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Der Präsident der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Berlin, Wukliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Kranold
hat Berlin in dienstlichen Angelegenheiten verlassen.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist der Chef der . Kontre⸗Admiral von Die derichs, auf seiner Ausreise nach Ost⸗Asien zur Uebernahme seines Kommandos am 11. d. M. in 2 eingetroffen. Nach Uebernahme des Kommandos der Kreuzer⸗ Division wird Kontre⸗Admiral von Diederichs am 15. d. M. mit S. M. S. „Kaiser“ Flaggschiff der Kreuzer⸗ Division —, Kommandant Kapitän z. S. Zeye, und S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brussatis, von Shanghai nach Chefoo in See gehen.
Württemberg. Ihre Majestäten der König und die Königin haben sich vorgestern zu längerem Aufenthalt von Stuttgart nach Bebenhausen begeben. ü Die Kammer der Abgeordneten hat gestern die Berathung des neuen Einkommensteuergesetzes begonnen. Es wurde sofort in die Einzelberathung eingetreten.
Hessen.
Seine Majestät der Kgiser und König hat, wie die „Darmst Ztg. meldet, aus Anlaß des zweihundertjährigen Jubiläums des 3. Großherzoglich Hessischen Infanterie⸗Regi⸗ ments (Leib⸗Regiments) Nr. 117 das nachstehende Telegramm an Seine Königliche Hoheit den Großherzog übersandt:
Eure Königliche Hoheit beglückwünsche Ich zu dem heutigen Tage, an dem Eurer Königlichen Hoheit Leib⸗Regiment sein 200jähriges Be— stehen feiert Die ruhmvolle Vergangenheit dieses allezeit bewährten Regiments ist Mir Bürge, daß es stets neue Ruhmetkränze um seine ehrwürdigen Fahnen zu winden wissen wird.
Neues Palais, 10. Juni.
Wilhelm, J. R.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat hierauf folgende telegraphische Antwort abgesandt: An Seine Majestät den Kaiser und König, Neues Palais, Potsdam. Eurer Majestät danke Ich für die gnädigen und anerkennenden Worte am heutigen Jubiläumstage. An der Wende des zweiten und dritten Säkulums des Bestehens dieses alten Regiments gelobe Ich mit Meinem Leib⸗Regiment, alle Zeit gewärtig zu sein der Befehle unseres Allerhöchsten Kriegsherrn und einzustehen für Eurer Majestät und des deutschen Vaterlandes Wohl. Ernst Ludwig.
Seine Königliche Hoheit der Großherzogs hat Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin zum ersten Inhaber des Regiments ernannt, ferner dem 1. und 2. Bataillon Säkular⸗Fahnenbänder verliehen und bestimmt, daß am Helm ein Auszeichnungsband mit den Jahreszahlen 1697 und 1897 getragen werden soll.
Sach sen⸗Coburg⸗Gotha.
In der gestrigen Sitzung des gemeinschaftlichen Landtages der ö Coburg und Gotha wurde das Gehaltssystem für die Staatsanwalte, die unteren Gerichts- und Ministerialbeamten, die Beamten des Revisions⸗ bureaus und der indirekten Steuerverwaltung berathen. Die Zweiten Staatsanwälte wurden den Amtsrichtern gleichgestellt. Im übrigen wurden die Gehaltssätze der Regierungsvorlage genehmigt mit Ausnahme der Vorschläge für Regierungs⸗ Sekretäre und Registraturbeamte, die eine Kürzung erlitten. Funktionszulagen sollen künftig fortfallen.
Oe sterreich⸗ Ungarn.
Wie die Wiener Zeitungen melden, empfing der Kaiser gestern bei den allgemeinen Audienzen auch den Baron von Ludwigstorff, welcher als Obmann des verfassungstreuen Großgrundbesitzes im Abgeordnetenhause dessen unwandelbare Loyalität, unerschütterliche ,. und Treue zum Aus⸗ druck brachte. Der Kaiser nahm die Versicherung mit huld⸗ vollen Worten entgegen.
Frankreich.
Dem „Temps“ zufolge werde der Kreditvorlage für die Reise des Präsidenten Faure nach Rußland eine Bot— schaft des Präsidenten an das Parlament vorausgehen, um dieser Sympathiekundgebung für das russische Volk einen möglichst feierlichen Charakter zu geben.
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte der Deputirte Jaurès einen Antrag auf Einschränkung der Bestimmungen über den Ausschluß von Deputirten von den Sitzungen ein und führte aus, der Antrag solle die Deputirten
egen Vergewaltigungen durch die Meajorität schützen. Der ö verlangte die Dringlichkeit für seinen Antrag, dieselbe wurde aber mit 370 gegen 110 Stimmen abgelehnt. Die Kammer setzte hierauf die Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Bank von Frankreich, fort. Der Deputirte Viviani beantragte die Errichtung einer Staatsbank. Der Antrag wurde mit 422 gegen 118 Stimmen abgelehnt. Der Deputirte Bas cou brachte einen Antrag ein, worin die Kammer auf— G . wird, nicht eher in die Berathung der einzelnen rtikel einzutreten, als bis die Regierung die den Kriegsschatz
betreffenden Bestimmungen des Vertrages mit der Bank bekannt gebe. Der Finanz⸗-Minister Cochery weigerte sich, diese Ab⸗ un eg mitzutheilen, welche unwirksam würden, wenn man
sie der Oeffentlichkeit übergäbe. Der Deputirte Millergnd unterstützte den Antrag, da es sich darum handle, zu wissen, ob nicht für den Kriegsfall eine Klausel bestehe, hinter welcher sich die Bank von Frankreich würde verschanzen können; der Kriegsschatz könne nicht der Bank r ir g werden. Der Minister⸗Präsident Méline erklärte: im Interesse der natio⸗ nalen Vertheidigung lehne es die Regierung ab, die Be⸗ stimmungen einer sekreten Uebereinkunft bekanntzugeben; sie könne lediglich konstatieren, daß durch dieselben der Bank Ver⸗ pflichtungen auferlegt worden seien, während dem Staate seine Handlungsfreiheit gewahrt bleibe. Der Deputirte Pelletan erklärte hierauf der Regierung auf diesem Wege zu folgen, hieße Hochverrath begehen. Schließlich wurde der Antrag des Deputirten Bascou mit 298 gegen 236 Stimmen abgelehnt, die Dringlichkeit der Bankvorlage mit 413 gegen 104 Stimmen angenommen und der Uebergang zur Berathung der einzelnen
Flottenvermehrung dienen sollen. Der Deputirte Pelletan wird zu dem Bank⸗Prioilegiums⸗Gesetz einen Zusatzantrag stellen, nach welchem die Regierung im Falle einer feindlichen Invasion das Recht haben soll, die Baarbestände und die Druck⸗ platten für die Bankbillets der Bank von Frankreich in An⸗ spruch zu nehmen.
