1m an, ein Orgtortum für Soli, Chor und Orgel von 74 in! en r e, . . t eigent ich 6p eler Kun ng net werden kann. Die angewandten Mitte . freilich 6 primitiv, aber gerade durch ihre chlichte Schönheff haufig recht wirksam. Die Ausführung durch Frau . die Herren Dierich und Sistermantz, den Chor und n Hr. Sp. Reim ann (Orgel) war einwandfrei. Mehr als ein istorisches Interesse vermochte das Werk indessen nicht zu erwecken. Am meisten Anklang fanden vier ernste Lieder mit Klavier⸗ begleitung von Brahms, welche Herr Sist ermans mit seiner , volltönenden Baßstimme und meisterhaftem Vortrag zu Gehör rachte. Die den Liedern zu Grunde liegenden Texte waren sämmtlich der Bibel entnommen; das dritte derselben ö. Jesus Sirach, Kap. 41 mußte auf Wunsch wiederholt werden. erkwärdigerweise aber ist dem Komponisten die Charakterisierung des schönsten Textes (. Wenn ich mit Menschen. und mit Engelsjungen redete) am wenigsten gelungen; der Kulminationspunkt müßte in den Worten liegen: Aber die Liebe ist die größeste unter ihnen“, statt dessen fließt die Musik in , . Zeitmaß dahin, die erhabene, zuversichtliche uhe zu erreichen, welche die Worte des Apostels doch in sich bergen. Die Klavierbegleitung zu diesen Gesängen führte . Wilhelm Berger verständnißvoll aus. Den Schluß des Konzerts bildete das zum ye , des ke verstorhenen Komponisten aufgeführte ( Tedeum“ von Anton ruckner, welches gelegentlich der im Jahre 1891 in Berlin abgehaltenen Tonkünstler e,. in Anwesenheit seines Schöpfers zum ersten Mal hier zu Gehör kam. Außer den bereits genannten Solisten wirkte darin noch die Altistin Fräulein Lula Gmeiner mit. — Ebenfalls estern ließ sich im Saal Bechstein die junge begabte Konzert⸗ ö Glise Rohde zum ersten Mal hier inf hören. Mit klang⸗ voller und umfangreicher Mezzosopranstimme begabt, hat sie zugleich eine sorgfältige Ausbildung, genossen, die sie der Frau Joachim zu verdanken hat. Mit tadelloser Reinheit der Intonation und Deutlichkeit der Aussprache verband sie zugleich einen warm empfundenen Vortrag, der in „Ganymed“ von Schubert sowie mehreren Gesängen von Schumann, Brahms, Franz und Anderen trefflich zur Geltung kam, sodaß anhaltender Beifall folgte. An Zugaben und Wiederholungen ließ es die unermüdliche Künstlerin nicht fehlen. Unterstützt wurde das Konzert durch den Violinvirtuosen Professor Waldemar Meyer, der durch seinen arten Ton und unfehlbare 3 Sicherheit manchen der in letzter Zeit hier gehörten Geiger übertrifft. Die Gesangsseene von Spohr ist selten in solcher Vollendung gehört worden. Auch ihm wurde reicher und wohlverdienter Beifall zu theil. — An dem⸗ selben Abend gab noch der Koötzolt'sche Gesangverein (la cappella) im Saal der Sin gin a demie seinen ersten Lieder⸗ abend unter Leitung des öniglichen Musikdirektors Leo ö. Aeltere und neuere Chorwerke wechselten mit olovortrãgen ab. Zwei Madrigale machten wie immer den Anfang, und zwar ein vierstimmiges Madrigal von Palestrina (1526) und ein solches von Michael Praetorius (1610). In der Ausfuhrung ie Gesänge, wie in den folgenden Nummern von P. Kuezynski, dessen ‚Todtenklage' mit der Begleitung zweier Klarinetten, Fagotte, örner, Tuben und Pauken . ansprach, in dem sechs⸗ timmigen schönen Chborlied von Martin Grabert, An den rühling', welches auf Wunsch wiederholt wurde, und in horliedern von Julius Maier, C. Löwe, Mendelssohn, Vierling und Schumann war die an diesem Verein stets gerühmte Schönheit des Stimmenklangs, die Präzision in der Zusammenwirkung, wie in dem feinen Einsatz am Anfang jedes Chorliedes auch an diesem Abend wieder von herrlicher Wirkung. Außerdem trugen die gelungenen Solo⸗ vorträge der Frau Clara Schul z⸗Lilie (Mezzosopran) und des Königlichen Kammermusikers Hugo Dechert (Violoncell) sehr wesentlich zum Gelingen des Ganzen bei. Die energische und um⸗ sichtige Leitung des Herrn Leo Zellner ist noch ganz besonders lobend hervorzuheben.
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des Königlichen Opernchors mit dem schon mitgethellten Programm statt. — Am de, ,, Mateagni's „COavalleria rusticana“ und Lortzing's w ied in Scene. 8 Im Köni , n, 3 aufe wird am Donnerstag eare's ‚ Wintermärchen“ gegeben. . Wildenbruch hat mit em Berliner Theater die Vereinbarung getroffen, daß „Kaiser Heinrich“ zum ersten Mal am J. Desember zur Aufflhrung gelangt. Big zu diesem Zeitpunkt wird, mit Ausnahme dreler Tage, auschließlich Renaissanee den Spielplan beherrschen. AIm Sonnabend und Sonntag wird . König inrich' gegeben. — Am nächsten Donnerstag gastiert Ludwig Barnay als König Lear zum Besten der „Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger ).
