r. .
d 2 1 ö *
— — — — r 2
* D
den Eindruck, daß Herr Neuert den Dialekt völlig beberrsche, im übrigen aber nicht im ftande sei, in das Wesen der Rolle tiefer einzudringen. Dagegen läßt Fräulein Tberese von Kroll, welche als Sorlacherlies debutierte, das Beste für die
erhoffen, wenn auch an diesem Abend eine gewisse
wesche sich darin ãußerte, daß die junge Dame zuweilen ihre Sãtze überbastete und ihr Organ nicht im 8 hielt, die Leistung be⸗ einträchtigte; ibre sierliche Erscheinung, ihr munteres Wesen und ihre Natfürlichken iafsen aber vermuthen, daß sie sich in fogenannten
schrollen vorzũglich bewähren wird. Unter den bekannten . , alg Regisseur wie als. Darsteller des Srillbofer Herr Marx * aus, deffen gedrucktes, von dem Dusterer übel beeinflußtes sen er trefflich zur Anschauung brachte. Unter den komischen Figuren war der Poltner des Herrn Laurence mit der wirkung voll vorgetragenen Gesangseinlage ein kleines Kabinetstück; das derbere Wesen Gattin dieses Bauern wurde von Fräulein Detschy gezemend dargeftellt. Das Publikum nahm das Stück und die schau⸗
spielerischen Leistungen sehr beifällig auf.
Kon zer te.
Die diesjährige Konzert⸗Aufführung des Eichelberg ichen Konfervatgriums, das sich seit einer längeren Reihe von Jahren eines ehrenvollen Rufes erfreut, fand am Donnerstag voriger Woche im Saal Bechstein statt und wurde mit zwei gefälligen und melo. dißsen Klavierstüäcken für 8 Hände von H. Hofmann, einer Novellette und einem Waljer n, eröffnet. Vier Elevinnen deg Herrn Ern st Baeker, der in Gemeinschaft mit Herrn Edgar Mun⸗ zinger das Institut leitet, trugen iese Stücke mit einwandfreier Technik und lebendigem Ausdruck vor. Meist An⸗ erkennen gwerthes boten auch die Solovorträge der Klavierschüler des
n Munzinger, die der Elevinnen der Gesangsklaßsen der Frau
allinger, der Gesangeklassen des Königlichen Musikdirektors Herrn Wegener, des Herrn Seidemann, und der Klavierschũler des Herrn C. Ansorge. Gin junger Violinschüler des Herrn Kammer mustkers Hage meister ließ außerdem eine erfreuliche Begabung fũr den Vortrag erkennen, hat jedoch in Bezug auf Technik noch sorg- fältige Studien zu machen. .
Der letzte Liederabend der Frau Selma Nicklaß⸗Kempner, welcher am Sonnabend im Saal Bechstein stattfand und wieder Lieder und Märchen von Adalbert von Goldschmidt Frachte, war zahlreich besucht. Die Kunst des Sesanges der Vortragenden, welche an dieser Stelle schon oft gewürdigt worden! ist, war den meist wenig originellen Kompositionen fehr günstig, wenn auch die hohen Töne der Sängerin mitunter etwas angeffrengt klangen. Das Programm enthielt elf Lieder und zwei pon den schon neulich besprochenen Prosa⸗Märchen, Mittagszauber' von Fannie Gröger und ‚Todtenhemdchen? von Grimm. Die Be⸗ gleitung am Klavier führte der Komponist persönlich aus. Das Publikum kargte nicht mit Beifallsbezeugungen.
Im Königlichen Opernhause geht morgen zum 5. Male Oskar v. Chelius Oper „Haschisch in Scene. Hierauf folgt Auber s somische Sper Der Maurer“. Beide Werke werden vom Kavell⸗ meister Dr. Muck geleitet.
Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Auf⸗ führung von Otto von der Pfordten's Schauspiel 1812 in der be⸗ kannten Besetzung statt.
Im Berliner Theater gelangt morgen Nachmittag, 3 Uhr, als Schüler⸗Vorstellung „König Lear. mit Max Pohl in der Titel⸗ rolle zur AÄuffübrung. Ueber die Plätze im Parquet und ersten Rang ist seitens der Schulen verfügt worden; für die übrigen Plätze findet der Billetverkanf zu den üblichen Nachmittagspreisen an der Tages⸗ kasse statt.
Die Eröffnungs⸗-Vorstellung der Morwitz'schen Oper im
Direktor M in Berlin gewirkt. Das Damempersonal ist noch nicht ganz vollstãndig.
Im Thalia⸗Theater geht am Donnerstag, den 6. d. M., Die schöne Helena zum ersten Mal in Scene. Für die Rolle der Helena it Frau Julie Kovpacjy⸗Kareiag ju einem Gastspiel ge= wonnen worden. Den Paris singt als Gast . vom Deut⸗ schen Landestheater in Prag. In Anbetracht der Kosten, die das Gastspiel verursacht, find die Preise der Logen auf 5 M, die der ersten vier Reihen des quet - Fauteuils auf A A erhöht worden. Die Preise der ubrigen Plätze blelben unverändert.
Mannigfaltiges.
