K ; 777 Q ;/: .
in der Schwarzen Adler⸗Kammer und der Rothen Sammet⸗ Kammer: für die Hofstaaten; im Gardes du Torps⸗Saale und den anliegenden Räumen: für die tanzenden Damen und 5 — in den Braunschweigischen Kammern, der boifterten Galerie, dem Schweizer⸗Saal, den Königin⸗Elisabeth⸗Kammern und dem Ee den, aal! für die außerdem Eingeladenen. Ende des Festes gegen 121 Uhr. Die Abfahrt) ist nach Wahl bei der Wendeltreppe, oder im Portal Nr. 4 bei der Theatertreppe in der Richtung nach dem Lustgarten, oder vom Königinnen⸗Zimmer aus über die Höllen⸗Treppe durch Portal Nr. 3 nach der Schloßfreiheit. Berlin, den 6. Februar 1897. Der Ober⸗Hof⸗ und Haus⸗Marschall. Graf zu Eulenburg.
) Die zur Abholung kommenden Wagen dürfen nur vom Schloß⸗ platz her durch Portal J und II in die Schloßhöͤfe , ĩ
Ministerium für Land wirthschaft, Domänen und Forsten.
BSekanntm achung.
Die Herren Fort Referendare, welche in diesem Frühjahr die forstliche Staatsprüfung n, . beabsich⸗ tigen, haben die vorschriftsmäßige Meldung bis spaͤtestens zum 165. März d. J. einzureichen.
Derselben ist der Nachweis über die Dauer der aktiven Militärdienstzeit der Prüflinge beizufügen.
Berlin, den J. . 1897. Die Köoͤnigliche e ,, onner.
Aichtamtliches.
Deuntsches Reich.
Breuß en. Berlin, 8. Februar.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten begaben Sich gestern Vormittag zum Gottesdienst nach der Dom⸗Interims⸗Kirche. Mittags empfingen Seine Majestaͤt der Kaiser im Schlosse Seine Königliche Hoheit den Erbgroßherzog von Mecklenburg⸗Strelitz zur Meldung anläßlich Höchfidessen Ernennung zum General der Kavallerie.
eute Vormittag empfingen Seine Majestät der Kaiser den Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Frelherrn MarschalUl von Bieberstein zum Vortrage, hörten hierauf den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und nahmen sodann die Marine⸗Vorträge entgegen.
Im Armer⸗Verordnungsblatt! wird folgende, die literarischen Veröffentlichungen seitens der im aktiven Dienste befindlichen Offiziere und Beamten des Heeres sowie der zur Disposition stehenden Offiziere betreffende Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 23. Januar d. J. veröffentlicht:
Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich, daß die im aktiven Dienst befindlichen Offiziere und Beamten des Heeres, sowie die zur Disposition stehenden Offiziere bei literarischen Veröffent— lichungen fortan nach beifolgenden Bestimmungen zu verfahren haben und daß alle entgegenstehenden Festsetzungen außer Kraft treten. Wenn Ich hiermit behuss Förderung des wissenschaftlichen Strebens in Meiner Armee Erleichterungen eintreten laffe, so spreche Ich gleich- zeitig die Erwartung aus, daß. Meine Ojfiziere und Beamten bei literarischen Veröffentlichungen mit besonderem Takte verfahren wer⸗ den, um Reibungen zu vermeiden und das Wohl der Armee zu fördern. Datz Kriegs⸗Ministerium hat das Weitere zu veranlassen.
Berlin, 23. Januar 1897. Wilhelm.
An das Kriegs⸗Ministerium.
H. Bei Vexröffentlichungen von Mittheilungen über Vorgänge auf militärischem Gebiete, von kriegsgeschichtlichen Abhandlungen? oder sonstigen schriftstellerischen Arbeiten über militärische Fragen und An— elegenheiten, gleichviel ob die Veröffentlichungen die eigene oder eine remde Armee bz. Marine betreffen, ist das Dienstgeheimniß streng zu wahren. Angaben und Mittheilungen u. s. w. auß geheimen und nur 24 2 . k nur ganz ausnahmsweise und nur mit ausdrücklicher Erlaubniß des Kriegs Ministeriums veröffentlicht werden. ß ö 2) Wird bei der Herausgabe von Schriften u. s. w. die Be⸗— fem von amtlichem, dem Herausgeber nur infolge seiner Dienst⸗ stellung bekannt gewordenem Material gewünscht, so ist, unter Be⸗= zeichnung desselben, die Entscheidung des nächsten direkten Vorgesetzten, pon den regimentierten Offizieren u. s. w. des Regiments⸗ (felbst⸗ ständigen Bataillons.) Kommandeurs, von den zur Disposition . Offizieren des vorgesetzten General⸗Kommandos, einzuholen. orbezeichnete Dienststellen vermitteln auch die Benutzung von amt⸗ lichem Material, welches ihnen selbst nicht zugänglich ist. Ihrer Entscheidung bleibt es ebenfalls vorbehalten, ob derartige Schriften alsdann mit dem Vermerk nach amtlichen Quellen zusammengestellt“ 366 ere dne ö fen n jweifelhaften Fällen ist die Entscheidung der nächsthöheren Stelle, edentuell diejenige des Kriegs ⸗Minifteriumßs, zu ,.
3) Bexichte und Arbeiten über Kriege ereignisse, welche bereits vom; Generalstabe bearbeitet sind, werden vor ihrer Veröffentlichung dem Chef des Generalstabes der Armee vorgelegt. Derselbe kann im Interesse der Unparteilichkeit der Veröffentlichkeit die Genehmigung versagen bz. Richtigstellungen anordnen.
