Bildhauers Benvenuto Cellini Cdessen Lebensgeschichte Goethe J lorenz aufgestellten Perseus⸗ Statue, Feren Entstehungsgeschichte den eigentlichen Kern der Handlun uftrage des a Clemens VII. den Gu Allein seine Liebe zu Teresa, der Braut ihn nicht ruhen,
übersetzte, des Schöpfers der in
Idet. Cellini soll im . Perseus! vollenden. es päͤpstlichen Bikdhauers Fieramotzea, säßt und eine Entführung der Geliebten während wobei sogar Blut vergossen Anspruch, daß er die Frist zur verstreichen läßt und die Ungnade des einer Stunde soll er nun den Guß des
die blanke Perseusstatue aus ihrer
ibr nunmehr begnadigter Schöpfer Terefa als glü
wird, nimmt seine Anfertigung des Standbildes apstes auf sich zieht. tandbildes vollenden oder wegen
seines Vergehens slerben. Der Guß gelingt schließlich, und während ezogen wird, darf
licher Bräutigam in seine Arme schließen. Dramatisch am wirkfamften und spannendften
orm ans Licht ]
der Dichtung, nicht
Zeit so in die sinkende Sonne schauen.
Binnen
schaffen vermochte.
Moment vortreffliche Spiel Georg Engels“ erhoben. Eine echte theilnehmende Stimmung wollte, trotz des schwermüthigen Gegenstandes latz greifen, obgleich das zweimal in vom Abendroth verklärter Dämmerung liegende Atelier einen malerischen, poetische Empfindung weckenden Hintergrund darbot für das Bild des i. des im ersten Akt hoffnungsfrohen Malers und seiner liebe
des Karnevals, seligen Tochter, die im letzten Akt tief gebeugt und schmerjbewegt in Die unsichere und nicht immer natürliche Entwickelung der Handlung und der Charaktere, die nicht in rechter Harmonie zusammenklingen, lassen eine volle Befriedigung und eine reine Stimmung nicht aufkommen. Die Darstellung stützte sich in erster Linie auf das große Talent von Georg Engels, der in sein Spiel viele feine, lebenswahre Schattierungen einfügte, aber doch auch einen lebendigen Menschen aus der Gestalt des alten Maler nicht zu Fe Schönfeld spielte eine jüngere,
Variation des alten Meisters mit großer Frische.
statt.
lustige Herr Stahl ver⸗
Die Neue Berliner Omnibus Gesellschaft
Jagd.
Morgen, Dienstag, findet Königliche Parforce-ga Stellbichein: ö. Uhr Jagdschloß . 4 . am Saugarten. .
Mannigfaltiges.
Das Denkmal zur Erinnerung an die im November 1861 er⸗ trunkenen Mannschaften der Amazone“ im Invalidenpark ist auch in diesem Jahre wieder mit Guirlanden und Kränzen geschmückt worden, welche von dem hiesigen Verein ehemaliger Matrosen der deutschen Marine und den Hinterbliebenen gewidmen sind.
hat ihre
ist entschieden diefer letzte, in Cellini's provisorisch im Kolosseum unter gebrachter Werkstatt spielende Akt, dessen Oertlichkeit zudem durch den ekorationg maler Bukacg meisterhaft veranschaulicht wird. Die Entführungsgeschichte, welche in den vorhergehenden Akten etwas breit und nicht immer ganz verständlich behandelt wird, ist weniger dramgtisch. Unter den Sängern zeichneten sich vor allen Herr Kraus als Cellini, Herr Bulß als Fieramosca und Frau Herzog als Teresa aus. Namentlich wuchs der erstgenannte junge Künstler, der demnächst vom Mannheimer Hoftheater als ständiges Mitglied des Königlichen DOpernhauses nach Verlin überstedelt, mit jedem Akt in seine ungemein schwierige Aufgabe hinein. Herrn Bulß gelang der erste Akt, in dem er durch geckenhaftes Gebahren auffallen soll, darstellerisch am wenigsten; hingegen bot ihm eine meisterhaft geformte ‚„Bramarbas“« Arie im zweiten Gelegenheit zur vollen Entfaltung seiner großen Mittel. Auch Frau Göoctze konnte in der kleinen, aber dankbaren Partie des Lehrlings Cellini's ihrer schönen Stimme Geltung verschaffen. Die anderen Rollen — die übrigens alle ihre nicht zu unterschätzenden Schwierigkeiten haben — treten nicht sonderlich heivor. Sie wurden durch die Herren Mödlinger, Krolop. Alma, Krasa, Stammer und Lieban angemessen . Meisterhaft war die Inseenierung, namentlich des zweiten Aufzugs, der äußerft lebendig das Karnevalstreiben auf der Piazza Colonna“ veranschau— lichte. Dem Orchester unter Kapellmeister Weingartner'z Leitung, dem wohl die schwierigste Aufgabe des Abends zufiel, gebührt ganz be⸗ sendere Anerkennung, namentlich für die vollendete Wiedergabe der Duvertüre „Le carnaval romain“ (ebenfalls von Berlioz), welche als Zwischenspiel das Fastnachtsleben des zweiten Aktes stimmungt— voll einleitete. Der Beifall am Schluß war ein sehr großer und einmüthiger; der Gast des Abends und Vaisteller der Titelrolle, Herr Kraus, wurde mehrmals vor den Vorhang gerufen.
Lessing⸗Theater.
