Chef⸗Sekretãr f Irland G. Balfour erklärte, dem, was . chon für den Elementarunterricht in Irland ar abe, könne niemand die Einrichtung eines besseren öheren Unterrichtswesens für die Katholiken beanstanden, aber vor der Einbringung einer neuen Vorlage müsse das Haus überzeugt sein, daß dieselbe den bestehenden Bedürf— nissen entspreche. Er wünsche vor allem zu erfahren, welche Anschauungen in Irland bezüglich der ein solches Institut ver⸗ waltenden Körperschaft herrschten. Sein aufrichtiger Wunsch sei, in dieser Frage alle Vorurtheile der Seile zu setzen und zu versuchen, den Wünschen Irlands entgegenzukommen. Auf diese Erklärung hin zog Engledow seinen Unterantrag zurück. Howoxrth brachte einen Unterantrag ein, welcher die Erklä—⸗ rung der Regierung zur Rechtfertigung der Freilassung der irischen Dynamitverbrecher als ungenügend bezeichnet und für ge⸗ ignet hält, zu solchen Verbrechen zu ermuthigen. Der Erste Lord des Schatzes Balfour wies den Angriff Howorth's zurück, da seine Ausführungen nicht nur die Urtheilskraft des Ministers des Innern, sondern auch dessen Ehre und die Ehre des Kabinets antasteten durch die Andeutung, daß das Vorgehen des Ministers von politischen Interessen eingegeben worden sei. Er sei überrascht, daß Howorth Führern folgen könne, von denen er eine so schlechte Meinung habe. Hierauf wurde die weitere Debatte auf Montag vertagt.
Gestern und vorgestern sind Blaubücher, welche die diplomatische Korrespondenz über die orientalischen Angelegenheiten enthalten, ausgegeben worden.
Das eine bringt Depeschen aus der Zeit vom Dezember 1895 bis August 1896, das andere umfaßt die Zeit vom 20. September 1896 bis zum 2. Januar 1897.
Wie . W. T. B. berichtet, enthält das erste Blaubuch haupt⸗ sächlich Berichte der Konsuln in Kleinasien über die dortigen Metzeleien und die allgemeine Lage der Armenier, sowie Einzelheiten über den Feldzug im Hauran im Juni 1896. Dagsselbe veröffentlicht ferner ein von dem Botschafts⸗ Sekretär Herbert dem Premier. Minister Lord Salis bury übermitteltes Schreiben des Sultans, in welchem sich der letztere bitter über die Unterstützung der Armenier durch England beschwert. Während England sich früher der Wohlfahrt aller Ünterthanen des Sultans angenommen habe, scheine es jetzt lediglich die Armenier zu beschirmen. Es sei unmöglich, Reformen einzuführen und die Ord— nung aufrecht zu erhalten, solange die Armenier ihre gegenwärtige Stellung behielten. Der Sultan wünsche, daß den Armentern gute Rathschläge gegeben würden, sonst müsse sich die Türkei die Freiheit ihrer Handlungen vorbehalten.
. In dem zweiten Blaubuch heißt es: Nachdem Lord Salisbury am 23. September v. J. die österreichisch, unga⸗ rische Regierung um ihre Ansicht habe befragen lassen, habe er am 29. Oktober an alle Mächte ein Zirkular . mit dem Vorschlage, die Botschaften in Konstantinopel sollten einen Reformentwurf. abfassen, sowie dem weiteren Vorschlage, wangsmaßregeln. zu ergreifen für den Fall, daß der Sultan sich weigern sollte, die von den Mächten genehmigten Reformen anzunehmen. Die Antworten der Mitglieder des Drei— hunde auf diese Vorschläge hätten bejahend gelautet. Der großbritannische Botschafter in Berlin, Sir Frank Lascellet, habe am 23. Oktober Lord Salisbury berichtet, er habe dem Staatssekretär Freiherrn von Marschall das Zirkularschreiben vorgelesen. Freiherr von Marschall, der mit größter Aufmerksamkeit zugehört, habe geantwortet: er könne ohne eingehende Erwägung eines so wichtigen Schriftstücks keine endgültige Antwort geben, er könne indeß schon jetzt sagen, daß Deutsch— land sich gern allen Schritten anschließen werde, über welche die Mächte sich zu dem Zwecke, die Integrität der Türkei aufrecht zu er— halten und die Lage aller tucrischen UÜaterthanen, ohne Unterschied, zu verbessern, einigen würden. ;
Weiter wird darin gesagt:
Der Verweser des russischen Ministeriums des Aeußern, Schischkin, habe zuerst Einspruch gegen Zwangsmaßregeln erhoben, aber am 28. November habe der britische Botschafter in St. Peters⸗ burg O. Conor berichtet, der Kaiser habe Schischkin zu der Erklärung ermächtigt, die russische Regierung werde, wenn der Sultan wieder seine gewöhnlichen Ausflüchte in Betreff der Ausführung der von den Mächten empfohlenen Reformen gebrauchen follte, s nicht ablehnen, den britischen Vorschlag, Zwangsmaßregeln zur Anwendung zu hringen, in Erwägung zu ziehen unter der Bedingung, daß unter den Mächten hierüber Einmüthigkeit bestebe. Der fran⸗ zösische Botschafter in London Courcel habe am 23. Dezember Lord Salisbury eine Note übergeben, worin die dem französischen Botschafter in Konstantinopel Cambon ertheilten Instruktionen, dargelegt worden seien. Diese Instruktionen hätten im allgemeinen ein Zusammengehen mit den übrigen Mächten vorgeschrieben, unter der Voraussetzung einer Verständigung über folgende drei Punkte: I) Integrität der Türkei; Y Kein isoliertes Vorgehen; 3) Kein Kondominium. In Betreff der Frage von Zwangsmaßregeln habe Frankreich ebenso wie Rußland eingewilligt, diese Frage einer Prüfung zu unterziehen, wenn die Machte einstimmig Zwangsmaßregeln für durchaus nothwendig er— achten sollten. . -
Cecil Rhodes ist gestern an Bord des „Dunvegan Lastle⸗ in Plymouth eingetroffen. Trotz des herischenden Schneesturms hatte sich eine zahlreiche Menge am Hafen ein⸗ gefunden; Cecil Rhodes beschloß jedoch, nicht an Land zu gehen, und fuhr an Bord des Dampfers nach London weiter.
