1896 / 283 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 28 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Im Lessing⸗Theater wird der neue Wochenspielplan im wesenllichen durch Paul Lindau's Schauspiel Der Abend“ beherrscht. Das Werk wird mit Georg Engels als Gast morgen, am Montag, Mittwoch, Freitag und näͤchsten Sonntag gegeben werden. Das Lust⸗ spiel Die goldne Eva“! wird mit Georg Engels als Gast am Donnerßtag und Sonnabend . wahrend am Dienstag Madame Sang ⸗Göne“ wiederho wird. Als Nachmittags. Vorstellung gelangt morgen Hermann Sudermann's Schauspiel Das Glück im Winkel? und am nächstfolgenden Sonntag ahr von Wildenbruch's Schauspiel Die Haubenlerche' zur Auf⸗

rung.

m Schiller⸗Theater kommt morgen Nachmittag Götz von Berlichingen“ zum letzten Mal in dieser Spielzeit zur Auffübrung, Abends wird das Wichert'sche Lustspiel Gin Schꝛitt vom Wege ge⸗ eben. Am Montag und Sonnabend geht Der Pfarrer von Kirch⸗ eld in Scene; am Dienstag findet die erste Aufführung von Ros⸗ mer's vieraktiger Komödie Tedeum“ statt. Am Mittwoch und Frei⸗ tag wird dann Tedeum ', am Donnerstag . Demetrius“ wiederholt. Im Bürgersagle des Rathhauses findet morgen der bereits an

gekündigte Karl Loewe Abend“ statt.

Im Theater des Westens wird „Schiedsmann Hempel, das Keller Herrmann'sche Volksstück, den Spielplan der nächsten Woche ausschlleßlich beherrschen. Als nächste Novität wird dann das neue ste Bühnenwerk von Otto Franz Gensichen vorbereitet.

Der Spielplan des Neuen Theaters für die nächste Woche gestastet sich in folgender Weise: Morgen Nachmittag zu halben Preisen: Minna von Barnhelm', Abends; Bocksprünge“, vorher „Die sittliche Forderung‘. Montag: III. Duse Abend: „La Locan- äisrac. „Biritti dell'animas“. Dienstag: „Bocksprünge“, vorher Die sittliche Forderung !. Mittwoch: IV. Duse⸗ Abend: „La seconda

moglies. Donnerstag: Bocksprünge'. Die sittliche Forderung“. Frestag:; V. Duse Abend; „Ea sSeconda. moglie. Sonnabend: VI Duse⸗Abend (Ubschieds. Vorstellung): „La Signora dalle Camoelies. Sonntag: „Bocksprünge'. „Die sittliche Forderung? Sonntag, den 6. Dezember, Mittags 12 Uhr: Matinée „Junge Ehe', Komödie von Paul A. Kirstein. : .

Die Direktion des Theaters Unter den Linden wird, damit fortan die Operette und das Ballet gleichzeitig zur Geltung kommen, pon morgen ab Sullivan's Mikado“ geben und die Ballet · Phantasie Unter den Linden von Benno Jacobson, Musik von Paul Lincke, in gekürzter Form darauf folgen lassen. Am nächsten Freitag geht die Operette -Der Lieutenant zur Seen, Text von L. Herrmann und Schlaf, Musit von Louis Roth, zum ersten Male in Sene.

Im Thalia⸗Theater wird die Direktion von nun an zu dem Westerhäuschen mit dem Schwank Zwei Schwieger söhne. ab⸗ wechselnd Viktor Loon's „Gebildete Menschenꝰ zur Aufführung bringen. Morgen Nachmittag gebt bei halben Preisen Prima Ballerina“, Abends „Das Wetterhäuschenꝰ und 33 Schwieger . am Montag „Gebildete Menschen und „Das Wetter häͤuschen“ n Scene.

Im Central-⸗Theater wird die Ausstattungsposse . Cine wilde Sache am morgigen Sonntag zweimal in Scene gehen. Die Nach- mittags⸗Vorstellung beginnt um 3 Uhr, die Abend Vorstellung um 7 Ühr. In beiden tritt Emil Thomaz als Gast auf.

Im Konzerthausfe wird am Montag die Opernsängerin Fräulein Mayer eine Arie aus dem „Freischütz' von. Weber und das Largo“ von Händel singen. Die Pianistin Fräulein Menk⸗ meyer spielt Beetboben's Klavier Konzert in Es-dur und die unga— rische Rhapsodie Rr. 14 von Liszt; das Orchester wird Beethoven's Symphonie Nr. 1 (0-dur) und andere Werke zur Aufführung bringen.

Mannigfaltiges.

Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat an den hiesigen Magistrat folgendes Dankschreiben gerichtet: „Der Magiftrat der Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin hat. Mir cus Anlaß Meines Geburtstages wiederum freundliche Glückwünsche dargebracht und auch mit Worten der Theilnahme des Glückes gedacht,

welches Meiner Familie in diesem Jahr beschieden wurde, was Ich mit aufrichtigem Dank anerkenne. Je lebhafter Meine Wünsche und Hoff nungen auf den gedeihlichen Fortschritt des Berliner Gemein wesens gerichtet sind, desto willkommener ist Mir die r fen f. daß Mein AÄntheil an manchen nützlichen , n kein vergeb⸗ licher gewesen ist. Ich werde Mich jeder Gelegenheit freuen, welche Mir gestattet, Mein lebhaftes Interesse an der Entwickelung der Stadt Berlin auf allen Gebieten zu bethätigen. Schloß Rumpenheim, den 25. November 1896. Victoria, verwittwete Kaiserin und Königin Friedrich.“

