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von früher her . haben wi . er sonst nicht Kenntniß
von diesem an ganz g ltigen Briefe hätte haben lännen, Um Rese Andeutung sich nicht verdichten zu lassen zu
katerial für Insinuationen in einer gewissen Presse, will ich nur lagen, daß sie vollstãndig der Begründung entbehrt. Dieser Poltzei⸗ kommissar ist meines Wiffens überhaupt erst 1890 nach Berlin gekommen. Fürst Bismarck hat ihn in seinem Leben nicht helden, und er ist auch mir persönlich unbekannt. Ich habe seinen Namen g nie gebört, so lange ich in Amt gewesen bin, außer ein einziges M bei einer nicht sehr geschickt gn Angelegenheit im Reichslande. Sein Name war mir aber entfallen. Wenn also der Kommissar Kenntniß gehabt hat von Briefen, die eigentlich nur zwei Leuten bekannt sein konnten, so kann das nur ö. einem anderen Wege ge⸗ schehen sein. Nach dem, was wir vom Bundesrathẽtische gehört haben, hat dieser Polizeikommissar lediglich auf seine eigene Rechnung gearbeitet. Vielleicht giebt der Prozeß auch Anfklärung darüber, ob von Tausch das Briefgeheimniß verletzt hat, um sich Material zu verschaffen, das er gelegentlich verwenden könnte. Gerade dieser Kriminalkommissar hat, wie mir erzählt worden ist, bei einer Zentralbehörde 1892 ausgesagt, daß der Artikel, den der Herr Staatssekretär mit Recht so scharf kritisierte und der dem Normann. Schumann zugeschrieben wird, auf mich zurückzuführen wäre. Ich will feststellen, daß, wenn dieser Herr von Tausch irgend eine Beziehung zum Fürsten Bismarck oder mir hatte, es nur eine unfreundliche hätte sein können. Wenn dann der Abg. Bebel noch mit einem gewissen Behagen eine Bemerkung wiederholt hat, die der Ginggld⸗Staerk in dem Prozeß gemacht haben soll, dahin: Herr von Tausch wünschte, mich in Amt und Würden zu sehen, so ist das nicht einmal erwiesen. Aus der Leltüre des Prozesses hätten Sie ersehen können, daß dieser Staerk der Vertrauensmann des Ber- liner Tageblatts“, alslo eines demokratischen, uns feindlichen Blattes war, einseitig diese Aussage gemacht hat, und daß Tausch darüber garnicht vernommen worden ist. Herr von Tausch hätte ebenso gut behaupten können, daß er bei mir zu Mittag essen follte. Ich hoffe, daß nach dieser Klarstellung die Angriffe einer gewissen Presse schweigen werden. Ich habe es nicht für nöthig gehalten, mich mit dieser Art von Presse dementierend abzugeben, ich habe aber im Reichs tage meinen Mann stehen wollen.
Darauf wird ein Vertagungsantrag angenommen und die Sitzung nach einigen persönlichen Bemerkungen der Abgg. Bebel, Graf zu Limburg⸗-⸗Stirum, Liebknecht (Soz) und Richter um 5 Uhr geschlossen.
Nächste Sitzung Sonnabend 1 Uhr (Fortsetzung der Be⸗ rathung des Etats des Reichskanzlers).
Statistik und Volkswirthschaft.
Die ländlichen Fortbildungsschulen in Preußen.
Das ländliche Fortbildungeschulwesen in Preußen hat früher dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗An⸗ ,,,, später dem Handels. Ministerium unterstanden. Durch
llerhöchste Verordnung vom 24. Januar 1895 ist dessen Ueber⸗ weisung auf das Ressort des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten erfolgt. Erst vom Jahre 1875 ab sind den ländlichen Fortbildungsschalen aus den zur Förderung des Fortbildungsschulwesens ausgesetzten Fonds Unteistützungen aus Staatsmitteln zu theil geworden, wo die Gemeinden, Kreise oder Private die erforderlichen Aufwendungen zur Errichtung und Unterhaltung ländlicher Fortbildungsschulen nur theil⸗ weise oder garnicht zu leisten vermochten. Mit dem Uebergang auf das landwirthschaftliche Ressert ist aus dem allgemeinen Fonds zur Förderung der Fortbildungsschulen ein besonderer Fonds in der Höhe von 36 000 4 ausschließlich sür die Zwecke der ländlichen Fortbildungs⸗ schulen abgezweigt und dem Minister für Landwirthschaft N worden. Eine erstmalige einheitliche Regelung des Unterrichts an ländlichen Fortbildungt schulen erfolgte durch den gemeinsamen Erlaß des Ministers des Innern, des Ministers der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗ Angelegenheiten und des Ministers für die landwirthschaftlichen An gelegenheißen, betreffend die Einrichtung und Beaufsichtigung länd⸗ licher Fortbildungsschulen, vom 2. Februar 1876; und bald nach dem Uebergang des ländlichen Fortbildungsschulwesens auf das landwirth⸗ schaftliche Ressort hat ein gemeinsamer Erlaß des Ministers der len 2c. Angelegenheiten und des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten vom 30. Oktober 1895 die Ziele näher prä— zisiert, die, ohne im wesentlichen von den Grundzügen von 1876 ab— zuweichen, für den Unterricht in landwirthschaftlichen Fort— bildungsschulen aufzustellen seien. Zugleich ist er der Anlaß einer umfangreichen Berichterstattung der Regierungs⸗ Präsidenten aller Regierungsbezirke geworden, in welcher der gegen⸗ wärtige Stand des Fortbildungs⸗Schulwesens in den einzelnen Regie rungsbezirken dargestellt, die auf die Entwickelung hemmend einwirken. den Verhältnisse geschildert und die Wege und Mittel näher erörtert werden, die in den einzelnen Bezirken zur Förderung eingeschlagen werden könnten. Die nachfolgenden, der bereits erwähnten, beiden Häusern des Landtages zugegangenen Denkschrift des Ministers für andwirthschaft ꝛc. entnommenen Mittheilungen über die bisherige Entwickelung und den gegenwärtigen Stand des länd⸗ lichen Fortbildungs-Schulwesens beruhen im wesentlichen auf diesen Berichten und geben deren Gesammtergebniß wieder.
