1897 / 32 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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vrworfand, lagen die Kalakomben wobl von Anfang an unter einem überdachten Raum. Mehrfach wurden auch Gräber festgestellt, die lediglich von dem erwähnten Gstrich überdeckt waren. Die Entscheidung der Frage, welche Lage der die Katakomben enthaltende Innenraum zum alten Dom bezw. zu der hiermit e deen Moritzkirche gehabt hat, muß weiteren Studien vorbehalten

Eine Ausstellung von Werken des Landschaftsmalers, Professors Albert Hertel wird am Montag, den 8. Februar, im Festsaal deg Kleinen Journalz⸗ im Eguliable. Gebäude eröffnet werden. Die Autzstellung umfaßt eine Autwahl von Gemälden, Agquarellen, Kompesitionen, Studien, Kartons und Zeichnungen, aut denen der Entwickelungsgang des Künstlers von der Mitte der sechziger Jahre bis in die Gegenwart in den Hauptzügen zur Anschauung ge— bracht wird. Der Ertrag aus dem Eintrittsgeld ist von dem Künstker für den Fonds des geplanten Beethoven⸗Haydn⸗Mozart« Denkmals bestimmt worden.

Theater und Musik.

gran Avelbeid ,, foil p rau elhei eber, welche mit ihrem Schauspiel Pan Cezar ihren dramatischen Ruf begründete, errang gestern mit einem dreiaktigen Schauspiel . Mutterrechte“ abermals einen freundlichen Eifolg. Frau Weber wirft in ihrem neuen Stück die Frage auf, ob die Stimme des Bluts stärker sei, als die durch jabrelange Erziehung begründete Pflicht der Dankbarkeit. Die Vorgeschichte des Schauspiels ist etwas peinlicher Art. Dorothee Eigen feld, die Besitzerin der Mühle ‚Einsiedelei“, hat die natürliche Tochter ihres verstorbenen Gatten und ihrer jüngeren Schwester Eve groß⸗ gejogen. Tiefes Schweigen wird im Hause über die Herkunft des Kindes beobachtet, dessen wahre Mutter, nachdem sie den Rest ihrer Erziehung im Kloster genossen, fern von dem Heimathsorte mit einem Gutsbesitzer verheirathet ist, dem ihre Jugendsuͤnde verborgen geblieben ist. Nach jahrelangem Fernsein kommt Epe mit ihrem Gatten nach Ein⸗ siedelei zurück, wo in ihrem Herzen die L ebe zu Elsbeth, ihrem Kinde, das sie nicht ihr eigen nennen darf, mächtig erwacht. Scheinbar fliegt Elöbeth's Herz der neuen Tante“ zu, weil dieselbe sie in ihrer Liebe zu einem jungen Maler, welchem die strengere Dorothee die Thür ewiesen hatte, bestärkt. Es kemmt zu heftigen Scenen zwischen e elbe und Epe, in welchen beide ihre Rechte an dem Kinde geltend machen; Eye beschließt, ihrem Gatten alles einzugeftehen und koste es, was es wolle, ihr Kind zu reklamieren. Aber ihr Gatte wendet sich voll Abscheu von ihr ab, und ihr Kind, welches kurz zuvor einsehen mußte, daß der obenerwähnte junge Maler es unehrlich mit ihr meinte, wirft sich reumüthig an die Brust der Pflegemutter, deren gütige Fürsorge sie jetzt erkennen lernt. Die Verfasserin bekundet in der bühnenwirksamen Ausgestaltung dieser Vorgänge wiederum ein starkes Talent, welches namentlich im zweiten Akt, der in einer bewegten Scene zwischen den beiden Schwestern gipfelt, von ihrem dramatischen Beruf beredtes Zeugniß ablegt. Daneben aber macht sich freilich Manches breit, was an rübrselige Romane älterer Zeit gemahnt. Namentlich ist der übernaive Charakter Elsbeth's kein Produkt wahrer Lebensbeobachtung, ebensowenig ist die Charakter⸗ losigkeit des jungen Malers begründet und näher ausgeführt. Die Darstellung war zum größten Theil vorzüglich; namentlich zeichneten sich die Trägerinnen der beiden Hauptrollen: Fräulein Pospischil (Dorothee) und Frau Prasch Grepenberg (Eve) durch lebens—⸗ volles Spiel aus. Eine scharfumrissene Gestalt war der derbe, gutmüthige ostpreußische Gutsbesitzer des Herrn Kraußneck. Fräulein Schroth spielte die Elsbeth gar zu sehr im Sinne der Verfasserin, ohne aus eigenem . ihr etwas mehr Natürlichkeit zu verleihen. In den übrigen ollen bewährten sich die Herren Hecht, Bassermann, Schindler und Formes und Fräulein Kannse. Die Insceenierung des Intendanten Prasch muß als ganz besonders gelungen bezeichnet werden. Die Ver—⸗ fasserin wurde nach dem zweiten und dritten Akt mit den Haupt-

Konzerte. . .

