1897 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Majestãt der Kaiser und Seine Königliche Hoheit der Prinz

einrich im offenen Wagen nach der We und besichtigten daselbst den auf dem Stapel sitehenden Neubau des Panzerschiffs Ersatz Friedrich der Große“ und den bereits im Bau weit vor eschrittenen Panzer J. Klasse „Kaiser Friedrich II.. Der Bber-Werfti⸗ Direktor, Kapitän 3 S. von Schuckmann übernahm die Führung. In der Be leitung Seiner Majestät befanden sich der Staatssekretãr des Reichs⸗Marineamts, Admiral Hollmann sowie der kommandierende Admiral, Admiral von Knork und die Vize⸗Admirale Karcher und Thomsen. Seine Majestät nahmen sodann in dem Marine⸗Kasino das Früͤhstück ein und begaben Sich später an Bord des an der Werft liegenden iar err, -Kurfürsft Friedrich Wilhelm, woselbst Abends ein) Diner fe. eine Majestät verblieben die Nacht an Bord des Schiffs.

Bayern.

Für die Feier des 109. Geburtstages weiland Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm J. hat, der Allg. Ztg.“ zufolge, das Kriegs-Ministerium folgende Bestimmungen getroffen: An dem Festtag, dem 22. März, findet Morgens Reveille statt. Die angeordneten Paraden finden innerhalb der selbständigen Truppentheile (Regimenter u. s. w.) als große Parade zu Fuß ohne Gepäck statt; durch Ansprache des Kommandeurs sst auf die Bedeutung des Tages hinzuweisen. Der laufende Dienst ist thunlichst zu be— schränken; die Vornahme von Uebungen ist aus geschlossen. Der Unterricht an den militärischen Lehranstalten fällt aus. Bei den technischen Instituten und militärischen Betrieben ist die Arbeit einzuftellen; den Arbeitern und Arbeiterinnen, die kein fortlaufendes Einkommen beziehen, ist ein Geldgeschenk in der Höhe des entfallenden Tagelohnes auszubezahlen

Sachsen.

Seine Majestät der König gedenkt, wie das „Dresdener Journal“ meldet, am 18. März; früh von Mentone abzureisen und am 19 März Abends in Dresden einzutreffen, waͤhrend Ihre Majestät die Königin noch einige Zeit auf Kap Martin verweilen wird. Am B. März Abends wird Seine Majestät der König sich, einer Einladung Seiner Majestät des Deut— schen Kaisers Folge leistend, nach Berlin begeben, um an der Feier des hundertjährigen Geburtstages Seiner Majestät des Hochseiigen Kaisers Wilhelm J. theil— zunehmen. Der Aufenthalt in Berlin wird sich voraussichtlich auf einige Tage erstrecken.

Württemberg.

Die Zweite Kammer der Stände hat gestern ihre Sitzungen wieder aufgenommen.

DOefterreich⸗ Ungarn.

Der böhmische Landtag lehnte gestern bei der Be— rathung des Kommissionsberichts über die Regelung des öffentlichen Volksschulwesens in Gemeinden von emischter Nationalität den Antrag der Deutschen auf

ebergang zur Tagesordnung mit 132 gegen 58 Stimmen ab und nahm den Kommissionsbericht als Grundlage für die Spezialdebatte an.

In der heutigen Sitzung des ungarischen Unter— hauses theilte der Präsident mit, daß der Abg. Morzsanyi sein Mandat niedergelegt habe.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain, in Ergänzung seiner früheren Mittheilungen: aus einem Telegramm des Gouverneurs der Kap⸗Kolonie Lord Rosmead gehe hervor, daß die Forderung der Südafrikanischen Republik für den durch den Jameson'schen Einfall verursachten moralischen und intellektuellen Schaden eine Million Pfund Sterking betrage. Das Haus nahm sodann die erste Lesung der von Ritchie beantragten Bill an, durch welche die Ein fuhr von Gegenständen, welche in Gefängnissen angefertigt sind, verboten wird.

Etwa hundert Mitglieder des Unterhauses, darunter einige früheren Minister, haben dem König der Hellenen eine Depesche übersandt, worin sie sich anerkennend über die der Zivilisation auf Kreta erwiesenen Dienste aussprechen und ö Wünschen für das Wohlergehen Griechenlands Ausdruck geben.

Frankreich.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oester— reich-Este ist gestern an Bord des Packetboots „Ville d Alger von Algier abgereist

Den Panzerschiffen des aktiven Geschwaders „Ds va— station“, „Admiral Baudin“ und „Neptune“ sowie dem Kreuzer Bugeanot“ ist, wie, W. T. B.“ aus Toulon meldet, der Befehl ertheilt worden, sich bereit zu halten, um sofort nach erhaltener Anweisung nach Kanea in See gehen zu können. Dem „Temps“ zufolge ist der Befehl er—⸗ r. daß alle Panzerschiffe und Kreuzer, welche sich im

rsenalbassin von Toulon befinden oder sich daselbst Reparaturen unterziehen müssen, bis Mitte März fuͤr die Einreihung in das aktive Geschwader bereit sein sollen, um nöthigen Falls demonstrative Kreuzungsfahrten nach der Levante unternehmen zu können.

In der Deputirtenkammer hielt gestern bei der Ver— handlung über die Gültigkeit der Wahl des Abbé Gayraud als Deputirten für Brest der Deputirte Louis Hémon eine Rede, worin er ausführte, daß der Klerus die Re— publik als einen Nothbehelf hinnehme, und die Ge— fahren und. Uebergriffe des Klerikalismus kenn— zeichnete. Die Kammer beschloß mit 310 gegen 131 Stimmen den öffentlichen Anschlag dieser Rede in allen Gemeinden Frankreichs. Das Haus entschied sich darauf mit Bös gegen 121 Stimmen für die Veranstaltung einer Erhebung über die in Rede stehende Wahl, um zu prüfen, welche Rolle der Klerus dabei gespielt habe.

