1897 / 61 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

der Berathung des Stadthaushalts. Etats 1 bahn ante een kann. gb dg, ie gh e ,,, schättigte Perjorai zicht blreicher itt, zi dar wirt cher. erfordert. Auf dieses Ersuchen der Versamm hin . M ritte zur Beschaffung des Materials für eine der der ebersicht unternommen. Der Magistrat erachtet li weig, Laß daz in, den fläbtischen Kranken zem. as wirkliche Be

schaften im bosporanischen Reich einer Mischreligion . auf

Lan t = ã die das Judenthum starken Einfluß ausgeübt hat. Diese Mischreligion n, n,, n, , . e 9

Wörterbuchs, von welchem die erste Lieferung kürzli ; wird an der Fermel ess 6cäes-oe rarrgzockrwo) bis ing 4. Jahr. Vorahnung seines nahen Todes hatte Professor e, * 2 hundert und bis zu der Sekte der Hypsistarier in Kappadozien Märzheft der ven ibm begründeten Zeitschrift für deutsche Sprache“ verfolgt. 9 . 4 * 52 ö. in 1 * ann. daß er Im „Verein für deutsches Kunst gewerbe“ sprach am , r . ö

. ; Zeitschrift niederzulegen, daß aber nach einer Pause von drei Monaten na Mittwoch Abend lim Architektenhause) der Geheime Regierungs. die Zeitschrift vom J. Juli an unter der 833 eines jüngeren Ge⸗

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

Berlin, Freitag, den 12. März

1897.

e, mee , e dee, , .

e e d fi, , , ne.

Rath, Prefessor Dr. F. Reuleaux über: . Sinnbilder im For menschatz der bildenden Künste“. Der Redner erörterte die Symbole der alten Völker, die in der sinnbildlichen Sprache der bildenden Künste wiederkehren, indem er, den ostasiatischen Vorstellungs⸗« kreis bei Seite lassend, nur den europäischasiatischen berührte. Aus diesem griff er eine Reihe von uralten Symbolen heraus und legte ihre Bedeutung dar. Redner hob insbesondere hervor, welche un emein wichtige Rolle in der sinnbildlichen Sprache die Sternbilder und

hier kreisbilder spielen. Die Hauptfigur bei den ersteren ist Herkules; er ist der Gott der Wanderer, die sich nach der Stellung seines Sternbildes am Himmel richten, ebenso der Seefahrer. Er wird dar⸗ gestellt, wie er zwei Säulen umspannt; letztere deutete der Vortragende als die Jahreswenden. Indem die Figur diese beiden in Form der Säulen umfaßt, versinnbildlicht sie das ganze Jahr, und in dieser Bedeutung ist sie auf alter Münze dargestellt. Zum orientalischen Vor. stellungskreise übergehend, erörterte der Redner die aus dem Kultus der Chaldäer, Perser und anderer orientalischer Völker später auf die Römer übergegangene Göttergestalt des Mithra. Ursprünglich war derselbe bei den orientalischen Vöoͤlkern das der Sonne voraufgehende Licht. Im weiteren Verlauf der Ausführungen wurde auf die von Layard aufgefundenen vier assyrischen Kolossalfiguren in Ninive mit ihren menschlichen Theilen, mit dem Löwenkopf, Stierhern und 6 hingewiesen. Die Thierkreisbilder von Mensch (Wasser⸗ mann), Löwe, Adler und Stier wurden in ihrer speziellen Bedeutung eingehender behandelt. Zum Schluß betonte der Vortragende, daß er es als Aufgabe der modernen bildenden Künste betrachte, neue Sinnbilder für . Begriffe zu schaffen, wie man ja bereits als eine neue, sehr gluͤckliche Lösung solcher Forderung die . der Eisenbahn in dem geflügelten Rade betrachten könne. Ein Symbol für die Elektrizität zu finden, dürfte eine be—⸗ sonders dankenswerthe Aufgabe sein. Herr Hof⸗Graveur Otto besprach im weiteren Verlauf der Sitzung einige Cameen, welche von der Firma Schultz in Birkenfeld ausgestellt waren, und erörterte im Anschluß daran die Frage, in welcher Weise das deutsche Kunst—⸗ . sich für die Beschickung der Pariser Ausstellung vorzubereiten abe.

Der bekannte deutsche Sprachforscher Professor Dr. Daniel Sanders ist, einer Meldung des W. T. B. zufolge, im 78, Lebens. jahre gestern in Alt Strelitz, seiner Geburtestadt, gestor ben. Sanders war am 12. November 1819 geboren, studierte in Berlin und Halle

hilologie und wurde 1843 zur Leitung der Schule in seiner Vater tadt berufen. Seit 1852 lebte er als Privatmann seinen literarischen Arbeiten und wandte sich hauptsaͤchlich der Lexikographie zu. In den Jahren 1859 bis 1865 arbeitete er sein großes dreibändiges „Wörterbuch der deutschen Sprache“ aus, welches Belege von Luther bis zur Gegenwart enthält. An dieses fein Haupt rerk schlossen sich auf lexikographischem und grammatikalischem Gebiet folgende Ver⸗= öffentlichungen an: Katechismus der deutschen Orthographie, . Hand wörterbuch der deutschen Sprache“, „Fremdwörterbuch, Wörterbuch der deutschen Synonymen‘, „Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der deutschen Sprache“, „Deutscher Sprachschatz, „Vor⸗ schläge zur Feststellung einer einheitlichen Rechtschreibung für Aldeutschland!, Orthographisches Wörterbuch! Deutsche Sprachbriefes, „Lehrbuch der deutschen Sprache für Schulen“, Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, „Verdeut⸗ lichungswörterbuch ', Deutsches Stilmusterbuch!' 2c. Außer- dem veröffentlichte er Das Volksleben der Neugriechen', Das Hohe lied Salomonis“, „Heitere Kinderwelt‘, Gedichte, eine neugriechische Grammatik, sowie im Verein mit A. R. Rhangabe eine . Ge— schichte der neugriechischen Literatur?. In der letzten Zeit arbeitete Sanders an dem deutsch-englischen Theil des im Verlage von

lehrten weiter erscheinen werde.