Hinsichtlich des jetzt bestehenden Verfahrens hei Anwendung von Schulversäumnißstrafen hat der Magistrat anläßlich einer Anfrage des Provinzial Schulkollegiums in seiner gestrigen e,. beschlossen, dahin zu antworten, daß das bisherige Verfahren sich als praktisch bewährt habe und daher keine Veranlaffung vorliege, eine Aenderung desselben zu empfehlen. Ferner genehmigte der Magistrat den Antrag der Baudeputation, einen Betrag von 7500 M zur Beschaffung von architektonischen Werken ze. in den Etat für 1897 / 98 , . Die Stadtverordneten Versammlung sell ersucht werden, diesem Beschluß beizutreten. Zur , n. des e, n ,,,. und der hervorragendsten städtischen Neubauten in Leipzig durch die Mitglieder der städtischen Baudeputation und höhere Beamte ist ein entsprechender Kostenbetrag aus den vorhandenen Etats⸗ mitteln bewilligt worden. Zum Direktor des Friedrichs Werderschen Gymnastums an Stelle des in den Ruhestand getretenen Direktors Büchsenschütz wurde Prof. Junge, Direktor des Real⸗ gymnasiums in Magdeburg, gewählt. In dem Lehrer Wohngebäude der im Bau begriffenen Gemeindeschule in der Ravensstraße soll, wie ferner beschlossen wurde, im Erdgeschoß eine Lesehalle eingerichtet werden. Das e,, g, Polizeipräsidium hat gegen die vom Magistrat für eine größere Anzahl von Straßen und Plätzen in Vorschlag gebrachten Neubenennungen Cinwendungen nicht erhoben, sodaß nunmehr die König⸗ liche Genehmigung dazu eingeholt werden wird. Außer den erwähnten Straßenbenennungen soll für die Straße ‚Lohmühlenweg“ der Name Lohmühlenstraße' in Antrag gebracht werden.

Das Museum für deutsche Volkatrachten (Kloster⸗ straße 36) ist am morgigen Sonntag dem Publikum von 10 bis 2 Uhr gegen ein Eintritisgeld von 50 Pfg. geöffnet.

Die nächste Sitzung der Deutschen Gesellschaft von Freunden der Phstographie“ findet am Montag, den 30. d. M., in der Aula der Krlegs⸗Akademie statt. Diese Sitzung wird sich durch die 6 „lebender Photographien“ mittels des Kinematographen zu einer befonders interessanten gestalten, zumal sich an die Vor- führung eine Erklärung der Konstruktign des Apparats und eine wissenschaftliche Erläuterung der Wirksamkeit desselben knüpfen wird. Freunde der Photographie, welche der Sstzung beiwohnen wollen, können Einladungskarten von dem Schriftfuͤhrer, Direktor Schultz Hencke, Königgrätzerstraße 90, beziehen.

Die Vereinigung e bemaliger Einjährig⸗ Freiwilliger Kampfgenossen von 1864, 1866, 1870/71, hält am Dienstag, den 1. Dezember, Abends 8 Uhr (bet Sedlmayr, Friedrichstraße 172), eine zwanglose Zusammenkunft ab. Beiträge für die Zeitschrift sind an Dr. S. Brendicke, W., Kurfürstenstraße 41, Anmeldungen von Mit⸗ gliedern an Regierungs⸗Rath Jaschkowitz, W. Kalkreuthstraße 16 zu senden.

Das Wochen⸗Repertoire der neuen Urania“ (Taubenstraße) lautet: Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag: ‚Ein Ausflug nach dem Monden; Sonntag, Freitag und Sonnabend: „Durch den Gotthard. Das Wochen⸗Repertoire der alten „Urania“ (Inva⸗ sidenstraße) ist folgendes: Sonntag, Dr. Bayard, Japan II Montag, Herr G. Witt, Ueber den Bau des Weltsystems“ Dienstag, Br. P. Schwahn, „Bilder auß dem Weltall‘; Mittwoch,

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Anfang 7 Uhr.

Opernhaus.

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Rathskeller.

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Schneefall, Nachts Reif. ) Früh Schnee. Uebersicht der Witterung.

westliche und nordöstliche Winde vorherrschend ge worden, unter deren Ginfluß die Temperatur fast

vom 28. November, von . Berlioz. In Scene gesetzt vom Ober⸗ eur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom

Ober⸗Inspektor Brandt. Benvenuto Kraus, vom Hof- heim, als Gast.) Anfang 7 Uhr. burg. Schauspiel haus.

ienstag: Zum 200. Male: Die luftigen Weiber von Windsor. Hänsel und Gretel. Phantasien im Bremer Donnerttag: Die Meistersinger von Nürnberg.

ng 66 Uhr. Freitag: am Herd. Sonnabend: Benvenuto Cellini. Sonntag: F delio.

Dentsches Theater. Der böchste Luftzruck liegt, äber Nordzest, Curcpa. 24 Uhr * , von Palmyra. Abends

Minima von mäßiger Tiefe über Südwest⸗ und 7 ühr: Moritnri. (Teja. Fritzchen. Das

Nordost Europa. Ueber Zentral- Europa sind nord! Gwig⸗ Männliche.) ; ]

Montag: Freiwild.

Dienstag: Hannele's Himmelfahrt. Vorher:

Dirigent: Kapellmeister

Cellini: Herr Ernst und National⸗Theater in Mann- Sonntag:

Neues Theater.

7I Uhr. Mittwoch: von G. C. Lessing.

(Walther von Stoljing; Herr as Heimchen

Freitag:

e mr, Hempel. 1

Sonntag, Nachmittags

Diengtag: Verschwunden. (Disparu.)

Eri

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Minna von Barnhelm. Lustspiel in 5 Akten

Montag: Dritter Duse⸗Abend. Diritti dell' anima. La Locandiera.

Emil 56 Beckmesser: Herr , , als w. nfa Schiller · Theater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: und der Pianistin Fräulein Florence Menkmener. Götz von Berlichingen. Abends 8 Uhr: Ein

Schauspielhaus. Dienstag: Faust. Anfang? Uhr. Schritt vom Wege. Mittwoch: Die Welt. in der man sich langmeilt. He n. Fräulein Anna Haverland, als Gast.) Kirchfelb. k

onnerstag; Die Braut von Messing. (Isabella:

Fräulein Anna Haverland, als Gast) 1812. Sonnabend: Zum 1. Male: Abn Seid.

