1897 / 107 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Ju stiz⸗Ministerium.

Dem Notar Prosch in Kirchberg ist vom 16. Mai d. J. ab der Wohnsitz in Mettmann angewiesen worden.

Abgereist:

Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Hammer⸗ stein, nach Ostpreußen.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen im Neuen Palais heute Mittag um 12 Uhr den Abt der Benedictiner⸗Abtei Marig⸗Laach, Herrn Willibrord Benzler, welcher für die Ueberlassung der fiskalischen Abtei⸗Kirche in Maria Laach zum . Gebrauch seinen Dank ab⸗ stattete, und danach den österreichisch⸗ungarischen Botschafter von Szögysny⸗Marich.

In der am 6. d. M. zunächst unter dem Vorsitz des Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des Innern IMr, von Boetticher und später unter dem Vorsitz des Königlich bayerischen Gesandten Grafen von Lerchen⸗ feld⸗Koefering abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes⸗ raths wurde dem Entwurf eines Geseßzes wegen Fest⸗ stellung eines zweiten Nachtrags zum d r . für 1897/98, ferner den Ausschußanträgen, betreffend die Ab⸗

änderung von Tarasätzen und betreffend die Abänderung des

Privatlagerregulativs, sowie einem Antrage, betreffend den zollfreien Einlaß der von der diesjährigen Weltausstellung in Bruͤssel zurückgelangenden Güter, die Zustimmung ertheilt. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen: der Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung der Gewerbeordnung und des Krankenversicherungsgesetzes, der Beschluß des Reichstages zu dem Bericht der Reichsschulden⸗Kommission und der Antrag Oldenburgs, betreffend den Dockbetrieb im Freibezirk Brake. Außerdem wurde über verschiedene Eingaben . gefaßt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergische Ober⸗Kriegsrath von Landbeck ist hier angekommen.

Nachdem der bisherige Gesandte der Republik Haiti am hiesigen Allerhöchsten Hofe Delorme von seinem hiesigen Posten abberufen worden ist, werden die Geschäfte der hajtia⸗ nischen Gesandtschaft von dem Legations⸗Sekretär E. Pouget interimistisch wahrgenommen.

Der Regierungs⸗-Assessor Dr. jur. von Rautenberg⸗ Garczynski in Wiesbaden ist dem Landrath des Kreises Glogau im Regierungsbezirk Liegnitz und der Regierungs⸗ Y Kilburger zu Halle a. S. dem Landrath des inf. Minden zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Laut telrgraphischer Meldung an das Qber⸗-Kommando der Marine ist S. M. S. „Falke“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Krieg, heute von Auckland nach Apia in See ge⸗ gangen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R- u. St⸗Anz.“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von 39 deutschen Fruchtmärkten für den Monat April d. J. veröffentlicht.

Württemberg.

Gestern Vormittag 115 Uhr fand im Residenzschlosse zu Stuttgart in den offiziellen Zimmern Ihrer Majestät der verewigten Königin Olga die bürgerliche Eheschließung Seiner Durchlaucht des Prinzen Albrecht zu Schaum⸗ burg-Lippe und Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Elsa von Württemberg statt, bei welcher nur die besonders hierzu gebetenen Trauzeugen anwesend waren. Mittags 12 Uhr versammelten sich die Königliche Familie und die Fürstlichen Gäste sowie der unmittelbare Dienst des hohen Brautpaares im Sommersaal des Königlichen Residenzschlosses. Die anderen geladenen Gäste sowie der Dienst und die Suiten fanden fich eine viertel Stunde vorher im großen Marmorsaal des Residenzschlosses ein. Um 1216 Uhr fand alsdann im großen Marmorsaal die kirchliche Trauung durch den Ober⸗Hof⸗ prediger, Prälaten von Schmid statt. Zu dieser begaben sich das hohe Brautpaar sowie die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften vom Sommersaale aus in den großen Marmor—⸗ saal, woselbst der Geistliche am Altar den Zug erwartete. Nach Beendigung der heiligen Handlung begaben sich die Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften wieder im Zuge in den Thronsaal. ierauf nahm das hohe neuvermählte Pagr die Defiliercour der geladenen Gäste entgegen. Eine Galatafel im Weißen Saale schloßch an. . .

Um 4 Uhr Nachmittags verließen Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht zu Schaumburg-Lippe Stuttgart und begaben sich nach Friedrichshafen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause widmete estern bei Beginn der Sitzung der Präsident Dr. Kathrein 3 Herzogin von Alengon einen warmen Nachruf und hob hervor, daß durch die Katastrophe das Kaiserhaus und das mit diesem durch innige Familien- und Freundschaftsbande ver⸗ bundene bayerische Königshaus schwer heimgesucht worden seien. Die Herzogin habe im Dienste der christlichen Nächstenliebe, die Leiden Anderer lindernd, einen qual⸗ vollen Tod in den Flammen gefunden. Das Haus erhob sich zum Zeichen der Trauer. Die Abgg. Haueis und Ge⸗ nossen überreichten einen dringlichen Antrag, betreffend das Verbot der Ausfuhr von Vieh aus Tirol nach

