1897 / 19 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Jan 1897 18:00:01 GMT) scan diff

In Ungarn können die quantitativen Ernteresultate im allge⸗ meinen als mittlere bejeichnet werden. Die Anbauflächen erga bei den Getreideflächen eine Verminderung von h bis 6 ee, Weizen allein noch höher) gegen das Jahr 1895. Wie in den meiften Ländern des Kontinents haben auch bier häufige Nieder- schläge, in vielen Lagen auch Hagelschäden, die Qualität der Frucht ungünstig beeinflußt. In Weizen ist die Ernte qualitativ gegen das Vorjahr . nur wenig zurückstehend, in Hafer dagegen bedeutend und in Gerste gegen das qualitativ schlechte Er⸗ gebniß des Jahres 1895 wohl besser, gegen die durcschnittliche Beschaffenheit in sonstigen normalen Jahren unbefriedigend. Was die Roggenernte betrifft, so kann die Qualität als gut be⸗ zeichnet werden.

Theater und Musik.

Königliches Schau spielh aus.

An dem gestrigen 25 jährigen 2 Franz Grillparzer's ebrte das Königliche Schauspielhaus das Andenken des Dichters durch eine Aufführung der formschönen dramatischen Dichtung Sap pho', welche mit Fräulein Poppe in der Titelrolle vor etwa zwei Jahren neu einstudiert wurde und seitdem zu dem festen Bestande des Spielplans gehört Fräulein Poppe bewies gestern, daß sie immer mehr in den Geist der Rolle eingedrungen ist, und brachte in Gemeinschaft mit ihrem Partner

n Matkowe ky den poetischen Zauber des Werkes durch vollendeten

ortrag der Verse und feine Charakterisierung der pfychologisch interessanten Momente voll zur Geltung. Neu war Fräulein von Mayburg als Melitta. Auch sie führte, obwohl sie unter einer starken Indie position zu leiden schien, ihre Rolle anerkennenswerth durch. Das zahlreich anwesende Publikum war von den Vorgängen auf der Bühne sichtlich ergriffen und spendete den Hauptdarstellern wiederholt lebhaften Beifall. .

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Ambroise Thomas“ Orer „Mignon“ zur Aufführung. Die Besetzung ist folgende: Wilhelm Meister: Herr Naval; Friedrich Herr Lieban; Philine: Fräulein Dietrich; Lasrtes: Herr Schmidt; Lothario: Herr Stammer; Mignon: Fräulein Krainz. Kapellmeister Sucher dirigiert. Mitte nächster Woche geht neu einstudiert in gänzlich neuer Ausstattung Albert Lortzing's „Undine“, unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung in Seene. 3 t

Frau Eleonora Duse wird im Neuen Königlichen Opern-⸗-Theater am Montag, den 15. Februar, mit ihrer Gesellschaft ein einmaliges Gastspiel veranstalten. Die Vorstellung findet zum Besten der Mildwida“ (des Frauen-Vereins zur Unterstützung der Wittwen und Waisen armer Musiker) statt. Vor— merkungen auf Billets werden bei Bote und Bock und bei nachbenanten Damen des Comité s: Frau Gräfin Hochberg (Markgrafenstraße 38), Frau Ida Becker (Matthäikirchstraße 29) Frau Hugo,. Bock (Kur— fürstenstraße 126), Frau von Mendelssohn⸗Bartholdy (Jägerstraße 53), Frau vom Rath (Victoriastraße 6), Frau Professor Schulhoff

Matthäikirchstraße 5) entgegengenommen.

In Königlichen Schauspielhause werden morgen die Lust— spiele Die Komödie der Irrungen“ von Shakespeare mit den Herren Matkowsky, Purschian, Vollmer und Hartmann und den Damen von Hochenburger, Lindner und von Mayburg in den Hauptrollen, und Der eingebildete Kranke! von Moliére mit Herrn Vollmer als Argan gegeben. .

Der heitere Schwank In Zivil! von Gustav Kadelburg, der seiner Zeit im Deutschen Theater zahlreiche Aufführungen erlebte, wird nunmehr in den Spielplan des Lessing⸗Theaters übergehen und in Verbindung mit dem dreiaktigen Lustspiel Der Herr Abbé“ von H. Meilhae und St. Albin am Sonntag, den 31. Januar, zur

ersten Aufführung gelangen. Das g⸗Theater benutzt die Mu

welche den e e durch die i e e, Vorstellungen gegönnt

2 * auch Hans L'Arronge's Schauspiel Vor der Ehe nzuftudieren.

Das Schiller ⸗-Thea ter bereitet die Aufführung des Ibsen⸗ 6 Schauspiels Ein Volksfeind“ in der Uebersetzung von J. C.

oeftion vor, welche auch am Wiener Hofburg Theater verwendet 33 Die Hauptrolle des Dr. Stockmann wird Herr Albert Patry spielen. .

