1897 / 33 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

ö Erste Beilage . zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stuals⸗Aneiget

Berlin, Montag, den 8. Februar

Auch Herr Werner verdient, in der Episodenrolle eines reisenden Mimen lobend erwähnt zu werden. Zentral ⸗Thegter. Um die letzten Wochen dieser Spieljeit vor Antritt ihrer Gaft⸗ n,, . in verschiedene deutsche Städte wirksam auszufüllen, hat die rektion des Zentral Theaters unter dem Titel Gin sideler Abend“ D eine burleske dramatische Revue in einem Vorspiel und drei ildern zur Erftaufführung gebracht, welche faft durchgebends laute iterkeit erweckte. Als 8e. sind die Haus dichter des Theaters, die erren Julius Freund und Wilhelm Mannstaedt, bezeichnet, während die den einzelnen darin vorkommenden Fragmenten von

dieser Arie ihre sehr Hangvolle und umfangreiche Stimme und ihre seelenvolle Vortrags weise trefflich zur Geltung: Vorjũge, die auch in einigen französischen und deutschen Gesängen vortheil haft wirkten, ebenso wie die Fähigkeit, langtaktige , ,. gebunden aug⸗ zuführen, obne den Athemansatz spüren zu lÜassen. Eine hübsche Koloraturgewandtheit neff die musterhafte Schulung der Stimme, wie dies in einer Arie von Gounod so 3. bervortrat, daß dieselbe auf Wunsch wiederholt wurde. Im „Veilchen“ von Mozart und in Beethoven's Wonne der Wehmuth“ war ihr piano von bestrickendem Wohllaut. Lebhafter Beifall folgte nach jedem Liede. An demselben Tage gab Frau Corally Böttcher im Konzert-

.

ilipp, k tig erg iglichen Schau

ni glichen auspielhause gehen mor J. Graf von Castanar mit Herrn Matkowsky a. . 2 Die Schule der Frauen! init den Damen von Mayburg und Hausner und den Herren Vollmer und Matkowsky in den Hauptrollen in Scene.

Direktor Dr. Oscar Blumenthal theilt mit, da

am Sonnabend, den 6 d. M., einen Vertrag .

S897.

Possen, Operetten, Schwanken und Schauspielen oder angepaßte Mußt mit großem Geschick zusammengestellt ist.

das Morgenblatt ju schreibenden Kritik entschlummert, bekannte Scenen und Bühnengestalten in bunter Folge an seinem geistigen 397 vorüberziehen sieht. Das erste Bild führt eine Reihe von Bruchstücken älterer und neuerer Possen und Operetten vor, so aus: Dr. Peschke', „Endlich allein, „Eine wilde Sache“, Die kleinen Lämmer“, „Eine tolle Nacht“, . Fatinitza“, „Bei Wasser und Brot“ ꝛc. Namentlich erregte Herr Thomas als Pr. Peschke allgemeine Peiterkeit. Das zweite Bild, welches sich im wesentlichen mit der Muse Hauptmann's und Sudermann 's beschaͤftigt und sich „In Schreiberhau betitelt, ift wohl das gelungenste, indem es e,. Thomas als „Registrator auf Reisen“ mit den phantastischen

estalten aus Hannele' und der Versunkenen Glocke in belustigender Weise zusammenführt. Das dritte und letzte Bild endlich bringt eine Aufführung von Wildenbruch's „Heinrich und Heinrich's Ge— schlecht“' wie es sich etwa in der Darstellung einer reisenden Komsödiantentruppe ausnehmen würde. Namentlich die komischen Zwischenrufe, mit welchen Emil Thomas als in einer Loge sitzender Theaterbesucher diese Aufführung kommentierte, reizten hierbei die Lachlust. Die Mitwirkenden, welche das gesammte Darstellerpersonal des Theaters umfaßten, trugen sämmtlich das ihrige zu dem Erfolge bei. Auch der vorzüglichen Inscenierung des Direktors Schultz, welcher mit den Verfassern mehrmals hervorgerufen wurde, darf die Anerkennung nicht versagt werden.

Konzerte.

Seit ihrer ersten Aufführung im Jahre 1801 in Wien haben Haydn's „Jahreszeiten! auf ihrem Wege durch die Welt stets durch den ihnen eigenen Zauber die Zuhörer bestrickt. Der Chor der Sing⸗Aka demie brachte, vereint mit dem Philharmonischen Orchefter, unter Professor Blumner's Leitung die Schönheit dieses oratorischen Werkes vergangenen i voll zur Geltung und ent- rollte jedes einzelne Chorbild farbenprächtig und mit frischem Klange. Der Gewitter⸗, Winzer⸗ und Jagdchor konnten garnicht besser aus⸗ seführt werden. Frau Herzog als Hanne erfreute wieder besonders n einzelnen Gesängen, z. B. im „Märchen“, durch die edle Bildung ihres glockenbellen Soprans. Die Baßpartie des Pächters Simon sang Herr Karl Mayer ausdrucksvoll, mit sympathischer, wenn⸗ gleich nicht recht gefestigter Stimme, während der kräftige Tenor des . Dierich als Bauer Lukas seine vornehme Gesangeskunfst entfaltete. Im Saal Bechstein fand gleichzeitig der zweite Konzert⸗Abend des Damen-⸗-Streich⸗ Quartetts der bereits vor⸗ theil haft bekannten Künstlerinnen Marie Soldat⸗Roeger, Elly . Natalie Lechner⸗ Bauer und Luey Her bert⸗

