1897 / 27 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

*

die Mitglieder des Reichstages und der beiden Häuser des Landtages im Ausbau und in dem bisherigen

Königinnen⸗Gemach und für

die anderen eingeladenen Herren in der Bilder⸗Galerie. Um 10.“ Uhr wird ein Souper an Buffets stattfinden und zwar in der Braunschweigischen Galerie: . für die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, die Botschafter und deren Gemahlinnen, sowie die am , . Hofe accreditierten Minister und Minister⸗Residenten und deren Gemahlinnen, die Mitglieder souveräner Häuser, die General⸗Feldmarschälle, die Chefs Fürstlicher und ehemals reichsständischer Gräflicher Häuser und deren Gemahlinnen, die Excellenzen Damen, ; die aktiven Generale der Infanterie, der Kavallerie und der Artillerie, die Admirale und die aktiven Staats Minister; im Braunschweigischen Saale: . für die Excellenzen⸗Herren, sowie für die Geschäfts⸗ träger und die anderen Mitglieder des diploma⸗ tischen Korps; in der ersten Braunschweigischen Kammer neben dem Schweizer⸗Saale: für die ö im Schweizer⸗Saale: für die tanzenden Damen und Herren; in den Königin Elisabeth⸗Kammern und den angrenzenden Gemãchernt·· für die außerdem Eingeladenen, und zwar in den ersten beiden Zimmern vorzugsweise für die Damen; in dem Saal und in den uͤbrigen Räumen für die Herren.

Ende des Festes gegen 121½ Uhr.

Die Abfahrt ) ist nach Wahl bei der Wendeltreppe, oder bei der Theatertreppe im Portal Nr. in der Richtung nach dem Lustgarten, oder vom Königinnen⸗Zimmer aus über die Höllen⸗Treppe durch Portal Nr. 3 nach der Schloßfreiheit.

Berlin, den 30. Januar 1897. Der Ober⸗Hof⸗ und Haus⸗Marschall. Graf zu Eulenburg.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Versetzt sind die Revierbeamten:

. ergrath Arlt von Waldenburg i. Schl. nach Frank⸗ furt a. O., ;

Bergrath Matthiaß von Magdeburg nach Walden—⸗ burg i. Schles. und . .

Bergmeister Ba dewitz von Frankfurt a. D. nach Magde⸗ burg.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗-Angelegenheiten. Der praktische Arzt Dr. med. Mu ehlenbach in Lüben ist zum Kreisphystkus des Kreises Wohlau ernannt worden.

* ö ach e rann i mach un

a g. Nach Ver crit des Sciedes rem 10. Arril 1872 (Gesetz⸗Samml. S. 357) ind bekennt gemacht:

ie Daerttift entlang bis zur Elbing ˖ Tlegenhöfer Id, 2) don der Grenze mit dem Kreise Marien. bis zum Marienau - Klein⸗Mausdorfer Wege mit

Abzweigurg nach Klein Mausdorf, 3) von der Elbing ⸗Tiegenhöfer Chanssee bei Tiegerbef den schwarzen Wall entlang nach Jungfer mit Abzwei gang nach Neuftädterwald beschlossen bat, das Enteianungs⸗ reckt für die zu der Cbaussee unter 3 erforderlichen Grundstücke ver⸗ Üieben und genebmigt worden ist, daß die dem Chausseegeldtarife vom

23. Febrrar 1840 angehängten Beftimmungen wegen der Chaussee⸗ polijeinergeben auf die gedachten drei Chausseen zur Anwendung kemmen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig, Jahrgang 1895 Nr. 7 S. 48, ausgegeben am 16. Februar 1895,

2) der Allerböchste Erlaß vom 26. Oktober 1896, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarike vom 29. Februar 1840 angebaängteg Bestimmungen wegen der Chausserpolizeivergeben auf mebrere im Kreise Soest belegene Chausseen, durch das Amte blatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg, Jahrgang 1897 Nr. 1 S. 3, aukgegeben am 2. Januat 1897;

3) das am 26. Oktober 1896 Allerböchst vollzogene Statut für den Ent and Sewässerungs verband Marcusbof im Eibinger Deich⸗ verbande durch das Amtebllatt der Königlichen Regierung zu Danzig ö 31, ausgegeben am 12. Dejember 1896;

m 9. Norember 1895 Allerböchst volliogene neue Statut für den Schartau⸗Blumenthbal⸗Partver Deichverband durch das Amts- blatt der Räniglichen Regierung zu Magdeburg Nr. 52 S. 541,

1

, en, m, . aregege ren am 24. Dezember 1856,

zur Entziekung und zur dauernden Beschränkung des zur Ausführung der gerlanten Korrektion des Abneflusses innerbalb des Stadtgebietes und des unteren Theils der in die Ahne mündenden Mombach in Axrsrruch ju rekmerden Grundeigentbums, durch das Amtsblatt der Königlicher Regierung ju Cassel Nr. 54 S. 278, ausgegeben am 23. Dezember 1896,

6) das Allerbẽchste Yrivile

Dsckerzlsken im Betrage van bo0 C00 6 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 52 S. 544, ausgegeben

die Herabsetzung des Zins ußes Grund des Allerbächften Pririlegi ms vom 1. Mai 1888 auf⸗ gercmwraeren Anleihe von 4 auf 3 oder 30,0, duich das Amtsblatt der Röaiglichen Regierung ju Koblenz, Jahrgang 1897 Nr. 1 S. 3, aus⸗

derch das Awteblatt der Königlichen Regierung zu Koblenz Jahrgang 1897 Nr. 1 S. 1,

) Die ar 2Fbeleng lommerkder Wagen därisen aur vom darch Feral Land 11 in die Schleßhöre einfahren.

w . 21 e a ‚— 6 8 m 8 . rr, . K /// J 8 ö

Aichtamtliches. Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten, wie aus Kiel gemeldet wird, gestern Vormittag mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich und dem beider⸗ seitigen Gefolge dem Gottesdienst in der ir ti. bei.

