1897 / 91 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Mecklenburg Schwerin.

Gestern Nachmittag fand, wie ‚W. T. B.“ berichtet, in Cannes die Ueberführung der Leiche Seiner Königlichen Hoheit des verewigten Großherzogs 6 Franz III. * dem Bahnhof daselbst statt. Die militärischen Ehren wurden durch eine Batterie Artillerie, ein Jägerbataillon und ein In⸗ fanterie Regiment erwiesen. Der Trauer ug bildete sich in der Villa Wenden und zwar aus folgenden gen lier Personen:

hrer Kaiserlichen und Königlichen 2 der verwittweten

roßherzogin, Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog und den anderen Mitgliedern der Großherzoglichen

amilie, Ihren Kaiserlichen Hoheiten den SFr strhen

ichael Nikolgjewitsch, Michael Michaelowitsch, Boris und Cyril! Wladimiro witsch von Rußland und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Christian von Dänemark. Als Vertreter des deutschen Botschafters Grafen zu Münster war der Botschafts⸗Rath von Müller erschienen. Außer⸗ dem waren die Spitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden, der Präfekt sowie der General Gebhart anwesend. Auf dem ganzen Wege bis zum Bahnhof wurde der Trauerzug von der zahlreichen Menge entblößten Hauptes begrüßt. Um 55 / Uhr Nachmittags ging der Eisenbahnzug mit dem Sarge nach Schwerin ab. Der Großherzog, die Großherzogin⸗Wittwe mit den beiden Prinzessinnen, die Großfürsten Cyrill und Boris Wladi⸗ mirowitsch sowie der Prinz Christian von Dänemark verließen Cannes mit demselben Zuge.

65 Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürsten Wladimir von Rußland sind vorgestern,

hre Durchlauchten die Prinzen einrich VII. und einr ich XXII. Reuß gestern in Schwerin eingetroffen.

Mecklenburg⸗Strelitz.

Wie die „Neustrelitzer Zeitung“ meldet, wird sich Seine Königliche Hoheit der Großherzog zu den Trauerfeierlich⸗ keiten nach Schwerin begeben.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Her Sig trifft heute Abend mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Hessen aus Nizza wieder in Coburg ein.

Elsaß⸗Lothringen.

Die von der „Elsaß⸗Lothringischen Volkspartei“ ge—⸗ brachte Nachricht, daß der Kaiserliche Statthalter gegen⸗ über den Mitgliedern des Comitss für die Centenarfeier den Plan, ein Denkmal für Kaiser Wilhelm J. in Straß— burg zu errichten, als verfrüht bezeichnet oder sonst Bedenken gegen die Errichtung des Denkmals erhoben habe, entbehrt, der „Straßb. Korrespondenz“ zufolge, jeder Be⸗ ründung. Auch die Mittheilung der „Volkspartei“, daß er Fürst zu Hohenlohe⸗Langenburg dem Geheimen Regierungs—⸗ Rath Spiecker nicht gestattet habe, den Vorsitz im Denkmal⸗ Comits zu übernehmen, ist unzutreffend. Der Statt⸗ halter, weit entfernt, gegen die Errichtung des Denkmals irgendwie Stellung zu nehmen, hat vielmehr bei der Audienz, welche er den Mitgliedern des Denkmal⸗Comités gewährte, jede Förderung des Unternehmens von seiner Seite zuͤgesichert.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser hat die Wahl des Dr. Lueger zum Ersten Bürgermeister der Stadt Wien mit Entschließung vom 15. d. M. genehmigt. Die Vereidigung Dr. Lueger's wird am 20. d. M. stattfinden.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ Este ist am 13. d. M von Territet in Innsbruck eingetroffen und hat sich am folgenden Tage von dort nach Schloß Rotten⸗ stein bei Meran begeben.

Der russische Botschafter in Wien Graf Kapnist ist am Donnerstag zu mehrwöchigem Aufenthalt nach St. Peters⸗ burg abgereist.

Die Wiener Blätter veröffentlichen einen Aufruf des Klubs der deutschen Fortfchrittspartei des Abge⸗ ordnetenhauses, worin es heißt, derselbe werde die Sprachenverordnung und ihre Urheber mit allen Mitteln bekämpfen, bis dem deutschen Volke wieder sein Recht eworden sein werde. Der Aufruf fordert „die kräftigste

nterstützung der Parteigenossen und Wähler in diesem schweren und voraussichtlich langwierigen Kampfe“. Das Exekutiv-⸗Comité der deutschen Landkags-Abgeordneten Böhmens beschloß, eine große Protestversammlung gegen die Sprachen verordnung auf den 2. Mai nach Teplitz ein . Die deutsche Volkspartei beabsichtigt eben⸗ alls die Einberufung einer Protestversammlung, während die Deutsch⸗Nationalen die Abhaltung eines Partei⸗ tag es in Dresden zu dem gleichen Zweck planen.

Rußland.

Das Finanz⸗Ministerium hat, wie dem „W. T. B.“ gus St. Petersburg gemeldet wird, beschlossen, im laufenden Monat eine Versammlung von Sachverständigen zu berufen zur Entscheidung der Frage, welche gan ffn h isf⸗ bei der Einfuhr ausländischer lLandwirthschaftlicher Maschinen und . gemacht werden könnten, ohne die russische Industrie zu benachtheiligen. Die erste Sitzung soll am 25. d. M. alten Stils stattfinden.

Spanien. Die Königin-Regentin hat gestern vierzehn zum Tode Verurtheilte, darunter drei, welche wegen Empörung verurtheilt waren, begnadigt.

Belgien.

Ven Brü ssel wird, der, Köln. Ztg.“ zufolge, heute eine aus sechs höheren Beamten bestehende belgische Abor dnung nach Peking abreisen und dem Kaiser von China ein igenhändiges Schreiben des Königs der Belgier über—

e bringen. Türkei.

Eine von den Softas in Konstantinopel versuchte Bewegung zu Gunsten der Kriegserklärung ist, dem, W. T. B.“ eg, durch den Einfluß des Scheikh⸗ ul⸗Islam eingedämmt worden.

