1896 / 300 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Dec 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Portugal.

Die Lissaboner Blätter berichten ausführlich über den wischen fall in Lourengo Marqueß und sprechen sich nstimmig dahin aus, daß Deutschland Genugthuung gewahrt

werden müsse. „Diario de Noticias“, Economssta“ und andere Blätter heben auch die persönlichen Sympathien hervor, deren der deutsche . Graf Pfeil sich bei der Einwohner⸗ schaft von Lourengo arquez erfreue.

Schweiz.

Der Nationalrath hat in Uebereinstimmung mit dem Ständerath nach längerer Berathung die Abschaffung der be⸗ sonderen Uebungen für Offiziere und Unteroffiziere des Land⸗ sturms und die Annahme des Postulats einer Erleichterung der Dienstpflicht der Lanbsturmtruppen beschlossen.

Belgien. Der Senat setzte gestern die Berathung des Gesetz⸗

entwurfs über die böͤrsenmäßigen Wetten und Spiel⸗ geschäfte fort und nahm denselben nahezu einstimmig an.

Türkei.

Der Ministerrath hat, dem Wiener „Telegraphen⸗ Korrespondenz⸗Bureau“ zufolge, dem Sultan den Vorschlag unterbreitet, den Armeniern Amnestie zu gewähren. Trotzdem diese zu erlassende Amnestie als eine allgemeine be⸗ zeichnet werde, bestehe dennoch die Absicht, Ausnahmen fest⸗ usetzen und die zu mehr als dreijährigem Kerker verurtheilten

ndividuen, ferner nicht verhaftete oder nicht abgeurtheilte Führer des armenischen Comitès sowie gemeine Verbrecher auszuscheiden. 4.

Eine serbische Deputation aus Uesküb ist in Kon⸗ stantinopel eingetroffen, um gegen die Wahl des Metropoliten Ambrosius zum Metropoliten von Uesküb Einspruch zu erheben. Das Patriarchat hat ein Schreiben an den Kultusz⸗ Minister Abdurrahman Pas cha gerichtet, worin betont wird, daß die ottomanischen Rumaͤnen noch nie dem . direkt ihre Wünsche vorgelegt hätten. Dieses

chreiben werde als ein Zeichen dafür angesehen, daß das Patriarchat geneigt sei, in Verhandlungen einzutreten.

Serbien.

In der gestrigen Sitzung der Skupscht ina brachten, wie W. T. B.“ berichtet, 0 Abgeordnete eine Inter⸗ pellation ein betreffs der Ues küb⸗Affgire. Der Minister⸗ Präsident Noba kowitsch erklärte, die Regierung habe alles gethan und werde auch künftighin alles thun, um die gerechte Entrüstung der serbischen Bevölkerung zu stillen. Die Skupschtina nahm sodann eine Refolution an welche unter Kenntnißnahme der Antwort des Minister-Präfiden ten vas Be dauern über diese Vorfälle ausspricht und der Verwunderung Ausdruck giebt, daß der 5ökumenische Patriarch, der nicht nur griechischer, sondern allgemeiner Patriarch sei, die Interessen der Serben nicht ebenso wie die der anderen Nationen wahr⸗ nehme. Im Vertrauen auf die Regierung des Türkischen Reichs und die Gnade des Sultans spricht die Skupschtina schließlich die Hoffnung aus, daß die Bemühungen der Regierung, falls alle Parteien Serbiens einig seien, von Erfolg gekrönt sein würden.

Umeriła.

Das stehende Heer Argentiniens bestand nach dem z2Semenario militar? am 1. November d. J. aus: 1 Genie⸗ Regiment (26 Offiziere, 377 Mann), 1 Gebirgs⸗Artillerie⸗ Regiment (21 Offiziere, 456 Mann), 6 Feld⸗Artillerie⸗Regi⸗ mentern (115 Offiziere, 2151 Mann), 12 Infanterie Regimentern (278 Offiziere, 4466 Mann), 19 Kavallerie⸗Regimentern (E203 Offi⸗ ziere, 3167 Mann) und einer Eskorte des Präͤsidenten (3 Offiziere, IZ8 Mann). Die Gesammtstärke betrug S3 Chefs, . und 10 680 Mann es fehlten mithin an der durch den Heereshaushalt festgesetzten Ziffer, welche 103 Chefs, 703 Dffiziere und 1457 Mann beträgt, 25 Chefs, 161 Offiziere und 935 Mann. Militärbeamte waren 107 angestellt. Pferde waren 4663, Maulthiere 1530 vorhanden. Das Genie⸗Regiment zählt zwei Kompagnien Sappeure⸗Mineure, eine Pontonier⸗ eine Telegraphisten⸗ und eine Eisenbahn⸗ Kom⸗ pagnie. Die Feld⸗Artillerie⸗Regimenter find 'in je drei Batterien eingetheilt, das Gebirgs- Artillerie- Regiment dagegen hat sechs Batterien. Die Kapallerie⸗Regimenter zählen je drei Eskadrons, die Infanterie⸗Regimenter je vier Kom⸗

agnien. In Heereshaushalt ist die Errichtung von weiteren vier nfanterie⸗ Regimentern (Nr. I3, 14, 15 und 16) und einem Kavallerie⸗Regiment (Nr. 16) vorgesehen, aber noch nicht zur Ausführung gelangt. Die gesammte Armer ist auf 16 Gar⸗ nisonen vertheilt.

Asien.

Nach einer dem Madrider „Imparcial“ zugegangenen Meldung aus Manila hätten die Aufstãndischen f. zahl⸗ reicher felder bemächtigt. Ein Gutsbesitzer sei in Bulacan entsetzlich verstümmelt und gepeinigt worden. Der „Times“ wird aus Singapore von gestern berichtet, die spanischen Truppen seien von den einzelnen Philippinen⸗Inseln nach Manila zurückgezogen worden. Die Rebellen, welche Lavite befestigten, seien jetz; 50 000 Mann stark. Das Land sei in vollem Aufruhr.

Afrika.

Der deutsche Gesandte Freiherr Schenk zu Schweins⸗ berg ist auf dem spanischen Postdampfer gestern in Tanger eingetroffen.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Tanger von heute meldet, ist der deutsche Banquier Haeßner, als er sich in der vergangenen Nacht nach Hause begeben wollte, in einer . von 300 JYJards von dem Stadtthore er mordet worden.

