1897 / 28 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Kant ⸗Ausgabe.

Der Hany , zeisti erlas tz der Ausgabe, das aus der geistigen Hinterlassen⸗ schaft Kant 's noch Erreichbare vollständig und 6 e , Ab⸗ druck darzubieten, forderte eine Enquste an allen Stellen, an denen 6 Kant's noch erwartet werden konnten. Diese Enquöte nunmehr vollftändig abgeschlofsen und hat zu einer entschiedenen Bereicherung des Beftandes von Aufzeichnungen, Briefen und Vor⸗ lesungsnachschriften Kant' s geführt. ir ihre Beihilfe bei dieser Arbeit spre wir den Behörden der Provinzen Ost⸗ und Westpreußen, den deutschen und augländischen Bibliotheken und Archiven unseren Dank aus. Auch die Privatpersonen, welche noch im Besitz von Kant be⸗ treffenden Handschriften waren, haben fast ausnahmslos diese für die Ausgabe zur Verfügung gestellt; insbesondere haben wir hierfür den Herren Arnim . Braun (Düsseldorf). Diederichs Gir, Kehrbach (Charlottenvurg), Lessing (Berlin), Liepmannsohn (Berlin), Link (Charlottenburg), Meinert (Defsau), Nagel (Elbing), Prieger (Bonn), Rosenthal (München), Schultheiß (Königsteinj. Spitta

(Berlin) und Frau Professor Glogau (Frankfurt a. M.) zu danken.

Da so eine sehr erhebliche Anzahl von Vorlesungsnachschriften jusammengekommen ist, hat die von Herrn Heinze geleitete Abtheilung der Vorlesungen nunmehr eine ausreichende Grundlage erhalten; be⸗ sonderes Interesse unter diesen Nachschriften darf ein Exemplar der Vorlesungen über physische Geographie beanspruchen, welche Kant im Semefter 1772/73 dem Herzog Friedrich von Holstein⸗Beck gehalten bat; diese Nachschrift ift mit vielen eigenhändigen Randbemerkungen Kant's versehen.

Berr Adickes hat die Bearbeitung derjenigen Abtheilung über nommen, welche die Aufzeichnungen Kant's auf losen Blättern, in Kompendien und Handexemplaren in einer angemessenen Ordnung vereinigen und zum Druck bringen wird. Die von ihm begonnene Arbeit ist wesentlich durch die dankenswerthe Erlaubniß der Kaiser⸗ lich russischen Regierung, die Dorpater Handschriften auf das bequemste . zu dürfen, erleichtert worden. ö .

n die Kommission ist Herr Erich Schmidt eingetreten.

Humboldt Stiftung.

Bericht des Vorsitzenden des Kuratoriums Herrn Waldeyer.

Zu der Foitsetzung der wissenschaftlichen Bearbeitung des von der Plankton ⸗Expedition gesammelten Materials gewährten Seine Masestät der Kaiser und König einen Beitrag von 10 000 4 aus dem Diepositionsfonds.

Es sind folgende Bearbeitungen der Sammlung der Expedition im Jabre 1896 erschienen: Simroth: Aceyhalen, Marianne Plehn: Polykladen und H. Lehmann: Appendicularien.

i Dr. Plate wurde zu den Kosten seiner Reise nach Chile zur Erforschung der dortigen Landes. und Meeresfaung eine Nach⸗ tragssumme von 1500 „p bewilligt. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Ergebnisse dieser Reise ift in vollem Gange.

Die Herren Dr. Max Verworn in Jena und Lr. W. Moericke in Freiburg im Breisgau haben die wissenschaftlichen Berichte über ihre mit Unterstützung der Humboldt: Stiftung ausgeführten Reisen am Rothen Meere bezw. in den chilenischen Anden der Königlichen Aka⸗ demie der Wissenschaften eingereicht, und sind dieselben in den Sitzungsberichten des abgelaufenen Jahres zum Abdruck gekommen (Stück WLIII und TLIV S. 1161 und Stück TR MY —XLVII S. 1243). Die werthvollen Sammlungen des 4 Dr. Moericke sind mit Genehmigung des Kuratoriums der Humboldt, Stiftung der mineralogischen und geolegisch⸗paläontologischen Abtheilung des hie⸗ sigen Museums für Naturkunde überwiesen worden.

Aus den Mitteln des verflossenen Jahres bewilligte die Akademie der Wissenschaften dem Herrn Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Dr. Anton Dohrn in Neapel zur Einrichtung und zum Betrieb einer Zoologischen Station auf Ralum in Neu, Pommern die Summe von 3000 Æ Mit dieser Summe sollte vor allem Pro⸗ fefsor Dr. Dahl, der zum Leiter der Station ausersehen war, unter⸗ stützt werden. Herr Dr. Dahl hat seine Thätigkeit in er—⸗ folgreicher Weise ins Werk gesetzt; er hat bereits mehrere Sen

dungen werthvollen zoologischen Materials an das hiesige Museum für Naturkunde gelangen lassen und eine Abhandlung über die Ver⸗ breitung der Thiere auf hoher See“ eingesendet, welche in Stück XXII der Sitzungsberichte der Akademie zum Abdruck gebracht ist.

Die für das Jahr 1897 verfügbare Summe beläuft sich auf 10 ö. AS Das Kapital der Stiftung hat sich im Jahre 1896 nicht verãndert.

Savigny⸗Stiftung. Bericht des Herrn Brunner.

Das Manuskript für den Ergänzungsband der Acta nationis Germanicas univsrsitatis Bononienzis hat Herr Dr. Knod zu 1Straßburg im Elsaß fürzlich an die Akademie eingeschickt. Doch wünscht er es vor dem Drucke noch zu revidieren und zu ergänzen. Die noch ausstehende Einleitung verspricht er bis spätestens 15. Sep⸗ ember d. J. nachzuliefern.