Montag, Abends 8 Uhr: Der Pfarrer von

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ ö

—⸗ . hof Zoologischer Garten Sonntag, Nachmittags een , ,, , Sonntaa: 4 Uhr: Verein für Volksunterhaltungen. Maria Menter. Neues Opern. Theater (Kroll). Sonntag: Nareist.

1 Abends Schnee. ) Reif. 3) Gestern Abend (Mdl. Quinault: Frau Clara Meyer.)

Stuart. (Billets zu den bekannten preisn bei den ——— —— BVerkanfestellen des Vereins) Abends 8 Uhr;. um

ontag: Schiedsmann Hempel. Dlenstag: Schiedsmann Hempel.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. bb / g.

; ĩ N itt ; Pan, dr n mne, , , Gestorben? Fr. Wirkliche Gebeime Ober · Regie

Komische Dperette in 3 Akten, nach Meilhae und

Dr. Das Porzellan); k Dr. Spies, Glektrisches Licht; Freitag, Professor Dr. Müller. Die Farben im Kampf umz Dasein ; Sonnabend, Dr. Spies, . Elekt rische Messungen“.

Der verheerende Brand, welcher vor wenigen Tagen in der

8 S. Hermann'schen Druckerei in Berlin gewüthet und großen chaden angerichtet hat, soll auch, wie verschiedene Zeitungen zu be—⸗ richten wissen, die im Drug befindliche Weihnachts Nummer der Modernen Kunst“ (Verlag von Rich. Bong, Berlin W.) voll. ständig vernichtet haben. Wie uns der Verlag der Modernen Kunst“ mittheilt, ist jene ,. soweit sie dieses Blatt betrifft, unrichtig. Von der Weihnachts Nummer ist nur eine geringe Zahl von Exem— plaren verbrannt, und diese fällt im Hinblick auf die gewaltige Auf. lage des Blattetz und insbesondere des Weihnachtshefts garnicht ins Gewicht. Die Weihnachts. Nummer der Modernen Kunst. wird alfo trotz alledem so früh erscheinen, daß dieses Extrabeft noch recht- zeitig einen Platz auf, dem Weihnachtstische finden kann. Für die Herstellung der zahlreichen Buntdrucke und Bilder der Kunstbeilagen dieser Weihnachts. Nummer waren allein 66 Druckpressen erforderlich.

Nürnberg, 26. Rovember. Der Zentralautschuß der Baye⸗ rischen Landes ⸗Ausstellung 1896 hat beschlossen, vorläufig die eine Hälfte des von den Garantiefondszeichnern eingehobenen Vor- schusseg (— 25 0so des gezeichneten Betrages) vom 7. Dezember ab an die Garanten zurückzuzahlen. Die andere Hälfte muß bis zur endgültigen Feststellung der Garantenhaftung zurückbehalten werden, die vor dem kommenden Frühjahr kaum wird erfolgen können. Unter den Nachforderungen figurlert hauptsächlich die Stadtgemeinde Nürn⸗ berg mit etwas über 40 000 A6, nämlich mit über 33 000 6 für Wiederherstellung des Stadtparks und mit über 7000 A für Wasser zins des Ausstellungsunternehmens.

Paris, 27. November. Nach Meldungen aus Perpignan wurden daselbst durch eine Explosion in einer Dynamitfabrik zwei Arbeiterinnen getödtet.

St. Petersburg, 27. November. Einer Drahtmeldung der Petersburgskija Wjedomosti aus Rostow am Don zufolge, hat vor⸗ gestern bei der Station Nachitschewan der Südostbahn ein Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge stattgefunden, bei welchem viele Passagiere schwer verwundet und einige getödtet wurden. Fünfzehn Wagen sind zertrümmert.

Athen, 27. November. Ueber die Ueberschwemmungen in Griechenland (s. Nr. 282 d. Bl.) berichtet W. T. B. weiter: Die von den niederen Volksklaͤssen bewohnten Stadtviertel von Piräus sind in Croßer Ausdehnung überschwemmt. Die Zahl der Opfer übersteigt 30. Die Matrosen der französischen und russischen Kriegeschiffe arbeiteten mit denen zweier griechischen die ganze Nacht hindurch mit außerordent⸗ licher Anstrengung am Rettungswerk. Sie durchfuhren in Barken die überflutheten Straßen, während der Bugeaud, mit seinem elektrischen Scheinwerfer die infolge Versagens der Gasleitung im Finstern liegende Stadt beleuchtete. Auch in Athen wurden noch mehrere Lelchen aufgefunden. Die Gesammtzabl der Opfer beträgt 70. Auch die Cisenbahnlinien sind an mehreren Stellen beschädigt.

Belgrad, 25. November. Nach einer Meldung des. W. T. B. haben die vorgenommenen amtlichen Erhebungen ergeben, daß die Zeitungsnachrichten über den durch die Ueberschwem mungen an⸗ erichteten Schaden stark übertrieben sind. Nur der Marktflecken e, wurde von der Drina zerstört; der sonstige Schaden be= schränkt sich auf eine kleine Anzahl Ortschaften. Der Schaden wird wahrscheinlich durch die aus dem Innern des Landes reichlich ein⸗ gehenden Gaben gedeckt werden können.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Montag: Der Abend. (Georg Engels als Gast. in- vorm. Ad Ernst Theater). Dienstag: Madame Sans GSue. (Jenny 6e Thalia Thenter worm. Moly Gerne. enten,

Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Bei halben Preisen: Prima Ballerina. Abends 73 Uhr: Das

Restdenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten. Wetterhaͤuochen. Darauf: Zwei Schwieger 268. Vorstellung. Der Graf S k in 3 Ait n, ,, d Andro ö ö S ĩ d , , , n, n e,. ,., . en . be⸗ arbeitet von Adalber atkowsky. Ein Königs ö ö

Ansang 73 Uhr. Neues Opern Theater Kroll. Abends 77 Uhr: Wie die Alten sungen.