Das Wiener, Telegr⸗Korresp⸗Bureau“ meldet, der Major Juzuf, Kommandant des 1. Bataillons 34. Regiments, sei zum Kommandanten der Gendarmerie . Kreta er⸗ 29 . . if tischen G h

n der griechisch⸗türkischen Grenze haben sich keine weite ren *fg fa. ereignet. h

Aus Cetinje wird berichtet, der Mutessarif von Ipek sei mit einer Abtheilung Truppen in Berane ein⸗ Gefen um die mohamedanischen Albanesen, welche sich

serane's bemächtigt hätten, zu zerstreuen und die Ordnung wiederherzustellen.

Die „Kölnische Zeitung“ meldet aus Kanea von vor⸗ ir, daß das österreichische Kriegsschiff Tiger“ bei dem

loster Nikola von den Griechen beschossen worden sei und darauf zwei griechische Schiffe in Brand geschossen habe. In der Nacht haͤtten die Griechen einen Anif auf das Fort Izzeddin gemacht, welcher jedoch unter Beihilfe eines italie—⸗ nischen Kriegsschiffes abgewiesen worden sei.

Aus Athen wird der Agence 6 berichtet, die Admirale würden heute dem Sbersten Vassos das Anerbieten machen, für die Pflege der in seinem Lager befindlichen Ver⸗ wundeten zu sorgen. In Hierapetra err , eine Typhus⸗ und eine Blattern⸗Epidemie. Die Aufständischen hätten die Wasserversorgung der Stadt abgeschnitten, sodaß die Einwohner genöthigt seien, aus den am Meeresstrand angelegten Zisternen ihr Trinkwasser zu nehmen. Die Stadt Herakleion befinde sich bezüglich der Wasserversorgung in gleicher Lage; doch hätten die türkischen Truppen die Quellen wieder besetzt. Die Gefan— genen im dortigen Gefängniß hätten revolliert; dieselben würden mit einem türkischen Transportschiff nach Rhodos ge—

bracht werden. Griechenland.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputirten⸗ kammer richtete der Deputirte Karapanos die Anfrage an die Regierung, ob die Nachricht von direkten Verhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei über Kreta richtig und ob es wahr sei, daß ein direktes Einvernehmen durch die Dazwischenkunft einer Großmacht verhindert worden sei. Der Minister⸗Präsident Delyannis erwiderte, daß die Einleitung von Unterhandlungen nur auf halbamtlichem Wege erfolgt sei; die Nachricht, daß irgend eine Großmacht ein direktes Einvernehmen zu verhindern gesucht habe, stellte der Minister⸗ Präsident entschieden in Abrede. Die Kammer genehmigte sodann in erster Lesung die Militärkredite. In der gestrigen Sitzung brachte der Minister⸗Präsident eine Gesetzes⸗ vorlage ein, durch welche die Regierung ermächtigt wird, die Ausgabe von Schatzbillets von 14 auf 36 Hillen Drachmen zu erhöhen. Cine zweite Vorlage ermächtigt die Regierung, für den Fall der Unzulänglichkeit dieser ersten Maßregel, zum Abschluß einer inneren Anleihe von 24 Millionen Drachmen. Eine dritte Vorlage bestimmt die ö der Ausgabe kleiner Bankbilletls von 1 und 2 Drachmen bis zum Betrage von 4 Millionen.

Die Kronprinzessin ist, wie die „Agence Havas“ meldet, vorgestern in Larissa eingetroffen.

Wie die Times“ vom 16. d. M. aus Athen von gut unterrichteter Seite erfährt, hätte der Verlust der griech. Irregulären bei dem neulichen Zusammenstoß mit den türtif chen Truppen über 200 Mann betragen.

Die „Agence Havas“ meldet, daß acht von den mace— donischen Irregulären gefangen genommene türkische Sol—⸗ daten und ein Korporal auf Befehl des Kronprinzen nach Laurion gebracht und nach ihrer Entwaffnung in Frei⸗ heit gesetzt worden selen. Es verlaute, daß sich in Volo noch

weitere 30 türkische ,, befänden.

Dem „Reuter 'schen Bureau“ zufolge hat der Banden⸗ führer Brufas 2200 Mann zu einem Zuge nach Chalcis organisiert in der Absicht, die Aufmerksamkeit der türkischen Armee nach Macedonien abzulenken.

Rumänien.

Die Session, des Parlaments ist gestern mit einer Botschaft des Königs geschlossen worden.

Asien.

. Die in Marseille aus Tongking eingetroffenen Blätter berichten, wie ‚W. T. B.“ erfährt, von mehrfachen Kämpfen mit Piraten. Nach einer Korrespondenz aus Bangkok an ein Journal in Haiphong wäre daselbst ein amerika⸗ nisches Kriegsschiff eingetroffen, um Genugthuung für die gegen den Konsul der Vereinigten Staaten verübte Beleidi⸗ gung zu verlangen. Ein anderes amerikanisches Kriegsschiff werde noch erwartet. In an und dem Innern des Landes seien Seeräuberei und Diebstähle mit bewaffneter Hand im Zunehmen. Das ganze Land befinde sich in großer

Unruhe. Afrika.

Aus Algier erfährt W. T. B.“: Es verlaute daselbst, der Sultan von Marokko habe infolge von Streitigkeiten unter den marokkanischen Stämmen an der Grenze, welche die Entsendung . Schwadronen französischer Jäger noth⸗ wendig gemacht hätten, die Riffioten mobil gemacht, welche auf Udjda vorrücken sollten. Man befürchte Unruhen, ,. das Einschreiten französischer Truppen erheischen önnten.

In der vorgestrigen Sitzung der gesetzgeb enden Ver—⸗ sammlung der Kapkolonie brachte, dem, W. T. B.“ zufolge, Dutoit eine Resolution des Inhalts ein, daß der Frieden und das gegenseitige Vertrauen unker den Staaten Süd⸗Afrikas am besten durch treues wechselseitiges Einhalten der eingegangenen Vertrags Verpflichtungen und durch die Befolgung einer Politik der Mäßigung und gegenseitigen Versöhnung durch die betreffenden Staaten würde erreicht werden. Hierzu beantragte Innes den Zusatz, daß der Frieden am besten durch genaue Befolgung der Londoner Konvention, durch Abstellung der wohlbegründeten Beschwerden der Uit⸗ lander seitens der Südafrikanischen Republit und durch die Weiterbefolgung einer Politik der Mäßigung seitens der britischen Regierung würde erreicht werden.

Aus Durban (Natah von gestern meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß daselbst unvermuthet ein britisches Ge⸗ schwader von sieben Schiffen eingetroffen sei. Gestern Abend sollten zwei weitere Kriegsschiffe eintreffen, deren Ziel und Bestimmung unbekannt sei.

