1897 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

6. ;.

. . = w ö r. K .

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien 2 Hansestadt Hamburg Pr. Schroeder ist in Berlin an⸗ gekommen.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando arine ist S M. S. „Moltke“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Stiege, am 5. März in Lifsabon an⸗ gekommen und ben schtin am 10. März nach Wilhelms⸗ haven in See zu gehen; S. M. S. „Frene“, Kommandant Korvetten⸗Kapitãn du Bois, beabsichtigte, heute von Hong⸗ kong nach Yokohama in See zu gehen.

Münster, 7. März. Heute Mittag 1216 Uhr wurde der auf Befehl Seiner Majestät des Königs einberufene Sandtag der Provinz Westfalen im 8 des hiesigen Ständehauses, nachdem zuvor die itglieder des Landtages dem im Dom bezw. in der evangelischen Kirche ab⸗ gehaltenen feierlichen Gottesdienste beigewohnt hatten, durch den Königlichen Landtage⸗Kommissar, Wirklichen Geheimen

Rath und Ober⸗Präsidenien der Provinz Westfalen Studt

mittels folgender Ansprache eröffnet:

r Dochgeehrte Herren! Die von dem vorjährigen Provinzial Landtage beschloßsenen Ab= änderungsanträge zur Westfälischen Landgüterordnung sind in der Ministerialinstanz einer eingehenden Prüfung unterzogen worden. Letztere bat zur Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs geführt, welcher das bäuerliche Anerbenrecht auf neuer Grundlage regelt und den Ibrerseits geäußerten Wünschen in der Hauptfäche Rechnung trägt. Der Entwurf wird Ihnen auf Allerböchsten Befehl zur ander weiten Begutachtung vorgelegt werden. Des weiteren beabsichtigt die Könizliche Staatsregierung, über einen Gesetzentwurf, welcher die Forstverhältnisse für das ehemalige Juftijamt Olpe in wesentlicher Uebereinstimmung mit den Vor— schlägen der Kreis vertretung zu ordnen bezweckt, Ihr Gutachten einzuholen.

Aus dem Bereiche der kommunalen Provinzialverwaltung wird Ibnen unter anderen Vorlagen der Entwurf eines Nachtrag Etats zugehen. Der Inhalt des für das abgelaufene Efatsjahr Fon dem Preovinzial⸗Ausschusse erstatteten Verwaltungeberichts wird Ihnen Anlaß geben, sich von der unausgesetzten pflichttreuen Thätigkeit und dem erfolgreichen Zusammenwirken aller Organe des Provinzial. verbandes in der Erfüllung der dem letzteren gestellten dielfeitigen Aufgaben zu überzeugen.

Unter den Ereignissen des letzten Jahres steht in erster Reihe die Abebende Feier, welche der Probinzialperband am 18. Oktober zur Einweihung des an der Porta Westfalica errichteten Denkmals für den Hochseligen Kaiser Wilhelm den Großen veranstaltet hat und die durch die Anwesenheit Ihrer Kaiserlichen und König2— lichen Majestãten einen ganz besonderen Glanz erhielt. Die begeisterten Huldigungen, welche dem r. Herrscherpaare bei diesem Seinem erneuten Besuch auf westfälischem Boden dargebracht wurden, sie geben das schönste Zeugniß von der unerschütterlichen Liebe und Treue, mit der die Bevölkerung unserer Provinz dem an— gestammten Herrscherbause zugethan ist. In vollem Einklange damit sehen wir jeßt aller Orten in der Provinz die Vorbereitungen für eine würdige Feier des hundertjährigen Geburtstages des verewigten Heldenkaisers sich vollziehen.

In der Zuversicht, daß Ihre bevorstehenden Verhandlungen von demselben Geiste der Eintracht und der Vaterlandsliebe geleftet fein werden, der sich bei den erwähnten . Vorgängen in so glänzender Weise bethätigt hat, erkläre ich im Allerhöchsten Auftrage den 38. Provinzial⸗Landtag der Provi3 Westfalen für eröffnet.

Das älteste Mitglied der Versammlung, Justiz-Rath Geck brachte nach entsprechenden Worten der Erwiderung ein drei— faches Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Versammlung lebhaft einstimmte.

Düsseldorf, 7. März. Nachdem Seine Majestät der König die Zusammenberufung des Provinzial-Landtages der Rheinprovinz auf den heutigen Tag zu genehmigen geruht hatte, begab sich heute Mittag 12 Uhr, nach Beendigung des in der evangelischen und in der katholischen Kirche abgehaltenen Gottesdienstes, der Königliche Landtags⸗-Kommissarius, Ober— Präsident der Rheinprovinz. Wirkliche Geheime Rath Nasse nach dem Ständehause und eröffnete den 40. Rheinischen Provinzial-Landtag mit nachfolgender Ansprache:

Hochgeehrte Herren!

Als Königlicher Kommissarius habe ich die Chre, den von Seiner Majestät dem Kaiser und König bierher einberufenen 40. Provinzial Landtag der Rheinprovinz zu begrüßen.

Es wird Ihnen gleich mir ein Herzensbedürfniß sein, zunächst auch an dieser Stelle in ebrfurchtsvollster Dankbarkeit der Gnade zu gedenken, welche Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiferin im 33 des vorigen Jahres unserer Provinz durch Allerhöchftihren Besuch unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung zu erweisen geruhten. .

So Gott will, wird im kommenden Herbst das hochragende Denk mal zur Enthüllung gelangen, welches am Deutschen Eck zu Koblenz die Rheinprovinz dem Begründer des Deutschen Reiches Wilbelm dem Großen zu errichten beichäftigt ist. Daß Ihre Kaiserlichen und König— lichen Majestäten der Enthüllungsfeier des Denkmals durch Ihre An= wesenheit die höchste Weihe verleihen mögen, das ist, dessen bin ich gewiß, eines jeden Rheinländers hoffnung voller Wunsch!