Heute Vormittag empfingen Seine Majestät der Kaiser den Chef des Zivilkabinets. Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Lucanus und hierauf den Staatssekretär des Reichs⸗ Marineamts, Admiral Hollmann zum Vortrage. Um 12 Uhr . der russische Minister des Auswärtigen Graf Murawjew

ie Ehre des Empfangs.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin gaben gestern Mittag Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und Seiner Königlichen en. dem Prinzen Eitel⸗Friedrich bei der Rückreise nach Plön das Geleit nach dem Lehrter Bahnhof. Nach dem Schlosse zurückgekehrt, er— theilten Ihre Majestät dem Staats⸗-Minister von Hoffmann eine Audienz.

In der Zeit vom 1. April 1896 bis zum Schlusse des Monats Dezember 1896 sind im Deutschen Reiche folgende Einnahmen (einschließlich der kreditierten Beträge) an a, und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern

owie andere Einnahmen zur Anschreihung gelangt:

Zölle 352 930 760 6 (gegen denselben Zeitraum des Vor⸗ jahrs 1 387 031 , Tabacksteuer S084 027υꝘ - 247 317 MÆ), Zuckersteuer und uschlag zu derselben 77 766 372 (

14295938 6, Salzsteuer 36 010 783 6 (4 1080 303 ),

Maischbottich und Branntweinmaterialsteuer 5112575 6 C 1223 bõ0 Æε), Verbrauchsabgabe von Branntwein und in hig zu derselben 94 750 3857 66 (4 5228601 , Brennsteuer 574 497 6 (w 317192 S), Brausteuer 21 204199 S9 (4 615 958 66), Uebergangsabgabe von Bier 2 825 831 S6 ( 64080 K), Summe 599 259 417 (* 60 818 116 46). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 1 G6733 66 (— 25 954 M6), b. Kauf- und sonstige An⸗ schaffungsgeschäfte 9 621 417 46 (— 6189998 ), e. Loose zu: Privatlotterien 3 188795 M (4 621 507 M), Staats⸗ lotierlen 10 685 448 66 (4 S6 521 66), Spielkartenstempel 1065970 4 CC 63 946 446), Wechselstempelsteuer 6 S1 584 4 *. 368 805 M), VPost⸗ und Telegraphenverwaltung ö O54 824 6 (4 10561 872 6), Reichs- Eisenbahnverwal⸗ tung 54 540 0900 6 ( 3100 000 ).

Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnghme abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Dezember 1896: Zölle 309 M02 763 9 (4 33 980 287 4), Tabackteuer Jöhö 4956 66 (* 593261 S6), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselben 73 397 024 S (4 14382 8900 6), Salzsteuer 32 988 995 6 (4 1219 967 6), Maischbottich⸗ und Brannt⸗ weinmaterialsteuer 7910 875 C (— 1919715 4), Ver⸗ brauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derfelben 773618 K ( 4799 573 6), Brennsteuer 267 448 S0 ( 112518 66), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 2 419 26560 (4 577 970 46), Summe 5s 3i7 484 60 ( 53 746 661 66). Spielkartenstempel 993 392 M6 ( 70761 406.

Der Kammunal-Landtag der Kurmark beschloß in seiner am Sonnabend abgehaltenen Plenarsitzung über ein Gutachten des J. und acht Gutachten des II. Ausschusses. Nach ersterem wurde eine außerordentliche Prämie für Umwandlung nicht feuersicherer Bedachung in feuersichere auf das Fürwort der General-Direktion der Land⸗-Feuersozietät bewilligt und letzterer die Festsetzung der Höhe überlassen. Nach den Gutachten des II. Ausschusses wurden sechs milden Stiftungen und Vereinen . theil sehr erhebliche Unterstützungen aus dem Dispositions⸗ onds der Kurmärkischen Hilfskasse bewilligt; zwei andere der⸗ gleichen Gesuche mußten abgelehnt werden, weil es sich in dem einen Fall erst um bevorstehende Ausgaben handelte, in dem anderen aber die Bedürftigkeit nicht nachgewiesen war. Nachdem der Landtag durch 85 Beschlüsse die sämmtlichen Gutachten des L und II. Ausschusses erledigt hat, wollte er diejenigen des besonderen Ausschusses heute Vormittag um 11 Uhr verhandeln und um 1 Uhr seine Schlußsitzung halten.

Der Begollmächtigte zum Bundesraih, Großherzoglich badische Ministerial-⸗ Direkter, Geheime Rath Dr. Schenkel ist von Berlin abgereist.

Sachsen⸗Meiningen.

Das Herzogliche Staats⸗-Ministerium hat angeordnet, daß der hundertjährige Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm J. am 22. März d. J. mit höchster Genehmigung Seiner Hoheit des Herzogs in allen Schulen des Landes am Vormittag in besonderer Schulseier durch einen Festaktus begangen werde. Ferner soll die Feier dieses Tages durch einen Festgottesdienst am Sonntag, den 21. März d. I, in allen evangelischen Kirchen des Herzog— thums eingeleitet werden.

Sachsen⸗Altenburg.