Disparu.) soöhne!

Montag: Gebildete Menschen. Das

Splvane. Deutsch von Franz Hofer. Anfang 75 Uhr. zus Montag: Bocksprünge. Vorher: Die sitt⸗ rn nne men .

Bentral Theater. Alte Jakobstraße 30.

Direktion: Richard Schultz. Sonntag, Nachmittags J Ühr: Emil Thomas a. G. Eine wilde Sache.

. ; Schiffbauerdamm 42. / S. Ermaͤßigte Preise der Plätze. Abends 74. Ubæ: ,, , . . , , 1. Direktion; Sigmund Lautenburg. Sonntag: Bock. Emil Thomas g. G. Sine wilde Sache, Große ., . 8. ngen eg e . 244. urg. sprünge. Schwank in 3 Akten von Paul Hirsch— Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern

omantische Oper in en von Richar agner. Ferger und C. Kraatz, mit Benutzung einer fran! von W. Mannstäzt und Julius Freund. Musik

6 dee. Vorher: Die sittliche Forderung. von Julius Einöde hofer. Schaufpielhaus. 269. Vorstellung. Die Jour- sõsischen J naliften. Luftspiel in 4 Aufzügen von Gustav r i, fh! Rünf don Dir rich

Freytag. in,.

Hartleben. Montag: Eine wilde Sache.

Konzerte.

Konzerthans. Karl Meyder Konzert.

Sonntag Anfang 6 Uhr. Montag Anfang Uhr. Symphonie Konzert, unter gefälliger Mitwirkung der Spernfängerin Fräulein Wilhelmine Mayer

Symphonie Nr. 1 C-dur von Beethoven.

Philharmonie. Sonntag, Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe zum EV. Philharmo⸗

nischen Konzert. Montag, Anfang 76 Uhr: IV. Philharmonisches ol.:: Sophie

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Aenny Leyfer mit Hrn. Gymnasial · Oberlehrer Georg Menthel (Patschlau).

Geboren: Ein Sohn; Srn Deuthold von Gaudecker · Rabuhn (Rabuhn). Eine Tochter: Hrn. Bürgermeister Klockow (Laage).

rungé Rath Wilhelmine Schartow, geb. Koehne in Sr. Geheimer Kommerzien Rath

Überall, insbesondere in den nordöstlichen Gebiets, Ohne Liebe.

tbeilen, gestiegen ist. In Deutschland liegt bei veränderlicher Witterung die Temperatur Überall, außer an der Ostseeküste, unter dem Mittelwerthe, im Binnenlande bis zu 8 Grad; stellenweise ist

Schnee gefallen. 46 Deutsche Seewarte.

ü Theater.

Königliche Schanspiele. Sonntag: Opern- haus. 239. Vorstellung. Benvennto Cellini. Dper in 3 Auffügen von de Waillv und Barbier. Deutsche Bearbeitung von Peter Cornelius. Musik

Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags 21 Uhr: Des Meeres und ver Liebe Wellen. Aoends 7 Uhr: Renaifssance.

Montag: Zum 169. Male; König Heinrich.

Dienstag: Zum ersten Male: Kaiser Heinrich.

Mittwoch. Renaissance.

Lessing Theater. Sonntag, Nachmittags

3 Uhr: Vorstellung zu volksthümlichen Preisen arquet 2 Æ —: Das Glück im Winkel.

bend 71 Uhr: Der Abend. (Georg Engels als Gast.)

e bearbeitet von C. Daffner und Rich. Gene. usik von Johann Strauß. Regie: Herr Hanno. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi. Abends 74 Uhr: er Mikado, oder: Ein 66 in Titipu. Burleske Operette in? Akten von W. L. Gilbert, deutsch von Julius Fritzsche. Musik, von . Sullivan. Dirigent Verr Kapellmeister Korolanyi. Hierauf: Unter den Linden. alletphantasie in 3 Akten von Benno Jacobson. Musik von Paul Lincke. Dirigent: Herr Kapellmeister Dahms. Der choreographische Theil arrangiert und einstudiert vom Balletmesster Greco Poggiolesi. In Scene gesetzt von Julius e

Montag: Der Mikado. Unter den Linden.

B

86 Christian Thormann (Wismar). Verw.

6 Geheime Bergrath Clementine Beyrich, geb. elm (Berlin).

Berantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Cypedition (Scholt) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen Beilage).

283.

Per sonal⸗Veränderungen.

Königlich Preußsische Armee. Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs-Ministerium 8. 30. Sep- tember. Ehrlich, Kasernen⸗Insp. in Aachen, nach Saarbrücken, Diebener, Kasernen⸗Insp. in Frankfurt a. M, nach Aachen, k Kasernen⸗Insp. in Saarbrücken, nach Frankfurt a. M., versetzt.

7. Sktober. Sölscher, Militäranwärter, als Kasernen⸗Insp. in Hannover angestellt.

12. Oktober. Wolff, Klatt, Militäranwärter, als Kasernen Inspektoren in Altona bezw. Oldenburg angestellt. Peschel, . beim Remonte⸗Depot Jurgaitschen, auf seinen Antrag zum 1. Februar 1897 mit Penston in den Ruhe— stand versetzt. .

20. Oktober. Viebahn, Hauptm. a. D., als Garn. Verwalt. Insp. in Bischweiler angestellt.

21. Oktober. Rehfeldt. Kasernen⸗Insp. in Gumbinnen, als Garn. Verwalt. Insp. auf Probe nach Altdamm, Schneider, Kasernen⸗Insp. in Thorn, als Garn. Verwalt. Insp. auf Probe nach Ortelsburg, unter Aufhebung seiner vordem angeordneten Ver— setzung nach Soldau, Hennig, KasernenInsp. in Wittenberg, nach Oels, Thom Ss, KasernenInsp. in Altona, nach Wittenberg, versetzt.