„Doktor Schmidt“, ein in Stuttgart mit gutem Erfolg auf— geführtes Lustsplel von Dr. Karl Weitbrecht, in welchem Schiller unter dem Namen Schmidt in heiterer Beleuchtung vorgeführt wird, ist von dem Schilter ⸗Theater zur Aufführung erworben worden. Das Lustspiel ist für die auf die erste Hälfte des Januar angesetzte Mittagsvorstellung zur Feiet des Jubiläums der „Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger⸗ in Aussicht genommen. — In der Serie der vom Schiller-Theater im Bürgersaale des Rathhauses veranstalteten Dichter; und Ton dichter⸗ Abende“ werden für die nächsten Sonntage ein „Lenau - Abend.! und ein „Heine—⸗ Abend“ vorbereitet. Von modernen Dichtern soll demnächst auch Gottfried Keller, Felix Dahn und Detlep von Liliencron ein Abend gewidmet werden. Am Sonntag, den 29. Nevember, findet zur Feier des hundertsten Geburtstags deg Komponisten ein Karl Löwe Abend“ statt; später soll der ‚Beethoven⸗Abend' mit gänzlich neuem Programm wiederholt und ein „Wagner Abend“ veranstaltet werden.
Das Theater Unter den Linden bleibt morgen des Bußtags wegen geschlossen. Am Donnerstag geht die Ballet ⸗Phantasie Unter den Linden' zum 5. Mal in Scene, und zwar zusammen mit Jacques Offenbach's einaktiger Operette Der Ehemann vor der Thür“. .
Da im Thalia⸗Theater Gwormals Adolf Ernst⸗Theater) die für heute angesetzt gewesene Premigre des musikalischen Genrebildes Das Wetterhäuschenꝰ und des Boucheron'schen Schwanks „Zwei Schwiegersöhne“ eines plötzlich n e. Krankheitsfalles wegen nicht stattfinden konnte, geht dieselbe nunmehr am Donnerstag in
Scene.
In dem nächsten Kirchenkonzert in der Kaiser Wilhelm k e am (Donnerstag, Abends von 6 bis 7 Uhr) werden Fräulein Clara von Senfft und Herr Albert Seidelmann mit wirken. Die Orgel spielt Herr Dr. H. Reimann. Auf dem Programm stehen: (Gesang) Arie aus dem „Actus tragicus“ von Seb. Bach; ‚Litaney von Schubert und Arie aus dem Elias“ von Mendelsfohn; (Orgel): „Medita vita“ von S. Lohet; „Angelus“ von Liszt ꝛc. Karten zu 50 sind bei Bote u. Bock und Abends am Haupt eingang der Kirche zu haben.
Am morgigen Bußtage findet in der Marienkirche kein Orgel⸗ vortrag statt. Bei dem Portrage am Mittwoch, den 25. November, Mittags 12 Uhr, werden Fräulein Helene Linsener, Fräulein Emtlie Jeschke und Herr Organist Finke aus Spandau mitwirken.
Mannigfaltiges.
In der am 4. d. M. unter dem Vorsitz des Kammerherrn B. von dem Knesebeck abgehaltenen Sitzung des Zentra leomitss der deutschen Bereine vom Rothen Kreuz fand nach Er— ledigung geschäftlicher Mittheilung eine vorläufige Besprechung. der Gegenstände statt, welche auf die Tagesordnung der für den Sep⸗ tember k. J. in Aussicht genommenen internationalen Konferenz der Gesellschaften vom Rothen Kreuz gesetzt werden sollen. Die weiteren Verhandlungen wurden einer zu diesem Zweck gewählten Kommission überwiesen. — Dem Hilfsverein im , n, Hessen wurde für den Alice⸗Frauenverein zu Darmstadt eine Beihilfe von 500 40 bewilligt. — Vize⸗Admiral Freiherr von Reibnitz berichtete über den Erfolg der Sammlungen für die Hinterbliebenen der mit dem Kanonenboot „Iltis! Verunglückten. Der Erfolg der
Sammlungen ist danach eln überaus günstiger. Der Gesammter beziffert 3 auf ca. 60 bo) M — . guier Fritz Behrens er . als Delegirter des Zentraleomités Bericht über den in Berlin pom 18. bis 20. September d. J. abgehaltenen. Samarstertag. Die Ergebnisse der Berathungen werden voraussichtlich zu Verhand. lungen des Samarlterbundes mit, den Landegvereinen vom Rothen Kreuz führen, da eine organische Annäherung in Erwägung gezogen werden soll. — Stabtarzt Hr. Pannwitz machte Mittheilung über dag Ergebniß der am 24 und 25. Oktober d. J, stattgehabten Zusammen⸗ kunft der Führer und Aerzte freiwilliger Sanitäͤtskolonnen in Hof. Die Wirksamkeit derselben wurde als eine ersprießliche bezeichnet. Wegen der Bekleidung und Ausrüstung der Sanitaͤtekolonnen sind Verhandlungen mit dem Kriegs Ministerium im Gange, deren weitere Entwickelung abzuwarten sein wird. Dem Landesverein Glsaß Loth. ringen wurde als Beihilfe zu den Kosten, welche die Bethelligun ö Sanitätskolonnen bei dem letzten Manöver verurfe hat, der Betrag von 590 „ bewilligt.
