1897 / 101 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

K 2 ö Sesundheitgwesen a m, und Absperrungs

Bombay. 29. April, w. T. B). Seit Ausbruch der Peft sind 11922 Erkrankungen und 10 206 Todesfälle vorgekommen. Die Gesammtsterblichkeit in der Woche betrug 671.

VerkehrS⸗Anfstalten.

Saßnitz, 30. April. Zur Theilnahme an der Feier der Er— öffnung der Linie a Trelleborg trafen gestern um 25 Uhr der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Justiz. Minister Schön⸗ stedt, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld, der Kriecs.Minister von Goßler, der Prästdent des Reichs. Eisenbahnamts Dr. Schulz und viele andere hohe Beamten hier ein. Auf dem Bahnhofe waren der Ober⸗Präsident, Staatg. Minister von und Vertreter der Behörden zum Empfange erschienen; ferner hatte daselbst die Kapelle des Infanterie Regiments Nr. 42 Aufstellung genommen. Nach der Begrüßung begaben die Herren sich nach dem Hafen, um die schwedischen Gäste zu empfangen. Die Minister, der schwedisch— norwegische Gesandte in Berlin von Lagerheim, sowie die Spitzen der Vehörden fuhren, wie. W. T. B.‘ berichtet, auf Dampfein den . Schwedens entgegen und begrüßten dieselben auf hoher

ee. An Bord des schwedischen Dampfers Freja“ befanden sich unter Anderen die schwedischen Minister des Aeußern Graf Douglas, der Justiz Dr. Annerstedt, der Marine Admiral Christerson, des Innern von Krusenstjerngn und der Finanzen Werfall, ferner der Henergl-Direktor der Eisenbahnen Graf. Cronstedt, der Reichs Marschall Freiherr von Essen und der deutsche Gesandte in Stockholm Graf von Bray-Steinburg. Um 41 Uhr fand an der Landungsbrücke feierlicher Empfang un) gegenseitige Vorstellung durch die beider⸗ seitigen Gesandten statt. Unter den Anwesenden bemerkte man auch den Admiral Köster, den Fürsten zu Putbus und den Geheimen Kom— merzien Rath von Hansemann. Zu Chren der schwedischen Gäste fand um 5 Uhr Nachmittags ein Festmahl statt, an welchem etwa 90 Per— sonen teilnahmen. Der Festsaal war mit Fahnen in deutschen und schwedischen Farben und mit den Büsten Ihrer Majestäten des Deutschen Kassers und des Königs von Schweden und Norwegen ge— schmückt. Beim Mahle feierte der Ober⸗Präsident, Staats. Minister von Puttkamer in längerer Rede die Eröffnung der neuen Dampfer⸗ linie als ein Friedenswerk, welches die beiden Volker enger verbinden werde. Redner schloß mit einem begeistert auf⸗ , Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser Wilhelm und den oͤnig Oslar. Die Kapelle des Infanterie⸗Regiments Prinz Moritz von Anhalt Dessau (5. Pommersches) Nr. 42 spielte darauf beide Nationalhymnen. Sodann ergriff der Minifter der öffentlichen Arbeiten Thielen das Wort, um die Eröffnungsfeier ebenfalls als ein Friedenbfest zu begrüßen, wobei er das herrliche Wetter als ein günstiges Omen für die gede hliche Entwickelung des Unternehmens bezeichnete. Redner hieß die schwedischen Gäste namens der deutschen Eisenbahn. und Post - Verwaltungen aufs herzlichste willkommen und begrüßte mit hoher Freude den Tag, an welchem die Glieder des alten, mächtigen germanischen Stammes sich hier zu gemeinsamem Friedenswerk und zum Zweck der Neu— belebung ihrer gegenseitigen Handele beziehungen die Hände reichen, wozu der sagenumwobene Boden Rügens besonders geeignet sei. Die Rede gipfelte in einem Hoch auf die schwedischen Gäste. Auf die Tafelreden der deutschen Vertreter erwiderte alsbald der schwedische Minister des Innern von Krusenstjerna mit einem in deutscher Sprache ausgebrachten Trinkspruch, in welchem er gleichfalls den Charakter des Unternehmens als Friedenswerk hervorhob und das Fest als die Vollendung der direkten Verbindung zwischen beiden Ländern feierte. Die Verbindung werde dazu beitragen, die beiden Völker einander noch näher zu bringen, welche ohnehkn schon bei ihrer Stamm- und Sprachverwandtschaft vielfache gemeinsame Interessen hätten. Er hoffe zuversichtlich, daß die beiden Nationen in Zukunft sich noch näher treten würden. Auch dieses Fest stehe, um mit den Worten Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm zu reden, unter dem Zeichen des Ver⸗ kehrg. Hierbei wolle er (Redner) nicht verfehlen, dem Gefühle tiefster Dankbarkeit für den verstorbenen Staatssekretär des Deutschen Reichs- Postamts von Stephan Ausdruck zu geben, welchem nicht allein sein deutsches Vaterland, sondern der ganze Weltpostverein den tiefsten Dank schulde. Die Rede des Ministers, welche wiederholt von leb haftem Beifall unterbrochen wurde, schloß mit einem Hoch auf den Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen. Nach der Tafel unter⸗ nahmen die Festtheilnehmer gestern Abend auf dem Dampfer Freja“ eine Fahrt bis Stubbenkammer; andere mit Flaggen geschmückte Dampfer

werfer beleuchtet und bot ein prächtiges Bild. Auf den Schiffen spielten Musikkorpg. Der Kreuzer Gefion, welcher zur Eröffnungsfeier bier eingetroffen ist, beleuchtete die Freja' im Vorbeifahren mit dem Scheinwerfer und ließ Raketen steigen. Saßnitz selbst strahlte in wundervoller Illumination und gewährte einen herrlichen Anblick, den selbst der während der Rückfahrt eingetretene Regen nicht zu stören vermochte. Nach der Landung begaben sich die ö nach dem festlich beleuchteten Schlosse Dwasieden, wo der Geheime Kommerzien Rath von Hanse⸗ mann dieselben begrüßte. An der Abendtafel nahmen gen 100 Gaͤste theil. Geheimer Kommerzien. Rath von Hansemann hleß in längerer Rede., in der er die Entwickelung von Saßnitz schilderte, nochmals die schwedischen Gäste willkonmen. Heute Vormittag schifften sich die Theilnehmer auf dem Dampfer Rex“ nach Trelleborg ein.

