am glüdlichsten gelungen, weil, bier die Fäden geschickt verknũpft werden und en man auf die barmonische Verschmeljung von kter und dlung noch boffen konnte. — Die Darsteller hatten einen schweren Stand, da der Stoff feblte, an dem sie ihre Kraft bätten erproben können. Fräulein Dumont gab die vornebme Frau des Gelebrten mit künftlerischer Zurückbaltung; aber die Lösung des Rätbsels ibrer niedrigen Handlungsweise, welche der Dichter umgangen hat, konnte die Darstellerin eben auch Zur versuchen. Herr Stahl, der heimlich geliebte Baron Romberg, kätte mebr Leichtigkeit in der Unterhaltung und mehr Liebenswürdigkeit in seinem Wesen zeigen müffen, um die Geftalt des verfübrerischen und tapferen Crelmanng mit dem braven en glaubhaft zu machen. Herr Sueke brachte als Professor von mhoff die Ruhe des Gelebrten und die Milde des ãltlichen Gatten aut zur Geltung. Die glücklichste Rolle hatte Serr Gutbery, der die gutmüthige Aufrichtigkeit und ungenierte Derbkeit eines alten Arztes mit wohlthuendem Humor unkleidete. ᷣ Theater des Westens.
Das Lustspiel Der Militärstaat‘ ven Gustap von Moser und Tbilo von Trotba, welches früher bereits im Neuen Theater erfolgreiche Auffübrungen erlebte, fand bei seiner vorgestrigen ersten Aufführung auf dieser neuen Bäbne bei den Zuschauern eine gleich freundliche Aufnabme. Die Moser'schen Theater stücke, deren S offe dem Militärleben entnommen sind, haben alle neben dem lustigen Inbalt und den lomischen Verwickelungen etwas gemüthvoll Anheimelndes, wodurch ihre Wirkung vertieft und ihnen Dauer verliehen wird. Ist die Charakterisftik der handelnden Per⸗ sonen auch zumeist oberflächlich, so macht man doch gern ihre Bekanntschaft, weil sie alle im Grunde gute und berzige Menschen sind. Der Darstellung fällt bei solchen Lustspielen die Aufsabe zu, die vom Dichter beabsichtigte Wirkung auf das Gemüth der Zuschauer nicht über der natürlich in erster Linie ftebenden Belustigung zu vernachlässigen. In diesem Sinne darf die Aufführung im Tbeater des Westens als durchaus ge— lungen angesehen werden. Nicht nur die einzelnen Daisteller boten Tüchtiges dar, sondern auch das Zufammenspiel war bei schnellem Tempo lobengswerth. Im Vordergrunde der Darftellung standen Herr Vallentin, der aus dem Chokoladenfabrikanten Vogel eine prächtige. komische Charge schuf. und die Herren Robland (Kommissions. Rath Haller), Ries Fabrikdirektor) und Bach (Hutsbesitzer Nordmann); aber nicht weniger erfreulich war das naturwahre Spiel und anmutbige Wesen der Bamen Baumbach (Resi. Ella Gabri (Asta; und Wenck Mathilde Haller. Das gut
gefüllte Haus spendete vielen und wohlverdienten Beifall.
Im Königlichen Oxernhause gelangt morgen Auber s komische Oper „Fra Diavolo‘ in folgender Besegund zur Auf⸗ jührung: Fra Diavolo: Herr Philipp; Lord Gookburn: Herr Schmidt; Pamela Fräulein Rotkauser; Lorenzo: Herr Sommer;
erline: Fräulein Dietrich; Banditen: die Herren Krolsp und Lieban; ierauf solgt das Ballet . Slavische Brautwerbung“, in welchem die men Dell'Era und Urbanska auftreten.
Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Carl Nie— manns am ie Wie die Alten sungen? gegeben. Die Besetzung der Hauptrollen lautet: Hanne: Frau Schramm; Sophie: Fräulein Lindner; Eleonore: Fräulein Hansner; Fürst Leopold: Derr Molenar.
Der Spielplan des Berliner Trester, mußte für diese Woche folgende Abänderung erfahren: Kaiser Heinrich wird heute, am Nittwoch und am Sonntag Abend, FRenaissancen dagegen morgen, am Donnerstag und Sonnabend zur Aufführung gelangen?