Im Theater des Westeng ist. egen, der andauernden Zug kraft, welche Mõsẽr⸗Trofbã d TVustsptes . Der Militärstaat ausübt, die Erstaufführung von Wilhelm Tell“ bis zur nächsten Woche ver⸗ schoben worden.

Auch im Theater Unter den Linden wird ein franzö— sisches Ensemble⸗Gastspiel geplant. Der Journalist Jean Dubois in Paris versendet ein Rundschreiben an die Berliner Presse, in welchem er anzeigt, daß er im nächsten Monat mit einer Schau⸗ spielertruppe, die den Namen „Association dramatique frangaise führt, hierher kommen wolle, um in dem genannten Theater eine Reihe von dramatischen Meisterwerken zeitgenössischer französischer Bühnendichter aufzuführen, vor allem solcher, die dem Spielplan der Come die Frangaise“ angehören. ähere Mittheilungen über die Darsteller, das Programm und die Eintrittspreise ftellt der Unter nehmer für die nächsten Tage in Aussicht.

Das Thalia Theater veranstaltet in einer am Sonntag statt⸗ findenden Matinse eine einmalige Aufführung von Trilby“, einer Dramatisierung des gleichnamigen Romans des jüngst verstorbenen bekannten Mitarbeiters des englischen Witzblattes „Punch“, du Maurier. Die Vorstellung findet zu einem wohlthätigen Zweck stait.

Am sechsten Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle, unter Kapellmeister Weingartner's Leitung, kommen zur Feier von Franz Schubert's 100. Geburtstage nachstehende Werke des Meisters zur Auffũhrung: Symphonie C-dur, Symphonie B-dur, Duver- türe nebft Entr'acte zu Rosamunde'. Kapellmeister Weingartner hat die dritte, Ein Sommernachtstraum“ betitelte Symphonie von Gustav Mahler zur Aufführung angenommen. Drei Sätze des Werks werden noch in dieser Saison in einem Symphonie Konzeit der König—⸗ lichen Kapelle zur Aufführung gelangen.

Jagd.

Von seiten des Vorftandes der 189er Deutschen Geweih⸗ Ausstellung, welche bekanntlich am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs eröffnet und 14 Tage dauern wird, geht uns die erfreuliche Mittheilung zu, daß dieselbe außer⸗ ordentlich reich beschickt worden ist und allen Freunden des Jagdsports viel Interessantes bieten wird. Annäbernd gelangen 350 Rothhirsch⸗ geweihe, etwa 80 Schaufler und 1100 Rehkronen zur Ausstellung.

Mannigfaltiges

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Stadt verordneten stand zunächst der Antrag des Magistrats, eine ge— mischte Deputation von fünf Stadträthen und fünf Stadtverordneten zur Berathung, in welcher Weise, die Feier des hundert⸗ jährigen Geburtstages Kaiser Wilhelm's J. seitens der Stadt begangen werden soll, einzusetzen; sowie der fernere Antrag, zur Anschaffung einer ig etwa 100 000 Exemplaren an Schüler der Berliner städtischen Schulen zu vertheilenden Festschrift über Kaiser Wilhelm J. 20 0090 M zu bewilligen. Der sozialdemo⸗ kratische Stadtverordnete Dr. Zadeck verlas unter großer Unruhe der Versammlung und lebhaftem Widerspruch derselben einen Protest der

sczialdemokratischen Fraktion gegen diese Feier und die Bewilligung der

zo ooo . Nacdem die err , gr er. und Dr. Schwalbe die Unterzeichner des d, m chen Proteste agistratz

nachdrücklich abgefertigt hatten, wurde der Antt

mit r, Majoritãt angenommen. Im weiteren Ver. laufe der Sitzung kam unter anderem der CGtat des Gessnde. Belohnungs. und Unterstützungsfonds für 1. April 1897/99 zur Be— rathung und wurde en bloc angenommen. Auf die fee ill. folgte eine geheime Sitzung.

Die Einweihung des neu erhguten kat haliscken ere ing, bauses in der Niedermwaällstraße, wesches im Besitz der Hedwig kirche befindet, hat gestern w Abend in feierlicher Wesfe durch den Propst Dr. Jahnel stattgefunden, welcher alle Räume deg stattlichen Hauses seguete. An den Weiheakt schloß sich ein Festdiner, an welchem der Kirchenvorstand, Gemeinde mitglieder und zahlreiche Mitglieder der Zentrums⸗Fraktion des Abgeordnetenhauses und des Reichs tages theilnahmen.

