1897 / 44 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Lübeck. Das Staatsbudget für 1897 98, welches der Bürger⸗ schaft vorgestern e , 9) weist an Einnahmen 3 993 41046,

an Ausgaben auf, sodaß sich ein De von 528 429 M ergiebt. Zur Deckung desselben . der Senat die soforlige Inkroftsetzun des im vorigen Jahre chlossenen Erbschaftssteuergesetzes und des erhöhten l

dieser beiden Steuererhöhungen werden auf ö rechnet, während 1988 429 S auf die Reservekasse und auf den Staats⸗anleihefonds 1895 angewiesen werden sollen.

Elsa ß ⸗Lothringen.

Der Kaiserliche Statthalter Fürst zu 2 , Langenburg ist am Donnerstag Mittag von Berlin wieder in ö eingetroffen. ö .

Der Landesausschuß erledigte vorgestern in zweiter Lesung die Etats der Hoch⸗ und Wegebauverwalluug, der Tabackmanu⸗ r. der Forstverwaltung und der Justizverwaltung. Ein bei

em Etat der Forstverwaltung eingebrachter Antrag des Abg. Spies, für den Ankauf von Grundflächen zur Wieder bewaldung und deren Bepflanzung einen Betrag von 199 000 M in den Etat einzusetzen, wurde der vierten Kommission überwiesen. Zum Vertreter des Landesausschusses im Staatsrath wurde an Stelle des bisherigen Abg. Dr. Schneegans, der auf seine Wiederwahl verzichtet hatte, der Abg. Dr. Petri gewählt.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Das ungarische Oberhaus hat gestern die Vorlagen, betreffend die Deckung des Defizits der Ausstellung und die Einführung einer Klassenlotterie, an⸗ genommen.

Das ungarische „Amtsblatt“ meldet die Uebertragung des Grafenstandes von dem Grafen Ludwig Tisza auf die drei Söhne seines Bruders Koloman Tisza, nämlich Stefan, Ludwig und Koloman jun. Zugleich werden die letzteren zu erblichen Mitgliedern des Dberhauses ernannt.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause erklärte gestern der Parlaments⸗ sekretär des Auswärtigen Curzon: Die türkische Regierung habe die Absicht angekündigt, Truppen nach Kreta zu senden. Die Vertreter der Großmächte hätten der Türkei allgemein den Rath gegeben, von jeder überstürzten Aktion abzu⸗ stehen. Abtheilungen der Kriegsschiffe hätten Kanea und Sitia besetzt; die Besetzung werde wahrscheinlich auch auf Kandia und Rethymon ausgedehnt werden, wo bereits Kriegsschiffe stationiert seien.

Der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Aus— schusses zur Untersuchung über den Einfall Jameson's in Transvaal wohnten der Prinz von Wales sowie viele Mitglieder beider Häuser des Parlaments bei. In einem Telegramm des Obersten Rhodes vom 21. Dezember 1895 heißt es: Es könne nichts geschehen, wenn nicht der Vorsitzende und Cecil Rhodes damit einverstanden seien, nach Johannes⸗ burg zu ziehen“. Bereits in der Sitzung am Dienstag war Rhodes gefragt worden, was das Wort „der Vorsitzende“ bedeute Rhodes hatte die Antwort abgelehnt, da er sich besinnen müsse. Auf die heute wiederholte Frage erwiderte Rhodes: mit „dem Vorsitzenden“ sei der frühere Gouverneur der Kapkolonie, Sir . Robinson, gemeint gewesen, welcher die Sachlage in Johannesburg gekannt habe, da dieselbe häufig mit ihm be— sprochen worden sei. Einmal habe Sir Herkules Robinson ihn, als Premier⸗Minister, gefragt, was er (Robinson) thun solle. Ec . habe geantwortet, falls in Johannesburg ein Auf— tand ausbreche, so solle Sir Herkules Robinson dorthin gehen, um zwischen der Bevölkerung und dem Präsidenten Krüger zu vermitteln und für die Uitlanders Bürgerrechte zu erlangen. Vach dieser Unterredung habe er sich berechtigt gefühlt, den Johannesburgern zu versichern, daß Sir Herkules Robinson im Falle eines Aufstandes kommen werde. Rhodes fügte hinzu, Sir Herkules Robinson's Kenntniß der Dinge in Johannesburg bedeute nicht, daß dieser von dem geplanten Einfall gewußt habe. Auf ein⸗ dringliche Fragen erklärte Rhodes, Prätoria dürfte als weiterer in Frage kommender Bestimmunggort der Theil⸗ nehmer des ir fe genannt worden sein. Seine Ansicht sei jedoch immer gewesen, Jameson solle nach Johannesburg

ehen. Ueber sein Schweigen, seine Zurückgezogen⸗ ö. und Unthätigkeit nach dem Einfall befragt, erklärte

hodes, der Versuch, Jameson einzuholen, würde zwecklos ge— wesen sein. Er sei zu Hause geblieben, weil er über die An— gelegenheit habe nachdenken wollen. Er habe keine Verhandlungen mit den Londoner Direktoren über den Einfall gehabt, sondern nur mit seinem damals in London befindlichen Sekretär Harris verhandelt, welcher seine Pläne gekannt habe. Er habe die Johannesburger als Privatmann im Interesse Süd⸗Afrikas unterstützt. Auf die Frage, welches Recht die Chartered Company gehabt habe, ihre Mittel für einen Krieg gegen einen befreundeten Staat zu verwenden, antwortete Rhodes nach einigem Zögern, er könne dies Vorgehen nicht vertheidigen. Hierauf wurde die Verhandlung vertagt.

Bei der gestern in Chertsey (Surrey) vorgenommenen Ersatzwahl zum Unterhause wurde Bennet fkonservativ) mit 4845 Stimmen gewählt, gegen Baker (liberal, der 3377 Stimmen erhielt.