In Erfüllung einer Ehrenpflicht lassen Sie ferner derjenigen Mitglieder des Provinzial⸗-Landtages uns dankbar erinnern, wesche seit Ihrer letzten Tagung dahingeschieden sind. Mögen die neu ein getretenen Abgeordneten ihren Vorgängern nacheifern in treuer Sorge 34 fleißiger Arbeit für der Rheinischen Lande Blühen und Ge— deihen!

Die Königliche Staateregierung erbittet Ihr Gutachten über den Entwurf einer Verordnung, betreffend die Ausführung des Fischerei⸗ gesetzes vom 30. Mai 1874 in der Rheinprovinz. Im übrigen nimmt die Staatsregierung Ihre Thätigkeit nur wegen einiger Wahlen für Ober Ersatkommissionen in Anspruch. .

Gine Vorlage wegen anderweiter Einrichtung der rheinischen Gemeinde⸗Forstverwaltung kann ich Iknen auch jetzt noch nicht unter breiten. Es baben vielmehr die zuftändigen Herren Minister sich dabin ausgesprochen, daß die vom Provinzial Landtag angeregte Bil— dung gemeinschaftlicher Oberförsteresen für den Staats⸗ und Semeinde⸗ wald im Hinblick auf die entgegenstehenden finanziellen Schwierig—⸗ keiten zur Zeit für undurchfübchar zu erachten fei. ö

Der stenig fortschreitenden Entwickelung der Gesammtverhältnisse unserer Previnz, meine Herren, entspricht der erweiterte Umfang der für Ihre eigene Verwaltung gestellten Aufgaben. In welchem Maße die einzelnen Zweige der Verwaltung an dieser gesteigerten Thätigkeit betheiligt sind, werden Sie aus dem Ihnen vorliegenden Material erse ben. Ihre Sorge wird es sein, für eine geordnete und gedeibliche Weiterführung der provinziellen Aufgaben die erforderlichen Mittel unter sorgsamer Abwägung des Bedürfnisses bereit zu ftellen.

Aus den mannigfachen und gewichtigen Materien, welche hierbei im einzelnen Ihre Aufmerksamkeit vorzugsweise erheischen werden, bebe ich insbesendere die Vorlagen hervor, welche Ihnen nach reif⸗ lichster Erwägung Ibr Provinzial⸗Ausschuß auf dem Gebiet der

ürsorge für die Geisteskranken und Epileptischen unterbreitet. ch hege das zuversichtliche Vertrauen, daß es dem Pro- vinnal⸗Lwandtage auch in dieser so hoch bedeutsamen An⸗

Elegenbeit gelingen. wird, unbeirrt durch die zurückliegenden ke, von sachlich nicht immer genügend unterrichteten Seiten und nur geleitet von dem Gefühle ausgiebiger Pflichterfüllung und ernster Verantwortung, die rbeinische Irrenpflege vorbildlich fo zu erbalten und zu fördern, wie dies der Größe und Bedeutung der Provinz traditionell entspricht.

Im Hinblick auf die immer noch mißliche Lage, in welcher sich die Landwirthschaft treibende Bevölkerung befindet, werden Sie in dem Hausbalts. Gtat für die Jahre 1897,99 mit Befriedigung die Einftellung erhöhter Mittel für landwirthschaftliche Zwecke erb icken, jumal nunmebr außer der Gifel auch in anderen unter besonders ungünstigen Verhältnissen leidenden Kreisen eine kräftigere Förderung der Landeskultur unter Aufwendung staatlicher und provinzieller Mittel erfolgen soll.

Dankbar begrüßt man es schließlich unter der landwirthschaft⸗ lichen Bevölkerung der Provinz, daß durch eine engere Verbindung des Geschãftsbetriebes der kommunalen Sparkassen mit der auch ander⸗ weit so regsam thätigen Landesbank der Rheinprovinz eine erfreuliche Erleichterung und Stärkung des ländlichen Realkredits Platz zu greifen beginnt.

Wenn ich Ihnen nunmehr, meine Herren, beim Beginn Ihrer dies maligen Tagung ein berzliches Glück auf!‘ zurufe, so' zweifle ich nicht, daß Ihr in Einsicht und Opferwilligkeit bewäbrter Sinn die Berathungen, welche sich zum ersten Mal in dem prächtig ausgestalteten Sitzungssaale vollneben, ju einem für unsere theuere Heimathyrovinz e , n Ende führen wird. Möge Gottes Segen Ihre Arbeiten

egleiten!

Auf Allerhöchsten Befehl erkläre ich den 40. Rheinischen Provinzial⸗ Landtag hiermit für eröffnet.

Darauf fand die Wahl des Vorsitzenden des Provinzial— Landtages, owie eines Stellvertreters desselben statt.

Zum Vorsitzenden des Provinzial-Landtages wurde der Ober ⸗Bürgermeister Becker aus Köln, zum Siellvertreter des— selben der Königliche Kammerherr und Ccqhloßhauptnimnt Graf

von Fürstenberg-Stammheim auf Stammheim gewählt.

Württemberg.