Rußland.
Nach dem gestern ausgegebenen Bulletin ist, wie „W. T. B.“ meldet, das Befinden der Kaiserin Alexandra Feo dorowna und der neugeborenen Großfürstin in jeder Beziehung zufriedenstellend.
Der „Regierungsbote“ veröffentlicht die Ernennung des Fürsten Obolens ki, Direktors der Adelsagrarbank, zum Ge⸗ hilfen des Ministers des Innern.
Italien.
Die Deputation des E Hessischen Husaren-Regi⸗ ments Nr. 13, welche dem König die Glückwünsche zu seinem 25 jährigen Jubiläum als Chef des Regiments überbracht hatte, ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern wieder von Rom abgereist. Am Mittwoch fand zu Ehren der Deputation in der deutschen Botschaft ein Diner statt.
Gelegentlich der Gedenkfeier der Vertheidigung der Stadt Vicenza im Jahre 1848 kam es daselbst gestern zwischen Liberalen und Klerikalen zu Thätlichkeiten, bei welchen mehrere Personen verwundet wurden. Die Truppen mußten zum Schutze des klerikalen Gemeinderaths einschreiten.
Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht eine Note, welche die Weisung des Papstes einschärft, daß in Frank⸗ reich alle Katholiken, unabhängig von dem, was sie theoretisch bevorzugen, die bestehende Regierungsform an⸗ erkennen und unter Benutzung der gesetzlichen Mittel die Gesetz⸗ gehung allmählich zu verbessern suchen müßten. Der Papst richtet in dieser Beziehung seinen Mahnruf an alle unparteiischen Männer jeder Schattierung.
Schweiz.
Die Vorlage, betreffend den Rückkauf der Eisen⸗ bahnen, ist im Ständerath endgültig auf die Tagesord⸗ nung für nächsten Dienstag gesetzt worden.
Im Nationalrath begründete Baldinger (Aargau) den Antrag, einem Ausstand der Bahnbeamten, wie er bei der Nord-Ostbahn vorgekommen, durch Erlaß gesetzlicher Vorschriften künftig vorzubeugen. Zemp erklärte, das einzige Mittel sei die Einsetzung eines unparteiischen Schiedsgerichts zur Erledigung solcher Streitfragen. Baldinger hielt an seinem Antrage fest, derselbe wurde aber mit 59 gegen 44 Stimmen verworfen.
Türkei.
Die vierte Sitzung zur Fortsetzung der Friedens⸗ verhandlungen ist, wie „W. T. B.“ meldet, auf morgen verschoben worden. Gestern hat lediglich eine Versammlung der Botschafter stattgefunden.
Nach einem Telegramm der „Morning Post“ vom 9. d. M. würde der Minister des Auswärtigen Tewfik Pascha in der nächsten Sitzung folgende Zugeständnisse vorlegen: Die Türkei beläßt den Griechen Thessalien mit Ausnahme des Bezirks nördlich vom Peneus; sie stimmt den Kapitulationen im Prinzip zu, verlangt aber die Ernennung von Experten zur Erwägung dieser Frage und willigt ferner ein in eine Prüfung der Finanzlage Griechenlands bezüglich der Fähigkeit, eine an⸗ gemessene Kriegsentschädigung zu zahlen. Diese Mittheilung wird in einem Telegramm der „Daily News“ bestätigt.
Aus Kanea meldet die „Agence Havas“, daß die dort zur Berathung über die Lage versammelten Führer der Aufständischen sich zu dem Admiral Canevaro begeben hätten, welcher ihnen den Rath ertheilt habe, ihre Freunde in Griechenland zu bestimmen, nicht nach Kreta zu kommen. Die Admirale hätten beschlossen, die Agitatoren streng zu behandeln. Die Führer der Aufständischen hätten darauf die Genehmigung nachgesucht, ein Schiff mit Proviant kommen zu lassen, da die in anderen Distrikten gewählten Deputirten wahrscheinlich in Kanea eintreffen würden, um mit ihnen gemeinschaftlich über die Lage zu be— rathen. Die Admirale hätten ihre Zustimmung hierzu gegeben. Das Schiff werde einer strengen Untersuchung unterzogen und die Ladung in der Suda-Bay gelöscht werden. — Der britische Admiral habe eine griechische Bark gendmmen und die auf derselben befindlichen Waffen mit Beschlag belegt. — Die Admirale hätten beschlossen, die Truppen Märsche in die Umgegend von Kanea unternehmen zu lassen, dabei aber jeg⸗ lichen Zusammenstoß zu vermeiden.
Griechenland.
Die Kaiserin Eugenie ist gestein Abend von Athen abgereist.
Die „Agerce Havas“ meldet, daß das Finanz⸗Ministe—⸗ rium die Hilfsquellen Griechenlands einer Prü— fung unterzogen habe, deren Ergebniß als Grundlage für die Zahlung der Kriegsentschädigung dienen werde. Dasselbe sei dem britischen Finanz-Attachs Loew in Konstantinopel mitgetheilt worden, den der Botschafter Sir Philipp Currie . auf⸗ gefordert hatte, Ermittelungen über die Finanzlage Griechen— lands anzustellen. Diese Nachricht und diejenige von der Er⸗ nennung einer Militär⸗Kommission zur Regelung der Grenz⸗ frage würden als dem Abschlusse des Friedens günstige An⸗ zeichen betrachtet.
Amerika.