doktoren ernannt.

der Promovierten feierten.

gute sein.

einer Sanitäts konvention zu der Konvention erfolgen.

ieban. (Anfang 65 Uhr.)

und Krause sind darin beschäftigt.

Auf der Tagesordnun

Stimmen abgelehnt.

anderen großen, Personal

über das bei häusern beschäftigte

Die Universität Cambridge hat, nach einer Meldung des W. T. B.“, den amerikanischen Bots französischen Botschafter Baron Couree

rofessor der Mathematik in Göttingen Felix Klein und den Pro— essor der Theologie in Erlangen Theodor Zahn zu to Die feierliche Verkündigung erfolgte gestern durch den Sprecher der Universität in lateinischen Reden, welche die Verdienfste

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungsö⸗ Maßregeln.

Lon don, 11. März. (W. für Indien Earl of Ons low theilte heute im Oberhause mit, daß Dr. Jersin am 6. d. M. nach Wirkung des Pestserums soll bei neuen Wia Es 1 erer, , . . , zur eschaffung eines genügenden Serumvorraths getroffen. is zum morgigen Sonnabend,

7. d. M. sind 2341 Personen mit Haffkine's Serum geimpft worden; 5 von diesen sind nur zwei erkrankt und befinden sich noch am Leben. Venedig, 11. März. (W. Sanitätskon ferenz hat heute ihre Arbeiten beendigt, die sich auf die Prüfung der Beschläse der verschiedenen Unterausschüsse erstreckten. Die Konferenz wird baldigst aufs neue zusammentreten, um den von einem hierfür besonders r, ,. Ausschusse bearbeiteten Entwurf erathen. Alsdann soll die Unterzeichnung

Theater und Mufik.

Im Königlichen Opernhause Wagner 's „Meistersinger von Nürnberg. artner's Leitung in Scene. Der Königliche Kammersänger Herr Emil ötze gastiert als Walther Stolzing der K. K. Kammersänger Herr Theodor Reichmann aus Wien als Hans Sachs. die Besetzung: Eva: Fräulein Hiedler; Magdalena: Frau Götze; ogner: Herr Stammer; Beckmesser: Herr Schmidt; Bavid: Herr

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen G. von Moser's Schwank „Der Bibliothekar“ gegeben, Oberländer, Hertzer, Vollmer, die Damen Schramm, von Mayburg durch

Mannigfaltiges.

Die öffentliche Bekanntmachung der im Bereich des Bezirks kommandos III Berlin in Kontrolversammlungen erfol am 1. April d. J. an den Litfaß

ü der gestrigen Sitzung der Stadt verordneten stand zunächst die Berathung einer Reihe von Etats. Zu dem Etat der Badeanstalten lag dem Ausschuß ein Antrag vor, der die Aufhebung der Wannenbäder erster Klasse in allen Volksbade⸗ anstalten befürwortet. Dieser Antrag wurde mit neun gegen sechs nt. Bei dem Etat „Krankenhäuser“ hatte die Ver⸗ sammlung im vorigen Jahre folgende Resolution gefaßt: ‚Die Ver⸗ sammlung ersucht den Magzistrat, ihr eine vergleichende Uebersicht

nunmehr die fter Bay ard und den in London, ferner den

Ghren⸗

betreffend die T. B.) Der Parlaments ⸗Sekretãr

Bombay zurückgekehrt ist. Die ällen eine überraschend

Die internationale

T. B.)

vom Ber

gehen morgen Richard unter Kapellmeister Wein

Im übrigen lautet

Die Herren Keßler,

London,

diesem Frühjahr, stattfindenden fein sollen.

chäftigt L nicht lrei ist, als Kier g Personal nicht zahlreicher ist, als es d

erfordert, für

2 * r 8 anstalten, der Desinfektionsanstalt, der Heimstätten für Gene ͤ der Park und Gartenverwaltung nach den . des i festgestellt. Die vom Magistrat vorgelegte neue Bekleidungsordnin für die in städtischer Walsenrflege stehenden Kinder wurde ohn Debatte genehmigt. Mit der Ueberlassung des Festsaales . Rathhause zu einer von der Comenius. Gesellschaft am 4. April Mittags 12 Uhr, zu veranstaltenden Gedenkfeier für den Philosophen Jacob Böhme war die Versammlung einverstanden. Sie V ö

Dortmund, zufolge, auf der Zeche Monopol“ bei Camen drei Bergleute u die vorzeitige Explosion tödtet und ein Bergmann schwer verletzt.

erbracht. Die Versamml vorjährige Resolution für erledigt r . de Ebenso wurden die Etatg der Irren

Feststellung von Fluchtlinien für die zu 4

Stallstraße, sowie für die Straßen. Weidendamm. und Am Kupfe⸗ graben“, welche hohe Anforderungen an die Stadt⸗Hauptkasfe stell wurde einem Ausschusse von 15 Mitgliedern zur Vorberathung über wiesen. Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.