Nr. 16 des CFentralblatts der Bauverwaltung', heraus⸗ r im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 17. April, hat olgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Der Festschmuck Berlins am 22. März 1597. Erhöhung der Betriebe sicherheit durch elektrische Schienen kontakte (pedale). Summen Cisflußlinien und A-⸗Polygone. Traßprüfung. Vermischtes: Wettbewerh um Pläne für, das Rathhaus in Hannover. Das Sternthor in Bonn. „Ein neuer Säulenquerschnitt“

Gas fassen und einen Umfang von 86 m

Arbeiterbewegung.

In Stettin haben die Tischler, wie der Vorwãärtz richtet, in einer Versammlung mit 401 gegen 755 S . n . ni. *. . 6. Stimmen den

In Erfurt waren seit einiger Zeit die Zimmerleute, Tischler, Klempner und Glaser in Lohnbewegungen . der.. Vorwärts‘ mittheilt, sind jetzt die Tischler in einen all 2. meinen Aus st and , .. Sie fordern Verkürzung der Arbe zeit auf 19 Stunden, Lohnerhöhung von 10 , 2. )

In Halle a. S. ist nach demselben Blatt in der Schuh fabrik von Hake cin Ausstand ,, Eine Einigung is wa hrscheinlich. Ferner brach ein Ausstand wegen Lohnkuͤrzung in der Armaturenfabrik von Hasegier aus.

Aus Karlsruhe wird der Frtf. Ztg.“ gemeldet: Die aug. stãndigen Arbeiter in der Fabrik von Markt stahler u. Barth haben heute die Arbeiten wieder aufgenommen (vergl. Rr. 88 d. 2 Die Wagner und Schmiede sind in eine Lohnbewegung eingetreten Sie verlangen zehnstündige Arbeitszeit, 165 / Lohnerhöhung ꝛc. ;

In Rost ock haben die Tischler neue Lohn und andere For⸗ derungen aufgestellt, welche, wie der Vorwärts“ meldet, der Innung unterbreitet, von dieser aber abgelehnt worden sind. Es sollten nun sämmtlichen einzelnen Meistein die Forderungen mit dem Ersuchen vorgelegt werden, sich bis heute über die Annahme zu erklären.

Aus Nimes wird der . Köln. Ztg. unter dem 14. April über Paris gemeldet: Die Unruhen auf der Kohlenzeche Gra nd Com be greifen von Stunde zu Stunde weiter um sich. In den Grubenbegirken von Rochobelle und Fontanes treffen zahlreiche ausstan ; dige Bergleute ein, um die Arbeiter daran zu verhindern, die Ärbeit fort usetzen. Cine solche Bande mißhandelte unterwegs esnen Gruben⸗

ufseher Namens Daumont derart, daß er todt auf dem Platze zurückblieb. An sämmtlichen Grubenschächten sind Militãärposten aufgestellt, um die Bergleute, die die Arbeit fortsetzen, zu schützen.

Kunst und Wissenschaft.

Der Fhrenpreis Seiner Majestät des Kaisers und Königs für die beporstehende große allgemeine Gartenbau— Ausstellung, ein Meisterstück der Königlichen Porzellan · Manufaktur, ist in deren Niederlage, Leipzigerstraße 1, jetzt zur Anficht ausgestellt. Es ist eine Prunkbowle, welche der Bildhauer Ernst Wegner modelliert hat. Drei Putten, die eine Ananas halten, zieren den Deckel, der mit Weinreben umkränzt ist. Am Körper, des Gefäßes treten drei Figuren heraus, von denen die eine einen älteren fröhlichen Zecher, die heiden anderen einen Jüngling und eine Jungfrau darfteslen, wesche die Liebe versinnbildlichen. Die Bemalung des Grundes, die der Maler Heinrichs besorgt hat, zeigt in hellen Farben Früchte, die für eine Bowle in Anwendung kommen: Ananas, Erdbeeren, Pfirsich, Wein Ac.

Vor dem Verein für deutsches Kunstgewerbe sprach am Mitt woch Abend im großen Saale des Architekten baufes Herr Regierunge⸗ Baumeister R. Borrm ann „über die neuesten Richtungen auf dem Gebiete der modernen Kunsttöpferei. Redner betonte zunächst den nahen Zusammenhang, in dem derselbe mit der japanischen Reramik stehe, aus welcher sich die der modernsten Keramik eigenthüm⸗ liche Vorliebe für einen naturalistisch impressionistischen Dekor und für die. Berzierung durch vielfarbige, ineinanderfließende Glasuren ihren. Ursprung herleite. Nach einer Charakteristik der japanischen Keramik ging der Vortragende auf den Einfluß über, den diese besonders in Frankreich auf die zeitgenössische Keramik, sowie im besonderen auch auf einzelne Künstlernaturen wie Jean Carriöz