Rußland.

Der Kaiser empfing, wie ‚W. T. B.“ meldet, am Mittwoch den Gesandten in Athen Dnu, den Gesandten in Kopenhagen Grafen Benckendorf sowie den neuernannten Minister⸗Refidenten in Dresden Baron Wrangel.

Eine außerordentliche persische Gesandtschaft unter hrung von Mirza Nafr el Mulk ist gestern in St. tersburg eingetroffen.

Das „Journal de St. Pétersbourg“ schreibt:

Das Kaiserliche Kabinet, von dem lebhaften Wunsch beseelt, das Werk der Beruhigung, welchem es sich von Anfang an gewidmet, zu beschleunigen, hat die Initiative zu einem Vorschlage ergriffen, welcher bejweckt, die Zustimmung aller Kabinette zu zwei Grundsãtzen auf sich ju vereinigen, die es für wesentlich hielt aufzuftellen, und jwar: daß unter den gegenwärtigen Verbältniffen die Annexion von Kreta an Griechenland nicht zugelassen werden könne, und daß angesichts der Verjögerung in der Einführung der so oft versprochenen Reformen auf Kreta von seiten der Türkei dieser Insel eine Autonomie zu ge⸗ währen sei, ohne jedoch das Prinzip der Integrität des ottomanischen Reiches zu verletzen. Nachdein die kontinentalen Mächte diefen Vor⸗ schlag günstig aufgenommen und das Londoner Kabinet seinerseits sich ihm angeschlossen batte, wurde derselbe sowohl in Kon⸗ stantinopel als in Athen mitgetheilt. Die hellenische Re⸗ gierung wurde überdies aufgefordert, ihre Truppen und Schiffe in einer bestimmten Frist von Kreta zurückzuziehen. Man ist berechtigt zu hoffen, daß weitere Schwierigkeiten nicht entftehen werden und daß Griechenland einen Beweis seiner Klugheit dadurch geben wird, daß es sich vor dem mächtigen Willen des geeinten Europas beugt im gemeinsamen Interesse des Friedens und der Gesetzlichkeit. Griechenland wird seine Zukunft nicht gefährden wollen durch Unklugbeiten, die diese Zukunft kompromittieren könnten. Uebrigens kann Griechenland nur glücklich sein, wenn es weiß, 6 seine kretischen Stammes genossen in Zukunft sich einer lokalen Autonomie erfreuen werden, die ihnen Wohlergehen und Ruhe sichert. Was Rußland anbetrifft, dem im Taufe seiner Ge— schichte stets die Interessen der christlichen Bevölkerungen des Drients am Herzen gelegen haben und das so oft feine lebhaften Svmpathien fur die kretische Sache gezeigt hat, fo wird es die ange⸗ deutete Lösung um so mehr mit Befriedigung aufnehmen, als diefe Lösung im Einklange steht mit dem Verlangen nach allgemeiner Be— Tubigung und mit dem Geiste der Billigleit, von dem die Kaiserliche Regierung unveränderlich erfüllt ist.

Italien.

Das Dekret, durch welches die Deputirtenkammer aufgelsöst wird, ist gestern veröffentlicht worden. Gleichzeitig find die Neuwahlen auf den 21. d. M. und die Stich⸗ wahlen auf, den 28. . M. angesetzt worden. Das neue

Parlament wird auf den 5. April einberufen werden.

Belgien.

In der gestrigen Sitzung der Repräsentantenkammer

richtete der Deputirte de Brocgque ville eine Anfrage an den Minister des Auswärtigen über die Stellung der . angesichts der Möglichkeit des Abschlusses dauernder Schiede gerichts verträge mit fremden Mächten, ferner über die Ant—⸗ wort der Regierung auf die Einladung der schweizer Regie— rung, an der internationalen Konferenz zum Schutze der industriellen Arbeiter theilzunehmen. Der Minister des Aus— wärtigen de Favereau, erwiderte, Belgien könne sich von keiner Frage fernhalten, welche die Bewahrung des . bezwecke; er könne versichern, daß es in keinem ande wärmere Vertheidiger der Schiedsgerichtsfrage gebe als in Belgien; indessen glaube er nicht, daß der Augenblick zur Errichtung eines ständigen Schiedsgerichtshofes bereits gekommen sei. Bezüglich des zweiten Theils der Anfrage bemerkte der Minister, daß Belgien keine Einladung feitens der Schweiz empfangen habe.

Türkei.

Wie die „Times, aus Konst antinopel vom 4. März erfährt, werden die Mächte der Pforte am Montag eine Mittheilung zugehen lassen bezüglich der Zurückziehung der türkischen Truppen von Kreta. .

Einer Meldung des „Standard“ zufolge hat sich der vorgestern abgehaltene Ministerrath dahin entschieden, eine ausweichende Antwort auf die Note der Mächte zu geben. Es verlaute, daß die Pforte im Prinzip die Autonomie für Kreta annehme, es aber ablehne, Einzelheiten über dieselbe . bevor die griechischen Truppen die Insel geräumt

ãtten.

In Wien ist aus Belgrad die Nachricht eingetroffen, daß es in Alt⸗-Serbien in den letzten Tagen an mehreren Orten zu blutigen Excessen gegen die christliche Bevölkerung gekommen sei. Auf der Straße in der Nähe von Prilep hätten Türken einen Geistlichen und zwei Bauern ermordet. Bei Tetomo hätten bewaffnete Arnauten einen serbischen Hoch⸗ zeitszug überfallen, sieben Personen getödtet und einundzwanzig schwer verwundet.