Der Verein für die Geschichte Berling veranstaltet am

Abends 79 Uhr, im Bürgersaale dez

auses für seine Mitglieder, deren Damen und Gäste zur Vor. feier des 109 jährigen Geburtstages Seiner ter r, des Kaisers Wilhelm J. einen Festabend mit dem P Kaiser Wilhelm J. in Lied und Wort‘, Rezitation patriotsscher Gedichte aus dem Leben des Entschlafenen. Die R ü nehmen . Laverrenz (Schöneberg) und Herr Karl Blankenstein 3 a . 3 . . . usikstücke werden von der Kapelle der Magistratsbeamten ausgeführt. Durch Mitglieder eingeführte Gäfte erhalten Eintrittskarten g. ki. Hauptschriftwart Dr. H. Brendicke, Kurfürstenstraße 41.

Cronberg i. Taunus, 12. März. Nach dem von dem Vor— sitzenden des Ortsausschusses, Landrath von Meister, gestern 57 ö 3 . ,, lines

aiser Friedrich Denkmals hierse er Reichskanzler zu Hohenlohe, Fürst Bismarck, die . des Abgeordneten hauses, die Vize⸗Praͤstdenten des Herrenhauses, fast sämmtliche Minister und eine große Zahl von Parlameniariern und angesehenen Persönlichkeiten aus allen Theilen des Reiches beigetreten.

rogramm ezitation über-

Gang der Handlung eingefügten

Präsidenten des Reichstages und

12. März. Gestern wurden, dem ‚W. T. B.“

einer Dynamitpatrone ge—

11. März. Dem Reuter'schen Bureau“ wird aut

Tanger gemeldet, daß in Fez 186 Arbeiter bei dem Einsturje eines Theils der alten Stadtmauer ums Leben gekommen

t am 21. und 28. März, sowie äulen.

hiesigen und auswärtigen Kranken— zugehen zu lassen, damit bei

Kapst adt, 11. März. folgten Eröffnung des zweiten Jahreskongresses des Bundes der Afrikander erklärte der Zweite Cecil Rhodes thue sein Möglichstes, um Großbritannien zum Kriege mit Transvaal zu veranlassen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen. (W. T. B.) Bei der heute er—

orsitzende Botha,

Stolzing: Herr

icht vom 12. März, r Morgens.

w

fang 64 Uhr.

46R.

thekar.

Stationen. ) Moser. Regie:

Wetter.

in O Celstus

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim. 3 * Temperatur 506.

und Gretel.

Belmullet .. Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.

. ö

Petersbg. Moskau ...

Cork, Queens town... 4 heiter Cherbourg. 3 wolkig H . * ä 5 Hamburg .. 1Nebel Swinemünde 3 wolkig Neufahrwasser bedeckt!) Memel bedeckt . , , Karlsruhe .. Regen . 2 bedeckt?) 1 bedeckt heiter 2 halb bed. . still wolkenlos Breslau⸗· NW 2 bedeckt . D 1wolfig 2 ö still bedeckt ) . . 2) Reif. 3) Früh Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ein neues Minimum ist über der Irischen See erschienen, über Schottland stürmische Luftbewegung hervorrufend und seinen Einfluß über das Nordsee— gebiet hinaus ausbreitend, wo unter Wechselwirkung dieses Minimums und eines hohen am Weißen Meere lagernden Maximum die südöstlichen Winde auf⸗

efrischt nd. In Dentschland wo Riederschlag ge. Residenz Th allen ist, ist das Wetter bei nahezu normalen burg. Sonnaben Wärmeyerhältnissen trübe; nur im nordwestdeutschen von? Leon Gand Binnenlande herrscht heitere Witterung; vielfach Anfang 7 Ühr haben Nachtfröste stattgefunden. Trübes, windiges ; Wetter demnächst wahrscheinlich.

Deutsche Seewarte.

re ᷣᷣ·ᷣᷣ¶ ᷣᷣᷣC—Q—QäeoůQ—i—i mx 2 2 222222 22220222222. Theater. Marcelle. Sardou.

Königliche Schauspiele. Sonnabend Hpern⸗

1 ; ul Lindau. haus. 64. . Die Meistersinger von 2 . Nürnberg. Große Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. (Walther von

NNW 3 bedeckt S88O d bedeckt SO 4 halb bed. O bedeckt NO 2 bedeckt still halb bed. O 1Schnee 2 Schnee

R. Leoncavallo, Anfang 7 Ubr.

Lustspiel in 5 Anfang 79 Uhr. Neues Dpern

C O NR QM

1 90

Benutzung der Sudraka. Der findet heute und 12 —1 Uhr im Preise der Plä

Abends 795 Uhr:

N O QO C Rt

Sonntag,

Civil.

Direktion:

Sonntag und Sonntag, N Preisen: Ter S

sänger, Hans Sachs: K. K. Kammersänger aus Wien, als Gäste.) An—

Schauspiel haus. Schwank in 4 Aufzügen von Gustav von

Sonntag: Opernhaus.

.. Aufgeld wird el erhoben.