London, 29. April. (W. T. B.) Castle⸗Linie. D. „Dunottar Castlen ist auf der Heimreise gestern von Mau- riti us abgegangen.

NewYork, 29. April. Die von Deutschland, Oesterreich⸗ Ungarn, Schweden und Norwegen und Belgien entsandten Delegirten zur internationalen Poftkonferenz sind heute an Bord des Dampfers ‚Lahn? des Nord deutschen Lloyd hier eingetroffen und von dem Superintendenten der Auslandsposten im Unions Postamt, Brooks, empfangen worden.

Theater und Mufik.

Residenz⸗Theater.

Dank einer vorzüglichen Darstellung, hatte der dreiaktige Schwank Vater freuden? von P. Hirschberger und G. Klitscher bei seiner gestrigen Erstaufführung einen starken Heiterkeitserfolg zu ver⸗ zeichnen. Das Werk hatte die Feuerprobe bereits in Stettin be⸗ standen, wo auch als Mitverfasser auf dem Theaterzettel der fran= zösische Schwankdichter Bisson genannt war, der nachträglich jedoch die Autorschaft ablehnte. Das Werk macht, wie die meisten feiner Gattung, gar keinen Anspruch auf Wahrscheinlichkeit; es ist alles darin nur . angelegt, komische Situationen zu erzielen. Die Grund⸗ idee ist die sich wäter als Irrthum herausstellende Verurtheilung des Fabrikanten Mielke zu einer Gefängnißstrafe, von der seine Familie nichts wissen darf, und die daraus resultierende Anwerbung eines Stellvertreters, der die Strafe verbüßen soll und welcher wiederum seinerseits einen Stellvertreter gewinnt. Dieser dritte Stellvertreter, ein heruntergekommener Gaukler, wird infolge eines Ohnmachtsanfalles, den er in einem öffentlichen Lokal erleidet, für todt gehalten. Weil er Mielke's Legitimationspapiere bei sich führte, gelangt die irrthümliche Nachricht von dem Ableben des genannten Fabrikanten in die Zeitungen. Das ist der Höhepunkt der Ver— wickelung am Ende des zweiten und besten Aktes. Der dritte bringt die oben angedeutete Aufklärung und ist in seiner Wirkung er— heblich schwächer. Um den Erfolg machte sich ganz besonders Herr Richard Alexander als Mielke verdient, der die fortwährende Furcht dieseth Fabrikanten mit nie versagender Komik auszustatten wußte. Zu loben waren daneben die Leistungen der Damen Schwendemann, Lux, Brock und Wilke sowie der Herren Jarno, Georg, Pansa, Pagay und Werner. Auch Herr John, der in der Rolle eines angehenden Schauspielers und eifersüchtigen Bräutigams in jedem Affekt Schiller'sche Verse zu sprechen hatte, debütierte mit Erfolg. Die Autoren wurden mit den Hauptdarstellern mehrfach hervorgerufen.

Im Königlichen Opernhause geht morgen zum 4. Mal die Oper Haschisch! von Oskar von Chelius unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung in bekannter Besetzung in Scene. Hierauf folgt unter Kapellmeister Sucher's Leitung Verdi's Oper Der Troubadour“. Im Königlichen Schauspiel hau se wird morgen Shakespeare's neu einstudiertes Lustspiel Viel Lärm um Nichts“ wiederholt.

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten er— stattete der Stadtverordnete Rast Bericht über die Vorlage, be⸗ treffend die Freilegung von Fluchtlinien für die zu verlegende Stall—⸗ straße sowie für die Straßen Weidendamm“ und „Am Kupfer⸗ graben?'. Der Ausschuß empfahl: 1) die Feststellung von Fluchtlinien für die vorgenannten Straßen nach Maßgabe des vorgelegten Planes; 2 den Austausch der erforderlichen Flächen; 3) daß die Regulie⸗ rung und Pflasterung der verlegten Stallstraße auf städtische Kosten unter Verzicht auf ortsstatutarische Beiträge erfolgt; 4) daß für den Bau der Brücke über den Kupfergraben der Betrag von 200 000 M

folgten. Die Küste war durch Holzfeuer, bengalische Feuer und Schein⸗

gezahlt wird, welcher Betrag in den Etat 1898/99 aufzunehmen ist;