Bayern. Das Haus begann sodann die erste Lesung der Anträge, die Minister, welche die Sprachenverord⸗ nungen unterzeichneten, in den Anklagezustand zu versetzen. Der Mlinister⸗Präsident Graf Badeni wies hin auf die Vorgänge unter früheren Regierungen, welche Sprachen⸗ verordnungen erlassen hätten, insbesondere auf die Sprachenver⸗ ordnung Herbst's und Giskra's, sodann auf diejenigen des Grafen Taaffe und Stromayer's; das Parlament habe an⸗ erkannt, daß diese Sprachenverordnungen den Staatsgrund⸗ esetzen nicht widersprächen. Graf Badeni unternahm es odann, die Verfassungsmäßigkeit der Sprachenverordnungen aus den Staatsgrundgesetzen, welche die Ausübung der Re⸗ 3 und Vollzugsgewalt regeln und den Staats⸗ ehörden den Erlaß von Verordnungen einräumen, darzulegen und wies auf die älteren gesetzlichen Be⸗ stimmungen hin, in welchen die vollkommene Gleich⸗ stellung der sechischen und deutschen Sprache in allen r gen der Staatsverwaltung Böhmens verfügt worden sei.

uch die Anwendung des neuen Zivilprozesses erfordere die Kenntniß beider Landessprachen seitens der Beamten in Böhmen und Mähren. Die Verordnungen fänden nicht nur in ihrer Zweckmäßigkeit, sondern auch in der Er⸗ wägung ihre Rechtfertigung, daß bei einem Gegen⸗ satze zwischen den Interessen der Bevölkerung und denen der Beamtenschaft die Regierung sich für verpflichtet halte, den ersteren zum 5 zu verhelfen. Die Regierung glaube also, den Boden des Gesetzes nicht verlassen zu haben. Sie sehe in diesem Bewußtsein dem Beschlusse des Hauses in voller Ruhe entgegen. Nach der Rede des ersten Antragstellers Kaiser sprach der zweite Antragsteller Wolff, welcher die Czechen, Slovenen und Andere als „tief minder⸗ werthige Nationen“ bezeichnete. (Dieses Wort rief ien Lärm und stürmische Zwischenrufe hervor.) Der Vize⸗ Präsident suspendiertée die Sitzung. Nach der Wieder— eröffnung bat der Vize⸗Präsident das Haus um Ruhe, da sonst die Verhandlung unmöglich sei, und ertheilte dem Abg. Wolff den Ordnungsruf. Der Abg. Wolff bezeichnete es als kulturhistorische Selbstverständlichkeit, daß nicht alle Nationen kulturell gleichartig sein könnten. (Unterbrechung seitens der Jungczechen. Nach weiteren heftigen Ausfällen des Abg. Wolff entzog ihm der Vize-Präsident das Wort. Der Abg. Wolff appellierte an das Haus und be⸗ antragte namentliche Abstimmung, ob er weiter sprechen dürfe. Der Vize-Präsident erklärte, in diesem Fall sei eine Appellation an das Haus unmöglich. Neuer stürmischer Lärm.) Der Vize⸗Präsident gab wiederholt das Glockenzeichen, und da es unmöglich war, die Ruhe herzu⸗ stellen, suspendierte er nochmals die Sitzung. Nach Wieder⸗ aufnahme derselben ertheilte der Präsident das Wort dem Abg. Funke. Der Abg. Dr. Groß beantragte den Schluß der Sitzung, welcher jedoch in namentlicher Abstimmung mit 205 gegen 75 Stimmen abgelehnt wurde. Der Abg. Kaizl er⸗ klärte, die Tragweite der Sprachenverordnung werde über⸗ trieben; es handle sich lediglich darum, ob eine Anzahl von Beamten der czechischen Sprache mächtig sein sollten oder nicht. Den Böhmen werde es niemals einfallen, der deutschen Sprache die Gleichberechtigung in Böhmen zu versagen. Der Redner richtete an die einsichtsvolleren Elemente der Deutschen die Mahnung, die Agitation nicht über die Grenze des Reichs zu tragen, und stellte den Antrag, über die Anträge auf Anklage gegen die Minister zur Tagesordnung überzugehen. Die Verhand⸗ lungen wurden sodann auf heute vertagt. Schließlich über⸗ reichten die Abgg. Doblhofer und Genossen einen dring— lichen Antrag, betreffend die von Bayern erlassene Verordnung, daß aus Oesterreich⸗Ungarn kommendes Vieh binnen drei Tagen geschlachtet werden müsse.

Aus Budapest wird gemeldet, daß bei dem Präsidium des ungarischen Unterhauses In kompatibilitäts⸗ Anzeigen gegen die Abgg. Berzeviczy, u Chorin und Gabriel Daniel eingegangen seien. Der Präsident habe die Anzeigen dem Inkompatibilitäts⸗Ausschuß überwiesen.

In Kroatien sind aus Anlaß der Landtagswahlen mehrfach Excesse vorgekommen. Es ist die Verfügung ge⸗ troffen worden, nach allen Orten, wo Ausschreitungen vor⸗ kommen, sofort Militär zu entsenden.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause bestätigte gestern der Parlaments⸗ Sekretär des Aeußeren Curzon, daß das Mitglied des Unter⸗ hauses Assmead Bartlett von den Griechen gefangen ge⸗ nommen und nach Athen gebracht worden sei, um dort der englischen Gesandtschaft zur Verfügung gestellt zu merden Curzon fügte hinzu, er könne ohne vorherige Erwägung nicht sagen, ob die Gefangennahme eine Verletzung der inter—⸗ nationalen Höflichkeit bilde.