ampbell statt. Zur Ausführung kamen: Mozart's G-dur-Quartett, Schubert's Quartett in A-moll und das Sextett (B-dur) von Brahms er, 18), bei welchem die Herren R. Hausmann szweites Cello) und „Finger Gweite Viola) mitwirkten. Sämmtliche Werke wurden mit der bei diesen Künstlerinnen und Künstlern stets anerkannten Sicherheit im Technischen und Tiefe des Verständnisses ins glänzendste Licht gesetzt, sodaß am Schluß einer jeden Nummer rauschender Beifall erscholl. Auch von anderen musikalischen Veranstaltungen der ver— n, . Woche müssen noch einige nachgetragen werden. Die merikanerin Miß ary Forrest (Mezzosopran), die sich vor einem Jahre bereits hier hören ließ, gab am Mittwoch im Saal Bech stein einen Lieder-Abend, den sie mit einer alten italienischen

zugehörige von dem Kapellmeister Fulius Einödshofer Ein kurzes, nächtlicher Weile in einem Redaktionsbureau vor sich gehendes Vorspiel läßt die Revue als Traum eines Rezensenten erscheinen, der, über einer für

sagl (Potsdamerstraße ) ihren zweiten und letzten Liederabend, zu welchem sich eine ansehnliche Anzahl von Zuhörern eingefunden hatte, und errang mit ihrer wohlklingenden Stimme und ihrem von Ver ständniß zeugenden Vortrag wieder lebhaften Beifall. Das Programm enthielt Lieder von Brahms, Bungert, Woldemar Sagcks, F. von Gernerth,

ns Hermann, Reinbold L. Herman, Rubinstein u. A. Herr

oldemar Sacks, dessen hübsches Lied Warum?“ besonders gefiel, führte die Klavierbegleitung mit gewohnter Feinfühligkeit aus. Ebenfalls am Mittwoch trat im Saal der Sing ⸗Akadem ie Herr Joseph Labor, der ehemalige Kammer Pianift weiland Seiner Majestät des Königs von Hannover, als Orgelvirtuose, Klavierspieler und Komponist vor das Publikum, welches seiner Kunst lebhafte Theilnahme entgegenbrachte. Gleich seinem hohen Gönner des Augen— lichts beraubt, sind Gehör und Tastsinn bei ihm hervorragend ausgebildet; mit nie fehlender Sicherheit beherrscht Herr Labor seine Instrumente und leistete besonders im Vortrag der Bach'schen Orgel ⸗Phantasie in G-moll und der Orgel⸗Sonate von Mendelssohn Außerordentliches. Im Zusammenspiel mit der jungen Wiener Pianistin Fräulein Mar⸗ garethe Demelius trug er mehrere ziemlich unbekannte Kompo— sitionen für zwei Klaviere vor; sowohl das Impromptu“ von Thieriot als das „Divertimento? von Braun und ein Scherzo“ eigener Erfindung sind reizvolle Stücke, die durch das lebendige, frische Spiel des Künstlers und seiner temperamentvollen Partnerin noch gewannen. Viel eigenartige und schöne Melodien bot die Violinsonate von Reinhold, die besonders bübsche, charakteristische Variationen enthält. Herrn Labor's Sonate für Violoncello ist eine gediegene lebensfähige Arbeit, deren Schönheit durch Herrn Professor Hausmann's edles Spiel wesentlich gehoben wurde, während der vorhergenannten Violin Sonate Herrn Professor Wirt h's vorzügliche Ausführung zum Vortheil gereichte.

In der Sing⸗Akademie gab am Donnerstag nach längerer Abwesenheit von Berlin der Pianift Herr Fritz Masbach ein Konzert mit dem Philharmonischen Orchester unter Professor Mannstaedt's Leitung. Das Programm umfaßte das G-dur-Konzert (op. 58) von Beethoven, das E-moll-Konzert (op. II) von Chopin und dazwischen das Scherzo „Irrlichter und Kobolde! von Heinrich Hofmann. Herr Fritz Masbach bewährte sich durchweg sowohl als tüchtiger Pianist wie als feinfühliger Musiker; sein Anschlag bringt indessen die zarten Stellen seines Vortrags besser zum Ausdruck als die kräftigen. Seinen Leistungen wurde wohlverdienter Beifall zu theil. An demselben Abend fand im Saal Bechstein das Konzert des Deutschen Terzetts' der Damen Johanna Meyerwisch (Sopran), Else Vogel Meizosopran) und Clementine Engelmann (Alt statt, welches wohl infolge der Erinnerung an die vorjährigen vortreff— lichen Leistungen dieser ö sehr gut besucht war. Das Programm bot durch die wohl abgewogene Zusammenstellung von Terzetten, A cappella-Gesängen und Einzelvorträgen, in denen jede der drei Sängerinnen ihr eigenartiges kuͤnstlerisches Vermögen jeigen konnte, für den Hörer angenehme Abwechselung dar. Die zarte und exakte Ver schmelzung der drei schönen Frauenstimmen, die schon im vorigen Jahre gerühmt wurde, trat gleich im Beginn in Mozart's „Ui lagnerò tacendo“ und Schumann's Triolett „Senkt die Nacht den sanften Fittich nieder! eindrucksvoll hervor. Die besondere Gunst der Zuhörer fanden eine von Fräulein Engelmann vorgetragene Barcarola? von Eugenio Pirani und ein fen g, Liedchen „Aime-mpgi“ von Chopin ⸗Viardot, das Fräulein Meyerwisch auch in der Koloratur leicht und anmuthig zur Gehör brachte; endlich verdient aber auch Fräulein Vogel für den empfindungswarmen und fein abgetönten Vortrag einer Arie aus Saint⸗Sasns' „Samson und Dalila“ Anerkennung und Lob.