Aus Kanea meldet die „Agence Havas“, der französische Admiral Pettier berichte, daß die europäischen Flotten⸗ befehls haber an ihre Regierungen ein gleichlautendes Tele⸗ gramm gerichtet hätten, worin es als unrichtig bezeichnet werde, daß sie die Türken im Gegensatz zu den Aufftändischen be⸗ günstigt hätten, und in welchem versichert werde, daß sie stets dahin gewirkt hätten, alles Blutvergießen zu vermeiden.“

Das griechische Panzerschiff Hydra“ suchte gestern um die Erlaubniß nach, nach Platanias gehen zu dürfen. Nach⸗ dem die Admirale keine Antwort gegeben hatten, ertheilte der griechische Commodore dem Kriegsschiff Alpheios“ den Befehl, in See zu gehen. An Bord des „Alpheios“ befanden sich zwei Unter⸗-Lieutenants, welche gefallene Sffiziere ersetzen ollen Die Admirale gestatteten dem griechischen Vize⸗Konsul Baraklis, sich an Bord des russischen Torpedojägers „Possadnik“ nach Selins zu begeben, um einen Versuch zu machen, die Belagerung von Kantano aufzuheben und die eingeschlossenen Mohamedaner zu retten, Der Vize-Konsul begab sich hierauf an Bord des russischen Panzerschiffs „Kaiser Nikolaus J.“ und erklärte, er könne unter den ihm gestellten Bedingungen nicht nach Kantano gehen und werde dorthin nur an Bord des griechischen Panzers „Hydra“ abreisen. Der französische und der österreichische Konful sind der Ansicht, man müsse es der „Hydra“ gestaiten, den Vize⸗Konsul nach Selino zu bringen. Heute früh werden die Admirale eine Berathung abhalten, um eine endgültige Entscheidung zu treffen.

Der Kommandant und die Offiziere des britischen Kriegs⸗ schiffs,Barfleur“ hielten gestern an Bord einen Kriegsrath in Sachen der Ermordung des Obersten Suleiman Bey ab. Der Kriegsrath beschloß, eine Untersuchung zur Entdeckung der Mörder ins Wert zu setzen. Sollte diese zu keinem Ergebniß führen, so würden drei gefangene Zaptiehs erschossen werden.

Nach einer Meldung des „Ständard“ aus Kane von vorgestern ist ein russisches Kriegsschiff, welches eine Fahrt um die Insel herum unternommen hatte, dorthin zurückgekehrt. Dasselbe berichtet, daß die Kämpfe in der Nachbarschaft aller Küstenstädte andauerten.

Die Aufständischen machten in der Nacht zum 3. d. M den Versuch, die Telegraphendrähte bei Suda durch⸗ zuschneiden. Die Schiffe der Großmaͤchte gebrauchten die Schein werfer, und die Admirale ermächtigten die türkischen de, Feuer zu geben. Die Aufständischen zogen sich hierauf zurũck.

Vorgestern Nachmittag soll bei Tzikalaria zwi Christen und Mohamedanern ein Gefecht palig fir den 83

Nach einem Telegramm der „Times“ aus Kaneg von gestern erhielten die Begs aus Sitia die Nachricht. daß eine große Zahl von Mohamedanern in den Sitia benachbarten Dörfern getödtet worden sei.

Griechenland.

Aus Athen wird dem „W. T. B.“ gemeldet, in den dortigen amtlichen Kreisen werde versichert, daß die Antwort der Regierung auf die Sommation der Mächte eine ablehnende sein werde; dieselbe werde die Grunde aus einandersetzen, aus welchen eine Zurückberufung der griechischen nn fi und die Schaffung der Autonomie für Kreta un— möglich sei. Eine, große Menschenmenge brachte gestern Abend dem Kronprinzen vor seinem Palais Kundgebungen dar. Der Kronprinz erschien auf dem Balkon und hielt eine Ansprache, worin er zur Ruhe und zu würdi— gem Verhalten ermahnte. Von dem Palais des Kron— prinzen begaben sich die Theilnehmer an den Kund— gebungen nach dem Finanz⸗Ministerium. Eine Abordnung, meist aus Studenten bestehend, begab sich zu dem Minister Delyannis, welcher erklärte, die Regierung werde ihre Pflicht thun. Die Manifestanten durchzogen sodann trotz des unaufhörlichen Regens längere Zeit die Straßen der Stadt. Gestern Abend hielt der Ministerrath eine Sitzung ab, die bis heute früh 1 Uhr dauerte. Gerüchtweise verlautet, es seien wichtige Entscheidungen getroffen worden, unter anderen über die der griechischen Flotte an der macedonischen Küste zu⸗ 5 Thätigkeit. Der Schutz der Städte werde ber endarmerie und den Depot⸗-Bataillonen übertragen werden. Der „Agence Havas/ fe fe hat der neue Kriegs⸗Minister Metaxas den Truppenbefehlshabern anempfohlen, die äußerste Thätigkeit zu entwickeln, um die Armee fähig zu machen, den gegenwärtigen Verhältnissen ins Auge zu sehen. Das amtliche Blatt veröffentlicht eine Verordnung, durch welche die Reserven der Jahrgänge 1891, 18906, 1889 und 1888 innerhalb dreier Tage einberufen werden. Von Athen ist in der Nacht zum Donnerstag eine weitere Batterie nach Volo abgegangen. Wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Korfu gemeldet wird, sst gestern von dort eine Batterie von 6 Geschützen mit 60 Artilleristen und & Soldaten nach Karbasarae und Arta abgegangen. Die Panzerschiffe‚Spetsei“ und „Pfara“ haben den Befehl erhalten, heute bei Tagesanbruch mit versiegelten Befehlen in See zu gehen. Der Bestimmungsort eben wird streng geheim gehalten.

Rumänien.

Der Senat wählte gestern Demeter Sturdza mit 85 Stimmen zum Präsidenten. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt.

Serbien.

Der König ist heute Vormittag aus Sofia wieder in Belgrad eingetroffen.

Schweden und Norwegen.

Auf Einladung des Deutschen Kaisers wird, wie W. T. B.“ meldet, der Kronprinz von Schweden und Norwegen den Festlichkeiten anläßlich der Jahrhundert⸗ feier des Geburtstages des Kaifers Wilhelm j. beiwohnen und am 18. d. M. nach Berlin abreisen.