Aus Washington meldet „W. T. B.“. Der Bericht⸗ erstatter der Finanzkommission hat in der gestrigen Sitzung des Senats alle früheren Abänderungsanträge der Kommission zurückgezogen, sodaß die von dem Reprasentanten⸗ hause angenommenen Bestimmungen unverändert bleiben. Darauf beantragte derselbe einen Zoll auf raffinierten Zucker von 185/19 Cents per Pfund.
Nach einer in New⸗York eingetroffenen Meldung aus Havanna hätten die Insurgenten zwölf Meilen von Havanna einen Passagierzug mittels Dynamits in die Luft gesprengt. Dabei seien mehr als hundert Insassen des Zuges, meistens Soldaten, getödtet oder verwundet worden.
Afrika. Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Ta nanarivo
Der Deputirte Lockroy hat in der Deputirtenkammer ein Amendement zu dem Budget für das Jahr 1898 ein⸗ geracht wonach der Staat Grundstücke und Besitzungen is zum Betrage von 260 Millionen Francs verkaufen soll, welche zur Deckung der Kosten für die projektierte
Gesellschaft zu Paris, Namens Escande und Minault, seien am Nachm ittage des 20. Mai ungefähr 45 Em südlich von Tananarivo von Aufsständischen in grausamer Weise er⸗ a. worden. Ihre Leichen habe man am 23. Mai auf⸗ gefunden.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der agestern im 3. Königsberger Wahlkreise Stadtkreis Königsberg) vorgenommenen Ersatzwahl zum eichstage erhielten, dem „W. T. B.“ zufolge, Rechts⸗ anwalt Haase (Sozialdemokrat) 11 917, Gutsbesitzer Papen⸗ dieck ffreisinnig 5008, Rechtsanwalt Hr. Krause (national⸗ liberal) 4040 und Störmer (Antisemit) 2160 Stimmen. Rechtsanwalt Haase ist somit gewählt.
— Im 4 Danziger Wahlbezirk (Berent, Pr⸗Star⸗ rd, Dirschau) wurde bei der gestrigen Ersatzwahl zum sandtage im zweiten Wahlgange der Pfarrer von Wolszlegier-⸗Gilgenburg (Pole) mit 233 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt. Der Rittergutsbesitzer Arndt-⸗Gartschin, deutscher Kompromiß⸗ Kandidat, erhielt 32 Stimmen. Im ersten Wahlgange hatte jeder der beiden Kandidaten 232 Stimmen erhalten.
Nr. 23 der Versffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 10. Juni hat folgenden Inhalt: Gesundheits⸗ stand und Gang der Volkskrantheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Gesundheitswesen im Reg. Bez. Stettin, 1892,94. — Gesetz gebung u. s. w. (Preußen.) Trichinenschauer. — Ansteckende Krank beiten. — (Berlin.) Arzneimittel . — (Sachsen. Viehseuchen. — (Württemberg.) Milzbrand. — (Lübeck. Viehbeaufsichtigung. — (Oesterreich. Theerfarbsto fe. — (Frankreich) Heilserum ꝛc. — 8a Milch ꝛc.. — (Dänemark.) Rindfleisch. — (Australien.) Viehseuchen. — Gang der Thierseuchen im Deutschen Reich, Mai. — Desgl; in Belgien, 1. Vierteljahr. — Desgl. in Rumänien. — Rinder pest in Süd⸗Afrika. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thier seuchen. (Schweiz, Türkei) = Verhandlungen von geseßtzgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich) Impfwesen. — Veimischtes. (Preußen.) Impfwesen. — (Sachsen. Viehentschädigungen, 1896. — (Baden.) Geheimmittel ꝛc. — (Elsaß Lothringen.) Landwirthschaft⸗ liche Versuchsstation in Rufach, 1894/ñ 96. — (Belgien) Diphtherie heilserum. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwobnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslande. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Groß. städte. — Desgl. in deutschen Stadt und Landberirken. — Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, April.
Arbeiterbewegung.
Aus Lauchhammer wird dem „Niederlausitzer Volksblatt‘ mit- getheilt; Auf dem hiesigen Eisen hütten⸗ Werke baben ea. 50 Ar- eile die Arbeit niedergelegt, weil ihnen der Lohn gekürzt werden ollte.
Die Weber der Firma Weyl u. Nassau in Reichenbach in Schlesien sind, dem Vorw.“ zufolge, im Ausstand. Den Webern waren Lohnabzüge von 20 3 bis 1,20 SM pio Stöäck gelieferte Waare angekündigt worden. Eine Kommission soll durch Unterhandeln mit den Chefs der Firma versuchen, diese zu bestimmen, ihre Maß⸗ regel, die angeblich durch den geringen Umsatz und die Preise der Konkurrenz erfolgt ist, rückgängig zu machen.
Ueber den geplanten allgemeinen Ausstand der Maurer Berlins (vgl. Nr. 127 d. Bl) wird, wie die Volks. Ztg. berichtet, eine für heute einberufene Versammlung die endgültige Entscheidung treffen. — Gleichzeitig bereiten auch die Maurer Potsdams eine allgemeine Lohnbewegung vor.
Den Webern einer Crimmitschauer Buckskinfabrik wurde kürzlich eine Lobnreduktion angekündigt. Da diese Maßnahme von seiten der betreffenden Arbeiter nicht angenommen wurde, erhielten dieselben, der Geraer Ztg. zufolge, am Freitag den Kündigungoöschein, wonach dieselben in 14 Tagen entlassen sind.
In Gera hat dem „Vorwärts zufolge die Aussperrung von Webern der Halpern'schen Teppichweberei (9vgl. Nr. 127 und 128 d. Bl) die Folge gehabt, daß die Arbeitsgenossen der Entlassenen sich mit diesen solidarisch erklärten. Von 50 Stühlen konnten daher am 9. Juni nur drei in Betrieb gesetzt werden. Man versucht nun, die Webstühle durch Hilfaarbeiterinnen bedienen zu lassen.
Wie demselben Blatte aus Bern berichtet wird, sind dort die organ ierten Splenglergehilfen mit folgenden Forderungen in eine Lohnbewegung eingetreten: Arbeitszeilverkürzung um eine Stunde täglich, Lohnzuschlag fr auswärtige Arbeit, Minimal- Stundenlohn von 46 Cts. und Zuschlag von 25 9 für Ueberzeit⸗ und Nachtarbeit sowie von 50 o für Sonntagsarbeit, Versicherung der Arbeiter gegen Unfall durch den Meister, Regulierung des Lehrlingswesens (ie ein Lebrling auf fünf Arbeiter im Maximum), Freigabe des 1. Mai, Lohnerhöhung um 100.