Gesuche um Widmung oder Ueberreichung von schriftstellerischen Erzeugnissen, Kompositionen u. . w. an fremde Souveraͤne unterliegen der Entscheidung des Kriegs⸗Ministeriumz. Anträge diefer Art 6 indefsen nur dann vorzulegen, wenn eine wirklich ausreichende Kö dazu vorhanden ist.
5) Die nach Nr. 1, 3 und 4 erforderlich werdenden Gesuche sind auf dem Dienstwege, von den zur Disposition stehenden Offizieren durch das vor esetzie General⸗Kommando, vorzulegen.
) Bei Veröffentlichungen im Militär Wochenblatt“ und in
eitschriften, deren verantwortliche Redakteure sich dem Kriegs inisterium gegenüber verpflichtet haben, auf Del hen die Namen der ibnen Aufsatze u. s. w. einfendenden Angehörigen der Arme und Offiziere zur Disposition zu nennen (die betreffenden Blätter werden seitens des Kriegs⸗ Ministeriums besonders bekannt gegeben werden), Ind die Verfasser von der Mitveröffentlichung ihrer Namen und
Dienftstellungen entbunden. ; Y In allen anderen Fällen ist dagegen entweder der volle Name
er⸗
ments. sselbftändigen Bataillon.) Kommandeur, von den mm 2 3 ffitieren den vorgesetzten Gen
8) Die Anwendung von Namenszeichen, an Stelle des vollen Namens, unter den Veröͤffentlichungen ist . In derartigen Fällen genügt — der stete Gebrauch derselben Zeichen vorausgesetzt — eine einmalige Meldung an die unter 7 bezeichneten Stellen.
89) Die Befolgung vorstehender Bestimmungen entbindet den Verfasser nicht hon der vollen persönlichen Verantwortlichkeit für den Inhalt seiner Veröffentlichungen.
10) Diese Bestimmungen sind von den Offizieren des Beurlaubten⸗ standes bei Einberufungen zum Dienst gleichfalls zu beachten.
Dieselbe Nummer des „Armee⸗Verordnungablatts / ver⸗ öffeGnLidiriji ferner eine, vom 4. d. M. datierte Allerhöchste Kabinets-Ordre über die diesjährigen größeren Truppenübungen, welche, wie folgt, lautet:
Auf den Mir gehaltenen Vortrag mme Ich hinsichtlich der diesjährigen größeren Truppenuübungen:
1 Das VIII. und XI, Armee Korps einschließlich der 9 herzeglich Hessischen (25. Diviston halten Manöber vor Mir gemaͤß Felddienst · rdnung Ziff. 409 und zwar nach getroffener Ueberein kunft
egen das Königlich baverische Heer (J. und II. Königlich Bayerisches rmee⸗Korps) ab.
2) 3. Beim IX., XI. und XVII. Armee-Korps wird behufs Abhaltung besonderer Kavallerie ⸗ Uebungen gemäß Felddienft⸗ Ordnung II. Theil, Abschnitt D, je elne Kayallerie⸗Division aufgestellt. Die Drdre de Batallle dieser Divistonen ist aus der Anlage ersichtlich. Die Bestimmung der Divisionsführer behalte Ich Mir vor. Soweit Ich hierbei nicht über die Bildung der Divisionsstäbe Anordnung treffe, veranlassen die General · Kommandos dleselbe.
a die abzuhaltenden Besichtigungen werde Ich besonders ügen.
Die beim Tl. Armee⸗Korps aufzustellende Kavallerie ⸗Diviston nimmt nach Beendigung der besonderen Kavallerie Uebungen an den vor Mir abzuhaltenden Manövern theil.
Dem XI. Armee-Korps wird behufs Verwendung als Divisions— Kavallerie ⸗Regiment ein vom General. Kommando VIII. Armee- Korps zu besfimmendes Kayallerie⸗ Regiment dieses Korps für die Dauer der gesammten Manöver zugetbeilt.
Die beim IX. und XVII. Armee-Korps zu den besonderen Kavallerie⸗Uebungen herangezogenen Stäbe und Truppentheile nehmen nach Beendigung derselben an den Manövern derjenigen Armee-Korps theil, zu denen sie dauernd gehören.
3 Dem VIII. und TI. Armee-Korps wird je eine Luftschiffer⸗
Abtheilung jugetheilt.
4 Die Herhstübungen derjenigen Armee. Korps, welche nicht vor Mir Manöver abhalten, finden in Gemäßheit der Beslimmungen der Felddienst- Ordnung und unter möglichster Berücksichtigung der Ernte⸗ verhaͤltnisse statt.
5) Bei der Auswahl des Uebungsgeländes sowohl, als der Aus⸗ führung aller Uebungen ift auf Verringerung der Flurfchäden Bedacht zu nehmen. In denjenigen Fällen, in denen die Flurentschädigungen als besonders hoch anzusehen sind, sehe Ich einem Vortrage dez knn, Ministers entgegen.
6) Bei dem Garde⸗Korps, dem J. II., IV., V., VI.,, VII., VIII. XIV. und XVII. Armee Korps finden Generalstabsreisen, bei D . . ü. ,,,, nach Maß⸗
er Bestimmungen über die rlichen Generalstabsreisen
29. November 1888 flat. ö
7) Unter Leitung der beiden Kavallerie · Inspekteure finden je zwei größere Kavallerie Uebungsreisen von Generalen und Stabsofftʒieren der Kavallerie und Kommandeuren reitender Abtbeilungen der Feld⸗ Artillerie statt. Nähere Anordnungen hierüber hat das Kriegs⸗ Ministerium zu treffen.