Amerika.

Der Präsident Mac Kinley verlas ren bei seinem Amtsantritt eine Botschaft an das Volk der Ver einigten Staaten, worin er, dem W. T. B.“ zufolge, ausführte:

Das finanzielle System bedürfe der Revision; der Goldumlauf solle auf eine dauernde Grundlage gestellt und gleichzeitig eine an= gemessene Erhöhung der Staatseinnahmen gesichert werden. In den Finanzgesetzen könnten solche Veränderungen vorgenommen werden, daß der Regierung künftig nicht mehr die Nolhwendigkeit auferlegt sei, eine so bedeutende Goldreserve zu unterhalten. Der Prãäsident sicherte seine Bereitwilligkeit zur Mitwirkung zu, wenn der Kongreß die Ein⸗ setzung eines Ausschußes beschließe, der die Revision der Gesetze Über Münzprägung, Bankwesen und. Geldumlauf berathen solle Wenn ihm, dem Präsidenten, die Ermächtigung hierzu ertheilt werde, werde er eine solche Kommifsion ernennen. Der Frage des internationalen Bimetallismus werde baldigst ernste Aufmerksamkeit zugewandt werden; es würden beständige Bemühungen ins Werk gesetzt werden, denselben durch die Mitwirkung der anderen großen Handelsmãͤchte herbeizuführen, bis der Zustand verwirklicht sei, bei dem eine Parität zwischen dem Gold- und dem Silbergelde sich aus dem relativen Werth der beiden Metalle ergebe. Der Werth des bereits geprägten und des noch zu prägenden Silbers müsfe mit allen verwendbaren Mitteln auf einem festen Werthverhältniß zu Gold er⸗ halten werden. Der Kredit der Regierung, die Integrität des Geld⸗ umlaufs und die Unverletz barkeit der bestehenden Verpflichtungen müßten gewahrt werden. Der Prästdent betonte sodann die Noth. wendigkeit strengster Sparsamkeit in jedem Zweige der öffentlichen Ausgaben. Er führte aus, der beste Weg, Fehlbeträͤgen zu begegnen, sei für die Regierung nicht die Aufnahme von Anleihen, sondern die Sicherun , . Einnahmen. auf dem Wege der Steuererhebung, Die feststehende Politik der Regierung sei, die Masse der Einnahmen aus der Besteüerung der fremden Erzeugnisse zu erhöhen und eine direkte Besteuerung, außer in Kriegszeiten, zu vermeiden. Der leitende Grundsatz der auf Erhöbung der Einnahmen mittels der Einfuhrzölle gerichteten Tarifgesetzgebung sei, die einheimischen Industrien und die Entwickelung des Landes zu schützen und zu fördern. Pflicht des Kongresses sei es, den Fehlbeträgen durch eine Schutziollgefetzgebung ein Ende, zu machen, welche die festefste Stütze des Staate schatzes sei. Eine solche Gefetzgebung, führte der Präsident dann weiter aus, werde die Politik im Inlande wie im Auslande kräftigen und in hohem Maße dazu helfen, dem Abfluß aus der Goldreferve Einhalt zu thun. Bei der Tarifrevision sei der Wiederinkraft⸗ setzung und Ausdehnung des Reziprozitätsgesetzes von 1890 be- sondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Das befriedigende Resultat der kurzen Erprobung dieses Gesetzes rechtfertige in hohem Maße weitere Versuche und die Ertheilung weiterer dis— kretionärer Gewalt beim Abschluß von Handels vertrãgen. Die Politik, der Vereinigten Staaten sei stets gewesen, die Beziehungen des Friedens und der Freundschaft zu allen Rationen zu pflegen und sich frei zu halten von Verwickelungen, sei es als Verbündete, sei es als Feinde. Der Präsident erklärte weiter, es werde sein Streben sein, eine feste, gerechte und würdevolle auswärtige Politik zu be⸗ folgen. Die Vereinigten Staaten bedurften keiner Eroberungs⸗ kriege; sie müßten der Versuchung einer gewaltsamen Gebiets. erwerbung widerstehen. Der Präsident empfahl fodann dringend den schiedsgerichtlichen Weg als die wahre und beste Art, inter— nationale Zwistigkeiten zu schlichten, und sprach in warmen Worten seine Zustimmung zu dem Schiedsgerichts vertrage mit Großbritannien aus. Er verbrestete sich hierauf über die Nothwendigkeit, daß das Gesetz und die Ordnung von allen Klasfen der Bevoͤlkerung hoch⸗

ebalten den ungesetzlichen Vereinigungen des Kapitals als Eren n g nr . ung des dels oder zur Unter Trückung des Volkes auf irgendwelche Art Widerftand entgegen esetzt werden müsse. Wenn nöthig, werde eine erweiterte Gesetz⸗ ung zu diesem Zwecke beantragt werden. Eine Verbesserung der inwanderungs⸗ und Naturalisationsgesetze in der Richtung, uner wünschte Ginwanderer fernzuhalten, sei dringend nothwendig. Der

äsident schloß, indem er seine Absicht kundgab, eine außerordentliche ö des Kongresses zum 15. März einzuberufen, in welcher über Ne gage der Tarifrevision berathen werden solle. . Die cubanische Frage wird in der Botschaft nicht er⸗ ahnt. ö ; * in Madrid eingetroffene amtliche Depesche aus Havanna meldet, daß der General Weyler zur Erledigung einiger Geschäfte dorthin zurückgekehrt sei.

Der „Times“ wird aus Rio de Janeiro vom 3. d. M.

emeldet, man sei dort der Ansicht, der Zweck der unerwarteten Rückkehr des Präsidenten Morges sei, einen geplanten Akt der Exekutive, den er nicht billigen könne, zu verhindern.

Afien.