Ein internationaler Textilarbeiter⸗Kongreß wird vom 9. 6 zum 14. August in Roubair — Nordfrankreich — abgehalten werden.
Kunst und Wissenschaft.
XV. Kongreß für innere Medizin zu Berlin (9. bis 12. Juni).“)
Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung sprach Pro— fessor Behring über die experimentell begründete ätio-⸗ logische Therapie. Der Vortragende begann mit einer geschicht lichen Darlegung zu dem Zweck, die eigenartige Stellung der ätiolo⸗ gischen Therapie zu kennzeichnen, und äußerte sich eiwa folgendermaßen. Wem es früher darum zu thun war, die Wirkung eines Heilmittels zu prüfen, studierte am gesunden Thiere, welche Erscheinungen die Einbringung des Mittels in den Organismus auslöst. Daran schlossen sich gleichartige Versuche an gesunden Menschen. Daraus wurden dann die Grundsätze für die Darreichung des Mittels am Kranken= bette abgeleitet. Im bewußten Gegensatz zu dieser Arbeitsweise steht die Art, wie die Anhänger der ätiologischen Therapie in ihrer wissenschaftlichen Forschung vorgehen. Leitender Grundsatz ist bei ibnen, as künftlich krank gemachte Thier dazu zu benutzen, ein Heil mittel zu eiproben. Vortragender erklärte: In Marburg ist jetzt die Herstellung eines starken Tuberkulose⸗Toxins gelungen, von dem zu erwarten ist, daß es prattisch wird ausgenutzt werden können. Der Weg dazu war die Verwendung sehr virulenter Kulturen und die Ausscheidung aller Nebensubstanzen aus den Baecillenleibern. Es ißst die Aussicht größer geworden, ein Tuberkulose. Antitoxin zu gewinnen. Viel Arbeit wird freilich noch nöthig sein.
1 O. Vierordt⸗Heidelberg besprach die Wirkungen des Fods bei Erkrankungen des Zirkulationsapparats und befonders bei Angina pectoris. Die Ergebnisse, welche bei Ge⸗ säßerkrankungen und inzbesondere bei den von denselben verursachten Anfällen von Angina pectoris (Herzkrampf) durch diätetische Vorschriften,
Artikel mit 424 gegen 107 Stimmen beschlossen.
vom 23. Mai: Zwei französische Missionare der Evangelischen
) S. die Nrn. 133 und 134 deg „R. u. St. Anz.“
Sydrotherapie ꝛc. Mineralbadekuren eczielt werden, sind oft von vorn⸗ herein unbefriedigend; werden aber Erfolge erzielt, so sind sie nur in seltenen Fallen von Dauer. Dies hat den Vortragenden deranlaßt, in einer Reibe von zum tbeil sebr schweren, lange beobachteten Erkrankungen Ver ⸗ uche mit lange forlgesetzter Darrelchung kleiner Dosen von Jodsalien u machen, in ähnlicher Welle, wie dies schon seit einiger Zeit don ran jõsischen Autoren empfohlen wird. Das Ergebniß dieser Be= handlung ist in der Mebrzabl der Fälle ein höchst bemerkenswerthes und zu weiteren Versuchen ermunterades. Es bestand in einer auf- fälligen Besserung des Allgemeinbefindens. Hebung der Herzkraft und e r chung der Anfälle, jum theil bis zum Verschwinden. Einer dieser alsenten, der vorher beim Treppensteigen mehrfach nach wenigen Stufen were Anfälle gehabt bat. stieg päter über hundert Meter auf Berg⸗ wegen; ein anderer, der von täglichen Anfällen auf der Straße heim. gesucht und vollkommen dienstunfähig geworden war, versieht jetzt seit wei Jahren seinen Beruf. Vortragender belprach sodann dig Gegen- anzeigen der Jodbehandlung, die Höhe der Dosis, die beste Form der Darreichunng sowie die vorläufig hypothetische Art der Einwirkung des Mittels aut die Erkrankung und warnte schließlich vor dem Miß⸗ hrauch; die sorgfaltige Regelung der Lebengweise, Badekuren ꝛc. bleiben daneben zu Recht besteben. ᷣ
Hierauf besprach Professor Dr. Bene dikt⸗Wien den . Werth des Röntgen -Verfabrens für die innere Medizin“ Der Vortragende hoh die Bedeutung dieses Verfahrens zunächst für die Frkenntniß der Leistungen des Herzens im gesunden und kranken Zu⸗ stande herbor. Zunächst hat man mit einem Schlage eine richtige Unschauung über die Arbeite leiftung des Herzens bei Gesunden be⸗ sommen, welche früher arg überschäßzt wurde. Dadurch wurden auch die Ausgleichs vorgänge bei kranken Herjen viel verständlicher. Weiterhin ist man dadurch in der Lage, die Größen, und Lagerung ⸗· Verhältnisse des gesunden und des kranken Herzens am Lebenden genau ju erkennen, auch in Fällen, bei denen die frühere Methode der Beborchung und Beklopfung im Stiche ließ. Ferner ist man in der Lage, Veränderungen an den Gefäßen zu einer Zeit zu erkennen, in der es früher keinen sicheren Anbaltspunkt gab, und dadurch steigt auch die Chance, günstige Heilerfolge zu erzielen. Weiter wurde dadurch eine genaue Ginsicht in die Beziehung zwischen Herz und Zwerchfell gewonnen, sodaß man im stande ist, die Bewegungsverhältnisse des Zwerchfells, dessen einielne Theile als un- abhängig von einander erkannt wurden, zu sehen. Dies ist besonders wichtig für die Fälle von Verwachsungen des Herzbeutels mit dem Zwerchfell und in Fällen von Verwachsungen des letzteren mit dem Rippenfell. Was die Lungen anbetrifft, so zeigt das Verfahren die Füllungs verhältnisse dieses Organs mit Luft und gestattet so Rũckschlüsse auf krankhafte Vorgãnge. Cine gewisse Bedeutung hat das Verfahren für die frühzeitige Erkennkniß von Knochenkrankheiten, besonders jener der Wirbel; dieses Studium wurde jedoch meist den Chirurgen über⸗ saffen. Für den Nachweis vieler Arten von Fremdkörpern in der Brust- und Bauchhöble leistet das Verfahren Vorzüglicheg. Bei den Erkrankungen des Unterleibes ift es dagegen unsicher; am sichersten ist noch die Erkenntniß von Nieren und Blasenkonkretionen.
