Vorlesangen
an der Königlich preußischen theologischen und pbilosophbischen Akademie ju .
im Sommer⸗Halbja hr 1896.97.
(Die mit einem * bezeichneten Vorlesungen werden öffentlich und unentgeltlich gebalten.)
ö Theologische Fakultät.
Prof. Hartmann: Kirchenrecht. Eherecht. Kirchenrechtliche Uebungen. — Prof. Funcke: Homiletik. Meßliturgik. Erklärung ausgewählter Meßformulare (im Seminar). — Prof. Fell: Er- klärung des Buches Jesaias. Geographie des alten Palästina. Hebräische Uebungen (im exeg. inar. Ausgewählte Abschnitte des Koran. — Prof. Mausbach: Allgemeine Moral. Avolozetik, 1. Hälfte. Seminarũbungen. — Prof. Pohle: Schöpfungslebre und Chriftologie. * Soteriologie und ariologie. Dogmatische Uebungen. — Prof. Bau tz: Dogmatische Lehre von den Sakramenten im Besonderen. Ausgewählte Theile aus der dogmatischen Lehre von den letzten Dingen. — Prof. Hitze; Agrarfrage. Ueber Arbeiter Vereinswesen. — Prof. Bludau: Erklärung des Galater⸗ briefes. Erklärung der Sonntagsperikerven. Exegetische Uebungen lim Seminar). — Privatdozent Pieper: Kirchengeschichte, 2. Theil, von Gregor J. bis Gregor VII. „Christliche Ikonographie. Kirchen geschichtliche Uebungen. — Privatdozent Dörholt? Einleitung in die dogmatische Theologie.
Philosophbische Fakultät. A. Philosophisch ⸗philologisch ⸗ bistorische Abtheilung.
Prof. Storck: Gothische Grammatik. Erklärung der Nibelungen. Deutsche Uebungen im germanistischen Seminar. — Prof. Langen: Lateinische Stilistik. „Erklärung ausgewählter Gedichte Catull's. Im philologischen Seminar Erklärung des zweiten Buches der Oden pon Horaz. — Prof. Stahl: Erklärung der Kranzrede des Demofthenes. Erklärung der Schrift des Aristoteles vom Staat der Athener. Im philologischen Seminar außer Besprechung der schriftlichen Ar⸗ beiten Erklärung der Reden des Nikias und Alkibiades aus dem 6. Buche des Thukydides sowie Erklärung und griechische Uebersetzung Livianifcher Reden. — Prof. Spicker: Einleitung in die Pbilosophie. Ueber A. Schspenhauer's Leben und Lehre. 2Philosopbische Uebungen in Verbindung mit geeigneter Lektüre. — Prof. Niehues: Griechische Geschichte bis zur Zerstörung Korinth. Geschichte des Zeitalters der Reformation. Uebungen im historischen Seminar. — Prof. Hagemann: Denk und Erkenntnißlehre. Meta⸗ physik. »Geschichte der neueren Philosophie von Cartesius bis Kant. — Prof. Nordhoff: Kulturgeschichte des Mittelalters. Die früberen Bauschulen des Westfalenlandes. „Kunsthistorische Uebungen. — Prof. von Below: Geschichte Europas im 16. Jahrbundert. Uebungen des historischen Seminars. — Prof. Andresen; Ge schichte der französischen Fabeldichtung und Erklärung des Lyoner Yzjopet. -Ecklärung aus gewählter vrovengalischer Sprachdenk⸗ mäler. *Französische Uebungen im romanischen Seminar. — Prof. Par met: „Erklärung des zweiten, die einzelnen germanischen Völkerschaften behandelnden Theiles der Germania des Tacitus. (cap. 27 - 46.) *EGrklärung ausgewäblter Idyllen des Theokrit. — Prof. Bartholomae: Sansktitgrammatik. Ausgewählte Kapitel der indogermanischen Grammatik. Vedische oder avestische Uebungen. — Prof. Fin ke: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang der Karo⸗ linger. CGinführung in das Studium der Geschichte mit Berücksichti⸗= zung der Kirchengeschichte. „Heschichte der religiösen Malerei im 19. Jahrbundert. Vit erich Uebungen. — Prof. Einenkel: Chaucer's Leben und Werke. Geschichte der englischen Metrik von den Anfängen bis auf Shakespeare. „Historische Grammatik der eng · lischen Sprache, 2. Theil (Formenlebre) Im englischen Seminar Lektüre und Erklärung ausgewählter Theile von Chaucer S Canterbury Tales. — Prof. Bier mer: Volkawirtbschaftslebre, 2. Theil. Geschichte der deutschen sozialistijchen Bestrebungen im 19. Jahrhundert. — Prof. Kappes: Logik und Erkenntnißtbeorie. Metapoysik. Ueber das Seelenleben der Thiere. Philosophische und pädagogische Uebungen. — Pref. Koe pp: Geograrbie und Topographie des alten Hellas und der hellerischen Kelenien. Die Denkmäler der griechischen Heroenzeit. Führung durch das archäologische Museum. *Archäo-⸗ logische Uebungen. — Privatdozent Hosius: Erklärung aus ewäblter Reden des Lysias. „Interpretation der Nimiamben des Herondas. Pbilologische Uebungen über Gedichte der lateinischen Inschriften. — Privatdozent Schwering: Die deutsche Literatur in der Renaifsance⸗ zeit. Geschichte der deutschen Literatur. — Privatdojent Vanden hof). Koptische Grammatik. Roediger's spꝛische Chrestomathie. Hebräische Uebungen.