Die bisherige Entwickelung lassen die nachfolgenden Zahlen er⸗ kennen. Es bestanden:
in Preußen ländliche Fortbildungsschulen mit Schülern 18885. 559 9 288
1 338 5768 16, 549 7807 1888 546 3212 1 633 9796 ,, 727 11144 1896 875 13 317
Im Vergleich mit den gewerblichen, kaufmännischen und Innungs schulen (11906 im Jahre 1894/95) erscheint die Ziffer der ländlichen Fortbildungsschulen zunächst nicht ungünstig; der Zahl der Schüler nach (13 317 in ländlichen Fortbildungsschulen gegenüber 124 424 Schülern in gewerblichen 2c. Schulen) 1 aber der Bestand um se ungünstiger; dasselbe würde hervorgehen aus einem Vergleich der Zahl der Schulen gegenüber derjenigen der ländlichen und städtischen Gemeinden und gegenüber der Bevölkerungeziffer der für beide Arten von Schulen in Betracht kommenden Bevölkerungsgruppen. Auf der anderen Seite scheint die Zunahme der Schulen doch dafür zu sprechen, daß der Fortbildungsschulgedanke, wenn auch nur langsam, im Lande an Boden und Anerkennung gewinnt. Eine stetige Eniwickelung bezeichnet die Zunahme der Schulzahl aber noch keines wegs. Denn sie bezieht sich nicht auf Schulen, die, einmal begründet, 2 dauernd bestehen bleiben. Leider ist dieser Zustand auf dem Gebiet des ländlichen Fortbildungsschulwesens noch nicht erreicht. Noch herrscht hier unsicheres Probieren; alljährlich entstehen neue Schulen, aber es fehlt an dem nachhaltigen Interesse der betheiligten Bevöllerung und. Gemeinden, welches überall das Bestehen derselben sicherte. Alljährlich gehen ältere Schulen ein, während ö, n,, an anderen Orten an ihre Stelle treten. Die augenblickliche wirthschaftliche Lage, der Ausfall der Ernte, das Obwalten momentaner finanzieller Schwierigkeiten der Gemeinden ist entscheidend für das Beftehenbleiben oder Eingehen bereits vorhan—⸗ dener Schulen. Nur in wenigen Theilen der Monarchie hat sich ein dauernder Bestand an ländlichen Fortbildungsschulen bereits entwickelt, an welchen neu entstehende wie um einen e . Kern sich angliedern, sodaß dort von einer Entwickelung überhaupt und von einer Stetigkeit derselben 9 . werden kann,.
Die Vertheilung der ländlichen Fortbildungeschulen auf die einzelnen Provinzen und Bezirke giebt ein Bild der sehr ungleichen
Entwickelung. Es bestanden:
lan vliche ort mit bildun gsschulen Schülern
im Winter 1896/57
8 ,
Rheinprovinz. BSohenzollern.
Darnach beftanden in 1 Proving keine ländlichen Fortbildungs⸗ schulen, in K weniger als 10, in 3 von 20 bis bo, in L zwischen bo bis joo, in 1 iwischen 100 und 150 in zweien zwischen 200 und 350 Schulen. Läßt man die Schulen der Hohenzollernschen Lande außer Betracht, deren ver⸗ hältnißmäßig große Zahl wesentlich durch das Besteben der obliga= torischen Fortbildungsschulen in dem umgebenden Württemberg er. klärlich ist, so entfallen von den verbleibenden 824 ländlichen Fort bildungsschulen allein 526 auf die Provinzen Hessen. Nassau (320) und Rheinprovinz (206); sie machen also zusammen rund 640, des Gesammtbestandes der laͤndlichen erte dn m, aus. Rechnet man zu den Provinzen Hefsen⸗Nassau und Rheinprovinz noch Hannover (135), so machen diese 3 Provinzen mit 659 Schulen rund S0 oc des Gesammtbestandes aus. och auffallender verschieben sich die Verhältnifse, wenn man die Verbreitung der ländlichen Fort⸗ bildungsschulen auf die Reg ierungsbezirke verfolgt:; Von den
Regterungsbezirken haben 2 (Königsberg i. Pr., Gumbinnen, Potsdam, Köslin, Stralfund, Liegnitz, Münster) keine Schulen, 12 (Danzig (1), Marienwerder (7, Frankfurt a. O. (), Stettin (3), 1 (6), Magdeburg (3). Hannover (Y), Lüneburg (I), Stade (3),
urich (6), Minden 6 Arnsberg () zwischen 1-160 Schulen, R (Bromberg (16), Breslau (115, Erfurt (16), Hildesheim (16, Düsseldorf (12), zwischen 16— 20 Schulen, 6 (Oppeln (23), Merseburg (22, Schleswig (60, Koblenz (22), Köln (227), Trier (26 zwischen 20-50 Schulen, 1 (Hohenzollern (951) zwischen 50-100 Schulen und A (Osnabrück (102), Cassel (121), Wies⸗ baden (199), Aachen (125) zwischen 106 —- 200 Schu len.
Die Schülerzahl ist nicht eine in gleichem Maße abweichende in den einzelnen Provinzen und Bezirken. Im Durchschnitt kommt guf eine Schule in der Monarchie eine Schülerzahl von 15. Inner⸗ halb der ein zelnen Provinzen wechselt die Zahl zwischen 8,4 (Pommern) bis A,6 (Schlesien). In den Provinzen Hessen⸗Nassau, Rheinprovinz und Hannover, welche das stärkste Kontingent an Schulen stellen, ist die durchschnittliche Schülerzahl einer Schule: 1441, 18,4 und 14,3. Von den 879 Schulen der Monarchie haben 271 eine Schülerzahl bis 10 Schüler, 381 eine solche von 11 bis 20 Schülern und 223 eine Zahl von über 20 Schülern.
Die Zahl der unterrichtenden Lehrer ist größer, als die 9 der Schulen, deutet also darauf hin, daß in einer Reihe von
ulen bereits jetzt ein vielseitigerer und umfangreicherer Unterricht ertheilt wird. An den S875 ländlichen Fortbildungsschulen der Monarchie unterrichteten 1182 Lehrer. Von diesen unterrichteten in 642 Schulen nur je 1 Lehrer, in 233 Schulen mehr als 1 Lehrer. Der Berufs stellung nach theilen sich die unterrichtenden Lehrer derart, daß von der Zahl 1182 auf Volks schullehrer 1122, Geistliche 42, Landwirthe, Thierärzte und andere Berufsarten 18 entfallen, darunter figuriert nur 1 landwirthschaftlicher Fachlehrer. Die Unterrichtsertheilung entfällt demnach vorwiegend auf Voltsschul. lehrer, die Betheiligung von Landwirthen vom Fach ist ver⸗ schwindend gering. Der Fortbildungsunterricht in ländlichen Fortbildungsschulen entfällt vornehmlich auf den Winter. Von den 875 Schulen ertheilten nur 45 auch in den Sommermonaten Unterricht, von denen allein 27 auf den Bezirk Aachen entfallen. In der Regel erstreckt sich die Unterrichtszeit auf die Monate November bis Marz; an sehr vielen Orten beginnt der Unterricht indessen erst später, im Dezember und selbst im Januar; das natürliche Ende der Unterrichtszeit tritt mit dem Beginn der Frühlingsfeldarbeiten ein.