In London wurde gestern Abend unter dem Vorsitz des Parlaments⸗Mitglieds Bryce eine öffentliche Versammkung zu Gunsten der Vereinigung Kretas mit Griechen? land abgehalten. Viel Parlaments⸗Mitglieder, der grie Geschäftsträger und Mitglieder der griechischen Kolonie wohnten der Versammlung bei.

Frankreich.

Der Senat entschied gestern mit 203 gegen 41 Stimmen, daß der ehemalige Minisier Constans zum Senator des Departements Haute Garonne gewahlt sei, entgegen der Ent⸗ scheidung der Lokal⸗Kommission, welche bei der Zahlung der

inkommensteuergesetzes. Die Erträgnisse 23 330 000 * be⸗

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andere junge Leute unter ochrufen auf Griechenland und , gegen den Minister des Aeußern Hanotaux über den Boulevard St. Michel. Vor den Redaktionen der griechenfreundlichen Blätter fanden Kundgebungen statt. Es war ein starkes Polizeiaufgebot zur Stelle, die Menge zer⸗ streute sich jedoch überall ohne weiteren Zwischenfall. 235 in Lyon fand gestern eine Fundge bung von 500 Studenten zu Gunsten Griechenlands statt.

Spanien.

Vie dem Temps“ aus Madrid gemeldet wird, hat die spanische Regierung die . und Militärbehörden be⸗ auftragt, die Umtriebe der Carlisten strengstens zu über⸗ wachen und insbesondere an den Pyrenäen die Eminschmuggelung von Waffen zu verhindern, welche f Rechnung der Carlisten in Frankreich und Belgien gekauft seien.

Türkei.

Wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Konstantinopel gemeldet wird, hat Lord Salisbury in einer Zirkularnote an die Mächte erklärt, daß die britische Regierung, bevor eine Aktion gegen Griechenland unternommen werde, die An⸗ sichten der anderen Mächte über die zukünftige Ver— fassung Kretas zu wissen wäünsche, da bei der gegenwärtigen Lage das im vorigen Jahre abgeschlossene Arrangement nicht 222 angemessen sei. Lord Salisbury spricht sich zu Gunsten der Autonomie von Kreta nach der Analogie von Samos aus. Bevor diese Angelegenheit geregelt ist, durfte daher nichts gegen Griechenland unternommen werden.

Die Ernennung Karatheodory Paschas zum General-⸗-Gouverneur der Insel Kreta ist, nach einer Meldung des Wiener Telegr⸗Korresp⸗Bureaus“ gestern erfolgt und hat die Zustimmung der Mächte erhalten. Faik Pascha ist von dem Kommando der ersten Escadre urückgetreten. An seine Stelle tritt Hassan Pascha. 2 Kommando der zweiten Division ist bisher nicht besetzt. Der Marine⸗Minister hat gestern einen Kontrakt auf Lieferung englischer Kohle abgeschlossen. In der Pforte nahestehenden Kreisen wird, demselben Bureau zufolge, erklärt, daß der Abbruch der Beziehungen mit der griechischen Gesandtschaft vorläufig nicht geplant sei, wodurch die Intervention der Mächte, auf deren Erfolg man hoffe, erschwert werde Von den General⸗Gouverneuren von Monastir und Janina sind telegraphische Meldungen eingelaufen, daß die albanischen Stämme Waffen und Verwendung an der Grenze verlangten und daß für den Fall, daß dieses Ver⸗ langen unbefriedigt bleibe, Ausschreitungen zu befütchten seien.

Die „Agenzia Stefam“ meldet aus Kanea vom 18. 8. M.: In Beantwortung der Mittheilung des griechischen Konsuls über die Proklamation des Obersten Vassos bezüglich der Annexion Kretas durch Griechenland erklärten die Konsuln der auswärtigen Mächte in einem gemein— samen Schreiben, sie seien von ihren Regierungen nicht er— mächtigt worden, von dem gedachten Schriftstück Akt zu nehmen.

Ein von Selino kommender Dampfer, welcher 19 Ver— wundete an Bord hatte, überbringt die Meldung: in Selino seien 125 Mohamedaner ermordet worden, zahlreiche Familien seien noch von den Christen eingeschlossen. Die Admirale haͤtten beschlossen, nach Selino ein Panzerschiff mit den Konsuln von Rußland, England und Italien abgehen zu lassen, um die erwähnten Familien zu befreien. In Rethymon fahren die Türken, der Agence Havas“ zufolge, mit der Plünderung der Häuser der Christen fort. Eine Ausschiffung von Truppen⸗ abtheilungen seitens der Mächte ist noch nicht erfolgt. Die Konsuln haben die Entsendung von Schiffen verlangt.

Aus Athen erfährt die „Agence Havas“, daß die Truppen des Obersten Vassos das Fort Vukolis ge⸗ nommen hätten. Elf griechische Soldaten seien gefallen, ein Lieutenant sei schwer verwundet. Von den Türken seien etwa 100 getödtet oder verwundet und 250 gefangen genommen worden.

Die griechischen Dampfer Hydra“ und „Alvheios“ haben gestern Nachmittag in Kanea die Anker gelichtet, um in Milos Kohlen einzunehmen. Der griechische Konsul hat die Sendung neuer Schiffe verlangt. Der „Penéus“ hat Befehl erhalten, nach Rethymon zu gehen. Die Konsuln haben die Forderung gestellt, 15 Stunden vorher von einem jeden Angriff auf die nähere Umgebung Haleppas seitens der Christen benachrichtigt zu werden, da diese die Absicht hätten, die kleinen Forts Montevarda und Alikianon anzugreifen. Es verlautet, daß in den Provinzen Sitia und Merampelo zwischen Christen und Mohame— danern eine Auswechselung von Gefangenen stattgefunden habe.