Frankreich. Das Uebereinkommen der französischen und der dänischen Regierung betreffend Tun dem „W. T. B.“ zufollz gestern unterzeichnet worden. er Sengt verwarf gestern einen die Abänderung der Schulgesetze bezweckenden Antrag und nahm im Ein“ verständniß mit dem Unterrichts-Minister Rambaud eine Tagesordnung an, welche die Rechte der bürgerlichen Gesell⸗ schaft anerkennt und die Anwendung der bestehenden Schul⸗ gesetze mit Festigkeit verlangt.
Die Deputirtenkammer nahm die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Zuckersteuer, wieder auf. Der Deputirte Trannoy vertheidigte die Vorlage, indem er aus⸗ führte, daß die Zahlung von 12 Millionen Francs Export⸗ prämien eine Ausfuhr von 300 900 t Zucker ermöglichen würde. Der Deputirte Jumel bekämpfte den Entwurf im Interesse der Konsumenten. Der Berichterstatter Graux betonte, es sei nothwendig. Deutschland zu verhindern, nicht nur den europäischen Markt, sondern auch noch den Welt— markt in Beschlag zu nehmen. Deutschlands Stärke beruhe in seinem Steuersystem, welches vor dem französischen einen Vorsprung von 50 Jahren habe. Redner hielt daran fest, daß eine theilweise Entlastung des Zuckers ein unwirksames Mittel sein würde, und schloß mit den Worten: es sei nöthig, den, französischen Zuckermarkt zu vertheidigen durch Be— willigung einer der deutschen und öhsterreichisch⸗- unga⸗ rischen gleichkommenden Exportprämie, wenn man den Untergang von 25 Departements verhüten wolle. Der De⸗ Putirte Julien bekämpfte den Entwurf, welcher nur für England vortheilhaft sein würde. Der Minister⸗Präsident Mäline führte aus: Es handle sich um eine Frage der nationalen Vertheidigung; die Kammer sei mit verschiedenen Systemen befaßt worden, von denen keines vollkommen r Die
größte Stimmenmehrheit auf fich vereinigen werde, denn , , , , die cht sich an einer internationalen gon⸗ — betheiligen. Ausfuhrprämien seien nöthig. Zwischen . eich und Deutschland bestehe eine wesentli ln gi fe hinsichtlich der Produktion, die in Deutschland billiger fer als in Frankreich Man verlange von den Konsumenten ein leichtes zeitweiliges Opfer bis ein neues Steuersystem durch eine internationale Konferenz aufgestellt sei era die Generaldebatte geschlyssent mid die Dringsschkeit für die Vorlage erklärt. Die Kammer beschloß sodann zur Berathun 2 Artikel überzugehen. Die Sitzung wurde . aufgehoben.
Der Armee⸗Ausschuß der Deputirtenkammer hat 8. den Gesetzentwurf des Kriegs-Ministers Generals
il lot, betreffend die Bildung von vierten Bataillonen
bei den Infanterie⸗Regimentern, angenommen und den Abg. Méziséres zum Berichterstatter ernannt. .
Graf R mu sat, welcher bei der Senatswahl in Toulouse gegen Constans gewählt wurde, ist gestorben.
* Ruf land. ö
Das russische Mittelmeer⸗Geschwader soll, wie „W. T. B. meldet, durch das Geschwader⸗Panzerschiff Kaiser Nikolai J.“ verstärkt werden.
Den Nowosti“ wird aus Tiflis telegraphiert: 40 000 armenische Uebersiedler seien auf russischem Gebiet unter⸗ e. worden davon 22000 im Gebiete von Kars, 14000 m Bezirke des Schwarzen Meeres und die übrigen in der Um⸗ gebung von Eriwan. Zum Unterhalt der Uebersiedler bis um Frühjahre seien Proviantsendungen aus Moskau und aus
strachan eingetroffen.
Italien.
Der General Baldissera ist gestern früh in Brindisi gelandet und Abends nach Rom weitergereist.
Eine Note der „Agenzia Stefanis erklärt die wieder⸗ holt aufgetauchten Gerüchte, nach welchen der Gouverneur der Erythräischen Kolonie vor einigen Monaten eine Verstärkung von sechs Bataillonen verlangt habe, was die Regierung jedoch abgelehnt hätte, für unbegründet. Die Erwägungen der Regierung bezüglich einer Ent— sendung von Verstärkungen nach Erhythräa hätten sich auf gewisse Möglichkeiten bezogen, die jedoch nicht ein— etroffen seien. Der Gouverneur von Erythräa, weit entfernt, erstärkungen zu verlangen, habe vielmehr gegen Ende Dezember v. J die Heimsendung zweier Bataillone beantragt, . deren Beförderung die Regierung ein Packetboot entsandt abe, welches vorgestern in Massowah angelangt sei.
Dänemark.
„Im Fol kething legte gestern der Finanz-Minister von Lüttichau den in der Sitzung vom 21. Dezember v. J. an⸗ gekündigten Gesetzentwurf, betreffend die Einführung einer niedrigen staatlichen Einkommen- und Vermögenssteuer nach preußischem System, vor. Der Minister des Innern Hör ring brachte einen Gesetzentwurf ein, nach welchem ein Theil der direkten Staatssteuer an die Gemeinden übertragen werden soll. Die Staatgeinnahmen werden durch die beiden Vorlagen um 800 000 Kronen jährlich vermindert werden.
Amerika.
