1896 / 257 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Oct 1896 18:00:01 GMT) scan diff

. . Sanitäts- Korps. Durch Verfügung des Kriegs⸗ Min , . Dr. Maier, Unterarzt vom 2. Hie Bat. , zur Disp. . entlassen. . ; ; eam te der Militär⸗Verwaltung.

17. Oktober. Krippner, Rath von der Intend. II. Armee—⸗ Korps, zur Intend. der militärischen Institute versetzt. Hellmuth,

tend. Rath des k von der Funktion als Bei⸗

er bei der Intend. der militärischen Institute enthoben.

18. Oktober. Steichele, icher Geheimer Kriegsrath

und Intend. des II. Armee-Korps, mit Pension in den erbetenen Ruhestand getreten.

XII. (stüöniglich Sächsisches) Armee⸗Korns.

Offiziere, Portepee - Fähnriche ꝛc Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 2 Oktober. v. Kirchbach, Oberst und Abtheil. Chef im

. zum Kommandeur des 3. Feld ⸗Art. Regts. Vr. 32 ernannt. Rofenmüller, Oberst Lt. und Kommandeur des Train Bats. Nr. 12, der Charakter als Oberst verliehen. Frhr. v. Friesen, Oberst⸗Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier des 3. Inf. Regts. Nr. 102 Prinz Regent Luitpold von Bayern, unter Be⸗ förderung zum Obersten, zum Kommandeur dieses Regts. ernannt. Schn eider, Oberst Lt. und Batz. Kommandeur vom 7. Inf. Regt. . Georg Nr. 106, als etatsmäß. Stabsoffizier in das 9. Inf.

egt. Nr. 153, Kracke, Major und Bats. Kommandeur vom 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, unter Beförderung zum Qberst⸗ Lt, als etatsmäß. Stabtoffltzier in das 3. Inf. Regt, Nr. 102 Prinz Regent Luitpold von Bayern, versetzt. Bartcky, Major à la suite des Kriegs⸗Ministeriums und Militär⸗Intend. des Armee⸗Korps, als Bats. Kommandeur in das 8. Inf. Regt, Prinz Johann Georg Nr. 107, v. Seydlitz, Major und Abtheil. Kommandeur vom 2. Feld ⸗Art. Regt. Nr. 28, als Abtheil. Chef in das Kriegs- Ministerium, versetzt. Oehme, Major und Bats. Kommandeur vom 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz Regent Luityold von Bayern, unter Stellung àz la suite dieses Regts., zum Militär-⸗Intend. des Armee. Korps, Kaden, Major vom 2. Feld ⸗Art, Regt. Nr. 28, zum Abtheil. Kommandeur, ernannt. v. Zezschwitz, Major von demselben Regt, von der Stellung als Battr. Chef enthoben. Frhr. vp. Wir sing, Major aggreg. dem J. Inf. Regt. Prinz Georg Nr. 106, als Bats. Kommandeur in dieses Regt. einrangiert. Die Port. Fähnriche: Hille vom 4. Inf. Regt. Nr. 105, Martini vom Schützen⸗ (Füs.) Regt. Prinz . Nr. 108, Hen nin ö vom 10. Infanterie Regiment Nr. 134, dler von der Planitz vom 2. Jäger ⸗Bataillon Nr. 13, zu Second⸗Lieutenants be⸗ fördert. . Roth, Müller, Pramann, Unteroffiziere

vom b. Inf. Regt. Prinz Friedrich August Nr. 194, zu Port. Fähnrichen ernannt. trupe, Pr. Lt. vom 1. Königs, Hus. Regt Nr. 18, in das 2. Königin ⸗Hus. Regt. Nr. 19, v. Meding, Pr. Lt. vom 2. Königin Hus. Regt. Nr. 19, mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bisherigen Uniform in das 1. Königs⸗Hus. Regt. Nr. 18 versetzt. r fene Graf zu Castell ; Castell, charakterif. Pert. Fähnr. vom Garde Reiter⸗Regt, Frhr. v. Reitz en stein, Unteroff. von demselben Regt., Etzel, Unteroff. vom 2. Ulan. Regt. Nr. 18, zu Port. Fähnrichen ernannt. Mosche, Hauptm. und Battr. Chef vom 3. Feld · Art. Regt. Nr. 32, in gleicher Eigenschaft in das 2. Feld⸗Art. Regt. Nr. 28, Rich ter J, Pr. Lt. vom J. Feld. Art. Regt. Nr. 12, unter Beförderung zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, als Battr. Chef in das 3. Feld⸗Art. ö. Nr. 32, Nicolai, Pr. Lt. vom 2. Feld ⸗Art. Regt. Nr. 28, mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bisherigen Uniform, in das 1. Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, versetzt. Leonhardi, Port. Fähnr, vom 1. Feld- Art. Regt. Nr. 12, zum Sec. Lt. befördert. Die Unteroffiziere: Michaelis, Eberhardt vom 2. Feld Art. Regt. Nr. 28, Scheerer, Käppler vom Pion. Bat. Nr. 12, Geyer von der 3. (Königl. Sächs.) Komp. des Königl. Preuß. Eisenbahn ⸗Regts. Nr. 2, zu Port. Fähnrichen, v. Sandersleben, charakteris. Oberst⸗Lt. z. D. und Bezirksoffizier beim Landw. Bezirk Dresden⸗Altst, zum Kommandeur des Landw. Bezirks Freiberg, ernannt. Kratz ert, Major z. D. und Bezirks⸗ offizier beim Landw. Bezirk Leipzig, der Charakter als Oberst⸗Lt. verliehen. Teichmann, charakteris. Major 3. D. und Beürksyoffizier beim Landw. Bezirk 1 Chemnitz, in gleicher Eigenschaft zum Landw. Bezirk Dresden ˖ Altst. versetzt. Im Beurlaubtenstande. 22. Oktober. Zocher, Pr. Lt. von der Res. des Fuß Art. Regt. Nr. 12, Hennicke, Pr. Lt. von der Res. des Pion. Bats. Nr. 1, zu Hauptleuten, Tränkner, Sec. Lt. von den Jägern 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Schnee⸗ berg, zum Pr. Lt., befördert. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 22. Ok- tober. Kannengießer, charakteris. Oberst⸗Lt. z. D. unter Fort- gewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 4. Inf. Regts. Nr. 1063 mit den vorgeschriebenen Abzeichen, von der Stellung als Kommandeur des Landw. Bezirks . enthoben. Blohm, Oberst Lt. z. D., zuletzt im 9. Inf. Regt. Nr. 183, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 2. Gren. Regts. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen mit den vor— eschriebenen Abzeichen ertheilt. Schmidt, Oberst und rn, des 3. Feld Artillerie Regiments Nr. 32, Meißner, Oberst und Kommandeur des 3. Infanterie Regiments Nr. 102 Prinz ⸗Regent Luitpold von Bayern, in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Wittmer, Oberst⸗Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier des 9. Inf. Regts. Nr. 133, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und der Er—