Die Unterrichts leistung der einzelnen Schulen beträgt vor⸗ wiegend 4 wöchentliche Stunden. Von den 45 Schulen, welche im Sommer unterrichten, entfällt auf 39 eine wöchentliche Unterrichts. leistung bis 4 Stunden, auf Hd eine solche über 4 bis 8 Stunden, auf Leine Leistung von über 8 Stunden. Von den 872 im Winter unterrichtenden Schulen entfällt auf 655 eine Unterrichtsleistung bis zu 4 Stunden, auf 216 eine solche von 4 bis 8 Stunden, auf 1 eine Leistung von über 8 Stunden. — Der Unterricht selbst wird in der Regel in den Abendstunden ertheilt. Qb auch an Sonntagen unter⸗ richtet wird, lassen die Berichte nicht erkennen.
Die meisten ländlichen Fortbildungsschulen sind Unternehmungen der politischen oder der Schulgemeinden. Von den 875 bestehenden Schulen sind 561 durch Gemeinden errichtet, 59 durch Kreise, 255 durch Private, landwirthschaftliche Vereine und auf andere Weise. Dies Verhältniß deutet indessen keineswegs an, daß in gleichem Maße auch die betheiligten Korporationen Träger der Kosten des Unternehmens seien. An der Kostentragung be⸗ theiligen ch Private, Gemeinden, Kreise und Staat in einem wesentlich anderen Verhältniß. Die Unterhaltung kosten werden bestritten durch: a. Private, landwirthschaftliche Vereine, andere Verbände und auf Grund von Stiftungen in 222 Fällen, b. durch Gemeinden allein in 30 Fällen, . durch Kreise allein in 2 Fällen, d. durch den Staat allein in 3 Fällen, 9. durch den Staat in Verbindung mit Kreisen, Gemeinden und anderen Interessenten in 618 Fällen. Der Gesammtaufwand, mit n eines Theiles der Kosten für Räumlichkeiten, Heizung, Beleuch2— tung und Reinigung, welche vielfach in den Nachweisungen nicht berechnet werden, beläuft sich für 875 ländliche Fortbildungs⸗ schulen der Monarchie auf 91 808 6 Davon werden anfgebracht:
a. durch Private, Vereine und durch Schulgeld 22 647 * oder 24 6 0/0 des Gesammtaufwandes, b. durch Gemeinden 19430 . „21,2 0,0 . 6 c. durch Kreise .. 16014. 17,4 0 ö. d. durch den Staat. 33 717. 36,8 o. .
Diese Zahlen und mehr noch die in der erwähnten Denkschrift enthaltenen eingehenderen Mittheilungen beweisen, daß die Ent. wickelung der ländlichen Fortbildungsschulen fast noch mehr, als dies bei den gewerblichen Schulen der Fall ist, davon abhängig ist, daß den Gemeinden in erheblichem Maße, sei es von Privaten, sei es vor allem vem Staate mit Unterstützungen zu Hilfe gekommen wird; eine selbftändige Entwickelung, die von der Staatsunterstützung ab⸗ sehen könnte, ist von den Gemeinden heraus nicht zu erwarten.
Kann die Entwickelung des Fortbildungsschulwesens in Preußen
im allgemeinen bisher nicht als eine günstige angesehen werden, so fi dies, wie der Minister bemerkt, ganz besonders von den Fort⸗ ildungsschulen auf dem Lande. „Der Entwickelung dieser steben eine
Reihe von Umständen hindernd entgegen. Daß ein Bedürfniß nach solchen Schulen an sich vorhanden ist und daß auf dem Lande mindestens ebenso sehr die Vorbedingung für das ergänzende Eintreten der Fortbildungsschulen gegeben ist, wie in den Städten, ist kaum ju bestreiten. Auch auf dem Lande verlassen sehr viele Knaben die Volksschule, ehe sie deren Ziel erreichen, ehe sie soweit gelangt sind, ihre eigenen Gedanken klar und bestimmt aus⸗ zudrücken, den Ausdruck der Gedanken anderer Personen richtig zu verstehen und einfache Rechenaufgaben im Kopfe oder schriftlich schnell und sicher zu lösen. Wird die Erreichung dieses Zieles mit Recht ür den Landmann so gut wie für den Handwerker als unentbehrlich
etrachtet, und ist andererseits es 6. daß die Schulpflicht im
größten Theil des Staats im Verhältniß zur langsamen geistigen Ent⸗ wickelung vieler Kinder zu kurz ist, so muß, * die ländlichen Ver⸗ hältnisse angewandt, das Bedürfniß zur Ginrichtung von Fortbildungs⸗
keen e e g eee bern e r. . ;
er laͤndlichen Bevölkerung noch leinegwegt — und erkannt. Dle daraus . Interesse und Th . el le his, rie, m n r nd, o un en g e ungen und An einzelner und der . im Keim ersticken.“ 25 * Ueber die ablebnende Haltung der ländlichen Kreise ãußert h der Mmister weiter, wie folgt: Die klein und mittel⸗ bäuerliche Bevölkerung, für deren Söhne insbesondere die Fortbildungsschulen in Betracht kommen m weil ihnen selten pie Gelegenheit einer weiteren fachlichen Ausbildung gegeben ist, gt in den meisten Theilen der Monarchie noch einen rf, Mangel an Verständniß für diese Schulen. Hier giebt das näͤchfstliegende materielle Interesse den Ausschlag, und dies geht dahin, 6 bald und vollständig die Arbeitskraft der heranwachsenden Söhne guszu. nutzen. Läßt doch dies Streben in vielen Gegenden selbst die Anforderungen der allgemelnen Schulpflicht als druckend empfinden. wo man auch die schulpflichtigen Kinder zu gewissen Jahreszeiten und zu bestimmten landwirthschaftlichen Arbeiten nicht glaubt enibehren zu können. Die Erkenntntz, 386 auch der kleine Landwirth heute aug seinem landwirthschaftlichea Betriebe mebr und Besseres herauswirth= schaften kann, wenn er die technischen und betriebswirthschaftlichen Fortschritte der neueren Zeit, soweit dies möglich ist, sich anzueignen weiß, ist noch keinegwegs allgemein. Dem kleinen Landwirth bietet bierju wohl Gelegenheit durch das Beispiel des größeren und durch die Belehrung, die in landwirthschaftlichen Vereinen durch Wanderlehrer und durch die genossenschaftlichen Bestrebungen ihm nahe gebracht wird. Aber zur Aneignung solcher Kenntnisse und zu ihrer Ausnutzung bedarf es des eigenen Ueberlegeng, des selbft⸗ ständigen Urtheils, das durch die ländlichen . bei der heranwachsenden Jugend zu wecken und herauszubilden deshalb Pflicht gerade der kleinbäuerlichen Bevöllerung sein müßte. — In den großbäuerlichen Kreisen mangelt das Inkeresse aus dem Grunde, weil für die eigenen heranwachsenden n, ein ländlicher Fort ˖ n,, nicht für ausreichend, ein besonderer Fachunterricht vielmehr heute bereits in vielen Theilen der Monarchie für unentbehrlich gehalten wird. Der Gemeinsinn reicht nicht überall so weit, daß trotz des Fehlens eines unmittelbaren Intereffes man ge⸗
neigt wäre, die Bedärfnisse anderer Kreise anzuerkennen und zu