22. Oktober. Heerde, Kasernen⸗Insp. in Thorn, auf seinen Antrag zum 1. Februar 1897 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

25. Oktober. Troeder, Intend. Registrator von der Intend. XV. Armee Korps, zur Intend. T Armee⸗Korps, Schwarz, Intend. Registrator von der Intend. VIII. Armee Korps, zur Intend. IV. Armee⸗ Korps, versetzt.

24. Oktober. Schmygrecki, Garn. Verwalt. Insp. auf Probe in Hadersleben, zum Garn. Verwalt. Insy. ernannt.

29. Oktober. Korbsch, Kasernen-Insp. in Danzig, nach Minden versetzt.

5. November. Eich, Kasernen⸗Insp. in Danzig, nach Thorn versetzt.

II. November. Stegmüller, Intend. und Baurath bei der Intend. J. Armee-Korps, zum 1. Januar 1897 zur Intend. IV. Armee-Korps versetzt.

12. November. Buchal, Remonte⸗Depot˖ Ober Roßarzt beim Remonte⸗Depot Wehrse, auf seinen Antrag zum 1. Februar 1897 mit Pension in den Ruhestand versetzt. .

14. November. Schröder, Stellenanwärter, als Kassen⸗ Assist. bei der Zahlungsstelle des XIV. Armee Korps angestellt. Seifert, Kasernen⸗Insp. in Rastatt, nach Breslau versetzt.

16. November. Unger, Kloeppel, Zahlmstr. Aspiranten, zu Zablmstrn. beim XVII. bejw. VIII. Armee-Korps, Grökel, Unter— Roßarzt vom Magdeburg. Feld ⸗Art. Regt. Nr. 4, Lag bs, Unter⸗ Roßarzt vom Kür.⸗Regt. Graf Geßler (Rhein.) Nr. 8, Pe, Unter Roßarzt vom 1. Garde⸗Drag. Regt. Königin von Großbritannien und Irland, Lauff, Unter⸗Roßarzt vom 2. Westsäl. Feld⸗Art. Regt. Nr. 22, unter Versetzung zum 2. Bad. Drag. Regt. Nr. 21 zu Roßärzten, Apffel, Ünter⸗Roßarzt der Landw. 1. Aufgebots, Deppe, Becker, Bischoff, Ruß, Schweppe, Voer ckel, Spitzer, Büttner, Unter⸗Roßärzte der Res.. zu Roßärzten des Beurlaubten⸗ standes, ernannt. Schu lz, Roßarzt vom Kür. Regt. Graf Geßler (Rbein.) Nr. 8, zum Kür. Regt. von Seydlitz (NMageburg.) Nr. , Schwerdtfeger, Roßarzt vom 2. Bad. Drag. Regt. Nr. 21, zum Thüring. Ulan. Regt. Nr. 6. Barkow, Roßarzt vom Feld⸗AUrt— Regt. Rr. 36, zum Hus. Regt. Fürst Blücher von Wahlstatt (Pomm) Rr. 5, Barth, Roß arzt vom Leib⸗Garde⸗Hus. Regt., zum West⸗ preuß. Feld⸗Art. Regt. Nr. 16, versetzt.

17. November. Achterberg, Intend. Registrator von der Intend. des VII. Armee⸗Korps, zum Geheimen Registrator im Kriegs Ministerium ernannt. Baacke, Rechnungs⸗Rath, Intend. Sekretär von der Intend. des 1IV. Armee-Korps, zur Intend. des XV. Armee— Korps, Jacobs, Intend. Sekretariats -⸗Assist. von der Intend. des XVI. Armee-Korps, zu der Intend. des IV. Armee Korps, zum J. Januar 1897, Bew ius, Kasernen⸗Insp. in Thorn, auf seinen Anfrag zum 1. Matz 1897 mit Pension in den Ruhestand, versetzt.