Nenes Theater. Sigmund Lautenburg. Komödie in 4 Akten von Vietorien Für die deutsche Bühne bearbeitet von

Emil Götze, Königlicher Kammer⸗ Herr Theodor Reichmann,

71. Vorstellung. Der Biblio⸗ Herr Plaschke. Anfang 743 Uhr.

65. Vorstellung. Hänsel Märchenspiel in 3 Bildern von

Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. Bajazzi. (Fasliacei.) Oper in 2 Atten und einem Prolog.

Musik und Dichtung von deutsch von Ludwig Hartmann.

Schauspielhaus. 72. Vorstellung. Doctor Klaus.

Adolf L'Arronge.

Vasantasena.

Aufzügen von Theater ( Krolh.

Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier

Di 27 des altindischen Königs Billet Verkauf zu dieser Vorstellung morgen in der Zeit von 9— 10 und Königlichen Schauspielhause statt. 1,50 M und 75 . Anfang 74 Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Die ver—⸗

sunkene Glocke. Sonntag, Nachmitt

Anfang 73 Uhr. s8 25 Uhr Hamlet. Der Sohn des Khalifen.

Berliner Theater. Sonnabend: Der Pfarrer von Kirchfeld. Anfang 76 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: Die Jungfrau von Orleans. Abends 77 Uhr: Renaiffance.

Montag: König Heinrich.

Lessing - Theater. Sonnabend: Der Herr Nachmittags 3 Uhr Preise): Comtesse Guckerl. Abends 74 Uhr: Der Herr Abbé. Hierauf: In Civil.

Montag: Der Herr Abbé. Hierauf: In

Anfang 7 Uhr. volksthũmliche

eater. Direktion: Sigmund Lauten⸗

d; Associss. Lustspiel in 3 Akten illot. Deutsch von Max Schönau.

Sonntag und folgende Tage: Afsociss.

Schiffbauerdamm 4a. / 5. Sonnabend:

In Scene gesetzt von Sigmund

utenburg. Anfang 73 Uhr.

folgende Tage: Marcelle. achmittags 3 Uhr: Zu halben üttenbesitzer.

Zum ersten Male: Die gerechte Welt. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Volksfeind. Abends 8 Uhr: Eine Palaftrevolution.

; . 4. Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ of Zoologischer Garten) Sonnabend: t Male: König Saul. Drama in 4 ö Adalbert von Hanstein. Anfang 74 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Die wilde Jagd. Abends 796 Uhr: Vorletztes Gastspiel des Herrn Gustav Kadelburg. Die be⸗ rühmte Frau.

2 ö .

ienstag: Letztes Gastspiel des 8 t Kadelburg. Die berühmte Frau. K

Theater Unter den Linden. Behrenstr. Ss / ⸗?. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung: Straus ⸗Chyelus. Indigo und die vierzig Räuber. Große Ausstattungtoperette in 3 Akten, nach einem aͤlteren Sujet für die biesige Bühne bearbeitet von Eduard Jacobson. ö ehh e,. 3 een, 32 ntworfen und arrangiert vom Balletmeister Greco Poggiolesi. Anfang 71 Uhr.

onntag: Indigo und die vierzig Räuber.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Bettelstudent.

In Vorbereitung: Zweiter Abend im Strauß— Cyclus. Der Karneval in Rom. Operette mit Ballet in 3 Akten von J. Braun. Musik von Joh. Strauß.

Thalia Theater (vorm. Adolph Ernst⸗ Theater). Dresdenerstraße 72s73. Direktion: W. . Sonnabend: Frau Lieutenant. Vaudeville in 3 Akten von P. i und A. Mars. Deutsch von H. Hirschel. t von G. Serpette und V. Roger. Anfang 75 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Frau Lieutenant.

Sonntag, Nachmittags 3 Ühr: Trilby.

Direktion: Richard Schultz. Sonnabend: Emil Thomas 8. G. Ein fideler Abend. Burleske dramatische Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Mustk von verschledenen Meistern, arrangiert von Julius Einsdshofer. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Ein sideler Abend.

Konzerte.

Konzerthaus. Karl Mender⸗ Konzert.

Sonnabend: 26. Operetten und Walzer⸗ Abend.

Schiller Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Bentral Theater. Alte Jakobstraße 30.

Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 73 Uhr: Konzert von Frieda Lautmann (Alt) und Philipy Gretscher (Bariton). nn

Dirkus Renz. Karlstraße. ( Jubiläum's— Saison 1896/97.) Sonnabend, Abends 79 Uhr: Gala⸗Vorstellung. Zum Benefiz für die be⸗ rühmte Künftler⸗Familie James Jee. Erstes Wieder Auftreten der Benefiziantin Miß Amalie Jee als Reitkünstlerin. Doppel ⸗Jonglerie auf 2 Pferden, ausgeführt von dem Benefizianten Mr. James und Mr. Charles Jee. Der Benefiziant Mr. James Jee als vorzüglicher Jockeyreiter. Durch schlagender Erfolg! Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Bhantasten. Außerdem: Bagdad, arabischer Vollblut ⸗Schimmelhengst. Hierauf: 6 Tra⸗ kehner Rapphengste, dressiert und vorgeführt vom Direktor Fr. Renz. Mr. Gaberel mit dem Schul— ferde Albarac. Auftreten der Schulreiterin Frau

obert Renz mit dem Schulpferde Cyd und dem Vollblut ⸗Springpferde Blizz.

Sonntag; Zwei große Vorstellungen. Nach mittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei Tij0 Ni En mit dem beliebten Schellenspiel. Abends 73 Uhr: Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantasten.