Ein französisches Ensemble. Gaftspiel wfrd unter Lei— tung des Impresario Théodore de Glaser im Lessing-Theater vom 25, bis 30. Januar stattfinden. Es handelt sich bei diefem Gastspiel um eine Vereinigung von Künftlern, die der deutschen Reichs bauptstadt zum ersten Mal die Gelegenheit geben werden, die französische Schauspielkunst in ibren vornebmften Ber⸗ tretern kennen zu lernen. Antoine, der Begründer der Freien Bübne“, der schon bei seinem ersten Befuch in Berlin allseitige Anerkennung gefunden hat, wird im Mittelpunkt dieser Gesellschaft stehen. Marcelle Josset, eine Künftlerin von Ruf, wird feine Part⸗ nerin sein. In Jean Coquelin werden wir bei diefer Gelegenheit zum erften Mal in Berlin einen Sprossen der berühmten Künftlerfamilie Coauelin kennen lerren. Camille Dumenv, der Jahre lang im Vaudeyille⸗ Theater die erfolgreichsten Novitäten in shren tragenden Rollen
i QDper in 3 Akten von Auber. Text von Eugsne Scribe, bearbeitet von Carl Blum. vom Ober- Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom 8 . ee, e,, ,. —Slavische Braut. Tanzbild komponiert und arrangiert von P. Hertel. (Mit J. Brahms.) Bennhold. Anfang 7 Ubr. Schauspielhaus. 12. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Rie⸗ mann. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Max Grube. Anfang 74 Uhr. Mittwoch: Opernhaus,
dom 11. Januar, Morgenk.
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) Dunst. “*) Raubfrost.
Uebersicht der Witterung.
Der höchste Luftdruck liegt über dem Finischen Busen, während West-Europa von einer umfang—⸗ reichen Depression überdeckt wird. Im sGdlichen Ostseegebiet, sowie an der deutschen Nord⸗ see dauert die lebhafte östliche Luftströmung fert, wogegen im Binnenlande nur schwache Winde aus östlichen Richtungen wehen. In Deutschland ist das Wetter kalt und trübe, obne nennenswerthe Niederschläge. Nur an der ostdeutschen Küste, wo die Temperatur bis 18 Grad unter Nall liegt, berrscht beitere Witterung. In Frankreich dauert die milde Witterung fort.
Deutsche Seewarte. e - . n — 6 Lindau.
ĩ 8 utenburg. Theater.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern= baus. 11. Vorstellung. Fra Diavolo. Komische
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sunkene Glocke.
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2 Nebel Anfang 74 Uhr. still bedeckt 3 bedeckt
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Anfang 76 Uhr.
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Jacobson.
Direktion: Marcelle.
Sonntag,
und Barbier. Deutsche Bearbeitung von Peter Cor⸗ nelius. Musik von Hector Berlioz. Anfang 75 Ühr.
Schauspiel haus. naliften. Lustspiel in 4 Aufzügen von Freytag. Anfang 7 Ubr. A. M.
Deutsches Theater. Dienstag: Die ver—
Mittwoch: Die versunkene Glocke. Donnerstag: Die Wildente.
Berliner Theater. Dienstag: Renaiffauce.
Mittwoch: Kaiser Heinrich. Donnerstag: Renaissauce.
Lessing Theater. Dienstag: Wer war's?
Mittwoch: Wer war's? Donnerstag: Wer war's?
Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Dienstag: Die Franen jäger. Le Dindon.) ö kten von Georges Feydeau, üũbersetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno — Anfang 75 Uhr.
Mittwoch und folgende Tage: Die Frauen jãger.
Nenes Theater.
Sigmund
Komödie in 4 Akten von Victorien
Sardou. Für die deutsche Bühne bearbestet von In Scene gesetzt von Sigmund
Anfang 74 Ubr.
Mittwoch und folgende Tage: Marcelle.
den 17. Januar:
ersten Male: Junge Ehe.
auf die Scene brt bat, bat sich ebenfalls der Gesellschaft an= geschlofsen. Das Unternebmen wird sich auf ein Repertoire stũtzen, das ausschließlich aus modernen Bühnen werken zusammengesetzt ist, die jum theil schon auf dem rn, selbst in deutscher Srvrache zur Aufführung gekommen sind. Sine genaue Feftstellung des Spielplans wird am Schluß dieser Woche erf
Im Theater Unter den Linden wirk, nachdem die Audran'sche komische Dper Gilette von Narbonne“ eine Wieder. aufführung erfahren, ein Cyclus aller oder doch der meisten Operetten von Jobann Strauß zur Aufführung vorbereitet. Den Anfang dieser Vorstellungen wird die Operette Indigo⸗ machen, wesche in großer Ausstattung mit Ballets gegeben werden soll. Sodann sollen sich die folgenden Werke des Komponiften anschließen: Der Karneval in Rom‘, Die Fleder⸗ maus“, „Prinz Methusalem', Der luftige Krieg, Eine Nacht in Venedig“. . Der Zigeunerbaron und Jabula“. Die Auffũhrungen werden sorgfältig vorbereitet, neu infceniert und mit allen ersten Kräften in den Hauptrollen besetzt sein.
