als Steinmetz⸗ lehrlinge im handwerksmäßigen Betrieb zu beschäftigen. In einer kleinen Maschinenfabrik wurde ein jugendlicher Arbeiter ermittelt, welcher in einer zwölfstündigen, früh um 5 Uhr beginnenden Schicht beschäftigt war. In Betreff der Pausen ist am meisten in der Gruppe für Bekleidung und im polygraphischen Gewerbe gefehlt worden, in beiden Gruppen ist die Accordarbeit an kleinen Maschinen und das Durcharbeiten der älteren Leute ohne besondere Pause die Veranlassung ju den Uebertretungen.‘ Aehnliche Wahrnehmungen sind noch von vielen anderen Aufsichtsbeamten gemacht worden, und es möge genügen, hier nur noch die folgende Berichtstelle anzuführen: „Die für die jugendlichen Arbeiter geltenden gesetzlichen Bestimmungen werden im allgemeinen jetzt sorgfältiger beobachtet als früher. Daß die Zahl der ermittelten Zuwiderhandlungen in den gewerblichen Anlagen noch erheblich ist, hat hauptfächlich darin seinen Grund, daß sich unter den besichtigten Anlagen eine größere Anzahl tleinere befinden, welche zum ersten Male von der Gewerbe⸗Inspektion revidiert worden sind. Immerhin hat gegen das Vorjahr eine erfreuliche Abnahme der Zuwider⸗ handlungen stattgefunden. In vielen Wind, und Wassermühlen stellte der Gewerbe⸗Inspektor fest, daß weder eine lostündige Arbeitszeit noch (mne. regelmäßige Nacht. und Sonntagsruhe ein⸗ gehalten wurde, etz kam vielmehr vor, daß die Lehrlinge gleich den Hebilfen 17 bis 15 Stunden arbeiten mußten. In allen Faͤllen ist die zuständige Pollzeiverwaltung um Abstellung der Mißstände ersucht worden. Eine zu lange Arbeitszeit wurde fast ausschließlich in kleinen, bis; ber noch nicht revidlerten Tinkagen ermittelt; darunter befand sich eine stidtische und eine einem Amtsvorsteher gehörige Ziegelei. Die Ver— singerung der Arbeitszeit betrug in allen Fällen 3 bis 1 Stunde. uch eine größere, zweifellos altz Fabrik anzusehende Tischlerei beschäf⸗ igte einen jugendlichen Arbeiter täglich 1 Stunden, wofür die Be⸗ sizer gerichtlich mit 10 bestraft wurden. In einigen Anlagen aden schulpflichtige Kinder unter 14 Jahren gleich den jugendlichen leiten 10 Stunden täglich beschäftigt, und es stellte sich heraus, daß in

Esen Fällen die Kinder von ihren Glfern dem AÄrbeitgeber als jugend⸗ e Arbeiter zugeführt worden waren; eine genaue Prüfung der tbeitsbücher war , e, worden. Auch Schulkinder wurden ech wiederholt in Fabriken beschäftigt angetroffen. Einige Buch- ud ereizn hatten den Ausweg getroffen, das Falzen nicht in ihrem enen Betriebe, sondern in zu diesem Zwecke gemietbeten Räumen ebnen 6 lassen und zwar angeblich von besonderen Unternehmern, ö che ihrerfeit die Schultinder beschäftigten. Die Polijeiverwaltung feucht worden, die erforderlichen elle en zu machen und ebenen Falles Strafanträge zu flellen. In den Gußputzereien der eßereien. werden noch vielfach im jugendlichen Alter Eten Arbeiter verwendet. Da dieselben durch den . aub außerordentlich zu leiden haben, so wurde, so lange nicht be=