Für die Feier des hundertjährigen Geburtstages Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers Wilhelm]. ist, wie der St⸗A f. W.“ meldet, mit Genehmigung Seiner Majestät des Königs Folgendes angeordnet worden? Am Sonn⸗ tag, den 21. März, gen in den Gotiesdiensten der evangelischen Kirchen des Landes das segensreiche Andenken des verewigten Kaisers erneuert werden. Für die katholischen Kirchen des Landes wird eine entsprechende Feier von dem Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg angeorbnet werden. Auf Veranlassung der israeli—⸗ tischen Ober ⸗RKirchenbehörde und des Presbyteriums der reformierten Gemeinde Stuttgart wird ebenso in den Kirchen dieser Religions gemeinschaften eine Feier stattfinden. Sodann ist mit Allerhöchster Genehmigung für den 2. März angeordnet worden, daß in allen Schulen des Landes dieser Tag schulfrei und an demselben eine Schulfeier abzuhalten sei. Außerdem wird am 21. und 22. März eine allgemeine Be⸗ ecfgung der Staatsgebäude des Landes stattfinden; auch sollen am 22. März, soweit dies mit dem ungestörten ert en der Geschäfte vereinbar ist, die Beamten und

ediensteten aller Departements dienstfrei sein und die Kanzleien der Staatsbehörden des Landes geschlossen werden. Militärischerseits sind folgende Anordnungen getroffen worden: Für den 21. März: Militär⸗Gottesdienft mit Abordnungen, gtegimentẽ 2c. Appells mit Ansprachen, in denen die Bedeutung der Feier zum Ausdruck gebracht wird, Abends großer Zapfenstreich; für den 22. März: Salutschießen, Feldgottesdienst, daran anschließend Paraden zu Fuß, Ver⸗ anstaltungen in den Regimentern ꝛc. Der 23. März ist dienst⸗ frei. An allen drei Tagen werden die Dienstgebäude flaggen. Am 22. März Abends, insoweit eine allgemeine Illumination stattfindet, Beleuchtung der Dienstgebaͤͤude. Für die im Bereiche der Militärverwaltung beschäftigten Zivilpersonen ruht an diesen Tagen die Arbeit. Dleselben erhalten jedoch den entfallenden Tageslohn ausbezahlt.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie den „Meckl. Nachr.“ aus k. gemeldet wird, in der ver— gangenen Woche theils durch vermehrte asthmatische Beschwerden, theils durch ungünstige Witterung verhindert gewesen, das Zimmer zu verlassen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog ist am Sonnabend Abend von Gotha in Coburg eingetroffen und hat sich gestern . von dort zu dreiwöchigem Aufenthalt nach Nizza be— geben.

Der Landtag des Herzogthums Coburg ist auf ben 10. d. M. nach Coburg einberufen worden.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Der Minister-Präsident Graf Badent hat sich am Sonn— abend Abend zum Abschluß der Ausgleichsverhandlungen von Wien nach Budapest begeben und ist heute früh von dort zurückgekehrt.

In der vorgestrigen Sitzung des böhmischen Land— tages erklärte der Abg. Kramar in der Generaldebatte über das Budget: wenn die Deutschen sich den sprachlichen Forde— rungen nicht freiwillig fügten, so würden sie dazu gezwungen werden. Hinsichtlich des Ausgleiches Oesterreichs mit Ungarn führte Kramar aus: die Czechen ständen nach allen Seiten hin frei und ließen sich nicht binden, wenn nicht ein großer, be— deutender Schritt zur Lösung der böhmischen Fraͤge erfolge. Der Generalredner Fournier sagte: die Deutschen ließen sich im Lande nicht als Fremdlinge betrachten, fie wurden ihre Stellung zu vertheidigen wissen. Die Kandidatur des Prinzen Friedrich Schwarzenberg in Budweis beweise, daß die Deutschen im Landtage nur Feinde hätten, und daß darum ihres Bleibens im Hause nicht lange sein werde. Der Landtag trat alsdann in die Spezialdebatte ein.

Bei den Wahlmännerwahlen in Skole (Galizien) wurden von Sozialdemokraten Ausschreitungen hervor— gerufen. Als die Menge das Wahllokal stürmen wollte, ver—⸗ haftete ein Gendarm einen der Betheiligten. Die Menge stũrzte sich nun auf den Gendarmen. Das Militär, welches herbei— gerufen war, gab Feuer; sechs Personen wurden verwundet, von denen zwei ihren Wunden erlagen. Der Gendarm wurde durch einen Steinwurf schwer verletzt und ein Soldat leicht verwundet.

Das ungarische Unterhaus erledigte vorgestern die Generaldebatie über das Budget des Kultus⸗

Großbritannien und Irland.

Bei dem griechischen Geschäftsträger Meta a s wie das Reuter sche Bureau aus London wellen une r Schreiben von Personen ein, welche Griechenland lbr? Dien als Freiwillige anbieten. Bisher hat Metaxas 12 665 Pfund an freiwilligen Beiträgen für die Sache Grie enlands ent 9. engenommen. Einige englische Freiwillige sind bereits nach

then abgegangen, weitere . werden sich im Laufe der nächsten Woche nach Kreta begeben.

Gestern Nachmittag veranstalteten etwa 7000 Personen der Mehrzahl nach Arbeiter, im Hydepart zu London ein⸗ Kundgebung gegen die ,,,, gegen⸗ über Griechenland. Außer vor der Tribüne, woJ di griechische Flagge gehißt war, herrschte eine wenig be⸗ geisterte Stimmung. Die Ruhe wurde in keiner Weise gestört. Es wurde eine. Resolution angenommen worin Sympathie für die Kreter in ihrem Kampfe egen die türkische Herrschaft . und Einspruch erhoben wird gegen den Versuch der Mächte, auf Griechenland einen Zwang auszuüben. Ferner wird Lord Salisbury in der Resolution aufgefordert, es abzulehnen, von den Geschützen der britischen Flotte einen Gebrauch zu machen, der Großbritannien zur

chande gereiche und es erniedrige.

Rußland.