In der demnächst abgehaltenen Sitzung des Preußischen Zentraleomit és wurden folgende Beihilsen beschlossen: a. für den Zweigverein des Provinzialvereins zu Cassel in Höchst ein Bei trag zur Beschaffung einer fahrbaren Tragbahre; b. sür das Oberlin⸗ Hauß zu Nowawes ein Zuschuß von 10 009 S zum Bau einer massiven Krankenbaracke, C. für den Vaterländischen Frauenverein zu Breslau der Betrag von 3000 S zur inneren Ausstattung einer Baracke; d. für den Provinzialverein zu Schleswig eine Beihilfe von 200 M zu den Kosten der ersten Ausrüstung der Sanitätekolonne Lägerdorf; . für den Provinzialverein zu Königsberg i. Pr. ein Beitrag von 1000 ½ς zur Ausstattung eines von dem Vaterländischen Frauenverein des Landkreises Königsberg errichteten Krankenhauset: f. für den Provinzialperein zu Münster 225 „ als Beihilfe zur An schaffung von Tragbahren für die von dem Vaterländischen Frauen⸗ verein des Kreises Siegen eingerichteten Hilfsstationen.
Die Dentsche Luther-Stiftung“ hält am Donnerstag, Abends 7 Uhr, in der Dreifaltigkeitskirche eine Zusammen— kunft ab. Superintendent Merensky wird an Stelle des Superinten⸗ denten Vorberg über „Leiden und Siege der Christen auf Madagaskar“ sprechen. Die Gesänge werden von dem Schöneberger Kirchenchor ausgeführt. .
Für das Beresina⸗Panorama wird vom morgigen Bußtag ab der Eintrittspreis an Sonn und Feiertagen auf 50 3 ermäßigt.
Memel, 17. November. In der vorigen Woche ging im Kurischen Haff ein Tilsiter Reisekahn unter. Wie jz fefst⸗ gestellt ist, sind dabei, dem W. T. B.“ zufolge, 7 Per sonen, der Schiffer, seine Frau und 5 Kinder im Alter von 17 Jahren bis 9 Monaten, ertrunken. Schiff und Ladung sind verloren.
Thorn, 15. Nobember. Auf ver Weichsel ist starker Gis, ' ö der Wasserstand beträgt 0, ls5 im. Die Schiffahrt ist beendet.
Görlitz, 16. November. Wie der Neue Görlitzer Anzeiger“ berichtet, verschüttete auf dem Marmorkalkwerk von Promnitz u. Siegert in Ober⸗Ka'uffung eine einstürzende, etwa 106 m hohe Erdwand 4 Arbeiter. Ein Maurer und ein Schachtmeister sind todt, zwei Arbeiter leicht verletzt
Köln, 17. November. Wie die R
Wie die „Kölnische Zeitung“ aus Bonn meldet, kam es dort gestern Abend zwischen drei Mitgliedern der Buxschenschaft Alemannia. und einigen 20 Mitgliedern der katholischen Studentenverbin dung Alsatia“' zu Thätlich⸗ keiten, bei welchen ein Mitglied der „Alemannia“ lebensgefährlich verletzt wurde. Auf Grund einer Disziplinaruntersuchung ist die Alsatia“ durch die akademische Disziplinarbehörde suspendiert worden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 17. November, 8 Uhr Morgens.
Stationen.
Bar. auf 0
8 —
Gr.
g. d. Meeressp red. in Millim
Wetter.
J J
Temperatur in O Celsius
50 C. — 40R.
Belmullet .. Aberdeen Christian sund Kopenhagen. Stockholm . ;
t. Petershg. Moskau...
town Ider .. 1 mburg winemünde Neu fahrwasser Memel
763 764 763 766 769 759 768
770
766 762 765 764 766 769 771
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3 bedeckt heiter h wolkig 3 wolkenlos 2 halb bed. still bedeckt 2 bedeckt 2 hedeckt
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5 heiter
1 wolkenlos 3 wolkenlos 2 wolkenlos wolkenlos 3 wolkenlo
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75660 751 750
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bedeckt
66 8 bedeckt
Nebersicht der Witterung.
Eine breite Zone hohen Luftdruckes erstreckt sich von Irland ostwärts über das Nord, und Ostfsee⸗ gebiet hinaus nach dem der Luftdruck über Westrußland am n ist.
em⸗
Innern
Ein tiefes Minimum liegt über Italien.
entsprechend dauert über Zentral- Europa die östliche Luftströmung fort, unter deren Einfluß die Tempe—⸗ noch weiter herabgegangen ist. In Deutschland ist das Wetter kalt, heiter und Ganz Norddeutschland, das Nordseegebiet Morgen Frostwetter,
ratur fast Übera
trocken. ausgenommen,
Grad.
hat am . herrscht strenge Kälte,
Rußlands, wobei
Deutsche Seewarte.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern-
Theater.
im Königsberg minus
Requiem für Soli, Chor und Orchester von Johannes Brahms. (Frau Gradl, Herr Betz) Anfang 7 Uhr. Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe.
Schauspielhaus: Geschlossen.
Donnerstag: Opernhaus. 229. Vorstellung. Ca- vVaualleria rungticnnn. Bauern ⸗ Ehre.) Dper in 1 Aufzug von Pietro Matcagni. Text nach dem gleichnamigen Volkastück von G. Verga. — Der Waffenschmied. Anfang 75 Uhr.
Schauspielhaus. 258. Vorstellung. Das Winter⸗ märchen. Schauspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare, nach der Uebersetzung von Franz von Dingelstedt und Schlegel⸗Tieck. Musik von Friedrich gern Tluten. Tanz von Emil Graeb. Anfang
Uhr.
Deutsches Theater. Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Morituri. (Teja. Fritzchen. Das Ewig⸗Männliche.)
Freitag: Freiwild. Anfang 75 Uhr.
Berliner Theater. Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Renaissance. Anfang 7 Uhr. Freitag (11. Abonnem.⸗Vorstellung): Renaissance.
Lessing· Theater. Mittwoch: Geschlossen.