Der zweite der von dem Verein . Berliner Presse“ zum Besten seiner Unterstützungskasse veranstalteten Vorträge wurde von Herrn Ludwig Fulda gehalten, der geftern Abend im Saale deg Architektenhauseg vor einer großen Zuhörerschaft eigene Dichtungen vorlas. Den Anfang machten zwei kleine Erzählungen in Prosa: eine ernste: Das verbannte Märchen‘, in der ein Kind selbständig das Märchen entdeckt, das ihm von den Eltern, begeisterten Wahrheits. freunden, mit peinlicher Gewissenhaftigkeit ferngebalten worden war, und dann eine heitere neue „Duellgeschichte. Den interessantesten Theil des Abends bildete aber der Schlußvortrag, das launige dramatische Gedicht Lästige Schönbeit“. Eine junge Dame beklagt, daß über der Schönheit ihres Körpers der Reiz und der Werth ihrer Seele vergessen werden und ungewürdigt bleiben. Auf einem Maskenfest findet ste endlich den Mann, der nur ihre Seele kennt und durch diese so k wird, daß er sie trotz ihrer Schönheit“ doch zu seinem Weibe machen wird, obgleich er vorher von dem nachtheiligen Einfluß der Körperschönheit auf die Geistesgaben viel Weises gesagt hat. Die Sinnigkeit und Anmuth der Dichtung wird nech durch den leichten Fluß und den Glanz der Verse gehoben. . . wurde für seine kuͤnftlerischen Gaben lebhafter Beifall gespendet.

Breslgu, 21. Januar. Der gestern in der Heinitz grube bei Beuthen i. O. Schl. ausgebrochene Brand (s. Nr. 18 d. Bl) ift, der Breslauer 56 zufolge, auf der 420 m tiefen Sohle ent⸗ standen. Diese Sohle ist ein neues Flötz, das zum Abbau kommen sollte. Der Kohlenbrand war durch eine 6 m starke Mauer ab. gedämmt, die von den Gasen durchbrochen wurde. Dabei ver— ,,. 5 Bergleute, von denen einer getödtet und vier schwer verletzt wurden.

Cassel. In hochherziger Weise wurden von einer hiesigen Dame, welche ihren Namen nicht genannt wissen will, zum Zweck der Errichtung einer Lungenheilstätte für Unbemittelte 250 000 ½ gespendet. Zur Verwirklichung des Werkes sind bereits die ersten Schritte gethan.

Greiz, 21. Januar. Die Fabrik von Schulze u. Co,. ist, dem . W. T. B. zufolge, bis auf die Umfassungsmauern nieder gebrannt. 500 Webstüh le wurden vernichtet, und 250 Arbeiter sind brotlos geworden. Einige Personen befanden sich in Gefahr und mußten durch die Fenster gerettet werden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Wetterbericht vom 22. Januar, 8 Uhr Morgens. Uebersetzung.

Max Grube. Sonntag:

Prophet.

Stationen. Seribe,

Bar. auf 0Gr. lu. d. Meeres p.

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Belmullet .. Aberdeen. 756 wolli g Christiansund 761 wolkenlos Kopenhagen. 740 Schnee Stockholm. 751 3 wolkenlos aparanda. 757 R wolkenlos t. Petersbsg. I53 S 1Schnee Moskau... 75683 SSW 1pedecktu) Cork, Queens⸗ tomn. 256 wolkig

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Anfang 76 Uhr Opernhaus. Große Oper in 4 Akten von Giacomo Meverbeer. Text nach dem Französischen des Eugsne deutsch bearbeitet von Ludwig kf

Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Tragödie in 5 Aufzügen und einem Nachspiel von Friedrich Hebbel. Neues Königliches Opern⸗Theater (Kroll). Die Journalisten. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustas Freytag. Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung findet heute und morgen in der Zeit von 9—10 und 12—1 Uhr im Königlichen Schauspielhause statt. Preise der Plätze: 3, 2, 150 und 75 3. Auf⸗ geld wird nicht erhoben. Die Billets Nr. 26 und 27, II. Rang Balkon

der Wolf Graf Baudissin'schen Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur

Der

Die Grille.

35. Vorstellung. von Charlotte Birch⸗Pfeiffer.

tab. Pit Vergnügen.

Sonntag,

24. Vorstellung. Genoveva.

Anfang 75 Ühr. Millionenbauer.

sftaat. Anfan Sonntag,

76 Uhr.

Anfang 76 Uhr. Montag: Der Militärstaat.

Sonntag und folgende Tage: Marcelle. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Ländliches Charakterbild in 5 Akten

Schiller Theater. Sonnabend, Abends 8 Ubr:

achmittags 3 Uhr: und der Liebe Wellen. Abends 8 Uhr: Der

Theater des Mestens. Kantstraße 12. (Bahn- hof Zoologischer Garten.) Sonnabend: Der Militär

; achmittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltungen: Schiedsmann Hempel. Abends 7 Uhr: Der Militärstaat.

Karl Menyder⸗Tonzert. und Walzer⸗

Nonzerthaus.

Sonnabend: 18. Operetten Abend.

Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 73 Uhr:

III. Klavier⸗Abend von Muriel Elliot. Des Meeres

Dirkus Renz. Karlstraße. Jubiläums- Saison 1896/97.) Sonnabend, Abends 71 Uhr: Premiere „Aus der Mappe eines Riesen⸗ gebirgs · Phantasten!. Eine romantisch · phantastische Handlung, mit komischen Scenen, Gebirgsepifoden, einer naturgetreuen Hörnerschlittenfahrt im Riesen—⸗ gebirge und einem zauberischen Ballet: Im Reiche . ö zen e et s. . i em Greßherzegli k en of ⸗Balletmeifster August Siems. Musik von Aug. Siems und

Cherbourg 746 Regen Helder... 744 N bedeckt JJ halb bed. X .. bedeckt?) Swinemünde 742 Schnee Neufahrwasser 746 S Schnee eee, m 3 Schnee d Schnee arlsruhe . 744 bedeckt Wiesbaden. 743 * bedeckt ü 742 Schnee 744 stil wolkig 742 3 Schnee 745 bedeckt 745 bedeckt k wolkig K Regen I) Geftern Schnee. 3) Nachts Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum, das sich gestern Abend über Dänemark entwickelt hat, liegt an der mecklenburgi⸗ schen Küste und scheint nach Süden lern bretzn wo das Barometer sehr stark gefallen ist. Am höchsten ist der Luftdruck über Nordwest. und Ost, Europa. Ueber Dänemark wehen östliche Winde, die sich über die westdeutsche Ostsee ausbreiten werden. In Deutschland ist bei schwacher Luftbewegung das Wetter trübe und kalt; vielfach ist Schnee gefallen, namentlich in den nordwestlichen Gebietstheilen.

Deutsche Seewarte.

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O COO - M., M.

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Theater.

Aunigliche Schanspiele. Sonnabend: Opern haus. 22. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Goethe'schen Romans. Wilhelm Meister's Lehrsahre“ von Michel Carrs und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von ,. Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 75 Ühr.

Schauspielhaus. 23. Vorstellung. Die Komödie der Irrungen. Lustspiel in 3 Aufzügen von William Shakespeare. Für die Bühne eingerichtet von Karl von Holtei. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Gruhe. Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3 Aufzügen von Jean Baptiste Moliare,

links, zur 24. und 26. Vorstellung im Königlichen Schauspielhause sind dem Besitzer abhanden ge— kommen. Dieselben werden für ungültig erklärt und wird vor Ankauf gewarnt.

Nentsches Theater. Sonnabend: Romeo

und Julia. Anfang 7 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: Der Kanfmann von Venedig. Abends 7 Uhr: Die ver—⸗ snnkene Glocke.

Montag: Die versunkene Glocke.

Berliner Theater. Sonnabend, Nachmittags

3 Uhr; Aschenbrödel. Abends 71 Uhr: Kaiser Seinrich. Sonntag, Nachmittags 21 Uhr: König Heinrich. Abends 75 Uhr: Zum 50. Male: Renaiffance. Montag: Die eisheit der Aspasia. Spitzbubeunstreiche.

Cessumng · Theater. Sonnabend: Die Wieder · kehr. (Louise Dumont.) Hierauf: Niobe. (Jenny Groß.) pr eg; Saubenlerch Abends 74 Uh

reise): e Hauben e. Aben ö. Die Wiederkehr. (Louise Dumont.) Hierauf: Niobe. (Letztes Auftreten von Jenny Groß vor ihrem Urlaub.)

Montag: Erstes Gastspiel der Tournée Marcelle Josset. Frou- Fron.

Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten; burg. Sonnabend: Die Frauen jãger. ( S Dindon.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, übersetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 71 Uhr.

Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche H

Theater Unter den Linden. Behrenstr. S5 / ↄ?. Dirertion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Zweiter He Maskenball. Ballmusik: Das verstärkte

heater Qrchester, unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Max Dahms, die vollständige Kapelle des *. Garde Uanen⸗Regiments unter Leifung des König⸗ lichen Musikdirigenten Herrn Neese, die Szegediner Magnaten. Kapelle Kolompar“ (zum ersten Male in Deutschland) Büffets sowie die Winlieferungen bat der Hof ⸗Traiteur Seiner Majestät des Kaisers 53 A. Huster (Englisches Haus) übernommen.

errenkarten 8 , im Vorverkauf 7 M6, Damen⸗ karten 5 , im Vorverkauf 4 „„, sind zu haben an der Kasse des Theaters Unter den Linden und in den bekannten Vorverkaufsstellen. Der Eintritt ist nur in Ball ⸗Toilette oder eleganter Maske gestattet. Beginn des Balles 10 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: . ö Abends 77 Uhr: Der Bettel⸗

udent.

Thalia · Theater (voꝛm. Adolph Ernst Theater. Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonnabend: Frau Lientenant. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von ermann Hirschel. Musik von Gustav Serpette und Victor Roger. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Fran Lieutenant.

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée. Trilby. Drama in 5 Akten, nach dem Roman des George du Maurier, von Georg Okonkowsky.

Bentral Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schultz. Sonnabend: Neu in⸗ seeniert; Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Große Posse mit Gesang und Tanz in 5. Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Mustk von Julius Cinödshofer. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und die folgenden Tage: Eine tolle

a

Sonntag und folgende Tage: Die Frauen jãger. Nacht.

Neunes Theater. Schiffbauerdamm 4 a. / ð.

Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend:

Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien

Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von ul Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund utenburg. Anfang 75 Uhr.

Konzerte.