laubniß zum Tragen der Uniform des H. Inf. Regts. Prinz Friedrich August Nr. 1094 mit den vorgeschriebenen Abzeichen, zur Disp. ge⸗ stellt. Schuster, Sec. Lt. vom 1. Feld ⸗Art. Regt. Nr. 12, zu den Offizieren der Ref. dieses Regts. übergeführt. .

Im Beurlaubtenstan de. 22. Oktober. Dr. Zimmermann,

3 Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Großenhain,

unkelmann, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts⸗Korps. 22. Oktober. Dr. Haferkorn, Assist. Arzt 1. Kl. vom 3. Inf. ö. Nr. 102 Prinz ⸗Regent Luitpold von Bayern, zum Stabs. und Bats. Arzt des 3. Bats. 10. Inf. Regts. Nr. 134, Walter, Afsist. Arzt 2. Kl. vom 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen; die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res:. Dr. Haufe des Landw. Bezirks Dresden ⸗Altst., Dr. Rumpelt des Landw. Bezirke Pirng, Degering, Pr. . Dr. Barnick, Hillmann des Landw. Bezirks Leipzig,

roße 11. des Landw. Bezirks Plauen, Dr. Hesse, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, Dr. Schnabel, Assist. Arjt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Plauen, zu 6st Aerzten 1. Kl, Dr. Schütte, Dr. Heise, Unterärzte der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, zu Assist. Aerzten 2. Kl., befördert. Dr. Seifert, Stabsarzt der Res. des Landw. Bezirks Dresden, Altst,, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt.

Beamte der Mtilitär⸗Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs- Ministerium 8. 9. Ok tober. Protze, Proviantamts⸗Aspir., unter dem 1. Oktober 1896 als Proviantamts⸗Assist. beim Proviantamt Leipzig angestellt.

Aichtamtliches.

Dentsches Reich.

Prensen. Berlin, 28. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König und Seine 6 Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend gegen 8 Uhr mittels

Seer ge in Essen ein. Um 8is, Uhr fand in der Villa el des 8 ner Majestät des Kaisers Abendtafel statt.

Geheimen Kommerzien⸗Raths Krupp zu Ehren

Heute ö Uhr begaben Sich Seine Majestät nach dem Panzerplatten⸗Walzwerk. Auf dem Wege dorthin bildeten Schulkinder Spalier, und eine große Volksmenge begrüßte Seine Majestät den Kaiser mit Jubelrufen. Die Häuser trugen reichen Flaggenschmuck, die Portale des Walzwerks waren . pforten umgestaltet. Seine Majestät besichtigten das Walzwerk auf das ein 2 und wohnten der Herstellung einer Panzerplatte bei. Gegen 12 Uhr begaben Seine Majestät der Kaiser Sich nach dem Rathhause in Essen, um einer Sitzung des Magistrats und der Stadtverordneten beizuwohnen. Beim Verlassen des Walzwerks brachten die Arbeiter ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät aus. Der Kriegerverein von Kronen⸗ berg und die Feuerwehr bildeten an der Straße Spalier. Nach dem Besuch der Sitzung im Rathhause nahmen Seine Majestät mit dem Geheimen Kommerzien-⸗Rath Krupp im Beamtenkasino das Frühstück ein und ne sodann noch mehrere Abtheilungen der Fabrik.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

Nachdem die staatlichen Lehrer⸗Seminare durch Erlaß des Reichskanzlers vom 19. Februar d. J. als Lehranstalten an⸗ erkannt worden sind, die gültige Zeugnisse über die wissenschaft⸗ liche Befähigung für den einjährig-⸗freiwilligen Dienst ausstellen dürfen, erhalten, einem Runderlaß des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten an die Provinzial⸗ Schulkollegien, vom 16. v. M. ig ge, künftig die Seminar⸗ Zöglinge nach bestandener Abgangsprüfung ein Zeugniß nach dem Muster 18 3 S 90 der Deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888. Auf Grund dieses Nachweises können sie die Berechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Dienst nachsuchen. Hierbei ist Folgendes zu beachten.

Solche Lehramtsbewerber, welche diese Berechtigung zu erlangen wünschen, aber nicht in der Lage sind, die Entlassungs⸗ prüfung bis zum 1. April ihres ersten Militärjahres d. i. des Kalenderjahres, innerhalb dessen sie ihr 20. Lebensjahr voll⸗ enden, abzulegen, haben beim Eintritt in dieses Alter ihre Zurückstellung in Gemäßheit des 8 32, 2f der Wehrordnung unter Beifügung einer entsprechenden Bescheinigung ö. isher, Diese Zurückstellung kann von der Ersatz⸗ ommission (5 29, 4 der Wehrordnung) bis zum fünften Militärpflichtsahre genehmigt und geeignetenfalls in der e , weilen noch verlängert werden (5 29,7 Abs. 2

aselbst).

Haben die zurückgestellten Seminaristen die Abgangs⸗ prüfung bestanden und das Zeugniß über die wissenschaftliche Befähigung zum einjährig⸗freiwilligen Dienst erhalten, so müssen sie sich bh n Erlangung der Berechtigung hierzu nach 8 89,7 der Wehrordnung unter Beifügung der übrigen in § 89, 4 derselben vorgeschriebenen Papiere sofort außer⸗ 8 . mit schriftlichem Gesuch an die Ersatzkommission wenden.