Der Landtag ist auf den 15. Februar einberufen worden.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Eine Deputation des preußischen zweiten Westfälischen Husaren⸗Regiments Nr. 11, bestehend aus dem Obersten Grafen von Itzenplitz, dem Rittmeister Grafen von Villers und dem Premier⸗Lieutenant von Gillhaußen, ist gestern Nach⸗ mittag in Wien eingetroffen, um sich dem Chef des Regiments, Erzherzog Otto vorzustellen. Heute Vormittag 11 Uhr wurden die Mitglieder der Deputation von dem Erzherzog Otto, hierauf von dem Kaiser und sodann von den Er zherga gen Rainer und Friedrich empfangen. Heute Abend findet bei

Der Erzherzog Otto hat dem Regiment sein Portraͤt in Lebeng⸗ größe zum Geschenk gemacht.

Im ungarischen Unterhause befürwortete aße enn der Abg. Kossuth eine Petition, welche die Kündigun des Zoll- und Handelsbündnisses mit DOesterrei empfiehlt. Nach kurzer Debatte, in welcher der Ackerbau⸗ Minister Daränyi die Verhandlung dieser wichtigen Frage als seines Erachtens jetzt nicht zeitgemäß bezeichnete und der Abg. Hegedu es erklärte, die Annahme dieses Antrages würde den Abbruch aller weiteren Verhandlungen bedeuten, was doch nicht angehe, wurde die Petition dem Archiv einverleibt

Großsjbritannien und Irland.

Die Kaiserin Friedrich ist am Sonnabend Nachmittag zum . der Königin in Osborne auf der Insel Wight eingetroffen.

Frankreich.

Bei dem deutschen Botschafter Grafen zu Münster fand vorgestern ein Empfangsabend statt, zu welchem Casimir— Perier mit Gemahlin, der Minister⸗Präsident Meline und die anderen Minister, der Präsident des Senats Loubet, sowie viele Senatoren und Deputirte erschlenen waren. Auch die An—⸗ gehörigen der Aristokratie hatten sich sehr zahlreich eingefunden.

Die Deputirtenkammer setzte am Sonnabend die Berathung der Vorlage, betreffend die Zuckersteuer, fort. Art. 3, welcher den französischen, von einem franzoͤsischen

afen nach einem andern französischen Hafen verschifften

ucker betrifft, wurde angenommen. Bei Art. 4, welcher die Steuer auf Raffinage und Fabrikation festsetzt, befürwortete der Deputirte Siegfried einen Antrag, der bezweckt, diese Steuer, durch Erhöhung der Steuer auf denjenigen französischen inländischen bezw. Kolonialzucker zu er— setzen, welcher sich als Ueberschuß über das Rendement und als Fabrikationsabfall ergiebt (sucreès indemnes). Dieses Amendement wurde von dem Minister-Präsidenten Meline und dem Berichterstatter Graux bekämpft und in der Ab⸗ stimmung mit 270 gegen 226 Stimmen verworfen. Der De⸗

putirte Viger beantragte, die Raffinagesteuer auf 5 Fr. zu

erhöhen und die Fabrikalionssteuer zu beseitigen. Der Deputirte Jaur és verlangte, daß eine entsprechende Ermäßigung des Zolls festgesetzt werde. Der Minister⸗Präsident Möline erklärte, es sei unmöglich, dem Auslande den französischen Markt wieder zu öffnen; der französische Konsument werde ein kleines Opfer bringen müssen. Das Amendement Jaurès wurde sodann mit 287 gegen 216 Stimmen, das Amendement Viger mit 480 gegen 79 Stimmen abgelehnt. Mit 268 gegen 26 Stimmen wurde hierauf die Raffinagesteuer mit 4 Fr. und mit 268 gegen 214 Stimmen die Fabrikationssteuer mit 1 Fr. an— genommen. Die weitere Berathung wurde vertagt.

Das Jahrbuch der Infanterie für 189 weist fol— genden Bestand an Offizieren bei der Waffe nach: 191 Obersten, 287 Oberst⸗Lieutenants, 1117 Bataillons-Chefe, im Ganzen also 1595 Stabseffiziere gegenüber 4777 Hauptleuten, 53852 Lieutenants, 1363 Unter⸗Lieutenants, im Ganzen also 116977 Subaltern Offizieren und eine Gesammtzahl von 13272 Infanterie-Offizieren. Die ältesten Obersten sind im Jahre 1854, die jüngsten 1851, die Oberst-Lieutenants 1858 bezw. 1862, die Bataillons⸗Chefs 1857 bezw. 1872 Offiziere geworden.

Rußland.

Wie der „Regierungsbote“ meldet, ist der Großfürst Michail Michailowitsch am Freitag in St. Petersburg eingetroffen.

Der „Nowoje Wremjag“ zufolge wird im Jahre 1897 die zweite Flottendivision in der Ostsee kreuzen; die Schwarzméeer⸗-Division wird im Frühling und im Herbste kreuzen, die ührige Zit sich in gerüsteter Reseroe befinden.

Den „Rußkija Wiedomosti“ zufolge steht im Jahre 1897 die Kiellegung eines Kreuzers von 14009 t auf der baltischen Werft bevor, ferner die zweier Kreuzer „Pallada“ und „Daiana“ auf der Galee reninsel, eines Panzerschiffs von 3200 t für die Küstenvertheidigung in der neuen Admiralität, eines Escadre-Panzerschiffs von 8800 t in Nikolajew und endlich mehrerer Transportschiffe und Torpedos in St. Peters⸗ burg, Nikolajew und Abo.

Italien.