ö a,,. ö . i. M. . VIII., XIV. und XVI. Armee- or nden Kavallerie⸗NUebungsreisen nach Maßgabe der Instrukti vom ö mh 1879 . hab 3 a k
rößere Pionier ⸗ Uebungen haben bei Krossen a. O., bei Koblen a. Rh. und bei Ulm a. D. stattzufinden. Die näheren , , trifft die General⸗Inspektion des Ingenieur⸗ und Pionierkorps und ö. r en clkeh e Rückkehr der Fußtruppen in ihre Standorte muß bis zum 30 September 1897, welcher Tag als der späteste erh fr eb gilt, erfolgt sein. Berlin, den 4. Februar 1897.
Wilhelm. An das Kriegs⸗Ministerium. J Die Allerhöchst genehmigten Bestimmungen für die Uebungen des Beurlaubtenstandes im Stats jahre 1897/98 liegen derselben Nummer 4 des „Armee⸗Verordnungs⸗ blatts“ vom 7. d. M. bei.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sä er Staats- und Finanz⸗ . von Wa . nn g württembergischer Staats-Minister des Kriegswesens, General der Infanterie Freiherr Schott von Schottenstein und Ber lich sächsischer Staats⸗-Minister von Strenge sind von erlin abgereist.
Nach telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Stofch“, Kommandant Kapitän zur See Thiele, am 6. Februar in Palermo angekommen und beabsichtigt, am 10. Februar nach Cadix in See zu gehen; S. M. S. „Gneisengun“, Kommandant Kapitän zur See Hefmeier, ist am 6. Februar in Genua eingetroffen und be— absichtigt, am 17. Februar nach Tanger in See zu gehen; St. M. S. „Bussard“, Kommandant Korvetten? Kapitän Winkler, ist gestern in Sydney angekommen; S. P. S. , ,, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brussatis, st heute von Shanghai nach Hongkong in See gegangen.
Hannover, 6. Februar. In der heutigen Sitzung des Provinzial Landtages wurden zunächst die Jahres⸗ rechnungen der . Hauptkasse, der Provinzial⸗ Wittwen⸗ und Waisenkasse, der Landwirthschaftlichen Be⸗ rufsgenossenschaft, der Provinzial-Forstverwaltun und der Provinzial Anstalten sowie außerordentliche Baure nungen und sonstige Rechnungen für 189495 dem Rechnungsaus— schuß überwiesen. Graf zu Inn⸗ und Knyphausen und Gen ossen brachten sodann einen Antrag, betreffend die Au s⸗ übung der ostfriesischen Wasservogeljagd, ein. Der⸗ selbe lautet:
Der Provinzial · Landtag wolle beschließen: Die Königliche Staats⸗ ae n zu ersuchen, entsprechend dem Beschlusse der ostfriesischen Landschaft vom 14. März 1886, eine Modifikation der noch in Ost= , 66 , nn. r. 7 9 ö 59 , ,.
März ewährleisteten Jagdordnung fü
Oftfriesland vom 31. Juli 636 in der Wah n. .
des Verfasserg, nebst Charge und Truppentheil, mit zu veröffentlichen oder glei eeitig mit der Veröffentlichung dem rn e eg fe en
lassen, daß die Ausübung des den Ostfriesen zustehenden Rechtg auf
. z⸗Direktor Mülker begründete hierauf den n Brovinzial⸗Ausschusses vom 1. Februar 1897, die Ge⸗
währung von Beihilfen zür Herausgabe ver— chiedener geschichtswissenschaftlicher Werke aus den eberschüssen des Vorjahres betreffend, welcher lautet:
Der , beschließen:
1) dem Historischen Verein in Hannover zur Herausgabe archivalischer, sich auf die Geschichte der Provinz Hannover oder einjelner Theile derselben bezichender Ürkunden junächft fin das kommende Jahr einen Zu von 3000 Æ unter der Voraussetzunß zu gewähren, daß feiteng der Königlichen , , für diesen Zweck ein Zuschuß von 1650 4 ge rd,
dem Dr. phil. Th imme zur Herausgabe eines die Ge
des vormaligen Königreichs . in der Zeit 8 bis 1866 behandelnden Werks unter Abschluß eines die Er⸗ reichung des Zwecks sichernden Vertrags für die nächsten funf Jahre eine jährliche Beihilfe von 1506 MÆ unter der Voraug. setzung ju bewilligen, daß eine gleiche Beihilfe feitengs der Königlichen — 4 gegeben wird, und
dem Harzverein für Geschichte und Alterthum t— kunde zur Herausgabe eines 3. Bandes der Urkunden und sonstigen Geschichtuellen der Stadt Goslar und der in und bei dieser Stadt belegenen Klöster und geistlichen if nen; eine Beihilfe zu den Druckkosten von 16900 4 zu
en
und die hierzu erforderlichen Mittel in der Höhe von 3000 „ in. * und 1000 „ aus den Ueberschüssen des Vorjahres zu ent. men.
Nach längerer Debatte wurde der Antrag angenommen.
ö Sachsen⸗Weimar ⸗ Eisenach.
. er Landtag trat in seiner Sitzung vom 5. d. M. in die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ab⸗ änderung des revidierten Gesetzes über die Stener⸗ verfassung des Großherzogthums vom 18. März 1869 nebst Nachträgen, sowie des neurevidierten Gefetzes uber die allgem ine Einkommensteuer vom 10. September 1863, ein. Der Chef des Departements der Finanzen, Wirkliche Geheime Rath Rothe betonte, daß diese Aenderung nicht aus fiskalischen Gründen zu finanzieller Plusmacherei vorgeschlagen werde, sondern allein zur gerechten Vertheilung der Steuerlast. Die Vor üge det neuen Entwurfs im Großen und Ganzen wurden all eitig an⸗ erkannt, bezüglich des Deklarationszwangs bei der Einkommen steuer aber von verschiedenen Seiten der Wunsch ausgesprochen, die Grenze von 3009 auf 2000, bezw. auf 1560 herabzu⸗ setzen. Der Entwurf wurde einem besonberen Ausschuß von neun Mitgliedern überwiesen.