Die „Times“ erfährt aus Krügersdorf, es seien da— selbst gestern über 5069 Burghers zusammengekommen, um den Dingaang⸗Tag zu feiern.“ Der Präsident Krüger habe hierbei eine Ansprache gehalten, worln er namens der Re⸗

an und aller guten Burghers erklärt habe, daß nur ein efühl der Freundschaft gegenüber den Engländern bestehe.

Die Festlichken sei in vollkommener Ordnung ohne bat geringste

Zeichen einer Stimmung gegen die Engländer verlaufen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht üher die gestrige Sitz un des Reichs⸗ ta ges und der Schlußbericht über hi iner . des Herrenhauses befinden sich in her Ersten Beilage.

In der heutigen (4) Sitzung des Herrenhau ses ge⸗ langte zunächst ein Telegramm des gestern zum Präͤsidenien n ö. Fürsten zu , zur Ver⸗ Auf in welchem der Gewählte er lärt, die auf ihn gefallene Wahl wegen andauernder ö zu seinem tiefsten Be⸗ dauern nicht annehmen zu können. Bas Haus wird somit demnaͤchst zu einer anderweitigen Wahl zu schreiten haben.

Das zur Zeit noch der Beschlußfassung des Hauses der Abgeordneten unterliegende Lehrerbesoldungsgesetz soll in der zweiten Hälfte des Monats Januar n. J. zunächst einer all⸗ . Besprechung unterzogen werden. Bas Gesetz betreffend die

ilgung von Staatsschulden und die Bildung eines Ausgleichs⸗ fonds, wird einer besonderen m nn von 15 Mitgliedern über⸗ wiesen. Diese Kommission wird ofort durch Zuruf gewahlt. Die Städte⸗ und Landgemeindeordnung für Hessen⸗Nassau wird bei ihrem Eingang der um 5 Mitglieder aus der Pro⸗ 6 Hessen⸗Nassau verstärkten Kommunalkommission überwiesen werden.

Da der in Aussicht genommene Termin für den Wieder⸗ zusammentritt des gauses (etwa am 20. Januar) möglicher⸗ weise nicht innegehalten werden kann, . sich der Erste Vize⸗Präsident Freiherr von Manteuffel vom Hause er⸗ mächtigen, namens desselben am 727. ö 1897 zum Geburtstage Seiner Majestät dem Kaiser und König die ehrfurchts vollsten Glückwünsche darzubringen.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Interpellation des Grafen Udo zu Stolberg, betreffend die Produkten? und Fondsbörsfen. Da der Minister für Handel und Ge— werbe Brefeld noch im Abgeordnetenhause der Verhandlung über das Handelskammergesetz beiwohnt, wird der Gegenstand einstweilen zurückgestellt.

Der am 16 Oktober 1896 zwischen dem Reich für Preußen und den Niederlanden abgeschlossene Vertrag, betreffend die Unterhaltung des Seefeuers auf Borkum sowie der Beleuchtung, Betonnung und Bebakung der Unter⸗Ems, wird ohne Debatte genehmigt, ebenso der n,, wegen Aenderung des Gesetzes vom 3. Juli 1876, etreffend die Besteuerung des Gewerbebetrieb es im Umherziehen (GBesteuerung der . in der vom Abgeordnetenhause beschlossenen

assung.

Namens der Handels⸗ und Gewerbe⸗Kommission erstattet sodann Ober ⸗Buͤrgermeister Dr. Möllmann⸗Osnabrück Bericht über die ? orlage wegen Abänderung des Gesetzes über die Errichtüng und Unterhal⸗ tung von Fortbildungsschulen' in Westpreußen und Posen. Die Vorlage ertheilt dem Minister für Handel und Gewerbe die Ermächtigung, die Verpflichtung zum Besuch der Fortbildungsschulen für diejenigen Gemeinden aus zusprechen, in denen dieselbe nicht durch Ortsstatut bereits an⸗ geordnet ist.

Die Vorlage wird unverändert angenommen, nachdem Ober Virgen er Bender-⸗Breslau an die Regierung die Bitte gerichtet hat, auch den fakultativen Fortbildungsschulen sich freundlich gegenüberzustellen.

In einmaliger Schlußberathung erledigt das Haus ferner den Gesetzentwurf, betreffend die Kirchengemeinde— Ordnung für die evangelischen Gemeinden in den Hohenzollernschen Landen durch unveränderte Annahme, ebenso den Gesetzentwurf, betreffend die Heranziehung der Fabriken ꝛc. mit Vorausleistungen für den Wegebau in der rovinz Pommern.

Inzwischen ist der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld erschienen.

Zur Verlesung gelangt nunmehr die Interpellation des Grafen Udo zu Stolberg:

Beabsichtigt die Staatsregierung an den größeren Börsen⸗ plätzen eine Trennung der Produktenbörse von der Fondsbörse in der Weise herbeizuführen, daß der die Produktenbörfe leitende Vorstand zu gleichen Theilen aus Vertretern des Handels, der Landwirthschaft und der Mülleret zusammengesetzt wird?“ . Minister für Handel und Gewerbe Brefeld erklärt

sich zur sofortigen Beantwortung bereit.

Graf Udo zu Stolberg: Der Gegenstand der Interpellation betrifft zweifellos eine Landesangelegenheit. An der Produktenbörse bat die Landwirthschaft ein ungleich größeres Interesse, als an der Fondsbörse; sie muß daher auch ausreichend im Börsenvorstand vertreten sein. Nach dem Vorgang bei der Zusammen⸗ setzung des provisorischen Börsenausschusses steht zu befürchten, daß auch, bei der definitiven Bildung der Börsenvorflände die Landwirthschaft zu kutz kommt. Der einzige Ausweg ift die Trennung der Fondo. und der Produktenbörse und die Zusammen⸗ setzung des Vorstands der letzteren in der erwähnten Weise, für welche sich auch die Landwirihschaftskammern und der Landwirth⸗ schaftsraih ausgesprochen haben, wie auch etwaige Aufwendungen, die zu diesem Zweck erforderlich werden, von den Kammern bereitwillig übernommen werden würden. Die empfohlene Zusammen⸗ setzung des Vorstandeg der Produktenbörsen ist nothwendig im Interesse der richtigen Preisfeststellung. Die Trennung würde ermög— lichen, daß die beiden Börsen sich friedlich neben einander entwickeln und Kompetenzstreitigkeiten vermieden werden.