Der Sängerbund des Berliner Lehrervereins (Dirigent: . Felix Schmidt) veranstaltet zur Feier seines 10 jährigen Be— stebens am 21. Januar in der Philbarmonie ein - großes Konzert, in. welckem die Chorwerke Das Liebesmahl der Apoftel von Richard Wagner und „Heinrich der Finkler von Fr. Wüllner zur Auf⸗ fübrung gelangen. Als Solisten wirken mit: Frau Professor Schmidt⸗ Köhne, sowie die Herren van Eweyk, H. Grahl und P. Schilf.
Bei dem Orgelvortrag in der Marien-Kirche am nãchsten Mittwoch, Mittags 12 Uhr, wirken Fräulein Jobanna Haacke aus
lle, Fräulein Marianne de Beaulseu und Herr Organist Paul Beuer mit. Der Eintritt ist frei.
olgen.
Die don Carl Grüninger in Stuttgart herausgegebene Neue Musik-Zeitung“ brachte in den sechs Rummern? des verflossenen Quartals eine poetische Novelle von Peter Rosegger sowie Er⸗ zählungen von Clara Nast und H. von der Rhön, ferner musikgeschicht.· liche Essays, Auszüge aus neu erschienenen Memoiren von Musikern, einen intereffanten Aufsatz über die Harmonik Richard Wagner's von W. Maule, Biographien von deutschen Komponisten, von Vokal— und. InstrumentalVirtuosen (mit Porträts) und musikpãda. gogische Artikel. Den weiteren Inhalt bildeten Texte für Lieder, komponiften, Berichte über neue Opern und Konzertwerke, Nachrichten über das Musikleben der Gegenwart, Urtbeile über Erschei⸗ nungen der Literatur, Besprechungen neuer Mufikalien, heitere Künstleranekdoten ꝛc. Die zablreichen Musik. Beilagen boten aus- gewäblte Klavierstücke, Lieder, sowie ein Duo für Violine und Klawier. Probenummern der Neuen Musik- Zeitung“ (Preis vierteljãhrlich L t) versendet die Verlags buchhandlung von Carl Grüninger in Stuttgart koftenfrei.
Mannigfaltiges.
Derr Profeßsor Linde, dessen Methode zur Verflüssigung der atmosphärischen Luft“ so berechtigtes Aufsehen erregt, hat seinen Apparat der alten Urania“ (Inbalidenstraße für zwei Vor— träge zur Verfügung gestellt, welche Herr Dr. Spieß morgen und am Mittwoch daselbst kak wird.
Das Ballfest des Vereins Berliner Kaufleute und Induftrieller fand am Sonnabend in den Räumen des Reuen Königlichen Opern-⸗Theaters (vormals Kroll) statt, deffen großer Bühnensaal in seinem Schmuck von Tannenzweigen und Guirlanden bunter elektrischer Glähkörper einen. festlichen Ein⸗ druck machte. Der Beginn des Balles war auf. s. Ühr an. gesetzt, und bereits in der elften Stunde war die Gesellschaft xolllählig, welche zusammengekommen war, um das erste öffentliche Tanzfest dieses Winters zu begehen. Unter den Theilnebmern über— wog das jugendliche Element und die Tanzlust war daber von Anfang an eine sehr rege. Gegen Mitternacht erhob sich der Vorbang der Bühne und eröffnete den Ausblick auf einen sich über den ganzen stattlichen Raum des Podiums hinziebenden Garten, in deffen Mitte ein Springbrunnen plaͤtscherte. Im Hinter⸗ grunde des Gartens, zu welchem vom Saale aus teppichbelegte Treppen führten, war der Königliche Opernchor in altdeutscher Tracht aufgestellt, um zunächst die Kücken sche Festvolongise vorzutragen, nach deren Klängen die Gäste, von einer Schaar von Lanzknechten angeführt, in langem
Schiller · Theater Dienstag,
Ra, Seene Der Pfarrer von Kirchfeld.
nspektor Brandt. Dirigent:
von Emil Graeb. Musik
Dirigent: Herr ftaat. Anfang 77 Ubr. Mittwoch: Der Militärstaat.
Freitag: Ter Militärftaat.
12. Vorstellung. Ben Oper in 3 Aufzügen von de Wailly
Theuter Anter den Linden. Dirertion: Julius Frizsche. Schmetterling.
13. Vorstellung. Die ö. Teiser Benußz ung
uftap fremden
einer
von Farl Weinberger. Anfang 71 Mittwoch: Der Schmetterling
Anfang 73 Uhr.
Dres denerstraße 72/73.
Hermann Hirschel. Musik von und Vietor Roger.
Zentral Theater.