Hr. Prof. Dr. Lehmann in Rostock hat am 23. April 1896 seine bandschriftlichen Kollationen zu den Libri feudorum der Akademie überreicht, damit diese frei darüber disponiere. Durch die von ihm veröffentlichten Publikationen: Gonsuetudines feudorum 1892, Das langobardische Lehnrecht 1896, hat er die Verpflichtungen, die er der Savigny⸗Stiftung gegenüber in Sachen der Libri feudorum ein- gegangen war, in vollem Maße erfüllt.

Am Wörterbuch der klassischen Rechtswissenschaft ist während des verflossenen Jahres weiter gearbeitet worden. Ueber Veränderungen in den Personen der Herausgeber, durch welche die von der Kommission und den Herausgebern ö . öffentliche Ankündigung (Zeitschrift der Savigny ⸗Silftung für Rechtsgeschichte 17, 366) modifiziert wird, finden zur Zeit Verhandlungen statt.

Bopp-⸗Stiftung. Bericht der vorberathenden Kommission.

Sinn 16. Mai 1896, als dem Jahrestage der t n , von dem zur Verfügung stehenden Jahresertrage von 1895 im Betrage von i360 n die erste Rate, 900 6, dem Prof. Dr. S. Lefmann in Heidelberg in Anerkennung der Vollendung seiner Biographie Bopp's, und die zweite Rate, 450 S, dem Privatdozenten Dr. B. Liebich in Breslau zur Fortsetzung seiner Arbeiten über indische Grammatiker zuerkannt worden.

Der Jahresertrag der Stiftung (43 000 M preuß. Konsols zu 400) belaͤust sich zur Zeit auf 1726 Æ, wird aber durch die Konver— tierung auf 1505 4 hinabgehen.

Graf Loubat⸗Stiftung. Bericht des Herrn Virchow.

Die Kommission für die Graf Loubat⸗Stiftung hat im Laufe des Jahres einige Aenderungen des Statuts beantragt. Dieselben sind von der Königlichen Alademie angenommen und durch Ministerial Restript vom 21. Juli genehmigt worden. An die Stelle der „nordamerikanistischen· Studien sind amerikanistische. getreten; diese werden in zwei Gruppen; die prãakolumbische Alterthumskunde von ganz Amerika und die Geschichte von Nord⸗Amerika getheilt. Es werden kanfegg auch Abhandlungen in spanischer Sprache zugelassen werden. Im übrigen bleibt es bei den alten Bestimmungen. .

Da der erste Termin für die Preisvertheilung der zweiten Gruppe herangerückt war, so hatte die Königliche Akademie unter dem 28. Juni 1894 ein Preisausschreiben erlassen. Die einzige infolge dieses Aus. schreibens ingegangene Arbeit: die von Dr. Eduard Seler erläuterten mexikanischen Bilder ⸗Handschriften Alexander's von Humboldt‘, hat

Eduard Gerbard⸗ Stiftung. dium der Eduard Gethard-⸗Stiftung für klassische im Jahre 1896, wie in den zwei vor been h nicht ausgeschrieben worden. In der ir .

des laufenden Jahres kommt danach, dem Statut entsprechend, das Stipendium mit dem vierfachen Jahresbetrag kr Ausschreibung. Hermann und Slise, geb. Heckmann, Wentzel⸗Stiftung. Das Kuratorium der Hermann und Elise, 24 Heckmann, . Stiftung hat aus den im laufenden Jahre verfügbaren e für die Bearbeitung eines wissenschaftlichen Wörterbuchs der älteren deutschen Rechtssprache Fünftausend Mark und für eine Ausgabe der griechischen Kirchenväter bis zur Zeit Con- stantin's Zebntausend Mark = bewilligt und steht mit den von der Akademie für diese beiden Unternehmungen eingesetzten Kommisstonen z. Zt. über Verträge in Verhandlung, durch welche die vollständige Durchführung beider, . . . Reibe von Jahren zu erstreckenden Arbeiten geregelt werden so Für die Bearbeitung des Wörterbuchs der deutschen Rechts- sprache, welche bereits vor Jahren in der philosophisch ⸗historischen Klasse der Akademie angeregt wurde, hat diese in ihrer Sißung am 5. November 1896 eine Kommission eingesetzt, welche sich auf Grund der zugleich erhaltenen Ermächtigung durch Zuwabl vervollständigt hat Und aus den Herren von Amira (München) Brunner, Dümmler, Frensdorff (Göttingen), Gierke n Rich. Schroeder (Heidelberg und Weinhold besteht. Diese Kommission tagte am 3. und 4 Januar 1897 zu Berlin. Sie berieth den Finanzplan und die Vertheilung der Arbeit, stellte die Grundsäͤtze für die Anlagen des Wörterbuchs fest, welche in geeigneter Weise ver⸗ öffentlicht werden sollen, und einigte sich über eine Instruktion für die Execerptoren. Die wissenschaftliche Leitung des Unternehmens und die 8 tarbeit hat auf Antrag der Kommission Herr Geheimer Hofrath ofessor Dr. Richard Schroeder in Heidelberg übernommen. Die Bestellung eines ständigen Mitarbeiters, der zugleich als Sekretär des Leiters und als Archivar fungieren soll, wurde für später in Aussicht genommen. Endlich ist eine vor läufige Liste von Gelehrten zusammengestellt worden, die zur Ausbeutung einzelner Quellen für die Zwecke des Wörterbuchs aufge⸗ fordert werden , Für die Aufgabe, alle Urkunden, Berichte und Schriften des Ur⸗ chriftenthums und der werdenden katholischen Kirche bis zur Zeit Con-; stantin's zu sammeln und in neuen kritischen Ausgaben nach elnem ein— heitlichen Pan zu veröffentlichen“, hat die philosophisch.historische Klasse bereits am 12. Februar 1891 eine Kommisston, bestehend aus den Herren Diels, von Gebhardt (Leipzig), Harnack, Loofs (Halle) und Mommsen, eingesetzt, welche sich inzwischen mit Vorarbeiten für das Unternehmen beschäftigt und darüber in der vorigen Friedrich's⸗ Sitzung berichtet bat. Ueber die seitdem ausgeführten Arbeiten ist Folgendes mitzutheilen. Der erste Halbband der Werke Hippolyt 's (herum gegeben von Herrn Bonwetsch) ist im Drug fertiggestellt, der zweite Halbband (herausgegeben von Herrn Achelis) ist im Satz bis auf die Prolegomena beendet; der erste Band der Werke des Origenes (herausgegeben von Hrn. Koetschau), die Schrift de martyrio und das Werk e. Celsum Buch 1— IV enthaltend, ist ebenfalls vollendet; doch soll mit der Ausgabe bis zur Herstellung des zweiten Bandes gewartet werden, da die gie omena erst nach Abschluß desselben entworfen werden können. HBr. Holl hat die Untersuchung der für die indirekte Ueberlieferung der Kirchenväter wichtigsten Gruppe von Manuskripten, der Sacra Par- allela, zu Ende geführt. Seine Arbeit ist im Druck erschienen unter dem Titel: K. Holl, die Sacra Parallela des Johannes Damascenus. Leipzig 1596 (39 S.). Herr Bonwetsch hat seine Ausgabe des Daniel ˖ ommentars des Hippolyt mit einer Abhandlung begleitet, die von ihm veröffentlicht worden ist: N. Bonwetsch, Studien zu den Kommentaren Hippolpt's zum Buche Daniel und Hohen Liede. Leipzig 1897 (966 S.). Die erste Hälfte des zweiten Bandes der alt⸗ christlichen Literaturgeschichte, die Chronologie enthaltend, von Herrn Harnack, ist erschienen (Leipzig 1597). Herr Klostermann hat eine Voruntersuchung zum Jeremias Kommentar des Origenes fertigge—⸗ stellt, die demnächst gedruckt werden wird. Die Kollationen für Clemens Alexandrinus wurden von Herrn Stählin zu Ende geführt; Kollationen für Origenes und Eusebius in Madrid besorgten die Herren Sternbach und Wünsch. In Vorbereitung sind: Justin (Herr von Gebhardt), die apokryphen neutestamentlichen Schriften (Herren Berendts in Dorpat und von Dobschütz in Jena), Clemens Alexandrinus (Herr Stählin in Nürnberg), Julius Africanus (Herr Gelzer) die alttestamentlichen Kommentare des Drigenes (Berr Klostermann in Kiel), die neutestamentlichen Kemmentare des« selben (Herr Preuschen in Darmstadt), die historischen Schriften des Eusebius ,. Schwartz in Gießen und Heikel in Helsingfors). Die Berichte über die Monumenta Germanias historica und das Kaiserliche Archäologische Institut werden später mitgetheilt, so⸗ bald die Jahressitzungen der leitenden Zentral Direktionen stattge⸗ funden haben werden.