Die Garnison in Manila ist verstärkt worden, da man einen erneuten Versuch der Aufständischen, die Stadt zu nehmen, befürchtet. Es sind neuerdings wieder Verhaftungen vorgenommen worden.

Afrika.

Wie das „Reuter sche Bureau“ aus Prätoria meldet, gestern das neue Gesetz, betreffend die Befugnisse des Obersten Gerichtshofes, veröffentlich worden. Auf Anordnung des Präsidenten Krüger ist an den Hauptrichter Kotze sowie an die Richter Ameshof und Jorisson ein Schreiben gerichtet worden, worin dieselben zu einer Aeußerung darüber aufgefordert werden, ob sie gewillt seien, sich dem 3 zu unterwerfen und nicht das Recht für sich in Anspruch zu nehmen, das Gesetz zu bestätigen. Einer Antwort werde bis zum 17. d. M. entgegengesehen.

Polynesien.

Aus Auckland berichtet das „Reuter 'sche Bureau“, nach einer Meldung aus Samoa vom 253. Februar werde Maliet oa in Apia in Abwesenheit der fremden Kriegsschiffe von einer großen Anzahl Eingeborener unter Tamasese be— droht. Es würden Feindseligkeiten befürchtet, falls die Kriegs⸗ schiffe nicht bald nach Samoa zurückkehren sollten.

Parlamentarische Nachrichten.

Das Haus der Abgeordneten begann in seiner heutigen 42 Sitzung, welcher der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hamm'erstein beiwohnte, die zweite Berathung des Etats der landwirthschaftlichen Verwaltung.

Abg. Knebel (ul) lenkt die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Gefahr der Einfuhr ausländischen Obstes hin und führt Fol⸗ gendes aus: Während wir noch in den 80er Jahren unsern Bedarf im Inlande gedeckt haben, ist die Einfuhr vom Auslande 1895 auf 17 00600 kg gestiegen mit einem Werthe von 224 Millionen Mark. Unsere Ausfuhr dagegen ist seit den 80er Jahren ganz er⸗ heblich zurückgegangen. Die Einfuhr aus dem Ausland übersteigt dem Gewichte 3 unsere Ausfuhr um das Neunfache, Dem können wir nicht unthätig zusehen. Ich babe schon früher eine Ermäßigung unserer Gütertarife befürwortet. Außerdem müssen bessere Obstsorten in größerem Umfange angebaut und in Massen auf den Markt gebracht werden, womöglich auch in besserer Qualität als im Auslande. Unsere Botschaften müssen angewiesen werden, Er⸗ kundigungen anzustellen über die besten Obstsorten im Ausland und über die dortigen Produktionskosten, damit unsere Züchter wissen, wie sie am besten die ausländische Konkurrenz aus dem Felde schlagen können. Die Aufnahme eines Meliorationsfonds von 106 000 6 für die westlichen Gebirgsgegenden begrüße ich mit Freuden. Die Vertheilung des Fonds muß so vorgenommen werden, daß Lie einzelnen Besitzer für die von ihnen vorgenommenen Drainagen u. s. w. die Entschädigung erhalten. Zur Beaufsichtigung dieser Arbeiten empfiehlt sich die Be⸗ stellung von ständigen Wiesenbaumeistern fär kleinere Bezirke.

Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Ham mer stein: Im Großen und Ganzen bin ich mit den Ausführungen des Vorredners einderstanden. Die Verwaltung hat der Obstproduktion seit Jahren ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Seit 1881 ist aber die Bevölkerung erheblich gestiegen und z. B. der Obstwein jetzt ein Nahrungsmitter ersten Ranges geworden. Es sind Erwägungen im Gange, das Obst rascher zu, transportieren als bisher. Die Kenntniß über die klimatischen und Bodenverhältnisse für das Obst soll von unserer Seite möglichst gefördert werden. Der Landwirth sollte nur guten Waaren bei der Anpflanzung der Bäume den Vorzug geben. Den Massenanbau gleichmäßig guter Waare halte ich auch für einen Vor— theil. Die Frage der Anstellung von Wiesenbaumeistern haben wir nicht aus dem Auge gelassen. In jedem Jahre wird die Zahl der Wiesenbaumeister vermehrt . .

Abg. von Riepenhausen (kons.) fragt an, wie es mit dem Vertrage mit der Bernstein- Firma Stantien u. Becker stehe. Die Sache müsse vor dem Lande klargestellt werden.

Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein; Ich möchte auf eine Diskufsion dieser Frage bei dieser Gelegenheit nicht eingehen. Die Frage wird Gegenftand eingehender Erwägungen und Darlegungen bei dem Domänen⸗-Ctat sein. ̃

Abg. Rickert (fr. Vsg.): Ich unterstütze die Wünsche des Abg. Knebel. Im Osten müßte für den Obstbauer mehr gefschehen. Be— lehrungen durch Wanderlehrer wären sehr wünschenswerth. Andere Erwerbskreise dürften aber durch staatliches Eintreten nicht verdächtigt werden. Der Verein. Nordost. ist. mir seiner Tendenz nach sehr sympatbisch. Die freisinnige Vereini⸗ gung hat aber mit ihm nichts zu thun, am wenigsten ist er der reine Appendix der freisinnigen Vereinigung, wie man gesagt bat. Das trifft auch nicht beim Schutz berband zur Abwehr agrarischer Uebergriffe zu, dem auch zahlreiche Mitglieder der nationalliberalen Partei ange⸗ hören. Täglich werden jetzt in Stolpe, Lauenburg. unsere Bauern⸗ dersammlungen aufgelöst, ünd das Gesetz wird mit Füßen getreten. Als Richter in einer Versammlung einen Artikel aus einer Zeitung äber das alte Herrenthum, vorlas, wurde die Versammlung vom Amtsvorsteher aufgelöst. Eine andere Versammlung wurde aufgelöst, weil der überwachende Beamte nicht haben wollte, daß der Redner über Beamte spreche. Ist das noch Versammlungsfreiheit? Es reizt mich fehr, doch einmal hinzugeben und mich über die Verhältnisse zu informieren, und ich lade Sie ein, dasselbe zu thun. Sie haben hier einen Vorgeschmack, was aus einer ö 3 unseres Vereinsgesetzts werden würde! (Präsident von Köller: Herr Abg., Rickert, über ein Vereinsgesetz verhandeln wir doch nicht, wollen Sie sich doch an die Landwirkbs aft halten) Neulich hat ein Konservativer sogar ein förmliches Verbör mit mir vornehmen wollen. Es wird die Zeit kommen, wo man die ige: Führer der Landwirthe zum alten Eisen werfen wird. Sie haben der Landwirthschaft den Muth genommen, weiter zu arbeiten, und in den Tausenden von Baucmn, die dem Verein Nordost beitreten, wird es allmäblich Licht werden!

