dankbare, thränenreiche Rolle der Christiane gab Fräulein Ida Müller
mit knakper Üimgehung der in ver Aufgabe fed liegenden Gefahr,
in übertriebene Sentimentalität zu 1 Die Dekoration des
ten, im Thurme . Kirche spielenden Aktes hätte die Illusion nen
amer unterstũ ; heater Unter den Linden.
Seit Freitag wird Louis Roth't 6 Der Lieutenant ur Seen, deren Text G. Schlack und L. Herrm ann verfaßt ben, neueinstudiert gegeben und findet beim Publikum wie früher vielen Beifall. Die Mustt ist reich an gefälligen Pielodien und anmuthigen Tanzweisen; die kompositorische Arbeit kann zwar nicht den Anspruch auf krasti ausgesprochene Eigenart erheben; aber das Werk im Ganzen ist doch aus einem starken musikallschen Empfinden heraus geschrieben und erhebt sich in einzeinen Nummern weit über das Durchschnittsniveau der jüngsten Operetten⸗ literatur. In den lyrischen Abschnitten wirkt die Musik durch die Melodienführung anregend, in den Tanzmotsven durch eigenartigen Rhythmus vielfach re zvoll. Was die , anbetrifft, der wir vorgestern beiwohnten, so wurden die Hauptrollen gut gesungen und gespielt. Herr Klein gab seine Rolle des jungen Ehemannes mit mor und brachte auch seine gesangliche Veranlagung er— eulich zur Geltung. Die Herren Hanno als Matrose Tom und Steiner als Marine ⸗ Offizter verdienten und erhielten für die Lösung ihrer gesanglichen und darstellerischen Aufgaben Anerken- nung. Perr Wellhof ftattete den Obersten der Heilsarmee mit seiner derben Komik sehr belustigend aus. Von den Bamen sind besonders hervorzuheben Fräulein Mack, welche die Partie der Wittwe Walter beifallswürdig vortrug, und die Damen Sigl als Eva und Cornelli als Babette. — Die Inscenierung war geschickt, die Ausstattung eschmackvoll und glänzend; besonders in dem Maskenball des zweiten
ktes entrollte sich ein farbenprächtiges und lebensvolles Bild.
Im Königlichen Schauspielbause werden mergen Blumen- thal's Lustspiele Abu Seid! und „Das zweite Gesicht“ gegeben. Die . des ersteren Stücks ist folgende: Abu Seid: Herr Klein; J 21 Herr Vollmer; Fatme: Frau von Hochenburger; Juffuf: Herr Purschian; Achmed: Herr Heine. Das zweite Lustspiet ist, wie folgt, besetzt: Graf von Mengers: Herr Klein; Kitty: . lein Hausner; Gräfin Charlotte: Fräulein Lindner; Justiz⸗Rath Drontheim: Herr Molenar; Max Koberstein: Herr Blencke; Hans von Maltitz: Herr Hertzer; Hermann Caspari: Herr Oberländer; Nöldicke: Herr Eichholz. .
In dem am 14. d. M. stattfindenden V. Philharmonischen Konzert unter Arthur Nickisch's Leitung werden, wie schon ge— meldet, Schumann's Musik zu ‚Manfred' von Byron und Beethoven's IX. Symphonie zur , , ., gelangen. Als Solisten haben ihre Mit⸗ wirkung zugesagt: Dr. Ludwig Wuͤllner (. Manfred), Frau Lucy Lindner ⸗ Orban (. Astarte- und Alpenfee '), Herr Woldemar Runge (Erzähler, „Abt“ ꝛe.), ferner Frau Amélie Gmür⸗Harloff (Sopran), Frau Louise Geller (Alt), Herr Carl Dierich (Tenor) und Herr Anton Sistermans (Baß). Den Chowart übernimmt der Phil— harmonische Chor (Dirigent: Siegfried Ochs).
Am Mittwoch wird im Konzerthause Herr Gustav Lazarus das Vorspiel sowie die Ballet, und Zwischenaktsmusik aus seiner 6 Mandanika“ und andere seiner Orchesterwerke zur Aufführung ringen.
In der Marienkirche wird am nächsten Mittwoch. Mittags 12 Uhr, Herr Bernhard Irrgang, Organist an der Heilig⸗Kreuzkirche, Dienel's . Weihnachts Sonate“ spielen. Fräulein Clara Huck und Herr Kammermustker Plaß (Posaune) werden mitwirken. Der Einlaß ist unentgeltlich.
Jagd.
Morgen, ö findet Königliche Parforce⸗Jagd statt. Stelldichein: 1K / Uhr Jeg hic Grunewald, U / Uhr am Saugarten.
Mannigfaltiges.
Der Magistrat hat den Vorschlägen der städtischen Schul deputation, die technischen Lehrerinnen nach und nach mit Pensions⸗
berechtigung bei 24 ,, Lehrstunden anzustellen, seine Zu⸗ stimmung ertheilt — Die Baurathestelle für den ausscheidenden Geheimen Baurath , ist nunmehr mit einer Gehalts—⸗ umme von jährlich 12 „S ausgeschrieben. Die Meldungen haben is spätestens den 15. Januar zu erfolgen.
. der nn des Vereins für deutsches Kunst gewerbe am Mittwoch, den J. d. M. (im . Saale des 66 wird der Reichs kommissar Herr Gehelmer Regierungs⸗Rath Dr. Richter einen Vortrag halten über Die Weltausstellung in Paris 1969 und ihre Organisation'. Der Zutritt ist nur den Mitgliedern gestattet.