Donnertztag: Die goldne Eva. (Georg Engels als Gast. Anfang 73 Uhr.
Freitag: Madame Sans⸗Gne. (Jenny Groß.)
Sonnabend: Zum ersten Male: Der Abend. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau.
Residen · Theater. Direktion: Sigmund Lauten ·
burg. Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Ehefesseln. (Les tenailles.) Schauspiel in 3 Akten von Paul Hervieu. Für die deutsche Bühne bearbeitet on Dora Laud6ę. — Vorher: Ein delikater Auftrag. Lustspiel in L Akt, nach dem Französischen von A. Ascher. Anfang 74 Uhr.
Freitag: Ghefesseln. — Vorher: Ein delikater Anftrag. .
Nenes Theater. Schiffbauerbamm 4.6. Direktion: Sigmund Lautenburg. Mittwoch: Ge⸗ schlossen.
Donnerstag: Bocksprünge. Schwank in 3 Akten von Paul Hirschberger und C. Kraatz. — Vorher: Die sittliche n , Komödie in 1 Akt bon Otto Erich Hartleben. Anfang 73 Uhr.
Freitag: Bocksprünge. — Vorher: Die sitt⸗ liche Forderung.
Sonnabend: Bocksprünge. — Vorher: Die sitttliche Forderung.
Theater des Westens. Kantstraßze 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten) Mittwoch: Keine Vor⸗ stellung.
Donnerstag: Der dritte Mann. — Hierauf: Ein blauer Teufel. Anfang 75 Uhr.
Freitag: Der dritte Mann. — Hierauf: Ein blauer Teufel.
Sonnabend: Zum ersten Male: Schiedsmann 87 Volkestück mit Gesang in 4 Akten von
ulius Keller und Louig Herrmann. Musik von Gustav Steffens.
Theater Unter den Linden. Behrenste. S6 / y. Direktion: Julius Fritzsche. Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Der Ehemann vor der Thür. Operette in 1 Akt. Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi. — Hierauf: Mit neuer Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Reguisiten: Unter den Linden. Balletphantasie in 3 Akten von Benno Jacobson. Musik von Paul Linke. Dirigent; Herr Kapellmeister Dahms. Der choreographische Theil arrangiert und einstudiert vom Balletmeister Greco Poggiolest. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Anfang 79 Ühr.
Freitag: Der Ehemann vor der Thür. — Hierauf: Unter den Linden.
Thalia ˖ Theater (vorm. Molph Grnst · Theater. Dregdenerstraße 72 73. Direktion: W. Hasemann. Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Zum ersten Male: Das Wetter häuschen. (Whether or no.) Musikalisches Genrebild von Adrian Roß. Deutsch von Hermann , Musik von Bertram Luard Selby. —
arauf: Zum ersten Male: Zwei Schwieger⸗ söhne! (Surnumséraire) Schwank in 4 Akten von M. Boucheron. Deutsch von Max Schoenau. 6 797 3635 6 z
reitag: as Wetterhäuschen. — Zwei Schwiegersöhne!
Bentral - Theater. Alte Jakobstraße zo. Direktion: Richard Schultz. Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Emil Thomas a. G. Eine wilde Sache. Große Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern von W. Mannstädt und Juliuß Freund. Musik von Julius Einödsbofer. Anfang 75 Uhr.
Konzerte.
Sing Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr: Konzert der Pianistin Augusta Cottlow mit dem Philharmonischen Orchester.
haus. Konzert des Königlichen Opernchors. rogramm: 1) Parstfal, Vorspiel mit angefügtem luß des 3. Aktez, von Richard Wagner. 2) Klavier⸗Konzert A-moll von Robert Schumann. (Berr Professor Heinrich Barth 3) Ein deutsches
Schiller ˖ Theater. Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Zum ersten Male: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Konzerthans. Karl Meyder Konzert.
Mittwoch, den 18. November, Abends 75 Uhr: Geistliches Konzert, unter freundlicher Mitwirkung der Konzertsängerinnen Fräulein Fridrichowicz,
Fräulein Kühlich und Fräulein Mayer. Billets Aà 2 S, 1,50 S und 1 S im Bureau des Hauses.
Donnerstag, den 19. November: Gesellschafts⸗ Abend.
Saal Fechstein. Mittwoch (Bußtag), Anfang 7 Uhr: Geistliches Konzert von Welda Mun scheid (Ges. ), unter gütiger Mitwirkung der Herren Paul Ertel (Harmon.) und F. Gutdeutsch.
Donnerstag, Anfang 79 Uhr: Konzert mit historischem Programm von César Thomson
F Nachrichten.
Verlobt: Margarethe Gräfin von Teyserling zu Rautenburg mit Hrn. Grafen Alexander von Keyserling a. d. Hause Ponewesch i. Rußland (Rautenburg, Ostpr.) — Frl. Helene Braun mit Hrn. Ingenieur Reinhold Neumann (Nicolai).
Verehelicht: Hr. Prem. Lieut. Max von Hülles⸗ heim mit Frl. Anng⸗Lina Waldau (Berlin). — Hr. Sec. Lieut. Gustav von Suchten mit Frl. Martha Fleischhammer (Berlin). — Hr. Lieut. Willy Knudson mit Frl. Anna Oberhoffer (Berlin). — Hr. Oberlehrer Dr. Oscar Reich mit Frl. Lina Malotki von Trzebiatowski (Görlitz).
Geboren; Ein Sohn; Hrn. Kammergerichts⸗ Rath Friedberg (Berlin). — Hrn. Reglerungs⸗ Baumelster Illner (Kattowitz). — Hrn. Zoll⸗ Revisions⸗Inspektor und Hauptmann 4. D. Tade (Görlitz. — Eine Tochter: n Landrath Joachim von Lattorff (Bergen a. R.). — Hrn. Friedrich Carl von Zitzewitz (Muttrin i. Pinm.).