/ r 4 Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Gertrud von Holy Peniecitz mit 3 Lieut. Tesdorpf (Merseburg Schleswig).

rl. Elfriede Hüäne mit Hrn. Prem. ⸗Lieut. Han

Petrick (Görlitz =- Glogau). Fil. Käthe Bredereck mit Hrn. Oberlehrer Dr. Paul Thomaschky

(Berlin). Vexrehelicht: Hr. Julius Frhr. von Eckardstein⸗ Frl. Hanna Gerlich (Berlin)

Reichenow mit Hr. Rittmeister Eduard von Barnekow mit Frl. Bella Göniol d, Oft Havelland). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hans von Glisczineki (Klein Loitz b. Spremberg). Hrn. Chemiker Dr. phil. A. Krug (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Landrath Dr. Lotz (Melsungen). Gestorben: Hr. Hofrath Dr. Georg Horn (Potsdam). Hrn. Hauptmann Fritz von Borcke Sohn Bernd (Rudolstadt). Hr. , . a. D. Robert von Leutsch (Berlin). Verw. Fr. Stadt⸗ rath Anna Friederici, geb. Schindler (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Siemen roth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin 8SsW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

* 61.

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualltãt

Außerdem

wurden am

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gering

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schnitts⸗· Markttage

a. Ver preis

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

s Klãglicher Schãͤtzung verkauft

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nie⸗ höch⸗ nie / höch⸗ / nie · drigfter ster drigster ster drigster

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Doppel zentner (Preis

unbekannt)

höch⸗˖ zentner ster

Durchschnitts⸗˖ .

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14,75 13, 00 15, 80

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Breslau Neuß

Ratibor. 11650 Aschersleben 11.69 ir 10,60

eln. Breslau 11530 Neuß 10,60

1250 17566 1506

Ratibor. Aschers leben Breslau .

1249 1745

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13, 00 12,60 30 27 11865 ; ; 13.26

1235 1232

1253 1235

1256 16 188

Bemerkungen.

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch

schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Ein liegender Strich —) in den S

palten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist; ein

Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag. 189. Sitzung vom 11. März 1897, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht zunächst folgender Antrag der Abgg. Auer Een und Genossen: .

„Hie verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage bis zur nächsten Session einen Gesetzentwurf vorzulegen, wodurch sämmtliche landesgefsetzliche Sonderbestimmungen über die Rechts. derhältniffe der land. und forstwirthschaftlichen Arbeiter und des Gesindes zu ihren Arbeitgebern bezw. zu ihrer Dienstherrschaft auf⸗ ehoben werden und an deren Stelle die Bestimmungen der Reichs.

ewerbeordnung treten.“

Hierzu liegt folgender Abänderungsantrag des Abg. Lenzmann (fr. Volksp.) vor:

„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage daldigst einen Gesetzentwurf vorzulegen, wodurch die Rechtsver⸗ hältnisse zwischen den land. und forstwirthschaftlichen Arbeitern so⸗ wie dem Gesinde einerseits und deren Arbeitgebern andererseits reichsgesetzlich geregelt werden.“

Abg. Stadthagen (Soz): Bereits bei der Berathung des Bürgerlichen Gesetzbuchs ist diefe Frage gestreift worden. Der An⸗ trag fand in der Kommission lebhafte Zufliimmung, und nur, weil die Freisinnigen nicht mitstimmten, wurde er abgelehnt. Aber man darf doch wohl nicht annehmen, daß darin die wirkliche Meinung des Reichstags ausgedrückt sei. Man wollte nur das Bürgerliche Gesetz⸗ buch in feiner Fertigstellung nicht aufhalten. Die Verhältnisse des Gesindes können nicht beibehalten werden, wie sie ir bestehen. Denn von einem freien Arbeltervertrage ist dabei keine Rede; das Ge⸗ sinde hat kein Recht mehr und die Herrschaft keine Pflichten, (Redner führt einzelne Prozesse als Beispiele an, um zu beweisen, unter welchen schlechten Verhältnissen das ländliche Gesinde jetzt lebe, daß es sich Mißhandlungen gefallen lassen müsse unter der Bezeichnung des Züchtigungsrechts.) Die Vorrechte der Herrschaft aufrecht erhalten heißt nichis Anderes, als die nackteste Gemein beit auf sittlichem Gebiete und die brutalste Ausbeutung auf wirthschaftlichem Gebiete festbalten. Die Landleute jubelten im Anfang des Jahrhunderts den Franzosen zu, welche eine freiheitlichere Gesetzgebung brachten, besonders die Beseiti⸗ gung der Gesindeordnung. So welt waren die Freisinnigen 1893 benfalls. Jetzt sind sie etwas rückschrittlich geworden, wohl weil die Marineforderungen ihre Ansichten verbessert haben. Stein hob die Gefindeordnung des Landrechts auf, weil es nur noch freie Leute in Zukunft geben sollte, aber die Junker schufen eine neue Gesindeordnung. (Zuruf des Abg. von Winterfeldt (d. kons. ): Welche uunker sind denn das gewesen?! In Preußen hat es immer nur gstelbische Junker gegeben! Für das Deutsche Reich ist ein einheit liches Recht geschaffen worden, aber diejenigen, die am meisten unter Arsnahmebestimmungen schmachten, werden von diesem Recht ausge⸗ schlossen. Was bedeutet denn der Begriff ‚Gesinde!? Gärtner, Töchinnen und Köche der großen Restaurants und ähnliche Angestellie sind doch gewerbliche Gehilfen, müßten also dem Gewerberecht unter⸗ liegen, nicht solchen Ausnahmebestimmungen, wie die Führung der Gesindedienstbücher und die Koalitionsbeschränkung für ländliche Arbeiter es sind. Diese Beschraͤnkung des Koalitionsrechtes ist die brutalste wucherische Ausbeutung der Arbeitskräfte der Aermsten im Lande. Der freisinnige Antrag will nicht die Gewerbeordnung auf die länd⸗ lichen Arbeiter anwenden. Etwaige Aenderungen des Gewerberechts, welche aus der Natur der ländlichen Arbeit folgen, können ja in der zu machenden Vorlage vorgeschlagen werden. Aber mit einer Reichs. Gesindeordnung, wie der freismmnige Antrag sie verlangt, ist garnichts gesagt; denn damit wird der freisinnige Standpunkt, von 1893 ver- leugnet. Ich bitte Sie, uns zu helfen, daß wir aus diesen Ausnahme⸗ ver hältnissen endlich herauskommen.

