1897 / 54 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministeris um des Innern.

Bekanntmachung.

Auf Grund des 5 4 Abs. 1 und 2 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872,15. März 1881 erkläre ich hierdurch die Stadt Forst aus dem Verbande des Landkreises Sorau im Regierungsbezirke Frankfurt a. O. in der Art für aus⸗ geschieden, daß dieselbe vom 1. April d. J. ab einen Stadt⸗ kreis bildet.

Berlin, den 27. Februar 1897.

Der Minister des Innern. Freiherr von der Recke.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗-Anzeigers“ wird eine Bekanntmachung der Königlichen Ministerial-Baukommission, 22 die Bedingungen, welche bei der Vergebung von Ar⸗ beiten und Lieferungen im Bereiche der Allgemeinen Bauverwaltung, der Staatseisenbahn⸗ und Berg— verwaltung zur Anwendung kommen, veröffentlicht.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. März.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich gestern Abend 11 Uhr vom Lehrter Bahnhof mittels Sonderzuges über Oldenburg nach Wilhelmshaven. Heute Vormittag um 8 Uhr 58 Minuten trafen Seine Majestaͤt in Oldenburg ein, wurden auf dem Bahnhof von Ihren König— lichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Oldenburg empfangen und nach dem Erbgroßherzoglichen Palais geleitet. Um 10 Uhr 38 Minuten setzten Seine Majestät die Reise nach Wilhelmshaven fort, trafen daselbst um 11 Uhr 50 Minuten ein und begaben Sich sofort zur Ver⸗ eidigung der am 1. Februar eingestellten Rekruten der Kaiser— lichen Marine nach dem Exerzierschuppen.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung. Vorher berieth der Ausschuß für Handel und Verkehr.

Posen, 3. März. Der Provinzial-Landtag setzte im weiteren Verlauf seiner gestrigen Sitzung die nachstehenden Spezial-Etats für 1897398 und 98/99, wie folgt, fest: für die landwirthschaftliche Winterschule in Inowrazlaw in Ein— nahme und Ausgabe auf 7700 S6; für die Provinzial-Wiesen⸗ bauschule in Bromberg auf 6950 6; für das Landarmenhaus in Schrimm auf 76 560 S; für das Arbeits- und Landarmen⸗ haus in Bojanowo auf 1165000 M6; für das Arbeits- und Landarmenhaus in Fraustadt auf 27 8090 „M; für die Irren⸗Pflege-Anstalt in Kosten auf 161 700 (4 ; für die Irren⸗Anstalt in Owinsk auf 305 000 „; für die Irren-Anstalt in Dziekanka auf 264 900 „S ; für die Proc ⸗Taubstummen⸗Anstalt in Posen auf 98 900 S; für die Prov-⸗Taubstummen-Anstalt in Schneidemühl auf 70 000 6; für die Prov.⸗-Taubstummen-Anstalt in Bromberg auf 44500 6: für die Hebammen ⸗Lehranstalt in Posen auf 22 600 S; für das Landarmen⸗ und Korrigendenwesen auf 347 400 sC; für das Prov. Museum und die Landesbibliothek auf 36 300 S6; für den Betriebsfonds der Prov-Feuer— Sozietät, Abtheilung für Gebäudeversicherung in Einnahme auf 2 294200 S6, in Ausgabe auf 2183400 S6; für den Sicherheitsfonds derselben in Einnahme auf 120 000 (S6, in Ausgabe auf 2700 s6. Nachdem sodann über den Erlaß von Nachträgen zu den Reglements für die Ausführung des Gesetzes vom 11. Juli 1891, für die Irren⸗Anstalten in Owinsk und Dziekanka sowie einer Hausordnung für die genannten beiden Anstalten Beschluß gefaßt worden war, nahm die Versammlung von der Vorlage, betreffend die zur Ausführung des Gesetzes vom 11. Juli 1891 über die außerordentliche Armenpflege getroffenen Maßnahmen, sowie von den Ver⸗ waltungsberichlen des Landeshauptmanns über die Provinzial Hebammen-Lehranstalt und die Vertheilung von Stipendien an Seminaristinnen für 1894395 und 1895/96, über den Stand der Rechnungslegung Ende 1896 und über die Organi— sation des Provinzialständischen Verbandes Kenntniß. Zum Schluß wurde die Weitergewährung von Beihilfen an ver— schiedene Wohlthätigkeitsanstalten genehmigt.

Kiel, 3. März. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist heute Abend von hier nach Wilhelmshaven ab⸗ gereist.

Wilhelmshaven, 4 März. Seine Majestät der Kaiser und Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich trafen heute Mittag hier ein. Am Bahnhofe waren die Admirale von Knorr und Hollmann, die Vize-Admirale Karcher und Thomsen, der Ober-Präsident von Bennigsen und der Landrath Alsen zum Empfang anwesend. Seine Majestät begaben Sich alsbald mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich im offenen Wagen nach dem Exerzierschuppen, wo die Vereidigung der Rekruten stattfand. Die Bevölkerung brachte bei der Ankunft wie bei der Fahrt durch die Stadt Seiner Majestät dem Kaiser begeisterte Huldigungen dar.

Für die Feier des

100 jährigen Geburtstages weiland Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm L. sind bei der Marine folgende Bestimmungen getroffen worden: Die im Inlande befindlichen Schiffe feiern am 21. und

2X2. März. Am 21. findet eine Vorfeier und Festgottesdienst statt, am 22. Musterung, Ansprache der Kommandanten, Salut und Flaggen über die Toppen.