Die erste Aufführung des vieraktigen Schauspiels , Der Abend von Paul Lindau erzielte am Sonnabend einen ziemlich lauten Erfolg, der seinen Höhevunkt nach einer stark theatralischen Scene des dritten Aufzugs erreichte. „Der Abend“ stellt sich dar als ein modernes Theaterstück init einer angehängten Moral. Wer, wie der lebens frohe Maler Frwin Deuben, das ganze Leben für einen lustigen Tag gehalten hat, kann sich nicht wundern, wenn der Lebensabend trübe und elend verläuft; leider kommt dem jovialen Maler diese Er⸗ kenntniß und die Einsicht von dem Ernst des Lebens, das doch mehr als, ein Kinderspiel bedeutet, erst durch das Unglück seiner einzigen, geliebten Tochter, welche trotz ihrer schwermüthigen und nüchternen Lebensanschauung den Verführungskünsten eines reichen jungen Mannes erliegt. Zum Schluß hüllen sich der Maler, trotz seines aufschäumenden Racheduistes, und seine Tochter, tretz ihrer heißen Liebe, in übermenschlichen Edelmuth und entfagen der Sühne des Vergehens, weil sie darin nur ein Werk der Pflichterfüllung des Verführers sehen und nicht ein freies Opfer wahrer Liebe. In der scenischen Behandlung dieses Stoffes hat Paul Lindau aufs neue bemiesen, daß die bedeutendste Seite seineß Talents in der Beherrschung eines leicht flüssigen Dialogs und des witzigen und launigen Plaudertons liegt. Der Verfasser ist immer anziehend und unterhaltend. so lange er mit leichten Schwingen die Oberfläche des Lebens streift; in die Tiefen einer starken Menschenseele hinab— zutauchen, ist ihm auch in diesem Stücke versagt. Der wilde Kampf, der die Brust dieses Malers zerreißt, als er in seinem Künstler— beweßtfein und seiner Vaterliebe gleich tief beleidigt wird, wurde von theatralischer zu dramatischer Wirkung erst durch das in diefem
körperte charaktertstisch den selbstzufriedenen, reichen und leichtherzigen , Mann. Fräulein Wirth legte Empfindung und Schwermuth n die Rolle des liebenden und getäuschten Mädchens. — Der Dichter konnte unter dem Beifall der Zuschauer nach jedem Aufzuge auf der Bühne erscheinen.
Im Königlichen Opernhause gelangt morgen C. M. von Weber's Oper Oberon“ mit den Rezitativen von Franz Wüllner unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung zur Aufführung. Die Besetzung ift nachstehende; Hüon; Herr Sylva; Rezia; Fräußlein Hiedler; Fatime: Fräulein Rothauser; Scherasmin: Herr Lieban; Oberon: Fräulein Weitz; Puck: Fräulein Deppe; Roschana: Frau Götze; Kaiser Karl: Herr Stammer; Almansor: Herr Fraͤnkel.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Lessing's Minna von Barnhelm? (zum 125. Mahl) in folgender He stzung gegeben: Tellheim: Herr Ludwig; Minna: Fräulein Poppe; Franzigka: Fräulein Hausner; Just: Herr Kahle; Dame in Trauer: Frau von Hochenburger; Riccaut: Herr Grube. Wirth: Herr Vollmer; Werner: Herr Molenar.
Eine Wohlthätigkeits-⸗Vorstellung zum Besten der Hinter⸗ hliebenen der mit dem Kanonenboot . Iktis“ untergegangenen Seeleute findet am nächsten Mittwoch, den 25. November, im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater statt. Eröffnet wird dieselbe mit einem eigens zu diesem Zweck von Victor Laverrenz gedichteten Prolog: ‚Die Helden des Iltis‘, der von Fräulein Schmidt gesprochen werden wird. Es folgt die Erstaufführung von König Ring“, Drama in drei Akten von Victor Laverrenz. Die Regie des Abends hat der Regisseur des Theaters, Herr L. Otto— meyer, übernommen, der auch perfönlich die ergreifende Dichtung „Der Rabe von Edgar Allan Poe zur Darstellung bringen wird. Schrift⸗ liche Billetbestellungen sind an das Bureau des riedrich · Wilhelm ⸗ städtischen Theaters, NW., Chausseestraße 265 / 25, zu adressteren.
Der vierte Symphonie-⸗Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Felix Weingartner's Leitung findet am 17. Dezember statt. Zur Aufführung gelangen nur Werke von Beethoven.
Das Programm des am Montag, den 30. November, stattfindenden IV. Philharmonischen Konzerts unter Arthur Nikisch's Leitung und solistischer Mitwirkung von Frau Sofie Menter lautet definitiv, wie folgt: Symphonie in D-dur von Haydn (Nr. 2 der Breitkopf u. Härtel'schen Ausgabe, welche in Berlin seit langer Zeit nicht mehr zur Aufführung gelangte); Klavier⸗Konzert in Es-dur ven Beethoven, gespielt von Frau Menter; Also sprach Zarathustra“, Tondichtung für großes Orchester (zum ersten Mal) von Richard Strauß. Den Schluß bildet Wagner's „Tannhäuser Ouvertüre.
Bei dem Orgel vortrag in der Marienkirche, am nächsten Mittwoch, Mittags 12 Uhr, haben Herr Organift Friedrich Finke aus Spandau den Orgelpart und die Damen Fräulein Helene Linsener und Fräulein Emilie Jeschke die Gesänge übernommen. Zur Auf⸗ führung gelangen auf die Tedtenfeier und die bevorstehende Advents. zeit bezügliche Kompositionen. Der Eintritt ist frei.
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Die Recitative von Franz Wüllner. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang
vom 23. November, Morgens
Wetterberi
— —
73 Uhr.
Stationen. Wind.
nora dalle Camelie.
Vorverkauf hat begonnen.