B. Mathematisch⸗naturwissenschaftlich⸗xharmazeutische ; ; Abtheilung.
Prof. Hitt orf: „»Ausgewäblte Theile der tbeoretischen Physik. — Prof. Salkows ki: Anorganische Chemie. Ausgewäblte Kapitel der organischen Chemie. Praktische Uebungen im chemischen Labora⸗ terium. — Prof. Killing: Höbere Arithmetik (Substitutionen. und Gruppen Theorie). Differential⸗ und Integralrechnung, 1. Theil. Astronomische Chronologie. „Uebungen zur Differential⸗ und In⸗ tegralrechnung. Mathematisches Ober Seminar. — Prof. Brefeld: Systematischs Botanik, durch die Entwickelungsgeschichte erläutert. Mikroskopisches Praktikum. „Botanische Demonstrationen. Leitung wissenschaftlicher Arbeiten im botanischen Institut. — Prof Ketteler: Experimentalphysik, 1. Hälfte (Allgemeine Physik und Wärmelehre). Elemente der tbeoretischen Physik, 1. Theil (Mechanik der festen, flüssigen und gasförmigen Körper). Praktische Uebungen im physika⸗ lischen Laberatorium. — Honorar⸗Prof. König: Hygiene. Uebungen im agrikalturchemischen Laboratorium. — Prof. Landois: Ueber Glicderfüßler. Ueber den Menschen. Praktische zoologische Uebungen. — Prof. Lehmann: Geograpbie von Norddeutschland, den Nieder⸗ landen und Belgien. Geographie der Schutzgebiete des Deutschen Reiches. „ Geographische Uebungen. — Prof. von Lilienthal: Theorie ktummer Linien und Oberflächen. Determinantentheorie. Elemente der böheren Analysis für Nichtmathematiker. Uebungen des mathematischen Unter⸗Seminars. — Prof. Kassner: Pharmazeut. Chemie (anorganischer Theil) mit Demonstratienen und Experimenten. Ausgewählte Kapitel aus der chemischen Techaologie. Pharmazeutisch-chemische und toxikologische Uebungen im Laboratorium. Für Geübtere Bearbeitung von Auf-
aben aus dem Gebiete der angewandten Chemie. Mikroskopisches ite. für Untersuchung der Nahrungs⸗ und Genußmittel. Torxikologie. Prof. Bu ß: Petrogravbie. * Edelstein kunde. Teitung selbftändiger Arbeiten im mineralogisch paläontologischen Institut.
Künste und Sprachübungen:
Prof. Grimm: Harmonielehre. Chorgesang ⸗Uebungen. — Lektor Deiters: Eiklätung des Corneille'schen Trauerspiels Polyeucte“. Erklärung des Shakespeare'schen Lustspiels „The Merchant of Venice“. Erklärung des Groni'schen Romans Marco Visconti. Ecklärung des Trauerspiels von Hartzen.˖ busch Los amantes de Teruels. Neufranzösische Uebungen. — Domchor⸗Direktor und Lektor Schmidt: „Ueber den grezerianischen Choralgesang. „Uebungen im Kirchengesang. — Gymnasial⸗Ober⸗ lebrer und Lektor Hase: Einführung in die englische Grammatik. Im englischen Seminar: Lesang und Ecklärung in englischer Sprache von Byron's Childe Harold's Pilgrimage“. — Eymnasial-⸗Ober- lebrer und Lektor Mettlich: Erklärung von Moliere's Axarer in französischer Sprache. Im romanischen Seminar: Schriftliche fran⸗ zösische Uebungen.
Akademischer Turn. und Fechtlebrer Bathe: Fechtunterricht.
Akademischer Zeichenlehrer Müller: und Malen.
Turnunterricht. Uebungen im Zeichnen
Seminare und Institute.
Die Uebungen — des Seminars für
liche Exegese, Apologetik. Dogmatik. Moral.
liche Gxegese und Kirchengeschichte finden je
theologischen
alttestament⸗ neutestament⸗ einmal wõchent
lich unter der Leitung der Profefforen Mausbach, Po ble, Blu dau und Hieper statt.
Die gen des germaniftischen Seminars unter Leitung des Prof. Storck finden jweimal wöchentlich statt. ;
Die Uebungen des pbilologischen Seminars unter Leitung der Profeforen La ngen und Stab] finden fünfmal wöchentlich statt.
Die Uebungen im romanisch-englischen Seminar finden viermal wöchentlich in je zwei Stunden statt: die romanischen unter Leitung des Prof. Andresen, die englischen unter Leitung des . Einenkel; außerdem Sprech und Schreibübungen unter
itung der Lektoren Hasse und Mettlich.
Die Uebungen des hist orischen Seminars finden unter Leitung der Professoren Nie bues und von Below wöchentlich zweimal in je jwei auf einander folgenden Stunden statt.
Die Uebungen des mathematischen Serninars unter Leitung der Professoren Killing und von Lilienthal finden wöchentlich in vier Stunden statt. ö —
Naturwissenschaftliche Uebungen finden statt im vbysikalischen, chemischen, mineralogischen, botanischen und zoologischen Institut.
Das archäologische Mufenm ist dem Publikum überhaupt Mittwochs, Vormittags von 11 kis 1 Uhr, geöffnet, ebenso der botanische Garten während der Werktage.
Befonderen Lebrzwecken dienen außer dem archäologischen Museum und dem botanischen Garten der archäologische, geographische und mathematisch ⸗ astronomische Apparat und das Kabinet für mittelalter ˖ liche und neuere Kunst. Daselbst finden archäologische, geographische und kunsthistorische Uebungen statt.
Die Paulinische Bibliotbet ist täglich, mit Ausnabme der Sonn⸗ und Feiertage, von 10 bis 1 und von 2 bis 4 Uhr, während der akademischen Ferien von 10 bis 1 Uhr geöffnet. Zum Abbolen der zu entleihenden und zur Rückgabe der entliehenen Bücher ist täg- lich die Zeit von 11 bis 1 Uhr, während der akademischen Ferien von 12 bis L Ubr bestimmt. Das Lesezimmer ist täglich von 11 bis 1Uhr und von 2 bis 4 Uhr, während der akademischen Ferien von 10 bis 1 Ubr geöffnet. .
Das akademische Lesezimmer ist den Studierenden gegen Erlegung eines halbjährigen Beitrages von 3 4 zugänglich. Das selbe ift täglich geöffnet an den Werktagen von 8 Uhr Vormittags bis ?7 Uhr Abends, an Sonn⸗ und Feiertagen nur Bormittags von 10 bis 1 Uhr.