Der Flügel⸗Adjutant des Deutschen Kaisers, Oberst von Moltke traf gestern in St. e, . ein und begab sich, wie der „Regierungsbote“ meldet, alsbald nach Zaxrskoje⸗ Sselo, 2 Oberst von Moltke dem Kaifer ein Schreiben des Deutschen Kaisers nebst Photographien der feierlichen Ueberreichung der von dem Kaiser Nikolaus dem preußischen Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗ Regiment verliehenen Fahnenbänder übergab.

Gestern empfing der Kaiser in feierlicher Audienz die außerordentliche persische Gesandtschaft, welche zur Votifizie rung der Thronbesteigung des Schahs in St. Petersburg eingetroffen ist.

Frankreich.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ Este ist am Sonnabend Nachmittag in Cannes eingetroffen.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkamm er brachte der Deputirte Michelin radikal einen dringlichen Antrag ein, welcher die 1 von Staat und Kirche bezweckt. Der Justiz⸗Minister Darkan bekämpfte die Dringlich⸗ keit, welche hierauf mit 323 gegen 152 Stimmen abgelehnt wurde. Der Deputirte Rouaner , eine In⸗ terpellation an die Regierung über die aßregeln, welche sie zu treffen gedenke, um Geldvergeudungen vorzubeugen, wie sie bei den Südbahnen vorgekommen seien; der Redner klagte ferner darüber, daß man den Wucher mit Petroleum und die Getreidewucherer sowie verschiedene in Liquidation befindliche finanzielle Gesellschaften nicht gerichtlich verfolge; zu tadeln sei es, daß mehr als 150 Mitglieder des Parla⸗ ments verschiedenen finanziellen Gesellschaften angehörten. Der Justiz-Minister Darlan erwiderte: die von dem Deputirten Rouanet erwähnten Angelegenheiten seien Gegenstand ver⸗ schiedener gerichtlicher Erhebungen gewesen; die Justiz ver— folge ihren Lauf. Die Berathung wurde fodann geschlossen. Der Deputirte Rouanet brachte eine Tagesordnung ein, worin die Regierung aufgefordert wird, dem Gesetze Achtung zu verschaffen und darüber Erhebungen an ustellen, wen die Verantwortlichkeit treffe. Der Minister-Präͤsident Méline lehnte diese Tagesordnung ab, die der Regie⸗ rung der Schwäche zu beschuldigen scheine, und hob mit Ent— schiedenheit hervor, daß die Regierung ihre volle Pflicht gethan und Energie bewiesen habe. Mehrere Redner sprachen unter lebhafter Erregung der Kammer zu Gunsten der Tages⸗ ardnung Rouanet's, welche indessen mit 294 gegen 33* Stimmen abgelehnt wurde. Sodann wurde mit 21 gegen 180. Stimmen eine Tagesordnung angenommen, welche der Regierung Vertrauen ausspricht.

Italien.

In Caraglio (Provinz Cuneo) entwickelte gestern Giolit ti vor seinen Wählern sein Programm im Sinne der Regierung. Bezüglich der äußeren Politik führte Giolitti, wie W. T. B.“ berichtet, aus: Die Bündnisse, deren Bestimmungen Italien loyal nachgekommen sei und denen es immer treu bleiben werde, seien eine sichere Gewähr; er bemerke jedoch mit großer Genugthung, daß seit dem Amtsantritt des gegen⸗ wärtigen Ministeriums jede Spannung in den Beziehungen zu Frankreich aufgehört habe. Da der Dreibund die Sicherung des Friedens zum Hauptzweck habe, so liege jede Befferung in . zu anderen Mächten im Geiste des Drei—

undes.

Spanien. In Cadix sind, dem „W. T. B.“ zufolge, lebhafte Vor⸗ bereitungen zur eventuellen Ueberführung weiterer Ver— stärkungen nach den Philippinen im Gange.

Belgien.

Infolge der Ausschreitungen, welche in Brüssel am Freitag Abend im Anschluß an die philhellenische Volks— versammlung vorgekommen sind, begab sich der Schöffe, der die Funktionen des Bürgermeisters versieht, nach der türkisch en Gesandtschaft und drückte dem Gefandten sein Bedauern darüber aus, daß er den unqualifizierbaren Angriff auf die Gesandtschaft nicht habe verhindern können.

Türkei.

Den Botschaftern ist, wie „W. T. B.“ aus Kon—⸗ stantinopel meldet, gestern die Antwort der Pforte auf die Kollektivnote, betreffend die kretische Frage, zu⸗ gegangen. Die Pforte drückt darin ihr Einverständniß mit dem Inhalt der Kollektivnote und zugleich die Erwartung aus, daß über die Einzelheiten der in Kreta einzu sührenden Auto— nomie eine besondere Verständigung zwischen ihr und den Mächten erfolgen werde.

Die Botschafter haben, dem Wiener „Tele raphen⸗ Korrespondenz-Buregu“ zufolge, in einer gestern abgehaltenen Versammlung die Auflösung der Gendarmerie-Kom⸗ mission für Kreta beschlossen, da die Autonomie eine neue Organisation erfordern werde. Die wiederholt ergänzte Mobilmachung umfaßt 120 Redif⸗Bataillone des J. und IV. Korps sowie 65 Linien⸗ Bataillone des III. Korps. Infolge der Haltung Griechen⸗

Ministe riums.