Abg. Brömel (fr. Bgg.:) bringt den Streit des Vorsitzenden der pommerschen Landwirthschaftskammer, Grafen von Schwerin Loewitz, und des Vorstehers der Stettiner Kaufmannschaft wegen angeblich unrichtiger Preisnotierungen zur Sprache und bemerkt:

Graf Schwerin bat schwere Anklagen gegen die Stettiner Börse vor⸗ gebracht. Daraufhin sind alle Stettiner Maller vernommen worden, und sie haben ausgesagt, daß keiner der Landwirtbschafts⸗ kammer eine Mittbeilung über die Preisnotierungen gemacht babe. Trotzdem ließ sich der Graf nicht herbei, seine Bebauptung zurück zunehmen oder richtig zu stellen. Es wird schwer mit der einfachen bürgerlichen Ehre zu vereinbaren sein, daß man guf das Zeugniß dreier Ungenannter beute Verdächtigungen ehrlicher Kaufleute erbebt. In der Seneralversammlung der Stettiner Getreide- händler wurde festgestellt, daß nur einmal ein Makler

Derrn von. Knebel Döberitz eine Unterredung. ge—⸗ habt babe. Dieser Makler hat aber erklärt, daß er Mittheilungen, wie sie Graf Schwerin behauptet, nicht gemacht habe. Das ist das einzige Faktische von der angeblich vor- genommenen Enquete. Die pommersche Landwirthschafte kammer hat der Stettiner Börse vorgeworfen, daß sie unwabre Preisnotierungen vom Intereffenstandvunkte aus vorgenommen habe. Alle Berich— tigungen der Börse und alle Aufforderungen zur Beweisführung sind fruchtlos geblieben. Darauf hat die Stettiner Kaufmannschaft den Handels. Minister gebeten, den Landwirthschafts. Minister zu ersuchen, daß die Aufsichtsinstanz, der Regierungs⸗Präsident, einschreite. Der Landwirthschafts⸗Minister wird einsehen, Daß die Stettiner Kaufleute Genugthuung verlangen können. Sie fordern nichts Unbilliges, wenn sie gewissermaßen als Angeklagte den Be⸗ weis ihrer Unschuld erbringen wollen vor dem Regierungs— Präsidenten in Stettin. Die Frage ist von hervorragendem offentlichen Interesse. Soll es auch bier so weit kommen, daß nur die Flucht in die Oeffentlichkeit übrig bleibt, um auf Grund einer Preßäußerung, wie im Projeß Leckert ⸗Lützow, die Wahrheit ans Licht zu bringen? Die Vorsteher der Stettiner Kaufmannschaft glauben verleumderisch beleidigt zu sein. Kann man da von einem . der Vertrauensleute der Landwirtbschaft und der

örse sprechen?

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung für die Plenarsitzung des Reichs tages am Montag, den 8. März, stebemn: I Zweite Berathung der Nebersicht der Reichs ⸗Ausgaben und Einnahm en für das Etatsjahr 1885ñ96. 2) Zweite Berathung. des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs haushalts-Etats für das Etgtsjahr 1897 98, und zwar: Reichstag, mit dem mündlichen Bericht der Kommission für den Reichshaushalts. Etat. 3) Dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes über die Zwangs⸗ versteigerung und die Zwangsverwaltung sowie des zugehörigen Entwurfs eines Einführungsgesetzes. 4 Dritte Berathung des Entwurfs einer Grundbuchordnung. 5) Zweiundfünfzigster Bericht der Kommission für die Petitionen, betreffend Vermebrung der Eisenbabn- Sekretärstellen in Elsaß - Lothringen. S Dreiundfünfzigster Bericht der Kommission für die Petitionen, betref fend die Gleichstellung der Telegraphisten der Reichs« Eisenbahnen mit denen der. Reichs- Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung. 7) Vierundfünfzigster Bericht der Kommission für die Petitionen, betreffend die Rückerstattung von Zoll auf Getreide.

Statistik und Volkswirthschaft.