Der Anfang des Semesters ist auf den 21. April 1897 fest⸗ gesetzt. —
Münster, den 18. Februar 1897.
Der Rektor. Dr. Mausbach.
artmann, Funcke, Fell,
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Prensßen. Berlin, 19. Februar.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern Nachmittag den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats-Ministers Freiherrn von Marschall entgegen. Um 41M Uhr begaben Sich Seine Majestät vom Stettiner Bahnhofe nach Eberswalde und von dort zu Wagen nach dem Jaadschloß Hubertusstock, wo Allerhöchstdieselben kurz vor 6 Uhr Abends eintrafen.
Ihre Hoheit die Herzogin Adelheid zu Schleswig⸗ Holstein traf gestern Nachmittag zum Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin hier ein, Aller⸗ höchstwelche mit Ihrer Durchlaucht der Brinzessin Feodore Ihre erlauchte Mutter auf dem Anhalter Bahnhof empfingen. Heute Nachmittag um 5 Uhr gedenken Ihre Majestät die zum Besten des Zweig-Vereins des Vaterländischen Frauen⸗ Vereins in der Rarené'schen Bildergalerie veranstaltete „Holländische Kirmes“ zu besuchen.
In der am 18. d. M. unter dem Vorsitz des Vize⸗ Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. von Boettich er abgehaltenen Plenorsitzung des Bundesraths wurde dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen, betreffend den Geschäftsbetrieb der öffentlichen Vorschußkassen, sowie dem Ausschußantrage wegen Abänderung der Anweisung zur zollamtlichen Prufung von Mühlen⸗ fabrikaten die Zustimmung ertheilt. Den zuständigen Aus— schüssen wurden überwiesen: der Nachtragsantrag ̃ betreffend die Ausführung des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896, ferner der Antrag Preußens, betreffend die Einführung einer Bezeichnung für 100 g, sowie die Vorlage wegen Erweiterung des Bezirks der Norddeutschen Knappschafte⸗Pensionskasse. Von der Vorlage, betreffend das Schlußprotokoll der deutsch— russischen Konferenz zur Berathung verschiedener handels⸗ politischer Fragen, wurde Kenntniß genommen. Die vom Reichstag zu Petitionen, betreffend den Vogelschutz, gefaßten Beschlüsse wurden dem Reichskanzler als Material überwiesen. Außerdem wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant Kapitän zur See Koellner, ist gestern Abend in Malta angekommen und wollte sogleich nach Kohlenübernahme die Reise nach Kanea fortsetzen; S. M. S. „Falke‘, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Krieg, ist gestern in Sydney angekommen.
Breslau, 19 Februar. Seine Königliche Hoheit der
rinz Heinrich sowie Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen Wein ingen enisprachen gestern Mittag einer Einladung des Offizierkorps des Grenadier⸗Regiments Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schlef) Nr. 11 zur Frühstückstafel in dem Offizierkasino des Regiments. Bei der Tafel brachte Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin, als Chef des Regi⸗ ments, das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus. Gestern Abend fand bei den Erbprinzlichen Herrschaften ein Ballfest statt.
Sachsen.
Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend 10 Uhr 40 Minuten von Dresden nach Kap St. Martin abgereist.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser 2 gestern Nachmittag den Minister des Aeußern Grafen Goluchowski in besonderer Audienz.
Später empfing Graf Goluchowski den ruffis Bot schafter Grafen Kapnist und den britischen Ee Sir 34 ** V . 4
er Großherzog und die Großherzogin vo Hessen sind heute 6h hier eingetroffen und 232 ne zweistündigem Aufenthalt die Reise nach Bukarest fortgeseh
Die Ernennung des österreichisch-unggrischen Gesandten in Stuttgart Burian von Rajecz zum Gesandten in Athen ist heute veröffentlicht worden.
Von Pola sind am Mittwoch, wie das „Neue Wiener Tageblan“ meldet, das Torpedofahrzeug, Satellit“ und die Torpedoboote „Elst er“, „Sperber“ und Kiebitz mit der Bestimmung nach Kreta ausgelaufen. Gestern ist auch das Panzerthurmschiff Kronprinzessin Stephanie“ mit dem Geschwader Kommandanten, Kontre⸗Admiral Hinke an Bord, in See gegangen. Eine Einberufung von Marine⸗ Reserven ist nicht erfolgt. Unter den in Rethymon gelandeten k befindet sich auch eine Abtheilung des
orpedoschiffes Sebenico“.
In der gestrigen k. des ungarischen Unter⸗ hau ses bekämpfte der Minister für Landwirihschaft Dr. Daränyi den bei der Berathung des Budgets aus der Mitte des Hauses angeregten Gedanken der Einführung einer Ausfuhrprämie für Getreide.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause machte geftern der Staatssekretãr für die Kolonien Chamberlain die Mittheilung, der britische diplomatische Agent in Transvaal habe am 16 d. M. telegraphisch 8 er von der Regierung der S dafri kanischen Republik eine Note erhalten habe, mit der Aufforderung, an den Gouverneur der Kap-Kolonie Lord Rosmead die Entschädigungsforderung für den Einfall Jameson's und der Truppe der Chartered Company zu übersenden, welche von der britischen Regierung gezahlt oder deren Zahlung doch durch sie, ver— veranlaßt werden solle. Der Betrag des Entschädigungs— anspruchs zerfalle in zwei Haupttheile, deren erster für Sach⸗ schaden im Ganzen 677 938 Pfund Sterling ansetze. Der zweite beziffere die Forderung für den moralischen oder ideellen Schaden auf im Ganzen eine Million Pfund Sterling. Die Regierung der Südafrikanischen Republik habe dabei be— merkt, daß diese Entschädigungsforderung nicht die berechtigten Ansprücht einschließe, welche von seiten einzelner Privatpersonen anläßlich des Vorgehens Jameson's erhoben werden könnten. Auf die Anfrage Bo wles, oh in der Forderung von 1 Million die beiden Gruppen des Entschädigungsanspruchs cinbegriffen seien, erwiderte der Staatssekretär Chamberlain: es sei hier dem Zweifel etwas Raum gelassen, ob der moralische und ideelle Schaden auf 322 061 Pfund 16 Shilling und 9 Pence beziffert sei, sodaß er mit dem materiellen Schaden zusammen 1 Million betrage, oder ob er für sich allein auf 1 Million angesetzt sei. Der Parlaments- Sekretär des Auswärtigen Curzon erklärte, die britische Regierung habe das seitens der Regierung des Unabhängigen Congostaats gemachte Anerbieten von 150 009 Francs als Eatgelt für den Gesammt— werth der Waaren Stokes? angenommen. Ferner theilte Curzon mit, daß die Gesammtzahl der fremden Kriegsschiffe vor Konstantinopel elf betrage. Die Regierung besitze keine amtliche Nachricht, daß türkische Truppen jüngst in Alexandrette oder in dessen Nähe gelandet seien. Das Haus nahm sodann mit 194 gegen 43 Stimmen die zweite Lesung der Bill, be⸗ treffend die Militärbauten, an.