Sing Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Konzert von Clara Strause (Klapier) und Lulu . mit dem Philharmonischen

O. Heyer, für Orchester arrangiert vom Kapell. meister Carl Krüger. Noch nie gesehene Kostüm Pracht! Höchst charakteristische Dekorationen! NUeberraschende maschinelle Effekte! Elbfall! Kochelfall! Zackelfall! Außerdem: Auftreten der hervorragendsten Künstler⸗Spezialiräten, Vorführen und Reiten der bestdressterten Freiheits, Spring⸗ und Schulpferde. Komische Entrées und Intermeziz.

Sonntag: Zwei große Vorstellungen. Nach— mittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren auf allen Plätzen frei): Aufführung des großen militärischen Ausstattungsstückes: 1870712. Abends 7 Uhr: Aufführung der Novität: Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗ Phantasten. .

ö —— Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Käthe Bowien mit Hrn. Amts⸗ richter und Prem. ⸗Lieut. d. S. Heinrich Augar (Mohrungen). ;

Verehelicht: Hr. See - Lieut. Achim von Frisch mit Frl. Eveline von Portatius (Itzehoe).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Grerichts⸗Assessor Dr. Berger (Berlin). Hrn. Robert von Boet⸗ ticher Landsberg 4. 8. W). Gine Tochter: Hrn. Regierungs ⸗Assessor Meusel (Cölln a. 9 Hrn. Geheimen Ober - Regierungs Rat Dr. Kruse (Berlin). Hrn. Pastor Kusche (Meuselwitz).

Gestorben: Hr. Rittmeister a. D. Friedrich Wil⸗ helm Frhr. von der Borch (Halle a. S.). Hr. Kommfsiions⸗Rath F. V. Grünfeld (San Remo). Verw. Fr. ajor Therese Poersch, 3 Eckoldt (Meiningen). Hr. Oberlehrer Alfred Sündermann (Berlin). Hr. Oekonomie Rath Heinrich Jungck (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Drug der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen leinschlleßlich Börsen · Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

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Berlin, Freitag, den

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Berichte von dentschen Fruchtmãrkten.

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Deutscher Reichstag. 158. Sitzung vom 21. Januar 1897, 1 Uhr.

Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Reich sha u shalts⸗Etats lr 1897/98 bei dem Gehalt des Staatssekretärs des Reichs-Schatzamts.

Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl herichtet.

Nach dem Abg. Hilpert (b. k. F.) nimmt das Wort der

Abg. Fischbeck (fr. Volksp.). Redner spricht seine Befriedigung darüber aus, daß der Bundestath den Antrag auf Einführung eines Quebrachozolls abgelehnt kabe. Aus Furcht vor den Agrariern scheine man versucht zu haben, ob nicht doch der Zoll eingeführt werden könnte. Hoffentlich bringe die, gründliche Prüfung der Sache der Lederindustrie auf längere Zeit die ihr sehr erwünschte Ruhe. Redner bestreitet, daß hierbei die neu entstandenen großen Gerbereien in rage kämen; gerade in Schleswig; Holstein sei die Gerberei⸗ . eine alteingesessene, und es seien dort die kleinen Betriebe ver⸗ treten, die aber allerdings dem neuen Verfahren sich zugewendet hätten. Infolge der Verbilligung des Gerbstoffes habe die Leder— industrie einen großen Aufschwung genommen. Der Lederzoll sei durch die Handelsverkräge gebunden. Würde der deutschen Lederindustrie der Zoll auf Quebracho aufgebürdet, so würde sie mit dem Auslande nicht konkurrieren können. Die deutsche Lobeproduktion könne den Bedarf jetzt nicht decken; man müßte 20 Jahre warten, ehe das ge⸗ schehen fönnte. Freiherr von Stumm habe gehofft, nach Ablauf der rn, die Solidarität zwischen Landwirthschaft und Induftrie sich bewahrheiten würde durch Einführung eines Zolles auf Lohe und Quebracho. Wolle Herr von Stumm nach der arole des Grafen Limburg⸗Stirum die Handelsverträge kündigen?

Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:

Meine Herren! Es ist von den beiden ersten Herren Vorrednern die wirthschaftliche Frage der Schälwaldungen und ihre soziale Be⸗ deutung für weite Theile des Westens ausdrücklich hervorgehoben worden. Ich erkenne die Ausführungen, die in dieser Beziehung von den beiden ersten Herren Vorrednern gemacht sind, in ihrem vollen Umfange auch heute an und habe sie bereits in den Ausführungen, die ich im vorigen Jahre die Ehre hatte, dem hohen Hause in dieser Frage ju machen, ebenfalls rückhaltlos anerkannt.