lands wird die Zusammenziehung der Truppen beschleunigt,

; tri Vorbereitungen werden fortgesetzr. Ver⸗ . . aus der er gf Militãrzug s chick bisher find 28 Bataillone nach Saloniki abge⸗

gungen.. Marine⸗Minister Sassan Pascha hat eine Eingabe aer m. 2 . der Zustand der Flotte ein er , und die Türkei jeder Seemacht zweiten Ranges ge⸗ wachsen sei. Diese Eingabe sollte von allen Vize Admirglen e ei net werden, jedoch weigerten fich zwei derselben, dies ö thun. Infolge dieses Zwischenfalls erklärte der Marine⸗ Hin ster in einer zweiten Eingabe an den Sultan, er sei perfönlich bereit, das Kommando des Geschwaders zu über⸗ e, frũhere mee, n, Nazim Bey ist zum Vali irut ernannt worden. . in Athen eingegangenen Depesche aus Arta in, wie die Agence Havas“ berichtet, ein türkisches Schiff, welches in Salagora an der Küste von Epirus Lebensmittel für die türkischen Truppen gelandet hatte, auf dem Rückwege äufgelaufen. Das Schiff ist wahrscheinlich der „Euphrat, welcher mit drei . Geschützen armiert ist und vierzig esatzun rt. . ö ,, . die Nachricht eingetroffen, daß der Ver⸗ kehr auf der Bahnstrecke Saloniki⸗Monagstir infolge von Be⸗ schädigung des Bahnkörpers durch griechische Banden, welche auf diese Weise den Transport türkischer Truppen verhindern tocke. ö wollte fen che Admiral Canevaxro hat, wie die „Agence Havas“ aus Kanea vom Sonnabend Abend meldet, eine dringende Mittheilung an den griechischen Commodore Sachturis gesandt; man nehme an, daß es sich in dem Schriftstick um den Ablauf der Frist von sechs Tagen für die Zurückziehung der griechischen Streitkräfte handele.

Aus Anlaß der Bestrafung der türkischen Gen⸗ darmen, welche sich am 2. d. M. empört hatten, entstand ein Konflikt zwischen dem Zivil-Gouverneur Ismail Bey, dem britischen Major Bor, provisorischem Befehlshaber der Gendarmerie, und dem britischen Konsul über die Freilassung des Gendarmerie⸗Unteroffiziers Ramaday, srüheren Kawassen des britischen Konsulats und Führers der jüngsten Rebellion unter den Gendarmen. Der Gouverneur hatte einen Ver⸗ bannungsbefehl gegen Ramaday erlassen; Major Bor führte indessen die Untersuchung allein, erklärte Ramaday für nicht schuldig und setzte ihn in Freiheit. Der Gouverneur bestand auf der Ausweisung; es wird nun eine neue gerichtliche Erhebung von dem Uyndtersuchungsrichter vorgenommen werden. Auf erneuten Befehl des Majors Bor wurden 17 verhaftete Gendarmen am Sonnabend früh in Freiheit gesetzt und ihnen die Waffen zurückgegeben

Das griechische Panzerschiff Hydra“ ist durch sehr ent⸗ schiedene Aufforderungen der Admirale gezwungen worden, die Sudabay zu verlassen. Die „Hydra“ wird zu dem griechischen Ost-Geschwader bei Skiathos stoßen,

Die britischen Kriegsschiffe „Rodney und „Camper⸗ down“, der französische Kreuzer „Chanzy“ sowie ein russifches Panzerschiff sind am Sonnabend mit 500 Marinesoldaten von Kanea nach Selino in See ge⸗ gangen. Dort wurden gestern früh gemischte Detachements gelandet, die sofort nach dem 11 km entfernten Rantano abrückten. Bevor die Geschwader-Chefs die Ent⸗ scheidung trafen, Truppen in Selino auszuschiffen, verhandelten sie lange mit dem griechischen Admiral Reineck, dem Obersten Vassos und dem griechischen Vize⸗Konsul; auf ihre Forderungen erhielten sie ausweichende Antworten und mußten sich deshalb dahin entscheiden, die Gefangenen nöthigenfalls mit Gewalt befreien. . ö i Athen von gestern meldet die „Agence Havas die Christen hätten versucht das Fort Malgxa und das Fort Keratidi mittels Dynamits in die Luft zu sprengen, der südliche Theil des letzteren sei eingestürzt. Um Malaxa herrsche lebhafter Gewehrkampf. Nizams seien von Kanea abgegangen, um den Türken in Malaxa Hilfe zu leisten. . .

Der Oberst Vassos soll in seinem Lager bei Platanias Weisungen von dem König Georg erhalten haben, sich zum äußersten Widerstande bereit zu halten.

Die griechischen Zeitungsberichterstatter sind ge— nöthigt worden, Kanea zu verlassen, nachdem der Chef der internationalen Besatzung erklärt hatte, daß er ihre Sicherheit gegenüber den Drohungen des niederen Volkes nicht gewähr⸗ leisten könne.

Griechenland.

Der König wohnte, wie die „Agence Havas“ meldet, mit der gesammten Königlichen Familie gestern der Messe und dem Requiem bei, welches für die auf Kreta gefallenen Offiziere und Mannschaften abgehalten wurde. .

Der Minister-Präsident Delyannis hat an die Be⸗ hörden ein Rundschreiben gerichtet, worin er empfiehlt, die Einziehung der Steuern im Hinblick auf die kritische Lage zu beschleunigen. Die dem stehenden Heere angehörenden Ab⸗ geordneten verlangen, wieder ihren Dienst in der Armee zu thun. Es wird versichert, daß der Kro nꝑrinz heute nach der thessalischen Grenze abreisen werde. Die Schüler der militärischen Bildungsanstalten sollen als Offiziere in die Armee eintreten. . .

Die „Agence Havas“ berichtet ferner: aus guter Quelle verlaute, daß keinerlei Verhandlungen zwischen der Türtei und Griechenland stattfänden; es sei deshalb auch nicht zutreffend, daß der griechische Gesandte in Konstantinopel Fürst Maurocordato an die Türkei eine Note gerichtet habe, welche vorschlage, daß die Türkei und Griechenland gleich⸗ zeitig ihre Truppen von der thessalischen Grenze zurück— ziehen sollten.