Lord Salisbury hielt gestern in einer in der Albert⸗ Hall zu London abgehaltenen Versammlung der Primrose⸗ League eine Rede, worin er u. a. sagte: wenn für Groß⸗ britannien in Süd⸗Afrika Schwierigkeiten beständen, so sei dies deshalb der Fall, weil es darauf bestehe, daß die vor⸗ handenen Verträge beobachtet würden. Großbritanniens Ab⸗ sicht gehe dahin, die Verträge seinerseits zu beobachten und zu verhindern, daß Andere dieselben zum Nachtheile Englands brechen. Lord Salisbury sagte ferner, er glaube, daß alle Befürchtungen wegen der Folgen des griechisch türkischen Krieges endgültig zerstreut seien, daß der Friede Europas im großen Ganzen, von lediglich örtlichen Streitigkeiten abgeseten, auf eine bessere Grundlage gestellt sei, und daß jetzt eine bessere Hoffnung für die Zukunft bestehe, als in der jüngsten Zeit.

Frankreich.

Der Präsident Faure hat, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, am Mittwoch das nachstehende Telegramm an den Kaiser von Oesterreich gerichtet:

Ich vernehme soeben, daß die Frau Herzogin von Alen gon ein Opfer der schrecklichen Katastrephe wurde, welche Paris und gam Frankreich in so schmerzliche Trauer versetzt hat. Ich erlaube mir, an Eure Kaiserliche und Königliche Majestät sowie an Ihre Majestät die Kaiserin bei diesem Verluste, welcher Sie so grausam und so nahe trifft, den Ausdruck der Gefühle des lebhaften Beileids und der tiefsten Sympathie zu richten. Felix Faure.

Der Kaiser von ,

Tief gerührt von der lebhaften Antheilnahme, welche Sie an dem schmerzlichen Verluste nehmen, der die Kaiserin und mich be⸗ troffen hat, danken wir Ihnen von ganzem Herzen. Wollen Sie, 6 Präsident, versichert sein. daß auch ich meinerseits aufrichtig für

ie, für Paris und ür ganz Frankreich die Gefühle der Trauer theile, welche das schmerzliche Ereigniß mit seinen zahlreichen Opfern über so viele troftlose Familien gebracht hat! Franz Joseph.

Der Fürst Anton Radziwill trifft, dem „W. T. B.“ zufolge, als Vertreter des Deutschen Kaisers zu der am

Sonnabend in der Notre Dame-⸗Kirche stattfindenden Trauer⸗ feier für die Opfer der Brandkatastrophe in Paris ein, die ebenfalls eintreff⸗ Fürstin Anton Radziwill wird die Deutsche Kalserin bei der Feier vertreten.

Der russische Botschafter on von Mohrenheim theilte gestern dem Minister Hanotagux ein Telegramm des Grafen Murawjew mit, worin dieser sagt:

Seien Sie der Dolmeisch der tiefen Sympathie des Kaisers und der Kaiserin bei den Familien der bei der gestrigen schrecklichen Katastrophe ums Leben Gekommenen.“

Die Aufbahrung der Leiche der Herzogin von Alengon hat tern Nachmittag in Anwesenheit des Prinzen Ludwig . inand von Bayern und des Herzogs von Vendosme stattgefunden. Der Sarg wurde nach dem Dominikanerkloster in der Rue du St. Honors gebracht; von dort wird derselbe nach Dreux überführt werden, wo ein Trauer⸗ gottes dienst abgehalten werden und in etwa acht Tagen die Bei⸗ setzung in der Familiengruft des Hauses Orleans stattfinden soll.

Italien.

In. Beantwortung einer in der gestrigen Sitzung der Deputirten kammer von dem Deputirten Oliva gestellten Anfrage über die Niedermetzelung der Expedition bestätigte, wie ‚W. T. B.“ meldet, der Unter⸗ Staatssekretär des Aeußern Graf Bonin die bekannten Thatsachen und erklärte: Die Expedition sei am Ende des Jahres 1895 von der Italienischen Geographischen Gesellschaft organisiert worden und habe die erste Expedition Bottego's vom Jahre 1892 / 93 ergänzen sollen. Sie habe einerseits einen geo⸗ graphischen, andererseits einen handelspolitischen Zweck gehabt, nämlich:; die Gründung einer Station an dem Juba im italienischen Somalilande, um eine Sammeslstelle für die reichen Produkte von Boruna und von Galla zu schaffen und deren Weiterleitung nach der Benadir-Küste zu ermöglichen, ferner das Gebiet des Dau, eines Nebenflusses des Juba, und das⸗ jenige des Omo zu ersorschen, das Problem seines Arflusses zu lösen und schließlich die Erforschung der Gegenden zwischen dem Nil und dem Rudolf-See zu verfolgen. Die erwähnte Station sei bereits errichtet worden und unterstehe der italienischen Regierung; es sei nur übrig geblieben, das wirthschaftliche Programm, welchem die Expedition Bottego's einzig und allein gewidmet gewesen sei, durchzuführen. In Beantwortung einer Anfrage des Abg. Santini über die mißbräuchliche Ausübung der ärzt⸗ lichen Praxis seitens fremder Aerzte in Italien, während die italienischen Aerzte, nach Angabe des Redners, im Auslande nicht die Reziprozität genössen, erwiderte der Unter⸗Staatssekretär des Innern, die Regierung werde dem Parlamente einen Gesetzentwurf zur Abaͤnde rung des Sanitätegesetzes unterbreiten, der bereits dem obersten Sani⸗ tätsrath zur Begutachtung vorliege. Sodann fuhr die Kammer in der Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Militärorganisation, fort.