6) daß für den Fall, daß eine Verbindunggstraße zwischen der

die Spree geplanten Brücke und der Oranienburgerstraße ohne 8 Awerbskosten für die Stadtgemeinde ausgeführt werden kann, di⸗ Kosten des Baues dieser Brücke im Betrage von etwa 366 060 9. von der Stadtgemeinde übernommen werden, jedoch nur unter der Beringung, daß der Bau dieser Biücke nicht eher in Angriff . werde, als bis das für rie Anlegung der ganzen Straße erforderliche Land der Stadt kostenlos aber. wiesen ist. Gleichzeitig möge die Bersammlung Len Wunsch aug. sprechen, daß die prinziwielle Genehmigung zur Durchführung der Straßenbahn über die Linden durch die Charlottenftraße ertheist werde. Die Stadtverordneten Dinse, Preuß, Rreitling u. Gen. stellten den Antrag, den am Schlusse der Ausschußanträge augsgesprochenen „Wunsch ! in die Form einer „Bedingung zu kleiden. Bei der nach längerer Debatte vorgenommenen Abstimmung wurden die Antrãge des Ausschusses angenommen, der Antrag Dinse u. Gen. abgelehnt. Die Vorlage, betreffend den Verkauf des Grundflücks der segenannten „Alten Post! für den Preis von 1 900 006 6, wurde ohne Debatte angenommen. Es folgte die Vorlage, betreffend die Auflösung des Zentral⸗Bau⸗Bureaus und des Nachtrag. Bau⸗Bureaug der Kanalisation, bejw. die Vereinigung dieses Bureaus mit dem Bureau, der Deputation für die städtischen Kanalifationswerke und Rieselfelder und die Schaffung der Stelle eines technischen Direktors für die Oberleitung der gesammten Bau und Betriebs⸗Angelegenheiten der Kanalisations- Verwaltung. Stadt⸗ verordneter Kalisch beantragte mit Rücksicht darauf, daß dem. nächst ein neuer Stadt Baurath für den Tiefbau eintrete, Über dessen Kompetenzen noch nicht genügend Klarheit geschaffen fei, die Vorlage an die Kanalisations Deputation zurückjugeben. Stabi. rath Marggraff bat um Annahme der Vorlage und führte aus, daß die zu erwartende Neuerung von keinem Einfluß sein werde. Die Versammlung beschloß nach dem Aatrage Kalisch, die Vorlage an die Kanalisations Deputation zurückjugeben. Sodann genehmigte die Versammlung den ihr vorgelegten Entwurf, betreffend die Verpflanzung von Bäumen in der Sieges. Allee und die Aende⸗ rung der Eintheilung der Allee, welche durch die demnächstige Auf⸗ stellung der Standbilder nothwendig wird. Für die 50. Verfamm— lung der Gustav Adolf⸗Stiftung, am 28. September d. J, wurde der. selben der Festsaal des Rathhauses kostenlos bewilligt. Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.

Die Jury der Juhbiläums:-Gartenbgu-Ausstellung bat nunmehr auch die großen Preise für Bindereien vertheilt. Es haben erhalten; die große silberne Staattmedaille und zwei goldene Medaillen Theodor Hübner⸗Berlin, die große silberne Staatz. medaille O. van Thiel Berlin, die große goldene Medaille des Vereins der Kunst⸗ und Handelsgärtner H. Faßbender⸗Berlin, ferner goldene Medaillen Paul Pirschke,. Berlin, Chr. Käpernick, A. Nigrin, Richard Henrichs, A. Thiel, Inhaber Alfred Decker und Julius Zander, sämmtlich in Berlin.

wickau, 30. April. W. T. B. meldet: Gestern Abend um 10 Uhr brach in der hiesigen Kaserne Feuer aus, welches sich mit ungeheurer Schnelligkeit ausbreitete. Die Kaserne ist vollständig niedergebrannt, nur die Umfassungsmauern stehen noch. Die Soldaten sind in den umliegenden Lokalitäten untergebracht. Wie verlautet, sollen drei Soldaten erheblich verwundet sein.

Rostock, 29. April. In den Holzlagern an der Warnow ist während der Nacht ein großes Feuer auggehrochen, bei welchem, wie. W. T. B.“ meldet, auch der schwedische Schooner Axel“ ,, geriet h. Der Sachschaden wird auf 6 7065 000 4 geschätzt.

Aberdeen, 29. April. Das deutsche Fischerboot Vigi⸗ lant; verkaufte heute auf dem hiesigen Markt eine Ladung Fische ohne Einspruch von seiten des Kanonenboots Jackal‘, nachdem der Kapitän des „Vigilant‘ die Versicherung abgegeben hatte, daß die Fische in der Nordsee, in nicht verbotenen Gewässern gefangen feien.

New-⸗JYork, 29. April. Durch die gestern gemeldete Ueber⸗ schwem mung in Oklahoma (s. Nr. 160 d. Bl.) sind dem W. T. B. zufolge etwa 2090 Familien obdachlos geworden. Im Cottonwood Thale wurde auf einer Strecke von vier Meilen Lange beträchtlicher Schaden angerichtet.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

icht vom 30. April, r Morgens.

* C

Stationen. Wetter.

in 0 Celsius 50 C. 40 R.

Temperatur

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim

Belmullet . 756 Christiansund 750 Kopenhagen. Nebel Stockholm. 758 bedeckt aparanda. 756 still halb bed. t. Petersbbg. 762 S I heiter Moskau... I7569 IUwolkenlos

Cort, Queens ö 75658 Cherbourg. I!.61 1 769 . 759 mburg. 760 winemünde 762 S Neufahrwasser 762 Memel... 761

K 762

ünster.. 761 Karlsruhe. 763 Wiesbaden. 763 München.. 7565 Chemnitz.. 763 erlln. . 762 Wien.... 765 Breslau 164 2 heiter Ile d'Aix. 763 Regen . .., wolkenlos 1 767 still halb bed.

Uebersicht der Witterung.