sondere Einrichtungen zur Unschädlichmachung des Slaubes getroffen sind, die Beschäftigung von Arbeitern unter 18 Jahren 26 Grund des 5 1200 der Gewerbeordnung untersagt. In der Maschinen⸗ hechelei einer Spinnerei wurden augschließlich Burschen im Alter von 6 bis 20 Jahren beschäftigt. Sie waren alle körperlich zurückge⸗ blieben und vielfach mit Lungenleiden behaftet. Auch hier wurde die Beschäftigung von Arbeitern unter 18 Jahren verboten. In der Ge— werbe Inspektion Görlitz hat die Zahl der Zuwiderhandlungen gegen die gesetzlichen Bestimmungen eine augenfällige Abnahme erfahren. Auch hier ist festgestellt worden, daß die Besitzer kleinerer Anlagen, Ma schinenfabriken, Schlossereien und dergleichen, in denen Lehrlinge beschäftigt werden, ihre Anlagen in Bezug auf die Gewerbeaufsicht gewöhnlich nicht als Fabriken, sondern als Werkstätten ansehen und dann glauben, von einer Beschränkung der Arbeitszeit, wie sie die Gewerbeordnung vorschreibt, entbunden zu sein. Dieser Auffassung haben sich auch die Gerichte angeschlossen, da einige Besitzer, gegen welche in früheren Jahren Strafantrag gestellt worden war, freigesprochen wurden. Der Zweck und der Werth der Arbeitsbücher wird bon den meisten Arbeitern, von vielen Arbeitgebern und auch von manchen Polizei verwaltungen vollständig verkannt. Dies beweist die Thatsache, daß die Arbeiter die Arbeitsbücher vielfach beim Abgange aus der Ärbeit im Stich lassen, daß die Arbeitgeber die Bücher beim Eintritt in die Arbeit gar nicht einfordern und die erforderlichen Eintragungen unter— lassen und daß die Polizeiverwaltungen auf Wunsch neue Arbeits⸗ bücher ohne weiteres ausstellen, in einigen Fällen sogar solche mit nicht mehr gültigem Vordruck.“ ,

Die Zahl der Ausnahmebewilligungen auf Grund des Als39 der Gewerbeordnung hielt sich in sehr engen Grenzen. In einer größeren Zahl von Bezirken wurden solche Ausnahmen über haupt nicht nachgesucht oder nicht bewilligt; und soweit in anderen Bezirken vereinzelte Ausnahmebewilligungen gemäß 5 139 Abs. 2 er= folgten, wurde meist gestattet, die Fruͤhstücks. und Vesperpause auf je t Stunde abzukürzen oder auch die letztere ganz wegfallen zu lassen unter der Bedingung, daß die Mittagtzyause auf 16 oder 2 Stunden verlängert werde, bei periodischer Ermäßigung der gesammten Arbeits— 3 in gewissen Betrieben auf R oder 38 Stunden auch ohne weitere

edingung.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Langenbielau wird dem „Vorwärts“ ium Weber⸗ ausstand geschrieben: Um über die Zugeständnisse der Firma B. Neugebauer Söhne Beschluß zu fassen, fanden sich am Montag Morgen die Ausständigen zusammen. Die Versammlung be— schloß, die Arbeit wieder aufzunehmen, wenn sich bei geheimer Abstimmung ein Viertel der Ausständigen für Aufnahme der Arbeit erklären würde. Bei der Abstimmung wurden 447 Stimm⸗ zettel abgegeben; davon erklärten sich 445 gegen die Aufnahme der Arbeit. Mithin ist die Weiterführung des Ausstands beschlossen. Der Arbeitergusschuß wurde beauftragt, weitere Verhandlunzen mit ker n B. Neugebauer Söhne anzuknüpfen. (Vgl. Nr. 171 Hier in Berlin haben der Post“ zufolge die Hutarbeiter vorgestern ihren allgemeinen Ausstand, der erfolglos blieb, für beendet erklärt. (Vgl. Nr. 170 d. Bl.) Die Ber liner Radfahr⸗Dienstmänner haben am. Dienstag in einer Versammlung beschlossen, bei dem Institut die Herab— setzung der Abgabe für Rad und Uniform von 1,60 M auf 1 M zu beantragen, weil die Einnahmen sich verringert haben. Für den Fall . ihrer Forderung wollen sie in einen Ausstand eintreten.

Aus Wien berichtet die „Presse“, daß im Ausstande der dortigen Spenglergehilfen (Klempner) in so fern eine Wendung eingetreten ist, als sich die Zahl der unter den alten Bedingungen arbeitenden Gehilfen gegen den Stand der Vorwoche vermehrt. Das Comits der Meister erklärt es als unrichtig, daß 65 Unternehmer die Forderungen der Gehilfen bewilligt hätten. Richtig sei, daß bei 665 Unternehmern gearbeitet werde; bei den meisten von ihnen geschehe dies jedoch unter den alten ,,,, . (Vgl. Nr. 168 d. Bl.) Der Ausstand der Wagnergehilfen, welcher nun schon drei Wochen währt, dauert fort. (Vgl. Nr. 161 d. Bl.)

Aus Lille meldet W. T. B.“. Der Kongreß der fran⸗ zösischen Arbeiterpartei ist gestern Vormittag eröffnet worden. Es sind 315 Delegirte anwesend.

stunst und Wissenschaft.