Der Senator Vigliani theilte, wie dem ‚„W. T. B.“ aus Florenz mitgetheilt wird, den Vertretern Großbritanniens und Portugals den vorgestern gefällten Schiedsrichter⸗ spruch betreffs des Manicalandes mit, durch welchen die Grenze der ftreitigen Punkte zwischen der Kapkolonie und Louren go Marquez festgestellt wird.

Spanien.

Wie „W. T. B.“ aus Madrid erfährt, wird die Königin⸗ Regentin in dem am nächsten Donnerstag stattfindenden Ministerrath die Reformen für Cuba unterzeichnen; die⸗ selben sollen alsdann am Freitag in dem amtlichen Blatt veröffentlicht werden.

Die Herzogin von Montpensier ist in Serilla an Brustfellentzündung erkrankt.

Tñrkei.

Durch ein Irade des Sultans ist, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, die Verstärkung der Stationsschiffe durch mehrere Torpedoboote sowie die der Wachmannschaft des europäischen und asiatischen Küstenschutzdienstes angeordnet worden.

Die Lage auf Kreta hat sich infolge neuer Mord—⸗ thaten und eines Andranges von Mohamedanern nach den Städten verschlechtert. Es sind Kriegsschiffe nach Canea und Candia abgegangen. Die Justizkom— mission hat ihre Vorarbeiten beendet und wird demnaͤchst von Konstantinopel nach Kreta abgehen. Die Gendarmerie⸗ kommission wird, wenn bis zum 10. Februar 6 fremde Offiziere und 170 Mann zur Bildung für drei Gendarmerie⸗ Kompagnien vollzählig sein werden, mit der Aufstellung der letzteren beginnen und am 20. Februar nach Kreta abreisen.

Amerika.

Der Staatssekretär Olney und der großbritanische Bot⸗ schafter Sir J. Pa uncefote unterzeichneten, wie ‚W. T. B.“ meldet, vorgestern in Washington ein Abkommen, wonach die Grenze zwischen Alaska und Canadg, soweit fi auf dem 141. Meridian liegt, durch eine Kommission festgestellt werden soll. Die Konvention wird heute dem Senat zugehen.

Der Senatsausschuß für auswärtige Angelegen⸗ heiten hat mit 6 gegen 4 Stimmen beschlossen, die An=

dem Kaiser ein Diner siatt wage. Otto und die Mitglieder der Deputat enn e nr

n ec t aerichts vertrages zwischen Groß— den Bereinigten Staaten zu empfehlen, 3. Wahrend die meiflen

eine derfelben der Artikel. welcher den König von Schweden und Norwegen zum Schiedsrichter hestimmt, gestrichen und ar dessen Stelle ein Artikel gesetzt, nach welchem

A si en.

Ein in Madrid eingetroffenes offizielles Telegramm aus Manila meldet verschiedene Zusammenstöße mit den Auf⸗ ständischen, welche dabei insgesammt T4 Todte, Verwundete und Gefangene verloren hätten. In den Provinzen Bulacan, Nueva Scija, Batangas und Tarlac seien die kriegerischen Operationen beendigt und habe die Zusammenziehung der Streitkräfte begonnen. Nach einer Privatmeldung aus Manila hätte Emilio Aguiwmaldo, der Führer der Auf⸗ ,. in der Provinz Cavite, dem General Blavie ja schrift⸗ ich seine Unterwerfung angeboten unter der Bedingung, daß die Ueberläufer begnadigt würden. Der General habe indeß das Schreiben nicht beaniwortet.

Afrika.

Dem „Reuter schen Bureau“ wird aus Kairo vom 30. v1. M. gemeldet, daß einzelne Trupps von feindlichen Kameelreitern in der Wüste zwischen Dongola und Omdurman erschie nen . es heiße, dieselben beabsichtigten Raubzüge gegen einzelne Stämme, welche den Egyptern befreundet seien. Eine kleine Abtheilung von Derwischen habe sich von Abu Hammed bis in die Nähe des vierten Katarakts östlich von Merawi, anscheinend in derfelben Absicht, bewegt.

Aus Agordat berichtet die „Agenzia Stefani“, daß die Derwische, mit denen die italienischen Truppen än, unter⸗ hielten, ihren Rückzug fortgesetzt und den Fluß Chor⸗el⸗Gash überschritten hätten. Die seit dem 2X. d. M. angeordnete Zer⸗ störung der von den Derwischen bei Amideb errichteten großen Pallisaden und anderen Befestigungswerke sei vollendet.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Prätoria, der Financier J. B. Robinson habe am Sonnabend den Präsi⸗ denten Krüger über wichtige Bergwerksangelegenheiten be⸗ fragt. Der Präfident Krüger habe gesagt, daß die Verhand⸗

zwi

. . über eine Herabsetzurig des Eisenbahntarifs für Kohlen

chen dem Hauptbureau der niederländischen Gesellschaft in sterdam und den Direktoren in Prätoria noch im Gange seien. Ferner habe der Präsident erklärt, daß die Schulen in den Goldfelder⸗Bezirken fortan eine Staatsunter⸗ stützung erhalten würden und daß die englische Sprache die Unierrichtssprache bilden werde. Bezüglich der Unterhaus⸗ rede Chamberlain 's vom Freitag habe der Präsident Krüger bemerkt: es würde ihm lieb sein, wenn Chamberlain bestimmt und klar bezeichnen wollte, was für Versprechungen er den Uit⸗ landern gemacht habe, die nicht erfüllt worden seien. Der Präsident habe mit der nachdrücklichen Erklärung geschlossen, daß er den Frieden wünsche und daß auswärtige Staats⸗ angehörige jeden möglichen 2 genießen sollten, so lange sie nicht Ruhestörungen herwvorriefen. *

Dasselbe Bureau erfährt aus Braß von n. eine Depesche aus Eggan berichte, daß die Flottille und das Expeditions⸗ Korps der Royal Niger Company die Hauptstadt des südlichen Landes der Füullah, Ladi, genommen hätten. Die Stadt sei zerstört worden. Die Macht der Fullah südlich vom Niger sei vollständig vernichtet. Die Expedition marschiere jekt nach Bida und dem Lande nördlich vom Niger.