Die Bataillone des Kaiser Alexander Garde ⸗Grena⸗ dier⸗Regiments Nr. 1 werden morgen Vormittag von 9 Uhr ab auf dem Tempelhofer Felde besichti gt werden.
— ——
Das Königliche Polizei ⸗Präsidium macht bekannt, daß die Fu ß⸗ gängerbrücke über den Spandauer Schiff ahrtskanal am enn, behufs Reparaturarbeiten seit geftern bis auf weiteres ge⸗ sperrt ist.
Die große Gartenbau-Ausstellung in Treptow wurde am Sonntag bei einem Eintrittspreis von 1 Æ von etwa 45 000
zahlenden Personen besucht.
Bei den gestrigen Rennen in Hoppegarten siegte in dem „Jungfern⸗Rennen' des Königlichen Hauptgestäts Graditz F. H. . Argwohn“ vom Flageolet aus der Amaranth.
Im städtischen Arbeitshause befanden sich am 1. April 38 Familien mit 115 Personen, darunter 20 Säuglinge, und 59 Einzel. perfonen. Am 1. Mai war der Bestand: 11 Familien mit I6 Personen, darunter 5 Säuglinge, und 48 Einzelpersonen. Das Aspf für nächtlich Obdachlose daselbft benutzten im Laufe des Monats April 21 465 Personen, und zwar 20 551 Männer, 14 Frauen. Von diesen Personen wurden 17 dem Krankenhause am Friedrichshain, A8 der Krankenanstalt Moabit, 3 der Charité, 4 der Anstalt Wuhl-⸗ garten, 18 der Krankenstation im Obdach überwiesen und 284 (278 M., 6 Fr.) der Polizei vorgeführt.
In der alten „Urania“ (Invalidenstraße) werden nunmehr morgen, Mittwoch, um 5 Uhr Nachmittags, das Mond. Panorama ae. die für die Sommersaison neu eingerichteten Sehenswürdigkeiten eröffnet.
Die von dem Versandgeschäft für Buntdruck⸗Postkarten von Otto Seiffert, Nachfolger (Berlin W. 8, Friedrichftraße 75), in Tuftrag gegebenen Buntdruck⸗ und Weltpostkarten zur Er innerung an den verstorbenen Staatssekretär Dr. Heinrich von Stephan, welche in Nr. 86 d. Bl. angekündigt wurden, sind nunmehr in vier verschiedenen, gefälligen Ausführungen, mit. Postwerthzeichen versehen, erschienen. — Zum hundertjährigen Jubiläum des bhiesigen Friedrich Wil⸗ helm s- Gymnafium s, am 7. Mai, hat der Verlag von Emil Scheibel (Friedrichstraße 13) eine Postkarte mit den Ansichten des siten und des neuen Symnaslums sowie ihrer Direktoren Spilleke, Ranke, Kern und Nötel in mehrfachem Buntdruck berstellen lassen. Den ehemaligen Schülern, die zu der Feier nach Berlin kommen, därfte diefelbe als Exrinnerungszeichen zur Versendung an Kameraden willkommen sein.
irkt werden könne. Der Arbeitsauss an dessen der itãäts. Rath Dr. Schneidler steht, wendet an die 1
mit der Bitte, durch allgemeine Betbeiligung an der Augstellung dag 2 Ziel erreichen za belfen. Der Ueberschuß der Ginnabmen syoll ediglich wohlthätigen Zwecken zugewendet werden.
Magdeburg, 3. Mai. In dem Lager des Kurzwagren * chäfts von Pincug, an der Ecke der Kaiser⸗ und a . ierselbst, brach im ersten Stockwerk beute Abend 8 Uhr Feuer aus, welches sich mit rasender Schnelligkeit über das Trevpenbaus verbreitete. Das elbe ftand vollständig in Flammen, als das Feuer bemerkt wurde. Die Feuerwehr rettete die Hausbewohner mit Leitern durch die Fenfter. Hierbei verfehlte ein Dienstmäd hen die Leiter, stürjte vom vierten Stockwerk herab und fiel auf den herabsteigenden 12jährigen Sohn des Lehrers Bode und den ebenfalls auf der Leiter stehenden Lehrer Bode. Das Dienstmädchen und der jüngere Bode erlitten, dem W. T. B.“ zufol je, den Tod; der Vater ist schwer verletzt. Das Feuer wurde nach 10 Uhr gelöscht.