Oefterreich Ungarn. Im unggrischen Unterhause brachte gestern der Abg. Pichler (Kossuthpartei; die Verdächtigungen zur Sprache, welche über vorgekommene Bestechungen in der Angelegen⸗

eit der Ausstellungskarten von einzelnen Blättern in mlauf gesetzt waren. Der Handels⸗Minister Daniel erklärte, egen 2 Blatt, welches eine Verdächtigung gehen den Staatssekretär Vörös ausgesprochen habe, sei sofort die Klage erhoben worden; auch sei gegen das Konsortium, welches die Eintrittekarten für die Millenniums⸗Ausstellung gepachtet hatte, Strafanzeige erstattet worden. Der Staatsanwalt habe bereits die 22 Schritte gethan. Der in diese Angelegen⸗ heit verwickelte Abg. Morzsanyi ist aus dem Klub der liberalen Partei ausgetreten.

Großbritannien und Irland.

Bei der gestern in Halifax vorgenommenen Ersatz⸗ 26 zum Unterhause für den Liberalen Rawson Shaw, der sein Mandat niedergelegt hat, erhielt Billson (radikal) 5664, Sir Savile Croßley (konservativ) 5252 und Tom Mann (Arbeiterpartei) 2000 Stimmen.

Rußland.

Der e Fierunge bete veröffentlicht die Ernennungen des diplomatischen Agenten in Sofia von Tscharykow zum Minister⸗Residenten beim Päpstlichen Stuhle, des Ersten Botschafts⸗Sekretärs in London Grafen von der Pahlen zum Botschafts⸗Rath in Berlin, des Konsuls in Stettin Bogoslowsky zum General-Konsul in Danzig und die Versetzungen des Botschafts⸗Raths in Berlin Baron von Budberg nach Wien, des Ersten Botschafts-Sekretärs in Wien Bulazel nach London, des Konsuls in Lissabon Vol— borth nach Stettin und des Ersten Legations-Sekretärs in Brüssel von Kudrjaffsky als Botschafts⸗Sekretär nach Wien. Türkei.

Das Wiener „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗-Bureau“ meldet aus Konstantinopel, in der am Dienstag der Pforte über— reichten Kollektivnote der Mächte werde erklärt, daß die Mächte, von dem Wunsche beseelt, die Integrität der Türkei zu erhalten, die Wiederherstellung der Ordnung in Kreta beschlossen hätten. Indem die Mächte erklärten, daß infolge der Verzöge— rung die Ausführung des vorjährigen Arrangements nicht mehr den Verhältnissen enispreche, hätten sich dieselben in der Ansicht geeinigt, daß Kreta die Autonomie gewährt werden müsse. Gleichzeitig werde die an Griechenland gerichtete Sommation angezeigt. Betreffs der Zurückziehung der türkischen Truppen aus Kreta heißt es, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, in der Note, die Regelung dieser Frage solle einer besonderen Militär-Konvention zwischen den Mächten und der Türkei vorbehalten bleiben.

Nach einer Mittheilung des selben Bureaus wird gegen⸗ wärtig zwischen der Pforte und den Mächten über die Er⸗ nennung eines Gouverneurs von Kreta verhandelt; die Pforte bestehe darauf, daß der Gouverneur türkischer Unter— than sein müsse.

Der Adjutant des Sultans, Divisions-General Achmed Ali Pascha ist zur Begrüßung des Königs von Serbien von Konstantinopel nach Sofia abgereist.

Der italienische und der französische Botschafter in Konstantinopel haben, wie die „Agenzia Stefani“ erfährt, gegen die unzureichende Bestrafung des Obersten Mazhar Bey Einwendungen erhoben; infolge dessen habe der Minister⸗ rath beschlossen, über denselben lebenslängliche Festungshaft zu verhaͤngen. Der Beschluß bedürfe noch der Zustimmnng des Sultans.

Das erste türkische Geschwader hat die letzten Aus⸗ rüstungsstücke erhalten; es wurde demselben Befehl ertheilt, sich für das demnächstige Auslaufen bereit zu halten. Man glaube jedoch, daß vor dem Bairamfeste auch einzelne Kriegs— schiffe nicht in See gehen würden.

Der griechische Kreuzer ‚Miaulis“ hat in Maratho— kam po auf Samos drei türkische Offiziere und 98 Mann, welche bei Vukolis gefangen worden waren, gelandet.

Aus Kanea meldet die „Agence Havas“, die Geschwader⸗ Chefs hätten am Dienstag den Kommandanten der griechischen Flotte aufgefordert, sich mit dem Obersten Vassos Über die Freilassung der türkischen Gefangenen in Selino zu verständigen. Der Kommandant habe erwidert, da die Großmächte Selino unter ihren Schutz genommen hätten, ginge diese Frage Griechenland nichts mehr an. Nichtsdestoweniger hätten sich der Kommandant und der griechische Vize Konsul auf ausdrücklichen Befehl des Königs Georg gestern Vormittag nach Selino begeben. Da die Admirale infolge der Ausdehnung des internationalen Schutzes auf Selino und Hierapetra eine Erregung der Mohamedaner in Kaneng gegen die Christen befürchteten, habe der Admiral Cane varo in Anwesenheit der Notabeln, des General-Gouverneurs, der Kommandanten der gelandeten Schiffsmannschaften und der Konsuln eine Ansprache gehalten, worin er, der „Agenzia Stefani“ zufolge, zur Ruhe gemahnt habe, als dem einzigen Mittel, das von Europa an⸗ gestrebte Wohlergehen Kretas zu erlangen. Das Ergebniß der Ansprache sei befriedigend gewesen. Einige mohamedanische Fanatiker, welche andere Personen aufgereizt hätten, seien ver— haftet und an Bord eines Kriegsschiffes gebracht worden.

Gestern erklärte der Gouverneur den Konsuln, es sei unmöglich, der türkischen Gendarmerie den Lohn auszuzahlen, da an den erforderlichen 120 000 Piastern 65000 fehlten, und stellte das Ansuchen, das Geld aus der Konsular⸗ Kasse vorzuschießen, welche nach den Ereignissen im Mai 1896 aus den Erträgen des Einfuhrzolls in Höhe von 3 Proz. zur Auszahlung der Entschädigungssummen an die Opfer der Unruhen ein⸗ gerichtet wurde. Die Konsuln waren im Begriff, das Geld zu geben, als sie erfuhren, daß die Regierungskassen über 120 000 Piaster verfügten und außerdem noch 60 000 Piaster am Tage vorher aus Kandia vereinnahmt hätten. Der Gouverneur gab dies zu. Die Gendarmerie erhielt darauf den Sold für drei Monate ausgezahlt.