Am Dienstag Abend gaben Fräulein Gertrude Lucky und ir Reinhold Hoffmann ibr drittes Abonnements-Konzert mit

istorischem Programm im Saal Bechste in. Das Programm war

recht interefsant zusammengestellt und gewährte eine Uebersicht über die Entwickelung der Oper, von Keiser (1674 1739) anfangend bis auf unsere Zeit, und brachte außerdem Lieder und Zwiegesänge bon Schubert, Rabinstein, Brabmg und. Cornelius, deren

Ausführung sowohl bezüglich der Ginzelvortraͤge wie dez

ufammenwirkens durchauß zu loben war. nicht

ehr zahlreich anwesende Publikum nahm alles Dargebotene .

auf. Die Schubert Feier, welche das Philharm ontsche Orchester ebenfalls am Dienztag unter Mann staedt' s Leitung veranstaltet hatte, hot in mancher Beziehung ein anderes Bild dar, als die bisher gehörten, und wurde mit der Srvertüre der fast ganz unbekannten Oper „Fierabras“ eröffnet, einer der 15 Bühnenwerke Schubert's, die selten aufgefübrt werden, deren Ouvertũren jedoch mitunter in Konzerten erscheinen. Die gefällige Ouvertüre zur

Rosamunde und die Balletmusik derselben Dper fanden rauschenden Beifall. Außerdem wurde die in großartigstem Stil kom- ponierte Symphonie des Meisters in C-dur aufgeftihrt; Chorgesänge der Berliner Liedertafel und Solovorträge der bekannten Sängerin Frau Adeline Sandow-Herms, deren Stimme in dem großen Raum indessen nicht kräftig genug wirkte, reihten sich an. Sämmtliche Instrumental! und Vokalvorträge wurden mit so lebhaftem Beifall aufgenommen, daß Wiederholungen und Zugaben erfolgten. ;

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Lortzing's romantische Zauber Dper Undine unter peer fer 8. Leitung und in nachstehender Besetzung zur Aufführung: Undine: Fräulein Hiedler; Bertalda: ö. rzog; Ritter Hugo von Ringstetten: Herr Sommer; Kühleborn; Herr Betz; Tobias: Herr Krasa; Marthe: Frau Götze; Veit: Herr Lieban; Pater Heilmann: Herr Võdlinger Hans: Heir Krolop. Am Montag geht Otto Nicola's Oper Die lustigen Weiber von Windsor“ in Scene.

Im Neuen Königlichen Opern-Theater gelangt morgen zu ermäßigten Preisen das Lustspiel ‚Wohlthaätige Frauen“ von Adolf L'Arronge zur Aufführung.

Im Königlichen J wird morgen Goethe's Faust mit errn Matkowsky in der Titelrolle gegeben. Den Mephistopheles spielt err Klein, die Margarethe Frau von Hochenburger, die arthe Frau Schramm, den Valentin Herr Arndt, den Wagner Herr Heine, den Schüler Herr Dertzer. Am Montag gebt Raimund's Zaubermärchen Der Verschwender! in Scene. Die Besetzung lautet: Eheristane: Frau von Hochenburger; Azur: Herr Krolop; Julius von

lottwell: Herr Arndt; Wolff: Herr Klein; Valentin: Herr Vollmer;

osa: Frau Conrad; Chevalier Dumont: Herr Grube; ein altes Weib; Frau Schramm.

Der Spielplan des Deutschen Theaters für die nächste Woche bringt morgen Abend und am Montag „Die versunkene Glocke“, am Dienstag „John Gabriel Borkman*, Mittwoch und Donnerstag „Die versunkene Glocke, Freitag „Morituris, Sonnabend sowie am nächstfolgenden Sonntag und Montag Abend „Die versunkene Glocke, als Nachmittags⸗Vorstellungen morgen Die Jüdin von Toledo“, am nächstfolgenden Sonntag Die Weber).

Im Berliner Eh tate wird die Novität „Mutterrechte“ morgen, am Dienstag und nächsten Sonntag Abend zur Aufführung gelangen. „Renaissance! geht am Montag, Mittwoch und Sonn⸗ abend, Kaiser Heinrich“ dagegen am Donnerstag in Scene. Am Freijag wird als 22. Abonnementèsvorstellung neu einstudiert Uriel Acosta? mit Otto Sommerstorff in der Titelrolle gegeben. Als Nach⸗ mittags Vorstellung geht morgen „König Heinrich“, am nächsten Sonntag Die Jungfrau von Orleans in Scene.