Pittsburg (Pennsylvanien), 3. Mai. Ein großes Feuer zer⸗ störte das biesige Duquesne⸗-Theater und zahlreiche Ge⸗ schä fts hä user, darunter das große Stoff magazin von Horne u. Co., bei welchem ein Schaden von über 1 Million Dollars angerichtet wurde. Der gesammte durch die Feuersbrunst entstandene Schaden wird, dem W. T. B.“ zufolge, auf 3 Millionen Dollars geschätzt.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Bredow bei Stettin, 4 Mai. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser und König traf heute Mittag, von einer dichtgedrängten Menschenmenge begeistert begrüßt, mit großem Gefolge hier ein und wurde beim Betreten der Werft von dem Präsidenten des Aussichtsraths des Vulkan“, Geheimen Kommerzien⸗Rath Schlutow, den Direktoren des Vulkan“, ferner von dem Präsidenten des Aufsichtsraths des „Norddeutschen Llond“, Geo. Plate und dem Direktor des Norddeutschen Lloyd“ Dr. Wiegand empfangen. Seine Majestät schritt die Front der Ehren⸗Kompagnie ab und begab Sich alsdann auf die am Bug des Schiffes er⸗ richtete Tribüne, wo Allerhöchstderselbe Sich die Gemahlin des Präsidenten des „Norddeutschen Lloyd“, Frau Geo. Plate, welche den Taufakt an dem ablaufenden Dampfer vollzog, vorstellen ließ. Nach der in Versen gehaltenen Taufrede, in welcher vor Allen des Herrschers gedacht wurde, dessen Namen das ablaufende Schiff tragen soll, des Kaisers Wilhelm des Großen, begab Seine Majestät der Kaiser Sich mit einem Theil des Gefolges, geleitet von den Mitgliedern des Aufsichtsraths des „Norddeutschen Lloyd“ und den Herren vom „Vulkan“, nach dem an der Backbordseite des Dampfers errichteten Pavillon, um von hier aus den Stapel⸗ lauf besser übersehen zu können. Letzterer ging glücklich von statten. Seine Majestät begab Sich nach Beendigung der Feier sofort nach Stettin zurück, um dort bei dem Ober⸗ Präsidenten das Frühstück einzunehmen. — Der Doppel⸗ schrauben⸗-Schnelldampfer Kaiser Wilhelm der Große“, welcher das größte Schiff der Welt ist und nach seiner Fertigstellung wohl auch das schnellste sein wird, hat Einrichtungen, um als Hilfskreuzer der Kaiserlichen Marine
Theater des Westens ist auf Sonntag, den 5. Juni (den ersten , angesetzt. Als erste Kapellmeister fungieren die Herren sfred Thienemann (Berlin) und Max Wolfheim (Würzburg⸗Kissingen). Für erste Heldentenor ⸗ Partien ist Herr Ludwig Bernhardt vom Hof⸗ Theater in Coburg⸗Gotha verpflichtet; erster lyrischer und Spieltenor wird Herr Christian Thate aus Königsberg, Tengrbuff o Herr Ernst durneß aus Zürich. Erste Baritonpartien singen die Herren . Fitzau und Josef Fanta aus Breslau, auch kommen dorther Jie ersten Bässe Hans Keller (vordem am Hof ⸗ Theater zu Dresden) und Ernst George, wahrend der Baßbuffo Herr Hugo Kirchner aus Riga hier⸗ ber zurũckkehrt. Der Letztgenannte und die Herren Thienemann, George, itzau, Fourneß, sowieè der wiederum als Regisseur fungierende Herr hristian FKrähmer von Königsberg haben alle bereits früher unter
icht vom 4. Mai, Morgens.
*
Stationen.
Temperatur
Belmullet .. Aberdeen 3 SW Christiansund F Kopenhagen. Stockholm.
aparanda.
oskau ...
Gort᷑ Queens. m,, 3 halb bed.
Gherbourg. 4 wolkenlos K 2 halb bed.
2 L wolkenlos
burg .. N 4 bedeckt
. O . eufahrwafser be
er r 6. 1 bedeckt H 3 Dunst ünster ... 2 halb bed.
Karlsruhe.. 4 halb bed.
Wiesbaden. 2 halb bed. q 3 wolkig
2 heiter
3 heiter
1 dbedect
2 bedeckt
5 beiter still wollig still wolkenlos
Uebersicht der Witterung.
Während die Depression im Nordwesten an Tiefe abgenommen hat, ist über der Biscgvasee ein Maximum erschienen. Eine Theildepression liegt, Yfstwärts fortschreitend, über Deutschland und bat seit
ern Nachmittag in nordwestlichen Gebietstheilen enfälle verursacht, die sich weiter ostwãrts aus · breiten dürften. Bei durchs nittlich nahezu nor⸗ malen Waͤrmeverhältnissen ist das Wetter in Deutsch⸗ jand vorwiegend trübe, im Westen veränderlich. Deutsche Seewarte.
WSW bedeckt S 3 heiter 2 wolkig 2 Regen 2 wolkig 2 Regen heiter
eignet sind, auf die körperliche
stellung abgehalten werden sollen,
Theater.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern haus. 105. Vorstellung. Haschisch. Oper in 1 Auf⸗ juge. Dichtung von Axel Delmar. Musik von Decar don Chelius. In Seene gesetzt vom Ober- Regiffeur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Dber⸗Inspeftot Brandt. Dirigent: Kapellmeister Fr. Muck. — Der Maurer. Komische Oper in 3 Akten von Auber. Text nach dem Franzõsischen vom Freiherrn von Lichtenstein. In Scene gesetzt vom Sber. Regifseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 74 Uhr.
Schaufpielhaug. 120. Vorstellung. A8 12. Schau spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Opernhaus. 110. Vorstellung. Die Afrikanerin. Oper in 5 Akten von Giacomo Meverbeer. Text bon Eugsne Scribe, deutsch von
erd. Gumberl. Ballet von Paul Taglioni.
nfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 121. Vorstellung. Die Athenerin. Drama in 3 Aufzügen von Leo Ebermann.