Die Depression im Nordwesten hat sich erheblich vertleft und ihren Wirkungskreis über Skandinavien und das 1 ausgebreitet, während das Hochdruckgeblet über Süd⸗Europa wenig Aenderung zeigt. In Deutschland dauert die warme, heitere Witterung bei schwacher Luftbewegung fort; seit

estern haben zahlreiche Gewitter stattgefunden. Die ö im Nordwesten dürfte ihren Einfluß über

wolkig Nebel

D 82

Sucher. um Nichts.

Sonntag:

woltti ö Hugenotten.

heiter

bedeckt bedeckt heiter

wolkig bedeckt wolkig

Regen

D R C S & , do . *

Anfang 74 Uhr. Die Kaufbillets

Opernhause sind

gewarnt.

sunkene Glocke.

KR odivivi. Fritzchen, oder:

Anfang 75 Uhr. Sonntag,

Deutschland ausbreiten und insbesondere in den nordwestlichen Gebietstheilen Trübung mit Regenfall

bringen. Deutsche Seewarte.

Male:

zuge. Dichtung von Axel Oßcar von Chelius. Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dr. Muck. Der Troubadour. von Giuseppe Verdi. des Salvatore Camerano. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 116. Vorstellung. Viel Lärmen Lustspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare, übersetzt von Augu Schlegel und Ludwig Tieck. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Opern haus. Große Giacomo Meyerbeer. des Eugäne Seribe, übersetzt von Ignaz Castelli. Tanz von Emil Graeb. Steinmann, als Gast.) Anfang ?7 Uhr. Schauspielhaus. spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten.

wol enlot Flah 1 jur 105. Vorstellung und IV. Rang links ; r. 39 für die 107. Vorstellung im Könlglichen

werden für ungültig erklärt und wird vor Ankauf

Dentsches Theater. Sonnabend: Die ver⸗

Sonntag. Mittags 12 Uhr: Matin Ce zum Besten der Genossenschaft deutscher Bühnen ⸗Angehöriger. (Thea, oder: Die Schulreiterin.

Das Ewig Männliche, oder: Flotte Bursche.) Abends 77 Uhr: Einsame Menschen. Montag: Die versunkene Glocke.

Berliner Theater. Sonnabend: Renaifsanee.

Nachmittags 25 Uhr: Gebot. Abends 74 sibe Montag: Faust. Anfang 7 Uhr.

Lessing Theater. Sonnabend: Zum ersten Die Geisha, Theehaus⸗Geschichte. Owen Hall. Musik von Sidney Jones. Deutsch

Theater. Königliche Sthauspiele. Sonnabend: Opern. haus. 195. Vorstellung. Haschisch. Oper in 1 Auf⸗

74 Uhr. Sonntag: Die Geisha. Montag: Die Geisha.

Delmar. Musik von In Seene gesetzt vom Ober

Dirigent: Kapellmeister Oper in 4 Akten Text nach dem Italienischen

Dirigent: Kapellmeister Anfang Inn!

Sonntag: Reisebekanntschaft.

Nenes Theater.

Wilhelm von

Anfang 743 Uhr.

106. Vorstellung. Die Oper in 5 Akten von

Text nach dem Französischen

spiel des Niederländischen Theater in

P. Potter,

(Königin: Fraͤulein Helene

= 7 Uhr. 117. Vorstellung. 1812. Schau Sonntag: Trilbt.

Marcelle.

Schiller Theater. Sonnabend,

für die III. Rang Loge 4 links

verloren gegangen. Dieselben

Krug. Anfang 78 Uhr.

hof Zoologischer Garien.) des Herrn Gustav Kadelburg.

uten Morgen, Herr Fischer. 3

Anfang 74 Uhr.

liche Tage. Montag: Reif · Rteifliugen.

Das neue

, n. Direltion Juliug] Fritzsche Bettelstudent. und Rich. Gense. Musik von Anfang 76 Uhr.

oder: Eine japanische

Operette in 3 Akten von Der Bettelstu

von C. M. Roehr und Julius Freund.

Residenz · Theater. Direttlon: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Vaterfreuden. 3 Akten von P. Hirschberger und G. Klitscher. Vorher: Eine Reisebekauntschaft. 1 Akt von Emil Berts und A.

Vaterfreuden. Vorher: Eine

Schiffbauerdamm 4 a. / 5. Direktion: Sigmund Lautenhurg. Sonnabend: Gast⸗ errn Willem Roygards vom Königlich msterdam. Trilby. Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und deutsch von Emanuel Lederer. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen:

Zum ersten Male: Der G'wissenswurm. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Pfarrer

von Kirchfeld. Abends 8 Uhr: Die Komödie

der Irrungen. Vorher: Der zerbrochene

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn Sonnabend: Gastspiel Zwei glückliche

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Aus bewegter Zeit. Abends 77 Uhr: Gast⸗ spiel des Herrn Gustav Kadelburg.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 66 / p. Sonnabend: Der Operetfe in 3 Akten von s . Carl Millöcker.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: vent. Abends 77 Uhr: Gastspiel des Fraäuleins Annie Dirkens vom Theater an der

Wien in Wien. Zum ersten Male: Der Wunder knabe. Operette in 3 Akten von A. Landesberg und L. Stein. Musik von E. von Taund.

Anfang

Thalia Theater (vorm. Adolph Grnst Theater). Dresdenerstraße 72573. Direktion: W. Hasemann. Sonnabend: Heirath auf Probe. Posse mit Gesang in 3 Atten nach Gerö⸗Buchbinder von Jean Kren. Gesangstexte von Gustav Görß. Musik von Leopold Kuhn. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Heirath auf Brobe.

Schwank in

Schwank in M. Willner.