Das S Archaeologie

Zum Schluß berichtete der Vorsitzende über die seit dem letzten Friedrichs Tage im Januar 18896 in dem Personal⸗ st ande der Akademie eingetretenen Aenderungen.

Die Akademie hat durch den Tod verloren die ordentlichen Mů⸗ glieder: Heinrich von Treitschke 4 28. April, Ernst Beyrich F 9. Juli, Ernst Curtius 11. Juli und Emil du Bois⸗Reymond 26. Dezember die beiden Letztgenannten waren langjährige beständige Sekretare der Königlichen Akademie —; das auswärtige Mitglied der physikalisch⸗ mathematischen Klasse August Kekuls von Stradonitz in Bonn F 14. Jull; die korrespon dierenden Mitglieder der pbysikalisch⸗ mathematischen Klasse: Adalbert Krueger in Kiel F 21. April, Ludwig von Seidel in München 13. August, Armand⸗Hippolpte⸗ Louis Fizeau f 21. September und Benjamin Apthorp Gould in Cambridge Mass. U. S. A. f 26. November; die korrespondierenden Mitglieder der philosophisch ⸗historischen Klasse: Giuseppe Fiorelli in Rom F 30 Januar, Adolf Merkel in , i. Els. H 30. März, Eug ne de Roziere und Vivien de St. Martin 4 26. Dezember in Paris.

Neu gewählt wurden zu ordentlichen Mitgliedern der physi⸗ lalisch mathematischen Klaͤsse: J. O. van't Hoff, s. Z. Professor der Chemie, Mineralogie und Geologie in Amsterdam 26. Februar; der philosophisch⸗historischen Klasse: Reinbold Koser, Professor an der Universität und Direktor der Königlichen Staatg. Archie 12. Juli, und Max Lenz, Professor an der Universität 14. Dezember. Zu korre⸗ spondierenden Mitgliedern wurden erwählt in der phystkalisch⸗mathe⸗ matischen 6 Max Noether in Erlangen, Heinrich Weber in Straßburg i. Els. 13. Februar, Jules⸗Henri Poincars in Paris, Georg . in Hamburg 27. Februar, Victor Meyer in 6 26. März, Wilhelm Konrad Röntgen in Würzburg,

arl Wilhelm von Kupffer in München 21. Mai, Ernst Abbe in Jena, Lord Rayleigh in London., William Ramsay in London, Rudolf Fittig in Straßburg i, Elfi, J. Wislicenus in Leipzig 13. November, und Ernst Ehlers in Göttingen 21. Ja nuar 1897; in der philosophisch bistorischen Klasse: Johann Ludwig . in Kopenhagen, Heinrich Weil in Paris 26. März, und Otto Ribbeck in Leipzig 39. Juli.

Statistik und Volkswirthschaft.

Arbeiterversicherung.

Aus Aurich wird geschrieben: Im Landkreise Emden des Regierungsbezirks macht 6 das Bestreben bemerkbar, an Stelle der

Krankenkassen ei Da im Kreise die Kran

nr in, nn, d, mere. forstwirth edehnt ist, so ist auch in den lleineren

gemeinden eine ügende Anzahl von versicheru

en Personen vorhanden, um lebensfäbige Kasfen

d der Selbstverwaltung zu errichten. Im o

Vierteljahre haben die Gemeinden Dilsum,

gemeinsame Ortekrankenkaffen für sãmmtli

und versicherungsberechtigten Personen eingefübrt.