er a

nach welchem das Lessing Theater vom 1. September . auf die Dauer von zehn Jahren an eine Sozietät verpachtet wird, die sich aus dramatischen Schriftstellarn und hervorragenden Finanz. männern zusammensetzt. Der Geschäftsleiter dieser Sozietät i Herr Dr. Otto Neumann Hofer, welcher . verpflichtet hat, das literarische und künstlerische Programm des Lessing Theaners in feinen wesentlichsten Grundzügen aufrecht zu erhalten, wahrend Pr. Blumen- thal seinerseits sich verbindlich gemacht hat, während der Dauer der PVachtzeit in kein anderes Berliner Theater als Leiter oder Societär einzutreten. Der Wochen⸗Spielplan des Lessing . Theaters ist dahin ab⸗ geändert, daß morgen .Der Fall Clémencegu“, am Mittwoch Hei= math“ mit Louise Dumont als Mazda, am Donnerstag Die Wieder. kehr in Verbindung mit Niobe“ und am Freitag Bas Glück im Winkel“ zur Darstellung gelangen, während am Sonnabend die erste Aufführung von Ludwig Ganghofer's vieraktigem Schauspiel Meer.

leuchten! stattfindet, welches dann am Sonntag wiederholt wird. Die Königliche Kapelle wird auch in diefem Jahre auf Einladung des Liszt Vereins in Leipzig zwei Konzerte unter Kapellmeister Felix Weingartner's Leitung geben. Das erste Konzert lam 159. Februar) ist ein „Beethoven⸗Äbend', im zweiten Konjert

(lam 17. Februar) gelangen nur moderne Werke zur Aufführung. Bei dem Orgelvertrag, der am nächsten Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marienkirche stattfindet, wird Herr ODrganist Bern⸗ hard Irrgang Varigtionen in As-cdur von Thiele sowie die große Choral⸗Fuge von Albert Becker und ein Adagio von Dienel spielen. Fräulein Tilly Wachholz, Fräulein . Horwitz und Herr Konzert-

meister Hartmann werden ihn unterstützen. Der Eintritt ift frei.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

London, 8. Februar. (B. T. B.) Wie die „Times“ aus Konstantinopel vom 6. d. M. meldet, haben dort die Verhaftungen von Armeniern wieder begonnen, unter dem Vorwande, Unruhen zu verhindern, welche, wie behauptet wird, für den Ramazan vorhereitet werden.

Konstantinopel, 8. Februar. (Meldung des Wiener K. K. Telegr. Korresp⸗Bureaus) In Kanea herrf Anarchie; die Mohamedaner plündern die von ihren chri lichen Bewohnern, die sich insgesammt auf die fremden Kriegs⸗ schiffe geflüchtet haben, verlassenen Häuser. Es wird be⸗ hauytet, der General: Gouverneur habe unter dem Vorwande, daß die Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht genügten, an die Mohamedaner Waffen und Munition vertheilt. Auch die aus dem Innern der Insel einlaufenden Berichte lauten sehr ernst. Die kretischen Mohamedaner richteten an den Sultan ein telegraphisches Bittgesuch um Schutz, unter Hin⸗ weis auf die Plünderung ihrer Güter und ihre persöntiche Gefährdung. Der Minister des Aeußern Tewfik Pascha suchte in den letzten Tagen wiederholt bei den Botschaften Rath einzuholen. . fand ein außerordentlicher Ministerrath statt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Berichte von dentschen Fruchtmãrkten.

5

Qualitãt

gering

mittel

gut

(100 kg)

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

Außerdem wurden am 3 palte 3 über schl . Schaͤtzun .

Ver⸗ kaufte Menge

Doppel ·

nie- drigfter

boch.

nie ster drigster

46

höch⸗ P nie⸗ ker de gie .

höõch·

fter MS

Doppel 6 ö

r unbekannt)

Arie von Antonio Cesti (1620) eröffnete. Die Künstlerin brachte in

. —r·¶oe¶ m —ä—e—i6a˖, i 4 eꝛy o 2 ———————— —— ——W— ——— 9

Wetterberi

S —ᷣ— 83

Februar, ens.

8 8 90

82 * * 363

sp.

lim. 40 R.

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeress red. in Mi Temperatur & do in 0 Celsius 56 C.

2 22 221

bedeckt wolkig ill bedeckt wolkenlos bedeckt Schnee Schnee bedeckt

Belmullet .. Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.

t .

; g. Moskau. ö.