Antrag wurde einer Kommission
Oesterreich⸗ Ungarn.
Das „Fremdenblatt“ stellt in einer Besprechu der jüngsten Ereig nis se auf Kreta fest, die u fh. fon aktion in der Türkei sei von seiten aller Machte mit der grundlegenden . eingeleitet worden, den status quo aufrecht zu erhalten; somit könnten die in ent egengesetzter Richtung sich bewegenden Bestrebungen nicht auf die Her. stigung Europas rechnen. Ein Versuch Griechenlands, die kretlische Frage im Sinne der Radikalen zu behandeln, würde seine Stammesgensssen auf Kreta in die äußerste Gefahr stürzen. So nahe auch Griechenland von den Ereignissen berührt werde, so müsse es doch aus vielen Gründen ruhiges Blut bewahren. Das eingeleitete Reformwerk könne nicht als durch die jüngsten Katastrophen vereitelt angesehen werden. Jene Lösung der kretischen Frage, mit welcher sich eine ungeheure Majoritaͤt der Bevolkerung der Insel einverstanden erklaͤre, müsse trotzdem in die Praxis umgesetzt werden.
er Finanzausschuß des ungarischen Unter— hauses hat den Gesetzentwurf über die Deckung des Au s stellung s⸗Defizits und über die Einführung der Klassenlotterie mit der Abänderung angenommen, daß die Einsätze in der kleinen Lotterie erst vom 1. Oktober 18655 ah
aufhören sollen. Frankreich.
Der deutsche Botschafter Graf zu Münster hat, wie
W. T. B.“ meldet, dem General Gallifet zu aeg Ge⸗ nesung den Glückwunsch Seiner Majestät des Deutschen Kaisers überbracht. In dem am Sonnabend im Elysse abgehaltenen Ministerrath machte der Minister des Aeußern Hanotauxr Mittheilung von Depeschen, welche aus Kaneg eingetroffen sind und folgende Meldungen enthalten: „Zwischen Mohame—⸗ danern und Christen ist ein heftiger Kampf entbrannt. Ein Theil der Stadt ist in Brand gesteckt worden. Der französische Konsul und der Kommandant der fran— zösischen Flottenstation haben Mannschaften landen lassen, welche gemeinsam mit den Mannschaften, die von Schiffen der anderen Mächte gelandet sind, sich an den Löscharbeiten betheiligen. Die französischen Unterthanen und Schutzgenoffen N 1 ich in das Konsulat geflüchtet, ungefähr 100 Personen ind von den auf der Rhede befindlichen Schiffen auf— genommen worden.“ Der Minister Hanotaux theilte ferner mit, die Regierung habe schon am Freitag neue Maßregeln ge⸗ troffen. Der Admiral Potti er werde sich an Bord des Panzer⸗ schiffes „Admiral Char ner“ das nach dem Orient in See gehen solle, einschiffen; der Kreuzer „Fo rbin“ werde nächstens in e. eintreffen. — Der Ministerrath beschloß ferner, die Einfuhr von Waaren, welche aus pestverseuchten Orten Indiens stammen, in die französischen Häfen zu verbieten. Hinsichtlich der Reisenden wurden besondere Quarantäne⸗Maß⸗ regeln getroffen werden.
Auf der e, , der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkam mer stand die Berathung der Vorlage, betreffend Erhöhung der Zölle auf aus ländische, zu DestillationsLzwecken bestimmte Melasse. Das Haus beschloß mit 569 gegen 204 Stimmen die Dringlichkeit der Berathung. Der Deputirte Dau sette befürwortete die Vorlage; es sei nöthig, führte er aus, Maßregeln gegen Einfuhr deutscher und belgischer Melasse zu ergreifen, aus welcher Alkohol hergestellt werde, der auf diese Weise fast keinen Zoll zahle. Der Deputirte Graf de Mun richtete eine Anfrage an die Regierung, betreffend die Ereignisse in Kaneag. Der Minister des Aeußern Hanotaux ergriff alsbald das Wort zur Beantwortung und erklärte: Die Unruhen in Kanea seien vor acht Tagen , doch hätten die Ereignisse seit dem 3. d. M.
freie Wasservogeljagd nur auf die See und Strom ⸗ Außen⸗Deiche be⸗
eine jähe Wendung genommen. Sechs französische Mgrine⸗
⸗
unmittelbar zu melden. Gine gl Meldun dem ( . n. e , . Bern, e, , .
Soldaten und englische seien gelandet weren. um den Telegraphen zu ö 4 Der christliche Gouverneur und die , seien einhelsig bemüht gemesen, die Unruhen zu unter⸗ hrücken, doch sei ihnen dies nicht gelungen. In einer Vor⸗
stadt sei eine heftige Feuersbrunst ausgebrochen, die mehr als
100 Personen genoͤthigt ösi f suchen.
uflucht in dem fran⸗ g, Konsulat e Mannschaften der mdländischen Kriegsschiffe hätten das Feuer bekämpft; die
onen, welche sich in das Konsulat geflüchtet hätten, sowie alle Einwohner e il der Nationalität hätten sich an Bord der franzöfischen Schiffe begeben. Marinesoldaten vertheidigten has Konsulat, die Kanzlei, das Missionsgebäude und den Telegraphen. Der Minister fügte hinzu, er werde demnächst ein Gelbbuch über die Armenien und Kreta betreffenden Fragen vertheilen. Der Gesetzentwurf über Mel asse wurde dann im weiteren Verlauf der Sitzung im Ganzen mit 353 gegen 148 Stimmen angenommen. .