,, ergreift der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld das Wort. (Schluß des Blattes)

Das Haus der Abgeordneten been in seiner

heutigen (12) Si ung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Brefel eiwohnte, die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Abänderung des Gesetz es über die Handelskammern, vom 21. Februar 1870. Abg. von Brockhausen (kons.): Ich begrüße es mit Freude, daß die Vorlage sich auf die Verbesserung des Handels kammergesetzes beschränkt und nicht auf die allgemeine Organisation eingeht, die im vorigen Jahre lebhafte Bedenken , hat. Der Handels⸗ Minister ist so sehr beschäftigt mit der Organtfation der Börse und des Handwerks, daß er dieser Frage sich nicht zuwenden kann. Redner hält es aber für nothwendig, darauf hinzuweisen, daß in einer Organisation nicht Handel und Induftrie, Klein. und Großgewerbe zusammen⸗ geworfen werden dürfen. Die Induftriellen fanden sich in den Handelskammern nicht genügend vertreten, sie haben sich den freien Vereinigungen zuge wender und sind in die chutzzollbewegun eingetreten mit r,, . der Landwirthschaft. Bieses Karte ist bei den Handelsvertr gen nicht gehalten worden, trotzdem wird die Landwirthschaft gern) und e ., die Hand zu gemeinsamer Arbeit bieten, aber sie muß überzeugt sein, daß die Industrie die Forderungen der Landwirthschaft als berechtigt anerkennt. Wenn die Verhältnisse der Landwirthschaft noch weiter zurückgehen, dann können die östlichen Provinjen nicht mehr vor ehen mit dem Bau von Kleinbahnen zum Schaden der a senin f e Die obligatorische Bildung der Handelskammern wurde begründet mit dem Vorhandensein der Landwirthschaftskammern. Nothwendiger als die Organisation des Handels sei die des Handwerks. Freilich, als man früher einmal in diesem Hause über die Petitionen von Handwerkern verhandelte, da üÜbergoß man

die Handwerker mit Hohn und Spott. Ein Heri t

sübrte damgls, aus, daß die Petitionen zumeift r hn schaften herrährten, deren Namen die Herren zum 'ersten Male hör würden, z. B. aus Oldesloe und Daber. Nun, die Stadt Dl el ist jetzt wohl bekannt genug, sie liegt an der Berlin · hamburger Bahn in de Naͤhe von K dem Wohnsitz f geliebten r e rel, Und die Ortschaft Daber därfte wohl auch bekannt lein, denn di Dabersche Kartoffel eignet sich besondeis zu Pellkartoffeln. Redner tritt energisch für die Organisation der Handwerker In und ho daß die Bedenken einiger Einzelstaaten, welche im Bundes rath auf. getreten seien, beseitigt werden. Die Handwerktkammern keinerlei Recht, als Vertreter des Handwerks aufzutreten! Die Agi. tation gegen die Handwerkerorganisation gehe nicht von den Handb. werkern aus. Es war nothwendig, die Stellung der Kaonserpat pen zu dieser Sache noch vor Erledigung der Ärbeiten in den Ausschũssen des. Bundesraths zur Kenntniß der Reglerun zu bringen. 1 Gesetz von 1870 über die Handelskammern ö in vielen Punften obsolet geworden; wir werden an der Verbesserung mitarbeiten,

wir erachten uns nicht für berechtigt, Bestimmungen zu treffen welche neue Verhältniffe bilden. Jedenfalls können? wir“ hie Vor, schrift nicht annehmen, daß Die sämmtlichen eingetragenen Genossenschaften wahlberechtigt und beitragepflichtig fein sollen. Sollen landwirthschaftliche Genossenschaften Gelder beitragen für die Handelskammern, welche gegen die Margarinevorlage aus. esprochen haben und gegen die Inkteressen der Landwirthschaft thãtig n Wenn diese Bestimmung beibehalten wird, würden wir gegen das ganze Gesetz stimmen. Redner beantragt die Einsetzung einer Kommifston von 21 Mitgliedern.