PBarlameuntarische Nachrichten.

Der Bericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstages befindet fich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen S2 Sitzung, welcher der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hamm erste in beiwohnte, die am Freitgg ab⸗ gebrochene Debatte über den Antrag der Abgg. Rin 9 ons.) u. Gen, betreffend die Einfuhr ausländischen Viehes und Vorkehrungen . Viehseuchen, fort.

Wie bereits mitgetheilt worden ist, hat der Abg. Let ocha Gentr.) eine Abänderung beantragt, nach welcher die Einfuhr russischer Schweine ausnahm sweise im Interesse der Versorgung des oberschlesischen In dustriebezirks zuzulassen ist.

Der Abg. Graf von ö Hoensbroech (Zentr.) beantragt ferner, dem Antrag Ring als Nr. 2a hinzu⸗ ng. daß die Einfuhr von ishen Fleisch aus den Niederlanden untersagt wird.

Abg. Letocha (Zentr): Ich bin mit dem Antrag Ring insoweit ein der ftanden, als er die Einfubr vwerpesteter Schweine in Oberschlesien verbindern will. Da aber Oberschlesien eine sehr zahlreiche, auf den Genuß billigen Fleisches angemwiesene industrielle Bevölkerung hat, so wäre es hart, wenn die Sperre absolut und ücksichtẽelos ver— bängt würde. Ich meine vielmehr, daß die Einfuhr gestattet werden fann, wenn eine Seuchengesahr ausgeschlossen ist. Der Konsum von Schweinefleisch und Speck hat sich in Oberschlesien vertheuert infolge der Sperre, und was das bedeutet, ist leicht zu er⸗ kennen. Die Zufuhr aus anderen . ist spärlich und bei den weiten Enrfernungen und hohen Frachtsätzen zu kostspielig. So bohe Preise kann der niedrig gelohnte oberschlesische Arbeiter nicht bezablen. Ich fann nicht zugeben, daß die Verseuchung von Rußland aus gefabrdrobend ist, wie man es auf der rechten Seite hinstellt. Der Abg. Ring ift in dieser Beziehung doch nicht hinreichend informiert. Das Verfahren des Thierarztes Arnons hat der Minifter schon gekennzeichnet. Auch die Ring'iche Darstellung des Viehtrantports und der Verladung auf den oberschlesischen Bahn böfen scheint mir der Wahrheit nicht zu entsprechen. Die Gin

tungen zur Desinfektion und überbaupt zur Verhinderung der Seucheneinschleppung schließen jede Gefahr aus. Ich bitte Sie,

meinen Antrag anzunehmen. Abg. Dr. Oswalt (nl... Graf Kanitz bat seine Partei gegen den Vorwurf vertheidigt, k 434 fie gegen die Amtsführung des land⸗

uirthschaft lichen Ministers Mißtrauensvotum beabsichtigt habe.

Wir unsererseits sind natürllch weit entfernt, den Minister in

agrarische Bahnen m. Wir haben ion bisher immer unpter , n, g n, mn, 6 men ,. Eg 63 alles gethan werden, jede Gefabr 3 9