Frankreich.
Der Ober⸗Marinerath hat, dem W. T. B.“ zufolge, vorgeschlagen, das aktive Mittel meer-Geschwader in zwei Panzer⸗-Divisionen und eine Kreuzer-Division einzutheilen. Die Kreuzer-⸗Divifion würde sofort gebildet und eventuell unter den Befehl des Kontre-Admirals Pottier ge— stellt werden. Der Kreuzer Chanzy“ wird für die Fahrt nach der Levante bereit gehalten. — Das griechische Panzer⸗ schiff Psara“, welches durch Vermittelung des Hafendirektors die für dasselbe eingetroffene Kriegsmunition erhält, wird voraussichtlich morgen nach dem Piräus absegeln.
Mehrere hundert Studenten veranstalteten am Donners⸗ tag gegen Mitternacht eine griechenfreundliche Demon— strati on. Sie zogen unter feindseligen Rufen gegen den Sultan und gegen den Minister des Auswärtigen Hanotaux auf die Boulevards. Der Veisuch, vor der griechischen Ge— sandtschaft eine Kundgebung zu veranstalten, wurde von der Polizei vereitelt. Im Quartier Latin zirkuliert ein Auf⸗ ruf, in welchem die Studenten aufgefordert werden, sich als Freiwillige für die Unabhängigkeit Kretas an— werben zu lassen.
Rußland.
In der Kirche des Winterpalais zu St. Petersburg fand gestern, wie, W. T. B.“ meldet, die Taufe des Großfuürsten Andreas Alexandrowitsch statt. Als Pathen fungierten der Kaiser, die Großfürsten Michael und Nikolaus, die Kaiserin-Wittwe und die Großfürstin Olga Alexandrow na.
Der Großfürst⸗Thronfolger 7 gestern auf der Yacht „Zaritza“ von Batum aus die Seefahrt in der Richtung nach Konstantinopel angetreten.
Türkei.
Der Divisions⸗General Tewfik Pascha ist zum Militär⸗ Kommandanten von Kreta ernannt worden. .
Aus Kanea berichtet das „Reuter sche Bureau“, daß die griechische Marinewache vor dem griechischen Konsulate troß des Protestes des Konsuls zurückgezogen und durch russische Marinesoldaten ersetzt worden sei. — Alle griechischen Konsulate auf Kreta haben gestern ihre Flaggen ein—⸗ gezogen. .
Der Kommandant der griechischen Truppen Oberst Vassos richtet, der Agence Havas“ zufolge, im Namen des Königs von Griechenland eine Verwaltung auf Kreta ein, veranlaßt Munizipalwahlen und ernennt Maires in den Städten und Dörfern, mit Ausnahme der vier von den Mächten besetzten Städte. Derselbe hat ferner den Befehl ertheilt, jeden Zusammenstoß mit den Mann— schaften der auswärtigen Mächte zu vermeiden und sich zuvorkommend gegen die Fremden und gegen die Mohamedaner zu benehmen. Er werde bemüht sein, letztere auf der Insel Kreta zurückzuhalten, indem er ihnen Schuß und Achtung vor ihrer Religion zusoge, auch werde er etwaige gegen sie verübte e, n,, . ahnden. Falls die türkischen Soldaten sich ergeben sollten, werde er sie entwaffnen und nach Smyrna senden. — hberst Vassos hat be⸗
en, verschiedene strategische Punkte ugreifen und zu , egen Vukolis vor, wo eine ie Nizams einge⸗ schloßen ist. 4 ̃ .
Der österreichisch⸗ ungarische Vize⸗Konsul in Kandia hat nach Kanea gemeldet, daß in Sitia nur eine Schlãgerei stattgefunden habe. Die Behauptung, daß Moha⸗ medaner von nn, niedergemetzelt worden seien, sei falsch. Es feien nur einige Türken im Kampfe getödtet worden. Ein türkisches Transportschiff habe fünf verwundete Türken ge⸗ landet, welche von Selinos gekommen seien und erzählt hätten, daß von den Christen dort mehrere Türken getödtet worden seien
In Paris eingetroffene Nachrichten aus Athen zufolge, wäre das griechische Panzerschiff, Hydra, welches Lebens⸗ mittel nach dem griechischen Lager habe bringen wollen, durch ein britisches und ein italie nisches Torpedoboot an—
gehalten worden. Griechenland.