Das Ende Februar d. J, erschienene erste Vierte ljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs enthält Artikel über 19 verschiedene Gegenstände. Wie alljährlich im ersten Heft, sind zunächst die für die Arbeiten des Kaiserlichen Statistischen Amts neu erlassenen Anordnungen erwähnt. Es folgen dann 7 Mittheilungen zur Statistit der Preise, die diesmal besonders bedacht ist, und jwar werden die Großhandelspreise wichtiger Wagren an deutschen Plätzen mitgetheilt für die einzelnen Mongte des Jahres 1896 und die Jahre 1879 bis 1896, ferner Vieh“ (Rindvieh⸗ und Schweine) Preise in 10 deutschen Städten (1894 bis 1896 und Monate 1896), Preise von Roggen und Weizen in Berlin und Breslau an den einzelnen Wochentagen des Jahres 1896, so—⸗ dann auch nach Stichtagen in Paris, London und Amsterdam, Weizen-Terminpreise in Berlin, Wien. Paris, Amsterdam, Liverpool und New. Jork (am Ende ieder Woche 1892 bis 1896), schließlich Preise von Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Mais im Auslande (1892 bis 1896 und Monate 1896). Zur Bevölkerungs-⸗Statistik enthält das Heft auf Grund der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 die ersten endgültig festgestellten Zahlen für das Reich und die Bundesstaaten, während die Bewegung der Bevölkerung der regelmäßigen Mitthei · lungen über Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle lim Jahre 1895), sowie die übersgeische Auswanderung (im Jahre 1896) betreffen. Ein weiterer Artikel behandelt die auf Grund der Berufszäblung am 14. Juni 1895 erlangten Nachweise über die Hausiergewerbetreibenden in ihren hauptsächlichsten Ergeb⸗ nissen. Die folgende Abhandlung betrifft den Taback, seine Be⸗ steuerung, Ein⸗ und Ausfuhr, sowie Ertrag der Tabackabgaben im Euer gh 1895 95. Zur Statistik der Schiffahrt werden drei Bei⸗ träge geliefert, welche den Bestand der deutschen Kauffahrtei—⸗ schiffe zu Beginn des Jahres 1896 und die Bestandesveränderungen im Jahre 1895, ferner die Verunglückungen deutjcher See— schiffe (1894 und 1895) und die Schiffsunfälle an der deutschen Küste während des Jahres 1895. betreffen. An diese schließt sich die regelmäßige vierteljährliche vor— läufige Mittheilung zur Konkugs-⸗Statistik an, Dies, mal das vierte Vierteljahr 1896 betreffend, welche sich für das Reich als Ganzes auch auf das volle Jahr 1896 erstreckt. Endlich wird eine Veröffentlichung über das Mee hl im Welt handel gebracht, worin über die Ausfuhr von Mehl aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Rußland, DOesterreich Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland (18591 bis 1896) und über die Einfuhr don Mehl in Großbritannien und Irland (1594 bis 1896, sowie über die einschlägigen englischen Einfuhrwerthe Auskunft gegeben wird.

9.

Arbeiterbewegung. *

Aus Düsseldorf wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ geschrie den; Beim Brückenbau sind Lohnstreitigkeiten ausgebrochen. Die bei dem Bau des Pfeilers auf der linken Rheinseite beschäftigten Arbeiter fordern Lohnerhöhung und drohen mit einem Ausstande. Von der pol igeibeh dre sind die nöthigen Mannschaften um Schutze der ie , . Eine Antwort der Bauunternehmer ist bisher noch nicht gegeben worden. . ; ;

In Offenbach a. M. haben, der Frkf. Ztg. zufolge, km stliche Schriftgießereien den von den Gehilfen vorgelegten Tai . . gültig angenommen. Die Arbeitszeit wurde auf täglich 9 Stunden herabgesetzt, der Lohn dagegen um etwa 8 bis 10 erhöht.

Aus Berlin wird der Köln. Ztg.“ telegraphiert; 13 000 el r arbeiter in 24 Städten wollen, wie der Bevollmächtigte der Zentral- Organisation mittheilt, in diesem Frühjabr in eine Lohnb?üwegung eintreten. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Kürschn erz n . lehnten in ihrer Versammlung vom 1. d. M. es ab, Ren im Mai in London tagenden jweiten internationalen Kürschner⸗ kongreß zu beschicken. Die Frage, ob es möglich sei, den Tarif in der Mützenbranche zur Durchführung zu bringen, wurde, eine it⸗ theilung des Vorwärts“ zufolge, da der jetzige Zeitpun t den Arbeitern unguͤnstig ist, bis zur nächsten Saison dertag . .

In Lüttich fand, wie die Rh. Weftf. Ztg. meldet, ein Zusammen⸗ stoß ausständiger Grubenarbeiter mit Grubenbeamten! statt.

Ein Arbeiter wurde getödtet. (Vgl. Nr. 54 d. BI.) (

Land und Forstwirthschaft.

Die in den Tagen vom 17 bis 21. Juni d. J. stattfindende Wander- Ausstellung der Deutschen Landwirthschafts. Gesellschaft in Hamburg wird zur Hälfte des Platzes etwa eine Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe enthalten. Als besondere Gruppe werden dort in Erscheinung treten die Maschinen für Brennereien, Mähmaschinen für Getreide, Gras und Klee, Trockenarparate für Getreide und mechanische Pflüge, also Dampf- und elektrische Pflüge, außerdem sämmtliche im letzten Jahre neu erfundenen landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe. Die letzteren Gruppen werden Prüfungen unterzogen, und jwar die neuen Geräthe daraufbin, ob sie wirklich nen sowie be- achtenswerth sind, während die Trockenapparate und mechanischen Pflüge großen vergleichenden Arbeiteprüfungen unterzogen werden. Es wird angenommen, daß in Hamburg 4000 landmwirthschaftliche Maschinen und Geräthe am Platz sein werden, und daß auch das Ausland vertreten sein wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Belgien. .

Die Commission sanitaire de Escaut hat das von ibr unter dem 6. v. M. erlassene Verbot der Ein⸗ und Durchfuhr von Wagren aus Indien, wie folgt, abgeändert und auch auf Her- künfte aus Persien und den südlich des 30. Breitegrades liegenden Theilen des chinesischen Reichs ausgedehnt: .

*. Waaren, deren Ein und Durch fuhr verboten ist:

1) Leder, roh, gesalzen oder gelaugt, frische Häute und alles un gegerbte Leder, frische Tbierabfälle, Klauen und Hufe. 6

(Es werden jedoch zum Gebrauch zugelassen rohe Felle, wenn sie gesalzen und zugleich mit Arsenik behandelt sind.)

2) Een abgetragene Kleider, Bekleidungsgegenstände für den täglichen Gebrauch, gebrauchtes und ungebrauchtes Bettzeug.

3) Alte und neue Teppiche, alte und neue Wollsachen, Seiden⸗ waaren.

4) Alle kleinen Gegenstände, welche einzeln mitgeführt werden und den Keim der Pest weitertragen können.