Durch Verfügung des General- Kommandos. Zahl: meister: a. Versetzt: Kühn vom 4. Bat. Inf. Regts. Herzog Karl von Mecklenburg⸗Strelitz (6. Ostpreuß.) Nr. 43 zum 2. Bat. Gren. Regts. König Friedrich Wilhelm J. (Z. Ostpreuß.)] Nr. 3, Hörnigk pom J. Bat. zum 2. Bat, und Pantel vom 2. Bat. zum 1. Bat. Fuß⸗Art. Regts. von Hindersin (Hpomm) Nr. 2. Appel vom 2. Bat. Inf. Regts. Großherzog Friedrich Franz 1I. von Mecklenburg— Schwerin (4. Brandenburg.) Nr. 24 zum Hus. Regt. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, Heyer vom 4. Bat. zum 3. Bat. Inf. Regts. von Älvengleben (8. Brandenburg.) Nr. 52, Seiffert vom 2. Bat. Leib Gren. Regts. König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburg) Nr. 8 zum 4. Bat. Inf. Regts. von Alvens⸗ leben (6. Brandenburg.) Nr. H2; ferner zum J. Januar 1897: Fischer vom 4. Bat. zum 1. Bat. Inf. Regts. Nr. 97, Riesse von der Reiten⸗ den Abtheil. Feld Art. Regts. Nr. I5 zum 4. Bat. Inf. Regts. Nr. 97, Strauch vom 1. Bat. Inf. Regts. Nr. 97 zur Reitenden Abtheil. Feld Art. Regts. Nr 15, Schnock vom 4 Bat. zum 1. Bat. Inf Regts. Rr. 136, Oberländer vom 2. Bat. zum 4. Bat., und Diehl vom 1. Bat. zum 2. Bat. genannten Regts., Glaser vom J. Bat zum 1. Bat, Freund vom 7. Bat. zum 4. Bat, und Bäcker vom 1. Bat. zum 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 143, Ha id olf vom 4. Bat. zum 1. Bat, und Kemmérich vom 1. Bat. zum 4. Bat. Inf. Regts. Nr. 132, Bree vom 4. Bat. zum 1. Bat, und Suhren vom J. Bat. zum 4. Bat. Inf. Regts. Nr. 138, Mahlo vom 4. Bat. zum 1. Bat, und Fieck vom 1. Bat. zum 4. Bat. Inf. Regts. Markgraf Karl (7. Brandenburg.) Nr. 60, Begrich vom 4. Bat. zum J. Bat. Richter vom 3. Bat. zum 4. Bat. Stübichen vom 1. Bat. zum 3. Bat. Inf. Regts. Nr. 137 b. infolge Ernennung zuge⸗ theilt: Hintertbür dem 4. Bat. 1 Hann. Inf Regts. Nr. Ic, Spie gel dem 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 144, Pre sser dem 3. Bat. Königs Inf. Regts. Nr. 1465.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee - Fähnriche ꝛ. Ernennungen, Beförderungen und , ,, . Im aktiven Heere. 20. November. Göringer, Oberst und Chef des Generalstabs II. Armee-Korps, zum Kommandeur des 13. Infanterie Regiments Kaiser Franz Joseph von Desterreich, Gerneth, Oberst—⸗ Vieutenank von der Zentralstelle des Generalstabs, zum Chef des Generalstabs II. Armer-Korpt, Unterbirter, Major und Komp. Chef vom 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, Rög er, Hauptin. und Komp. Chef vom 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, unter Beförderung zum Major, beide zu Batt. Kommandeuren in ibren Truppentheilen, ernannt. Götz, Hauptm. vom 9. Inf. Regt. Wrede, im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, Kleemann, Hauptm. im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, zu Komp. Chefs ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 20. No⸗ vember. Kraemer, af i. und Bats. Kommandeur vom 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der , nisorm mit den bestim mungs mäßigen Abzeichen zur Disp. gestellt.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 28. November

Beamte der Militär ⸗Verwaltung.

20. November. Dr. Franz, Intend. Rath, bisher Vorstand der Intend. der 4. Div., zur Intend. II. Armee-Korps, Städtler, Assessor von der Intend. 1II. Armee Korps, als Vorstand zur Intend. der 4. Div, Mahr, Buchhalter von der General⸗Militärkasse, zur Zahlungsstelle II. Armee-Korps, versetzt.

Sessen. Darm stadt, 25. November. Frhr. v. Normann, Rittm. ä la suite des Großherzogl. Gend. Korps, der Charakter als Major, Schenck, Stabs-Quartiermeister desselben Korps, der Charakter als Rechnungs⸗Rath, verliehen

Kaiserliche Schutztruppen. Neues Palgis, 21. November. Laus, Pr. Lt. vom 3. Nieder⸗ schlesischen Inf. Regt. Nr. 50, mit dem 26. November d. J. der Schutztruppe für Südwest⸗Afrika zugetheilt.

Deutscher Reichstag. 134. Sitzung vom 27. November 1896, 1 Uhr.

Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend Abänderung und Er— gänzung des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Strafprozeßordnung, und zwar bei den die Beweis⸗ aufnahme in der Berufungsinstanz ordnenden S8§ 364 und 366 der letzteren und den dazu gestellten Anträgen.

Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet.

Nach dem Abg. Schmidt-Warburg (Sentr.) nimmt das Wort der

Geheime OberJustiz. Rath Dr. Lucas: Der Antrag Schmidt verlangt die grundsaͤtzliche und unbedingte Ausschließung der Ver— lesung von Aussagen erster Instanz. Wie der Staatssekretär schon in der Kommission gethan, habe auch ich zu erklären, daß ein sfolcher Beschluß es der Vertretung der Justizverwaltung mit hoher Wahrscheinlichkeit unmöglich machen würde, die Zustimmung der ver⸗ buͤndeten Regierungen zu der Borlage zu erreichen. Bei der Größe der Ober Landesgerichts Bezirke würde die nach dem Antrage erforderliche umfangreiche Zeugenvernehmung ganz unverhältnißmäßige Kosten ver— ursachen. Auch die verbündeten Regierungen legen auf das Prinzip der Mündlichkeit im Großen und Ganzen hohen Werth, müssen aber doch wünschen, daß unter allgemeiner Wahrung dieses Prinzips die Verlesung der Ausfagen in der Berufungsinstanz nach wie vor gestattet bleibe. Der Kommissionsbeschluß reicht völlig aus, um die Bürg“ schaften zu geben, welche der gestellte Antrag im Auge hat.

Abg. Dr. von Buchka (d. kons.) nimmt die Erklärung der Regierungsvertreter ernsthaster, als es seiner Meinung nach der Abg. Schmidt gethan; er sehe voraus, daß bei Annahme des An— trages die Vorlage für die verbündeten Regierungen unannehmbar werde und daß dann der Reichstag auch keine Militär⸗Straf prozeßordnung erhalten werde. Man müsse sich daher mit dem weniger Guten begnügen, wenn man das Vollkommenere nicht haben könne; denn die Haupisache sei doch die Wiedereinführung der Berufung, welche das ganze Volk verlange und welche der Reichstag ihm geben müsse. Diesem Gesichtepunkt gegenüber hätten alle übrigen Rück- sichten zurückzutreten. Die Zahl der Fälle, in denen die Verlesung der Protokolle nach dem Kommissionsbeschlusse zulässig sein solle, sei doch eine sehr beschränkte.

Abg. Werner (Reformp.) stellt sich völlig auf den Boden des Antragstellers, der mit Recht die Protokollierung der Aussagen erster Instanz als höchst mangelhaft und unzuverläßlich verurtheilt habe. Gerade beim Ober Landesgericht müßten dem Angeklagten möglichst viele Rechte eingeräumt werden. Nach dem Antrage der Kommission sei das Prinzip der Mündlichkeit absolut nicht gewahrt. Die Er⸗ klärungen der Regierungen seien für den Reichstag, der die Interessen des Volkes zu wahren habe, durchaus nicht ohne weiteres maßgebend.