Abg. Bueck (nl): Dem Vorredner kann ich auf das weite Gebiet, welcheä er behandelt hat, nicht folgen. Er bekämpfte das Zusammenwerfen von Handel und Industrie, bon Groß. und Klein. gewerbe. Das Kleingewerbe kann zu feinem Recht vollstandig kommen, wenn die Handelskammern nach Abtheilungen wählen. Den Standpunkt des Herrn Seyffardt bezüglich der Besteuerung der Waarenhäuser theile ich vollständig. Wir werden allen Bestrebungen entgegentreten, welche die Schaffenskraft des Einzelnen besteuern sollen zu Gunsten derer, welche diese Schaffenskraft nicht besitzen. Die Drohungen, daß die Kleingewerbetre benden ung nicht wleder⸗ wählen, lassen mich sehr kühl. Ich folge solchen Strömungen nicht, und ich glaube, die meisten meiner politischen . stehen auf dem selben tandpunkt. Gegen die obligatori che Zusammenwerfung von Handel und Industrie haben wir uns auch ausge⸗ sprochen. Aber anders liegt es bei der freiwilligen Zusammen schließung zu einer Handelskammer. In den 70er Jahren waren die Handelskammern freihändlerisch; daraus entstanden die freien Ver einigungen. Aber heute hat sich Manches geandert; die Freihändler alten Schlages gehören jetzt in die Raritätenkammer. Die jetzigen Freihaͤndler erkennen die Nothwendigkeit gemäßigter Schutz zolle vollauf an, und diesen Standpunkt nehmen die meisten Handelskammern ein. Die Landwirthschaft hat der Industrie große Dienste geleiftet zur Erlangung der Schutzzölle. Aber es hat lange Zeit gedauert, ehe sich die Landwirthschaft von der Nothwendigkeit der Schußzölle überzeugte. Daß der russische Handelsvertrag die nothwendige Konsequenz des von den Konserbativen selbst angenommenen österreichischen Vertrages war, ist oft genug erwiesen worden. Die berechtigten orderungen der Landwirthschaft finden in keiner . ein willigeres Ohr als ein den Nationalliberalen. In der Deutschen Tageszeitung wurde ich als der größte Gegner der Landwirthschaft bezeichnet. Ich habe an anderer Stelle erklärt, daß ich am weitesten zu gehen bereit bin. Ich habe garnichts dagegen, daß die landwirthschaftlichen Schutzzölle noch erhöht werden. Denn die konsumfähige Landwirthschaft ist einer der bedeutendsten Faktoren unserer Wirthschaft. Wenn Sie mich danach noch als einen Feind der Landwirthschaft betrachten, so läßt mich das kait. Der Aufschwung der Eisen⸗ industrie ist nicht durch den Export, sondern durch den ge⸗ steigerten Konsum im Inlande zu erklären. Die Bildung obligatori⸗ scher Interessen vertretungen für Handel, und Industrie weifen wir von der Hand, weil sie mit Nothwendigkeit die Bildung der obli— gatorischen Vertretungen der Arbeiter zur Folge haben muß, und die wollen wir nicht; denn diese Arbeitervertretungen wären eine Vertretung der Sozialdemokratie. Ich bin ein entschiedener Gegner der Zwangẽ⸗ organisation der Handwerker, aber ein warmer Freund der Handwerker. Es ist dankbar anzuerkennen, daß der neue Pandels. Minister die Novelle zum Handelskammergesetz so schaell ausgearbeitet und den Interessenten Gelegenheit zur Aeußerung gegeben hat. Die Aende— rungen bezwecken, veraltete Vorschriften zu ersetzen und den Handels. kammern mehr Bewegungsfreibeit zu geben. Die Ausstellungen des Vorredners in Bezug auf die landwirthschaftlichen Genossenschaften sind zum theil berechtigt, aber nicht bezüglich aller Genossenschaften; denn es befinden sich zahlreiche darunter, die mit der Landwirthschaft garnichts zu thun haben. Redner geht dann auf die Einzelheiten des Gesetzes ein und bemängelt, daß die Prokuristen auch wählbar gemacht werden können. Baß Wahlrecht ist jetzt, führt er aus, ein allgemeines und gleiches und bleibt es, soweit nicht andere Bestimmungen getroffen werden. Wenn die fleinen Händler und DYetalllisten sich ihrer Macht bewußt werden, werden sie es aber zu einer solchen Aenderung des Wahlrechts, zu der Bildung von Abtheilungen 2c. nicht kommen lassen. Da in' alle Wahlen das polische Element hineinspielt, so bin ich dafür, daß die Wahlen in möglichst langen Zwischenräumen stattfinden, um dle Erregungen der Wahlen zu ber⸗ tingern. Nothwendig ist die Verleihung der juriftischen Persoͤnlichkeit an die Handelskammern, denen ich eine gewisse Mitwirkung bel der Führung der Handelsregister zuweisen möchte. Wir stehen dem Ge— setz durchaus freundlich gegenüber und wünschen, daß dasselbe mit einigen nothwendigen Aenderungen zu stande kommen möge.

n, nimmt der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld das Wort. An der Debatte betheiligten sich ferner die Abgg. Gamp (fr. kons), Cahensly Zentr.), Br. Eckels (nl), Broemel (fr. Vxg.) und Fuchs (Zentr.)

Die Vorlage wird einer Kommission von A Mit— gliedern über wiesen, worauf das Haus sich bis Freitag, den 8. Januar n. J, vertagt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Ham burg berichtet das Wolff'sche Bureau zum Aus— stande der Hafen, und anderen Arbeiter: Im Hafen waren gestern auf 185 Schiffen 386 Gänge in Thätigkeit; auf 33 Schiffen wurde nicht gearbeitet. Der Zentral Ausstandskommission wurde folgender Vorfslte zur weiteren Ausarbeitung unterbreitet: Falls nicht in absehbarer Zeit die Arbeitgeber einen Vergleich mit den Arbeltern geschlossen hätten, follten alle jetzt am Ausstande betbeiligten Arbeiter einen eigenen Arbeiterring bilden, welcher auch alle im Hafen vorkommenden Arbeiten selbstaͤndig übernehmen könne, da er lang allen Kategorien der im Hafen 6 ten Arbeiter bestehen würde. Da dann Stauer⸗, Gwer⸗, Heuerbaase z. fortfallen würden, so könnte dieser Ring nicht nur alle erhöhten Lohnforderungen den Arbestern be.; willigen, sondern auch 156g billiger arbeiten als die jetzigen Zwischen⸗ personen; die Arbeiter hätten dann nur mit den Kaufleuten und Rhedern direkt zu thun. An vielen Stellen fanden Ausschreitungen statt, bei denen die Polizei eingreifen mußte. Es wurden Verhaftungen vorge— nommen, auch sind Verwundungen vorgekommen. Eine einem Stauer gehörige, aber geschlossene Wirthschaft wurde von den Ausständigen in der Nacht zum Mittwoch gänzlich verwüstet. Der Schaden wird auf 4000 0 n,, Die Getränke wurden verschüttet, die Betten und das Ha usgeräth mit Petroleum begossen.

Auß Hanau wird der Rh.-Westf. Itg.“ zum Ausstande der Diamantschlelfer vgl. Rr. 296 z. Ri. gemedet!“ negesammt e 177 der Organisation angehörige und 30 andere Viamant⸗ chleifer ausständig, von welchen etwa 120 verheirathet find.

Aus London meldet W. T. B.“: Der Unter · Staats sekretãr des Lugwärtigen Curzon hat dem Arbeiterführer Tom Man auf seine Beschwerdeschrift wegen seiner Ausweisung aus? amburg mitgetheilt, haß Lord Salisbury unter Mitwirkung dez engli chen Botschafters in Berltn die Angelegenheit vollständig ö habe und finde, daß die Verhaftung und Autzweisung Man's durch die Umstände gerecht⸗ fertigt gewesen und daher kein Grund zu Vorstellungen bei der er Regierung gegeben sei. (Vgl. Nr. 287 d. BI.)

Kunst und Wissenschaft.

Der Geheime Medizinal Rath, Professor Dr. von Bergmann beging gestern seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlaß wurde dem l ent gestern Mittag sein im Auftrage der früheren und jetzigen Ussistenten von Professor Franz von Leubach gemaltes Porträt über- reicht. Zu der Feier, die einen durchaus intimen Charakter trug, waren viele der früheren Assistenten Professor von Bergmann's von auswärts hierhergekommen. .