Mecklenburgischer Ministerial⸗Rath Dr. La ngfeld; Der Vorredner hat unter den speztellen Fällen auch einen aus Mecklenburg aufgeführt. Das Züchtigungsrecht des Dienstherrn gegenüber dem Gesinde ist, in Necklenburg vollständig ausgeschlossen. Gleichwohl soll das Ober- dandes gericht in Rostock den . aufgestellt haben, daß der Gutspaͤchter sein Gesinde prügeln darf. Das muß ich in Abrede stellen. Es wird sich die betreffende Entscheidung wohl durch die besondere Lage des betreffenden Falles rechtfertigen laͤssen. Es handelte

ch dabei um einen Gänsejungen, der im Alter von 12 bis 13 Jahren

stand. Das Gericht wird angenommen haben, daß die Eltern dem Dienstherrn das Züächtigungs⸗ bezw. Erziehungsrecht übertragen hatten. Abg. Lenzmann (fr. Volksp.): Der Abg. Stadthagen hat uns zu Unrecht bezichtigt, daß wir unsern arbeiterfreundlichen Standpunkt auf⸗ egeben hätten. So schnell mausern wir uns nicht, Herr Stadthagen. e wir gegen die Uebertragung der . auf die sändlichen Arbeiter und das Gesinde gestimmt haben, so ist es nicht geschehen aus reaktionären Gründen, sondern weil wir nicht schablonen mäßig vorgehen wollten. Gegen eine Partei, die sich stets freiheitlich gehalten hat, kann man den Vorwurf des Gesinnungswechsels nur erheben, wenn man selbst hinter dem Busch gestanden hat. Wir wollen die Frage durch reichsgesetzliche Spezialgesetzgebung, die ch eng an die Gewerbeordnung anschließt, regeln. Daß besondere Verhäktnisse in Bezug auf das ländliche und häusliche Ge—⸗ sinde bestehen, hat Herr Stadthagen selbst anerkannt, Wir werden es nicht dulden, daß in die Reichs - Gesinde ordnung eine einzige Bestimmung hineinkommt, welche diese Arbeiter schlechter stellt als die gewerblichen, Von dem Züchtigung recht wird nach dem Erlaß des Bürgerlichen e . wohl kein Gebrauch mehr gemacht werden. Denn da dieses Ge setzbuch das Züchtigungsrecht aufhebt, wird eder vernünftige Richter die Be rufung auf die Gesindeordnung zurückweisen. Den Antrag der Sozial⸗ demokraten können wir nicht annehmen, weil wir damit bei der Re⸗ gierung kein Glück haben werden; denn die einfache Anwendung der Gewerbeordnung ist nicht möglich. Trotz allen Respekts vor der Gleichberechtigung aller, vor diesem Grundsatz des Christenthums kann man doch der Meinung sein, daß ein Unterschied bestebt zwischen dem Arbeiter im Gewerbe, der nur dem Erwerb des Arbeitgebers dient, und dem Arbeiter, der in der Haushaltung des Arbeitgebers lebt. Dem Gesinde werden die Kinder anvertraut und manche Dinge, die man den gewerblichen Arbeitern nicht an- vertraut. Der ländliche Arbeiter steht mehr inmitten der Familie des Arbeitgebers als der gewerbliche. Daher ist eine verschtedenartige Regelung der Rechteverhältnisse nothwendig, wenn man nicht dirckt die sittliche Stellung des Gesindes verkennen will. Bas welbliche Gefinde wird nach der Gesindeordnung von der Ehefrau gemiethet. Eine solche Bestimmung kennt die Gewerbeordnung nicht. Was will man mit den Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Sonntagsruhe bezüglich der Dienstboten machen? Daß wir das Koalstionsrecht für diese Arbeiter nicht antasten wollen, geht aus unserer ganzen Stellung und aus unserem Programm hervor. Der von uns eingenommene Standpunkt ist der allein praktische, der zum Ziele führt. Ich hoffe, daß wir zu einem Gesetze kommen werden, welches ben arnsen dienenden Leuten mehr Segen bringt, als die doktrinären Wünsche der Sozialdemokraten. . Abg. Schall (d. kons.): Der Antrag der Sozialdemokraten ist für die Praxis unannehmbac; denn die einfache Ersetzung der be⸗ stehenden Gesindeordnung durch die Gewerbeordnung würde für die meisten Verhältnisse ein vollständiges Vakuum schaffen; aber auch der Antrag Lenzmann liegt nicht im Interesse der Sache; denn die Ge⸗ sindeordnung ist den Einzellandtagen vorbehalten, und, das,. war sehr vernünftig bei der großen Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in den deutschen Einzelstaaten. Es liegt auch gar kein dringendes Bedürfniß vor, eine reichsgesetzliche Regelung zu schaffen. Redner wendet sich dagegen, daß die land⸗ und forstwirthschaftlichen Arbeiter und das Gesinde die getnechteten Personen seien, und fährt dann fort: Das Gegentheil ist pielfach der Fall. Die land und sworstwirthschaftlichen Arbeiter und namentlich die Dienstboten knechten die Derrschaften. Man h kaum noch Tienstboten. Die Arbeiterfrage erschwert die Land- wirthschaft, ja macht sie fast unmoglich. Diese Frage ist fast noch schlimmer als die niedrigen Getreidepreise. Gegen: über den Brutalitäten der . durch die Herrschaft steht viel öfter der Fall, daß das Gesinde sich an der Herrschaft vergreift. Darüber mögen Sie (links) lachen, daß durch Ihre Thätigkeit solche Zu= stände erzeugt werden, daß das alte patriarchalische Verhältniß immer mehr verschwindet. Suchen Sie doch einmal die Herren, welche gute Dienstboten haben! Daß das Gesinde nicht mehr zur Familie ge⸗ rechnet wird, liegt an der großen Unbotmäßigkeit. Wenn das Züchtigun gerecht mißbraucht wird, so sind wir die letzten, die das nicht verurtheilen. Der Reform bedürftig ist die Gesin deordnung; aber das ist eine Aufgabe der Einzelstaaten, die sich dieses Recht nicht ohne weiteres nehmen lassen werden, weil sie im eigenen Hause Herr