Der „Tribunga“ zufolge setzt die Polizei die Nach⸗ forschungen nach etwaigen Mitschuldigen Acciarito's fort. Als verbürgt gelte, daß am Tage des Attentats zwei Kinder, welche auf einer Wiese bei dem Orte, wo das Attentat erfolgte, sich aufhielten, gesehen hätten, wie fünf Personen geloost und zu Einem gesagt hätten: Dich hat es getroffen. Die durch das Loos bezeichnete Person sei über die Hecke ge⸗ sprungen, während die anderen den Weg nach Rom ein⸗ geschlagen hätten.

Türkei.

Eine Depesche Edhem Paschas vom 5. d. M. meldet, tem „W. T. B.“ zufolge: Am Dienstag, 4 Uhr früh, haben 4 Divisionen den Vormarsch gegen Pharsala begonnen. In den Dörfern Subasi, Suletsi und auf den dahinter liegenden Höhen stieß man auf den Feind. Der Kampf begann und dauerte bis 71“ Uhr Abends; der Feind wurde Schritt für Schritt zurückgedrängt. Die türkischen Truppen rückten bis in das Tschinarli⸗Thal vor, ein Theil bis über das Thal hinaus. Das Ergebniß des Kampfes war die Cernierung von Pharsala im Norden und die erf rung der Eisenbahn bei Barakli. 4 Divisionen bezogen Nachts ge⸗ sicherte Stellungen.

Die Schlacht bei Pharsala am Mittwoch hatte, nach einer Meldung der „Agence Havas“, folgenden Verlauf: Am Morzen erschien auf dem Gipfel des Teke eine türkische Truppenabtheilung, welche sich dort stark verschanzte; dieselbe griff am Mittag das vierte Evzonen-Bataillon an, welches die Bewachung des Hügels zur Aufgabe hatte, und nöthigte dasselbe, etwas zurückzuweichen. Sodann begannen die Türken das Dorf Oodekoni zu be⸗ schleßen, das zwei Stunden rördlich von Pharsala liegt, und zerstörten dasselbe. Nach diesen Vorgängen wurde die unter dem Befehl des Kronprinzen stehende Armee in Schlachtordnung aufgestellt; um 2 Uhr Nachmittags begannen die griechischen Divisiönen den Vormarsch., So⸗ gleich stiegen die türkischen Divisionen in der Stärke von 30 000 Mann vom Hügel Teke herab und stellten ihre Batterien auf, die das Feuer gegen die Armee des Kronprinzen eröffneten. Die Ueberlegenheit des Kalibers der türkischen Geschütze verursachte auf der Seite nach dem Bahnhof von Pharsala zu beträchtliche Verluste. Die Türken rückten so kräftig vor, daß die Truppen handgemein wurden. Mehrere Geschosse gingen in Pharsala nieder. Die Armee des Kronprinzen zog sich zurück und nahm das Operationsfeld mehr beherrschende Stellungen ein. Alle Schießvorräthe wurden von Pharsala nach Domoko gebracht. Die Türken brannten das Dorf Tatari nieder und rückten in das Dorf Dioskani ein.

In Konstantinopel ist gestern Abend nachstehende Depesche Edhem Paschas an den Kriegs⸗-Minister amtlich veröffentlicht worden: Infolge des heftigen Kampfes vor Pharsala, welcher den Tag über dauerte, zog der Feind, der die Unmöglichkeit des Widerstandes einsah, während der Nacht einen Theil seiner Truppen zurück. Bei Tagesanbruch griffen die türkischen Truppen die Stadt an. Der Feind wurde in die Flucht geschlagen und zer⸗ sprengt. Un sere Truppen rückten in Pharsala ein. Eine Kavallerie⸗Division verfolgt den Feind auf dem Wege nach Domoko. Die Division Hairi Paschas hat schon Nachts Befehl erhalten, eine Bewegung in der Richtung gegen Domoko zu auszuführen. Der Feind hat viel Schießbedarf und Lebens⸗ mittelvorräthe im Stich gelassen.

Aus Athen meldet die „Agence Havas“, daß Pharsala nen,, worden sei. Die Armee des Kronprinzen habe sich in vollständiger Ordnung nach Dom olg zurück⸗ gezogen. Auch die Brigade Smolenski habe eine Rückzugs⸗ bewegung angetreten. Volo sei fast vollständig geräumt. Der

molenski gehe auf Almyra zurück. Eine Mel⸗ 33 seine Ankunft daselbst war bis heute früh noch n in Athen eingetroffen. Die griechische Regierung hat deshalb ein Torpedoboot nach Almyra entsandt, um Er⸗ einzuziehen.

Der „Agence Havas“ zufolge hat gestern auch ein Kampf bei Veleflino statigefunden. Derselbe sei wahrscheinlich ent⸗ standen, als die Türken die Rückwärtsbewegung des Obersten Smolenski bemerkt hätten. . .

Demselben Bureau wird aus Saloniki berichtet, daß die gr ech che te auf das militärische 2 am Kap Kassandra einige Schüsse abgegeben habe, die aber keinen Erfolg

ehabt hätten. Nach Mytilene sowie nach den anderen seln würden Truppen abgeschickt, um griechische Landungen zu verhindern. Der „Standard“ meldet aus Kanea von gestern, daß man daselbst allgemein annehme, der Oberst Vassos schicke sich an, zum Angriff überzugehen. Der Kommandeur der inter⸗ nationalen Truppen in Kandia, Oberst Chermside habe den General⸗Gouverneur telegraphisch ersucht, . türkische Truppen nach Kandig zu entsenden. Der britische Admiral habe die türkischen Behörden dringend aufgefordert, unverzüg⸗ lich die verfügbaren Truppen einzuschiffen.