Schauspielhaus. 263. Vorstellung. Minna von s
Donnerstag: Erster Duse Abend. La sis- . 1 (Die Dame mit den Camelien.) Schauspiel von Alexandre Dumas. Der
Linie Rosenthaler Thor— Anhalter Bahnbof über den letzteren hinaus durch die Möckernstraße bis zur Vorkstraße ver?! . Der Fahrpreis beträgt nach wie vor für die ganze Tour
Ueber die Witterung im Monat Oktober 1896 berichtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der ange stellten Beobachtungen Folgendes: Die Witterungeverhäͤltniffe gestalteten sich während des Oktobers im größten Theil Norddeutschlands güũnstiger als in den vorangegangenen Monaten. Dies gilt namentlich von der Temperatur, deren Monatsmittel meist über dem Normalwerth lag, im Nordosten bis zu 3 Grad; westlich der Weser war es jedoch zu kühl, im Südwesten sogar bis zu 16 Grad. In der ersten Hälfte des Oktobers wechselten warme, heitere Tage mit kühlen, trüben, während in der zweiten Hälfte die letzteren vorwogen. Im Gegensatz zu anderen Jahren ist diesmal die Lufttemperatur nur an wenigen Orten unter den Gefrierpunkt gesunken; dagegen trat aller⸗ dings Reisbildung häufig ein. Die Niederschläge waren meistens zu
ering, besonders im Nordosten, wo nur ein Drittel der Normal— 5 gemessen wurde, während es das Gebiet der mittleren und unteren Oder sowie die Rheinprovinz etwas zu naß hatte. Schnee fiel nur in den Gebirgen, ohne aber hier längere Zeit liegen zu bfeiben Die Sonnenscheindauer betrug vielfach mehr als im voraufgegangenen September; doch wurde auch im Oktober nirgends die Hälfte der möglichen Dauer erreicht; ja, in Hessen. Nassau ging sie sogar wieder unter ein Fünftel derselben herab. Dag Hochdruck. sebiet welches zu Ende September über Zentral? Europa ag, zog zu Anfang Oktober nach Osten ab, während mehrere De— pressionen im Nordwesten vorüberwanderten. Hierdurch wurden leb hafte, zum theil stürmische südwestliche Winde veranlaßt, welche die ziemlich milde Temperatur noch ein wenig erhöhten. Später ver— lagerte sich ein neues Hochdruckgebiet von Spanien nach Rußland, wo⸗ durch am §. ein Temperatursturz eintrat, dem sogleich wieder starke Er= wärmung bei vielfach heiterem Wetter folgte. Vom 10. ab bis zum 24. wurde die Witterung in Deutschland durch Depression beeinflußt, welche Zentral Europa südnördlich durchquerten, während fich ini Osten, meist auch im Westen Anticyelonen befanden. Infolge dessen sank die Temperatur bis zum 13. überall sehr stark; während sie sodann im Nordosten unter geringen Schwankungen auch weiterhin abnahm, hoh sie sich in den anderen Landestheilen am 15. wieder zu der vorigen Höhe, um dann ebenfalls stetig abzunehmen. Vom 24. bis 28. machte sich eine im Nordwesten vorüberziebende Depession geltend, der im Südosten hoher Luftdruck gegenüberstand; daher wehten meist Winde aus dem südlichen Quadranten, die eine weitere Abkühlung verhinderten. In den letzten Tagen des Monats erstreckte sich eine Furche niedrigen Luftdrucks südnördlich über Deutschland und brachte für den Often Erwärmung, für den Westen aber neues Sinken der Temperatur. .
In der alten „Urania“ (Invalidenstraße) wird Herr Astronom G. Witt morgen seinen ersten Experimental. Vortrag „Ueber den Bau des Weltsystems“ halten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Mittwoch und die folgenden Tage: Eine wilde Sache.
Konzerte.
Wetter.
in o Celsius 50 C. — 40 R.
Temperatur
3 bedeckt 2 bedeckt
Regen 3 Nebel Nebel bedeckt bedeckt bedeckt
Belmullet .. Aberdeen Christian fund Kepenhagen . Stockholm aparanda. t. Vetersbg. Moskau... Cork, Queens⸗ ton Cherbourg elder ö mburg winemünde Neufabrwasser Memel
— O de K K O CO O0
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Dunst heiter heiter 4 bedeckt 2 bedeckt ö wolkig 3 2 2
¶ GGS
Wiesbaden München .. Chemnitz Berlin Wien.
bedeckt 3 bedeckt NNW bedeckt Breslau NNO 2 bedeckt
iir DNS 3 halb bed Uebersicht der Witterung.
Eine Zone hohen Luftdrucks überdeckt Mittel Europa, uͤber Norddeutschland Barometerstände nahezu S0, über Innerrußland von 782 mm aufweisend. Flache Depressionen liegen über dem Mittelmeer und im hohen Norden. Vei schwacher, vorwiegend nördlicher bis östlicher Luftströmung und nahezu nor- malen Wärmeverhältnissen ist das Wetter in Deutsch⸗ land neblig, an der Küste heiter, im Binnenlande trübe; meßbare Niederschläge werden nicht gemeldet. Meistens haben Nachtfröste stattgefunden. Die west· liche Frostgrenze verläuft von Riga über Danzig nach
Hermannstadt. Deutsche Seewarte.
Theater.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern— haug. 254. Verstellung. Oberon. Romantische Oper in 3 Aufzügen. Mustk von Carl Maria von Weber.
Barn helm, oder: Das Soidatenglück. Lustspiel in 5 Aufzügen von Gotthold Ephraim Lessing. Regie: Herr Plaschke. Anfang 73 Uhr.
kittwoch; Opernhaus. 235. Vorstellung. Ben venuto Cellini. Oper in 3 Aufzügen von de Wailly und. Barbier. Deutsche Bearbeitung von Peter Cornelius. Musik von Hector Berlioz. (Benvenuto Cellini: Herr Ernst Kraus, vom Hof— und National⸗Theater in Mannheim, als Gast.)
Anfang 74 Uhr. Schauspielhaus. 264. Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 5 Aufzügen von William
Shakespeare. Anfang 74 Uhr.
Vrutsches Theater. Dienslag: Freiwild. Anfang 75 Uhr.
Mittwoch: Morituri. (Teja. Fritzchen. Das Ewig⸗Männliche.)
Donnerstag: Hannele's Himmelfahrt. — Vo her: Ohne Liebe.
Berliner Theater. Dienstag: Renaissauce. Anfang 74 Uhr.