Nicht weniger als fünfzig, zum theil hochbedeutende Kunft⸗ werke bilden die Ausstellung der neuen Erwerbun gen, die am 15. Dezember im jweiten Corneliussaale der Königlichen National- Galerie eröffnet wurde. Mit besonderer Genugthuung sst es zu begrüßen, daß un ter den ausgestellten Werken sich zahfreiche Arbeiten ausländischer Künstler befinden, deren Wirken für die Entwickelung der modernen Kunst bahnbrechend gewesen ist. Für diese Erwerbungen hatte Seine Majestät der Kaiser und König Mittel aus dem Aller⸗

böchsten Dispositionsfonds zu bewilligen geruht, auch die Hälfte des

lleberschufsetß der vorjährigen Kunst⸗Ausstellung wurde für Ankãufe der National Galerie bestimmt, und überdies eine an sehnliche Summe bon höchherzigen Kunstfreunden der Direktion zur Verfügung gestellt. Dem Geschmack und der Einsicht des gegenwärtigen Leiters der Galerie, herrn Professors Dr. von Tschudi ist es zu danken, daß diese reichen Mittel eine glückliche und planvolle Verwendung fanden. Der so erfolgreich beschrittene Weg dürfte in kurzer Zeit zu dem lange erstrebten . einer nicht nur vielseitig anregenden, sondern auch ernsthaft belehrenden Sammlung moderner Kunff führen. Dem oft empfundenen Mangel an historisch bedeutsamen Werken der ausländischen Kunst, die uns erst die Entwickelung der einheimischen produktion erklären helfen, ist, soweit es in so kurzer Zeit geschehen sonnte, einigermaßen abgeholfen. Den frühesten Vertreter der intimen landschafte malerel in unserem Jahrhundert, den Vorläufer der Schule bon Fontainebleau John Constable sernen wir in zwei sehr harakteristischen Oelbildern und einer Reihe von Aquarellskizzen lennen. In dem Mühlwehr“ des großen Naturalisten Gu stave Courbet erwarb die Galerie ein zwar koloristisch bezeichnendes Werk des Meisters, den wir indeß meist aus Bildern anderer Motive, die dem Leben des Landvolks entlehnt sind, zu beurtheilen pflegen. Die eigentliche Schule von Fontainebleau bleibt einstweilen in der National⸗Galerie noch unvertreten. Dafür ist es aber ge— lungen, ein Hauptbild des bahnbrechenden Impressionisten Edouard Manet anzukaufen, das einen Markstein in der Geschichte der modernen Malerei bedeutet; wenn es auch nicht Uu den frühesten Arbeiten des genialen Franzosen gehört, so kommen doch sein rücksichtsloser Naturalismus, seine eminente Farbenkraft, eine erstaunlich breite Technik hier zu geradeju klassischem Ausdruck. Cine ganz neue Art, zu sehen und künstlerisch zu empfinden, wurde durch Manet's Auftreten offenbart. Claude Monet, von dem eine pikante Frühlingslandschaft . Ansicht von Vétheusf ausgestellt ist, und Degas, der der Pastelltechnik ganz überraschend kräftige Effekte abzuringen persteht von ihm rührt die verblüffende Momentstudie Fon ver⸗ lation ber fußen im wesentlichen auf den Errungenschaften der Kunft Manet's, die sie um neue vermehren. Zierlicher und pikanter ist der Impressionismus Boldini's, dessen Jeistreiches Porträt des Altmeifters Menzel wir in den Berichten über die diesjährige Aus= stellung bereits gewürdigt haben, sowie die intimen Schöpfungen r. Latour's (Damenbildniß und René Billotte's Mondaufgang bei St. Denis) sind Seitenschößlinge der srucht⸗ baren impressionistischen Richtung, die auch in ben ebenfalls von der Ausstellung dieses Sommers bekannten Bildein Zorn's Melchers“, Thaulow's, Skarbina's, Kühl's u. a' deutlich dernehmbar durchklingt. Fast durchweg sind es Namen von bestem Klange, die uns hier begegnen, und die eingehend zu charakterisieren den verfügbaren Raum überschreiten würde. Wir heben deshalb aus der Fülle bedeutender Werke nur einige heraus, zu deren Erwerbung die Mrettion der National- Galerie ganz besonders zu beglückwünschen ist. So Mes dag 's „Sommerabend bei Scheveningen', Marit? Ranal⸗ landschaft, die sich durch seltene altmeisterliche Kraft der Farbe auszeichnet, pettenko fen's Rastende Zigeuner“, Schönleber's grandiose nalienische Verbstlandschaft, Hans von Volkmann'z Frühlings⸗ lüfte l'. Die jüngere schottische Landschaftsmalerei ist mit einem meifterhaften kleinen Dorfbild don J. Loch head vertreten, während Aas Damenporträt Laperyig und Die etwas verblasene Herbstland⸗ schaft Nisbet'z zwei bereits anerkannte Mitglieder der schottischen Malerkolonie gut charatterisieren. Den neuerworbenen Werken spanischer und italienischer Maler ist weniger Gutes nach⸗ lurühmen. big auf die in Technik und Auffafsung einzig⸗ artigen Schöpfungen Giovanni Segantini's, die von der letzten Münchener Kunstausstellung ihren Weg in unsere Staats⸗ ainmlung gefunden haben. Auch hier spricht eine der markantesten Persönlichkesten moderner Kunst zum Beschauer, wie aus den Zeich nungen Max Lie bermann's, die eine empfindliche Lücke unseres öffentlichen Kunftbesitzes ausfüllen.

Von plastischen Werken seien Rodin's geistvolle Büste des

zildjauers Talou, Meumier' g Verlorener Sohn. Manzel Abendlied“ nur kurz erwähnt. Eine der werthvollsten Erwerbungen, die Amazone Tuailkon's, bat ihre Aufstellung auf dem Voꝛplatz der National. Galerie gefunden.

Die Ausstellung ist von weittragender Bedeutung: sie bezeichnet einen denkwürdigen Fortschritt in der Bewältigung der Aufgaben, denen unsere öffentliche Kunstverwaltung ibre Kräfte widmet, und wird der National Galerie sicherlich die Stelle wiedererobern helfen, die ihr in unserm Kunstleben gebührt.

Die Acad smie de mSdecine zu Paris hat in ihrer letzten Sitzung den Preis Saint?“ Paul im Betrage von 25600 Fr., der für die Entdeckung eines wirksamen Mittels gegen die

iphtherie ausgesetzt war, dem Hr. Roux in Paris und dem Del en Medininal Rath, Profeffor Hr. Behring' in Marburg zuerkannt.