Britische Dampfer verhinderten gestern die griechischen Dampfer „Thessalia? und Hera“, welche Munition, Lebensmittel und Freiwillige an Bord hatten, an der kretischen Küste anzulegen.

Griechenland. . Der Prinz Nikolaus ist gestern in Volo (Thessalien) eingetroffen.

Die nationale Liga hat, wie die „Agence Havas“ meldet, an den König und den Minister-Präsidenten Dely— an nis ein Schreiben gerichtet, worin erklärt wird: Wenn Europa die vollendete Thatsache der Vereinigung Kretas mit Griechenland umstoßen wolle, so sei die Liga bereit, mit Hilfe der Machtmittel, über welche sie in den noch unter Fremd— herrschaft stehenden Provinzen verfüge, eine allgemeine Erhebung des Griechenthums zur Vertheidigung der Existenz⸗Berechtigung ins Leben zu rufen.

In der Deputirtenkammer theilte geftern, wie das Reuter sche Buregu“ meldet, bei Beginn der Sitzung der Präsident eine Depesche des italienischen Deputirten Ca— vallotti mit, worin derselbe Griechenland beglückwünscht und die Wünsche des italienischen Volkes übermittelt. Die Depesche wurde mit wiederholtem Beifall begrüßt. Der Minister⸗Präsident Del yannis brachte darauf eine Vorlage ein, durch welche die Konsulate auf Kreta aufgehoben werden. Die Reservemannschaften der Jahrgänge 1890 und 1897 sind einberufen worden. Der am 17. d. M im Piräus an— gekommene Dampfer Spetsai⸗ wird, wie es heißt, mit der zweiten Torpedoboot⸗Flottille nach einem andern Bestimmungs⸗ ort als Kreta abgehen. tern sind zwei russische Panzerschiffe im Piräus eingetroffen. Der griechische Dampfer Epirus. hat 12000 Flüchtlinge] aus Heraklion nach dem Piräus befördert.

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end die Erneuerung X. Konkrolbestim mungen bei der irn, frischen Fleisches, der Abg Bertelsen⸗ Skalborg die Einführung der Tuberkulin⸗ ĩ der Ausfuhr mageren Viehes nach ,

nister für Landwi von eh este i das Verlangen als zu . deutete aber an, daß Däne⸗ mark, 365 die bestehenden Bestimmungen über die Vieh⸗ sperre schärfer seien als in irgend einem anderen Lande, nach Durchführung der letzten Verordnung über die Einfuhr in Deutschland genöthigt werden könnte, sich gegen die Ein⸗ schleppung der Tuberkulose durch Sperrbestimmungen zu wehren Amerika.

In der gestrigen Sitzung des Senats wurde, wie dem W. T. B. aus Washington berichtet wird, der Antrag, die Berathung des britisch- amerikanischen Schiedsgerichts Vertrages zu verschieben, mit erheblicher Majorität abgelehnt. Das Haus vertagte sich darauf, ohne weiter Stellung zu der Frage zu nehmen.

Asien.

Nach einer Meldung aus Manila haben die Spanier den Flecken Silang nach zehnstündigem Kampfe genommen. 50 Rebellen wurden getödtet, die Verluste der Spanier sind noch nicht bekannt.

Afrika. Aus Tanger meldet die Agence Havas“, daß 32 Araber, welche dringend verdächtig seien, den deutschen Ban⸗ quier Häßner ermordet zu haben, verhaftet worden seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Herrenhauses befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (181) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗-Minister Dr. von Boetticher und der Kriegs⸗Minister General— Lieutenant von Goßler beiwohnten, wurde die zweite Be— rathung des Reichshaushalts-Etats für 189798 bei dem Etat des allgemeinen Pensionsfonds fortgesetzt.

Hierzu liegt außer dem Antrage des Abg. Au gst (d. Volksp.), betreffend die Herabminderung der Offtzierspensionierungen, folgender Antrag des Abg. Gröber (Zentr.) vor:

Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß die dom Bundesrath feftzustellenden allgemeinen Grundfätze über die Besetzung der Subaltem⸗ und Unterbeamtenstellen bei den Kommunalbehörden, sowie bei den aus Mitteln der Gemeinden unterbaltenen Instituten mit Militäranwärtern (577 des Militär- vensionsgesetzes vom 27. Juni 1871 nach der Novelle vom 22. Mai 1893) unbeschadet der Erreichung des gesetzlichen Zweckes einer ausreichenden Versorgung der Militäranwärter eine Fassung er⸗=

balten, welche eine wesentliche Einschränkung des Selbst⸗

verwaltungsrechts der Gemeinden vermeidet und die Verschiedenbeit der Verhältnisse in den einzelnen deutschen Bundesstaaten thunlichst berũcksichtigt. ĩ Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Bebel (Soz.) und Galler (d. Volksp.) das Wort.

Im Hause der Abgeordneten stattete in der heu⸗ tigen (3.) Sitzung, welcher der Justiz-Minister Schönstedt beiwohnte, der Präsident von Köller zunächst im Auftrage ds Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe dem Hause dessen verbindlichsten Dank für die Glückwünsche zur Feier der goldenen Hochzeit ab, worauf das Haus die zweite Berathung des Staatshaus—⸗ halts⸗Etats für 1897/98 beim Justiz⸗Etat fortsetzte.