Die „Agence Havas“ meldet aus Athen Es sei, dem Vernehmen nach, in dem gestern abgehaltenen Ministerrath beschlofsen worden, daß Griechenland auf seiner Aktions⸗ politik bestehen solle. Ferner heiße es, die griechische Regie⸗ rung habe Abends dem Konsul in Kanea eine Instruktion zugcfandt, welche hesage, daß die vier von den Mächten bejetzten Slädte nicht zu Gunsten der Türkei besetzt worden, daß also diese Städte, wie auch der übrige Theil der Insel, griechisches Gebiet seien. . .
der Deputirten kammer erklärte gestern der Minister⸗Präsident Delyannis, er habe keine authentische Nachricht von dem Abgange türkischer Truppen nach Kreta. Der Deputirte Stais wänschte zu wissen, was die Regierung thun werde, wenn diese Nachricht sich bestätigen sollte, und wie sie sich angesichts des Einziehens der Flaggen auf den griechischen Konsulaten auf Kreta zu verhalten gedenke. Der Minister⸗-Präsident Del na nnis erwiderte, die Regierung frage sich selbst, in welcher Absicht die Mächte die Einziehung der Flaggen verlangt hätten. Der Deputirte Ralli erklärte, das Einholen der Flagge bedeute die Anerkennung der griechischen Occ apation. Der Deputirte Deligeorgis stimmte dem zu. Der Deputirte The odo kis verlangte die sofortige Zurückberufung des griechischen Konsuls in Kanea, da dieser feinen Grund mehr habe, noch länger dort zu bleiben. Der Minister⸗Präsident Del yannis erwiderte, die Enischeidungen darüber seien getroffen, er könne sie aber nicht mittheilen.
Serbien. .
Die Reise dez Königs nach Sofia ist auf den 1. März festgesetzt worden. Für den Aufenthalt daselbst sind drei Tage in Aussicht genommen.
Amerika. Einer Depesche der New-⸗Horker „Sun“ aus Dallas Texas) zufolge sind 300 Freibeuter von dort nach Cuba ab⸗ von wohlhabenden Privat⸗
gegangen. Die Expedition sol versonen ausgerüstet sein. Afrika. .
Aus Kapstadt berichtet das „Reuter sche Bureau“, daß eine Streifabtheilung, bestehend aus 80 Mann berittener Scharfschützen, mit 20 Eingeborenen den Betschuanahãupt⸗ ling Galishwe bei Landberg angegriffen, sich aber vor der Uebermacht der Aufständischen und wegen Mangels an Wasser habe zurückziehen müssen. Ein britischer Offizier und ein Soldat seien getõödtet worden. Der Verlust der Aufständi⸗ schen sei schwer.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Herrenhauses befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (180) Sitzung Ses Reichstages, welcher der Staatssekretär des Janern, Staats⸗-Min iste r Dr. von Boetticher und der Minister für Landwirth⸗ schaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnten, nahm vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort der
Präͤstdent Freiberr von Buol: Wie Ihnen bekannt ist, ist der Abg. Ablwardt gestern zur Ordnung gerufen worden, weil er pon einer Reinigung des germanischen Hauses von „diesem jädischen Un⸗ geziefer gerochen hatte. In einer persönlichen Bemerkung, zu welcher er sich ousdrücklich gemeldet hatte, um sich zu entschuldigen, gab er nach dem mir vorliegenden Stenogramm nur zu, einen Vergleich jwischen einer gewissen Thieiklasse und bestimmten Bewohnern des Dentschen Reichs angeftellt zu baben; er stellte aber jede beleidigende Absicht in Abrede und fügte wörtlich kei: daß, wenn er dieses Ungeziefer beleidigt haben follte, er sich bei dieser Thierklasse entschuldige, Nach meiner Ansicht enthält diese Erklarung nickt nur leine Entschuldigung, sondern sie bildet eine an sich unzulässige und überdies höchst unge— eignete Kritik meiner Zutückweisung, und sie entbält ferner die mehr fache Wiederholung der durch den ersten Ordnungsruf gerügten Aenßerung. Ich rufe deshalb den Abg. Ablwardt hiermit wiederholt und auf das nachdrücklichste zur Ordnung.
Darauf wurde die Debatte über den Antrag der Abgg. Auer (Soz) und Genossen wegen des Achtstundentag es fortgesetzt, in welcher bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Freiherr von Stumm (Rp.) und Freiherr Heyl zu Herrnsheim (ul.) das Wort nahmen.
— Das Herrenhaus verhandelte in der heutigen (12) Sitzung, in welcher der Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister für e n, , 2c. Freiherr von Hammerstein zugegen waren, nachdem es vor Eintritt in die Tagesordnung zur Verstärkung der Kommission für die hessische Landgemeindeordnung als Vertreter des hessischen Großgrundbesitzes auf Vorschlag des Grafen von Hutten⸗ Czaps ki Herrn von der , n,, in diese Kommission gewählt, zunächst über den Antrag des Grafen von Franken⸗ berg: „die Regierung zu ersuchen. dem von mehreren Par⸗ teien im Reichslage eingebrachten Gesetz entwurf, betreffend den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren 6, im Bundesrath ihre Zustimmung zu er—⸗
eilen.“
Die Agrarkommission beantragt durch ibren Berichterstatter von Wiedebach und Rostijz-Faenkenderf, diesen Antrag an= nebmen. Der Referent erinnert an Die vorjäbrige Ablebnung der Reichs tagsbeschläffe durch die Vertreter der verbündeten Regierungen, welche die Vorschrift, daß die Verkaufsräume für Butter und für
argarine getrennt zu halten seien, sowie das Färbeverbot für un⸗ ausführbar erklärten. Inzwischen sei von der Rechten und dem Zentrum der Gesetzentwürf der bor jährigen Session wieder ein gebracht, und es liege im dringenden Ferne j der Landwirthschaft, daß die Vor= lage ju stande komme. Man wolle nicht den legitimen Handel mit Mar ⸗ garing, sondern nur den unlauteren Wettbewerb derselben verhindern.
e Trennung der Verkaufgzräume folle nur für die Städte über
Coo) Ginwobner r gemacht werder. auch bezuglich des Fãrbererbotes scheine n . Lõsuna nahegrũct.