In der heutigen fünften nf, eistattete der Geheime Mediinal⸗Rath, Professor Eulenburg Berlin ein Referat über die Basedow'sche Krankheit. Er besprach zuerst die Definition dieser Krankheit, die Unterscheidung völlig entwickelter und unvoll⸗ kommener (abortierter, rudimentärer) Formen, sogen. formae frustes, und erörterte dann im Anschluß an dle geschichtliche Entwickelung die Vorstellungen, die man sich in den ungefähr 60 Jahren der Kenntniß dieser Krankheit über ibr Wefen und ihre Entstebung allmäblich gebildet bat. Die verschiedenen Grundanschauungen lassen sich der ,. nach unter scheiden in solche, die den Ausgangspunkt der Erkrankung in einer fehlerhaften Blutmischung, oder in einer primären Affektion des Rervenfystems, speziell einzelner Theile desselben, oder endlich in einer primären Lokalerkrankung des dabei konstant vergrößerten Organs, der Schilddrüse, zu suchen geneigt sind: hämatogene, neurogene und sthyreogene Theorien der Krankheit. Während in jeder von diesen' dreien ein richtiger Kern steckt, enthält doch keine für sich allein die ganze und volle Wahrheit; vielmehr ergänzen sie sich gegenseitig, insofern der allerdings bedeutungsvollen Schild⸗ drüfen- Erkrankung nicht nur eine Blutüberfüllung der Müse, sondern auch eine abnorme Blutbeschaffenheit vielfach zu Grunde zu liegen scheint, andererseits das von der erkrankten Drüse gelieferte, anormale Sekret ganz besonders im Nervenspstem seinen Angriff tpunkt findet und auf dieses krankmachend (pathogen) einwirkt. Alle drei auseinandergehenden Grundanschauungen haben denn auch, ihrer relativen Berechtigung entsprechend, für die Behandlung der Krankheit Schätzbares geleistet- die hämatogene“ nicht kloß durch Anwendung der die Blutbeschaffenheit bessernden medikamentösen Mittel, sondern noch mebr durch energische Befürwortung des die Fonftitution kräftigenden Verfahrens in Form geeigneter Diätkuren, Warm und Kaltwasserkuren und besonders der Klimakuren (Döhen⸗ klima), die sich bei Basedow⸗Kranken ausgezeichnet bewährt hahen. Den „neurogenen' Theorien verdankt man neben manchen Feblgriffen doch auch die keineswegs erfolglosen elektrischen und vsychischen Behandlungsweisen; der thyreogenen! Theorie endlich die neueste Aera operativer Eingriffe durch partielle Ausschneidungen der vergrößerten Schilddrüse (, Strumektomie“), über deren definitiven Heilwerth die Akten noch nicht geschlossen sind, während die aus Mißverständniß dieser Theorie vorgeschlagene innere Behantlung mit Schilddrüsen⸗ Präparaten sich, wie vorauszusehen war, nicht als erfolg- reich bewährt hat. Daran müsse man festhalten, betonte der Vor— tragende zum Schluß, daß eine Heilung der Krankheit in vielen Fällen zu erreichen sei und daß es Sache des kundigen Arztes sein werde, unter der großen Anzahl zu Gebote stehender Mittel und Heilverfahren die dem jedesmaligen Einzelfalle entsprechende in der nothwendigen Weise zur Anwendung zu bringen.
Der Chemiker, Geheime Hofiath, Professor Fresenius ist, wie . W. T. B.“ aus Wiesbaden meldet, in der vergangenen Nacht an einem Schlaganfall deselbst gestorben. Karl Remigius Fresenius wurde am 28. Dezember 1818 in Frankfurt 9. M. geboren, widmete sich seit 1335 der Pharmazie, studlerte dann in Bonn und Gießen Chemie, wurde 1841 Assistent bei Liebig und habilitierte sich 1843 in Gießen als Privatdozent. 1845 ging er als Professor der Physik, Chemie und Technologie an das landwirthschaftliche Institut in Wiesbaden und begrün⸗ dete dort 1848 ein Laboratorium, welches 1862 mit einer pharmgzeutischen Lehranstalt, 15668 mit einer agrikulturchemischen, speziell auch oenglo⸗ gischen Versuchtstatfon verbunden wurde, welche letztere 1881 ö ältester Sohn übernahm, während 1876 das landwirihschastliche In- stitut durch eine in Weilburg errichtete Landwirthschaftsschule ersetzt und 1877 das pharmazeutische Institut aufgehoben wurde. Das wiederholt wesentlich erweiterte Unterrichts-Laboratorium wird haupt⸗ sächlich von Chemikern besucht, welche sich der Technik und der Nah⸗ rungsmittel Chemie widmen wollen, und genießt auch im Auslande, vorzüglich in England, einen großen Ruf. Mit demselben ist ein Unter- suchungg. Laboratorium und scit 1884 ein bakteriologisches Institut ver bunden. Fresenius hat sich besonders um die analytische Chemie große Verdienste erworben und galt auf diesem Gebiet als Autorität ersten Rangegz. In den letzten Jahren beschäftigte er sich besonders mit der Unterfuchung von Mineralwässern, deren Resultate in den. Chemischen Unterfuchungen der wichtigsten Mineralwässer des Herzogthums Nassau⸗ (Wiesb. 1856 - 68 Heft 1 = 6) und in mehreren Monographien (ebendas. 1859 —– 90) niedergelegt sind. Er lieferte auch Analysen vieler anderer Quellen und schrieb ein Lehrbuch der Chemie für Landwirthe zc.“ (Braunschweig 1827); seine Hauptwerke aber, die in fast alle lebenden Sprachen übersetzt wurden, nd: Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse (Bonn is4i; 15. Aufl. Braunschweig 1886), und Anleltung zur quantitativen chemischen Analyse“ (das. 1846, 6. Aufl. i873 bis 1887, ? Bde.). Seit 1869 gab er eine „Zeitschrift für analytische Chemie (Wiesbaden) heraus. Seine in Gemeinschaft mit ll angegebene alkali- und acidimetrische Methode hat in der Technik allgemeine Anwendung gefunden (.Neue Verfahrungsweisen zur Prüfung der Pottasche und Soda, der Aschen, der Säuren“, Heidel- berg 18135. Außerdem schrieb er noch die „Geschichte des chemischen Laboratorsums ju Wiesbaden? (Wiegbaden 1873.