Bulgarien.

Die Sobranje genehmigte gestern in allen Lesungen das Handelsgesetz, die Strafgerichtsordnung und denjenigen Theil des Gesetzes über die Organisation der Gerichte, welcher sich auf die . bezieht. Fortgesetzt wurde die Berathung mehrerer anderen Gesetze. Der Handelsvertrag mit Oesterreich- Ungarn, welcher bereits vertheilt wurde, wird noch in dieser Session, die bis zum 24. März verlängert worden ist, zur Verhandlung gelangen. Die Verträge mit anderen Staaten, welche gegenwärtig die parlamentarische Genehmigung nicht erhalten können, werden durch einen Fürst⸗ lichen Ulas vorläufig in Kraft gesetzt werden.

Amerika.

Der Präsident Mac Kinley . Washington meldet, den Kongreß zu einer lichen Session auf den 15. März einberufen.

at, wie ‚W. T. B.“ aus

außerordent⸗

Der griechische General-Konsul in Washington, Botassi, erhielt von dem griechischen Minister des . Skuses den telegraphischen Auftrag, die gegenwärtig in den Vereinigten Staaten lebenden Griechen, 6 sie zur Reserve ginn rn, . und sie aufzufordern, Griechenland zu

ilfe zu eilen. . . der Provinz Pinar del Rio (Cuba) sind in Madrid Meldungen über bedeutende militärische Operationen eingegangen. Es wurden e , und Lazarethe der Auf⸗ ständischen zerftört, wobei 71 von ihnen getödtet und zahlreiche Personen verwundet wurden. . . Der „Agence Havas“ wird aus Rio de Janeiro ge⸗ meldet, daß von ihrem Anführer Conseilheiro aufgewiegelte Anhänger der sogen annten Fanatiker-Sekte den Qbersten Moreina Cesar, drei andere Offiziere und 20 Soldaten getödtet hätten. In Rio herrsche Erregung. Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Buenos Aires, die Revolution in Uruguay scheine ernster zu werden. Zwei in Argentinien ausgerüstete = n, e, seien in den nördlichen Theil von Uruguay eingedrungen.

Afsien.

Aus Manila wird von gestern gemeldet, am Sonnabend

seien daselbst 2000 Häuser niedergebrannt. Menschenleben seien nicht zu beklagen.

Afrika. ;

Der „Agenzia Stefani“ wird aus Assab gemeldet, daß in Tigre andauernd Verwirrung herrsche. s ilch einzelnen . der Tigriner seien Zusammenstöße erfolgt. Die Eingeborenen von Erythräa, zeigten Gleichgültigkeit gegenüber den Vorkommnissen in Tigre und bekundeten Vertrauen zur Regierung der Kolonie. Ein angesehener Derwisch, der zu den Italienern desertiert sei, ver⸗ sichere, zwei Italiener befänden äh in Omdurman. Im Hinblick auf die gegenwärtig ruhige Lage solle General Vigano die Absicht geäußert haben, demnächst die Alpenjäger und die Ersatzmannschaften der Gebirgs-Batterien in die Heimath zurückzusenden.

Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Braß gemeldet wird, hat der Sultan von Ilorxin kapituliert und einen Vertrag unterzeichnet; der Sultan sei wieder eingesetzt, jedoch unter britische Schutz herrschaft gestellt worden.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (187. Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗ Minister Dr, von Boetticher und der Staatssekretär des Reiches⸗ Schatzamts Dr. Graf von Posadows ky beiwohnten, erledigte das Haus zunächst in zweiter Berathung die Ueber⸗ sicht der Reichs ⸗Aumusgaben und ⸗-Einnahmen, indem es die Etatsüberschreitungen und außeretats mäßigen Ausgaben vor⸗ behaltlich der späteren Rechnungslegung nachträglich genehmigte.

Es folgte die Fortsetzung der zweiten Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1897,98, und zwar des Etats des Reichstages. ;

Hierzu liegen folgende Anträge vor: .

15. von den Abgg. Dr. von Levetzow (d. kons) und Schmidt-Elberfeld (fr. Volksp.), für Grunderwerb und Projekt bearbeitung für den Bau eines Präsidial. Gebäudes des Reichstages, sowie als erste Rate 30 9000 AM einzustellen; .

2 von der Budgetkommission; „die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage einen Nachtrag zum Reichshaushalts. Etat für das Etatsjahr 1897/98 vorzulegen, in welchem für Grunderwerb und Projektbearbeitung für den Bau eines Präsidialgebãudes des Reichstages, sowie als erste Rate 399 000 Mt gefordert werden.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.) beantragt, die Worte als erste Rate“ im Antrage der Budgetkommission zu streichen.

Außerdem licgt a, Antrag der Abgg. Ancker und Genossen (fr. Volksp.) vor: .

„Den Bundesrath zu ersuchen, eine Abänderung der Reichs- verfassung Art. 32 in dem Sinne herbeizuführen, daß Lie Mitglieder des Reichktages aus Reichsmitteln Diäten und Reise— kosten erhalten. .