Die letzte Sitzung der Deutschen Gesellschaft von , der ö otographie“, welche wieder in der Aula der
riegs ˖ Akademie stattfand, gestaltete sich durch die Vorführung des Kinematographen seitens des Herrn Fuhrmann zu einer besonders interessanten. Den Hauptwerth legte jedoch die Gefellschaft nicht auf die Vorführung dieser lebenden P , , sondern, ihrem Zweck entsprechend, auf eine Erklärung des Mechanismutz und der Wirksam« keit des Apparats. Herr Direktor Schultz. Hencke, der diese Erklaͤrung übernommen hatte, führte etwa Folgendes aus: Schon vor Jahren erläuterte Redner in einer Sitzung der Gesellschaft Edifon's Kinetostop, und wenn er damals die Verwirklichung der Idee von Edison, die Bilder des Kinetoskops in Lebensgröße auf eine Wand zu werfen, als in ferner Zukunft liegend betrachten mußte, so ist dieselbe heute durch die Thatsachen überholt worden. An der Hand von Modellen suchte Redner nun die Konstruktion des Apparats zu erklären, indem er darauf hinwies, daß die Wirkung desselben auf der Gigenschast des Auges beruht, Lichtein drücke eine gewisse Zeit festzuhalten, was man am besten an dem Kinderspiel erkennen könne, wobei eine an einem Faden be⸗ festigte glühende Kohle im Kreise herumgeschwungen wird und, trotzdem die Kohle in jedem Augenblick nur an einem bestimmten Punkt sein könne, man doch einen geschlossenen n. Kreis vor sich sehe. Es komme also bei der Reproduktion von Bewegungen darauf an, auf dieselbe Stelle in schneller Reihenfolge die einzelnen Momentaufnahmen zu werfen, sodaß das Auge, wenn es schon die folgenden Bilder mit ver⸗ änderter Stellung der Gliedmaßen, z. B. bei einer sich bewegenden Perfon, sieht, noch die vorher gesehenen Bilder festhält und auf diese Weise der Eindruck der stetigen, in einander übergehenden Bewegung erzeugt wird. Diese Aufgabe hat Edison dadurch gelöst, daß er in der Selunde 45 Aufnahmen macht, sodaß für jede Aufnahme i/s Sekunde Übrig bleibt. Aber diese is Sekunde kann nicht vollständig zur Aufnahme verwerthet werden; denn in diese Zeit ist zweierlei mit einbegriffen: erstens die Aufnahmezeit, während welcher die Platte in Ruhe sein muß, und zweitens die Zeit, die dazu nöthig ist, um eine neue Platte an die Stelle der vorhergehenden zu führen. Für ersteren Fall hat Edison 110 der . Sekunde reserviert und für den Ersatz der Platte n/ io dieser Zeit, Jodaß also die Bewegung in 10 Sekunde ausgeführt werden muß. Diese Aufgabe mechanisch zu lösen, schien beinahe un⸗ möglich; denn man konnte nicht voraussetzen, daß die Bildschicht, wenn sie etwa eine so schnelle Bewegung in iscso Sekunde ausgeführt hat, im nächsten Augenblicke während der übrigen io der 16 Sekunde in Ruhe verharren würde; doch hat Edison, wie Redner an den von ihm gefertigten Modellen zeigt, diese Aufgabe in ebenso genialer wie außerordentlich einfacher Weise gelöst. Aber noch eine Schwierigkeit war zu überwinden. Während die Bilder sich in der schnellen Bewegung austauschen, mußte der Momentverschluß geschlossen werden, damit man das sich bewegende Bild während des Austausches nicht sehe; auch hierfür hat Cdison einen Momentverschluß konstruiert, wie er einfacher nicht gedacht werden kann, indem er einen Zylinder mit zwei gegenüberliegenden Schlitzen vor dem Objektiv rotieren läßt und auf diese Weise dem Licht nur ruckweise den Durchgang gestattet. Zum Schluß theilte Redner mit, daß es, glaubhaften Nach—= richten zufolge, Edison gelungen sein soll, einen Kinematographen mit dem Phonographen zu verbinden, sodaß man nicht allein die Be—= wegungen sehen, sondern auch das durch dieselben verursachte Geräusch hören könne.
Dem Berliner Zoologischen Garten hat Herr Konsul und Plantagenbesitzer Dorenberg in Leipzig einen Ozelot aus Mexiko zum Geschenk gemacht. Es ist dem jetzigen Direktor des Gartens, Herrn Dr. Heck, somit gelungen, zum ersten Male eine direkte Verbindung
mit dem tropischen Nord-Amerika zu erlangen, woher sonst der ö handel fast nichts bringt. Die Ozelots sind . . k. stärker als eine Pauskatze und ungefahr von derselben Größe wie der afrikanische Serpal, und die indische Tüpfelkatz!
E. nun der Serval in Afrika., je nach den faunistischen Gebieten, welche man unterscheidet, verschleden auesteht und wie man den Senegal. Serval von dem durch Matschie nach Exemplaren des hiesigen Museums beschriebenen Le g ej und dem ostafrikanischen Serval schon auf den ersten Blick unter. scheiden kann, so lassen sich auch mehrere Formen dez ame rikanischen Ozelots erkennen. Der mexikanische Ozelot hat läng⸗ liche, in Streifen jusammenfließende Binden und wurde als elk, gatentzt g, beschrieben. Im Amaßonas Gebiet ist der Ozelot sebr groß und kräftig; dort lebt die als Felis pardalis bekannte 3 Im Paranägebiet begegnen wir einer zierlichen, späͤrlich gefleckten orm, der sogenannten sanften Katze, Felis mitis, die ihren Ramen sehr mit Unrecht trägt, da sie, wie alle Ojelots, so lange sie fich einer guten Gesundheit erfreut, keineswegs sehr zahm ist.
Allenste in, 5. Dezember. Amtlich wird bekannt gemacht: Am 4. d. M., Abends gegen 8 Uhr, ist ein Fu hrwerk auf dem Chaussee⸗ überwege zwischen Gutten und Johannktsburg vom Zuge Sa8 über fahren worden. Der Wagenführer ist geködtet, das Fuhrwerk zer · trüämmert. Beschädigungen am Zuge sind nicht vorgekommen. Hie Untersuchung ist eingeleitet.