Dem „W. T. B.“ wird aus Washington berichtet, daß gestern, als im Senat der britisch⸗ amerikanische Schieds⸗ gerichts vertrag, . auf der Tagesordnung zu stehen, berührt worden sei, der Senator Sherman Amerika zu der großen That dieses Vertrages beglückwünscht und erklärt habe: der Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten werde alles thun, um die Annahme des Vertrages — fördern. Der Senator Stewart habe aus⸗ geführt: der Ober⸗Schiedsrichter, der König von Schweden und Norwegen, sei ein Blutsverwandter der Königin Victoria und werde daher nicht unparteiisch sein.
Aus Havanna wird berichtet, der General Weyler habe allen Befehlshabern befohlen, binnen einer Frist von drei Tagen sämmtliche Plantagen und Wohnhäuser in der Provinz ,,. zu zerstören, um die Aufständischen zur Unterwerfung zu bringen.
Asien.
Nach Meldungen, die aus Manila in Madrid eingetroffen sind, hätten die Aufständischen bei einem belgischen Handels— hause in Hongkong 30 006 Gewehre bestellt. Kriegsschiffe bewachten die Küsten, um die Ausschiffung derselben zu ver⸗ hindern. Das Kriegsgericht habe 13 Aufstaͤndische, darunter Mitglieder der revolutionären Regierung, abgeurtheilt. Man behaupte, daß die Anstifter des Aufstandes mit Japan verhandelt, hätten. — Personen, die aus dem Rebellenlager bei Cavite gekommen seien, gäben an, die Aufständischen seien 79 900 Mann stark, von denen 7000 gut bewaffnet seien. Dieselben errichteten verschanzte Lager. — Nach Mindanao seien sechs Kompagnien 33 worden, da man eine Meuterei der eingeborenen Truppen befürchte Afrika.
Der „Agenzia Kö wird aus Agordat gemeldet, der General Vigano sei in der Nacht zum Hen e daselbst angekommen und habe zu den aufgeführten Vertheidigungs— werken seine völlige Billigung ausgesprochen. Das Sperations— korps sei reichlich mit Munition und Lebensmitteln versehen, und die telegraphischen Verbindungen mit Kassala seien gesichert. Es sei Vorkehrung getroffen, um über die Bewegungen und etwaigen Schwenkungen des feindlichen Heeres . zu erhalten. Die Hauptmacht der Derwische stehe bei Sciaglet Schaghet 3 mit dem Vortrupp halbwegs zwischen Sciaglet und
gordat. In der Flanke stehe ein deiachlertes Korps von etwa 190 Mann bei Toculai (Tucualai?) mit vorgeschobener Spitze. 109 bis 500 berittene Derwische streiften auf den Flanken, welche nicht weiter gedeckt seien, da die Einwohner mit ihrem Vieh und ihren Vorräͤthen schon seit acht Tagen in die Berge geflohen seien. Sichere Anzeichen ließen darauf schließen, daß die Gesammtmacht des Feindes aus 5000 bis 6660 mil Ge— wehren bewaffneten und aus mehreren Tausenden mit Lanzen ö Derwische bestehe. us Suakin vom 20. d. M. wird dem „Reuter schen Buregu, gemeldet, daß Osman Dig ma von Smdurman zurückgekehrt sei und demnächst bei Sinkat erwartet werde. Die Derwische zögen in der Richtung auf Tokar. Nach einer Meldung des „Reuter ' schen Bureaus“ aus
Regierung meine, das beste System sei dasjenige, welches die
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PVarlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Si Reichstages, des Herrenhauses 1 des 9 der
en des Abgeordneten befinden in d ĩ * sich er Ersten und Zweiten
— In der heutigen (160. Sitzung des Reichstage welcher der Staatssekretär des . Ciel h as fe von Boetticher und der Staatssekretär des Neichs⸗Scha amts Dr. Graf von Posadows ky beiwohnten, wurde zweite Berathung des Reich shaushalts⸗Etats für 1897198 beim Etat der Reichsschutden fortgesetzt.
Das Wort nahm zuerst der k Dr. Lieber (Zentr). Bei Schluß des Blattes sprach der Staatssekreiär des Reichs ⸗Schatzamts Hr. Graf von Posadowsky, dessen Rede am Montag nachgetragen werden wird.
— Das Herrenhaus trat in der heutigen (7) Sitzu in welcher der , Dr. Miquel, 9 Sinn . der öffentlichen rbeiten Thielen und der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Ham merstein zugegen waren, in die Berathung der Interpellation des Grafen von Klinckowstroem ein, welche, wie folgt, lautete:
1) Ist es richtig, daß seit circa 2 Jahren die Königsberger Waljmühle Roggenmehl im Verhältniß von 87: 100 (sogenann tes Nextun mehl ausgeführt und dadurch den Staat um erhebliche Zollbeträge und die Landwirthschaft durch vermehrte zollfreie Einfuhr , ll, welche Sch
entuell, welche ritte sind gethan, um den dadu entzogenen Zoll nachträglich ,, ö .