Gestorben: Fr. Margarethe von Zitzewitz⸗Puestom geb. von Krause (Berlin). — Hr. Dr. Ern von Schack (Basthorst). — Hr. Legations. Rath a. d. Guido Frhr. von Grabow (Berlin). — Hr. Haus- Inspektor Richard von Büttner (Haupt⸗ Kadetten ⸗Anstalt Groß Lichterfelde). — Masorats⸗ herr und Rittmeister a. d. Richard von Schöning (Succow). — Hr. Rittergutsbesitzer Carl von Berg (San Remo), — Hr. Amtsrichter 4. D. Otto Luswig von e. (Dresden). — Fr. Bürger⸗ meister Ida Kremser, geb. Schumann (Koseh.
Berantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags
Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage),
sowie die Inhalts angabe zu Nr. G des öffent.
lichen Anzeigers Kum manditgesellschaften auf
Attien und Krtiengeselschaften) für die Woche vom 9. bis 14. November 1896.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 274.
Liste der Auszeichnungen, welche von dem Preisgericht der Deutschen Fischerei—
Ausstellung (Binnenfischerei) gelegentlich der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung 1896 verliehen wurden.
1) Kaiser⸗Preis. F199. Bayerischer Landes, Fischerei⸗Verein, München.
2) Silberne Staatsmedaille für Fischerei.
C. Arens, Cleysingen bel Ellrich a. H
A. Micha, Berlin O., Mühlenstraße 72.
G. von dem Borne, Berneuchen.
W. von Derschau, Fischgut Seewiese bei Gmünden.
A. Hübner, Thalmühle bei Frankfurt a. O.
G. Mahnkopf, Großfischermister, Spandau.
Rittergutsbesitzer Gropius, Janikow bei Dramburg.
Paul Matte, Lankwitz bei Berlin.
O. Ziegenspeck, Berlin S. Kom mandantenstraße 56.
3222. kö & Pippow, Wilmersdorf bei Berlin, Pfalzburger⸗ raße 84.
3211. Kaiserliche Fischzuchtanstalt, Hüäningen i. Elsaß.
3198. 3259. 3205. 3207. 3230. 3245. 3219. 3246. 3288.
(Von den Pretsrichtern wurde der Ausstellung ein erster Preis
zuerkannt; doch konnte die silberne Staatsmedaille für Fischerei nicht
verliehen werden, weil die Verleihung an Staatsan stalten bestimmungs⸗
gemäß unzulässig ist.)
3) Bronzene Staatsmedaille für Fischerei.
3225. Graf von Haugwitz-⸗Hardenberg⸗Reventlow'sche Forellenzucht, Rogau i. O. Schl.
3242. Rudolf Linke, Tharandt.
3256. Fischzuchtanstalt Oesede.
3232. Bill Müller, Erfurt.
3203. Fisch uchtanstalt Bienenbüttel, Königliche Landwirthschafts« gesellschaft, Hannover.
3278. von Stieglitz''che Forellenzucht, Langburkersdorf b. Neustadt i. Sachsen.
3236. W. Kraatz, Paarsteinwerder bei Chorin.
3241. C Lindenberg, Hoflieferant, Berlin W., Mohrenstraße.
32112. Gräflich Frankenberg'sche Theresienhütte zu Tillowitz.
8275. Fischzuchtanstalt Selzenhof bei Freiburg in Baden.
4) Silberne Verdienstmünze des Deutschen Fischerei⸗ Vereins.
3258. von QOllech, Wiesenthal bei Tzschecheln.
3214. Professor Dr. Anton Fritsch, Prag.
3229. Dr. B. Hofer, München.
3283. Dr. E. Walter, Trachenberg in Schlesien.
3282. Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Freiberr von la Valette. St. George, Bonn.
3267. Sächsischer Fischerei⸗Verein, Dresden.
3200. E. Beeh, Bern.
3269. Regierungs⸗ und Baurath Schmidt, Cassel.
3217. Ad. Glauß, Königsberg i. Pr.
(Die Vorstehenden erhielten auch das Ehrenzeugniß der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung.)
Besondere Verdienste haben sich einzelne Herren um das Zustande⸗ kommen der ihrer Sorge anvertrauten Ausstellungen erworben, wets— halb es angezeigt erschien, ihnen eine Auszeichnung als Mitarbeiter zu verleihen, und zwar neben dem Ehrenzeugniß der Berliner Gewerbe⸗ Ausstellung die
5) Silberne Verdienstmünze des Dentschen Fischerei⸗
Vereins (als Mitarbeiter).
Geheimer Regierungs⸗Rath E. Friedel, Berlin. Konservator E. Krause, Berlin. Professor Dr. Nitsche, Tharandt. Dr. von Brunn, Hamburg. A. Schillinger, München. S. Jaff é, Sandfort. F. Kretschmer, Berlin. c mm
J n 6) Bronzene Verdienstmünze des Deutschen Fischerei⸗ Vereins (als Mitarbeiter).
Kustos am Märkischen Museum Buchholz, Berlin.
Direktor Dr. Heck, Berlin. .
Schloßhauptmann von Lengerke, Detmold. 9.
Fischermeister B. Rauch in Bernried am Starnberger See.
Fräulein Helene Hofer, Nordhausen.
(Die Namen der mit dem Ehrenzeugniß der Berliner Gewerbe⸗ Ausstellung ausgezeichneten Aussteller wurden bereits in Nr. 249 d. Bl., Erste Beilage, veröffentlicht.)