Gefundheitswesen, Thiüerkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Aus den Veröoͤffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 51 vom 16. Dezember. Gelbfieber. In Rio de Janeiro gelangten vom 20. September bis L. Oltober 3 Todcofälle zur Kenntniß. Auf Cuba wurden in avanng vom 30. Oktober bis 12. November 198 Todesfälle (bei etwa 420 Neuerkrankungen) darunter 149 unter dem Militär festgestellt, in Cardend s Bom 25 bis! gi. Oktober 5 (34), in San⸗ a bem 25. Oltgber bis 7. November 25, in Cien fusgos vom 2. Oktober bis . Nobember 42, in Matanzas vom 22. Oktober bis 4. November 25. in Sa gua la Grande vom 25. Oltober biz . November 0 (338). Nach Mitthellungen der »Public health reports“ vom 18. Ok- lober bejw. 4. November ist die Seuche in S. Sgivador zu ere und Acajut la, auf Haiti in Port au Prince auß— rochen.

Verschiedene Erkrankungen. ; Pocken: Odessa 4, Warschau s Todee fälle; Paris 23, St. Peters urg 7 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moe fan 6 Todesfälle: St. etersburg 30 Erkrankungen; Milzbrand: Moskau und t. Petersburg je 1 Todesfall; Influenza: Berlin 3, Charlotten⸗ ung, Elberfeld, atm, Budapest je 3, London 19 Todesfälle; Frankfurt O. 265, Hamburg 5, Stockholm 21 Erkrankungen.

Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen ftarben an Masern (Durch- schnitt aller deutschen Berichtzorte 1881/90: 1,39 ): in Beuthen, Zwickau, Brünn und Glasgow. Erkrankungen kamen bor in Berlin 70, Breflau 45, in den Regierungsbezirken . 359, Düsseldorf 24 407, 36 90, chleswig 106 Stade 6 163, ürn⸗ berg 5h, Hamburg 32,

St. Petertzbur

1.39 6 9): i

Berlin js,

(Kr ris 40, Wi phtheri

Stockholm 2A,

4,4909): in

gen kamen zur Anzeige in Bez. Arnzherg, Düsseldorf (Krankenhäuserj, Paris 73,

dergl. an Unterleibttyphus in

Im Verlage von Julius Springer hierselbst ift eine zweite Auf⸗ lage der vom ö gef e herausgegebenen Denk schrift Blattern un Schu pocken impfung“ zu dem bis⸗

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herigen Ladenpreise von 80 3 erschienen.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 29. No- vember bis 5. Dezember ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1060 Einwohnern starben, auf das Jahr berechnet, 16,5 gegen 17,7 der Vorwoche). Unter den Todesursachen herrschten zwar auch in dieser Woche akute Entzündungen der Ath—= mung gorgane und Katarrhe der Luftwege vor, doch war der Verlauf ein milderer und die Zahl der durch diese Krankheitsformen bedingten Sterbefälle eine kleinere als in der vorhergegangenen Woche. Auch Erkrankungen an Grippe wurden noch viel. fach beobachtet, doch 'fank die Zahl der durch sie veran— laßten Sterbefälle auf 3 (von 5h der Vorwoche). Akute Darm krankheiten kamen weniger zum Vorschein und endeten nur in 21 Fällen, die ausschließlich Kinder im Alter unter? Jahren be⸗ trafen, tödtlich. Die Betheiligung des Säuglingzasters an der Sterblichkeit blieb eine geringe; von je 10 060 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 49 Sãaughinge. Von den In fektionz— krankheiten kamen Erkrankungen an Unterleibstyphus ver⸗ einzelt, an Masern und Biphtherie häufiger, an Scharlach seltener als in der Vorwoche zur Anzeige, und zwar zeigten sch Erkrankungen an Masern im Stralauer Viertel und in ber Rosenthaler Vorstadt, an Scharlach in der jenseitigen Luisenstadt, an Diphtherie in der jenseitigen Luisenstadt und in der Rosenthaler Vorstadt am ,, Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 6 bekannt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden seltener beobachtet. Auch Erkrankungen an Keuchhusten, die einen milderen Verlauf annahmen und nur in 5 Fällen tödtlich endeten, gelangten seltener zur ärztlichen Behandlung. Dagegen kamen rheumatische Beschwerden aller Art, namentlich akute Gelenkrheuma⸗ tismen, in ansehnlich gefteigerter Zahl zur ärztlichen Beobachtung.

Handel und Gewerbe. ö

Täzliche Wagengestellung für Kohlen und Kok Aan der Ruhr und in Oberschlefien. An der Ruhr sind am 16. d. M. gestellt 13 627, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oherschlesien sind am 16. d. M. gestellt 6210, nicht recht⸗ zeitig gestellt 81 Wagen.

Zwangs- Versteigerungen. ;