Alte
posse mit Gesang und Tanz in
—
Mittwoch: Eine wilde Sache. Sonnabend, den 16. Januar: Eine tolle Nacht.
Mittwoch, Abends S8 Uhr: Ter Millionenbanuer.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn, bof Zoologischer Garten.) Dienstag: Der Militär-
Donnerstag: Der Militärftaat.
Dienstag: perette in 3 Akten (mit theil⸗
Willner und Bernh. Buchbinder.
Thalin Theater (vorm. Adolph Ernst ⸗ Theatey. Direktion: W. Hasemann. Dienstag; Fran Lientenaut. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von
Mittwoch und folgende Tage: Frau Lieutenant.
Direktion: Richard Schultz. Dienstag: Emil Thomas a. S. Sine wilde Sache. Große Ausstattungs—
Mannstädt und Julius Freund. Julius Einöde bofer. Anfang 76 Uhr.
Auch s wurde e, 2
. 9.
In der Deutschen Gesellfchaft Naturkunde wird am nächsten Bürgersaal des Rathhauses),
ift für volkstbänmliche Mittwoch, Abends 8 Uhr (im . u E Tustos Dr. Tornier einen öffent. lichen Vortrag halten über Das Entstehen der Thierarten , ver, bunden mit Demonstrationen. Am darauffolgenden Sonntag findet ein Besuch des Berliner Aquariums unter Führung des Direktor Dr. Hermes statt. .
Dem Zoologischen Garten bat die glücklich verlaufene deutsche Expedition in das bisher unbekannte Innere von Neu⸗ Guinea werthvolle Bereicherungen gebracht. Serr Tappenbec hat dem Garten zwei junge Kasuare und zwei Haushunde zum Ge— schenk gemacht. Die letzteren sind zoologisch besonders inter. essant. Bekanntlich feblen in Auftralien, auf Neu. Gäinen und in Polvnesien alle Raubthiere und damit auch die wilden unde, von denen vielleicht die dortigen Haushunde abstamrnen önnten. Es muß also angenommen werden, daß diese Hausthiere von irgend woher eingeführt worden sind. Die Kasuare sind noch nicht bestimmt worden, weil sie noch das Jugendkleid tragen. Ma kennt von Nen. Suisga nicht weniger als fechs Formen diefer Vs, von denen wahrscheinlich jede einzelne ein beschränktes Gebiet bewohnt.
Tho rn, 9. Januar. In Seyde bei Leibitsch stürzte eine Kiesgrube ein. Drei Arbeiter wurden, dem . W. T. B. zufolge, getödtet, ein vierter erlitt einen Beinbruch.
Rheydt, 10. Januar. Heute wurde das hiesige neuerbaute Rathhaus in Anwesenheit des Präsidenten des Reichs. Versicherunge. amts Dr. Boediker feierlich ein geweiht. Der Regierung Prãsident . von Rheinbaben vollzog, wie W. T. B. berichtet, die
eihe des prächtigen Gebäudes. Alsdann überreichte der Bürger meister Dr. Strauß den Ehrenbürgerbrief an den Präsidenten des Reichs⸗Versicherungkamts Dr. Boediter, welcher in herilichen Worten dankte. An Seine Majestät den Kaiser und König wurde eim be, geistertes Ouldigungs⸗ Telegramm abgesandt. Nach der Feier fand ein Festessen statt, welches einen glänzenden Verlauf nahm. Die Bürger. schaft veranstaltete Abends ein Festmahl. —
London, 19. Januar. Die Königin bat 00 Pfd. Sterl. zu dem Hilfsfonds zur Bekämpfung der Hungersnot in In dien beigesteuert.
Sevilla, 8. Januar. Der Guadalgquivir ist um 98 m über den gewöhnlichen Wasserstand gestlegen und überfluthet die Straßen und Promenaden. Von den Behörden wird überall Hilfe geleistet Die CGisenbahnverbindung mit Madrid ist infolge der Ueberschweim mung unterbrochen. Auch die Flässe Henares und Faram a sind ant den Ufern getreten.
Chur, 9g. Januar. Bei starkem Föhn wurde beute das Dorf Zizers von einer Feuersbrunst heimgesucht; 20 Häuser und 20 Ställe sind, wie. W. T. B. meldet. ein Raub der Flammen ge⸗ worden. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht ju beklagen. 33 Familien sind obdachlos.