befriedigen. Die größeren Bauern sind es daher vielfach, die durch ihte Abneigung, für Zwecke, die ihnen unmittelbar nicht zu gute kommen, Aufwendungen zu machen, das Zustandekommen von 4 bildungsschulen in den Landgemeinden verhindern. Daß sie dabei ihrem eigenen Interesse wenig dienen, wird meist verkannt. Denn auch für diejenigen Söhne größerer Bauern, die später sich eine besondere fachliche Ausbildung zu theil werden lassen können, würde die Fortbildungsschule nicht ohne Bedeutung sein. Es ist eine Erfahrung, die an allen landwirthschaftlichen Winterschulen — den eigentli Fachschulen für die bäuerliche Bevölkerung — gemacht wird, daß Mangel der Zöglinge an elementaren Volksschulkenninissen sehr hin- dernd für das wirksame Einsetzen des Fachunterrichts wirkt. Die Bauern n,. zum Besuch der Winterschulen in der Regel erst nach mehrjähriger praktischer Thätigkeit über. Haben sie in der Zwischen⸗ zeit nicht Gelegenheit zur Fortbildung, so schwinden die in der Volksschule erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten bald und merklich. Die Fortbildungsschule würde ihnen die beste Gelegenheit der Vorbildung für den Befuch der Fach- schule bieten, ganz abgesehen von der erziehlichen Bedeutung, die der Besuch einer Fortbildungsschule während der Jahre nach der Ent⸗ fan aus der Volksschule hat. Die Winterschule würde dann nicht so viel Zeit darauf verwenden muͤssen, die verloren gegangenen Ele⸗ mentarkenntnisse wieder aufzuftrischen, und könnte in ihrer eigentlichen Aufgabe des Fachunterrichts mehr leisten. — Fast mehr noch wie die großbäuerlichen Kreise stehen die größeren Landwirthe und Großgrundbesitzer dem ländlichen Fortbildungsschulwesen ablehnend gegenüber. Ihnen fehlt selbstverständlich in noch höherem Maße ein unmittelbares Interesse an dem Fortbildungs⸗ unterricht, der für die eigenen Söhne k in Frage kommen kann; andere Gründe mehr grundsätzlicher Natur führen sie zu einer der Fortbildungsschule häufig selbst feindlichen Stellungnahme. Dies ist besonders in den östlichen Theilen der Monarchie der Fall, wo die rage in den Vordergrund tritt, ob Fortbildungsunterricht auch der ändlichen Arbeiterbevölkerung zu theil werden soll. Man begegnet nicht selten der Ansicht, . eine Fortbildung für diejenigen, deren späterer Beruf der eines Knechtes oder ländlichen Tage⸗ löhners ist, keinem Bedürfniß entspricht; der K . als völlig ausreichend; von einem Mehr wird eine Art von Halb- ildung erwartet, die nur schädigend wirken und den Erfolg haben werde, die ländliche Arbeiterbevölkerung mit ihrem Berufe unzufrieden zu machen und mehr nech, als dies durch andere Ursachen berests be= wirkt wird, den Zug in die großen Städte zu verstärken. Auch wird die Befürchtung gehegt, 9 das Halbwissen, welches durch den ,, . begünstigt werde, die ländliche Arbeiter evölkerung den Verführungen und kehren soʒialdemokratischer Agitatoren zugänglich machen könne. Einen mehr die fachliche Seite. betonenden Fortbildung unterricht hält man vollends für nicht erforderlich, da die ländlichen Arbeiten mehr auf Handfertig= keit und physische Ausdauer der Arbeiter, denn auf selbständiges Ueberlegen und Durchdenken hinwiesen. Daneben sind auch wirth⸗ schaftliche Bedenken für die Abneigung gegen den Fortbildungsunter-⸗ richt maßgebend. Man scheut es vielfach, daß der jugendliche Arbeiter und Knecht der Arbeit, wenn auch nur auf Stunden, entzogen werde. Dies Bedenken tritt um so stärker da hervor, wo bereits Mangel an länd⸗ licher Arbeitskraft sich fühlbar macht, wie dies in vielen Theilen des Ostens bereits seit längerer Zeit der Fall ist — Der Mangel an ge⸗ eigneten Lehrkräften ist ein ferneres Hinderniß. 6 die länd⸗ lichen Fortbildungeschulen muß fast ausnahmslos auf die Volksschul⸗ lehrer zurückgegrfffen werden. Keineswegs sind diese alle geneigt, Fortbildungsunterricht zu ertheilen, sodaß, wo nicht in der Berufung der Lehrer die Verpflichtung zur Ertheilung von Fortbildungsunterricht ausgesp ochen ist, die Gewinnung der erforderlichen Lehrkraft oft un ⸗ möglich sein kann. erg tritt der Fall ein, daß die Lehrer nicht , . sind. Die Ertheilung des Forthildungsunterrichts an die der olksschule entwachsene Jugend erfordert, daß der Lehrer dieser gegen⸗ über die nöthige Autorität besitzt. Diese sich zu verschaffen und zu erhalten, ist um so schwerer, als weder Zwangs⸗ noch Disziplinarmittel dem Lehrer zur Verfügung stehen. Bei der geringen Geneigtheit der Gemeinden, größere Aufwendungen für Fortbildungszwecke zu machen, ist häufig auch der Mangel einer genügenden Honorierung der Lehr⸗ kräfte ein Hinderniß in der Entwickelung des ländlichen Fortbildungs- schulwesens, und in sehr vielen Fällen liegt hierin der Grund des Wiedereingehens bereits errichteter Schulen und des vielfachen Schwankens in ihrem Bestande. — Ganz besonders erschwerend ist schließlich der Umstand, daß ohne Kostenaufwand auch die Er⸗ richtung und Unterhaltung der Schulen nicht möglich ist, daß aber die Gemeinden und Kreise sich nur schwer zur Aufbringung der er⸗ forderlichen Kosten entschließen.“
Wohlfahrtseinrichtungen.
Der „Verein für Volkswohl fahrt zu Aachen hat da⸗ selbst vier Han darbeitsschulen für unverheirathete Fabrik⸗ arbeiterinnen und für nicht mehr ye , , Mädchen in gleicher wirthschaftlicher Lage eröffnet. In diesen Schulen wird an den Sonntags Vormittagen von 10 bis 12 Uhr durch entsprechend vor⸗ gebildete Lehrerinnen im Flicken und Nähen, im Aendern alter Kleidungsstücke und ähnlichen Arbeiten unentgeltlich Unterricht ertheilt. Die Mittel werden theils von dem genannten Verein, theils von der Stadt- verwaltung gewährt, welche letztere damit auch ihrerfeits ein le,. Interesse an diesem Bestreben in wirksamer Weise bekundet hat. DOpferwillige Damen der Stadt — meist Frauen von Fabrikbesitzern — haben h bereit gefunden. durch regelmäßtges Mitwirken in der
ule thätig zu sein. Während man im 6 höchstens 200 Schülerinnen gerechnet hatte, betrug die Zahl der . eten an dem ersften Sonntage 00. Es sind daher erhebliche Erweiterungen dieser Schulen ins Auge gefaßt worden.