Die Beisetzung des Gendarmerie-Obersten Suleiman Bey fand gestern in Kanea ohne Zwischenfall statt; eine Ab⸗ ordnung von Marinemannschaften aller Nationalitäten erwies die Ehrenbezeugungen. Die lebhafte Erregung der Moha⸗ medaner in Kanea dauerte gestern fort, die gemischten Detachements wurden verstärkt.

Der neue griechische Kommodore, Kapitän Sachturis, ist gestern Abend in Kanea angekommen. Das griechische Panzerschiff „Hydra“ erwartet die Genehmigung der Admirale, nach Selino abzudampfen, wo der griechische Vize⸗Konsul als Vermittler dienen soll. .

Infolge eines Telegramms der Königin von Griechen⸗ land an den russischen Admiral wurde gestern den griechi⸗

Schiffen die Erlaubniß ertheilt, ndet 2225 == dem 3 * 2

Griechenland.

Die Minister hatten gestern eine lange Berathung über die von den Mächten überreichte Note.

Der Kriegs-Minister Oberst Smolenitz, hat seine Ent⸗ lassung genommen. Als Grund hierfür führt derselbe in einem offenen Briefe an, daß seine Ansicht, man müsse die Occupationsarmee auf Kreta verstärken, nicht durchgedrungen sei. Entgegen diesen Erklärungen wird der „Agence Havas“ aus authentischer Quelle versichert, Smolenitz habe niemals vor dem Kabinetsrath die Ansicht ausgesprochen, daß es nöthig sei, die Truppen auf Kreia zu verstärken. Das Abschieds⸗ ec des Kriegs-Ministers datiere vom 20. v. M. Der

berst Metaxas hat das Portefeuille des Krieges über⸗ nommen.

In Athen herrscht, wie „W. T. B.“ meldet, große Erregung. Gestern Abend fanden daselbst aus Anlaß der Ankunft französischer Studenten mehrere Kundgebungen statt. Die Manifestanten durchzogen die Straßen mit Fahnen, auf denen sich die Inschrift befand: Es lebe die Vereinigung mit Kreta!“ Aus der Provinz sind zahlreiche Telegramme ein⸗ gelaufen, worin die Regierung zum Widerstand aufgesordert wird.

Der Metropolit von Athen hat, der Agence Havas“ zufolge, nachfolgendes Telegramm an den Metropoliten von St. Petersburg gerichtet: „Palladius, erflehe die Segenswünsche der russischen Kirche für unsere kretischen Brüder, die für ihren Glauben und ihr Heil kämpfen!“ Ein weiteres Telegramm wurde an den Erzbischof von Canter⸗ bury gerichtet, in welchem es heißt: „Im Namen Jesu Christi, erhebet Eure Stimmen zu Gunsten des Wohls und der Frei⸗ heit der grausam unterdrückten kretischen Brüder!“

Schweden und Norwegen.

Das Storthing hat, wie W. T. B.“ aus Christiania meldet, gestern einstimmig beschlossen, eine Kommission von neun Mitgliedern einzusetzen, welche die Frage des Abschlusses von Schiedsgerichtsverträgen zwischen Norwegen und anderen Staaten erwägen und evemuell dem Storthing darauf bezügliche Vorschläge unterbreiten soll.

Amerika.

Der Präsident Cleveland hat, einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington zufolge, die Bill zu Gunsten einer internationalen bimetallistischen Konfer en; ratifiziert.

Das Repräsentantenhaus hat das Einwande— rungsgesetz mit 193 gegen 37 Stimmen angenommen. Dadurch ist dem Veto des Präsidenten entgegengearbeitet.

Das Kabinet MacKinley's ist, wie folgt, zusammen— gesetzt: Sherman Staatssekretär, Gage Schatz, Alger Krieg, Bliß Inneres, John Long Marine, Wilson Ackerbau, M'Kenna Attorney⸗General, Gary General— Postmeister.

In Paris sind Nachrichten aus Rio de Janeiro ein— getroffen, wonach der Präsident Moraes wieder soweit her— gestellt sei, daß er die Präsidenischaft von dem Vize⸗Präsidenten Victorino Pereira wieder übernehmen könne. Man glaube, Moraes werde dieser Tage wieder in Rio de Janeiro ein⸗ treffen.

In London eingetroffenen Nachrichten aus Montevideo von gestern zufolge ist dort der Belagerungszustand pro— klamiert und Befehl zur Mobilmachung der Truppen gegeben worden.

Afrika.

Nach einer der „Agenzia Stefani“ über Djibuti zu⸗ gegangenen Meldung aus Zeila ist eine Abtheilung von I6 Gefangenen, unter ihnen Ingenieur Capucci, am 25. Fe⸗ bruar von Harrar abgegangen und dürfte am 10. d. M. in

Zeila eintreffen. Zwei weitere Abtheilungen von insgesammt 300 Gefangenen seien auf dem Wege nach Harrar.

Nr. 9 der Versffentlichungen des FKaiserlichen Ge⸗ undbeitsamts“ vom 3. März hat folgenden Inhalt: Personal⸗ Nachricht. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen P-st. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Seeschiffe. Todesursachen-Statistik. (Sachsen⸗Weimar.) PDTuberculinum Kochii. Desterreich.) Infektione krankheiten. Kindersterblichkeit. Hebammenwesen. (Großbritannien) Cho⸗ lera ꝛc. Gang der Thierseuchen. Maul- und Klaueaseuche in Dänemark. Töbierseuchen in Serbien, 5. Oktober 1896 bis 4. Januar 1897. Rindeipest in Süd-Afrika. Todes- fälle unter dem Rindvieh in Assam, 189496. Zeit- weiliße Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. Reg. Bezirke Posen, Koblenz, Baden, Oesterreich, Schweiz, Schweden.) Ver⸗ handlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Preußen.) Staats bausbalts-Etat fur 1397.98. (Fortsetzung) Irre Verbrecher. Thierseuchen ꝛc. (Fortsetzung) Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Honigsirup. (Rußland.) Lepra. (Arabien.) Pilgerfahrt, 1895,96. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mebr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Deegl. in deutschen Stadt⸗ und Lantbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrung mittelgesetz (Bier).