Im Lessing⸗-Theater wird George Feydeau's dreiaktiger Schwank „Das Ordensband? morgen, am Dienstag, Donnerstag,

tag findet eine Aufführung des Schauspiels

im Winkel! statt, während gm 2 und Freitag Narcel ꝓrpost g Schauspieĩ Salb · Tugend Les Demi. ierges? in den Spielplan wieder aufgenommen wird. 8 diana le, . eln g gehn morgen . Der Fall Clsmenceau“, am nächsten Sonn. tag 8 n. zur Auffübrung. -

Der Spielplan des Neuen Theaters wird auch in der aãchsten Woche von Sardou's Marcelle. vöhig beherrscht. Piorgen Rach = zu en. 1 K in 2 am

ntag, den 14. d. M., eine Matinée Dramatischen cel ich ff., g z .

Im S er Theater geht morgen Nachmittag Shak ; Wintermärchen in Seene, Abends wird das Hr a. . Ein Schritt vom Wegen gegeben. Am Montag, TBienstag und Sonnabend finden Wiederholungen des Schauspiels . Ein Volksfeind! am Mittwoch von dem Lust spiel Der Schierisng! und der Kom dis der Irrungen, statt. Am Vonners tag wird zum ersten Male Eint Palastrevolution, Lustspiel in 4 Akten von Skowronner, aufgeführt und am Freitag zum ersten Male wiederholt. Im Bürgersaal= des Rathhauses findet morgen ein Liliencron, Abend? statt.

Im Theater des Westens setzt sich der Spielplan für die nächste Woche folgendermaßen zusammen: Morgen Nachmittags: . Die wilde Jagd !; Abende, sowie am Montag und Mittw der Sabinerinnen; Dienstag: Unsere Frauen“; Donnerktag: Treue“; , nächsten Sonntag und Montag, den 15.3: . Wilhelm Tell

onnabend: „Der Militärstaat; Sonntag, den 14. Nachmittags: Unsere Frauen“.

„Das Theater Unter den Linden wird morgen und am Montag Die schöne elena mit dem einaktigen Ballet Pierrot als Rekrut! Dienstag., Mittwoch, Donnerstag „Der Milado“ nebst Ballet zur Aufführung bringen. Am Mittwoch, den 17. d. M., beginnt der Strauß ˖ Cyelus . Die Operetten des Meisterg sollen in der Ordnung einander folgen, wie sie geschaffen wurden. Den Anfang macht, wie schon früber mitgetheilt, die Ausstattungs. Operette Indigo und die vierzig Räuber. welche glänzend inseeniert wird. Das Ballet korpz und auch der Sängerchor sind hierzu bedeutend verstärkt worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Hamburg, 6. Februar. (W. T. B) Der Aus stand ist beendet. Eine Abstimmun 65 Proz. für, 35 Proz. gegen Wiederaufnahme der Arbelt.

London, 6. Februgr. (W. T. B.) Nach einer Mel— dung der Times“ aus Kairo verlautet daselbst, die egyp⸗ tische Regierung werde auf den Einspruch des französischen und des russischen Vertreters gegen den Vorschuß Englands an Egypten ein in höflichem Tone gehaltenes Antwortschreiben einschicken, in welchem erklaͤrt werde, daß Egypten das Anerbieten Englands bereits angenommen habe und daß diese Annahme durchaus gesetzlich sei.

Kanea, 6. Februar. (W. T. B.) Unter den Ausländern, welche sich auf die hier vor Anker liegenden österreichischen Kriegsschiffe geflüchtet haben, befinden sich auch die wenigen deutschen Unterthanen, die zur Zeit in Kaneg Aufenthalt hatten. Dieselben haben sich auf das Kriegsschiff, Maria Theresia“ in Sicherheit gebracht.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersien und Zwelten

Das Ghin

: Der Rauh

. zum Deutschen Reichs⸗An

M 32.

Grste Beilage zeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 6. TJebruar

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzent (00 kg)

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darstellern mehrmals hervorgerufen.

Sonnabend und am nächsten

Sonntag wiederholt. Am Mon

Beilage.)

Wetterbericht vom 6. Februar, s Uhr Morgens.

Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor

Brandt. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang

sius 40 R.

Wetter.

Stationen.

Temperatur in O Cel 5 0 C.

Bar. auf 06r S lu. d. Meeressp. red. in Millim

wolkig bedeckt still heiter

3 halb bed. wolkenlos wolkenlos Schnee wolkenlos

Belmullet .. Aberdeen.

0

Kopenhagen. Stockholm. . . Petersbg. Mot kau ... Cork,. Queens⸗ town... Cherbourg. K . amburg .. winemünde Neufahrwasser Memel

Regen Regen Nebel bedeckt bedeckt bedeckt wolkenlos wolkig

bedeckt bedeckt bedeckt bedecki!) Regen?) Schnee Schnee bedeckt

6 . ünster ... Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz.. 2 Wien.... Breslau ... bedeckt

Ile dAAix .. 5 Regen

Nizza .... heiter

1) Gestern Schnee, Nachts Regen.

Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum, welches gestern Morgen vorm Kanal lag, ist ostwärts nach der süd⸗ lichen Nordsee fortgeschritten und verursacht in Zentral⸗Guropa wieder trübe Witterung mit Schnee⸗ fall, wobei die Temperatur gestiegen ist. Am höchsten ist der Luftdruck über Südost. Europa. Bei im Norden mäßigen östlichen, im Süden leichten südwestlichen und westlichen Winden, ist das Wetter in Deutschland trübe und außer im Süden, wo das Thauwetter anhält, kalt. In Nordostdeutschland herrscht sehr strenge Kälte, Königsberg meldet 15, Neufahrwasser 20 Grad unter, dagegen Mählhausen 6 Grad über Null.

. Deutsche Seewarte.

ae m ᷣᷣᷣ 2 Q Q Q - , Theater.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern haus. 34. Vorstellung. Undine. Romantische Zauber⸗Oper in 4 Akten von Albert Lortzing. Text rach Fouqué's Erzählung frei bearbeitet. Tanz von

Se e Ge e o = en S ee de C E N - , .

S E G & R 2.

*

7) Nachts

73 Uhr.

Schauspielhaus. 38. Vorstellung. Fanst von Wolf⸗ gang von Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lindpaintner. In Scene gesetzt vom m Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Anfang 7 Uhr.

Neues Königliches Opern Theater (Krolh. Wohl⸗ thätige Frauen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph LArronge. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 77 Uhr.

Montag: Opernhaus. 35. Vorstellung. Die luftigen Weiber von Windsor. Komisch⸗ phantastische Oper in 3 Akten von Otto Nicolai. Tert von Mosenthal, nach William Sbakespeare's gleichnamigem Lustspiel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. 6 77 Uhr.

Schauspielhaus. 39. Vorstellung. Sonder⸗ Abonnement X. 6. Vorstellung. Der Ver—⸗ schwender. Original Zaubermärchen in 3 Aufzügen von Ferdinand Raimund. Musik von Konradin Kreutzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einricktung vom Ober- Inspektor Brandt. Musikalische Direktion: Mustkdirektor Wegener. Anfang 74 Uhr.

Denlsches Theater. Sonntag, Nachmittage 25 Uhr: Die Jüdin von Toledo. Abends 75 Uhr: Die versunkene Glocke.

Montag: Die versunkene Glocke.

Dienstag: John Gabriel Bortman.

Ferliner Thenter. Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: König Heinrich. Abends 7 Uhr: Mutterrechte.

Montag: Renaiffance.

Dienstag: Mutterrechte.

Cessing · Theater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche Preise); Der Fall Clemencean. Abends 75 Uhr: Das Ordensband. (Le

Ruban.) Montag: Das Glück im Winkel. (Louise Dumont.) Dienstag: Das Ordensband. (Le Ruban. ) Residenz ·˖ Theater. Direktion: Sigmund Lauten ;

burg. Sonntag: Associss. Lustspiel in 3 Akten von Leon Gandillot. Deutsch von Max Schönau. Anfang 74 Uhr.

Montag und folgende Tage: Associss.

Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4a. / 6.

Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeltet von ö, Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund J e gr. . onntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halb isen: Die Grille. ; MN Montag und folgende Tage: Marcelle.

Schiller Theater. Sonntag, Nachmittags z Uhr: Ein Wintermärchen. Abends 8 Uhr: Ein Schritt vom Wege.

Montag, Abends 8 Uhr: Ein Volksfeind.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn hof. Zoologischer Garten) Senntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Die wilde Jagd. Abends 75 Uhr: Der Naub der Sabinerinnen.

Montag: Der Raub der Sabinerinnen.

Dienstag: Unsere Frauen.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. bb / ?. Direction; Julius Fritzsche. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei bis zur Hälfte ermäßigten Preisen: Der Bettelstudent. Operette in 3 Akten von F. Zell und R. Gene. Musik von Carl Millöcker. Q Abends 76 Uhr: Die schöne Selena. Komische Operette in 3 Akten von Meilhae und Halsvy, deutsch von J. Hoppe. Musik von Jacques Offen- bach. Hierauf: Pierrot als Rekrut. Panto⸗ mimische Balletscene von Greco Poggiolesi. Musik von M. Dahms.

Montag: Die schöne Helena. Hierauf: Pierrot als Rekrut.

Thalia ˖ Theater (vorm. Adolyh Grnft · Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei ermäßigten Preisen: Trilby. Brama in 5 Akten nach dem Roman des George du Maurier von G. Okonkowsky. Abends 795 Uhr: Frau Lieutenant. Vaudeville in 3 Akten von P. Ferrier und A. Mars. Deutsch Jm. H. Hirschel. Musik von G. Serpette und V.

oger.

Montag und folgende Tage: Fran Lieutenant.