Der Deputirie Deloncle hat dem Minister Hanotaux mitgetheilt, daß er heute eine Anfrage über die französische Politik in Egypten an ihn richten werde.
Nu sland.
Der Großfürst Michail Michailowitsch ist, wie WB. T. B. meldet, gestern von St. Petersburg wieder in das Ausland abgeresst.
Italien.
Der General Graf Raffgele Cadorna, welcher im Jahre 1870 die italienischen Truppen befehligte, die am 20. September Rom besetzten, ist vorgestern in Turin ge⸗ storben.
Spanien.
Der Minister⸗Präsident Canovas del Castillo hat, dem „W. T. B.“ zufolge, erklärt, er werde die für Cuba beschlossenen Reformen in loyaler Weise zur Anwendung bringen. Er werde nicht warten, bis die Ruhe auf Cuba vollständig wiederhergestellt sei; es werde genügen, daß die a e r fh Bewegung auf den westlichen Theil der Insel beschränkt sei. Er habe die Ueberzeugung, daß der Krieg einen guten Verlauf nehme.
Portugal.
Luciano de Castro, der mit der Bildung des Kabinets beauftragt ist, hat bereits vorgestern Abend dem König eine Minister-Liste eingereicht Die Cortes sollen a e werden, ohne daß das neue Ministerium sich ihnen vorstellt, und die neuen Kammern erst im Mai zusammentreten.
Türkei.
Das Wiener „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ berichtet aus Konstantinopel von vorgestern, in den daselbst ein⸗ etroffenen Meldungen aus Kanea werde hervorgehoben, ke dort infolge dauernder Straßenkämpfe unter den nicht einheimischen Einwohnern, große Panik herrsche. DOesterreicher und andere Ausländer seien auf die Kriegsschiffe ‚Maria Theresig“ und „Sebenico“ ge— flüchtet. Das österreichische Konsulat, in welchem sich viele lüchtlinge befänden, werde von einem Detachement Matrosen wacht. Die Christen hätten dem Konsular⸗Korps ein Memo⸗ randum überreicht, worin wegen der langsamen Durchführung der Reformen Vorwürfe erhoben würden. Die Christen würden vielfach beschuldigt, den Beginn der Straßenkämpfe insceniert zu haben. Andererseits sei als erwiesen anzunehmen, daß ein fürkisches Comité die Einwanderung von Mohamedanern nach den Städten zum Zwecke einer Demonstration gegen die Durchführung der Reformen ins Werk gesetzt habe. Das Konsuiar-Korps sei eingeschritten; man hoffe eine, vorüber⸗ hende Beruhigung herbeiführen zu können. Die Pforte 363 die vom General⸗Gouverneur dringend verlangte Truppen— verstärkung aus dem Grunde nicht bewilligt, weil sie befürchte, daß die Ankunft der Truppen den Aufstand aufs neue ent⸗ fachen werde. .
Der „Agence Havas“ wird über die letzten Vorfälle in Kaneg mitgetheilt, fast alle Christen seien an Bord der fremden Kriegsschiffe gebracht worden. Etwa 300 andere, in der Stadt zurückgebliebene Christen würden von einer Abtheilung Matrosen beschützt. Mehr als die Hälfte aller christlichen Häuser der Stadt sei niedergebrannt, die Konsulats-Archive seien an Bord der Schiffe gebracht. Die Zahl der Opfer scheine geringer zu sein, als die zuerst übermittelten Dahl besagten. Starke
atrouillen europäischer Matrosen durchzögen die Straßen der
tadt. Die Gebäude der katholischen Mission, in welche sich zahlreiche Personen geflüchtet hätten, seien voͤllig unbehelligt geblieben. ;
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Kanea von gestern, der Kommandant der italienischen Schiffsdivision habe die Panzer⸗ schiffe „Laurig! und „Stromboli? von Smyrna nach Kaneg beordert. Das bereits vor Kanea liegende Panzerschiff
Etna“ habe eine Kompagnie Matrosen gelandet und w Personen an Bord genommen, um dieselben nach Syra zu befördern. Vorgestern Abend und gestern habe in Kanea vollkommene Ruhe geherrscht. Das Feuer, welches nahezu vollständig unterdrückt gewesen, sei von neuem ausgebrochen. Alle christlichen Familien befänden sich an Bord der Schiffe. In der Umgebung sehe man mehrere Ortschaften brennen. Die Aufständischen und die Truppen unterhielten a lern ein lebhaftes Gewehrfeuer. Ungefähr 709 be— . hristen ständen bei Haleppa gleichfalls bewaffneten Mohamedanern gegenüber. In Reihymon und Kandia sei die Lage eine schlimme. Ein italienisches Schiff werde nach Kandia 46 Das Panzerschiff „Etna“ sei vorgestern Abend mit ungefähr 10090 griechischen nach Syra ,
Das österreichisch⸗ ungarische Kriegsschiff „Sebenigo“ ist, wie aus Wien gemeldet wird, vorgestern in den Hafen von Rethymon eingelaufen.
Die in Konstantinopel nicht anwesenden Mitglieder der Synode sind zur Lösung der Patriarchenkrise dorthin berufen worden. Den in Konstantinopel erscheinenden Blättern wurde eine Besprechung der Krise verboten. Der „Moniteur“ wurde 1 eines gegen den Patriarchen gerichteten Artikels
ückt.
unterdr Griechenland.