Zentral Theater. Alte Jakobstraße 39. Sonn.

abend: Ensemble. Gastspiel des Berliner Theaters. Kinder der Bühne. Lustspiel in 5 Akten von Edgard Hoyer. Anfang 79 Uhr.

onntag, Abends 71 Uhr: Dorf und Stadt. Lorle: Frau Prasch⸗Grevenberg.)

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Carola von Massow mit rn. Hauptmann Gottfried Frhrn. von Eckbardtstein (Frankfurt 4. O. Berlin). Frl. Maria Wöll mer mit Hrn. Lieut. Otto Gräff d, ;

Verehelicht: Hr. Prem. Lieut. Elimar Frledrich von Taysen mit Frl. Moldenhauer (Hannover).

Geboren: Ein Sohn: Hin. Paul von der Nahmer (Berlin). Hrn. Missionar Karl Hoff⸗ mann (Johannesburg, Trangvaal). Hrn. Prem. Lieut. Carl Wilhelm von Kröcher ö Eine Tochter: Hrn. Kammerherrn H. von Bülow (Rodenwalde).

Gestorben: Hrn. Prem. ⸗Lieut. von Hedemann Sohn Christian (Bromberg). Hr. Ober⸗Regie rungs⸗Rath Otto von Gruben (Hannover). Fr. Superintendent Antonie Bartusch, geb. Dransfeld (Niederfinow). Hr. Medizinal Rath und Ober⸗ Stabtarzt d. L. Dr. Henry Menger (Berlin). Hr. General⸗Lieut. j. D. Ludwig von Naso (Köln).

Abends 8 Uhr:

Zwei glück⸗

Verantwortlicher Redakteur: Siem en roth in Berlin.

Verlag der Crpedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag ⸗˖ Anstalt Berlin sw., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen

leinschließlich Börsen · Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

M 1O1.

Berlin, Freitag, den 30. April

Berichte von deutschen Fruchtmãrkten.

Qualitat

Außerdem wurden am

gering mittel gut

Ver⸗ Durch⸗

. kaufte schnitts⸗ Fiartttage

Ver⸗ Spalte 1)

Gezahlter Preis für 1 Doppeljjen

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höch⸗ jentner Doppel⸗ ster zentner (Preis A unbekannt)

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eln. ̃ö Breslau 11350 Neuß 11,50

Ratibor. Aschersleben Neuß .. Döbeln. Breslau Neuß

12,90 12,20 13,90

Ha 13,00 13,30 11,80

1530 11,80 Bem er

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der schnitts preis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet,

10,90 10,80 1000

Ratibor. Aschersleben Bres lau

Ratibor 11,380 12. Aschersleben. . 1230 K Döbeln. . . Breslau 12,109 1230 Neuß ;

Ger st e.

ie n.

16, 00 15400 17,00

1650 17 60

gen. 11,90

12,00

170 13566

1200 16.06 14.56

fer. 13,20 ö

1376 ; ; 123, 89 11384 28. 4

15 10 12, 80 kungen. / *

Verkaufzwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗

259.4. 5

1250

Ein liegender Strich in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist; ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt. (

Deutscher Reichstag. 211. Sitzung vom 29. April 1897, 2 Uhr.

Die erste Berathung des Invalidenversicherungs⸗ gesetzes und der damit verbundenen Anträge der Abgg. von Ploetz (d. kons.) und Rösicke (b. k. F) wird fortgesetzt.

Abg. Molkenbuhr (Soz.): Der Antrag von Ploetz ist mit dem soia hc orte bi chen Antrag vom Jahre 1889 so ziemlich identisch. Die Vereinheitlichung der Versicherungsgesetzgebung ist das Ziel, welches viel fach erstrebt wird. Herr Rösicke meinte selbst, daß man, wenn die Sache noch einmal angefangen werden sollte, anders verfahren würde. Weshalb sollte man nicht noch jetzt zur einheitlichen Versicherung übergehen? Allerdings siad für die Unfallversicherung gewisse Verpflichtungen vor⸗ handen, für die kein Deckungskapital da ist. Dieses müßte beschafft werden. Ausgeschlossen von der Unfallversicherung sind die kleinen Hand⸗ werksbetrlebe, von der Krankenversicherung die landwirthschastlichen Ar⸗ belter. Alle Versicherungen greifen aber schließlich in einander über. Det⸗ halb ist eine einheitliche Organisation dringend wünschenswerth. Die Versicherungspflicht soll ausgeschlossen werden für die ausländischen Arbelter, die sich vorübergehend in Deutschland aufhalten; das ist eine Prämie auf die Verwendung ausländischer Arbeiter. Die In⸗ validenversicherung hat erhebliche Ueberschüsse herbeigeführt weil man eine größere Anzahl von Invaliden und eine geringere Sterblichkeit unter denselben vorausgesetzt hatte. Die Vorlage will die Ueberschüsse beschränken, indem schon diejenigen eine Rente erhalten sollen, welche 26 Wochen erwerbsunfähig gewesen sind, während dies früher erst nach Ablauf eines Jahres geschah. Auch die Definition der Erwerbsunfähig⸗ keit trägt ja vielleicht etwas dazu bei, die Rentengewährung zu er leichtern. Leider wird die Alters- und Invaltdenrente vielfach ver⸗ wendet zur Erleichterung der Armenpflege oder zur Herabsetzung der Löhne, und zwar sowohl bei Privatunternehmern, als beim Fiskus. Dem müßte ein n, in den Weg gelegt werden. Man spricht davon, daß die landwirthschaftlichen Arbeiter, die selbst etwas land. wirthschaftlichen Besitz haben, nur während eines Theils des Jahres versicherungspflichtig sind. Das müßte sich namentlich zeigen in Hannover, Westfalen, Oldenburg ꝛc., wo derartige Arbeiter zahlreich find. Aber die geringe Verwendung von Marken findet sich namentlich in Posen und Ostpreußen. In den Verhandlungen des Deutschen Landmwirthschaftsraths hat der Amtsrath Seer festgestellt, daß die russischen Arbeiter, wenn sie im Herbst über die Grenze gehen, sämmtliche Marken von der Karte loslösen und damit einen förmlichen Handel treiben. Demgegenüber ist doch die Zahl der Bestrafungen in jenen Bezirken eine sehr geringe. Hier müßte eine schärfere Kontrole stattfinden. Die Vorlage will eine anderweitige Vertheilung der Lasten herbeiführen, um die Nothlage Ostpreußens zu beseitigen. Unser Ideal ist immer die Reichsanstalt gewesen, die auch die i stände in Sstpreußen durch Unterdrückung des Markenhandels wohl schon beseitigt hätte. Die große Reform sollte man doch noch etwas hinausschieben und vorläufig nur den Antrag Rösicke annehmen.