Seminar⸗Direktors bei der Ersatzkommission, wie schon 1 beantragen.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Moltke“, Kommandant Kor— vetten⸗Kapitän Stiege, gestern in Gibraltar angekommen und beabsichtigt, am 31. d. M. nach Tanger in See zu gehen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

In dem Budgetausschuß des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses begannen gestern die Verhandlungen über den Dispositionsfonds. Der Abg. Beer gab der Be⸗ sorgniß Ausdruck, die Regierung könnte in andere Bahnen ein— lenken, als die Programmrede angekündigt habe, und richtete an den Minister⸗Präsidenten die Frage, ob die Regierung interkonfessionelle oder kirchenpolitische Gesetze ohne die Schulgesetzgebung plane. Der Abg. Hallwig erörterte eingehend die Verhältnisse des deutschen Volkes in Böhmen in den letzten Jahrzehnten; er fragte, ob der Minister⸗Präsident gewaltthätige czechische Provokationen in Böhmen billige oder nicht, und ob er gewillt sei,

eeignete entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um den den

eutsch⸗Böhmen gewährleisteten nationalen Schutz ausgiebig zu sichern; ferner ob die Regierung bereit sei, bindende Erklärungen abzugeben, daß sie an der bestehenden Verfassung unerschütterlich 3 somit eine Verfassungsänderung nicht vorzunehmen gewillt sei, insbesondere keinerlei Kon⸗ essionen in e dec he, Hinsicht zu gewähren beabsichtige. *. Abg. Ruß begründete ausführlich das Verlangen der Deutsch⸗Böhmen nach nationaler Abgrenzung und erklärte, ur Anbahnung der nothwendigen beiderseitigen Friedens⸗ . müsse die Regierung ihre bisherige Haltung ändern; er verlange von der Regierung Aufklärung über ihr Verhalten gegenüber dem gan fen Umfang der böhmischen Angelegenheit. Nachdem der Abg. Pacak die Erklärung abgegeben hatte, daß die Jungczechen weder für das Budget noch sür den Dispositionsfonds stimmen würden, führte der Minister⸗Präsident Graf Badeni aus: die Regie⸗ rung könne sich nicht die wenigen kurzen Schlagworte irgend eines Parteiprogramms aneignen, ebensowenig könne fie auch mit der unbedingten hh fen einzelner Parteien rechnen. Eine derartige Regierung würde nicht dem , chen Staats⸗ wesen entsprechen. Die Regierung müsse wiederholen, daß sie, zwar nicht über, wohl aber außerhalb der Parteien stehend, nach staatlichen Gesichtspunkten die eschäfte führen wolle, stets in Fühlung mit den Parteien, niemals in Abhängigkeit von einer Partei. Umsoweniger könne sie ge⸗ wisse extreme Losungsworte oder völlig unrealisierbare Forde⸗ rungen zu den ihrigen machen. Die Regierung stehe unbedingt auf dem Boden der Verfassung und gehe absolut nicht mit der Absicht einer Verfassungsänderung um. 4. Schul⸗ und kirchen⸗ politischen Fragen lehne 6e jede extreme Richtung ab. . der Verhältnisse in den verschiedenen Kronländern sei eine einzige

„das Land werde dem zustimmen; die Regierung

Schablone unanwen bar. Die Anbahnung des nationalen Friedens müsse der Regierung als wichtigstes Problem gelten, und hierbei ei die Anwendung einseitiger Maßnahmen ausgeschlossen. Die

egierung hoffe auf das baldige Anbrechen des Tages, wo die ö. Nationalitäten friedensbereit die vermittelnden Absichten der Regierung besser würdigen würden. Die Re⸗ ierung habe vor allem die Absicht, dem wirklich unhaltbaren . in Böhmen abzuhelfen. Diese Frage sei nur mit

akt und Wohlwollen lösbar, ohne Preisgabe einer Nationalität an die andere. Der Minister⸗Präsident drückte ferner den Wunsch nach einem Waffenstillstand beider Volksstämme Böhmens aus, wobei die Regierung nicht erst auf die hervor⸗ ragende Bedeutung des deutschen Volksstammes in Böhmen besonders hinzuweisen brauche. Hieraus sei zu entnehmen, daß die so sehr gefürchteten Abmachungen mit den Jungczechen keine erheblichen Dimensionen erreicht hätten. Er würde für die Bekanntgabe eines geeigneten Mittels zur dauernden ih. legung des nationalen Besitzstandes überaus dankbar sein; dies hänge jedoch von anderen Faktoren ab. Der Minister⸗Präsident fragte, ob ein naturgemäßer wirthschaft⸗ licher Wettkampf der Nationalitäten sich immer feindselig dokumentieren müsse. Die Regierung werde die unbestreitbare Rechtsgestaltung eines freien nationalen Lebens unparteiisch wahren, die Eingriffe einer Nationalität in die Sphäre der andern verhindern; allein die Vertreter der beiden Nationalitäten müßten gleichfalls guten Willen bekunden und vor allem ihre allzugroße Empfindlichkeit ablegen. Die Regierung empfehle zur Verhinderung oder Milderung alles dessen, was

die Partelen, Nationen und Konfessionen trenne, die Fest⸗

haltung und Fortbildung des Einigenden, damit nicht an⸗ esichts der sozialen Aufgabe und sozialen Gefahren die fort⸗ h end, Zeitgeschichte Alle in dem Stadium der Uneinigkeit und Zerfahrenheit, trotz der vielfach rechtzeitigen Warnungs⸗ zeichen, überrasche. Die Verhandlung wurde hierauf unter⸗ brochen und die nächste Sitzung auf Donnerstag anberaumt.

Großbritannien und Irland.