Griechenland. Einer Meldung der Pariser Abendblätter aus Athen .

folge wäre der italienische Revolutionär Cipriani, welcher n der Spitze eines Freischärlerzuges stand, wegen aufrührerischer Agitation verhaftet worden und nn ausgewiesen werden.

Der gefangen genommene englische Abgeordnete A . Bartlett ist, wie W. T. B.“ meldet, vorgestern Abend mit seinem Sohne nach Athen gebracht worden, Beide wurden jedoch nicht in Haft genommen, sondern der britischen Gesandt⸗ schaft übergeben. Der französische Deputirte Anti de Boyer ist mit mehreren französischen Sozialisten in Athen eingetroffen.

Unter den Bewohnern der Stadt Lamia ist eine Panik ausgebrochen. Mehrere Familien haben die Stadt verlassen. In ber Nacht zu heute sind drei Schiffe mit Flüchtlingen aus verschiedenen Städten im Piräus angekommen.

Serbien. Aus Belgrad meldet ‚W. T. B.“, daß eine türkische

Bande am Mittwoch Nachmittag zwei bei Raschka patrouillierende serbische Gendarmen überfallen habe, von denen der eine ge⸗

tödtet, der andere schwer verwundet worden sei. Die Bande stamme aus dem türkischen Dorfe Koparitsch.

Montenegro. Der König von Serbien ist, wie ‚„W. T. B.“ meldet, gestern Mittag von Cetinje abgereist. Der Fürst Nikolaus, der Prinz Mirko und die Minister gaben dem König das

Jeleit bis zur Grenze.

Amerika.

Nach einer Meldung des „New-York Herald“ aus Montevideo hätten die Aufständischen die Streitkräfte des Generals Escobar am 3. Mai geschlag en; ebenso habe eine andere Abtheilung . unter Lamas den Truppen des Generals Villar bei Macauarembo eine Niederlage bereitet. Die Regierung von Uruguay gebe zur Deckung der Kriegskosten Bonds im Betrage von vier Millionen aus.

Afrika.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Prätoria vom gestrigen Tage, daß der Volksraad in seiner gestrigen Sitzung das Einwanderungsgesetz widerrufen habe, nicht sowohl weil es eine Verletzung der Londoner Konvention, sondern weil dasselbe den angrenzenden Staaten und Kolonien unangenehm sei. Dieser Beschluß sei in Uebereinstimmung mit 9 Schreiben der Regierung an den Volksraad gefaßt worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reich s⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (217) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher beiwohnte, theilte der Präsident Freiherr von Buol den Eingang des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines zweiten Nach⸗ trags-Etats für das Etatsjahr 1897,98, mit. Auf der Tagesordnung stand als erster Gegenstand die dritte Be⸗ rathung des von den elsässischen Abgg. Colbus (b. F. F) und Genossen eingebrachten Gesetzentwurfs wegen Neu⸗ regelung der Wahlen zum Landesausschuß von Elsfaß⸗Lothringen.

Ia der Generaldiskussion sprach sich der Antrag⸗ steller nochmals nachdrücklich für die Bestätigung des

in zweiter Lesung bereits dem Antrage entsprechend ge⸗

faßten Beschlusses aus, wonach die Mitglieder des Landes⸗

ausschusses hinfort auf Grund des für die Reichstagswahlen

geltenden Wahlrechts gewählt werden sollen. In gleichem Sinne äußerte sich bei Schluß des Blattes der elsässische Abg. Preiß (b. k. F).

Das Haus der Abgeordneten setzte in seiner heutigen CS.) Sitzung, welcher der Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister der geistlichen 2c. , , r. D. Dr. Bosse beiwohnten, die zweite Berathung des Etats des

tinisteriums der geistlichen, Unterrichts- und Me⸗ dizinal-Angelegenheiten fort. .

Zu dem Titel zur Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen aller Bekenntnisse: 5 4 300 M“, welcher Fonds hauptsächlich zur Gewährung von Alterszulagen an die Geistlichen bestimmt ist, liegt der Antrag der Abgg. Dr. von Heydebrand und der Lafa (kon) und Genossen vor die Regierung aufzufordern, dem Landtage einen i . vorzulegen, durch den a. dieser Fonds ehufs Gewährung von Aufbesserungszulagen an be⸗ stehende Pfarreien und von Alterszulagen an Pfarrer Vesentlich erhöht wird, b. diese Staatsmittel in einer festen Summe den geordneten Organen der evangelischen Landes⸗ kirchen und der katholischen Kirche zur eigenen Verwendung nach bestimmten, staatsgesetzlich festzustellenden Grundsätzen überwiesen werden.

Die Budgetkommission beantragt, denselben unverändert anzunehmen.

Die Abgg. Haacke, Freiherr von Zedlitz und Neu⸗ kirch (fr. kons.) und Genossen beantragen, den Antrag in folgender Fassung anzunehmen: „die Regierung aufzufordern, dafür Sorge zu tragen, daß vom 1. April 1 ab den Geist⸗ lichen in einem kirchlichen Amte in Preußen Alterszulagen, und zwar: den evangelischen Geistlichen bis zu einem Höchst⸗ einkommen von 4809 S6 und den katholischen Geistlichen bis k einem angemessenen Höchsteinkommen gewährt werden önnen.“ Die Abgg. Schmieding, S beantragen: die Regierun Etat diesen Fonds dur

affner (nl. und Genossen aufzufordern, im nächsijährigen t Erhöhung des Mindest⸗ und Höchstgehalts der Art zu normieren, daß den Geist⸗ lichen dasjenige Gehalt gewährt wird, welches ihrer Stellung im Staat und der Bedeutung ihrer Aufgabe entspricht und ihnen die zum standesgemäßen Leben und zum angemessenen Unterhalte ihrer Familie und Ausbildung 2 Kinder erforderlichen finanziellen Mittel gewährt.