Anfang 7 Uhr.
Dentsches Theater. Mittwoch: Die ver⸗ sunkene Glocke. Anfang 76 Uhr.
Donnerstag: Freiwild. Freitag: Die versfunkene Glocke.
Berliner Theater. Mittwoch: Renaiffauce. Anfang 78 Uhr.
Donnerstag: Kaiser Heinrich.
Freitag (34. Abonnements. Vorstellung): Zum ersten Male: Deborah.
Cessing Theater. Mittwoch: Die Geisha. oder: Cue japanische Theehaus⸗Geschichte. Dperette in 3 Atten von Owen Hall. Mustk von Sldney Jones. Deutsch von C. M. Roehr und Julius Freund. (Ferenczy· Ensemble.) Anfang 746 Uhr.
Donnerstag: Die Geisha. (Ferene v⸗Ensemble.)
Freitag: Die Geisha. (Ferenciy ; nsemble.)
Breslau, 2. Mai. Unter dem Protektorat Ihrer Durchlauch der Fürstin von Hatzfeldt⸗Trachenberg findet bier in der Zeit vom 26. Mai bis 20. Juni d. J. eine Ausstellung für die Pflege des Kindes in Haus und Schule statt. Zweck der Ausstellung ist es, ein Übersichtliches Bild jener Erzeugnisse zu schaffen, die ge⸗ und geistige Entwickelung des Kindes maßgebenden Einfluß zu üben. Ihre Vorführung, unterstützt durch populär wissenschaftliche Vorträge, die während der Aus⸗
wirken und die richtigen Mittel und Wege zu jeigen, wie für das Wohl des Kindes in seinen verschiedenen Lebensaltern mit Erfolg
verfolgt den Zweck, belehrend zu
Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Vaterfreuden. Schwank in 3 Akten von P. Hirschberger und G. Klitscher. — Vorber: Eine Reisebekanntschaft. Schwank in 1 Akt von Emil Berts und A. M. Willner. Anfang 73 Uhr.
Donnerstag: Vaterfreuden. — Vorher: Eine Reisebekanntschaft.
Nenes Theater. Schiffbauerdamm 42 / 5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Mittwoch: Gast⸗ spiel des Herrn Willem Roygards vom Königlich Niederländischen Theater in Amsterdam. Trilby. Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und P. Potter, deutsch von Emanuel Lederer. In . gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang
t. Donnerstag: Trilby.
Das Stiftungsfest. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Bauernehre. —
Der eingebildete Kranke.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Joologischer Garten.) Mittwoch: Gastspiel des n Guftav Kadelburg. Zwei glückliche Tage. nfang 75 Uhr. . . ; Donnerstag: Gastspiel des Königlich württem⸗ bergischen Hofschauspielers Herrn August Junkermann und des Hans Junkermann vom Berliner Thalia⸗Theater. Onkel Bräsig von Fritz Reuter. Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Theater Anter den Linden. Behrenstt. S6 / 67 Direktion: Julius Fritzsche. Mittwoch: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens vom Theater an der Wien in Wien. Zum ersten Male; Der Wunder- knabe. Sperette in 3 Akten von Alexander Landes berg und Leo Stein. Musik von G. von Taund. Regie: Herr Glefinger. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi. Anfang 77 Uhr. 2 — .
Donnerztag: Gaftspiel des Fräuleins Annie Dirkens. Der Wunderknabe.
Thalia · Theater vorm. Adolyh Ernst Theater. Dres denerstraße 72s73. Direktion: W. Hasemann. Mittwoch: Wegen der Generalprobe zur Schõnen
zu dienen. Derselbe wird auf der New⸗JYorker Linie verkehren und soll die erste Reise nach New⸗York im September dieses Jahres antreten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
Donnerstag: 1. Gaftspiel der Frau Julie Kopaczy⸗ Karezag. Zum ersten Male: Die schöne Helena. Operette in 3 Akten von Offenbach. Anfang 76 Uhr.
Jamilien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Anny Pastor mit Hrn. Sec. Lieut. Otto Witt (Düsseldorf -St. Avold) — Anna Freiin von Richthofen mit rn. Prem. Lieut. Hans von Albert (Berlin). — Frl. Frieda Coste mit Hrn. Sec. Lieut. Max von Kujawa (Brusen⸗ felde Oels). — Frl. Anne⸗Marie Limprecht mit Hrn. Gerichts Assessor Richard Scheringer Berlin). — Frl. Maria Schneeweiß mit Hrn. Poftdirektor Franz Bartleweki (Breslau). Verebelicht: Hr. Werner von Bandemer⸗Gambin mit Frl. Erna von Kleist (Labehn). — Hr, Ritter gutsbesitzer und Lieut. d. R. Rudolf Hübner mit Frl. Alice Engel (Rausse). . Geboren:? Ein Sohn: Hrn. Prem. Lieut. von Roennebeck (Köln. Deutz. — Hrn. Landrath Pr. Rose (Schroda). — Hrn. Prem . Läieut. F. C- von Reden (Potsdam). — Eine Tochter: 4 Kam mergerichts Rath Dr. Roedenbeck (Berlin). Gestorben: Hr. Major a. D. Wilhelm von Arnim (Gerswalde). — Verw. Fr. Oberst von Massom, zeb. von Sobbe (Frankfurt a. O) — Hr. Wirk⸗ icher Geheimer Rath Rudolph Hake Charlotten- burg). — Hr. Kirchenrath, Pastor D. Danneel Tre wigalustJ. — Fr. Bertha von Unruh, geb. von Zitzewitz (Stolv . Pom.) — Hr. Regierungs Baumelster Hang Altgelt (Buenos Aires] — Hr. Rittmeister 4. D. Emanuel von Jerin (Gr. Gräditz j. — Hr. Jastiz⸗Rath Theodor Soenke
Berlin).