Beim Königlichen Amtsgerkcht 1 Berlin standen am 16. Dezember die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Scheringstraße 8, der Deutschen Han delsbank, G. m. b. H. gehörig, Flächenraum 9.76 a; Nutzungswerth 12400 M; für das Meistgebot von 186 100 6 wurde der Rentier Emil Quenset, Altongerstraße 2, Ersteher. Roßstraße 3 und Petristraße 35, 34, 3h und 36, der falliten Handelsgesellschaft Cark Heymann gehörig; Nutzungswerth 25 230 ; mit dem Gebot von 599 000 I. blieb der Kaufmann Louis Loepert, Camphausenstraße 17, Meist⸗ bietender. Der Zuschlagstermin wurde ausgesetzt und ein solcher auf den 19. Dezember d. J. Vormittags 11 Uhr, anberaumt.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstüͤcke zu Groß ˖ Lichterfelde, Margarethenstraße 10 und 11, dem Zimmer meister Johannes Schmidt zu Schöneberg gehörig; Flächenraum 1455 a, Nutzungswerth zur Gebäudesseuer 25,25 M, bezw. 382 a und 7100 M0 Nutzungswerth zur Gebaͤudesteuer. Mit dem Gebot von 1044,B,2 4M (als festgesetztes ge⸗ zingstes Gebot) blieb Frau Oberst Emilie von Oesfeld, geb. Loge, zu Charlottenburg, Kantstraße 154, Meistbietende. Grund- stück zu Weißensee, angeblich Straßburgerstraße 69 belegen, den Geschwistern Elise, Margarethe, Clara, Max6 Georg, Evangeline Bellien zu Berlin' mit gleichen Rechten und An. theilen mit dem Bemerken, daß das Grundstück zum frelen Vermögen derselben gehört, gehörig; Flächenraum 6 a; Nutzungswerth zur Ge⸗ bäudesteuer 3496 M; mit dem Gebot von 51 000 4M blieb der Obst⸗ händler Isaac Choduß zu Berlin, Grenadierstr. 35, Meistbietender. Zum Zwecke der Augeinandersetz ung unter den Miteigenthümern: Grund- stück u Lichtenberg, an der Frankfurter Chauffee 133 belegen, dem Fabrikbesitzer Albert Rath zu Berlin und dem Kaufmann Richard Koch zu Berlin zu gleichen Rechten und Antheilen gehörig; Flächenraum 1 ha 28 a 36 dm; Nutzungswerth zur Gebãudesteuer 4043 M; mit dem Gebot von' 435060 blieb der Kaufmann Richard Koch zu Berlin, Genthinerstraße 13. Meiftbietender. X. Grundstück zu Schönwalde, dem Tischlermeister August Spannemann zu Schönwalde gehörig; Flächenraum 2 ha 765 a 40 4m; Nutzungswerth zur Gebäudefsteuer 436 „M; mit dem Gebot von 15 700 blieb die offene Handelsgesellschaft Molenaar u. Co. zu Berlin, St. Wolfgangstraße, Melstbietende. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwanggversteigerung wegen des zu Tegel, Schloßstraße 12, belegenen, dem Fuhrherrn Wil helm Schimowskry zu Tegel gehörigen Grundstückz.

Berlin, 16. Dezember. Ma rktpreise nach Ermittelungen des Königlichen her , , ne. (Höchste und niedrigste Preise.) Per 100 Rg für: Richtstroh b. O0 1; 4,00 6. Heu 6, 50 6; 4,00 . Erben, gelbe, zum Kochen 40,00 „; 20,00 66. Speisebohnen, weiße bo, 00 S6; 26, 00 S6. Linsen 60, 09 M6; 25, 00 4. Kartoffeln b. O0 ι; 4, 0 6. Rindfleisch von der Keule 1g 1,60 M; 1,10 .

1 kg 1,30 M; O, 90 A. Schweinefleisch 1 kg

Kalbfleisch l ig 1,60 M; 15065 . Hammel

0,90 66. Butter 1 Eg 2, 9 S½; 2,00 S.

2.60 S. Karpfen J kg 2, 40 A6; 1, 20 4.

1.20 Æ6. Zander 1 Rg 240 MS; 1,00 4.

1100 M0. Barsche 1 Kg 1,60 S; O, So 4A.

; 1,20 66. Bleie 1 ERg 1,20 M; G, 60 M. Krebse 60 Stück 12.00 6; 2.00 .

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlacht- viehmarkt vom 17. Dezember 1886. Auftrieb und Markt- preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 5h54 Stück. (Durchschnittsvreis für 100 kg.). I. Qualität —— 60, II. Qualität Di, , III. Qualität 84-94 S, IV. Qualität 70-56 MS Schweine. Auftrieb 8is5 Stück. (Vurchschnittspreis für 1650 Kg) Mecklenburger 98 =- 100 , Landschweine: a. gute g2 9s 2 b. geringere 86-90 S6, Galszier A0, leichte Ungarn s, bei 29 9. Tara, Bakonyer —— S bei = kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1602 Stück. (Durchschnitttz⸗. preis für Eg.) J. Qualität 1,id-=- 1,230 S, 1I. Qualität 104 112 , 11I. Qualität O84 - 0, 96 C. Sch a fe. Auftrieb 13537 Stck. Durchschnittepreis für i Kg.) I. Qualitãt O, So - I, 00 M, II. Qualitt O, 72 - 078 MS, III. Qualstät 0

Berdingungen im Auslande.

Italien.

Al. Dezember, 3 Uhr. Artillerie, Direktion des Feuerwerke Laboratoriums in Bologna: Lieferung von 40900 kg gewöhnlichem Filz. Voranschlag boo Fr. Kaution Soo Fr. Lieferfrist 60 Tage. . Vezember, 10 Uhr. Ministerium ber öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfektur von Holen za: Bau einer Brücke über den Sarmento Fluß. Länge S13 m. Voranschlag 174 g66 Fr. Kaution, vorläufige. 5000 Fr., i sttig 1000 des Angebotswerthes.

15. März 1897, 9 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfektur von Luceg: Ärbeiten nebst zugehörigen Lieferungen für den Bau der Strecke Borgo nach Mo zan Bagni (Lueca), Linie Aulla Lucca. Kaution, vorläufige, do G66 Fr., end⸗ gültiger Zuschlag den 31. März, Mittags.

Niederlande.

21. Dezember. Provinzialregierung in Maa stricht: Regulierungs⸗ fil er gher Maas bei Bergen und Broekhuizen. Voranschlag

23. Dezember, Mittags. Kolonial Ministerium im Haag: Lieferung von fertigen Wagengestellen mit Eisenbeschlägen für ge⸗ schlossene Güterwagen, Sand“ und Solz · Transportwagen, offener Güterwagen u. s. w., alle mit Bremse versehen, für den Gisenbahn- dienst auf der Insel Java. Lastenheft (Nr. 199) für 15 Fl. bei Martinus Nyhoff im FPaag— ;

23. Dezember, Mittags. Kolonial- Ministerium im Haag: Lieferung des metallischen Oberbaues mit Zubehör für 14 Brücken. Lastenheft (Litt. 427) für 8 Fl bei Martinus Nyhoff im Haag.

Rumänien.

30. Dezember, 23 Uhr. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest und Direktion der Gerberei in Bucoretz: Lieferung von 16 000 frischen, gesalzenen Kuhhäuten. Kaution 10 oo des Angebotswerthes.

Serbien.