Kristignstad (Schweden), 98. Januar. Heute früh 3 Uhr wurden in der hiesigen Gegend zwei von heftigem Getöse begleitete Erd stöße verspärt, welche Thüren und Fenster erzittern machten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Zirkus Renz. Karlstiaße. Jubiläums Saison 1895697.) Dienstag, Abends 74 Ubr— Gala ⸗Vgrstellung. Kolossaler Erfolg! Lustige Blätter! Neue Einlage. Original! Leuchtende Karrikaturen - Kavalkade. Aus dem equestrischen Theil des Programms sind besonders hervorzuheben: 6 Trakehner Fuchshengste, in Freiheit dress. u. vorgef. d Herrn Hugo Herzog. Das Non plus ultra aller Pferdedressur. Chicago, Rapphengst, dress. und ge⸗ ritten von dem berühmten Schulreiter Mr. Gaberel. Außerdem Auftreten des phänomenalen humo— ristischen Rechengenies Mr. Inandi (als Gafh. Mittwoch, Abends 7 Uhr: Luftige Blätter! Auftreten des phänomenalen humoristischen Rechengenies Mr. Juaudi (als Gaft).
Abends 8 Uhr:
Behrenstr. 55 / 57. Der
K Nusi 92 2 Familien⸗Nachrichten.
Berloht: Frl. Maria Katharina von Arnim mit Hrn. Gerichts⸗Assessor und Sec.⸗Lieut. d. R. = mann von Nordenskjöld (Berlin). — Frl. Mar— garete von Winterfeld mit Hrn. Rittergutsbesitzer und Prem. -Lieut. d. R. Wilhelm von Massow (Neustettin ·Groß⸗Volj). — Frl. Elisa Simmer⸗ macher mit Hrn. Lient. d. R. Adolf Gontard (Estancia la Germania und Buenos Aires). — Frl. Johanna Unverdorben mit Hrn. Fabrik⸗ besitzer Or. Hans Sauermann (Dahme, Mark).
Seboren: Ein Sohn: Hrn. Major von Goßler (Rastatt)ꝰ — Hrn. Hans von Götz (Hoben⸗ bocka). — Hrn. General⸗Major Grafen zu Eulen⸗ burg (Königsberg i. Pr.). — Hrn. Landrath Dr. Engelhard (Johannis burg] — Eine Tochter: Hin. Amtsrichter Ulke (Frankenstein). — Hrn. Prem. Lieut. Hermann Pinder (Berlin).
Gestorben; Hr. General Major a. D. von Utk— mann (Wiesbaden), — Hr. Konsistorial⸗Rath und
Neu einstudiert: ir D. Wilhelm Krafft (Bonn). — Hi.
olizei⸗Lieut. Hans Große (Berlin). — Hr.
Kanzlei⸗- Rath Wilhelm Elden (Breslau). —
Ubr.
Gustav Serpette
Jokobstraße 30.
6 Bildern von Mustt von
Konzerte. Konzerthaus.
Schiffbauerdamm 4 a. / 5. Dienstag: Duverturen
dautenburg. Dienstag: Das
von Thomas. Reinecke). Ungarische Rbapsodie
Matinse. Zum Fuchs (Herr Werner).
Karl Meyder⸗ Konzert.
von Auber, Semitamide“ von Rossini, ‚Le Cafd“ „Wal;jer Mein Ideal von Blon. Cavatine' für Violine von Raff (Herr Schmidt—
Weber's letzter Gedanke“ für Cornet, a. Piston von
Hr. Geheimer Regierungs- Rath a. D. Rathjen (Schleswig).
eherne, Pferd. Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Eppedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage⸗ Anstalt Berlin sw., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen
einschließlich Börsen · Beilage).
Nr. 2 von Liszt.
(183)
4
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anze 8.
Berlin, Montag, den 1I. Januar
iger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1222.
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
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16,70 1600 20,00
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15,11 11,50 11,360 12.40 1200 12.30 14,19
12.80 12,90 15 09 1400
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Preuszischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
14. Sitzung vom 9. Januar 1897.
Auf der Tagesordnung steht die Besprechung der am Freitag verlesenen und beantworteten Interpellation der Abgg. Dr. Stephan⸗-Beuthen und Stanke Zentr ] über die Auflõsung politischer Versammlungen in Oberichlesien, in denen die Redner sich nicht der deutschen Sprache bedienten.