Ich glaube aber, es ist richtig, um das Verständniß für den Beschluß des Bundesraths in weitere Kreise dringen zu lassen, meinen gestrigen Ausführungen gegenüber, die absichtlich die Frage auf das eingehendste nach der technischen Seite hin erörtert haben, die Gründe des Bundesraths auf die einfachste Formel zurückzuführen, und zwar auf eine Formel, von der ich bestreite, daß ihre Richtigkeit von irgend einer Seite des hoßen Hauses mir widerlegt werden kann. Theilten also die verbündeten Regierungen selbst die wirth⸗ schaftlichen und sozialen Erwägungen, die die beiden ersten Herren Vorredner vorgetragen haben, so könnten sie doch den Wünschen

der Schälwaldbesitzer nicht wirksam zu Hilfe kommen.

Warum nicht? Eichengerberlobe hat einen Gerbstoffgehalt von 120, Quebrachoholz in Blöcken hat einen Gerbstoffgehalt von durch— schnittlich 18 bis 20 ,½; flüssiger Extrakt hat einen Gerbstoffgehalt von 40 υσ“:, Quebrachoextrakt in fester Form hat einen Gerbstoffgehalt bis zu 8o/ . Was würde also die Folge davon sein, wenn wir Quebracho in Blöcken und zerkleinert durch hohe Schutz zölle jetzt aus- schlössen? Es würde dann das Quebrachoholz in Blöcken oder zer— kleinert nicht mehr hineinkommen; statt dessen würden aber die in anderen Ländern bereiteten Extrakte eingehen, und zwar würde im Interesse der Exportfähigkeit der feste Extrakt eingeführt werden, der 80 ο Gerbstoff enthält. Damit würden aber die Wirkungen eines Schutzzollegz, wenn man auch die zolltechnischen Schwierigkeiten über⸗ winden sollte, unseres Erachtens vollkommen illusorisch. Ich habe aber schon darauf hingewiesen, daß selbstverständlich der Versuch, Desterreich, Italien und andere Staaten, die Extrakte für die Gerberei herstellen, zum Verzicht auf die Zollfreiheit für diese Extrakte, d. h. für chemische Fabrikate zum Gewerbegebrauch, die ihnen kraft der Handelsverträge zusteht, zu bewegen, scheitern würde; darauf würde keine Nation sich einlassen. Wenn einem nationalen Erzeugniß vertragsmäßig Zollfreiheit zugesichert ist, wird der berechtigte Staat diese Zollfreiheit nicht eher aufgeben, als der Vertrag abläuft,

oder es würden Gegenforderungen gestellt werden, die für uns voll⸗ kommen unerfüllbar wären.

Wenn es also selbst gelänge, andere Vertragsstaaten zu bewegen, sich damit einverstanden zu erklären, daß wir einen Zoll auf Que⸗ brachoh olz einführen, so würden wir doch nie einen Zoll auf Quebrachoextrakt einführen können, und damit würde die Maß⸗ regel wirihschaftlich vollständig wirkungslos werden.

Selbst wenn es uns aber jetzt gelänge, was ja natürlich eine vollkommen utopische Annahme ist, alle Gerbmittel, namentlich alle diejenigen, deren Konkurrenz für den Schälwald bedauerlicherweise preis⸗ drückend wirkt, mit einem hohen Zoll zu belegen, so würden ganz zweifellos an Stelle der ausländischen Gerbmittel mit Quebracho gegerbtes Leder und Lederwaaren nach Deutschland eingeführt werden, weil wir nicht in der Lage sind, während der Zeit der Handels verträge die Schutzzölle auf Leder, insoweit sie gebunden sind, zu erhöhen.

Ich habe also nicht ausgeführt, daß die Lederindustrie nicht unter Umständen eine Vertheuerung ihres Gerbmittels bis zu einem gewissen Grade vertragen könnte, sondern ich habe nur ausgeführt, daß die Einführung eines Quebrachozolles dem Schälwald nichts nützen könnte, weil das Quebrachoholz in konzentrierter Form als Extrakt bei uns eingehen würde, und daß selbst, wenn man über— seeische Gerbmittel prohibieren würde, es derjenigen Industrie, die noch mit Eichenlohe gerbt, nichts nützen könnte, weil wir die Lederzölle während der Vertragsdauer nicht erhöhen können, und an Stelle des Quebrachoholzes das mit Quebracho gegerbte Leder eingehen würde, daß mithin die Konkurrenz des Quebracholeders fortdauern würde, nur daß es nicht im In lande, sondern im Aus lande hergestellt würde. Also, meine Herren, so lange wir durch die Handelsverträge gebunden sind und in dieser Beziehung durch deren Ablauf nicht tabula rasa haben, können wir wirksam den Schälwaldbesitzern zu unserem lebhaftesten Bedauern nicht helfen. Haben wir einmal freie Hand, sind die Handelsverträge abgelaufen, so bin ich fest überzeugt, wird man die Frage sehr ernst von neuem prüfen.

Abg. von Salisch (d. kons.): Die heutigen Erklärungen des Staatssekretärs waren sympathischer als die gestrigen; aber sie haben uns die Ueberzeugung gebracht, daß der Bundesrath sich festgelegt hat und von seinem Standpunkt nicht weichen kann. ch danke aber für die 1 daß nach Ablauf der Handelsverträge die Frage aufs neue geprüft werden soll. . .