2222 WS = 38 O 1

3

Regen wolkig bedeckt bedeckt bedeckt heiter) wolkenlos Dunst halb bed. bedeckt Nebel hedeckt?)

ö Schnee dedec i Schnee Schnee wolkig wolkenlos 766 bedeckt

) Gestern zeitweise Schnee. ) Gestern Schnee und Regen. I) Nachts starker Schnee. 9 Gestern anhaltender nee.

Uebersicht der Witterung.

Eine Zone höchsten Luftdruckes erstreckt sich von der Biscayasee nordwärts über das südliche Nord⸗ und Ostseegebiet hinaus nach Rußland hin, Depressiong. gebiete über Nordwest! und Süd Europa scheidend. Dementsprechend sind über Mittel. Europa nördliche bis östliche Winde vorwiegend. In Deutschland, wo fast überall Niederschlag gefallen ist, ist das Wetter trübe und kälter; nur an der deutschen Ostseeküste herrscht heitere Witterung. Ganz Deutschland, der Süd- weften ausgenommen, hat am Morgen Frostwetter.

Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- aus. 36. Vorstellung. Das Heimchen am Herd.

2 22

. burg .. winemünde Neufahrwasser

2222 8333 O O O

ö

771

7171 767 68 67 765 768 767 . Breslau.. 163 Ile d'Aix. . 775 26 .. 758 Trleft ...

11 l & S , , To en o do = do do d S o οο .άί'ßσάσίũTC&a & 0«,

e . & E de ee i do && & & c SS- &.

2 2 de

Oper in 3 Abtheilungen (frei nach Dickens' gleich⸗ namiger Erzählung) bon A. M. Willner.

bon Carl Goldmart. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗ Inspektor Brandt. Dirigent: Musikdirektor Stein mann. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 40. Vorstellung. Der Graf von Castanar. Schauspiel in 53 Aufzügen von Francisco de Rojas, für die deutsche Bühne be— arbeitet von Adalbert Matkowsky. In Scene gesetzt vom er,, ,. Max Grube. Die Schu ie der Frauen. Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean Baptiste. Wolire. In deutschen Versen von Ludwig Fulda. In Scene gesetzt vom Dber⸗Regisseur Max Grube. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 37. Vorstellung. Der Prophet. Große Oper in 4 Akten von Giacomo Meyerbeer. Tert nach dem Französischen des Cugöne Seribe, deutsch bearbeitet von Ludwig Rellstab. Ballet von Emil Graeb. Anfang? Uhr.

Schauspielhaus. 41. Vorftellung. Egmont. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Kol von Sr Musik von Ludwig van Beethoven. Inft?!

r

Opernhaus. Donnerstag: Undine. Freitag: T. Symphonie der Königlichen Kapelle. An—⸗ fang 75 Uhr. Sonnabend: Tanuhäuser. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Undine.

Schauspielhaus. Donnerstag: 1812. Freitag: Die Jonrnalisten. Sonnabend: Abn Seid. Das zweite Geficht. Sonntag: Der Bibliothekar.

Neues Königliches Opern ⸗Theater (Kroll). Sonn- tag: Der Königslientenanut.

Nentsches Theater. Dienstag: John Gabriel Borkman. Anfang 73 Uhr.

Mittwoch: Die versnunkene Glocke.

Donnerstag: Die versunkene Glocke.

Berliner Theater. Dienstag: Mutterrechte. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Renaiffance.

Donnertztag: Kaiser Heinrich.

Lessing Theater. Der Fall Clemencean. Anfang 77 Uhr.

Mittwoch: Heimath. (Louise Dumont.)

Donnerstag: Die Wiederkehr. (Louise Dumont.)

Dienstag:

Niobe.

Nesidenz · Theater. Direktion: Sigmund dauten· burg. Dienstag; Associss. Lustspiel in 3 Akten von Leon Gandillot. Deutsch von Max Schäͤnau. Anfang 741 Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Affociss.

Nufił

Neunes Theater. Schiffbauerdamm 44. / 65. Direktion. Sigmund. Lautenburg. Dienstag: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von

ö Anfang 7 or. setz igmun

Mittwoch und folgende Tage: Marcelle.

Schiller · Theater. Ein Volks feind. Mittwoch. Abends 8 Uhr: Der Schierling. Die Komödie der Irrungen.

Dienstag, Abends 8 Uhr:

Theater des Westens. Kantftraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Dienstag: Unsere Frauen. Anfang 7 Ubr.

Mittwoch: Der Raub der Sabinerinnen.

Donnerstag: Trene.

Theater Anter den Linden. Behrenftr. / g. Direktion: Julius Fritzsche. Dienstag: Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Akten von Meilhae und Halsvy, deutsch von J. Hoppe. Musik von Jaggues Offenbach. Hierauf: Pierrot als Rekrut. Pantomimische Balletseene von Greco pes ehe, Musik von M. Dahms. Anfang 7 Uhr.

ittwoch: Die Fledermaus. Hierauf: Pierrot als Rekrut. .

Thalia Theater (vorm. Adolph Ernst · Theater. Dres denerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Dienstag: Fran Lientenant. Vaudeville in 3 Akten von P. Ferrier und A. Mars. Deutsch von H. Hirschel. if. von G. Serpette und V. Roger. Anfang 79 Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Fran Lientenaut.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.