Der Staatssekretär des Krieges Lord Lans downe hielt gestern Abend in Leeds eine Rede, worin er sich, dem, W. T. B.“ gif ge⸗ gegen ein gesondertes Vorgehen in der Türkei aussprach.

enn England eine solche abenteuerliche Politik verfolgte, so würde der Kriegs⸗Etat um Millionen überschritten und die Frage der Einrichtung eines Zwangsmilitärdienstes erwogen werden müssen. Die Regierung verlasse sich auf das euro⸗ päische Konzert, welches sicher eine Lösung finden werde. In Betreff der Nil⸗Expedition sagte der Staatssekretär, es würde ein großer Fehler sein, zur Zeit weiter vorzugehen auf die Gefahr hin, die erlangten Erfolge einzubüßen.

Frankreich.

Der Ministerrath beschloß gestern, der Deputirten—⸗ kammer sofort den Gesetzentwurf, betreffend die Kolonial⸗ Armee, vorzulegen. Nach diesem Entwurf sollen die beiden Regimenter der Fremdenlegion in die Truppenverbände der Marine⸗Infanterie und Artillerie wieder eingereiht werden.

Bei Beginn der gestrigen Sitzung des Senats verlas der Präsident Loubet das Telegramm, welches der Kaiser von Rußland von Pagny aus an den Präsidenten Faure ge⸗ richtet hatte, und hielt dann eine Ansprache, worin er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte, die Reise des russischen Herrscherpaares habe Frankreich Gelegenheit gegeben, den . alten Sympathien, welche auf der Gemeinsamkeit

er Gesinnung, der Bestrebungen und der Interessen seien, Ausdruck zu verleihen. Die Worte, welche in Cherbourg, in Paris und in Chalons gefallen seien, hätten den Banden, welche beide große Nationen umschlängen, die endgültige Weihe gegeben. Die Verbindung habe bereits ihre wohlthätige, friedliche Wirkung ausgeübt und. berechtige, betreffs einer weiteren Entwickelung des französischen Einflusses in der Welt, zu den besten Hoffnungen. Der Regierung und dem Parlamente gereiche es zur Ehre, durch ihre Weisheit die Ereignisse, welche sich vollzogen, möglich gemacht zu haben. Das ganze Land bezeuge seine Freude über die bereits erzielten Resultate, und der Senat bringe dem Kaiser von Rußland seine Wünsche dar für den Ruhm seiner Regierung, für das Glück der Kaiserlichen Familie und für das Wohl⸗ ergehen Rußlands. Der Justiz⸗Minister Darlan dankte unter einmüthiger Zustimmung des Hauses dem Prä⸗ sidenten Loubet für die soeben gehaltene Rede. Der Senat lege den jüngsten großen Ereignissen ihren wahren Werth und ihre wirkliche Bedeutung bei; eine identische Kundgebung vollziehe sich augenblicklich in der Deputirten kammer. Das Einvernehmen werde die Politik der Regierung stärken, und

, hierfür ihre tiefe Dankbarkeit aus. Der Präsident Lou bet gedachte alsdann der verstorbenen Mitglieder des Hauses. Zu Ehren des jüngst verstorbenen Challemel-Lacour vertagte sich das Haus sodann.

Der Wiederzusammentritt der Deputirtenkammer voll⸗ 39g sich in größter Ruhe. Viele Deputirte fehlten. Der

räsident Brisson verlas ein Schreiben des Präsidenten Faure, worin dieser der Deputirtenkammer das Telegramm mittheilt, welches der Kaiser von Rußland ihm aus Pagny übersandte. Der Präsident fuhr alsdann fort:

„Die Deputirtenkammer, welche seit 1881 in feierlicher Weise die Sympathien Frankreichs für Rußland bekundete, wird bei r öffnung der Session dem erhabenen Herrscher ihren Gruß entbieten und an ihn sowohl wie die Kaiserin Wünsche für den Ruhm ihrer Regierung und das Glück ihres Reiches richten wollen. Nach den Kundgebungen in Kronstadt und Toulon haben die Oktober ⸗Festtage die Freundschaft zweier großen und stolzen Nationen sich von neuem festigen sehen. Die Dichter, die Künstler, die Presse uno das ganze Volk haben diesen Emklang gefeiert. Die französische Demokratie hat bezeugt, daß unsere Staatzeinrichtungen weit davon entfernt sind, den Geist der Folgerichtigkeit, der Beständigkeit, Einheit und Einhelligkeit in ihren Zielen auszuschließen. In Paris, dessen Größe und Reiz das befreundete Herrscherpaar so tief empfunden und so zartfühlend gerühmt hat, hat die aus ganz Frankreich herbeigeeilte Menge das über ihr schwebende Bild des ganzen Vaterlandes reprä⸗ sentiert. Ein Herz, ein Wille! Welch ein Schauspiel, welche Lehre, welch ein Quell des Vertrauens und der Hoffnung!“

Die Rede wurde in ihrem ganzen Verlauf mit lebhaften Kundgebungen begleitet. Der Minister⸗-Präsident Méeline dankte dem Präsidenten Brisson für seine patriotischen Worte und führte aus, die Kammer habe dadurch, daß sie den Worten ihres . einmüthig beipflichte, die Bedeutung dieser Kundgebung betonen wollen, welche die Stellung Frankreich dem Auslande gegenüber nur erhöhen

önne und gleichzeitig all die Kraft und die Autorität verleihe, welche nöthig sei, um im Namen Frankreichs zu sprechen. Der Minister⸗Präsident schloß, er sei überzeugt, das

begründet

Land werde dem ebenso zustimmen, wie die Kammer. Auf den , des Ministers des Aeußern Hanotaux setzte die Kammer dann die Berathung der von einigen Deputirten der Rechten eingebrachten Interpellation über die Orient⸗ Angelegenheiten auf den 3. November an.

Der Minister des Innern Baxthou brachte gestern in der Deputirtenkammer vier Gesetzentwürfe, betreffend eine Revision der Gesetze über die Generalräthe und über die Verfassung der Gemeinden, ein. Die Vorlagen haben den Zweck, eine Dezentralisation herbeizuführen und die , , bestehenden Präfekturräthe durch 18 Bezirksräthe u ersetzen.