Nachdem der Finanz⸗Minister Dr. Miquel sich zur Beant— wortung der Interpellation bereit erklärt hat, bemerkt zur 5 6
raf von Klinckowstroem: Meine Interpellation hat nicht den Zweck gehabt, irgend eine Mühle anzugreifen; meine ie ncht befolgt weit wichtigere und höhere Zwecke. Eg ist mir bekannt, daß nach, dem Vorgang einer anderen, der Altonaer Mühle, die Königsberger Mühle die Erlaubniß angesucht und leider auch er— halten hat, in derselben Weise zu verfahren. Der Zweck meiner Inter— pellation ist, für die Zukunft unmöglich zu machen, daß für diefes zur Einfuhr gelangte, nicht gebeutelte Mehl zollfreie Einfuhrscheine ertheilt werden, wodurch die Landwirthschaft in doppelter Weise benachteiligt wird. Von einem Roggenvroduzenten aufgefor⸗ dert,; irgendwelche Schritte zu thun, schickte ich das be— treffende Schreiben an den Finanz Minister, ein zweites, von Mehl. proben begleitetes Schreiben desselben gab ich, nachdem noch kein Bescheid eingegangen war und ich mir nicht als genügend fachmaͤnnisch urtheilsfähig vorkam, an den Vorstand der oftpreußischen Landwirth— schaftskammer, welche bei der Steuer⸗Direktion weitere Nach- frage hielt. In dem Schreiben der Steuer⸗Direktion wird ert daß auf Grund einer Entscheidung des Finanz- inisteriums das Neptunmehl als gebeuteltes Mehl nicht anerkannt werden kann. Trotzdem hat die Mühle die betreffende Erlaubni egen die Voischriften des Reglements erhalten, und 1; stzt ist eine gegentheilige Verfügung ergangen. gegen welche die Walzmühle Widerspruch erhoben hat. Die Entscheidung steht noch aus. Was ich behauptet habe, ist also Thatsache. Wenn dieses Mehl mit 874 0 gezogen wird, bedeutet das eine sehr erhebliche ¶ Herahsetzung des Rendements. Nach den ungefähren Zahlen, die ich habe ermitteln können, würde es fich um einen Jol. betrag von 200 000 M handeln. Die Weizenmühlen haben sich bekanntlich wegen der französischen Konkurrenz; um die Herabsetzung ihres Rendements von 75 auf 721 bemüht; alle Landwirthschaftskammern, bis auf eine einzige, haben sich dagegen er⸗ klärt. Wenn die Mühlen selbstaͤndig Mehl von 87 c zieben, setzen sie damit das Rendement von 65 auf 48 herab, wodurch die Einfuhr zollfreien Roggens ungemein begünstigt und gesteigert wird. Die ostpreußische Landwirthschaft ist durch den ruffischen Sandels vertrag und die Aufhebung der Staffeltarife schon genügend geschädigt; innerhalb des engen Raumes, der uns noch zum Leben gelassen ist, müssen doch also wenigstens die Bestimmungen respektiert werden, welche zu unseren Gunsten sprechen. Die Kontrole dieser Rendements ist ja sebr schwierig; es müssen aber in z bessere Kontrelmittel gefunden werden, um die Land— wirthschast zu schützen. Wird dieser Zweck durch die Interpellation erreicht, dann bin ich befriedigt. (Schluß des Blattes)
— Im Hause der Abgeordneten gelangte in der heutigen 25.) Sitzung, welcher der Minister für Landwirth— schaft ꝛc. Freiherr von Ham merste in beiwohnte, zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Forstschutzbeamten der Gemeinden und öffentlichen Anstalten im Regierungs— bezirk Wiesbaden mit Ausschluß des vormals Landgräf⸗ lich hessen⸗homburgischen Gebiets und des Stadtkreises Frank— furt a. M., zur ersten Berathung.
Abg. von Tepper Laski (fr. kons.) begrüßt die Vorlage namens seiner Freunde mit großer Freude, weil sie die Lage der Forft= schutzhbeamten im Regierungsbezirk Wiesbaden verbessere Und fuͤr die Zeit ihrer Dienstunfähigkeit und für ihre Relikten sorge. Die Vorlage liege auch im Interesse der Gemeinden. Da der Etat jetzt die staat⸗ lichen Förster aufbesfere, erfordere die Gerechtigkeit, auch für die Gemeindeforstschutzbeamten besser zu sorgen. Er empfehle die mög lichst schnelle Annahme der Vorlage ohne Kommissionsberathung. Abg. Ca hently (Zentr) begrüßt ebenfalls die Besserstellung der Kommunalförster mit Freude, bemängelt aber einzelne Beftim⸗ mungen der Vorlage und empfiehlt deshalb eine Vorberathung in der Kommission, welcher die hessijche Landgemeindeordnung überwiesen sei. Abg. Dr. Lotichius (nl befürwortet gleichfalls Kommisstong⸗ . 5 die Abgg. Schaffner (nl. ) und Dr. Beck mann (kons.).
Minister für Landwirthschaft ze. Freiherr von Ham merstein theilt mit, daß die Vorlage zwar nicht dem Provinzial -Landtage, wohl aber einer besonderen Kommission desselben zur Begutachtung vor— gelegt worden sei.
Nach einigen weiteren Bemerkungen des Abg. Hofmann (nl) wird die Vorlage der Kommission für die hessische Land⸗ gemeindeordnung überwiesen.
Es folgt die erste Berathung des Antrages der Abgg. Langerhans und Gen. auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend die Verpflichtungen der bürgerlichen Ge⸗ meinden bezüglich der Bauten und Reparaturen von Kirchen-, Pfarr⸗ und Küstergebäu den. Danach sollen diese beson herz auf der . und Kon sistorial⸗ ordnung des Kurfürsten Johann Georg von 16573 und der
Sansibar wäre die Nachricht von einer lebensgefähr— lichen Erkrankung des Sultans unrichtig 6 gang
Flecken⸗; Dorf⸗ und Ackerordnung vom 16. Dezember 170 beruhenden Verpflichtungen aufgehoben werden.