Ardeiterbewegung.

Aus Bochum wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg. geschrieben: Am Dienstag legten die Kesselschürer des städtischen Gas- und Wasserwerks ohne Kündigung die Arbeit nieder, weil ibnen ein höberer Lohn, welchen sie verlangten, nicht bewilligt wurde. Gegen Mittag konnten schon einige Ersatzarbeiter eingestellt werden.

In Speier haben, wie im „Vorwärts“ berichtet wird, 14 Brauerei⸗Arbeiter der Bierbrauerei⸗Gesellschaft Schwartz die Arbeit niedergelegt.

Aus Berlin meldet dasselbe Blatt: Der Ausfstand in der von Reetz in Weißensee bei Berlin ist eendet.

In Randers in Dänemark haben die Tischler der „Köln. Itg. zufolge wegen Lohnstreites die Arbeit niedergelegt.

Aus Lüttich wird, demselben Blatt gemeldet: Auf mehreren Koblengruben um Lüttich sind Theilausstände ausgebrochen. Die Zabl der feiernden Arbeiter wird auf 800 geschätzt.

stunst und Wissenschaft.

. zniglich vreußischen Kunst. . * 2 e dn dr 5 ger Ti fg bringt

. 6 9 1897 (18. Jabrgang; Preis des Jabrgangs 20 4)