Bochum, 6. Vezember. Auf Zeche. Constantin“, Schacht ?, wurde gestern durch einen Sprengschuß ein Bergmann getsdt et; zwei andere wurden schwer verwundet.
Brüx, 6. Dejember. In der letzten Nacht erfolgte, wie W. T. Be berichtet, im Einbruchtgebiet der Katastrophe vom Sep— tember d. J. eine neuerliche Erdfenk ung; der Vorgang war big 3 Uhr Morgens bemerkbar und ließ an mehreren Haäusern Risse und andere Merkmale zurück. Die Senkung dürfte mil Bohrlocharbeiten zusammenhängen. Im Annahilfsschachte haben keinerlei Veränderungen stattgefunden. Der Betrieb der Aussig⸗Teplitzer Bahn hat keine Störung erfahren.
Lon don, 6. Dezember. Der Vize⸗König von Indien hat, dem W. T. B. zufolge, hierher berichtet, daß in vielen Theilen Indieng weitere Regenfälle vorgekommen sind, daß die Kornpreise fallen w fr verschiedene Bezirke Hungersnoth nicht mehr befürchtet wird.
Paris, 6. Dezember. Durch einen heftigen Sturm ist das Feuer des Leuchtthurms auf der Ile de Sein (Departement Finistoͤre) ausgelöscht worden. Eine schwarze Fahne weht auf dem Leuchtthurm. Das Verlöschen des Feuers ist eine große Gefahr für die Schiffahrt. Infolge dez hohen Wellenganges konnen Boote sich dem Leuchtthurm nicht nähern.
Brest, 5. Dezember. Bei Gelegenheit der Feier des St. Barbara festes — Fest der Artilleristen — durchzogen heute, einem Bericht des W. T. B.“ zufolge, Unt eroffiziere und Soldaten die Straßen mit gezogenem Säbel, bedrohten die Vorübergehenden, löschten Gaslaternen aus, drangen in eine Singspielhalle und zerschlugen die Tische. Eine andere Gruppe warf Steine . die Kasernen und beleidigte einen wachthabenden
ffiier. Als die Polizei einschritt, leisteten die Soldaten den Polizisten Widerstand und bedrohten sie mit dem Tode; auch den militärischen Patrouillen wurde Widerstand entgegengesetzt. Ein Sergeant, der eine Patrouille führte, wurde durch einen Säbelhieb am Kopfe verwundet, ein Polizeibeamter schwer verletzt. Infolge dessen sind mehrere Verhaftungen vorgenommen worden.
Rom, 6. Dejember. An den Küften der Inseln Elba und Sardinien wüthet ein heftiger Sturm; die Schiffe suchen die nächsten Häfen auf. Man befürchtet, daß Unglücksfälle vor—⸗ gekommen sind.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbe 8
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vom J. Dezember,
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Wetter.
Stationen.
Temperatur
Bar. auf 0 Gr
u. d. Meeressp.
red. in Millim O d& Q in Cel
506.
Schiller. Opernhaus.
2 — 0
Bel mullet .. Aberdeen. 7490 FGhristiansund 748 Kopenhagen. 743 Stockholm. I]756 Daparanda . 7.764 bedeckt
St. PVetersbg. 771 wolkenlos Moskau... 774 bedeckt
Fork, Queens⸗ 360 heiter Cherbourg ]764 bedeckt .. 789 halb bed. 11 6 bedeckt mburg 740 bedeckt winemünde 742 bedeckt Neufahrwasser 748 bedeckt Memel. 753 bedeckt . w bedeckt 1 133 wolkenlos 741 Regen 741 bedeckt 744 wolkig 743 Regen 741 bedeckt 744 wolki 742 SO bede , 7652 bedeckt . . halb bed. 1 769 bedeckt
Uebersicht der Witterung.
Eine umfangreiche Depression liegt über West—⸗ Europa, die tiefsten Barometerstände über der Nordsee aufweisend, während der Luftdruck über Nordost Europa am höchsten ist. Bei schwacher, meist südlicher bis 6stlicher Luftstrßmung ist das Wetter in Deutschland, wo vielfach Niederschläge gefallen 6. trübe und wärmer, erheblich in den östlichen Gebietetheilen. Mittel ⸗ und Süddeutschland, zum theil auch Norddeutschland, sind frostfrei.
Deutsche Seewarte.
2 Theater.
ANöͤnigliche Sch anspiele. Dienstag: Opern⸗ burg. haug. Keine Vorstellung.
Schauspielhaus. 277. Vorstellung. Abn Seid.
Lustspiel in ] g, von Oscar Blumenthal.
Scene gesetzt vom 2 Rar Grube.
— Das zweite Gesicht. Lustspiel in 3 Aufzügen
wolkig bedeckt wolkig bedeckt bedeckt
(Wotan);
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Fremden⸗Loge
161
12 4A Dritter
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Anfang 74 Uhr.
der Liebe.
Mittwoch: als Gast.)
der Liebe.
76 Uhr.
von Oscar Blumenthal. In Seene gesetzt vom Ober⸗ Morgens. i n Max Grube. Anfang 75 Uhr. ittwoch: Opernhaus.
1. Abend: Richard Wagner.
Schauspiel haus. frau von Orleans. Eine romantische Tragödie in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von . 63 Bühnenfestspiell D
n dem ühnenfestspiel „Der Anfang 71 Uh Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner Ansgng 5 ; wirken nachstehende auswärtige Künstler mit: Frau Mittwoch: Ahichieds. Vorstellung von Kleonora Ellen Gulbranson (Brünnhilde); Heink (Erda); Herr Wilhelm Grüning (Siegfried); Herr Heinrich Vogl (Loge); Herr Karl P
Hermann Bachmann (Donner). — Das Ab ment ist für diese Tage aufgehoben. Der Billet⸗ verkauf findet täglich am Opernhauses von 9 bis 10 und 125 bis 1 Uhr statt. Die Preise zu * (einer) Vorstellung sind folgende:
446 Orchester ⸗ Loge 24 M Erster Rang, ——
, n g wi, n, Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ weiter Rang, Balkon und Loge 60 ĩ rten. ang Balkon und Loge 6 6 Vierter Rang . Sitzplatz 3 „; Stehplatz 2 „ Die Billets tragen die Bezeichnung Dienst und Freipläͤtze haben keine Gültigkeit.