Ueber den Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Adolf Bastian, dessen siebzigster Geburtstag vor kurzem im Museum für Völkerkunde festlich begangen wurde (vgl. Nr. 152 d. Bl.), ist, wie die Nat. Ztg.‘ mittheilt, gestern in Berlin in einem Briefe d. d. Singapore, 24. Juni 1896, eine Nachricht eingetroffen, in welcher ein Herr E. Rostados mittheilt, daß Professor Dr. Bastian ihn am 20. Juni besucht und seine ethnographischen Sammlungen besichtigt habe, welch letztere sein höchstes Interesse hervorgerufen hätten, sodaß er deren Erwerb für das Königliche Museum für Völkerkunde zu Berlin als wünschenswerth bezeichnete. Professor Dr. Bastian ging Anfang März mit einjährigem Urlaub nach Aden, indem er den Suez ⸗Kanal durchschiffte, hielt sich einige Zeit auf Java auf, wo er Empfeblungsbriefe anus Hamburg für Tongking er wartete, war bis zum 23. Juni in Singapore, reiste dann nach Tongking (Anam) und wird sich weiter in das Innere begeben.

In der Internationalen Kunstausstellung zu Berlin ist gestern das vor kurzem angekündigte neue Gemälde von Eduard von Gebhardt eingetroffen und im Saal 35 der Düsseldorfer Abtheilung eingereiht worden. Das Bild stellt die Auferweckung des Lazarus dar, der aus dem Sarkophag sich aufgerichtet hat, von sorgenden

äaänden umgeben. Die Scene ist eine stimmungsvolle Friedhofsland—⸗ chaft. Im Mittelpunkt steht die dahinschwebende Lichtgestalt Christi; er streichelt das goldblonde Haar eines Mädchens, das, überwältigt von unaussprechlichem Dank, vor ihm aufs Knie gesunken ist. Links vor einem Portal staut sich die Menge; in den Gesichtszügen der Männer und Frauen spiegelt sich elne ganze Skalg von Empfin— dungen, vom Schreck und Erstaunen bis zu freudiger Begeisterung.

Bei archäologischen Studien über den Drachenfels bei Dürkheim, an dem noch heutzutage die deutsche Volkssage von Siegfried, dem Drachentödter, haftet, gelang es, in der sogenannten Drachenhöhle, einer natürlichen Höhlung, etwa 5 m unterhalb der Felsmasse des Drachenfels, eine Runen-Inschrift zu entdecken und zu deuten. Dieselbe enthält mit Sicherheit den Namen des Widmers, Ithersid Itherfrid, der nach Dr. Wilser blühend schön“ bedeutet. Die Inschrift scheint dem Kriegegotte Tyr gewidmet zu sein. Der Entdecker, Prof. Mehlis, hält diese Inschrift, wie er in Nr. 3 und 6 des Korrespondenzblattes der deutschen Anthropologischen Gesellschaft / 1896, ausführt, für ein Werk der in der karolingischen Zeit bis Mainz, Speyer und Straßburg handeltreibenden n g und nimmt als Zeit für sie den Beginn des 8. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung an. Die Inschrift wird demnächst ausgehoben und in das Kantonal⸗ Museum zu Dürkheim a. d. Haardt verbracht.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die brandenburgische fc re g f genossenschaft hat jetzt durch Aussetzen von Krebsen den Versuch gemacht, die in ihrem Bezirk belegenen Gewässer wieder mit dieslen Thieren zu bevölkern, und zur Förderung dieses Versuchs die Mitglieder auf- gefordert, in den nächsten zwei Jahren den Krebsfang in möglichst geringem Umfange auszuüben. Besonders aber wird darauf auf⸗ merksam gemacht, daß der Fang von Krebsen, die vom Kopf bis zum Schwanzende nicht 10 Zentimeter messen, mit Geldstrafe bis zu Iöo6 MS oder entsprechender Haft bestraft wird. Bei der gleichen Strafe ift übrigens auch der Fang von Karpfen, die nicht 28 Zentimeter messen, verboten.

Paris, 22. Juli. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ ver fen ht die Ernte schätzungen nach dem Stand vom 15. d.

Der Durchschnittsstand des Winterweizens stellt sich auf 74 gegen 69 im Jahre 1895, derjenige des Frühjahrsweizens auf 71 gegen 72 im Jahre 1895, der Durchschnittsstand detñ Roggens auf 80 gegen 76, dersenige des Frühjahrshafers auf 71 gegen 81 und dersenige der Fruͤhjahrsgerste auf 76 gegen 83 im Vorjahre.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Spanien.