Abg. Schmidt⸗Warburg (3Zentr.) bittet den Minister um Er⸗ höhung des Gehalts eines Kaplans im Wahlkreise Warburg. Die rechtliche Verpflichtung des Fiskus zu dieser Zulage stebe außer Zweifel, da der Staat seiner Zeit das Kirchengut der betreffenden Gemeinde eingezogen habe. Man möge es nicht erst zu einem Prozeß kommen lassen.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse: Ich kenne diesen Fall nicht. Die Rechtslage wird geprüft werden; ist sie unklar, dann wird leider der Weg des Prozesses betreten werden müssen. Der Abg. I¶m Walle hat am 5. Mai den 00 Fonds für die Oberlehrer als Korruptionsfonds bezeichnet. Ich muß diesen Vorwurf, der wohl nur ein lapsus linguage ist, mit aller Entschieden. heit zurückweisen.

tg. Im Walle (Zentr): Ich habe nicht von einer subjektiven Korruptton des Fonds, sondern nur von einer objektiven insofern ge⸗ sprochen, als jüngere Streber im Kollegium eines Gymnasiums den Direktor veranlassen könnten, sie vor älteren, befähigteren Lehrern zu bevorzugen und ihnen die Zulage zuzuwenden, wodurch ein Miß verhältniß entstünde und die Kollegialität gestört würde.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse: Der Abg. Im Walle hat gesagt: Dieser Korruptionsfonds muß aufgehoben werden. Diese Fassung kann doch zu Mißverständnissen Anlaß geben; es wäre besser, solche Ausdrücke nicht zu gebrauchen. Es giebt in Preußen keine Korruption. ;

Abg. Im Walle: Wenn der Minister meint, daß die Fassung zu einem Mißverständniß Anlaß geben könnte, so bin ich gern bereit, den Ausdiuck zurückzunehmen.

Abg. Dr. von Heydebrand und der La sa (kons .): Wir wünschen die Vorlage eines Gesetzes im Sinne unseres Antrages, wobei wir dann prüfen können, ob die zu befolgenden Grundsätze für die Gewährung von Alterszulagen das Staatsinteresse genügend wahren. Die anderen Anträge bitte ich abzulehnen. Beide Anträge sehen von der Forderung eines Gesetzes ab. Der Antrag Haacke ließe sich doch nur im Wege des Etats ausführen. Wir wollen die gesetzliche Fest⸗= legung. Wir wollen ferner der Kirche ein größeres Maß von Freiheit gewähren. Das wird nicht nur dem Staat, sondern auch der Kirche zum Segen gereichen.

Abg. Haacke (fr. kons. ) Die Nothlage der Geistlichen wird allseitig anerkannt, und dieser Thatsache trägt unser Antrag Rechnung. Der Antrag von Heydebrand läßt das Wie und Wann der Auf⸗ besserung in suspenso. Auch der zweite Theil des Antrages wird auf Schwierigkeiten stoßen. Es ist danach nicht abzusehen, wann die Geistlichen die Aufbesserung bekommen werden. Nach persönlicher Erfahrung kann ich sagen, daß in Probinzialversammlungen von Geist⸗ lichen, an denen auch Anhänger des Abg. Stöcker theilgenommen haben, das einstiwmige Votum dahin ging, daß vor allen Dingen die Noth— lage der Geistlichen beseitigt werden müsse. Der Art der Regelung, auch im Sinne des Antrages von Heydebrand, wird durch unseren Antrag nicht präjudiziert. Kein Stand im Staat hat so sehr ge⸗ wechselt in seinen Exsstenzbedingungen, als der Stand der Geistlichen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, jetzt muß geholfen werden. Wir beantragen ein Höchstgehalt von 800 6, vergleichen die Geist—⸗ lichen aber nicht mit den anderen Beamten, da sie unter anderen Verhältnissen leben; wir haben uns also mit diesem Höchst—⸗ gehalt begnügt, obwohl wir anerkennen, daß dies noch nicht ausreicht, und wir mit Freuden dafür stimmen würden, wenn von anderer Seite eine weitere Erhöhung beantragt würde. Bei den katholischen Geist⸗ lichen liegt die Sache anders, weil Liese keine Famille haben. Die Strelligkelten zwischen Staat und Kirche müssen hinausgeschoben werden, es handelt sich jetzt nur um die sofortige Beseitigung eines Nothstandes. . .

Abg. Schmieding (nl. : Unsere Stellung zum zweiten Theil des Antrags von Heydebrand haben wir oft genug dargelegt. Es ist nicht richtig, diese beiden Fragen mit einander zu verknüpfen. Beide sind für sich wichtig genug. um besonders behandelt zu werden. Nachdem wir sämmtliche Beamtengehälter aufgebessert haben, nachdem wir auch den Lehrern durch das Lehrerbesoldungsgesetz gerecht geworden sind, dürfen wir nicht länger zögern, auch den . gerecht zu werden, damit es ihnen nicht geht wie den artigen Kindern, die nichts bekommen, weil sie nicht geschrien haben. Im vorigen Jahre haben wir das Höchstgehalt der evangelischen Geistlichen auf 3600, das der katholischen Geistlichen auf 2400 M erhöht, aber z der evangelischen Geistlichen sind noch mit einem Gehalt unter 3000 besoldet. Das Foribestehen eines solchen Zustandes ist eine soziale Gefahr für den Staat. Einige Pfarrstellen sind dagegen überreichlich dotiert. Es ist ja keine leichte Aufgabe für den Staat, hier einen Ausgleich herbeizuführen; aber was den Lehrern recht war, muß den Geistlichen billig sein. .