Grrichtung solcher Kassen von den Gemeinden sum, M

und Loquard beschlofsen worden. In anderen Kreisen des Regierungs=

bezirks 6 mit derartigen gemeinsamen Ortskrankenkassen für sãmmt

2 Versicherten kleiner Gemeinden bisher gute Erfahrungen gemacht

worden.

28

Nebenberufliche Thätigkeit in Baden.

Trotz der gewaltigen Zunahme, welche die Zahl der Erwerbs- thätigen von 1882 bis 1895 auch im Großberzogtbum Baden erfahren hat, wie in Nr. 27 d. J. nachgewiesen wurde, ist ein Bedürfniß nach Nebenerwerb wieder in erbeblichem Um- fange festgestellt worden. Die Zabl der Erwerbsthätigen und selbständigen berufslosen Personen, die Nebenberuf (Neben⸗ erwerb) betreiben, ist in Baden von 130 821 auf 133771 und die Zahl der Nebenberufsfälle, bei denen auch die nebenberufliche Thätigkeit der Dienstboten und Angehörigen ahne Hauptberuf zum Ausdruck kommt, gar von 172 568 auf 207 925 geftiegen. Hierbei ist für das weibliche Geschlecht eine ganz erhebliche Zunahme, für das männliche eine geringe Abnahme zu verzeichnen, wie sich aus folgender Uebersicht ergiebt. Es wurden ermittelt:

Zu ( oder Ab⸗ beim 1882 1895

nahme (-) absolut o/ Erwerbẽthätige mit Nebenberuf männlichen Geschlecht 117 8097 114292 3515 3.0 weiblichen . 13 014 19479 4 6465

14 67

überhaupt.. lö0o 821 133771 4 2950 2.3 Fälle von Nebenberuf

männlichen Geschlecht 1298781 124119 5662 44

weiblichen ö 42787 82906 440119 493,8

ũberhan pr Töss Sd ö , , e

Von der Gesammtzahl der hauptberuflich Erwerbsthätigen machten diejenigen mit Nebenberuf 1882: 194 , 1895: 15, 30 aug, sodaß relativ eine Abnahme der letzteren eingetreten ist; und zwar bei beiden Geschlechtern, bei den männlichen Erwerbstbätigen von 24,3 auf 195 0so, bei den weiblichen von 6,84 auf 6.59 osJg. Für die einzelnen Berufsabtheilungen ergeben sich solgende Zahlen. Von den Erwerbsthätigen ꝛe. jeder Berufsabtheilung hatten Nebenberuf:

mithin betrug die Von 1006rwerbs- Zu⸗ (4) oder Ab⸗ thätigen ꝛc. hatten nahme (=) Mebenberuf absolut o/o 1889 1895 16611 446,7 II 385 17, 15 922 24321 1601 —10,1 1951 1104 847 3,4 5575 3799 1776 31,9 5173 7121 41918 437.7

zusammen IJ 871 Iz 7 TS T 73 IJ

Von der Gesammtzahl der Erwerbsthätigen ꝛc. mit Nebenberuf (133 771) am 14. Juni 1895 batten 99 9852 oder 74,7 G solchen als Selbständige ꝛe. und waren 80 978 oder 6035 υ in der Landwirth⸗ schaft, und zwar 61 527 oder 460 υίη. insbesondere als Selbständige in der Landwirtbschaft nebenerwerbend thätig. Im Jahre 1882 betru die Zahl der letzteren 81 240 oder 62,1 6s0o von 130 821 nebenberufli Erwerbethätigen 2c, wonach in dem 13 jährigen Zeitraum bedauer⸗ licher Weise ein ganz bedeutender Rückgang dieser wirthschaftlich und sozial wichtigen Nebenberufsart bezw. Stellung stattgefunden hat. Etwas anders gestaltet sich das Bild, wenn wir die Vertheilung der Nebenberufsfälle auf die einzelnen Abtheilungen. Gruppen und Arten ins Auge fassen, in denen sie ausgeübt werden. Von den Nebenberufe fällen entfielen nämlich:

mithin betrug die Zu M) bezw. Abnahme (=) und zwar bei den männl. /o weibl. 15 76,3 29.5 II6, 8 125 291,3 17,9 4 83,3

in Abthei⸗ lung

absolut 1882 1895

35 577 52188 66 523 55238

auf die Haupt. ! abtheilungen 1882

A.... 126339 . 11 , 1 816

1898 absolut 139348 1536000 zus 5 P i1dbsh 26443 16233 1631 4 355 K... 4838? 3653 K 331 is 363

zusammen 172568 207025 4 34357 44 4 93383

Beim weiblichen Geschlecht hat die Zahl der Nebenberufsfälle in jeder Berufgabtheilung zugenommen, und zwar meist sehr bedeutend; beim männlichen ist für A und D eine Abnahme, in h, O und E ebenfalls eine Zunahme zu konstatieren, aber eine wesentlich geringere als heim weiblichen Geschlecht. Das verschiedene Verhalten der beiden Geschlechter ist ähnlich wie beim , . zum theil darauf zurückzuführen, daß eine beträchtliche Anzahl der neuen Nebenberuf fälle, insbesondere die regelmäßige nebenberufliche Thätigkeit der Fa- milienangehörigen in der Landwirthschaft, im Handwerk und Klein. handel, durch die scharfe Prüfung und ef ah g Berichtigung des Erhebungs materials gewonnen wurde. Da die Zahl der Nebenberufs⸗ fälle bei den männlichen Personen immer noch erheblich höher ift als bei den weiblichen, hat gleichwohl die Gesammtzahl der Fälle nur um ein Fünftel zugenommen.