] Das „Journal“ erklärt heute gegenüber der Meldung der „Petite République“, daß der Generalstab K keine Verstärkung der Garnisonen des J. Armee-Korps

vorbereite. Italien.

In Rom fand gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, auf der Piazza Barberini und der Piazza dell' Independenza eine große Truppenrevue statt, welcher der König, der Fürst von Montenegro, der Prinz von Neapel und andere k. zu Pferde bei⸗ wohnten. In dem Gefolge befanden sich die sämmtlichen fremdherrlichen Militär⸗-Attachsßß. Die Königin, die Prinzessin von Neapel und die Königin Maria Pia von Portugal wohnten der Parade zu Wagen bei. Während des außerordentlich gut gelungenen Vorbeimarsches wurden die von der anwesenden Menschenmenge lebhaft begrüßt. Die Bevölkerung brachte den Fürstlichkeiten auf dem Rückwege zum Quirinal begeisterte Ovationen dar. Am Abend ver⸗ anstaltete der Stadtrath im Stadt⸗Theater „Argentina“ eine Gala⸗Soirsée, zu welcher der König und die Königin, der Prinz und die Prinzessin von Neapel sowie die anderen Fürstlichkeiten erschienen waren. Alle offiziellen Persönlichkeiten waren zugegen. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wurden bei ihrem Eintritt in die Königliche Loge mit den Klängen der italienischen Hymne be⸗ grüßt, welche von den Anwesenden stehend angehört wurde. Die Huldigungen wiederholten sich, als die Fürstlichkeiten um Mitternacht das Theater verließen, und setzten sich auf der Straße fort.

ö von Montenegro, die Prinzessin Anna und der Prinz Mirko gedenken am Sonntag früh von Rom nach Brindisi abzureisen. Der Prinz und die Prinzessin von Neapel werden sich zu derselben Zeit nach Florenz be⸗ geben. Der König und die Königin werden am Montag, in Begleitung der Königin Maria Pia von Portugal und des Herzogs von Oporto, nach Monza abreisen, wo letztere einige Tage zu verbleiben gedenken.

Spanien.

Nach einer dem, W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Ma drid sollen binnen kurzem 20 000 Mann nach Cuba ein—⸗ geschifft werden.

as britische Kanal-Geschwader ist bei Vigo vor Anker gegangen. Tüůrkei.

Von amtlicher türkischer Seite wird, wie W. T. B.“ aus Konstantinopel erfährt, die Nachricht, daß eine Zwangs⸗ kontriburtion beschlossen sei, für unrichtig erklärt. Die Regierung habe einfach eine freiwillige Gun fte tr, er⸗ öffnet, um die nothwendigen Fonds zur Komplettierung der Aus⸗ rüstung der Truppen aufbringen zu können. Die Mohamedaner seien in erster Linie berufen, an der Subskription theil⸗ zunehmen, an welcher jedoch auch die Christen freiwillig theil⸗ nehmen könnten.

Für die kleinasigtischen Sandschaks sind fünf christliche Adjoints, Griechen, Armenier und Katholiken, ernannt worden.

Ein Erlaß des Großvezirs an die mit dem Sicher⸗ heitsdienst betrauten Behörden besagt, daß in der letzten Zeit 60 Armenier aus dem Auslande eingetroffen und in die armenischen Stadttheile eingedrungen seien, wo sie die Be⸗ völkerung aufgefordert hätten, ihre alten Quartiere zu verlassen und sich in die christlichen und europäischen Quartiere zu zerstreuen, da das Comité hinnen 12 Tagen ein großes Komplott plane. Der Erlaß ordnet daher größte Wachsamkeit an.

Aus Athen wird berichtet, eine Sande von macedonischen Aufständischen unter dem Führer Takis habe bei Koryza ein längeres Gefecht mit türkischen Truppen gehabt. Es verlaute, 90 jürkische Soldaten seien getödtet und 8 ge⸗ fangen genommen worden. Takis beabsichtige, die Gefangenen gegen die in Monastir in Haft befindlichen Aufständischen aus⸗ zuwechseln.

Serbien.

Der König hat sich, wie dem „W. T. B.“ aus Belgrad gemeldet wird, heute früh an Bord des serbischen Schiffes „Macwa“ nach Turnseverin begeben und wird von dort aus seine Reise nach Bukarest auf dem rumaͤnischen Schiffe „Prinzi⸗ pale“ fortsetzen.

Bulgarien.

Aus Sofia erfährt „W. T. B.“, sämmtliche Führer der Opposition, darunter Grekow, Radoslawow, Karawelow und Zankow, hätten in einer vorgestern abgehaltenen Konferenz beschlossen, bei dem , eine gemeinsame Audienz nachzusuchen, um denselben zu bitten, für die Zeit der Neu⸗ wahlen ein provisorisches Koalitions⸗Ministerium zu bilden, damit eine gerechte Durchführung der Wahlen gesichert werde.

Asien.

Der „Army and Nayy Gazette“ zufolge umfaßt der neue Schiffbauplan der japanischen Regierung 4 Schlachtschiffe, 4 Kreuzer 1. Klasse, 3 solche 2. und 3 3. Klasse. 3 Torpedo⸗Kanonenboote, 11 Torpedobootsjäger und 23 Torpedoboote 1. Klasse. Davon sollen 3 Schlachtschiffe, 2 Kreuzer 1. Klasse, 1 Kreuzer 2. Klasse, 1“ Kanonenboot, 1 , und 4 Torpedoboote im Auslande gebaut werden.

Afrika.

Eine in Lissabon eingetroffene amtliche Depesche aus Loanda meldet, daß Eingeborene von Bendo, welche eine Expedition von Regierungsträgern, die nach Cuando () be⸗ stimmt gewesen sei, angegriffen hätten, von ber Expedition ö worden seien. Während des heftigen Kampfes, der mehrere Tage gedauert habe, seien 24 Dörfer mit 200 Hütten in Brand gesteckt worden. Dabei seien ungefähr 100 Neger ge⸗ tödtet und viele verwundet worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

3ur Arbeiterbewegung.