sein wollen. Herr Stadthagen hat auch des verstorbenen Kaisers Wilhelm und der Kaiserlichen Botschaft gedacht. Wenn die Worte, wie er sie gebraucht hat, in dem stenographischen Bericht unverändert bleiben, fo find ie ein Schlag ins Gesicht der deutschen Nation,

Abg. Dr. Bache m (Zentr. : Die Sache verdient doch eine nüchterne und obsektide Bebandlung. Wenn man aber die Rede des Herrn Stadthagen hörte, da rasselte es ja nur so von Brutalitäten, Aus⸗ beutungen u. f. w., daß man annehmen mußte, die Hälfte aller Herr schaften müßte morgen ins Zuchtbaus kommen. Die Gesindeordnung verdient eine Reform, aber nicht wegen der Ausnahmefälle, die Herr Stadthagen vorgebracht hat. Auch was Herr Schall vorgetragen hat sber die Haltung des Gesindes, sind Ausnahmefälle. Die Hinein⸗ ziehung des Kaisers Wilbelm L in diese Frage hat auch mich empört; damit nützt man der Sache der Dienstboten nichts, es handelt sich schließlich nur darum, ob wir eine reichsgesetzliche Regelung vornehmen oder die Sache den Einzelstaaten überlafsen. Im letzteren Falle würden wir statt der 80 bis 80 Gesindeordnungen 223 bekommen. Damit ist nichts erreicht, zumal da die Dienstboten aus allen Theilen des Reichs in alle Theile desselben gehen, was dringend einheitliche Bestimmungen verlangt. Darüber hat der Reichstag auch schon einen Beschluß bei dem Bürgerlichen Gesetzbuche gefaßt. Daß dieser Beschluß des Reichs⸗ tages noch nicht ausgeführt ist, ist doch sehr begreiflich. Aber es ift nicht zu bezweifeln, daß das Reichs. Justizamt sich dieser Arbeit nicht entziehen wird. Die seltsamen Bestimmungen der Gesinde⸗ ordnung stehen doch zum größten Theil auf dem Papier und werden nicht mehr angewendet. Daß die Gewerbeordnung nicht einfach an die Stelle der Gesindeordnung gestellt werden kann, hat Herr Lenzmann schon ausgeführt. Damit würde den Dienstboten auch kein Gefallen erwiesen werden. Nur derjenige meint es gut mit dem ländlichen Gesinde, der sich nicht auf den Standpunkt des Antrags Auer stellt. Deshalb werden wir gegen den Antrag stimmen. Der Antrag Lenzmann unterscheidet sich von dem bereits gefaßten Reichstagsbeschluß nur dadurch, daß statt ‚baldthunlichstꝰ das Wort baldigst“ gesetzt wird. Aber es wird nichts schaden, wenn man den Antrag annimmt, ohne die Sache im übrigen agitatorisch zu behandeln. .

Abg. Dr. von Marquardsen (nl): Sowohl die Rede des Herrn Stadthagen wie auch die des Herrn Schall zeigen Ueber. treibungen. Ich will deshalb nicht darauf eingehen. Es wundert mich doch, daß die Herren Auer und Genossen mit ihrem Antrag kommen konnten, daß die Gewerbeordnung auf die land und forst⸗ wirthschaftlichen Arbeiter und das Gesinde angewendet werden soll, die ihrer großen Buntscheckigkeit wegen, welche sie durch die vielen Novellen erhalten hat, auf die einfachen Verhältnisse nicht paßt. Wir werden für den Antrag Lenzmann eintreten. Eine gemein same Grundlage für die Gesindeordnung des Deutschen Reichs muß ge⸗ schaffen werden, weil die Dienstboten sich ja aus allen Landestheilen rekrutieren. Von einem besonderen Rechte der Einzelstaaten auf ihre besonderen Gesindeordnungen kann keine Rede sein. .