Bei den Remunerationen der Beamten der Amts⸗ an waltschaft lenkt

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons.) die Aufmerksamkeit auf das Uebkermaß an Bureautbätigkeit und Schreiberei, welches den Amtsvorstehern aus der großen Zahl von Ermittelungen, Vernehmungen und Erhebungen erwachse. Ferner sei es an vielen kleineren Amtsgerichten nur sehr schwer oder auch garnicht möglich, für die Wahrnebmung der Geschäfte der Amtsanwalte geeignete Per- sonen zu gewinnen. Andererseits seien viele K nicht binreichend beschäftigt, und sie müßten mehr unent⸗ ERltliche Geschäfte verrichten, als ibren Interessen entspreche. Im Intzresse der Juftizpflege solle man daher an einer Reibe kleinerer Amtsgerichte die Assessoren mit der Thätigkeit der Amts anwalte betrauen. Dadurch würden diese Geschäfte in sachverstãndiger Weise erledigt werden, und es würde auch ein Gleichgewicht zwischen der Macht der Anklazebebörde und der Vertheidigung im Projesse bergestellt werden, wäbrend jetzt die Macht der Vertheidigung überwiege. Diese Assefsoren könnten zugleich die Geschäͤfte der Amtsvorsteber für die gerichtliche Polizei übernehmen. Das würde zur Folge haben, daß nicht mehr in fo dielen Fällen eine Anklage erboben würde, in welchen es nicht angebracht sei. So ent⸗ ftänden Ersparnisse an Gerichtskosten und Zeugengebübren; denn die Fosten für die ebrenamtliche Wahrnehmung aller dieser Geschäfte stellten sich noch böber als Tie Diäten der Assessoren. Die Justiz⸗ perwaltung solle mit diesen Vorschlägen einen Versuch machen; auch hier gebe Probieren über Studieren.

Juftiz ·Minister Schön ste dt: Seit Jahren ist die Staatsregierung bemüht, die Amtsvorsteber von gerichtlichen Requisitionen möglichft zu entlasten. Sie sollen nur dann zur gerichtlichen Polizei zugezogen werden, wenn andere geeignete Organe nicht zur Verfügung stehen. In den Jahren 1881 und 1883 baben wir Verfügungen er⸗ lafsen, daß die Requisition der Amtevorsteber zu umfang ˖ reichen Ermittelungen und Vernehmungen in schwierigen jurt⸗ stischen Fragen möglichst vermieden werde. Diese Verfügungen babe ich im vorigen Jahre wieder in Grinnerung gebracht. Wie dies bis jetzt gewirkt bat, weiß ich nicht; einzelne Beschwerden werde ich gern prüfen und berücksichtigen. Die Anregungen des Abg don Zedlitz bejüglich der Amtsanwalte werde ich in Erwägung zieben. Tbhatsächlich sind schon in 15 oder 16 Orten besondere Anwalie angestellt bei einer größeren Zabl von Staatsanwaltschaften sind die Geschäfte der Amtsanwalte mit denen der Staatsanwalte vereinigt. Für kleinere Amtegerichte ist der Versuch gemacht worden, Gerichts. Assefforen mit

4 baben. em ñ̃ f. 16 auch die 6. e nen Amtsvorfteber ju übertragen, ist mir doch ,

Vierhaugs: Fiskalische Gründe in dieser Frage keine Rolle gespielt. Bei der in diesem Etat vorgesebenen Schaffung von etatsmäßigen Stellen bandelt es sich um eme neue QOrganisation, mit welcher wir seit 1894 einen Versuch wochen, der bis jetzt gelungen ist. Bei den sächlichen Ausgaben macht w Abg. Knebel (nl) darauf aufmerksam, daß die Thätigkeit der Schiedẽ männer in burgerlichen Rechte stieitigkeiten e icht ver⸗ indere. Die Zahl der bei den Schiedẽ männern anbängigen bürger. ien Strestigkeiten sei von 1887 bis 1895 von 36 006 auf 18 800 ard die Zabl der zustande gekommenen Vergleiche in dieser Zeit von 15 M auf 785 gesunken. Man solle die Thätigkeit der Schiedẽmãnner auf Beleidigungen und Verleumdungen beschrärken, da könne ihre Tbätigkeit eine sebr segengreiche sein, wenn das geeignete Personal defür vorbanden sei. Es sei aber zu untersuchen, ob dieser Rückgang ein thatsächlicher sei oder die Angaben der Statistik unrichtig seien. Die Schiedzmänner hätten so riele einielne Bücher über ihre Ge⸗ schäfte zu führen, daß ihnen die Statistik erschwert werde. Juftiz⸗Minister Schönstedt: Die Juftizverwaltung hat auch ju ibrem Bedauern einen Rückgang der Thätigkeit und Erfolge des Schiedsmann - Inftituts feñtstellen müssen. Die Ursachen dafür haben Tir richt ermitteln, können. Vielleicht hat bei, der Ein⸗ fäbrung die Neuheit des Instituts stärker gewirkt als letzt. dielleicht n auch bei der Steigerung der Anforderungen an die Selbftver⸗ waltung die Auswahl der geeigneten Personen schwerer geworden. Wegen der Berschiedenbeit der persönlichen Anlagen ist die Thätig at der Schiedsmänner eine ganz verschiedene gewesen.

Bei dem Kapitel „Besondere Gefängnisse“ bemerkt

Abg. Dr. Friedberg (nl): Herr Brütt bat bei dem Etat des Ministeriums des Innern die Uebertragung des gesammten Ge—⸗ ingnißwesens auf das Minifterium des Innern empfohlen. Wenn vir das Gefängnißwesen einer einbeitlichen Verwaltung mterstellen wollen, Jo kann für mich dabei nur das Justij⸗Ministerium in Betracht kommen. Auch in Frankreich strebt gan dahin, das Gefängnißwesen dem Justiz⸗Minifterlum zuzutbeilen. Strafjuerkennung und Strafvollzug müssen von einer Stelle aus der⸗ waltet werden. Das Anseben des Richterftandes wird nicht erhöht, wenn wir der Justizverwaltung den Strafvollzug entzieben.