Jakobstraße

Zentral ˖ Theater. Alte Direktion Richard Schultz. Dienstag: sideler Abend. Burleske dramatische Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Julius Einödshofer. Anfang 74 Uhr. ser, , und die folgenden Tage: Ein fideler

end.

30. Ein

Konzerte.

Konzerthaus. Karl Meyder Konzert.

Dienstag: Ouverturen Die Sirene“ von Auber, Semiramis“ von Rosssni. ‚Das goldene Kreuz“ von Brüll. Walzer Neu. Berlin“ (neu) von Blon. Phantasie aus ‚Traviata“ von Verdi. , für Violine von Laub (Herr Schmidf⸗Reinecke).

Haft Du mich lieb für Gornet⸗Piston von

Saal Bechstein. Dienstag, Anfang 74 Uhr:

Konzert von Karel Tegtor (Klavier). Mit wirkung: Fräulein Marie Bluhm (Gesang).

Zirkus Renz. Karlstraße. ( Jubilanms-

Saison 189697.) Dienstag, Abends 74 Uhr: Extra- Vorstellung. Aufführung der Novität: Därchschlagender Erfolg! Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantaften. Eine romantisch⸗ phantastische Vandlung von Direktor Fr. Renz und dem Greßherzoglich hessischen Hof⸗Balletmeister August Siems. Außerdem die bervorragendften Nummern des Repertoirs. 6 Trakehner Fuchs hengfte, 9. und vorgef. von Herrn Hugo Herzsg. Die vier Jahreszeiten. Hohe Schule, geritten bon 4 Damen. Ginf. u. dopp. Bagunettespruünge über Hindernisse, ansgef. von I Ungarn. Auftreten der hervorragenden Akrobaten en Michella und Saudro.

Mittwoch, Abends 77 Uhr: Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantasten.

Familien ⸗Nachrichten.

(69141 Daß der Doktor der Theologie L. N. O.

J. H. M. Steinnordh

sanft entschlief in Linköping den 30. Januar 1897 im Alter von 87 Jahren 8 Monaten und 23 Tagen, haben wir die traurige Pflicht hiermit mitzutheilen.

1 Kor. 15: 55, 57. Gattin und inder.

Sp. Ps. Iio: .

Verlobt: Frl. Elsbeth Burchardt mit Hrn. Repetitor und Sec.⸗Lieut. d. R. Wilhelm Pfefffer Südende Berlin). Frl. Elise Trepplin mit

rn. Gerichts⸗Assessor Dr. Erwin Simon)

e eee gba: orn. Psamer Bänetatd, eboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Hüneras (Kesselsdorf i. Schles. ).

Gestorben: Hrn. Professor Dr. med. F. Krause Sohn Wolfgang Ludwig (Altona). Hr. Beirkä. . z. D. Dr. 3 Frhr. von Reitzen⸗ ein (Freiburg i. Br.). *. Julius Frhr. von Born Brighton). Hrn. Ober⸗Stabtzarzt a. D. Dr. Liebert Tochter Helene (Sagan).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Sch olz) in Berlin.

Drud der Norddeuts Buchdruckerei und Verlagz⸗ Anstalt Berlin . Wilhelmstraße Nr. 22.

Sieben Beilagen

ohm (Herr Werner).

leinschließlich Böͤrsen · Beilage) (2523)

Frankfurt a. O. Stargard

Breslau. Aschersleben .

Straubing. Regensburg Meißen. Plauen i. V.. Um Braunschweig .

a 9 9 9 2 9 9 9 9 2 9 9

Frankfurt a. O. ö Stargard. Bromberg. Breslau.. Aschersleben. . Neuß München Straubing. Regensburg

Braunschweig ;

ö 7777772

Frankfurt a. D. Stargard. Breslau. Aschersleben . Munchen. Straubing. Meißen.. Plauen i. V.. ,

8

8 , n , h n

Infterburg . Glbing . ranksurt a. O ö Stargard. Bromberg . Breslau.. Aschersleben . ildesheim “). euß. Mürchen. Straubing. Regensburg Meißen.

lauen i. V.

,

Braunschweig

) Hildesheim, 6. Febrülar: einem Gesammterloös von 13140 A

1 *

1570 1160

16,00 16490 15,33 1569 15,30 1666

1500

12,20 11,20

17720 11,80 11,90

10,80 13,80 13,51 12,14 12,090 12,60

d)

1686

5. 1

= 88 de D 18

J 8

125,00 12,60 13,00

2 n

8 8

11555

** D D

1700 13416

1899

. 13,5

1385 is, o i255 13416

15,80 1490 14,52 11,60 12,00

13,090

13.00 Außerdem zu

1400 17,66

1235 15,20

Weizen.

is 50 is 16 1d, 36 1635 is 0 1769 1042 is, 6 15650 is 50 is S4

155330

Rog 12,30 11,40 11,90 11,40 12,10 12,50 12,25 1,30 16,60 13,75

12,50 1310 12,24

1450 12,20

Gerste.

13,60 13,00 14,50 13,60 12,25 20 16,00 13,44

134590 12,90 15,00

Ha 13,20 12,56 14,60 13.06

—— C C DO 13

8383

1316 13 50 50

de &

1346 13560

ge n.