erachen. Der Suttmn fole sih an u wird aus Bra ß berichtet, es sei a
Langerbhans (fr. Vzg.): Es muß wohl jeder damit ein⸗ i sein, 39 die gemeinden fur sich selber sorgen müssen. Berlin ift aber durch Erlenntniß des Rei 8 zur
ng fur evangelische Kirchen verurtheilt worden auf Grund der allen von 1573. Die Visitationsordnung schrieb zeitweise dor zune b mende tionen der Kirchen im Lande vor, und die betreffende ommisston sollte danach Verbesserungen vorschlagen. Man sollte neinen, daß diese alte Ordnung durch die Kirchengemeinde ⸗ und Synodalordnung aufgehoben sei, das Reichsgericht hat aber anders
Risitationsordnun
entschieden, und des balb bleibt nichts hrig als die Aufhebung jener De
Die Dorfordnung von 1702 sagt ganz allgemeln, es solle jeglicher zu den Kirchenbaulasten bei- tragen. Damals gab es aber noch keine Organisatien der Kirchengemeinden. rt. 12 der Verfassung gewährleistet aber die Bildung besonderer Kirchengemeinden. Damit hat die Verfassung doch ch etwa sagen wollen, das auch andere, nicht zur Landeskirche gehörende Staatsbürger für die, Landeskirche zeitragen sollten. Jetzt sind die evangelischen Kirchengemeinden organisiert, und die vereinigten Kreissynoden in Berlin haben auch das. Anleiherecht für Kirchenbauten erhalten. Nach der Verurtheilung der Stadt Berlin zur Beitragsleistung verhandelte das Konsistorium mit dem Magistrat und wollte von seinem Recht keinen Gebrauch machen, wenn Berlin eine Abfindungssumme von 20 Mill lonen Mark gebe, welche Summe sich im Laufe der Verhandlungen auf 5 Millionen ermäßigte. Die Stadtverordneten⸗Versammlung stimmte dem nicht zu, weil durch solche Verhandlungen das 6 i selbst nicht beseitigt werde. Dank der Fürsorge Ihrer Majestät der Kasserin und des. Kirchenbauvereins und dessen eifrigen Ge— chäftsführers Freiherrn von Mirbach sind jetzt eine, große Zahl neuer Kirchen in Berlin entstanden, sodaß wir jetzt ir 18— 19 690 evangelische Einwohner eine Kirche haben. Keine ochie in Berlin ist so arm, daß sie nicht selbst ihr kirchliches Fin g befriedigen könnte. König Friedrich Wilhelm JT. bat sich dahin gedußert, daß ein Zwang zur Beitragsleistung nur Gehässigkeit gegen die Kirche erzeuge. Durch eine Vorlage von 1880 wurde ein ranzösisches Gesetz für das linksrheinische Gebiet aufgehoben und damit dort die Verpflichtung der bürgerlichen Gemeinden zur Subventie⸗ lierung der Kirchengemeinden beseitigt. Kein Mitglied des Zentrums, ein katholischer Prlester innerhalb und außerhalb dieses Hauses hat damals eine Abfindungssumme verlangt. Ich bitte um Annahme meines Antrags. . . Hierauf nimmt der Minister der geistlichen 2c. Angelegen⸗ heiten D. Pr. Bosse das Wort, dessen Rede am Montag im
Wortlaut nachgetragen werden wird.
alten el lin mne
— Dem Herrenhause sind von dem Hause der Abgeordneten der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Tilgung von Staats⸗ hulden, sowie der Staatsvertrag zwischen Preußen und Ildenburg wegen Herstellung einer Eisenbahn von Lohne nach Desepe (Bramsche) oder einem anderen geeigneten Punkt der Eisen⸗ zahn von Osnabrück nach Quakenbrück, zugegangen.
— Die Kom mission des Herren hauses für Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend das Diensteinkemmen der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volks- schulen, hat sich konstituiert und Herrn von Putt kam er-Carzin zum Vorsitzenden, Herrn Dr. von Levetzow zum Stellvertreter des Vorsitzenden, Herrn Zweigert zum Schriftführer und QDerrn Grafen von Hutten Czapski zum Stellvertreter des Schriftführers
gewahlt.
— Dem Hause der Abgeordneten ift der vom Herrenhause auf Antrag des Grafen zu Inn und Knyphausen— beschlossene Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung einiger jagd— rechtlichen Bestimm ungen, zugegangen.
Arbeiterbewegung.
Aus Ham burg berichtet das Wolff'sche Burean zum Aus stand der Hafenarbeiter; Die ausständigen Hafenarbeiter und Seeleute richteten gestern ein Schreiben an den Arbeitgeberverband, worin sie erklären, daß die Arbeitervertreter keineswegs von ihren Kollegen deauftragt waren, die Entlassung aller neuen Arbeiter zu fordern, noch hätten die Arbeiter auf Erfüllung einer solchen. For— derung beftanden, noch sei sie aus deren eigener Initiative zestellt worden. Es sei lediglich darauf hingewiesen worden, daß es m Interesse des Hamburger Gemeinwesens läge, die fremden Arbeiter ü veranlassen, in ihre Heimath zurückzukehren. Die Vertreter der Arbeiter erkennen an, daß aus der plötzlichen Entfernung sämmtlicher remden Arbeiter einige Schwierigkelten erwachsen dürften, doch glauben ste, das ihnen gewordene Antwortschreiben dahin deuten zu können, daß auch die betheiligten Herren Arbeitgeber ich bereit finden lassen, in Uebereinstimmung mit den Wünschen der gesammten Bevölkerung thunlichst den Arbeitern auf diesem Wege entgegenzukommer. Die Frage, betreffend die Entlassung der fremden Arbeiter, könnte aus den eingeleiteten Verhandlungen ausgeschieden werden, wenn dafür die Arbeitgeber auch ihrerseits nen Waffenstillstand eintreten lassen und keinen weiteren fremden Arbeiter nach Hamburg ziehen, sowie weiterhin erklären, keine Maß= regelungen vornehmen zu wollen. Das Schreiben fährt fort; Wir geben zu, daß die Abstellung der veischiedenartigen Mißstände im Hafen sich aicht in wenigen Tagen durchführen läßt und die Berathungen ber die dazu erforderlichen Maßnahmen immerhin einige Zeit in Anspruch nehmen dürften; dagegen sind wir alle der Meinung, daß sich bezüglich der Lohnfrage und Regelung der Arbeitszeit der ver⸗ schledenen Kategorien schon in wenigen Tagen eine Verständigung zielen läßt, und, um jedes Mißtrauen unter den Arbeitern ju Rseitigen, richten wir an die Herren Arbeitgeber nochmals das Grfuchen, fofort und vor Wiederaufnahme der Arbeit darüber nit uns in Unterhandlung treten zu wollen. Wir sind der Leberzeugung, daß unsere Kollegen sich mit diesen von uns gemachten geo en einverstanden erklären, aber nach wie vor ohne borherige Ver . über Lohn und Arbeitszeit die Wiederaufnahme der Arbeit einmäthig ablehnen werden. Wir ersuchen die Kommission der Herren Arbeitgeber nochmals, mit uns zusammenzutreten, um mit uns gemeinsam den Weg zur Herbeiführung des Friedens zu berathen und e, , nen Vorschlag beiden Parteien jur Annahme zu empfehlen.“
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Paris, 22. Januar. (W. T. B.) Dem „Temps“ zufolge wurde der regelmäßig zwischen London und Paris verkehrende englische Frachtdampfer Mabel“ von dem Minister des Innern beauftragt, seine Fahrt zu unterbrechen und in Boug ival zu ble ben, angeblich, weil er Waaren indischer 8. an Bord habe. Bombay, 27. Januar. (W. T. B.) Den Pil gerschiffen t die Abfahrt von Bombay und Kurrachee verboten worden. In Kurrachee erkrankten 45 Personen an der Pest, 498 Personen tarben. Die Seuche ist auch in Tanna, Sataära und im Innern der Provinz Sind ausgebrochen.