bestebenden E He n e, ü i . mit den ebenden Staatg⸗ und gen m ist. balten wir unbedingt fest. Vor aller Welt muß der Glaube an unsere Vertragstreue unerschüttert beftehen bleiben. Die Handels⸗ vertrãge mũssen loyal erfãllt werden. Die Frage, ob die Handelsverträge schaden oder nützen, hat mit dieser Frage garnichts ju thun. Man bält sein Wort, nicht weil es nützt oder schadet, sondern weil man es gegeben bat, und hier stimmen wir dem Minifter 2 zu; schon darum ist der Antrag nicht nutzlos gewesen. Vielleicht hätte Herr Ring einige seiner Ausführungen unterlassen können. Uns liegt jedenfallz jeder Nebenjweck fern, wir verfolgen mit diesem Antrag nur den Zweck der Seuchen verhütung; andere Motive lassen wir uns nicht unterschieben. Es fragte sich für uns, wie wir uns dem formell gegenüberstellen sollten. Die Einen von uns legten be⸗ sonderen Werth auf den Wortlaut des Antrages, sie konnten nicht alles billigen und wollten sich des halb nicht unterschreiben; Andere meinten, mit ihrer Unterschrift nur dem Sinne, nicht dem Wortlaut ihre Zu—⸗ stimmung zu ertheilen, sie wollten ja der Regierung nur eine Anregung geben. Sämtliche Vorschläge des Antrages werden von keinem einzigen meiner Freunde gebilligt. Ich habe nach meinem versönlichen lokalen Standpunkt besonders Bedenken gegen den Nunkt 3. In meiner Vaterstadt Frankfurt a. M. wird Schlachtvieb aus Oesterreich in der Weise eingeführt, daß das Vieh in plombierten Wagen direkt auf den Schlacht ˖ hof gebracht und sofort abgeschlachtet wird, und es sind Vorkehrungen etroffen, daß dasselbe mit anderem Vieb nicht in Berübrung ö Mißflände baben sich daraus nicht ergeben. In einer Petition an das Haus wird die Sache auteinandergesetzt und ausgefũbrt, daß vom 1. April 1891 ab auch nicht ein Fall von Seuche, auch nicht von Maul und Klauenseuche, vorgekommen ist. Selbst wenn einmal bei dem in der Viehseuchen Konvention vorgesehenen Fall schärfere Maßregeln zu treffen sind, wird man doch fragen müssen, ob nicht da, wo die nöthigen Schutzvorkehrungen beftehen, das bisherige Verfahren beizubehalten ist. Sachlich befteht bei, meinen. Freunden keine Differenz mit den Antragstellern. Unser Auseinanderge hen betrifft, so zu sagen, nur die r fe dn etnähzn ,, . Ich und der Abg. vom Rath, die wir ja einen städtischen Wah krels vertreten und daher vor dem Verdacht übertriebenen Agrarier— thums geschützt sein sollten, haben den Antrag unterstützt, um unser Intereffe für die Bekämpfung der Viehseuchen kundzugeben, und um, wie auch andere Unterzeichner des Antragk, die Spitzen, die sonst in dem Antrag sein könnten, zu beseitigen. Die wirtbschaftlichen Gegensätze bekämpfen sich mit wachsender Schaͤrfe, da ist es Pflicht eines jeden Einzelnen, nach Kräften zur Vermittelung beizutragen und jede Frage objektiv ohne Nebenrücksichten zu prüfen, und wir müssen auch das Einigende betonen. In der Frage der Bekämpfung der Viebseuchen sind wir alle einig. das ist keine Interessenfrage. Der Minifter, der allerdings nach den konkreten Vorschlaäͤgen seine Stellung bemißt, wird das richtige Verständniß der Situation haben, wenn eine große Mehrheit aus allen Parteien ein— müthig zusammensteht, um ihr Interesse und ihr Verständniß für diese hochwichtige Frage zu bekennen, die sich um die Bekämpfung einer großen Gefahr für den Volkswohlstand dreht.

(Schluß des Blattes)

Nr. 4 des Centralblatts für das Dentsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 29. Januar hat folgenden Inhalt: 1) Justiz⸗Wesen: i nnn, in dem Verzeichniß der zur Einziehung von Gerichtskoften bestimmten Stellen. 2) Finanz ⸗Wesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1 April 1896 bis Ende Dezember 1896. 3) Zoll und Steuer⸗ Wesen: Zollfreier Einlaß der von der in Guatemala stattfindenden Zentralamerikanischen Ausfstellung' zurückgelangenden deutschen Guter; Ergänjung der Anlage A zum Schiffs bau⸗Regulativ (Zollfreiheit der Schiffsbau. Materialien); Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen; Befugnisse der Großherzoglich luxemburgischen Zoll⸗ und Steuerstellen in Bezug auf die Abfertigung inländischen Branntweins. 4) Konsulat⸗Wesen: Ernennungen; Todesfall. 5) Allgemeine Verwaltungssachen: Erscheinen des Handbuchs für das Deutsche Reich auf das Jahr 1897. 6) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg berichtet das „Wolff'sche Bureau“ zum Aus,. stande der Hafenarbeiter; Die Zentral. Ausstandskommission trat am Freitag Abend zu einer Sitzung zusammen, in welcher beschlossen wurde, den Ausständigen die Wiederaufnahme der Arbeit zu empfehlen. In den am Sonnabend abgehaltenen 11 Versammlungen der Ausständigen wurde über die Frage abgestimmt, ob am Montag die Arbeit wieder aufzunehmen sei oder nicht. Berichterstatter wurden zu den Versammlungen nicht zugelassen. Jeder Ausständige erhielt einen auf Ja“ und einen auf ‚Nein' lautenden Stimmzettel. Nachdem alle Ausftaͤndigen ihre Stimmen abgegeben hatten, wurden sämmtliche Urnen geschlossen der Zentralkommission überbracht. Dort wurden Die Zettel geordnet und die Stimmen gezählt. Nachmittags wurde das Ergebniß verkündet. 72/0 aller abgegebenen Stimmen lauteten gegen und 28 9οô, für die Wiederaufnahme der Arbeit. Das Ergebniß wurde mit lauten Hurrahrufen aufgenommen. ‚. .

Aus Bochum meldet W. T. B.“: Der Kongreß der christlichen Bergarbeiter⸗Vereine Deutschlands, zu welchem zahlreiche Vertreter aus allen Theilen Deutschlands eingetroffen waren, wurde gestern Nachmittag mit einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser eröffnet. Brust hob in einer Ansprache hervor, die christlichen Arbeiter wollten keinen Ausstand, sie wollten aber die augenblicklich günstige Konjunktur jur Erzielung höherer Löhne benutzen. Es spvrachen alsdann unter großem Beifall Geheimer Regierungs Rath, 2 Dr. Adolf Wagner⸗Berlin, Profe ssor Dr. HitzeMünster und

andgerichts⸗Rath Kulemann⸗Braunschweig. Professor Wagner äußerte sich über den Unternehmergewinn und den Arbeitslohn und verlangte mäßigen Gewinn für die Unternehmer und ent⸗ sprechende Löhne für die Arbeiter. Professor Hitze kennzeichnete die Aufgaben der Gewerkvereine, und Landgerichtsrath Kulemann besprach die Berechtigung und den Nutzen der Gewerkvereine unter Hinweis auf die englischen Trade⸗Unions. Dem Kongreß wohnten auch Pfarrer Naumann, Pfarrer Weber Gladbach sowie Vertreter der Königlichen Bergbehörde bei. Die eigentlichen Verhandlungen sollten heute beginnen. (Vgl. Nr. 26 d. BI.)