Im Ganzen ist 1895 die nebenberufliche 6 der badischen Bevölkerung nicht größer gewesen als 1882, vielmehr noch eine kleine relative Abnahme der Fälle zu verzeichnen; Ausnahmen finden sich nur in den Berufsabtheilungen G und D. (Handel, und Verkehr sowie persoönliche Dienstleistungen und wechselnde Lohnarbeit). Es ist das auch febr erklärlich, da wie weiter oben schon nachgewiesen wurde die erhebliche Zunahme der hauptberuflich Erwerbzsthätigen in den Abtheilungen B und. O und bier wieder vorwiegend bei den Unselbständigen erfoltzt ist, die hauptsächlich in Fabriken, Magazinen und E Haff mit regelmäßiger bestinmter Arbeitsdauer thätig sind und denen im allgemeinen keine Zeit zu Nebenerwerb mehr bleibt. Von den am 14. Juni 1895 ausgeübten Nebenberufsfällen kommen allein 133 113 oder nahezu zwei Drittel (643 oa) auf Ackerbau und Viehzucht, 11 1646 auf Waaren⸗ und Produktenhandel⸗ 10 366 auf Las Gast⸗ und Schankwirthschaftsgewerbe und 5184 au Forstwirthschaft und Jagd. Ueber 1009 Nebenberufsfälle finden noch bei folgenden Berufsarten: Grob⸗ (Huf⸗) Schmiede (1121), Stellmacher, Wagner, Radmacher (1183), Weberei (1661), Holj⸗ zurichtung und ⸗Konservierung e,, . (1011), Schreinerei 2. 1280), Küblerei (1105), Baͤdkerei (3101), Fleischerei und Wurstlerei (20415, Näberinnen (1052), Schuhmacherei (3426), Hoch-, Eisen bahn, Straßen⸗ und Wasserbau (2209), Maurer (1885), Zimmerer (1013),

rachtfuhrwerk, Güterbestätter (1469), ntlicher Dlenft aller Art 3375). Weitere Angaben können der Tabelle auf Seite 28 / 31 ent⸗ nommen werden.

für den Kreis bestehenden subsidiären gemeinsamen Gemeinde Kranken⸗

auf Antrag der Kommission den Preis erhalten.

g für die einzelnen BSemeinden organisierte

zum Deutschen Reichs⸗A

M 28.

Preußsischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

2. Sitzung vom 1. Februar 1897.

Ueber den Beginn der Sitzung ist gestern berichtet worden.

Die Debatte 3 den Antrag der Abgg. Ring (kons.) und Gen, betreffend die Bekämpfung der Viehseuchen, wird fortgesetzt. Hierzu liegt der bereits mitgetheilte Abände⸗ rungsantrag des Abg. Letocha (Zentr) vor, nach welchem die Einfuhr russischer Schweine ausnahmsweise im Interesse der Versorgung des oberschlesischen Industriebezirks zuzu⸗ lassen ist.

s Der Abg. Graf von und zu Hoensbroech (Zentr) be⸗ antragt ferner, dem Antrag Ring als Nr. Za hinzuzufügen: daß die Einfuhr von frischem Fleisch aus den Niederlanden untersagt wird. ;

Abg. Graf von und zu Hoensbroech: Daß es sich bier um eine sehr wichtige Frage handelt, ergiebt schon die Statistik des preußischen und deutschen Viehbestandes, in dem eine kolossale Summe deutschen Nationalvermögens steckt. Die Verhandlungen des Reichs. tages haben diese Frage nicht erschöpft und geklärt. Die Einzel⸗Land-⸗ tage und Einzel Reglerungen haben die Pflicht, ihren Einfluß im Bundesrath geltend zu machen. Wir sollen auch durch diese Ver⸗ handlungen im Auslande nicht den Schein erregen als wollten wir an den bestehenden Verträgen rütteln. Der Minister wendet sich da an eine falsche Adresse. Meine politischen Freunde wollen die Ver⸗ träge mit deutscher Ehrlichkeit und Treue halten, so lange sie bestehen. Es hat den Anschein, als werden von der Regierung landwirth⸗ schaftliche und politische Fragen zu sehr vermischt. Ich bedaure das sehr; diese Verquickung bat uns in den Unsegen der Handelsverträge hineingebracht und wirkhschaftliche den politischen Fragen untergeordnet. Wir müssen mit der Zeit die Autonomie in wirthschaftlichen Fragen er⸗ langen. Meine Heimath, die Rheinprovinz, hat an dem Schutz gegen Ruß⸗ land und Oesterreich ebenfalls ein Interesse. Ich stimme hier nicht mit meinem Fraktionsgenossen Letocha überein. Fun Kreise am Niederrhein haben von der Maul⸗ und Klauenseuche in einem Jahr einen Schaden von zwei Millionen gehabt. Der Schaden für das Deutsche Reich gebt in die Hunderte von Millionen. Dazu kommen der Schaden durch die verpesteten Schweine und die indirekten Schäden. Daraus ergiebt sich die Nothwendigkeit einer scharfen und durchgreifenden Abwehr. Die Regierung beruft sich auf die Statistik; unsere Veterinaäͤr⸗ ärzte sind aber nicht zahlreich genug, um alle Fälle schnell genug konstatie ren zu können. Die Viehhändler setzen alles daran, um verseuchtes Vieh unbemerkt in den Handel ju bringen. Es fehlt überhaupt an exakten Forschungen über die Merkmale der Ver— seuchung. So lange diese fehlen, muß man die land⸗ läufigen Merkmale jn Rathe ziehen. Daß die zehntägige Quarantäne unbedingt genügt, hat die Staatsreglerung nicht nachgewiesen. Sie sollte sich deshalb zu einer strengeren Praxis entschließen· in dubig contra reum, sollte es hier heißen, nämlich gegen das Ausland. Es kann nicht bestritten werden, daß die Maul. und Klauenseuche in Dänemark in erheblichem Umfange besteht. Wir am Rhein verlangen einen Schutz gerade für unsere kleinen Bauern, 35 o des ganzen Viehbestandes befindet sich in ihren Händen. Eine schwere Gefahr droht uns aus Holland durch die Einfuhr frischen Fleisches. An der Grenze werden große Quantitäten Viehs nicht bioß von den Holländern, sondern auch von deutschen Händlern geschlachtet und über die Grenze gebracht. Gegen die Verseuchungsgefahr hilft nur eine absolute Sperre. Es ist erfreulich, daß der Tuberkulsfe durch die Impfmaßregel vorgebeugt wird. Ich möchte aber die Re— gierung bitten, daß sie in Bezug auf die Maul⸗ und Klauenseuche den Brunnen nicht erst dann zudeckt, wenn das Kind hineingefallen ist. Den Händlern sollte eine längere Quarantäne auferlegt werden, als sie jetzt geübt wird. Wenn die Viebhmärkte gesperrt werden, dann . diese Maßregel auf den ganzen Bezirk ausgedehnt werden, fonst at sie gar keinen Zweck. Möge doch die Regierung endlich voll und ganz unseren Wünschen entgegenkommen! Wir Landwirthe treiben den Kampf um unsere Interessen nicht als Sport. Die Regierung . alles daran setzen, daß das Vertrauen der landwirthschaftlichen

evölkerung zu ihr sich wieder hebe. ;