7) Bronzene Verdienstmünze des Deutschen Fischerei⸗Vereins nebst der Ehrenurkunde desselben.
3249. Professor Dr. Metzger, Münden. 3233. Wilhelm Kegel, Fischermeister, Kalbe a. S. 3202. O. Bieler, Büssow bei Friedeberg in der Neumark. 3215. A. Gasch, Großkanisw bei Dzieditz. 3221. J. Hadenfeldt, Beringstedt (Holstein). 3259. Ostpreußischer Fischerei⸗Verein, Königsberg i. Pr. 3281. Baurath Treplin, Trier. 32542. Karl Niethe, Lunow bei Angermünde. 3210. . von und zu Galoffstein, Weimar. 3235. Samuel Koenigsfeld, Kobier in Schlesien. 3228. J. Höpfner, Fischermeister, Stettin. 3223. Hamburger Polizeibehörde, Hamburg. 3276. Spratt's Patent, Rummelsburg bei Berlin. 3234. J. Klix, Charlottenburg. 8) Ehren Urkunde des Dentschen Fischerei⸗Vereins. 3232. Casseler Fischerei⸗Verein. 3209. W. Drowin, Lunow bei Angermünde. 3240. Karl Lerm C Gebr. Ludewig, Berlin NO., Glisabethstraße 61. 3272. E. Schuster, Chemnitz in Sachsen. Julius Koch, Eisenach.
3266. J. Rosenberger, Plomnitz. 3290. Fischer⸗ Innung, Berlin. 3291. Havelberg ⸗Köperberger Fischer ⸗Gilde. 3292. . in Frankfurt a. O. 3293. Fischer⸗Gemeinde zu Schwedt a. O. 3294. Fischer Innung zu Plaue a. Havel. 5295. Fischer⸗Innung zu Stettin. 3296. Fischer⸗ Innung zu Alt⸗Damm. 3297. Fischer⸗Innung zu Anklam. 3298. Fischer Innung zu Greifenhagen. 3299. H. Schaak, Fischermeister, Prenzlau. z300. Münder Fischerzunft in Kolberg. 3301. Fischer Innung zu Gartz a. O. 3302. Fischermutel zu Neisse.
räulein Emma Schwéers, Trachenberg.
Die Preisrichter: Prinz Heinrich Schönaich⸗Carolath, Obmann; Fürst Hatzfeldt⸗Trachenberg; E. Uhles.
Berlin, Dienstag, den 17. November
Deutscher Reichstag. 125. Sitzung vom 16. November 1896, 11Uhr.
Auf der Tagesordnung steht die gestern bereits mit— 66 Interpellation des Abg. gref von Hompesch entr.).
Nach der ebenfalls im Anfangsbericht schon enthaltenen Begründung seitens des Interpellanten beantwortete der Reichs⸗ kanzler Fürst zu Hohenlohe die Interpellation mit folgender Erklärung:
Ich habe auf die Interpellation Folgendes zu erklären:
Ueber die Verhandlungen, die vom Jahre 1887 bis zum Jahre 1890 zwischen Rußland und dem Deutschen Reiche stattgefunden haben, ist seiner Zeit unbedingte Geheimhaltung verabredet worden. Der Zeitpunkt, von welchem an diese Verpflichtung aufhört, kann hiernach von uns nicht einseitig bestimmt werden. Ich bin daher zur Zeit nicht in der Lage, über das Ergebniß dieser Verhandlungen amtliche Auskunft zu ertheilen.
Was sodann die Haltung der deutschen Politik gegenüber Ruß⸗ land seit dem Frühjahr 1890 betrifft, so ist auch hier meinerseits eine erschöpfende Antwort nicht möglich, so lange jene Verpflichtung fort⸗ besteht. Was in dieser Beziehung gesagt werden kann, überlasse ich dem Herrn Staatssekretär des Auswärtigen Amts darzulegen, der da⸗ mals an den Berathungen theilgenommen hat.
Nach sorgfältigster Prüfung des vorhandenen Materials kann ich nicht umhin, die Gründe, welche damals die deutsche Politik leiteten, als vollwichtig anzuerkennen. Dabei kann ich der Ueber—⸗ zeugung Ausdruck geben, daß eine ungünstige Veränderung in unseren Beziehungen zu Rußland als Folge jener Politik sich nicht fühl— bar gemacht hat. Die Behauptung, daß damals oder jetzt englische oder überhaupt auswärtige Einflüsse mitgewirkt hätten, muß ich als jeder Begründung entbehrend zurückweisen. (Hört! hört! und Bravoh Was die Wirkung betrifft, welche die jüngsten Veröffentlichungen auf die Stellung Deutschlands im Dreibunde und sein Verhältniß zu den übrigen europäischen Mächten gehabt haben, so freue ich mich, erklären zu können, daß die Wolke des Mißtrauens, welche sich im ersten Augenblick in einzelnen Schichten der Bevölkerung jener Länder gezeigt hat (hört, hörth, wieder verschwunden ist, und daß unser Ver⸗ hältniß zu unseren Verbündeten nach wie vor getragen ist von un— bedingtem gegenseitigen Vertrauen! (Bravo!)
Desgleichen haben unsere Beziehungen zu Rußland keinen Augen blick aufgehört, gute und freundschaftliche zu sein. (Lebhaftes Bravo.)