ewonnen haben. Die modernen Arbeiten, unter denen das Steingut den on angiebt, bedeuten, so führte er aus, einen völligen Umschwung in der Geschmacksrichtung, indem sie unter Verzicht auf eine kö. Ornamentation hauptsächlich reizvolle Farbenbestimmungen durch ge— mischte Glafuren bezwecken und darauf ausgehen, die unter Einwirkung des Brandes entstehenden Tonveränderungen der farbigen Metalloxyde künstlerisch zu verwerthen. Auf diesem Wege hat sich in Frankreich eine Richtung herausgebildet, die man mit dem Namen, Liebhaber ⸗Keramst⸗ be— zeichnen darf und die, mit durchaus verwandten Beftrebungen auf dem Gebiet der Glatzfabrikation in Fühlung stehend, als durchauz modern anzusehen ist. Von dem Steingut ging der Vortragende auf die neueren lustrierten Arbeiten in Frankreich, Dänemark und Deutsch— land über, welche den Reiz farbiger Verzierungen noch durch einen metallischen Schimmer erhöhen und damit reiche dekorative Wir⸗ kungen erzielen. Es wurde sodann gezeigt, wie nahe sich gewisse vol lẽthümliche Betriebe gelegentlich mit den Zielen der neuen Richtung berührten, und im Anschluß daran neuerer Versuche gedacht, mit. den einfachen Mitteln bäuerlicher Werkstätten eine Ärt tünstlerischer Bauerntöpfe in modernem Gewande zu gestalten. Nachdem er Vortragende noch kurz der amerikanischen Keramik (Rockwood Pottery) Erwähnung gethan, ging er auf das Porzellan über. Auch hier bekundet fich, nach Wiederaufnahme der bereits von den Chinesen zu hoher Vollendung geführten viel farbigen und geflammten Porzellane, die moderne Vorliebe für farbige, der Technik entlehnte Effekte. Es wurde an erster Stelle der in der Königlichen Porzellanmanufattur zu Berlin hergestellten Porzellane mit geflammten Rothglasuren, sodann neuerer französischer und chine— sischer Arbeiten dieser Art gedacht. Redner schloß mit dem Hin— weise auf die bei uns noch wenig gewürdigten, aber nach Farben⸗ stimmung und Mustern als durchaus modern zu bezeichnen⸗ den Arbeiten der Porzellanmanufaktur zu Kopenhagen, in—⸗ dem er nicht unterließ, auch hierbei auf die Verwandt⸗ schaft der Kopenhagener mit gleichfalls neuen japanischen Porzellanen in Unterglasurdekor (Kozan in Makudza) aufmerksam zu machen. Bel der Bereitwilligkeit, mit der sowohl das Königliche Kunstgewerbe⸗Museum wie die Königliche Porzellanmanufaktur, ferner die Herren Bellair, Harsch u. Co.,, Hir chwald, L. Wagner, zum theil auch Privat personen die in ihrem Besitz befindlichen neueren keramischen Arbeiten zur Verfügung gestellt hatten, war der Vortragende in der Lage, bei seinen Ausführungen auf reiches Anschauungsmaterial hinzuweisen.

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Die Nord-Polarforschung hat durch den glücklichen Auk— gern und die bedeutenden Erfolge der Expedition des kühnen Norwegers Fridtjof Nansen einen mächtigen Impuls erfahren; an vielen Stellen tauchen Projekte für neue Expedttionen auf, deren Vorbereitung theilweise längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Zueist auf dem Plane wird, wie wir dem geographischen Monatsbericht des neuesten Hefis (4. 43. Bandes 1897) von , Peter⸗ mann' Mittheilungen (Gotha, Justut n entnehmen, der Ingenieur Andree, mit seiner Ballon -Expedition erscheinen; bereits am 18. Mai erfolgt seine Abreise von Schweden, und am 20. Juni soll der Ballon gefüllt sein, sodaß ein Zeitraum von mehreren Wochen, um den Eintritt günfligen Südwindes zu er⸗ warten, vorliegen wird. Später als Anfang Nuguff würde ein Auf⸗ stieg, da die Tage bereits kürzer werden, nicht mehr rathsam sein. Andree hatte die Zwischenzeit dazu benutzt, feinen Ballon zu ver— größern, sodaß er jetzt 5100 ebm (z00 mehr als bisher Gas auf⸗ nehmen wird; auch sonst sind verschiedene Verbesserungen an ihm an— gebracht worden. An Stelle des zurückgetretenen Meteorologen Dr. Ckholm nimmt der Ingenleur K. Fränkel heil. Auch im Ballon, und zwar auch von Spißbergen aug, wollen die bekannten französischen Luftschiffer L. Godard und Ed. Surcouf den Nordpol zu erret suchen. Ihr Unternehmen ist in viel größerm Umfang projektiert als dasjenige Andree's; ihr angeblich bereits in Ausführung befindlicher Ballon „Ln France“ wird mehr als doppelt so groß werden, 10 800 .

seine Tragkraft so 12 000 Rg betragen, wodurch es ermöglicht werden soll, eine größere Anzahl Personen mitzunehmen; außer den beiden Ünternehmern sollen noch zweJ Luftschiffer, ein erfahrener Polarfahrer, ein Metegrol n zen die Heoäfaphische Gessischaft von Pari und eln Ant zen ef Marine Ministerium zu inn häͤtte, theilnehmen. Der Aufstieg 3 erst im Sommer 1558 erfolgen. Ebenfalls im Sommer 1898 wird die

Fram“ Nansen's Polarschiff, eine neue Expedition antreten unter Führung des Kaxritäns Sverrup, welcher das Fahrzeug bereits auf seiner ersten Fabrt so geschickt geleitet hat. Nan sen selbst wird durch die Auzarbeitung der wissenschaftlichen Resultate seiner E pedition von der Theilnahme zurückgehalten; das umfangreiche, mehrbäͤndige Werk wird von der norwegischen Regierung herausgegeben. Ueber das Ziel der neuen Expedition des Fram“ ist noch kein Beschluß gefaßt. Das Schiff selbst wird von seinem Erbauer Colin Archer einem Um- bau unterzogen, um eg geräumiger und seetüchtiger zu machen. Der amerllanische Ingenieur Robert Peary plant eine neue Expedition nach dem nördlichen Grönland und von da nach dem Nordpol. Die Gefahr, welche die Rücksendung des Schiffs und etwaiges wiederholtes Ausbleiben von Entsatzexpeditionen fir die Theilnehmer mit sich bringt (wie ja die Greely'sche Expedition 1882/84 zur Genüge erfahren mußte), glaubt Peary durch die Wahl seiner Station am Oshorn⸗Fjord zu verkleinern, wenn nicht gar ganz u beseitigen, da ihm, wenn nach wiederholten Ueberwinte⸗ rungen kein Entsatz infolge Zusammentreffens verschiedener un⸗ glücklichen Umstände und Unfälle anlangen sollte, immer der Rückzug über das Binneneis des nördlichen Grönland bleibt bis zum Inglefield⸗ Golf, wo er auf Eskimos treffen würde und wo ein GEntsatz leicht zu ermöglichen waͤre. Die Verproviantierungs⸗ und Entsatzexpeditionen, welche in den letzten Jahren während der Ueberwinterungen Peary's am Inglefield Golf ausgesandt wurden, hatten amerikanische Univer- sätäten benutzt zur Mitsendung einer Zahl von Dozenten und Studierenden, welche an verschiedenen Punkten von Westgrönland sich aussetzen ließen, um bis zur Rückkehr des Expeditionsschiffes Gletscher⸗ beobachtungen und andere geophysikalische Untersuchungen autzusühren. Die günstigen Erfolge dieser Studtenreisen haben nun den Plan ent⸗ stehen lassen, derartige Fahrten zu einer ständigen Einrichtung zu machen, odaß die Untersuchungen des einen Jahres im nächsten event. von

itgliedern einer anderen Universität aufgenommen und fortgesetzt würden. Namentlich wird dieser Plan, dessen Aussührung genauere und reichhaltigere Ergebnisse für glacialgeologische Studien erwarten laßt als vereinzelte Untersuchungen, von Professor G. H. Barton am Technologischen Institut in Boston befürwortet.