Verantwortlicher Redakteur: Siem en roth in Berlin.
Verlag der Eppedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Berlagt⸗ 1 Berlin sw., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen leinschließlich Börsen Beilage),
wie die Inhaltsangabe zu Rr. 6 des õffent · e. e , (d ouumanditgesellschaften auf
I die ani, , me n nn m n e
Helena“ geschlossen.
zum Deutschen Reichs⸗Anz
M 1O4.
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 4. Mai
Berichte von deutschen Fruchtmãrkten.
Qualitãt
2 * . 3
Ver⸗
gering mittel
gut kaufte
Gezahlter Preis für 1 Doppeljentner
schlaglicher
—
—
Menge
doo kg) 1 . n, es. . bc. drigster ster drigfter ¶ ster .
Doppel jentner
Vurchschnitte· 3
100 Kg unbekannt)
. 115 16,50 Kw 16,10
ᷣ 1130 Breslau Ge
Breslau
12,50
Neuß
Roggen. 1140 11,60
. 23 ĩ ; 12,80 12, 60 ; ? 13,70 14,60
Hafer.
. 1 0 tr go 27 156 k 30 1730 1790 1336 t .
16,80 16,40
— k 8
8
1130
26
8 12,43 12,54 30. 4. 12576 1.5.
13, 40
Gem erkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufgwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch
schrittspreis wird aus den unabgerundeten Zablen berechnet.
Ein liegender Strich — in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist; ei Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt. ch gekommen ift; ein
Deutscher Reichstag. 213. Sitzung vom 3. Mai 1897, 1 Uhr.
Auf der Tagesordnung steht folgende Interpellation der Abgg. Graf von Kanitz (8. kons und Genossen:
Beabsichtigen die verbündeten Regierungen angesichts der be⸗ vorstebenden Erhöhung wichtiger Positionen des Zolltarifs der Nord= amerikanischen Union insbesondere der verschärften Differenzierung der deutschen Zuckereinfuhr, an dem durch Notenaustausch vom 22. August 1891 getroffenen NUebereinkommen mit den Vereinigten Staaten festzuhalten?“
Staatssekretãr des Auswärtigen Amts, Staats⸗-Minister Freiherr Marschall von Bieberstein: Ich bin bereit, die Interpellation sofort zu beantworten.
Abg. Graf von Kanitz (d. kons.): Zum dritten Mal werden an dem Zolltarife der Vereinigten Staaten eingehende Aenderungen vor⸗ genommen, welche die Exportfähigkeit der deutschen Industrie be⸗ rühren. Deshalb haben wir geglaubt, diese Frage zur Erörterung stellen zu müssen, trotzdem die Zustimmung des Senats noch aus— steht, um dieselbe in aller Ruhe erörtern zu können. Das sind wir unferer vaterländischen Industrie schuldig. Die nordamerikanischen Staaten werden als meistbegünstigte Länder behandelt, trotzdem ein Handelsvertrag zwischen ihnen und Deutschland niemals bestand. Des—
alb müßten die beiderseitigen Zolltarife gleichmäßig scharf sein. Wenn dies nicht der Fall ist, wenn das eine Land sehr hohe Zölle hat, dann kann es nicht verlangen, daß ihm die Einfuhr seiner Waaren ohne weiteres gestattek wird. Die Gleichheit der Tarife war noch vorhanden, als Amerika mit den deutschen Handelshäfen und mit Preußen seinen Handelsvertrag abschleß. Seitdem ist aber der ameri⸗ kanische Tarif streng schutzzöllnerisch geworden. Der Mac Kinley ⸗ Tatif von 1899 griff in rigoroser Weise in die Verhältnisse ein. Die deutsche Ausfuhr nach Amerika betrug 1881 196 Mil— lionen Mark, die amerikanische Einsuhr 130 Millionen; es blieb also ein Vortheil für Deutschland von 45 Millionen. 1890 betrug die deutsche Ausfuhr 460, die amerikanische Einfuhr nach Deutsch— land 397 Millionen; es blieb also ein Vortheil für Deutichland von 63 Millionen. Dann ging die deutsche Ausfuhr erheblich zurück; 1394 auf 271 Millionen, 1895 betrug sie 368 Millionen, während die amerikanische Einfuhr nach Deutschland sich von 150 Millionen im Jahre 1881 auf über 500 Millionen gefteigert hat. Auch Eng- lands Ausfuhr nach Amerika hat erheblich abgenommen. Nach den amerikanischen Quellen sind 1834s95 gon Amerika nach Europa aus. gefübrt worden für 638 Millionen Dollars Waaren. Die Einfuhr von Europa betrug 384 Millionen Dollars, oder 244 Millionen Dollars, also fast eine Milliarde Mark, weniger. Die Amerikaner wissen genau, daß sie von der Erhöhung der Zölle eine Vermehrung der Zoll⸗ einnahmen nicht zu erwarten haben, wohl aber eine Verminderung der europaischen Cinfuhr durch Verdrängung der europäischen Waagren vom amerikanischen Markte. Namentlich die ameri⸗ kanische Textilindustrie hat sich erheblich entwickelt, besonders in den Südstaaten, wo die Rohbaumwolle produziert wird. Auch die neueste Dingley. Bill ist nur ein Ausfluß des Bestrebens, den euro- päischen Einfluß fernzuhalten. Auch auf anderem Gebiete wird gegen die Einfuhr vorgegangen. So hat der Präsident der Vereinigten Stasten im Dezember v. J die Tonnengelder von deutschen Schiffen eingeführt. Eine fernere Rücksichtslosigkeit ist es, daß trotz der Saratoga⸗ Konvention ein Zuschlag zum Zuckerzoll erhoben wird. Es giebt keinen deutschen Epportartikel, welcher nicht von der Zollerhöhung ge⸗ troffen wäre. Es handelt sich nicht mehr um Schutzzolle, sondern
um gänzliche Beseitigung der europäischen Konkurrenz. Amerika ist
durch keine Verträge gebunden, wir können nicht das Geringste gegen Amerika unternebmen. Wir müssen uns daher die Frage stellen, ob wir bei dem Meistbegünstigungsverhältniß länger verbleiben wollen. Formell find auch wir berechtigt, das Meist begünstigungsverhältniß zu lösen, denn es ist von amerskanischer Seite verletzt worden; das hat der Staatssekretär von Marschall anerkannt. Win man auf den Vertrag mit Preußen rekurrieren, was ich für unberechtigt halte, so ist dieser Verirag auf einjährige Kündigung abgeschlossen, kann allo zum Ablauf gebracht werden. Unser Vertragstarif würde also Amerika gegenüber nicht mehr gelten. Frankreich hat den Amerikanern deineswegs seinen ganzen Minimastarif zugestanden, sondern nur in Bezug auf einige ganz minderwerihige Artikel. Wir müssen abwarten, welche Entscheidung über die Dingley⸗ Bill getroffen wird. Geht aber unsere Ausfuhr nach Amerika noch weiter zurück, dann glaube ich, daß Deutschland sich dagegen wehren muß. Vor zwei Jahren wurde die Berliner Kaufmannschaft aufgefordert vom Handels. Minifter, ein Gutachten abzugeben über die Verhinderung der Auekeutung durch die Standard Oil Company. Unter Vorsitz des Herrn Sobernheim wurde eine Untersuchung an⸗
gestellt, und es wurde festgestellt, daß das amerikanische Petroleum ver- drän3gt werden könne, wenn das russische Petroleum in Gebrauch ge— nommen würde; sogar das galizische Petroleum wurde als brauchbar empfohlen. Die Standard Oil Company hat 1895 eine Dividende von 300/0 gezahlt, und 1896 wird sie sich auf 50 0½ stellen. Das ist eine große Ansbeutung des Petroleum verbrauchenden Publikums. Ein weiterer Artikel, den wir keineswegs aus Amerika zu beziehen brauchen, ist Rohkupfer. Ein differenzierter Zoll auf Petroleum und Kupfer Amerika gegenüber wäre durchaus angebracht, und bezüglich Fleisch, Speck, Schmalz u. s. w. könnten es uns die Amerikaner nicht übel nehmen, wenn wir die Sätze des Dingley⸗Tarifs ihnen gegenüber anwendeten. In Amerika macht sich das Bestreben geltend, einen sehr hohen Zoll auf ausländische Rohbaumwolle einzuführen von bo oo des Werthes. Die deutsche Landwirthschaft bat an dieser ganzen Frage ein untergeordnetes Interesse, denn sie führt nur wenige ibrer Produkte aus, mit Ausnahme des Zuckers, dessen Export jetzt wegen der Untuhen in Cuba gestiegen ist. Aber die Landwirthschaft hat nur nur ein indirektes Interesse an dieser Frage. Hier kommt die Solidarität von Industrie und Landwirthschaft in Frage, und deshalb haben wir die Frage aufgeworfen. Es muß uns erwünscht sein, bei den Verhandlungen mit Amerifa möglichst mit anderen Staaten zu⸗ sammen vorzugeben. Auf England wird ja dabei wenig zu rechnen sein. Wir befinden uns in einer Zwangslage, insofern uns die Amerikaner zwingen werden, unseren Bedarf aus anderen Ländern zu decken. Die Differenzierung der amerikanischen Waaren wird keine olltechnischen Schwierigkeiten mit sich bringen, denn eine solche Differenzierung besteht ja schon gegenüber Spanien. Sehr einfach wäre die Sache, wenn wir das amerikanische Verfahren der Fakturen⸗ Legalisierung einführen würden.