Aus Weißenfels wird der Köln. Itg.“ zum Ausstande der Arbeiter in den Schuhfabriken telegraphiert: Nach dem Scheitern der Ausgleichs verhandlungen ae Nr. 26 d. Bl.) beschlossen die Fabrikanten, am heutigen Montag sämmtliche Betriebe wieder zu eröffnen, und fordern Arbeitslose auf zum Eintritt in die Fabriken zur Ausbildung in der bei der herischenden Arbeitstheilung leicht zu erlernenden Thätigkeit; die Ausständigen sollen nur noch so lange berücksichtigt werden, als Stellen frei sind.

Kunft und Wissenschaft.

Hirth's Formenschatz' (München, Verlag von Georg Hirth) hat mit der kürzlich erschienenen 12. Lieferung fur 1896 bereits seinen 20. Jahrgang zum Abschluß gebracht. Für diese aus den Werken der besten 3 aller Zeiten schöpfende Publikation, welche Ftünftlern und Gewerbtreibenden, wie allen Freunden stilreiner Schönheit wirk⸗ lich als eine Quelle der Belehrung und Anregung und edlen Kunstz genusses seit langer Zein bekannt ist, bedarf es kaum noch

einer neuen Empfehlun Von der Reichbaltigleit und Bielseitig keit des auf den B deg Formenschatzes Gebotenen überjeugt schon ein flüchtiger Blick in den Inbalt des Bandes. Man findet da in neun, nach den Gegenftänden . Abschnitten: I) allgemeine Ornamente und Dekorationsmotive, Intarfien, Buchverzle⸗ rungen, Niello! und Tauschier⸗Vorlagen, Vignetten, Rahmen, Jiler⸗ schilder ꝛc., 2) Heraldik und Verwandtes, 3) Innere Dekorationen. Wand und Glasmalerei, Plafonds, Kamine,

efen, Schlosser⸗ und Schmiedearbeiten 2c, 4) Architektur, äußere Deko⸗ ratignen, Gartenanlagen 2c, 0) Werke der Plaftik. Monumente, Brunnen ꝛc. 6) Möbel, Gefäße und anderes Kleingeräth, Keramik, Textiles ꝛc. 77 Goldschmied˖ und Juwelierarbeiten, Medaillen, Niellen ꝛc., 3 allegorische und dekorative Darstellungen, Kostũme, Fefte ꝛc., ) religiöse Darstellungen, Porträts, Genrebilder, Detalljelchnungen. In dem Verzeichniß der Meister sind alle europäischen Kulturnationen vertreten, voran die deutsche, niederländische, italienische, fran⸗ zösische und spanische Kunst; auch, das griechische und römische Altertbum hat zahlreiche Vorbilder hergeliehen. Die technische Ausführung der Blätter zeigt im Lichtdruck nach Gemälden, Radierungen, Kupferftichen, Skulpturen und kunst-⸗ gewerblichen Gegenständen eine stetige Vervollkemmnung, sodaß sie in vielen Fällen, besenders wo es sich um schwer zugängliche, ungünstig beleuchtete oder wegen ihrer Kostbarkeit sorgsam gehütete Originalwerke handelt, die Anschauung mit eigenen Augen völlig ersetzen. Selbst der Farblosigkeit der pbotographischen Aufnahme bat man in den letzten Jahrgängen durch Kolorierung oder Tönung mit Glück theilweise abzubelfen gesucht. Hirth's n,, der sich vermöge dieser Vielseitigkeit all⸗ mählich von einem bloßen Vorbilderwerk für Kunstgewerbtreibende zu einem reichhaltigen Kunstschatz' erweitert hat, verdient nach alledem auch fernerhin in vollem Maße den Beifall aller Kunftfreunde und die weiteste Verbreitung in den kunftfreundlichen Kreisen.

Literatur.

Das 10. Heft des X. Jahrgangs der „Zeitschrift für deuntsche Sprache“, herausgegeben von Profeffor Pr. Dan iel Sanders (Paderborn, Ferdinand Schöningh; Preis viertel⸗ jährlich 3 „, hat folgenden Inhalt: Wie geht's? Geister und Menschen. Einige Bemerkungen zum IX. Jahrgang der Zeit- schrift. Von der modernen Lyrik. Frug oder fragte? Friedrich List. Ginzelne fleine Bemerkungen. Dufte. Radfahren, Rad⸗ fahrer, Radfahrt, Radreiter, Reitrad. Verfahren. Vereinzelte beim Lesen niedergeschriebene Bemerkungen. Anzeige der eingesandten Bücher. Briefkasten.