3weite Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗-Anzeiger
M 32.
Literatur.
Der X. März 1897 ist der 100. Gedenktag der Geburt Kalser Wilhelm's J, und soweit die deutsche Zunge klingt, rüstet man im deutschen Volke, diesen Tag würdig zu feiern; ist doch mit dem Namen dieses Erbabenen Fürsten aus dem Hause Hohenzollern ein Stück vaterländischer Geschichte verknüpft, das in Deutschlands Heldenbüchern glänzen wird, so lange die Welt von deutscher Geschichte redet. Gine Reihe von literarischen Erscheinungen, Volkz⸗ und Jugend⸗ buchern, Erjählungen ꝛe. bereitet schon jetzt auf den festlichen Er⸗ innerungstag vor. . In einem im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von G. S. Mittler u. Sohn hierselbst erschienenen Buche Kaiser Wilhelm der Große als Herrscher, Mensch und Christ:, bietet der durch seine Volksschriften bekannte Rektor A. Wolter ein liebevoll ausgefũhrtes Charakterbild. An der Hand von zahlreichen Einzel ˖ belten aus dem Leben des großen Kaisers giebt der Autor einen Einblick in das Denken, Fühlen und Wollen des selben und führt ihn in fesselnder Darstellnng vor als den weisen Herrscher, den bescheidenen, ein⸗ fachen, leutseligen, dankbaren, gewissenhaften und pflichttreuen Menschen, als den wahrhaft frommen Christen und als den Fürsten von echt Königlicher Gesinnung. Das Werkchen (Preis 1 4A), ist mit 55 Abbildungen hübsch ausgestattet und der Ertrag aus dem Verkauf zum Beften der Kaiser Wilhelm. Gedächtnißkirche bestimmt, — Eine kleinere, im gleichen Verlage erschienene Schrift: Kaiser Wilhelm der Große, ein Lebens- und Charakterbild, Festschrift zum 100jährigen Geburtstage unseres Heldenkaisers! (Preis 25 ), ist mehr für das jugendliche Alter bestimmt und stellt deshalb die Ge⸗ schichte in den Vordergrund, versäumt aber auch nicht, auf die hohen Tugenden des Kaisers durch zahlreiche Beispiele hinzuweisen. erner verdienen nachfolgende Schriften zur Centenar⸗-Feier des 22. März Erwähnung: EEin theures Vermächtniß unseres großen Kaisers“, letztwillige eigenhändige Aufzeichnungen Kaiser Wilhelm's J. mit einem Vorwort von D. theol. Bernhard Rogge. Leipzig, Carl Jacobsen. Preis 30 Pig Partien billiger. — Dieses gut ausgestattete und suftrierte Büchlein empfiehlt sich ganz besonders zur Vertheilung in Schulen und Kriegervereinen. Denn nichts erscheint besser geeignet, den großen Kaiser in seiner sittlichen Erhabenheit im Andenken zu erhalten, als die darin gesammelten eigenen schlichten Worte des greisen Helden. Der langjährige verdiente Hofprediger D. theol. Rogge hat denselben eine biographische Einleitung vorangeschickt. 1797 — 1897. Kaiser Märchen.“ Zum hundertjährigen Geburtstage Kaiser Wilhelm's des Großen der Jugend und dem Volke dargebracht von Karl Neumann Strela. Illustriert von C. H. Walther. Verlag von Alexander Köhler in Dresden. Preis, fein gebunden 3 44 — In diesen stimmungevollen Erzählungen gehen, wie schon der Titel andeutet, Wahrheit und Dichtung Hand in Hand. Die Haupt⸗ pochen aus dem Leben des großen Kaisers, poetisch verklärt, in die . von anziehenden, dem Verständniß des Kindes zugäng= ichen Märchen gebracht, in denen die menschlich schönen, großen und edlen Charakter üge des im Gedächtniß des Voltes forrlebenden Kaiserlichen 86 ins hellste Licht gerückt werden: das ist in kurzen Worten der nhalt des vorliegenden Buches. Dasselbe wendet 1 an Jung und Alt, an Alle, die fich deutsch fühlen, die der ehrwürdigen Gestalt des Hochseligen Kaisers, unter dem Deutschland seine lang ersehnte Einigkeit endlich errungen hat, Verehrung entgegenbringen. Die schöne Aus⸗ stattung macht das Buch auch zum Geschenk wohlgeeignet.
Kaiser Wilhelm der Große. Zum Gedächtniß seines hundertjährigen Geburtstages. Von L,. Hof fm eyer, Seminar— Oberlebrer, gr. So, 48 Seiten mit 18 Abbildungen. Preis ge⸗ heftet 25 3. (20 Exemplare auf einmal bezogen 4 46) Breslau, Hirt. — Der duich seine geschichtlichen Lehrbücher wohlbekannte erfasser, dessen früher erschienenes Kaiserbüchlein Wilhelm II. bereits eine beifällige Aufnahme gefunden hat, bietet in dieser Schrift der Schule und dem Hause ein in sesselndem und volksthümlichem Tone geschriebenes Lebensbild von der Heldengestalt des ersten HobenzollernKaisers. Nimmt man die treffliche Aus— stattung und den reichen Bilderschmuck hinzu, so verdient die kleine Schrift eine gute Aufnahme in jedem patriotisch gesinnten Hause. Auch jur Massenvertheilung in Schulen, in der Armee und in patriotischen Vereinen eignet sich das Werkchen.