Dentsches Theater. sunkene Glocke.
Mittwoch: Morituri. Das Ewig⸗Männliche. )
Donnerstag: Die versunkene Glocke.
Balkon und Loge 18 0. 18 606; Reihe 11—16 15 Æ; Reihe 17— 20
Berliner Theater. Dienstag: Renaifsance.
Mittwoch: Kaiser Heinrich. Donnerstag: Renaissance.
Lessing · Theater. Male: Das Oelkrüglein. von Gustav Sarasin. — Zum ersten Male: Jenseits Schwank in 3 Aufzügen von Rudolf Stratz. mn, 75 Uhr.
ie goldne Eva.
Donnerstag: Das Oelkrüglein. — Jenseits Goldene Herzen.
Nesidenz · Thenter. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Dienstag: Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson und André Sylvane. Deutsch von Franz Hofer. Anfang stattun eff mit Gesang und Tanz in 6
Mannstädt und Julius Freund. Musik Mittwoch: Bocksprünge. von Julius Einöde hofer. Anfang 77 Uhr. von Paul Hirschberger und C. Kraatz. — Vorher:
Der Ring des Nibe⸗ Das Rheingold. Von Anfang 8 Uhr.
278. Vorstellung. Die Jung;
Nenes Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. riedrich von berger. und
Komödie in 1 Aft von Otto
Frau Ernestine Duse,.
gene. Unter dem onne⸗ ageskassenschalter des Tedenm.
Parquet Reihe 1— 16
Reservesatz Nr. 5, 6, 7, 8. Donnerstag? Gräfin Lea.
Die ver⸗ Fritzchen.
Dienstag: Anfang 74 Uhr.
Direktion: Julius , . (Teja.
Lientenant zur See. einer älteren Idee) von G.
Dienstag: Zum ersten
Lustspiel in 1 Aufzug
Luard Selby. — Darauf:
Gebildete Menschen. Viktor Lon. Anfa
(Georg Engels Zwei Schwieger sühne
C. Karlweis.
Bentral ˖ Theater. Alte
Verschwunden. Disparu.) Direktion: Richard Schultz.
von
Schwank in 3 Akten Mittwoch: Eine wilde Sache.
Schiffbauerdamm 4a. / 65. Dienstag: Bock⸗ sprünge. Schwank in 3 Akten von Paul Hirsch⸗
C. He, mit Benutzung einer fran⸗ zösischen Idee. — Vorher: Die sittliche Forderung. Grich Hartleben.
La Signora dalle Camelie. Peer Donnerstag: Wohlthätigkeits ⸗Vorstellung. llerhöchsten Protektorat Ihrer Majestaͤt
1 y. der Kaiserin und Königin Friedrich zum Besten der Derr Fritz Friedrichs (Alberich). Herr Hinterbliebenen der 14 dem „Iltis“ Verunglückten.
Schiller Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Bureaukrat.
Dienstag: Zwischen Himmel und Erde. Anfang 71 Uhr. Mittwoch: Zwischen Himmel und Erde.
Thenter Unter den Linden. Behrenstr. bb / -. Dienstag: Der perette in 3 Akten (nach Schlack und L. Herr⸗ mann. Musik von Louis Roth. Regie: Herr Hanno. Tig gt: Herr Kapellmeister Korolanyt. Anfang
Mittwoch: Der Lientenant zur See.
Thalia · Theater (vorm. Adolph Ernst. Theater. Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Dienstag: Das Wetterhäuschen. no.) ustkalisches Genrebild von Adrian Roß. Deutsch von Hermann Hirschel. Musik von Bertram Zum letzten Male: Zeitbild in 3 Akten von
ng 74 Uhr. Mittwoch: Das ee lte h änschen. Darauf:
Freitag, den 11. Dezember: Zum ersten Male: chwank in 4 Akten von
Jakobstraße . 30.
Dienstag: Thomaß a. G. Eine wilde Sache. Große Aus⸗
Konzerte.
Sing- Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Konzert des Vokal Quartetts Emmi Lampe, Clara Leithold, Sophie Braun, Margar. Kranse, unter gütiger Mitwirkung des Herrn Pro- fessors Waldemar Meyer (Viol).
Aonzerthans. Karl Mehnder⸗Konzert.
Dienstag: Ouverturen Oberon! von Weber, Tell von Rossini. „ Frühlingsjubel' von Wagner. Gynt · Suite Nr. 1 von Grieg. Walzer Minnen und Werben von Blon. Phantasie „La Traviata“ von Verdi. „Fantaisie de ballet?“ 3 Violine von Beriot (Herr Schmidt Reinecke). An der Weser“ für CornetAà-Piston von Pressel (Herr Werner).
Saal Bechstein. Dienstag, Anfang 76 Uhr: II. Abonnements ⸗ Konzert des Böhmischen Streich ⸗Quartetts.
/ / // /// Familien⸗ Nachrichten.
Verehelicht: Hr. Regierunge ⸗Assessor Friedrich Frhr. von Falkenhausen mit Frl. Marie Charlotte von der Marwitz (Schloß , Hr. Lieut. . S. Marks mit Frl. Harriet Moritz (Berlin). — Hr. Pastor Botho Klaehre mit Frl. Lillt von Ortenberg Erlen
Geboren; Ein Sohn: Hrn. Pastor Wilhelm Meinhold (Baumgarten b. Rackitt i. Popÿ m.). — Eine Tochter: Hrn. Amtsrichter Kramer (Beuthen O. S.. .