Aus Stettin wird dem „Vorwärts“ zum Ausstande der dortigen Maurer berichtet, daß die Forderung von 423 3 Stunden⸗ lohn von 43 Unternehmern bewilligt worden ist; 57 Unternehmer giebt es in Steitin äberhaupt nur, Für den früheren Lohn von 375 bis 40 3 arbeiten noch 66 Maurer. 730 Maurer erhalten den geforderten Lohn. 60 Arbeiter sind noch ausständig. (Vgl. Nr. 252 d. Bl.)

In Gevelsberg haben, wie die ‚Rh.⸗Westf. Ztg.“ meldet, die an der Wasserleitung beschäftigten Erdarbeiter wegen Lohn streites die Arbeit uiedergelegt.

Aus Berlin wird zum Ausstand der Lithographen und Steindrucker mitgetheilt, daß die Nachricht, die betheiligten Fabri= kanten hätten beschlossen, sämmtliche Arbeiter auszusperren, falsch ist. In sämmtlichen Fabriken wird der Betrieb fortgesetzt. Es soll nach der ‚Voss. Ztg.“ ferner unwahr sein, daß der Ausstand den Arbeitern aufgezwungen worden ist. Der Durchschnittsverdienst bei 8. bis 91 r , Arheitszeit stellt sich für die Drucker der chromo⸗ lithographischen Anstalten auf 29 , für Präger auf 254 S und für Prägerinnen auf 19 Æ 16 4. Für Ueberstunden erhielten die Lohnarbeiter einen Zuschlag von 25 v. H. Nach einer Mittheilung ö n beträgt die Zahl der Ausständigen jetzt 3000. (Vgl.

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Kunst und Wissenschaft.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts, und Medizinal⸗Ange⸗ legenheiten hat in einem Runderlaß vom 16. v. M. die Regierungs« Präsidenten ermächtigt, en über Anträge auf Abbruch von Bau⸗

lichkeiten von künstlerischem, geschicht lichem oder fon t wissenschaftlichem Werth leinschließlich der Kirchen, Stadtmauern, Thore und Thürme c sowie auf bauliche Veränderungen an solchen selbständig zu entscheiden, sofern ihr Urtheil über die Bedeutung des betreffenden Gebäudes mit der einzuholenden gutachtlichen Aeußerung des Provinzial⸗Konsevators übereinstimmt. Bei Meinungsperschie⸗ denbeiten sowie in besonders zweifelhaften oder wichtigen . ist auch in Zukunft die Entscheidung der Zentral- Instanz einzuholen.

Aus den neueren Ausgrabungen in Mykene wird, der M. „Allg. Ztg.“ i nf, in dem letzten Heft der „Ephemeris archaiologike“ von Tsundas ein sehr werthvoller Fund ver⸗ öffentlicht, eine Grabstele aus Sandstein, die in einem der in den Fels getriebenen sogen. Kammergräber zum Verschluß einer kleinen Nebenkammer diente. Vorher war sie bereits zweimal verwendet: zuerst war sie mit kreisförmigen und geradlinigen Ornamenten in Flachrelief seulpiert gewesen, die jetzt an dem oberen Ende noch sichtbar sind; dann wurde sie mit einer Stuckschicht überzogen, die eine ziemlich wohlerhaltene Malerei in hellen Farben (Roth, Blau, Gelb) trägt. Auf einem unteren Streifen sind vier Hirsche Die Beine roth, die Körper blau, die Geweihe gelb) und ein Stachelschwein dargestellt, darüber fünf Krieger mit Schilden und Lanzen, und in dem obersten Streifen die Reste zweier sitzender Gestalten. Leider ist das oberste Stück bei der Vermauerung in das Grab abgeschlagen worden oder schon verloren gewesen. Das Hauptinteresse knüpft sich an die Darstellung der Krieger, weil diese fast genau übereinstimmend auf einer ebenfalls in Mykene gefundenen großen Thonvase wiederkehrt. Man hatte in neuerer Zeit diese Vase wegen der eigenartigen Form der Schilde, welche die Krieger tragen, in eine jüngere Zeit setzen wollen, was durch den neuen Fund widerlegt wird. Es wird durch ihn bewiesen, ß man schon gegen das Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. innerbal des mykenischen Kulturkreises nicht nur den großen, den ganzen Mann deckenden ‚Thurmschild“ kannte, der an einem Riemen um die Schultern getragen wurde, sondern auch schon einen kleineren, von der Schulter bis zum Knie reichenden Rundschild, der mit Hilfe eines Handgriffes im Innern regiert wurde. Diese Schildform, die nach den Zeugnissen der Schriftsteller in dem konservativen Sparta noch bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. üblich war, ist die Vorstufe zu dem gemöhnlichen kleinen griechischen Rundschild, der innen neben der Handhabe noch einen Bügel zum Durchstecken des Unterarms hat. Das wichtigste aber ist, daß die Schilde, wie sie die Krieger auf der Grabstele tragen, nach den Ausführungen von Tsundas denen entsprechen, deren sich die homerischen Helden bedienen. Der Fund giebt also einen neuen Anhaltspunkt zum Ver— ständniß der Gedichte Homer's. Auf der Burg von Mykene ferner hat Tsundags kürzlich einen lebensgroßen unbärtigen Kopf aus Poros (Muschelkall) mit Stucküberzug und trefflich erhaltener Bemalung gefunden, der der mykenischen Epoche angehören soll. Eine Sculptur aus dem gleichen, in der Nähe von Mykene vor—⸗ kommenden Material, aber der aͤltesten griechischen Zeit an— gehörig, ist vor einiger Zeit von Professor Furtwängler im Baye. rischen National- Museum entdeckt und in der Glyptothek aufgestellt worden. Es wird abzuwarten sein, oh der neu gefundene Kopf nicht vielmehr auch ein 2 Werk ist, da große Rund⸗ werke aus der mykenischen Epoche bisher nicht bekannt sind. In Thessalien sind neue Kuppelgräber zu Tage gekommen, von denen eines leider in einen Kalkofen verwandelt wurde, ehe eine wissen⸗ schaftlich , Untersuchung stattfand, während zwei andere in der Nähe von Larissa von dem griechischen Ephoros der Alterthümer Leornados noch mit ihrem vollen Inhalt an Thongefäßen vorgefunden wurden. Da diese Vasen nicht der mykenischen Keramik angehören, sondern die sogenannte geometrische Dekorationsweise zeigen, so versprechen die Gräber ein wichtiges Bindeglied zwischen der mykenischen und der ältesten griechischen Kulturepoche zu werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Lond on, 28. Oktober. Nach einer vom W. T. B.“ wieder⸗ gegebenen Meldung des „Daily Telegraph‘ aus Kairo sind unter den Mannschaften des North-Staffordshire⸗Regiments seit dessen Rück kehr nach Kairo 126 Fälle von Erkrankungen an gastrischem Fieber vorgekommen; in den letzten drei Tagen sind 5 von den Erkrankten gestorben.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 27. d. M. gestellt 12 408, nicht rechtzeitig gestellt 1486 Wagen.