Justiz⸗Minister Schönste dt: Diese Frage schwebt fast seit einem Jahrhusdert. Das Staate⸗Minifterium kält den beftebenden Dualikmus nicht für wünschenswerth, der Streitpunkt ist nur zer, velchem Ressort das Gefängniß zugetbeilt werden oll. Die Anschauung darüber schwankt. Auf. Antrag Windtborft s kat dies Haus schen einmal beschlossen, das Gefängniß—⸗ wesen unter einer Verwaltung zu vereinigen., dagegen wurde der Theil des Antrages abgelehnt, welcher dafür das Juftizressort empfabl. Die Justiz hat schon einen großen Theil der Gefängnisse unter ihrer Verwal⸗ tung und sich stets diefer Aufgabe voll gewachsen erwiesen und bat keinen Ver⸗ gleich mit den Gefängnissen die dem Ministerium des Innern unterstehen, in scheuen. Ein Votum der Juftiwerwaltung in dieser Frage ist derbereitet und steht bevor. Es entspricht der Natur der Verhälinisse, das die Strafvollftreckung derselben Verwaltung untersteht, wie die Urtbeilsfällung. Die Gerichtsorgane müssen selbft einen Einblick in dez Gefängnißwesen erhalten, um die Wirkungen der Strafe erkennen a können. bg. Dr. Satt ler (al) Der Streit der Meinungen bat die Frledigung so lange verzögert. Die einheitliche Gestaltung ist die Fauptsache. Die Frage des Ressorts kommt erst in zweiter Linie.

Aba. Brütt (fr. kons widerspricht der Ansicht, daß es im Irteresse des Ansehens des Richterftandes liege, das Gefängnißwesen dem Juftiz · Ministerium zu unterstellen. Darum könne es sich bei dieser Frage gar nicht handeln. ö. .

Abg. Br. Step b an Beutben (Zentr.) bemängelt, daß in Beutben Kr die Seelsorge unter den katholischen Gefangenen nicht in hin= teickendem Maße gesorgt sei, und wünscht die Anstellung eines katho— lichen Gefãngrißgeiftlichen daselbst. ö

Justiz⸗Minister Schön stedt tbeilt mit, daß Erhebungen dar⸗ Wer bereits statifänden, aber noch nicht abgeschlossen seien. Die Fädtischen Geiftlichen in Beuthen seien allerdings nicht mehr in der age, diese Seelsorge mit auszuüben, und die Verwaltung sei sich rer Pflicht bewußt, die ausreichende Seelsorge zu beschaffen.

Das Kapitel und der Rest der dauernden Ausgaben verden bewilligt.

Schluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten ist der von dem Herren⸗ äuse genebmigte Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erweite⸗ ung des Stadtkreises Breslau, zu zegangen.

Von den Abgg. Dr. dn, , und der Lasa und

zenossen ift im Hause der Abgeordneten folgender Antrag eingebracht worden: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dem Landtage baldigft einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den a. die bisher in Kap. 124 Tit. 2 des Etats des Ministeriums der geiftlichen ꝛc. Angelegenheiten zur Bestreitung eines ausreichenden Finkeommens der Geistlichen gusgeworfenen Staat?smittel behufs Gewährung von Aufbesserungszulagen an bestehende Pfarreien und ven Alterszulagen an Pfarrer wesentlich erhöbt werden, diese Staatsmittel in einer festen Summe den geordneten Drganen der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche zur eigenen Verwendung nach bestimmten, staats— gesetzlich feftzuftellenden Grundsätzen überwiesen werden.

Arbeiterbewegung.

In Magdeburg baben, einer Mitteilung der ‚Madbg. Ztg.“ äelge, mehr als 1060 Arbeiter am NReuftädter Hafen die Arbeit wdergelegt, welche bäberen Lohn forderten. Es andes fich vor— Tigend um Salveterträger, welche die Preife für ihre durch den Froft Wcwerte Arkeit für ju niedrig alten. Die Arbeiter kaben) das Dafengelãnde nicht gleich verlassen, doch bewahrte man überall Ruhe. Da ie. W. T. B. meldet, ist dieser Ausstand bedeutungẽ los, da vätlicd gratz vorhanden ist. jumal We Schtffairt reiki. ; 3 In Schwedt a. O. kefinden fich feit dem 14. Februar die

mmerer, an Zabl 60 Mann, im Ausstande, bon welchen, wie der d'rwä tg, berichtet, 36 der sonialdemokratischen Organisation ange. wien, Ibre Forderungen, die den Ünternek mern im vorigen Monat telt, aber abgelebnt worden find, lauten in der Hauptsache:

br stũnzig: Arbeite eit und 0 3 Mindeftlobn die Stunde. in? Feivzig ist, der Erz. Zig. lufolge, der Ausstand der j nm rleute auf dem Ausftellungeplatze nunmehr endgültig beendet * tri d. Bl). Die Tabackarbeiter nabmen in einer e mung Stellung zu dem Ausstande der Arbeiter der Leipziger à Haschte in ihrer Filiale zu Bintersdorf. i. Altenb. zl. Arbeiter Mitte Januar die Arbeit nieder Län baben. weil knen Die venrber? zugescgie Zulgg= elch wicber abgejogen worden ist. err Haschktẽ bat mehr aa die Gehilfen⸗Lohnkemmission die Bewilligung der Forde

thbeilweise Die Versamm b. biermit aber . ee .,, in einer e n e el. Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma Haschke, falls diese innerbalb zwei Wochen die geri Forderungen nicht 4 sollte, auch ihrerseits, gleich 2 3. Fr Kollegen, hõhere Lohnsãtze zu verlangen. Vgl. In Dypach (Kr. H. Bautzen) befinden sich, einer Mittheilun des 22 ge. die . der Schmidt schen Gen, Werkstelle seit Montag im Auestande. Als Ursache wird die ö. erung des Unternehmers, die sehr gedrückten Löhne um 1229 zu er

angegeben. Aus New Castle meldet WV. T. B.: Die Arbeiter an den Schiffswerften der Nord⸗DOst⸗Küste haben das Anerbieten der Arbeitgeber, F Krone Zulage für die Woche, angenommen. Hier⸗ durch ift einem großen Ausstande vorgebeugt worden.