Abg. Beckb (fr. Volksp): Als der Anwaltstag im vorigen Herbst in Berlin tagte, sollte das Reichstagsgebäude zur Verfügung gestellt werden. Aber die schönen Räume waren nicht, saͤmmtlich frei zur Verfügung. Die Wandelhalle und die Neben räume derselben waren von der photographischen Ausstellung besetzt; die hohen Gerüste derselben hinderten die Besichtigung der schönen Räume. Ich will aus der Hergabe der Räume der Ver- waltung keinen Vorwurf ,., 66 , bitten, daß künftighin

ollisionen möglichst vermieden werden. ö

ö 69. p' (Zentr.): Von den Mitgliedern unseres Stenoztaphischen Bureaus ist nur ein einziges etatsmäßig an— gestellt. Die übrigen werden diätarisch beschäftigt, obwohl die ältesten bereits 22 Sessionen thätig sind. Alle unsere Stenographen sind mit einer Ausnahme alademisch gebildete Leute, und fünf von ibnen Doktoren. Sie ver- dienen im Durchschnitt nur 2400 „Az, bei kürzeren Sessionen noch weniger. Nach dem Vorgang anderer Staaten, wie Frankreichs und Oesterreichs und auch Preußens und Bayerns, möchte ich bitten, daß mit der Schaffung neuer etatsmäßiger Stellen in einem etwas schnelleren Tempo und größerem Umfange vorgegangen wird und in den nächsten Etat die erforderlichen Mittel eingestellt werden.

Atg. Schmidt ⸗Elberfeld (Erster Vize⸗Präsident) theilt mit, daß für das nächste Jahr zwei neue etatsmäßige Stellen in Aussicht

enommen seien. .

ö Abg. gerhin echt (Soz) empfiehlt, eine bessere Stat istit der Reichstagswahlen aufzustellen. Besonders dürftig sei die Statistit᷑ der letzten Wahlen von 1893. Es sollten namentlich die Namen sämmtlicher Kandidaten aufgeführt werden, nicht nur derjenigen, welche aus den Wahlen als Sieger aberver⸗ gingen. Es sollte ferner zwischen ländlichen und städtischen Bezirken unterschieden und ,, werden, welcher Theil der Bevölkerung dem Militärstande angehöre. ; .

Die Ausgaben fuͤr den Reichstag werden bewilligt.

(Schluß des Blattes.)

Der Bericht über die vorgeftrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (44) Sitzung, in welcher der Minister für Land⸗ wirthschaft ꝛc. Freiherr von Hamm'erstein zugegen war, die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1897/98 beim Etat der k fort.

Bei den . aus der Nutzung des Bernstein—⸗

als, 708 458 M, referiert . Abg. von Backelberg (kons.) über die Ver—⸗ längerung des Vertrages mit der Firma Stantien u. Becker bis zum 9 . 1898. Die Regierung habe diesen Weg beschritten, um

nicht unter dem frischen Gindruck des Prozesses Westphal-

Becker die Sache ju übereilen, Ginnahmeeinbuße zu er—

den und die interessierten Arbeiter brotlos zu machen. gin diese Daten seien in einer der Kommisston zugänglich gemachten Denkschrift niedergelegt. Die in dieser Angelegenbeit eingeleitete strafrechtliche Unterfuchung wegen verleumderischer Beamtenbeleidigung schwebe noch; einen Rath über die zukünftige 1 des Bern⸗ steinregals habe die Kommission dem Landwirthschafts Minister nicht geben können, solaage das Ermittelungsverfahren gegen Unbekannt schwebe; sie beantrage, die Einnahmen unbeanftandet ju bewilligen. Abg. von Riepenhaufen (kons.) verzichtet mit Rücsicht auf die schwebende Unterhandlung und Untersuchung auf die Anfrage, die er wegen weiterer Auskunft in dieser Sache an den Minister habe stellen wollen. . Bei den vermischten Einnahmen erwidert ein Regierungskommissar auf eine Anfrage des Abg. Szmula Gentr.), daß im Hroßen und Ganzen der Gtundsatz bestehe Domänen nicht zu veräußern. ; ; Die Einnahmen werden bewilligt, ebenso die dauernden und die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben ohne

Debatte. Es folgt der Etat der Forst verwaltung. Bei den Einnahmen regt . . ö Abg. Horn (nl) die Frage an, ob es sich nicht mit Rücksicht auf den Import des Auslandes empfeble, größere Abholzungen vor, zunebmen; insbesondere sei der Import aus Schweden erheblich gewachsen. ; . Abg. von Waldow (kons.) beschwert sich darüber, daß die Eisenbahnverwaltung die Schwellenhölzer nicht direkt. sondern auf dem theureren Umwege der Zwischenhändler von dem Foꝛstñskus kaufe. Ober ˖ Landforstmeister Donner theilt mit, daß die Sache nicht so einfach zu machen sei, daß aber die Versuche eines direkten Bezuges fortgesetzt werden würden. . ö ; Abg. Win terme yer (fr. Volksy.) lenkt die Aufmerksamkeit der Verwaltung auf den wachsenden Wildschaden im Taunus und bittet

um Abhilfe. sagt Untersuchung und Ab⸗

Ober · Landforstmeister hilfe zu. . . ; .

Abg. Szm ula (Zentr) führt die gleiche Beschwerde in Bezug auf Qberschlesien. Vergeblich hätten sich die kleinen Bauern wegen Abhilfe bei der Verwaltung bemüht; vielfach seien die Antworten ver · lögert worden. Die kleinen Leute beschwerten sich auch darüber, daß ihnen in Bezug auf die Verabfolgung von Waldstreu Schwierigkeiten gemacht würden. . .

Ober ⸗Landforstmeister Donner: Die Verzögerung der Bescheidung in Wildschaden aachen wird wohl an autzzedebnteren Lokaluntersuchungen liegen. Die Streuabgabe ist von der Regierung bedeutend erweitert worden.

Abg. Dr. von Woyna (fr. kons) fragt an, ob die Versuche der Wildfütterung mit Rübenschnitzeln anstatt mit Trockenfutter fortgesetzt werden sollen. . .

Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein sagt die Fortsetzung der Versuche zu.

(Schluß des Blattes.)

Donner

Arbeiterbewegung.

Der Vorstand des Vereins für die bergbaulichen Inter—⸗ essen im Ober-Bergamtsbezirk Dortmund hat sich, wie die Rhein.⸗Westf. Ztg. berichtet, am 3. März mit den Forderungen des christlichen Bergarbeiter verbandes gl. Nr. 51 d. Bl). be⸗ schäftigt und an den Zentralvorstand des Gewerkoereins christlicher Bergarbeiter in Altenessen ein Schreiben gerichtet, dem Folgendes zu ent nehmen ist: Der Vorstand bemerkt zu dem Ersuchen um eine allge⸗ meine angemessene merkliche Steigerung der Gedinge und Scichtlohn· sätze, daß die Feftstellung der Löhne, wie die Lohnfrage überhaupt, sich der Kompetenz des Vereins für die bergbaulichen Interessen entzieht. Die Feststellung der Löhne ist ausschließlich Sache jeder einzelnen Grubenverwaltung, welche die Löhne mit den bei ibr in Arbeit stehenden Bergleuten vereinbart und hierbei durch den Vereins Vorstand nicht beeinflaßt werden kann. Der Arbeiter, der eine Er⸗ höhung seines Lohnes beanspruchen zu dũrfen glaubt, wird sich zweck⸗ mäßig direkt an die Grubenverwaltung selbst wenden und kann der wohlwollendsten Erwägung seiner Ansprüche versichert sein. k Ferner hat, der Vereinsvorstand an die Vereinszechen ein Schreiben in dieser Angelegenheit gerichtet, in welchem besonders darauf hingewiesen wird, daß eine Verhandlung über die Lohnsätze nur zwischen jeder Vereinszeche und den bei ihr beschäftigten einzelnen Arbeitern statifinden kann, und daß die Einmischung eines Dritten bezw. des Vorstandes eines Vereins in die zwischen Arbeitern und Arbeitgebern bestehenden Beziehungen unzulässig erscheint. J

In Eberswalde fand kürzlich eine Zusam men unft von Ver⸗ tetern der Maler und Lackierer der PfꝛQv:evinz Brandenburg statt, welche, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, beschlossen, bei etwaigen Lohnbewegungen folgende Forderungen stellen zu wollen: 1) Einführung eines Minimallohnes, den örtlichen Verhältnissen an—⸗ gepaßt; 2) Verkürzung der Arbeitszeit; 37 Abschaffung der Kündigungs⸗ frist und des Kost⸗ 1 bei den Meistern; 4) Ein⸗ ü es Arbeitsnachweises. . . ö bach und Oberrad haben, nach einer Mittheilung des „Vorwärts“, die Schubfabrikanten auf die Lohnforderungen der Gehilfen ablehnend geantwortet (õgl. Nr. 49 d. Gl).

Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Der AuLt⸗ stand der Gasarbeiter ist beendigt. Die Ausständigen haben nichts erzielt; aber etwa 100 von ihnen werden die Arbeit verlieren.

(Vgl. Nr. 52 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

den gegenwärtigen Stand der die künstlerische Aus⸗ 9 Reichstagsgebäudes bezweckenden Arbeiten theilt das ‚Centralblatt der Bauverwaltung“ Folgendes mit: Für den Haupteingangsraum des Hauses, die Süd eingangs halle hat . Linne⸗ mann in Frankfurt a. M. im Vorjahre die beiden bis dabin noch fehlenden gemalten Glasfenster geliefert; sie zeigen in ihrem Mittel⸗ felde lebhaft bewegte Figurengruppen, die dem Reichsadler im Mittelfenster, dem Wahrzeichen der deutschen Einheit, huldigend entgegenziehen. Bald wird der Raum auch seinen bedeutsamsten Schmuck erhalten: die überlebensgroßen Bronzestandbilder von acht deutschen Kaisern des alten Reichs. Die Mehrzahl der Modelle ist für den Guß nahezu fertig. In der Bildhauer, Werkstätte am Reichs⸗ tagshause hat Professor W. Widemann das Modell zum Standbild Kaiser Maximilian's in Plastilin⸗ Masse vollendet; es soll jetzt für den Bronzeguß in Gips geformt werden. Das Standbild Kaiser Karl's des Großen wird von Bildhauer P. Breuer, das Heinrich's 1. von Prof. A. Brütt, das Friedrich's J. von Prof. M. Baumbach, das Heinrich s III. von Prof. L. Manzel, das Rudolfs von Habsburg, von August Vogel in Berlin geschaffen. Prof. R. Maison in München ist mit dem Standbild Otto's des Großes, Prof. Diez in Dresden mit dem- jenigen Karl's 1IV. beschäftigt. Nach der Aufstellung der Bronzegũsse wird dann die Südeingangshalle zu den Räumen des Hauses ge hören, in denen die künstlerische Ausschmückung verhältniß⸗ mäßig am weitesten vorgeschritten ist. In der an⸗ stoßenden Wandelhalle bleiben, für die Schwesterlünste der Architektur noch große und wichtige Aufgaben zu lösen. Ueber die umfangreichste Aufgabe, die Ausmalung der Dockengewoͤlbe, ift näheres noch nicht entschleden. Hingegen ist die Ausstattung Der alle mit Bildwerken erheblich weiter gediehen. Auf den Brüstungen der Uebergänge zwischen den Kuppelpfeilern sind vor einigen Monaten vier allegorische Figuren aufgestellt worden; auf der einen Seite die „Begeisterung“, eine Jünglingsgestalt mit er

hobenem Schwerte; daneben der Ruhm“ als weibliche Figur mit