ngen“ eine umfangreiche und gründ⸗ e r nn . er be arc iese von Hans Graeven. . z t mit Scharffinn das Vorbild für diesen künst— Der Derfaffe icht mier c el oltchnen Hoh gte . . Fd chen g r mln und auf den 3 ninische , ; . mn nen losgelösten Platten findet, in Tem Tor enschaß ; hzuweisen. Wo dies nicht möglich ist, der antiken Kunst nachzu J . ĩ übt, näbere oder entferntere Verwandte der ein st er wenigstens bemübt, 2 * . ; leben und mit ibrer Hilfe zu konstatieren, was , e Vorl ückgebt und was di en Elfenbeinreliefß auf antike Vorlagen zurückgeht unde ie väteren Nachahmer aus Mißverständniß oder Laune hinzugefügt oder andert Haben. Das an schönen Stücken dieser Kunstgattung be⸗ ere, reiche Soutb Ker sington Museum in London bat die Vorwürfe für rie Unkersuchung wie für die dem Aufsatz beigegebenen vortreff · ben Abbildungen geliefert. R. Steinmann bespricht den plastischen Schmuck der Gappeila Sistina. Gegen das, waz die Malerei in dem urch Möchelangelos Fresken weltberübmten Raum 9geleistet, hat, tritt jener war bescheiden zurück, aber dennoch beansprucht der Relief · hmuck der Cancellatg (der Kapellenschranken) und der Cantoria (der Saängertribüne) das Interesse des Kunstfreundes. Besondens sind es ä der erfieren zwei Marmor. Reliefs aus der Früh Renaissance mit dem von Putten gehaltenen, durch Guirlanden umrahmten Wappen cs Papstés Sixtus IV. (dem Eichbaum der Familie Rovere), die urcf ihre anmuthige Erfindung und zierliche Ausführung auffallen. Der Verfasser weist das eine dem Mino da Fiesole, das andere dem iopanni Dalmata zu und fübrt in längerer Darlegung seine Gründe ar an. Zwel photographische Aufnahmen sind dem Aufsatz bei- egcben. Der dritte Beitrag des Hefts von Max Lebrs, hat den sszenannten Meister der Spielkarten und seine Schule zum Gegen stande. Aus dem 15. Jahrhundert ist ein in Krpfer⸗ stich ausgeführtes Kartensptel auf unsere Zeit gekommen, welches zugleich das alteste gestochene und das schönste aus jener Zeit ist. Das Pariser Kabinet besitzt 40 Karten, welche sedech den Js in Dresden aufbewahrten an Qualität erheblich nach⸗ steben; von anderen Sammlungen besitzt nur noch die Alberting 7 und das Berliner Kupferstichkabinet deren 2. Von geringeren Stechern, von Miniatoren und Handwerkern wurden diese Blätter als willkommene Verlagen für Arbeiten der verschiedensten Art verwendet. Die Fein beit und Delikatesse der technischen Behandlung des Kartenspiels, wie fie namentlich in den noch ganz frühen Dresdner Abdrücken zur Geltung kommt, ist eistaur lich. Trotz der sebr primitiven Manier, in welcher die ungemein zarten Schraffierungen bei Vermeidung aller Kreuzlagen den Fasten folgen, ist die körperliche Wirkung der Stiche und ihre farbige Tiefe eine viel größere als später beim Meister B S. Letzterem ist der Spielkartenmeister auch in der Zeichnung überlegen, die voller und korrekter ist als bei seinem oberrheinischen Nachfolger. Was das Spiel aber vor allem auszeichnet, das ist jenes feine Sckön⸗ beitegefähl, das sich nicht nur in den ruhigen, gemessenen Bewegungen der großen Figuren, sondern auch in jedem der zahlreichen Point -⸗Figürchen zu erkennen giebt. Ein scchon im 16. Jahrhundert fast völlig verloren gegangenes Stilgefühl spricht aus diesen zierlich gebogenen Cyklamen⸗Blüthen, Lie bald als Knospen zusammengelegt sind, bald den verschlossenen Kelch zu Boden kebren. Die Thieré, namentlich Hirsche und Bären, zeugen von einer nicht gewöhnlichen Naturbeobachtung. Die höchste Grazie aber ent⸗ faltet der Künstler bei den leicht stilisierten Vogel-Darstellungen, die so liebenswürdig und anmuthig aufgefaßt sind, wie man dies sonft nur in der japanischen Kunst antrifft. Seit der bekannte Kunst⸗ gelehrte Passabant in seinem „Peintre⸗Graveur? den Meister der Spielkarten als einen Schüler des Meisters Es in die Kunstgeschichte einführte, ist es gelungen, diesen hervorragenden Stecher zeitlich and örtlich sowie nach seinen Arbeiten genauer zu fixieren. Außer den 66 Spielkarten sind jetzt etwa 40 Stiche von ihm bekannt. Eine beträchtliche Anzahl davon liegt freilich nur in späten Abdrücken der von anderen Stechern überarbeiteten Platten vor. Die wenigen in ganz frischen, unberührten Drucken auf uns gekommenen Blätter, die sich mit voller Sicherheit dem Meister zuweisen lassen, fübrt Lebrs einzeln auf. Aus dem Berliner Kabinet befinden sich darunter „Die Gefangennahme Christi', „Sankta Barbara“ und „Der Mann mit dem Dämon. Diesen 12 Blättern ist ferner ein dem Aufsatz auf einer Lichtdrucktafel beigegebener schöner Stich aus der Biblioteca del Seminario zu Padua beizufügen: Maria in einem Buche lesend, unter den Füßen die Schlange, deren Kopf ein von langen Locken umrahmtes, verfübrerisches weibliches Köpfchen zeigt. Dieses früher dem Martin Schongauer zugeschriebene, wenig bekannte Blatt, welches Lehrs als ein Hauptwerk des Meisters der Spielkarten bezeichnet, ist schon nicht mehr ganz frei von Ueberarbeitungen durch eine srätere Hand; in noch weit höherem Maße gilt dies jedoch von einer ganzen Reihe anderer Stiche. Der Verfasser bespricht diese ein⸗ gebend, ebenso weiterhin eine Anzahl verschiedenartiger Blätter, Stiche und Zeichnungen, die jedenfalls auf Originale von des Spielkarten⸗ meisters Hand zurückzuführen und von Schülern oder Nachahmern aus⸗ geführt sind, darunter eine sehr feine Federzeichnung des heil. Michael auf Pergament (jetzt im Britisß Museum), die auf einer Lichtdruck - tafel wiedergegeben ist. Was Ort und Zit der Thätigkeit des Spiel⸗ kartenmeisters betrifft, so entscheidet sich Lehis für die Ansicht Wilhelm Schmidt's, daß er ein Geistesverwandter Stephan Lochner's und wie dieser in Köln thätig gewesen sei, entgegen Ludwig Kaemmerer, der ihn am Mittelrhein, in der Gegend von Mainz, lokalisieren möchte. Der Zeit nach verlegt der Verfasser die Hauptthätigkeit des Meisters in die vierziger Jahre des XN. Jahr⸗ bunderts, hält es aber für sehr wahrscheinlich, daß derselbe bereits in dem vorhergehenden Jahrzehnt zu stechen begonnen habe. Einen eigenartigen, künstlerischen Schmuck bietet das Heft am Schluß in einem Schabkunstblatt von Albert Krüger, nach Rembrandt's Studienkopf eines Juden in der Berliner Galerie. Dieses erft unlängst von Gönnern dem Museum überwiesene Gemälde zeigt, wie V. von Loga in dem Begleitwort sagt, bei aller skizzen⸗ baften Behandlung und anspruchslosen Porträtauffassung in der tiefen Tharakteristik des Rassentypus den Meister in der ersten vollen Bläthe seiner Kunst, die er mit 40 Jahren erreicht hatte. Die vornehme Farben⸗ wirkung, die feine, auf ein tiefes Braun gestimmte Harmonie mußte einem modernen Künstler für die Wiedergabe in Schwarz und Weiß *. sonders günstig erscheinen. Albert Krüger, dem man schon eine Reihe anderer Reproduktionen alter Meisterwerke verdankt, hat für diese neueste Aufgabe nicht die Technik der Radierung, sondern die soge⸗ nannnte Schabkunst gewählt. Haben die Blätter der englischen Stecher, welche dLieses Versahren seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts mit Vorliebe anwandten, meistens etwaz Weichliches Verschwommenes an sich, so ist es bier dem Künstler mit dieser Technik vortrefflich geglückt, die breite Pinselführung, die energischen Lichter auf der einen, das für Rembrandt so charakteristische Helldunkel auf der anderen Seite des

Kopfes frappierend getreu und ganz in der markig lebendigen Ge—

sammtwirkung des Originals wiederzugeben.

Aufnahmen mittelalterlicher Wand und Decken⸗ Malereien in Deutschland“ ist der Titel einer neuen, von der rübrigen Architektur⸗Buchhandlung von Ernst Was m uth bierselbst W., Markgrafenstraße 35) unternommenen Publikation, welche von dem Regierungt-Baumeister Richard Böorrmann unter Mit- wirkung von H. Kolb, Professor und Direktor der Königlichen Kunstgewerbeschule in Stuttgart, und O. Vorländer, Maler und Tehrer an der Herzoglichen Baugewerkschule in Holzminden, heraus. gegeben wird. Was die Baumeister des Mittelalters und ihre künstlerischen Mitarbeiter in der Dekoration der Innen rãume e waffen haben, ist meist erst in neuerer Zeit, bei der Restanrgtien der alten Bauwerke, unter der Uebertünchung mühsam wieder hervorgebolt worden. Vieles ist leider durch bilderfeindlichen