Durch Königliche Verordnung vom 16. d. M. ist für Herkünfte von Port Sa id Quarantäne angeordnet worden; alle Häfen, welche von Port Said 3 weiter als 165 km entfernt sind, gelten als choleraverdächtig.

Norwegen.

Durch Königliche Verordnung vom 8. d. M. ist das s. Z. gegen Rußland bezw. Galizien und die Bukowina erlassene * 8. ö. . Cinfuhr von gebrauchter Wäsche, gebrguchten Kleidungs⸗ stücken ꝛc. aufgehoben worden. (Vergl. ‚R.AÄnz.“ Nr. 160 vom 10. Juli 1894.)

Die behufs Berathung von Mitteln zur Bekämpfung der Viehseuchen nach Hamburg berufene Konferenz . vor⸗ gestern im dortigen Stadthause statt. Es nahmen daran, dem Hamb. Korr. zufolge, theil der RegierungsPräsident in Schleswig Zimmer⸗ mann, der Geheime Regierungz⸗ Rath. Rosenhagen aus Altona, die Landräthe der schleswig - holsteinischen Kreise Rendsburg, Husum, Eiderstedt, Norder, und Süder⸗Dithmarschen, Itzehoe und Pinneberg und die Kreis, Thierärzte Veterinär- Physikus Wedekind und. Vollers aus Altona. Aus Hamburg waren zugegen die Senatoren Hachmann und Roosen, Syndikus Roeloffs, Dr, Friedheim. Schlachthof ⸗Direltor Boysen und Staats⸗ Thierarzt Vollers. Zur Besprechung gelangten die Fragen: 1) welche Miaßnahmen gemeinsam von den preußischen und hamburgischen Be⸗ hörden zu treffen sind, um den Versand von Fettvieh aus den wegen der Maul und Klauenseuche verseuchten Kreisen SchletwigHolsteins thunlichst zu ermöglichen; 2) daß die thierärztliche Untersuchung des auf den Altonaer Rampen ankommenden Viehs und der in der Blescher⸗ straße in Altona abgehaltenen kleinen Viehmärkte in Zukunft durch hamburgische Veterinärbeamte und durch Vermehrung des thierärztlichen Personals in Altona zur Ausführung gelangen solle; 3) daß die Vauer der 10 tägigen Quarantäne für dänisches Vieh für die ver= schiedenen Quarantäne - Anstalten gleichmäßig geregelt werden möge. Ueber alle drei Fragen wurde nach eingehender Berathung ein voll. ständiges Einvernehmen erzielt. Die thierärztliche Untersuchung der Thiere vor dem Transport nach Hamburg, die Zulässigkeit dieser Transporte an bestimmten Wochentagen, die Abschlachtungsfristen für die Thiere u, s,. w. wurden berathen und festgestellt. Auch hinsichtlich der thierärztlichen Kontrole auf den Altonaer Vieh⸗ rampen wurde der hamburgischen Veterinärbehörde auf Grund der im Jahre 1873 ,, ,. Konvention das Recht zugestanden, die thierärztliche Kontrole in Altona durch hamburgische Veterinär⸗ beamte ausführen zu lassen. Zugleich wurde auf eine Vermehrung der thierärztlichen Kräfte in Altona Bedacht genommen. Die Frage der Feststellung einer gleichen Quarantänezeit in den verschiedenen Quarantäne Anstalten erlangte dahin ihre Erledigung, daß in Zu⸗ kunft die Quarantänezeit mit der Cinführung der Thäere in die Anstalt beginnt und, von dieser Zeit an ge⸗ rechnet, volle zehn Tage zu dauern hat.