Der Minister des Aeußern Skuses und der Marine⸗ Minister Tevidis hatten, wie die „Agence Havas“ aus Athen meldet, vorgestern früh eine lange ö mit dem König. Vor der Abfahrt des griechischen Geschwaders nach Kreta (. Nr. 32 d. Bl.) richtete der Marine⸗
inister eine Ansprache an die Mannschaften, worin er sie zur Tapferkelt und Manneszucht Tu nien Die Schiffe werden bei ihrer Ankunft in Kanea die türkische
age nicht in der blichen Weise durch Kannen— alutieren, um zu vermeiden, daß durch die Schüsse ö n r . Der Kommandant des nach
. . . a e Geschwaders hat den Befehl
as wader im Fall von Unruhen in . 3 und Herakleion dort die griechische Flagge zu en habe. ö 2 Kriegsschiff „Alpheios“ hat ebenfalls Befehl erhalten, nach Kreta zu . Die Königliche Yacht „Sphakteria“ ist nach Milos in See gegangen, um zum ear von Flüchtlingen, ausgenommen nach Athen, zu ienen.
Der griechische Gesandte in Konstantinopel Maurocor⸗ dato ist beauftragt worden, der Pforte über die Entsendung der Schiffe nach Kreta Aufklärung zu geben. .
In verschiedenen Provpinzstädten, besonders in Tri⸗ kala, fanden Volksversammlungen statt, in denen Adressen an die Regierung beschlossen wurden, welche deren thatkräftige, zielbewußte Politik gutheißen.
Aus Athen meldet ‚W. T. B.“, daß sich kern etwa 3000 Personen vor das Marine⸗Ministerium begeben und dort unter den Rufen: „Hoch Kreta! Hoch die Union!“ eine Kundgebung veranstaltet hätten.
In der vergangenen Nacht trafen französische Kriegs⸗ schiffe mit 300 flüchtigen Frauen und Kindern aus Kreta in Milos ein; die Flüchtlinge, welche alles verloren haben, sind in beklagenswerthem Zustande und leiden Mangel an Kleidung und Nahrung. Aus Syra wird gemeldet, daß man in Herakleion und Rethymon dringend nach Schiffen verlange, da auch dort Unruhen bevorständen.
Amerika.
Der „Times“ wird aus New⸗York berichtet, daß der Senat der Einwanderungsbill gegenüber eine von der des Repräsentantenhauses abweichende Haltung eingenommen habe. Die Bill werde den Gegenstand einer nochmaligen Konferenz zwischen den beiden Häusern bilden.
Asien.
Einer in Madrid eingetroffenen Privatdepesche aus Manila zufolge wären dort 1c i f. erschossen worden, die, wie es heiße, der von den Aufständischen eingesetzten Re— gierung angehört hätten.
Afrika.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Kairo, die egyptische Regierung habe dem französischen und dem . Vertreter erwidert, sie habe das von der bri⸗ tischen Regierung gemachte Anerbieten eines Geldvorschusses in laufender Rechnung in Uebereinstimmung mit dem Gesetz an— genommen, welches sie zu einem derartigen Vorschußabschlusse berechtige. Die Regierung glaube nicht, ihre internationalen Verpflichtungen verletzt zu haben, welche sie stets sorg— fältig achte.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (170) Sitzung des Reichstages, welcher der ,. Fürst zu Hohenlohe, der Staats⸗ sekretär des Innern, Staats⸗Minister Hr, von Boetticher, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗-Minister
reiherr von Marschall und der Staatssekretär des Reichs⸗ Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky beiwohnten, erbat und erhielt zunächst der Präsident Freiherr von Buol die Ermächtigung, dem Reichskanzler zu seiner goldenen Hochzeit die Glückwünsche des Reichstages auszusprechen. .
Darauf wurde die zweite re, des Reichs⸗ haushalts-Etats für 1897/98 bei dem Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei und zwar bei dem „Gehalt des Reichskanzlers“ fortgesetzt.
ierzu liegt folgender Antrag der Abgg. Dr. Barth (fr. Vgg.)
und Gen. vor:
den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstage bald⸗ thunlichst eine Denkschrift über die erkennbaren volkswirthschaft— lichen Wirkungen der seit 1892 bezw. 1894 zwischen dem Deutschen Reich einerseits und Oesterreich⸗Ungarn, Italien, Belgien, der Schweiz, Serbien, Rumänien und Rußland andererseits bestehenden Handels verträge vorzulegen.“
Hierzu beantragen die Abgg. Fritzen-Düsseldorf (Zentr.) u. Gen., hinter dem Worte „Handelsverträge“ einzuschieben: „mit besonderer Rücksicht auf die Le err aft?
Das Wort nahmen zur Begründung ihrer Anträge bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Dr. Barth und Fritzen.
Arbeiterbewegung.