Abg. Beckh (fr. Volksp.) bestreitet eine Nothlage der Schäl⸗ waldbesißer. Die Nutzung eines Schälwaldes sei immer noch größer als die er ftige Waldnutzung. Uebrigens hätten die Handelsverträge die Landwirthschaft nicht geschädigt, sondern durch Erhöhung der Hopfenausfuhr sogar die bayerischen Hopfenbauern begünstigt.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Grundsätzlich habe ich mich nicht gegen die ö ausgesprochen, sondern nur 34 die Erneuerung derselben in der Form, daß die darin enthaltene Schädi⸗ gung der Landwirthschaft beibehalten werde. Ich werde daher gegen eine Bindung der Getreidezölle auf 35 6 und gegen die Zoll⸗ freibeit für Lohe sein. Ich bin Mitglied des Zentralverbandes deutscher Industrieller und Vorsitzender industrieller Vereine und weiß, daß die Inzustriellen mit mir übereinstimmen. Im preußi⸗ schen Herrenhause sind neben mir noch andere Vertreter der Industrie vorhanden, und Herr Friedberg wird wohl demnächst, wenn das a mn , an das Herrenhaus kommen wird, sehen, daß die Vertreter der Industrie sich rühren werden. Dem Eichenschäl⸗ wald macht die Lohe, welche aus Desterreich, eingeführt wird, nicht so viel Schaden wie, das gerbstoff teichere Quebrachoholz, während die Extrakte nur für die chemische Industrie in Betracht kommen. Bei dem Raubbau, der in Argentinien mit dem Quebrachoholz getrieben wird, wird die Einfuhr desselben bald anz aufhören oder so zurückgehen, daß die Lohe doch an die Stelle desselben treten muß. Dann wird es schwer sein, den Eichenschälwald aufs neue zu schaffen. Deshalb, hat das Haus alle Veranlafssung, bei seinem Beschlusse stehen zu bleiben und ihn nöthigen falls zu wiederholen. ĩ

Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.) hält die Gefahr, daß es der deutschen Gerberei an Gerbstoffen fehlen werde, wenn man den Eichen schälwald nicht an, für nicht sehr nahe bevorstehend. Die Be⸗ merkung, daß bei Ablauf der Handelsverträge die Frage wobl⸗ wollend aafs neue geprüft werden solle, sei wobl mehr der

öflichkeit entsprungen, aber Herr von Salisch habe darin eine feste . gesehen. Durch solche Bemerkungen werde lediglich der

22. Januar

Agitation ein neuer Impuls gegeben und die Industrie beunrubi Die Handelsverträge hätten der Induftrie große Vortheile gebt und der Landwirthschaft durchaus nicht geschadet. Abg. Hilpert: Der Abg. Beckh versteht von der Landwirthschaft nichts; aber von dem Hopfen mag er mehr verstehen, denn er ver⸗ kehrt wohl viel mit den Hopfenhändlern in Nürnberg. Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner: . Meine Herren, dem Herrn Abg. Freiherrn von Stumm möchte ich nur bemerken, daß er eine Aeußerung von mir irrthümlich ver⸗ standen hat. Es bat mir selbstverständlich fern liegen müssen, zu bestreiten, daß die steigende Ausfuhr der überseeischen Gerbstoffe auch Einfluß auf die Preisbildung der einheimischen Schälwald. Industrie ausgeübt hat und ausübt. Ich habe nur gesagt: belegen wir das Quebrachoholz in Blöcken mit einem wirksamen Zoll, so wird statt des Quebrachoholzes in Blöcken, was 18 —20 / Gerbstoff hat, fester Extrakt eingehen, der bis 80 0/0 Gerbstoff hat, und das ist einer der Haupteinwände, weshalb zur Zeit derartige Zölle nach Ansicht der verbündeten Regierungen keine Wirkung haben könnten. Ich möchte aber noch dem Herrn Abg. Barth gegenüber bemerken, wie es doch selbstverständlich ist, daß, wenn eine große Mehrheit des Hauses sich dafür ausgesprochen hat im Interesse einer heimischen Kultur und zwar einer landwirthschaftlich so wichtigen Kultur, wie die Gichschälwaldung, überseeische Gerbstoffe mit einem Zoll zu be⸗ legen, wir diese Frage, sobald wir unsere Arme frei haben, das beißt nach Ablauf der Handelsverträge, einer sehr ernsten und eingehenden Erwägung unterziehen werden (Bravo rechts), und ich glaube, der Hoffnung kann man sich auch nicht hingeben, daß die neuen Handelg⸗ verträge, die wir 1904 abschließen werden, einfach die Abschrift der bisherigen Handelsverträge sein werden (sehr gut! rechts), nicht allein aus wirthschaftlichen Gründen, sondern vor allem aus rein zoll⸗ technischen Gründen. Es ist vielleicht ein Mangel unseres autonomen Tarifs, der ein recht ehrwürdiges Alter in seiner jetzigen Gestalt hat, daß er nicht genügend spezifiziert ist in seinen einzelnen Positionen, und daß deshalb Handelsvertrags⸗ Verhandlungen mit Staaten, die einen sehr spezifizierten Tarif haben, für uns durch einen solchen Tarif, der große Gruppen zusammenfaßt, jedenfalls nicht erleichtert werden. Ich glaube, es wird deshalb nothwendig sein, als Grund⸗ lage für den Abschluß neuer Handelsverträge vor allen Dingen einen viel spezifizierteren neuen autonomen Tarif aufzustellen. (Sehr richtig! rechts Mit dieser Arbeit ist das Schatzamt zunächst beschäftigt und darauf beruht es, daß im Etat des Reichs-Schatzamts eine neue Stelle für einen vortragenden Rath von Ihnen erbeten wird. Sie können sich denken, daß das eine ganz außerordentlich schwierige Arbeit ist. Es muß zunächst das System für einen neuen auto⸗ nomen Tarif festgestellt und demnächst jede einzelne Position des jetzigen Tarifs durchgegangen werden; es müssen ferner die aus den Interessentenkreisen hervorgegangenen Wünsche auf Tarifänderungen einer genauen Erwägung unterzogen werden, und schließlich muß über die einzelnen Positionen gruppenweise mit den Interessenten selbst verhandelt werden. Erst wenn man so eine feste wirthschaftliche Unterlage aus dem Verständniß der betheiligten Kreise heraus ge⸗ wonnen hat, kann man die Arbeit abschließen und dem Bundesrath und später dem Reichstag zur Beurtheilung und Beschlußfassung vor⸗ legen. Das ist eine jahrelange Arbeit; aber es folgt schon zolltechnisch daraus, daß die neuen Handelsverträge nicht eine einfache Abschrift derjenigen Handelsverträge sein können, die jetzt bestehen. (Bravo! rechts.)