Abg. Beckh (fr. Volksp.): Der Antrag Schmidt ist allerdings, wenigstens bezüglich der Hauptverhandlung erster Instanz, für das Plenum sehr erwägenswerth, za thatsächlich die Protokolle nach Lage der Sache ein Bild für den Richter zweiter Instanz absolut nicht liefern; gerade die Essentialien der Aussagen seien meistens in den Protokollen nicht zu finden. Mit dem Hinweise auf das Schicksal der Militair⸗ Strafprozeßreform kann uns der Abg. von Buchka nicht schrecken.

Abg. Dr. v. Cuny (ul.): Auch ich muß auf diese Aeußerung des Herrn von Buchka zurücktommen. Seit Jahren verlangen wir, gerade die nationalliberale Partei, eine Militär Strafprozeßreform auf der Grundlage der Mündlichkeit. Sollen wir in demselben Augen—⸗ blicke, wo wir dies verlangen, hier das Prinzip der Mündlichkeit auf⸗ geben? In der Berusungsinstanz darf nicht in schlechterer, mangel= hafterer Form verhandelt werden als in der ersten. Um diesen Preis will ich die Berufung nicht; ich stimme für den Antrag Schmidt.

Abg. Beckh beantragt, die Vorschrift wegen der Protokolle im Antrag Schmidt auf die Zeugen und Sachverständigenaussagen in der Hauptverhandlung zu beschränken.

Geheimer Ober Regierungs- Rath von Lenthe sucht nachzuweisen, daß auch der Antrag Schmidt dem Angetlagten den ihm zugedachten Schutz nicht verschaffen würde. Die Verlesung solle ja zulässig sein unter Zustimmung des Staatsanwalts und des Angeklagten; der An⸗ geklagte würde aber schwerlich jemals diese Zustimmung verweigern. Bei richtigem Verständniß der beiden Paragraphen würde sich auch für den Abg. Werner ergeben, daß das Prinzip der Mündlichkeit voll- kommen gewahrt sei.

Abg. Stadthagen (Soz.) behauptet aus seiner Erfahrung gleichfalls die Mangeihaftigkeit der gerichtlichen Protokolle. Die Volksstimme gehe nicht dahin, die Berufung, sondern eine gute Recht sprechung zu haben. Die Rücksicht auf die Militär⸗Strafprozeßreform gehöre nicht im mindesten hierher. Der Antrag Beckh sei, wenn nicht schädlich, so doch überflüssig.

Abg. Dr. von Marquardsen (nl. :. Das Einschüchterungs⸗ argument des Herrn von Buchka weiden sich die Herren von der Re—= gierung wohl nicht zu eigen machen; denn der Reichskanzler hat uns selbst die Versicherung gegeben, daß uns eine Militar · Strasprozeß⸗· ordnung auf modernen Grundlagen vorgelegt werden wird, und wir haben nicht gehört, daß dabei gleichzeitig uns vorgeschrieben wäre, alle möglichen Bestimmungen in die Sirasprozeßordnung aufjunehmen, die von Oeffentlichkeit und Mündlichkeit allerdings sehr weit entfernt sind. Ich trete ebenfalls durchaus sür den Antrag Schmidt ein. Der Hinweis, daß es ja bei denjenigen Bestimmungen verbleiben solle, welche schon jetzt für die Berufung gegen die Urtheile der Schöffen gerichte gelten, kann nicht durchschlagen.

Abg. Lerno (Jentr.) bekämpft als Richter aus praktischen Gründen den Antrag Schmidt. Der Antrag athme, wie mehrfach die Strafprozeßordnung auch, ein Mißtrauen gegen die Richter, das änzlich unberechtigt kei. Man dülfe durch Beharren auf dieser . nicht die Berufung verscherzen. Wenn die Gerichts- chreiber stenographierten, würden auch die Prototolle besser ausfallen.

1896.

Abg. Haußmann (d. Volksp. ): Der Angeklagte muß das Recht haben, in der Berufungsinstanz das ganze Verfahren der ersten Instanz zu erneuern. Bas wird ihm durch den Kommissiensantrag gegeben. Ihm mehr zu geben, scheint mir weder nöthig, noch zweck⸗ mäßig. In vielen Fällen wird es für den Angeklagten geradezu das Zweckdienlichere sein, die Protokolle einfach verlesen zu lassen.

Abg. Schmidt⸗Warburg: Von dem Abg. Haußmann habe ich diese Stellungnahme allerdings nicht erwartet; Herr Haußmann steht sicher auf der ganzen linken Seite einzig da. Ich bin gewiß ein Anhänger der Berufung, aber in dieser Verstümmelung will ich sie nicht. Wie die Sache mit der Militär⸗Strafprozeßreform auslaufen wird, müssen wir abwarten.

Abg. Werner protestiert gegen die Art, wie die Bundesratht⸗ vertreter und der Abg. Dr. von Buchka den Antrag bekämpft hätten. Solche Ausführungen sollten nur den Reichstag zurückschrecken, die Konsequenzen seiner Anschauungen zu ziehen.

. Abg, Dr. von Buchka: Mein Hinweis auf das Schicksal der Militär-Strafprozeßordnung muß doch Eindruck gemacht haben. Es steht fest, daß, ebe nicht die Zivil-⸗Strafprozeßordnung fertig ift, die Militär⸗Strafprozeßordnung nicht kommen kann. Gerade die⸗ jenigen Parteien, welche die Berufung am meisten gefordert haben, machen jetzt der Vorlage die meisten Schwierigkeiten.