Aus Hamburg wurde bereits am Sonnabend unter den nach Schluß der Redaktion eingelaufenen Depeschen mitgetheilt, daß der Ausstand der Hafenarbeiter durch eine erneute Abstimmung der Ausständigen beendet worden ist. Ueber die näheren Umftände dieser Abstimmung meldet das Wolff'sche Bureau. weiter: In den Versammlungen der Ausständigen am Sonnabend empfahlen die von der sozialdemokratischen Partei ab⸗ gesandten Referenten, am ontag die Arbeit wieder aufzunehmen. Der Kampf sei verloren; die geeignete Zeit zur Wiederaufnahme desselben müsse abgewartet werden; vielleicht kämen am Dienstag noch 4 zur Auszahlung; für den folgenden Dienstag sei nichts vorhanden. Die Berichterstatter wurden alsdann zum Verlassen des Saales aufgefordert, Hierauf folgte die Ab- in n welche eine große Mehrheit für die Wiedergufnghme der
rbeit ergab. — Ueber Ausschreitungen der Ausständigen, die vorgestern Abend in Hamburg und Altona vor— kamen, wird berichtet:; Am Hafen, in St. Pauli und in Altona kamen Ausschreitungen vor. Ueber die ergebnißlose Beendigung des Ausstandes gereizte Arbeiter überfielen von der Arbeit kommende Ersatz⸗Arbeiter, mißhandelten sie in roher Weise, rissen solche, die in Straßenbahnwagen flüchteten, heraus und mißhandelten sie. An mehreren Stellen hieben die Schutzleute mit blanker Waffe ein. Drei Verletzte wurden in das Krankenhaus geschafft. Nachdem die Polizei Ver ⸗ stärkungen erhalten und auch reitende Schutzleute eingegriffen hatten, wurden die 86 h bald gesäubert. Starke Patrouillen arch n, Nachts die Straßen. Gegen 11 Uhr Abends war alles ruhig. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen. — Den Hauptanlaß zu dem Straßenkampf, der sich auf dem Schaarmarkt entwickelte, gab ein Revolverschuß, den ein Kohlenarbeiter in die Luft abfeuerte, nach⸗ dem er und zwei seiner Kameraden von einer Anzahl Aus⸗ eln überfallen worden waren. Darauf entwickelte sich ein förmllcher Kampf. Major von Gefstefeld ließ die gesammte Reserve⸗ mannschaft der Schutzleute anrücken und den armarkt räumen.
Der Kampf wurde in dem Großen . fortgesetzt. Aus den Fenftern wurden Steine, 5 Ascheimer u. a. auf die Schutzleute geschleudert. Drei Schutzleute wurden verletzt. Giner von ihnen erhielt einen Steinwurf an den Kopf, der ibm das Gesicht unkenntlich machte. Wierlel Personen unter dem Publikum Verletzungen erlitten, konnte noch nicht festgeftellt werden, da sie flüchteten. Auch viele Seeleute betheiligten sich an den Ausschreitungen; es wurde mit dem] Messer blindlings drauflosgestochen; daher kam es auch vor, daß verschiedene Ausständige von ihren Kameraden selbst verwundet wurden. Schimpfworte sowie Johlen, Schreien und Pfeifen erhöhten den Tumult. Die schmale Straße „Großer 8 wurde an beiden Enden abgesperrt. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen; allein von der Wache am Venusberg wurden 56 Per⸗ sonen verhaftet. In der Nacht um 2 Uhr hatten die Straßen wieder ihr . Aussehen. Militär brauchte nicht requiriert zu werden. — Gefstern Vormittag standen in der Gegend am Hafen zablreiche Gruppen von Arbeitern, welche die Vorkommnisse vom Sonnabend besprachen, sich aber ruhig verhielten. Schutzleute sah man gestern nur noch wenige.
Aus Barmen wird der ‚Rhein.⸗Westf. th zur Lohnbewegung der Tischler (vgl. Nr. 32 d. Bl.) geschrieben: Am . eine Sitzung der Lohnkommission der Tischler statt, zu welcher auch die Meister eingeladen, von ihnen aber nur 15 erschienen waren. Die Innung hatte am Montag eine Meisterversammlung ab- 661 in welcher die Ablehnung aller Forderungen der Ge⸗
ilfen beschlossen wurde, In der Versammlung am Donnerstag machten nun die 15 Meister, welche ihrem Bedauern über die ab⸗ lehnende Haltung der Meisterversammlung Ausdruck gaben, den Vor⸗ schlag, zunächst statt der von den Gehilfen geforderten 9 stündigen eine OR stuͤndige Arbeitszeit in Aussicht zu nehmen. Es wurde eine Kom n gewählt, welche versuchen soll, eine Meisterversammlung ein⸗ zuberufen.
In Eckernförde haben, einer Mittheilung des Vorwärts“ zu⸗ folge, die Walker der Lohgerberei von J. L. Schmidt die Arbeit wegen Lohnstreites niedergelegt.
In Gmünd in , , . haben nach demselben Blatt die Brauer der Stadthrauerei die Arbeit eingesftellt. Aus Wien meldet W. T. B.“: In einer gestern abgehaltenen sozialdemokratischen Wahlversamm lung kam es zu einem andgemenge zwischen Sozialdemokraten und Christlich⸗Sozialen. ie 266 schritt ein und nahm mehrere Verhaftungen vor. us Bu dapest wird der Wiener Ztg.“ berichtet: Fünfhundert Arbeiter der Schiffswerfte Schönichen u. Hartmann stellten die Arbeit ein; sie fordern eine Lohnerhöhung.
In Ancona legten am Freitag, wie der Voss. Ztg. aus Mai⸗ land telegraphiert wird, infolge von Lohnstreitigkesten sämmtliche Hafenarbeiter die Arbeit nieder, wobei 48, die sich weigerten, ihren eingegangenen Verpflichtungen nachzukommen, verhaftet wurden. Aus dem gleichen Grunde traten am Sonnabend in Savona 2000 und in Genug 3600 Kohlenverlader in den Ausstand ein.
Kunst und Wissenschaft.