Abg. Hofmann Dillenburg (n.): Es waͤre wohl wünscheng⸗ werth gewesen, wenn man statt der verschiedenen Organisationen für die Ärbeiterversicherung eine einheitliche Organisation geschaffen hätte. Die Vorlage will nur Reparaturarbeiten vornehmen. Aber wir müssen durchaus das andere Ziel der einheitlichen Organisation im Auge behalten. Man hatte die Nothwendigkeit erkannt, die gewerb⸗ lichen Arbester, die besonders gefährdet sind, zu schützen. Das geschah zuerst durch das Haf fihtges , bis man nachher die Beruftgenossenschaften einrichtete, die mehr eine Ver⸗ sicherung der Arbeitgeber als der Arbeitnehmer sind.. Mit der Unfallversicherung ist . die Unfallverhütung verbunden. auf welche der Arbeiter in erster Linie Anspruch hat. Die Vorschläge des Herrn von Ploetz wollen den Kreis der Versicherungpflichtigen ausdehnen und die Kosten durch Steuern aufbringen, also Personen herangehen, welche garnicht daran betheiligt sind, während Jetzt der Arbeiter einen Rentenan . durch seine Beiträge erwirbt. Das würde nur eine Rückkehr zur Armenpflege bedeuten. Der ganze Ge— danke wäre aber nur dann durchführbar, wenn man eine arbeits- Pllichtige Bevölkerung hätte; das waͤre ein Uebergang zum sozialistischen

Staat. Den Theil der Vorlage, welcher sich mit der anderweitigen Rentenvertheilung beschäftigt. balte ich nicht für das Beste; ich bin ein Gegner diefer neuen HFientenvertheilung, die nur im Interesse

Ostpreußens liegen würde. Aus allen ostelbischen landwirthschaftlichen Beztrken findet eine starke Abwanderung statt. Es zeigt sich überall, daß da, wo recht zahlreiche Beiträge der höheren Lohnklassen gezahlt werden, die Deckungskapitalien am höchsten sind; da wo die niedrigen Lohnklassen vorherrschen, fehlt es an den Deckungskapitalien für die bewilligten Renten. In Ostpreußen werden die versicherung⸗ pflichtigen Personen ständig in Arbeit bleiben; diejenigen, welche in den höheren Lohnklassen in Berlin Beiträge zahlen, machen sich vielfach selbständig und beanspruchen nachher keine Rente. Ihre. Beiträge verfallen zu Gunsten der Anstalt. In einer einheitlichen Reichganstalt würde sich ein Ausgleich dieser Ver—⸗ schiedenartigkeit der Verhältnisse von selbst finden. Aber dazu braucht man nicht überzugehen. Man sollte nur dafür sotgen, daß die Arbeiter stets die Beiträge an ihre Heimathprovinz bezahlen. Eine Nothwendigkeit, die Versicherungsanstalten unter stärkere Polizei⸗ aufsicht zu stellen, liegt nicht vor. Es wird schon jetzt die Beaufsich⸗ tigung zu weit getrieben. Gegen die anderweitige K der Invalidenrenten habe ich nichts einzuwenden. Der Antrag Rösicke ist mir ganz sympatisch. Er betrifft zum theil Vorschriften, die schleunigst geändert werden sollten. Aber wenn diejenigen Punkte herausgegriffen werden, über welche Uebereinstimmung herrscht, dann schwindet die Neigung, das Ganze nachher noch zu erledigen. Ich wünsche, daß die Vorlage nech in dieser Session zur Verabschiedung kommen möge, wenn ich auch stark bezweifle, daß das möglich sein wird. Abg. Dr. Freiherr von Hertling (Zentr.) : Auch bei uns ist der Gedanke erwogen worden, ob man nicht die Bestimmungen, über welche Uebereinstimmung herrscht, vorab erledigen könnte, wenn es sich auch nicht empfiehlt, an einem so weittragenden Gesetze alle Augenblicke Aenderungen vorzunehmen. Bei der ersten Berathung dieses Gesetzes richtete sich die Opposition meiner Freunde namentlich gegen die zu weite Ausdehnung der Versicherungspflicht auch auf die Landarbeiter. Auch von denen, die schließlich für das Gesetz gestimmt haben, wurde hervorgehoben, daß das Gesetz nicht für alle Versicherungs⸗ pflichtigen 66. daß man es auf die Industrie beschränken solle. Aber aus politischen Erwägungen entschloß man sich damals für die ausgedehntere Veisicherungspflicht. Wir mußten uns bescheiden und die Erfahrungen abwarten. Die Kritik dieser Erfahrungen wird uns in der Begrundung der Vorlage ausführlich vorgetragen; es ergiebt sich daraus, daß es ein Fehler gewesen ist, die Versicherungspflicht auszudehnen auf die Landwirthschaft. Die Versicherungspflicht der landwirthschaftlichen Arbeiter besteht die Kritik der Thatsachen nicht. Der Gedanke, die Resorm noch etwas hinauszuschieben, ist durchaus nicht zurückzuweisen. Aber die Gründe der berbündeten Regierungen, die dagegen sprechen, sind auch nicht zu unterschätzen. Die Ausführung des Ge⸗ setzes leidet an manchen Schwachen; namentlich ist die Anwendung der Beiträge durchaus noch nicht in die richtige Bahn gelenkt worden. Der stellverkretende Vorsitzende der Versicherungtanstalt Posen hat in einer Broschüre den Ausfall an Beiträgen auf 40 v. H. taxiert. Die groß Unpopularität des Gesetzes hat es zur Folge gehabt, daß die Behörden es an der nöthigen Energie bei der Ausführung des Ge— setzes haben fehlen lassen. Für die industriellen Bezirke sind die großen Kapitalien angesammelt, aber die Lasten für diese Bezirke wachsen erst später und zwar dann in starker Steigerung. Auf dem bisherigen Standpunkt kann man nicht verharren; aber den Ausweg den die Regierung, vorgeschlagen, hat, halten wir prinziplell nicht für richtig und thatsaͤchlich für bedenklich. Jetzt liegt der versicherungstechnische Nachweis vor, daß die Landwirthschaßft nicht in das Gesetz hineinpaßt. Wir halten uns für berechtigt, auf unsern alten Standpunkt zurückzulebren. Die Reform muß eine gründliche sein, wir wollen die Art an die Wurzel legen und das beseitigen, was der Grundfehler war. Wir sind der Meinung, daß es jetzt noch an der Zeit ist, den Fehler zu korrigieren. Wir denken nicht daran, daß für die Kategorien, welche wir heraus— nehmen wollen aus dem k keine Fürsorge stattfinden soll; wir wollen das in anderer Weife besorgen. Zur zweiten Lesung des Gesetzes wird ein Antrag vorgelegt werden, der dahin gehen wird, die Zwangsversicherung zu beschränken auf die Großindustrie; ausgeschlossen sollen werden das Handwerk, das Gesinde, die Landwirthschaft ünd die Kleinindustrie, natürlich unter Wahrung der erworbenen Rechte durch Gestattung freiwilliger ortsetzung der Versicherung oder durch Rückzahlung der Beiträge. adurch würde eine Zusammenlegung der Unfall! und Inva—