Bentral Theater. Alte Jakobftraße 30. Direktion: Richard Schultz. Sonntag: Novität: Zum ersten Male: Ein sideler Abend. Burleske dramatische Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Julius Ein⸗ öds hofer. Anfang 75 Uhr.

Montag und die folgenden Tage: Ein sideler

Konzerte. Konzerthaus. Karl Meyder Conunert.

Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien

unter freundlicher K der Pianistin Fräulein Lichterfeld. Symphonie Nr. 3 „Groica“ von Beethoven. Klapier Koniert G-dur von Beethoven (Fräulein Lichterfeld).

Philharmonie. Montag, Anfang 73 Uhr: VIII. Philharmonisches Konzert. Dirigent: ö. P Solistin: Gabriele Wietrow etz

oline).

Firkus Renz. Karlstiaße. Jubiläums- Saison 1896/97.) Sonntag: Zwei große Vorstellnugen. Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren freih: Lnstige Blätter! Großes elektrisches Ballet. Aber ds 73 Uhr: Aufführung der Novität: Durchschlagender Erfolg! Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗ Phantaften. Eine romantisch ⸗phantastische Handlung von Direktor Fr. Renz und dem Greßherzegli hessischen Hof · Balletmeister August Siemg. Außerdem die hervorragendsten Nummern des Repertoirs.

Montag, Abends 7 Uhr: Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantasten.

/ / ·· ——— —— 2 Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Freiin Anna von Coburg mit Hrn— Major a. D. Alexander von Steun 1 Berlin). Frl. Ottony von Münchhausen mit Hrn. Rittmeister Fritz von Unger (Braunschweig). Frl. Erna von Bothmer mit Hru Prem. Lieut. Fans Hartwig von Ludowig (Bothmer

a. d. L. = Casseh.

Verehelicht: Hr. Kataster⸗ Kontroleur Georg Hoffmann mit Frl. Hedwig Habler (Kosten i. P.).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Arthur von Wittken (Berlin).

Gestorben: Frl. Thekla von der Becke (Dresden). Hr. Fideikommißbesitzer 1 von Rasch⸗ kaum (Vorberg) Hr. Rittmelster a. D. Albrecht von Sydow (Kolberg). Hr. General—⸗ Lieut. z. D. Julius von Trenk (Görlitz). Hr. Rittergutsvächter und Prem. Lieut. d. X. Adalbert Thamm (Raschen b. Trebnitz j. Hr. Dr. phil. Theodor Wiedemann ee r. Wirklicher Geheimer Rath und Landes⸗Direktor a. D. Wil⸗ helm von Ahlefeld (Kieh.

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin 8Ww., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

Sonntag, Anfang 6 Uhr: Gesell schafts⸗Abend. Montag, Anfang? Uhr: Symphonie ⸗Konzert.

leinschlleßlich Börsen · Beilage).

Weiz 15,87 15,82 16,13 1610 1610 16,30 16,30 1630 16,80 1436 1483

16,40 . 1656 1333 15,0900 15,33 17,25 17,25 17,60 14,80 14,590

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Allenftein... 12,40 12,40 12,59 12,50 12,60 Lissa J 15,0 12,109 i e ö ö 135,00 13,09 ildesheim ).. mden. 1,80 11,89 1200 1200 Mayen. 4 13.00 1300

11,83 12,30 14,452

Landshut! 1 Mainz. 12,50 13,00 15,20 13,65

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12,60 w 2. 12, 40 3. 2.

15,20 ; ; ; 13,60 165 12.50 2.2. 40 13,00 29.1. 16,13 75 13,44 29.1.

14,90 .

1 Hildesheim, 8. Februar: Saathafer mittlerer Qualitat 16,00 - 18, 60 ½.

Bemerkungen. . Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗

schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Deutscher Reichstag. 168. Sitzung vom 5. Februar 1897, 1 Uhr.

Das Haug setzt , Berathung des Reichshaus⸗ halts-Crats für 1897,98 fort, und zwar beim Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei.

Zum „Gehalt des Reichskanzlers“ liegen folgende zwei Anträge vor:

I) von den Abgg. Ancker u. Gen. (fr. Volksp):

Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, das preußische Staats- Ministertum zu veranlassen, Vorkehrungen zu treffen, welche öffent⸗ liche Verdächtigungen der obersten Reichsbehörden durch Organe der Königlich y, politischen Polizei, wie sie im Prozeß Leckert⸗ Lützow zu Tage getreten sind, für die Zukunft ausschließen.“

2) von den Abgg. Dr. Barth u. Gen. (fr. Vgg):

„Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstage bald— thunlichst eine Denkschrift über die erkennbaren volkswirthschaftlichen Wirkungen der seit 1692 bezw. 1894 zwischen dem Deutschen Reich einerseits und Oesterreich Ungarn, Italien, Belgien, der Schweiz, Serbien, Rumaͤnien und Rußland andererseits bestehenden Handels- vertrãge vorzulegen.