Kaiser Wilhelm L, der Große. Ein Lebensbild zu seinem bundertsten Geburtstage für die deutsche Jugend und das deutsche er. Von C. Rheinländer. Düsseldorf, Verlag von L. chwann. 89, 32 Seiten mit 14 Bildern. Preis 20 98, von do Gxemplaren ab je 5 3. — Auch dieses Werkchen empfiehlt sich zur Vertheilung an Schüler und Soldaten: seine Sprache ist volks⸗ thümlich und schlicht, die Darstellung objektiv, aber von inniger Theil nahme belebt und Theilnahme erweckend, die Ausstattung trotz des billigen Preises vortrefflich. Kaiser Wilhelm I. Aus seinem Leben. Sextanern erzählt von Pfeifer, Oberlehrer am Königlichen Friedrich Wilhelms⸗ Gymnasitum in Berlin. Nebst Bildniß des Kaisers. Halle a. S., Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. Pr. 1 M 20 8. — Dieses Lebensbild ist von einem Schulmann verfaßt und will der Schule dienen. In knappen Umrissen, aber doch sehr anschaulich wird darin ein Bild des Heldenkaisers gejeichnet, wobei der Verfasser sich stets bemüht, die Darstellung dem Vorstellungekreise des neun oder zehnjährigen Knaben anzupassen. Das kleine Buch dürfte sich als eine den Unterricht ergänzende häusliche Lektüre für die Festzeit gut bewähren.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Das reußische Landes ⸗ Oekonomie Kollegium be⸗ Ken e in feiner gestrigen Sitzung zunächst mit den Jahres. erichten der landwirthschaftlichen Zentralvereine für 1895. Graf von Bernftorff (Wehningen) referierte über Pferdezucht und bean ˖ tragte folgende Resolution:; „Eine weitere Förderung der warm ⸗ blütigen JZucht in numerischer Beziehung erscheint zur Zeit weniger bee. während eine erhebliche und thunlichst rasche Steigerung der Pro- duktion von kaltblütigem Material unbedingt anzustreben ist. Dabei ist aber 6. unrationelle Mischung beider Zuchtrichtungen nach wie vor un⸗ dingt zu vermeiden. Biese Resolution gelangte zur Anaahme. — Rittergutzbesitzer von Krieg (Traukwitz! berichtete hierauf über Rind. piehzmncht und Landeg Dekonomie Rath Dr. von Mendel. Steinfels .. a. S.) über Schweine,, Schaf und Ziegenzucht. Beide Re⸗ erenten hatten gemeinsam nachstehende Resolutton eingebracht, welcher die Versammlung nach kurzer Debatte zustimmte: Dag Landes.
ekonomie⸗Kolleglum erkennt die Bemühungen der Staatgreglerung, die Viehzucht zu fördern, dankbar an und giebt der Ueberseugung Augdruqck, daß die Landwinthschaft auf diesem Wege dahin gelangen wird, den Bedarf des Volkes an Fleisch durch die inländische Grzeugung selbst ju decken. Vorbedingungen zur Crreichung dieses Jleleg blelben aber; a. die energische und dauernde Abhaltung der Seuchen verschlerpung aus dem Autlande, b. die Reformierung des Pieh⸗
ndels und des öffentlichen Preignotierungsweseng, e die umfang. teichste und konfequentesie Grforschung des Weseng der Seuchen, well nur nach Erkennung dieses eine erfolgreiche e en fung, der · ö. ermöglicht wird, d. die Einführung derselben Strenge der Kontrole der augländischen Viebprodukte, wie hi bei den ¶ inlkndischen ¶jumeist Anwendung findet. —
neral-
Berlin, Sonnabend, den 6. Februar
*
Sekretär D. Steinmeyer⸗Danzig knüpfte an sein Referat über den Ackerbau folgenden Ankrag: Das Landes: Oekonomie Kollegium erkennt die bisherigen Maßnahmen der Königlichen Staatz regierung behufs Hebung des Acterbaues dankbar an und spricht die Erwartung aug, daß die Königliche Staatsregierung auch fernerbin, den Verbaͤltnissen entsprechend, erhöbte Zuwendungen machen werde. Auch dieser wurde einftimmig genehmigt und sodann die weitere Verbandlung auf heute (Sonnabend) Vormittag 10 Uhr vertagt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
K Oe sterreich⸗ Ungarn.
Durch Zirkularverfügungen der Seebehörden zu Fiume und Triest vom 75. bejw. 27. v. M. ist die Ein und Durchfuhr von ge⸗ brauchten Kleidun gs stücken ꝛe. und Hadern aut dem ganzen Gebiete Afiens, mit Ausnahme des asiatischen Rußland, ver⸗ boten worden. (Vergl. auch R. Anz.“ Nr. 28 vom 3. d. M 31
Niederlande.. .
Durch Verordnung des Königlich niederländischen Mimdsters des Innern vom J. d. M. sind Bombay und Kurrachee für von Beulen pe st verseucht erklärt worden. Herkünfte aus den ge⸗ nannten Orten unterliegen einer 10 tägigen Quarantäne.
Rumänien. Die rumänische Regierung hat zur Verhütung der Einschleppung der Pe st folgende . getroffen:
1) sollen die räfekturen zu Tultscha und Constantza die Mohamedaner dieser zwei Distrikte zu bestimmen suchen, in diesem Jahre ihre übliche Pilgerfahrt nach Mekka aufzugeben, weil sie dort durch Berührung mit den aus Indien kommen zen Mohamedanern der Ansteckung ausgesetzt sein würden und die Bacillen der Seuche nach Rumänien einführen könnten. Alle diejenigen, die sich nicht überzeugen ließen und gleichwohl nach Mekka reisten, sollen bei ihrer Rücktehr einer strengen santtären Beobachung unterworfen werden;
2) wird der Hafen von Constantza für alle direkt aus Indien kommenden Fahrzeuge geschlossen, welche nicht vorher in einem türkischen Hafen, in dem sich ein Lazareth befindet, der Quarantäne unterworfen worden sind. Alle diejenigen, welche in einem fremden Lazareth die Quarantäne durchgemacht haben, werden im Hafen von Constantza einer gesundheitlichen Untersuchung unter⸗ worfen und zum freien Landen und Ausladen nur auf. Grund einer Spezialverfügung der General ⸗Direktion des Sanitätswesens zu⸗ gelassen, welche auf Grund eines telegraphischen Berichts des Hafen⸗ kapitäns und des mit der Untersuchung des Fahrzeugs beauftragten Arztes erfolgt. . . .
3) Alle aus verseuchten Häfen eintreffenden Fahrzeuge dürfen lediglich in den Hafen von Suling einlaufen, woselbst dieselben ge⸗ sundbeitlichen, zufolge telegraphischen Berichts des Direktors des Gesundheitsamts in Sulina für jeden einzelnen Fall besonders vor⸗ geschriebenen rh unterworfen werden.
4 Die Einfuhr ins Land gebrauchter, nicht gewaschener Leib, und Bettwäsche, gebrauchter Kleider, der als Handelsgegenstand angesehenen Lumpen, die aus verseuchten Ortschaften kommen, ist gänzlich unter⸗ sagt. ie schmutzige, zum Gepäck der Reisenden gehörige Wäsche, sowie die er gene , Säcke werden erst nach deren Desinfizie⸗ rung zur Einfuhr zugelassen.
ag diese Maßregeln sind seit dem 11.23. d. M. in Kraft.
Marokko.
Zufolge Beschlusseg des Conseil Sanitaire zu Tanger werden * aus indischen Häfen im Hafen von Tanger nicht mehr zugelassen. .
Marseille, ö. . (W. T. B.) Der Gesundheitsrath hat einstimmig beschlossen, daß die Dampfer Persia“, . Bramston Hall und Caledonia“ nicht ausladen dürfen, sondern die hiesige Rhede verlassen müssen. Der gleichen Behandlung soll jedes aus Bombay kommende Schiff unterworfen werden. Die Rheder der beiden am Dienstag in . eingelaufenen englischen Dampfer Persia und . Bramston Hall haben unter , auf dag Völkerrecht erklärt, sie seien ent ˖ schlossen, falls sie bis heute Abend nicht zum freien Verkehr zugelassen würden, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Rechtsmitteln Ver- wahrung einzulegen gegen die Verfügung der Regierung und der Stadt Men
sandel und Gewerbe.