1897.

lidenversicherung ermöglicht und der berufsgenossenschaftliche Ge⸗ danke en, werden. Gerade aus landwirthschaftlichen Kreisen wird man dagegen Einwendungen erheben, weil das Gesetz der land- wirthschaftlichen Bevölkerung zu 2 gekommen ist. Aber es kommt doch nur ein kleiner Theil, höchstens ein Drittel, der Bevölkerung zum Genuß einer Rente. Daß bei Versagung der Rente für die landwirthschaftlichen Arbeiter der Zuzug nach den Städten sich ver- mehren, werde, glaube ich nicht. Die Nichtzahlung des Beitrags und die dadurch entstehende momentane Besserung wird man höher anschlagen als die Aussicht auf eine zukünftige Rente. Ich weiß nicht, welchen Anklang dieser Gedanke im Hause und bel den verbündeten Regierungen findet. Aber die Regierung selbst sagt ja: Auf dem bisherigen Weg geht es nicht weiter, und, da der von der Regierung vorgeschlagene Ausweg keine Aussicht hat, so würde die Entwicklung der Arbeiter versicherung eine ganz andere werden, wie sie durch den Antrag von Ploetz bereits angedeutet ist. Bei der Schaffung des Gesetzes war der starke Wille eines mächtigen Staatsmannes maßgebend, und man hat damals Verschiedenes aufgegeben, nament- lich hat man bei der Invalidenversicherung den berufsgenossen⸗ schaftlichen Gedanken, auf den man damals große Hoffnungen setzte, fallen lassen. Der berufe fer ch! Gedanke büßt mehr und mehr an. Vertretern ein, und wir laufen Gefahr, diesen Gedanken mit einem anderen zu vertauschen. Für uns war bestimmend, daß durch die Annahme einer territorialen Gliederung die zentralistische Gestaltung verhindert würde; jetzt zeigt es sich, daß es mit der territorialen Gliederung nicht seüt und das Ende wird sein, daß man den ganzen Gedanken der Versicherung Preis giebt und zu einer anders organisierten Armenversorgung uͤbergeht, die nicht mehr an den Familien⸗ und Gemeindeverband anknüpft. Ich habe garnichts dagegen, daß die Armenversorgung in Zukunft an⸗ geknüpft wird an das Arbeitsverhältniß. Natürlich können dann die Koften nicht durch die Einkommensteuerzuschläge gedeckt werden, sondern durch eine besondere Steuer für die Arbeitzunfähigen. Ich wünsche diese Entwickelung nicht; denn dann würden alle die Nebenziele, welche wir mit der Arbeiterversicherung verfolgten, preisgegeben werden müssen. Wer das nicht will, der stelle sich auf den Boden unseres Antrage⸗. ; .