Runst und Wiffenschaft.

Der ordentliche Professor der Mathematik an der biesigen Uni⸗ persttät Dr. Weierstraß ist gestern Nachmittag um 1 Uhr hoch= betagt gestorben. Karl Theodor Wilbelm Weierstraß wurde am 31. Oktober 1815 zu Osterfelde im Regierungsbezirk Münster geboren, studierte 1834 bis 1838 zu Bonn Rechts. und Kameralwissenchaften, folgte indeffen bald seiner Neigung ju mathematischen und phystkali⸗ schen Studien, denen er sich sodann 18358 bis 1840 auf der Akademie zu Münfter gänzlich widmete. Nach Beendigung derselben wurde er zunächst Gymnasiallebrer in Münster, 1312 zu Deutsch⸗Kerone 1515 in Brauns berg. 1856 Professor der Mathematik am kiesigen Gewerbe ⸗Institut. Im Jahre 1864 wurde er als ordentlicher Professor an die Berliner Universitãt berufen. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, die sich meist auf die allgemeine Funktionslehre bezieben, erschienen in Crelle's Journal für reine und angewandte Mathematik, das er mit KFronecker zusammen redigierte, in den Abhandlungen“ der Berliner Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied er war, und in einem besonderen Bande gesammelt als Abhandlungen aus der Funktions lebre Berlin 1886). Seit 1894 wurden die mathematischen Werke des Ge= lehrten, unter Mitwirkung einer von der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften eingesetzten Kemmisston (Abbandlungen 3 Bände, Vorlesungen 5 Bände) publiztert. Professor Weierstraß war Ritter der Friedensklasse des Ordens pour 18 mérite, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Besitzer der goldenen Medaille für Wissenschaft und gebörte mit du Bois, Reymond, Bunsen und William Themsen zu den ersten Inbabern der Helmboltz⸗Medaille. Sein im Auftrage des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten von dem 5 von Voigtländer ausgefübrtes Porträt wurde gelegentlich seines 89. Geburtstages der Galerie berühmter Zeitgenossen in der Königlichen National ⸗Galerie eingereiht.

Die am Donnerstag Vormittag auf dem Uebungsplatz der Luft⸗ sd iffer⸗Abtheilung in Schöneberg, in Gegenwart Seiner Majestãt des Kaisers und Königs und der Botschafter von Frankreich und Rußland, zur Ausfübrung gekommenen, seitens der intern atio nalen aeronautischen Komm ission vorbereiteten wissenschaftlichen Ballonfahrten haben folgenden Verlauf genommen. Der Milttäͤr⸗ ballen Condor“, in dessen Korb sich der Premier ⸗Lieutenant von Kehler und Dr. Süring vom Meteorologisch⸗Magnetischen Obserpatorium in Dotsdam befanden, erreichte eine Höhe von 3700 m und landete gegen Abend bei Schneidemühl. Der neue Registrierballon „Cirrus JI“ zerrif beim erften Aufstieg und fiel sofort wieder zur Erde. Ein Theil der Registrier⸗Instrumente desselben wurde in einen andern sefort gefüllten Militärballon gehängt, welcher dann gegen 11 Uhr aufstieg und bei Seeren, Kreis Ost Sternberg, aufgefunden wurde. Ein dritter Militärballen, in dessen Gondel sich Herr Berson, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter beim Meteorologischen Institut, befand, erreichte eine Höhe von 4600 m und landete um 6 hr bei Nakel.

Aus Paris meldet W. T. B.“: Der vorgestern aufgestie gene Reg istrierballon Aerophile“ erreichte eine Höhe von 10 005 m Die niedrigste verzeichnete Temperatur betrug 60 Grad. Der Ballon ist vollstãndig zerstört. Seine rothe Fahne blieb an Telegraphen⸗ drähten hängen; der Maschinist eines Personenzuges hielt sie für ein Alarmsignal und brachte seinen Zug zum Stehen.