Hierauf nahm das Wort der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr Marschall von Bieberstein:
Meine Herren! Bei der Darlegung der Gründe, die im Jahre 1890 die deutsche Politik gegenüber von Rußland bestimmt haben, bin ich mir der großen Schwierigkeiten meiner Aufgabe wohl bewußt. (Sehr richtig! rechts) Sie liegen in der Sache, aber nicht nur in der Sache. Ich bitte von mir keine Enthüllungen zu erwarten. Ich habe dazu keine Ermächtigung; sie würden auch voraussichtlich nur den Streit vermehren, und an Streit haben wir genug im Lande. (Sehr richtig! rechts und aus der Mitte.) Meine Aufgabe ist die Vertheidi⸗ gung, die Beleuchtung gewisser Angriffe, soweit deren sachliche Abwehr im allgemeinen Interesse nach außen und nach innen geboten ist. In dem jüngsten Streite sind zwei Anklagen hervorgetreten, die sich nach diametral entgegengesetzter Richtung bewegen: die eine, daß die deutsche Politik nach 1890 schwere Fehler begangen, eine wichtige Sicherung und Friedensgarantie preisgegeben habe, und die andere Anklage, die sich gegen die Politik vor 1890 richtet mit der Be⸗ hauptung, daß damals mit einem anderen Staat Dinge verabredet worden seien, die im Widerspruch ständen mit den bestehenden Ver⸗ trägen.
Von diesen Anklagen wiegt die letzte am schwersten; denn sie trifft uns an einer Stelle, wo wir mit einem gewissen Stolze sagen können, daß wir am empfindlichsten sind (sehr wahr! in der Mitte), — und darum wende ich mich zunächst gegen diese Anklage und weise mit aller Entschiedenheit den Gedanken zurück, als ob jemals von deutscher Seite mit irgend einem Staate etwas ver— abredet worden sei, was unvereinbar wäre mit be— stehenden Verträgen. (Bravo! in der Mitte und rechts. — Das ist nicht geschehen, nicht dem Wortlaut, auch nicht dem Geiste nach; denn was je von uns verabredet wurde, sollte dem Frieden dienen, also demselben Zweck wie unsere Verträge. (Sehr richtig!) Wo immer dieser Vorwurf sein Haupt erhebt, möchte ich glauben, alle Deutschen sollten zusammenstehen, um ihn zurückzuweisen; denn wenn er Boden fassen könnte, er würde uns zum Schaden gereichen und nur unseren Feinden zur Freude und Genugthuung. (Sehr richtig h
Weit schwieriger ist die Abwehr der zweiten Anklage. Das Gebiet meiner Ausführungen ist eng begrenzt. Ich kann nur im Wege einer akademischen Darstellung die Gründe andeuten, warum die deutsche Politik im Jahre 1890 die bekannten Wege gegangen ist, und ich knüpfe an die jüngsten Enthüllungen und an den Grundsatz an, der dabei aufgestellt wurde, daß in den Vertragsbesiehungen zweier Länder zu einander der Grundsatz gelte, die Rückversicherung stärke die Sicherung und vermehre die Friedensgarantie. Bei aller Bewunderung des staatsmännischen Gedankens, der diese Ziele sich steckt und der in seinen letzten Konsequenzen dahin führen könnte, durch ein ganzes Netz von Defensivverträgen den allgemeinen Weltfrieden dauernd zu sichern, so wird doch der Zweifel gestattet sein, ob mit der Mehrzahl der Bündnisse und der Verträge auch der innere Werth jedes einzelnen sich steigert (sehr guth, ob nicht umgekehrt die Gefahr entstehen kann, daß unter den mehrfachen Sicherungen gerade die im entscheidenden Momente versagt, auf die es ankommt. (Sehr wahr! in der Mitte.)
Die Kriege, die geständiger Weise im Angriff geführt sind, ge⸗ hören der Vergangenheit, der Geschichte an. Selbst bei den Nationen, die Grund zu haben glauben, mit ihrem Loos nicht zufrieden zu sein, besteht heute ein so tiefgehendes Friedensbedürfniß, gesteigert durch den
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heutigen Verkehr, durch die allgemeine Wehrpflicht, durch die Scheu vor den unbekannten Schrecken der modernen Kriege, daß jede Regie rung, die zum Kriege entschlossen ist, alles aufbieten wird, schon der eigenen Bevölkerung wegen, um von sich das Odium des Angriffs abzuwehren. (Sehr wahr) Die Entscheidung der Frage: wer ist der angreifende, wer ist der angegriffene Theil, wird also in der Jetztzeit dem freien Ermessen einen großen Spielraum gewähren, und daraus folgt, daß ein Bündnißvertrag, der wirksam werden soll im Fall eines fremden Angriffs, doch nur dann eine zuverlässige Schutzwehr bietet, wenn bei dem Verbündeten in jedem Augenblick auf die Gesinnung gerechnet werden darf, die ihn geneigt macht, uns als die Verfechter der gerechten Sache und den Gegner als Lngreifer zu betrachten. (Sehr gut!)