Ueber den Beginn der Debatte ist vorgestern berichtet
worden. Abg. Dr. Stephan -⸗Beuthen (3entr): Das Urtheil des Ober—
Verwaltungsgerichts stellt den Gebrauch der fremden Sprachen in Versammlungen als berechtigt hin, es sei denn, daß der Gebrauch in fraudem legis benutzt werde, um der Polijei die Ueberwachung unmöglich zu machen. Das ist in den betreffenden Fällen aber nicht nachzuweisen. Wenn der Beamte das Wasserpolnische verstand, aber nicht das Hochpolnische, fo hätten die in der Versammlung an— wesenden Personen ja den Redner auch nicht versteben können; dann 'tte die ganze Versammlung gar keimen Zweck gehabt. Der Uuterschied zwischen Wafferpolnisch und Hochpolnisch itt nicht größer als der jwischen Berliner und gutem Dennsch. Redner geht noch mals auf dag Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts ein, welches die in DOberschlesien vorgekommenen Fälle vollkommen treffe, und bestreitet, daß eine hochpolnische Äqitatisn zum Zwecke der Loslösung polnischer dandestheile bestebe. Wenn Herr von Zedlitz dem Zentrum Mangel an Nat onalgefühl vorgeworfen habe, so könne ibm vorgeworfen werden, daß er einen Mangel an Gerechtigkeitsgefübl beweesen habe. In SOberschlefien überwiege die Zahl der polnisch sprechenzen ZRatholiken; es sei desbalb durchaus nicht auffällig, daß ein polnisches Weihnachtestũick aufgeführt werden solle. .
Abg. Dr Krause (nl): Es sind manche Dinge hier zur Sprache gebracht, worden, die zur Inteipellation gar nicht gebören. Dazu rechne ich auch die Änführung des F 8, in Bezug auf den ich allerdings auch wünsche, daß das im Reichstage zugesagte Gesetz über die Aufhebung des selben baldigst ergeben möge! Es handelt sich nur um die Frage, ob Verbote von Versammlungen zulässig sind, wenn polnisch gesprochen wird. Die Verdächtigung der Berichte der Be— amten war ganz unangebracht. Die drei Falle, welche vorgebracht sind, End wohl die drei einzigen, die vorgekommen sind. Der Fall in
euthen scheidet aus, weil die Versammlung ron dem Versitzenden c losten und nicht von der Polizei aufgelöst wurde. In Wieschewa st die Auflösung, wahrscheinkich auf Grund des 8 8: Jes Vereine sReseßes erfolgt. Eg bleibt asfo nur Fer Fall in Beneschau übrig. Das Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts stellt keine Rechts grund- ö auf, sondern spricht nur über den einzelnen Fall, dessen That. cstand allein enischeidend ist. Oo nicht in Beneschau eine Asicht vorgelegen hat, das Urberwachungèrecht illusorisch zu machen, können
wir hier nicht entsche den, auch wenn wir mehrere Tage darüber rer— andeln. Glaubt man, daß Unrecht geschehen ist, so soll dagegen
Beschwerde erboben werden. Wenn trotz der schwebenden Gerichts⸗ verhandlung hier die Interpellation eingebracht wird, so will man nur damit politisch Kapital herausschlagen. Wenn die nationalpolnische Agitation zugenommen bat, so liegt die Schuld daran, daß man nicht zeitig genug energisch dagegen vorgegangen ist. Bei einer energischen A wehr solcher Agitationen wird die Regierung unsere Unterstätzung finden. Die Gesetzgebung reicht auch dazu vollkommen aus, sie braucht nicht verschärft ju werden. Die ganze Interpellation ist ein Schlag ins Wasser gewesen; die Mehrheit des Hauses ist sich darüber einig, daß in Preußen nach Recht und Gesetz gehandelt werden soll und daß ein Zuwiderhandeln dagegen nicht festgestellt ist.
Abg. Mott v (Pole): In Oberschlesien wird seit Jahrhunderten polnisch gesprochen; da kann man doch nicht von einer fremden Sprache reden. Die Polizeiverwaltung geht mit großer Schärfe gegen die Polen vor in allen ehemals polnischen Landestheilen. Redner wendet sich gegen die Ausführungen der einzelnen Redner und bestreitet, daß eine großpolnische Agitation in Oberschlesien vor— banden sei. Die Leute in Oberschlesien sind, führt er aus, sich ibrer Nationalität und ihrer Muttersprache bewußt geworden ond vertheidigen sich gegen die Angriffe der preußischen Behörden. Wenn die Agitation aus den öffentlichen Versammlungen verdrängt würde, so würde sie sich in die Heimlichkeit flüchten und viel gefährlicher werden.
Abg. Wolczyk ((gentr.) bestreitet, daß die wasservolnische Sprache sich von der hochpolnischen unterscheide., Die Pflege der Muttersprache sei in Oberschlesien in der Schule nicht gestattet; wo solle sie anders gepflegt werden als in Vereinen, deren eine Menge entstanden seien, um die Leute vor der Sozialdemokratie und vor dem Schnaps zu bewahren, indem man ihnen edlere Erbolungen biete? Was solle es nun bedeuten, daß man die Aufführung harmloser
polnischer Theaterstücke verbiete? .