Die Landesgruppe „Deutsches Reich der Internatio⸗ nalen kriminalistischen Vereinigung“ wird am Donnerstag und Freitag, den 10. und 11. Mai, in Heidelberg tagen. Als Verhandlungsgegenstände sind folgende Fragen in Aussicht ge⸗ nommen: 1 Durchführung grundsätzlicher Reformen auf dem Gebiet des Strafvollzugs im Rahmen der hbestehenden Gesetzgebung und 2) Verwerflichkeit der Unschuldstrafen und der Straferhöhungen ohne Rücksicht auf das Verschulden. Den Vorsitz führt der frühere Unter ⸗Staatssekretär, Professor von Mayr.

Literatur.

Ueber Proberelationen. Eine Mittheilung aus der Justiz-Prüfungskommission. Dritte, durchgesehene und ver= mehrte Auflage. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Preis 1,80 Diese von sachkundigster Seite inspirkerte Anleitung zur An—⸗ fertigung von Proberelationen ist schon bei ihrem ersten Erscheinen allsestig, namentlich von den lernenden Juristen, dankbar aufgen gmmen worden. Die neue Auflage ist auf Grund der von der Justiz⸗ Prüfungskommission gemachten Wahrnehmungen durch einen Zusatz uͤber die Anfertigung des Thathestandes und durch den Abdruck einer an die Präsidenten der Ober ⸗Landesgerichte gerichteten erna sg der Prüfungskommission vom 2. Mai 1895, welche si über das Verhältniß der Entscheidungsgründe zum Gutachten ausspricht, vermehrt. Die Bemerkungen über die An fertigung des Thathestandes, so namentlich die Warnung, das Referat nicht in Anlehnung an die chronologische Entwickelung des Prozesses erzählen zu lassen, waz in der Klageschrift, in der Klagebeantwortung u. s. w. gesagt wird, das subiektive Urtheil des Referenten zurückzusetzen, nicht fortwährend zur Ergänzung auf die Akten zu verweisen, ferner eine Sachdarstellung bet ausscheidendem Prozeßstoffe zu vermeiden u. s. w, sind goldene Worte, die nicht nur bei der Anferligung der Proberelationen, sondern auch später bei der praktischen Rechtsprechung berücksichtigt zu werden verdienen. Die Verfügung der Prüfungskommission vom 2. Mai 1895 (S. 97 ff) bemerkt, es sei, namentlich in neuerer Zeit, die Wahrnehmung gemacht worden, vaß Proberelationen geliefert werden, in denen die Urtheils⸗ gründe eine gänzliche oder theilweise Abschrift des Gutachtens sind. Sie führt hiergegen aus, daß dieses Verfahren dem 5 34 des Prüfungsregulativs vom 1. Mat 1883 widerstreitet, und giebt dann eine Reihe von allgemeinen Gründen an, welche gegen dieses Verfahren sprechen. Mit vollem Recht wird gesagt, daß der Verfasser in dem Gutachten darlegen soll, wie er die Sache beurtheilt und welche Entscheidung er für richtig hält. Dazu gehört namentlich, daß er Rechtsfätze, welche einem entlegenen Rechtsgebiete angehören, näher erörtert und bei Entscheidungen über Kontroversen den Stand⸗ punlt, welchen die Vertreter der verschiedenen Meinungen einnehmen, dem Kollegium vorttägt. Im Gegensatz dazu, sagt die Verfügung, sollen die Urtheilsgründe aussprechen, wie das Gericht den Parteien gegenüber seine beschlossene Entscheidung rechtfertige. Sie müssen dementsprechend viel kürzer und präziser als das Gutachten gefaßt sein. Es ist zu wünschen, daß die in dieser Schrift enthaltene vortreffliche Anleitung zum Referieren Befolgung finde.

Hilfsbuch zum Studium der Pandekten, inebesondere zu Dernburg's Pandekten und zur Einfuͤhrung in das Bürgerliche Gesetzbuch. Von kinem Veiwaltungsbeamten. J. Abtheilung: All⸗ gemeiner Theil und Sachenrecht. Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage. Verlag von H. W. Müller in Berlin. Preiß 2, 20 Ber Verfasser wirft in dem Vorwort zu dieser neuen Auflage die Frage auf, ob das Werkchen noch eine Berechtigung habe, von neuem zu, erscheinen, nachdem durch die Verfügung des preußischen Justij⸗Ministers vom 18. Ja— nuar d. J. die gan etre, , in Wegfall gekommen sei, und bejaht diese Frage zunächst deshalb, weil noch Tausende von Rechts- beflissenen, die bereits Pandekten gehört, aber die Staatsprüfung noch nicht zurückgelegt haben, dieses Hilfsbuch zum Repetieren sehr wohl benutzen könnten, sodann aber, weil noch niemand genau wisse, wie sich die neu vorgeschriebenen Vorlesungen über römische Rechtsgeschichte und das System des römischen Privatrechts sowie diejenigen über deutsches bürgerliches Recht gestalten würden. Solange es noch keine Lehrbächer gebe, welche die geschichtliche Entwickelung der Lehren des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs darstellten würden die Pandektenwerke auch für die Vorlesuüngen über das bürgerliche Recht vorläusig nicht entbehrt werden können, und da ferner das Dernburg'sche Lehrbuch z. 3. das einzige sei, welches das neue deutsche Privatrecht bereits berücksichtige, so rechtfertige sich das Erscheinen des im Anschluß an Dernburg neu bearbeiteten „Hilfsbuchs .. Der Inhalt desfselben ist überall durchgesehen und an vielen Stellen be⸗ reichert worden. ö

Annalen des Deutschen Reichs für Gefetzgebung Verwaltung und Stat istik, herausgegeben von Dr. Georg Hirth und Dr. Max von Seyde l. 30. Jahrgang, Heft 1 bis 4 München, Verlag von G. Hirth. Preis vierteljährlich (over Hefte) 4 6. Aug dem reichen Inhalte der ersten vier Hefte des neuen, er Jahrgangs dieser staatswissenschaftlichen Zeitschrift und Materlaliensammlung mögen folgende Abhandlungen hervorgehoben werden: „Die Immunität der parlamentarischen Berichterstattung (dag Prinzip der parlamentarischen Oeffentlichkeit), ein Beitrag zum peutschen Der fun er und zur Revision der Reichsgesetzgebung, in welchem der Verfaffer, Gerichts Affeffor und Privatdozent Dr.