In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 5424, nicht recht; zeitig gestellt 160 Wagen.

Nach dem Geschäftsbericht der Kalker Brguerei-⸗-Aktien⸗ Gesellschaft vorm. Jos. Bardenheuer in Kalk für das letzte Geschäftsjahr gelangen von dem Reingewinn von 164 124 60 (m Vorjahre 133 424 S) 18 206 66 (1895 16671) zur Rücklage, 10 000 M wie im Vorjahre zur Spezialreserve, 18 977 M (16752) werden als Gewinnantheil und 108 000 ½ (94 500) als 8 o (7 0ιο) Dividende bei 22 365 4M (im Vorjahre 13 424) Neuvortrag verwendet. Der Bierabsabsatz betrug 48 094 hl gegen 44 267 hl pro 1894585.

Verdingungen im Auslande.

Dänemark.

13. November, 1 Uhr. Staate bahn⸗Verwaltung (Prafikechefens Jontor) in Aarhus: Lieferung von ca. 5 Jacken, Westen, Winter⸗ überziehern für Bestmänner und ca. 65 Paar Beinkleidern für Ma— trosen, ca. 48 wollene Hemden (Franklin Froks), ca. 48 Marine- Mützen, ca. 40 Megenmänteln und Südwestern. Bedingungen er— hältlich und Modelle zur Ansicht an Ort und Stelle.

13. November, 1 Uhr. Staatsbahn⸗Verwaltung (85fartschefens Kontor Reventlowsgade 16) Kopenhagen: Lieferung von ca. 30 Jaden, Westen und Beinkleidern für Bestmänner und ca. 170 Paar Beinkleidern für Matrosen, ea. 170 wollenen Hemden (Franklin

Froks), ca. 170 Marine Mützen, ca. 990 Regenmaͤnteln und Süd⸗

westen. Bedingungen an Ort und Stelle und beim Reichs Anzeiger (in dänischer Sprache). Modelle zur Ansicht an Ort und Stelle. 4. Dejember, 12 Uhr. Magistrat (Magistratens 440 Afdeling, Lavendelstraede 1) Kopenhagen: Für die Anlage einer elektrischen Statten in ,, Lieferung einer Dampfkesselanlage, des mechanischen und elektrlichen Theils der Anlage und des w Bedingungen und Pläne erhältlich auf dem Komtor der elektrischen Station, Gothersgade 30, gegen . von 50 Kronen, die bei Einlieferung eines Angebots zurückerstattek werden. .

wertehrs⸗· Anstalten.

Ter Verein für Eisenbahnkunde“ in Berlin hat, dem Centralbl. der Bauverw.“ zufolge, zwei Preisaufgaben zur Bearbeitung gestellt; 1) Systematische Darstellung und sachliche Würdigung der zur Messung und Ueberwachung der Zuggeschwindig- leiten angewandten Mittel; ö. Der Wettbewerb jwischen den deutschen Eisenbahnen und Wasserstraßen, in toechnischer und wirthschaftlicher Beziehung dargestellt für die Jahre 1875 bis 1895. Für die erste Aufgabe ist ein Preis von 500 4, für die zweite ein solcher von 1500 M ausgesetzt. Bewerbern werden Programme und nähere Be⸗ dingungen von dem oben genannten Verein, Berlin W., Wilhelm—⸗ straße 92 / 3, auf Verlangen zugesandt.

Glückstadt, . Oktober. (W. T. B.) Der Fährbetrieb zwischen Karolinenkoog und Tönning⸗Hafen ist bis auf weiteres, zunächst zur Vermittelung von Personen, und Gepäckverkehr, wieder aufgenommen worden.

Hremen, 28. Ottober. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Saaler ist am 26. Oktober Nachmittags in New⸗ York und der Dampfer Löwenburg' am 27. Oktober Morgens in Antwerp en angekommen. Der Schnelldampfer Kgiser Wilhelm II. hat am 277. Oktober Vormittags Gibraltar passiert. Der Reichs Postdampfer Dar msta dt hat am 26. Oktober Nachmittags die Reise von Southampton nach Genua fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer. Sach sen“ ist am 26. Oktober Nachmittags in Suez angekommen.

Ham burg, 27. Oktober., (W. T. B) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Der Postdampfer As ca nia ist gestern in . Thomas eingetroffen.

London, 27. Otober. (W. T. B.) Der Union Dampfer ‚Tartar“ ist auf der Heimreise gestern in Southampton an⸗ gekommen.

28. Oktober. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer Harlech Castle“ ist heute auf der Ausreise von London ab⸗ gegangen.

Rotterdam, 27. Oktober. (W. T. .) Linie. Der Dampfer Edam“ ist gestern York angekommen.

Theater und Musik.

. Berliner Theater.