Abg. Rickert (fr. Vgg.): Es handelt sich um eine Frage nicht der Politik, sondern lediglich des Gesetzes. Oberschlesien wird allerdings ein preußischer Landestbeil bleiben; dagegen wird niemand Widerspruch erheben. Ein Vertreter Odberschlestens, Herr Simula, bat es auf das bestimmteste zurückgewielen, daß seine Freunde irgend⸗ wie von Preußen loskommen wollen. Solchen bindenden Erklärungen gegenüber sollt- man doch nicht mit Zweifeln kommen. Daß jeder polnische Mitbürger deutsch lernen möge, wünsche ich im Interesse der Leute selbst ebenfalls. Aber auf dem Gebiet des Wreins. und Versammlungerechts liegen die Mittel nicht, um dafür Propaganda zu machen. Das wäre (in verfehltes Mittel, den Leuten die deutsche Sprache beizubringen. Seit dem Polengesetz ist das Verhältniß von Polen und Deutschen nicht besser geworden. Ich habe das Gegentheil wahrgenommen und auch konservatibe Männer sind der Meinung, daß die Polengesetze nicht den beabsichtigten Erfolg gehabt haben. Es handelt sich bier nickt um den Schutz des Staates gegen gefährliche Elemente, sondern um die Handhabung des Vereinsgesetzes gegen die Polen, denen gegenüber man Ausnabmemaßregeln anwendet. Ich freue mich, daß Herr Krause namens seiner Freunde erklärt hat, daß die bestehen · den Gesetze vollkommen ausreichen. Das ist auch meine Meinung. Ich
hätte mich gefreut, wenn der Minister erklärt hätte, daß er die Gründe des Ober⸗Verwaltungsgerichts in seinem Erkenntnisse von 1876 voll- kommen theilt. Seine Gründe decken sich aber nicht mit denen des Erkenntnisses. Hätte der Minister auf das Ergebniß der verwaltungs⸗ gerichtlichen Verhandlungen vertröstet, so wären wir befriedigt ge⸗ wesen. Aber er ist weiter gegangen, er hat eine Verschärfung der ge⸗ setzlichen Bestimmungen angeregt. Wir haben mit Rücksicht auf die Erklärung des Reiche kanzlers davon Abstand genommen, das Verein ⸗- wesen im Bürgerlichen Gesetzbuch zu regeln. Wir wollen warten, troßz aller reaktionären Bestrebungen, die sich bemerkbar gemacht baben. Ohne Widerspruch von seiten der Regierung babe ich die Erklärung abgegeben, daß wir die Worte des Reichskanzlers dabin auffassen, daß keine reaktionãren Maßregeln bezüglich des Vereine gesetzes ergriffen werden sollen. Aber man hört nichts davon, daß dieses Versprechen eingelöst wird. Der Minister des Innern erklärt dagegen, daß er auf dem Wege der Gesetzgebung Abhilfe schaffen will, wenn die Prüfung der Verhältnisse ergeben follte, daß die gesetzlichen Be⸗ stimmungen nicht ausreichen. Liegt der preußischen Regierung daran, einen Konflikt mit dem Reichstage hervorzurufen? Diejenigen, welche sich einbilden, daß sie den Reichstag, wie er jetzt ist, niederdrücken können, müssen mit dem Staatsstreich rechnen. Bei den nächsten Reichstagswahlen wird trotz der Agitation des Bundes der Landwirthe eine Aenderung nicht eintreten in politischer Beziehung. Das Bei⸗ spiel von Hamburg und Sachsen mit ihren schärferen Verei zgesetzen zeigt, daß trotzdem die Sozialdemokratie triumpbiert. Min dem Polizeistock und mit kleinlichen Maßregeln wird man politisch nichts ausrichten, auch nichts bezüglich der Germanisierung.
Minister des Innern, Freiherr von der Recke:
Meine Herren! Ich habe mich gestern, glaube ich, so unjwei⸗ deutig über die der Interpellation zu Grunde liegenden Verhältnisse ausgesprochen, daß ich keinen Anlaß finde, diesen Ausführungen noch etwas hinzuzufügen. Das gilt auch für die heute bier angeregten, aber nicht nothwendig mit der Inteipellation in Verbindung stehenden Gebiete, insbesondere von dem auch von anderen Rednern gestreiften Punkt der Modifikation des 5 8 des Vereinsgesetzes, den soeben auch der Herr Abg. Rickert wiederum hervorgehoben hat. Es wird selbst der Beredsamkeit des Herrn Abg. Rickert nicht gelingen, mich bei dieser Gelegenheit aus der für mich gebotenen Reserve herauszudrängen, und ich kann dem Herrn Abg. Rickert nur anbeimfstellen, die Ent⸗ wicklung der Dinge abzuwarten. (Bravo! rechts) Wir haben ja aller Wabrscheinlichkeit noch die Freude, die Herren noch recht lange hier zu sehen, und es wird sich schon rechtzeitig heraus—⸗ stellen, mit welchen Absichten sich die Königliche Staats- regierung hinsichtlich der Regelung des Bereinswesens trägt. Hinsichtlich des von mehreren Rednern auch heute wieder berührten Unterschiedes zwischen dem wasserpolnischen und dem hochxpolnischen Idiom will ich nur noch bemerken, daß ich eine veigleichende Zu⸗ sammenstellung einer großen Anzahl von Worten beider Idiome habe machen lassen, welche ich denjenigen Herren, die sich für diese Frage interessieren, zur Verfügung stelle. Sie werden, glaube ich, daraus entnehmen, daß meine Behauptung die richtige gewefen ist.