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr Marschall von Bieberstein:
Meine Herren! Der Erklärung, die ich im Eingange der Sitzung gegeben habe, ich sei bereit, auf die Anfrage der Herren Interpellanten zu antworten, muß ich insofern eine gewisse Einschränkung beifügen, als die Angelegenheit, um die es sich hier handelt, noch in der Schwebe ist, und die verbündeten Regierungen selbstredend noch keine bestimmte Stellung zu einer zukünftigen, noch ungewissen Eventualität genommen haben. Ich glaube aber den Intentionen der Herren Interpellanten zu entsprechen, wenn ich die gestellte Frage dahin aus⸗ lege, daß sie eine Antwort zu haben wünschen darauf, welche Schritte bisher seitens des Herrn Reichskanzlers gethan seien, um den aus den Beschlüssen des Repräsentantenhauses in Washington dem deutschen Erwerbeleben drohenden Gefahren entgegenzutreten? Diese Frage zu beantworten, bin ich bereit, muß mich dabei allerdings einer größeren Zurückhaltung befleißigen, als der Herr Vorredner.
Ich bin außer stande, hier ein Zukunftsbild zu entrollen, wie die Dinge sich gestalten würden, wenn jene Beschlüsse des Repräsentanten⸗ hauses Gesetzes kraft erlangen. Ich muß mich heute darauf beschränken, zu erklären, was von unserer Seite geschehen ist, um den zweifellos unserem Erwerbsleben drohenden Gefahren entgegenzutreten.
Der Herr Vorredner hat im Laufe seiner Ausführungen die An⸗ sicht geäußert, das Meistbegünstigungsverhältniß zwischen den Ver⸗ einigten Staaten und Deutschland beruhe wesentlich auf dem Noten⸗ austausch von Saratoga. Er hat als unstatthaft bezeichnet, den früheren Vertrag mit Preußen vom Jahre 1828 noch anzuführen. In dieser Beziehung bin ich allerdings anderer Ansicht, und ich halte es für durchaus nothwendig, zunächst einen kurzen Blick zu werfen auf die historische Entwickelung, welche unsere handelspolitischen Be⸗ ziehungen zu den Vereinigten Staaten genommen baben, und int besondere auf die rechtlichen Grundlagen, auf denen diese Entwickelung beruht.
Zutreffend hat der Herr Vorredner bervorgehoben, daß ein Ver⸗ trag zwischen den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und dem Deutschen Reich nicht besteht; wohl aber sind aus früberer Zeit Ver⸗ träge mit einzelnen Staaten vorhanden, vor allen Dingen der Ver⸗ trag mit Preußen vom 1. Mai 1828. Dieser Vertrag ist von besonderer Wichtigkeit, nicht nur, weil er von dem größten deutschen Einzelstaat abgeschlossen war, sondern weil wiederholt von beiden Seiten man sich auf diesen Vertrag berufen hat; dieser Vertrag enthält in Art. 5 und 9 nach unserer Auffassung die unbedingte Meistbegünstigung. Die Frage der Gültigkeit und des Geltungs⸗
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1897.
bereichs dieses preußischen Vertrages ist zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland niemals prinziviell zur Erörterung und zur Entscheidung gelangt. Die verbündeten Regierungen sind bezüglich der⸗ artiger Vertrãge — ähnliche liegen mit Schweden und Norwegen und mit Dänemark vor — stets von der Rechtsauffassung ausgegangen, daß diefelben durch die Gründung des Deutschen Reichs ihre Gültigkeit nicht verloren haben, daß vielmehr dieselben mit Rechten und Pflichten auf das Deutsche Reich übergegangen sind, in Anwendung der Art. 4 und 35 der Reichsverfassung, welche die gesammte Zoll. und Handels⸗ gesetzgebung dem Reiche übertragen. Und diese Verträge, soweit sie Hand els verträge sind, beispielsweise der mit Preußen, haben den Charakter von territorial beschränkten Sonderverträgen doch nicht erst mit der Gründung des Deutschen Reichs verlsren, sondern schon mit der Schaffung eines gemeinsamen Zollgebiets und mit der Unmöglichkeit, innerhalb desselben Zollschranken aufzurichten. Anderer⸗ seits haben die fremden Staaten, die diese Verträge mit den deutschen Seeuferstaaten abschlossen, dies gethan, weil sie in den⸗ selben die natürlichen Vertreter und Vermittler des gesammten deutschen Handels erblicken. Also auch sie hatten keinen Anlaß, sich gegen die Verallgemeinerung dieser Verträge zu wehren.
Weit wichtiger aber als diese Rechtsausführunzen, die ich der wohl⸗ wollenden Kritik hervorragender Staatarechtslehrer überlasse, ist die Thatsache, daß auch nach Gründung des Deutschen Reichs die Gultigkeit speziell dieses preußischen Vertrages von beiden Theilen durch konklu⸗ dente Handlungen, nämlich dadurch anerkannt wurde, daß unter Hinweis auf bestimmte Paragraphen dieses Vertrages Rechte beansprucht und Verpflichtungen erfüllt worden sind für das ganze Deutsche Reich. Ich kann dies an einzelnen Beispielen des näheren erweisen.