ubrich, nach einer eingehenden Darstellung des Rechtszustandes in gland, Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika die e 3 der Doktrin und den Gang der ö in Deutsch⸗ land, befonderg augführlich die ge sern en ens und des Reiche, das geltende deutsche Recht behandeit, die eformbestrebungen erörtert und schließlich selkst beachtenswerthe Vorschläge macht; „Die Eisen⸗ bahnpolitit Frankreichs · von Richard von Kaufmann; Die privat⸗

rechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt und der Flößerei“ von

Keidel; „Beiträge zur Geschichte der württembergischen Biersteuer! von Viktor Daudert; Bemerkungen über (eine allgemeine. Reichs . Biersteuer ! von C. Becciug, Kaiser⸗ lichem Geheimen ber Regierungs Rath a. D.; Die e, ,. jum Schutz des Publikums gegen den Genuß trichinenbaltigen Schweinefleisches im Heriogthüm Braunschweig?, bearbeitef bon Finanz Rath Dir. Zimmerman in Braunschweig. Ferner enthasten die vorliegenden Hefte die Rechnungsergebnisse der Berufsgenoffen⸗ schaften für 18965, den Verwaltungsbericht der Reichsbank fär das Jahr 1895, die endgültigen Hauptergebnisse der Berufszählung vom 14. Juni 1896 für den preußischen Staat, diejenigen der Volks— zählung vom 2. Dejember 1855 für das Deutsche Reich und eine Reihe anderer, allgemein interessierender statistischer Mittheilungen.

Lexikon der gesammten Technik und ihrer Hilfs- wissenschaften. Im Verein mit Fachgenossen berausgegeben von Otto Lueger. Mit zahlreichen Abbildungen. Deutsche Verlags⸗ Anstalt in Stuttgart und Leipfig. Abtheilungen 16 bis 20 (vierter Band). Der vorliegende neue Band dieses Lexikons umfaßt die Stich⸗ worte von „Essigsäure. bis Grundtemperatur '. Die Gründlichkeit, mit welcher bei aller Prägnanz und Kürze die einzelnen Themata be- handelt sind, verdient volle Anerkennung. Die wichtigeren Artikel finden sich unter den Stichworten: Fachwerke und Zugehöriges, Fahrbahn ꝛc.,, Farben, arben, Farbstoffe ꝛc., Gewölbe, Gewölbesteine, Festigkeitsproblermaschinen, Flachs⸗ spinnerei, Fräse und Fräsmgschinen, Garnprüfung, Gags— behälter, Gasbeleuchtung, Gasfahrik, Gaswaschappargte, Gase, gas⸗ förmige Körper, Gelenktträger, Gitterträger, Gasmaschine, Geleucht, Grubenmauerung, Grubentheodolit, Grubenzimmerung. Aus der Chemie und der chemischen Technologie seien die Artikel Essigsäure, Fette und fette Oele, Gärung, Gerbstoffe, Glas erwähnt. Die neuesten Forschungsergebnisse haben darin bereits Verwerthung gefunden. Durch Sorgfalt der Bearbeitung hervorragende Abschnitte sind ferner: Fluß⸗ eisen, Geschoßtreibemittel, Gewehr und Gewehrfabrikation, Glas⸗ malereitechnik. Die Abhandlungen aus den Gebieten der reinen und an⸗ gewandten Mathematik, der Architektur und des Ingenieurwesenz lassen ebenfalls das Bestreben nach klarer Auseinandersetzung auf möglichst engem Raum erkennen. Zahlreiche Illustrationen erleichtern das Verständniß des Textes. Nach alledem hält das vortreffliche Werk, was es von Anfang an J n, , hat, nämlich ein zuverlässiges, gründliches und vielseitiges Nachschlagebuch für jeden Techniker zu werden. Auch das xasche und pünktliche Erscheinen ist ein Vorzug. Freilich wird das Lueger'sche Lexikon kaum in sieben Bänden zu beendigen sein, und die Abonnenten dürften daher, gemäß der seiner Zeit ig Er⸗ klärung der Verlagshandlung in Abtheilung 13 einen Band kostenlos nachgeliefert erhalten.

„Erinnerungsblätter an die Baugewerksgruppe und ihre verwandten Zweige auf der Berliner Gewerbe- Ausstel lung 18968. lautet der Titel eines Ende vorigen Monats im Verlage der Allgemeinen Rundschau der Bauinvustrie! (Berlin NW., Mütelstr. 23) erschienenen Werkes, welches, in ansprechender Ausstattung und mit zahlreichen Illustrationen versehen, das Inter⸗ essanteste aus der Bau, Abtheilung der Berliner Gewerbe ⸗Ausstellung 1896 in Wort und Bild vorführt. Nach einer Einleitung, welche die Geschichte der 1 zum BGegenstande hat, gelangen

wir zum Bauhof, dessen Reize noch jedem Besucher in Erinnerung Es folgt dann eine Besprechung der namhaftesten Abtheilung, die in ihrer Ge⸗ sammtheit ein Bild. von der ansehnlichen Entwicke—⸗ lung der Berliner Bauindustrie giebt. Nach einem Verzeichniß der preisgekrönten Firmen sowie der Aussteller dieser Gruppe, bilden Inserate den Beschluß des Werkes, welches in elegantem Kaliko— einband einen gefälligen Eindruck macht. Für Interessenten und Freunde des Baufaches bilden diese Blätter nicht nur eine angenehme rinnerung an die Berliner Autstellung, sondern sie enthalten auch viel Orientierendes und Belehrendes aus diesem Gebiete. Wie der Verlag mittheilt, beahsichtigt er auch die Baugewerksgruppe auf. Fer diesjährigen Sächsisch⸗Thüringischen Ausstellung in Leipzig in gleicher Weise in Erinnerungsblättern einer eingehenden Würdigung zu unterziehen. ö Der Sammler“, illustrierte Fachzeitschrift für Sammel⸗ wesen und Antiquitätenkunde, begann am 1. April den 198. Jahrgang. Der Herausgeber Dr. Hanz Brendicke, der seit 1885 diese in Sammlerkreisen gut eingeführte Zeitschrift leitet, giebt darin eine reichhaltige Uebersicht über die Porträt⸗Darstellungen der, Königin Luise mit drei interessanten Abbildungen. Ferner liegt die Repro⸗ duktion der ‚Vossischen r vom 23. März 1797 (mit der Anzeige der Geburt des Prinzen Wilhelm) bei. Von der Berliner Medaillen⸗Münze X. Ostermann, vorm. G. Loos, werden drei neuere und sechs ältere Kaiser Wilhelm Gedächtniß⸗Münzen vor— geführt. „Die Kleinen Mittheilungen“ bringen stets Berichte über Funde und Ausgrabungen, Museen und Sammlungen, Vereine und Gesellschaften, Literatur und Kataloge. Außerdem enthält jede Nummer Preislisten der neuesten Versteigerungen aus dem Rudolf Lepke'schen Kunst⸗Auktionshause hierselbst. Die inhaltreiche, im Verlage von K. Siegismund, Berlin W. (Mauerstr. 68), erscheinende Halbmonatsschrift sei allen Sammlern aufs neue empfohlen.