5) Fläschchen mit Liqueur und Parfümerien, welche einzeln mit geführt werden. . 2.

6) Alle Sorten von Lumpen und Hadern, die nicht in mechanisch komprimierten und mit Reifen verschnürten Ballen zur Versendung kommen.

7) Alle Textil, oder sonstige ähnliche Waaren aus thierischen oder vegetabilischen Stoffen, wie Wolle, Baumwolle, sowie Fasern aus solchen Stoffen, Kokusnußfasern ze, soweit sie nicht in mechanisch komprimierten und mit Reifen verschnürten Ballen zur Versendung kommen.

8) Menschliches Kopfhaar, Haar und rohe Seide, soweit solches nicht in mechanisch komprimierten und mit Reifen verschnürten Ballen zur Versendung kommt. Die unter 2, 3, 4, H. 7 und 8 aufgeführten Waaren können nach Desinfizierung auf der Sanitätsftation in Doel frei eingeführt werden. ; .

B. Waaren, die nur zur Durchfuhr zugelassen werden:

1) Leder, roh, gesalzen oder gelaugt, frische Häute und alles un⸗ gegerbte Leder, sofern diese Waaren so verpackt sind, daß die Arbeiter bei ihrer Fortschaffung nicht direkt mit denselben in Berührung kommen. . . .

2) Rohe Wolle, welche in mechanisch komprimierten und mit Reifen verschnürten Ballen zur Versendung kommt. .

3) Alle Sorten von Lumpen und Hadern, welche in mechanisch komprimierten und mit Reifen verschnuͤrten Ballen zur Versendung kommen. ö

Die Sanitätspolizei kann jedoch anordnen, daß die Ballen vor der Ausladung an der Oberfläche mit einer desinfizierenden Lösung gewaschen werden. (Vergl. ‚Reichs-Anzeiger' Nr. 46 vom 16. und Nr. 48 vom 25. v. Mts.)

Venedig, 4. März.

[W. T. B.) In der heutigen Sitzung der internationalen Pestkonferenz erklärten die Delegirten der Türkei, Schwedens und Norwegens den Beitritt ihrer Regierungen

zur Pariser Sanitäts-Konvention. Der Beitritt der Türkei ist auf eine Dauer von fünf Jahren beschränkt. Die Zustimmung Englands zu der genannten Konvention, welche unter einigen wenigen Vorbe⸗ halten erfolgte, wurde vom englischen Delegirten bereits in einer früheren Sitzung bekannt gegeben. . /

Bom bay, 4. März. (W. T. B.) Bisher sind 8383 Personen an der Pest erkrankt und 6979 Personen gestorben. Die Gesammt⸗ sterblichkeit in Bom bay betrug in der letzten Woche 1484 gegen 1650 in der Vorwoche.

Verdingungen im Auslande.

Belgien. . 17. März,. 11 Uhr. Socisté nationale des chemins de fer vieinaus in Brüssel, Rue de la science Nr. 26: Lieferung und Aufstellung von 10 Wasser-Reservoirs mit Röhren und sonstigem

Zubehör. . ; Serbien.

20. März. Direktion des Ingenieur ⸗Arsenals in Tchuprija— Lieferung von 25 009 Stück Schrauben verschiedener Dimensionen, nach Muster, 30 000 Stück. Nägeln, nach Muster, 300 Stück Zimmer⸗ mannsbleistiften, Soo kg Firniß, 50 kg weißer Farbe, 50 kg Mennige, 2000 kg Eisen in Stangen. Bedingungen in der Kanzlei der genannten Direktion.

Verkehrs⸗Anstalten.

In Rehoboth im Schutzgebiet von Deut sch-⸗Südwest afrika ist eine Kaiserliche PsoebGst-gentur eingerichtet worden, die an der Besorgung des Postverkehrs nach den für das Schutzgebiet geltenden Bestimmungen tbeilnimmt.

Bremen, 5. März (W. T. B) Norddeutscher Llopd. SD. Havel“ hat 3. März Abds. die Reise von Southampton nach New ⸗NYork fortges. PD. „Halle“, von Baltimore kommend, am 3. März Nachm. St. Catherines Point passiert. RPD. Gera“, nach Australien bestimmt, am 3. März Nachm, in Neapel angek. RpD. Friedrich der Große“ hat 3. März Nachts Reise von Pert Said nach Neapel fortges. D. Wartburg“ hat 2. März Mittags Reise von Antwerpen nach Oporto fortges. SD. Spreen, v. New⸗ Jork kommend, am 4. März Vorm. auf der Weser angek. SD. „Kaiser Wilhelm II.“, von New ˖ Vork kommend, am 4. März Mrgö. in Genug angek. RPD. „Prinz Heinrich“ hat 4. März Vorm. Reise von Genua nach Southampton ortges.

ö 4. März. (W. T. B.) Holland ⸗Amerika⸗ Linie. D. „‚Amsterdam“, von Rotterdam nach New Vork, ist gestern Vormittag in New Vork angekommen. D. . Maas dam“, von New York nach Rotterdam, ist gestern Vormittag von New⸗ Ysrk abgegangen.

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Theater und Musik.

Berliner Theater. .

„Hairan“, eine dramatische Dichtung in fünf Aufzügen von Adolf Wilbrandt, welche gestern zum ersten Mal aufgeführt wurde, kann nur als ein Hr dichterisches Experiment bezeichnet werden. Wenn auch der Verfasser die Handlung ins vierundzwanzigste Jahr vor Christi Geburt, nach Antiochia verlegt und sowohl die Personen wie die Ereignisse als Schöpfungen seiner freien Phantasie erscheinen läßt, so geschieht das doch nur in der Absicht, einen allzu durch- sichtigen Schleier über die Bilder zu breiten, welche das Erden wallen des Heilands darstellen sollen. So hoch man auch die dramatische Kunst ftellen, so sehr man ihr die Fähigkeit, erhabene und