Theater und Musik. Berliner Theater.
; dar weis
Vortrag noch übermäßig aus. .
We anders wirkte Molire, der nach der Weisheit der Aspasia' jum Worte kam, selbst in einer seiner weniger bewunderten Komödien. Die knappe Rede, die schnelle Folge der Geschehnisse in seinen. Spitz buben streiche n!, wie Georg Droescher Les Fourberies de Scapin* übersetzt hat, brachten sofort Leben und Bewegung auf die Bühne. Man nahm die burleske Komik, die in den übermüthigen Bedientenscherzen Scapin's zum Ausdruck kommt und die lebhaft an die derben Fastnachtsschwänke des Hans Sachs erinnert, nach dem unbedeutenden, nur klassisch angehauchten Schauspiel Loebel's mit verdoppelter, ungebundener Fröhlichkeit auf. Frau Prasch⸗Grevenberg führte die Rolle des lustigen, allezeit zu kecken Spitzbübereien auf⸗ gelegten Scapin mit prächtigem Humor durch. Von unwiderstehlicher Komik war aber das Spiel des Herrn Bassermann als Geront, des einen der beiden Väter, die durch Scapin s Streiche zu Gunsten ihrer verliebten Söhne überlistet werden. Auch Herr Hecht in der Rolle des Argant, des zweiten Vaters, trug zum fröhlichen Erfolge der Komödie bei.
Konzer te.
Im Saal der Sing⸗Akademie fand am Dienstag ein Konzert des Fräulein Jeanne Goli (Mezzosopran) und des Herrn Alexander Heinemann (Bariton) ftatt, welches gut besucht war. Die Sängerin, aus der Schule O. Cichberg's hervorgegangen, besitzt eine umfangreiche, besonders in der Tiefe wohlklingende und gut geschulte Stimme, ihr piano ist von bestrickendem Wohllaut und die Vortragsweise sowohl der ernsten wie der heiteren Gesänge belebt und charakteristisck— Diefe Vorzüge kamen in Liedern. von Eckert, Brahms, Franz, O. Eichberg und R. J. Eichberg treff lich zur Geltung. Der lebhafte Beifall bewog die Künstlerin zu einigen Wiederholungen und zu einer Zugabe, bei welcher sie sich selbst begleitete. Derr Heinemann gebietet über eine kraftvolle und bis in die Tenorlage binaufreichende Stimme. Bei dem bekannten Baritonisten Adolf r n, ausgebildet, besitzt er zugleich dessen edle und ergreifende Art des Vortrags. Fine bei Baritonisten seltene Koloraturgewandtheit kommt ihm zu statten, wie die in der Arie aus Samson“ von Händel zu erkennen war; mehrere Lieder von Franz, Jensen und Schubert, dessen Ungeduld“ auf Wunsch wiederholt wurde, folgten hierauf. Beide Konzertgeber trugen am Schluß des Abends noch zwei Duette von C. Hildach unter großem Beifall vor. Die Klavierbegleitung befand sich in den geschickten Händen des Herrn O. Bake. — In ihrem zweiten Konzert, welches ebenfalls am Tienstag im Saal Bechstein stattfand, erwarb sich die Pianistin Fräulein Au gusta Cottlow durch den Vortrag der . Chromatischen Phantasie' von *ach, des Schumann'schen Faschingsschwanks' und der leider nicht häufig ge— spielten B-dur- Variationen von Schubert wiederum das Interesse und die Anerkennung ihrer Zuhörer. J
Am Mittwoch ließ Fräulein Gertrud Heinrich in demselben Saal ihren hellen, hohen Sopran erklingen und gewann durch den weichen frischen Klang ihrer Stimme und ihre angenehme Vortrags⸗ weise schnell die Sympathie des Publikums. Ihre Töne klingen leicht und frei an, auch in der hohen Lage und entfalteten ihren Glanz in Liszt's effektvoller Scene Jeanne d' Are vor dem Scheiterhaufen). Zwischen den Gesängen trug Fräulein Margarete Rusche nicht ohne Talent und mit weit vorge— schrittener Technik einige Klavierkompositionen vor. Sie splelte Beethoven's Sonate „appassionata“ flott genug. Durch das stets zu scharf und kurz genommene Sechzehntel des vierfach im ersten Satz wiederkehrenden Seitenthemas wurde die Schönheit der Melodie entstellt, und auch die begleitenden Triolen traten zu hart hervor. Der Schlußsatz war recht behende durchgeführt und fand im Presto seinen glänzenden, rauschenden Abschluß. .