Abg. Dr. Dittrich (3entr): Der Antrag der Nationalliberalen enthält für mich viel zu viel staatliche Tendenz. Er betrachtet die Geistlichen als Staats beamte und spricht von der Versorgung der Familien der Geistlichen. Wir müssen im Prinzip auf der Gleich stellung der katholischen mit den evangelischen Geistlichen bestehen, und wir können den Unterschied zwischen verheiratheten und nicht verheiratheten nicht anerkennen, so lange dieser Unterschied nicht auch für andere Beamte gemacht wird. Der freikonservative Antrag ist schon wegen seiner Motivierung unannehm⸗ bar. Der Staat muß aber mit seinen Mitteln helfen, weil die Kirche aus ihren eigenen Mitteln das nicht kann. Der Antrag von Heydebrand geht mit Recht auf Spezialien nicht ein. Der Daocke bestimmt ein Höchstgehalt für die evan⸗ gelischen Geistlichen, läßt aber für die katholischen eine flüssige Grenze nach oben offen. Wir stimmen für den Antrag von Heydebrand.

(Schluß des Blattes.)

Arbeiterbewegung.

Aus Bielefeld wird der Rhein. Westf. Ztg. unter dem 5. d. M. geschrieben, daß dort nun auch die Zim merleute in den Ausstand eingetreten sind und die gleichen Bedingungen stellen wie die Maurer. Von diesen haben übrigens schon gegen 380 Bielefeld ver⸗ lassen. Im Ganzen wurden vor dem Ausstand etwa 700 Maurer beschäftigt. Ein Theil der Zimmerer ist ebenfalls schon abgereist.

Aus Kiel wird der Köln. Ztg.! telegrapdiert, daß die aus ständigen Tischler in einer Versammlung am Mittwoch die Ver⸗ gleichsborschläge der Arbeitgeber 38 3 für Möbeltischler, 40 3 für Bautischler angenommen haben. Der Ausstand ist also nach einer Dauer von drei Wochen beendet worden.

In Leipzig fand am Mittwoch eine Versammlung der in der Pianofortebranche beschäftigten Arbeiter statt, welche Stellung nahm zu dem Theilausstand in der Piano ⸗Mechanikenfabrik von Morgenstern u. Kotrade. Daselbst haben 22 Arbeiter die Ärbeck eingestellt, weil ihre Forderung auf Lohnerhöhung

30 für die Stunde von den Arbeitgebern nicht bewilligt worden ist. Die Versammlung hielt ebenfalls die bisberigen Lobne für ju niedrig und beschloß, daß auch die übrigen in jener Fabrik be= schäftigten Arbeiter, etwa 130 an der Zahl, die Arbeit einstellen sollen, wenn nicht der geforderte Stundenlohn bewilligt wird und wenn außerdem nicht sämmtlich. 22 Ausständige wieder eingestellt werden. Infolge dieses Beschlusses haben gestern früh tbatsächlich sämmtliche Arbeiter der genannten Fabrik die Arbeit niedergelegt.

Hier in Berlin befindet sich der Berliner Volks. Ztg. zufolge ein Theil der Schuhmacher zur Durchführung des Lohntarifs im Ausstande. ;

Aus Brüssel wird der Voss. Itg.“ geschrieben: Noch dauert der Theilausstand in den Zechen zu Mariemont fort, und schon sind andere Ausstände in den Hennegauschen Zechen zu ver zeichnen. Die Bergarbeiter der Zeche Masses Saint Fran gois in . im Bezirke Charlerol waren am Dienstag rechtjeitig in die

ruben eingefahren, aber nach achtstündiger Arbeit auf eigene Faust wieder herausgestiegen, da sie nicht länger als acht Stunden arbeiten wollen. Als die Zechenleitung die Einführung des Achtstundentages ablehnte, verließen sämmtliche Bergarbeiter die Zeche und sind aus⸗ ständig. Auch auf der Zeche Saint ⸗Roche in Auvelais (Provinz Namur) sind alle Arbeiter ausständig, weil die Einführung des Acht⸗ stundentages abgelehnt worden war.

Kunst und Wissenschaft.

Im Lichthofe des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museums sind gegenwärtig die Bauzeichnungen und lil aner des neuen Reichsgerichts⸗Gebäudes in Leipzig durch den Erbauer deg⸗ selben, den jetzigen Stadt⸗Baurath von Berlin Ludwig in. mann ausgestellt. Es sind im Ganzen 108 große Blätter unter Glas und Rahmen, welche in eometrischer Zeich nung Grundrlsse, Fagaden, Schnitte, Perspektiven und Details in zusammengehörender Folge geben, ferner 13 Aquarelle von Innenräumen, von Seliger ausgeführt, und 50 photogravhische Aufnahmen von allen Theilen des Gebäudes. Die betreffenden Zeichnungen geben die Einzelheiten in ihrer wirklichen Ausführung und sind zumeist nach , , des Baues abgeschlossen. Neben den eigentlichen architektonischen Theilen veranschaulichen sie auch eine Fülle von Details und Einrichtungsgegenständen des Baues.