15,20

17,60 16,35 155,59 12,10 13,00 13,20 13,46 13,50

Deo S SS

be 8 , =. 88

1

282 . 2

86 .

Durchschnittepreis: 17,52 At

Bemerkungen. . Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗

schnittsrreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

1156

ͤ

16,60 1670 16,20 16,56 17,00 1740 16, 12 16,13 15,90 16,50 17,60 15,30

12,30 11,60 12,00 11,40 12,30 12,50 12,50 11,80 16,60 13,97

12370 13,10 12,50 14.60 12.20

13,60 13,00 15,40 17.00 12,75 1706 14,08 14,00 12,90 15,60

e r.

13,20 1336 1456 13.26 15 46 13356 1336 13,36 1466 1536 12356 1966 17651 1613 13. 06 1356 13336 1466

1613 306.1.

K 11A 75 5. 2. 1477 30.1. 14,11 30.1.

13,48 30.1. P .

13558 36.1.

15 3.2. 16 o 36.1. 1343 so.. 1600 361.

17 00 8

13, 12, 1

1 2, 4

3

s 3.2.

1520 363

33 254 684 799

545 7126

13,50

Saat wecken gereinigter Hafer 16.00 lI8,50 S. Verkauft wurden davon 750 D. 3. mit

Deutscher Reichstag. 169. Sitzung vom 6. Februar 1897, 1 Uhr.

für 1897

Die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats 1. fortgesetzt beim Etat des Reichskanzlers

und der Reichskanzlei, und zwar beim „Gehalt des

Reichskanzlers“.

Abg. Rickert (fr. Vgg.): Ich bedaure, daß der preußische Minister des Innern nicht anwesend ist; nur in seiner Gegenwart

kann die Frage der politischen Polizei erörtert werden, ein . kee Herrn von Marschall, daß in voller Oeffentlichkeit die schweren Uebelstände auf diesem Gebiet aufgeklärt sind. ist aber auch eine ernste soandern Einrichtungen zu treffen, welch Vorgänge verhindern und wieder das Ver

Pflicht,

Es ist Es

dabei nicht stehen zu bleiben,

e die Wiederbolung solcher trauen im Volke erwecken.

Dem monarchischen Interesse wird man nur dann dienen, wenn man

vorsichtig ist bei der

tung der politischen Polizei.

Abg. Liebermann von Sonnenberg bin einverstanden damit, daß die politische aber auch mit der Beha Der Proze

fehlt haben.

sorgen sollen, daß er nicht nothwendig wurde. Marschall Dank zu sagen für die antisemitische Ausbeute:

uptung, daß einzelne

Aufwahl der Personen und bei der Ausgestal⸗

(Reformp. ): Polizei nothwendig ist, Betheiligte sich sehr ver⸗

Ich

war nothwendig, aber man bätte dafür

Ich

habe Herrn von Leckert:

jüdische Mutter, Lützow: juͤdische Frau, Gingold-⸗Staerk: jüdisches

Vollblut.

Die Austlärungen über Normann brachten mir nichts

Neues; ich habe seit Jahren den Kampf gegen diesen Agenten

eführt; es war mir n Ich hätte au gewonnen wie Herr von Ich nebme es der Regierung ni

ringen.

Prozeß bildung.

scht möglich, den Mann vor 9 se. so führenden Einfluß auf den Marschall kraft . icht übel, daß sie die anti-

Gericht zu

seiner Vor⸗

semitische Bewegung überwacht; sie soll die Volkebewegungen und

Stimmungen kennen lernen. Aber dazu sollte man sich anderer Persõn⸗

ichkeiten bedienen. ; . . Akt der Tragikomödie Tausch. Ich könnte Stunden lang über Normann⸗Schumann sprechen, langweilig sein, Normann Schumann war hochkonserdative ꝛ̃ gedehntesten Preßbeziehungen. erschienen die Artikel gegen ; vornehmen n nf, n, ,. , zeigt ein auf der Journalistentribüne ereignet hat. l ö alen ee, als ö , , Neuesten Nachrichten). Man erkundigte sich, daß er das nicht war, r r Tia ng den Poststempel und die Unterschrift . Chrysander

und

zu Friedrichsruh babe!“ de ipꝛig, en und erzählte ihm die geheimnißvollsten Geschichten,

trotz

, 2 H. und achten. Win, f ich ein Konbentikel bildete, von dem aller Unfug * t ihm an. n,

gie gr sf hanse als Neuestes aus antisemitischen Kreisen gemeldet.