Gestorben: Mathilde Gräfin von Schlippenbach, eb. von Goldbeck (Arendsee). — Fr. Agathe von Hilter eb. von Wedel, verw. Freifr. von Vl fn ho (Hoffelde). — Hr. Arthur von Usedom (Königsberg). — Verw. Fr. Regierungs⸗ und Landschafts⸗ Geometer Marie Queisser, geb. von Netz (Strehlen). — Hr. Kan lei Rath Ferdinand Blaescke (Berlin). — Hr. Amtsrichter Hermann Westram (Arco, Südtirol). — Fr. Geheime Regierungs Rath Hedwig Wittmack, geb. Schmeitzer (Berlin). — Fr. Geheime Jufliy · Rath Clara Busseniug, geb. Haendler (Leipzig. — Fr. Kom⸗ misstons⸗Rath Johanna Unger (Erfurt). — Hr. Vize⸗Konsul a. D. Achilles . (Berlin).
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Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen leinschließlich Böͤrsen Beilage).
Emil
ildern
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 29O.
Deutscher Reichstag.
141. Sitzung vom 5. Dezember 1896, 1 Uhr.
Auf der Tagesordnung stehen Kommissionsberichte über Petitionen.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde am Sonnabend erichtet.
d hz. Petition des Deutschen Fleischerverbandes, betreffend Abänderung des S 367 Ziffer 7 des Strafgesetzbuchs, wird den verbündeten Regierungen zur Kenntnißnahme überwiesen.
Ueber die Petition von Nanny vom Hof zu Hombressen, betreffend Verbesserung und Verschärferung der 85 223 und 232 des Strafgesetzbuchs sowie um noch anderweitigen gesetz⸗ lichen Schutz für Ehefrauen gegen rohe, lasterhafte Ehemänner, wird zur Tagesordnung übergegangen.
Die Petition der Vereinigten Fabrikanten von mechanischen Musikwerken wegen Abänderung der Berner Uebereinkunft, betr. die Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst, wird dem Reichskanzler als Material überwiesen.
Ueber die Petition der Vorstandschaft des deutschen Trichinen⸗ und Fleischbeschauerbundes, betreffend Regelung der Fleischbeschau in Deutschland, wird zur Tagesordnung über⸗ egangen. . 95 ö Petition, betreffend Erlaß eines Verbots der Vivi⸗ sektion, überweist der Reichstag dem Reichskanzler als Material für eine künftige Revision des Strafgesetzbuchs.
Hoffmann's Stärkefabriken petitionieren um Herabsetzung oder gänzliche Aufhebung des Zolls auf den zur Stärke⸗ fabrikation verwendeten Reis. Das Haus geht über die Petition zur Tagesordnung über.
Hinsichtlich der Petition der Gewerbekammer zu Hanau wird beschlossen, über das Petitum des Beitritts des Deutschen Reichs zu der Union zum Schutze des gewerblichen Eigen⸗ thums zur Tagesordnung überzugehen, die Bitte dagegen, dahin zu wirken, daß der deutschen chemischen Industrie der Schutz ihrer Erfindungen auch in den Niederlanden und der Schweiz gesichert werde, dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen. .
Ueber die Petition des Senators Schubert und Genossen aus Tönningen, betreffend die Gewährung eines Reichszuschusses zur Geradelegung der Eider von Rendsburg bis zur Mündung, wird zur Tagesordnung übergegangen. ö.
Die Petition der Tiefbaugenosenschaft wegen Revision des Bauunfallgesetzis überweist das Haus dem Reichskanzler als Material, ebenso die Petition des Vorstandes des deutschen Thierschutzuereins um Erlaß eines Verbots des Massen⸗ transports lebender Wachteln durch Deutschland. . .
Die auf Einführung des Befähigungsnachweises im Baugewerbe gerichteten Petitionen werden, entgegen einem Antrage a auf Uehergang zur Tagesordnung, dem Reichskanzler als Material für die Gesetzgebung überwiesen; über eine dieser Petitionen, welche auch die Einführung des Paßzwanges fordert, wird zur Tagesordnung übergangen.
Die eren des Magistrats zu Tondern, betreffend den Neubau eines Posidienstgebäudes daselbst, wird dem Reichs⸗ kanzler zur Kenntnißnahme überwiesen.
Muͤndlichen Bericht erstattet der Abg. Graf von Oriola
nl.) über zahlreiche, die Aenderung der Militär⸗ e , betreffende Petitionen, die wiederum die ewährung eines Ehrensoldes für die Kriegstheilnehmer, die Aufbesserung der Pensionen, Erhöhung der Verstümmelungs⸗ ulagen, Entschädigung für dauernde oder zeitweise Nicht⸗ . des Zivilversorgungsscheins, Belassung der Militär⸗ pension für die Reichs-, Staats- und Kommunalbeamten u. s. w. betreffen. Diese Petitionen sollen dem Reichs⸗ kanzler als Material überwiesen werden. Ueber eine Reihe anderer Petitionen wegen Pensionserhöhung soll zur Tagesordnung , , werden. Außerdem schlägt die Kommission die Annahme einer Resolution vor: „Den Reichskanzler zu ersuchen, eine nach den einzelnen Bundes⸗ staaten geordnete statistische Zusammenstellung zu veranlassen, aus der ersichtlich ist: a. die Zahl der Kriegstheilnehmer, welche sich als gänzlich erwerbsunfähig und , ,, , , zu der durch das Gesetz vom 22. Mai 1895 beschlossenen Beihilfe gemeldet haben, b. die Zahl derjenigen Kriegstheilnehmer, welche von der Behörde als gänzlich erwerbsunfähig und unterstützungsbedürftig anerkannt worden sind, C. die Zahl derjenigen Kriegstheilnehmer, welche die Beihilfe erhalten haben, und diese Zusammenstellung baldmöglichst zur Kenntniß des Reichstages zu bringen.“ ö General- Major von Viebahn: Bie Militärverwaltung ist anz einverstanden mit der Kommission im Punkte des Wohlwollens ür unsere Invaliden; sie hat sich aber an die bestebenden Gesetze und im Rahmen der vorhandenen Mittel zu halten. Sie kann u. a. nicht anerkennen, daß die Verstümmelungszulage für die Invaliden zu groß ist. Entstandene Härten und Ungleichheiten sollen nach Möglichkeit ausgeglichen werden. ; J .