Mittwoch. Renaissance.
Donnerstag: Einmaliges Gastspiel von Ludwig Barnay. Zum Besten der Bühnen⸗Genossenschaft: König Lear.
Lessing Theater. Dienstag: Der Abend. (Georg Engels als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Der Abend. (Georg Engels als Gast.)
Donnerstag: Der Abend. (Georg Engels als Gast.)
Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Dienstag: Zum ersten Male: Verschwunden. (Disparu.) Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson und André Sylvain. Deutsch von Franz Hofer. Anfang 74 Uhr.
Mittwoch: Verschwunden. (Disparu.)
Nenes Theater. Schiffbauerdamm 42. / 6. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Bock. e,. e in 3 Akten von Paul Hirsch⸗ erger und C. Kraatz. — Vorher: Die fittliche ga ee; Komödie in 1 Alt von Otto Erich
artleben. Anfang 74 Uhr.
Mittwoch: Bocksprünge. — Vorher: Die sitt⸗ liche Forderung.
Schiller ⸗Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Dienstag: Schiedsmann Dempel. Volksstück mit Gesang in 4 Akten von Julius Keller und Louis Herrmann. Musik von Gustav Steffens. Anfang 77 Uhr.
Nittwoch: Schiedsmann Hempel.
Donnerstag: Treue.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. ob / hy Direktion: Julius Fritzsche. Dienstag: Der Ehe— mann vor der Thür. Komische Operette in Akt von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi. — Hierauf: Mit neuer Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Reguisiten: Unter den Linden. Balletphantasie in 3 Akten von Benno Jacobson. Musik von Paul Linke. Dirigent: Herr Kapellmeister Dahmz. Der chorcographische Theil arrangiert und einftudiert vom Balletmesster Greco Poggiolesi. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Anfang 7 Ühr.
Mittwoch: Der Ehemann vor der Thür. — Hierauf: Unter den Linden.
Thalin · Theater (vorm. Adolph Ernst . Theater. Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Dienstag; Das Wetterhäuschen. (Woather ar no) Musikalisches Genrebild von Adrian Roß. Deutsch von Hermann Hirschel. Musik von Bertram Luard Selby. — Darauf: Zwei Schwieger ⸗ söhne! Schwank in 4 Akien von M. Boucheron. Deutsch von Max Schoenau. Anfang 75 Ühr. Mittwoch und folgende Tage: Das Wetter häuschen. — Darauf: Zwei Schwiegersöhne!
Zentral Theater. Alte Jalobstraße zo. Direktion: Richard Schultz. Dienstag: Emil Thomas a. G. Eine wilde Sache. Große Ausstattungt⸗ posse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von
„Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 71 Uhr.
Sing⸗Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Lieder ⸗Abend von Anna Stephan.
Konzerthaus. Karl Meyder⸗ Konzert.
Dienstag: Ouverturen Rienzi', Wagner, „Das Geheimniß', Smetana. Phantasie aus Don Juan! von Mozart. Walzer Der Frauen Liebe und Leben! von Blon. Potpourri „Ein Strauß von Strauß“ von Mohr. PFantaisie militaire für Violine von Leonard (Herr Schmidt Reinecke). Blumengruß“ für Piston von Hahn (Herr Werner).
Saal Gechstein. Dienstag, Anfang 77 Uhr: Lieder ⸗Abend von Otti Hey.
11 Familien⸗Nachrichten.
Verlobt; Frl. Morgarete Ehrlich mit Hrn. Fabrik- besitzer Hugo Sternberg (Breslau). — Frl. Glise Schneider mit Hrn. Ingenieur und Lieut. d. R. Johannes Trelenberg (Breelau).
Geboren: Cin Sohn:; Hrn. Konsul Paul Scheller (Dresden). — Eine Tochter: Hin. Berg⸗Affessor von Skal (Antonienhütte, ö .
Gesto rb en: Kadett Bernhard von Alt- Stutterheim Kötlin). — Fr. Hof-⸗Jägermeister Lidey von Wolff ersdorff, geb. Rath (Sondershausen). — Frl. Emma von Tresckom (Blankenfelde. — Hr. General · Lieut. z. D. Wilhelm von Henning (Char⸗ lottenburg) . — Verw. Fr. Oberft Wilhelmine von Krieger, geb. Frelin von Hanustein (Trier). . Pr. Pastor Joh. Friedrich Werner (Wüstebriese b. Ohlau). — Hr. Geheimer Admiralität Rath a. D., gußerord. Mitglied des Kaiserlichen Patent⸗ amtes Adolph Brix , — * Professor Dr. Karl Hellmuth Dondorff (Görlitz).
Verantwortlicher Redakteur: Sie menroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen
(einschließlich Börsen⸗ Beilage). (9331)
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
M 278.
Denutscher Reichstag. 129. Sitzung vom 21. November 1896, 1 Uhr.
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Berathung des Gesetz entwurfs, betreffend Abänderung und Ergänzung des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Strafprozeßordnung, und zwar bei der am Freitag unterbrochenen Erörterung über 8 56a der Straf— 1 betreffend Unterlassung der Beeidigung von Zeugen.
bg. Günther (ul.) ist mit dem Beschlusse der Kommission einverstanden und erklaͤrt sich gegen die Anträge, während
Abg. Munckel (fr. Volksp.) bittet, den Richter in seinem freien Ermessen nicht zu sehr zu beschränken; denn gegenüber einem ein- stimmigen Beschlusse des Gerichtes werde auch der Vertheidiger die Beeidigung nicht beantragen.
Geheimer Ober-⸗Justiz⸗Rath Dr. Lucas empfiehlt die Annahme des sz 56a. welcher bestimmt sei, die Zahl der Cide und damit auch der Meineide zu vermindern.