Koscheh, 21. Juli. Die Cholera, welche bis gestern be⸗ trächtlich abgenommen hatte, ist aufs neue heftiger ausgebrochen. Es wird ein neues Spital in der Wüste gebaut.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 12 526, nicht rechtzeitig genen 36 . 3 ñ n er esien sind am 20. d. M. gestellt 4558, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. ö. 2

Aus dem Regierungsbezirk Merseburg wird berichtet; Die Kupferpreisße sind im Laufe des letzten Vierteljahres nicht un wesentlich gestiegen. Der durchschnittliche Verkaufépreis für Mang⸗ felder Kupfer betrug in der Zeit vom 1. April bis 10. Jun d. J. VB, 73 M für 100 kg, gegen 97,44 M im I. Quartal. Anfang Juni wurde Mangfelder Kupfer sogar zu 106. für 100 Kg verkauft. Eine weitere Erhöhung der Preise wird sich in der nächsten 6 kaum durchsetzen lassen, weil die Konsumenten bei dem jetzigen hohen Preis mit weiteren Käufen sich abwartend zeigen. Die letzte Preiserhöhung wird zum theil auf Spekulation zuruͤckgeführt, in der Hauptsache mag sie aber in dem großen Verbrauch von Kupfer in Furopg und der dadurch bewirkten stetigen Abnahme der Vorräthe begründet sein. ie Silberpreise sind fast unverändert geblieben wie im Vorvierteljahre. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Mansfelder Silber ketrug in der Zeit vom 1. April bis 10. Juni d. J. 91,50 M für das Kilogramm, während er im vorigen Quartal 91,25 * betragen hat. Die Lage der Mansfelder Gewerkschaft hat sich augenblicklich wieder etwas günstiger gestaltet, sodaß die Kuxe, die im vorigen Jahre noch mit 262 notierten, heute bereits mit 84 bezahlt werden. Zum ersten Mal ist in diesem Jahre wieder eine, wenn auch nur geringe, Aus⸗ beute gezahlt worden.

: Kon tggberg, 2. Juli. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen weichend. Roggen weichend, pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 101. Gerste a Hafer fest, do. loko pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 112. Weiße, Erbsen pr. 29000 Pfd. Zollgewicht 106906. Er s pr. . ö 100 0,9 loko 34,00, do. pr. Juni 33,90, do. pr. Sept.

Danzig, 21. Juli. (W. T. B) Getreidem arkt. Weizen loko unverändert, Umsatz 50 t, do. inländ. hochbunt und weiß 142, do. inländ. hellbunt 139, do. Transit hochbunt und weiß 106, do. hellbunt 103, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.⸗Okt. 138,50, do. Transit pr. Sept ⸗Okt. 9850, Regulterunggpreig zum freien Verkehr 149. Roggen lok unverändert, inländischer 162, do. russischer und polnischer zum Transit 68, do. Termin pr. Sept. Okt. 1023, )90, do. Termin Transit pr. , 68, 50, do. Regu⸗ lierungspreis zum freien Verkehr 193. Gerste, große (660 700 Gramm) 112. Gerste, kleine (625 * 660 Gramm) 105,00. Hafer, inländischer 113,90. Erbsen, inländische 110, 0090. Spiritus loko kontingentiert 8, S0, nicht kontingentiert 3350.

Stettin, 21. Juli. (W. T. B. Getreidemgrkt. Wehren matt, loko —, per Juli⸗August —, 9 September Oktober 137,00. Roggen matt, loko —, —, per Juli. August pr. September Okt. 110,090. Pommerscher Hafer loko 118-124. Rühsl loko unverändert, per Juli. Aug. 45,509, per Septbr. Oktbr. 45,50. Spiritus matt, loko mit 70 S Konsumsteuer 33,40. Petroleum loko 10,565.

Breslau, 21. Juli. (W. T. B.) Getreide⸗ und Pro⸗ duktenmarkt. Spiritus per 100 1 106 o/o .. 0 Verbraucht⸗ abgaben pr. Juli 3,40, do. do. 70 Æ Verbrauchsabgaben pr.

Juli 33, 40.

Magdeburg, 21. Juli. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker exkl. von 52 o Kornzucker exkl. 88 / Rendement öh = 8 75. Nachbrodukte exkl. Töo/n Rendement Ruhig. Brotrafftnade 1 25,00. Brotraffinade 11 245765. Gem. Raffinade m . 24,50 —– 265,0, Melts 1 mit Faß 23,25. Ruhig, stetig. Roh⸗ zucker J. Produkt Transito ? a. B. Hamburg per Juli 9,3374 Gd. H, 45 Br., pr. August M46 bej. und Br, pr. September 9,577 Gd. 8.60 Br., pr. Oktober Dezember . Gd., 10,02 Br., pr. Januar⸗ ar ie. diz lg nr Ki 6 .

remen, 21. Juli. . en⸗ ericht Raffinierte Petroleum. (Offizielle gon rr der remer etroleum · Börse.) (, Loko 6,25 Br. ih, Petroleum. oko 6,15 Br. Schmalj matt. Wilcor 206 J, Armour shield