Abge Dr. von Komie rowski (Pole): Wir Polen erachten es Rr unsere Pflicht, bei dem Gehalt det Reichskanzlers auf die ernste Lage der polnischen Bevölkerung hinzuwessen. Wir haben in loyalster Weise alle Bedenken und bitteren Erfahrungen unterdrückt und haben, folgend dem kaiserlichen Willen, uns gegen den Umsturz gewandt und die Regierung unterstützt. Aber die Behörden haben die polnische Bevölkerung als ein Objekt ihrer Verfolgungen und Unterdrückungen benutzt. Gegen die polnischen Vereine haben sich die Deutschen gewendet und haben die Behörden zu ihrer Unterdrückung veranlaßt. Gegenüber dieser Unterdrückung der polnischen Bepölke⸗ rung glauben wir in der Oeffentlichkeit Beschwerde erheben zu sollen dei den verbündeten Regierungen, die hier im Reichstage vertreten sind. Ein solcher Zustand der Erbitterung, wie er in der moralisch verhetzten und boykottierten Bevölkerung in unseren Heimathprovinzen berrscht, widerspricht dem Staatsintereffe. Was ich hier gesagt babe, tst einstimmiger Beschluß der polnischen Fraktion. ; Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst: Meine Herren! Die Fraktion der Polen hat die Berathung des Etats des Reichskanzlers für die geeignete Gelegenheit erachtet, um durch den Mund des Herrn Abg. von Komierowski die schon oft gehörten und, wie ich glaube, oft widerlegten Klagen über eine un⸗ gerechte und harte Behandlung der polnisch sprechenden Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen. Eine polnisch sprechende Bevölkerung hat in Deutschland nur das Königreich Preußen. Die Politik, welche unsere Nachbarn Rußland und Oesterreich Ungarn gegenüber ihrer volnischen Bevölkerung verfolgen, betrachten wir als eine vollig interne Angelegenheit dieser Staaten. Aus diesen belden Prämissen ergiebt sich, daß für untz die sogenannte polnische Frage eine spezifisch preußische ist, deren Erörterung eigentlich nicht in den Reichstag gehört. (Sehr richtig! rechts) Die Vertreter der polnisch sprechenden Bevölkerung haben Gelegenheit, Beschwerden über die preußische Ver⸗ waltung im preußischen Landtage vorzubringen. Sie haben von dieser Gelegenheit schon häufig und noch neuerdings Gebrauch gemacht, und die preußische Regierung ist ihnen die Antwort nicht schuldig geblieben.

Trotz dieser formalen Bedenken, welche der Erörterung der Frage in

diesem hohen Hause entgegenstehen, nehme ich nicht Anstand, nachdem der Gegenstand einmal zur Sprache gebracht ift, meine Stellung zu demselben darzulegen.

Die Provinzen, in denen sich eine polnische Bevölkerung befindet, sind ein unablötbarer Bestandtheil des preußischen Staats. (Sehr richtig! rechts) Die verfassungsmäßigen Rechte, die jedem preußischen Staatsangehörigen gewährleistet sind, sollen auch den polnisch sprechen⸗ den Preußen nicht gekürzt werden (sehr gut!) und sind ihnen nie ge⸗ kürzt worden. Nichts wäre ungerechter, als der Vorwurf, daß der preußische Staat seinen Pflichten gegenüber der polnischen Bevölkerung nicht nachgekommen wäre. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Die außerordentliche Hebung des Kulturzustandes der in Frage kommenden Landestheile während eines Jahrhunderts preußischer Ver⸗ waltung enthebt mich jedes Beweises nach dieser Richtung. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.)

Nicht nur die materielle Wohlfahrt hat sich unter der preu⸗ ßischen Regierung gehoben, sondern auch für das Bildungsbedürfniß der polnischen Bevölkerung ist in ausgiebigster Weise Sorge getragen worden. Meine Herren, ich will nicht sagen, daß Preußen in letzterer Hinsicht des Guten zu viel gethan hat (Heiterkeit); aber das darf ich behaupten, daß die polnische Aggressivkraft vielleicht nicht so stark wäre, wie sie heute wirklich ist, wenn nicht Preußen durch Grün dung höherer Schulen in den kleinen Städten der Provinz Posen die Gelegenheit zur Erziehung eines gebildeten polnischen Mittelstandes geboten hätte (sehr richtig! rechts), welchen es im ersten Drittel dieses Jahrhunderts noch nicht gab.