Abg. von Salisch (d. kons.) : Als das Räderwerk der Invaliden versicherung in Thätigkeit geset wurde, da hörte man das Geräusch der arbeitenden Räder doch sehr erheblich und die Vorlage bringt in dieser Beziehung in manchen Punkten Besserungen durch die ander weitige Definition der Erwerbsunfähigkeit und durch klarere Fassung der Uebergangsbestimmungen. Eine weite Perspektive eröffnet die Er⸗ weiteruag der Selbstversicherung, aber sie bringt auch große Gefahr mit sich, weil den Versicherungsanstalten eine große. Bürde von unsicheren Risikos auferlegt wird. Für die Arbeitgeber enthält die Vorlage auch einige Vortheile, so bezüglich der Versicherungspflicht der ausländischen Arbeiter; die drakonischen Strafbestimmungen sind etwas gemildert. Wesentlich ist auch die Herabsetzung der Beiträge der untersten Lohnklassen von 14 und 20 auf 13 und 18 3 und der Ausgleich der Rentenlasten im Reiche, der in den Einzelstaaken noch weitergehen kann, als er sür das Reich gehen soll. Aber durch die Verstärkung des e,, durch den Staats; kommissar tödtet man die Selbstverwaltung. Für den in Aussicht gestellten Antrag des Zentrums kann ich nicht stimmen; ö. halte es für bedenklich, die landwirthschastlichen Arbeiter von den Wohlthaten dieses Gesetzes ganz auszuschließen. Die Landwirthe haben für ihre alten Arbeiter früher auch gesorgt durch Zuweisung von leichten Arbeiten. Aber wenn die Guter jetzt verkauft werden, so kann der Nachfolger nicht in dieser Weise für die alten Leute sorgen. Deshalb können wir das Gesetz nicht empfeblen. Aber wenn das Gesetz unverändert bleibt, dann müssen die Beiträge erheblich steigen, und deshalb muß ein Ausgleich gefunden werden. Die Arbelter und Dienstboten des platten Landes wandern in die Stadt deshalb kann es keine Ungerechtigkeit sein, einen Aus leich darin zu finden, daß die Versicherungsanstalten der industrlellen Bezirke etwas schlechter gestellt werden als bisher. Wenn Herr Rösicke nicht der Landwirthschaft so feindselig gegenüberstände, dann hätte er den Antrag von Ploetz, mit dem ich mich durchaus nicht identifiziere, etwas wohlwollender beurtheilt. Wenn für die Arbeiter, die ein Zwischenmeister beschäftigt, der Großunternehmer eintritt, warum soll nicht für die Arbeiter eines 6 der Besitzer ein⸗ treten und für die Arbeiter des mit Schulden belasteten Besitzers der Hypothekengläubiger, welcher den Vortheil von den Leistungen der Arbeiter hat? Redner schließt mit dem Antrage auf e,, an eine Kommijsion und empfiehlt eine gründliche Durchberathung der Vorlage.

9 Hilpert (b. k. F.) hält die Invalidenversicherung für verfehlt; er stelle sich auf den Standpunkt des Antrags von Ploetz, weil jetzt Leute, die Millionen besäßen, nicht soviel bezahlten, wie ein kleiner Bauer.

Abg. Dr. Graf zu Stolberg⸗Wernigerode (d., kons.): Die Debatte hat das bemerkenswerthe Resultat gezeitigt, daß sowohl die Regierung als die maßgebenden Parteien eine durchgreifende Reform für nothwendig halten. Die Lasten dieses Gesetzes drücken sehr ver⸗ schieden; je ärmer die Gegend ist, desto mehr drückt das Gesetz, Je fruchtbarer eine Gegend ist, desto größer ist der Werth, den ein Arbeiter schafft, desto mehr kann man au arken für ihn kleben. In gut⸗ situierten Gegenden werden die Lasten des Gesetzes kaum gefühlt. Die Lasten drücken auch mehr auf die verschuldeten Besitzer als auf die under⸗ schuldeten. Deshalk muß eine Vertheilung der Lasten erfolgen auf breitere Schultern. Die Nothwendigkeit bat auch Herr von Hertling anerkannt.

ür den Einschluß der landwirthschaftlichen Bevölkerung in die Ver- icherung bin ich von vornherein gewesen, und ich möchte sie auch jetzt nicht ausschließen, denn der Zug in die Stadt wird noch größer werden, wenn die Leute außer dem höheren Lohn auch noch die Aug sicht auf eine Rente erhalten. Jedenfalls bin ich für den Ausschluß der landwirthschaftlichen Arbeiter von der Versicherung nicht eher, bis Herr von Hertling mir gesagt hat, in welcher anderen Weise er für sie sorgen will. Die Herren von der Linken haben den Antrag von Ploetz mit Geringschätzung behandelt. Herr von Hert⸗ ling hat danach gemeint, daß die Arbeiterversicherung, wenn sie nicht verbesfert würde, sich in der Richtung des Antrags von Ploetz bewegen würde. Meine Wünsche f sich in der Richtung dieses Antrags; ich halte auch eine Erhöhung des Reichs- zuschusses für unbedingt erforderlich. ch verstehe die unbedingte Gegnerschaft gegen den Reichszuschuß. Aber wenn man sich dafür entschieden hat, dann ist die . des Zuschusses doch lediglich eine Frage der Erfahrung. Der Vertreter der verbündeten Regierungen hat ausgeführt: Wenn die neue Rentenvertheilung nicht angenommen würde, wärde man jur Reichsanstalt kommen. wãre damit vollständig zufrieden, wenn sie zu erreichen wäre. Ich spreche dabei nur in meinem eigenen Namen, nicht im Namen meiner Freunde. Das Beste ist Besferen; man soll, nehmen, was man bekammen kann. Die Bevölkerung hat sich in dem bestehenden Gesetze n,, orientiert. Wenn man etwas Neue i ng macht man die Bevöl ke⸗

wenn darin weiter nichts als die anderweitige Vert enthalten wäre, damit der gegenwärtige rn ni e

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