Das dreiaktige Lustspiel Renaissancen von Franz von Schönthan und Franz Koppel Ellfeld, welches gestern zur ersten Aufführung gelangte, brachte den Verfassern und dem Theater, obgleich der letzte Akt nicht so durchschlagend wie die beiden ersten wirkte, einen vollen. Erfolg. Die frohsinnige und gemüth⸗ volle Stimmung, welche die beiden ersten Aufzüge des Vert. lustspiels erzeugt hatte, erwies sich stark genug, um die Schwächen der letzten auszugleichen. Die ichter versuchen, einen Schimmer der Zeit der Renaissance mit ihrem Schönheitssinn und ihrer heiteren Lebensfreude in dem Lustspiel wieder erstehen zu lassen, und zur Erreichung dieses Ziels sind ihnen alle Mittel auch nicht ganz einwandfreie recht gewesen. Die Handlung spielt im sech⸗ zehnten Jahrhundert auf dem Schlosse der Marchesa di Sansavelli im Sabinergebirge. Die Pracht und künstlerische Anordnung des Schloß⸗ gemachs, der glanzvolle Tag oder das leuchtende Abendroth, die . Berg und Thal verklären, der schimmernde Reichthum der Gewänder wirken mit der schönen flüssigen Verssprache zusammen zur Veranschau⸗ lichung freier, gehobener Daseinsbedingungen der Personen der Handlung. Die Gedanken und Empfindungen der Menschen, die in diesem „Poesielande! wohnen, der schönen frommen Wittwe, Marchesa Gennara, des stolzen Malers, der ihr Herz gewinnt, ihres jungen Sohnes Vittorino, der die ersten Regungen der Liebe em pfindet, und des alten Paters Bentivoglio, der sie ihm deutet, lassen freilich etwas von der Kraftfülle der Renaissancezeit vermissen und muthen mehr wie Personen aus der Rococozeit an; aber doch gewinnen sie mit ihrer Zartsinnigkeit und Feinheit und mit den von wirklicher Poesie erfüllten Seelen unsere ganze und volle Theilnahme. Die Handlung ist sehr unscheinbar. Die Wandlung des frommen Wittwenherzens zur Lebensfreude, zu der sie der fröh⸗ liche Maler herüberlockt, tritt zurück gegenüber der Gestaltung des Charakters des jungen Vittorino. Seine innige Verehrung für seine schöne Mutter, das Erwachen der ersten Liebesregung, das in einer ebenso heiteren wie decenten Scene geschildert wird, dann der leidenschaftliche Schmerz des noch knabenhaften Jünglings, als er das Herz der Mutter nicht mehr allein besitzen kann, und zuletzt die ent⸗ schlossene und wehmüthige Regung, die ihn treibt, fern von dem bräutlichen Paar seinen Kindesschmerz in künstlerischem Streben zu besiegen, alles das wird kraftvoll, stets mit fröblicher Laune und zarter Empfindung gezeichnet. Die schöne Wirkung des ganzen Lustspiels wurde schließlich etwas beeinträchtigt durch die unerfreuliche Liebeswerbung einer jungen gefallsüchtigen Dienerin der Marchesa um einen pedantischen Schulmeister. Die Darstellung des Lustspiels darf durchaus tadellos genannt werden. Fräulein Pospischil gab die Rolle der jungen Wittwe mit vornehmer Anmuth und warmem mütterlichen Gefühl. Frau Prasch. Grevenberg rückte durch die Einfachheit und Frische ihrer Charakteristik die Figur des Vittorino bedeutsam in den Vordergrund. Fräulcin Schroth war eine zierliche Liebeswerberin und Frau Droescher gab ein römisches Modell mit feurigem Temperament. Die Rolle des Malers wurde von Herrn Sommerstorff durch Frohmuth und gefälliges Wesen sehr wirkungsvoll gegeben. Herr Schindler gestaltete den pedantischen Schulmeister sehr geschickt, und geradezu ein Kabinetsstück feiner und lebengwahrer Charakteristik lieferte Herr Pohl als der alte, behag⸗ liche Pater Bentivoglio. Nach jedem Aktschluß erscholl stürmischer Beifall und rief neben den Darstellern auch einen der Dichter, Franz von Schönthan, auf die Bühne.

; Schiller Theater.

Mit der vorgestrigen Erstaufführung von Otto Erich Hart leben's vieraktigem Schauspiel Ein Ehrenwort“' hat das Schiller-⸗ Theater den Nachweis erbracht, daß es durck aus den Vergleich mit Bühnen erster Ordnung aushalten kann. Mehr und mehr schwindet auch in literarischen und theaterkundigen Kreisen die Anschauung, 45 die billigen Eintrittspreise der Volksbühne in der allnertheaterstraße auch minderwerthige Vorstellungen bedingen müßten, mehr und mehr kommen die Bühnenschriftsteller zu der Ueberzeugung, daß sie der fleißigen Leitung, der umsichtigen Regie und dem wohlgeschulten Ensemble des Theatertz die Erstaufführung ihrer Werke mit guter Aussicht auf Erfolg an- vertrauen können. Andererseits aber läßt es die Direktion an dem nöthigen Eifer nicht fehlen, aus der . ee Masse moderner dramatischer Produktion , herauszusuchen, was der Auf⸗ führung werth erscheint; letzterer Fall liegt enannten Schauspiel vor. Dasselbe wurde vor längerer Zeit einmal n Breslau aufgeführt, ohne jedoch bisher seinen Weg auf eine Ber⸗ liner Bühne zu finden. Das Wagniß der hiesigen Erstaufführun im Schiller ⸗Theater ergab ein glänzendes Resultat; es muß festgestell werden, daß das Stück vom ersten bis zum letzten Akt die . fesselte und zu lebhaften Beifallskundgebungen veranlaßte. Dies ist um so bemerkenswerther, als das Schauspiel durchaus nicht an das Gefühl, sondern fast lediglich an den Verstand des Zuschauers appelliert; es ist ein Thesenstück, in welchem ein feststehender m cher Thrbegrist, ähnlich einkt mathematischen Formel, in einer gemssen Kombinatlon anscheinend anfechtbar wird. Eine befriedigende Lösung fre

olland ⸗Amerika⸗ ormittag in New⸗

bei dem oben⸗