Eifer spãterer Jabrbunderte, Mangel an künstlerischem Verständniß und den noch schlimmeren Zahn der Zeit freilich für immer jerstört, aber durch den Fleiß der archäologischen Forschung und den Eifer der Restauratoren bat man jetzt doch eine deutlichere Vorstellung davon gewonnen, wie die mittelalterlichen Kirchen einst im Innern aus geschmůũct gewesen sind. Namentlich waren es die Gottesbhäuser kleiner, abgelegener Orte, welche die An- chauung von dem Umfang und der käünstlerischen Bedeutung dieses wichtigen Zweiges mittelalterlicher Kunst erweitert baben. Diese Reste ju sammeln, ist der Zweck des vorliegenden Werkes. Da bei der Aufnahme der Wand. und Decken⸗Malereien strenge historisch= aichäelogische Treue gewaltet bat, also nichts willkürlich ergänzt, stilisiert oder verschönert worden ist, so kann das Werk Anspruch auf wissenschaftliche Bedeutung erheben. Andererseits bietet dasselbe aber eben darum auch Architekten und Malern ein mustergültiges und zu verlässiges Vorbilder Material für stilrichtige Innendekoration, nament- lich, wo sie ornamentaler Motive bedürfen. Die vorliegende erste Lieferung stellt einen vieles Schöne und Charakteristische jener alten Kunstübung verheißenden Anfang dar. In chronologischer Folge sieht man zu⸗ nächst Proben der Reste von Wand⸗ und Deckenmalereien aus dem im 10. Jahrhundert erbauten Westchor der Stiftskirche zu Essen. Sie 1 zu den allerältesten Resten monumentaler Malerei in Deutsch⸗ and und schließen sich noch dem Stil der karolingischen Kunst an. In den Figuren, vornehmlich in der Bildung der Köpfe sowie im Ornament erkennt man deutlich die Nachklänge der römischen Kunst. Dann folgen Gewölbemalereien aus der Kirche Mariae zur Höbe in Soest (Anfang des 13. Jahrbunderts): ein Doppel blatt mit Ornamentmalereien von dem Gewölbe eines Seitenschiffs, und ein Blatt (Z3wickelbild) mit der tvpischen und geschickt in den Raum eingepaßten Darstellung des Opfers Abraham's. Bereits auf der Höhe der Entwickelung zeigt sich die romanische Wandmalerei in der Ausschmückung der kleinen Dorfkirche zu Methler bei Dortmund (Mitte des 13. Jahrhunderts). Eine große Tafel gewährt davon eine imponierende Vorstellung; sie giebt die Wand um das östliche Mittel- fenster wieder: oben Christus in der von Engeln gebaltenen Mandorla, in den Gewölbekappen und zu den Seiten des Fensters Heiligen⸗ figuren. Die Rippen, Schildbögen, Fensterlaibungen und Um— rabmungen sind mit reichen, vorwiegend geometrischen Mustern be—⸗ malt. Die Wandmalereien aus dem Nonnenchor der Klosterkirche zu Wienbausen bei Zelle (Anfang des 14. Jabrhunderts), von denen auf der letzten Doppeltafel eine Probe gegeben ist, leiten alsdann in die othische Zeit binüber. Wir sehen die westliche Schmalseite des 1 in der Höhe der Fenster zwei von Ornamentstreifen ein. gefaßte Zonen mit figürlichen Darstellungen: die untere mit Bildern aus den Legenden von Märtyrern und Heiligen, die obere, durch Arcaden getheilte Zone mit Vorgängen aus der biblischen Geschichte; die Zwickelfelder zu beiden Seiten der Fensterbögen sind durch, mächtige Drachen mit Blatt ranken in vortrefflicher Stilisierung ausgefüllt. Der Hinter— grund der Malereien ist abwechselnd grün und blau und durch Füll⸗ Ornamente gemnstert. Im Ornament wirkt noch die romanische Ueberlieferung nach, doch tritt an Stelle des romgnischen Rankenwerks schon das streng stilifierte, aber lebensvolle frühgotbische Blattwerk. —Bie vorzügliche Ausführung der Tafeln in buntfarbiger Lithographie ent- spricht dem Rufe der Wasmuth'schen Kunstanstalt, und auch in Bezug auf zuverlässige Wiedergabe der Originale wird man diesen sorg— fältigen Reproduktionen vertrauen dürfen. In 10 Lieferungen (groß Folio) mit je 8 Tafeln und Text soll das Werk vollständig werden. Der modernen Kirchenbaukunst, die sich in dem letzten Jahrzehnt mit Vorliebe dem romanischen und Uebergangs⸗Stil zugewandt hat, wird hier für die innere Ausschmückung der Gotteshäufer ein reicher Schatz der edelsten Vorbilder figürlichen und ornamentalen Charakters dar geboten. Daneben wird aber auch die Profanbaukunst, welche ja ebenfalls jetzt vielfach auf mittelalterliche Stilformen zurückgreift, in dem Werke eine Fülle von Anregungen für stilrichtige Ausmalung der Innenräume finden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Aus den „Veroͤffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 9 vom 3. März.

Gelbfieber.

In Rio de Janeiro kamen, den „Public health reports“ zufolge, vom 20. bis 26. Dezember 5. Todesfälle zur Kenntniß, in Para vom 27. Dezember bis 2. Januar 4, in Guayaquil vom i19. bis 25. Dezember 9, auf Cuba in Havanna vom 15. bis 21. Januar 29 (bei etwa 80 Neuerkrankungen), sämmtlich unter den spanischen Truppen, in Sagua La Grande vom 27. Dezember bis J. Januar 6 (65), in Cardenas und Santiago vom 10. bis 16. Januar 1 bejw. 5, in Matanzas vom 14. bis 20. Januar 9.

Verschiedene Erkrankungen.