Was mich eigentlich dazu veranlaßt hat, mir noch das Wort zu erbitten, meine Herren, das sind Punkte allgemeiner Natur. Der eine be⸗ zieht sich auf eine Aeußerung des Herrn Abg. Kirsch, der in meiner Meinung nach durchaus unzulässiger Weise hier die Glaubwürdigkeit von Be- amten bezweifelt hat. Zu meiner großen Freude hat sowohl Herr Abg. Freiberr von Zedlitz, als auch Herr Abg. Dr. Krause be⸗= reits erklärt, daß es auch nach ihrer Auffassung vollständig unzuläͤssig ist, den treuen preußischen Beamtenstand in dieser Weise anzugreifen. Daß Fehler hier und da einmal vorkommen seitens der Beamten, das wird keiner bestreiten wollen, und das bestreite ich am aller—⸗ wenigsten, der ich vielfach Gelegenheit habe, in diese Sachen Einblick zu gewinnen. Ich halte es aber für vollständig unthunlich und un— billig, daß man aus einem einzelnen Vorgang die Berechtigung her— leitet, den ganzen Beamtenstand anzugreifen. (Sehr richtig! rechts.) Wir haben alle Veranlassung, unsere Beamten hoch zu halten, um welche uns alle Länder beneiden. Um so bedauerlicher ist es, wenn aus dem hohen Hause einer der Herren Veranlassung nimmt, die Beamten herabzusetzen und die Glaubwürdigkeit derselben zu be⸗ zweifeln. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, ich möchte nun noch eingehen auf eine Aeußerung, die zunächst von dem Herrn Abg. von Hevdebrand gemacht worden ist und die nachher angeklungen ist in den Reden der freikonservativen und der nationalliberalen Partei. Meine Herren, der Herr Abg. von Heydebrand wies darauf hin, daß nach seiner Meinung in Oberschlesien, welches früher keine großpolnische Agitation gekannt habe, sich die Anzeichen mehrten für das Wachsen einer solchen. Er sprach dabei der Königlichen Staatsregierung das Vertrauen aus, daß dieselbe ver⸗ stehen werde, diesen Agitationen gegenüber mit Erfolg vorzugeben. Meine Herren, ich freue mich, konstatieren zu können, daß die König—⸗ liche Staatsregierung mit dieser Auffassung des Herrn von Heyde⸗ brand sich in der erfreulichsten Uebereinstimmung befindet. (Bravo! rechts)
Ich kann es nicht leugnen und habe gestern auch schon darauf hingedeutet, daß es namentlich auch in Oberschlesien an Anzeichen für ein Wachsen der Agitation im großpolnischen Sinne nicht fehle. Sie zeigen sich auf den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens. Sie zeigen sich in den Vereinen, in Versammlungen, auch in den Schulen und namentlich auch in der Presse. Die Königliche Staatsregierung ist der Meinung, daß diesen Agitationen mit aller Energie entgegengetreten werden muß. (Bravo! rechts) Es geht nicht an — und das gilt zu gleicher Zeit in bervorragender Weise natürlich auch von den eigentlich polnischen Landestheilen — daß sich hier gewissermaßen ein Staat im Staat bildet. Es geht nicht an, daß die Bevölkerung vergißt, was sie sein soll, daß sie das Bewußtsein verliert, preußisch zu sein. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen Meine Herren, sollte diese Bewegung nicht nur eine ganz vorübergehende sein, sollte sie fortbestehen oder gar sich mehren und stärken, so ist die Königliche Staatsregierung sest ent⸗ schlossen, mit allen ihr zu Gebote stebenden Mitteln energhich da—⸗ gegen einjzuschreiten. (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.)
Abg. Das hach (Sentr. : Der Minister hält seine Benmten für
glaubwürdiger als die Angaben eines Abgeordneten, der Augenzeuge der Vorgänge war. Dagegen wandte sich der Abg. Kirsch; einen