Man

antisemitische Bewegung revolutionär sei. Das hat gesessen, verschiedene Aeußerungen. gewes

blick. zu

schen frũh

verhaften

Wir wünschen die Fortsetzung des Prozesses, den

und es würde vielleicht nicht einmal denn es sind sehr interefsante Dinge vorgekommen. chr vielseitig; er drängte sich an . mit Rabbinern, hatte die aus⸗ In den ihm nahestehenden Blättern die höchstgestellten Personen. Wie mit Fall, der si Ein Mann schrieb na

Leute, verke

und erhielt einen Ab⸗

sehen Sie doch, daß ich Beziehungen Normann Schumann diängte sich in führte, an Pagasch heran die pagcch ö.

brathens veröffentlichte. Mich vermied er. Er wurde ir, , schrieb Artikel, welche zwei Redakteure vor Berlin über, wo im

meinte: Nun

wo er den Namen Werner

Später siedelte er nach

Ss schlossen allerdings unzurechnungsfähige Männer wie 4 Dich Vorgänge in diesen Kreisen wurden dem

den Kreisen der Regierung die Meinung, daß die das zeigen Die antisemitische Bewegung ist monarchisch Anfang an und ist es geblieben bis auf diesen Augen. Ich habe die Gelegenheit wahrnehmen müssen, meine Partei verwahren gegen diese. durch Mißbrauch der politi⸗ Polizei erhobenen Vorwürfe. Mir scheint, daß der Prozeß zu

erzeugte in

en von

wegen Meineids konnte man ihn meiner Meinung nach nicht ver⸗

. offentlich bringt der weitere Prozeß Aufklärung. Es ist ver⸗

alle nich daß man sich der Person des Normann Schamann nicht

bemächtigt bat, daß man ihn immer noch weiter arbeiten ließ. 1893

war das Auswärtige Amt unterrichtet von dem Treiben des Herrn

Normann; er verschwand immer rechtzeitig. Man hat doch Hammer⸗

stein aus Griechenland geholt; aber hier, wo es nöthig war, konnte die

Polizei Normann nicht finden. Er war fogar bis zu dem Tage des Pro=

zesses hier. Nachdem ich ihn entlarvt, erklärte er, daß er sich um die

antifemitische Bewegung nicht mehr kümmern würde. Jetzt kam er

wieder und erfuchte' mich um eine Unterredung. Warum bat man

ihn nicht als Zeugen oder Angeklagten vor Gericht gebracht? Der

Antrag ist ja überflüssig; er sollte nur eine Debatte hervorrufen.

Von Hintermännern ist ja wobl keine Rede. .

Abg. Dr. Friedberg (nl: Der Antrag ist für die Regierung

nicht brauchbar, indem er dem Reichskanzler ein Mandat antrãgt, mit

dem er nichts anzufangen weiß. Im preußischen Abgeordnetenhause

habe ich bereits Gelegenheit gehabt, mich damit einverstanden zu er=

klären, daß, wenn solche Dinge hervortreten, wenn Beamte des Aus⸗

wärtigen Amts angegriffen werden, der Strafrichter angerufen werden

muß ohne Rücksicht auf die eventuellen Folgen, die sich daraus für ein-

zelne Ressorts und ihre Beamten ergeben. Die eigentliche Wendung des

Prozesses bat im großen Publikum den Anschein erweckt, als ob von

dem Auswärtigen Amt dieser Prozeß deshalb babe angestrengt werden

müssen, weil der Staatesekretär gegenüber den Angriffen eines an·

deren Ressorts nicht den genügenden Schutz gefunden babe, und als ob innerhalb der Königlichen Staattzregierung keine volitische Einheit der Auffassung vorhanden sei. Beftände diese Meinung nicht, dann kätte der Reichskanzler im preußischen Abgeordnetenhause nicht die feierliche Erklärung abgegeben, daß die Mitglieder des preußischen Staatz. Minisfertums in ihrer politischen Auffassung auf demselben Boden stüänden. Auch ich habe damals, offen gestanden, ein ãhn⸗ iche; Gefühl gehabt. Die gestrigen Ausführungen des Staats sekretärs und die früheren Erklärungen des Reiche kanzlers haben mich aber überzengi, daß dieses Gefühl ein unberechtigtes gewesen ist. Der Staat sekretãr hat schlagend nachgewiesen, daß die Wahrheit ohne diesen Prozeß mit seinen juristischen Beweismitteln sich nicht habe ermittekn laffen, und aus seinen und des Reichskanzlers Er⸗ klärungen geht mit Evidenz hervor, daß bei den von der, König⸗ lichen Staatsregierung unternommenen Schritten ein fortwährender Konnex unter, den Mitgliedern des preußischen Staats⸗ Minifleriums stattgefunden hat, auch zwischen dem Gesammt⸗ Ministerium und dem Minister des Innern. Besonders gern habe ich die gestrige Erklärung des Reichskanzlers entgegengenommen, daß die Aussicht besteht, daß der , Minister des Innern eine wefentliche Reform der politischen Polizei anbahnen werde. Der preußische Minister des Innern hat im AÄbgeordnetenhause eine ãhn⸗ siche Erklärung abgegeben, aber in einer sehr unbestimmten Weise. Aber es ist wohl nicht Aufgabe dieses Hauses, nach der Richtung bin weiter zu drängen. Ich verspreche Herrn Rickert meinen Beistand, wenn er im preußischen Abgeordnetenhause die Sache beim Etat des Ministe⸗ riums des Innern noch einmal zur Sprache bringen und volle Klarheit verlangen follte. Der Abg. Bebel hat in seiner gewohnten Weise den bier hervorgetretenen Mißstand auf den früheren Reichskanzler, den Fürsten Bißmarck zurückgeführt und von einem „System Bismarck