Abg. Haußmann (d. Volksp.): Die Frage ist praktisch von roßer Bedeutung, denn die jetzt bestehende Eidespflicht wird durch— rochen; die Vereidigung soll unterbleiben können, und aus dem Voreid soll ein Nacheid werden; ferner soll der Eid aus der 5 um theil in das Vorverfahren verlegt werden.
a die Beeidigung unterbleibt, sollte eine Strafe für Lügen vor Gericht eingeführt werden. .
Abg. Freiherr von Gültlingen (Rp.) tritt für den Beschluß der Kommission ein, will aber die Entscheidung der Frage ganz in die Hände des Gerichts legen und eine Vereldigung auf Antrag des Angeklagten bezw. seines Vertheidigers nicht zulassen.
Abg. Beckh (fr. Volksp.) glaubt, daß man nicht alles in die Hände der Richter allein legen dürfe; auf Antrag müsse eine Be— eidigung der Zeugen erfolgen können, weil der Werth der Zeugen⸗ aussagen sich nicht gleich von vornherein klar erkennen lasse.
Abg. Rem bold (Zentr.) bezweifelt, daß durch die Berechtigung des Angeklagten, die Vereidigung zu verlangen, etwas gebessert werde; denn wenn das Gericht einstimmig zur Ueberzeugung ge— kommen sei, daß die Aussage eines Zeugen unglaubwürdig sel, so werde es der beeidigten Aussage auch keinen Glauben schenken. Redner fordert ebenfalls die Bestrafung unwahrer Aussagen vor Gericht. ;
Geheimer Ober-Justiz⸗Rath Dr. Sucas erklärt, daß über diese Frage Erwägungen schweben; wann dieselben zum Ziele führen würden, . den noch nicht erledigten umfangreichen Arbeiten nicht zu über⸗ sehen.
Nachdem noch die Abgg. M unckel und Schmidt— Warburg Sentr) sich geäußert haben, schließt die Debatte.
Der Vorschlag der Kommission wird unverändert an— genommen.
Abg. Freiherr von Gültlingen beantragt, im § 57 der Straf— Prozeßordnung — wonach die Beeidigung der Personen, welche auf Grund des § 51 (wegen Verwandtschaft) das Zeugniß verweigern können, von dem richterlichen Ermessen abhängt — einzufügen, daß diese Bestimmung auch Anwendung finden solle auf die Personen, welche nach 5 54 das Zeugniß verweigern könnten, weil sie sich bezw. ihren Verwandten eine strafgerichtliche Verfolgung zuziehen würden.
Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. von Tischendorf glaubt, daß die verbündeten Regierungen der Annahme dieses Antrages einen grund⸗ sätzlichen Widerspruch nicht entgegensetzen würden.
Der Antrag wird abgelehnt. . Nach 8§ 60 soll die Beeidigung des Zeugen nach Abschluß seiner Vernehmung erfolgen; der Richter darf eine Mehrzahl von Zeugen gleichzeitig beeidigen.
Abg. Freiherr von Gültling en beantragt, den 5 60 so zu fassen: ‚Jeder Zeuge ist einzeln, je nach Abschluß seiner Verneh— mung. zu beeidigen.“
Abg. Lerno (Zentr.) will den ersten Satz des 8 60 folgender⸗ maßen gefaßt wissen: ‚Die Beeidigung des Zeugen erfolgt in der Regel nach dem Abschlusse seiner Vernehmung; fie kann schon vor der Vernehmung erfolgen, wenn zu befürchten ist, daß der Zeuge ohne vorherige Beeidigung nicht wahrheitsgemäß oder zurückhaltend aussagen wird.“
Abg. Freiherr von Gültlingen zieht seinen Antrag zurück, während
Abg. Lerno seinen Vorschlag damit vertheidigt, daß ohne die ernste Mahnung des Voreides in manchen Fällen wahrheitswidrige Aussagen nicht verhindert werden könnten.
Ant Geheimer Ober⸗Justiz⸗ Rath Dr. Lucas erklart sich gegen den ntrag.
8 60 wird unverändert angenommen.
Nach 8 65 der Strafprozeßordnung erfolgt die Beeidigung in der Regel in der Hauptverhandlung; sie kann aber auch in der Voruntersuchung erfolgen.
Die Vorlage, welcher sich die Kommission angeschlossen hat, bestimmt Folgendes:
Die Beeidigung erfolgt bei der ersten gerichtlichen Vernehmung des Zeugen. Im Vorverfahren kann die Beeidigung unterbleiben, wenn Bedenken gegen deren Zulässigkeit obwalten, fowie wenn der Richter die Beridigung für den Zweck des Vorverfahrenz nicht als erforderlich erachtet.“
ge Abg. Mun ckel beantragt die Aufrechterhaltung des beftehenden esetzes.
asselbe beantragt Abg. Rembold Gentr.), welcher aber die
Beiugnahme auf 5 222 (kommissarische Vernehmung von Zeugen) gestrichen wissen will.
Abg. Haußmann: Ich bitte Sie, den Antrag Munckel anzu⸗ nehmen, es also beim Alten zu lassen. Die Beschwerden, welche man feen die Vereidigung in der Hauptverhandlung vorgebracht hat, iegen nicht im bisherigen Gesetz, sondern in dessen Anwendung. Es wäre ein Rückschritt schlimmster Art, wenn ein wichtiger Theil des Verfahrens der Hauptverhandlung entzogen würde— Erfahrung mäßig entschließt sich der Zeuge sehr schwer, in der Hauptverhandlung eine Aut⸗ sage zurückzunehmen oder zu mobifizieren, die er in der Vorunter⸗ suchung gemacht hat. Das hat auch die Reglerung in der Begründung zugegeben, und nun kommt sie mit diesem neuen Vorschlag. Dieser Vorschlag verstößt gegen die wichtigen Prinzipien der Oeffentlichkeit und der Mündlichkeit, da die Vereidigung nicht öffentlich ist und das Verxeidigungsprotokoll zur Grundlage gemacht wird. Außerdem wider⸗ Pricht derselbe dem eben gefaßten Beschluß, durch welchen wir den Nacheid n haben.