2. Januar 1897. Direktion der Königlich serbischen Staats— bahnen in Belgrad: Lieferung von 16 605 kg Pflanzenöl zum Brennen, 24 000 Kg Pflanzenöl für Maschinen, 0 900 Kg Minerals] für Maschinen und Tender, 35 0660 kg Mineralöl für Waggonz, 80 000 kg Mineralöl für Erzeugung von Luftgas, für den Bedarf der Bahnen im Jahre 1397 Die mit einer 10 Dinar. Stempel marke versehenen und Angebot behufs Oellieferung für die Königlich serbischen Staatebahnen in Belgrad“ adressierten Offerten haben die Preise für die verschiedenen Oelsorten p. 160 kg genau anzugeben. Kaution für die Gesammtlieferung 12 0900 Dinar

12. Januar 1897. Direktion der Königlich serbischen Staats- druckerei in Belgrad: Lieferung von je 30 669 kg Papier für die Jahre 1897 und 18935. Bedingungen und Muster sn der Kanzlei ge⸗ nannter Direktion. Kaution 20 005 Dinar.

Norwegen.

6. Januar 1857, 7 Uhr Abends. Staatsbahnen: Lieferung von ca. 4289 t Stahlschienen mit dazu gehörigen Winkellaschen. Angebote in geschlossenem Briefumschlag mit der Aufschrift: ‚Anbud paa Skinner“ (Angebot auf Schienen) werden im Expeditionskomtor der Verwaltung der Staatsbahnen in Christiania, Jernbanetorvet 8/9, entgegengenommen. Nähere Bestimmungen, Bedingungen, Zeichnungen, und Spezifikationen im Komfor des Eisenbahn. Direktorz, ebenda.

nemark. .

20. Januar 1897, 1 Uhr. Staatsbahn · Verwaltung (Maskin- Afdelingens Gontor, Colbjürnsensgade 6) Kop en hagen: Liefe⸗ rung von ca. 512 0900 Liter Eichenholz, 260 Stick Fichtenplanken 19 290 Stück Fichtenbrettern, 100 Stück Mahagoni Planken, 10 Stu Nußbaum ⸗Planken, 200 Stück Teak Planken, 25 Stück Buchen Planken, 26 Stück Weißbuchen⸗Planken, 160 Stück Espen. Planken, 50 Rollen Dachpappe. Bedingungen und Angebotsformulare an Srf und Stelle und beim Reichs. Anzeiger“ (in dänischer Sprache).

Brasilien.

30. April 1897, 3 Uhr. Ministerium für Landwirtschaft, Handel und öffentliche Arbeiten des Staats San Paolo, in San Paolo: Konzession für die Uebernahme der stãdtischen Gasbeleuchtung in San Paolo. Höchstdauer der Konzession 40 Jahre. Kaution 50 Millionen Reis (50 Konten).

Verkehr s⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Goch ist die zweite englische Post über Vlissingen vom 16. Dezember ausgeblieben. Grund: Nebel an der englischen Küste.

Bremen, 17. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Spree“ ist am 15. Dezember Mittags von New; Jork nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer. Stutt? gart ist am 16. Dejember Morgens auf der Weser angekommen. Der Postdampfer Ha bs burg‘ hat am 16. Dezember Morgens St. Catherines Point passiert. Der Reichs Poftdampfer Gera ist am 16. Dezember Vormittags in Albany an— gekommen. Der Reichs. Postdampfer Preußen hat am 16. De- jember Morgens die Reise von Southampton nach Antwerpen fortgefetzt. er Schnelldampfer Trave“ hat am 16. Dezember Mittags Dover paffiert. Der Dampfer John Fothergill hat am 16. Dezember Nachts die Reise von Liverpool nach Bremen fortgesetzt. Der Reichs. Postdampfer Prinz Heinrich“ ist am 6. Dejember Nachmittags in Reapel angekommen.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Gestern begann die zweite Aufführung von Richard Wagner's Bühnen⸗Festspiel Der Ring des Nibelungen“ mit dem ersten Abend, Rheingold‘. Die Besetzung mit Hate und einheimischen Künstlern war bis auf zwel Rollen dieselbe wie in dem ersten Cyelus: die Partie des Wotan war diesmal in den Händen eines ihrer berufensten Vertreter, des Herrn Betz; den Alberich verkörperte dagegen Herr Fritz ,. als Gast, der durch eine hartnäckige Heiserkeit daran ver⸗

indert worden war, in der ersten Gesammtaufführung des Werkes mitzuwirken, und durch Herrn Schelper ersetzt werden mußte. Was Herr Friedrichs gestern bot, stand weit über dem, wag er vor kurzem als Beckmesser in den Meistersingern! leistete, so⸗ daß sein demnächstiges Eintreten sn den Verband der König lichen Oper mit großer Genugthuung ju begrüßen ist. Dag dämonische Wesen des Zwerges, der um des Goldes wissen Weibes Wonne“ entsagte, kam in seiner Auffassung mit elementarer Gewalt zum Augtdruck; Erscheinung, Gebahren und Wort vereinigten sich zu einer Gesammtwirkung, die dem kaum zu überbietenden Mime des Herrn Lieban in nichts nachstand. Nur in der Scene, in welcher der Nibelung den ihm entrissenen Rin

verflucht, schien es so, als habe der Sänger sein Organ 9 nicht völlig wieder in der Gewalt einige Töne klangen heiser und ent-

fremdeten sich merklich der vorgeschriebenen Tonart. , ver⸗ mochte dieser kleine Umnfall den Eindruck der künstlerisch vollendeten Gesammtleistung nicht zu verwischen. Ueber die übrige Ausführung ist Neues kaum zu berichten. Bessere Vertreter des Loge und der Grda, als Herr Vogl und Frau Heink es sind, dürften kaum zu finden sein. derr Bachmann (Donner) ist ãdußerlich und stimmlich dem hiesigen Inhaber der Partie, Herrn Krolop, überlegen, könnte aber bezüglich der Auffa fung und Textaus sprache noch von diesem manches lernen. Auch den Damen Goetze (Fricka), Hiedler (Freia), erzog, Rothauser und Deppe (Rheintöchter), sowie den Herren Philipp (Froh), Krafa (Fasolt) und Mödlinger (Fafner) gebührt vollste Anerkennung. Eg muß festgestellt werden, daß gestern im allgemeinen viel Sorgfalt ae die Textaussprache verwendet wurde, die bei allen Mitwirkenden fa immer verstandlich blieb. Das Orchester unter Kapellmeister Wein⸗ artner wurde seiner Aufgabe weit besser gerecht als in dem ersten . nur die Unsicherheit der Blaslnstrumente ift noch nicht völlig ge

oben. Neues Theater. Der Direktor des Neuen und des Residenz . Theatere, Herr Sigmund Lautenburg, beging gestern die Feier seiner fänfund⸗

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