Abg. Beckh weist darauf hin, daß er einen großen Theil seines Lebens auf dem Lande zugebracht habe, weil sein Vater und Großvater Grundbesitzer gewesen seien, sogar Großgrundbesitzer. Er verstehe also von der Landwirthschaft genügend.

Abg. Brunck (nl.) tritt für den Quebrachozoll im Interesse der kleinen Lohgerber ein. ö

Abg. Graf von Kanitz 8 kons.): Glauben die Freisinnigen, daß im Jahre 1902 eine Mehrheit für die einfache Verlängerung der Handeis⸗ verträge zu finden sein würde? Der Staatssekretär hat also nichts Neues, Ueberraschendes vorgebracht, sondern nur etwas bestätigt, wat wir alle wissen, daß von einer Fortführung der Handelsvertragsvolitik nach 1902 nicht die Rede sein kann. Einen speꝛialisierten Zolltarif wie andere Staaten müssen wir auch haben. Aus der Spezialisierung des russischen Tarifs sind ja die Schwierigkeiten wegen der Verzollung feiner Lederwaaren in Rußland entstanden. Wenn auch die Zölle für Gerbstoffe gebunden sind, so fällt doch darunter nicht ohne weiteres das Quebrachoholz. Denn jeder Staat genießt die Zell⸗ begünstigung nur für seine eigenen Produkte, zu diesen aber gehört Quebracho nicht. Die Einführung des mit Quebracho gegerbten Leders würde verhindert werden können, denn der Zoll auf Leder ist nicht allgemein gebunden, sondern nur der Zoll auf Sohl⸗ leder. Maßgebend ift, daß das Quebracholeder minderwerthig ist gegen⸗ über dem lohgaren Leder. Welche Erfahrungen hat denn die Militär. verwaltung mit den Stiefeln aus Quebracholeder gemacht? Nichts sieht trauriger aus als eine Truppe mit abgerifsenem Schuhwerk. Die Eichenschälwaldbesitzer werden jetzt viel mehr geschädigt, als die Arbeiter durch die Vertheuerung ihres Schuhwerks geschädigt werden könnten. Hoffentlich kommt man doch noch vor Ablauf der Handels- verträge zur Einführung eines Quebrachozolles.

Abg. Dr. Barth: Soviel ich weiß, hat die Militärverwaltung schon einmal die Auskunft gegeben, daß das Schuhzeug von Quehracholeder nicht weniger werth ist, als das von anderem Leder. Es hindert die Militäͤrverwaltung garnichts, bei ihren Abschlüssen nur eichen⸗ lohgares Leder zu kaufen. Warum soll die ganze Bevölterung in dieser Beziehung bevormundet werden? Die Mehrheit des Reichstages für die Handelsverträge war eine sehr beträchtliche, und ich habe das Vertrauen, daß bei derselben Frage der Reichstag ju demselben Ergebniß kommen wird, nachdem er sich überzeugt hat, daß die Handelsberträge sehr segensreich waren. Es handelt fich nicht um diesen Reichstag, sondern um einen nächsten n, . und ich für meine Person wünsche mir gar keine bessere Wahlparo als die Handelsverträge.

(Fortsetzung in der Zweiten Beilage, zweite Seite.)