4 Die zur engeren Kenkurrenz für ein Helmholtz Denkmal zugelafsenen Entwürfe der Bildhauer Janensch, Herter und Lessing, waren am 18. Februar im großen Sitzungsfaal des Ministeriums der geistlichen z. Angelegenheiten der Besichtigung zu⸗ gänglich gemacht. Fanensch bat zweit Ausführungen zur Auswabl gestellt, von denen sich die zweite durch einen einfacher und niedriger gehaltenen Sockel vortheilhaft vor der ersten auszeichnet. Die Figur des Gelehrten ist in beiden Entwürfen die gleiche. Troß der etwas gewaltsamen Erregung, die in der Haltung und dem vorgereckten Kopf zum Ausdiuck kommt, imponiert die Gestalt durch monumentale Geschlossenbeit des Konturs. Die feierliche Gelehrten tracht des Talars ift den Künstlern vom Denkmalscomits vor- geschrieben und kommt dem plaftischen Aufbau des Ganzen zu gute. Der rechte Arm mit einem Buch stätzt sich auf eine Stele, wäbrend die Linke mit nervöser Beweglichkeit zurückgestreckt ist. Das Motiv entspricht eiwa einem bildenden Künstler, der vor seinem vollendeten Werk den Abstand prüft, aus dem es betrachtet werden soll. Die allegorischen Flachreliefs, die den steileren Sockel des ersten Eniwurfs schmücken, versinnlichen die wichtigften Errungenschaften der Forschung Helmholtz. Sehr viel glücklicher in den Maßverhältnissen erscheint, wie schon gefagt, die zweite Lösung mit dem niedrigeren schmucklosen Piedestat, das auch in der Profilierung einfacher gebalten ist. Wenn sich Janensch entschließen könnte, für die Ausführung dieses Entwurfs den vorträt— äbnlicheren Kopf seiner Arbeit für die erste Konkurrenz zu wählen und die Erregtheit des Bewegungsmotios eiwas zu dämpfen, dürfte sein Helmholtz Denkmal ohne Bedenken in die erste Reibe unserer öffenilichen Monumente gestellt werden. Der Entwurf Herter's zeigt auf einem sehr schmalen und hohen Sockel den Physiker in demonstrierenden Haltung; die Linke ruht auf einem Postament. Am meisten fesselt der ausgezeichnet getroffene Kopf mit seiner hohen durchgebildeten Stirn und dem tief eindringenden Blick des Auges. Dagegen ist die Silhouette der ganzen Figur etwas ein= tönig, der allzu massigen Gestalt fehlt die Elastinitaͤt. Sehr ent behrlich erscheinen auch hier die Sockel Reliefs, die den Gelehrten am Exvperimentiertisch und im Arbeitszimmer zeigen: eine Wiederholung der Hauptgestalt, die der Einheitlichkeit des Ganzen Eintrag thut. Wenngleich es scheint, als ob alle drei Bewerber bei den Proportionen der Figur des Dargestellten sich nicht ganz an die Natur gebalten haben, so tritt das Nitderbaltniß doch am stärkften in dem Entwurf von Otte Lessing hervor. Der Kopf, der im übrigen auch wenig Vorträtähnlichkeit zeigt, ist viel zu klein gerathen. 1 der hier ein Jaquet unter dem an der Seite offen tehenden Talar trägt, fteht mit dozierender Geberde frei neben einem Stoß Bücher. Sehr lebendig ist die Behandlung des Gewandes, recht ausdruckélos und dürftig dagegen der Reliefschmuck mit der In—⸗ schrift an der Stirnseite des Postaments, das übrigens gleich dem Herter's zu schmal und hoch erscheint. Soweit sich aus Entwürfen ein Urtheil über die schließliche Wirkung eines Denkmals gewinnen läßt, dürfte die zweite Arbeit Janensch's einer befriedigenden Lösung der schwierigen Aufgabe am nächsten kommen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Vereinigte Staaten von Amerika.

Durch Zirkular des Treasury Department vom 185. v. M. werden die für Cholerg gegebenen Quarantäne, Vorschriften vom 36. April 1394 auf Herkünfte auszhwestverseuchtehn oder verdächtigen Häfen ausgedehnt.

and⸗ und Forstwirthschaft. Ernte ergebniß Irlands im Jahre 1895.

Einer über die Anbauflächen und den Ernteertrag Irlands ver⸗= öffentlichten Statiftik entnehmen wir folgende Angaben: Anbaufläche Ernteergebniß in Ackern in Cwts. 1896 1895 1896 1895 Weijen 38 019 36 532 839673 594 027 21 . 11935351 1216401 17 00813 13221202 K 173 032 171 650 3 142 580 2 8435172 Roggen 13715 11 528 171 5753 155 357

in Tonnen Kartoffeln 705 665 710 486

2701000 3472015 Verkehrõ⸗Anstalten.

Ueber die Absichten der Reichs. Telegraphenverwaltung bezüglich der Verwendung der Mittel, welche in den Reichshausbalt für das Jabr 1897,98 jur Vervollständigung der Telegraphben anlagen eingestellt worden sind, erfahren wir Felgendes:

Zuxächft soll, sofern der Etat auch in dritter Lesung die Ge- nehmigung des Reichstages erhält, der Telegraphen betrieb bei 420 Post- anstalten eingerichtet werden, von denen nur 2 in Städten, die übrigen aber in ric auf dem Lande gelegen sind. Dadurch wird die 361 der Telegraphenanstalten auf 14 666 vermehrt werden. Um diese neuen Telegraphenanftalten an das bestebende Telegraphen. netz anzuschließen, sind 1233 Km Gestänge mit 1558 Em Drabt- leitungen berzustellen. Autzerdem erfordert aber das stetige Anwachsen des Verkehrs die Schaffung neuer unmittelbarer Leitungen, damit die Beförderung besonders auf weite Entfernungen nicht durch die Ueber⸗ laftung der vorhandenen Leitungen verjögert wird. Solche Ent- lastungsleitungen sind in Aussicht genommen von Berlin nach Kiel und Frankfurt a. M., von Frankfurt a. M. nach Saarbrücken, von Leipzig nach Wien, von Chemnitz nach München, von Saarbrücken nach Ludwigsbafen u. a. m. Im Ganzen sind für diese Zwecke rd. 440 Km Geftänge und 4000 Km Drabtleitung erforderlich.

Auch für die Ausdehnung des Fern sprechwesens ist Vorsorge setroffen. Für 49 Orte ist die Herstellung von Stadt- Fernsprech= einrichtungen in Aussicht genommen, so daß nach Vollendung dieser Erweiterung 539 Orte im Besitze von Stadt⸗Fernsprechanlagen fein werden. Kier eit die Entwickelung des Fernsprechwesens im Reichs⸗ Telegraphengebiet fortgeschritten ist, beweist, daß unter obigen 49 Orten sich bereits solche mit 1300 Einwohnern befinden. Dem von allen Seiten hervortretenden Drängen nach Zulassung des Sxrechver—⸗ kebrs zwischen Orten, die in größerer Entfernung von einander liegen, soll durch die Herftellung einer Anzabl von Verbindunge— leitungen, soweit die Mittel es gestatten, Rechnung getragen werden. Davon ist in erster Reihe die Leitung Berlin Budapest zu nennen, die auf wiederholtes dringendes Ansuchen der ungarischen Regierung ergestellt werden soll. Ferner ist in Aussicht genommen der Bau von Verbindungsanlagen, unter anderen von Berlin nach Stettin und Kiel, ven Magdeburg nach Hannover, Halle und Leipzig, Breslau—

leiwitz, Koblenz Metz, Mannheim Duisburg, von Köln 83 nach Dortmund und Essen Ruhr), von Minden (Westf.) nach Han⸗ nover und Osnabrück, Flensburg = Apenrade, Schleswig Hufum, Hamburg Lübeck, von Straßburg (Els.) nach Schirmeck und Hagenau ü. a. m. Zur Vermehrung der Verbindungsanlagen ist nöthig, die Herftellung von rund 1560 km Stangenlinie und 11 420 Km Draht- leitung, im Ganzen also 3233 km Stangenlinie und 16978 Em deitung.