sein dürften. ͤ Berliner Firmen aus dieser

Bauten.

Das Sternthor in Bonn ist neben einem einzigen, noch übrig gebliebenen Mauerthurm der letzte Rest der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die von dem kölnischen Erzbischof Konrad von Hoch staden um das Jahr 1244 erbaut wurde und die bürgerliche Nieder⸗ lassung mit dem früher von ihr getrennten Stift von St. Cassius d, der Münsterkirche) verband. Die Ringmauer war außer einer Anzahl von Pforten von zwei Thorburgen durchbrochen, und zwar nach Westen bon dem Sternthor, nach Norden von dem Kölnthor. Daß letztgenannte Thor war ein bedeutendes, wohlerhalten in unser Jahrhundert überkommenes Bauwerk, dessen Feldseite, von zwei Thürmen rechteckigen Grundrisses eingefaßt, über dem fat e rn Thordurchgange eine mit Maßwerk gezterke große Oeffnung enthielt, während die Stadtseite einen breiten thurmartigen Aufbau mit zwei Obergeschossen und weit vorgekragter Galerie zeigte. Zur Verbreite⸗ rung der Kölnstraße wurde das Thor im Jahre 1827 abgebrochen. Von dieser Zelt an ist dann mit der zunehmenden Ausbreitung der Stadt auch die ganze übrige mittelalterliche Befestigung bis auf die obenerwähnten spärlichen Reste vollständig vernichtet worden. Das noch aufrecht stehende Sternthor ist ein Bauwerk mit jwei nach der Feldseite vorspringenden Flankierungsthürmen von halb⸗ kreisförmiger Grundrißform und einem von ihnen eingeschlossenen geviertförmigen Mittelbau. Dieser enthält die im Spitzbogen ge⸗ schlossene Durchfahrt, deren Außenseite eine mit Ringen verzierte große Rundstabeinfassung zeigt. Das Bauwerk , im Gegensa zum Kölnthor nur ein Obergeschoß; weiterer künstlerischer Schmu ist an ihm im jetzigen Zustande, der zum theil auf späteren Umbauten beruht, nicht erkennbar. Das Thor war seit der Aufgabe seines ursprünglichen Zweckes nicht nur von keiden Seiten fest eingebaut, sondern die Halbthürme selbst waren Privateigenthum geworden, und auf der Staßtseite waren an dieselben weit in die Straße ein⸗ springende Häuser angebaut. So hatte sich an der Stelle der nur g„50 i brelten Thoröffnung, die den Zugang zu einer Hauptgeschäfts⸗ straße der Stadt vermittelt, ein den Verkehr empfindlich störender Engpaß gebildet, zu dessen Beseitigung die Bürgerschaft die Nieder legung des Sternthores beschloß. Dem andererseits geltend emachten er ch der Erhaltung der Thorburg trat besonders die Rücksicht auf die dadurch entstehenden hohen Kosten entgegen, da nicht nur die in das Thor eingebauten, sondern auch die es umgebenden 3 die bei der Freilegung zu erwerben wären, gut 3 Wirthschaftg⸗ und Geschäftsbetriebe enthielten. Sieben Jahre lang haben die Verhandlungen über die Niederlegung oder Erhaltung detz Thoreg gewährt, in deren Verlauf einmal sogar die Erlaubniß zum Abbruch ertheilt und kur nachher wieder r, wurde. Vor kurzem ist nunmehr, wie das „Centralblatt der Bauverwal ˖ tung! mittheilt, die Allerhöchste Genehmigung zum Ab⸗

bruch des Thores ertheilt worden, jedoch unter der Bedingung, daß die Stadt sich vorher verpflichtet, das Baudenkmal an einer anderen geeigneten Stelle wieder aufzuführen. Die Stadtverordneten. Ver sammlung hat zunächst das Stadibauamt mit der 1 der Pläne und ole lg für den Wiederaufbau beauftragt. Bei dieser Gelegenheit wird auch die durch den nunmehr . Erwerb der Halbthürme erst jetzt ermöglichte genaue Untersuchung und Auf- nahme des baulichen Bestandes der Thorburg vorgenommen werder.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in den Riederlanden. Trotz des wenig günstigen Witterungsverlaufs scheinen die Saaten im allgemeinen gut durch den Winter gekommen zu sein. Da der Boden im Herbst infolge unaufhörlicher Regengüsse zu naß war und keine genügende Aussaat erfolgen konnte, sollte das Versäumte im Frühjahr eingeholt werden. Trockenheit wäre hiernach im März besonders erwünscht gewesen. Der Regen hat indessen einige . abgerechnet, angehalten, und daher lauten die Berichte über die Aussichten für die Saatenentwickelung nicht ganz günsti Die wenigen guten Tage haben nur gerade zur Vorbereitung für die 6 Aussaat genügt; mit jedem neuen Tage Verzug wird die Gefahr, das Versäumte nicht mehr einholen zu können, größer.

Saatenstand in Schweden. —⸗ Nach den hier vorliegenden Nachrichten scheinen die Saaten gut durch den Winter gekommen zu sein, und kann der gegenwärtige Stand derselben im allgemeinen als günstig bezeichnet werden. Mit der Ackerbestellung hatte man in den meisten Provinzen am 1. d. M. noch nicht begonnen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Bom bay, 15. April. (W. T. B.) An der Pest sind hier seit Ausbruch der Epidemie bisher inggesammt 11 333 Personen erkrankt und 9483 gestorben; die Sterblichkeit pro Woche be⸗ trägt 970 Personen.