Tägliche Wagengefstellung für Kohlen und Koks ; . ber Sing! und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 13 399, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. ;
In Oberschlesien sind am 5. d. M. geftellt 4881, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. ö
Notierungen der amtlichen Notierungs⸗Kom mission am H. Februar 1897. Butter: per 50 kg. Hof und Ge⸗ nossenschafts⸗ Butter Ia. 366 M, IIa. 93 W, Iila. — , do. abfallende 90 M, do. Land., Preußische 80 — 83 S6, do. Netz⸗ brücher 80 - 83 M, do. Pommersche 80 — 83 M, do. Polnische 80 bit 3 4, So. Vayerlsche Scnu. S3 50 , do. do. Land. J = 86 K, do. Schlesische 80 = 83 M, do. Galizische 70 - 75 M — Margarine 30-53 n — Käse: Schweizer, Emmenthaler 80-90 6, do. Baverischer 58 = 63 M, do. Ost⸗ und Westyreußischer La. 66 bis 72 S, do. do. IIa. 40 - 55 M, do. Holländer 70 — 80 A, do. Lim burger 39 - 42 6, do. Quadrat Magerkäse La. 20 –— 23 , do. do. La. 12 —15 M — Schmalz: Prima Western 17 060 Tara 27, 0 — 28,90 4M, do. reines, in Deutschland raffiniert 0 — 30,50 16, do. Berliner Braten schmalz 1-32 M — Fett, in Amerika raffiniert 28 —9 „, e, Deutschland raffiniert 28 M Tendenz: Butter: fest. Schmalz: matt.
— Vom Berliner Pfandbrief-⸗Institut sind bis Ende Januar 1897 18788 400 96 3 0/0, 21 609 900 M 4 0so, 5 762 goog MÆ 44 0,00, 9 719 700 S 5 og alte Pfandbriefe und 13 251 800 M 3d 9 und 24 218 000 M 3B o neue, zusammen 133 349 800 M Pfandbriefe, ausgegeben worden, wovon noch 11 808 600 Æ 35 0/0, 9 681 600 M 496, 9 429 go0 Æ 44 0, 1741 800 M h oso alte Pfandbriefe und 13 181 300 Æ 3 e½ und 24 218 000 6 3 o/o neue, zusammen 70 061 200 MÆ Pfandbriefe, von den Grundstückseigenthümern zu verzinsen sind. — Angemeldet zur Beleihung in Neuen Berliner gun e . sind bis 31. Januar d. J. 172 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 33 616050 Zugesichert, aber noch nicht abgehoben sind v 361 300 — Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Zinkmarkt be— richtet die ‚ Schl. Itg.“: Auf dem oberschlesischen Cisenmarkt haben h die Verhältnisse 5 . der verflofsenen Woche nicht geändert. as Roheisengeschäft war besonders lebhaft, und es bielt schwer, den a n Bedarf der Waljwerke prompt zu decken. Ingbesondere hat sich die Nachfrage für Puddelroheisen weiter esteigert, deshalb sind die Preise für 2 Qualität sebr gt Kin er bedeutend sind zur Zeit noch die Umsaͤtze in Gießereirobeisen, doch sind auch Vorrätbe darin nicht vorhanden. In den Preisen für Altmaterlal ist ein Stillstand eingetreten, weil die Werke n
Bestände und Lieferungtreste aug früheren Abschlüssen verfügen und
deshalb vorläufig nicht nöthig haben, auf die außerordentlich tbeuren Angebote der Händler einzugeben. Theilweise befindet sich bereits aus- ländische Waare am Markt, die billiger einstebt, als heimisches Material. — Auf dem Walzeisenmarkt mehren sich die Spezifikationen für Frühjahrẽlieferung, und es verspricht der Verkehr namentlich beim Koseler Umschlag bei Beginn der Schiffahrt lebhaft zu werden. Grobeisen bleibt stark gefragt, und auch für Feineisen bessern sich die Verhältnisse in er⸗ i. Hel da von Rußland zahlreiche Aufträge für Bandeisen einlaufen. Das Blechgeschäft befriedigt im allgemeinen; es liegen zablreiche Bestellungen namentlich für Grobbleche vor, während der Begehr für Feinbleche zu prompter Lieferung schwächer ist. Für alle Sorten Ban. und Fagoneisen ist die Lage unverändert günstig. Röhren haben eine gute Nachfrage zu verzeichnen, und auch im Drahtgeschäft scheinen sich die bisherigen Verhältnisse, zu erhalten. Die Maschinen⸗, Waggon und Kesselfabriken haben reichliche Arbeit vorliegen; auch bei den Gießereien macht sich eine lebhaftere Beschäftigung bemerkbar, die voraussichtlich zu besseren Preisen führen wird. — Der Zinkmarkt blieb fest, da die Produktion durch vorliegende Abschluüͤsse voll ständig verbraucht wurde. Die Preise neigten hier wie auch in London nach oben. Für gute gewöhnliche Marken werden 36 MS loko Breslau gefordert. Georg von Giesche's Erben W H.-Marke ist zu 37, 890 ½ gehandelt worden. Zinkbleche sind zur Zeit noch schwach gefragt, behaupten aber die bisherigen Notierungen. — Blei war unverändert.
Stettin, 5. Februar. (W. T. B.) Nach Privatermittelungen wurde im frelen Verkehr notlert: Weizen loko 165 -= 167, Roggen . . Hafer loko 130 — 134. Rüböl Februar 55, 25, Spiritus oko 36,50.
Breslau, 5. Februar. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) Schl. 34 o/o. Pfdbr. Litt. A. 100,50, Breslauer Diskontobank 119,50, Breg⸗ lauer Wechslerbank 10475, Kreditaktien — —, Schles. Bankderem 131,B75, Bresl. Spritfbr. 135,00, Donnersmarck 155,B75, Kattowitzer 166,90, Oberschl. Eis. 97,40, Caro Hegenscheidt Akt. 133,80, Oberschl. P. 3. 137,75, Opp. Zement 162,00, Giesel Zem. 135,25, L. Ind. Kramsta 144400, Schles. Zement 191,75, Schl. Zinkh.“⸗A. 208,25, Laurahütte 169,50, Bresl. Selfbr. 11025.
— Produktenmarkt. Spiritus per 100 1 100 9 exkl. 50 4 Verbrauchsabgaben pr. Februar 5b, 10, do. do. 70 4A Verbrauchs⸗ abgaben pr. Februar 365,60.