Abg. Graf von Oriola weist auf die überschüssigen Bestände im Reichs- Invalidenfonds hin, welche für diese Zwecke zu verwenden wären. Die Kriegstheilnehmer hätten einen gerechten Anspruch darauf. Die 4 prozentigen Papiere des Fonds wären zu diesem Zwecke von der Konversion auszuschließen.
Staatssekretär des Reichs ⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner: ;
Meine Herren! Der Herr Referent hat die vorliegende Bitte und eine große Anzahl von sonstigen Wünschen ehemaliger Kriegs⸗ theilnehmer und ehemaliger Angehörigen des Heeres befürwortet. Ich muß annehmen, daß die Kommission bei ihrer Befürwortung von der Ansicht ausgegangen ist, daß der Reichs⸗Invalidenfonds zur Be— friedigung dieses Bedürfnisses noch größere Fonds besitze, als er that⸗ sächlich aufweist. Wir hatten im Reichs Invalidenfonds vor Erlaß des Gesetzes vom 22. Mai vorigen Jahres noch einen Kapitalbestand von 83 Millionen, der nicht hypotheziert war mit Verpflichtungen gegenüber den Kriegstheilnehmern. Das Gesetz vom 22. Mai v. J. hat aber seine Bewilligung auf die Zinsen dieses Restkapitals an gewiesen, soweit sie reichen. Dieses Restkapital bringt gegenwärtig ungefähr noch 3 Millionen Zinsen. Die Bewilligungen aus dem Gesetz vom 22. Mai v. J. betragen zur Zelt jährlich 2 600 000 MÆ Hieraus folgt, daß der Invalidenfonds noch für Bewilligungen in Döhe von 100 000 „M die erforderlichen Mittel bieten würde. Die verbündeten
Berlin, Montag, den 7. Dezember
Regierungen sind aber allerdings auch der Ansicht, daß man diese 400 000 S bis auf weiteres reservieren müsse, weil die Zwecke, zu denen das Gesetz vom 22. Mai v. J. ergangen ist, nämlich hilfebedürftigen, nicht anerkannten Kriegstheilnehmern ihr Lebensloos zu erleichtern, natürlich immer dringender werden, je älter die Leute werden, und deshalb scheint es recht und billig, diese verhältnißmäßig kleine Restsumme zu Gunsten jener Kategorie der nichtanerkannten Militärinvaliden zu reservieren. Im übrigen kann ich sagen, die verbündeten Regierungen haben das gute Gewissen, daß sie, namentlich in den letzten Jahren noch in erweitertem und reichlichem Maße, dafür gesorgt haben, das Loos der Kriegsinvaliden zu verbessern. Dem Wunsche des Herrn Referenten, in dem Konvertierungsgesetz eine Ausnahme zu Gunsten der Werthpapiere zu machen, die im Tresor des Reichs⸗Invalidenfonds sich befinden, glaube ich, wird man nicht entgegenkommen können; denn die Anleihe titel im Reichs-Invalidenfonds, die zum theil aus preußischen Staatspapieren, zum theil aus Reichsanleihen, zum theil auch aus Kommunalanleihen bestehen, sind eben Inh aberpapiere, und man kann nicht zu Gunsten einzelner Inhaberpapiere Ausnahmen fest— stellen von der allgemeinen Konversion. Das, was zu Gunsten des Reichs⸗Invalidenfonds geschehen soll, würde meines Erachtens mit vollkommen gleichem Recht auch für eine große Anzahl humanitärer und Wohlthätigkeitsfonds gefordert werden können; was wir aber da ablehnen, können wir dem Reichs⸗Invalidenfonds nicht gewähren. Eine solche Maßregel würde auch thatsächlich keinen anderen Charakter tragen, als daß ein baarer Zuschuß aus Mitteln des Reiches zur Aus⸗ füllung der zurückgehenden Revenüen des Reichs⸗-Invalidenfonds ge—⸗ währt wird. Dazu brauchen wir aber keine Ausnahmen von dem Konvertierungsgesetz zu machen.
Nachdem General⸗Major von Viebahn noch erklärt hat, daß im Laufe des nächsten Jahres eine übersichtliche Zusammenstellung aller jetzt in Geltung befindlichen Pensionsgesetze vom Kriegs. Ministerium ver⸗ öffentlicht werden würde, führt
Abg. Stadthagen (Soz.) aus, daß der dringende Appell der Militärinvaliden an den Reichstag sehr berechtigt sei und nicht un— berücksichtigt gelassen werden dürfe. Er habe im Laufe des Sommers ebenfalls aus den betreffenden Kreisen Hunderte von Zuschriften erhalten. Die verbündeten Regierungen müßten auf diesem Gebiete endlich ihre Pflicht thun.
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Die Ausführungen des Herrn Vor— redners werden das gute Gewissen der verbündeten Regierungen nicht erschüttern, welche glauben, daß sie ihre Verpflichtungen auf diesem Gebiete in weitem Maße erfüllt haben. Ich gestatte mir ferner, an die Ent— stehung des Reichs ⸗Invalidenfonds zu (rinnern. Als seiner Zeit die Höhe des Invalidenfonds festgesetzt wurde, herrschte im ganzen Hause inhaltlich der stenographischen Berichte die Ueberzeugung, daß die bewilligten Summen sehr weit über das Bedürfniß bemessen wären. Man sagte damals aber: in solchen Sachen muß man mit weiter Hand geben und es kommt vorläufig nicht darauf an; es können später Rücklagen stattfinden. Und jetzt ist der ganze Invalidenfonds thatsächlich buchmäßig verausgabt, voll belegt und verpflichtet.