Bauten.
Aus Oppeln wird berichtet: An dem alten bie nr eg; in welchem ein Theil der Regierungsbureaur untergebracht ist, ist ein Erweiterungsbau in Angriff genommen worden. Derselbe soll dazu dienen, dem gegenüber der fortgesetzten Steigerung der Geschäfte immer 2 werdenden Mangel an augreschenden Bureau. räumen der Regierung Abhilfe zu verschaffen. — Wag die Bauten auf dem Gebiete des Eifenbahnwesens betrifft, so ist die Einfübrung des elektrischen Betriebes auf der Dampfstraßenbahn Gleiwitz = Deutsch⸗ Piekar zum 1. Januar 1898 angeordnet, Bezüglich der Straßenbahn Antonienbütie— Schwientochlowitz der Firma Kramer u. Co. sowie der Strecke Schwientochlowitz Beuthen der Firma Schikora u. Wolff hat die örtliche Prüfung stattgefunden. Zar Er⸗ theilung der Konzessionsurkunden für die Straßenbabnftrecken Königs bůtte = Schwientochlowitz, Zabrze = Beuthen und Schomberg Morgen ·˖ roth feblt nur noch die eisenbahnseitige Feststellung der Krenzungs. projekte mit anderen Geleisen. Ueber eine staatsseitig auszubauende Babn Gleiwitz ⸗Antonienhütte ⸗Neuberun sind Ermittelungen an⸗ geordnet.
Literatur.
Von dem durch den Kronprinzen Eriberzog Rudolf ins Leben gerufenen umfassenden Werke „Die österreichisch ungarische Monarchie in Wort und Bild: (Druck und Verlag der K. K. Hof. und Staatsdruckerei in Wien; Redaktion: Wien l, Stallburg), welches gemäß der Bestimmung Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Josepb als ein Chrendenkmal für Höchstdenselben unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hobeit der Kron⸗ prinzessin· Wittwe Erzherzogin Stephanie nach dem von dem Verewigten vorgezeichneten Plan und in seinem Geist und Sinn fortgesetzt wird, sind jetzt auch die beiden Bände (14, 15) ‚Böbmen“, der Mähren und Schlesien⸗ behandelnde Band (17) und der 4. Band von Ungarn“ (14) zum Abschluß gebracht worden. Von den beiden Ab⸗ sheilungen, welche Böbmen behandeln, enthält die erste die sehr an⸗ ziehenden landschaftlichen Schilderungen, die Vor⸗ und Landesgeschichte und die Volkskunde, während die jweite Abtheilung den Antheil dieses Landes an Musik, Literatur, Theater und bildenden Künsten darlegt und die volkswirthschaftlichen Verbältnisse zur Darstellung bringt, An der reichen Illustration des Werkes betheiligte sich die Durch lauchtigste Protektorin des Werks mit zwei Landschaftsbil dern. In dem 4. Theil von Ungarn? (Band 16) geben 14 ungarische Schriftsteller eine eingehende, allseitige Beschreibung des Landestheils fenseits der Donau. An der Spitze der Illustratoren stebt auch hier die Frau Kronprinzessin⸗Wittwe, Döchstwelcher sich die Erzherzogin Clotilde angeschloffen hat. Der 17. Band schildert in gemeinverständ⸗ sicher Weise alles, was die beiden Kronländer Mähren und Schlesien auszeichnet: eine große kulturelle Entwickelung seit dem Eintritt in die Geschichte, ein abwechselungs. und farbenreiches Volkeleben, die Er⸗ folge auf geistigem und volkswirthschaftlichem Gebiet in Vergangenbeit und Gegenwart. Gleich den früheren, ging auch dieser neue Band aus dem Zufammenwirken der bedeutendfsten literarischen Kräfte der beiden Kronländer hervor, wie auch für die Ausführung der Illu⸗ strationen ausschließlich Künstler herangezogen wurden, die der Monarchie angehören. Der Band Mähren und Schlesien enthält 41 Artikel, an' welchen fich 35 Schriftsteller betbeiligten; 284 Ilustrationen begleiten erkläͤrend und schmückend die Darstellungen; 22 Illustratoren bethätigten sich bei der Herstellung neuer Bilder, während e gn mehrere Werke älterer Meister (Jacob Alt, Amerling, Josef Krie huber, Jofef Manes ꝛc in Holzschnitt reproduziert sind, Endlich wurde auch dicfem Bande ein in Chrom o Tylographie ausgeführtes Trachtenbild: Iglauerinnen, Hannake und Jazek aus Jablunkau“ darstell end, beigegeben. Rm 15. Mai hat nun mit der 6. Lieferung ein weiterer Band zu erscheinen begonnen, welcher Galizien“ behandelt. Was dieses Kron⸗ land an Schätzen der Natur und der Kunst aufzuweisen bat, seine kulturelle Entwickefung feit dem Eintritt in die Geschichte, das Leben seiner Be⸗ völkerung, deren geistige und volkswirthschaftliche Bestrebungen sollen darin in Wer und Bild zur Darstellung gebracht und dem Terk Illustra⸗ tionen beigegeben werden, welche das Bedeutsamste bildlich ergänzen. — Bis jetzt liegen von dem großen Werke, an dessen ersten Bãänden sich der Kronprinz Ruzolf noch selbst schriftstellerisch bethätigt hat, nunmehr abgeschlossen folgende Bände vor; J.. Wien“. II. III. Meber⸗ sichtsbände . J. Abtheilung: naturwissenschaftlicher Theil, 2. Abthei- lung: ethnographisch - geschichtlicher Theil IV, Niederõsterreich · V. „Ungarn“, J. Band, VI. „ Oberösterreich und Salzburg., VII. Steiermark‘, VIII. „Kärnten und Krain?, IX. Ungain“, 2. Band, X. „Das Küstenland‘, XI. . Dalmatien', XII. . Ungarn‘, w ro md Mnäalbergee nn,, . Böhmen J. und 2. Abtheilung, TVI. „Ungarns, 4. Band, XXII. Mähren und Schlesien'. Im Erscheinen begriffen sind . Galizien? fowie Ungarn“ 5. Band. Jährlich werden 24 Lieferungen zum Preise von je 30 Kreuzer (50 3) ausgegeben. Alle Buchhandlungen nehmen Bestellungen fowohl auf einzelne Bände wie auf das Gesammt— unternehmen an.