Abg. Spahn (Zentr.): Ich kann das nicht ohne Widerspruch lassen. Wir machen nicht der Vorlage, sondern einer schlechten Be⸗ rufung Schwierigkeiten. Nur wenn Sie eine unabhängige zweite Instanz schaffen, wird die Berufung eine gute Einrichtung sein.

Mit einer kurzen Bemerkung des Abg. Beckh schließt die Debatte. Der Eventualantrag Schmidt wird zurückgezogen und der Antrag Schmidt zu 8 366 mit großer Mehrheit angenommen. Der Kommissionsantrag zu § 364 wird unter Streichung des letzten Satzes „widrigenfalls“ u. s. w. von derselben Mehrheit angenommen.

Im 370 will die Vorlage und die Kommission im Gegensatz zu der in Geltung befindlichen Vorschrift, wonach die Berufung eines unentschüuldigt in der Hauptverhandlung ausgebliebenen Angeklagten einfach zu verwerfen ist, die Ver⸗ handlung gegen einen nicht erschienenen Angeklagten, wenn sein Erscheinen nach dem Ermessen des Gerichts wegen großer Entfernung des Aufenthaltsorts erschwert ist, oder wenn er sich nicht auf freiem Fuße befindet, zulassen. Im übrigen soll die von dem Angeklagten eingelegte Berufung sofort verworfen werden.

Abg. Frohme (Soz.) will auch im Falle des Ausbleibens des Angeklagten über die von ihm eingelegte Berufung verhandelt wissen. Er weist darauf hin, daß unglückliche Zufälle die rechtzeitige An⸗ wesenheit des Angeklagten im Termin verhindern könnten, während das geltende Gesetz die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nur unter Voraussetzung eines unabwendbaren Zufalls zulasse.

Geheimer Ober⸗Regierungs-Rath von Lenthe bittet, den An—⸗ trag abzulehnen.

Abg. Stadthagen macht dagegen unter Anführung einer Reihe von einzelnen Fällen geltend, daß es das größte Unrecht wäre und die Zahl der Justizmorde vervielfältigen hieße, wenn der Richter unter allen Umständen beim Ausbleiben des Angeklagten Urtheile rechtskräftig werden lassen müßte, obwohl es klar sei, daß der Angeklagte un—⸗ schuldig verurtheilt sei.

Abg. von Strombeck (Zentr) hält die Ausführungen für zwingend und empfiehlt, für die dritte Lesung einen Vermittelungs—⸗ antrag anzunehmen.

Der § 370 wird mit dem Antrag Frohme⸗Stadt⸗ hagen angenommen.

§ 377 der Strafprozeßordnung zählt die Fälle auf, in denen ein Urtheil als auf Verletzung des Geseßes beruhend anzusehen ist, also die Revision dagegen zulässig sein soll. Nach Ziffer 7 ist das der Fall, wenn das Urtheil keine Ent⸗ scheidungsgründe enthält.

Abg Stadthagen befürwortet einen Antrag, dieser Ziffer an⸗ zufügen: „oder die Vorschriften über den Inhalt eines Urtheils verletzt «. Nachdem 5 266 in diesem Sinne geändert worden, müsse diesem Beschluß auch an dieser Stelle Folge gegeben und die Verletzung dieser Vorschrift als Revisionsgrund angeseben werden.

Geheimer Ober⸗Regietungs Rath von Lenthe hält den Antrag für überflüssig.

Nachdem Abg. Stadthagen nochmals für seinen Antrag eingetreten, wird derselbe abgelehnt.

Nach § 385 Abs. 2 kann der Revisionsantrag seitens des Angeklagten nur in einer vom Vertheidiger oder einem Rechts⸗ anwalt unterzeichneten Schrift oder zu Protokoll des Gerichts⸗ schreibers gestellt werden.

Abg. Stadthagen beantragt die Streichung dieses Absatzes und begründet seinen Antrag mit dem Hinweis auf die Kostenfrage. Ein armer, vermögensloser Angeklagter werde meistens nicht * Besitze der Mittel sein, sich einen Rechtsanwalt anzunehmen oder die Reise zu dem Gericht u machen, dessen Urtheil angefochten werde.

Geheimer Ober⸗Justiz⸗ Rath Dr. Lucas: Es geht nicht an, daß die Revisionsschrift von jeder Form entbunden wird. Das würde nur dem Angeklagten zum Nachtheil gereichen.

F 386 wird unverändert angenommen.

Nach 8 390, Absatz 2, hat der nicht auf freiem Fuße be⸗ sindliche Angeklagte keinen Anspruch auf Anwesenheit bei der Revisionsverhandlung.

Die Sozialdemokraten wollen diesen zweiten Absatz gestrichen wissen.

Abg. Stadthagen vertritt diesen Antrag, da doch nicht aug lediglich finanziellen Rücksichten ein inhaftierter Angeklagter seines Rechts beraubt werden dürfe.

Geheimer Ober⸗JustizRatb Dr. Lucas: Die Anwesenheit des Angeklagten ist für das Revisionsgericht ohne jede Bedeutung; der Ankrag würde nur endlose Weiterungen, Erschwernisse und Kosten verursachen.

Der Antrag wird abgelehnt.

Die 399 u. folgde. enthalten die Vorschriften, betreffend das Wie deraufnahmeverfahren.

Nach 8 399, 5. findet die Wiederaufnahme des Verfahreng . Gunsten des Angeklagten statt, wenn neue Thatsachen oder Beweismittel beigebracht sind, welche die Freisprechung des Angeklagten oder in Anwendung eines milderen Strafmaßeg eine geringere Bestrafung zu begründen geeignet sind. Nach dem Kommissionsbeschluß 5 die neuen Thatsachen oder Beweismittel solche sein, welche die Unschuld des Ver⸗ urtheilten, sei es bezüglich der ihm zur Last gelegten That überhaupt, sei es bezüglich eines die Anwendung eine schwereren Strafgesetzes begründenden Umstandes, darzuthun geeignet sind.

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2. 8

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