Abg. Rembold: Wenn der Vorschlag der Regierung an⸗ genommen wird, dann wird die Zahl der Eide noch vermehrt; denn jeder Zeuge würde im Vorverfahren und wiederum in der aupt⸗ verhandlung beeidigt werden müssen. Die Gelegenheit zu Melneiden würde also nur vermehrt werden.
Abg. Stadthagen (Soz.) erklärt sich für die Aufrechterhaltung des bestehenden Gesetzes, weil die Vorlage einen Rückschritt bedeute zu, dem Militär-Sfrafverfahren, wobei der Angeklagte der Ver— nehmung und Vereidigung der Zeugen nicht beimohn e. Die be— absichtigten Aenderungen würden Jedlglich eine ergiebige Quelle neuer Meineide werden. Schon heute schenke die Staatganwaltschaft
Berlin, Montag, den 23. November
der Vorbereitung der Anklage nur geringe Aufmerksamkeit; dieser Umstand müsse zu erhöhter Vorsicht mahnen. Habe man doch' erleben müssen, daß in jüngster Zeit in Berlin ein acht. und ein zwoͤlf— . Knabe vor Gericht unter Anklage des Diebstahls gestanden ätten.
Geheimer Ober⸗Justiz⸗Rath Dr. Lucas: Theoretisch ist es ein zutreffender Gedanke, die Vereidigung in der Hauptverhandlung stattfinden zu lassen, wo alle Betheiligten anwesend find' Aber es haben sich große Mißstände ergeben, zunächst der, daß die Schuldigen sich oft der Unterfuchung entziehen. Sie setzen sich mit dem Geschädigten in Verbindung und finden ihn durch ein Geldgeschenk ab, sodaß der Staatsanwalt die Anklage nicht mehr erheben kann. Wir haben in Preußen früher den Rachesd gehabt, und es ist nicht bekannt geworden, daß er eine Quelle von Meineiden geworden wäre. Gewichtig ist allerdings der Einwand, daß bei der Vernehmung des Zeugen der Angeschuldigte nicht zugegen ist. Der Fall, daß ein acht, und ein zwölßähriges Kind vor Gericht hätten erscheinen müssen, ist mir nicht bekannt. Es wäre zu wünschen, daß der Abg. Stadthagen solche Dinge der Regierung anzeigen möchte, damit sie sich informieren könnte. Es braucht kein Irrthum des Staatsanwalts vorzuliegen, es kann ein Schreibfehler und eine unrichtige Angabe untergelaufen sein. .
Der Antrag Munckel auf Beibehaltung der Bestimmung des bestehenden Gesetzes wird gegen die Stimmen der Konservativen angenommen; Sz 65 der Kommissionsbeschlüsse wird abgelehnt.
Zum S 68 beantragt Abg. Schmidt-Warburg (Zentr.) folgenden Zusatz:
»Die Vernehmung eines Geistlichen erstreckt sich nicht auf dasjenige, was ihm unter der Verpflichtung des Beichtgeheimnisses anvertraut ist. Das Gericht soll dem Geistlichen vor feiner Ver⸗ nehmung von vorstehender Bestimmung Kenntniß geben.“
Abg. Schmidt Warburg weist darauf hin, daß der Geistliche nicht erst in die Versuchung gebracht werden dürfe, sein Jeugniß unter Hinweis auf das Belchtgeheimniß zu verweigern; aus dieser Verweigerung dürfte leicht ein Schluß zu Ungunsten des An— geklagten gezogen werden können, weil man annehmen müsse, daß der Geistliche in der Beichte etwas Ungünstiges erfahren habe; denn er dürfe auch Günstiges nicht aussagen. Deshalb dürfe die Vernehmung des Geistlichen nur soweit ausgedehnt werden, daß er sich auf das Beichtgeheimniß nicht erst zu berufen brauche.
Geheimer Ober⸗Regierungs Rath von Lenthe: Die Reichs⸗ regierung würdigt vollkommen die Gründe, welche für die Heilig⸗ haltung des Beichtgeheimnisses sprechen, und sie ist nicht gewillt, ihr entgegenzutreten. Diese Gründe sprechen nicht nur für die katho⸗ lische Kirche, sondern auch für andere Konfessionen, z. B. die lutherische. Wenn ich trotzdem Sie bitte, den Antrag abzulehnen, so beruht dies auf der Ueberzeugung, daß die Heiligkeit des Beicht— geheimnisses durch die Strasprozeßordnung vollständig gewährleistet ist. 5 52 bestimmt ausdrücklich, daß der Geistliche sein Zeugniß ver⸗ weigern kann für alles, was ihm bei Ausübung der Seelforge an— pertraut ist. Denselben Zweck verfolgt 8 55. Wie unter diesen Um— ständen eine Verletzung des Beichtgebeimnisses denkbar sein foll, wenn der Geistliche von dieser Befugniß Gebrauch macht, weiß ich mir nicht zu erklären. Man hat zwar gesagt, daß der Geistliche selbst nicht angeben dürfe, daß eine bestimmte Person bei ihm gebeichtet habe; dem widerspricht aber die Thatsache, daß neben dem zustaͤndigen Geistlichen auch andere Geistliche zur Abhörung der Beichte er— mächtigt werden, und daß diese Personen bei den zuständigen Geist⸗ lichen das Abendmahl nehmen unter Vorzeigung des Beichtzettele. Auf diese Weise würde doch eine andere Person erfahren, daß eine bestimmte Person bei einem bestimmten Geistlichen gebeichtet hat. , u ich darüber nicht streiten. Ich glaube, daß der Antrag über—
üssig ist.