Eine interessante Konzert⸗Auffübrung batte der Sän ger bund des Berliner Lehrervereins zur Feier seines zehnjährigen Be⸗ stehens am Donnerstag im Saale der Philharmonie veranstaltet. Der Sängerbund hat sich unter der Leitung des Professors Felix Schmidt im Laufe der Jahre technisch so vervollkommnet, daß er den schwierigsten Aufgaben, die einem Männerchor gestellt werden können, künstlerisch durchaus gewachsen ist. Am Donnerstag gelangten zwei größere Chorwerke zum Vortrag, in denen die Sänger aufs neue ihre sorgfältige Schulung bewiesen, die in der Präzision und Reinheit der Einsätze, in der Einheitlichkeit und Fülle des Klanges und in der feinen dynamischen Abstufung zum Ausdruck kam. In dem musikalisch reich ausgestalteten Liebes mahl der Apostel! von Richard Wagner hätte man den ganzen Chor der Jünger seinen Theilen gegenüber etwas kraftvoller und mächtiger hören mögen, aber im übrigen ließ die Ausdrucksschärfe und der Wohl—⸗ klang kaum etwas zu wuͤnschen übrig. Die Kantate „Heinrich der Finkler! für Männerchor, Soli und Otchester von Franz Wüllner, die den Schluß Les Konzerts bildete, steht kompositorisch weit hinter dem Wagner'schen Chorwerk zurück; es man— geln ihr Mannigfaltigkeit des Ausdrucks und jugendliche Frische, obgleich sie offenbar zu den älteren Arbeiten des begabten Tonsetzers gehört. Die Ausführung durch den Sängerbund und die Solisten, als welche die Herren Arth. van Eweyk, Heinr. Grahl und
rancis Harford mitwirkten, war aber gleichfalls durchaus lobenswerth. lach dem Wagner'schen ‚Liebesmabl“ sang Frau Professor Marie Schmidt -Köhne einige Lieder von Brahms, Cornelias, Rich. Strauß, Humperdinck und Schumann temperamentvoll und den Stimmungsgehalt erschöpfend. Der Sängerin, dem Chor und den Solisten wurde reichster und wohlverdtenter Beifall zu Theil. — Im Saale der Sing-⸗Aka demie gaben die Hopianistin Martha Remmert und Professor Waldemar Meyer an demselben Abend ihr zweites Kon⸗ zert, in welchem die letzten Sonaten Beethoven's für Klavier und Violine in virtuoser Weise zu Gehör gebracht wurden. — Ebenfalls am Donnerstag fand im Saal Bechst ein wieder ein Klavierabend stait, der nur spärlich besucht war. Die hier bereits früher gehörte Pianistin Frau Roger MiFelos (aus Haris) füllte den ganzen Abend allein aus, und zwar mit zwölf Klavierstücken meist neuerer Komponisten. Nach Schumann's Phantasie op. 17 folgten bekannte Stücke von Weber, Schubert, Chopin, C. Franck und Anderen, in deren Ausführung die Künstlerin eine brillante technische Fertigkeit und temperamentbollen Vortrag bewies; nur die Phantasie von Schu— mann , nicht tief genug erfaßt. Das Publikum kargte nicht mit Beifallsbezeugungen. .
. nicht . Pianist es wagen sollte, einen Klavier · Abend ohne andere künstlerische Mitwirkung zu veranstalten ist oft in diesen Zeilen ausgefübrt worden. Es giebt indessen Klavier-⸗Abende, deren Berechtigung man anerkennen muß, und zu diesen sind k ded Hofpianisten Georg Liebling unbedingt zu zählen. Der zweite und letzte dieses Winters fand am gestrigen Abend in der stattlich ge⸗ füllten Sing ⸗ Akademie statt. Der Künstler, über dessen große Vorzüge gelegentlich seines letzten Auftretens an dieser Stätte ausführlich berichtet wurde, hatte wieder ein außerordentlich reichhaltiges Programm aufgestellt. Er spielte die Polonaise in As -dur, op. 558, von hopin, die „ Appassionata“ von Beethoven, acht kleinere Stücke von Scarlatti, Scarlatti ⸗Tausig, Schubert, Schumann, Gluck St. Sasns, Chopin und Schubert ⸗Tausig, ferner Schumann's „Karneval (scenes mignonnes sur 4uatre, notes) W. einige Stücke eigener Romposition und Lisit's zweite Röapsodie. Es gehörte gewiß ein kühner Wagemuth dazu, sich die , einer so großen Auf⸗
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der Aussprache. Sie hatte Gesänge von Schubert, Schumann, Tappert, H. Becker und Anderen zum Vortrag erwählt. Das Publikum war zahlreich zur Stelle und kargte mit seiner Anerkennung nicht.
Im Königlichen Opernhausz geht morgen Meyerbeer 's Oper „Der Prophet“ unter Kapellmeister Sucher's Leitung und in folgender Besetzung in Scene: Johann von Leyden: Hert Sylva;
ides: Frau Götze; Bertha: Fräulein Reinl; Wiedertäufer: Herren Lieban, Krasa, Modlinger; Graf Oberthal: Herr Krolop. — Am Montag findet eine Aufführung von Lortzing's . und Zimmermann“ in nachfstebender Besetzung statt: Zar Peter: Herr Betz; Peter Iwanow: Herr Lieban; Marie: Frau Herzog; van Best: Herr Krolop; Marquis von Chateauneuf: Herr Naval; Lord Lyndham: Herr Mödlinger.
Im Neuen Königlichen Opern-Theater findet morgen eine Aufführung zon Gustav Frevtag's Lustspiel „Die Journalisten“ in der bekannten Besetzung statt.
Im Königlichen Schauspielbause geht morgen Friedrich 3 Genoveva! mit Fräulein Poppe in der Titelrolle in Scene.
en Pfalzgrafen Siegfried spielt Herr Ludwig, den Golo . Matkowsky, die alte, Margareta Fräulein Taverland — Am Mon. tag wird König Richard II. gegeben. Den König spielt Herr Matkowsky, die Königin Fräulein Poppe.