. von Frankenber eine ausführliche Begründung seines Antrages um so mebr für überflusfig, als derselbe eine un= gewöhnlich große JZabl von Unterschriften erhalten babe und äber die Dringlichkeit der Vorlage und die Nothwendigleit wirksamer Be kämpfung der Verfälichung von Nahrungsmitteln, insonderbeit der Naturbutter, nur eine Stimme berrsche. Die amerikanische Konkurren der Kunftbatter und äbnlicher gefälschter Speisefette sei immer . geworden; der deutsch? Epport nach England habe erheblich ab⸗ genommen, der Tdänische dortbin dagegen zugenommen. Das Gesetz von 1887 reiche absolut nicht mebr aus. Gute, unverfälschte Marga rine sei ein w und schade der Gesundheit nicht; aber die Fälschung dieses Nabrungsmittels sei ebenso wie die Fälschung anderer geradezu ein Gewerbe geworden, zumal in Amerika, dessen Produkte sich ja der chemischen Untersuchung entzögen. Dort würden die widerwärtigften Materialien, sogar die Abfälle der Abdeckereien zur Herstellung von margarineäbnlichen Speisefetten verwendet. Der
reis für Margarine und ihre Surrogate sei in Anbetracht des geringen Nährwerths noch immer viel zu hoch; das darin enthaltene Stearin sei nur zu 100,0 verdaulich.
Freiberr von Lands berg ist sebr erfreut, daß er diesmal den Wünschen des Antragftellers entsprechen könne. Die gesammte Land- wirtbschaft der weftlichen Provinzen stehe auf seinem Standpunkt. Die landwirthschaftlichen Vertretungen der westlichen Provinzen hätten das gleichlautende Ansuchen bereits an den Reichstag und an den Sundesraih gerichtet. Nicht, daß gerade gam derselbe Entwurf zur An= nahme gelangen solle; was in demselben enthalten sei, stelle die Mindestforderungen der Landwirthschaft dar. Der rheinische Bauern verein habe an die beiden gesetzgebenden Faktoren eine Petition ge—⸗ richtet, welche noch viel weiter gebe, unter anderem eine besondere Besteuerung der Margarine nach dem Mufter Nord⸗ Amerikas und eine viel schärfere sanitäre Kontrole, verlange. Die Margarinefabrikation befinde sich in außerordentlichem Auf— schwung; niemand mißgönne ihr denselben, er dürfe aber nicht unter falscher Flagge erfolgen. Eine wirksame Kontrole könne nur durch eine Besteuerung, die garnicht erheblich zu sein brauche, bewirkt werden.
Hierauf nimmt der Minister für Landwirthschaft 2c. Frei⸗ berr von Hammerstein das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.
— Dem Hause der Abgeordneten ist der Gatwurf des Gesetzes, betreffend das Dien steinkommen der Lebrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen, in der von dem Herrenhause genehmigten Fassung wieder zugegangen.
Arbeiterbewegung.
Aus Hamburg wird dem „Vorwärts“ über die Entwickelung der Arbeiterverbältnisse nach der Beendigung des Hafenarbeiter⸗ ausftandes gemeldet: Die zur Regelung der Arbeitsverhältnisse im Hafen eingesetzte Senatskommission hält am Sonnabend ihre erste Sitzung ab. Die Stauer und Schauerleute werden vertreten sein; letziere durch vier Personen. . .
Aus Schalke wird der Rhein. Westf. Ztg.“ geschrie ken: Die auf dem Blechwaljwerk Grillo, Funke u. Co. beschäftigten weiblichen Arbeiter legten am Mittwoch die Arbeit nieder; sie wellen sie nur bei erhöhtem Lohn wieder aufnebmen.
Aus London meldet W. T. B.“: Nach einer Deypesche aus Sunderland hat sich der Ausstand der Schiffs bauarbeiter an der Nordsftküste auf die Distrikte am Wear, Tyne und Tees aus⸗ gedebnt. — Die Londoner A. K. schreibt über den Ausstand: Der lange drobende Ausstand der gewöhnlichen Arbeiter auf den nordößtlichen Schiffsbauhöfen rahm seinen An— tang, indem 5090 Arbeiter in den Hartlepools die Arbeit niederlegten. In wenigen Tagen aber dürfte die Zahl der Ausständigen in den Hartlepools 6 - 7000 Mann betragen. Am Wear ist den Schiffs schmieden gekündigt worden, nicht aber am Tees und Tyne. Die Schiffszimmerleute am Clyde haben das Anerbieten der Arbeitgeber, ihnen vom 1. April an eine Lohnzulage von K Penny für die Stunde zu geben, abgelebnt und bleiben bei ihrer ursprünglichen Forderung von Penny für die Stunde mebr. Am Wear haben am Mittwoch die Maschinenbauer der Sunderland Schmiede Gesellschaft die Arbeit verlaffen. Die Ursache bildete die Frage, welche Klasse von Arbeitern an einer Bobrmaschine arbeiten soll. In Sunderland hielten die Schiffbauer des Tyne, Wear, Tees und von Hartlevool und Blyth eine Konferenz ab. Sie empfingen viele Arbeiterabordnungen. Zu einem Einverständniß aber kam man nicht.
Kunst und Wissenschaft.
In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissenschaften am II. d. M. Gworsitzender Sekretar; Herr. Walde yer) las Herr Kohlrausch über eige Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Saljen in Wasser bei mittlerer Temperafur. Er gab eine Zu sammenstellung kes Zahlenmaterials für die Lözlichkeit der Ver bindungen von 11 Metallen mit 12 Säuren und knüpfte daran Be⸗ merkungen über den Charakter der Löslichkeit. — Ferner legte Herr Kohlrausch eine Abhandlung von Herrn Dr. Holborn in Charlotten⸗ burg über ‚Die Magnetisierung von Stahl und Eisen in schwachen Feldern! vor. Der Verfasser bat 12 Sorten harten und weichen Stahls und Eisens in magnetischen Feldern etwa von O 02 bis 2 C. G.-S. untersucht. Die Nagnetisierungs · Koeffizienten der gegossenen Sorten waren mit der Feldfstärke linear und zwar schwach veränderlich; die geschmiedeten zeigten eine stärkere und verwickelte Abhängigkeit. — Herr van't Hoff überreichte die von Herrn Dr. Theodor Paul be- sorgte Uebersttzung seines Werkes: „Vorlesungen über Bildung und Spaltung von Doppelsalzen' (Leixzig 1897). — Herr Dümmler über⸗ reichte eine mit Unterstützung der Akademie verfaßte Abhandlung det Herrn Wilhelm Altmann: „Die Urkunden Kaiser Sigmund's (1410 bis 1437). (Innsbruck 1897.)