Als im Jahre 1885 der Herr Reichskanzler eine Belannt⸗ machung erließ bezüglich des spanischen Handelsvertrages — es war damals der 3 Mark⸗Zoll eingeführt worden für Getreide — so wurden in dem Verzeichniß der meistbegünstigten Staaten auch die Ver⸗ einigten Staaten von Nord⸗Amerika, Dänemark und Schweden aufgenommen, dieselben wurden trotz der Erhöhung des Zolles auf 34 in dem Besitz des Spanien gewährten Roggenzolles von 1 1 belassen, und als damals in einer Sitzung des Neichstages von einem Abge⸗ ordneten Zweifel darüber geäußert wurden, ob denn die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika zu den meistbegünstigten Staaten gehörten, war es der Reichskanzler Fürst Bismarck, der erklärte, die Frage sei zu bejahen: nicht auf Grund von Reichsverträgen, wohl aber auf Grund von Sonderverträgen einzelner Staaten, die jetzt nicht mehr von dem übrigen Reiche gesondert werden könnten. Deutschland bat auch zu wiederholten Malen von den Vereinigten Staaten Rechte beansprucht und durchgesetzt auf Grund dieses preußischen Vertrages. So im Jahre 1884 anläßlich der Verhandlungen über die sogenannte Dingley's shipping-act, dann aber insbesondere, als die Vereinigten Staaten sich anschickten, einen Vertrag mit Spanien zu schließen, in dem für cubanischen und für Zucker von Portorico Zollfreiheit gewährt wurde. Damals hat Fürst Bismarck in Washington unter Berufung auf den preußischen Vertrag verlangt, daß, wenn dieser Vertrag Gesetzeskraft erlange, die Zollfreiheit ohne weiteres auch dem deutschen Zucker zu gute komme. Ich glaube, mit aus diesem Grunde ist dieser Vertrag damals nicht perfekt geworden.
Nun, meine Herren, liegen aber auch ähnliche Präzedenzfälle von seiten der Vereinigten Staaten vor. Bei den Berathungen anläßlich der Dingley's shipping-act haben die Vereinigten Staaten niemals einen Einwand dagegen erhoben, daß der Vertrag mit Preußen und insbesondere der Paragraph über die Meistbegünstigung noch in Kraft sei; sie haben nur den Einwand unseren Reklamationen entgegen gestellt, daß die 58 5 und 9 keinen Bezug auf Tonnengelder haben. Von besonderer Wichtigkeit in der Richtung ist aber eine Reklamation der Vereinigten Staaten, die im Jahre 1884 hier angestellt wurde wegen angeblicher Benachtheiligung des amerikanischen Petroleums zu Gunsten des russischen durch die deutschen Eisenbahntarife. In einer Note an den damaligen Staatssekretär des Auswärtigen Amts vom 28. Oktober 1884 hat der hiesige amerikanische Gesandte darauf hingewiesen, daß zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ein Meistbegünstigungsverhältniß bestehe, und zwar auf Grund der Artikel 5 und 9 des preußischen Vertrages von 1828, und er hat hinzugefügt, daß diese Paragraphen Anwendung finden gegenüber jeder Art von differentieller Besteuerung oder Belastung, welche von der einen Regierung etwa zum Nachtheil der anderen vorgenommen würden“. (Hört, hört! links)
Nach diesen Vorgängen kann ich, ohne Widerspruch zu gewärtigen, im Gegensatz zu den Ausführungen des Vorredners von einem durch Jahrzehnte ununterbrochenen Besitzstande der beider⸗ seitigen Meistbegünstigung reden, den keiner der beiden Theile antasten kann, ohne sich mit eigenen Handlungen oder eigenen amt⸗ lichen Erklärungen in direkten Widerspruch zu setzen. In den handels- politischen Beziehungen zweier großer Länder ist aber ein Besitzstand von so langer Dauer an sich ein Rechtstitel, dem ich einen um so größeren Werth zuerkennen möchte, wenn auf Grund desselben die wirthschaftlichen Beziehungen sich so gewaltig entwickelt haben, wie das zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland der Fall ge⸗ wesen ist.
Der Herr Vorredner hat eine eingehende Untersuchung darüber angestellt, ob nicht die neuerliche Entwickelung dieser Beziehungen hauptsächlich dem Vortheil von Amerika gedient habe? Er hat diese Frage bejaht auf Grund der Statistik. Ich glaube, daß eine Unter suchung dieser Frage, welcher der beiden Staaten aus der Entwickelung dieser Beziehungen größeren Vortheil gezogen bat, im gegenwärtigen Augenblick zu einem praktischen Resultat nicht führen kann, und muß den Ausführungen des Herrn Vorredners insbesondere entgegenbalten, daß er doch etwas gar zu mechanisch vorgeht, wenn sr jum Beweise seiner Behauptungen sich lediglich auf die Zahlen der Ein⸗ und Aus⸗ fuhr beruft. (Sehr richtig! links) Ich meine, es handelt sich auch darum, wie im Großen und Ganzen alle diejenigen Erwerbszweige sich gestaltet haben, die untrennbar mit dem Handel und der Schiffahrt