gesprochen. Daß die sozialdemokratische Partei einen ich will einmal sagen Haß gegen den Färsten Bismarck hegt, ist mir als Beweis erschienen, daß dieser große Staatsmann es verstanden hat, die Sozial⸗ demokraten richtig anzufassen. In weiten Kreisen des Volks wird dieses Gefühl getheilt. Was Herr Bebel gestern über das System Bismarck ge— sagt hat, hat Herr Richter neulich im preußischen Abgeerdnetenhause viel besser gesagt. Nun glaube ich nicht nöthig zu haben, den Fürsten Bismarck gegen solche Insinnationen in Schutz zu nehmen. Der Ruhm diefes Mannes wird noch strahlen, wenn die Irrthümer des Sozialismus, des evolutionistischen wie des revolutionären, schon lange zu dem Haufen jener abgestandenen Dinge geworfen sind, durch welche die Menschheit hindurchgehen muß, um zur Wahrheit und zum Licht zu gelangen. Herr Bebel sagte dann, wir hätten jetzt, Gott sei Dank eine Regierung, die auf politische Ehrlichkeit sähe. Auf die politische ge nn it ist allerdings ein sehr großer Werth zu legen. Ich hoffe aber, daß auch Herr Bebel sich diesetãz Prinzips in Zukunft bewußt bleiben werde. Es giebt ein System indirekter Un— wahrheit, und das besteht darin, daß man Dinge, in denen ein Körnchen Wahrheit ist, in maßloser Weise übertreibt und sie hinstellt als Symptome der Versumpftheit und Verrottung der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung. Das ist auch eine Methode des unehrlichen, politischen Kampfes, und ich hoffe, daß Herr Bebel sich fortan nach Kräften bemühen wird, dieser unehrlichen Methode den Garaus zu machen innerhalb und außerhalb seiner Partei, damit man nicht von einem „System Bebel. sprechen kann.

Abg. von Kardorff (Rp.): Ich bin Herrn von. Marschall dankbar für seine entschiedene Erklärung über die Hintermänner, denn dieses Thema wurde von der freisinnigen und soʒialdemokralischen Presse ausgebeutet mit der geheimen Hoffnung, daß einige Fäden nach Friedrichsruh führen. Wenn ich früher der Meinung gewesen bin, daß durch die Disziplinaruntersuchung in besserer Weise Herrn von Tausch hätte zu Leibe gegangen werden können, so bin ich durch die Ausführungen des Herrn von Marschall doch zweifelhaft geworden, ob eine Bisziplinaruntersuchung noch möglich war. Zugegeben muß werden, daß die Sache vielleicht von sozialdemokratijcher Seite ur Sprache gebracht worden wäre. Aber ganz kann ich nicht abgehen von meiner im Abgeordnetenhause gusgesprochenen Meinung, daß der Prozeß Aufsehen erregt und den Verdacht erweckt habe, als ob nicht die Einigkeit im preußischen Ministerium geherrscht habe, die noth— wendig wäre. Es war nicht angenehm, daß wir mit Hohn über · schüttet wurden von der ausländischen Presse. Dabei muß ich im Großen und Ganzen stehen bleiben. Ich bedaure, daß der Prozeß hat geführt werden müssen. Ich glaube, unter dem Fürsten Bismarck wäre der Prozeß nicht geführt worden. Er hätte Leute, wie Herrn von Tausch, nach dem Worte des Herrn Abg. Friedberg im Ab- geordnetenhause, mit eisernem Besen weggekehrt. Nicht einverstanden bin ich mit der Behandlung der Presse. Wir beanspruchen kein Monopol für unsere Presse. Die „‚Kölnische Zeitung?“ wurde mit Nachrichten versehen bis auf kurze Zeit, wo sie etwas kalt gestellt wurde. Die Regierung kann die Presse nicht entbehren. Aber das hat zwei Seiten. Offiziöse Nachrichten bergen eine grohe Gefahr in sich. Zum Beispiel der Staatesekretaͤr von Marschall fühlt sich veranlaßt, der ‚Kölnischen Zeitung“ eine Nachricht zu geben, zur Kenntniß für die Deutschen im Auslande; wenn unmittelbar darunter steht, der Minister von Hammerstein hat sich als Gegner der Handelsverträge erklärt, Graf Posadowsky hat den autonomen Tarif als wünschenswerth be— zeichnek, und wenn dann dazu bemerkt wird: es handelt sich aber dabei nur um „Entgleisungen“ in den Reden der betreffenden Minister, so kann das Publikum nicht unterscheiden zwischen offiziösen und nicht · offiziösen Nachrichten. Herr Richter meinte, die Konserdativen würden um so höflicher, je schärfer sie angegriffen würden. Die Opposition der Konservaliven ist eben eine andere als die, welche man als Ge— schäft betreibt. Die Konservativen wissen, daß sie auf die Unter. stützung der , ,, angewiesen sind, wie die Regierung auf ihre Unterstützung. ie größte Freude über den in at die Sozialdemokratie; sie triumphiert. ÄAuch den Freisinnigen erscheint es vielleicht als ein idealer Zustand, daß die preußische Negierung sich

det hat. hatte den Eindruck, daß man Herrn von Tausch 383 6 . Fälschung und Mißbrauchs des Amts, aber

mit uten wie Leckert, Lätzew und Tausch vor Gericht herumstreiten