Was die Anführungen des Herrn Grafen von Oriola betrifft, so gestatte ich mir eins noch zu bemerken. Er ist zurückgekommen auf eine Aeußerung des Herrn Unter⸗Staatssekretärs im Reichs⸗Schatz amt, welche dahin ging, daß, wenn ich die Zahlen richtig behalten habe, in Bayern 1600 Invaliden bereits Unterstützung auf Grund des Gesetzes vom 22. Mai v. J. erhielten, 200 aber erst als Anwärter notiert seien. Ich gestatte mir zu bemerken, daß diese bayerischen Durch⸗ schnittszahlen nicht maßgebend sind für alle deutschen Landestheile. Die Bewilligungen auf Grund des Gesetzes vom 22. Mai v. J. werden nach den Kriegsleistungen auf die einzelnen Staaten in Form eines Pauschquantums vertheilt; in einzelnen Staaten hat man aber diese Summen nicht einmal ganz verausgaben können, weil eine entsprechende Anzahl geeigneter hilfsbedürftiger Bewerber nicht vorhanden war. Wenn der Herr Abg. Graf Oriola einen besonders traurigen Fall angeführt hat, so muß ich ehrlich ge⸗ stehen: nach den Grundsätzen, soweit ich sie kenne, die für die Ge⸗ währung der Beihilfen maßgebend sind in den einzelnen Theilen Deutschlands, ist es mir unbegreiflich, aus welchen Gründen ein Mann, der Kriegstheilnehmer war und außerdem blind ist, keine Unter⸗ stützung bekommt. Wenn man sich aber ein Urtheil über solche Fälle erlauben will, so muß man sie im einzelnen kennen. Bei näherer Untersuchung sehen solche Fälle manchmal anders aus, als nur bei der einfachen Betrachtung ihrer äußeren 2 ö
ĩ Vgg.) spricht die Erwartung aus, daß die aan f ir d. 6. er w. der Etatsberathung noch näher gewürdigt werde. Die Ansprüche der Petenten verdienten al die ernsteste Erwägung.
Die Kommissionsanträge werden darauf angenommen.
Die Petition des 5 Fritz Feilzer zu Mülheim am Rhein, daß ihm aus Reichsmüteln als Entschädigung für während des Krieges 1870771 auf dem Transport in Frankreich gefallene bezw. getödtete 5ö Ochsen 41 250 M6 nebst 5 Proz, Zinsen ausgezahlt werden, soll dem Reichskanzler zur Berilcksichtigung überwiesen werden; dagegen soll über das Petitum desselben Petenten, betreffend die Entschädigung für den bei dem Selbsthilfeverkauf von 10 000 Hammeln nach⸗ gewiesenen Verlust, zur Tagesordnung übergegangen werden.
General⸗Major Freiherr von Gemmingen bestreitet, daß irgend welche Verpflichtung von der Militärperwaltung eingegangen oder irgend ein schriftlicher oder mündlicher Lieferungsauftrag dem Petenten sefner Zeit ertheilt worden sei; jedenfalls sei ein schriftlicher Kon⸗ lrakt nicht auffindbar. Er lehne es daher auch namens der Verwaltung ab, auf die Entschädigungsansprüche desselben sich einzulassen.
Der Kommissionsantrag wird angenommen.
Die Petition der öffentlichen Bauhandwerkerversammlung in Munchen vom 17. November 18965 um stagtliche Be⸗ auffichtigung der Neubauten wird dem Reiche kanzler
ißnahme überwiesen. . ng h, J. die Petition als Material an den
Graf von
Reichtfanzler zu überweisen. In 7 Jahren seien durch Bauunfälle
1896.
nicht weniger als 000 Personen tödtlich verwundet worden; eine große Anzahl sei schwer verletzt und dauernd erwerbzunfähig ge= werden. Solchen Zahlen gegenüber habe der Reichstag alle Krfa e, sich mit der Sache etwas gründlicher zu befassen. Die Gewerbe⸗ Inspektion sei Sache der Einzelstaaten; man müsse aus diesem Anlaß das. Verlangen wiederholen, daß die Gewerbe⸗Inspektion auf daz Reich übertragen und einheitlich gestaltet werde; mindestens sei ein Reichsgesetz zu erlassen, durch welches die Regierungen angewiesen würden, für eine entsprechende Inspektion im Baugewerbe Sorge zu tragen. Seit einigen Jahren seien in Zürich, aber auch in Ham— burg und Mühlhausen Einrichtungen getroffen, welche eine Inspektion der Bauten unter Theilnahme von Arbeitern vorsähen. Hier biete sich eventuell ein Ausweg. .
Die Abgg: Rickert (fr. Vxg.), Spa hn (Zentr.), 2 mann (nl) schließen sich dem Antrage Bebel an, welcher darauf einstimmig angenommen wird.
In über hundert Petitionen wird die Einführung eines Wollzolles verlangt. Die Kommission will dieselben dem Reichskanzler als Material überwiesen wissen.
Die Abgg. Rickert und Gen. beantragen, daß über die Petitionen zur Tagesordnung übergegangen werde.
Auf Antrag des Abg. Dr. Kruse (nl), der auf die Abwesenheit des Referenten Abg. von Werdeck (d. kons.) hinweist, wird der Gegenstand von der Tagesordnung abgesetzt.