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Syrien.
Der Saatenstand in Sprien ist zur Zeit recht gut; im Januar hat sehr reichlicher Regenfall stattgefunden, mehr als für die Saaten nötbig war, indem bis jetzt in Beirut schon ** derjenigen Regen⸗ menge gefallen sind, welche das für eine gute Mittelernte hier zu Lande erforderliche mittlere Jahreequantum darstellt. Die Saaten haben unter den starken Regengüssen nicht gelitten; denn letztere waren von trock' nen, warmen Tagen unterbrochen, an welchen die überflüssige Feuchtigkeit absorbiert wurde.
Verkehrs ⸗Anfstalten.
Ueber Verkehrs störungen, welche durch die Witterungs⸗ verbaltniffe hervorgerufen wurden, nun aber beseitigt sind, liegen folgende Meldungen des . Wolff'schen Bureaus, vor;
Allenstein, 19. Februar. Die Strecken Allenstein — Königsber Meblfack=-Braungberg, Allenstein-—-Gülden⸗ boden und , sind wieder fahrbar.
Danz ig, 18. Febrrar. Der Verkehr auf der Eisenbahnstrecke Prauft — Karthaus ist in vollem Umfange wieder aufgenommen.
Flensburg, 18. Februar. Der Wagen la dungsverkehr über Helsingsr- Helsingborg ist in vollem Umfange wieder aufgenommen.
Bremen, 19. Februar. (W. T. B) Norddeutscher Llovd. PD. München“, v. Baltimore kommend, 17. Febr. Abds. Dover pafsiert. PD. . Mark- 17. Febr. v. Buenos Aires n. d. Weser abgeg. PD. .S. H. Meyer“, v. New-⸗JYork kommend,
17. Febr. Abde. Scilly . D. Heim burg“ 17. Febr. v. Santos abgeg. SD. . Werra. 15. Febr. Vm. v. Genua abgeg. Son. Trave? 18. Febr. Vm. Reise v. Sout bamyren n. Cherbourg fortges. SD. . Em en. n. New. Jork best, 18. Febr. Vm. Horta passtert. RP D. . Darm stad!‘ 18. Febr. Mrge. Reise v. Southampton n. Antwerpen fortges.
London, 198. Februar. (B. T. B.) Gastle-⸗Linie. D. ‚Tantallon Caftle' ist am Mittwoch auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. D. Lis more Castle“ ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen.
Rotterdam, 18. Februar. IW T B.) Holland ⸗Amerika⸗ Linie. D. Zaand am‘, v. New ⸗Aork n. Rotterdam, ist gestern Nachmittag v. New Mork abgeg. D. . Wer ken dam“, v. New- Jork n. Rotterdam, ist heute Vormittag in Rotterdam anger. D. . Veendam ‘, v. New⸗Bork n. Rotterdam, Mittwoch Nach- mittag in Rotterdam angek. D. . Am sterdam “, v. Rotterdam n. New.⸗ Jork, Mittwoch Nachmittag v. Rotterdam abzeg.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Ein Konflikt aus dem Schulleben bildet den Inhalt det vieraktigen Schauspiels Der Gymnasialdirektor“' von Eugen Zabel und Alfred Bock, welches gestern zum ersten Mal erfolgreich in Scene ging. Es sind darin mit anerkennenswerthem Bübnengeschick zwei äußerlich ãhnliche, innerlich aber stark kontcastierende Fälle der Parteinabme von Lehrern für ibte Schüler nebeneinandergestellt. Ein Eymnasial⸗ direktor einer Provinzialstadt siebt sich veranlaßt, den Oberlebrer Fuchs zu maßregeln, weil er die Söhne einer koketten Frau, in deren Schlingen er geratben ist, in seiner Klasse in markanter Weise vor ihren Mitschülern bevorzugt. Da cha sich nicht dazu versteht, den unerlaubten Verkehr mit der hübschen jungen Frau auf⸗ zugeben, wird er seines Amtes enthoben. Scheinbar übt aber der Direktor die Strenge, die er seinem Untergebenen gegenüber für angemessen bält, nicht gegen sich selbst. Auch er bat einen Günstling in der Schule, den Sobn einer ebenfalls schönen Frau, zu welcher er sich in reiner Neigung hingezogen fühlt, nachdem er ihre traurige Lebensgeschichte angebört hat. Der Gatte dieser Frau hatte, nachdem er einen Diebstahl verübt, sich im Zuchthause entleibt. Hilfe⸗ suchend ist sie nun eines Tages zu dem Direktor gekommen mit der Bitte, er möge ihr bei der Erziebung ihres Sohnes, dessen scheues Wesen durch die böhnischen Bemerkungen der Peitschüler über die Schuld seines Vaters bervorgerufen sei, berathend zur Seite fieben. Mit den lautersten Empfindungen und Absichten unternimmt es der Direk⸗ lor, die Erziebung des Knaben zu überwachen. Aber Neid und Klatsch⸗ sucht ruhen nicht; er wird von der Oeffentlichkeit in gleicher Weise ge⸗ richtet, wie der von ihm selbst gemaßregelte Oberlehrer, und kehrt schließlich dem Berufe, dessen Zierde er bis dahin war, mit Bitter⸗ keit den Rücken, um als Gatte jener Frau, mit welcher man ihn schaͤndlich verdächtigte, ein neues Leben zu beginnen und ihren auf Ab- wege gerathenen, wenn auch innerlich gutartigen Sohn zu einem ordent⸗ lichen Menschen zu erziehen. Dieser nicht uninteressante Konflikt ist von den beiden Verfassern recht wirksam, wenn auch ein wenig oberflächlich beraus⸗ gearbeitet und etwas allzureichlich mit Episoden umgeben, wo eine größere pfychologische Vertiefung besser am Platze gewesen wäre. Indessen ist in diesen Episoden andererseits die Milieuschilderung recht gelungen, und auch der Humor findet darin einen breiten Raum. — Darstellung und Insceenierung waren gleichen Lobes werth. Den Gymnasial⸗ direktor gab Herr Ktaußneck mit männlich vornebmem Ton und in überzeugender Weise. Er fand in Frau Geßner eine eben⸗ bürtige Partnerin, die schon durch ihre äußere Erscheinung das Interesse glaubbaft machte, welches er für sie hegen soll; nur verfällt Frau Geßner neuerdings leicht in den Febler, ihren Gefühl äußerungen gar zu lauten Ausdruck zu geben. Den Sohn spielte Frau Prasch-Grevenberg mit großer Natüllich⸗ keit, ebenso Fräulein Heine einen verlogenen Mitschüler desselben. Wirksame Chargen sufen die Herren Hecht und Formes und 8. Kannéet. Die verschiedenen Typen des Lehrerkollegiums anden in den Perren Schefcanek, Beck, Wehrlin, Schindler, Chenyv, Biebler und Bassermann charakteristische Vertreter; namentlich wußte der Letztere dem gemaßregelten Oberlehrer Fuchs ein ganz eigen artiges Gepraͤge ju geben. Nicht zu vergessen ist ferner die wirksame Darstellung der koketten Frau, welche enen ins Unglück stürzt, durch Fräulein Tondeur und die vornehme Repräsentation eines Schulraths durch Herrn Nollet. Der Beifall war nach den Aktschlüssen ein herz- licher, fodaß die Verfasser mehrmals vor der Rampe erscheinen mußten.