Abg. Dr. Pich ler Gentr.) weist darauf hin, daß die Fälle so ge= artet sein könnten, daß selbst der Hinweis auf das Beichtgeheimniß schon den Verdacht erregen könnte, daß der Geistliche etwas von der Sache wisse. Dadurch werde das Beichtgeheimniß gefährdet. Daß der Antrag Schmidt den Interessen der gewissenhaften Geistlichen widersprechen solle, könne er nicht zugeben. Die Beurtheilung dar⸗ über sollte man der katholischen Kirche und deren berufenen Vertretern überlassen.
Abg. Stadthagen: Daß aus der Verweigerung des Zeug nisses ein Schluß zu Ungunsten des Angeklagten gezogen werden kann, trifft auch bezüglich der Aerzte und Rechtsanwalte zu; man sollte sie daher den Geistlichen gleichstellen, wozu die dritte Lesung Gelegen⸗ heit bieten wird.
Geheimer Ober⸗Regierungsrath von Lenthe: Es ist mir nicht bekannt geworden, daß seit dem Gelten der Strafsprozeßordnung aus der Verweigerung des Zeugnisses unter Berufung auf das Beicht⸗ geheimniß ein Indizienbeweis hergeleitet worden und daß irgend welche Mißstände daraus entstanden wären.
Abg. Dr. Bachem (Zentr.): Ein taktvoller Richter kann dem Geistlichen jede Gewissensbeschränkung ersparen, wenn er nach dem fragt, was der Geistliche mittheilen kann, aber nicht, was er von der Sache weiß; denn die Verweigerung des Zeugnisses in diesem Falle beweist, daß der Geistliche etwas weiß über die Sache, und dadurch wird der sakramentale Charakter der Beichte gestört. Durch die Annahme des Antrages Schmidt wird dem Staat kein Schaden zugefügt, die Beschwerden der Katholiken werden aber beseitigt.
g. Haußmann: Durch die Ausnahmebestimmung für die Geistlichen, Aerzte und Anwalte ist die Anerkennung eines sitt— lichen Vertrauensperhältnisses ausgesprochen; aber darüber kann man nicht binausgehen. Das Bedürfniß zu einer Abänderung besteht nicht. Die drei Klassen von Personen follen nur nicht zum Sprechen gezwungen werden, damit ist ihr Gewissen geschützt; aus dieser Zeugniß⸗ verweigerung kann kein Indizium entnommen werden.
Abg. Him burg (d. kons) erklärt sich ebenfalls gegen den Antrag Schmidt; der Geistliche dürfe sein Zeugniß verwelgern und könne dadurch nicht in eine Zwangélage kommen. Die Annahme des An— trages würde nicht dahin führen, daß der Richter die Frage so formuliere, wie der Abg. Bachem es ausgeführt habe.
Der Antrag Schmidt wird angenommen.
Schluß nach 5iz Uhr. Nächsie Sitzung: Montag, 1 Uhr. (Fortsetzung der zweien Berathung der Novelle zu den Justiz— gesetzen, Interpellationen der Sozialdemokraten, betreffend die Zollbehandlung feiner Lederwaaren in Rußland und be—
treffend die Besteuerung der Konsumvereine.)
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 2. Sitzung vom 21. November 1896.
Das Andenken der seit dem Schluß der 6. Session verstorbenen Abgeordneten Hogrefe, von Busfe und von Gliszezynski ehrt das Haus in der üblichen Weise. Als „Schwerinstag“ zur Berathung von Petitionen und Iitigtivantraͤgen wird wie bisher der Mittwoch bestimmt. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Präsidiums und der Schriftführer.
E896.
Abg. Stengel (fr. kons.) schlägt vor, die Leitung der Geschäfte wiederum denjenigen erfahrenen und werthen Händen anzuvertrauen, die sie seit Jahren geführt haben, und zum Präsidenten den Abg. von Köller durch Zuruf wiederzuwählen.
Dagegen erhebt sich kein Widerspruch, der Abg. von Köller ist somit gewählt und erklärt:
Meine Herren! Da Sie willens sind, mir das erste Amt dieses auses noch einmal anzuvertrauen., so füge ich mich bereitwilligft hrem Wunsche und nehme die Wahl an, indem ich Ihnen sür
das mir noch immer erhaltene Vertrauen bestens danke. Ich hoffe, Sie werden mich mit demselben Wohlwollen und mit demfelben freundlichen Entgegenkommen unterstützen, dessen ich mich nun schon 17 Jahre lang seitens dieses Hauses erfreue. .
Ebenfalls auf Vorschlag des Abg. Stengel werden die Abgg. Freiherr von Heereman (Zentr) und Dr. Krause⸗ Königsberg (nl. zum Ersten bezw. Zweiten Vize-Präͤsidenten wiedergewählt. Dieselben nehmen die Wahl dankend an.
Zu Schriftführern werden, gleichfalls auf Vorschlag des Abg. Stengel, gewählt die Abgg. Bode, von Detten, Im Walle, Dr. Irmer, Jürgenfen, Meister, Weyerbusch, Worzemwski.
Zu Quästoren ernennt der Präsident die Abgg. Dr. Sattler und Busch.
Damit ist das Haus konstituiert, und der Präsident wird Sener Majestät dem König die vorgeschriebene Meldung hiervon machen.
Schluß nach 2 Uhr. Nächste Sitzung: Dienstag 11 Uhr. (Vorlage wegen Ankaufs der Hessischen Ludwigsbahn in Ver⸗ bindung mit dem Nachtrags⸗Etat; Konversionsvorlage,)
Parlamentarische Nachrichten.
Dem Reichstage ist eine Ergänzung zu dem Entwurf des Reichshaushalts-Etats für das Eiatsjahr 1897,98 zugegangen, worin zu Besoldungsverbesserungen 10 150 O0 . gefordert werden, welche durch Matrikularbeiträge zu decken sind.