Magdeburg, 5. Februar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl. von 92 , , — — Kornzucker exkl. S8 c ο Rendement g, 60 = 9, So. Nachprodukte exklusive 75 0/9 Rendement 7, 20 - 7,76. Stetig. Brotraffinade 1 25,25 — 23,50. Brotraffinade II —. Gem. Raffinade mit Faß 23,00— 23,75. Gem. Melis 1 mit Faß 22,650. Still. Rohzucker 1. Produkt Transito fr. a. B. Hamburg pr.
ebruar 9,039 bez., 9,6 Br., vr. März 9b bez, und Br., vr. Äpril 9. o? bez, g, 124 Br., pr. Mai 9, 125 Gde, 9, 1 Br., pr. Juli 9,27 Gd., 9,30 Br. Ruhig. — Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 260 600 Ztr. rankfurt a. M., 5. Februar. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. . Wechs. 20, 405, Pariser do. S100. Wiener do. 170,37, 3 360 Reichs⸗A. 9g8, 50, Unif. Egypter 105,00, Italiener 91 70, 30 /o vort. Anl. 24,40, 5 o/so amort. Rum. 101,106, 4 9 russ. Kons. 103,40, 40/09 Russ. 1894 66,50, 4 o/ Po Spanier 64,70, Mainzer 119,70, Mittel⸗ meerb. S6 00, Darmstädter 160,20, Diskonto⸗Kommandit 211,80, Dresdner Bank 160,20, Mitteld. Kredit 118.20, Oesterr. Kreditakt. 318,37, Oest. Ung. Bank 828, 00, Reichs hank 157.40, Laurahütte 169,70, Westeregeln 177,20, Höchster Farbwerke 433,50, Privatdiskont 23.
Effekten⸗Sozietät. (Schluß.) Oesterr. Kreditaktien 3178, Gotthardbahn 169,20. Diskonto⸗Komm. 211,50, Laurahütte — —, Portugiesen = — Italien. Mittelmeerb. „, Schweizer Nordoft ⸗ . 136,10, Italien. Méöridionaux — — Mexikaner — —, Italiener
Köln, 5. Februar. (W. T. B.) Getreidemarkt. In Weizen, Roggen, Hafer kein Handel. Rüböl loko 60,50, per Mai 58,70.
Dresden, 5. Februar. (W. T. B) 30g Sächs. Rente 97, 90, 34 oo do. Staatsanl. 101,85, Dresdn. Stadtanl. v. 83 102,25, Allg. deutsche Kredit 213,50, Dresd. Kreditanstalt 137, 50, Dresdner Bank 169, 50, Leipziger Bank —— Sächs. Bank 123,15, Dresd. Straßen ⸗ bahn 196 90, Sächs. Böhm. Dampfschifffahrts Ges. 232, 00, Dresdn. Baugesellsch. 205,00, Bergmann Elektr. A. 258,00, Gußstahlkugelfabr. 360, 00, Elektrizitãswerk 183, 00, Germania, Schwalbe 161, 25, Glas- industrie Siemens 203,00.
Leipzig, . Februar, (W. T. B.) (Schluß ⸗Kursen) 3 Cso Sächsische Rente 98. 90, 34 Co do. Anleihe 101,85, Zeitzer Paraffin⸗ und Solaröl⸗ Fabrik 105,50, Mansfelder Kure 1010 60, ih gh Kreditanstalt Alien 214 00. Kredit. und Sparbank zu Leihzig IId, Sõ, Leipziger Bankaktien 185,50, Leipziger Hypothekenbank 147, 90, ö. Bankaktien 124,09, Sächsische Boden ⸗Kreditanftalt 120,00, Leipziger Baumwollspinnerei · Aktien 170, 99), Leipziger Kammgarn ⸗ spinnerei⸗ Aktien ——, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 185,00, Wernhausener Kammgarnspinnerei ——, Altenburger Aktien- brauerei 240, 00, Zuckerraffinerie Halle⸗Aktien 106, 00, Große Leipziger , , 225, 00, nn. Elektrische Straßenbahn. 159. 539 Thüringische Gasgesellschafts Aktien 203, 900, Deutsche Spitz enfabrii 6 Leipziger Elektrinttãtswerke 137, 0. Böhmische Nordbahn
tien — —.
Kammzug-Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. 8. Februar 3, 077 „6, pr. März 3,10 66, pr. April 3, 10 , pr.
ai 3,10 , pr. Juni 3,126 MÆK, pr. Juli 3,12 A, pr. 24 3, 12 Æ, pr. September 3, 125 M, pr. Oktober 3, 15 Æ, pr. No- vember 3,15 S, pr. Dezember 3,15 16, pr. Januar 3, 195 Umsatz 26 000. Ruhig.
, 5. Februar. (W. T B.) (Schlußkurse Hamb. Kommerzb. 135,15, Bras. Bk. f. D. 168, 25, Lübeck ⸗ Büch. 158.75. A. -C. Guano W. 85, 75, Privatdiskont 28, Hamb. Packetf. 133,15, Rordd. Hoyd 10 25, Erust Dynam. 193 3, 3e H. Staatsganl. 7 20, 3Po // do. Staatsr. 105,10. Vereinsbank 1855,09, 346 . Pfand briefe der finländischen Vereinsbank 95, 50, mburger Wechsler ban 13480. Gold in Barren pr Kilogr. 27889 Br., 2786 Gd. Silber in Barren pr. Kilogr. 88, 060 Br., 7, 55 Gd. Wechselnotierungen: London lang 3 Monat 20332 Br., 20,28 Gd., 2 , 30 4 London kur 20,414 Br., 203385 Gd., 20,40 bez., London Sicht 20444 Br., 20.440 Gd., 2042 bez, Amfierdam 3 Monat 16560 Sr., 167,20 Gd, 167,55 bez. Wien Sicht 168, 60 Br.. 168,20 Gd. 168,50 ber, Paris Sicht SI, 12 Br., S0. 82 Gd., S1, 0s be., St. Petersburg 3 Monat 213 50 Br., As 00 Gd., 213.50 bez.. New · Jork Sicht 420 Br. 4. 175 Gd., 4.193 ber, do. 60 Tage Sicht 4.177 Br. 4.16 Gd. Tit bei t
— Getreidemarkt. Weizen loko rubig, bolsteinischer loko
r loko rubig, ĩ all bel 6
ig.
r. eben al 19 Br., pr. April Mai 198 2 pr. Mai- Hun 198 Br., vr. September Oktober —, Kaffee rubig. Umsatz 2600 Sack. Petroleum fest, Standard wbite loke 8.70 Br.
— Kaffee. le , den,. Good aderage Santo vr. März 51, pr. Mat 5IzI, pr. September Dezember 53. — Zuckermarkt. (Schlußbericht. J. . sig 88 9 Rendement neue Usanee, 2 ord Damburg, pr. Februar 8. 71, vr. Mär S rz, dr. Moril 8M. pr. Mal 9 o7 z, pr. Auguft 9 323, pr. Oktober 8 32. Taum dedauptet.
z ;. oe , d ere e . J