Theater des Westens.
Gestern Abend trat Herr Gustar Kadelburg als Gast der Bühne des Westens in dem Lustspiel Die berühmte Frau“ auf, welches er in Verbindung mit Franz von Schönthan verfaßt bat. Das Stöäck ist als ein wirkliches ‚Lustspiel', welches das Publikum gut unterhält und thbatsächlich belustigt, von den erfolgreichen Aufführungen im Deutschen Theater her noch in guter Grinnerung. Warmherzige Stimmung durchzieht die Handlung, welche durch Witz und Humor gewürzt, wird, sodaß die Zuschauer ohne Aufregung dem leicht flüssigen Dialog mit Bebagen folgen. Die Darstellung war im Ganzen recht er⸗ freulich, das Zusammenspiel lebendig und glatt. Im Vorder grunde des Interesses stand natürlich Herr Kadelburg, der beliebte Bonvivant zuerst des Wallner⸗, dann des Deutschen Theaters, der in der sympathischen Rolle des Grafen Bela Palmay alle seine Liebens-⸗ würdigkeit und seine gute Laune entfaltete und zeigte, daß er von , und Lebendigkeit des Spiels inzwischen nichts eingebüßt hat. Reicher Beifall und Blumenspenzen wurden dem Gafte zu theil. Mit ihm aber stritten auch die übrigen Darsteller nicht ohne Erfolg um die Ehren den Abends; namentlich haben wir aufs neue das schöne Charakte—⸗ risierungstalent des Herrn Paul Bach hervorzuheben, der den Baron Römer Saarstein gab; auch Herr Bernhard Vorwerk wirkte als Ulrich von Traunstein sehr gefällig. Von den Damen sind Fräulein Hermine Heinrich (Herma), Frau Clara Wenk (Paula) und Fräulein Mar⸗ girethe Rupricht (Ottilie) mit besonderer Anerkennung zu nennen.
Friedrich ⸗Wilhelmstädtisches Theater.
Das vieraktige Schauspiel „Lothar der Baron' von Max Ronneburger, das gestern Abend zum ersten Mal in Scene ging, machte unter allen Novitäten, welche auf dieser Bühne in der letzten Zeit zur Aufführung gelangten, den günstigsten Eindruck. Der Verfasser versucht, die Erscheinungen des Lebenz möglichst wahr und anschaulich in den Greignisfsen wiederzuspiegeln, welche den fast zum Vagabunden herabgesunkenen Baron Lothar aus seiner Menschenfeindlichkeit wieder zum Glauben an die Menschenliebe zurückführen. Der Titelheld findet seine ihm als kleines Maͤdchen entrissene Tochter, in der Blütbe ihres Lebens, rein und lebenstüchtig wieder; nach dieser letzten Lebensfreude schenkt das Schicksal ibm, dem Manne, der sein thatenloses Dasein jetzt als eine Last empfindet, einen plötzlichen Tod im Meere, welches zugleich die treulose Mutter seines Kindes verschlingt. Die Handlun ist reich an gefühlvollen Scenen, in denen ein beträchtlicher Ueberschu an Cdelmuth, Menschenliebe und Pflichtbewußtsein zum Aus—= druck kommt. Einem Volkstheater steht es aber entschieden besser an, auf diesem Wege seine Erfolze zu erzielen, als mit unsauberen Theaterstücken in naturalistischer Fassung. Der Romantik der Vorgänge sucht der Verfasser nuf die mal gische Behandlung einiger Scenen ein Gegengewicht zu schaffen. Der Bau des Schau spiels zeigt noch manche Unbeholfenheit, die aber dem Zuschauer verdeckt wird durch theatralische Effekte, für die der Verfa fer Blick ju haben scheint; er weiß sein Publitum für die scenischen Vorgänge zu interessieren und versteht es, wirksame Altschlüsse zu erfinden. Die Darstellung konnte wohl zufriedenstellen, da alle Mitwirkenden sich bemühten, ihr Bestes zu leisten.
Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Meyerbeer! s Dyer „Die Afrikanerin⸗ unter Kapellmeister Sucher's Leitung zur Aufführung. Den Don Pedro singt Herr Mödlinger; die Ines: Fräulein Bietrich; den Vasco de Gama: Herr Sylva; den Nelus co: Herr Bulß; die Selica: Frau Sucher.