Der Vorlage ist folgende Denkschrift beigefügt:
Die Gehälteraufbesserung durch die Nachtrags. Etats für 1890,ũ91 und 1891/92 hat sich auf die Unterbeamten, Kanzleibeamten und auf die niedriger besoldeten Klassen des mittleren Dienstes beschränkt, dagegen infolge des bei den Reichstagsberathungen für 189091 ge— machten Abstrichs alle übrigen mittleren, sowie die sämmtlichen höheren Dienststellungen außer Betracht gelassen. Das hierdurch, namentlich innerhalb des mittleren Dienstes, geschaffene Mißverhältniß hat seitdem fortgesetzt Anträge auf Gehaltserhöhungen, insbefondere für Beamte der Heeres verwaltung, Postverwaltung und Marineverwaltung, hervorgerufen. Eine Stütze gewannen dieselben noch durch die Un⸗ gleichheiten, welche als unvermeidliche Folge der Einführung des Dienstaltersstufensystems an einzelnen Stellen eintraten. Auch dem Reichstage haben diese Verhältnisse wiederholt Anlaß zu Besprechungen und Wünschen geboten, welche bei Berathung des Etats für 1896597 zu der Resolution führten:
»den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, in Anbetracht der auf Einführung des Dienstaltersstufensystems bei einzelnen Be— amtenklassen eingetretenen Ungleichheiten mit Gebaltserhöhungen für diese Beamtenklassen vorzugehen, insoweit sie von den all⸗ gemeinen Gehaltserhöhungen des Jahres 1896 ausgeschlossen waren“.
Die amtlichen Erörterungen über die Anträge ergaben, daß auf den bisher nicht zum Gegenstand besonderer Abänderungswünsche gemachten Gebieten z. B. innerhalb der mittleren Beamten, nament- lich bei den in Vorsteherstellungen befindlichen, dann aber auch in großen Klassen des höheren Dienstes eben solche Mißverhältniffe bestehen, wie sie in den gedachten Anträgen lediglich für einzelne Kategorien hervorgehoben waren. Die Abhilfe kann sich indeß nicht auf den Beamtenstand beschränken, vielmehr werden in gleicher Weise die Verhältnisse der Offiziere zu berücksichtigen sein, bei denen (namentlich für einzelne Stellungen) anerkannte Mißstände obwalten.
Derartige Erwägungen legten den Gedanken an die seit längerer Zeit verschobene, aber fortgesetzt in Aussicht gestellte allgemeine Weiter ⸗ führung der Besoldungsaufbesserung mit größerer Dringlichkeit nahe.
Die Besserung in den Einnahmeverhältnissen des Reichs wie Preußens läßt es gerechtfertigt erscheinen, diese Absicht in gewissen Grenzen durch den nächstjährigen Etat zu verwirklichen.
Im Zusammenhange mit den für die preußische Staatsverwaltung in derselben Richtung sich bewegenden Bestrebungen und in wechsel⸗ seitiger Anpassung der für das Reich wie für Preußen in Betracht kommenden Verhältnisse ist ein Bild darüber gewonnen, in welchem Rahmen sich unter den gegenwärtigen Finanzberhältnissen die Äuf⸗ besserung würde durchführen lassen.
Als Grundzug ist dabei innegehalten, daß es sich um eine Fort— führung der 1896,91 erreichten Einkommensverbesserung handelt welche damals bei der Eingangs erwähnten, namentlich im Hinblicᷣ auf preußische Verhältnisse innerhalb des mittleren Beamtendienstes, vom Reichstage gezogenen Grenze stehen blieb. Die damalige Auf⸗ besserung hat ebenso wie die früheren in Preußen beziehungsweise für den Bundesdienst in den Jahren 1858 und 1867 unternommenen Ge—= hältererhöhungen von unten auf, also bei den niedrigst Besoldeten, begonnen und für diese zu einem Abschluß geführt werden sollen. Eine abermalige Berücksichtigung, insbesondere der Ünterbeamten, bei jetziger Gelegenheit eintreten zu lassen, würde sehr weitgehende Auf— wendungen bedingt haben. Selbst die Herausgreifung einzelner Klassen hätte schwer zu übersebende Folgerungen im Reiche, und namentlich in Preußen, mit sich gebracht und den ganzen gegenwärtigen Plan der Weiterführung gefährdet. Ebenso hat der etwaigen Kon= sequenzen wegen die an sich erwünschte Mitberücksichtigung einzelner militärischer Unterklassen sich als unmöglich erwiesen. Auch die Kategorien des mittleren Beamtendienstes und des Kanzleidienstes, die im Jahre 1890,91 oder durch den ersten Nachtrags. Etat für 1891, 52 und spaͤter bereits bedacht sind, haben grundsäͤtzlich bei der gegen wärtigen Aufbesserung nicht von neuem betheiligt werden können. Nur sind zur vollen Gleichhaltung mit den preußischen Eisenbahn« beamten bei den Reichs. Gisenbahnen die Werkstätten. Vorfseher, Stationg⸗ Vorsteher zweiter Klasse, StationskassenRendanten und Güjer= Crpedienten zweiter Klasse, Werkmeister, Babnmeister erster Klasse, Betriebs⸗Sekretäre, Telegraphen⸗Kontroleure, Stations. Aufseher und Stations ⸗Assistenten, Materialien. Verwalter zweiter Klaffe und Loko⸗ motivführer wieder mit berücksichtigt, da die , 1890/91 bei diesen Eisenbahnbeamten im Vergleich zu anderen Ressorts aue nahmt⸗ weise gering war, Ebenso haben bei der Militärverwaltung ins- hesondere die Zahlmeister noch eine kleine Erhöhung erfahren, und find die Minißfterialkanzlisten in Sachsen und Württem we. entsprechend her⸗ ausgehohen; bei der Post! und Telegraphenverwaltung aber sind die Mechaniker und Maschinisten in ihrem Einkommen verbessert behufs Gleichstellung mit den gleichartigen Eisenbahnbeamten, sowie beim Reichslage und beim Reichsgericht die Bibllothelbeamten, trotz in⸗ zwischen schon erfahrener höherer Dotierung, abermals, und jwar in folge preußischen Vorgangs, bedacht.