Die Abgg. Dr. Hahn und Ring bringen noch folgenden Antrag ein:

Die königliche Staatsregierung zu ersuchen, unverzüglich eine Spenalkomm ission von Landwirthen, Beterinärärzten und Heer logen zur wissenschaftlichen elf fe lung der Inkubationsdauer der Maul⸗ und Klauenseuche zu berufen.

ge Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer—⸗ ein:

Meine Herren! Ich habe am Freitag am Schluß meiner Rede darauf hingewiesen, daß ich Veranlassung nehmen würde, so weit nöthig nachträglich auf Bemerkungen einzugehen, welche Herr Abg. Ring in seinem Vortrag gemacht hat. Ich habe den Vortrag des Herrn Abg. Ring nochmals nachgelesen und beschränke mich auf eine einzige Bemerkung, in der ich mit ihm vollständig einverstanden bin, und jwar auf eine Bemerkung, die auch von Herrn Grafen Hoensbroech beute gemacht worden ist. Herr Abg. Ring und Herr Graf Soentg⸗ broech haben übereinstimmend dargelegt, daß es im Interesse einer wirksameren Handhabung der Veterinärpolizei liegt, unsere Veterinärorganisation zu verstärken. Darin kann ich den Herren nur vollständig zustimmen; diesen Standpunkt habe ich schon vor zwei Jahren hier im Abgeordnetenhause vertreten. Ich bin bemüht gewesen, jedes Jahr eine Vermehrung der Veterinär⸗ ärzte, namentlich der Kreis⸗Thierärzte, herbeizuführen und die Stellung der Departements Thierärzte zu verbessern. Auch in diesem Jahre finden Sie in dem Etat wieder einen ähnlichen Vorschlag. Aber allein von mir hängen die Dinge nicht ab; der Herr Finanz⸗Minister hat mit RKücksicht auf die Finanzlage des Staates ein wesentliches Wort mitzusprechen, auch ist fraglich, ob immer die geeigneten Kräfte genügend vorhanden sind. Kurz und gut, in der Sache bin ich mit den Herren einverstanden und werde auch künftig dahin streben, daß w. 3 erweitert und verbessert werde. (Bravo! rechts.

. Meine Herren, ju meinem Bedauern ist der Graf von Kanitz nicht hier. Ich bin in der Lage, ihm für seine wohlwollenden Bemerkungen über die Thätigkeit der landwirthschaftlichen Ver waltung auf veterinärem Gebiet hiermit meinen Dank auszusprechen. Auf seine handelepolitischen Ausführungen werde ich persönlich nicht eingehen; aber ich bin in der Lage, für das gegenwärtige Jahr, rücksichtlich dessen Herr Graf von Kanitz das Material noch nicht besaß, hochinteressantes statistisches Material durch den Herrn Regierungs ⸗Kommissar Ihnen nachher mittheilen zu lassen. Sie werden daraus ersehen, daß in ge⸗

Zweite Beilage

Berlin, Dienstag, den 2. Februar

wisser Weise die strengere Handhabung der Veterinãrpolizei auf den Import von auswärts einen wesentlichen Einfluß geübt hat. Aber ich betone nochmals: Zweck dieser Handhabung der Veterinärpolizei darf niemals sein, den inneren Preis zu steigern; (sehr richtig) daß aber diese Wirkung unter Umständen eintritt, werden Sie aus den Zahlen ersehen, die Ihnen werden mit⸗ getheilt werden.

Auf die Detailvorschläge und Anträge des Herrn Grafen Hoenstzbroech einzugehen, finde ich keine Veranlassung; zum großen Theil sind sie mir bekannt, sie werden zum theil erwogen, zum theil sind es Maßnahmen sehr interner Natur, die, glaube ich, in diese allgemeine Debatte nicht hineingehören. In Bezug auf einen Punkt kann ich mich wiederum vollständig mit dem Herrn Grafen Hoensbroech, mit Herrn Dr. Oswalt und den an⸗ deren Herren, die hier gesprochen haben, einverstanden erklären. Darüber bin ich nämlich nicht zweifelhaft, daß, wenn das hohe Haus der Abgeordneten sein Interesse für diese hochwichtige Frage ausspricht, Wünsche an die Staatsregierung richtet auf Beseitigung der allgemeinen landwirthschaftlichen Kalamität, die in dieser Frage zweifellos vorliegt, darin eine gewisse Unterstätzung der Staatsregierung liegt, und sie nimmt sie durchaus das habe ich im vorigen Jahre schon aus—⸗ gesprochen dankbar entgegen. Sie ist dankbar für alle Anregungen, die auf diesem Gebiete gegeben werden. Nun muß ich nochmals darauf jurückkommen: die Anregungen müssen auch vorsichtig gehalten werden, denn sie können uns sehr wohl und das ist thatsächlich der Fall gewesen erhebliche Un—⸗ bequemlichkeiten nach außen bereiten. (Bewegung rechts.) Ich will nur erwähnen, daß beispielsweise die Eingabe, die der Bund der Landwirthe an den Herrn Reichskanzler richtete, und mir ab— schriftlich mitheilte Veranlassung zu Demonstrationen seitens ver⸗ schiedener auswärtiger Staaten gegeben hat, des Inhalts, daß die Eingabe unrichtige Mittheilungen enthalte und verbreite. (Hört! hört) Ich will nicht weiter auf die Sache eingehen, ich hatte die Unrichtigkeiten schon vorher in der, Berliner Correspondenz“ berichtigt, sowohl, soweit sie sich auf die Darstellung der gesetzlichen Be⸗ stimmungen bezogen, als auch, soweit unrichtige statistische Angaben darin enthalten waren. Es liegt in dieser Mittheilung kein offensives Vorgehen gegen den Bund der Landwirthe; ich habe nur Thatsachen mittheilen und darauf hinweisen wollen, daß infolge der Verbreitung der Eingabe durch die Oeffentlichkeit die öffentliche Meinung irre geführt ist.