Neben Zola und Daudet hat sich von den modernen sran⸗ zösischen Dichtern und Romanschrifistellern der geniale, vom Tode früh dahingeraffte Guy de Maupassant in Deutschland am meisten Anerkennung erworben. Von seinen größeren Werken war jedoch eines, der Roman Notre Coeur“. eine seiner letzten und zugleich feinsten Schöpfungen, dem deutschen Publikum bisher noch nicht durch Uebersetzung zugänglich gemacht, Jetzt ist auch diese Lücke ausgefüllt, indem die Halbmonatsschrift Aus fremden Zungen“ (Stuttgart, Deutsche Verlags⸗Anstalt), deren letzter Jahr⸗ gang bekanntlich auch Zola's Rom! enthielt, ihren soeben beginnenden 7. Jahrgang lallmonatlich erscheinen zwei Hefte zu je 50 g) mit einer

eröffnet.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

„Die Zeisige“, Lustspiel in vier Aufzügen von Heinrich Heinemann, ging gestern zum ersten Mal in Scene. Es wäre besser gewesen, das Stück als das zu bezeichnen, was es eigentlich ist. Es ist ein Schwank, und zwar ein solcher, der an ältere Muster seiner Gattung lebhaft erinnert, worin nicht eine Figur sich bewegt, deren Bekanntschaft ein fleißiger Theaterbesucher nscht . früher gemacht hätte. Der überaus freundliche Erfolg, den die harmlose dramatische Arbeit bei dem Publikum fand, muß daher lediglich der vortrefflichen Darstellung zugeschrieben werden. Vor einem literarischen Forum kann sie nicht bestehen. Der Verfasser, welcher vor Jahren an derselben Stätte mit seinem Lustspiel „Auf glatter Bahn“ einen freundlichen Erfolg davontrug, ist Schauspieler und hat als solcher für seine Kollegen eine Reihe von dankbaren Rollen geschaffen. Anstatt zu charakterisieren, beftete er jedoch seinen Gestalten ein äußerliches Merkmal an oder entnahm sie vielmehr um einen bildlichen Ausdruck zu gebrauchen fertig etiquettiert der Requisitenkammer. Man findet darin den Pantoffel⸗ helden und sein Gegenstück, die resolute Hausfrau, den jungen Mann, der, wenn er lustig ist, Fragmente aus Opern singt, den gutmüthigen Onkel, der alle Zitate verdreht, das Schulmädchen, welches ihren Aufsatz nicht allein beginnen kann, die reiche, aber edeldenkende Wittwe, die dem Besserung versprechenden, leichtsinnig gutmüthigen Lebemann Herz, Hand und Vermögen schenkt und Andere mehr. Die Darstellung, um welche sich die Herren Oberländer, Purschian, Keßler, Blencke, Vollmer, Plaschke, sowie die Damen Abich, von Mayburg, Hausner, Conrad, Stollberg und Schramm verdient machten, verhalf dem Stück, wie schon erwähnt, zu einem freundlichen Heiterkeitserfolge.

Lessing⸗Theater.

Das Erstlingswerk des jungen Dichters Hans L' Arronge, ein Schauspiel in drei Akten, Vor der Ehe“, welches geftern zur ersten Aufführung gelangte, war nicht von dem Erfolge beßleitet, den der Name des Verfassers erwarten lassen mochte. Eine dramatische Begabung ist nicht zu verkennen, aber sie äußert sich hier mehr in der Wahl des Stoffes als in seiner Behandlung; es mangelt dem Verfasser vor allem an der unentbehrlichen Sicherheit in der Technik des Dramas. Eine der Braut und Frau gegenüber unver— zeihliche Handlung, die ein junger Mann „vor der Ehe“ begangen bat, jerstört das Eheglück eines neuvermählten Paares noch am Hochzeitstage und vernichtet das Leben der jungen Frau: das ist der Grundgedanke des Schauspiels. Die mangelhafte und unklare Begründung der einzelnen Geschehnisse, welche vor dem Beginn des Schauspiels liegen, jedoch die Triebfedern der Handlung auf der Bühne sind, und die fehlerhafte, einerseits übertriebene und andererseits zu schwächliche Charakterzeichnung der Personen deuten auf den Anfänger in der dramarischen Kunst hin. Erfreulich ist aber das Streben des Dichters, ein tiefes und mächtiges Gefühl rein und natürlich zu entwickeln; darin tritt erkennbar eine hohe Auffassung von dem Dichterberuf zu Tage, die wohl zukünftig noch gute Früchte zeitigen kann. Der Darstellung waren keine bedeutenden Aufgaben gestellt, und sie bot auch keine besonders bemerkenswerthen Leistungen. Selbst Fräulein Dumont vermochte als die junge Braut und Frau keine klare, einheitliche Persönlichkeit aus der vom Dichter vorgebildeten Gestalt zu schaffen.

Am Sonnabend veranstaltete die französische Schauspiel⸗ gesellschaft des Fräulein Josset im Saale des „Kleinen Journal“ in der Leipziger Straße eine Mittagsauffübrung zum Besten der Genossenschaft deutscher Bühnen ⸗Angehöriger,

war. Fräulein Josset selbst war durch Krankheit am Er⸗ scheinen verhindert, aber die Herren Dumény, Antoine, Coquelin und Mme. Miroir versetzten die Zuhörer durch ihre Einzelvorträge und eine Scene zu Zweien in die angenehmste Stimmung. Zum Vortrag gelangten das launige Gedicht „La chasse“, welches Herrn Coquelin schon im Lessing⸗Theater vielen Beifall ein- getragen hat; ferner „L'oraison funebre de Mme. Bourgeois“, 1L60 sous . Profet aux champs“ und „Le chapeau“, die Herr Dum ny mit Humor und Frische deklamierte, und eine schone de Démoerite, an deren Wiedergabe Madame Miroir und Herr Coquelin betheili waren. Die Auffübrung wurde eingeleitet und geschlofsen m beifallzwürdigen Vorträgen der unter Leitung des Herrn Vörös Miska stehenden Kapelle.

Wehr und Waffen ꝛc.,

von M. zur Megede herrührenden Uebertragung des genannten Romans

die sehr zahlreich besucht und vom schönsten Erfolge begleitet

82.

. .

.

.

2 * ———

22