fr. Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Herausgegeben von Dr. R odgero Prümers. 11. Jahrgang, 3. 4. 3 Posen, J. Jolowiez. 1856. — In diesem Heft schildert Robert Hassencamp eine polnische Königswahl aus dem 17. Jahrhundert. Sie bietet die charakteristischen Züge der polnischen Beschichte: Uneinigkeit der Magnaten, Bürgerkrieg, Ein- mischung der Nachbarn, welche verschiedenen Kandidaten durch Gewalt, List und Bestechung die Krone zu verschaffen suchen. Ein österreichi scher Erzherzog, ein französischer Prinz, der berühmte Feldherr Conds und ein brandenburgisch schwedischer Kandidat, der Pfalzgraf Philipp Wilhelm, bewarben sich bei der Wahl; nach langen Wirren erhielt keiner von ihnen, sondern ein einheimischer Edelmann aus dem alten Königsgeschlecht der Piasten die Krone — in der Hauptsache des⸗ halb, weil keiner der fremden Kandidaten reich genug war, sich eine zuverlässige Partei unter den Magnaten zu werben. — Ferner ist zu erwähnen der Anfang einer Studie Adolf War chauer's über die Stadtbücher der Provinz Posen. Die Stadtbücher enthalten Auf⸗ zeichnungen der Rechtegeschäfte, welche die städtischen Behörden im Mütelalter vornahmen, und sind in erster Linie eine hochwichtige Quelle für die Geschichte der freiwilligen Gerichtsbarkeit und der privat rechtlichen Beziehungen der Bürger unter einander; sie bringen jedoch daneben auch manche werthvolle Notiz zur Geschichte der städtischen Behörden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Rumänien.
Der Monat Mai war kühl und naß. Die außergewöhnlich starken und häufigen Regengüsse haben in Rumänien große Ueber⸗ schwemmungen und damit vielfach Beschädigungen der Ernte hervor⸗ gerufen. Indessen sind solche doch nur als partielle anzusehen, und im übrigen steht das Getreide in der ganzen Walachei ausgezeichnet. In der' Moldau ist der Stand der Wehzenfelder, die hier und da nicht gut überwintert haben, weniger ö dagegen werden die Aussichten für Gerste auch dort gerühmt. Mais ist überall in-· folge des küblen Wetters in der Entwickelung zurückgeblieben. Die Raptzernte wird durch das anhaltende Regenwetter beeinträchtigt.
Ernteaussichten in der Kolonie Queensland.
Ueber die Einteaussichten in der Kolonie Queensland liegt fol⸗ gende Nachricht aus Brisbane von Anfang Mai vor.
Während des Monats April, wo hbauptsäͤchlich die Aussaat von Weizen, Hafer u. s. w. stattzufinden pflegt, herrschte andauernd trockene Witterung, sodaß die Landwirthe mit vereinzelten Ausnahmen nicht im stande gewesen sind, ihre Felder vorzubereiten und zu besäen. Nur im Allora. Distrikt auf den Darling Downs soll einiger Weizen be⸗ reits in der letzten Hälfte des Mär; zur Einsaat gekommen sein.
Falls nicht bald nstise⸗ Wetter eintritt, so dürfte die nächste Ernte einen beträchtlichen Aufall aufjuweisen haben.
Der Ertrag der beranreifenden zweiten oder späten Maisernte wird voraussichtlich gleichfalls infolge der ungünftigen Witterung eine Verringerung erfahren. . ;
Auch die Kolonien Neu. Sũd. Wales, Victoria und Süd ˖ Australien haben theilweise schwer unter der andauernden Trockenheit gelitten.
Washingten, 10. Juni. (W. T. B.) Nach dem Junibericht des Ackerbau Bepartements beträgt das gesammte mit Frühjahrs und Winterweizen bebaute Areal jusammen 34569 060 Acres oder g9,8 C des in der letzten Saison abgeernteten Areals. Der Durch- schnittẽftand des Winterweizens ist 785 gegen 77.9 im vergangenen Jahre, derjenige des Frübjahrsweizens 89, s gegen 99, 9, des Hafers 89 gegen 98,8, des Roggens 89.9 gegen 85s? und der Gerste 23 gegen 986. — Der Stand der Baumwollen ist nach dem Bericht des Ackerbau ⸗Bureaus 83,5 /. Die gesammte Anbaufläche beträgt 103,5 o oder 24 091 394 Acres. Im allgemeinen fällt die Ernte drei Wochen später wegen des ungünstigen Wetters in den letzten Monaten, welches viele Nachpflanzungen nöthig machte.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Türkei. Durch Beschluß des internationalen Gesundheitsraths in Kon stantinopel ist die für Herkünfte von Derna und Benghazi an—⸗
geordnete ärztliche Untersuchung wieder aufgehoben worden. (Vergl. R.«Anz.“ Nr. 110 vom 11. v. M.)
Siam. Die siamesische Regierung bat für Herkünfte aus Swatau eine neuntägige Quarantäne angeordnet. Hongkong. Die Kolonialregierung in Hongkong hat Swatau und die Insel Form osa für pestverseucht erklärt und für Herkünfte von den genannten Orten Quarantäne angeordnet.
Aus den ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 23 vom 10. Juni.
Pe st.