Der Spielplan des Deutschen Theaters bringt diesmal sechs Wiederholungen von Gerhart Hauptmann's Märchendrama „Die versunkene Glocke, und zwar außer morgen Abend noch am Montag sowie am Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und folgenden Montag; am Dienstag wird Morituri“ gegeben; am Freitag geht Henrik Ibsen z neuestes Schauspiel John Gabriel Borkman‘ zum ersten Mal in Scene und wird am nächstfolgenden Sonntag Abend wiederholt. Alz Nachmittags⸗Vorstellungen sind für morgen „Der Kaufmann von Venedig“, für den nächstfolgenden Sonntag Die Wildente“ angesetzt.
Im Berliner Theater gelangt ‚Renagissanc“ morgen zum 50. Male zur Auftührung und wird am Dienstag und Freitag C20. Abonnements, Vorstellung) wiederholt. Kaiser Heinrich geht am Mittwoch und nächsten Sonntag in Scene. Am nächsten Sonntag ist dem Publikum Gelegenheit geboten, das Doppeldrama „Heinrich und Heinrich's Geschlechts! an einem Tage zu seben, da Nachmittags der erste Theil König Heinrich“ zu ermäßigten Preisen ᷓ . wird. Die Novitäten Die Weisheit der Aspasia“ und „Spitzbubenstreiche“ werden am Montag, Donnerstag und Sonnabend wiederholt. Am Mittwoch und Sonnabend Nachmittag finden Vorstellungen von Aschenbrödel!“ statt. . ;
Im Lessing-Theater ist die Reihenfolge der zur Auffübrung vorbereiteten Novitäten dabin abgeändert worden, daß zuerst das drei⸗ aktige Schauspiel Vor der Ehe“ von Hans L'Arronge zur Dar⸗ stellung kommt, und zwar wird die Premiere dieses Werkes am Sonntag, den 31. d. M., startfinden. Der Wochenspielvlan wird durch die französischen Vorstellungen der Tournée Marcelle Josset ausgefüllt und bringt Montag: „Frou- Frou, am Dienstag: „La Parisienne“ und „L'sté de la St. Martin“, am Mittwoch: „Marcelle“, am Donnerstag: „Lage difti- cile“ und Monologues von Marcelle Josset, Jean Coquelin und Dumesnil, am Freitag; Les Demi-vierges“. Am Sonnabend findet die Abschieds. Vorstellung der französischen Künstler statt. Als Nachmittags⸗Vorstellung zu ermäßigten Preisen gelangt morgen Ernst von Wildenbruch's vieraktiges Schauspiel Die Haubenlerche“, am nächsten Sonntag Hermann Sudermann's Schauspiel Das Glück im Winkel“ zur Aufführung. .
Im Schiller-Theater kommt morgen Nachmittag zum Gedächtniß Franz Grillparzer's Des Meeres und der Liebe Wellen. zur Aufführung; in der Abendvorstellung wird Kretzer's Volksstück „Der Millionenbauer? gegeben. Am Montag und Donnerstag gelangt der Moser⸗Girndtsche Schwank Mit Vergnügen, am Dienstag und Freitag „Der Schierling? und Shakespeare's Komödie der Irrungen? zur Wiederholung. Am Mittwoch geht Ein Wintermärchen. Sonnabend Der Sohn der Wildniß' in Scene. Die Erstauffüihrung von Ibsen's Schauspiel „Ein Volks. feind' ist für Montag, den 1. Februar, in Aussicht genommen. — Im Bürgersaal des Rathhauses findet morgen ein „Grillparzer Abend statt. .
Der Spielplan des Neuen Theaters wird auch in der nächsten Woche von Sardou's Marcelle? beherrscht. Morgen geht Nach—= mittags zu halben Preisen „Die Grille; in Scene, während am 31. als Mittagsvorstellung die dramatische Gesellschaft Cäsar Flaischlen's Drama „Martin Lehnhardt“ zur Aufführung bringt. kö
Im Theater des Westens ist der Spielplan für die nächste Woche folgendermaßen festgesetzt-: Morgen, am Montag, und am Donnerstag finden Wiederholungen von Moser⸗Trotha't Lustspiel . Der Militärstaat“ statt, am Dienstag wird „Die wilde Jagd“ gegeben; am Mittwoch wird Moser⸗Schönthan's Lustspiel Unsere Frauen“ dem Repertoire einverleibt und am Sonnabend und nächsten Sonntag wiederholt. Am Freitag findet eine Ausfübrung von Philippi'z Schauspiel Der Dornenweg“‘ statt. Morgen Nachmittag gelangt Keller ⸗Herrmann's Volksstück Schiedsmann Hempel“ und am nächsten Sonntag Nachmittag das Schauspiel Treuen von Alexander von Roberts zur Darstellung. .
Im Theater Unter den Linden geht morgen Nachmittag Der Mikado“, Abends Millöcker's ‚Bettelstudent“, mit allen ersten Kräften besetzt, in Scene; letztere Vorstellung wird am Montag wiederholt. Am Dienstag konimen nach zehnjähriger Pause Franz von Suppe's „Flotte Bursche! zur Aufführung; den Abend bes ließt das unter Leitung des Balletmeisters Poggiolesi neu einstudierte Aus- stattungsballet Rund um Wien“.
Mannigfaltiges.
Der Vorftand des Comités für die Centenarfeier am 22. März d. J. erläßt nachstebenden Aufruf für Kom battanten von 1564, Ts und 187571 .
Für den Festzug der Berliner Bürgerschaft am 25. März gedenken wir eine besondere Gruppe zu bilden für die In⸗ haber des Militär Ehrenzeichens 1. Klasse und des Goldenen Verdienstkreuzes aus den Jahren 1864 und 1866 sowie der Ritter des Eifernen Kreujes erster Klasse vom Feldwebel abwärts. Diese Kombattanten sollen aus allen Provinzen eingeladen werden,
gabe berbaupt zujutrauen; um so größere Anerkennung muß man daher
Das einaktige SchauspieDl Die Weisheit der Aspasia' don M. nnn n bel feiner ersten Aufführung beifällig
der Ausführung ollen. Schon dem ersten Theil des Konzerts, welcher
um auf Kosten des Comités zwei Tage in Berlin zu ver⸗
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