Pocken: Odessa 9. St. Petersburg 4 Todesfälle; Lendon 3 Krankenbäuser), Paris 17, St. Petersburg 11 Erkrankungen; Fleck⸗ typhus: St. Petersbutg 2 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moskau 2 Todesfälle; St. Petersburg 2 Erkrankungen; Genick⸗ starre: New. Vork 5. Todesfälle; Influenza: Berlin 21, Barmen 2, Hamburg 5, Leipzig 4, Kopenbagen 9, London 17, Moskau 9, New— Jork, Paris je 2, Rom 4 Todesfälle; Kopenhagen 776, Steckholm o6 Erkcankungen. Mehr als ein Zehntel aller Ge—⸗ storbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 1,30 of): in Dessau und Fürth Erkrankungen kamen zur Anzeige in Berlin 39, in den Reg.⸗ Bezirken Arnsberg 182, Königsberg 33, Münster 164, Osnabrück 168, Pofen 224. München 54, Nürnberg 263, Hamburg 28, Budapest 150, Edinburg 144, Kopenhagen 63, St. Petersburg 102, Prag 33, Wien 185. an Diphtherie und Croup lss! / 90: 4,49 0/9: in Dessau Erkrankungen wurden ge— meldet in Berlin 63, im Regierungsbezirk Arnsberg 110, in München Id, Hamburg 31, Budapest 32, Kopenhagen 39, London 104 (Kranken häuser), Paris 73, St. Petersburg 95, Wien 57 desagleichen an Scharlach in Berlin 32, Breslau 22. Budapest 25, Edinburg 389, Kopenhagen 34, London 227 (Krankenhäuser), Paris 48. St. Peters— burg 92, Stockholm 24. Wien 44 desgleichen an Unterleibs⸗ typhus in Budapest 22, London 29, Paris 22, St. Petersburg 101.

Ueber das Auftreten der Lepra in Rußland

wird in den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitzamts“ Folgendes berichtet: Die Lepra scheint in Rußland an verschiedenen Stellen schon seit langer Zeit vorzukommen. Im 13. Jahrhundert war die Seuche besonders in den Ostgebieten, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts im Süden des Reichs stark verbreitet. In das Kaukasusgebiet wurde die Krankheit nachweislich durch Uebersiedler von der Wolga und vom Don eingeschleppyt. Im Jahre 1835 wurde in Nowotscherkasst das erste, 1837 in Pjatigorsk ein zweites Leprosorium errichtet. Im Jabre 1879 fand man bei den Untersuchungen über die damals in Wetljanka ausgebrochene Pestepidemie in der dortigen Gegend auch Aussätzige. Bis zum Jahre 1889 konnten 517 Krankheitsfälle in Rußland aus nachstebenden Gouvernements nachgewiesen werden: Gouvernement Livland 276 Krankheitsfälle, Gouvernement Kurland 79, Gouvernement Turkestan 70, Terek⸗Gebiet 29, Seegebiet 19, Gou⸗ vernement Chersson 10, Tranekaftpi⸗ Gebiet 3, Gouvernement Witebsk 3, Gouvernement Charkow 2, Gouvernement Archangelsk 2, Gouvernement Warschau 2, Gouvernement Nowgorod 1, Gouverne⸗ ment Mohilew 1, Gouvernement Jekaterinowélaw 1, Gouvernement Kronstadt 1, Kuban⸗Gebiet 110, Gouvernement Astrachan 94, Gebiet des Don'schen Heeres 54, Gouvernement Esthland 26, Gouvernement St. Peter burg 17, Taurien 3, Twer 3, Kowno 2, Ssaratow 2, Fin⸗ land 2, Sibirien 2, Jaroslaw 1, Wolhynien 1, Pskow 1, zusammen SI7 Krankheitsfälle. . ;

Seitdem werden die Aussätzigen seitens der Kaiserlich russischen Regierung regelmäßig in der Krankheitestatistik verzeichnet. Hierbei

ergaben sich folgende Ziffern: Gouvernement Aftrachan 1833 33, 1859 74, 1890 82, Kiew 3, bezw. 8 und Kurland 41, 61, 55, Bessarabien 116, 2, 5. Woronesb 4. 19, 2, Kasan 1, 2, Moskau (Stadt) 4. 3, Wolbynien 2, 1, 1, Kewno 1, 1, 3, Livland j53, 160, 169, Wladimir 1, 1, Jekaterinoslaw 5, 79. 8, Kurz 1, 1, Nishndꝰ Nowgorod 2, Perm 5, 3, Ssamara 2, 2, —, Ssaratow 4, 12, 3, Twer 1. 4, 1, Chersson 5, 5, 7, Baku 39, 28, 43, Kutais 2, 43, 75, Jeniffeisk 4 25, 12, Irkutsk 1, 1. 2, Jakntsk 1, —, 33, Syrdaria F. 19, 16, Podolien 55, 45, 58, Ssuwalki —, 1, 1, Wjatka 6. Rjasan 5. Tschernigow —, 2, 2, Tiflis —, 6, 2, Toms 2, 1, Mobilew 1890 3, Kostroma 1, Orel 1, Smolensk 1. Tobolsk 2, Ssemiretschie 1, Pskow 1888 1, St. Petersburg (Stadt) 1888 1, 1859 2, 1890 Taurien 13, 14, 3, Charkow 1, 5, Dongebiet 1, 3, 29, Kuban 4, 3, 1, Terekgebiet . Transbaikalien 2, Seegebiet 3. 1, Sarawschan 64, 73, 756. Ferghana 23, 35, 122, Kielce 1889 6. Esthland 1, Moskau 1889 5, 1896 6, Ufa 13, 1, Stawrovol 2, 1, Eriwan 4. 3, Witebsk 1830 1, Drenburg 1, Olonez 1, Poltawa 1, Odessa (Stadt) 2, Akmolv 1, zusammen 1888 664, 1889 792, 1890 S839. Die vorste henden Zahlen bleiben jedoch hinter der Wirklichkeit zurück, da die Lepra— Erkrankungen nicht immer ärztlich behandelt werden, und da die Aerzte nicht verpflichtet sind, die von ibnen behandelten Fälle zur Anzeige zu bringen. Es ergiebt sich jedoch aus der Uebersicht, daß die Krankheit in Kurland, Lipland, Astrachan, Bessarabien, im Ge⸗ biet des Don'schen Heeres, im Kubangebiet, im Itkutsgebiet sowie in den Gebieten von Ssvrdaria, Podolien, Sarawschan und Ferghana am meisten verbreitet ist. Da die besonders heimgesuchten Gouvernements durchweg inmitten anderer, weniger betroffenen Ge- biete liegen, scheint es, daß die Verbreitung allmählich von einer An zahl einzelner Seuchenherde aus vor sich geht. Insgesammt betrug die Zahl der Leprafälle 1888 1889 1890