Britisch-Ostindien. In der Stadt Bombay wurden, nach der „Bombay Government Gazette“, in den O5 Wochen vom 14. April bis 18. Mai 310, 195, 144, 98 und 67 Todesfälle an der Seuche festgestellt. Auch in Puna und Karachi ist ein Rückgang der Seuche bemerkbar; dagegen hat sich die Krankheit inzwischen über andere Orte ausgebreitet und in den neuergriffenen zugenommen, besonders in Mandwi auf der Insel Cutch, wo am 4. Mai 125 Personen an der Pest gestorben sind. .
Portugiesisch⸗ Indien. Laut Mittbeilung vom 7. Mai herrscht die Krankheit in dem nördlich von Bombay an der ostindischen Westküste gelegenen Daman. . . 8
China. In dem Bezirk von Swatau ist die Krankheit, einer Meldung vom 22. April zufolge, in den Orten Tatopu und Huilai ausgebrochen.
Cholera.
Britisch⸗Ostind ien. Kalkutta. Vom 25. April bis 1. Mai starben 101 Persfonen an Cholera, 9 an Pocken und 216 an Fiebern.
Gelbfieber.
Auf Cuba wurden nach den „Publid health rsports“ in Havanna in den beiden Wochen vom 30. April bis 13. Mai bei 70 bezw. 54 Neuerkrankungen 18 bezw. 14 Todesfälle (davon 18 bezw. id im Militärhospital) festgestellt, in Cardenas in den beiden Wochen vom 25. April bis 8. Mai bei 3 bejw. 8 Neu— erkrankungen 1' bezw. 2 Todesfälle, in Matanzas vom 22. April bis 5. Mai 3 Todesfalle, in Sagua la Grande vom 18. bis 24. April 5 Todesfälle, vom 25. April bis 8. Mai 5 (bei 67 Neuerkrankungen), in Santjago vom 2. bis 8. Mai und in Manzanillo vom 1. bis 15. April je 1 Todesfall. Ferner wurde in Rio de Janeiro vom 4. bis 10. April 1 Todesfall angezeigt.
Verschiedene Krankheiten.
ocken: Odessa und St. Petersburg je 4 Todesfälle; Paris 12, St. Petersburg 14 Erkrankungen; Flecktyphus:; Warschau 2 odes-⸗ falle; St. Petersburg 4 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moskau 3 Todesfälle; Genlckstarre: Regierungsbezirk Arnsberg 3, Kopen—⸗ hagen 3, New. Vork 8, Wien 2 Todesfälle; Regierungsbezirk Arns— berg 2, Kopenhagen 6. Wien 2 Erkrankungen; Influenza: Berlin 5, London 19, Moskau 2, Rew. Jork 4, Paris 2, St. Peterg⸗ burg 9, Rom und Wien je 2 Todesfälle; Kopenhagen 27. Stockholm 14 Erkrankungen; Tollwuth und Milzbrand in Moskau je 1 Todesfall; Keuchhusten: London 47 Todes- fälle. — Erkrankungen sind vorgekommen an Masern in Berlin 68, Breslau 52, in den Regierungsbezirken Arnsberg 507, Hannover 195, Lüneburg 159, Marienwerder 97, Posen 169, Wies⸗ baden 239, in München 83. Hamburg 65, Budapest 248, Edin burg 294, Kopenhagen 22, St. Petersburg 270, Prag 33. Wien 754 — desgl. an Scharlach in Berlin 31, Budapest 33. Edinburg 32, London (Krankenhäuserj 278, Paris 38, St. — 67, Stockholm 26, Wien 75 — desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 35, im Regierungsbezirk Arnsberg 120, Hamburg 20, Kopen⸗ hagen 32, London (Krankenbäuser) 122, Paris 44, St. Petersburg 141, Wien 44 — desgl. an Unterleibstyphus in St. Petersburg 82 — desgl. an Keuchhusten in Wien 56.
Aus Anlaß eines Sonderfalls hat die Königliche Wissen“ schaftliche Deputation für das Medizinalwesen dem Minister der geistlichen, Unterrichts. und Medizinal⸗ Angelegenheiten fiber die Frage, ob und eventuell unter welchen Voraus⸗ setzungen die Schutzpockenimpfung im stande ist, eine Dlspofition für die Erkrankung an Tuberkulose bezw. der Skrophulose zu schaffen, unter dem 10. März 1897 nach stehendes Gutachten erstattet:
Seit Entdeckung des Tuberkelbacillus als Ursache der Tuberkulose ist die Behauptung, daß durch die Impfung Tuberkulose entstebe, unmöglich geworden. Nun taucht die Behauptung auf, daß die Dis posttion zur Erkrankung an Tuberkulose durch die Impfung geschaffen werde. Die Annahme ist sehr verbreitet, daß durch Besteben oder den Ablauf gewisser Krankheiten im menschlichen Körper eine größere Empfänglichkeit für Erkrankung an Tuberkulose geschaffen werde. Dies wird z. B. angenommen von Zuckerbarnrubr, Masern, Keuch— husten und im allgemeinen von entkräftenden Krankheiten. Gebört dazu auch die kurzdauernde, fieberhafte Erkrankung, welche durch die Impfung bervorgerufen wird? .
Da Tuberkulose die häufigste Krankbeit des Menschen ist, werden natürlich auch eine Anzahl Geimpfter und Wiedergeimpfter an Tuberkulose früher oder später nach der Impfung erkranken. Wer solche Fälle sammelt, wird natürlich Material is Masse vorfinden; wer mehrere gesucht oder ungesucht zu Gesicht bekommt oder zu Gebõör. wird, wenn er sich nur den nächsten Eindrücken hingiebt, geneigt ein, die Thatsachen der früheren Impfung und der späteren Erkrankung an Tuberkulose in Zusammenbang zu bringen. Zur Zeit ist iedoch keinerlei Kennzeichen bekannt, aus dem man erkennen und dewetlen könnte, daß im Einzelfalle die nach der Impfung entstandene Tader kulose oder Skrophulose Wie der Impfung sei, oder woran man beweisen könnte, daß ein Einzelner nach der Impfung ur Srkrankang an Skrophulose oder Tuberkulose geneigter sei als nicht geimr te Menschen. Eine derartige auf den Einzelfall gerichtete Bedaud tung muß deshalb als willkürliche und unerweisbare gelten. ;
Sollte jedoch aus den Sterblichkeit derdältutffen im großen ein Beweis in dieser Richtung verfucht werden, so müßte