Hiermit wird freilich den an das Reichs- Postamt gelangten An—= trägen noch lange nicht Genüge gethan; im Gegentheil haben mit Rücksicht auf die etatsmätzigen Mittel eine Anzahl größerer und wichtiger Anlagen, vorläufig bis zum nächsten Jahr, zuräckgeftellt werden müssen, von denen wir nur Frankfurt a. M. Wien und Berlin Brüssel nennen wollen.

In welchem Maße weite Erwerkskreise an der Ausführung der obigen Pläne betheiligt sind, lehrt ein Blick auf die dazu erforder—⸗ lichen Materialien. Die Reichs⸗Telegraphenverwaltung bat für das nächste Jabr zu beschaffen (in runden Zablen) 130 0090 hölzerne Stangen, 10 000 eiserne Rohrständer, 15 Millionen Kilo Eisen⸗ und 1,2 Millionen Kilo Bronzedrabt, 300 000 Stück Isokationsvorrichtungen, sowie die erforderlichen Telegraphen und Fernsprechapparate, welche ebenfalls ausschließlich von der Privatindustrie geliefert werden.

Wie alljährlich, sind auch jetzt alle Vorbereitungen getroffen, um die Ausführung der geplanten Anlagen, wenn der Reichẽ tag in der dritten Lesung des Etats für die gedachten Zwecke dieselben Summen bewilligt, die in zweiter Lesung bewilligt worden sind, sofort nach der Veröffentlichung des Etatsgesetzes überall in Angriff nehmen zu können.

Osterode i. Ostpr., 19. Februar. (W. T. B.) Die durch Schnee verwehung verursachte Betriebsstörung auf der Strecke Hohenstein i. Ostpr. Soldau ist wieder beseitigt.

Bremen, 20. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. SD. „Trave hat 18. Febr. Vm. Reise v. Southampton n. New Jork fortges. PD.. München‘. v. Baltimore kommend, 18. Febr. Abds. auf Weser angek. PD. ‚Hohenstaufen“, n. Brasilien best, 18. Febr. Nm. in Dporto angek. PD. . Witte⸗ kind“, n. d. La Plata best. 18. Febr. Abds. Las Palmas passiert. PD. Halle“ I8. Febr. Mrgs. v. Baltimore n. Weser abgeg. DD. . Stuttgart“ 18. Febr. Mttgs. v. New-⸗JYork n. Weser abgeg. PD. .S. H. Me ver. v. New⸗JYJork kommend, 18. Febr. Nm. Ea stbourne Fassiert. BPD. . Darm stadt “, v. Australien kommend, 19. Febr. Mrg§. in Antwerpen angek. D. . Wartburg“, v. Brasilien kommend, 19. Febr. Mrgs. in Ham burg angek. SD. Fulda hat 19. Febr. Mttgs. Reise v. Neapel n. Genua fortges.

Ham burg, 18. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Der PD. . Armenia“ hat beute 11 Vm. Prawle Point passiert. PD. Patrig“, von Hamburg kommend, ist gestern Nm. in New⸗JYork eingetroffen.

London, 19. Februar. (W. T. B.) Castle⸗ Linie. D.. Pembroke Castle hat heute auf der Ausreise die Cana⸗ rischen Inseln passiert. D. ‚Dunvegan Castler ist beute auf der Ausreise von London abgegangen. D.. Norham Gastle ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen. D. Arundel CKastle' hat heute auf der Heimreife die Canarischen In seln passiert.

Rotterdam, 19. Februar. (W T. B.) Holland ⸗Amerika⸗ Linie. D. . Amsterd am‘, von Rotterdam nach New⸗Jork, hat gestern Abend Seill y passiert.

Theater und Musik.

Konzerte.

err Edouard Risler aus Paris, der sich schon in einem der Philharmonischen Konzerte durch die Art und Weife, wie er das G-dur- Ronzert von Beethoven wiedergab, vortheilhaft einführte, dokumentierte sich am Donnerstag im Saal Bechstein speziell als Interpret dieses Meisters. Vier Beethoven'sche Sonaten mit allen ihren Sãtzen hinter einander vorzuführen, setzt bei den Zuhörern doch eine große Aufnahmefähigkeit voraus. Allerdings boten Hans von Bülow wie Rubinstein oft das Doppelte an einem Abend; Herrn Risler's Be⸗ gabung und sein Können berechtigen ihn aber auch zu solchem Unterfangen. Er hat sich in Beethoven's Ideenwelt und in seinen Stil vollkommen eingelebt, und sein Spiel verräth reiches, inneres Gefühlsleben und vornehme Geschmacksbildung. Seine Auf fassung nähert sich eher der objektiveren Bülow's, wahrend ihn von Rubinstein's himmelstürmender Leidenschaft eine Kluft trennt. Die As-dur-Sonate mit den Variationen und dem Trauermarsch ge⸗ lang besonders gut. Die reich figurierten Schlußsätze geben dem Spieler stets Gelegenheit, seine Fertigkeit leuchten zu lage Dem Konzertgeber ist nachzurühmen, daß er in ihnen die Tempi nicht überhaftete, wie es jetzt gewöhnlich geschieht; das Rondo der Waldstein⸗ Sonate gewann dadurch ungemein. An dem-