Gegenüber den Rechten, welche die Polen als preußische Staats bürger, gegenüber den Wohlthaten, welche sie als Mitglieder eines geordneten Staatswesens genossen haben und genießen, stehen aber auch Pflichten. Wir können von der Forderung nicht abgehen, daß die polnischen Unterthanen lernen müssen, sich ganz und gar als preußische Staatsangehörige zu fühlen. (Bravo!) Die Erscheinungen, welche wir in früherer und neuerer Zeit zu beobachten Gelegenheit gebabt haben, müssen uns zu meinem Bedauern die Ueberzeugung aufdrängen, daß dieses Ziel noch nicht erreicht ist. Im Gegentheil läßt sich nicht verkennen, daß vielfach noch eine Art von Polenthum, eine Art von nationaler Propaganda gepflegt wird, welche in einem bewußten Gegensatz zu dem preußischen Staat stehen. Dem mit allen verfügbaren Mitteln energisch entgegenzutreten, ist ein Gebot der Staatsweisheit (sehr richtig! rechts), die in Wahrheit auch das Interesse der polnisch sprechenden Bevölkerung verfolgt, indem sie das Umsichgreifen von Illusionen hindert, die schließlich der Gewalt der Thatsachen gegenüber nur mit einer bitteren Enttäuschung enden könnten. (Bravoh

Abg. Munckel (fr. Volksp.); Der Reichskanzler hat im preußischen Abgeordnetenhause auf. Grund der Ausführungen des Grafen Limburg⸗Stirum eine Erklärung abgegeben, die nicht aus⸗ reichend war. Vie Frage gebört unseres Erachtens hier in den Reichstag, der kompetent ist, an den Reichskanzler dassenige Ersuchen zu richten, welches unser Antrag ausdrückt. Es sind ja die Einrichtungen in

ö und im ech so getroffen, daß einer Verwirklichung des Antrages große Hindernisse kaum entgegenstehen würden, da eine

1897.

Verständigung zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen

. räfidenten auf dem allerkürzesten Wege möglich ist. Die

Ereignisse sind bekannt. Es haben sich einige Menschen gefunden, die

in Hi hn stehen zur preußischen politischen Polizei und die das

Vorhandensein der offiziösen Presse benutzt haben, um einen hoben

Beamten des Reichs zu beleidigen, bloß zu dem Zweck, um

sagen zu können, daß diese Beleidigung von dem Staats sekretär

des Auswärtigen Amts ausgegangen sei. Der eine ist der

Herr von Lützow, den der Reichskanzler gekennzeichnet hat,

daß er zwar als hoffähig, aber nicht als geeignet erschien,

mit den preußischen Behörden zu verkehren, der andere ist der Üntertertianer a. D. Leckert. Hintermänner, die sich seiner bedient haben, hat Herr Leckert wohl niemals gehabt. Ich hatte gehofft, daß Herr von Tausch dazu nicht gehört habe. Die Artikel gegen die preu⸗ ßischen und Richsbeamten sind von den Personen geschrieben worden, welche Herr von Tausch später mit der Ermittelung der Verfasser betraut hat, das beste Mittel, um die Thäter nicht zu ermitteln. Einer so unterrichteten Polizei ist schließlich gar keine Polizei vor- zuziehen. Es ist gut, daß die Dinge aufgedeckt sind. Zu meiner Freude theilen die verbündeten Regierungen den Gedanken nicht, daß diese Aufdeckung eine Gefahr ist; eine Gefahr liegt nur darin, daß solche Zustände bestanden haben, nicht, daß sie aufgedeckt sind. Wir können diese schmutzige Wäsche in der Oeffentlichkeit waschen, weil, abgesehen von diesein faulen Punkte, noch alles gesund ist. Aber daß diese Thatsachen sich Jahre hindurch ereignet haben, daß diefes Institut der politischen Polizei bestanden hat unter wechseln⸗ den Fersönlichkeiten, daß nur eine gerichtliche Prozedur dapon befreien konnte, ist bedenklich. Die politische Polizei untersteht dem preußischen Ministerium des Innern, der Staats sekretãr des Außwärtigen Amts ist sein Kollege. Herr von Tausch spielt diesen beiden Herren gegenüber eine etwas untergeordnete Rolle, der auch in dem Prozesse der genügende Ausdruck gegeben ist. Der reß hat einiges Licht darüber verbreitet, wie man gegen den früheren riegs⸗Minister und den früheren Minister des Innern vorgegangen ist. Hat Herr von Tausch im eigenen Interesse oder im . eines Hintermanns gearbeitet? Jedenfalls hat er gearbeitet, wie es in Deutschland und Preußen nicht , sein sollte, sodaß dem Dderrn Staatssekretär nichts übrig blieb, als die Flucht in die Deffentlichkeit. Die Artikel der offt siösen Presse erscheinen nicht als ein off ener Ausdruck der Regierungzansichten, sondern als eine private Bestãtigung der Reglerungsmeinung. Man sagt, daß man in auswärtigen Dingen nicht der kleinen Unwahrheiten entbehren könne; das wird ein kleines, aber nothwendiges Uebel sein. Ich babe mit Genugthunng die Erklärung des Stagtssekretärs vor Gericht geitsen, daß 7 schon seit langer Zeit sich bemüht habe, den Verkehr inn offiziösen Artikeln auf das allergeringste Maß zu beschränken. Daraus habe ich den Schluß gezogen, daß man früher in größerem Umfange sich damit befaßte. Ich bezweifle, daß ein segensreicher Erfolg mit dergleichen Artikeln erzielt wird. Ich glaube, daß die wirklich unabhängige Presse den offiziösen Artikeln ihren Ursprung schon von weitem anmerkt. Dagegen kann es oft vorkommen, daß ein gar nicht offiziöser Artikel als solcher angesehen wird und dann viel mehr Unheil anrichtet. Ist die politische Polizei ein Theil der Kriminalpolizei oder geht sie daneben her? Hat sie einen besonderen Zweck? Arbeiten muß sie, das ist allerseits anerkannt, mit Menschen, mit denen anständige Leute nicht gern zu thun haben. Die politische Polizei ist eine preußische, sie ist keine deutsche, das möchte ich be⸗ sonders betonen. Aber wenn sie erhalten bleiben muß, dann setze man sie unter Zucht und Ordnung. Ich meine also, es hat auch das Deutsche Reich und der Reichstag ein Interesse daran, daß hier . geräumt wird, und sollte der Reichskanzler nicht die Möglichkeit haben, auf preußische Verhältnisse einzuwirken, dann bitte ich auf Grund des Artikels 10 der Bundesverfassung seine Beamten zu schützen gegen solche Angriffe. Wir werden ihn dabei unterstützen.

Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst:

Meine Herren! Ich möchte zunächst auf einen Irrthum auf⸗ merksam machen, von dem die Herren Antragsteller ausgehen. Sie wollen, daß der Reichstag beschließe, den Reichskanzler zu ersuchen, Maßregeln zu ergreifen, um gewisse Mißstände zu beseitigen, welche sich bei der Handhabung der politischen Polizei in Preußen ergeben haben. Zu einer solchen Einwirkung giebt nun die Reichsverfassung dem Reichskanzler keine Handhabung, trotz der intimen Beziehungen, die, wie der Herr Vorredner sagte, zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Minister⸗Präsidenten bestehen. Der Reichskanzler kann sich nicht einmischen in die Verwaltung eines Einzelstaats. Ebenso gut könnten Sie mir zumuthen, Mißstände zu beseitigen, die etwa in der bayerischen oder württembergischen Verwaltung zu Tage treten könnten.

Uebrigens werde ich mich bei der formalen Seite der Frage nicht aufhalten und mit einigen Worten auf die Sache selbst eingehen. Der Antrag ist gestellt zu dem Zweck, daß die Angelegenheit, welche in weiten Kreisen Aufsehen erregt hat, hier zur Sprache gebracht werden möge. Ich bedaure das nicht und bin der Meinung, daß das, was die Gemüther des deutschen Volks bewegt, auch hier zur Sprache ge⸗ bracht werden muß. (Sehr richtig! links) Nur weiß ich eigentlich nicht, warum noch viel darüber zu sagen wäre. Für mich entsteht daraus nur die Verpflichtung, für die politische Polizei im allgemeinen einzutreten.

Meiner Ansicht nach ist die politische Polizei unentbehrlich. Der friedliche Bürger würde es der Staatsregierung nicht verzeihen, wenn sie ihn schutzlos ließe, und wenn sie nicht alle Maßregeln ergriffe um ihn gegen verbrecherische Unternehmungen zu schützen, welche die Sicherheit des einzelnen Bürgers bedrohen. Um diesen Schutz aus—⸗ zuüben, bedarf die Regierung berufener Organe, und diese Organe der Polizei müssen auch wieder Agenten haben. Nun will ich zugeben, daß man bei der Auswahl dieser Agenten nicht immer glücklich gewesen ist. (Heiterkeit links. Aber daraus und aus dem Unfug, den einige Polizeiagenten getrieben haben, ein Motiv zur Verurtheilung der ganzen politischen Polizei abzuleiten, ist entschieden Uebertreibung. (Sehr richtig! rechts.)

Im übrigen hätte es der Anregung der Herren Antragsteller nicht bedurft, da der preußische Herr Minister des Innern unmittelbar nach den Enthüllungen des bekannten Prozesses alle Maßregeln er⸗ griffen hat, um die Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse, wie wir sie gesehen haben, für immer unmöglich zu machen. (Bravo!)

Staatssekretũär des Auswärtigen Amts Freiherr Marschall von Bieberstein:

Es bedarf wohl nicht der ausdrücklichen Versicherung, daß ich für mich kein persönliches Bedürfniß empfinde, auf den jüngsten Strafprozeß zurückjzukommen. Mit dem Urtheil des Gerichtehofs ist

für mich diese Angelegenheit definitio erledigt. Auch das wird niemand