Diese Gesinnung kann man nicht verabreden, man kann sie nicht in Paragraphen fassen, sie muß erworben, erhalten und gepflegt werden. Sie entsteht nicht mit dem Vertrag, sie braucht auch mit dessen Ablauf nicht zu verschwinden, sie beruht im letzten Ende bei Regierenden und bei Regierten auf dem Bewußtsein, daß die Er⸗ haltung der beiderseitigen Machtstellung ein gemeinsames Interesse ist. Sie beruht nicht zum mindesten auf der gegenseitigen ver⸗ trauensvollen Ueberzeugung, daß das, was der Eine verlangt, er un⸗ weigerlich im entsprechenden Fall auch leisten werde und leisten könne. Diese Faktoren bestimmen den inneren Werth jedes Bündnisses, und es ist klar, daß diese Faktoren beeinflußt und beherrscht werden durch all die Momente, die an sich geeignet sind, auf menschliche Stimmungen und menschliche Beziehungen einzuwirken. Hier ist der Punkt, wo die Lehre versagt, daß auf politische Dinge nur politische Erwägungen einwirken, und die abstrakte Formel hält gegenüber diesen Erwägungen nicht stand, daß die Rückversicherung die Versicherung stärke. Es wird stets auf die konkreten Umstände ankommen. Die nächste Frage wird immer die sein: wie wirkt die Existenz eines zweiten Bündnisses auf das erste, und wie umgekehrt? Das Material zu dieser Betrachtung und zu einem Beispiel ent⸗ nehme ich den jüngsten Enthüllungen. Es wird behauptet, daß bis zum Jahre 1890 zwischen Roßland und Deutschland volles Einver⸗ ständniß darüber bestanden habe, daß, wenn eins von ihnen ange⸗ griffen wäre, das andere wohlwollend neutral bleiben müsse. Ob das zutrifft, kann ich nicht sagen, aber ich weiß, denn das ist publiei juris, daß in 51 unseres Vertrags mit Oesterreich⸗ Ungarn vom Jahre 1879 wir Oesterreich gegenüber verpflichtet sind, wenn es von Rußland angegriffen wird, ihm mit unserer ganzen Kriegsmacht beizustehen. Diese Bestimmungen sind durchaus vereinbar. Aber wenn die Enthüllungen richtig sind, dann konnten wir in die Lage kommen, daß, wenn ein Konflikt ausbrach zwischen unseren beiden östlichen Verbündeten, in dem beide die Rolle des Angreifers sich zu⸗ schoben, wir von der einen Seite angegangen wurden um wohlwollende Neutralität, von der anderen Seite um Unterstützung mit der ganzen Kriegsmacht. (Sehr gut) Wir mußten dann die Frage entscheiden: wer ist der Angreifer, wer ist der Angegriffene? und mußten dann für den Einen gegen den Anderen optieren. Man sagt: das ist Theorie, so wird sich in der Praxis der Fall nie gestalten. Das gebe ich unbedingt zu. Für mich hat diese Betrachtung nur den Werth eines Beispiels, und ich sage: selbst wenn derartige Vertragsverhältnisse vollkommen klar zu Tage liegen, die bloße Möglichkeit, derartige Fälle zu konstruieren — und sie wird nie auctzuschließen sein bei einem mehrfachen Vertragsverhältniß — kann bei aller Loyalität menschlich und politisch bei keinem der Verbündeten die Neigung stärken, wenn wir an das Bündniß appellieren, uns jederzeit die Inter⸗ pretation zu gewähren, die unserem Interesse entspricht, und ohne die der Vertrag ein werthloses Blatt Papier ist. (Sehr wahr) Und hier zeige ich auf die schwache Stelle der Rückversicherung. Dazu kommt ein Anderet. Als im Jahre 1879 der deutsche Vertrag mit Oesterreich⸗-Ungarn geschlossen wurde, war in einer besonderen Be⸗ stimmung vorgesehen, daß trotz der Geheimhaltung des Vertrages Seiner Majestätt dem Kaiser von Rußland unter Um⸗ ständen vertrauliche Mittheilung davon gemacht werden solle. Die Mittheilung ist auch erfolgt. (Hört! hört!) Es genügt der Hinweis auf diesen Vorgang und dessen erkennbare Motive, um klarzustellen, daß die unbedingte Geheimhaltung von Verhandlungen doch für beide Theile die Möglichkeit von Schwierigkeiten und Mißverständnissen enthält, die Quelle werden kann von Verwirrungen, von Unruhen, von Faktoren, die auf ganz unberechenbaren Ereignissen beruhen, und über die kein Theil eine Kontrole auszuüben vermag. Wenn ein Staatsmann, wie Fürst Bismarck, die Zuversicht hatte, alle derartigen Schwierigkeiten zu be⸗ herrschen, so bin ich wahrlich der letzte, der eine Kritik versuchen wollte. Aber ich darf es doch freimüthig aussprechen, daß die Staatskunst des Fürsten Bismarck so fest steht in der Anerkennung der ganzen ge⸗ bildeten Welt, daß sie keiner Bestätigung durch die Glorifizierung einer einzelnen Handlung bedarf (sehr wahr!) und daß der Dank, den jeder Deutsche dem Fürsten Bismarck für das schuldet, was er Deutsch⸗ land geleistet, wahrlich nicht der Folie bedarf von schweren Angriffen auf seinen Nachfolger. (Sehr wahr! links.)
Nach dem, was ich gesagt habe, wird jeder Unbefangene zugeben, daß die Fragen, um die es sich handelt, doch einer sehr verschieden⸗ artigen Beurtheilung fähig sind, und er wird begreifen, daß ein Mann in verantwortlicher Stellung in so wichtigen Entscheidungen nicht auf eine Autorität hin handelte, sondern nur auf seine innere Ueber⸗ zeugung, die er nach gewissenhafter Prüfung gefaßt hat. Wenn der Nachfolger des Fürsten Bismarck über die Rückversicherung und ihren Werth eine andere Auffassung hatte, wenn er in der unbedingten Geheimhaltung gewisse Gefahren mit Rücksicht auf die Beziehungen zu anderen Mächten sah, ja selbst zweifelhaft war, ob nicht die Friedensgarantie dadurch verringert werden könnte, so mag man diese Anschauung kritisteren und mag sie bekämpfen; aber ich meine, als die Ueberzeugung eines verdienten und gewissenhaften Mannes (Sehr richtig! aus der Mitte) ist sie doch erhaben über die mannigfaltigen, selbst höhnischen An⸗
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