Die Petition des „Alldeutschen Verbandes“ wegen Erlaß eines Gesetzes über das Auswanderungswesen und anderweitiger Regelung des Verlustes und Erwerbes der Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit soll nach dem Antrage der Kommission dem Reichskanzler zu einer bevorstehenden Aenderung der Gesetz⸗ gebung überwiesen werden.
Abg. Bassermann empfiehlt den Kommissionsantrag unter besonderem Hinweise auf die Schwierigkeiten, die sich aus der Hand⸗ habung der bisherigen Bestimmungen über Erwerb und Verlust der Reichsangehörigkeit in zahlreichen Fällen zum großen Nachtheil der Betroffenen ergeben hätten. .
Abg. Bebel schließt sich diesen Ausführungen an und nimmt Bezug auf einen neuerdings vorgekommenen Fall, in dem ein ehe⸗ maliger Reichsangehöriger das Staatsbürgerrecht nicht wieder hätte er⸗ langen können, angeblich wegen seiner politisch mißliebigen Gesinnung, d. h., weil er Sozialdemokrat sei.
Geheimer Regierungs- Rath Richter giebt anheim, diesen Fall, der den bestehenden Vorschriften des Staatsangehörigkeits⸗ Gesetzes durchaus widerspreche, in seinen näheren Details der Ver⸗ waltung mitzutheilen. ö
Abg. Dr. von Marquardsen (nl): Es giebt thatsächlich keine Nation, die den Verlust der Staatsangehörigkeit für ihre Bürger so leicht macht wie Deutschland. Es muß hier Remedur geschaffen werden.
Abg. Bebel bleibt dabei, daß der vorgetragene Fall so liege, wie er angegeben. 21
Der Kommissionsantrag gelangt darauf zur Annahme.
Die Petition von Arbeitern in Mühlhausen i. Th. um Aufhebung der Kinderarbeit und Stellung der Hausindustrie der Strickwaarenbranche unter die Bestimmungen der Reichs⸗ Gewerbeordnung beantragt die Kommission, dem , als Material zur Abänderung der Gesetzgehung zu überweisen. Ein Antrag des Abg. von Strombeck (Zentr.) will die Petition zur Berücksichtigung überwiesen wissen.
Letzterer Antrag wird angenommen.
Der Berliner „Frauenverein“ petitioniert dahin, es möge der Zutritt zu den deutschen Universitäten den Frauen unter en, Bedingungen wie den Männern gestattet werden. Die Petitionskommission hat der Petition durchaus sympathisch gegenübergestanden, kam aber nach Lage der ge⸗ setzlichen Bestimmungen, welche dem Reiche eine Kompetenz auf dem Gebiet der Unterrichts verwaltung nicht zuerkennen, zu dem Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung.
Abg. Rickert beantragt, die Petition durch die Erklärung, welche in dieser Angelegenheit der Staatssekretär von Boetticher früher und sein Ab rm fer in der Kommission abgegeben hätten, für erledigt zu erklären. Durch den Uebergang zur Tagesordnung möchte der 3
Schein erweckt werden, daß der Reichstag diesen Bestrebungen nicht mehr seine Sympathie zuwende. Redner bedauert, daß der preußische Kultus⸗-Minister die Universitätsleitungen nicht veranlasse, die Zu lassung der Frauen ohne Umstände und Weiterungen zu gestatten.
Nachdem auch Abg. Dr. Langerhans (fr. Volksp.) in nig n, Sinne gesproöchen, wird der Antrag Rickert ange⸗
nommen. . Die Petitionen wegen Erhöhung des Zolles auf Kammzug werden dem Reichskanzler zur Kenntnißnahme
überwiesen. . . ;
Der Ober⸗-Postassistent Thier, früher in Halle a. S, jetzt in Angerburg, Ostpreußen, führt wiederholt beim Reichstage Beschwerde über seine Bestrafung, Zwangsverseßbung und Ver⸗ setzung aus dem Bureaudienst in den Betriebsdienst wegen feiner Agitation für den Postassistenten⸗Verband und verlangt die Einleitung des förmlichen Disziplinarverfahrens auf Ent⸗ fernung aus dem Amt. . .
Die Kommission 9 , dem Reichskanzler zur
erücksichtigung überwiesen wissen. ö. ,,. Mh erklärt, daß der Reichstag mit der Zu⸗ stimmung zu diesem , . befördern würde, nd beantragt Uebergang zur Tagesordnung. . . Ober-Postrath Spilling führt aus, daß Tbier sich eständlich eines groben Vertrauensbruches schuldig gemacht habe. Er abe ferner a . . 61 die Geschäftsführung des
Postdirektors in Halle verbreitet. . ⸗ hg n g Vielhaben (Reform P.) tritt für den Kommissiont- antrag ein, während (
Abg. Freiherr von Stumm (Rp) den Gründen des Abg.
auli rf und die Unterstũützung des Antrages des Petentz R einen Einbruch in die Disziplinärstrafgewalt der; ehörden erklärt.
Abg. Vogtherr (Soj.) nimmt für den e dete das Recht in Anspruch, in der Sache einen Beschluß zu fassen. Es handele sich hier um die Wahrung des Petitionsrechtes der Staatsbürger, zu denen doch auch die Beamten gehörten. Von besonderer n r inch keit zeuge das Verhalten der oberen Postbehörden nicht.
Abg. Liebermann von , (Reform. P.) empfiehlt ebenfalls den Kommissionsantrag, wofern nicht etwa der Petent sein Recht, die Einleitung des förmlichen Verfahrens gegen sich zu be— antragen, irgendwie verwirkt habe.
Ünter⸗Saatssekretär im Reichs Postamt Dr. Fischer: Nach dem klaren Wortlaut des Gesetzes hat der Ober⸗Postassistent Thier nicht das Recht, die Einleitung des Verfahrens gegen sich zu ver= langen. Die Annahme des Kommissionsantrages würde der Ver⸗ 6 die Aufrechterhaltung der Disziplin in hohem Maße er-
weren.