Nun hat Herr Graf Hoensbroech zwei Bemerkungen gemacht, die mich zu einer Erwiderung nöthigen. Er hat gesagt, der Standpunkt der Landwirthschaft decke sich nicht mit demjenigen des Bundesraths, der Reichs und Staatgregierung. Meine Herren, insofern kann ich dem Herrn Recht geben: rücksichtlich der Mittel, welche zur Be— seitigung der Nothlage der Landwirthschaft von einem Theil der Landwirthschaft, nicht von allen Landwirthen, gefordert werden, be— steht eine gewisse divergente Ansicht zwischen großen Theilen der Vertreter der Landwirthschaft und zwischen dem Bundesrath ich erinnere an die Margarinegesetzgebung —, auch mit der Staatsregierung ich erinnere an den Antrag Kanitz, auch an die Art und Weise der Behandlung der Währungsfrage —, auch mit der Reichsregierung. Aber, meine Herren, in der Allgemein⸗ heit, wie der Herr Graf diese Aeußerung gemacht hat, muß ich ihr auf das entschiedenste widersprechen; bei jeder Gelegenheit ist zweifellos festgestellt, daß sowohl die Reichs⸗ regierung, wie der Bundesrath, wie die preußische Staatsregierung, auch alle übrigen deutschen Regierungen anerkennen, daß von allen produktiven Gewerben augenblicklich die Landwirthschaft sich in der schwierigsten Lage befindet, und daß zweifellos die Noth⸗— wendigkeit vorliegt, auf Mittel und Wege Bedacht zu nehmen, der Landwirthschaft in dieser schwierigen Lage zu helfen. Aber ich glaube doch auch darauf hinweisen zu sollen, daß in den verschiedensten Richtungen wie das ja auch ausdrücklich verschiedene Herren hier anerkannt haben schon Hilfe geleistet wird. Wesentliche Maßnahmen auf dem Gebiete der Gesetz⸗ gebung und Verwaltung befinden sich im Stadium der Erwägung, sowohl beim Reich wie bei den Einzelstaaten.

Meine Herren, ist denn für die schwierige Lage der Landwirthschaft die Reichs! und die Verwaltung der Einzelstaaten allein verantwortlich zu machen? (Rufe rechts: Gewißh

Nein, meine Herren, das ist nicht der Fall; denn die schwierige Lage der Landwirthschaft besteht nicht allein in Deutschland. Gehen Sie alle übrigen Kulturländer durch. In allen deutschen und fast in allen außerdeutschen Ländern besteht die fast gleiche landwirthschaftliche Krisis. Ueber die Mittel zur Abhilfe läßt sich streiten. Ich will noch einen Schritt weiter gehen. Ich habe niemals ein Hehl daraus gemacht, daß ich ein Gegner der Handelsverträge gewesen bin. (Bravo! rechts) Ich habe das ja bei jeder Gelegenheit ausgesprochen, ja, ich habe sogar, ehe ich die Ehre hatte, preußischer Minister ju werden, sowohl den Abschluß der Verträge bekämpft, wie gegen deren materiellen Inhalt Bedenken erhoben. (Sehr richtigh Aber, meine Herren, ich habe auch wiederholt ausgeführt, daß die Ursache der landwirthschaftlichen Krisis nicht allein im Abschluß dieser Verträge zu suchen sei. Sehen Sie sich Frankreich an, wo das protektionistische System bis zum Extrem durchgeführt wird, dort sind die Verhältnisse auch nicht viel günstiger, als bei uns.

Nun hat der Herr Graf Hoensbroech eine fernere Bemerkung ge— macht dahin gehend, es sei fehlerhaft, wie das geschehe, wirthschaftliche und politische Fragen mit einander zu verbinden. Soweit diese Kritik sich auf die Vergangenheit bezieht, könnte ich ihr vielleicht in eiwas anderer Art zustimmen. Es ist das indessen, wie ich ausdrücklich betonen muß, mein persönlicher Standpunkt. Mir erscheint es bedenklich, beim Abschluß der Handelsverträge sich in wirthschaftlicher Beztehung so zu binden, wie das geschehen ist. (Sehr richtig! rechts) Aber wenn in der Aeußerung des Grasen Hoensbroech ein Vorwurs

gegen die gegenwärtige Staatgreglerung ausgesprochen seln soll, so

nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

1897.

Ich glaube Staatsregierung augen

entbehrt derselbe der thatsächlichen Begründung. nicht, daß sich die gegenwärtige blicklich in der Lage befindet, oder seit Abschluß der Handels verträge befunden hat, diesen Vorwurf zu verdienen. Jedenfalls hat der Herr Graf Hoensbroech den Beweis für solchen Vorwurf nicht angetreten.