Abg. Rickert (fr. Vgg.: Die bestehende Gesindeordnung enthält längst vergessene und veraltete Bestimmungen. Das muß geändert werden. Bie Einzelstaaten haben kein vorbehaltenes Recht auf ihre Gesindeordnungen. Die Reichs. Gesetzgebung kann nicht nur, sondern sie muß sogar diese Materie in ihren Berelsch ziehen zur Ergänzung ber Gewerbeordnung. Wir müssen im Reiche vorgehen, weil die preußische Regierung ein Bedürfniß zur Aenderung der Gesindeordnung nicht anerkannt hat. . .

Abg. Stadthagen: Ich bin erstaunt darüber, daß mir meine Rede zum Vorwurf gemacht wird. Was habe ich denn bezüglich des Kaisers Wilhelm J. gesagt? Ich habe auf die Vorlage von 1866 hingewiesen, die ich durchaus, billige, wonach das Koalitions⸗ recht den landwirthschaftlichen Arbeitern gegeben werden sollte. Als der Krieg vorbei war, war von dem Gesetze keine Rede mehr, sodaß die ländlichen Arbeiter jetzt bei der Hundertjahrfeier sich sagen können: wir haben die Lasten des Reichs zu tragen, aber haben unsere Menschenrechte nicht erhalten. Ich habe damit nur sagen wollen, daß Sie (die Konfervativen) das nachholen sollen, was bisher versäumt worden ist, was der angeblich von Ihnen so geliebte Kaiser den ländlichen Arbeitern schon geben wollte. (Vize-Präsident Schmidt: Der Redner schiebt den Abgeordneten andere Gesinnungen unter, als sie bekunden. Das ist nicht in der Ordnung. Ich rufe ihn deshalb zur Ordnung!! Ich habe keine andere Gesinnung n,, wenn ich von angeblich‘ sprach. (Vize Präsident S. midt; Wenn Sie die Ausführungen wiederholen, so ist das wieder nicht in der Srdnung. Ich rufe Sie zum zweiten Mal zur Ordnung und mache Sie auf die Folge aufmerksam, welche die Geschãftsordnung darauf setzt; Es handelt sich bei dem Antrage nicht um Agitation, fondern um eine Forderung, die wir seit Jahren verfochten haben und bie auch der Reichstag durch seinen Beschluß als berechtigt anerkannt hat. Die heutige Verhandlung hat gezeigt, daß man aus Mangel an sachlichen Gründen persönliche Vorwände zu Hilfe nimmt.

Abg. Frelherr von Stumm (Rp): Daß die Rede des Herrn Stadthagen das Haus verletzt hat, haben die beiden Ordnun grufe bewiesen. Der Antrag Lenzmann stimmt mit einem ntrag überein, den der Reichstag bereits im Vovember v. J. angenommen hat; wiederholte Annahme desselben Antrags innerhalb desselben Sitzungsabschnittes ist eigentlich parlamentarisch unzulässig. Die Reichsgesetzzebung kann nur gewisse allgemeine Grundsätze aufstellen und muß das andere der Landes gesetzgebung überlassen. Der Antrag Lenzmann ist formell richtig, aber ich werde dagegen stimmen, weil eine Wiederholung des Beschlusses vom November meinem Gefühl widerspricht.

. Spahn (Zentr.): Die einfache Aufhebung der Gesinde⸗ ordnung führt nicht zum richtigen Ziel, sondern es muß eine reichs gesetzliche Neuregelung erfolgen. Wir schwächen die Wirkung des Beschlasses vom November 1896 ab, wenn wir heute den Beschluß wiederholen, wo zwei große Parteien gegen den Antrag stimmen. Herr Lenzmann sollte deshalb seinen Antrag zurückziehen.

Abg. Schall: Der Abg. Stadthagen hat, gesagt, die Nicht⸗ gewährung des Koalitionsrechts für die Landarbeiter sei eine wort⸗· brüchige Hinderung des Koalitionsrechts, ein brutaler Ausfluß der wucherischin Ausbeutung der Landarbeiter. Dagegen hat sich mein Patriotismus empört. Sie werden sich doch nicht darüber wundern, daß ich Patrionismus habe, wenn er auch bei Ihnen fehlt gu den Sozialdemokraten). Herr Lenzmann und Herr. Stadthagen sind ia Beide nicht verhelrathet, sie haben also keine Erfahrung bezüglich der Dienstboten. .

Abg. Lenzmann: Selbst auf die Gefahr hin, daß nicht das gesammte Zentrum für meinen Antrag stimmt, werde ich denselben nicht zurückziehen, weil er nicht vollständig übereinstimmt mit dem Beschluß vom November 1396.

Abg. Freiherr von Stumm: Wenn der Antrag Lenzmann nur eine Einschränkung des Beschlusses vom November v. J. ist, dann ist es um so bedenklicher, ibm zuzustimmen.

Damit schließt die Debatte.

Rach einem Schlußwort des Abg. Molkenbuhr (Soz.) wird der Antrag der Sozialdemokraten gegen die Stimmen der letzteren abgelehnt; der Antrag Lenzmann wird gegen die Stimmen der Konservativen und eines Theils des Zentrums und der deutsch⸗sozialen Reformpartei angenommen.

Den Antrag wegen Aufhebung der Bäckerei⸗

verordnung beantragt