In der Maisitzung der Archäologischen Gesellschaft widmete der Vorsitzende, Herr Schöne, zunächst Worte der Theil nahme dem Heimgange des langjährigen Mitgliedes der Gesellschaft, Herrn Dr. von Stephan, Excellenz. Sodann legte er im Verein mit Herrn Conze die neueste Literatur vor. Den ersten Vortrag hielt Herr M. Rubensohn über das Denkmal des The⸗ mistokles in Magnesia am Mäander, wozu Herr von Wilamowitz⸗ Möllendorf Bemerkungen machte, die eine Diskussion hervorriefen. . Pernice tbeilte Beobachtungen mit, die zu einer richtigeren

ufstellung der Bronzepferde von San Mares in Venedig führen, worüber auch Herr Engelmann sich äußerte. Zum Schluß trug Herr Winter über die enkaustische Malerei der Alten vor, wozu Herr Diels Erläuterungen veranlaßte.

In dem Wettbewerb um ein in Dresden zu errichtendes Denkmal für Seine Majestät den König Albert von Sachsen erhielt den ersten Preis von 6000 M der Bildhauer Max Baum bach in Berlin. Die weiter zur Verfügung stehenden 6000 ½ wurden zuerkannt: den Bildhauern H. Wedemeyer in Dresden, A. Selbmann in Dresden, Richard König in Radebeul und dem Stadt Baumeister R. Moebius in Dresden.

ornamentalen

Schulwesen.

Wie aus Köln berichtet wird, findet der e e n,, unterricht im dortigen Regierungsbezirk immer mehr eine beifällige Aufnahme. Zu den Kursen, welche in Köln ständig behufs Ausbildung von Lehrern der Stadt abgehalten werden, tritt jedes Jahr ein Lehrerkursus für Theilnehmer aus dem Bezirk; an letzterem betheiligen sich auch stets 10 bis 12 Lehrer aus den übrigen Bezirken der Rhein⸗ . Auch die Zahl der Haushaltungsschulen nimmt ändig zu.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Seit Ausbruch der Pest

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 7. Mai. (W. T. B.) Nor ddeutscher Lloyr. SD. ‚Kaiser Wilhelm II.“ 5. Mai Nachts in New⸗York angek. SD. ‚Tra ver, v. New⸗Ỹork kommend, 6. Mai Mrgs. a. d. Weser angek. SD. Havel! 6. Mai Mrgs, in New York angek. SD. „Em s“, n. New. Jork best., 6. Mai Vm. Horta passiert. SD. Werra“ 6. Mai Vm. v. Genua n. New Jork abg. SD. Saale“, n. New⸗Vork best, 6. Mai Mrgts. Lizard rassiert. PD.

bat 6. Mai Nm. Reise v. Southampton n.

sa“ hat Reise v. Neapel n. Genua fortges. D. . ES wen⸗ burg“ hat 5. Mai Nm. Reise v. Op or to n. Lissabon fortgesetzt.

Yam burg, 6. Mai. (W. T. B.) Hamburg ⸗Amerita⸗ Linie. SodJ. Normannia“, von Hamburg kommend, b früh Seil ly passiert.

7. Mal. (W. T. B.) SD.

Abend von Cherbourg abgegangen.

Rotterdam, 7. Mai. (W. T. B.) Holland ⸗Amerika⸗ Linie. D. Maasdam“, von Rotterdam nach New Jork, hat geftern Nachmittag Lizard vassiert. D. P. ‚Caland“ Mittwoch Vormittag von NewYork nach Amsterdam abgegangen.

Theater und Mufik.

Theater des Westens.

Herr August Junkermann eröffnete gestern Abend ein Gast⸗ spiel mit dem Lebensbild . Onkel Bräsig“„, welches sich der Dar steller selbst aus dem Reuter'schen Roman Ut mine Stromtid zu⸗ sammengesetzt hat. Es kam darauf an, die Beziehungen des Onkel Bräsig zu dem Hause von Rimbow und zur Rüßler und Habermann'schen Familie bei allen Ereignissen in den Vorder- grund zu stellen, und das ift dem Bearbeiter in dem Maße geglückt, daß die Gestalt des alten Inspekters das Hauvptinteresse n dem Theaterfstũck gewinnt. Herrn Auguft Junkermann s vorzügliche Maske, sein behagliches, humorvolles Spiel, dem auch eine schlichte Rührung im gegebenen Augenblick nicht , ift bekannt. Das Publikum befand sich bei den heiteren, mit prächtigem Humor dergerrage- nen Einfällen Onkel Bräsig's ununterbrochen in fröhlicher Srmnmnng und überschüttete den Darsteller mit Beifall. Sein Sehn Derr Dans Junkermann vom Berliner Thalia⸗Theater gab den Faß Tridee ns in derb possenhafter Weise und erzielte damit starke kemische Brr⸗ kungen. Die übrigen Darsteller, die leider alle bochdentsch drachen, ö sich mit ihren Rollen erfreulich ab. Unter ibuaen fand Herr

dolf Kurth in der Rolle des alten ebrlichen Moses ganz besondere Anerkennung.

Normannia“ ist geftern

Thalia · Theater. Offen bach's lustige Operette Die schõne Helena“ ging gestern mit Frau Julie Kopaczy-Karezag als Gast in der Titel- rolle zum ersten Male auf der Bühne in der Dregdnerstraße in