Ich habe schon gesagt, daß ich auf die Spezialitäten im Vortrag des Herrn Grafen Hoensbroech einzugehen nicht gewillt sei; ich glaube auch kaum, daß dafür ein genügender Anlaß vorliegt. Dagegen halte ich mich für verpflichtet, schon jetzt Stellung zu dem Antrag zu nehmen, der den Namen des Herrn Grafen Hoensbroech trägt, nämlich: die Staatsregierung zu ersuchen, die Einfuhr von frischem Fleisch aus den Niederlanden zu untersagen. Meine Herren, das ist ohne weiteres nicht möglich. Ohne eine Unterlage, einen Grund für diese Maßnahme zu haben, kann man den Antrag nicht stattgeben. Außerdem würde das auch darauf hinauskommen, worauf ich schon am Freitag hinwies und was auch in Preußen schon zur Sprache gebracht wurde, daß es verkehrt sei, eine divergente Behandlung der auswärtigen Staaten eintreten zu lassen. Wollten wir der Bewegung in dieser Beziehung folgen, so müßten wir auch alle auswärtigen Staaten, soweit dieselben Ver⸗ hältnisse vorliegen, gleich behandeln. Ich verweise wieder auf eine Mittheilung, die ich wiederholt schon machte. Seit längerer Zeit schweben Verhandlungen, die Fleischschau im Innern Deutschland so zu organisieren, daß im wesentlichen alles gleisch, welches in den freien Verkehr übergeht, mit Rücksicht auf veterinäre und sanitäre Gefahren einer Unter suchung unterworfen werde. (Bewegung) Zum großen Theil ge⸗ schieht das schon. Ich erinnere an die Trichinenschau, ferner daran, daß in Preußen annähernd 40 0 öffentliche Schlachthäuser bestehen, in denen eine obligatorische Fleischschau nach sanitären und veterinaren Rücksichten stattfindet. Daneben giebt es bereits große Gebiete in Deutschland, wo alles in den freien Verkehr übergehende Fleisch nach diesen Richtungen untersucht wird, und diese Gebiete dehnen sich auf Anregung der Staatsregierung immer mehr aus. Sobald die Fleischschau im Inlande zur Durchführung gelangt ist, sind wir befugt, dieselben Maßnahmen gegen das von auswärts eingehende Fleich zu ergreifen, mag es her⸗ kommen, von wo es will. Die Staatsregierung ist gewillt, dann diese Maßnahme zu treffen. Und der Zeitpunkt der Durchführung steht nach meiner persönlichen Auffassung ziemlich nahe bevor.

In Anknüpfung hieran theile ich mit, daß für einen Theil der holländischen Grenze im Regierungsbezirk Düsseldorf bereits die Ein⸗ fuhr von Schweinefleisch untersagt ist, und zwar, weil der Staats. regierung die thatsächlichen Unterlagen vorlagen, nach denen sie zu solchem Verbot befugt war. Wir sind, soweit zulässig, durch⸗ aus gewillt, die weitgehendsten Schutzmaßregeln zu treffen. Sie können aber nach meinen oben gemachten Ausführungen und Darlegungen nicht erwarten, daß die Staatsregierung einem allgemein gehaltenen Antrage stattzugeben in der Lage ist. Wenn Sie zugeben, daß die Staatsregierung, wie Herr Graf Hoensbroech, und auch Herr Dr. Oswalt unter dem Beifall auf der rechten Seite des Hauses betont haben, daß sich die Staatsregierung selbstverftändlich innerhalb der Grenzen der abgeschlossenen Verträge und der Gesetzgebung zu halten habe, so müssen Sie auch der verantwortlichen Staatsregierung die Befugniß einräumen, ihrerseits zu prüfen und zu entscheiden, ob sie sich inner⸗ halb dieser Grenzen hält. Ich bitte, dem gestellten Antrage Ihre Zustimmung zu versagen.

Zu dem weiteren Antrage der Herren Ring und Dr. Hahn behalte ich mir die Stellungnahme vor, bis derselbe näher begründet ist.

Zu dem Antrag des Abg. Letocha habe ich die Bemerkung zu machen, daß er nach meiner Auffassung bedeutungslos ist. Die Staatsregierung hat durch meinen Mund bereits erklärt, daß sie erst dann gewillt ist, die Schweinezufubr aus Rußland ganz zu sperren, wenn sie die Ueberjeugung gewonnen bat, daß allgemeine wirthschaftliche Nachtheile für die oberschlesische Induftrie⸗ bevölkerung nicht eintreten werden. Ich habe indessen nichts dagegen, wenn Sie diesen Antrag annehmen, aber notbwendig balte ich den⸗ selben nicht.

Meine Herren, wollen Sie, lediglich in der Absicht die Regierung zu stärken, wie das ausgeführt ist, den Antrag Ring obne weiteres annehmen, so habe ich bereits die Bedenken, die dagegen syrechen, dargelegt. Fassen Sie den Antrag aber lediglich als die Absicht auf. wie es namentlich von Herrn Dr. Oswalt ausgefübrt worden ift, die Regierung durch dessen Annahme bei der Ergreifung solcher Maß. nahmen, zu denen sie befugt ist, zu unterstũtzen, so kann ich mich mit diesem Ziel einverstanden erklären.

Zum Schlusse noch einige Bemerkungen, welche sich auf die Se— flügelcholera im Westen und im Allgemeinen bejieben. Irm Dwesten sind allerdings einige wenige, aber bedeutungsdelle Fälle den Gra- schleppung vorgekommen. Die Anschauungen der landirtdiche f nchen Vertretungen und der Herren Regierungs. Präsidenten auß der Denen babe ich bereits am Freitag dargelegt. Ich babe dereitz Freitag geỹagt. daß die Ansichten aus den betbeiligten Kreisen üder dee völlige Beseitigung der russischen und der fert ein ßcher Einfubr auteinandergeben. Vente Morgen it mir gn dringlicher Antrag von Landwirten aus dern Dder brech zn. gegangen. (Zuruf rechts: Dändler) Nein, den Sand wirtden. die mit Entschiedenheit verlangen, daß dei den Verden dun ger md Erwägungen im Landtage über die Gänse und Gcn nc. Gern h auch ibre Interessen berücksichtigt wörden. Gz ward Ke der Gzngsde dargelegt, daß sie an der Ginfuabr magerer Ga een td aner. esstert seien, um durch die Mästung dre landmwär däm . dulte besser ju verwert den In Netz hard benerd do lange eine ausgedehnte Gänseznht ak Dent nend mem weitgroßten Tbeil mur intenstden Vandmart di cbast o, mn übergegangen wan. n den Kehr der Derr d ·

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