im eurcpäischen Rußland.. . 170 538 491

83 75

J 76 71

in den zentralasiatischen Besitzungen 188 95 87 Die heimgesuchten 59 Gouvernements besitzen keineswegs ein gleichartiges Klima oder dieselbe Bodenbeschaffenbeit; nur ein Theil davon liegt an den Meeresküsten. Die Mehrzabl der Aussätzigen 6 der Landbevölkerung an. (Nach Dr. O. W. Petersen Ueber Verbreitung der Lepra in Rußland“, Klinische Wochenschrift, St. Petersburg 1889, und nach einer Druckschrift desselben Verfassers Ueber Verbreitung der Lepra in Rußland. (Nach Berichten des Medizinal Departements). Im Gouvernement St. Petersburg nimmt die Lepra, wenn auch langsam, so doch stetig zu. Im Jahre 1893 bildete sich daher auf Veranlassung des Gouverneurs eine Ver⸗

Leyrosorium Aus einem Bekämpfung

Oesterreich⸗Ungarn.

Durch Zirkular der Seebehörde in Triest vom 21. v. M. ist zur Verhütung der Einschleppung der Beulenpest die Ein, und Durchfuhr von frischen thierischen Robyprodukten wie grünen, ungekalkten, nicht präparierten, rohen Häuten und Fällen, dann von Knochen, Hörnern, Hufen, Klauen, Blasen und Därmen, sofern sich die genannten Artikel als thierische Abfälle darstellen, weiter von Haaren und Borsten aus den Häfen Britisch-Indiens, 16 den westlich gelegenen Häfen bis zum Rothen Meere ver— ote n.

London, 3. März. (W. T. B.) Die anderwärts verbreitete Meldung, daß auf dem englischen, von Bombay nach London be— stimmten Dampfer Venus“ in Malta ein Pestfall fefstgestellt und die Landung des Kranken in Malta nicht geftattet worden sei, ist erfunden. „Reuter's Bureau“ stellt fest, daß dieser Dampfer am 28. Februar in Gravesend eingetroffen und über einen Pestfall auf demselben nichts bekannt ist. Uebrigens dürfe überhaupt kein aus Indien kommendes Schiff Malta anlaufen.

Venedig, 3. März. (W. T. B.) Die internationale Pestkonferenz wählte heute eine diplomatische Kommission mit Bonin als Präsidenten und Barréère als Berichterstatter. Die Kom mission soll feststellen, wie die Vorschläge der technischen Kommissionen zur Ausführung zu bringen sind. Sodann nahm die Kommission zur Berathung der außerhalb Europas zu ergreifenden Maßregeln die RVorschläge zum Schutze des Persischen Meerbusens gegen die Pest— gefahr an.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

24. März, Vormittags 11 Ubr. Ministerium für Wasserbau, Handel und Industrie: Lieferung von 200 ebm Ballaststeinen für die Reichsflußwerke der Maas (Abtheilung Mook Loewe —Steim. Schätzung 8000 Fl. Bedingungsbeft Nr. 55 liegt nach dem 10. Mätz im Gebäude des Ministeriums für Wasserbau, Handel und Industrie und in den Gebäuden der Provinzialverwaltungen zur Einsicht aus und ist ferner bei Frankoanfrage gegen Bezahlung der Kosten bei Gebrüder van Cleef, Buchhändler, Spui 28a, im Haag erhältlich. Weitere Auskünfte sind bei dem Hauptingenieur für Flußbauten Fluweelen im Haag, Burgwal Nr. 15 b, und kei dem Ingenieur deß 5. Flußbau⸗Arrondissements zu s Hertogenbosch, bei welchem am 17. März vom Anweisungsprotokoll Kenntniß genommen werden kann, erhältlich.

Theater und Mufik.

Konzerte.

Herr Edouard Risler hatte für sein zweites Konzert, welches am Montag im Saal Bechstein stattfand, ein Programm zu⸗ sammengestellt, in welchem er seine künstlerische Vielseitigkeit und be—⸗ sonders feine ausgereifte Virtuosität als Pianist voll zur Geltung zu bringen vermochte. In einer Mozart'schen Phantasie und der Wanderer⸗Phantasie von F. Schubert erschöpfte der Konzert⸗ geber in der Wiedergabe den ganzen Empfindungsreichthum, die Poesie und den musikalischen Gedankeninhalt der Tonstücke und zeigte sich im Vortrage Chopin'scher und Liszt'scher Klavierstücke nicht nur als Meister seines Instruments, sondern auch als verständniß— voller Dolmetscher der gerade für dieses Instrument maßgebendsten Tonsetzer. Im Ganzen wurde der Eindruck befestigt, daß Herr Risler auf der Höhe seiner Kunst steht und den ungetheilten Beifall wohl verdient, der allen seinen Gaben zu theil wurde.

Am Dienstag gab das neugebildete Trio der Damen Schar wen ka⸗Stresow (Violine), Agda Lyssll (Klavier) und Josefine Donat (Violoncello in der Sing Akademie sein erstes Konzert, welches mit Rubinstein's Trio (in Bedur), eröffnet wurde. Jede der Künstlerinnen ließ sich hierauf noch als Solistin hören. Die hier noch wenig bekannte Violoncellistin spielte ein Konzert von Händel, einetz der gediegensten Werke für dieses Instrument, das die meisten seiner Gattung weit überragt und von der Künstlerin trefflich vorgetragen wurde. Die Pianistin, eine der besten