Verdingungen im Auslande.

/ Oesterreich⸗ Ungarn.

11. Mai, Mittags. Donau⸗Regulierungs⸗Kommisston in Wien; Herstellung der Eisenkonstruktionen für die Absperrvorrichtung bei Nußdorf. Näheres bei der Hafenbau⸗Direktion der Donau⸗Regulie⸗ rung Kommission in Wien, J. Bez., Adlergasse 16, 2. Stock, und beim Reichs⸗Anzeiger“y.

Niederlande.

L Mai. Bürgermeister von Dautumadeel: Lieferung von 300 Ster preußischen Flußkies. Anmeldung vor 1. Mai auf Stempel papier franko dem Bürgermeister einzureichen. Lieferung hat zu erfolgen vor 1. Oktober d. J. Lieferungsbedingungen nebst Kiesmuster zur Einsicht im Gemeindehaus zu Murmerwoude. Abschriften ersterer für 30 Cents zu bekommen.

8. Mai, 10 Uhr, im Rathhause zu Fynaart (Nordbrabant): Lieferung! von 200 cbm deutschem Straßenunterhalt ⸗Kies von 2 ju 4 em; die Lieferung soll ausgeführt werden im kommenden Monat Juni auf den Ausladeplätzen, welche beim Eintreffen des Kieses werden bezeichnet werden, nachdem die Lieferung genehmigt worden. Anmeldungen spätestens am obigen Termin auf der Gemeindeschreiberei einzureichen. Kosten für Hafen⸗, Lager⸗ und K zu Lasten der Lieferanten; Lieferung hat frei an den Ort zu erfolgen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 16. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. SD. . Fulda, n. New. Nork bestimmt, 15. April Mrgs. Punta del Gada passiert. BPD. Prinz-Regent Luitpold, von Australien kommend, 15. April Mittags Ouessant passiert. 2 „Crefeld? 15. April Mrgs. in Baltimore angek. ö „Lahn“, v. New⸗NYork kommend, 15. April Mrgs. 4. d. Weser angekommen. SD. . Werrg “, v. Genua kommend, 15. April Nm. in New-ork angek. PD. „Halle n, v. Baltimore kommend, 15. April Mrgs. auf Weser angek. PD. „Pfalz“ 14. April v. Buenos Aires n. d. Weser abgegangen.

Ham burg, 15. April. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. SD. . Fürst Bismarck“, von New⸗Jork kommend, hat heute Mrg. Seil ly passiert. . .

1I7. April. (W. T. B.) Ham burg⸗Amerika⸗Linie. SD. ‚Fürst Bismarck‘ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen in Cuxhaven eingetroffen. .

ondon, 15. April. (W. T. B.) Union⸗Linie. D. Gaul“ ist auf der Heimreise gestern von Madeira abgegangen.

Castle⸗Linie. D. Raglan Castle ist gestern auf der Ausreise von London abgegangen. DD. Roslin Castlen und Tintagel Castle' sind gestern auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. ]

Rotterdam, 16. April. (W. T. B.) Holland Amerika. Linie. D. Veen dam“, v. Rotterdam n. New⸗Jork, heute früh

Lizard passiert.

Theater und Musik.

Im Königlichen Qpernhause geht morgen . Oper Undine! mit Fräulein Hiedler in der Titelrolle in Scene. m zweiten Osterfeiertage wird Meyerbeer's Qper. .Die Afrikanerin! ge⸗ geben. Am Dienstag gelangt abermals Lortzing's Undine“ zur Auf⸗ ührung.

ö. 1. Neuen Königlichen Opern-⸗Theater werden am ersten Feiertage zu ermäßigten Preisen Doctor Klaus“ von Adolf XArronge, am zweiten Feiertage „Der Verschwender! von Raimund egeben. . 4 Im Königlichen Schauspielbause wird am morgigen Osterfonntage Goethe's „Faust, J. Theil', in Folgender e⸗ setzung gegeben: Faust: Herr Matkowsky; Mephistopheles: Herr Grube; Margarethe: Fräulein Lindner; Marthe: Frau ee⸗ bach; Valentkn: Herr Arndt. Am Ostermontag geht Otto von der Pfordten's Schauspiel „1812 zum 50. Male in Scene. Am Dienstag gelangt Shakespeare's Sommernachtstraum in nachstehender Besetzung zur Aufführung: Titania: Fräulein Gertruds Korn, als Gast; Zettel: Herr Vollmer; Squenz: Herr Blencke; Oberon: Fräulein von Mayburg; Puck: rau Conrad. Die Musik von Mendelssohn wird unter it⸗ wirkung der eme. Kapelle unter Musikdirektor Wegener's Leitung u Gehör gebracht. .

41 pvielplan des Deutschen Thegters für die Osterweche ist folgender: Morgen Nachmittag Die Weber“, Abendg Die ver. sunkene Glocke, Oster⸗Montag Nachmittag Hannele's , nebst Blau“. Abends „Morituris, Dienstag Die versunkene Glocken, Mittwoch „Die Weber‘, Donnerstag „Einsame Menschen“, e ag „Die versunkene Glocke“, Sonnabend „Morituri“, nächstfolgenden Sonntag Nachmittag Die Webern, Abends „Die versunkene Glocken, Montag „Die versunkene Glocken.

Das Berliner Theater veröffentlicht folgenden Spielplan für die Osterwoche: Am Oster⸗ Sonntag, Dienstag, Sonnabend und am näãchst ö Sonntag gelangt Renaiffance. zur Aufführung. Am Oster⸗ Montag geht das Lustspiel Finder der Bühne. in Scene. Wildenbruch's . Heinrich und Heinrich's Geschlecht! wird an jwel aufeinander folgenden Abenden, und jwar am Mittwoch „König Heinrich und am Donnerstag Kaiser Heinrich“, gegeben. Am rein , als 32. Abonnements. Vorstellung eine nd,. von Wilhelm Tell mit Arthur . in der Tite k , inden olgende statt: morgen: Die Jungfra r

. tg 1e High, Dienstag: ‚Faust ; am nächstfolgenden

Sonntag: König Heinrich“.