Am 5. d. M. verstarb hierselbst, der Nat.» Itg.“ zufolge, im 64. Lebensjahre der Historiker Pr. Theodor Wiedemann, bekannt als Mitarbeiter Leopold von Ranke's. Besonders an dem letzten Lebenswerke Ranke's, der ‚Weltgeschichte', die der fünfundachtzig⸗ jährige Gelehrte im Jahre 1880 begann, nahm er hilfreichen Antheil, und von dem vorletzten Band VIII (1887) war er Mitherausgeber. Die Gesammelten Werken aus dem Nachlaß Ranke's, eine Arbeit, die vier starke Bände umfaßte, wurden ebenfalls von ihm publiziert. Ueber die Arbeitsweise des großen Historikers hat er in den Aufsätzen Sechzehn Jahre in der Werkstatt Leopold von Ranke's“ werthvolle Beitrage zu dessen wissenschaftlicher Charakteristik und menschlicher Werthschätzung geliefert.
— Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranfstaltet am Mittwoch, den 10. Februar, im großen Saale des Architekten hauses einen Fachabend, an dem die Benutzung moderner Glas mischungen zu künstlerischer Wirkung bei der Bleiverglasung durch eine Ausstellung neuerer deutscher Arbeiten dargestellt werden wird. Glas« maler Carl Ule aus München wird einen Vortrag über Neuzeitliche Bestrebungen auf dem Gebiete der Glasmalerei“ halten.
— Die Gedenkfeier für Jacob Böhme, deren Vorbereitung auf den Wunsch des Denkmals⸗Ausschusses und der Handwerksgenossen Böhme's in Görlitz die Comenius-Gesellschaft in die Hand ge⸗ nommen hat, ist in einer Reihe größerer Städte gesichert. Berlin wird vorangehen (Vortragender ist . Herr Professor r. Ad, Lasson); Breslau (Universitärs, Professor Pr. Kawerau), Kiel (Universitäts⸗Pro- fessor Dr. Deußen) und Magdeburg werden alsbald nachfolgen. Am 16. Fe⸗ bruar findet in Berlin eine Vorbesprechung statt, an welcher Vertreter der Stadt, der Universität, der Philosophischen Gesellschaft, der Hand- wer ker⸗Innungen und der Comenius⸗Gesellschaft theilnehmen werden. — Der Senat der Universität Bonn hat beschlossen, das im No⸗ vember v. J. versandte Rundschreiben an die , . und Freunde der Comenius. Gesellschaft', das inzwischen von vlelen Zeitungen im Auszuge veröffentlicht worden ist, durch Anschlag am Schwarzen Brett zur allgemelnen Kenntniß zu bringen.
Theater und Mufsik.
Lessing ⸗ Tbeater. In dem dreiaktigen Schwank Das Ordensband“ von G. Feyde au und M. Desvallisres, den Benno Jacobson ins Deutsche übertragen hat, tritt das in Feydeau'schen Arbeiten sonst vorherrschende belustigende Element stark in den Hintergrund. Eigentlich trägt nur eine Scene einen harmlosen Schwankcharakter, und diese hatte g,. einen freundlichen Erfolg. Im Ganzen fand das Stück aber am Sonnabend bei den Zuschauern der ersten Aufführung nur eine laue Aufnahme. Der Schwank schildert einen Pariser Arzt, der mit allen Mitteln den Orden der Ehrenlegion zu erlangen sucht und diese Aus= zeichnung endlich auch erhält, weil ihm irrthümlich eine verdienst= volle That zugeschrieben wird, die ein Anderer ausgeführt hat. ,. liegt entschieden in dem Einfall, daß der Doktor Paginet im ugenblick des sicher erhofften Sieges erleben muß, daß das Ordens⸗ band nicht ihm, sondern seiner Gattin verliehen wird, und daß, als er es endlich selbst erhält, dies nur durch ein Mißverständniß geschieht. Die Verfasser haben aber nicht verstanden, ihre heiteren Motive in wirksame dramatische Szenen umzusetzen. Die Darsteller bemühten sich redlich, jedoch ohne Erfolg, die Zuschauer über die öden und lang—⸗ weiligen Scenen be es mn hen Perr Schönfeld stellte einen un geschickten Assistenten und Liebhaber sehr komisch dar und konnte durch feine drastische Laune das Publikum vorübergehenz wirklich erheitern. . Guthery gab mit allen Mitteln seiner humoristischen Dar—
tellungsweise die Rolle des Doktor Paginet.
Residenz⸗· Theater. ⸗
Ein neues franzoͤsisches Stück von der Gattung, wie sie schon seit geraumer Zeit an dieser Stätte in Scene ju gehen pflegt, errang am Sonnabend wiederum einen Lacherfolg. . Associ ss“ heißt das von Léon Gandillot verfaßte, von Max Schönau geschickt verdeutschte Werk, welches ungerechtfertigterweise wieder als Lustspiel! in drei Akten bezeichnet wird, während es unverkennbar die Merkmale des Schwankes aufweist. Es wäre überflüssig, den Inhalt anzugeben, da er mit demjenigen älterer Arbeiten desselben Schlages . Aehnlichkeit hat; es genüge, die Grundidee in den Satz zusammenzufassen, daß der eine von zwei Geschäftsinhabern von seinem Sozius auf Reisen geschickt wird, damst letzterer ungestört ein galantes Abenteuer bestehen lann, ju dem es indessen nicht kommt. An gewagten Situatianen und Scherzen fehlt es selbstverständlich nicht; die Grenzen des Anstands werden, wie das leider in den meisten der französischen Schwänke der Fall ist, nur äußerlich innegehalten. Gespielt warde, wie stets im Residen⸗ Theater, namentlich von den beiden Associss, den Herren Alexander und Pansa, und von den Damen Bertens und Reisenhofer, sehr flstt.